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Montag, 18. Juli 2016 Nummer 165 - Seite 17Aus der Stadt Gießen

»Heiß auf Bücher« beginntmit Kung-Fu-Lesung

Gießen (pm). Heute startet die zweiteAuflage der Ferien-Freizeit-Leseaktion»Heiß auf Bücher?!« der Stadtbibliothek.Dafür wurde Schauspieler und SprecherRainer Rudloff eingeladen, der im Konzert-saal des Rathauses aus Jeff Stones »Tiger-kralle« liest und parallel mit Kampfkünst-ler Malte Guhr Szenen aus dem Buch zeigt.Im Anschluss können die Zuhörer Kung-Fu-Übungen ausprobieren. Los geht es um14.15 Uhr, der Eintritt ist frei. Zudem istdie Stadtbibliothek für die Anmeldung zurLeseaktion zwischen 14 und 16 Uhr geöff-net. Kinder zwischen acht und zwölf Jah-ren können sich dann bereits die ersten Ak-tionsbücher mit nach Hause nehmen.

Rainer Rudloff und Malte Guhr (l.) spielenSzenen aus »Tigerkralle« nach. (Foto: pv)

Erste Bewerbung fürVeit-Nachfolge

Gießen (mö). Nur wenige Tage nach derAnkündigung des SPD-Bundestagsabge-ordneten Rüdiger Veit, bei der Bundestags-wahl im Herbst 2017 nicht mehr anzutre-ten, gibt es eine erste Bewerbung für dieNachfolge. Die Kreistagsabgeordnete Mela-nie Haubrich aus Gießen hat ihren Hut inden Ring geworfen und in einer E-Mail dieheimischen Jungsozialisten um Unterstüt-zung für ihre Bewerbungum die SPD-Kandidaturim BundestagswahlkreisGießen/Alsfeld gebeten.

Die Bewerbung der32-jährigen promoviertenWirtschaftsanwältin ist in-sofern logisch, da sie 2013Veits Ersatzkandidatinwar und auch auf Platz 16der hessischen Landeslistekandidierte. Außerhalb ih-rer Partei ist die im Süd-viertel lebende Haubrich zwar noch weitge-hend unbekannt, intern indes hat sie schoneinige Sprossen auf der Karriereleiter er-klommen und gehört unter anderem alsBeisitzerin dem Landesvorstand der Hes-sen-SPD an.

Die SPD-Unterbezirke Gießen und Vo-gelsberg wollen die Nachfolgefrage nachder Sommerpause zügig klären und imHerbst einen Nominierungsparteitagdurchführen. (Foto: pv)

Haubrich

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Gottesdienst auf der Lahn – Zu einem Ka-nutour-Gottesdienst auf der Lahn hatteStadtjugendpfarrer Alexander Klein einge-laden. Zehn Boote mit ehrenamtlichen Mit-arbeitenden aller Altersgruppen aus derKinder- und Jugendarbeit starteten zur Ta-gestour von Gießen nach Wetzlar. An dreiStationen auf dem Wasser trafen sich dieTeilnehmer und feierten miteinander Got-tesdienst, der sich um Wege aus Lebenskri-sen und die biblische Geschichte derSturmstillung durch Jesus drehte. Mitar-beitende aus dem Stadtjugendpfarramthatten den Transport der Boote organisiertund einen Grillplatz vorbereitet.

Schnuppern beim Seniorentanz – ZumSchnuppertag hatte die Seniorentanzgrup-pe der Nordstadt (immer 14 bis 15.30 Uhr)kürzlich ins Stadtteilzentrum eingeladen.Seit vielen Jahren ist die Gruppe fester Be-standteil des Stadtteils. Zurzeit gehenmeist zehn bis 15 Teilnehmer einmal wö-chentlich ihrer Leidenschaft nach. Rund 30Personen nutzten kürzlich die Möglichkeit,einen Einblick zu bekommen. Dabei leiteteIngrid Rauscher wie gewohnt die Gruppean und gab Takt sowie Schrittfolge vor. DasPensum der Senioren war beachtlich. Sostanden, bis auf eine kurze Unterbrechungdurch das Mittagessen, rund drei StundenTanz mit musikalischer Begleitung auf derTagesordnung. Dabei kamen selbst die un-terstützenden Studenten ordentlich insSchwitzen. Getanzt wurde unter anderemim Block und in der Gruppe. Organisiertwurde der Tag durch das Stadtteilmanage-ment des Nordstadtvereins in Kooperationmit dem Institut für Wirtschaftslehre derJustus-Liebig-Universität Gießen. Überden gelungenen Nachmittag hinaus gilt füralle Interessenten: Sie können jederzeit amAngebot teilnehmen. Gerne sind auch al-leinstehende Senioren willkommenen. Wei-tere Infos gibt’s im Nordstadtzentrum.

Gießkannen im FokusFotowettbewerb: Bis zum 1. August können Aufnahmen eingereicht werden – Preise winken

Gießen (chh). Das Gießkannenmuseumsucht zusammen mit der Gießener Allgemei-nen Zeitung die schönsten Gießkannen-Fo-tos. Noch bis zum 1. August können Hobby-fotografen ihre Bilder in den beiden Katego-rien »Drinnen« und »Draußen« einreichen.Eine Jury, die sich aus Vertretern des Muse-ums, der Gießener Allgemeinen sowie ausKulturexperten zusammensetzt, wählt dieGewinner aus, die sich über hübsche Preisefreuen können.

Vielleicht gehört ja auch Jessica Schnellba-echer dazu. Sie hat die aufgereihten Gieß-kannen in der Holzhütte fotografiert. »Er-stellt wurde das Foto bereits vor ein paarJahren an einem schönen Herbsttag, als wirunseren Garten winterfest gemacht hatten.Unser Opa hatte alle Gießkannen, die beiuns im Sommer rund ums Haus verteilt zumGießen parat stehen, eingesammelt und imUnterstand aufgestellt. Mir hat der Anblickso gut gefallen, dass ich ein Foto davonschießen musste.«

Die Fotos – mit Datum und Angabe zumFundort – sollten digital und mit hoher Auf-lösung an info@giesskannenmuseum.de ge-sendet werden. Auch analoge Aufnahmensind möglich (Gießkannenmuseum, Kaiser-straße 11, 35398 Gießen). Gerne können Siedarüber hinaus schriftlich noch weitere Hin-tergründe zu den Fotografien mitliefern.

Die ausgezeichneten Fotografien werden indieser Zeitung veröffentlicht. In Reih und Glied stehen die Gießkannen, die Jessica Schnellbaecher abgelichtet hat.

Drei Fluchtwege nach EuropaBenefizlesung mit Melanie Gärtner aus »Grenzen am Horizont«

Gießen (pm). Die ursprünglich für Märzgeplante Benefizlesung mit Melanie Gärtnerwird am morgigen Dienstag um 19.30 Uhrim Netanya-Saal (Altes Schloss) nachgeholt.Das Literarische Zentrum Gießen veranstal-tet im Angesicht der aktuellen Flüchtlingsla-ge und als Zeichen gegen Fremdenhass damitseine erste Benefizlesung. Die Lesung ist derzweite Teil der Reihe »Fluchtgeschichten«,nachdem die Dramaturgin und Lektorin Uti-cha Marmon in der Stadtbibliothek aus ih-rem Kinderbuch »Mein Freund Salim« gele-sen hatte.

In Gärtners Buch »Grenzen am Horizont:Drei Menschen. Drei Geschichten. Drei Wegenach Europa« geht es um den gefährlichenWeg dreier Männer aus Mali, Kamerun undIndien nach Europa. Sekou, Cyrille und Ba-bu werden in der spanischen Exklave Ceutafestgehalten. Das Leben in dieser Zwischen-station wird zum Alltag. Vor ihrer Reiseglaubten sie, in Europa endlich die Möglich-keit zu haben, in Freiheit und Selbstbestim-mung leben zu können, doch sie werden vorzahlreiche Hindernisse gestellt.

Melanie Gärtner ist Autorin und Filmema-cherin. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten ge-hören die Themen Flucht und Migration,Menschenrechte und Entwicklungszusam-menarbeit. Sie reiste für ihre Recherchennach Mali, Kamerun und Indien, um aus ers-ter Hand zu erfahren, was die jungen Män-ner im Einzelnen dazu bewegt, ihre Heimatzu verlassen.

Begleitet wird die Veranstaltung von Gärt-ners Dokumentarfilm »Im Land dazwi-schen«, der das Alltagsleben der drei Flücht-linge in Ceuta zeigt. Die in der Flüchtlings-problematik oft untergehenden Individual-schicksale werden hier sichtbar gemacht.

Die Eintrittskarten, erhältlich in der Tou-rist-Information, können am Abend der Le-sung gegen Spendenquittungen getauschtwerden. Es stehen drei Ticketpreise (50, 10

und 5 Euro) zur Auswahl. Für Flüchtlinge istder Eintritt frei. Sämtliche Einnahmen kom-men der Caritas-Aufnahmegruppe für jungeFlüchtlinge ohne Eltern zugute.

Sekou, Cyrille und Babu werden in der spanischen Exklave Ceuta festgehalten. Das Lebenin dieser Zwischenstation wird zum Alltag. (Foto: Cover)

Klassik und FolkloreBasilika-Konzert mit dem Adamus Ensemble begeistert Gäste

Der Meisterkonzertverein hatte gut darangetan, das Adamus Ensemble aus Prag nachvier Jahren erneut zum Basilika-Konzerteinzuladen, und das zahlreiche Auditoriumwusste dies am Sonntag zu honorieren. Wieabermals deutlich wurde, ist es ein echterGewinn, dass die Konzertreihe wieder in derromanischen Basilika auf dem Schiffenbergmit der altehrwürdigen Atmosphäre undhervorragenden Akustik stattfindet.

Drei gewichtige Kompositionen der WienerKlassik waren der ersten Programmhälftevorbehalten. In Wolfgang Amadeus MozartsQuartett F-Dur KV 370 gefiel von Beginn andie erfrischend feine, finessenreiche Tonge-bung. Jan Adamus (Oboe), Marie Fuxová(Violine), Zbynek Pad’ourek (Viola) und JitkaVlasánková (Cello) artikulierten durchweglebendig. Ihre harmonisch aufeinander abge-stimmte Interpretation des Allegro-Kopfsat-zes war ohne Fehl und Tadel, brachte über-dies den zeitlos-eleganten Stil sehr anspre-chend zur Geltung. Emotional zu berührenvermochte die schwermütige Oboenmelodieim Adagio. Animierend munter wirkte dage-gen die Musik im Rondo-Finale. Hier bekambesonders Adamus in den kniffligen Passa-gen Gelegenheit, mit seiner Virtuosität auf-zutrumpfen.

Im Vergleich zu Mozart barg das Streich-trio c-Moll op. 9 Nr. 3 von Beethoven einen

dramatischeren Ausdrucksgestus. Dem spür-te das Ensemble in seiner dynamisch zuge-spitzten Darbietung inspiriert nach. Raffi-

niert förderten die Künstler den komplexenAufbau des eröffnenden Allegros zutage. Ex-pressivität paarte sich im Adagio mit musi-kalischer Beseeltheit. Anspringende Direkt-heit versprühte das zackig rhythmisierteScherzo. Das elanvoll gemeisterte Schluss-Presto bildete einen starken Abschluss. Da-nach, in Mozarts Adagio KV 580a, fasziniertedas warme, intime Klangbild des Englisch-horns, so gefühlvoll, doch unpathetischspielte Adamus darauf und hatte dabei inden Streichern kongeniale Musizierpartner.

Nach der Pause folgten beliebte tsche-chische Komponisten. Von unkomplizierterArt war das Quartett g-Moll von Georg Dru-schetzky. Beschwingte Akzente setzten mitden Folkloreelementen das erste und dritteMadrigal von Bohuslav Martinu im rhyth-misch prägnanten Zusammenspiel der Violi-nistin und des Bratschisten. Einen ruhigenGegenpol zu den Rahmenstücken bildete daszweite Madrigal. Noch schlüssiger hätte manangesichts des subtilen klassischen Stils desQuartetts Nr. 1 C-Dur von Franz Krommerden Bogen zu Mozart kaum zurückschlagenkönnen. Für den kräftigen Beifall dankte dasEnsemble mit einer Zugabe. Zum Saisonaus-klang der Basilika-Konzerte tritt am Sonn-tag, 7. August, um 11.30 Uhr an selber Stelledas Leipziger Blechbläserquintett em-BRASSment auf. Sascha Jouini

Marie Fuxová und Zbynek Pad’ourek wid-men sich drei Madrigalen für Violine undViola von Bohuslav Martinu. (Foto: jou)

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