Donnerstag 28.1.2016 Solo-Recital Philharmonie 19.00 – ca ... · Solosonaten und -partiten für...

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Donnerstag 28.1.2016Solo-Recital Philharmonie19.00 – ca. 22.00 Uhr

YO-YO MAVioloncello

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KONZERTEINFÜHRUNG17.45 Uhr im FoyerModeration: Christoph Schaller

LIVE-ÜBERTRAGUNG auf BR-KLASSIKPausenZeichen:Annekatrin Schnur im Gespräch mit Yo-Yo Ma

Konzert zum Nachhören (on demand):Eine Woche abrufbar unter www.br-klassik.de

2Programm

Johann Sebastian BachGemälde Johann Ernst Rentsch d. Ä. zugeschrieben (um 1715)

3Programm

Johann Sebastian Bach (1685–1750)Sechs Suiten für Violoncello solo

Suite I in G-Dur, BWV 1007• Prélude• Allemande• Courante• Sarabande• MenuettI–MenuettII• Gigue

Suite II in d-Moll, BWV 1008• Prélude• Allemande• Courante• Sarabande• MenuettI–MenuettII• Gigue

Suite III in C-Dur, BWV 1009• Prélude• Allemande• Courante• Sarabande• BourréeI–BourréeII• Gigue

Pause

Suite IV in Es-Dur, BWV 1010• Prélude• Allemande• Courante• Sarabande• BourréeI–BourréeII• Gigue

Suite V in c-Moll, BWV 1011• Prélude• Allemande• Courante• Sarabande• GavotteI–GavotteII• Gigue

Suite VI in D-Dur, BWV 1012• Prélude• Allemande• Courante• Sarabande• GavotteI–GavotteII• Gigue

4JohannSebastianBach

»Nochschweereristes,ohnediegeringsteBegleitung,eineneinfachenGesangsohar-monischzuschreiben,daßesnichtmöglichsey,eineStimmeohneFehlerbeyzufügen:[…]InderArthatmanvonJ.S.Bach,ohneeinigesAccompagnement,6SonatenfürdieViolinund6fürdasVioloncell.«

JohannPhilippKirnberger:DieKunstdesreinenSatzesinderMusik,Berlin1771

WährendseinerZeitamWeimarerHof(1708–1717)undseinerAnstellunginKöthen(1717–1723),inderMitteseinesLebensalso,schriebJohannSebastianBacheinigeseinerbedeutend-stensolistischenundkammermusikalischenWer-ke–darunterdieEnglischenundFranzösischenSuitenfürCembaloundderersteTeildesWohl-temperiertenClaviers:wichtigeZeugnissevonBachspolyphonerMeisterschaft,seinerbeispiel-losenBeherrschungdesNebeneinandersgleich-berechtigterStimmen,daserfreilichnichtneuerfand,abermitseinemkontrapunktischenEin-fallsreichtumzuunerreichterPerfektiontrieb.IndieseSchaffensperiodefallennebendenSechsSonatenundPartitenfürViolinesolo(Sei solo)auchdieSechsSuiten fürVioloncello solo–WerkefüreinInstrumentalso,aufdemimGe-gensatzzumCembalodassimultaneDarstellenmehrererStimmeneigentlichnichtvorstellbarschien.DiesermateriellenEinschränkung,derBachsichnatürlichsehrwohlbewusstwar(ver-stand erdoch laut seinemSohnCarlPhilippEmanuel»dieMöglichkeitenallerGeigeninstru-

EntstehungszeitVermutlich zwischen 1715 und 1723, das Autograph ist nicht überliefert. Die erste erhaltene Abschrift von Johann Peter Kellner wird auf 1726 datiert.UraufführungEine öffentliche Aufführung zu Lebzeiten des Kompo-nisten ist unwahrscheinlich und nicht bekannt. Lebensdaten des Komponisten21. März 1685 in Eisenach – 28. Juli 1750 in Leipzig

Polyphone RätselZu Johann Sebastian Bachs Sechs Suiten für Violoncello solo senza basso, BWV 1007–1012

Christoph Schaller

5JohannSebastianBach

mentevollkommen«),trotzteer:BachrangdemVioloncelloMusikab,unterderenmanifester,linearerOberflächedieganzeTiefeseinespoly-phonenDenkensimmerwiederaufscheint.

WasmanaushistorischerPerspektivemitGewissheitüberdieSuitenfürVioloncellosagenkann,hältsichinerstaunlichengenGrenzen.Erstaun-lichvielleichtdeshalb,weilsieheutefürvielegewissermaßeneinSynonymfürbarockeCellomusikundelementarerBestandteildesCellorepertoiressind.BevorjedochderCellistPabloCasalsdieSuitenzuBeginndes20.Jahr-hundertswiederentdeckte,aufführteundeinspielte–undsoerstmalsseitihremEntsteheneinerbreitenÖffentlichkeitüberhauptzugänglichmach-te–wurdensievorallemim19.Jahrhundertmehroderwenigeralsbloße»Cello-Etüden«angesehen,kompositorischzwaranderentechnischenFin-gerübungenweitüberlegen,aberwegenihrervermeintlichsprödenKom-plexitäteherdemInstrumentalistenselbstalsdemZuhörereinGewinn.DieQuellenlagezudenCellosuitenistäußerstdünn:DasAutographgingverloren,auchanderehistorischeZeugnisseüberdengenauenEntste-hungszeitpunktfehlen.HeutigeNotenausgabenberuhenaufzweiAbschrif-ten,dieunabhängigvoneinanderzwischen1726und1731inLeipzigent-standensind:EinestammtausderHandvonJohannSebastianBachszweiterFrauAnnaMagdalena,dieandereausderdesmitBachbefreun-detenOrganistenJohannPeterKellner,undzusammenermöglichensie

Die Wilhelmsburg: das herzogliche Schloss in Weimar, Bachs Wirkungsstätte von 1708 bis 1717

6JohannSebastianBach

einrechtzuverlässigesAbbildvonBachsOriginalhandschrift.AnnaMag-dalenaBach schrieb glücklicherweise nicht nur dieCellosuiten ihresMannesab,sondernmitihnenzusammenauchdieschonerwähntensechsSolosonatenund-partitenfürVioline(Sei solo,heuteBWV1001–1006),derenAutographerhaltenundauf1720datiertist:AnscheinendsahauchsiezwischendenbeidenWerkgruppeneineVerbindung.Sehrwahrschein-lichkomponierteBachdieSuitenfürCelloalseineArt»Schwesterwerk«derSonatenundPartitenfürViolineungefährzwischen1715und1723,undzwarnichtinunmittelbarerFolge,sondernübermehrereJahrehin-weg–eineexakteChronologieistdabeiaberkaumfestzulegen.FürdieÖffentlichkeitwarensiewohlniegedacht,jedenfallsistausBachsLeb-

Allemande und Beginn der Courante aus Suite I in der Abschrift von Johann Peter Kellner

zeitenkeineAufführungbekannt.EsfehltenschondiepassendenAnlässe,umsolcheStückevorPublikumzuspielen,dennihreFunktionalshö-fischeTanzmusikerfülltendieSuitenBachslängstnichtmehr.DieSuitehattesichimLaufedes17.Jahrhundertsimmermehrvonihremkonkre-tenGebrauchszusammenhanggelöstundentwickeltesichnachundnachzueinereigenständigenGattung,dielediglichdasformaleGerüstderTanzfolgebeibehielt.

Beinfidel oder Schultercello?

»DerhervorragendeVioloncello,dieBassaViolaundVioladiSpala,sindkleineBass-Geigen|inVergleichungmitdergrössern|mit5auchwol6Sayten|worauffmanmitleichtererArbeitalsauffdengrossenMachinenallerhandgeschwindeSachen[…]machenkann|inson-derheithatdieVioladiSpala,oderSchulter=VioleeinengrossenEf-fectbeymAccompagnement,weilsiestarckdurchschneiden|unddieThonereinexprimierenkann.EinBasskannimmerdistincterunddeutlicherherausgebrachtwerdenalsauffdiesemInstrument.«

JohannMattheson:Dasneu-eröffneteOrchestre,Hamburg1713

WievieleanderekammermusikalischeWerkeBachswarenalsoauchdieCellosuiteneherfürdenprivatenGebrauchbestimmt:StückefürKenner,ExpertenundbefreundeteMusiker.BachhatteinseinerWeimarerwieseinerKöthenerZeiterstklassigeInstrumentalistenzurHand,diefürsolcheKompositionensicherlichdankbareAbnehmergewesenwären.DochderMusikerJohannSebastianBach,nebenderOrgelauchaufderBratscheundderGeigehöchstversiert,schriebvieleseinerSolostückevermutlichdurchausauchfürsichselbst–vondenViolinsolikannmandiesmiteinigerSicherheitsagen.VordiesemHintergrunderscheintdasInstrument,fürdasdieSechsSuitenverfasstwurden,rechtungewöhnlich.EinerseitswarBachselbstkein–oderzumindestkeinbesondersguter–Cellist,andererseitswardasVioloncellodamalsnocheinrelativjungesInstrument:ZurheuteüblichenviersaitigenFormhatteessichnachundnacherstgegenEndedes17.JahrhundertsentwickeltundkonntesichalsSoloinstrumentnurlangsamgegendievorherrschendeVioladagambadurchsetzen.IhrgegenübergaltdasCellolangealsplumpundungelenkundwurdevornehmlichzurVerstärkungderBassgruppeimOrchestereingesetzt–vielmehrtrautemanihmnichtzu.ZwarwareninItalieninden1680erJahrenschoneinigewenige(Bachhöchstwahrscheinlichnichtbekannte)KompositionenfürSolocelloohneBegleitungentstanden,doch

7JohannSebastianBach

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das,wasBachinseinenSuitendemInstrumentabverlangte,überstiegallesbisherDagewesene.ZuBachsLebzeitenexistierten,andersalsheute,zahlreicheunterschiedlicheBauweisendesCellosunterdenverschieden-stenNamen:fünf-odersechssaitigeCelliinteilweiseanderenStimmun-genwarenkeineSeltenheit,esgabgrößereundkleinereSpielarten,oftalsVioladibasso,BeinfideloderFagottgeigebezeichnet.InAnnaMagda-lenaBachsAbschriftderSolosuiteVIfindetsichvordemNotentextbe-zeichnenderweisederVermerk»àcinqcordes«:ZumindestdieseSuitewurde explizit für ein fünfsaitiges Instrumentkomponiert.BleibtdieFrage,wasfüreinCelloBacheigentlichimKopfhatte,alserseineSuitenschrieb.Möglicherweisewareseineweitere,heutefastnichtmehrbe-kannteVariante,dienochbiszurMittedes18.Jahrhundertsgespieltwurde:dasVioloncellodaspalla,auchVioladaspalla,wareinMitteldingzwischendergewöhnlichenViolaunddemCello,dasaneinemGurtumdieSchul-ter(ital.:spalla)gelegtunddementsprechendinähnlicherHaltungwieeineGeigegespieltwurde.AufdiesemInstrumenthätteJohannSebastianBachdieSuitensehrwahrscheinlichauchselbstspielenkönnen.

Abbildungen aus Michael Praetorius’ Traktat Syntagma musicum (1615) mit der Darstellung verschiedener Streichinstrumente. Auf der linken Seite sind diverse Gambeninstrumente versammelt, die am geschnitzten Kopf, den etwas hängenden Schultern und den Bünden auf dem Griffbrett zu erkennen sind. Auf der rechten Seite sind die einfachen Streichin-strumente wie Kleine Poschen Nr. 1 (Taschengeige) und die Bassinstrumente wie Trum-scheidt Nr. 7 und Scheidtholtz Nr. 8 bis hin zur Geigenfamilien mit Discant-Geig Nr. 4, Tenor-Geig Nr. 5 und Bas-Geig de bracio Nr. 6, den Vorgängern von Violine, Bratsche und Vio-loncello, zu sehen.

9JohannSebastianBach

Höfischer Tanz als Formkonzept

»SuitensindsolcheInstrumental-Sachen,dieerstlicheineOuverture,SymphonieoderIntrade,undnachgehendsnachdesComponistenGutbefindeneineganzeReiheallerhandPiecen,alsdasind:Alleman-den,Couranten,undsoweiterinsichbegreiffen.«

JohannMattheson:Dasneu-eröffneteOrchestre,Hamburg1713

DieformaleAnlagederCellosuitenistdenkbarsimpel.AlleübernehmendiegleicheFolgevonTanzsätzen(Allemande–Courante–Sarabande–Gigue),diesichimLaufedes17.Jahrhundertsetablierthatte.EchteTanz-musikwarendieseSuitennichtmehr:StarkstilisiertsinddieeinzelnenSätze,undnurnocheinigewenige,dafürabercharakteristischeElementeerinnernanihreHerkunft.BachbehältdieGrundcharaktereundTakt-artenweitestgehendbei,auchsindbestimmterhythmischeEigenheitennochzuerkennen.SokannmansichanmanchenStellendieTanzschritteundBewegungsfolgendurchausnochvorstellen,diedieseMusikinspirier-ten.Dasanmutige,majestätischeSchreitendereröffnendenAllemandemitprunkvollerBetonungdesTaktanfangswirdvielleichtambesteninSuiteIdeutlich.AufsiefolgendiefederndenSprüngeundLäufederCou-rante–beispielhaftindenSuitenIundIIIzuhören.StrenggenommenistdieBezeichnung»Courante«nichtganzkorrekt:Genauermüssteman

Höfisches Musizieren mit Viola da spalla rechts vorne (zeitgenössischer Kupferstich)

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hiervon»Corrente«sprechen,deritalienischenVariantedesTanzes,diesichdurchSchnelligkeitundfortwährendfließendeBewegungauszeich-net.EineechtefranzösischeCourante,schwerfälligerundim3/2-Taktno-tiert,hatBach–wennauchmithörbaritalienischemEinschlag–nurinSuiteVkomponiert.DieanschließendenSarabandensindvielleichtdieintimstenundgleichzeitigfragilstenSätze–siebildendieinsichgekehr-tenRuhepunkteeinerjedenSuite.DiefürdiesenTanztypische,beinahelasziveMelodieführungunddiegravitätischeBetonungderTaktmitteübernimmtBachzumTeilauch.Vordieabschließende,allenSuitenge-meinsame rasante GigueschiebtBachjeweilszweiTänzeein,diemitein-andereineEinheitbilden:indenSuitenI(G-Dur)undII(d-Moll)zweiMenuette,indenSuitenIII(C-Dur)undIV(Es-Dur)zweiBourréenundinSuiteV(c-Moll)undVI(D-Dur)schließlichzweiGavotten,wobeijeweilsderersteeingeschobeneTanznachdemzweitenwiederholtwird.JederSuiteisteinPréludevorangestellt:GewissermaßenaußerhalbdereigentlichenTanzsuitenstehendundkeinertänzerischen,sondernehereinerimprovisatorischenTraditionfolgend,zeigensie–einemschillernden

Musiker mit Viola da spalla, Ausschnitt aus einem Gemälde von Jan Brueghel (1623)

11JohannSebastianBach

Prismagleich–vieledermusikalischenElementeundMotiveauf,diesichanschließendindergesamtenSuitewiederfinden.DieweitgriffigenAr-peggiendesPréludezuSuiteI,diedieTonartG-DurundsämtlicheKlang-registerdesCellosinallenmöglichenBrechungenzumLeuchtenbringen,eröffneninverkürzterundabgewandelterFormauchdieCouranteunddieMenuette.Derd-Moll-Dreiklang,mitdemdasPréludezuSuiteIIbe-ginnt,unddiechromatischenKrümmungen,durchdieersichimweite-renVerlaufwindet,prägendenfastschmerzlichen,zerbrechlichenTon,dersichdurchdiegesamteSuitezieht.Prélude, AllemandeundCourante derungemeinschwung-undkraftvollenSuiteIIIinC-DurdurchmessenjeweilsinihremerstenTaktexaktdenselbenTonraumvomAusgangspunkt›c‹genauzweiOktavenabwärts:dasPrélude mit einem Sechzehntellauf, dieAllemandemiteinerrhythmisiertenTonleiterunddieCourante mit einerDreiklangsfigur.DieGigueschließlichkehrtdiemusikalischeBe-wegungnachobenum.AminteressantestensinddiemotivischenVerwe-bungenzwischendeneinzelnenTanzsätzenvielleichtinSuiteIVinEs-Dur:DieSechzehntelfiguren,dieimPréludenacheinerFermateplötzlichherein-gebrochenwarenundandenUrsprungderSuitenvorspieleinderImpro-visationerinnerten,werdeninderAllemandeundCourantegeschicktmitdenspringendenAkkordbrechungendesPrélude-Beginnsverbunden.UnddieimmerwiederindieCouranteeingestreutenTriolenläufegreifenschonaufdiedavoneilendeGiguevoraus.InvielerleiHinsichtbildetSuiteVeineAusnahme.SieistdiefranzösischsteallerSuiten,währendalleande-rentrotzgenerellfranzösischerSatzbezeichnungenehervomitalienischenStilbeeinflusstsind.IronischerweiseversiehtBachsiemiteinersehritalie-nischenSpielanweisung:SieistinSkordaturnotiert,diegewöhnlichauf›a‹gestimmtevierteSaitedesCellossollhierauf›g‹heruntergestimmtwerden–einePraktik,dievorallemfürdieCellotraditioninBolognatypischwarundeinebesondersdunkleKlangfärbunghervorbringt.Ihr

Ansicht von Köthen im Jahr 1650, hier wirkte und lebte Johann Sebastian Bach von 1717 bis 1723

12JohannSebastianBach

PréludefolgtimAufbaueinerfranzösischenOuvertüre:Aufeinenlangsa-men,vonPunktierungenundhöfisch-zeremoniellerDignitätgeprägtenTeilfolgteinschneller,im3/8-TaktnotierterAbschnitt.AuchdieAlle-mande, Courante(hierwieschonerwähntimfranzösischenStil)undGiguegreifendiesetypischfranzösischen,punktiertenRhythmendesPré-lude auf. Die Sarabandeistmehralsaußergewöhnlich:Ohnediesonstüblichen,vollgriffigenAkkorde ist sievielleichtder reduziertesteundwirkungsvollsteSatzderCellosuitenüberhaupt.DieletzteundlängsteSuiteVIschöpftdie(durchdiefünfteSaitenochbeträchtlicherweiter-ten)MöglichkeitendesCellosschließlichbisinsLetzteaus.DasPréludestrotztvorreinerFreudeandenspieltechnischenundklanglichenFa-cetten,dieAllemandeistdurchüberreicheVerzierungenundbarockeVerspieltheitfastbiszurUnkenntlichkeitstilisiert.DiemehrstimmigenAkkordederSarabandesindhieramweitgriffigsten,dieschnellenDop-pelgriffederGavottenundderGigueamanspruchsvollsten–daswardiehöchsteKunstdesCellospielszuBeginndes18.Jahrhundertsundistesnoch heute.

Polyphones Puzzle

»EigentlichwerdensolcheSuitenfürsClaviergesetzt[…];ammeistenaberfürallerhandgebräuchlicheInstrumente,jedochmiteinemvomClavierganzdifferirendenStylo;dennz.B.daeineAllemanda,fürvielerlei Instrumentegesetzet, inderoberstenStimmealleineinerichtigeundpraedominierendeMelodiebehält,sohatsiehergegensolcheMelodieaufdemClavierzertheiletundzerbrochen,dassalleMittel-StimmendaranteilnehmenundwasdesUnterschiedsmehr.« JohannMattheson:Dasneu-eröffneteOrchestre,Hamburg1713

Unterdermusikantisch-virtuosenOberflächedesbarockenTanzeskommtschließlichimmerwiederdaszumVorschein,wasBachsKompositionenfürSoloinstrumentedieserZeitundvorallemdieSuitenfürVioloncellosointeressantundbisheuterätselhaftmacht:Sieübertragendaspoly-phoneKompositionsprinzipaufeinimGrundeeinstimmigesInstrument.DieGegenstimme,derKontrapunkt,derdasmusikalischeDenkenderZeitbestimmte,fehlt–»senzabasso«.Docherfälltnichteinfachweg,sondernwirdalsteilweisemanifeste,teilweiselatentezweiteLinieinderSolo-stimmeimmermitgedacht.AufderViolinewardasmehrstimmigeSpieldamalsnichtmehrganzungewöhnlich.SchonJohannPaulvonWesthoff,GeigerundMusikerkollegeBachs,hatteinden1690erJahrenSuitenfür

13JohannSebastianBach

Violinesolokomponiert,indenenermitDoppelgriffenundpolyphonenStrukturenexperimentierte.UndBachselbstführtedanninseinenSei solo beeindruckendvor,dassauchvierstimmigeFugenaufderGeigedurchausmachbarsind.BeimCellosahdasandersaus.Schonaufgrundseinerbau-lichenBeschaffenheitistesweitwenigeralsdieViolinefürextravagantes,simultanesSpielenmehrererStimmengeeignet.Bachmusstesichanderer,vielsubtilererMittelalsindenViolinsolibedienen,umdiepolyphoneAnlageseinerMusikzumHörerzutransportieren,vorallemabermusstendieseMitteldentechnischenMöglichkeitendesCellosganzgenauent-sprechen.IhreoffensichtlichsteFormhatdieMehrstimmigkeitsicherinarpeggiertenAkkorden,beispielsweiseindenSarabanden. Doch meistens istsieviellatenterangelegt:BachfaltetgewissermaßendensimultanenZusammenklangineinzeitlichesNach-undräumlichesNebeneinanderauf.MehrereeigentlichgleichzeitigerklingendeStimmenwerdeninnureinerStimmezusammengefasst,dieGleichzeitigkeitineinNacheinanderauseinandergezogen.Fastwieaufdem»Clavier«istdieMelodie»zertheiletundzerbrochen«.MusikalischeZusammenhängestellensichsoofterst

Bachs letzte Wirkungsstätte: die Thomaskirche in Leipzig (1749)

14JohannSebastianBach

überlangeZeiträumehinwegher:VorhalteoderDissonanzenerklingennichtseltennureineinzigesMal,bevorsiemehrereTaktespäteraufgelöstwerden.MelodischeLinienwerdenbegonnen,kurzvoneineranderenStimme in andererTonlageundanderemRegisterunterbrochen,umschließlichfortgesetztzuwerden.SelbstdiefigurativenAkkordbrechun-gendesPréludezuSuiteIoderdenmelodischenVerlaufdereinstim-migsten allerSarabandeninSuiteVkannmansoalsvierstimmigeGe-bildeauffassen.DerbesondereReizliegtdeshalbvielleichtinderSub-jektivitätdesHöreindrucks,dervonZuhörerzuZuhörerunterschiedlichzwischeneinemlinearen,figurativenVerlaufunddemkontrapunktischenNebeneinandervielerStimmenchangierenmag.BesondersevidentwirddieeigentlichpolyphoneAnlagedesmusikalischenSatzesdann,wennBachstimmführungstechnische»Fehler«begeht,alsodieCellomelodievermeintlichdenRegelnderKunstwidersprechendinungewöhnlichdis-sonantenIntervallenoderübergroßenSprüngenweiterführt:Solche»in-korrekten«AnschlüssezweierbenachbarterNotenerscheinenjedochnurdannalsMakel,wennmanübersieht,dasssiegarnichtderselben,sondernzweivoneinandervölligunabhängigenLinienangehören.DieVerbin-dungenzwischendenimmerwiederversprengterklingendenStimmpar-tikelnerschließensichdannletztlicherstimKopfdesZuhörers,derganzsubjektivjenachHörgewohnheitund-erfahrungfehlendeStimmenundTöneergänzt,harmonischeSpannungenwahrnimmt,melodischeBögenimGeisteweiterführt,Auflösungenerwartet,eineVielzahlvonerdachtenStimmenhörtundsodiepolyphonenRätselderCellosuiten–vielleichtbeijederAufführunganders–löst.

15JohannSebastianBachKo

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65. Internationaler Musikwettbewerb der ARD München

29. August bis16. September 2016

Nächster Wettbewerb 2017:Klavier Violine Oboe Gitarre

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16InterviewYo-YoMa

EineTaxifahrtvomFlughafenChicagoinsStadt-zentrumführtzumKernderMusikJohannSe-bastianBachs.ZwischenGepäckband,Mittages-senundeinemBach-MarathonbeimCivicOr-chestraofChicagosprachYo-YoMaamTelefonüberseinLebenmitBach,seinInstrumentunddenbarockenGroovederSuitenfürVioloncellosolo.

CSErinnernSiesichnochanIhreersteBegeg-nungmitJohannSebastianBachsCellosuiten?

YYMIchglaube,ichkamsofortmitihneninBerührung,alsichanfing,Cellozulernen.EinesdererstenStücke,dieichübte,wardasPréludedererstenSolosuite.Eswurdemiraufeinesehreinfache,intuitiveArtbeige-bracht:IndiesemStückgibtesjamusikalischeMuster,diesichwieder-holenundnachundnachändern.JedenTaglernteicheineNotenzeile.AlsowaresanmanchenTagensehreinfach,weiterzukommen,wenndasmusikalischeMustergleichbliebodersichnurwenigeNotenänderten.AnanderenTagendagegenwaresschwerer,wenneinganzneuesMusterauftauchte.UndirgendwannerkannteichnebendenvielenkleinenMu-sterndasgroßeMuster,dengroßenPlan,derdemStückzugrundeliegt.DashatmichseitdemmeinLebenlangfasziniert.

CSWiehatsichIhremusikalischeBeziehungzudiesenStückennachvielenKonzerten,meh-rerenAufnahmenundetlichenJahrenBühnen-erfahrunggewandelt?

YYMDawürdeichmitArturSchnabelantworten,derüberMozartsMu-siksinngemäßgesagthat,manmüsseentwederfünfoder95Jahrealtsein,umsierichtigspielenzukönnen.AlsKindhatmannochdienötigeUn-schuld,Mozartzuspielen,undgegenEndedesLebenswirdesauchwie-dereinfacher.Dazwischenkanneseinbisschenkompliziertsein.ÄhnlicheErfahrungenhabeichauchmitBachsMusikgemacht.Alsichungefähr30Jahrealtwar,veranstalteteeinguterFreundvonmireinSymposionüber

»Eine Pilgerreise für den Geist«Der Cellist Yo-Yo Ma im Gespräch mit Christoph Schaller

Yo-Yo Ma

17InterviewYo-YoMa

AlbertSchweitzer.DerwarjanichtnurPhysikerundTheologe,sondernaucheinhervorragenderBach-Interpret.AufdiesemSymposionsollteichBachspielen,undwasvielwichtigerwar,auchüberBachreden.Ichlas,wasAlbertSchweitzerüberBachgeschriebenhatte,sprachmitvielenMen-schenüberBach,darunterderBach-ExperteChristophWolff,derdamalsanderHarvardUniversitylehrte.Daraufhinmeineeigenen,persönlichenWorteüberdieseMusikzufinden,dasauszudrücken,wasichselberdachteundempfand,wareineunglaublichlehrreicheErfahrung.

CSWashabenSiedieseErfahrungenüberBachgelehrt?WorinsehenSieheutedasWesenseinerMusik?

YYMHeutedenkeich,dassBachsMusikeinewunderbareundselteneBalanceundGleichzeitigkeitherstelltzwischenObjektivitätundeinemhöchstempathischenReflektierenderconditiohumana,deminnerstenWesendesmenschlichenDaseins.WissenSie,ichbinjetztineinemAlter,indemicherlebthabe,wieFreundeheiraten,Kinderbekommen,aberauch,wieFreundedieseWeltwiederverlassen.Undichhabefestgestellt,dassicheinunddasselbeStückvonBachbeiihrenHochzeitengenausowiebeiihrenBeerdigungenspielenkonnte.Unddasfandichunglaublich.AberwassagtunsdasüberdieMu-sik?BachsMusiksagtunsetwasinfreudigen,aberauchintraurigenZeiten,sieselbstistetwasFreudvolles,aberimmerzugleichauchtiefBewegtes–daszeigteinebestimmte,andereArtderemotionalenTiefe,dieunsnichtoftbegegnet.ÜberdieJahrehabeichimmerwiederBriefevonMenschenerhalten,diemirschrieben,dassesgeradeBachsMusikundspeziellauchdieCellosuitenwaren,dieihnendurchschwereZeiten–Krankheit,Traueroderähnliches–geholfenhaben.Daswarfürmichsehrinteressant,dennoffensichtlichbesitztBachsMusikgewissermaßenheilsameEigenschaften.SiewirktindenMenschen,diesiehören,regtsiean,wächstinihnen.

CSDieErkenntnis,welcheinspirierendeWirkungdieMusikvonBachaufdenMenschenhabenkann,spiegeltsichauchinvieleninterdisziplinä-renProjekten,dieSieausgehendvondenCello-suitenimLaufederletztenJahregestaltethaben.

YYMIchhabeversuchtzuerkunden,wasBachsCellosuitenmitundinanderenkreativenKöpfenundderenjeweiligenTätigkeitsfeldernbewir-kenkönnen,wiedieseMusikihreArbeitbeeinflussenkönnte.Soentstand

18InterviewYo-YoMa

die Idee,dieerstederCellosuiten landschaftsarchitektonisch ineinen»MusicGarden«inTorontoumzusetzen,dervondeneinzelnenTanzsätzenderSuiteinspiriertist.SoähnlichhabeichdannimmerneueVerbin-dungswegezumFilm,zumTanzoderzurArchitekturbeschritten.DaswareineweiterewundervolleArt,sichdenCellosuitenBachsanzunähernundsieimmerwiederneukennenzulernen.

CSWasistanBachsSuitenfürSolocellofürSiealsCellist,alsoaus»cellistischer«Perspektivebe-sondersinteressant?

YYMIchglaube,BachhatinseinenKöthenerJahren,indenenvermut-licheinGroßteilderSuitenentstand,versucht,bestimmteInstrumentebisinsallerletzteDetailkompositorischzuerforschen,ihretechnischenMöglichkeitenvollkommenauszureizen.Dashaterz.B.auchmitderViolinegemacht,indenSechsSonatenundPartiten.AbervomCellohater,someineich,tatsächlichUnmöglichesverlangt.VonSuitezuSuitewidmetsichBacheinemneuenAspektdesInstruments,denerbeleuch-tenwill.BiszudemPunkt,andemerdasInstrumentCelloselbsttrans-zendiert:InSuiteVwirdeineSaitetiefergestimmt,SuiteVIistfüreinfünfsaitigesInstrumentgeschrieben.BachsEinstellungscheintgewesenzusein:Ichwerdealles,wasesüberdiesesInstrumentzuwissenundzulernengibt,erforschenundsogardarüberhinausgehen.AneinigenStel-lenführtBacheineTonleiterabwärts,biserdentiefstenTonerreicht,denmanaufdemCellospielenkann.Dochdannkehrternichtum,sondernführtdieBewegungüberdashinaus,wasdasCelloleistenkann,indemereinfachsechsTönenachobenspringtunddieAbwärtsbewegungeineOktavehöherfortsetzt.SoentstehtderHöreindruck,dasCellowürdeetwasspielen,dasgarnichtmöglichist.

CSDerZuhörerundseinemusikalischeVorstel-lungskraftspielenalsoeinewichtigeRolleindenCellosuiten.BedientsichBachhiergewisserma-ßeneinesaußermusikalischenkompositorischenMittels?

YYMErmachtdasCello,dasnormalerweisenureineeinzigeStimme,eineMelodieliniespielt,indenSuitenzueinempolyphonenInstrument.UndweildasCelloebennichtdreiodervierNotengleichzeitigspielenkann,schongarnichtüberlängereZeit,überlässtBachesdemZuhörer,dieeinzelnenStimmenzuvervollständigen.ZumBeispielindenSara-

19InterviewYo-YoMa

banden:DasCellokanndieBassnotennichtlangeaushalten,soentstehenLückeninderBasslinie.AberwenndasOhrdesInterpretenunddesZu-hörersdiemusikalischeSpannunghält,komplettiertesdieMusikinner-lich.Dasistunglaublichwohltuendundheilsam.

CSIstdieseMusik,diesosehrdieeuropäische,polyphoneMusiktraditiondesBarockrepräsen-tiert,auchuniversellüberallaufderWeltver-ständlich?

YYMIchdenke,BachpräsentiertinseinerMusikundindenCellosuiteneineganzbestimmteSichtweiseaufdieWelt,dieAntwortenaufdieuni-versellenFragennachdemSinndesDaseinsunddemPlatzdesMenschenimUniversumgibt.DieTanzsätze,ausdenendieeinzelnenSuitenaufge-bautsind,reichenvonderalten,höfisch-deutschenAllemande,überdieCouranteoderCorrente,diefranzösischenunditalienischenUrsprungsist,bishinzurSarabande,dieeigentlichausNordafrikakommt!DieSara-bandewandertedannnachSpanienein,wosieverbotenwurde,weilsiezuerotischwar.DaraufhinspieltemansieinFrankreichundsogarindenKolonieninSüdamerika.Undesistdurchausinteressant,dassgeradedie-serTanz,dergeographischundkulturellursprünglichamweitestenvonBachentferntwar,dasemotionaleZentruminderMitteeinerjedenSuitebildet.WennmandiePréludessozusagenalsDNAderSuitenbezeichnenwill,diedenGrundcharaktervermitteln,dannsinddieSarabandenderHerz-

Der von Bachs Erster Cellosuite inspirierte Toronto Music Garden, konzipiert vonYo-Yo Ma und der Landschaftsarchitektin Julie Moir Messervy

20InterviewYo-YoMa

schlag.UnddenAbschlussderSuitenbildenjeweilsMenuette,Gavotten,BourréenundeineGigue,damalssehrpopuläreVolkstänze.IchglaubeinderWelt,inderBachlebteunddieerinseinerMusikdarstellt,hattenundhabenalleMenschenPlatz.

CSWietänzerischfälltIhreInterpretationderBach-Suitendemnachheuteaus?

YYMZumTanzensinddieCellosuitennatürlichnichtda–esistMusikwiedievonPiazzolla,TanzmusikzumAnhören.DerBezugzumTanzistehereinmentaler.Deswegenversucheich,michniezuweitvomTanz-rhythmuszuentfernen,aberichspieledieSuitennichtso,wieichsiedamalsfürdenTanzfilmmitChoreographMarkMorrisinterpretierthabe.EsistkeinSoundtrackfüreineTanzchoreographie,sondernMusikfürMenschen,diezuhören.AufdereinenSeitewillmannatürlichdierhyth-mischenImpulsedesTanzes,denGroovenichtverlieren,aufderanderenSeitemussmananerkennen,dassdieseMusikBachsvielleichtmehreinepoetischeInterpretationvonTänzenist.

CSIstesanstrengendfürSie,allesechsSuitenineinemKonzertaufzuführen?Oderandersge-fragt:Warumistesgeradenichtanstrengend?

YYMEsisteinbeflügelndes,erhebendesErlebnis.Ichwürdenichtempfeh-len,esallzuoftzumachen,denndazuisteseinezuspezielleErfahrung.VorzehnJahrenhätteichsoeinKonzertnochnichtgespielt.AberdannhörteicheinengutenFreundvonmir,einenViolinisten,deralleViolin-sonatenund-partitenBachsaufführte.Ichdachtezunächst,dassdasnichtfunktionierenwürde,abernachdemKonzertwarichwirklichfasziniert.Esfühltesichwahnsinnigkurzan,abergleichzeitigwareseineunglaub-lichintensivespirituelleReise.Danachüberlegteichmir:Vielleichtsollteichsoetwasauchversuchen.ZumerstenMalhabeichesimvergangenenSommerbeidenBBCPromsausprobiert,undeswareineungemeinbe-glückendeErfahrung.AlleSuitenderReihenachzuspielenmachtBachsunvergleichlicheEntfaltungdertechnischenMöglichkeitendesInstru-mentsCelloerlebbar.MancheLeutepilgernnachSantiagodeCompo-stela,sielaufendorthin.BachsSuitensindaucheineArtPilgerreise,einePilgerreisefürdenGeist.

BEI SONY CLASSICALYO-YO MA

www.sonymusicclassical.deFoto © Michael O’Neil

www.facebook.com/sonyclassical

SILK ROAD JOURNEYSYo-Yo Ma und das Ensemble Silk Road Project bringen Werke asiatischer und europäischer Komponisten in einen Dialog mit-einander. Musik aus allen Ländern der historischen Seidenstraße, gespielt auf traditionellen fernöstlichen und westlichen Instrumenten.

SONGS FROM THE ARC OF LIFESeit 30 Jahren sind Yo-Yo Ma und die Pianistin Kathryn Stott befreundet. Anlässlich dieses Jubiläums haben sie ein besonderes Album mit ihren Lieblingswerken von Bach, Schubert, Brahms, Schumann, Debussy u.v.m. aufgenommen.

„Yo-Yo Ma’s Cello-Noblesse, seine glühende, ... melodische Kraft entfaltet sich hier ganz.“ Süddeutsche Zeitung

STRAUSS & SCHÖNBERGYo-Yo Mas hochgelobte Einspielung von Richard Strauss Don Quixote und dem Cellokonzert von Arnold Schönberg mit dem Boston Symphony Orchestra unter Seiji Ozawa.

BACH: CELLOSUITENDie Referenzeinspielung der sechs Cellosuiten von Johann Sebastian Bach. Die Bonus DVD enthält die preisgekrönten Filme von sechs Regisseuren, welche die Bach Suiten fi lmisch inszenieren.

Sony PH Anz Yo-Yo Ma München_v2.indd 1 21.12.15 18:05

22Biographie

23Biographie

Yo-Yo MaAlsSohnchinesischerElterninParisgeboren,erhieltYo-YoMaseinenerstenCellounterrichtimAltervonvierJahrenvonseinemVater,bevorermitseinerFamilieindieUSAauswanderte.SchonalsJugendlicherstu-dierteYo-YoMabeiLeonardRoseanderrenommiertenNewYorkerJuil-liardSchool,spätermachteeraucheinenAbschlussinGeschichteundAnthropologieanderHarvardUniversity.Yo-YoMawilldieMusik,dieeralsSolistzusammenmitdenbedeutendstenOrchesternundDirigentenderWelt–wieetwaDanielBarenboim,RiccardoMutioderMarissJan-sons–undbeiRecitalsundKammermusikabendenspielt,alsMittelderKommunikationunddesAustauschsvonIdeenzwischenKünstlernundPublikum,zwischenMenschenundihrenKulturenverstandenwissen.Das1998vonihminsLebengerufeneSilkRoadProjectistdafürdasbesteBeispiel:GemeinsammitdemSilkRoadEnsembleentwickelteYo-YoMaindenvergangenenJahrenüber80MusikprojektezusammenmitKom-ponisten undKünstlern aus der ganzenWelt.Dafür beschäftigt sichYo-YoMa intensiv z.B.mit traditioneller chinesischerMusikoderdenInstrumentenderEinwohnerderKalahari-Wüste.AuchaufdiesemWegerweitertYo-YoMadasCellorepertoirebeständig.Regelmäßig führterwenigerbekannteWerkedes20.JahrhundertsoderKompositionenauf,diefürihngeschriebenwurden,darunterStückevonElliottCarter,Chri-stopherRouse,TanDunundGiovanniSollima.InzahlreichenMusikver-mittlungsprojektenversuchtYo-YoMa,neueBerührungspunktezwischenseinerMusikundvorallemjungenMenschenherzustellen,etwadurchFamilienkonzerteoderAngebote,beidenendasPublikumauchdieEnt-stehungvonklassischerMusikmiterlebt.DeshalbgibtYo-YoMaaufseinenTourneensooftwiemöglichMeisterklassenundWorkshops.DortkannerseinWissenundseineErfahrungandiejüngerenGenerationenweiter-geben.WährendseineräußersterfolgreichenLaufbahnhatYo-YoMaüber90Albenveröffentlicht,vondenennichtwenigerals18miteinemGrammyausgezeichnetwurden.ErwurdevomUS-amerikanischenAußenmini-steriumzum»CulturConnectAmbassador«sowievonderUNzumFrie-densbotschafterernannt.Yo-YoMaspieltzweiInstrumente,einMon-tagnana-Cello von 1773 sowie das Davidoff Stradivari von 1712. DieSechsSuitenfürVioloncellosolovonJohannSebastianBachbegleitendenCellistenschonseinganzesLeben:Bereitsmehrmalshaterdenkom-plettenZyklusaufCDaufgenommen,seitBeginnseinerLaufbahnsindsiefesterBestandteilseinerKonzertprogramme.ZuletztspielteYo-YoMaalleSechsSuitenimSommer2015beieinemumjubeltenKonzertderBBCPromsinderLondonerRoyalAlbertHall.

Freunde sind wichtig im Leben eines jeden von uns. Diese Überlegung machten sich musikbegeisterte und engagierte Menschen zu eigen und gründeten den gemeinnützigen Verein der »Freunde des Sym-phonieorchesters des Bayerischen Rundfunks e. V.«.Seine heute über 900 Mitglieder fördern die heraus-ragende künstlerische Arbeit des Symphonieorche-sters und seiner Akademie nach Kräften. Der Verein trägt dazu bei, den Ruf dieses weltweit berühmten Orchesters weiterhin zu mehren. Mit der finanziellen Unterstützung der »Freunde« werden Instrumente finanziert, Kompositionsaufträge erteilt, Kammermu-sikkurse abgehalten und jungen Talenten in der Aka-demie eine erstklassige Ausbildung an ihren Instru-menten ermöglicht. Den »Freunde«-Mitgliedern werden zahlreiche attraktive Vergünstigungen angeboten, von exklusiven Besuchen ausgewählter Proben über be-vorzugte Kartenbestellungen bis hin zu Reisen des Orchesters zu Sonderkonditionen. *Helfen Sie mit als Freund und lassen Sie sich in die Welt der klassischen Musik entführen!

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Freunde sind wichtig im Leben eines jeden von uns. Diese Überlegung machten sich musikbegeisterte und engagierte Menschen zu eigen und gründeten den gemeinnützigen Verein der »Freunde des Sym-phonieorchesters des Bayerischen Rundfunks e. V.«.Seine heute über 900 Mitglieder fördern die heraus-ragende künstlerische Arbeit des Symphonieorche-sters und seiner Akademie nach Kräften. Der Verein trägt dazu bei, den Ruf dieses weltweit berühmten Orchesters weiterhin zu mehren. Mit der finanziellen Unterstützung der »Freunde« werden Instrumente finanziert, Kompositionsaufträge erteilt, Kammermu-sikkurse abgehalten und jungen Talenten in der Aka-demie eine erstklassige Ausbildung an ihren Instru-menten ermöglicht. Den »Freunde«-Mitgliedern werden zahlreiche attraktive Vergünstigungen angeboten, von exklusiven Besuchen ausgewählter Proben über be-vorzugte Kartenbestellungen bis hin zu Reisen des Orchesters zu Sonderkonditionen. *Helfen Sie mit als Freund und lassen Sie sich in die Welt der klassischen Musik entführen!

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BR-KLASSIK.DEDas neue Klassik-Portal.

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ROBIN TICCIATI Dirigent, SALLY MATTHEWS Sopran –ROBERT SCHUMANN »Manfred«-Ouvertüre; ALBAN BERG Sieben frühe Lieder; JöRG WIDMANN »Liebeslied«; EDWARD ELGAR »Enigma-Variationen«

SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS

18. und 19.2. 20 Uhr, 20.2. 19 Uhr Philharmonie

BERG

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SYMPHONIEORCHESTER

DO. 4.2.2016FR. 5.2.2016Herkulessaal20.00 UhrKonzerteinführung 18.45 Uhr2. Abo D

KENT NAGANOLeitungMOON YUNG OHTenorANDREAS HIRTREITERTenorCHRISTOF HARTKOPFBaritonMICHAEL MANTAJBassSYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS

JOHANN SEBASTIAN BACHContrapunctus I und XIX aus der »Kunst der Fuge«, BWV 1080Bearbeitung für Orchester vonIchiro NodaïraGUILLAUME DE MACHAUTDrei Motetten:»Felix Virgo«»Bone pastor«»Christe, qui lux es«OLIVIER MESSIAEN»Éclairs sur l’au-delà«für großes Orchester

€ 13 / 18 / 30 / 38 / 46 / 56 / 65

SYMPHONIEORCHESTER

FR. 29.1.2016Philharmonie20.00 UhrKonzerteinführung 18.45 UhrSonderkonzertSA. 30.1.2016Philharmonie19.00 UhrKonzerteinführung 17.45 Uhr2. Abo S

MARISS JANSONSLeitungYO-YO MAVioloncelloWEN XIAO ZHENGViolaSYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS

RICHARD STRAUSS»Don Quixote«ANTONÍN DVOŘÁKSymphonie Nr. 8 G-Dur, op. 88ÜBERRASCHUNGSSTÜCK

€ 25 / 43 / 58 / 69 / 82 / 94

28Vorschau

SYMPHONIEORCHESTER

DO. 11.2.2016FR. 12.2.2016Philharmonie20.00 UhrKonzerteinführung 18.45 Uhr4. Abo A

MARISS JANSONSLeitungSYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS

DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCHSymphonie Nr. 7 C-Dur, op. 60 (»Leningrader«)ÜBERRASCHUNGSSTÜCK

€ 25 / 35 / 49 / 58 / 69 / 82

MUSICA VIVA + LATE NIGHT

FR. 26.2.2016Herkulessaal 19.00 UhrKonzerteinführung 17.45 Uhr4. Abo

EMILIO POMÀRICO LeitungMARCO BLAAUW TrompeteTEODORO ANZELLOTTIAkkordeonSYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS

REBECCA SAUNDERS»White« für Trompete solo (2015/2016, UA)GEORGES APERGHISKonzert für Akkordeon und Orchester (2014/2015, UA)STEPHAN WOLPESymphony No. 1 für Orchester (1955/1956)

€ 12 / 25 / 38

FR. 26.2.2016St. Michael 21.30 Uhr

PETER DIJKSTRA LeitungCHOR DES BAYERISCHENRUNDFUNKS

Werke vonTHOMAS TALLISMORTON FELDMANORLANDO DI LASSOJOSQUIN DES PREZ

€ 25

29Vorschau / Karten

KARTENVORVERKAUF

BRticket Foyer des BR-HochhausesArnulfstr. 42, 80335 MünchenMo.–Fr. 9.00–17.30 UhrTelefon: 0800 / 5900 594Telefax: 089 / 5900 10 881Online-Kartenbestellung:www.br-klassikticket.de

München Ticket GmbHPostfach 20 14 1380014 MünchenTelefon: 089 / 54 81 81 81Vorverkauf in München und im Umland über alle an München Ticket angeschlossenen Vorverkaufsstellen

Schüler- und Studentenkartenzu € 8,– bereits im Vorverkauf

KAMMERORCHESTER

SO. 6.3.2016Prinzregententheater11.00 Uhr4. Konzert

ALISA WEILERSTEINVioloncelloRADOSLAW SZULCKünstlerische LeitungKAMMERORCHESTER DESSYMPHONIEORCHESTERS DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS

JOSEPH HAYDNCellokonzert C-Dur, Hob. VIIb:1Cellokonzert D-Dur, Hob. VIIb:2GIUSEPPE VERDIStreichquartett e-Moll (Fassung für Streichorchester)

€ 33 / 43 / 51 / 58 / 63 / 71Vorverkauf auch über Bell’Arte,Tel.: (089) 8 11 61 91

Karten:Euro 21,– / 29,– Schüler und Studenten: Euro 8,– BRticket 0 800 / 59 00 59 4 www.br-klassikticket.de München Ticket 089 / 54 81 81 81

Br-KL aSSI K -Studiokonzerte

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: Mar

co B

orgg

reve

MozartHaydnDienstag15. März 20.00 Uhr Studio 2im Funkhaus

facebook.com/brklassikAuch live im Radio auf BR-KLASSIK

und als Videostream auf br-klassik.de

KrIStIan BeZUIDenHOUt HAMMERKLAVIERCHIarOSCUrO QUartet

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31Impressum

MARISS JANSONS ChefdirigentNIKOLAUS PONT Orchestermanager

Bayerischer RundfunkRundfunkplatz 180335 MünchenTelefon: (089) 59 00 34 111

IMPRESSUMHerausgegeben vom Bayerischen Rundfunk Programmbereich BR-KLASSIKPublikationen Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks

REDAKTIONDr. Renate Ulm (verantwortlich)Christoph Schaller, Dr. Vera BaurGRAPHISCHES GESAMTKONZEPTBureau Mirko BorscheUMSETZUNGAntonia Schwarz, MünchenDRUCKalpha-teamDRUCK GmbH Nachdruck nur mit Genehmigung

Das Heft wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

TEXTNACHWEISChristoph Schaller: Interview, Biographie und Originalbeitrag für dieses Programm-heft.

BILDNACHWEISWalter Kolneder und Karl-Heinz Jürgens:J. S. Bach. Lebensbilder, Bergisch Gladbach 1984 (Bach, Weimar, Thomaskirche); Staats-bibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin (Abschrift von Johann Peter Kellner); Michael Praetorius: Syntagma musicum, Wittenberg 1615 (Streichinstrumente des 17. Jahrhun-derts); Robert Haas: Aufführungspraxis, Pots-dam 1931 (Kupferstich mit Viola da spalla); Wikimedia Commons (Köthen); © Jason Bell (Ma S. 16 und S. 22); Archiv des Bayerischen Rundfunks.

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Karten:Euro 21,– / 29,– Schüler und Studenten: Euro 8,– BRticket 0 800 / 59 00 59 4 www.br-klassikticket.de München Ticket 089 / 54 81 81 81

Br-KL aSSI K -Studiokonzerte

Foto

: Mar

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MozartHaydnDienstag15. März 20.00 Uhr Studio 2im Funkhaus

facebook.com/brklassikAuch live im Radio auf BR-KLASSIK

und als Videostream auf br-klassik.de

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A Ausbildungsplätze

4 Violinen 2 Violen 2 Violoncelli 1 Flöte 2 Kontrabässe 1 Oboe 1 Klarinette 1 Trompete 1 Fagott 1 Horn 1 Posaune 1 Pauke mit Schlagzeug

Sprungbrett zu den Orchestern der Welt

Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks

Ausbildung• Instrumentaler Einzelunterricht• Mentales Training• Kammermusik• Mitwirkung bei Proben und Konzerten des Symphonieorchesters

Erfolg Absolventen der Akademie finden Engagements in renommierten Orchestern im In- und Ausland

Konzerttermine• Mittwoch, 11. Mai 2016, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung• Donnerstag, 14. Juli 2016, Hubertussaal Schloss Nymphenburg• Samstag, 16. Juli 2016, Festsaal Kloster Seeon

Förderer Die Akademie dankt

KontaktAkademie des Symphonieorchesters des Bayerischen RundfunksGeschäftsführung: Christine ReifHanselmannstraße 20, 80809 MünchenTelefon: 089/3509-9756 Fax: 089/3509-9757E-Mail: so.akademie@br.dewww.br-so.de

F R E U N D E S Y M P H O N I E O R C H E S T E R

B A Y E R I S C H E R R U N D F U N K e .V.

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