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Vechta Oldenburgische Volkszeitung8 Donnerstag, 21. Februar 2019

So lebt es sich in der „Oase des Friedens“Im israelischen Neve Shalom/Wahat al-Salam lebenMenschen unabhängig ihrer Nationalität in Harmonie zusammenZwei 18-Jährige erzählen inVechta von dem friedlichenLeben in dem sonst nichtso friedsamen Land. DasKonzept des Dorfes sollSchüler und Schülerinnenzum Nachdenken anregen.

Von Jasmin Schulte

Vechta. Zwischen Tel Aviv undJerusalem befindet sich ein klei-nes Dorf, in dem rund 70 Fami-lien leben. Dort wohnen jüdi-sche und arabische Staatsbürgerfriedlich zusammen. Das ist inIsrael unüblich. Denn zwischenden beiden Volksgruppen be-steht ein jahrzehntelanger Kon-flikt. Sowohl die Araber als auchdie Juden erheben den An-spruch auf Palästina als ihrerechtmäßige Heimat.Mohammad Ighbariye, Araber

und 18 Jahre alt, und Adam BenShabat, Jude und 18 Jahre alt,wohnen in diesemDorf. Es heißtNeve Shalom/Wahat al-Salam.Es bedeutet übersetzt so viel wiedie „Oase des Friedens“. In die-ser Woche besuchen die beidenIsraelis Vechtaer Schulen. IhrZiel: Sie wollen die Idee ihresDorfes verbreiten.Unabhängig ihrer Nationali-

tät, ihrer Religion und ihrerSprache leben in Neve Sha-lom/Wahat al-Salam Araber undJuden zusammen, erzählen Mo-hammad Ighbariye und AdamBen Shabat gestern Mittag den

9. Klassen der Geschwister-Scholl-Oberschule (GSO).„Um Frieden zu leben, ist die

selbe Sprache notwendig, Wiesoll ich sonst die Geschichte an-derer Kulturen verstehen, wennwir nicht kommunizieren kön-nen?“, fragt Mohammad Ighba-riye in die Runde. „Wir wollenAngst durch Kommunikationabbauen. Wir versuchen, gewalt-loses Streiten zu lernen“, er-gänzt Shabat. Deshalb gehen die

Kinder dort bis zur 6. Klasse indie zweisprachige Grundschule.Sie werden auf hebräisch undarabisch unterrichtet. Danachgehen sie auf eine weiterfüh-rende Schule außerhalb des Dor-fes. Damit verlassen sie die„Friedensblase“, wie der StudentJonas Ostendorf, der die beidenbei ihrer Reise in Deutschlandbegleitet, es formuliert.In den anderen Schulen und

auch in Israel selbst ist das Dorf

kaum bekannt. Deshalb stoßensie oft auf ungläubige Gesichter,wenn sie von ihrem Dorf aus derRegion Palästina erzählen. „DieLeute glauben nicht, das ein sol-ches Dorf existieren kann“, er-zählt Adam Ben Shabat. DochNeve Shalom/Wahat al-Salamsei der beste Beweis dafür. NeveShalom ist hebräisch und Wahatal-Salam arabisch. „Dass sich derName des Dorfes aus zwei Spra-chen zusammensetzt, verdeut-

licht das Miteinander der beidenKulturen“, erklärt Ostendorf.Uwe Helmes unterstützt den

israelisch-deutschen Jugendaus-tausch. Der Geschäftsführer vonStellwerk Zukunft betont, dass„ein friedliches Zusammenlebender Religionen auch in Vechtarelevant ist“. Das Konzept desFriedensdorfes soll Schüler undSchülerinnen zum Nachdenkenanregen. „Wir feiern in der Schu-le nur den Advent, aber nichtdas islamische Zuckerfest. Dabeiwäre es doch sinnvoll, alle Festeder verschiedenen Religionen zufeiern“, findet Helmes.Genau diesen Ansatz möchte

auch Ilona Wagner, Lehrerin ander GSO, verfolgen. Im Juni wer-de es an der Geschwister-Scholl-Schule eine Projektwoche ge-ben, die unter dem Motto „Wirsind bunt“ steht. „Ich hoffe, dasseine Gruppe die Aufgabe über-nimmt, einen Festkalender zugestalten. Damit wir alle Festeim Schulalltag einbinden kön-nen“, erzählt Wagner. „Wir sindeine multikulturelle Schule mitvielen Nationalitäten, Sprachenund Religionen. Damit müssenwir umgehen können.“Es sei geplant, die Vortrags-

reihe zu wiederholen, sagt Stu-dent Ostendorf. Auch die bei-den israelischen Freunde Mo-hammad Ighbariye und AdamBen Shabat freuen sich über dieResonanz der Schüler. „Die Leu-te hier in Deutschland sind sehrinteressiert“, betont Ighbariye.

Sie wollen die Idee des Friedensdorfes vermitteln: Mohammad Ighbariye (von rechts) und Adam BenShabat berichten gemeinsam mit Jonas Ostendorf in Vechtas Schulen. Foto: Schulte

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