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Anwendung der Folien Soziale Funktionen von

Coaching-Identitäten oder: Coaching in «verrückten Zeiten» Coaching! Zwischen Boom und professionellem Nutzen Zürich, 12. Mai 2014

Prof. Dr. Eric Lippmann

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Zentrale Fragen und Thesen

•  Wir sind viele und ein wenig verrückt: ganz normal oder was?

•  Weil die Postmoderne dem Einzelnen keinen festen Halt mehr gibt, wird «Identität» vermehrt zum Thema

•  Je fragmentierter und multipler wir werden, desto virulenter wird die Frage nach der Identität…

•  …und es wächst die Sehnsucht nach einer klaren Identität

•  Gibt es eine «Einheit», ein Kernselbst? Und wenn nicht, was dann?

•  Vielfalt und Fragmentierung können eine Chance sein: «Chamäleon»

•  Identität heisst, mit Paradoxien umgehen können

•  Und was heisst das alles bezüglich Coaching in verrückten Zeiten?

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Kinder- wunsch-Coaching

Eltern-Coaching

Paar-Coaching

Job-Coaching Führungs-Coaching

Team-Coaching

Fitness-Coaching

Body-Coaching

Finanz-Coaching Vorsorge-Coaching

Mental-ing Sinn- /Mental-

Coaching

Fünf Säulen der Identität

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Soziales Netz &

Beziehungen

Beruf &

Arbeit

Körper &

Leiblichkeit

Besitz &

Materielles

Glaube, Werte,

Normen &

Sinn

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Herkunft & Identität: Sag mir woher du kommst und ich sage dir, wer du warst

Herkömmliche Mutter-Vater-Kind-Triade (pater semper incertus) ist nicht mehr «unique»

}  Viele Konstellationen sind heute möglich. Im Extremfall wird ein Kind mit zwei Vätern und drei Müttern geboren

}  «Multiple Identität» schon vor der Geburt

}  Kinderwunsch-Coaching }  Eltern-Coaching usw.

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Partnerschaft & Hinkunftsfamilie: Sage mir, mit wem du wohin gehst und ich sage dir, wer du wirst

•  Zunahme der Individualisierung- und Flexibilisierung

•  Zunahme serieller Beziehungen, Lebensabschnittspartnerschaften

•  Spektrum von Single über «Pacs» bis Polyamorie

•  Biographischer Pluralismus wird zur Norm

•  Paradoxie: Liebesideal wird umso erstrebenswerter, je mehr es real widerlegt wird

•  Kind ist heute zunehmend ökonomische Belastung versus Kind wird zur letzten verbliebenen, unaufkündbaren Primärbeziehung

•  ! Paar-Coaching

•  ! Erziehungs-Coaching usw.

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Virtuelle Identitäten: Ich bin online, also bin ich

Chancen:

•  Selbstoffenbarung, Selbsterkundung, Selbstfindung fördern

•  Ermöglicht Probehandeln für die «Realität draussen»

•  Virtuelle Beziehungen in den realen Alltag übertragen durch real-life-Treffen (Stellen- oder Partnersuche im Netz)

Gefahren:

•  Überforderung durch Optionenvielfalt (z.B. Partnerwahl, Xing etc. )

•  «Fakes» Identitätstäuschungen im Netz

•  Sich ausstellen im Netz (z.B. Gefahr bei Stellensuche)

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E-Interaktionen ermöglichen virtuelle Identitätsformen

Internet intensiviert und beschleunigt Megatrend der Individualisierung

}  Identität wird noch fragileres Konstrukt ! E-Coaching

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Arbeit, Beruf und Freizeit: Ich arbeite, also bin ich

«Jeder ist seines Glückes Schmied» Der Druck zur ständigen Qualifizierung wächst. Wir müssen uns selbst vermarkten: «ICH-AG, ICH-Aktie, eigene Unique Selling Proposition, ICH-Marke, Employability» } Jede/r ist einzigartig oder alle machen artig mit

und meinen sie seien einzig

Der flexible Mensch: Modularer Mensch, Crowdsourcing, Liquid Resources, Slashers, Sohos , …

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Die Säule Arbeit

•  Sind kreative Opportunisten gefragt? Und wenn das alle sind, wo bleibt dann die Originalität?

•  Gesucht sind «Arbeitskraftunternehmer/innen», doch welche Art der Führung benötigen sie? }  Polyarchie, Complex adaptive leadership? (Obolensky 2010)

•  Der Arbeitskraftunternehmer läuft Gefahr, sich selbst weg zu rationalisieren. Wo ist die Grenze der «Lean Production»? }  Geschichte von Nasrudin mit dem Esel («Ich hätte nur noch ein wenig Zeit

gebraucht, um ihn daran zu gewöhnen, von gar nichts zu leben»)

•  Wir stehen mit anderen in Konkurrenz, sollen aber gleichzeitig arbeitsgruppenintern oder in Netzwerken kooperieren

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Die Chamäleon-Metapher: flexibel sein und Farbe bekennen: Folgerungen

• Augen : 342 Grad Sichtfeld: Blick fürs Ganze und im Detail Folgerung: Achtungsvoller Umgang mit Aufgabe, Kontext,

anderen Personen und sich selbst.

• Zangenfüsse: Das Dauerhafte im Flexiblen Folgerung: Auch bei schnellen Change Prozessen: Greifbar

und verbindlich bleiben.

• Wickelschwanz: Verankerung im Wandel Folgerung: Flexibel sein und sich festhalten, um Ziele zu

erreichen. Karriereanker als Hilfe.

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Die Chamäleon-Metapher: flexibel sein und Farbe bekennen: Folgerungen

• Schillerschuppen: Farbwechsel vor allem für die Kommunikation Folgerung: Bekenne Farbe und passe Dich an.

• Häutung: Lebenslanges Wachsen, Wandel von innen her

Folgerung: Eigenen Rhythmus beachten bei der Wahl der Optionen, Miteinbezug des (inneren) Teams bei Change Prozessen

• Mimese und Thanatose: Flexibilität, Tarnung und Schutz; Folgerung: Einfallsreichtum und Flexibilität. Sich vor

Gefahren schützen, «Stürze» auffangen.

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Leiblichkeit & Embodiment: Ich bin da, also bin ich

Einfluss des Körpers auf das Mentale:

•  Lachmuskeln aktivieren und Cartoons nach Lustigkeit einordnen

•  Handflächenexperimente und Einnahme von Keksen bzw. Kreativität

Einfluss vom Mentalem auf die Körperhaltung:

•  Soziale Einbettung und Einschätzung der Raumtemperatur

•  «Priming» Experimente: z.B. Wörter zum Thema «Alter» ! langsamere Bewegungen

Embodiment:

•  So wie man geht, so geht es einem; So wie es einem geht, so geht man ! Coaching muss diese Erkenntnisse nutzen, um zu nutzen

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Wo wohnt das „Ich“ oder gibt es ein „Selbst“?

Naturalistische Auffassung eines «virtuellen Selbst»

•  Metzinger (2010): «Ego –Tunnel»

•  Gegenthese: Es gibt ein «Selbst»:

•  Wenn es kein «Kernselbst» gibt, was dann - ein «leeres Selbst»?

•  Wir tun so, als ob wir ein «Kernselbst» oder «Zentral-Ich» hätten

•  Das sorgt für eine gewisse Konstanz in der Unsicherheit

•  Wir scheitern weniger am Paradox des Versprechens (vgl. später)

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Identität & Besitz: Ich bin, was ich habe

•  Haben-Modus (Fromm) mischt sich mit «Spiele-Modus» (Rifkin: die proteische Persönlichkeit)

•  Siehe Finanzmärkte, an denen mehr als das 70fache umgesetzt wird als in der realen Wirtschaft

! Klaus Schwab: da ist etwas nicht mehr in der Balance

•  Beziehungen werden vermehrt zu Marktbeziehungen, das gilt sogar im Bereich der Partnerschaften (Illouz: Warum Liebe weh tut)

•  Statt Produkte werden (Kunden-)Beziehungen zentral

•  Facebook als Symbol: mit (virtuellen) Beziehungen Geld verdienen und Kontrolle über Beziehungen gewinnen (Zuckerberg: «Die Gesellschaft wird besser, wenn wir alle offen zeigen, wer wir sind»).

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Glaube, Werte & Identität: Ich glaube, also bin ich

•  Fromm: Statt «Ich habe einen Glauben», «Ich bin im Glauben»

•  Vielzahl von Religionen: Religiosität nimmt nicht ab, sondern sie individualisiert sich - Religion à la carte (Traub 2006)

•  Kampf um «richtige Religion» wird anhalten

•  Toleranz bleibt zentrale Haltung

Ringparabel - egal wer den «richtigen Ring» trägt, auf welcher Religion basierend eine Person handelt: «Nicht im Streit, nur im Wettstreit um das Gute wird man vor Gott und Menschen angenehm» (Kuschel, 2004).

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Identität & Sinngebung: Ich gebe dem Leben Sinn, also bin ich

Narrative Identität: Geschichten versorgen das Selbst mit Sinn

Sinngebungsprozesse:

• Nur wir selbst können unserem Leben einen Sinn geben

• Die Antwort ist nicht in Worten, sondern in der Tat, durch ein Tun gegeben (Viktor Frankl)

• Es liegt in meiner Hand (was heisst das fürs Coaching?)

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Identität & Paradoxie: Ich bin verrückt, also bin ich

Paradoxien im Zusammenhang mit Identität:

•  Wunsch nach Eindeutigkeit, Individualität ↔ Optionen offen halten

•  Sehnsucht nach Sicherheit, Kohärenz ↔ Furcht vor Erstarrung

•  Alles ausser gewöhnlich zu sein (Förster & Kreuz 2007) wird zur «Sei-Spontan-Paradoxie», vor allem, wenn alle dem nacheifern.

•  Identität als Werdendes ↔ Versprechen, wer ich sein werde (z.B. Nasrudin’s Angaben über sein Alter)

•  Wenn es heute normal ist, dass wir ein bisschen «verrückt» sind, dann besteht eine Paradoxie: Ist dann «Verrücktheit» eine völlig normale Erscheinung?

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Paradoxien im Coaching

• Coaching ist zu einem guten Teil ein «Personengeschäft», das stark auf Vertrauen und Beziehung basiert – aber für den Erfolg ist das Kundensystem mindestens so wichtig wie das Beratungssystem

• Multiple Persönlichkeiten erfordern «multiple Coachs» mit multiplen Schulen, Theorien ! wer, was ist somit (m)ein Coach? USP?

• Personengeschäft einerseits versus Tatsache, dass viele Beratungsdienstleistungen (OE, Coaching-Pool) nur in einem Teamwork zu leisten sind

• «Scharlatanerie Problem» des Coachings (Kühl): Wie kann eine «Profession», die um ihre Identität ringt («alles Coaching oder was?») andern helfen, in ihrer (beruflichen) Identität eine Festigung zu finden?

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Paradoxien im Coaching (Fortsetzung)

• Aber: Je mehr die Kundensysteme selber um ihre Identität ringen, eine Stütze in der Multioptionsgesellschaft brauchen, desto mehr boomt Coaching.

•  Identität als Prozess: «Ich werde, also bin ich (nicht).» Coaching unterstützt Kundensysteme in ihren Werdungs- und Reflexionsprozessen. Coachs benötigen dafür selber permanente Reflexionsprozesse: somit lebt die Branche zu einem guten Teil von sich selbst (Kühl: «Schneeballsystem»).

• Je mehr Führung auch «Coaching»-Funktionen übernehmen soll (mit Grenzen!), desto mehr braucht Führung auch Reflexionsgefässe, und das in einer Zeit, wo alles immer schneller gehen soll! ! verrückt

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Fazit

• EIGENTLICH BIN ICH JA GANZ ANDERS……..

• BLEIBEN SIE ETWAS VER-

RUECKT….

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Die paradoxe Intervention bei Zelig

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