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Es handelt sich dabei um ein 64 seitiges Buch zur Ausstellung Ayelet Carmi in Hannover.das Buch ist auf Deutsch und Hebräisch.
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S c h a t t e n d e r
F l ü g e l
A y e l e t C a r m i
אלפיים רגל
geboren 1967 in Kibbutz Beit Hashita, I srael
lebt und arbeitet in Herzliya, I srael
E i n z e l a u s s t e l l u n g e n
2010 · Two Thousand Feet, Gallery 39 ,
Tel Aviv, I srael
2009 · S imple botany of dreams, Goren
gallery, academic college of Emek
Yezreel , I srael
2008 · Alexantropia , Gallery 39 , Tel Aviv,
I srael
2004 · S iamese Twins, Museum of Art, Ein
Harod, Israel
2003 · Bring Me the Head of Prince Char-
ming, Kibbutz Art Gallery, Tel Aviv,
I srael
2000 · My Last Travels in the Continent,
Kibbutz Art Gallery, Tel Aviv, I srael
1999 · Satellite Explorers , The New Artists ’
Quarter Gallery, Kiryat Tivon, Israel
1996 ·The Artists ‘ House, Jerusalem, Israel
· Paintings , Kibbutz Art Gallery,
Tel Aviv, I srael
A u s g e w ä h l t e G r u p p e n a u s s t e l l u n g e n
2010 ·More than Canvas, Tel Aviv Museum
of Art, I srael
· Eating the heart, The Artists ‘
Residence, Herzliya, I srael
2009 · Something in the white , The house of
culture and art, Nazareth, Israel
2008 · Residents artists show, The Artists ‘
Residence, Herzliya, I srael
2007 ·The Beauty of the Void, Gallery 39 ,
Tel Aviv, I srael
· Space /Street, The Artists ‘ Residence,
Herzliya, I srael
2005 ·On the Banks of the Yarkon: The
Yarkon River in Israeli Art, Tel Aviv
Museum of Art, I srael
· Red Flag, The Print Workshop,
Kibbutz Nirim, Israel
2001 · Staged Occurrence, Art Center,
Jerusalem, Israel
2000 · Magician, Wizard, and Artist Meet,
The New Artists ’ Quarter Gallery,
Kiryat Tivon, Israel
1994 · Separate Worlds, Tel Aviv Museum of
Art, Tel Aviv, I srael
B e s o n d e r e P r o j e k t e
2009 · Earth writing discipl ine, Wandmale -
rei im Art+ hotel , Tel Aviv, I srael
A u s z e i c h n u n g e n
2003 · Lobende Auszeichnung, F irst Portrait
Projekt, I srael National Lottery
Council for the Arts
V i t a
A y e l e t C a r m i
1 . 2010 , Öl auf Kunststofffolie ,
322 x 162 (Detail )
2. 2010 , Öl auf Kunststofffolie ,
155 x 250 (Detail )
3. 2010 , Installationsansicht
L JGH, Hannover
4. 2010 , Öl auf Kunststofffolie ,
194 x 118
5. 2010 , Öl auf Kunststofffolie ,
226 x 240 (Detail )
6. 2010 , Öl auf Kunststofffolie ,
322 x 162 (Detail )
7. 2010 , Öl auf Kunststofffolie ,
322 x 162
8. 2010 , Öl auf Kunststofffolie ,
70 x 100
9. 2010 , Installationsansicht
L JGH, Hannover
10. 2010 , Öl auf Kunststofffolie ,
70 x 140
11 . 2010 , Öl auf Kunststofffolie ,
100 x 70
12 . 2010 , Öl auf Kunststofffolie ,
158 x 74
13 . 2010 , Installationsansicht
Gallery 39 , Tel Aviv
14 . 2010 , Öl auf Kunststofffolie ,
226 x 240 (Detail )
A1. 2010 , Öl auf Kunststofffolie ,
100 x 70 ,
S imulation der Bildüberlagerung
durch Druck auf Transparentpapier
A2. 2010 , Öl auf Kunststofffolie ,
70 x 100 (Detail ) ,
S imulation der Bildüberlagerung
durch Druck auf Transparentpapier
B i l d v e r z e i c h n i s
1
2
3
4
5
Poet i sch kl ingt der Ti t el „Schat ten der
Flügel“ und atmet den Geist der hebräischen
Bibel . Das bee indruckt mich . Vor meinen Au-
gen schweben die Werke von Ayelet Carmi ge-
radezu. Mitten zwischen Mensch und Technik
öffnet sich die Weite des Himmels – ohne den
Bezug zur Erde zu verlieren.
„Schatten der Flügel“ weckt beim Betrach-
ten die Sehnsucht nach Geborgenheit und zu -
gleich nach Eigenständigkeit. Da leuchtet das
Wechselsp iel von Theonomie und Autonomie
auf . Und das setzt in Bewegung, e in Verhar -
ren i st kaum mögl ich . „Unter dem Schat ten
deiner Flügel habe ich Zuflucht” 1 assozi iere
ich ebenso wie : „Wie oft habe ich deine Kin -
der versammeln wollen, wie e ine Henne ihre
Küken unter ihre Flügel ; und ihr habt nicht
g e w o l l t . “ 2 Da s Wag n i s d e s L e b e n s u n d d e s
G l au b e n s k o m m t i n d e n We r k e n v o n A y e l e t
Carmi neu zum Ausdruck im Wagnis zeitgenös-
s ischer Kunst.
„Unter dem Schatten deiner Flügel“ lautet
der Titel der Tagebuchaufzeichnungen Jochen
Kleppers . 3 Auch das geht mir als Christ durch
den Kopf be im Betrachten der abgeb i ldeten
Frauen. Jochen Klepper, der evangelische Jour-
nalist, Schriftsteller und Dichter geistlicher
Lieder war verheiratet mit der Jüdin Johanna.
Unter dem menschenverachtenden Druck des
N at i o na l s o z i a l i s m u s na h m s i c h d i e Fa m i l i e
1 9 4 2 da s L e b e n . S c h i e r u n e r s c h ü t t e r l i c h e s
Gottvertrauen prägten sie . Sie hatten ein kla-
res Wissen darum, dass die Verachtung der Ju -
den im tiefsten Grunde die Verachtung Gottes
bedeutet. Dieses Wissen ist wach zu halten.
I ch b in davon überzeugt, dass „Schat ten
der Flügel“ von Ayelet Carmi wesentlich dazu
beitragen kann, die wechselseit ige Achtsam -
ke it gegenüber Menschen anderen Glaubens
zu vertiefen. Das ist nötig , auch heute .
Der l iberalen jüdischen Gemeinde gratu -
liere ich zu diesem Schritt, sich zu öffnen für
die Kunst und die Begegnung. Die Begegnung,
Zusammenarbeit und geistliche Verbundenheit
zwischen Juden und Christen s ind in Hanno-
ver über Jahre hinweg gewachsen. S ie stehen
auf festem Grund. Neu ist, dass hier nun die
jüdische Gemeinde einlädt, die Kunstwerke ei -
ner israelischen Künstlerin von verschiede -
nen Seiten interpretieren zu lassen, allem vo-
ran durch die Zusammenarbeit mit dem Haus
kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutheri -
schen Landeskirche Hannovers . Dies verdient
hohe Anerkennung für die l iberale jüdische
Gemeinde!
Im Namen der Hanns - L i l j e - St i ftung wün -
s c h e i c h d e r A u s s t e l l u n g u n d d e n s i c h a n -
schließenden Begegnungen viel Erfolg!
Dr. Christoph Dahling-Sander
Geschäftsführer der Hanns-L il je -Stiftung
G r u s s w o r t
1 Ps . 57 ,1 .
2 Mt. 23 ,37 .
3 Jochen Klepper: Unter dem Schatten deiner Flügel . Aus den Tagebüchern der Jahre 1932 – 1942 ;
Gießen: Brunnen Verlag, 1997 .
Da s K u n s t m u s e u m i s t, z e i t l i c h g e s e h e n ,
eine relativ junge Institution. Im Prinzip han-
delt es s ich bei ihm um eine bürgerliche Ein -
r ichtung . S ie n immt ihren Anfang im ausge -
henden achtzehnten Jahrhundert nach der
Französischen Revolution und entwickelt sich
verstärkt im neunzehnten und zwanzigsten
Jahrhundert. Vorher gab es die nicht spezia -
l isierten Kunstkammern der Fürsten, die ihre
Existenz der Sammelleidenschaft eines Einzel -
nen verdankten. Die Aufgabe der Kunstmuseen
i s t e s , ü b e r z e i t l i c h g ü l t i g e K u n s t w e r k e z u
sammeln, zu pflegen, aufzubewahren, wissen-
schaftlich zu erfassen und der Öffentlichkeit
vorzustellen . Von daher ist die Eule der Mi -
nerva das nicht s ichtbare Emblem der Kunst -
museen, mögen sich auch noch so viele Musen
ü b e r i h r e n P o r ta l e n t u m m e l n . Ü b e r d i e s e n
Weisheitsvogel schrieb Hegel , er beginne sei -
nen Flug „erst mit der einbrechenden Dämme-
rung“ – soll heißen, eine gesicherte Erkennt-
n i s ü b e r d e n We r t u n d d i e G ü l t i g k e i t d e r
Kunst ist in der Regel erst mit zeitlichem Ab -
stand zu ihrer Entstehung möglich, wenn sich
das Getriebe und Getöse des Tages gelegt ha-
ben. Das ist zugleich einer der Gründe, warum
Jean Tinguely, der Schweizer Maschinenkünst-
ler, Museen als „Friedhöfe der Kunst“ bezeich-
nete .
Dennoch ist b is heute für jeden Künstler
e ine Ausstellung im Kunstmuseum schon zu
L e b z e i t e n e i n R i t t e r s c h l ag . I m z wa n z i g s t e n
Jahrhundert versuchen die Kunstmuseen den
Sprung in d ie Aktual ität und beginnen, ver -
stärkt zeitgenössische Kunst zu zeigen. In den
Neubauten von Kunstmuseen und kommerziel -
len Galerien legt man seit den neunzehnhun-
d e r t d r e i ß i g e r J a h r e n We r t da rau f , d i e s e r
Ausstellungspolitik durch entsprechende Ar -
c h i t e k t u r e n g e r e c h t z u w e r d e n . D e r w h i t e
cube hält Einzug in das Kunstmuseum, zuerst
1932 in das New Yorker Museum of Modern Art
wä h r e n d d e r Ä g i d e s e i n e s c h a r i s m at i s c h e n
Leiters Alfred H. Barr. Der white cube ist ein
Raum, der s ich völl ig zurück nimmt, um dem
Kunstwerk e inen ganz und gar konzentrier -
ten Auftrit t zu verschaffen . Weiße Wände ,
e in neutraler Boden, gutes L icht. Das ist al -
l e s . D i e u n g e t e i l t e A u f m e r k sa m k e i t d e s B e -
trachters soll dem Werk gelten, n ichts von
i h m a b l e n k e n . Da s s m i t d i e s e r a n g e b l i c h e n
Neutralität des Ausstellungsraumes sich den-
noch eine spezifische Ideologie verbindet, hat
Brian O´Doherty in seinem erhellenden Essay
„ Ins ide The White Cube“ aus dem Jahre 1976
deutlich gemacht. In seiner Reinheit sakrali -
s iert der Raum die Kunst, die so jedem gesell -
schaftlichen Einfluss entzogen wird.
Gute Künstler erkennen das und bedenken
und reflektieren in ihrer Kunst die Bedingun-
gen des white cube gleichsam mit. Michael As-
her und Marcel Broodthaers untersuchen ihn
hinsichtlich seiner Wirkungsweise. Daniel Bu-
r e n , R o b e r t S m i t h s o n o d e r G o r d o n M at ta -
Clark verknüpfen ihn mit unterschiedlichen
gesellschaftl ichen Bere ichen . Joseph Beuys
m ac h t au s i h m e i n e n D e m o n s t rat i o n s - u n d
Lehrraum, Lawrence Weiner und „Art and Lan-
D i e M y s t e r i e n f i n d e n i m H a u p t b a h n h o f s t a t t
Ü b e r O r t e d e r K u n s t
guage“ einen Sprachraum. Bei Hans Haacke mit
seinen Umfragen wird er zum Ort politischer
Meinungsbildung. Der white cube dominiert
in den vierziger und fünfziger Jahren das Aus-
stellungsgeschehen, aber bereits in den sech-
z iger Jahren wird er als Idealmodell hinter-
f rag t. E i n e e m i n e n t e R o l l e s p i e l t i n d i e s e m
Zusammenhang der für institutionskritische
I n t e r v e n t i o n e n s o n s t e h e r n i c h t b e ka n n t e
Andy Warhol . In der Ferus Gallery in Los An-
geles zeigt er 1962 seine Gemälde der Campbell
Suppendosen zusammen mit der gesamten da-
maligen Produktpalet te der F irma, wodurch
die Ökonomie und Warenwelt nicht nur iko-
nografisch, sondern ganz real in den white
cube e inziehen. Oder se ine Ausstellung 1966
bei Leo Castelli in New York! Warhol tapeziert
d ie we ißen Wände mit se inem „Cow Wallpa -
p e r “ , l ä s s t B a l l o n s f l i e g e n , d i e „ S i l v e r
Clouds“ , und verwandelt den Galerie - in e i -
nen Erlebnisraum.
Natürlich erstaunt es vor diesem Hinter -
grund nicht, dass die Künstler sehr bald und
sehr folgerichtig für die Präsentationen ih -
rer Kunst auch andere Räume als die von der
b isherigen Ausstellungspraxis legit imierten
entdecken und auswählen. Mit der Entschei -
dung für diese , so genannten nicht-musealen
Orte und Räume entscheiden s ie s ich immer
auch dafür, mit ihnen in Dialog zu treten. Das
können bis heute ganz unterschiedliche Loka -
l itäten sein: Hotels und Kaufhäuser, Restau -
rants und Läden, Bahnhöfe und Untergrund
Stat ionen, Kal iberge und Industriebrachen,
Seminargebäude und Bergwerksstollen , K ir -
chen und Gemeindehäuser . Die Entscheidung
für s ie ist unterschiedlich motiviert. Künst -
ler können aufgefordert werden, an solchen
Orten auszustellen , um s ie mit ihrer Kunst
aufzuwerten. Oder sie wählen selbst bewusst
solche Topographien, um ihre Kunst in spezi -
fischer Weise neu zu kontextualisieren. Dabei
folgen sie einer Erkenntnis, die schon Marcel
D u c h a m p b e i s e i n e r E n t d e c k u n g d e s r e a d y
made für d ie Kunst der Moderne fruchtbar
gemacht hat – und fordern s ie zugleich her -
aus . E in Flaschentrockner im Kaufhaus oder
e i n U r i na l i n e i n e m S a n i tä r g e s c h ä f t h a b e n
eine andere Bedeutung als in e inem Museum.
S ind s ie dort Gebrauchsgegenstände, werden
s ie hier mehr oder weniger automatisch zur
Kunst. Der Kontext schafft die Bedeutung.
Was aber geschieht, wenn d ie Kunst aus
dem Schon- und Sakralraum des Museums frei -
will ig in den Alltag wandert? Wenn die for -
matidentischen Streifen e ines Daniel Buren
über die Häuser einer Pariser Straße ziehen,
Ayelet Carmi mit ihren poetischen Figurinen
d ie Wände e ines Hotels in Tel Aviv bedeckt,
Raymond Hains seine mehrdeutigen Wort- und
Bildkunstwerke in einem Kasseler Laden zeigt,
Thomas Hirschhorn seine Dichter und Denker-
Monumente im Amsterdamer Rotl ichtmil ieu
aufstellt, R ichard Long se ine Ste inkreise in
den südamerikanischen Anden auslegt oder
Niki de Saint Phalle ihre lebensfrohen Nanas
am Ufer der Le ine in Hannover tanzen lässt
– um nur e inige Namen aus e iner gewaltigen
Menge ad l ibitum zu nennen? Wenn die Kunst
hineinwirkt in den Lärm der Straße, die Stil -
le der Natur oder die Weltlichkeit e ines Or-
tes , dann wirkt kein Automatismus mehr. Die
Kunst steht nicht länger unter dem Schutz -
schirm des Museums. Sondern sie muss sich in
e inem nicht aff inen Raum bewähren und be -
weisen. Dabei kann sie s ich in ihm behaupten
und siegen, ihn kraftvoll aufwerten und mit
ihrer Energie versorgen. Oder s ie geht kläg -
lich in die Knie und wird begraben unter dem
H o h n g e l äc h t e r e i n e s A l l tag s , d e r s i c h a l s
stärker erweist als s i e und der ihr wie das
K i n d i n d e m b e r ü h m t e n M ä r c h e n v o n H a n s
Christian Andersen ebenso erbarmungslos wie
erhellend ins Ohr flüstert : „Aber Du b ist ja
nackt !“
Die Konkurrenz zwischen Kunst und Alltag
h a t n i e m a n d s c h ä r f e r g e fa s s t a l s J o s e p h
Beuys . Ebenso legendär wie s pr ichwörtl ich
w u r d e s e i n S at z : „ D i e M y s t e r i e n f i n d e n i m
Hauptbahnhof statt“ . Beuys meinte damit kei -
neswegs, dass wir die Kunst der Kunstmuseen
vergessen können, weil d ie Erleuchtung in -
zwischen im Alltag stattfindet. Aber seine Di -
ag n o s e i s t e i n e e i n d r i n g l i c h e Wa r n u n g a n
e ine s ich auf den white cube beschränkende
Kunst, die nicht mehr den Menschen im Auge
hat, sondern solipsistisch und selbst-referen-
tiell auf s ich selbst konzentriert ist. Die ur-
alte ästhetische Doktrin der Kunst, das mea
res agitur , dass d ie Kunst von uns sprechen
und unser Schicksal und Leben verhandeln
möge, wird im Getriebe der Stadt oft wirksa-
m e r e i n g e l ö s t a l s i n n e u t ra l e n u n d a s e p t i -
schen Kunstgehäusen . Denn dort, mit ten im
Alltag , lädt s ich d ie Kunst mit der Energie
des Lebens auf. Und während das Leben selbst
oft genug stumm ble ibt, br ingt d ie Kunst es
im Idealfall zum Reden. Denn sie verfügt über
e i n e D e u t u n g s h o h e i t, d i e da s L e b e n s e l b s t
nicht besitzt. Dadurch ist s ie in der Lage, die
„Verblendungszusammenhänge“ (Adorno ) zu
zerreißen, in denen wir Menschen uns nicht
selten ver irren . S ie wird zum Augenöffner .
Und schafft so e ine Ep i phanie , j enen raren
und glückhaften Moment, in dem wir erken-
nen, wie die Dinge s ind und was die Welt im
Innersten zusammen hält. Mitten im Alltag.
Michael Stoeber
Journalist und Kunstkritiker
Poetische Abbildungen von Flügeln in Kom-
bination mit technischen Fluggeräten präsen-
tiert Ayelet Carmi in der Ausstellung „Schat -
ten der Flügel“ . Blaue Federn wirken wie an
f il igrane Knochen gelegt. Von Grau in Grün
changierende Farbtöne ergießen sich wie ein
meterhoher Wasserfall in den Raum. S ilbern
glänzende geometrische Elemente bieten Ori-
entierung, werden zu Anzugspunkten für den
Blick des Betrachters .
Carmi nimmt uns mit in eine Welt, die sich
dem Traum vom Fliegen verschrieben hat. Eine
zentrale Rolle sp ielen dabei Federn und Flü -
gel, denn oft ist ihre Struktur Ausgangspunkt
f ü r d i e M a l e r e i e n . I n d e r b i l d e n d e n K u n s t
s ind Flügel v ielfach genutzte Elemente , be i -
sp ielhaft seien hier Marc Chagall , der israe -
lische Künstler Motti Misrachi oder die deut -
sche Künstlerin Rebecca Horn genannt. Auch
in Kultur und Religion finden wir Flügel als
wiederkehrende Bilder und Metaphern. In den
Psalmen ruft David im Moment der Angst und
Verzweifelung seinen Gott an, will Zuflucht
suchen unter dem Schatten seiner Flügel. 1 Der
Flügel be inhaltet e in Element des Schutzes
und des Trostes , wird häufig als Zeichen für
die Allgegenwart Gottes gesehen. Auch Chaim
Nachman Bialik , der oft als israelischer Na -
t ionaldichter bezeichnete Poet, b ietet e inen
solchen Blickwinkel, wenn er schreibt: „Nimm
mich unter deinen Flügel , sei mir Mutter, sei
mir Schwester …“ 2 Er schreibt von Liebe und
Schutz , welche besonders in Momenten des
Scheiterns oder der Erkenntnis der e igenen
Vergänglichkeit notwendig werden.
Carmi bez ieht s ich jedoch nicht nur auf
e i n e S c h u t z f u n k t i o n d e r F l ü g e l , v i e l m e h r
m a l t s i e e i n P l ä d o y e r f ü r d i e m e n s c h l i c h e
Emanzipation. Ihre Figuren nehmen das Schick-
sa l s e l b s t i n d i e H a n d , i n d e m s i e F l u g e r ät e
konstruieren um den Traum vom Fliegen Wirk-
l ichkeit werden zu lassen . Stark und mutig
kombinieren sie Zahnräder mit Gestängen aus
Holz und Knochen, schrecken nicht davor zu-
rück den eigenen Körper einzusetzen, b inden
s ich an Konstruktionen . Die Malereien s ind
v isueller Ausdruck e ines Traums, der durch
das Probieren technischer Möglichkeiten re -
alis iert werden soll . Flügel tragen die Phan-
tasie ; das Handwerkszeug erhöht die Tragfä-
higkeit.
Der Traum vom Fliegen und der Impuls des
Menschen Wege zu f inden ihn zu verwirkl i -
chen zieht sich durch alle Epochen. Reflekti -
onen über den Vogelflug insp ir ierten im 16 .
J a h r h u n d e r t L e o na r d o da Vi n c i z u t e c h n i -
s c h e n Z e i c h n u n g e n u n d i m 1 9 . J a h r h u n d e r t
L o u i s M o u i l l a r d s o w i e O t t o L i l i e n t h a l z u
zahllosen Selbstversuchen. Jules Vernes for -
derte die Grenzen technischer Möglichkeiten
durch Phantasiereisen hinaus, Phantasien die
zum Teil heute bereits Realität sind. So dient
d i e N at u r a l s I n s p i rat i o n s q u e l l e u n d d e r
menschliche Geist als Katalysator in der Ver-
wirklichung des uralten Traums.
S c h a t t e n d e r F l ü g e l
1 Ps , 17 ,8 ; 36 ,8 .
2 Chaim Nachman Bialik : Shirim, Dvir Publishing House, 1966 .
In einem Wechselspiel von Natur und Tech-
nik sind Carmis Figuren hin und her gerissen
zwischen Zweifel und Zuvers icht, zwischen
R e s i g nat i o n u n d H o f f n u n g . D i e S e h n s u c h t
nach Höhe ist gepaart mit der Angst vor der
Höhe. Fliegen verheisst Momente der Freiheit
und des Abenteuers . Gleichzeitig drängt sich
jedoch die Geschichte des Ikarus ins Bewusst -
sein . Ikarus, der mit den selbst gebauten Flü-
geln der Sonne zu nah kam und abstürzte. Der
Moment des Scheiterns i st immer e ine reale
Möglichkeit. So balanciert Carmi in ihren Bil -
d e r n g e k o n n t au f d e m s c h m a l e n G ra d z w i -
schen Poet ik und Technik , Le icht igke it und
Schwere, Leben und Tod.
Die einzelnen Elemente der Bilder wirken
oft filigran und zerbrechlich, doch zusammen
werden sie zu einer kraftvollen Einheit. Erst
die Kombination von Federn, Knochen, Bolzen
u n d H o l z l e i s t e n l ä s s t Vo g e l s c h w i n g e n u n d
Fluggeräte entstehen , das harmonische Zu -
sammenspiel i st Voraussetzung für e in Funk -
tionieren. Dies sp iegelt s ich auch in Technik
und Präsentation der Malereien. Carmi trägt
dünne Farbschichten auf transparente Folien
auf . Diese werden Schicht um Schicht überei -
nander gelegt, so dass neue Strukturen und
visuelle Einheiten entstehen.
Die Künstlerin bemalt Tag für Tag eine Fo-
l ie , so dass die Arbeit fast den Charakter ei -
nes ( F lug - ) Tagebuchs bekommt. Ähnl ich wie
menschliche Erinnerungen, d ie zu e inem be -
st immten Grad neu strukturierbar s ind, las -
sen sich die Folien immer wieder anders kom-
b i n i e r e n u n d ü b e r e i na n d e r s c h i c h t e n . I m
Dialog mit der Umgebung schafft Carmi orts -
spezifische Installationen, welche Malereien
auf klassischen Formaten mit den Eigenheiten
von Wandze ichnungen verb inden . S ie laden
den Betrachter e in den Gesamteindruck von
Raum und Kunstwerk zu erfassen, s ich in den
Details der Malereien zu verlieren, eigene Ge -
danken schweifen zu lassen.
Friederike Schwarzer,
Kuratorin der Ausstellung und Leiterin von
schir – art concepts
6
7
Immer wieder sind es Frauen, die in Ayelet
Carmis B i ld -Welten erscheinen . Auftauchen
wie aus einer anderen Welt und zugleich ganz
i n d i e s e r a n s ä s s i g . S c h ö n e F rau e n , s ta r k e
Frauen, d ie s ich jeder E inordnung in e in be-
st immtes Schönheitsideal oder einer Rollen -
zuschreibung entziehen.
D i e K ü n s t l e r i n A y e l e t C a r m i s p i e l t m i t
Normierungen und Vor-Einstellungen, die ge-
sellschaftl ich , kulturell und rel ig iös ex is -
t ieren. Geschichten und Mythen werden auf -
g e n o m m e n , v i s u e l l n a c h e r z ä h l t u n d n e u
interpretiert. Die Sehnsucht zu fl iegen, s ich
zu verwandeln, der Erdenschwere zu enthe -
ben und die Welt aus e iner anderen Perspek-
tive zu betrachten: Von oben nach unten und
quer durch die Lüfte . Der Mythos von Ikarus,
d ie Ze ichnungen von Leonardo da Vinci und
heute die Malerei von Ayelet Carmi . Träume
werden Wirklichkeit und bleiben doch immer
auch Visionen. Die Furcht s ich zu überheben,
etwas zu tun, was nicht angemessen ist – se i
es als Frau, se i es als Mensch – i st n icht zu
spüren in den Arbeiten der Künstlerin . Viel -
mehr eine große Neugierde sowie die Freiheit
Geschichte und Geschichten sich anzueignen
u n d da d u r c h z u t ra n s f o r m i e r e n . A u s M a n n
wird Frau, aus E inzelgänger wird Te il e iner
(geschwisterl ichen) Gemeinschaft. D ie Men-
s c h e n b e i A y e l e t C a r m i s i n d n i c h t e i n sa m ,
auch wenn sie alleine sind. Sie s ind geborgen
i n R au m u n d Z e i t. S i e s i n d g e b o r g e n i n d e r
sorgfältigen Zeichnung von Materialien, For -
men und der geschaffenen Natur. Gleichzeitig
bleiben sie in Bewegung, bleiben flüchtig und
letztendlich ein Geheimnis .
„ Wi r h a b e n h i e r k e i n e b l e i b e n d e S ta d t,
a b e r d i e z u k ü n f t i g e s u c h e n w i r . “ D i e S e h n -
sucht nach Heimat ist im neutestamentlichen
Hebräerbrief die Hoffnung auf das neue Jeru -
salem, Gottes umfassender Schalom.
In Ayelet Carmis B i ldern nehme ich e ine
Auseinandersetzung mit der (religiösen) Tra -
d it ion , mit der e igenen Geschichte und mit
den Geschichten anderer stark wahr, auf eine
spielerische und zugleich ernsthafte Art und
Weise . „Zugleich“ ist e in Begriff , der s ich im
Betrachten ihrer Werke rasch e instellt. E in
atmosphärisches „Dazwischen“ ebenfalls : Be -
wegung und Ruhe . Zwischen Schöpfung und
Geschöpf . Zwischen Mythos und Real ität. In
d e r Z e i t u n d z u g l e i c h au ß e r h a l b d e r Z e i t.
Schön und verwirrend.
Drei Aspekte möchte ich aus meinem christ-
l ichen Kontext e inbringen . Als Annäherung
und Gesprächsbeginn.
K i r c h e ( n r a u m ) u n d
F r a u e n k ö r p e r
„Der weibliche Körper ist in Wahrheit ein
Sack voll Blut und Schleim, Feuchtigkeit und
Galle“ . Das Zitat stammt aus dem 10 . Jahrhun-
dert aus dem Mund des Benediktinermönches
Odo von Cluny. J ahrhunderte später f indet
man immer noch Verweise darauf und selbst
in manchen Schriften aus dem aufgeklärten
20. Jahrhundert wird man fündig, wenn es da-
K u n s t , K ö r p e r , F r a u u n d C h r i s t e n t u m
rum geht zu beweisen , warum vor allem der
Körper der Frau im christlichen Glauben und
in der christlichen Theologie negativ besetzt
ist.
Der praktische Theologe Gerhard Marcel
Martin fasst es für 2010 folgendermaßen: „die
christl iche Leiberfahrung pendelt zwischen
transzendierender Schönheit und radikaler
Erbärmlichkeit, zwischen Virtuosität und Ver -
sagen, zwischen himmlischem Glanz und irdi -
schem Elend, zwischen Herrlichkeit und Hin-
fäll igkeit, zwischen Ekstase und Ohnmacht.
Das macht ihre Lebensfülle , aber auch ihre
Anfälligkeit für Extreme und Einseitigkeiten
aus (…) .“ 1
D e n g e sa m t e n K o m p l e x v o n L e i b l i c h k e i t
u n d C h r i s t e n t u m da r z u s t e l l e n w ü r d e h i e r
v ie l zu weit führen . I ch wage j edoch zu be -
haupten, dass die Suche nach einem angemes -
senen Raum, gerade für Frauen, in Kirche und
auch in kirchlichen Räumen bei weitem noch
nicht abgeschlossen ist. Hier nehme ich eine
starke Sehnsucht wahr nach e iner Sprache ,
die nicht ausschließt, sondern ganzheitlich
Kommunikationsmittel wird, sowie nach Sym-
bolen und Bildern, d ie nicht best immte Rol -
lenmuster festlegen. Es gibt e ine Suche nach
„neuen“ B i ldern und Geschichten, getragen
von der Hoffnung, dass s ich neue Zugänge zu
Got tes Wort, zu Got tes Geschichte mit den
Menschen zeigen können, ja erst dadurch ein
wahrhaftiger Zugang zu Gott möglich wird.
In den Bildern Ayelet Carmis’ sehe ich eine
A n f rag e a n d i e Tra d i t i o n , w i e F rau e n , w i e
F rau e n k ö r p e r , w i e F rau e n u n d G e s c h i c h t e ,
Frauen und Glaubensgeschichte(n) direkt und
i n d i r e k t au f g e n o m m e n w e r d e n . J e d e / r ka n n
fliegen – als Ebenbild Gottes, als Kind Gottes.
Eine paradiesische Vorstellung, die Carmi ent-
täuscht und wieder belebt. E ine beglückende
Momentaufnahme, deren Dauer vom Verweilen
der Betrachter/ innen abhängt.
Z e i t g e n ö s s i s c h e K u n s t i m
r e l i g i ö s g e p r ä g t e n R a u m
Was s ind Verbindungsl inien und Anknüp -
fungspunkte zwischen den ze itgenöss ischen
Künsten, hier dem Werkausschnit t e iner b il -
denden Künstler in , und e inem Kirchenraum
(e inem synagogalen Raum)? Drei Aspekte s ind
mir in diesem Kontext wichtig :
1 . Es geht um das Verhältnis von Zeitlich-
keit und Ewigkeit. Kunst ist von ihrer Grund-
anlage her immanent in dieser Welt und trägt
damit immer auch das Thema der Vergänglich-
keit in und mit s ich.
In der christl ich- jüdischen Tradition ist
der transzendente Charakter stärker ausge -
prägt. „ In der Welt habt ihr Angst, aber seid
g e t r o s t, i c h h a b e d i e We l t ü b e r w u n d e n “
spricht Jesus im Johannesevangelium. Wie sich
hier Judentum und Christentum unterschei -
den, wäre und ist spannend zu diskutieren.
2 . E s g e h t u m v e r d i c h t e t e Z e i t u n d v e r -
dichteten Raum. In einem Bild kommt ein Kos -
mos von Erzählungen, von Geschichte, von My-
t h o s z u s a m m e n . E i n A u s s c h n i t t u n d e i n e
K o m p o s i t i o n , a l s E r g e b n i s e i n e s k ü n s t l e r i -
schen Prozesses. In der christlichen Glaubens-
1 G . M. Martin in: Zeitzeichen 2 /2010 , 27 .
8
gemeinschaft, in einem Gottesdienst, im Hören
und Deuten des Evangel iums als frohe B ot -
s c h a f t k o m m t d e r G l au b e au f e i n e n P u n k t.
Er vergegenwärtigt sich immer wieder neu im
Gottesdienst, im gemeinsamen Gebet aber auch
in der Architektur des kirchlichen Raumes .
E ine Überlegung von Fulbert Steffensky
i st mir h ier wichtig : „Wo K irche und Kunst
sind, die s ie sein sollen, lehren sie uns loben
und sie lehren uns weinen. (…) Im großen Ge -
sa n g b u c h d e s L e b e n s s t e h e n d i e L i e d e r v o n
Pau l G e r h a r d u n d d i e S c h r e i e d e r P sa l m e n
nahe neben John Cage, Heinrich Böll und Pa -
blo P icasso . S ie haben e ine gemeinsame Spra -
che : Die Sehnsucht nach dem Leben. (…) E ine
Kirche ist ein kenntlicher Ort, der herausge -
schnit ten i st aus der Gle ichförmigkeit und
Gleichtönigkeit der gewöhnlichen Orte.“ Und
so resümiert er als Vis ion für Räume, die re -
l ig iös und (temporär oder dauerhaft ) künst -
ler isch geprägt s ind : „So wünsche ich , dass
diese Räume bleiben, was s ie s ind: die große
F r e m d s p rac h e i m M e e r d e r G e l ä u f i g k e i t e n .
Erst als solche machen s ie aufmerksam, un -
terbrechen und erinnern.“ 2
3 . E s g e h t u m da s U n sag ba r e u n d u m e i n
S i c h t b a r w e r d e n . Pau l K l e e sa g t e e i n m a l
„ K u n s t z e i g t n i c h t da s S i c h t ba r e , s o n d e r n
macht s ichtbar.“
Im Glauben geht es um Gott als das Geheim-
nis der Welt. Über Got t und von Got t zu re -
den ist schwierig und doch eine unserer vor -
nehmsten Aufgaben. Über Kunst zu reden ist
w e d e r e i n fac h n o c h e r s c h ö p f e n d u n d w i r d
dem Geheimnis eines Kunstwerkes nur bedingt
gerecht. Dennoch gehört es dazu, s ich mitzu-
te i len und i st Te i l des Prozesses , um Kunst
Raum und Ze it zu geben . Be ides mite inander
ins Gespräch zu bringen ist anstrengend und
lohnenswert.
D e r f r e m d e G a s t
Im Bere ich des interrel ig iösen und auch
interkulturellen Dialoges ist zum Thema Be -
gegnung ausführlich gearbeitet, gelernt und
erfahren worden. Vieles davon ist auf die ak -
t u e l l e B e g e g n u n g v o n K u n s t u n d K i r c h e ,
Künstler / innen und Gemeindemitgliedern zu
übertragen.
D i e Vo rau s s e t z u n g f ü r C h r i s t i n n e n u n d
Christen in e inen Dialog e inzutreten, l iegt
darin begründet, dass das Wort Gottes selbst
dialogisch ist. Got t offenbart s ich nach bib-
l i s c h e m Ve r s tä n d n i s i n d e r A n r e d e a n d e n
Menschen, um Antwort zu erhalten und Ver -
hältnisse zu verändern. Offenbarung ist kei -
ne monologische Selbstmit te i lung, sondern
Kommunikation. Die Künstler/ innen haben da -
b e i da s R e c h t, i h r e e i g e n e P o s i t i o n au t h e n -
tisch darstellen und bezeugen zu können. Das
schließt immer auch einen Rest von Fremdheit
mit e in .
Für e inen gel ingenden Dialog benötigen
G a s t w i e G a s t g e b e r d i e G e w i s s h e i t u n d da s
Vertrauen in die e igenen Werte und Traditi -
onen. Von hier aus können dann auch eigene
Vorstellungen hinterfragt werden und zu ei -
nem Überdenken der eigenen Tradition und zu
n e u e n s tä r k e n d e n ( G l au b e n s - ) E r fa h r u n g e n
führen – in und durch die Kunst.
2 Fulbert Steffensky, Der Seele Raum geben, in : Benn (Hg) , Heil ige Räume, Frankfurt 2006, 32f .
Der evangel ische Theologe und Kunstku -
rator Frank Hiddemann schreibt dazu: „ Im gu-
t e n Fa l l f ü h r t d i e K o n f r o n tat i o n m i t d e m
Kunstwerk, die durchaus auch manchmal kon-
templative Züge annehmen kann, zu einer ver -
t ieften Wahrnehmung des e igenen K irchen -
raumes , der e igenen Tradit ion , des e igenen
Blickes auf die Welt.“ 3 Diesem kann ich in Be -
z u g au f da s We r k v o n A y e l e t C a r m i n u r z u -
stimmen.
Pastorin Dr. Julia Helmke
Beauftragte für Kunst und Kultur im Haus
kirchlicher Dienste der Evangelisch-luthe-
rischen Landeskirche Hannovers
3. Vgl . dazu Julia Helmke, Der fremde Gast und die Gastfreundschaft, in : Helmke/Fitschen, Joseph Semah.
Next Year in Jerusalem. Ein Projekt in 12 Kirchen Niedersachsens, Ausstellungsdokumentation, Hannover/Bremen
2008, 38f .
Eine Ausstellung der Malereien von Ayelet
Carmi in den Räumlichkeiten der Liberalen Jü-
dischen Gemeinde Hannover ist etwas Beson -
deres , aber n ichts Außergewöhnl iches . Um
diese Aussage in vollem Maße verstehen und
e inordnen zu können muss zunächst erklärt
werden, welche Stellung Kunst in der Kultur
des Judentums hat.
J ü d i s c h e S c h r i f t e n u n d
b i l d e n d e K u n s t
Am Anfang e iner j eden Betrachtung von
jüdischer Kunst steht das im zweiten der zehn
Gebote ausgesprochene Verbot für den Men-
schen s ich ein Bildnis Got tes zu machen „Du
sollst dir kein Gottesbildnis machen und kei -
ne Darstellung von irgendetwas am Himmel
droben , auf der Erde unten oder im Wasser
unter der Erde“ . Die Orthodoxie legt dieses
Gebot als e ine generelle Verneinung der bil -
denden Kunst aus und ist durch die Jahrhun-
derte hinweg bei dieser selbstauferlegten Ein -
schränkung geblieben. Allerdings erzählt uns
d i e Th o ra , da s b e r e i t s e i n i g e J a h r h u n d e r t e
nach diesem Gebot, König Salomo e inen tyri -
s c h e n K u n s t h a n d w e r k e r e i n l u d u m L ö w e n ,
Blumen und andere gegenständliche Verz ie -
rungen im ersten J erusalemer Tempel anzu -
bringen. Dies unterstreicht die Differenzie -
rung des Judentums zwischen der Kunst als
„Götzendienst“ und der Kunst als Ehrerbie -
t u n g e i n e s a b s t ra k t e n G o t t e s i m J u d e n t u m .
Das zweite Gebot untersagt demnach zwar die
Herstellung und Verehrung von Götzenbild-
nissen, aber die Anfertigung von Gegenstän-
den, welche im Got tesdienst verwendet wer-
den, ist nicht nur erlaubt, sondern vielmehr
M o s e s v o n G o t t v e r o r d n e t w o r d e n . A u s g e -
führt wurden die Arbeiten von Bezalel , der
sowohl e inen Tabernakel für die Bundeslade
als auch eine Menora angefertigt hat, welche
in der Thora beschrieben wird . Diese Anwei -
sung hatte im Verlauf der jüdischen Geschich-
te b is zur Neuzeit zur Folge, dass s ich künst -
l e r i s c h e A m b i t i o n e n u n d F e r t i g k e i t e n
innerhalb der jüdischen Gemeinschaft meist
auf die Anfertigung von Gebrauchsgegenstän-
den beschränkten.
J u d e n a l s K ü n s t l e r
Historisch bedingt muss in der Kunst zwi -
schen jüdischen Auftraggebern und jüdischen
Künstlern unterschieden werden. Während in
dem Zeitraum vor der Zerstörung des zweiten
Tempels die Bewohner Paläst inas Auftragge -
ber , ausführende Handwerksmeister und Be -
nutzer der hergestellten Gegenstände oder
gar Bauten waren , änderte s ich d ies in der
Zeit der Vertreibung. In ihrem fast zwei tau -
send Jahre währenden Exil konnten jüdische
Minderheiten aufgrund von Berufsverboten,
räumlichen und f inanziellen Einschränkun-
gen meist nur als Auftraggeber für Synago -
gen, l iturgische Gebrauchsgegenstände, Dru -
cke etc . fungieren. Als Künstler profil ierten
sie s ich erst nach ihrer äußeren politischen
Gleichstellung und dem Zugang zu Kunstaka -
demien. Diese Abgrenzung wurde mit den po -
l i t i s c h e n Ve r ä n d e r u n g e n i m E u r o pa d e s 1 9 .
Jahrhunderts in Gang gesetzt, welche im Zuge
Z e i t g e n ö s s i s c h e K u n s t u n d l i b e r a l e s J u d e n t u m
der bürgerlichen Reformbewegungen auch der
jüdischen Minderheit neue Rechte zuwiesen.
Die alten Zunftverbote entf ielen zusammen
mit anderen diskriminierenden Einschränkun-
gen und ein neues jüdisches Selbstbewusstsein
bre itete s ich nach dem Vorbild der europäi -
schen nationalen Bewegungen immer stärker
auch im kulturellen Bereich aus .
K u n s t n a c h d e m H o l o c a u s t
Ob Kunst nach dem Holocaust noch mög -
lich wäre fragte einst Theodor W. Adorno ins
Nachkriegsdeutschland und verband dies mit
seinem legendären Ausspruch „Keine Gedichte
nach Auschwitz!“ , welchem eine Reihe von phi-
losophischen Abhandlungen der berühmten
Frankfurter Schule folgten . I st Kunst nach
Auschwitz im Kontext eines ausschweifenden
Kunstmarktes im betriebs - und kommunikati -
onswissenschaftlichen Sinne nur noch durch
Banalisierung möglich? Muss vereinfacht, iro-
nis iert, kommerzial is iert werden um s ich e i -
ner unhaltbaren Ernsthaft igkeit der Kunst
zu entziehen? Ist es für den modernen Rezipi -
enten anders gar nicht erst erträglich? Viel -
leicht kann die aus der Nachkriegskultur mit
entstandene Popkunst als e in Indiz für Über -
legungen dieser Art verstanden werden.
F u n k t i o n e n v o n K u n s t
Kunst ist heilend, weil s ie Ausdrucksfor-
men für das Unaussprechliche bietet, weil s ie
Kommunikationskanäle schafft, welche in bei -
de Richtungen funktionieren. S ie lässt einen
intimen Austausch der Gefühle zwischen völ -
lig Fremden zu, wird im Moment der Rezeption
z u m O r t d e r B e g e g n u n g z w i s c h e n K ü n s t l e r
und Betrachter. In dieser vermittelnden Funk-
tion treffen sich die Kunst und die instituti -
o na l i s i e r t e F o r m e i n e r j ü d i s c h e n G e m e i n -
s c h a f t i n d e r D i a s p o ra . B e i d e k ö n n e n d i e
Funktion e iner selbst gewählten Art der E i -
gendarstellung in der „Fremde“ übernehmen,
ob d iese Fremde nun außerhalb des e igenen
Atel iers stat tf indet oder außerhalb der e i -
genen Glaubensgemeinschaft, ist lediglich Si -
tuationsbedingt. Dies ist bei weitem nicht der
einzige Schnittpunkt zwischen Kunst und den
F u n k t i o n e n e i n e r G e m e i n d e . S i e k ö n n e n j e -
weils , wenn auch auf verschiedenen Wegen,
e ine Art ge i st ige Begegnungsstät te se in , in
welcher sich Menschen mit denselben Neigun-
gen, Interessen und eventuell Religion tref-
fen. Eine Art Ausgangspunkt, von dem eine ge -
meinsame Reise beginnen kann.
J u d e n t u m a l s
I n s p i r a t i o n s q u e l l e
Ein bekanntes Be i sp ie l für Judentum als
k ü n s t l e r i s c h e I n s p i rat i o n s q u e l l e i s t M a r c
Chagall . In vielfältiger Art und Weise hat er
es verstanden sowohl die biblischen Geschich-
ten, als auch seinen kulturell geprägten Hin-
tergrund in seine Arbeiten einfließen zu las -
s e n , w i e d i e F e n s t e r m a l e r e i e n i n J e r u sa l e m
oder seine Zyklen vom Lied der L ieder bezeu-
gen . Auch in anderer Weise i st er e in gutes
B e i s p i e l f ü r d i e g e i s t i g e Ve r e i n ba r k e i t v o n
z e i t g e n ö s s i s c h e r K u n s t u n d e i n i g e n d e r
Grundsätze des progressiven Judentums. Dies
wird zum Beispiel am christlich- jüdischen Di -
alog sichtbar, da Chagall nicht nur für jüdi -
sche Einrichtungen tätig war, sondern auch
für christl iche . E in anderes , in se iner Wir -
kung beinahe schon gegensätzliches Beisp iel
für die Auseinandersetzung e ines jüdischen
Künstlers mit se iner Religion ist Fel ix Nuss -
baum, dessen Porträts jüdischer Schicksale in
den ersten Dekaden des zwanzigsten Jahrhun-
derts erschreckend wahrheitsgetreu vor al -
lem das Le id d ieser Ze it wiedergaben . Nuss -
baums bewusste Rel ig ios ität i st, ganz so wie
auch Chagalls Reflexion der e igenen kultu -
r e l l e n I d e n t i tät, i n d e n A t t r i b u t e n ( e r n s t,
sachlich, real ist isch) be inahe stereotyp für
se inen Hintergrund und doch herausragend
in seinem lebenslangen und unumstößlichen
Bekenntnis . In ihrer Gegensätzl ichkeit s ind
b e i d e K ü n s t l e r B e i s p i e l e f ü r e i n e au ß e r o r -
dentl ich intens ive Ause inandersetzung mit
dem Judentum.
K u n s t i n d e r G e m e i n d e
Nichts verbindet das Kaleidoskop eines be -
st immten Werkes näher mit dem des Gemein-
delebens, als die Ausstellung der Kunst in den
Räumen der Gemeinde . D iese Art von n icht -
musealer Kunstdarstellung hat ein immenses
Potential , aber auch gewisse problematische
Aspekte. Die Potentiale bieten sich sowohl für
den Kunstschaffenden, als auch für d ie Ge -
meinde. Offensichtlich ist, dass in nicht -mu-
sealen Räumen oftmals mehr, aber vor allem
ganz neue und ganz „andere“ (v ielle icht so -
gar kunstferne) Rezipienten erreicht werden
können. So wird ein neuer Betrachterkreis er -
r e i c h t. We i t e r h i n ka n n i m r e l i g i ö s e n R au m
ausgestellte Kunst e ine b i s dahin n icht er -
kennbare Wirkungsdimens ion erhalten . D ie
vielfältigen Aufgaben einer Gemeinde sind in
einigen Aspekten deckungsgleich mit den Zie -
len eines ausstellenden Künstlers, in anderen
w i d e r s p r e c h e n s i e i h n e n gä n z l i c h . S o ka n n
e ine Gemeinde als Ausstellungsraum, im Ge -
gensatz zu „eindeutigen“ Ausstellungsgebäu-
den, den Besucher nicht in demselben Ausmaß
gewissen Provokationen des Künstlers ausset -
zen . Wenn davon ausgegangen wird , das mo -
derne Kunst dem Zuschauer zusetzen muss, ihn
reizen muss, ihn auch negativen Gefühlen aus-
setzen muss , dann besteht d ie Gefahr , dass
solch e ine , oftmals sogar als aggress iv emp -
f u n d e n e E i n s t e l l u n g v o n z e i t g e n ö s s i s c h e r
Kunst zu der kar itat iven Aufgabe e iner Ge -
meinde konträr läuft und ihr im Zweifelsfall
sogar widersprechen kann. Chancen sind vor
allem in der Etabl ierung des Gemeindezent -
rums als Kulturinstitution vorzufinden. Auch
nach „ innen“ betrachtet kann die Auseinan-
dersetzung mit Kunst e ine Bere icherung im
D i a l o g d e r M i t g l i e d e r u n t e r e i na n d e r s e i n .
Über den Dialog mit e inzelnen Ausstellungs -
stücken und Künstlern können neue sp iritu -
elle Wege eingeschlagen werden, welche das
individuelle religiöse Spektrum jedes e inzel -
nen erweitern.
Mariana Volodarska
Medien- und Kunstwissenschaftlerin,
L iberale Jüdische Gemeinde Hannover
Der Katalog begleitet die Ausstellung
אלפיים רגל / Schat ten der Flügel
kuratiert von Friederike Schwarzer
in der Liberalen Jüdischen Gemeinde
Hannover (L JGH) .
Fuhsestr . 6 , 30419 Hannover
www.ljgh.de
Ein Projekt von
schir – art concepts initi iert und realis iert
Projekte zwischen Kulturschaffenden aus
Deutschland und Israel . schir schafft
Räume für Austausch und Vernetzung von
Künstlern, Kuratoren, Kritikern, Betrach-
tern und der Öffentlichkeit.
www.schir .net
in Kooperation mit:
Gallery 39
39 Nachmani St. , 65795 Tel Aviv, I srael
www.artgallery39 .com
Danke: Ingrid Wettberg, Orly Hoffman,
Rani Lange, Nitsa Reich
Fotografien: Michael Kohls , Avraham Hay
Gestaltung, Typografie:
Sascha Fronczek & Sven Lindhorst -Emme
Lektorat im Hebräischen: Tal Alon
Druckerei : Druckwerkstatt der FH Bielefeld
Maßangaben in Zentimeter, Höhe x Breite .
Mit freundlicher Unterstützung von:
© LJGH / schir , Ayelet Carmi , 2010 .
הקטלוג מלווה את התערוכה
אלפיים רגל / Schat ten der Flügel
אוצרת: פרידריקה שוורצר
גרמניה. בקהילה היהודית הליברלית, האנובר
פרויקט של
ומוציאה לפועל יוזמת schir – art concepts
ובישראל. יצירתיות בגרמניה ן קהילות בי פרויקטים
יות למפגשים, ו יוצרת הזדמנ schir
ויצירת קשרים עבור אמנים, נות ו החלפת רעי
אוצרים, מבקרים והקהל הרחב.
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בשיתוף פעולה עם:
39 לאמנות עכשווית גלריה
65795 ב 39 תל אבי י נחמנ
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ך, י רי ניצה לנגה, י רנ , ווטברג נגריד תודות: אי
(39 אוצרת התערוכה בגלריה ) אורלי הופמן
, מיכאל קולס צילומים: אבי חי
לינדהורסט-אמה ן ו וסו עיצוב: סשה פרונצק
ן עריכה בעברית: טל אלו
גרמניה. FH, בילפלד הדפסה: סדנת ההדפס
x רוחב גובה המידות בסנטימטרים,
נתמך באדיבות:
.2010 / הקהילה היהודית הליברלית , אילת כרמי, schir ©
LIBERALE JÜDISCHEGEMEINDE HANNOVER
e.V.
LIBERALE JÜDISCHEGEMEINDE HANNOVER
e.V.
ג ר ו ב י י ס ל י ל א ו ז י ו ט ס פ י נ מ
“אלפיים רגל”, מביאה אילת כרמי בתערוכתה החדשה,
נו אותה י הצורניות שאפי זיקוק את המגמות ו י מיצו לכדי
ובעבר. ניירות דקיקים, שקופים, מונחים זה על גבי זה, מנ
כיחים את העדינות המירבית של הרישום, לצד הברוטליות
. נדמה כי זהו פיסול שנדחס לדו מימדיות, כמו י של הדימו
של מים המרשי ה פסלי אחרת. ות י רנ לצו ע להבקי מבקש
וכרמי נעדרים מן התצוגה הנוכחית, אולם רוחם התלת מי
מדית מרחפת מעל, שולחת אותנו אל הנציג האולטימטיבי
והמזיגה שיצר )במוו “אוואטאר” של התלת מימד – הסרט
. י ג י לקיום מגה-טכנולו נ ן קיום ראשו בי דוס של עימות(
ודומה כי עצם מזיגה זו מגדירה את הצייטגייסט הנוכ
, מול ההיפר- שבו “החזרה לטבע” ו “העידן החדש” , על חי
י פריצת טכנולוגיה. אף בתערוכותיה הקודמות, הרבה לפנ
ובפי ור בצי דיאלוג מרתק כרמי ניהלה , ו נ י לחי ואוואטאר
הפל ים של האמנות י ים השמרנ במודוסים האסתטי ל, וסו
יסט י יטג כצי שהתגלה מה זה, פי ספצי ל תמהי עם ת, סטי
, י ו הז , אחר לם עו גה מצי כרמי . ו פתנ תקו של ואלי ז י ו הו
עו ות. די ברי והי הצלבה הכלאה, על לו כו י ו הבנ ויפהפה,
מתר כמו ם י י והמכנ ם י י ג לו ו הטכנ י נ ו י הבד המדע ולמות
ות סצנ עם ו אותנ רים ומותי , י ר ו הצי ים הפרי ך לתו סקים
ללא סקרנות משם. ” “נחתכו ו ” “נקטעו ות שכמו י דמו או
נו? י נ : מהו הנרטיב העלילתי החומק כך מעי ו גבול מכה בנ
היא כרמי יצירתה של לפענוח , י י נ בעי מילת המפתח,
ה נ ו ד ל ש ם ס ר ו פ מ ה ר מ א מ ב ר ד ג ו ה ש י פ כ , ” ג ר ו ב י י ס “ ה
ם ז י נ י מ פ ו ה י ג ו ל ו נ כ ט , ע ד מ : ג ר ו ב י י ס ל ט ס פ י נ מ “ י ו ו א ר ה
י מציגה את ו 1. הראו סוציאליסטי בשלהי המאה העשרים”
. , המכליא בין המכונה לגוף הנשי הסובייקט הנשי המהפכני
20 מטשטשות מן היסוד את “המכונות של שלהי המאה ה-
ן המתפ בי נפש, ו ף ו ג ן בי , ומלאכותי טבעי ן שבי וההבדל
תח מעצמו והמתוכנן מבחוץ. המכונות שלנו מלאות חיים
2, כותבת ג ואנו עצמנו דוממים באופן מפחיד” באופן מדאי
יצרת ארכיטקטורה המי רדיקלית, ומציעה עמדה , י ו הראו
מגישה כרמי כי דומה . ו שהכרנ מה מכל נה שו מערכתית
הכו על , ו הז גיה החדשה לאונתולו זואלי מהמם י ו ומפרט
חנות הדכאנית והאופציות האמנסיפטוריות הטמונות בה
במזיגה שווה.
זועו 3 ” י נ יכוס מי לנ ומה כאישה “]אישה[ חבה את קי
מן נקת ו י החברתי הסדר לשכתוב והקריאה , י ו הראו קת
ערה כרמי גם ום. כי ות והנשי הנשים י של הדכאנ המיצוב
הן רתה, צי י ת מראשי , ן ל כו ה ותי י דמו ו ם, ז י נ לפמי ד מאו
ור מהפנט, המבוסס נשים. בתערוכה הנוכחית בולט אף צי
לזכו פ הפרוטוטי ,” עדן ן מג רוש י “הג על ית נ ו צי י ז קומפו
מדו כאן אף כרמי אצל אולם , הן באשר ות ולנקבי ות ורי
בר בשתי נשים.
לפרספקטיבה הט ות, המתבצעת מבעד הנשי וחקירת
נו יות לגמרי של אפשרו יקום חדש ו לנ וכנולוגית, מציעה
אל בלתי מתפשרים ובאומץ בכוח ו אותנ מצעידה ות, עז
“הסייבורג מחויב, בצורה החו עתיד שונה לגמרי מן העבר.
4, כותו ” ו ניה, אינטימיות ופרוורטי תלטית, לחלקיות, אירו
, ומסמנת בכך את הרפרטואר המשרטט במדויק י ו בת הראו
. יצירתה של כרמי י המתאר של ו את קו
דוקטור קציעה אלון
ג למגדר במכללה האקדמית בית ברל, מבקרת ראש החו
ואוצרת אומנות
.326-276 יזם, מקראה, עמודים נ , מתוך: ללמוד פמי יבורג , מניפסט לסי י ו דונה הראו 1.281 ד 2 שם, עמו.289 ד 3 שם, עמו.280 ד 4 שם, עמו
תעו נות מכו עם יחד ם, י כנפי של ים פואטי ים י ודימו
של אילת / אלפיים רגל” “צל כנפיים פה, מוצגים בתערוכה
ת. רו שבי לעצמות ך בסמו נחות מו לות כחו צות ו נ . כרמי
לירוק, מאזכרים מפל מים י צבעים, המשתנים מאפור נ ו ו ג
והנופל מגבהים אל תוך החלל. אלמנטים גיאומטריים כסו
נים ו פים נוצצים מסבים את תשומת ליבו של הצופה ומכו
. את מבטו
לחלום התעו עולם המוקדש ו אל אותנ נושאת וכרמי
, ולרוב משמ ים יש תפקיד מהותי ופה, שבו לנוצות ולכנפי
יש ים לכנפי ור. באמנות הפלסטית, לצי מוצא נקודת שות
כמו וניתוק מכבלים, חופש מיוחדת של שחרור, משמעות
ומוטי הורן רבקה בעבודותיהם של מארק שאגאל, למשל
די הן ים הכנפי ים, ודתי ים תרבותי בהקשרים גם . ומזרחי
יד קורא בצר 1, דו יים מטפוריים חשובים. בספר תהילים מו
“שמרני כאישון בת- : ו לו אל אלוהים שיסתירהו בצל כנפי
”. הכנפיים מהוות מקום הגנה וניו ן בצל כנפיך תסתירנ יעי
ויכולתו האינסו וחומים, לרוב נראות כסימן לגדולת האל
ים נחמן ביאליק מציע נקודת מבט כזו כשהוא פית. גם חי
ומו - 2 ואחות” אם לי י הי ו כנפך תחת י נ סי י “הכנ כותב:
או ן כישלו ברגעי וחד במי הנדרשות ולהגנה לאהבה ן ו כו
תחושת מוות קרב.
הכ של ן נ ו המג להיבט רק יחסת מתי נה אי כרמי ואך
. י ש ו נ א ר ו ר ח ש ל ה נ י ח ת , ה ש ע מ ל , ת ר י י צ מ א י ה . ם י י פ נ
מכו ית י בנ די י על , הן די בי רלן ו ג את לוקחות ותיה י ודמו
למציאות. להפוך לחלום המעוף נות תעופה, המאפשרות
ת ו י ל ו ח ם ע ה נ ו כ מ י ל ג ל ג ת ו ר ב ח מ , ת ו צ י מ א ו ת ו ק ז ח ן ה
קושרות ואף , פן ו בג להשתמש פוחדות ן נ אי ועץ. מעצם
י חזותי של הח ורים הם ביטו ועצמן לקונסטרוקציות. הצי
הכנ ת. ו י הטכנ ות י ו האפשר דרך להתממש ר שאמו ם, ולו
פיים נושאות פנטזיות, כשמכשירי העבודה נושאים תמיכה.
ם דרכי למצוא האדם י בנ של והדחף התעופה, חלום
,16 ה- במאה א. דנ מקדמת י השנ ט כחו בר עו , שו מו למי
רי ליצור י נצ' י ו דה ליאונרדו על הציפורים השפיע ומעוף
ר י פי ולואי נטל י לי לי אוטו ,19 ובמאה ה- ים, י מכנ שומים
ם. י מעשי ות נ ו נסי מספר ערכו התעופה, צי מחלו , יאר מו
יות הטכניות באמ ול ורן קרא תיגר על גבולות האפשרו ' וז
. בדרך ו נ צעות מסעות פנטסטיים, שבחלקם התממשו בימי
משמש ושי האנ והמוח השראה ר כמקו משמש הטבע , ו ז
. ן ומי י כמאיץ במימוש של חלום עתיק
ל ש ת ו י ו מ ד ה , ה י ג ו ל ו נ כ ט ל ע ב ט ן י ב י ד ד ה ה ק ח ש מ ב
וה. לתקו כניעה ן בי , ן לביטחו ספקנות ן בי נקרעות כרמי
תעופה ובה. מהג החשש עם מתחברת למרומים הכמיהה
איקא ר פו בסי כמו והרפתקה, ר שחרו של רגעים וצרת וי
ונפל ו כנפי איבד את מדי אל השמש, יותר רוס, שהתקרב
ו ז בדרך אפשרות. ד תמי הוא ן כישלו של רגע ם. ממרומי
וריריות או , י והמכנ הפואטי רב את ן בכישרו כרמי מאזנת
ומוות. ים וכוח המשיכה, חי
והאלמנטים הבודדים של הדימויים נראים מעודנים וש
יוצרים אחידות בעלת עוצמה, הבאה בירים, אך ביחד הם
מורחת כרמי רות. היצי של ובהצגה בטכניקה י ביטו די לי
ות נ ו לי י ג . ף שקו ק פלסטי ן ו לי י ג על צבע של דקה שכבה
מבנה וצרת הי רה בצו שכבה גבי על שכבה נחים מו אלה
ן פל ו גילי יוצרת האמנית ום י וחדש ואחידות חזותית. כל
. )תעופה( ומן י של צורה וכך העבודה מקבלת סטיק אחד
יכו במידה מסוימת ים, אשר לזכרונות האנושי ובהשוואה
ונות יכולים להתחבר ולהיות מו ולים להיאסף שנית, הגלי
נחים, שוב ושוב, בצורות ובאפשרויות שונות. כך, בדיאלוג
מיצבים מותאמים-לאתר, ן יוצרת מעי כרמי עם הסביבה,
ורי צי יריזם של י מנ עם גודל קלאסי בעלי ורים צי מחברת
והחלל, מן האמנות ולהתרשם ל להכי זמן מו הצופה ר. קי
ו ולה ולאבד את עצמו בפרטים של הציור ולתת למחשבותי
ולהתעופף. ו לרחף י ג י ג
פרידריקה שוורצר
schir ומנהלת אוצרת התערוכה
ם י י פ נ כ ל צ
.8 ז " י 1 פרק .1966 ים נחמן ביאליק, שירים, 2 חי
9
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)פרט( 162 x 322 , ילר 1. 2010, שמן על מי
)פרט( 250 x 155 , ילר 2010, שמן על מי .2
2010, מראה הצבה בהנובר .3
118 x 194 , ילר 2010, שמן על מי .4
)פרט( 240 x 226 , ילר 2010, שמן על מי .5
)פרט( 162 x 322 , ילר 2010, שמן על מי .6
162 x 322 , ילר 2010, שמן על מי .7
100 x 70 , ילר 2010, שמן על מי .8
2010, מראה הצבה בהנובר .9
100 x 70 , ילר 2010, שמן על מי .10
70 x 100 , ילר 2010, שמן על מי .11
74 x 158 , ילר 2010, שמן על מי .12
39 2010, מראה הצבה בגלריה .13
)פרט( 240 x 226 , ילר 2010, שמן על מי .14
70 x 100 , ילר 2010, שמן על מי א.
ר י נ ידי הדפסה על הדמיה של שכבת התמונה על
שקוף
)פרט( 100 x 70 , ילר 2010, שמן על מי ב.
ר י נ ידי הדפסה על הדמיה של שכבת התמונה על
שקוף
ת ו ד ו ב ע ה ת מ י ש ר
ם י י ח ת ו ר ו ק
י מ ר כ ת ל י א
1967 נולדה בקיבוץ בית השיטה,
יוצרת בהרצליה ו חיה
ד חי י ת כו תערו
39, תל אביב גלריה רגל, ים · אלפי 2010
· הבוטניקה הפשוטה של החלומות, 2009
יזרעאל , מכללת עמק הגורן
39, תל אביב גלריה · אלכסנטרופיה, 2008
ות, משכן לאמנות, · תאומות סיאמי 2004
ן חרוד עי
נסיך החלומות, לי את ראשו של · הביאו 2003
גלריה לאמנות, תל אביב הקיבוץ
נים ביבשת, הקיבוץ י האחרו · מסעותי 2000
גלריה לאמנות, תל אביב
ית גלריית קרי ות, · חוקרות חללי 1999
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ירושלים בית האמנים, · 1996
גלריה לאמנות, ורים, הקיבוץ · צי
תל אביב
וחדים מי ם יקטי פרו
ור קיר בבית · מדע, כתיבת הארץ, צי 2008
בתל אביב art + ן המלו
ות קבוצתי כות תערו מבחר
, תערוכה לכל המשפחה, יש מצע! · 2010
ן תל אביב לאמנות זיאו מו
לב, משכן אמנים, הרצליה אוכלת ת‘ ·
· משהו בתוך הלב, הגלריה לאמנות, 2009
נצרת
· אמני הסדנאות, משכן האמנים, הרצליה 2008
39, תל אביב גלריה ו של הריק, ופי י · 2007
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ן : נחל הירקו ן גדות הירקו על · 2005
באמנות הישראלית,
ן תל אביב לאמנות זיאו מו
ן סדנת התחריט, · דגל אדום, מכו
נירים קיבוץ
התרחשות מבוימת, מרכז אמנות, · 2001
ירושלים
· תחבולות מכניות לבלימת הרוח,
נית כפר סבא גלריה עירו
ית גלרי נפגשים, ואמן · קוסם, מכשף 2000
ן קריית האמנים החדשה, קריית טבעו
ן תל אביב זיאו נפרדים, מו · עולמות 1994
לאמנות
פרסים
ן וקן ראשו די ן לשבח בפרויקט ו · צי 2003
ולאמנות מטעם מועצת הפיס לתרבות
S c h a t t e n d e r F l ü g e l
אלפיים רגל
אילת כרמי
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