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BEP in 20 Jahren !

Der Bildungs- und Erziehungsplan in Hessen:

Innovative Aspekte und sein Beitrag zur

Weiterentwicklung des Bildungssystems in

Deutschland

Prof. Dr. Wassilios E. Fthenakis

Congress Park Hanau, am 04. März 2013

10 Jahre Bildungs- und Erziehungsplan in

Hessen für Kinder von 0 bis 10 Jahren

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Der Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren in

Hessen

Die Situation um 2003

Ein Paradigmenwechsel in den Bildungssystemen international:

Nicht bloße Wissensvermittlung, sondern Stärkung kindlicher Entwicklung und

kindlicher Kompetenzen, von Anfang an !

Das Bedürfnis nach Regulierung im Elementarbereich

Early Childhood Curricula

• New Zealand, Ministry of Education, 0-5 years

• Norway, Ministry of Children and Family affairs, 1-6 years

• Finland, Ministry of Social affairs, 6-year-old children

• Australia/ Queensland, Ministry of Education, 4-5 years

• Sweden, Ministry of Education, 1-6 years

• Chile, Ministry of Education, 0-6 years

• UK/ Scotland, Ministry of Education, 3-5 years

• UK/ England, Ministry of Education, 3-6 years

• Greece, Ministry of Education, 3-6 years

• France, Ministry of Education, 2-5 years

• Finland, Ministry of Education, 0-6 years

• Denmark, Ministry of Education, 0-6 years

1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003

• Germany, Framework for early education

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Bildungspläne der

ersten Generation

Zielsetzung: Konkretisierung

und (mehr oder weniger)

verbindliche Festlegung des

Bildungs- und

Erziehungsauftrages der

Tageseinrichtungen für Kinder

unter sechs Jahren.

Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan in Tageseinrichtungen für Kinder bis zur

Einschulung

Kritik an den Plänen der ersten Generation: 1. Institutionsfokussierende, keine Institutionen übergreifende Bildungspläne 2. Sie verstärken die Struktur des Bildungssystems 3. Fehlende Lernortorientierung 4. Unzureichende Konsistenz und Differenzierung 5. Teilweise sich widersprechende theoretische Positionen 6. Keine Begründung für Lern- bzw. Bildungsfelder etc. 7. Keine Implementationshilfen

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Ein Perspektivenwechsel bei der Konstruktion

von Bildungsplänen!

Konsequenz ?

Ein Institutionen übergreifender

und

Lernort orientierter Bildungsplan,

mit veränderter Architektur

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Der Bildungsplan

als offenes Projekt

Konsistenz im

Bildungsverlauf

Institutionen

übergreifende und

lernortorientierte

Bildungspläne

In hohem Maße

differenzierende

Bildungspläne

Planentwicklung als

demokratischer

Verständigungsprozess

Bildungspläne der zweiten Generation

Fokussierung auf das

Kind, nicht auf die

Bildungsinstitution.

Elementar- und Primarbereich: das Fundament im

Bildungsverlauf

Innovative Aspekte des H-BEP

1.

Eine gewandelte theoretische

Fundierung von Bildungsprozessen

Welche Vorstellungen von Entwicklung gibt es?1

Endogenistische Theorien:

Selbstentfaltungsansatz

Kind passiv

Umwelt passiv

Selbstgestaltungstheorien:

Selbstbildungsansatz

Kind aktiv

Umwelt passiv

Exogenistische Theorien:

(kooperativer) Vermittlungsansatz

Kind passiv

Umwelt aktiv

Interaktionistische Theorien:

Ansatz der Ko-Konstruktion

Kind aktiv

Umwelt aktiv

Grundlage für

die Gestaltung

von Bildungs-

prozessen in

hoher Qualität

1) Einteilung nach: Montada, L.. (2002). Fragen, Konzepte, Perspektiven. In Rolf Oerter &

Leo Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (5. Auflage, S. 3-53). Weinheim: Beltz.

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2.

Ein gewandeltes Verständnis von Bildung: Bildung als sozialer

Prozess

3.

Eine veränderte Architektur des Bildungsplans

EINE VERÄNDERTE ARCHITEKTUR DES BILDUNGSPLANS

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Bildungsvisionen

Wertorientiert handelnde und

mitwirkende Kinder

Starke Kinder

Kommunikations- und medienkompetente

Kinder

Lernende, forschende und entdeckungsfreudige

Kinder

Kreative, fantasievolle und künstlerische

Kinder

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Stärkung kindlicher Kompetenzen

Kompetenter Umgang mit Veränderung und Belastung

- Widerstandsfähigkeit

Kompetenzen zur gesellschaftlichen

Teilhabe

Lernmethodische Kompetenzen

Individuum bezogene Kompetenzen

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Kognitive Kompetenzen

zum Beispiel

• Problemlösefähigkeit

• Kreativität

• Gedächtnis

Stärkung von Basiskompetenzen

Emotionale Kompetenzen

zum Beispiel

• Gefühle identifizieren und äußern

• emotionale Situationen anderer wahrnehmen

Personale Kompetenzen

zum Beispiel:

• Selbstwertgefühl

• positives Selbstkonzept

Motivation betreffende Kompetenzen

zum Beispiel:

• Selbstwirksamkeit

• Selbstregulation

• Neugier, Interesse

Körperbezogene Kompetenzen

zum Beispiel

• Eigenverantwortung für Gesundheit und Wohlbefinden

Individuums-bezogene

Kompetenzen

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Entwicklung von Werten und Orientierungskompetenz

zum Beispiel:

• Wertschätzung von Diversität

• Solidarisches Handeln

Fähigkeit und Bereitschaft zur demokratischen Teilhabe

zum Beispiel:

• Einhalten und Akzeptieren von Gesprächs- und Abstimmungsregeln

• Einbringen und Überdenken des eigenen Standpunkts

• Zuhören und Aushandeln

Soziale Kompetenzen

zum Beispiel:

• Empathie

• Kooperations- und Teamfähigkeit

• Kommunikationsfähigkeit

Fähigkeit und Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme

zum Beispiel

• Verantwortung für das eigene Handeln

• Verantwortung anderen Menschen gegenüber

• Verantwortung für Umwelt und Natur

Kompetenzen zum Handeln im

sozialen Kontext

Stärkung von Basiskompetenzen

4.

Das Kind im Mittelpunkt: die Stärken stärken:

Bildungsprozesse individualisieren: das Prinzip der Ganzheitlichkeit

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Bildungsvisionen und Bildungsbereiche

Gesundheit

Lebenspraxis und Bewältigung von Altagssituationen

Bewegung und Sport

Emotionalität und soziale Beziehungen

Starke Kinder

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Bildungsvisionen und Bildungsbereiche

Sprache - Literacy

Kommunikations- und medienkompetente

Kinder

Informations- und Kommunikationsmedien

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Bildungsvisionen und Bildungsbereiche

Bildnerische und darstellende Kunst

Musik und Tanz

Kreative, fantasievolle und künstlerische

Kinder

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Bildungsvisionen und Bildungsbereiche

Naturwissenschaften

Mathematik

Kinder als aktive Lerner, Forscher und

Entdecker

Technik

Lernende, forschende und entdeckungsfreudige

Kinder

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Bildungsvisionen und Bildungsbereiche

Umwelt

Religiosität und Werteorientierung

Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur

Demokratie und Politik

Wertorientiert handelnde und

mitwirkende Kinder

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5. Ko-Konstruktion als didaktisch-pädagogischer

Ansatz

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Ziel der Ko-Konstruktion

Im Vordergrund steht bei der Ko-

Konstruktion von Wissen die

ERFORSCHUNG VON BEDEUTUNG,

weniger der Erwerb von Fakten.

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6.

Gestaltung von Bildungsprozessen individuell und in Gruppen

Diversität als Quelle

erweiterter Lernerfahrungen

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Interaktion, der Schlüssel für hohe Bildungsqualität

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Unterschiedliche Niveaus von Ko-

Konstruktionen

Oberste Stufe: Die Erzieherin setzt sich individuell mit einem Kind auseinander, indem sie eine systematische und intensive Anleitung praktiziert. Beide, Kind und Erzieherin sind eng in die Ko-Konstruktion eingebunden.

Mittlere Stufe: Auch durch die komplexere Anreicherung von Spielangeboten (Gruppenexplorationen) durch die Erzieherin, werden ko-konstruktive Lernprozesse angeregt und initiiert.

Unterste Stufe: Ko-Konstruktionen finden sich im Kontakt mit anderen Kindern, wenn Wissen und Symbolsysteme erworben und aufgebaut werden.

Van Kuyk unterscheidet drei aufeinanderfolgende pädagogische Interventionsniveaus, die auch für Ko-Konstruktionen zutreffen:

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Gestaltung von Bildungsprozessen

Moderierung von Bildungs- und Erziehungsprozessen

Allgemeine

pädagogische Ansätze

Spezifische

pädagogische Ansätze

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Stärkung kindlicher

Kompetenzen

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Stärkung kindlicher

Kompetenzen

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Erste Ansätze für den

Differenzansatz

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7.

Eine konsistente Architektur des

Bildungssystems: Das Bildungshaus von einem Architekten

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Gestaltung von Übergängen im

Bildungsverlauf: die Antwort auf dieses

chronische Problem des

Bildungssystems

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Ein biographisch und

System fokussierender Ansatz:

Anstelle bisheriger kurativer Ansätze: eine

tiefgehende Reform des

Bildungsverlaufs, um fehlende

Konsistenz zu überwinden.

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Der bildungsbiographische Ansatz: Bewältigung von Übergängen als

Bildungsaufgabe

Systemorientierter Ansatz

• Herstellung von Konsistenz

• in den Grundsätzen und Prinzipien

• in den Bildungszielen und

• bei der Organisation von Bildungsprozessen.

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8.

Vernetzung und Ko-Konstruktion

kindlicher Bildungsbiographien mit der

Familie und anderen Bildungsorten:

Bildung einer

Bildungspartnerschaft

Equality of Educational Opportunity

1966

Children and Their Primary Schools,

1967

Von der Elternarbeit zur

Bildungspartnerschaft

9.

Implementation des

Bildungs- und

Erziehungsplans in

Hessen

Implementation des H-BEP

Ein gelungener ko-konstruktiv

organisierter Feldversuch

zwischen Geschäftstelle, IFP,

Multiplikatoren und Praxis

Stärkung des Implementationsprozesses

mit Hilfe weiterer Projekte

Das Projekt „Qualifizierte

Schulvorbereitung (QSV-Projekt)

Das Projekt „Bildung für nachhaltige

Entwicklung“ (BNE-Projekt)

10.

H-BEP: eine große und erfolgreiche

Ko-Konstruktion, die zum Dank verpflichtet

Das Vertrauen der politisch Verantwortlichen und der

Hessischen Regierung

Fachkommission: alle Perspektiven der Gesellschaft

insbesondere die der Familien

Steuerungsgruppe: eine gelungene und von Verantwortung

geprägte Kooperation zwischen den

Vertretern/Vertreterinnen beider beteiligten Ministerien

Die gemeinsame Geschäftstelle

Die Mitwirkung und Mitverantwortung des IFP

Der wichtige Beitrag der Praxis und aller an der

Implementation beteiligten Personen und Institutionen

Perspektiven für 2020

1. Fortsetzung des

Qualifizierungsprogramms

2. Stärkere Einbindung in die

Ausbildung und Entwicklung

Institutionen übergreifende

Ausbildungsgänge

3. Weiterentwicklung des H-PEB zu

einem Bildungsplan 0 bis 18 plus!

Perspektiven für 2020

4.Verbindlichkeit in der Umsetzung,

auch im Elementarbereich

4.Rahmenbedingungen schaffen, die

eine erfolgreiche Implementation des H-

BEP ermöglichen

5.Einen bundesweit geltenden H- BEP

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Wir alle dienen dem Wohl

unserer Kinder und wir haben die

vornehme Pflicht zu erfüllen,

jedem Kind die besten

Bildungschancen zu bieten.

An der Verwirklichung des

Kindeswohls sollten sich

Politik, Fachlichkeit und

Praxis, ja die gesamte

Gesellschaft, messen lassen.

Das ist der oberste Entscheidungs-

und Legitimationsgrundsatz !

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