Beziehungen zwischen Gewebsgasen und Körpertemperatur

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(~. ~-ALORNY: Beziehungen zwischen Gewebsgasen und KSrpertemperatltr' 205

tung best immter Grenzen bleibt die zugehSrige Wirkungsstufe auch bei langer Einwirkung konstant und reversibel; Histamin und ebenso eine befristete Unterbindung der Zirkulation sind zu dieser Gruppe zu reehnen. Ein Vertreter der zu Irreversibiliti~t neigenden Stoffe ist SenfS1, bei dem die langsam durchlaufenen niederen Wirkungsstufen vor allem Durchgangsphasen darstellen.

G. MALOBNY (Kiel): Beziehungen zwischen Gewebsgasen und K~rper- temperatur. Die Untersuchungen der Temperaturabh~ngigkeit yon Lebens-

~uBerungen ffihrten in vielen F~llen zur Aufdeckung wichtiger Correia- tionsmechanismen. Besonders enge Beziehungen ergaben sich bei der Untersuchung der differenten Blutgase, Sauerstoff und Kohlens~ure, und zwar im Hinblick auf die O2-Transportfunktion des H~moglobins und im t t inbhek auf den S~ure-Basenhaushalt des Blutes. Die Rfiek- schlfisse jedoch; die vom Blur aus auf das Verhalten der Gewebsgase gezogen wurden, waren zum Teil widersprechend: Darum wurden d i e Gewebsgasverh~ltnisse in Abh~ngigkeit yon der KSrpertemperatur , die durch Anwendung warmer und kfihler Bi~der variiert wurde, in Versuchen an Meerschweinchen, Rat ten und Kaninchen experimentell geprfift. Gem~B dem Verfahren yon CAMPBELL wurden bei den Tieren subkutan und intraperitoneal Stickstoffdepots angelegt. Nach Eintr i t t des Dfffusionsgleichgewichtes wurden Proben zur mikrotonometrischen Analyse entnommen und daran die Versuche angeschlossen.

Es zeigte sieh, daft bereits bei m~Bigen KSrpertemperatursteige- rungen im Bereieh yon 39--410 C, wo noch keine Kollapsbereitschaft festzustellen war, die 02-Spannung im Pneumoperi toneum um etwa 20 % absank. In diesem Temperaturbereich war die CO~-Spannung unver- ~ndert bzw. infolge reflektorisch verst~rkter und vertiefter Atemt~tig- keit erniedrigt. Als Grund ffir die O2-Abnahme werden w~rmeregulato- rische Kreislaufumstellungen vom Kern zur Peripherie angenommen, da im warmen Bade (unter Vermeidung einer K(irpertemperaturerhShung) in den subkutan angelegten Stickstoffblasen yon Rat ten die O2-Spannung sich nicht ~nderte oder nur ganz wenig absank, wi~hrend sie sich im Peri tonealraum deutlich verminderte; beim Kaninchen war in der Sub- kutanblase sogar ein deutlicher Anstieg und ira Pneumoperi toneum ein m~Biger Abfall der O2-Spannung zu beobachten; weniger deutlich waren die beobachteten Anderungen beim Meerschweinchen. - - Bei extrem hohen KSrpertemperaturen verminderte sich der Og-Gehalt der Gewebsgase intraperitoneal um 50% und mehr, w~hrend der C02- Geha.lt erheblich fiber den Ausgangswert anstieg. Subkutan strebten die Gewebsgasspannungen demselben Gleichgewichtszustand zu, wenn

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auch langsamer. Diese Veranderungen der Gewebsgase erklaren sich durch den Zusammenbruch der Kreislaufregulationen, d .h . es tr i t t im hyperthermischen Kollaps ein schwerer Sauerstoffmangel im Gewebe ein. ErhShung der Oxydationen gemaB der VA~'T HoFFschen Regel und Verringerung des Sauerstoffantransportes infolge der Kreislaufeim schr/~nkung sind die Hauptursachen fiir den Eintri t t des Sauerstoff- mangels. Die Diskrepanz zwischen O~-Angebot und 02-Bedarf im hitze- geschadigten Gewebe kann als Scherenwirkung im Sinne WERZ' aufgefaBt werden.

Bei absinkender K6rpertemperatur kam es naeh einem anfangliehen atmungs- und kreislaufregulatorisch beding~en leichten O~-Anstieg unterhalb yon 25 o C zu einem sicher reproduzierbaren O,-Sturz im Pneumoperitoneum, in Einzelf/~llen bis auf 30% des Ausgangswertes. Mit Verz6gerung t ra t dasselbe Phanomen auch in der Subkutanblase ein. Es entwiekelte sich also auch bei erniedrigten KSrpertemperaturen im Gewebe das Bild eines sehweren Sauerstoffmangels. Bei extremen Untertemperaturen stieg die C02-Spannung bei der Mehrzahl der Tiere deutheh an. P, ei einigen Tieren in gutem Allgemeinzustand wurde eine C02-Anreicherung vermiBt. Der CO~-Anstieg im Gewebe ist vorwiegend auf die verminderte Basenbereitstellung des Hamoglobins im Kapillar- gebiet zurtiekzuffihren, zum Teil aber auch auf das Kreislaufversagem Das Oxyhamoglobin kann bei den niedrigen Temperaturen nieht ge- niigend Sauerstoff abgeben und kann datum ausreichende Basen- aquivalente zur Kohlensaurebindung nieht zur Verffigung stellen. - - In friiheren, unver6ffentlichten Untersuchungen gemeinsam mit 14. BOHNEI~KAMP konnten aueh im Blur einige Werte gemessen werden, die geeignet waren, das Verhalten der Gewebsgase zu erklaren. Sti konnten wir zunachst die alten Befunde J. BARCgOrTs yon der Ver- ringerung der 02-Abdissoziation bei erniedi'igter Bluttemperatur inso- fern erganzen, als wir in vivo am Kaninchen im Rektaltemperaturbereich yon 20--24 o C zwar im arteriellen Blur fast regelmaBig eine Zunahme der O2-S/~ttigung des Hamoglobins fanden, w/~hrend wir sie im venSsen Blur in entsprechendem Umfange haufig vermii]ten. In einigen Ver- suchen war sowohl die arterielle wie ven6se Sauerstoffgesamtmenge sogar deutlich herabgesetzt, Namentlich in diesen Fallen war also die ungeniigende O2-Versorgung des Gewebes offenbar mehr auf die peri- phere Kreislaufeinschr~nkung und aufgetretene Lnngenveranderungen (Pneumonose) als auf die Verminderung der 02-Dissoziation des Hamo. globins zuriiekzuffihren. Zwei weitere Befunde gaben einen Hinweis f/it die Erklarung des O2-Mangels im Gewebe. Nach schnell voriibergehen- der Blutzuckersteigerung kam es bei den tiefen Temperaturen in Ver- suchen an Meersehweinchen zu einer ausgesprochenen Hypoglyk/~mie mit Blutzuckerwerten yon 30---50 mg-%. Gleiehzeitig verdoppelte

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bis verdreifachte sich die Blutmilchs~ure, hervorgerufen dutch ein (~berwiegen der anaeroben Spaltprozesse infolge des olig~mischen Zu- standes. Bemerkenswert war schlieBlich der Befund, dab die Kohlen- s~uredehydratase im Blur sich besonders dann deutlieh erhShte, wenn die Untertemperatur 2--6 Std anhie!t, so dal3 im Gewebe meist bereits eine C02-Anreicherung zu verzeichnen war.

An Hand yon Abbildungen kann gezeigt werden, dab die CO2- und Ou-Spannungskurven sich sowohl bei der extremen Hyperthermie wie bei Hypothermie iiberkreuzen. Hierdurch werden die thermischen Kollaps- bereiche abgegrenzt. Typisch fiir den Eintritt des Temperaturkollapses ist sowohl das Ansteigen der CO~-Spannung wie auch der O2-Abfall im subkutanen Gewebe und im Peritonealraum. Xhnliche Gewebsgasver- h/iltnisse wie beim Temperaturkollaps liegen offenbar auch bei Kollaps- zustiinden anderer Genese vor, wie z. B. beira orthostatischen Kollaps oder auch beim traumatischen S hock. Es ist darum denkbar, dab die Priifung der Gewebsgase gleichsam als Test fiir die Beurteilung eines Kollapszustandes verwendbar ist.

Alle temperaturbedingten Ver~nderungen waren nach Herstellung n0rmaler KSrpertemperatur mit gewisser Latenz in vollem Umfange reversibel. W/~hrend die CO~-Spannung ziemlich rasch den Ausgangs- weft erreichte, war die O2-Spanrmng noch fiir die Dauer von einigen Stunden erniedrigt. Die Signifikaaz der Gewebsgas/~nderungen in den Temperaturbereichen 39 440C Had 25--15°C konnte bewiesen werden.

F. BRUNS und F. HAHN (Diisseldorf): Untersuchungen zum Wirkungs- mechanismus temperatursenkender Stoffe.

Es wird zu der Frage Stellung genommen, ob die Antipyretika im Sinne H. H. M~.Y~S in bezug auf das Wi~rmeregulationssystem als narkotisch wirkende Substanzen aufzufassen sind oder ob ihre anti- pyretische Wirkung Krampfgifteharakter hat, wie FR~UND es will. Nach HARI~ACK soUen Krampfgifte und !qarkotika in ihrer Kiihlwirkung Synergisten und nicht wie sonst Antagonisten sein. Diese Auffassung trifft nicht zu. Kaninchenversuche ergaben, dal3 kleine, subnarkotische Veronalgaben (60 mg/kg subkutan) die temperaturherabsetzende Wir- kung yon Pikrotoxin (0,8 mg/kg subkutan) aufheben. Gegeniiber dem weniger stark senkenden Cardiazol (25 mg/kg subkutan) haben schon 20 mg/kg Veronal den gleichen Effekt. Damit war die Basis fiir ent- sprechende Versuche :mit Antipyreticis gegeben. Die Wirkung yon 80 mg/kg Pyramidon subkutan wurde schon durch 20 mg/kg Veronal deutlich abgeschwiicht. Eine AbschwKchung ergab sich auch ffir 120 mg/kg Pyramidon, wobei sich fiir Veronaldosen yon 20---80 mg/kg eine lineare

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