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©Klaus Friedrich Pott und Senta Braun
Die Vahrenkampf-Schule
in Gummersbach, Kaiserswerth und
Düsseldorf
und
die kurze Zeit seiner Nachfolger
Einzug Napoleons in Düsseldorf am 3. November 1811 von J. Petersen (Stadtmuseum Düsseldorf)
1
1 Das Foto des Aquarells ist bei Wikimedia Commons, gemeinfrei unter
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=File:Einzug_in_Duesseldorf.jpg&oldid=288951117
zur Verfügung gestellt (Stand 22.2.2019).
Inhaltsverzeichnis
Klaus Friedrich Pott Kaufmännischer Unterricht als Kern der Gummersbacher
Schulgemeinde-Schule (1795 – 1806)
Senta Braun Die Verlegung der Vahrenkampf-Schule von Kaiserswerth nach
Düsseldorf und die Zeit kurz danach (Materialien aus dem
Landesarchiv NRW)
[Heinrich Willemsen] Heinrich Heine und die Vahrenkampf-Schule (Auszug aus
Willemsen, Heinrich: Von Heinrich Heines Schulzeit)
Senta Braun Lehranstalt von Hoeninghaus & Leo in Düsseldorf (Materialien
aus dem Landesarchiv NRW)
Alt-Gummersbach mit dem "Baumhof" (1807) von Henriette Elisabetha Jeanette Jügel
2
2 Henriette Elisabetha Jeanette Jügel (1778-1850) war eine deutsche Landschafts- und Porträtmalerin.
Vgl. http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/603203 (Stand 2.4.2019). Die Abbildung zeigt die älteste
Ansicht Gummersbachs. Das Foto des Aquarells ist bei Wikimedia Commons, gemeinfrei unter
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Baumhof_Alt-Gummersbach.jpg zur Verfügung gestellt (Stand
2.4.2019).
©Senta Braun
Die Verlegung der Vahrenkampf-Schule
von Kaiserswerth nach Düsseldorf
und die Zeit kurz danach1
Kaiserswerth am Rhein von L. Rohbock und A. Fesca
2
1 Materialien aus dem Akt Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, Düsseldorf, Großherzogtum Berg
Nr. 13797, Das Varenkampfische Handlungs-Institut zu Düsseldorf. Fußnoten und Anmerkungen,
welche nicht im Originaltext vorkommen sind kursiv gesetzt. 2 Das Bild ist entnommen aus „Der Rhein und die Rheinlande von Cöln bis ans Meer in malerischen
Originalansichten von L. Rohbock und W. I. Cooke. Historisch topographisch beschrieben von J. W. Appell & A. Henninger“, Darmstadt 1855, S. 26.
Einer Hochlöblichen Schulkommißion
zeige ich pflichtschuldigst an, daß ich gesonnen bin, meine Handlungsschule nach
Düsseldorff zu verlegen.
Sollte Eine hochlöbliche Schulkommißion vielleicht ein Lokale besizzen was für eine solche
Anstalt paßend wäre; so bitte ich ganz gehorsamst
mir solches hochgenehmigst zu verleihen-
In der ersten Überzeugung, daß eine hochlöbliche Schulkommißion, jederzeit für das beste
der Jugendbildung sorgt, empfehle ich mich dem Schutz
Hochderselben
ganz unterthänigst Chr. Vahrenkampf3
Kayserswerth, den 21ten Janu[ar] 1808
3 Christian Gottlob Friedrich Vahrenkampf (ca 1763 - 1813). Näheres zu Vahrenkampfs früherer
Tätigkeit siehe vorne Pott, Klaus Friedrich: Kaufmännischer Unterricht als Kern der Gummersbacher Schulgemeinde-Schule (1795 – 1806), Selbstverlag Wien 1977.
Einer Hochlöblichen Schulkommißion
zeigte ich unterm 21ten d. M. pflichtschuldigst an, daß ich gesonnen wäre, mein
Handlungsinstitut von hier nach Düsseldorff zu verlegen.
Die Beschaffenheit des hiesigen Ortes ist der Wirksamkeit einer solchen Anstalt nicht
günstig, weil sehr viele Bedürfniße an derselben hier nicht befriedigt werden können.
So z. B. muß ich iezt einen Musiklehrer, einen Tanzmeister, einen Zeichenlehrer von
Düsseldorff kommen laßen. Dadurch entstehen nicht nur nachtheilige Lükken im
Unterricht, sondern der Unterricht wird auch zu theuer. Außerdem verlangen viele
Eltern, daß ihre Kinder in den höheren Wissenschaften als in der Physik in der
Mathematik u.a. unterrichtet werden, und daß sie die Cameral-Wissenschaften, das
Naturrecht, das Staats- und das Wechselrecht u.s.w. hören sollen. Diese Zöglinge
könnten als dann, mit der höchsten Erlaubnis Einer hochlöblichen Schulkommission,
das Großherzogliche Lycäum besuchen; um sich da diejenigen Kenntniße zu
verschaffen, die sie in meiner Anstalt nicht erlangen können.
Zugleich bat ich Eine hochklöbliche Schulkommission unterthänigst, mir hochgeneigt ein
Locale für meine Anstalt zu verleihen.
Es ist die Pflicht eines jeden nützlichen Staatsbürgers, seinen Wirkungskreis nach
seinen Kräften auszudehnen. Dadurch fordert mein Geschäft ein großes Lokale was
mir zu schwer werden würde, und ich wagte deshalb eine unterthänigste Bitte. Da ich
nun, bei der möglichsten Anstrengung meiner Kräfte, besonders unter dem gnädigen
Schutz Einer hochlöblichen Schulcommission, in Düsseldorf umsomehr mein
Auskommen zu finden hoffe, da das Institut des Herrn Professor Kuthan4 nicht mehr
dort ist, so bitte ich Eine höchlöb. Schulkommission um eine gnädigst baldige
Gewährung meiner Bitte
ganz unterthänig Chr. Vahrenkampf
Kayserswerth, den 31ten Januar 1808
4 Zu dem von Vahrenkampf hier angesprochenem Institut konnten bislang keine Hinweise gefunden werden.
Hochwürdiger Hochgeehrtester Herr Schulrath!
Euer Hochwürden wünschen einige Nachricht über die in meiner Nachbarschaft bestehende
Fahrenkampische Lehranstalt zu erhalten. Soviel ich mich deshalb im vorigen Sommer durch
verschiedene Besuche überzeugt habe, besteht dieselbe gewöhnlich aus 24 bis 30 Zöglingen
von 12 bis 20 Jahren, die sich vorzüglich der Handlung widmen wollen. Auch einige Söhne
aus hiesiger Nachbarschaft besuchen das Institut, um die französische Sprache zu lernen.
Herr Fahrenkamp mit einem Gehilfen führen die Direktion desselben.
Die Lehrstunden fangen Morgens um 8 Uhr an, jedoch wird im Sommer eine Stunde früher
angefangen, dieselben dauern mit Abwechslung einer Erholungs- und einer Mittagsstunde
bis 6 Uhr Abends.
Herr Fahrenkamp gibt täglich selbst 5 bis 6 Stunden Unterricht in der kaufmännischen
Wissenschaft überhaupt, in der französischen, Englischen, jtaliänischen[,] holländischen und
deutschen Sprache.
Die Französische und deutsche Sprache wird täglich vorgenommen, wie auch das Rechnen.
Die übrigen Sprachen werden abwechselnd zu verschiedenen Tagen in der Woche erklärt.
Der Gehi[l]f gibt ebenfalls täglich Unterricht in der französischen Sprache und abwechselnd
zu verschiedenen Tagen lehrt derselbe auch die jtaliänische Sprache. Gibt Unterricht in der
Erdebeschreibung nach Anleitung von Gaspari5 und Fabri6 und in der Naturgeschichte nach
Funke7.
Monatlich geschieht durch Herrn Fahrenkamp eine allgemeine Revision, wobey diejenigen,
bey denen eine Verbesserung in ihren Lehrgegenständen noch nöthig ist, einen Protocollar-
Auszug der zu verbessernden Gegenständen aller Übersetzungen, Briefwechsel etc. erhalten.
Dann werden jährlich zwei Prüfungen vorgenommen, wobey eine Rangliste nach eines jeden
Fähigkeit verfertiget wird, denjenigen, welche dabey besonders gut bestehen, und keines
unmoralischen Fehlers beschuldigt werden, wird zu ihrer Aufmunterung ein eigener Platz auf
einem dazu in einem Nebenzimmer eingerichteten Comptoir angewiesen, und die Rangliste
wird bey der Gesetztafel, welche an dem Lehrsaal befindlich ist, angeheftet.
Die Französische Sprache wird im gemeinen Umgang unter den Pensionair gesprochen. Die
Direktion dieses Instituts legt ein besonderes Gewicht auf Ehrgefühl, und der Direktor
5 Gemeint ist eine Auflage von Gaspari, Adam Christian: Lehrbuch der Erdbeschreibung zur
Erläuterung sowohl des neuen methodischen Schulatlasses, als auch des verkleinerten Hand-Atlasses
für Bürgerschulen und Zeitungsleser. Zweiter Cursus, 8. Ausgabe, Weimar 1811. 6 Gemeint ist eine Auflage von Fabri, J. E.: Handbuch der neuesten Geographie für Akademie und
Gymnasien. Nebst einer Einleitung in die mathematische und physikalische Erdbeschreibung…,
5. verbesserte Auflage, Halle 1895. 7 Gemeint ist eine Auflage von Funke, C. Ph.: Naturgeschichte und Technologie für Lehrer in Schulen
und Liebhaber dieser Wissenschaften, 2. Bd., 5. vermehrte und sehr verbesserte Auflage, Braunschweig 1805.
Fahrenkamp zeigt bey seinem Geschäfte und seinem sonstigen Umgang einen festen guten
und moralischen Charakter.
Herr Fahrenkamp scheint aber bey der Auswahl seines Gehilfen nicht immer der glücklichste
gewesen zu seyn, indem derselbe noch vor kurzem seinen Gehilfen wegen eines niedrigen
Umgangs verabschiedet hat. Überhaupt scheint mir, daß Herr Fahrenkamp für Erhaltung der
guten Sitten und der guten Ordnung eine vorzügliche Sorge trägt, die sich auch für
diejenigen ausdehnt, welche Zöglinge seines Instituts sind, und in Kaiserwerth wohnen. Die
Hauswirthe derselben sind mit Ernst ersucht, ihre Zöglinge in guter Hausordnung zu halten,
und Herr Fahrenkamp erkundigt sich nicht selten, ob solche diese Ordnung zu halten
pflegen, bey den Hauswirthen selbst.
Was nun den Fortgang der Zöglinge betrifft kann ich nicht bestimmen, weil ich von dem
kaufmännischen Sachen und den fremden Sprachen keine Kenntniß habe, jedoch konnte ich
dem Herrn Direktor im Rechnen, Schön- und Rechtschreiben, in Haltung guter Ordnung und
Reinlichkeit meinen Beyfall nie versagen.
Herr Pastor Reuter von Kalkum8 und Herr Pastor Mühle[n]beck von Kaiserswerth9 gaben in
vorigen Sommer wöchentlich einen Unterricht in der Religions-Lehre. Ersterer für die
Katholischen und Letzterer für die Protestantischen Zöglinge. Beyde haben mir mehrmahls
ihre Zufriedenheit über die beobachtete gute Ordnung geäußert.
Ich habe die Ehre mit eben der aufrichtigen Hochachtung zu bestehen, mit welcher ich
diesen Vorgang bezeichne
Euer Hochwürden
Gehorsamster Diener
Heinzen Pastor10
Wit[t]laer, den 6ten Februar 1808
8 Joh. Reuter verwaltete die katholische Pfarrei in Kalkum. Vgl. Lenzen, Th. J. J.: Beyträge zur Statistik
des Herzogtumes Berg, Düsseldorf 1802, S. 65. 9 Heinrich Gerhard Mühlenbeck (? – 1814) war von 1782 – 1814 (der erste) Pfarrer der Reformierten
Kirche in Kaiserswerth. Vgl. Beck, Friedrich Adolf: Statistik der Evangelischen Kirche in der Königl.
Preuß. Rheinprovinz, Neuwied 1848, S. 173. 10 Johann Wilhelm Heinzen (1763 Mondorf – 1840 Düsseldorf) war von 1795 – 1821 katholischer
Pfarrer in Wittlaer, danach in Düsseldorf. Vgl. Frowein, Peter: Philipp Hedderich 1744 – 1808, Böhlau 1973, S. 199.
Den Herrn Vahrenkampf zu Kaiserwerth
Die Schul-Commission hat mich beauftraget, Ihnen auf ihr unter dem 21ten Januar jüngst
eingelegtes und unter dem 31ten desselben Monathes erneuertes Gesuch um Verlegung
ihres Instituts hierher und um Bewilligung eines angemessenen Locales, Nachstehendes zu
unterhalten.
Obgleich die Schul-Commssion die Vortheile nicht verkennt, die aus der Erneuerung
mehrerer Anstalten derselben Art von einem und dem nähmlichen Orte entstehen können;
so berücksichtiget Sie doch auch zugleich, daß eine Überführung derselben dem gemeinen
Wohle keinen Nutzen bringt, während sie den Ruin der Unternehmer herbeyführt.
Düsseldorf hat bereits ein Handlungsinstitut und die Errichtung des zweiten ist
wahrscheinlich, und von der Schul-Commission unter gewissen Voraussetzungen schon
bewilligt, ehe Sie noch Kenntniß von ihrem Vorhaben hatte. Ob ein Drittes nicht zu viel sey;
könnte mit Grund bezweifelt werden: weil indessen die Schul-Commission gute Zeugnisse
über Sie eingezogen hat, und die Errichtung eines zweyten Handlungs-Instituts bloß
wahrscheinlich, und noch nicht gewiß ist; so will dieselbe Ihrem Vorhaben nicht gradezu
entgegen seyn; sondern es nur ihrer eignen nährer Erwägung überlassen, ob Sie die
Verlegung ihrer Anstalt unter den bemerkten Umständen auch für dienlich halten; im
welchem Falle sie es erleiden mag, daß sie ihr Institut, aber nur als Handlungsschule hier
fortsetzen; wobey Sie ihnen die Versicherung ertheilen läßt, daß in so weit die beym Lyceo
bestehende Ordnung es zuläßt, ihre Zöglinge an dem Unterricht in demselben Theil nehmen
können. – In Hinsicht des Locales vermag indessen die Schul-Commission nicht ihren
Wünschen zu entsprechen.
Nach den
dem mir ertheilten Auftrage gemäß habe ich hier die Bescheidung des Lehrers Vahrenkampf
nach den mir gemachten Bemerkungen entworfen.
Meiner Meinung nach könnte der Entwurf als Schreiben des Registrators abgehen.
Sollte indessen der Suppleant durch die Beamten beschieden werden; so kann der Entwurf
doch mutatis mutandis11 beybehalten werden.
Den 12 Aprills
[Unterschrift unleserlich]
[Nach dem ersten Vorschlag durch den Registrator [Unterschrift unleserlich] d. 22.April 1808
erhalten und [zwei Wörter unleserlich] und abg[eschickt]
[Unterschriften unleserlich]
11 mutatis mutandis = mit den nötigen Abänderungen
An den Herrn Präfecten des Rheinde[partements]
Die ehemahlige Schul-Commission hat das Gesuch des Herrn Vahrenkampf: sein zu
Kaiserswerth damals etablirtes Handlungs-Institut nach Düsseldorf verlegen zu dürfen,
unterm 22ten April 1808 zwar gestattet, doch unter der ausdrücklichen Einschränkung: daß
derselbe dieses Institut nur als Handlungsschule hier fortsetzen sollte, und daß dessen
Zöglinge nach dem geäusserten Verlangen des benannten Vorstandes an dem höhern
wissenschaftlichen Unterrichte in dem hiesigen Lyceo Theil nehmen könnten. Herr
Vahrenkampf hat sich nun beygehen lassen sein Institut über die ihm angewiesenen Gränzen
eigenmächtig zu erweitern, und hat nicht nur keinen seiner Schüler zum hiesig Lyceum
gewiesen, sondern sogar Schüler aus demselben aufgenommen, und zwar nicht als
Pensionäre, auch nicht als Handlungszöglinge, sondern als Privatschüler, die unter Direction
des Vorstehers von dessen Gehülfen den Unterricht in den ersten Elementen derjenigen
Wissenschaften und Sprachen erhalten, die nur Lehrgegenstände der Gelehrtenschulen seyn
können. Herr Vahrenkampf hat sich sogar erkühnt, diese eigenmächtig erweiterte
Ausdehnung seiner Unterrichtsgegenstände durch eine gedruckte Anzeige absichtlich zur
Kunde des Publikums zu bringen. Nothwendig muß hierdurch für das vom Gouverment
eingerichtete und unter dessen Schutz authorisirte hiesige Lyceum so wie für die Lehrer an
demselben rücksichtlich ihres Gehaltes, großen Nachtheil entspringen, um so mehr da die
Urverfassung desselben dem Publicum nicht ganz behagt, und man den Keim dieser
Unzufriedenheit nicht auf Einmahl tilgen, sondern nur allmählich eine größere
Vollkommenheit desselben herbeyführen kann.
Ich ersuche Sie Herr Präfect demnach, den H[errn] Vahrenkampf anweisen zu lassen, sich auf
seine Posten in den im angewiesenen Gränzen zu halten, und diejenigen Schüler, die sich
wahrscheinlicher dem gelehrten Stande, als dem Handlungswesen widmen wollen, oder
über deren künftige Bestimmung die Eltern selbst noch schwanken, in der Folge nicht
anzunehmen, und die wirklich in dieser Eigenschaft das Institut frequentierenden Jünglinge
mit Ende dieses Semesters zu entlassen. Zugleich wollen Sie demselben bedeuten lassen
seinen Unterricht nur auf diejenigen Kenntnisse, Sprachen und Fertigkeiten, welche in einer
unmittelbaren Beziehung auf die Handlung stehen, und dem Kaufmann unentbehrlich sind,
einzuschränken; Auch wollen Sie demselben anhalten: beym Anfange und jeden Semesters
den Nahmen, das Alter, den Geburtsort eines jeden Schülers, so dem die Unterrichts-
Gegenstände, das Lehrer-Personal und was übrigens auf das Institut Bezug hat, hierher
einzuschicken.
[Unterschriften unleserlich]
[ohne Datum]
[Beilage Einblattdruck mit folgendem Text:
Nachricht
Dar Plan und der Zweck der Schulanstalt, der ich seit zwölf Jahren vorgestanden habe, sind
ebenso allgemein bekannt, als ihre Wirksamkeit.
Ich erkenne den Werth des Zutrauens, womit ein großer Theil von Düsseldorfs verehrtesten
Bewohnern mir seine Söhne zur Bildung übergeben hat, und ich werde gern alle Kräfte
aufbieten, um die wichtige Absicht der Eltern, ihre Kinder gehörig bilden zu lassen, erreichen
zu helfen. Dies wird mir um so leichter werden, da alle Mitarbeiter an der Anstalt, von dem
nemlichen Geist beseelt, mit mir gemeinschaftlich, zur Erhaltung einer zweckmäßigen
Ordnung, und zur planmäßigen Bildung, der uns anvertrauten Jugend mitwirken.
Diese Anstalt war von je an, zur Bildung des Kaufmanns, des Fabrikanten und des
Geschäftsmanns bestimmt, und ist es noch; allein so wie sie jetzt organisirt ist, hat sie eine
weitere Ausdehnung erhalten. Ausser allen Komptoir-Wissenschaften, der Moral, der
Naturkunde, der Geschichte, der Erdbeschreibung etc. wird auch die Mathematik nach allen
ihren Zweigen gelehrt.
Ausser der deutschen, der französischen, der englischen, der italienischen und der
holländischen Sprache, wird auch die lateinische Sprache, nicht als Nebenfach, sondern bis
zur Lesung der klassischen Schriftsteller gelehrt; ebenso die griechische Sprache.
Den weitläufigeren Plan kann ein jeder in der Anstalt selbst einsehen.
Düsseldorf den 26. November 1809
Vahrenkampf,
Director der Anstalt ]
©Senta Braun
Heinrich Heine
und die
Düsseldorfer Vahrenkampf-Schule
Der berühmteste Schüler der Schule: Heinrich Heine (ca.1797 – 1856)1
1 Das Bild von Heinrich Heine (bis 1825 hieß er Harry Heine) und die Unterschrift stammen von einer
antiquierten Postkarte. Das Geburtsdatum ist nicht amtlich dokumentiert und daher unsicher. Eine
Kurzzusammenfassung seines Lebens und Werks findet sich im Portal Rheinische Geschichte
(http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/heinrich-heine/DE-2086/lido/ 57c82947cc8189.90141056, Stand 5.4.2019)
Laut einem Brief von Heinrich Heine an seine Schwester Betty vom 16.7.1853 besuchte er
zwei Jahre die Vahrenkampf-Schule.2 Genaue Angaben zu Heines Schulbesuche fehlen und
Heines Biographen datieren seinen Eintritt in die Schule häufig auf Oktober 1814. Da zu jener
Zeit Vahrenkampf bereits verstorben war müsste Heine bei Vahrenkampfs Nachfolgern
Hoeninghaus & Leo zur Schule gegangen sein. In einer zu jener Zeit angelegten Schülerliste
tauchte Heine jedoch nicht auf. Und da Heines Biographen seinen Antritt als Lehrling auf
1815 datieren können, hätte sich Heine bezüglich der Verweildauer an der Vahrenkampf-
Schule um ein Jahr vertan. Details hierzu finden sich im folgenden Text von Heinrich
Willemsen.
In Band 10 der von Manfred Windfuhr herausgegebenen 16 bändigen Historisch-kritischen
Gesamtausgabe der Werke Heinrich Heines hingegen wird auf S. 347 nun eine neue
Hypothese aufgestellt. Hiernach soll Heinrich Heine die Vahrenkampfschule in Düsseldorf
zwischen 1810 und 1812 besucht haben. Er wäre demnach als Zwölfjähriger in die
Handelsschule eingetreten. Dies wäre keineswegs ungewöhnlich gewesen, wie eine obige
Angabe zur Vahrenkampfschule in Kayserswerth im Brief vom 6.2.1808 bestätigt.
2 Vgl. Heine-Portal, http://hhp.uni-trier.de/Projekte/HHP/Projekte/HHP/Projekte/HHP/searchengine/
briefe/04baende/band23/getletter?letterid=W23B1506#0 (Stand 7.3.2019).
©Senta Braun
Lehranstalt von
Hoeninghaus & Leo
in Düsseldorf1
Die Stadt Düsseldorf/La Ville de Düsseldorf (um 1798) von Lorenz Janscha
gezeichnet und von Johann Ziegler gestochen2
1 Die Originaldokumente stammen aus dem Jahr 1814 und befindet sich im Akt Landesarchiv NRW,
Abteilung Rheinland, Düsseldorf, Generalgouvernement Berg Nr.2051, Private Handelsschule von G.E.
Leo und [Fch.] Hoeninghaus in Düsseldorf. Fußnoten und Anmerkungen, welche nicht im Originaltext
vorkommen sind kursiv gesetzt. Die Lebensdaten zu Friedrich Hoeninghaus und G. E. Leo konnten
bisher nicht ermittelt werden. Meldekarten für die Zeit um 1814 sind im Stadtarchiv Düsseldorf nicht
vorhanden. 2 Das vorliegende Bild stammt aus der ÖNB, Digitale Sammlung FKB-Vues, Inventarnr. KAR0501779.
Ursprünglich wurde das Bild unkoloriert veröffentlicht in Janscha, L[orenz]; Ziegler, [Johann]:
Collection de cinquante vues du Rhin les plus intéressantes et les plus pittoresques, depuis Spire jusqu'à Dusseldorf : dessinées sur les lieux d'après nature, Wien 1798.
Durchlauchtigster Fürst!
Hochgebildeter Herr General-Gouverneur!
Eure hochfürstliche Durchlaucht geruhten am 6ten April auf unsere unterthänigste Bitschrift,
worin wir um die Befugnis baten, eine Privat-Lehranstalt errichten zu dürfen, uns
aufzugeben, einen Lehrplan über den Zweck dieser Anstalt einzureichen. Wegen
eingetretener Hindernissen können wir erst heute diesen Plan Hochdenenselben mit einigen
vorläufigen Bemerkungen vor Augen legen.
Als vor einigen Monaten Herr Varrenkamp, Lehrer des hiesigen Handlungsinstituts starb,
ersuchten uns mehrere Eltern, deren Kinder diese Lehranstalt besucht hatten, unsere
gemeinschaftlichen Künste zu vereinigen, um eine ähnliche Anstalt zu errichten. Wir nahmen
diesen Vorschlag mit Vergnügen an.
In den ersten Monaten suchten wir, die Kinder zweckmäßig zu beschäftigen, ihre
individuellen Fähigkeiten kennen zu lernen, und solche in Klassen einzutheilen.
Die Hauptabsicht der meisten Familienväter geht dahin, ihre Söhne zu angehenden
Kaufleuten, oder zu sonstigen Geschäftsmännern zu erziehen, die sich künftig einen
Wirkungskreis zu eröffnen gedenken, ohne eine Universität zu besuchen.
Einliegender Plan3, den uns die Eltern zum Theil selbst vorgeschrieben haben, begreift die
Wissenschaften und Sprachen, worin wir Unterricht ertheilen.
Wenn wir an die Aufopferungen gedenken, welche wir bisher gemacht haben, um diese
neue merkantilische Anstalt einzurichten, ohne die Beschwerden zu erwähnen, welche im
Anfange von einer solchen Lehranstalt unzertrennlich sind, so glauben wir der Hoffnung
leben zu können:
Eure Hochfürstliche Durchlaucht werden uns bald gnädigst die Befugnis
ertheilen, ein Handlungs-Institut, das schon im Werden ist, errichten und
künftig fortsetzen zu dürfen.
Wir ersterben in tiefster Verehrung
Eurer hochfürstlichen Durchlaucht
ganz unterthänigste Diener
G. E. Leo
Fr[iedri]ch Hoeninghaus
Düsseldorf den 13ten May 1814
3 Siehe unten.
Prospectus der Lehranstalt
von
Hoeninghaus & Leo
in
Düsseldorf
1) Schönschreibkunst. Lehrer Hoeninghaus.
Der Unterricht wird nach deutschen, französischen und englischen von Hoeninghaus
selbst geschriebenen Vorschriften ertheilt.1 Jeder Schüler schreibt, je nachdem solcher
Fortschritte gemacht hat, täglich 1 oder 2 Stunden.
2) Arithmetick. Lehrer Hoeninghaus.
Lehrbuch. Schürmanns practisches Rechenbuch.2
Die Lehrlinge werden in drei Klassen eingetheilt, und sowohl im Kopfrechnen als auf den
Rechentafeln geübt. Diejenigen, welche alle Species und die Regel de tri in Brüchen
bereits durchgegangen haben, setzen zur Abwechslung die von Hoeninghaus selbst
entworfenen kaufmännischen Rechnungsaufgaben fort.
3) Französische Sprache. Lehrer Leo.
Derselbe unterrichtet die Anfänge nach Mozin3, und die schon merkliche Fortschritte
gemacht haben, nach der so rühmlichst bekannten Sprachlehre des hiesigen Herrn
1 Mit Vorschriften sind schwache Vordrucke von Buchstaben gemeint. Ein gebundenes Heft solcher
Buchstabenvordrucke befindet sich in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf unter der
Bezeichnung Hoeninghaus, Friedrich: Elementar-Anleitung zum Selbstunterricht im Schreiben,
Düsseldorf 1814, Signatur PUR423. 2 Gemeint ist eine Auflage von Schürmann, Daniel: „Practisches Schulbuch der gemeinen Rechenkunst
und Geometrie“, 1. Auflage, Mülheim a. Rh. 1801. 3 Gemeint ist eine Auflage von Mozin, Abbé: „Französische Sprachlehre in einer neuen und faßlichen
Darstellung der auf die einfachsten Grundsätze zurückgeführten Regeln, durch viele Beispiele
erläutert und sowohl für Anfänger als für solche, welche schon Fortschritte in der französischen
Sprache gemacht haben, und sich darinn vervollkommnen wollen.“, 2. verbesserte und vermehrte Ausgabe, Tübingen 1803.
Professors Daulnoy4. Den Cursus welcher sich dieser Lehrer dabei vorgezeichnet hat,
besteht aus vier Klassen.
a) 4te Klasse
Lesen, decliniren und conjugiren sind ihre ersten Beschäftigungen.
Die ersten unentbehrlichsten Regeln werden hier vorgetragen und mit leichten
Übungsstücken, die jedesmal auf die vorgetragenen Regeln Bezug haben, erläutert.
Kleine Dialogen, Anekdoten, welche die Aufmerksamkeit des jungen Knaben fixiren,
werden aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt, und die dabei bemerkten Wörter
auswendig gelernt. Nach dem Lesen und Uebersetzen wird analysirt, und die Aufgaben
zu Hause übersetzt.
b) 3te Klasse
Aus der Introduction familière à la connaissance de la nature5 wird täglich ein gewisses
Pensum übersetzt, worauf sich jeder Schüler des Tages vorher zu Hause vorzubereiten
hat. Die aufgeschlagenen Wörter werden in ein kleines Buch eingetragen, und die
vorkommenden Regeln und Gallicismen6 erläutert. Nach dieser Arbeit werden einige
Regeln aus Mozin erklärt, und die darauf Bezug habenden Uebungsstücke übersetzt. Hat
ein Schüler in der Stunde, worin er gemeinschaftlich mit seinen Nebenschülern
beschäftigt ist, seine Aufgaben eher als ein Anderer fertig, so läßt der Lehrer ihn
einstweilen das eine oder das andere Stück aus dem Ami des adolescens7, dem Manuel
von Ristelhubert8, oder den Dialogen von Canzler9 übersetzen. Die erklärte französische
oder deutsche Aufgabe wir jedesmal zu Hause übersetzt, und nach der Correctur in ein
dazu bestimmtes Schreibbuch eingetragen.
4 Gemeint ist eine Auflage von Daulnoy, J[ohann] B[aptist]: „Neue französische Sprachlehre.“, 1.
Auflage, Dortmund und Leipzig 1797. Daulnoy war französischer Geistlicher und dann Professor am
Gymnasium zu Düsseldorf. Vgl. Bertholdt, Leonhard: „Theologische Wissenschaftskunde oder
Einleitung in die theologische Wissenschaften…“, Erlangen 1822, S. 346. 5 Gemeint ist eine Auflage von Berquin, Arnaud: „Introduction familière à la connaissance de la
nature. Traduction libre de l‘anglais“, Paris, 1784. 6 Gallizismus = für das Französische charakteristische sprachliche Erscheinung in einer nicht
französischen Sprache. Vgl. Duden online (https://www.duden.de/rechtschreibung/Gallizismus, Stand
8.1.2019). 7 Gemeint ist eine Auflage von Berquin, Arnaud: „L‘ami de l’adolesence.“, Bd. 1-4, 1784-89. 8 Gemeint ist eine Auflage von Ristelhubert, N. T.: „Manuel ou variétés amusantes et instructives à
l'usage des jeunes allemands qui ont dejá fait quelques progrès dans la langue françoise.“, Liegnitz
1818. 9 Gemeint ist eine Auflage von Canzler, C.: Leicht eingerichtete Kindergespräche, deutsch und französisch. Zur Erleichterung des ersten Unterrichts in der französischen Sprache.“, 3. Auflage, 1820.
c) 2te Klasse
Schriftsteller. La vie de Charles XII10 und Fables de Florian11.
Nach der Erklärung in den Stunden werden diese beyden Schriftsteller täglich zu Hause
soweit das Pensum reicht, ins Deutsche übersetzt, so wie auch die deutschen
Uebungsstücke von Mozin.
Um die Regeln der Sprachlehre noch begreiflicher zu machen, entwerfen die Schüler
kleine Aufsätze zweimal in der Woche nach vorhergegangener Anleitung des Lehrers. Mit
dieser Klasse, welche schon einigermassen die französische Construction kennt,
unterhält sich daher der Lehrer vorzugsweise in der französischen Sprache.
Handlungsbriefe.
Von Büsch Handlungsbriefen12 werden wöchentlich einige übersetzt, und die dabei
vorkommenden Ausdrücke sowohl als den Geschäftsgang erklärt.
d) 1te Klasse
Darin gedenkt der Lehrer zu schwereren prosaischen Schriftstellern und zu den Dichtern
überzugehen, und dabey einen bewährten deutschen Schriftsteller ins französische
übersetzen zu lassen. Der Schüler soll sich hier in vermischten selbst entworfenen
Aufsätzen aller Art, besonders in leichten merkantilischen Briefen nach Mozins und
Büsch Anleitung üben, und immer vom Leichten zum Schweren fortschreiten. Ganze
fortlaufende Korrespondenzen über ein und dasselbe Geschäft werden in diesen Klassen
nach des Professors Büsch Anleitung gelesen, erklärt und hernach ins französische oder
englische übersetzt.
Englische Sprache.
Der Lehrer Leo befolgt hier sämtliche Methoden, wie oben bey der französischen
Sprache erwähnt werden.
Folgende Lehrbücher werden dabei benutzt:
a) Ficks englische Sprachlehre13
10 Gemeint ist eine Auflage von V[oltaire]: Histoire de Charles XII. Roi de suede.“, Basel, 1731. 11 Gemeint ist eine Auflage von Hanthal, Ferdinand: „Fables de Florian. Mit grammatischen
Erläuterungen für den Schulgebrauch.“, Leipzig, 1812. 12 Gemeint ist eine Auflage von Büsch, Johann Georg: „Praktischer, hamburgischer Briefsteller für
Kaufleute.“, Teil 1, Altona und Hamburg 1798 und Teil 2 Mainz und Hamburg 1799. 13 Gemeint ist eine Auflage von Fick, Johann Christian: „Praktische Englische Sprachlehre für Deutsche beyderley Geschlechts. Nach der in Meidingers französischen Grammatik befolgten Methode und
b) The Vicar of Wakefield14
c) Letters of Chesterfield15
d) The practical Correspondent for Merchants by J. C. Büsch16
Italiänische Sprache.
Obiger Lehrer trägt die Anfangsgründe dieser Sprache nach Moritz Grammatik17 und die
Construction derselben nach Fernow’s Sprachlehre18 vor.
Lehrbücher sind:
a) Jagemann’s Chrestomatie I. und II. Theil19
b) Lettere mercantili del Sig. Büsch20
c) Comedie del Sig. Goldoni21
Die Uebungsstücke von Philippi22 werden hier den Anfängern zum Uebersetzen ins
Italiänische gegeben.
Geographie.
Leo trägt solche nach Gaspari23 vor. Er erklärt den Gebrauch des Globus. Bey einzelnen
Ländern werden merkwürdige Begebenheiten aus der Geschichte mit eingeflochten. Die
nach Sheridan’s und Walker’s Grundsätzen der reineren Aussprache.“, 3. durchaus vermehrte und
verbesserte Auflage, Erlangen, 1800. 14 Gemeint ist eine Auflage von Goldsmith, Oliver: „The vicar of wakefield, a tale.“, Paris 1800. 15 Gemeint ist eine Auflage von Stanhope, Eugenia [Hrsg.]:“ Letters written by late right honourable
Philip Dormer Stanhope, Earl of Chesterfield, to his son Philip Stanhope, Efq.“, Bd. 1-4, 1774-1775. 16 Gemeint ist eine Auflage von Büsch, Johann Georg: The Practical correspondent for merchants., Teil
1-2, Hamburg, 1800. Bei der Abkürzung des zweiten Vornamens von Büsch haben sich die Verfasser
des Prospectus verschrieben. 17 Gemeint ist vermutlich eine Auflage von Moritz, Karl Philipp: Italiänische Sprachlehre für die
Deutschen. Nebst einer Tabelle, die italiänische Aussprache und Etymologie betreffend.“, Berlin 1791. 18 Gemeint ist eine Auflage von Fernow, Carl Ludwig: „Italiänische Sprachlehre für Deutsche.“, Bd. 1-2,
Tübingen 1804. 19 Gemeint ist eine Auflage von Jagemann, Christian Joseph: „Italiänische Chrestomathie aus den
Werken der besten Prosaisten und Dichter.“, Bd. 1-2, Leipzig 1794-96. 20 Gemeint ist eine Auflage von Büsch, Johann Georg: Il pratico Corrispondente per mercatanti,
Leipzig. 21 Gemeint ist eine Auflage von „Le commedie del dottore Carlo Goldini avvocato veneto. Fra gli
arcadi polisseno fegejo.“, Band 1-2, Venezia 1753. 22 Gemeint sind vermutlich die Briefe im dritten Teil bei Filippi, D. A.: „Italienische Sprachlehre oder
praktische und theoretische Anweisung zum gründlichen Unterrichte in der italienischen Sprache.“, neueste und verbesserte Auflage, Wien 1813.
Schüler werden ausserdem besonders auf die Erzeugnisse der Länder aufmerksam
gemacht, so daß diese Bemerkungen gleichsam als eine Vorbereitung zu künftiger
Waarenkunde dienen können.
Die Geographie von Deutschland wird nach Special-Charten, jene der übrigen Länder
nach Generalkarten gelehrt.
Geschichte.
Lehrbuch. Galetti24.
Die merkwürdigsten Begebenheiten der Geschichte anzuzeigen, an solche Westenrieders
Geschichte der Deutschen25 anzureihen, zu erklären, und am Ende einen Auszug aus
Anderson’s Geschichte des Handels26 zu liefern, ist die Absicht des Lehrers.
Mathematick.
Der Trigonometer Herr Windgassen27 wird diese Wissenschaft wöchentlich dreimal
vortragen.
Technologie.
Lehrbuch. Beckmanns Technologie28. Von Zeit zu Zeit werden die Schüler in die Fabriken
und Werkstätten, die sich hier und in der Nachbarschaft befinden, geführt, um das
Vorgetragene augenscheinlich zu erklären.
23 Gemeint ist eine Auflage von Gaspari, Adam Christian: Lehrbuch der Erdbeschreibung zur
Erläuterung sowohl des neuen methodischen Schulatlasses, als auch des verkleinerten Hand-Atlasses
für Bürgerschulen und Zeitungsleser. Zweiter Cursus, 8. Ausgabe, Weimar 1811. 24 Gemeint ist eine Auflage von Galletti, Johann Georg August: „Lehrbuch der deutschen
Staatengeschichte nebst einer Uebersicht der allgemeinen Geschichte Deutschlands zu Vorlesungen
bestimmt.“, Gotha 1787. 25 Gemeint ist eine Auflage von Westenrieder, Lorenz von: „Abriß der deutschen Geschichte. Ein Lese-
und Lehrbuch.“ 2. verbesserte Auflage, München 1807. 26 Gemeint ist eine Auflage von Anderson, A[dam]: „Historische und chronologische Geschichte des
Handels von den ältesten bis auf jetzige Zeit.“, aus dem Englischen übersetzt, Teil 1-7, Riga 1773 –
1779. 27 Johann Wilhelm Windgassen (1779–1852) gründete 1825 in Troisdorf die „Windgassen Friedrich-
Wilhelm-Hütte“, die sich im Laufe der Jahre zur heutigen Mannstaedt GmbH entwickelte. 28 Gemeint ist entweder eine Auflage von Beckmann, Johann: „Anleitung zur Technologie oder zur
Kentniß der Handwerke, Fabriken und Manufacturen, vornehmlich derer, welche mit der
Landwirthschaft, Poizey und Cameralwissenschaft in nächster Verbindung stehn. Nebst Beyträgen zur Kunstgeschichte.“, 5. verbesserte und vermehrte Ausgabe, Göttingen, 1802 oder seines „Entwurf der
Musterzeichnungen.
Herr Professor Schaeffer29 hat sich willig gefunden, zur Bildung des Geschmacks in der
Hinsicht der zur Fabrik und Gewerbekunst und anderer an die Kunst gränzender
Gegenstände – Musterzeichnungen p. den geeigneten Unterricht zu ertheilen, sobald wir
eine Anzahl erwachsener Zöglinge für dieses Bedürfniß vorgebildet haben.
Waarenkunde.
Ueber diesen Gegenstand wird sich Hoeninghaus einigemal in der Woche mit denjenigen
Zöglingen unterhalten, welche schon mehrere kaufmännische Notizen eingesammelt
haben.
Buchhaltung.
Hoeninghaus schmeichelt sich, diese mit Erfolg lehren zu können, da er 15 Jahre lang sich
dem Handelsstande gewidmet, und durch viele Reisen seine Kenntnisse besonders in
merkantilischer Hinsicht zu erweitern suchte. - Eine nicht unbedeutende Sammlung
original Handlungsbriefe und Factura’s wird dazu benutzt, so wie zugleich Arbitragen
damit verbunden werden.
Zeichenkunst.
Herr Büsen, Zeichenmeister,30 hat sich auf unser Ersuchen erboten, wöchentlich dreimal
Unterricht in dieser Kunst zu geben.
Singkunst.
Herr Musikdirektor Burgmüller31.
allgemeinen Technologie: aus dem Vorrathe kleiner Anmerkungen über mancherley gelehrte
Gegenstände.“, Göttingen 1806. 29 Karl Friedrich Schaeffer (1779 – 1837) war Architekt und Professor für Baukunst und Perspektive an
der Kunstakademie Düsseldorf. Er hatte ab 1811 zudem eine private polytechnische Zeichenschule.
Zur ersten Informationen zu seiner Person vgl. https://de.wikipedia.org/w/
index.php?title=Karl_Friedrich_Schäffer_der_Jüngere&oldid=1174166887 (Stand 16.1.2019). 30 Herr Büsen war zu jener Zeit auch am Gymnasium zu Düsseldorf als Zeichenlehrer angestellt. Vgl.
Kortum, C. W. C.: „Zur öffentlichen Prüfung des Gymnasiums…zu Düsseldorf im Schuljahr 1814. 31 Friedrich August Burgmüller (1760 – 1824) war ab 1812 städtischer Musikdirektor in Düsseldorf. Zuvor wirkte er als Pianist, Kapellmeister und Dirigent. Zur ersten Informationen zu seiner Person vgl.
Disciplin.
Jeder Schüler muß täglich alle aufgegebenen Pensa einliefern, widrigenfalls wird er
angehalten, seine fehlenden Aufgaben in einem besonderen Zimmer nach den
Lehrstunden zu machen.
Kleine Vergehungen werden dadurch bestraft, daß der Lernende in seinen Freistunden
auf Befinden des Lehrers arbeiten muß. Grössere zeigt der Lehrer den Aeltern an, die
sich die darüber ihnen zukommende Zurechtweisung vorbehalten haben.
Schüler, mit welchen den Lehrer die ganze Woche hindurch zufrieden gewesen ist,
werden des Sonntags durch einen Spaziergang belohnt.
Am Ende eines jeden Monats werden die vorgetragenen Lehrgegenstände wiederholt.
Die Unterrichtsstunden fangen des Morgens um 7 und 8 Uhr an, und dauern bis 12 Uhr
Mittags.
Die Nachmittagsstunden beginnen um 2 Uhr und sind um 4 und 5 Uhr geendet. Schüler,
welche nachläßig und unaufmerksam gewesen sind, stehen von 5 bis 6, 7 oder 8 Uhr
unter besonderer Aufsicht eines anderen Lehrers.
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Friedrich_August_Burgmüller&oldid=179237618 (Stand 16.1.2019).
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