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BEWERBUNGSDOSSIER
meRanO
CAPITALE ITALIANA DELLA CULTURA
KULTURHAUPTSTADT ITALIENS
2020 Das kleine Europa Italiens
Merano Meran: im Hintergrund bis zu 3.000 Meter hohe Gipfel, im Vordergrund Palmen und mediterrane
Flora, Zedern und Olivenbäume. Das Etschtal zieht sich breit und offen dahin bis an den Fuß der steil
emporragenden Texelgruppe: Meran ist ein Kurort im Herzen der Alpen, an der Grenze zu Österreich und zur
Schweiz, eine Kleinstadt mit einer weitverzweigten, ereignisreichen Geschichte, die voller klingender Namen
steckt, eine Kleinstadt, in der sich auch heute noch viel bewegt. Ihre mitteleuropäisch anmutenden
Uferpromenaden, ihre Palais aus der Zeit des Fin de Siècle, ihre Naturschönheiten, die Berge, die sie umrah-
men, und die Ausblicke bezaubern seit jeher die Besucher und sind der Stolz ihrer Bewohner.
Mehrstimmiges Stadtporträt
Nordsüdwestost
Meran hat 40.000 Einwohner, die zu gleichen Teilen der deutschen und der italienischen Sprachgruppe an-
gehören. Es ist die einzige Stadt in Südtirol und in Italien, in der sich zwei Sprachgemeinschaften die Waage
halten. Daneben gibt es eine beträchtliche Anzahl an "neuen Meranern", die sich in den vergangenen Jahr-
zehnten in der Stadt niedergelassen und eingelebt haben. Auf diese Sonderstellung baut die Bewerbung
Merans als "Kulturhauptstadt Italiens". Viele Städte in Italien können auf außerordentliche Kunstschätze und
ein reiches Kulturerbe verweisen. Auch Meran hat in dieser Hinsicht einiges zu bieten: hier verschmelzen die
historisch-kulturellen Spuren der langjährigen Zugehörigkeit zu Tirol (die mittelalterlichen Lauben mit den
schmalen, tief in die Laubenhäuser ragenden Läden, die Schlösser und Burgen der Umgebung, die heute zum
Teil Museen beherbergen, Villen und Ansitze, Parkanlagen und Gärten sowie die herrschaftlichen Hotels aus
der Belle Époque, in denen die Anmut des Jugendstils anklingt) mit den italienisch-mediterranen Spuren der
jüngeren italienischen Geschichte (das Sinicher Industriegebiet mit der dazu gehörenden Arbeitersiedlung im
Süden der Stadt, die über die ganze Stadt verteilten großen und kleinen Bauwerke im rationalistischen Stil).
Diese gelungene Kombination findet sich auch in den Grünanlagen der Stadt wieder, die alpine Flora und
mediterrane Vegetation vereinen. Merans jüngere Geschichte und die Kultur, die aus ihr spricht, sind also
geprägt von diesen beiden Anteilen, die aufeinander treffen, sich begegnen und sich austauschen. Das ist die
Kultur, die sich Meran als Werkstatt der Begegnung auf die Fahne geschrieben hat. Als Stadt an der Grenze
hat Meran gelernt, mit zwei Welten umzugehen, in zwei Welten zu Hause und diesen zwei Welten ein
Zuhause zu sein. Seit Jahren beleben hochkarätige Kulturereignisse die Stadt, die zum Großteil
Begegnungsmomente zwischen verschiedenen Traditionen darstellen. Dasselbe gilt für die Impulse, die durch
das Experimentieren mit neuen künstlerischen Ausdrucksformen abseits des institutionellen
Kulturgeschehens entstehen. Viele Meraner lassen sich davon inspirieren. Die Sonderrolle Merans steht heute
vor einer neuen Herausforderung: Es geht darum, dem Miteinander zum endgültigen Durchbruch zu
verhelfen, damit es nicht nur die Meraner, sondern auch seine Besucher erfasst und für ganz Südtirol zum
Vorbild wird. Denn das Land ist dabei, sich für die Zukunft neu einzurichten: das Autonomiestatut - das Gerüst
von Südtirols Sonderstellung - wurde jüngst einem partizipativen Überarbeitungsprozess unterzogen. Die
Meinungen und Sichtweisen, die aus dem Endergebnis sprechen, sind unterschiedlich: die Einen verweisen
auf die historische Einheit Tirols und auf die Notwendigkeit, die deutsche Sprachgruppe in ihrer
Geschlossenheit zu schützen, die Anderen wollen die Autonomie im gesamtstaatlichen Kontext so verändern,
dass sie neben der ethnischen die territoriale Ausprägung stärker betont. Kürzlich wurde der 25. Jahrestag des
Paketabschlusses (der Streitbeilegungserklärung, die Österreich als von der UNO anerkannte Schutzmacht
Südtirols unterzeichnet hat) gefeiert; zum Paket, in dem das institutionelle Gefüge der autonomen Provinz
Bozen – Südtirol festgeschrieben ist, haben sich die Staatsoberhäupter von Italien und Österreich lobend
geäußert. Tatsächlich konnte die Gefahr gebannt werden, dass es in einer an und für sich diffizilen Frage wie
der des Minderheitenschutzes, die in den 60-er Jahren auch zu tragischen Ereignissen geführt hatte, zu einer
Radikalisierung kommt. Das Ergebnis ist ein Autonomiestatut, das das wirtschaftliche, soziale und kulturelle
Leben in Südtirol regelt. Mit seiner Überarbeitung ist die Herausforderung verbunden, kritische Punkte in
Angriff zu nehmen, von denen einige hier beispielhaft genannt seien:
1. Eine Untersuchung zur gelebten Zweisprachigkeit in Südtirol hat kürzlich ergeben, dass es in dieser
Hinsicht noch deutlichen Nachholbedarf gibt. Wie ein Vergleich von 1.700 Sprachtests der Jahre 2014/2015
und 2007/2008 zeigt, haben die Kompetenzen von Südtirols Schülern in der Zweitsprache abgenommen, und
zwar gilt dies für beide Sprachgruppen. Dieses Ergebnis ist ein Alarmsignal für ganz Südtirol. Heute gibt es ein
Bewusstsein dafür, dass der Erwerb und die Festigung der Zweitsprachenkenntnisse nicht einzig und allein
über den Schulunterricht bewerkstelligt werden können. Vielmehr müssen begleitend geeignete Rah-
menbedingungen dafür geschaffen werden, dass die Sprachgruppen sich im Alltag begegnen und die jeweils
andere Sprache sprechen, dass es zu einem begeisterten und von Neugierde geprägten Austausch kommt,
und zwar jenseits der zahlreichen und auch fruchtbringenden Schulversuche, die es in den letzten Jahren
gegeben hat, die aber stets innerhalb des im Autonomiestatut verankerten Systems der Sprachgrup-
pentrennung durchgeführt wurden. Es gibt also nach wie vor kritische Punkte im Südtiroler Gefüge, was die
Durchlässigkeit der Grenzen zwischen den Sprachgruppen betrifft. Die Veröffentlichung der Studie hat die
Aufmerksamkeit erneut auf diese Frage gelenkt und zu Überlegungen geführt, in deren Mittelpunkt die neuen
Generationen und damit die Zukunft des Landes stehen.
2. Die unterschiedliche geographische Verteilung der beiden Sprachgemeinschaften hat zur Folge, dass
das Leben der Menschen in unterschiedlichen Bahnen verläuft und sich in unterschiedlichen gesellschaftlichen
und kulturellen Kontexten abspielt. Die italienischsprachige Bevölkerung lebt fast ausschließlich in den
Städten, die deutsche verteilt sich auf das ganze Land. Die Folge sind unterschiedliche soziale Dynamiken, die
zu gegenseitiger Gleichgültigkeit führen können. Sieht man von Trentinern ab, die eine "einheimischen"
Komponente im Habsburgerreich darstellten, ist der Großteil der italienischen Sprachgruppe in mehreren
Einwanderungswellen aus dem italienischen Staatsgebiet nach Südtirol gekommen. Die italienische
Immigration setzte erst mit der Annexion Südtirols im Jahr 1919 ein und war anfangs von der tragischen
Zwangsitalianisierung Südtirols durch das faschistische Regime geprägt. Heute lebt in Meran, der
zweitgrößten Stadt in Südtirol, die zweitgrößte italienische Gemeinschaft Südtirols. Kaum bewegt man sich
jedoch aus der Stadt hinaus, sinkt der Anteil der italienischen Bevölkerung drastisch. Meran ist also ein
Beispiel für ein ausgewogenes zahlenmäßiges Verhältnis der Sprachgruppen und gleichzeitig eine Stadt an der
Grenze zu einer fast ausschließlich deutschsprachigen Welt.
3. Jugendliche, die sich für einen Ausbildungsweg außerhalb Südtirols entscheiden, haben größere
Schwierigkeiten, nach Abschluss der Ausbildung nach Südtirol zurückzukehren, wenn sie eine Beschäftigung in
einem abhängigen Dienstverhältnis suchen. Leichter hat es, wer auf ein historisch gewachsenes Erbe
(Bauernhöfe, Hotels, Geschäfte oder andere Betriebe) als Existenzgrundlage zurückgreifen kann.
4. Dass die Rückkehr mancher Jugendlicher ausbleibt oder hinausgeschoben wird, liegt auch daran, dass
Meran eine Kleinstadt ist, dass die (hierzulande absolut notwendigen) Kenntnisse in der Zweitsprache sich
inzwischen verschlechtert haben und dass Privatunternehmen – aus Gründen, die im gesamtstaatlichen
Rahmen zu suchen sind – mit großem bürokratischem Aufwand zu kämpfen haben.
5. Im gut ausgebauten lokalen Gesundheitswesen, in dem wie im gesamten öffentlichen Dienst ver-
ständlicherweise Zweisprachigkeitspflicht herrscht, fehlen 150 Ärzte. Es gibt 160 Medizinstudenten beider
Sprachgruppen, die außerhalb Südtirols in der Ausbildung sind und die angesichts der beruflichen Chancen,
die ihnen Europa bietet, nicht beabsichtigen, nach Südtirol zurückzukommen. Welche Anreize können ge-
schaffen werden, damit diese Jungärzte nach Südtirol zurückkommen?
All dies wirft grundlegende Fragen zur Zukunft Südtirols auf: Soll unsere Autonomie weiterhin auf Minder-
heitenschutz gründen oder wollen wir eine inklusive Territorial-Autonomie? Sprachgruppenübergreifende
kulturelle Prozesse können uns dabei helfen, eine zukunftsweisende Antwort auf diese Frage zu erhalten, so
dass Meran und seine Menschen noch stärker zu einem Vorbild für ganz Südtirol werden. Um ein derartiges
Ergebnis zu erzielen, sind Investitionen in Hardware wie in Software vonnöten, also in Einrichtungen und
Dienste, die in eine neue Zukunft weisen, und in die Rahmenbedingungen für beständige Begegnungen, die
sich wie ein roter Faden durch die Wachstums- und Entwicklungsprozesse der Stadt ziehen. Auch hier seien
einige Beispiele genannt:
- In Meran werden derzeit Schulgebäude geplant und gebaut, in denen deutsche und italienische Einrich-
tungen derselben Schulstufe untergebracht werden: der Kindergarten "Tessa", die Grundschule in Sinich und
der Schulkomplex "Stams".
- Am Sitz der Meraner Stadtbibliothek sind deutsche und italienische Abteilung unter einem Dach vereint und
arbeiten gemeinsam an Aktionen und Projekten. Diese Zusammenarbeit hat sich bewährt und benötigt nun
mehr Raum.
- Die Feierlichkeiten anlässlich des 700-jährigen Bestehens der Stadtordnung, die sich durch das gesamte Jahr
2017 gezogen haben, waren das Ergebnis des Zusammenwirkens und der Zusammenarbeit von Vereinen,
kulturellen und sozialen Einrichtungen beider Sprachgruppen.
- Die Verordnung zur Vergabe von Beiträgen an Vereine und andere Einrichtungen stuft sprachgruppen-
übergreifende Aktivitäten als besonders förderungswürdig ein.
Diese Bemühungen und diese Bruchstellen sind der Ausgangspunkt für Merans Bewerbung als Kultur-
hauptstadt Italiens 2020:
- den kulturellen Austausch so zu fördern, dass er nicht nur einigen Gesellschaftsschichten vorbehalten ist,
sondern alle Bevölkerungsteile erfasst;
- für unsere Jugend Beschäftigungs- und Zukunftschancen zu schaffen, die auch im Vergleich zum europäi-
schen Ausland und unabhängig von der Sprachgruppenzugehörigkeit qualifizierend und reizvoll sind;
- die Anflüge von Extremismus all jener zum Schweigen zu bringen, die in beiden Sprachgruppen der Trennung
das Wort reden und die Selbstbestimmung oder gar eine Verschiebung der Staatsgrenzen verlangen;
- große Kulturprojekte auszubauen und anzudenken, die das historische Erbe unserer Stadt widerspiegeln.
Dieser Herausforderung muss sich Meran - und in Südtirol vielleicht ganz besonders Meran - stellen. Die
Verleihung des Titels "Kulturhauptstadt Italiens" wäre ein wichtiges Zeichen der Ermunterung, den Weg des
Dialogs und der Begegnung weiter zu gehen und an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten, die auf der An-
erkennung des Wertes von Vielfalt und Zusammenleben fußt. Wer diese Werte hochhalten will, muss inner-
halb und außerhalb der Institutionen unermüdlich im Einsatz sein und sich auf die kontinuierliche und an-
regende Suche nach Gleichgewicht einlassen. Die Verleihung des Titels käme der Anerkennung der These
gleich, dass Kultur ein Motor der Veränderung sein kann, der Dreh- und Angelpunkt für Weichenstellungen,
die sich auch strukturell auf die Stadt auswirken, das Leitbild einer Vision, die von einer Gemeinschaft ge-
schlossen mitgetragen wird.
Meran, die Dame von Welt. Geburt einer Kurstadt
Meran ähnelt einer in die Jahre gekommenen Adelsdame, die Charme und Charisma versprüht. Als Kurstadt
hat Meran eine Jahrhunderte alte Tradition. Seine Geschichte ist geprägt von richtungsweisenden Pionier-
leistungen, politischen Umwälzungen, ethnischen Auseinandersetzungen, neuen und veränderten Mobili-
tätsanforderungen und auch großen Träumen. Sowohl die Gäste der Stadt als auch die Meraner selbst sehen
Meran mittlerweile als solide Stadt, die sich selbst treu bleibt. Meran ist eine betagte Dame, die stets für eine
Verjüngungskur zu haben ist. Zum Erfolgsrezept des Kurorts Meran gehörten bereits in der Anfangszeit die
landschaftlichen Reize, die der damaligen romantischen Ästhetik unmittelbar entgegenkamen: die
Unberührtheit der Natur, die Rauheit und Mächtigkeit des Gebirges, die Schönheit der Talsohle, eingebettet in
einen geschichtsschwangeren Kontext, von dem jede Menge Schlösser und Burgen zeugen. Mit
unermüdlichem Einsatz und Fleiß und unterstützt von Tourismuspionieren und rührigen ausländischen Gästen
schaffen einige Meraner die idealen Voraussetzungen dafür, dass Meran sich zum Kurort für eine illustre und
weltläufige Klientel entwickeln kann. Bereits 1855 entsteht so die Meraner Kurverwaltung. Ein gewaltiger
Wachstumsimpuls kommt vom Bau mehrerer Eisenbahnlinien, denn der Zug verkürzt die Distanz zwischen
dem Alpenraum und Europas Großstädten. Mit der Bahn reist es sich nicht nur schneller, sondern auch
bequemer und kostengünstiger. Ab 1858 verbindet eine Bahnlinie München und Innsbruck sowie Verona und
Bozen. 1867 kommt die Brennerlinie hinzu, 1881 die Linie Bozen Meran, und etwa zur selben Zeit wird eine
direkte Zugverbindung von St. Petersburg nach Meran eingerichtet. 1870 kommt Kaiserin Elisabeth (Sissi)
nach Tirol und verbringt mit ihrer kränklichen Tochter Marie Valerie ihren ersten Aufenthalt in Meran.
Elisabeth kommt weitere drei Male nach Meran, was die Nächtigungszahlen in schwindelerregende Höhen
treibt. Es beginnt Merans unaufhaltsamer Aufstieg zum Kurort.
Viele Gäste lassen sich endgültig in Meran nieder, um hier ihrem Beruf nachzugehen. Sie bringen nicht nur ihr
berufliches Wissen mit, ihr Können und ihre Geldmittel, sondern auch ihre Ideen, ihre Weltanschauung und
ihren Glauben und verändern das Stadtbild und den Charakter des Kurortes. Die Einwohnerzahl steigt von
6.000 im Jahr 1880 auf 20.000 im Jahr 1910. Zu den neuen Meranern zählen Hoteliers und Gastwirte, Ärzte
und Kaufleute, Fotografen und Gärtner.
Nach Meran kommen vor allem lungenkranke Gäste, insbesondere Schwindsüchtige. Am "Südbalkon der
Alpen" verbringt man den Winter in "Kurgärten", geschützt vor Wind und der Unbill des Wetters, und hofft
auf die heilende Wirkung des trockenen und milden Klimas. Als Robert Koch den Tuberkulose-Bazillus ent-
deckt, beginnt für Meran, den Luftkurort, der nicht mit Sanatorien dienen kann, eine Zeit der Krise. Doch die
Stadt weiß sich zu helfen und erfindet eine reizvolle Neuheit: die "Terrainkur", die Spaziergänge in leicht
ansteigendem Gelände als Wundermittel gegen Herz-Kreislauf-Beschwerden und Übergewicht vorsieht. Es
entstehen Merans Promenaden, darunter der berühmte Tappeinerweg.
Meran ist eine durch und durch liberale Insel inmitten eines ansonsten konservativen und ausnahmslos ka-
tholischen Gebiets. So haben hier fünf Glaubensgemeinschaften ihre eigene Kultstätte: die katholische, die
evangelische, die anglikanische, die russisch-orthodoxe und die jüdische.
Der Erste Weltkrieg zwingt fast alle europäischen Bade- und Kurorte in die Knie, so auch Meran. Ein Großteil
der Hotels und der Pensionen wird zu Lazaretten umfunktioniert. In der Nachkriegszeit kommt es in Meran zu
einem völlig unerwarteten Aufschwung. Bereits 1924/25 erreicht man wieder die Gästezahlen, die vor dem
Krieg Gang und Gäbe waren. Bald wird die Wintersaison, die einst das Hauptgeschäft einbrachte, zur
Nebensaison. Man fährt nun vor allem im Frühling und im Herbst nach Meran. Zwischen den Kriegen spielt
der Tourismus für die Italianisierung der neuen Provinz eine wichtige Rolle. Das nationalistische Italien kurbelt
gezielt den Tourismus an – über den Aufenthalt hoher Amtsträger, Werbeplakate, Artikel in den Illustrierten
und eigens zu diesem Zweck gedrehten Filmen. Dem Gastgewerbe in Meran kommt dies zugute, doch die
faschistische Strategie ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite erlebt der Tourismus einen
Aufschwung, auf der anderen Seite wird versucht, alles Deutsche auszurotten: deutsche Schulen müssen
schließen, deutsche Vereine werden aufgelöst. In den 30-er Jahren lässt Mussolini den riesigen
Pferderennplatz anlegen, der noch heute für den Tourismus große Bedeutung hat. Während des Zweiten
Weltkriegs wird Meran zur "Hospitalstadt" und damit zur Schutzzone, in der keine Luftangriffe geflogen
werden. Es braucht viel Fantasie, eine ordentliche Portion Mut und die richtigen Beziehungen, damit die
Kurstadt nach dem Krieg wieder auf die Beine kommen und Glanz und Glorie vergangener Zeiten erneut
lebendig werden können. In diesem Sinne setzt sich besonders die Kurverwaltung ein, die Kongresse und
Tagungen, aber auch herausragende Musik- und Sportevents veranstaltet, um die Medien auf Meran auf-
merksam zu machen. Der Erfolg lässt nicht auf sich warten: Bereits 1952 hat die Tourismuswirtschaft mit
110.288 Ankünften wieder das Niveau der Vorkriegsjahre erreicht. Die "Marke" Meran hat ihre Faszination
und ihre Anziehungskraft nicht verloren. So ist es kein Zufall, dass der Antrieb zum touristischen Wieder-
aufschwung ganz Südtirols gerade von Meran ausgeht.
Benvenuti, Willkommen, Welcome
Eine allgemeine hohe Lebensqualität, Wellness und Eleganz, ein nach Zielgruppen und Saisonen differen-
ziertes Kulturangebot: so präsentiert sich Meran dem Urlauber. Eine Stadt, die von ihren Bewohnern als le-
benswert empfunden wird, vermittelt auch dem Besucher Behagen und Daseinsfreude.
pernottamenti=Nächtigungen permanenza media=durchschnittliche Aufenthaltsdauer
arrivi=Ankünfte presenze=Gästezahlen
strutture alberghiere=Hotels esercizi extraalberghieri=andere Beherbergungsbetriebe
Was Meran in städtebaulicher Hinsicht von anderen Tourismusorten unterscheidet, ist die Lage der Hotels.
Die Stadt hat kein eigentliches Hotelviertel, sondern die Beherbergungsbetriebe liegen direkt in den Wohn-
gebieten. In allen Stadtteilen gibt es Hotels, Ferienwohnungen, Pensionen und B&Bs jeder Kategorie. Das
führt dazu, dass der Urlauber den Meraner Lebensstil hautnah mitbekommt und die Stadt mit ihren
Restaurants, Verkehrswegen, Freizeiteinrichtungen und Veranstaltungen wie ein Meraner erlebt.
Entsprechend ist die Meraner Kurverwaltung viel mehr als ein Tourismusverein. Seit jeher trägt sie kulturelle
Events mit, was sie zum idealen Partner der Stadtverwaltung macht. Gemeinsam gestalten Stadtverwaltung
und Kurverwaltung ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm nach dem Motto: Was dem Meraner gefällt,
wird auch dem Urlauber recht sein.
Im Frühling setzt die Veranstaltung "Art & Nature" die wertvollen Naturschätze der Stadt in Szene: zeitge-
nössische Kunst-Installationen werden direkt im städtischen Raum aufgebaut, in Grünanlagen und auf den
Promenaden. Im selben Zeitraum bieten die Yoga-Tage "Merano in yoga" seit sechs Jahren Workshops und
Seminare für Anhänger ganzheitlicher Gesundheitspraktiken. Auch die Tradition wird gepflegt, etwa mit der
Ausrichtung des Haflinger-Galoppreitens, das die Pferderennsaison eröffnet. Am Wochenende lockt der
Meraner Markt mit typischen Südtiroler Erzeugnissen und kreativem Kunsthandwerk. Die hochwertigen
Stände des Marktes hat der Designer Martino Gamper entworfen.
Im Sommer haben hingegen Musik und Literatur das Sagen. Die Reihe "DienstagAbend in Meran" belebt die
Straßen und Plätze der Innenstadt in den Abendstunden mit Live-Musik und Unterhaltung. Hinzu kommen die
Pop-Konzerte der Reihe "Ein Sommerabend in Meran" und die suggestiven Klänge des "World Music Festival"
in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff, das Festival "MeranoJazz", das mit der vom Meraner Weltklasse-
Pianisten Franco D'Andrea geleiteten Mitteleuropean Jazz Academy eine Partnerschaft unterhält, und die
prestigereichen Meraner Musikwochen, die seit mehr als 30 Jahren herausragende Solisten und Orchester
von internationalem Ruf nach Meran holen. Im Rahmen des Festivals AsfaltArt verwandeln Straßenkünstler
die Straßen und Plätze der Stadt drei Tage lang in eine große Bühne.
Im Zeichen der Literatur steht die Reihe "Autoren in Meran", die Gelegenheit bietet, Schriftsteller und Jour-
nalisten aus dem In- und Ausland live kennen zu lernen. Der Meraner Herbst ist geschmacklich anhand von
Weinlese und Weinverkostungen erlebbar, akustisch und visuell anhand des traditionellen Traubenfestes.
Beim International Wine Festival, das im Jugendstil-Ambiente des Kurhauses über die Bühne geht, geben sich
seit 25 Jahren die führenden lokalen, italienischen und internationalen Kellereien ein Stelldichein und
präsentieren ihre erlesensten Tropfen. Das Traubenfest, die Meraner Version des Erntedankfestes mit
Trachtenumzügen und musikalischer Begleitung, findet seit 1886 alljährlich statt.
Wenn der Winter kommt, wird es Zeit für den Weihnachtsmarkt, ein vor nicht allzu langer Zeit eingeführtes
Event, mit dem es Meran Jahr für Jahr gelingt, in der heimeligen Adventszeit viele Tausende Besucher anzu-
ziehen. Zum Rahmenprogramm gehören Konzerte, Theateraufführungen, Lesungen und Workshops für Kin-
der. Wintersportler erreichen außerdem dank einer modernen Seilbahnanlage in nur sieben Minuten das Ski-
und Wandergebiet Meran 2000.
Ein grüner Salon: die Gartenstadt Meran
“Der Dumme rennt, der Kluge wartet, der Weise geht in den Garten." Dieses berühmte Zitat des indischen
Philosophen und Nobelpreisträgers Rabindranath Tagore drückt eine Einsicht gut aus, die Meran aufgegriffen
und im Laufe der Zeit gekonnt umgesetzt hat. Die Stadt bietet zehn Kilometer an Spazierwegen und rund 20
Hektar an Grünflächen. Herrin über das bunte, aber geordnete Reich ist die Stadtgärtnerei, die seit 1930
Tausende Beete und Bäume pflegt und Parkanlagen und Promenaden bewirtschaftet, darunter den
berühmten Tappeinerweg, der mit seiner artenreichen mediterranen Vegetation rund 100 Meter oberhalb
des Meraner Talkessels verläuft, und die schattigen Uferpromenaden an der Passer. 1995 richtete Meran
erstmals die “Meranflora” aus, eine international bekannte Gartenschau, bei der Gärtner aus dem In- und
Ausland Blumenkompositionen zu vorgegebenen Themen präsentieren. 2014 hat Meran den internationalen
Wettbewerb "Comuni fioriti" gewonnen, 2016 hat die Stadt beim Wettbewerb "Entente Floreale Europe"
Italien vertreten.
Ein weiteres grünes Aushängeschild Merans sind die Gärten von Schloss Trauttmansdorff. Das rund 12 Hektar
große Gelände wurde 2001 seiner Bestimmung übergeben und umgibt das Schloss, das Kaiserin Elisabeth bei
ihren Aufenthalten in der Stadt als Winterresidenz diente. In mehr als 80 Gartenlandschaften und zahlreichen
Erlebnisstationen präsentiert die Anlage eine botanische Artenvielfalt, auf die man zu Recht stolz ist:
Olivenbäume, Orangenbäume und Zitronenbäume zählen ebenso dazu wie die klassischen mitteleuropäischen
Obstbäume. 2014 wurde den Gärten von Schloss Trauttmansdorff die Auszeichnung "Internationaler Garten
des Jahres" verliehen.
Der Untermaiser Pferderennplatz ist die grüne Lunge der Stadt. Die 40 Hektar große Anlage gilt als eine der
schönsten und imposantesten in Europa und drückt Meran optisch den Stempel auf. Der Pferderennplatz
wurde vom Architekten Paolo Vietti Violi entworfen, der mehr als 30 Sportanlagen im In- und Ausland ge-
staltet hat, und 1935 eingeweiht. Hier finden international beachtete Galopprennen statt, darunter der be-
kannte Große Preis von Meran.
Wellness weit und breit. Meran, die Wohlfühlstadt
Immer öfter gehen Kultur und Wohlbefinden in Meran Hand in Hand, so als ließen sich die für die beiden
Bereiche zuständigen Stellen von einer Art "genius loci" leiten. Sich in Meran wohl zu fühlen, bedeutet, die
Schönheit der Stadt zu genießen, auf den Promenaden zu lustwandeln, in den Grünanlagen oder auf einer
Parkbank zu verweilen, genauso aber auch, Events, Vorstellungen und Unterhaltungsveranstaltungen zu be-
suchen. So sahen es offenbar auch die vielen Intellektuellen (Musiker, Schriftsteller und Künstler), die sich in
Meran endgültig oder zeitweise niedergelassen haben. Merans Wellness-Ikone schlechthin ist die Therme,
eine Oase für Körper und Geist. In der modernen Anlage mit ihren auf Außen- und Innenbereich verteilten 15
Becken und der großzügigen Saunalandschaft lässt es sich wunderbar relaxen. Abgerundet wird das Wellness-
Angebot durch ein Fitness-Center und eine große Auswahl an Schönheitsbehandlungen und Wohlfühl-
Anwendungen mit Südtiroler Naturprodukten wie Apfel, Heu, Wolle und Traube. Ob bei der Ernährung, bei
Freizeitaktivitäten im Freien oder beim Sport: das Wohlbefinden von Körper und Geist steht stets im
Vordergrund. Alternativ- und Komplementärmedizin werden ebenfalls großgeschrieben: zum Angebot der
Hotels gehören ärztliche Betreuung und Schönheitsbehandlungen. Der Kuraufenthalt war und ist Merans
Kerngeschäft. Als Kulturhauptstadt Italiens will Meran in das Wohlbefinden seiner Bevölkerung und seiner
Gäste investieren. Mit wissenschaftlicher Unterstützung von Forschungszentren und Hochschulen setzt man
auf Prävention und Sensibilisierung, den gesunden Lebensstil zu fördern.
Großes Gewicht haben in Meran Bio-Kost und Produkte aus regionalen Kreisläufen. Bauernmärkte, Ein-
kaufsgemeinschaften und das Biokistl erfreuen sich großer Beliebtheit. Dank sorgfältiger Auswahl lokaler und
gesunder Rohstoffe ist die Südtiroler – und insbesondere die Meraner – Küche ausgesprochen traditi-
onsverbunden, hat sich aber trotzdem dem Trend zur leichten Kost angepasst.
Wer Erholung sucht, unternimmt einen Spaziergang auf dem Tappeinerweg oder auf einem der Waalwege in
Meran und der unmittelbaren Umgebung, die sich für eine leichte Wanderung inmitten von Wiesen, Wäldern
und Obstgärten anbieten.
Musen in Meran. Die Stadt der Künste
Musik. Sie ist die Sprache, die sich durch alle Sprachen zieht. Sie klingt auch in dem zum Mittelmeer hin ge-
öffneten Alpenbogen. Deutsche Geschichte und Tradition haben den Musikunterricht hier tiefe Wurzeln
schlagen lassen.
Meran hat zwei Musikschulen (den Meraner Ableger des Instituts "Antonio Vivaldi" und die Musikschule
Meran mit vielen Hunderten Schülern), fünf Musikkapellen, die die Tiroler Tradition hüten, zahlreiche Chöre,
die Workshops und Musikräume der Jugendzentren und zahllose Musikgruppen, Bands und Solisten, die in
den Lokalen der Stadt auftreten, Veranstaltungssäle füllen, zu besonderen Anlässen auf Straßen und Plätzen
auftreten und Gottesdienste umrahmen. Kein Wunder also, dass es jede Menge Konzertreihen, Veran-
staltungen und Musiker gibt, die Einheimischen und Urlaubern erlesenen Musikgenuss bieten.
Die öffentliche Hand (Gemeinde und Landesverwaltung) unterstützt das musikalische Geschehen aus Über-
zeugung großzügig. Abgesehen von den bereits erwähnten Events bietet Meran die Kammer- und sympho-
nischen Konzerte des seit 1990 bestehenden Vereins Musik Meran, die Kammermusik- und Orgelkonzerte des
1972 gegründeten Meraner Musikvereins, das Festival "Sonora", ausgerichtet vom Verein Conductus, dessen
Streicher-Ensemble traditionelle und zeitgenössische Musik auf originelle Weise interpretiert, die
Orgelkonzerte des Max-Reger-Vereins, benannt nach dem bayerischen Komponisten, der sich zur Jahr-
hundertwende in Meran aufhielt, sowie das Brass Festival, das seit 15 Jahren Bläsermusik von internationalem
Niveau nach Meran bringt.
Museen. Seit 2015 ist das Palais Mamming Museum am Domplatz untergebracht, in einem erst kürzlich sa-
nierten Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Die Dauerausstellung gibt einen Überblick über die Stadtent-
wicklung von der Vorgeschichte bis zur zeitgenössischen Kunst. Ihren besonderen Reiz verdankt sie einigen
exotischen und originellen Exponaten, zu denen eine ägyptische Mumie, eine sudanesische Waffensammlung
des Abenteurers Slatin Pascha, ein Schreibmaschinen-Prototyp des Erfinders Peter Mitterhofer und eine
Totenmaske Napoleons zählen. Das glanzvolle Palais Mamming beherbergt darüber hinaus eine Vielzahl von
Kulturevents.
Die Landesfürstliche Burg, die den Grafen von Tirol ab 1470 als Stadtsitz diente, ist eine der besterhaltenen
Burgen Südtirols. Hier ist ebenfalls ein kleines Museum untergebracht, das den Alltag im Spätmittelalter be-
leuchtet.
Die Galerie Kunst Meran beherbergt Ausstellungen zeitgenössischer darstellender Kunst sowie Veranstal-
tungen in den Bereichen Architektur, Literatur, Musik, Fotografie und neue Medien.
Das Frauenmuseum Meran, das aus einer privaten Sammlung von Damenkleidern und Gebrauchsgegen-
ständen hervorgegangen ist, beschäftigt sich mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft und organisiert
regelmäßig Sonderausstellungen und Konferenzen zu Gender-Themen. Seit dem Jahr 2000 koordiniert das
Frauenmuseum Meran das internationale Netzwerk IAWM, dem 85 Frauenmuseen angehören. Patin des 1.
Internationalen Kongresses der Frauenmuseen in Meran war die Friedensnobelpreisträgerin 2003 Shirin
Ebadi.
Das Jüdische Museum zeugt von der Bedeutung der jüdischen Kultusgemeinde, die die wirtschaftliche und
kulturelle Entwicklung Merans vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert hinein mitbestimmt
hat.
Die Entwicklung des Tourismus hat die Geschichte Südtirols und Gesamttirols stark beeinflusst und zuweilen
auch radikale Veränderungen verursacht. Über die Geschichte des Fremdenverkehrs und seinen Einfluss auf
Geschichte, Politik, Gesellschaft und Kultur in Tirol gibt das Landesmuseum für Tourismus – Touriseum mit
einem interaktiven Parcours auf Schloss Trauttmansdorff Auskunft, das von einem botanischen Garten
umgeben ist.
Die Bibliothek und das Museum des Russischen Zentrums Borodina gehen auf die Hinterlassenschaft der
Moskauerin Nadezhda Ivanovna Borodina zurück. Die Sammlung zeigt Ikonen, Kultusobjekte, Dokumente,
Bücher und andere Zeugnisse der russisch-orthodoxen Gemeinschaft, die um die Jahrhundertwende in Meran
lebte.
Kunst. Kunst findet in Meran nicht nur an den offiziellen Veranstaltungsorten statt, sondern auch in Ateliers,
Werkstätten und im Rahmen spontaner Aktionen. Fotografen, Designer, Modeschöpfer und Maler finden
neue Wege, mit dem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen. Die Wandelhalle, eine Jugendstil-Loggia auf der
Passerpromenade, wird so zur Freilicht-Kunstgalerie, Temporary Shops bieten Design-Objekte an, Pri-
vatwohnungen werden zu alternativen Ausstellungsorten umfunktioniert, Bahnhofsunterführungen werden
durch hochwertige Fotografien aufgewertet, die Veranstaltungen in der Stadt dokumentieren, öffentliche
Lokale stellen Fotos und Kunstwerke aus. Ein Ausdruck zeitgenössischer Kunst ist auch die Freilicht-Galerie
Menschenbilder auf der unteren Passerpromenade, in der Künstler der internationalen Szene Persönlich-
keiten aus der Geschichte Merans porträtieren.
Literatur. Die Literatur, ihre Vertreter und deren Hinterlassenschaft prägen das kulturelle Leben in Meran und
gehören zur Tradition der Stadt, die auch in der Gegenwart fortlebt. In der Romantik des ausgehenden 19.
und in der Dekadenzdichtung des beginnenden 20. Jahrhunderts war Meran für Schriftsteller und Literaten,
verzehrt von seelischer Zerrissenheit und körperlicher Sehnsucht, ein Ort der Ruhe und der Erholung. In der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ging von Meran eine Vielzahl an Ideen, Anstößen und Initiativen aus, die
die Stadt zum idealen Ort für zukunftsorientierte intellektuelle Allround-Talente machten. Für sie alle wurde
Meran zu einem zweiten Zuhause, in dem sie kreativ sein konnten. Zur ersten Gruppe gehören Kafka,
Morgenstern und Stefan Zweig, zur zweiten Salvatore Quasimodo, Giuseppe Ungaretti und Antonio Manfredi.
Aus dieser Tradition heraus wird Literatur in Meran auch heute noch großgeschrieben. Davon zeugen die
Stadtbibliothek, die sehr aktiv und gut besucht und damit weit mehr als ein einfacher Bücher-
aufbewahrungsort ist, ein Verlagshaus, das die Sprachgrenzen überwindet, zwei Literaturpreise
(Merano/Europa und Lyrikpreis Meran), vielbeachtete Autoren (Joseph Zoderer und Alessandro Banda) sowie
alte und moderne Buchhandlungen. Nicht selten sieht man auf den Jugendstil-Parkbänken der Uferpro-
menade entlang der Passer oder in den Parkanlagen der Stadt Menschen sitzen, die sich dem Lesegenuss
hingeben.
Eine einzigartige Einrichtung ist die Akademie für deutsch-italienische Studien, die sich heute AkMe nennt.
Seit ihrem Gründungsjahr 1959 fördert sie den kulturellen und wissenschaftlichen Austausch zwischen dem
deutschen und dem italienischen Sprachraum und veranstaltet internationale Tagungen und Symposien,
Forschungs- und Doktorandenseminare, Konferenzen, Lesungen, Ausstellungen und Konzerte. In Zu-
sammenarbeit mit Universitäten und Forschungseinrichtungen in Italien, Deutschland und Österreich setzt sie
ein reichhaltiges wissenschaftliches Programm um. Erst kürzlich haben die Universitäten der Europaregion
Tirol (Innsbruck, Bozen und Trient) mit AkMe ein Abkommen zur Gründung der Plattform Euphur (Euregio
Platform on Human Dignity and Human Rights) geschlossen, einer Denk- und Forschungswerkstatt zu
Menschwürde und Menschenrechten.
Entlang der Gilfpromenade, unweit der Stadtmitte, zieht sich die "Promenade der Poesie" hin, ein 1997 von
Marco Nereo Rotelli lanciertes Kulturprojekt. Hier wurden in einige Parkbänke Gedichte zeitgenössischer
Autoren eingraviert, die einen besonderen Bezug zu Meran haben. Die so gestalteten Bänke laden ein –
umgeben vom üppigen Grün - Textpassagen aus großen literarischen Werken zu genießen. Jahr für Jahr wird
die "Promenade der Poesie" länger.
Meran, Stadt des Sports und der Jugend
Sport. Auch im Sport macht sich die deutsch-italienische Ambivalenz Merans bemerkbar. Jeder Sportverein
wendet sich an eine bestimmte Sprachgruppe, so dass es nahezu in jeder Sportdisziplin zu Doppelgleisigkeiten
kommt. Erst in letzter Zeit ist man um eine Sprachgruppen-übergreifende Zusammenarbeit bemüht, und zwar
über gemeinsam ausgerichtete Veranstaltungen. In der Stadt kann man nicht nur in der Halle Sport treiben,
sondern auch im Grünen: Es gibt ein Frei- und ein Hallenbad, eine Eissportanlage mit Eislaufhalle und
Eislauffläche unter freiem Himmel, Sportplätze und ein Leitathletik-Stadion, Turnhallen, eine Kletterhalle und
einen Klettergarten sowie Anlagen für Reit-, Kanu- und Radsport auf allen Niveaus. Ein in den 30-er Jahren
entstandenes Tennis-Zentrum bietet elf Sandplätze unter freiem Himmel und vier überdachte Plätze. Von
Meran aus erreicht man in wenigen Minuten das Wintersport- und Wandergebiet Meran 2000, Golfplätze und
Abenteuersport-Angebote (Gleitschirmfliegen, Rafting und Klettersteige). Was fehlt, ist allerdings ein
Sportstadion, das auch große Konzerte und Veranstaltungen für die Jugend beherbergen könnte.
Jugend. Meran verfügt über fünf Jugendzentren in den Stadtvierteln und einen Skateboard-Park, drei Pro-
beräume für Jungmusiker, Erholungszonen im Freien und Freizeitanlagen. In den letzten Jahren haben sich die
Jugendzentren vernetzt, so dass heute auch gemeinsame Projekte umgesetzt werden, die sich an beide
Sprachgruppen wenden. Dazu kommt die Tätigkeit des Kindergemeinderates und des Jugendbeirates der
Gemeinde. Dabei handelt es sich um beratende Organe der Stadtverwaltung, deren Mitglieder über Wahlen
ermittelt werden. Jugend-Belange finden also in Meran Berücksichtigung. Trotzdem bleiben einige wichtige
Fragen offen. Auf welchem Wege und über welche Angebote kann man Jugendliche um die 18 Jahre
erreichen, die sich spontan nicht von den Jugendzentren angesprochen fühlen, sondern virtuelle oder reale
Treffpunkte bevorzugen, die von der Öffentlichkeit etwas abgeschieden sind? Wie können junge Talente in
einem Land gefördert werden, das zu viele junge Menschen verlassen, um ihren Bildungsweg anderswo
fortzusetzen, und in das zu wenige junge Menschen zurückkehren? Wie kann man eine Stadt jugendgerecht
gestalten, die sich in touristischer Hinsicht von jeher an eine viel ältere Zielgruppe wendet? Demnächst startet
in Meran ein Projekt des Jugendreferates der Gemeinde namens "Busk", das hier Abhilfe zu schaffen versucht.
Ziel des Projekts ist es, junge Komponisten und Musiker aus Südtirol und ganz Europa nach Meran zu holen,
wo ihnen die Möglichkeit geboten werden soll, die Altstadt als Bühne für ihre Auftritte zu nutzen und eine
abschließende Jam-Session abzuhalten.
Meran, Stadt der Nachhaltigkeit
Mobilität. Im Rathaus gibt es eine Fachgruppe für Verkehrsfragen, die Ansprechpartner für die verschiedenen
Mobilitätsanforderungen der Meraner ist. Die Fachgruppe ist beauftragt, passende Verkehrslösungen zu
erarbeiten, Best-Practice-Beispiele auf Meran umzulegen und Anregungen zur Planung neuer Infrastrukturen
zu geben, die den wachsenden Bedarf an nachhaltigen Formen der Mobilität berücksichtigen. Derzeit laufen
Projekte zum Ausbau des Radwegenetzes, zur Verkehrszählung und zur Ausstattung mit intelligenten Ampeln.
Außerdem wird verstärkt auf Bürgerversammlungen zurückgegriffen, um die Entscheidungsprozesse
transparenter zu gestalten.
In der Prüfungsphase befinden sich derzeit auch die Projekte zur Errichtung zweier Standseilbahnen, die
Meran mit den angrenzenden Gemeinden Dorf Tirol und Schenna verbinden sollen. Die beiden Anlagen
stellen eine optimale Ergänzung zum Meraner Nordwest-Umfahrungstunnel dar, dessen Bau demnächst in
Angriff genommen wird. Ziel dieses Tunnels ist es, den Verkehr auf den Hauptverkehrsachsen im Stadtbereich
zu verringern und die intermodale Verkehrskette zu vervollständigen.
Die Gemeindeverwaltung investiert in die Sensibilisierung zum Thema sanfter Verkehr. So werden beispiels-
weise im Rahmen des Pedibus-Projekts Kindergruppen von ehrenamtlichen Betreuern auf im Vorhinein be-
stimmten, möglichst sicheren Routen zu Fuß zur Schule begleitet.
Energie und Klima. Meran ist dem europäischen Konvent der Bürgermeister beigetreten und beteiligt sich am
KlimaGemeinde-Projekt, das sich an das EU-weite Programm European Energy Award anlehnt. Mit der
Betreuung dieser beiden Vorhaben hat die Stadtregierung einen Energy Manager und ein Energy Team be-
auftragt. Der Aktionsplan für nachhaltige Energie aus dem Jahr 2014 hat sich zum Ziel gesetzt, die CO2-E-
missionen in der Stadt bis zum Jahr 2020 um 20,1 Prozent zu verringern. 2017 hat die Gemeinde erstmals eine
Zwischenbilanz erstellt, um Rückschlüsse auf die Wirksamkeit der Maßnahmen ziehen und Inputs zu deren
Nachjustierungen erhalten zu können. Zu den Maßnahmen gehören die energetische Sanierung von
Schulgebäuden und öffentlichen Gebäuden, der Einbau von Solar- und Photovoltaikanlagen, die Inan-
spruchnahme von Landes- und staatlichen Förderungen für Energiesparmaßnahmen der Verwaltung, die
Änderung der Gemeindebauordnung, an die Bevölkerung gerichtete Sensibilisierungs- und Informations-
maßnahmen und die Zusammenarbeit mit lokalen Interessenverbänden.
KlimaGemeinde ist im Wesentlichen eine Zertifizierung des Energiesystems der Gemeinde. Meran hat sich für
das laufende Jahr 2017 das Erreichen der zweiten Stufe (Bronze-Zertifikat) und für die Jahre 2019/2020 das
Erreichen der dritten Stufe (Silber-Zertifikat) vorgenommen.
Artenvielfalt. Meran hat große Grünflächen. Trotzdem muss das Thema "Natur in der Stadt" gezielt ange-
gangen werden, denn nur so kann das Bewusstsein für städtische Biodiversität von der Bevölkerung auf allen
Ebenen mitgetragen werden. Ziel ist es, die Rolle und die Vorteile der Artenvielfalt besser zur Geltung zu
bringen und sie in die städtische Entwicklung zu integrieren sowie die Artenvielfalt für gegenwärtige und
künftige Generationen zu erhalten. Zwei Projekte laufen derzeit: die Ansiedlung von Honigbienen auf der
Passerpromenade (Meraner Honig) und die Wiederansiedlung des Dohlenkrebses, einer vom Aussterben
bedrohten heimischen Flusskrebsart, in der Lazag.
Antennen-Plan. 2016 wurde die Montage von Mobilfunk-Anlagen neu geregelt. Die Bauordnung wurde den
Anforderungen des Landschaftsschutzes angepasst. Außerdem wurde beschlossen, mit einem Teil der ent-
sprechenden Mieteinnahmen Sensibilisierungs- und Informationsmaßnahmen (bewusster Umgang von Ju-
gendlichen mit Telekommunikationstechnologien) zu finanzieren.
Meran, die smarte Stadt
Meran hat eine besonders aktive Unternehmerschaft. Die gewerbliche Wirtschaft setzt sich vor allem aus
hochqualifizierten kleinen und mittleren Betrieben zusammen. Sie haben die schwierigen Jahre der Wirt-
schaftskrise, die auch in Südtirol sehr wohl zu spüren war, gut überstanden. Angesichts des hohen Wertes von
Grund und Boden erfolgt die Betriebsansiedlung so, dass möglichst wenig Baugrund verbraucht wird. Dieser
wird zum einen für den hochentwickelten Obst- und Weinbau, zum anderen für die traditionell mit dem
Tourismus zusammenhängenden Aktivitäten benötigt. Dies war die Ausgangslage, als die gegenwärtige
Stadtregierung sich vor Jahren daran machte, die Versäumnisse der Vergangenheit wettzumachen und die
Stadt, ihre Umgebung und ihre wirtschaftliche Entwicklung in Richtung Innovation, Nachhaltigkeit und Smart-
city-Kultur zu lenken. Es wurden neue Wege eingeschlagen und Projekte angegangen, die den Boden für einen
deutlichen Qualitätssprung bereiten sollen. Auch wurde ein freundliches Umfeld für Unternehm-
ensgründungen geschaffen, insbesondere was die Bereiche Innovation und Wissens- und Kulturökonomie
sowie den Dienstleistungsbereich angeht. Meran will in Zukunft eine Stadt sein, die ihre jahrhundertealte
Tradition mit einem klaren Bekenntnis zur technologischen und sozialen Innovation zu vereinbaren weiß und
ihre Ausprägung als Kurort in Sinne der kulturellen Kontinuität, der Kreativität und der Innovation lebt.
Der smarte und zukunftsgerichtete Ansatz besteht gerade in den städteplanerischen und verwalterischen
Strategien, die auf Optimierung und ständige Weiterentwicklung der öffentlichen Dienste abzielen und so die
materiellen Infrastrukturen der Stadt zum menschlichen, sozialen und intellektuellen Kapital seiner Bewohner
und seiner Besucher in Beziehung setzen. Gelingen soll dies über den massiven Einsatz digitaler Technologien
im öffentlichen Dienst, in den Bereichen Energie-Effizienz, Mobilität, Verkehr und Kommunikation und in der
Gestaltung der Lebensräume von Personen und Familien, so dass die Bedürfnisse von Meranern und
Urlaubern, von Unternehmen und örtlichen Institutionen bestmöglich befriedigt werden. Das Ziel: als Smart
City will Meran eine inklusive Stadt sein, die die Bürger aktiv an der Verwaltung der Stadt und des Gemeinguts
teilhaben lässt, wobei es immer darum gehen soll, dazuzulernen, mit Entwicklungen Schritt zu halten und
neue Wege zu gehen. Als Smart City versteht sich Meran außerdem als attraktive Stadt für Unternehmen und
Talente, denn dank massivem und breitem Einsatz von IT leistet der bestens vernetzte öffentliche Dienst gute
Arbeit, was den Wohlstand hebt und die Wettbewerbsfähigkeit steigert. Als Smart City bekennt sich Meran
zur Nachhaltigkeit, weil der Einsatz neuer Technologien es ermöglicht, Energie zu sparen, den
Wasserverbrauch zu senken und die Luftverschmutzung zu reduzieren; die städtische Mobilität wird nach dem
Modell des integrierten Verkehrs organisiert und so geregelt, dass Fußgänger und das Fahrrad als Standard-
Verkehrsmittel Vorrang haben. Als Smart City hat Meran ein offenes Ohr für Hilfsbedürftigkeit und investiert
in die Schwächsten der Gesellschaft, in erster Linie Senioren und Menschen mit Behinderung, aber auch
Kinder, Kranke und andere Betreuungsbedürftige. Dies geschieht über mobile Anwendungen und digitale
Plattformen, die dazu beitragen, die Sicherheit zu erhöhen, den Informationsaustausch zwischen Familien,
Leistungsempfängern und Institutionen zu erleichtern und die Selbstständigkeit des Einzelnen zu stärken oder
zu erhalten. Als Smart City will Meran auch das Entstehen von und den Zugang zu Wissen fördern, indem die
Rolle der Bildungseinrichtungen (Weiterbildungsorganisationen, Schulen aller Schulstufen und Institute) sowie
deren Beziehung zueinander gestärkt werden, indem alle jene Stellen miteinander vernetzt werden, die seit
jeher inoffiziell oder nicht offiziell zur Entstehung und Verbreitung lokaler Kultur beitragen (Unternehmen,
Vereinigungen, Bibliotheken, Museen, Körperschaften und Berufsstände), und indem neue, zeitgemäße
Stellen dieser Art geschaffen werden. Als Smart City investiert Meran umfassend in urbane Sicherheit und will
über Pläne und Infrastrukturen den Meranern und den Touristen leichten Zugang zu alten und neuen
Dienstleistungen ermöglichen.
Strategie und Entwicklungsplan
Herangehensweise
Wie man an den Einführungstexten erkennen kann, hat sich die für die Bewerbung Merans zuständige Ar-
beitsgruppe für eine partizipative Vorgehensweise entschieden. Am vorliegenden Dossier haben Körper-
schaften, Institutionen und Vereine mitgewirkt, die seit langem im Kulturbereich tätig sind, aber auch kreative
Köpfe, Intellektuelle und junge Denker beider Sprachgruppen, die sich mit Begeisterung zur Verfügung gestellt
haben. Die Texte und Projekte, die daraus hervorgegangen sind, sind das Ergebnis dieser Auseinandersetzung
und dieses Meinungsaustauschs.
Das Jahr als Kulturhauptstadt Italiens kann ein Anlass sein, dieses im Vergleich zum restlichen Staatsgebiet so
andersartige und unübliche Land und seine Ambivalenz im Zusammenleben der Kulturen, die einmal als
Chance, einmal als Nachteil wahrgenommen wird, zu präsentieren. Diese Ambivalenz wird in allen Bereichen
des Alltags sichtbar. Gerade deshalb ist es wichtig, den Kontakt zwischen den Sprachen und Kulturen weiter zu
fördern, die städtischen Randgebiete aufzuwerten, die neuen Generationen zu unterstützen und neue Inputs
für die Zukunft zu liefern. Dies soll gelingen, indem das Erscheinungsbild der Stadt neu gezeichnet wird, und
zwar anhand von zweisprachigen Veranstaltungen und Events (wobei der Kunst, der Musik und der Poesie als
Universalsprachen der Vorzug gegeben wird), aber auch über Investitionen im kulturellen, urbanen und
sozialen Bereich.
Projekte und Programme des Jahres
Für ein besseres Miteinander der Sprachgruppen und der Stadtviertel
In der Einführung wurde geschildert, dass es für die Sprachgruppen durchaus möglich ist, den Alltag so
einzurichten, dass er sich in zwei Parallelwelten abspielt, die keinerlei Verbindung zueinander haben und in
denen Schulen und Vereine nach Sprachgruppen getrennt sind und nur im Ausnahmefall einen Dialog oder
einen Austausch pflegen. In seinem Jahr als Kulturhauptstadt Italiens wird Meran Projekte lancieren, die aus
beiden Kulturen stammen und sich an beide Kulturen wenden. Dies wird der rote Faden sein, der sich durch
Merans Bewerbung zieht, das Ziel hinter dem Ziel, die Form, die Inhalt wird. Die Gemeinde wird ein
Fördersystem schaffen, das jene Vereinigungen bevorzugt, die über die Sprachgrenzen hinweg zusammenarb-
eiten. Meran will eine Werkstatt des Zusammenlebens werden, das die Allgemeinheit erfasst, ein Vorbild für
ganz Südtirol sein, aber auch für all jene Orte, in denen das friedliche Zusammenleben verschiedener Volks-,
Sprach- und Religionsgruppen keine Selbstverständlichkeit ist. Die im Folgenden beschriebenen Projekte
zeichnen sich durch einen hohen Grad an sozialer Inklusion aus. Sie sollen das Verhältnis zwischen der
Innenstadt und den Außenbezirken verbessern helfen, die sich oft vernachlässigt und nicht wertgeschätzt
fühlen.
Denkwerkstatt – (un-)überwindbare Grenze
Das Areal der Militärkasernen im Süden der Stadt hat eine beachtliche Ausdehnung von 42 Hektar und ist
derzeit nur zum Teil genutzt. Im Jahr 2020 wird der gesamte Grund an das Land Südtirol übergehen. Bereits
jetzt gibt es für dieses Areal Projekte und Pläne zur städtebaulichen Entwicklung Merans. “Limite invalicabile –
Unpassierbare Grenze” steht noch heute an der Umzäunung der Kasernenhöfe. "Officina del pensiero –
Denkwerkstatt" ist hingegen der Titel des Projekts, das diese Grenze überwindbar machen will, ein physischer
Ort und zugleich eine ideelle Plattform für Ideen, die von Experten unterschiedlicher Richtungen kommen,
unter Leitung der Freien Universität Bozen und unter Beteiligung der Meraner. Der gesamte Prozess wird zwar
von der Gemeindeverwaltung koordiniert, geleitet und umgesetzt wird er jedoch von anerkannten
gemeinnützigen Vereinigungen und Institutionen, die die Räumlichkeiten verwalten und vermieten, sich zum
Teil um die Finanzierung über Eigenmittel und private Sponsoren kümmern, zum Teil auf öffentliche Beiträge
zurückgreifen, Events veranstalten, die Einnahmen generieren, für die Öffentlichkeit und für Unternehmen
zugängliche Lehrgänge organisieren und Gastlokale führen. Es wird sich um Institutionen handeln, die
hauptsächlich Jugendlichen befristete, auf die Erreichung des Projektziels ausgerichtete Be-
schäftigungsmöglichkeiten bieten und dabei verschiedene Kompetenzen kombinieren. Für die Stadt wird das
eine einzigartige Gelegenheit sein, sich weiterzuentwickeln und dabei nicht neuen Grund zu besetzen,
sondern eine bereits verbaute Fläche wiederzubeleben, und zwar nach Maßgabe des Masterplans 2030, in
dem die Gemeindeverwaltung die Weichen für die Stadtentwicklung gestellt hat. Ziel ist es, einen kulturellen
Ansatz zur Abwicklung des Projekts zu fördern, aus der Überzeugung heraus, dass eine derartige Heran-
gehensweise heutzutage für das Image Merans und die sich daraus ergebende städtebauliche, soziale und
wirtschaftliche Entwicklung prägend sein kann.
Die kulturelle Ausprägung wird so zum Knotenpunkt und zur Triebfeder für Experten unterschiedlicher
Fachbereiche, die vor die Aufgabe gestellt sind, nicht mehr zeitgemäßen und ungenutzten Arealen und Ge-
bäuden neues Leben einzuhauchen. Lücken im Stadtgefüge mit einem kreativen und auf mehreren Ebenen
partizipativen Ansatz zu füllen, kann eine Lösung sein, die zu echter Erneuerung, zu konkreter sozialer Wie-
derbelebung eines Geländes oder eines ganzen Stadtgebiets führt. Der Prozess wird auf fünf Schienen ab-
gewickelt: Wort (Sprache, Literatur-Events, sprachübergreifende Aktivitäten), Kunst (Workshops, Ateliers auf
Zeit, Ausstellungen, Artists in Residence), Architektur (Ideen zu städtebaulicher Entwicklung, Mobilität,
Raumordnung), Gedächtnis (Orte und Geschichten über Orte, schriftliches und mündliches Erinnern, kollek-
tives und persönliches Gedächtnis) und Wissenschaft (Stadt und Natur als Umwelt, energetische Nachhal-
tigkeit). Im Jahr 2020 wird sich dieses "Dorf in der Stadt" alle zwei Monate in einen Campus verwandeln, in
dem kluge Köpfe sich treffen und ihr Wissen und ihre Visionen vermengen. Die Ergebnisse ihrer Überlegungen
und Projektideen werden in Ausstellungen, Informationsveranstaltungen und Installationen präsentiert, die
ihrerseits den Anstoß zu einer offenen und zugleich moderierten Diskussion unter den Meranern geben. Das
Endergebnis, das zusammengetragene Material, die erarbeiteten Denkanstöße werden der Stadtverwaltung
(die während des gesamten Projekts Regie führt) als eine Art Schatztruhe dienen, aus der sie bei der
Neugestaltung des Areals schöpfen kann. Konsequenz und zugleich Vorzeichen dieses Projekts ist die –
wiederum aus einem kulturellen Ansatz heraus entstandene – Reflexion über eine improvisierte,
vorübergehende Nutzung der Gebäude auf dem Areal, bis das Gelände dann auf der Grundlage der Projek-
tideen, die sich die Stadtverwaltung zu eigen gemacht hat, zur Gänze oder teilweise neu gestaltet wird. In
diesem Sinne wird das Areal ohne allzu aufwändige Sanierung zwei Bestimmungen zugeführt:
Rund 20 Ateliers stehen ebenso vielen Künstlern, Handwerkern und kreativen Köpfen zur Verfügung, die
unmittelbar dafür sorgen, dass dieser Raum wieder genutzt wird, und so zur Schaffung eines regelrechten
Kulturquartiers beitragen; gleichzeitig findet in anderen Räumlichkeiten Kleinserienfertigung mit Schwerpunkt
digitale Technologien in den Bereichen Design, Fotografie, Tontechnik, Musik und Animation statt. So entsteht
ein kreativer Umschlagplatz: Einfälle werden in einem idealen, ausgedehnten Coworking-Space unmittelbar
umgesetzt.
Das Areal ist aber auch der physische Ort, an dem die Umsetzung und die punktgenaue Konkretisierung des
von Experten, Bevölkerung und Verwaltern entworfenen Projekts mit den fünf genannten Schwerpunkten
stattfindet; die Verschmelzung der Wissensbereiche benötigt einen Ort, an dem sie zustande kommen und
Früchte tragen kann: großräumige Gebäude, die früher als Kasernen und Wirtschaftsgebäude dienten, eignen
sich gut als gleitende Schnittpunkte des Wissens.
Die beiden Bestimmungen des Areals können sich gegenseitig befruchten, wenngleich die erste vorwiegend
der unmittelbaren Nutzung einer räumlichen Ressource dient und die zweite der längerfristigen Nutzung als
Denkwerkstatt.
Neue Stadtviertelbibliothek Sinich
Sinich ist ein Außenbezirk von Meran, der auf entsumpftem Land entstanden ist. Das Viertel war einer der
Schauplätze der faschistischen Italianisierungspolitik im Südtirol der 30-er Jahre, als Italiener aus anderen
Regionen, vorwiegend aus dem Veneto, hier angesiedelt wurden. Viele Jahre hindurch haben eine große
Fabrik (die einst dem Chemiekonzern Montecatini gehörte) und eine großangelegte Urbarmachung das Er-
werbsleben der Sinicher Bevölkerung bestimmt. In den 80-er Jahren wird der Ortsteil in das Stadterweite-
rungsprogramm aufgenommen. Es entstehen große Sozialwohnbauten. Jahrelang bleibt Sinich eine Traban-
tenstadt, in der sich aber nach und nach auch deutschsprachige und letzthin auch Einwanderer-Familien unter
die vormals fast ausschließlich italienischsprachigen Bewohner mischen. Im Schuljahr 2020/2021 wird in
Sinich die neue Grundschule eingeweiht, die sowohl für deutsche als auch für italienische Schulklassen
bestimmt ist. Ein wichtiger Teil dieses Projekts ist die neue Stadtviertelbibliothek, die sowohl als Schulbi-
bliothek für beide Schulen als auch als öffentliche Bücherei für die Sinicher dienen wird (übrigens eine der
wenigen Bibliotheken in Südtirol, die sowohl deutsche als auch italienische Titel führen und zusätzlich auch
einige Bücher in anderen Sprachen). Für die Bewohner des Ortsteils wird dies ein wichtiger Treffpunkt, an
dem sprachübergreifender Kontakt stattfinden kann. Darüber hinaus wird die Bibliothek auch als Veranstal-
tungsort für Leseförderungsprojekte, Alphabetisierungsaktionen in den Bereichen Information und EDV und
Weiterbildungsangebote dienen. Die Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinigungen und dem Sinicher Stadt-
viertelrat soll dazu beitragen, dass die Bibliothek zu einem Treffpunkt für alle Sinicherinnen und Sinicher wird.
Ein diversifiziertes Leseangebot und Leseförderungsaktionen, die sich an Kinder und Jugendliche richten
(Lesungen, Lesewettbewerbe usw.) sollen sicherstellen, dass sich die betreffenden Altersklassen ganz
unabhängig von ihrem familiären und kulturellen Background eine solide Bildungsgrundlage aneignen.
In der neuen Einrichtung wird das gesamte Angebot der Meraner Stadtbibliothek erhältlich sein, was den
Austausch und die breite Nutzung der verfügbaren Medien begünstigen wird. Benutzer der Sinicher Bibliothek
werden außerdem Zugang zum Online-Katalog Explora und zur digitalen Bibliothek BiblioWeb haben.
Merans Zwillingsstädte in Europa
“Euromediterranea” ist die wichtigste öffentliche Veranstaltung der Bozner Alexander-Langer-Stiftung. Das
jährlich wiederkehrende Event findet Anfang Juli statt mit dem Ziel, Themen, die Alexander Langer besonders
am Herzen lagen, zu untersuchen und in die Öffentlichkeit zu tragen. Dazu zählen insbesondere das friedliche
Zusammenleben, das Brückenbauen in Situationen, die leicht aus dem Gleichgewicht geraten können, und die
Reflexion über potentielle Friedensprozesse. Ausgehend vom Mittelmeerraum, der eine lange Geschichte als
Schauplatz von Konflikten, Begegnungen und Austausch zwischen Europa, Asien und Afrika hat, nimmt die
Veranstaltung die gesamte Welt in den Blick. Höhepunkt des Events ist in der Regel die Verleihung des
internationalen Alexander-Langer-Preises im Rahmen eines Festaktes am Sitz der römischen
Abgeordnetenkammer. Im Jahr 2020 wird Euromediterranea ausnahmsweise in Meran abgehalten und nicht
in Bozen. Thema der Ausgabe 2020 werden jene Städte in Europa sein, die auch heute noch an einer Grenze
angesiedelt sind, wenn nicht an einer physischen, so doch an einer kulturellen oder sprachlichen. Dazu zählen
beispielswiese Görz (Italien-Slowenien), Baarle (Belgien-Niederlande), Nikosia (Zypern-Türkei) und Kostrzyn
(Polen-Deutschland), die mit Meran die Themen Identität und Begegnung gemeinsam haben, wo aber noch
nicht alle damit zusammenhängenden Probleme gelöst werden konnten.
Migration
“Migration” wird das Thema einer großen Ausstellung im Palais Mamming Museum sein. Ein Großteil der
Meraner Familien lebt erst seit wenigen Generationen in der Stadt, aber vielen Meranerinnen und Meranern
ist das gar nicht bewusst. In Zeiten, in denen der Flüchtlingsstrom aus Kriegsgebieten zunimmt, ist es
angebracht, die Bevölkerung zum Thema Migration zu sensibilisieren und ihr Bewusstsein für die eigene Fa-
miliengeschichte zu stärken. Ziel der Ausstellung wird es sein, den Besuchern in Erinnerung zu rufen, dass die
allermeisten Familien, die heute in Meran leben, sich erst vor wenigen Generationen hier niedergelassen
haben. Dies wird der Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Einwanderung sein. In
diesem Zusammenhang muss notgedrungen auch das Thema Mehrsprachigkeit in Angriff genommen werden
in. Dabei soll deutlich werden, dass Sprüche wie "Seit 1200 Jahren deutsch" oder "Siamo in Italia, qui si parla
solo italiano" historisch gesehen jeder Grundlage entbehren. Eine eigene Webseite, auf der Videos und Audio-
Dateien abrufbar sind, wird das Projekt begleiten.
Autoren in Meran - Appuntamento a Merano
2020 wird die Sommer-Reihe "Autoren in Meran - Appuntamento a Merano" ihr zehnjähriges Bestehen feiern.
Die Autorenabende mit Schriftstellern, Journalisten und Sachbuch-Autoren hat die Stadtbibliothek ins Leben
gerufen. Im Laufe der Jahre wurden jeweils mindestens sechs Termine angeboten. Zu Gast waren u. a.
Massimo Cacciari, Erri De Luca, Flavio Caroli, Lella Costa, Federico Zecchi, Ivan Cotroneo, Dacia Maraini,
Corrado Augias, Lilli Gruber und Gianantonio Stella. Der Ablauf dieser Autorenabende ist ganz unterschiedlich
und zum Teil originell und reicht von der traditionellen, von einem Lokaljournalisten moderierten Vorstellung
über die Lesung mit musikalischem Intermezzo bis zum lockeren Gespräch zwischen zwei Autoren, die
einander ausgesucht haben. In den letzten beiden Jahren wurden auch Autoren aus dem deutschen
Sprachraum und aus dem europäischen Ausland wie Jean Ziegler, Stefan Hertmans und Rdaka Denemarkova
nach Meran eingeladen. Das Programm der Ausgabe 2020 wird sich sowohl von den Gästen als auch von den
Themen her am Kulturprogramm orientieren, das sich Meran für das Jahr als Kulturhauptstadt Italiens
vorgenommen hat. Als Leitfaden dienen dabei die Begriffspaare Kontrast und Begegnung, Norden und Süden,
Gleichklang und Dissonanz, Italienisch und die Sprachen Europas. Die Autorenabende werden die literarische
Dimension dieser Themen ausleuchten. Die Auswahl der Autoren soll Ausdruck dieser Intention sein, und
auch das Format, das für diese Ausgabe angedacht wird - ein moderierter Dialog zwischen Autoren
unterschiedlicher Sprache und Kultur -, spiegelt das Konzept der Veranstaltungsreihe gut wider.
Übersetzen: ein Blick von der Brücke (zwischen Literaturen)
In Meran werden seit zwölf bzw. 13 Jahren zwei internationale Literaturpreise vergeben, die gerade in letzter
Zeit zueinander in Beziehung getreten sind. "Merano / Europa" ist ein Wettbewerb für italienische Belletristik
und Dichtung, der "Lyrikpreis Meran" ist ein deutscher Lyrikwettbewerb. Beide Auszeichnungen werden alle
zwei Jahre vergeben. Da man lobenswerterweise von Anfang an darauf bedacht war, Überschneidungen zu
vermeiden, empfängt die Stadt Jahr für Jahr abwechselnd die Teilnehmer und Preisträger eines der beiden
Wettbewerbe. "Merano / Europa" gliedert sich in drei Bereiche, nämlich Belletristik, Lyrik und Übersetzung;
beim Lyrikpreis Meran hingegen kommen einzig Gedichte zum Zug. Die Vereinigungen, die die beiden Preise
ins Leben gerufen haben, wollen anlässlich des Kulturhauptstadt-Jahres Merans ihre Arbeit koordinieren.
Zwar findet jeder Wettbewerb weiterhin für sich - mit seinen besonderen Merkmalen und seinem Publikum –
statt, beide Wettbewerbe sehen jedoch einen eigenen Preis für Übersetzung vor, und zwar vom Deutschen ins
Italienische und vom Italienischen ins Deutsche, wobei die letzten beiden ausgezeichneten Gedichte jeweils
der Text sind, den es zu übersetzen gilt. Beide Preise vergibt dieselbe zweisprachige Jury. Passend dazu ist für
2020 auch eine Tagung zum Thema Übersetzen geplant. Das Konfrontiertsein mit der Unübersetzbarkeit, mit
verschiedenen Sprachrhythmen, Sprachregistern, Klängen und Verslehren gehört in diesem zweisprachigen
Land seit mittlerweile 100 Jahren zum täglichen Brot. Entsprechend ist das Übersetzen ein Werkzeug des
Zusammenlebens oder eigentlich schon eine eigene, andere Sprache, die der Kontamination ausgesetzt ist,
ganz sicher aber eine Brücke. Geplant ist die Schaffung des "Internationalen Preises für deutsch-italienische
Übersetzung der Stadt Meran". Die Geschichte der Stadt, ihre geographische Lage und die Tatsache, dass sich
hier zwei Volks- und Sprachgruppen die Waage halten, machen sie zum idealen Austragungsort für einen
internationalen Wettbewerb für Übersetzer mit den Arbeitssprachen Deutsch und Italienisch. Der Preis sollte
möglichst jedes Jahr vergeben werden, und war an die international besten Übersetzungen in den Bereichen
Lyrik, Prosa und Philosophie. Auch könnte ein Sonderpreis für das Lebenswerk eines Übersetzers vorgesehen
werden. Ein weiteres mögliches Betätigungsfeld in Verbindung mit dem neuen Preis wäre schließlich die
Ausrichtung von Fachseminaren zu den künstlerischen, sprachlichen und philosophischen Aspekten des
Übersetzens.
Writers: erfinden und aufwerten
Die Aufwertung und Wiedergewinnung von Gebieten, die dem städtischen Verfall preisgegeben sind, lassen
sich auch unter Einbeziehung der jüngeren Altersklassen erreichen. Indem der betreffende Bezirk "positiv
markiert wird", entsteht ein Zugehörigkeitsgefühl, ein Prozess der Identitätsstiftung und der Verantwor-
tungsübernahme für ein Gut, das nun als Gemeingut wahrgenommen wird. Es gibt Orte in der Stadt, oft auch
nur eine Mauer oder eine Wand, die das Gegenteil darstellen: Vernachlässigung, Distanz, Verfall. Ihre
Aufwertung im Rahmen eines Graffiti-Projekts, das Einfallsreichtum, Kreativität und die gezielte Betreuung
kleiner Bevölkerungsgruppen eines Bezirks kombiniert, erlaubt es, besonders die jüngeren Generationen in
den Aufwertungsprozess mit einzubeziehen. Dazu bestimmt jedes Viertel im Rahmen eines partizipativen
Meinungsfindungsprozesses nicht seinen Lieblingsort, sondern ganz im Gegenteil seinen "Schandfleck", der
beseitigt werden soll. Ein Graffiti-Writer sorgt mit seinen Farben und Formen für die gewünschte Gestaltung.
Zum Schluss vermittelt eine Freilicht-Galerie Meranern und Touristen ein neues Bild von der Stadt.
Meran: use it
Eine Verjüngungskur für das Image und die Ausstrahlung der Stadt und ihrer Umgebung ist nicht denkbar
ohne ein Bekenntnis zur Rolle, die die Jugend für die Belebung und Entwicklung des kulturellen und sozialen
Geschehens spielt. Meran hat sich vorgenommen, sein internationales Erscheinungsbild zu verjüngen und das
Image als "bundesdeutsches Altersheim", wie N. C. Kaser es nannte, zu überwinden. Neue Altersklassen und
Gesellschaftsschichten sollen angezogen werden. Dazu können eigene Stadtpläne und Besichtigungstouren
beitragen, die von Jugendlichen nach dem beliebten "use it"-Muster im Zuge eines partizipativen Prozesses
entworfen werden. Es geht darum, aufgrund von Insider-Tipps einen oder mehrere alternative Stadtpläne für
junge Touristen und Besucher zu schaffen, die die Stadt abseits der klassischen Trampelpfade kennenlernen
wollen, und so auf die versteckten Attraktionen Merans und des Burggrafenamtes hinzuweisen.
Die Akademie der Alumni
Wie kann man verhindern, dass der Kontakt zu jungen Meranern abbricht, sobald diese ihre Schullaufbahn
beendet haben und aus der Stadt wegziehen? Wir setzen auf ein Netzwerk von Alumni, also Schulabgängern,
die bereit sind, die Beziehung zu ihrer Herkunftsstadt aufrecht zu erhalten und ihr ihre Kompetenzen zur
Verfügung zu stellen. Über eine Internet-Plattform (nicht einfach eine Datenbank, sondern ein virtueller
Treffpunkt, an dem ein lebhafter und koordinierter Austausch stattfindet) und regelmäßige wie außertourli-
che Treffen soll das Alumni-Netzwerk dafür sorgen, dass die jungen Männer und Frauen mit ihrer Schule und
mit der Stadt in Verbindung bleiben. Das kann auch für jene interessant sein, die fern von Meran Arbeit
gefunden haben. Zusätzlich zu den virtuellen Begegnungen im Netz soll es regelmäßig Vorträge und Seminare
in den Meraner Schulen geben, bei denen diese Schulabgänger von ihrem weiteren Bildungsweg und ihren
Arbeitserfahrungen berichten, sowie Treffen mit der Stadtverwaltung. Den Schulen und der Gemeinde
kommen auf diese Art und Weise das Fachwissen und die Erfahrungen zugute, die anderswo erworben
wurden. Für die Stadtverwaltung ist dieser Input ein Ansporn, innovative und kreative Lösungen zu suchen
und Raum für Diskussion zu schaffen, in dem es weder sichtbare noch unsichtbare Hierarchien gibt. Für die
Alumni wiederum ist dies eine Gelegenheit, ihre sozialen und fachlichen Kompetenzen weiterzuentwickeln,
ihr Beziehungsnetz auszubauen und ihr Fach- und Erfahrungscurriculum zu bereichern. Dem Netzwerk
gehören auch besonders qualifizierte Betreuer (bekannte Alumni oder Externe) an, die aktiv mit den anderen
Mitgliedern interagieren und so einen zusätzlichen Anreiz für junge Menschen schaffen, dem Netzwerk
beizutreten und sich am Austausch zu beteiligen.
Integration und Inklusion
Natürlich hat die aktuelle Migrationswelle auch Meran erfasst. Ganz abgesehen davon hat die Stadt aber
schon seit längerem angesichts der dramatischen Lage der jüngeren Vergangenheit, die die Verwaltung un-
weigerlich vor neue Aufgaben stellt, eine gewisse Aufnahmefähigkeit entwickelt. Meran hat darauf mit der
Einrichtung eines Heims für 80 Asylbewerber und Flüchtlinge und eines Heims für Frauen mit oder ohne
Kinder reagiert. Für sie alle hat die Stadtverwaltung in Absprache mit der Landesverwaltung, dem Regie-
rungskommissariat, der Bezirksgemeinschaft und den Organisationen, die Flüchtlinge betreuen, eine Ver-
einbarung getroffen, die es Asylbewerbern ermöglicht, gemeinnützige Arbeit zu verrichten. Kürzlich hat die
Gemeinde außerdem beschlossen, sich ab Jänner 2018 am SPRAR-Programm zu beteiligen.
Cantos. Pound und die Akademie: die Menschenrechte
Die Brunnenburg liegt vier Kilometer von Meran entfernt und war zwischen 1958 und 1962 der Wohnsitz von
Ezra Pound. Der Dichter war Gast des Ägyptologen Boris de Rachewiltz, der Pounds Tochter Mary geheiratet
hatte. Die ereignisreiche Zeit, die Pound auf der Brunnenburg verbrachte, bescherte der Stadt eine kleine
Wiedergeburt, so wie ganz Italien nach dem Zweiten Weltkrieg im Aufbau begriffen und nach und nach vom
Wirtschaftswunder erfasst wurde. Der Dichter zog viele andere Persönlichkeiten an: Literaten,
Filmschaffende, Kritiker und Künstler. Die Akademie für deutsch-italienische Studien, eine nicht gewinn-
orientierte Einrichtung mit Rechtspersönlichkeit, ist genau in dieser Zeit entstanden mit dem Ziel, den
kulturellen und wissenschaftlichen Austausch zwischen dem italienischen und dem deutschen Sprachraum im
europäischen Geist zu fördern. Die Akademie beschäftigt sich von ihrer ursprünglichen Ausrichtung her zwar
hauptsächlich mit den Geisteswissenschaften und der Philosophie, hat jedoch letzthin ihr Betätigungsfeld auf
die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, auf die Rechts- und Naturwissenschaft und auf den Dialog mit
anderen Kulturen ausgedehnt. Ausgehend vom deutsch-italienischen Dialog haben sich so eine
Wissensproduktion und ein Wissenstransfer entwickelt, die Merans traditionelle Weltoffenheit widerspiegeln.
Die Akademie richtet internationale Tagungen und Symposien, Forschungs- und Doktorandenseminare,
Konferenzen, Lesungen, Ausstellungen und Konzerte aus und leistet in ihren eigenen Einrichtungen und in
Zusammenarbeit mit anderen Institutionen im In- und Ausland wissenschaftliche Arbeit. Mit einer Reihe von
Universitäten und Forschungseinrichtungen in Italien, Deutschland und Österreich gibt es Abkommen, die den
regelmäßigen Kontakt bzw. eine langfristige Zusammenarbeit vorsehen. 2016 wurde Cuno Tarfusser,
italienischer Richter am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, der für Völkermord, Verbrechen gegen
die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zuständig ist, zum Präsidenten der Akademie ernannt. Im Juni
desselben Jahres wurde mit den Universitäten der Europaregion Tirol ein Abkommen zur Gründung von
EUPHUR unterzeichnet, einer Plattform, die den Themenbereich Menschenrechte und Menschenwürde
wissenschaftlich aufarbeiten soll. EUPHUR-Sitz ist die Villa San Marco in Meran. Aufgabe der Plattform ist es,
in den genannten Gebieten Forschung und höhere Bildung zu leisten, die Thematik in den gesellschaftlichen
Diskurs hineinzutragen und die Zusammenarbeit von wissenschaftlichen Mitarbeitern, Studenten,
Fachpersonal und Bürgern dies- und jenseits des Brenners zu fördern.
Aushängeschild der EUPHUR-Plattform ist die internationale Veranstaltungsreihe “Dialoge Meran / Dialoghi
Merano”, die jedes Jahr zu den Themen Menschenrechte und Menschenwürde stattfindet. Zum Programm
der "Dialoge" gehören sowohl Experten-Treffen als auch Informations- und Diskussionsveranstaltungen zu
aktuellen Themen, die die Öffentlichkeit in Italien und im Ausland beschäftigen, die also über ihre Bedeutung
für die Wissenschaft und die Institutionen hinaus auch ein breiteres Publikum interessieren. Mit Blick auf die
Bewerbung Merans als Kulturhauptstadt Italiens wird die EUPHUR-Plattform ein Programm für die "Dialoge"
zusammenstellen, das inhaltlich auf die Kernthemen der Kandidatur abgestimmt ist.
Meditier-Obst
Demnächst wird für die Stadt eine zentral gelegene Grünfläche verfügbar, die bisher unzugänglich war: der
von dicken Mauern umgebene Garten des Kapuzinerklosters. Der Kapuzinerorden wird den Klostergarten für
die Allgemeinheit öffnen, und die Stadtverwaltung wird ihn leichter zugänglich machen und in die Gestaltung
und Bewirtschaftung der Fläche investieren. Ziel ist es, den Garten als Ort der Abgeschiedenheit und der Stille
zu erhalten. Auf Spielgeräte für Kinder und andere publikumswirksame Installationen wird bewusst verzichtet.
Stattdessen soll es Sitzecken sowie Gemüsebeete und Obstgärten geben, die die Artenvielfalt Merans
wiedergeben. Um die Anbauflächen werden sich Meraner Bürger ehrenamtlich kümmern, aber auch junge
Ausländerinnen und Ausländer, die in Migrantenheimen untergebracht sind. Ihr Einsatz im Rahmen eines
Projekts zur Verwaltung öffentlichen Raumes trägt dazu bei, die in der Stadt herrschende Vielfalt sichtbar zu
machen, und stellt eine konkrete und wirksame Form der Integration dar. Die Besucher des Kapuzinergartens
sollen die Möglichkeit erhalten, Obst und Gemüse kostenlos zu entnehmen und es entweder an Ort und Stelle
zu verzehren oder mitzunehmen.
African Soul
“Book a Cook” ("Buche einen Koch") ist ein Integrationsprojekt im Bereich Gastronomie. Köche unter-
schiedlichster Herkunft können für den Einsatz in einer Privatküche gebucht werden. Die nach der jeweiligen
Tradition zubereiteten Speisen werden von Köchen und Gastgebern gemeinsam verzehrt. Die Mahlzeit wird so
zu einer Gelegenheit der Begegnung zwischen Einheimischen und Zuwanderern. Die Aktion "Book a Cook"
wurde bisher von zwei gemeinnützigen Vereinen koordiniert, soll nun jedoch zu einem durchstrukturierten
unternehmerischen Projekt ausgebaut werden, das die Stadtverwaltung in der Anlaufphase großzügig
unterstützt. Geplant ist die Eröffnung eines afrikanischen Restaurants namens "African Soul", das in Südtirol
einmalig sein wird. In dem Lokal wird festangestelltes Personal aus Afrika arbeiten, das im Rahmen von
Betriebspraktika von Gästen der beiden Asylbewerber-Heime unterstützt wird. Arbeit ist zweifelsohne ein
Mittel zur Selbstverwirklichung und zu echter, in die Tiefe gehender Integration. Das neue Unternehmen
bietet für beides Gelegenheit, wobei das Zusammenspiel die Wirkung zusätzlich verstärkt.
Bauern aus aller Welt
In Meran läuft bereits ein erfolgreiches interkulturelles Schrebergarten-Projekt: gemeindeeigene Grundstücke
werden der Bevölkerung überlassen, die darauf kleine Gemüsegärten anlegt. Unter die Schrebergärtner
wurden einige ausländische Familien gemischt. Das Pflegen einer gemeinsamen Leidenschaft, der Wissens-
und Erfahrungsaustausch und die kollektive Bewirtschaftung in Eigenregie haben zu echter Integration geführt
und neue Beziehungen entstehen lassen. Das Projekt soll nun räumlich ausgedehnt und sichtbarer gemacht
werden. Geplant sind ein Saat- und ein Erntefest: sie sollen Abläufe und Aufwände, Investition und Ergebnis,
Fleiß und Wachstum symbolisieren.
Städtische Wiederbelebung und Stadtsanierung
Städte müssen sich den neuen sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten anpassen und ihren
Wohnraum nach neuen Grundsätzen und neuen Entwicklungskonzepten umgestalten. Unter diesem
Blickwinkel können "Lücken" und nicht mehr verwendete Flächen als Chance betrachtet werden, die Nutzung
städtischen Raumes zu überdenken und neue Formen der Zusammenarbeit zwischen öffentlichen, privaten
und sozialen Trägern zu entwickeln. Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit erscheint es vielver-
sprechend, auf eine positive und gegenseitig bereichernde Beziehung zwischen Initiativen zu setzen, die
spezifische Interessen (die Interessen eines Gebietes, einer sozialen Gruppe oder einer Branche) und gleich-
zeitig allgemeinere Ziele (die die Allgemeinheit oder das Allgemeingut betreffen) verfolgen. Ein externer
Betrachter wird sicherlich finden, dass für Meran kein Grund besteht, an seiner Anziehungskraft zu arbeiten,
weil die Stadt sehr gepflegt wirkt, einen beneidenswerten Reichtum an Parkanlagen, Gärten und Promenaden
hat und auch noch in ihrer Handelsstruktur einigermaßen authentisch geblieben ist. Letzteres trifft auf Teile
der Altstadt zu, nicht jedoch auf alle Stadtviertel. So besitzt das älteste Stadtviertel, das Steinachviertel,
wegen seinen schönen Gassen einen gewissen Charme, Privatpersonen und Geschäftsleute haben dennoch
Schwierigkeiten, dort Fuß zu fassen. Dasselbe gilt für andere, am Stadtrand gelegene Teile Merans, in denen
Erneuerungsbedarf besteht.
Ausbau des Promenadennetzes
Meran ist bekannt wegen seiner bezaubernden Höhenpromenaden, des berühmten Tappeinerwegs und der
urwüchsigen Gilfpromenade. Von beiden genießt man einen herrlichen Blick auf die Stadt. Was weniger
bekannt ist: Meran ist von einer Vielzahl an Wegen durchzogen, die sich wie natürlich durch die Stadt
schlängeln und ins Grüne münden. Einige dieser nicht mehr genutzten Wege führen an Wasserläufen entlang,
die kleinen Bächen ähneln und als Bewässerungskanäle für die Landwirtschaft angelegt wurden. Es sind die
sogenannten Waalwege. Gehen ist, wie jeder weiß, gesund. Getreu diesem Motto erfand Mitte des 19.
Jahrhunderts Professor M. J. Örtel aus München die "Terrainkur", die "Wandern auf sanft ansteigenden
Wegen" vorsah. Er war von der überaus positiven und kräftigenden Wirkung dieser Bewegungstherapie auf
Kreislauf, Lunge, Herz und Muskelapparat überzeugt. Da Meran dank seinen Promenaden ideale Voraus-
setzungen für das Praktizieren der Kur bot, avancierte die Stadt bald zu einem bekannten Terrainkurort. Auch
die gesundheitsbewusste Kaiserin Sissi probierte die neue Kur in Meran aus. Heute weiß man, dass Prof. Örtel
Recht hatte. Schnelles Gehen ist nachweislich eine der gesündesten Sportarten, und zwar in jedem Alter: es
hält den Körper fit und bringt keine Abnützungserscheinungen mit sich. Meran hat sich das Ziel gesetzt, mit
Unterstützung der Universität, des Gesundheitsbetriebes und der Therme zum Kompetenzzentrum für
gesundes Gehen zu werden. In einem Masterplan sollen die Spazierwege, die Meran vom Stadtrand bis ins
Zentrum durchziehen, erfasst werden. Das Wegenetz wird dann durch bauliche Eingriffe für Meraner und
Touristen begehbar gemacht, indem Hindernisse weggeräumt, Verbindungen geschaffen und Wegweiser
angebracht werden. Parallel dazu ist eine Präventions- und Sensibilisierungskampagne zu den
nachgewiesenen positiven Wirkungen des Gehens geplant. In seinem Jahr als Kulturhauptstadt Italiens wird
Meran mindestens drei dieser Wege eröffnen. Das Projekt dient einem der Hauptziele, die sich die
Stadtverwaltung gesetzt hat: Meraner und Urlauber dazu anzuregen, sich zu Fuß oder mit dem Rad fort-
zubewegen.
Das Steinachviertel: neues Leben für Handel und Handwerk
Ein Schwerpunkt des Regierungsprogramms für den Zeitraum 2015 – 2020 ist die Sanierung einiger peripherer
und/oder benachteiligter Stadtgebiete nach Maßgabe des Masterplans 2030, in dem die Verwaltung mit
Unterstützung des Büros Benevolo aus Brescia die Entwicklung der Stadt vorgezeichnet hat. Die Hauptrolle im
Sanierungsprogramm spielt der mittelalterliche Stadtkern Merans, nämlich das kleine und zentral gelegene
Steinachviertel. Die ersten Schritte waren die Eröffnung des Stadtmuseums “Palais Mamming Museum”, die
Umgestaltung des Pfarrplatzes und die Schließung des Viertels für den auswärtigen motorisierten Verkehr.
Noch immer gibt es jedoch im Steinachviertel Gebäude, die dem Verfall preisgegeben sind, und viele
leerstehende Wohnungen und Geschäfte. Touristen kommen nicht weiter als bis zum Stadtmuseum. Was
jenseits dieser unsichtbaren Grenze liegt, scheint sie nicht zu interessieren. Dabei hat das geschichtsträchtige
Steinachviertel durchaus seinen Charme. Das Durchschnittsalter der Bewohner ist zwar relativ hoch und die
durchschnittliche Haushaltsgröße eher gering, paradoxerweise übersteigt die Geburtenziffer jedoch jene
anderer Stadtviertel. Das zeigt, dass hier viele junge Menschen leben, die sich wegen seiner zentralen und
ruhigen Lage, aber auch wegen der niedrigen Wohnpreise, für das Steinachviertel entschieden haben. Laut
den Daten der Landesbeobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt bietet Steinach weniger Be-
schäftigungsmöglichkeiten als andere Viertel: die Beschäftigungsrate im Bereich lohnabhängige Arbeit ist
geringer, die Arbeitslosenrate und der Anteil an Ausländern, die den unteren Einkommensschichten ange-
hören, höher.
Die Stadtregierung will das Viertel durch die Ansiedlung neuer Geschäfte, Anziehungspunkte für Touristen,
Kunst- und Handwerksateliers beleben. Gelingen soll dies über Beiträge zur Gründung von Kleinst-, Klein- und
Mittelbetrieben, die nach einer eigenen Verordnung vergeben werden. Nicht rückzahlbare Zuschüsse im
Ausmaß von höchstens 7.500 Euro werden zur Deckung von 50 Prozent der Ausgaben für Investitionen
(Ankauf und Montage von Anlagen, Sanierung leerstehender Geschäftslokale, Fassadensanierung, Erneuerung
von Ladenschildern und Schaufenstern) im Wert von mindestens 2.000 Euro bei einer Obergrenze von 50.000
Euro pro Jahr gewährt. Unterstützungsberechtigt sind Neueröffnungen in Räumen, in denen seit dem
31.12.2017 keine Geschäftstätigkeit stattgefunden hat.
Bike Point
Das Regierungsprogramm für die Legislaturperiode 2015-2020 weist im Kapitel "Sicherheit, Polizei und Zivil-
schutz, Verkehr und Mobilität" dem Fahrrad als Fortbewegungsmittel hohe Priorität zu. Die Sicherheit im
Fahrradverkehr und die Schaffung eines durchgängigen Radwegenetzes, Anreize für Fußgänger sowie der
Ausbau des öffentlichen Nahverkehrsnetzes und entsprechende Sensibilisierungskampagnen gehören zu den
erklärten Zielen. Große Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Vervollständigung des Rad-
wegenetzes mit möglichst vielen kreuzungsfreien Strecken und der Anbindung an das übergemeindliche
Radwegenetz zu. Sichere Abstellplätze für Fahrräder und ein Bike Point in zentrumsnaher, strategisch güns-
tiger Position sind ebenso geplant. Der Standort des Bike Points wird eine aufgelassene Tankstelle (zunächst
von AGIP, dann von ENI) aus dem Jahr 1950 sein, entworfen von Ing. Piero Richard, dem der Pferderennplatz
sein Comeback in jenen Jahren verdankt. Die Tankstelle ist stark verfallen und lässt die Gegend ringsum, die
leicht abseits der Stadtmitte liegt, insgesamt verwahrlost erscheinen. Die architektonisch interessante
Außenstruktur wird beibehalten, innen wird der Bau neu gestaltet. Der Bike Point wird der Rundum-
Versorgung der Radfahrer dienen. Geplant sind ein Biker-Imbiss mit regionalen Produkten und Kraftnahrung,
ein Fachgeschäft, das Fahrrad-Zubehör, Sportbekleidung und Ersatzteile anbietet, ein Abstellplatz für Räder
und Gepäck, Toiletten, eine kleine Fahrradwerkstatt für fliegende Reparaturen und ein Info-Schalter, der
Auskünfte zu Radrouten, Führungen und Sehenswürdigkeiten erteilt.
Stadtgestaltung: Design ist hier zu Hause
Merans Image in der Tourismuswerbung ist von Eleganz und Anmut geprägt, zwei Eigenschaften, die die Stadt
zweifellos besitzt. Dies soll sich auch in der Stadtgestaltung niederschlagen. Die Stadtregierung will den aus
Meran gebürtigen, europaweit bekannten Künstler und Designer Harry Thaler beauftragen, Gestal-
tungselemente zu entwerfen, die zum Stadtbild passen, in der Wahl des Materials oder in der Ausführung
jedoch innovativ sind. Dazu zählen Fahrradständer, Abfalleimer, Hinweistafeln für Veranstaltungen und
Vorrichtungen für Events und Veranstaltungen. Meran soll sich als Stadt präsentieren, die jederzeit und in
jeder Hinsicht gepflegt und benutzerfreundlich wirkt.
Leitsysteme und Themenwege
Vor einigen Jahren hat die Gemeinde in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung und einigen kulturellen
Einrichtungen ein dreisprachiges Orientierungs- und Leitsystem für Fußgänger und Radfahrer geschaffen, das
auf die Sehenswürdigkeiten Merans hinweist. Das Konzept wurde 2016 mit dem Preis " Red dot Award:
Communication design" ausgezeichnet. Im Rahmen desselben Vorhabens wurden Themenwege entworfen,
die sowohl für Touristen als auch für Meraner interessant sein können. Sie weisen hin auf das jüdische Meran,
neuzeitliche und zeitgenössische Architektur, Treffpunkte des Hochadels, Gartenstadt Meran, Meran im
Mittelalter, kulturelle Schauplätze, Steinachviertel, Schlösser in Obermais, Sport in Meran, das Stadtviertel
Sinich, Wasserwege in Gratsch. Die Themenwege sollen auch auf Papier und digital angeboten werden. Die
digitale Version wird über eine Landing Page veröffentlicht, die in dem von der Gemeinde für Start-Ups
geschaffenen Coworking-Space entstehen soll.
Kulturelle Standortbestimmung: Investitionen und Vorhaben
Das Kulturerbe einer Stadt muss immer mehr zum Motor werden, der sie antreibt. Kulturgüter und künstle-
rische Installationen können dem städtischen Raum ihren Stempel aufdrücken und sowohl Besucher als auch
(private) Sponsoren anziehen, die für ihre Aufwertung aufkommen. Neue Orte, an denen Kultur stattfindet,
und innovative künstlerische oder digitale Installationen, die die Attraktivität eines Denkmals oder Museums
steigern, machen die Stadt insgesamt anziehender und laden zum Kulturgenuss ein. Meran ist eine in
kultureller Hinsicht sehr lebhafte Stadt, doch wird dieser Elan von seinen Bewohnern nicht immer
wahrgenommen. Meran fühlt sich Bozen förmlich kulturell unterlegen. Und dies, obwohl hier seit Jahren
Kultur auf höchstem Niveau stattfindet. Die Stadt will sich nun kulturell neu positionieren und mit anderen
Städten und Dörfern vernetzen, um als Triebfeder und Katalysator von Innovations- und Forschungsprojekten
im Kulturbereich und von hochrangigen Kulturevents zu wirken. Nicht nur: Meran will auch über seine
Institutionen als Ort der Kultur auftreten: der Ausbau des Archivs der von Künstlern gestalteten Kinderbücher
Ó.P.L.A. (das einzige seiner Art auf internationaler Ebene, das nun einen eigenen Sitz in einem restaurierten
Gebäude erhalten soll) und die Klanginstallationen in der an das Palais Mamming Museum angeschlossenen
Barbara-Kapelle sind nur zwei Beispiele dafür. Über Kulturevents, die wirksam beworben werden, will Meran
in den Augen der Meraner an Attraktivität gewinnen und den Reichtum und die Besonderheit seines
Kulturerbes und seines Kulturlebens auch nach außen tragen.
Ein Dach für Ó.P.L.A
In dem weiter oben erwähnten Steinachviertel will die Stadtverwaltung ein Gebäude sanieren, das zum
kulturellen und sozialen Katalysator werden und dem Archiv Ó.P.L.A. als Sitz dienen soll. Ó.P.L.A. (Oasi Per
Libri d’Artista per bambini – Oase der von Künstlern gestalteten Kinderbücher), international ein Unikum, ist
seit zwanzig Jahren in der Stadtbibliothek angesiedelt. Viele Künstler (Maler, Bildhauer, Designer, Fotografen
u. ä.) haben sich im Laufe ihrer Schaffensgeschichte mehr oder weniger außertourlich der Herausforderung
gestellt, ein Kinderbuch zu gestalten, und regelrechte Kunstwerke geschaffen, aus denen enorme kreative
Freiheit spricht. Jede Phase des Entstehungsprozesses wurde vom Autor federführend begleitet: die Wahl des
Materials, des Formats, des Layouts und des Einbands. Diese Werke unterscheiden sich also wesentlich vom
illustrierten Buch. Das Ó.P.L.A.-Archiv sammelt und katalogisiert diese so besonderen Bücher, um sie für
Wissenschaftler, Kritiker, Lehrer, Graphiker, Illustratoren, Designer, Verleger und Forscher leichter zugänglich
zu machen. Nach Möglichkeit werden Originalausgabe und Übersetzungen eines Titels in die Sammlung
aufgenommen. Seltene Bücher, die vergriffen oder in limitierter Auflage oder als Einzelexemplar erschienen
sind, werden außerdem digitalisiert und auf der Ó.P.L.A.-Webseite veröffentlicht. So wird es möglich,
künstlerisch wertvolle Bücher anzusehen und miteinander zu vergleichen, sich davon inspirieren zu lassen,
Tendenzen und Stilrichtungen zu erkennen und Beziehungen zwischen Büchern zu entdecken. Entsprechend
wendet sich das Archiv auch an die internationale Fachwelt. Im Rahmen von Tagungen und Seminaren oder
auf Anfrage bekommen Experten Zugang zu Titeln, die weniger bekannt oder nicht mehr erhältlich oder gar
nicht erschienen sind, weil sie für den Buchmarkt nicht geeignet waren oder nicht in Serie produziert werden
konnten. Vom Kinderbuch kommen wichtige Impulse, was Wissensdrang und Lernen anbelangt, und zwar für
Kinder wie für Erwachsene. Ó.P.L.A. wendet sich direkt an Kinder und Jugendliche, die hier auf einen
ausgewählten Buchbestand zugreifen können und die Möglichkeit erhalten, an Workshops mit den Künstlern
teilzunehmen, die Jahr für Jahr nach Meran geladen werden, um hier zu arbeiten und innovative Projekte für
die verschiedenen Altersstufen zu präsentieren. Das Steinachviertel bietet sich wegen seiner zentralen,
ruhigen und leicht erreichbaren Lage als Standort an, gleichzeitig stellt eine so prestigereiche Einrichtung
einen Mehrwert für das kreative, künstlerische Flair des Viertels dar. Das für Ó.P.L.A. sanierte Gebäude soll
im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung einer Genossenschaft oder einem Unternehmen, die im
kreativen Bereich tätig sind und Bezahldienste anbieten, zur Führung übergeben werden. Für die Gemeinde
sollen möglichst keine Kosten entstehen. Die Stadtbibliothek, wo das Archiv bisher angesiedelt war und wo zu
dessen Verwaltung eine Struktur mit entsprechenden Kompetenzen entstanden ist, bleibt für die
wissenschaftliche Koordinierung zuständig. Zwischen dem Sitz des Archivs, der Dauerausstellung und der
Aufwertung des Buchbestandes einerseits und anderen musealen Einrichtungen der Gemeinde andererseits
kann eine in sich stimmige Zusammenarbeit entstehen (Kombi-Ticket für Ó.P.L.A., Palais Mamming und
Landesfürstliche Burg), die Besucher aus dem In- und Ausland anzieht. Am Ó.P.L.A.-Sitz soll es auch ein
kommerzielles Angebot geben, das zum Erhalt der Einrichtung finanziell beiträgt. Angedacht sind eine
Cafeteria, die unterschiedliches Publikum anzieht und dem ganzen Viertel als Bar und Treffpunkt dient, und
eine Buchhandlung mit einer Auswahl an Titeln in mehreren Sprachen, die qualitativ dem Anspruch des
Archivs entspricht, sowie mit Sachtexten zum pädagogischen Wert niveauvoller Kinderliteratur und zu den
Vorteilen der Auseinandersetzung mit Kunst im Kindesalter. Eine derart hoch spezialisierte Buchhandlung
könnte Merans Relevanz auf dem Gebiet der illustrierten Kinderbücher noch steigern und so auch auswärtige
Kundschaft in die Stadt holen. Der Online-Verkauf über eine eigene Webseite könnte Meran endgültig in die
Rolle des Marktführers hieven. Derzeit leidet Meran unter einem Mangel an Buchhandlungen, so dass die
neue Fachbuchhandlung nicht nur für Steinach, sondern für die ganze Stadt ein wichtiges Signal wäre. Am
Ó.P.L.A.-Sitz könnten regelmäßig Workshops für Kinder mit italienischen und ausländischen Künstlern
stattfinden, sowohl in Zusammenarbeit mit den Schulen als auch als außerschulisches Angebot für Familien.
An diesen Workshops könnten fallweise auch Urlauberkinder teilnehmen. Dass die Villa Seisenegg mit ihren
geschützten Seniorenwohnungen in unmittelbarer Nähe liegt, könnte Gelegenheit für ein
generationenübergreifendes Projekt bieten, in das auch die im Viertel wohnhaften Senioren miteinbezogen
werden, etwa gemeinsame Lesungen oder andere gemeinsame Aktivitäten. Bereits in Vergangenheit hat die
Abteilung EduSpaces – MultiLab der Bildungswissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität Bozen
Interesse am Archiv gezeigt. Dem soll Rechnung getragen werden, indem am Ó.P.L.A.-Sitz Räumlichkeiten für
Lehrveranstaltungen entstehen.
Eine eigene Vereinbarung soll es EduSpaces MultiLab ermöglichen, die Lehrtätigkeit und die Laboratorien
regelmäßig nach Meran zu verlegen. Dies würde Meran zu einer Art Außenstelle der Universität machen. Der
oberste Stock des Gebäudes könnte als Coworking-Space für kreative Unternehmer und Frauen-Start-Ups
eingerichtet werden. Arbeitenden Müttern könnte ein eigener Hort die Kinderbetreuung abnehmen.
Die Barbara-Kapelle: eine Installation aus Musik und Literatur
Der schöne barocke Bau des Palais Mamming Museum im Steinachviertel liegt gleich hinter der gotischen
Pfarrkirche mit ihrer der hl. Barbara geweihten Friedhofskapelle. Merans Jahr als Kulturhauptstadt Italiens
wäre ein Anlass, Museum und Krypta durch einen unterirdischen Gang zu verbinden und in der Kapelle einen
Ort der Stille einzurichten, wo literarische und musikalische Installationen zur Stadtgeschichte zum Meditieren
einladen. Dazu könnte man einerseits auf Christian Morgenstern, Franz Kafka, Gottfried Benn und Arthur
Schnitzler, die in Meran an ihren Werken geschrieben haben, und andererseits auf Komponisten und Musiker
wie Max Reger, Natalia Pravossudovic und Franco D’Andrea zurückgreifen, die in Meran zu Gast und hier
ebenfalls tätig waren. Angedacht sind auch Hörstationen mit Inhalten, die aus der Feder des Musik- und
Literaturexperten und Publizisten Ferruccio delle Cave stammen. Finanziert würde das Projekt mit Mitteln der
Gemeinde und des Landes sowie mit Beiträgen aus dem Art-Bonus-Dekret.
Über den Dächern von Meran
Ein Überbau über den Dächern des historischen Stadtkerns, eine Art Hängebrücke, wird den Blick auf das alte
Meran und seine Gebäude aus der Vogelperspektive ermöglichen. Über die Konstruktion werden die Besucher
von Dach zu Dach spazieren können: vom Kirchturm der Pfarrkirche St. Nikolaus zur ehemaligen Münzstätte
im Poetzelberger-Haus und weiter zum Bozner Tor und zum Ansitz Hohensaal neben der Kirche der Englischen
Fräulein. Hier wird die Brücke die Passer überqueren und in den Sissipark führen. Das Projekt wäre nicht nur
eine Bereicherung für die Stadt, sondern auch eine zusätzliche touristische Attraktion. Ausgestattet mit
Informationspunkten mit QR-Codes und historischen Aufnahmen könnte dieser Überbau der Einführung in die
Stadtgeschichte aus der Höhe dienen.
Musik im Priorat
Im heutigen Stadtviertel Untermais, einst eine eigenständige Gemeinde, liegt seit 1766 ein Kloster mit an-
geschlossener Propstei, gegründet vom Zisterzienserstift Stams (Nordtirol). Der Gebäudekomplex mit einem
hübschen Barockgarten und einer beachtlichen Anbaufläche liegt hinter dicken Klostermauern versteckt, so
dass die wenigsten Meraner den Ort überhaupt kennen. Kürzlich ist das Kloster in den Besitz der Gemeinde
Meran übergegangen. Zweck der Transaktion ist die Schaffung eines neuen mehrsprachigen Schulkomplexes
in Verbindung mit einem neuen Konzept für den Platz und den Verkehr ringsum. Zuvor wird das Priorat, das
kostbare barocke Fresken und eine barocke Kapelle beherbergt, aufwändig restauriert und so umgebaut, dass
es auch der italienischen Musikschule "Antonio Vivaldi" als Sitz dienen kann. Der Musikunterricht findet heute
in mehreren Gebäuden statt, was sehr umständlich ist. Der verbleibende Raum – das Gebäude besteht aus
drei Stockwerken, einem Dachgeschoss und einem Souterrain – wird Musikvereinen zur Verfügung gestellt.
Das ehemalige Kloster wird also einerseits als Kulturzentrum dienen, in dem sich die örtlichen Vereine
entfalten können, andererseits auch als öffentlich zugänglicher kunsthistorischer Ort. Derzeit befindet sich das
Vorhaben in der Planungsphase, die sich bis 2018 hinziehen wird. Der Baubeginn ist für 2019 vorgesehen, im
Jahr 2020 soll der Musikunterricht aufgenommen werden.
Geschichtstagung "Brenner – die Dichte einer Grenze. Meran 1920-2020"
Im Jahr 2020 wird es genau 100 Jahre her sein, dass Südtirol offiziell von Italien annektiert wurde. Dazu ist
eine geschichts- und sozialwissenschaftliche Tagung geplant, die u. a. folgende Fragen beantworten soll: Wie
war die Beziehung zwischen deutsch- und italienischsprachiger Bevölkerung vor dem Ersten Weltkrieg? Wie
hat sich diese Beziehung in der Folge entwickelt? Wie hat sich der historisch so einschneidende Übergang zu
Italien auf institutioneller und gesellschaftlicher Ebene abgespielt? Die Ergebnisse werden in der Reihe
"Merabilia" des Stadtarchivs veröffentlicht. Die Tagung findet in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler
Landesarchiv statt.
Jüdisches Leben in Meran: die Villa Balog und die Mikwe
Merans multikonfessionelle Seele hat Spuren hinterlassen. Einst hatten hier fünf Konfessionen ihre eigenen
Gotteshäuser, und noch heute bestehen einige dieser Glaubensgemeinschaften fort. Die jüdische Gemeinde
mit ihrer in Südtirol einzigartigen Synagoge ist noch heute sehr aktiv. Das Jüdische Museum möchte in
Zusammenarbeit mit Prof. Maurizio Goeth die Villa Balog zu einem vegetarischen Café mit Mikwe (jüdisches
Ritualbad) umgestalten. Im Zuge des Umbaus sollen auch Räume für Ausstellungen, Publikumsveran-
staltungen, Tagungen und andere Events entstehen, die Ausdruck der jüdischen Kultur und ihrer jüngeren
Geschichte sind. Darüber hinaus will das Zentrum zur Reflexion über Themen, die über die jüdische Kultur
hinausgehen, und zur interkulturellen Begegnung im Sinne der liberalen Tradition Merans anregen. Das Pro-
jekt sieht vor, dass das Erdgeschoss der Villa Balog mit finanzieller Unterstützung des Landes angekauft und
restauriert wird. Eingerichtet werden sollen hier ein Gastlokal mit Küche, ein großer Veranstaltungssaal, ein
Mikwe-Bereich, ein Büro und Toiletten. Das Zentrum will mit Vereinigungen, Schulen und Gemein-
deeinrichtungen zusammenarbeiten. Sein Tätigkeits- und Veranstaltungsprogramm soll außerdem von der
Gemeinde unterstützt werden.
Südtirol Classic Festival – Meran . Merano
Das Südtirol Classic Festival – Meraner Musikwochen ist ein 1986 ins Leben gerufenes internationales Festival,
das klassische, Barock- Jazz- und Crossover-Musik im Programm hat. 2020 wird es zum 35. Mal stattfinden.
Das Festival ist Mitglied von Italiafestival und der Europea Festival Association mit Sitz in Brüssel.
Das Publikum ist im Laufe der Jahre auf rund 10.000 Besucher je Ausgabe angewachsen. Die Meraner
Musikwochen beginnen mit einem pre.festival, auf das fünf Konzertreihen unterschiedlicher Ausrichtung
folgen: Klassik (symphonische Musik), Barock, Colours of Music (Jazz, Ethno, Crossover), Matinée Classique
(Kammermusik) und Vox Humana (Gesang). Anlässlich der Ernennung Merans zur Kulturhauptstadt 2020
wollen die Meraner Musikwochen eine weitere Konzertreihe namens "cc – connection/concerts" mit eigenem
Abonnement in ihr Programm aufnehmen. Bestritten werden sollen diese Konzerte von jungen, höchstens 28
Jahre alten Komponisten, die mit ihrer Musik der Verbindung verschiedener Kulturen Ausdruck verleihen.
Ausgangspunkt dafür ist die Überzeugung, dass der Mensch über die Musik den eigenen kulturellen Horizont
überwindet und mit anderen Kulturen und Traditionen in einen Dialog tritt, dass Musik interkulturelle
Kreativität und interkulturelles Miteinander fördert. Dieselben Konzerte könnten auch im Rahmen anderer
Festivals im In- und Ausland aufgeführt werden, denn die Meraner Musikwochen sind im Festivalbetrieb fest
etabliert und arbeiten bereits mit mehreren internationalen Institutionen zusammen.
Die Plattform Alpsklang und Die Klänge der Stadt
Alpsklang – der neue Ton des Alpenbogens. Gedacht ist an ein Winter-Festival der besonderen Art, das im
Ansatz bereits existiert. Thema von Alpsklang soll der Rückgriff auf die alpenländische Tradition bei der Aus-
einandersetzung mit zeitgenössischer Musik sein. Dazu sollen Gruppen und Solisten aus dem Alpenbogen –
von Slowenien bis Frankreich und, was Italien anbelangt, von Friaul bis Ligurien – eingeladen werden. Das
Festival soll jedoch nicht nur Musik bieten, sondern auch Reflexion und Dialog über die gezielte Rückbesin-
nung auf eine Tradition, die Berührungspunkte über die Grenzen hinweg erkennen lässt und in die Zukunft
weist. Das Projekt besteht aus drei Teilen. Klänge: Alpsklang ist ein einwöchiges Musikfestival, das im De-
zember stattfindet; zu Beginn der Festivalwoche bestreiten kleine Gruppen in den Lokalen der Stadt kürzere
Konzerte, ab der Wochenmitte folgen die Auftritte von sechs bis acht bekannteren Gruppen. Worte: Das
Festival soll informieren und zum Nachdenken anregen; in einem gedruckten und auch online verfügbaren
Magazin, das bei jeder Festivalausgabe als Einzelnummer erscheint, werden Beiträge von Kritikern,
Veranstaltern, Musikern und Musikexperten zur alpenländischen Musiktradition veröffentlicht; dieses Ma-
terial soll auch als Grundlage für den Aufbau eines virtuellen Dokumentationszentrums zur zeitgenössischen
alpenländischen Musik dienen. Bilder: Fotos und Videoaufnahmen von den Konzerten, Video-Interviews und
Ton-Mitschnitte werden auf einer eigenen Webseite verfügbar gemacht - als Beitrag zum emotionalen
Storytelling über die alpenländische Musik. Dieses Material, das auch Museen und lokalen, italienischen und
ausländischen Rundfunksendern zur Verfügung gestellt werden kann, rundet die Alpsklang-Plattform erst
richtig ab und macht sie zum umfassenden, thematisch erschöpfenden Projekt.
Die Klänge der Stadt – Projekte, die der Musik Gehör verschaffen. Jenseits von Klassik, Jazz und Pop und über
die Grenzen hinaus: so lässt sich das musikalische Geschehen in Meran beschreiben, das im Jahr 2020 im
Rahmen einer Reihe von Projekten stärker herausgearbeitet und gleichzeitig weiterentwickelt werden soll.
Largo: das umfangreiche und bunte musikalische Angebot Merans soll in einem einheitlichen Veranstal-
tungskalender dargestellt werden, wobei es nicht darum gehen wird, das Bestehende in seinem Wesen zu
verändern, sondern darum, das zu konkretisieren, was heute nicht zustande kommen will: ein gemeinsames,
ganz der Musik gewidmetes Projekt, das deutlich macht, wie viele verschiedene Ausdrucksformen es gibt, die
sich zu Wohlklang zueinander fügen lassen.
Andante moderato: Den Trägern der verschiedenen Musik-Festivals soll der Vorschlag unterbreitet werden,
ihr Programm nach den Themen Befruchtung, Begegnung und Gegensatz auszurichten, und zwar bezogen auf
Stilrichtungen, Epochen, Klangbilder, Instrumente und Komponisten. All diese Inhalte zusammengenommen
werden eine Konzertsaison ergeben, in der eine einzige Klangfarbe dominiert, die vielfältig und zugleich der
italienischen Tradition und dem globalen Musikgeschehen gemeinsam ist.
Adagietto: Viele Kirchen in Meran, die über erstklassige Orgeln verfügen, werden eine für den deutschen
Sprachraum typische Tradition wiederaufnehmen und wochentags im Sommer zu kleinen Nachmittagskon-
zerten laden. Dies gibt den Menschen Gelegenheit, für eine halbe Stunde innezuhalten und so auch der All-
tagshektik und der Hitze zu entgehen. Bestritten werden die Konzerte von heimischen Organisten, Studenten
des Bozner Konservatoriums und Schülern der Meraner Musikschulen.
Vivace: Wo Musik unvermutet ertönt. Live-Musik wird es auch da geben, wo Hektik und Konsum den Ton
angeben. In den beiden Einkaufszentren der Stadt und in den vier Passagen, die wie Einkaufszentren unter
freiem Himmel wirken, wird es musikalische Darbietungen geben, die zu einer Verschnaufpause einladen und
den Zuhörer mit Entspannung und Unterhaltung belohnen. Bestritten werden die Auftritte von jungen wie
weniger jungen Musikern, wobei verschiedene Instrumente und Musikrichtungen zum Zuge kommen sollen.
Presto: ein Klavier für alle. Es steht an einem Ort, an dem keiner ein Klavier erwartet, weitab der üblichen
Schauplätze von Musik, und steht allen zur Verfügung. Jeder darf auf dem Klavier spielen, was immer er will
und wie gut es eben geht. Die so dargebotene Musik begleitet die Passanten und lädt sie ein, sich ebenfalls an
der Tastatur zu versuchen.
Accompagnato: Die Musikkapellen, die es in Meran in nahezu jedem Viertel gibt, werden an ungewohnten
Orten auftreten, also das Viertel wechseln. Bei ihren Konzerten werden sie von Chören, Kapellen und Solisten
begleitet, die eine andere Musikrichtung vertreten. Das Ziel: verschiedene Orte miteinander in Verbindung
bringen, Stimmen und Stilrichtungen vermischen.
Literatur
Promenade der Poesie. Mit Blick auf 2020 soll die in der Einleitung beschriebene Promenade der Poesie um
einige Stationen verlängert werden, so dass der im Jahr 1996 begonnene Parcours vervollständigt wird. Zum
Abschluss des Projekts wird der Künstler und Erfinder der Promenade der Poesie, Marco Nereo Rotelli, ein
multisensorielles Event gestalten: eine nächtliche Performance, die die suggestive Kraft des Naturschau-
platzes, die Schleifen, die die Promenade zieht, und die Wildheit der darunter fließenden Passer mit Lichtern,
Musik und Stimmen kombiniert, wobei mit Stimmen die originären Stimmen der Dichter gemeint sind.
Wintergarten. Das dreigeschossige Gebäude vom Ende des 19. Jahrhunderts, in dem heute eine Genossen-
schaft das Kulturzentrum Meran betreibt, wurde von der Gemeindeverwaltung umgebaut. Es beherbergt
Mehrzwecksäle in mehreren Größen sowie Büros und Arbeitsräume für die Kulturvereine. Die Terrasse des
Gebäudes geht auf den Sissipark hinaus. Die Gemeindeverwaltung beabsichtigt diese Terrasse zu verglasen
und so zu einem den Wiener Cafés nachempfundenen Wintergarten umzugestalten, der auch in der kalten
Jahreszeit genutzt werden kann. Dank WiFi-Netz können die Besucher dort ihre eigenen Multi-Media-Geräte
verwenden und in der freundlichen Atmosphäre des Wintergartens arbeiten. In dem Raum können außerdem
Literatur-Events wie Publikumsveranstaltungen, Autorenfrühstücke, Lesungen und Schreib-Werkstätten
stattfinden.
Meran erlesen. Wintergarten und Pavillon des Fleurs sind ideale Veranstaltungsorte für "Meran erlesen", ein
Event, das Bücher über Meran bekannt machen soll. Vorgestellt werden Werke, die in letzter Zeit im öf-
fentlichen Auftrag entstanden sind oder von Südtiroler Verlagshäusern veröffentlicht wurden, die also Merans
Vielfalt und Vielseitigkeit in Wort und Bild darstellen. Der Bogen reicht vom Städtebau zur Naturlandschaft,
vom Personenporträt zur Darstellung historischer Wendepunkte, von der präzisen Analyse zur romanhaften
Aufarbeitung, von der Veröffentlichung von Archivmaterial zur Sammlung historischen Bildmaterials.
Artists in Residence. Meran wird Stadtschreibern einen Wohn- und Arbeitsort bieten und so die Produktion
literarischer Texte fördern, die an Meran anknüpfen und die Stadt darstellen.
Sammelobjekt Meran. Der Anstoß für dieses Projekt kommt vom Ó.P. L.A.-Archiv. Es sollen künstlerisch
wertvolle Kinderbücher veröffentlicht werden, die ausdrücklich für die Stadt Meran entworfen wurden. In-
ternational bekannte Künstler und Illustratoren sollen nach einem kurzen Aufenthalt in der Stadt dem au-
ßergewöhnlichen landschaftlichen und kulturellen Reichtum Merans eine illustrierte Geschichte widmen.
“Jour fixe” – Kochen im Schloss
Eines der besonderen Merkmale der Stadt Meran ist ihr Reichtum an Schlössern und Burgen, die über den
Talkessel verstreut sind und von verschiedenen Zeitaltern und Stilrichtungen zeugen. Der unter Schlossherren
verbreitete Brauch, den örtlichen Adel und illustre Gäste rund um einen reich gedeckten Tisch zu versammeln,
soll durch die Aktion "Jour fixe" wiederaufleben. Jedes Schloss kredenzt an einem festgesetzten Wochentag
besondere Rezepte und Weine, die aus Norditalien oder den angrenzenden Gebieten stammen. Die Gourmet-
Events finden in Zusammenarbeit mit den – privaten oder öffentlichen - Schlossverwaltungen statt. Das
Ergebnis: ein Genussrundgang für Feinschmecker und Weinliebhaber, der mit thematisch passenden
Lesungen, Ausstellungen und Theateraufführungen kombiniert werden kann.
M&M: ein neues Rezeptbuch mitteleuropäisch-mediterraner Küche
Die mediterrane Küche ist das Ergebnis der Begegnung verschiedener Kulturen, Traditionen und Lebensarten
durch die Jahrhunderte. Aber nicht nur: in ihrer rund zweitausendjährigen Geschichte ist sie ständig um neue
Zutaten reicher geworden. Am anderen Ende Europas war und ist die Donauküche starken Einflüssen aus
Österreich, Deutschland, Ungarn, Tschechischer Republik und Ex-Jugoslawien ausgesetzt. Beide Küchen sind
durch die Vermischung von Völkern, kulturellen und kulinarischen Traditionen entstanden. Ihre Begegnung ist
in Meran auf einen idealen Nährboden getroffen, so dass eine gelungene Mischung aus mediterraner und
mitteleuropäischer Küche entstehen konnte. Eine Auswahl von Meraner Restaurants soll für die Erstellung
eines neuen Rezeptbuches gewonnen werden, in dem althergebrachte Gerichte beider Traditionen anhand
neuer Tendenzen neu interpretiert und weiterentwickelt werden.
Wirtschaftliche und soziale Entwicklung
Das SMART-Programm soll die wirtschaftliche Entwicklung Merans vorantreiben: Smart Cities bieten inno-
vativen Start-Ups und Unternehmen, die gemeinnützige Güter und Dienstleistungen anbieten, ein ausge-
sprochen gutes Umfeld, und zwar dank aufgerüsteten Technologie-Parks, die Kompetenzen der verschiede-
nen Smart-Bereiche unter einem Dach vereinen: Verkehr, Energie, Versorgungsleistungen, Sicherheit, Ge-
sundheit und Bildung. Die Schaffung eines derartigen Gründerzentrums erfordert natürlich erhebliche In-
vestitionen in Organisation, Institutionen und Technologie, die die Meraner Gemeindeverwaltung bereits
eingeleitet hat; was die Technologie anbelangt, so wird bekanntlich ein Netz von Sensoren und Messgeräten
benötigt, über das verschiedene Parameter erhoben werden, die für ein effizientes Stadtmanagement
relevant sind. Die so erhobenen Daten werden über WLAN-Netze in Echtzeit Bürgern und Verwaltung zur
Verfügung gestellt. Das digitale System, das auf diesem Netz basiert, setzt voraus, dass sich die Art, die
Stadtentwicklung zu planen und die Stadt zu verwalten, und das Verhalten der Bewohner radikal umstellen.
Die Smart City ändert nämlich die Rahmenbedingungen dergestalt, dass alle sozialen Akteure in der Stadt ihre
Bedürfnisse voll befriedigen können: Einzelpersonen, Familien, locker organisierte Gruppen, Non-profit- und
profitorientierte Unternehmen und öffentliche Einrichtungen. Dies ist eine Herausforderung, die einen großen
Wandel in der Haltung und im Verhalten der Bürger erfordert und darüber hinaus ein radikales Überdenken
von Infrastrukturen und Dienstleistungen. Ermöglichen soll dies der konsequente Einsatz der neuen digitalen
Technologien. Dieser Herausforderung muss sich Meran stellen, wenn es in Zukunft mit anderen Städten
Schritt halten will. Meran hat sich vorgenommen, seinen Rückstand in diesem Bereich wettzumachen und
Personen, soziale Gruppen und Gemeinschaften miteinander in Kontakt zu bringen und zu vernetzen und so
das erforderliche soziale Kapital aufzubauen und die Entstehung eines Umfeldes zu fördern, das zu
lebenslangem Lernen stimuliert und kollektives Wissen hervorbringt und vorantreibt.
Ausbau der Infrastruktur
Mit konkreten Aktionen und Projekten hat die Meraner Gemeindeverwaltung einen Weg eingeschlagen, der
in Richtung Smart City und Innovation weist. Im Drei-Jahres-Zeitraum 2017-2019 werden mit den im
folgenden beschriebenen Projekten die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Meran neue Talente anzieht,
dass hier Start-Ups entstehen und neue Unternehmen gegründet werden. Meran soll attraktiver werden, und
den jungen Generationen sollen Anreize geboten werden, die Stadt nicht zu verlassen. In seinem Jahr als
Kulturhauptstadt Italiens wird für Meran der Augenblick gekommen sein zu überprüfen, ob diese Maßnahmen
Früchte getragen haben.
Vorgehensweise:
Projekt Meran Startbase: Einrichtung des ersten von einer öffentlichen Körperschaft ins Leben gerufenen
Coworking-Space in Südtirol
Projekt Mestech: Dienstleistungen und Aktionen "mit hohem technologischem Mehrwert" für heimische
Unternehmen anbieten
Projekt Meridia: Arbeitsprozesse in der Gemeindeverwaltung nach Smart-City-Gesichtspunkten modernisie-
ren
Projekt Zertifizierter Inkubator: Synergie-Effekte schaffen und bisherige Aktionen ausbauen; einzelne Pro-
jekte integrieren und für anderweitigen Einsatz skalierbar machen
Einrichtung eines Coworking-Space
Ziel des Projekts Meran Startbase ist es, jungen Menschen mit festem, prekärem oder atypischem Arbeits-
verhältnis jeder Branche und/oder Unternehmern, Praktikanten, Volontären, Arbeitssuchenden und Er-
werbslosen, Kleinstunternehmen und neu gegründeten Unternehmen Büros zur Verfügung zu stellen, also
erschwingliche, funktionelle Arbeitsräume mit Computer-Arbeitsplätzen, Sitzungssaal und Vertretungsbüro.
Meran Startbase ist der erste Schritt, mit dem das entsprechende Grundgerüst geschaffen wird: ein
physischer, gut erreichbarer Ort, der jungen Unternehmensgründern zur Verfügung steht. Der zweite Schritt
wird darin bestehen, die Hardware, also den physischen Ort, durch Software zu ergänzen, also durch
professionelle Begleitung, die bei der Umsetzung der Geschäftsidee behilflich ist.
Vom Raum zur Dienstleistung
Das im März 2017 mit Beiträgen aus dem EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) lancierte
Projekt Mestech (Meran Smart Tech Community) soll bis Ende 2019 laufen und verfolgt das Ziel, in Meran
eine Reihe von Dienstleistungen verfügbar zu machen, die junge Menschen und Unternehmensgründer in den
Bereichen soziale und technologische Innovation unterstützen. Vorgesehen sind Beratung, individuelle
Betreuung, Mentoring und Start-up-Unterstützung nach dem Synergieprinzip durch die wichtigsten öffentli-
chen und privaten Akteure der Branche.
Vom privaten zum öffentlichen Bereich
Die dritte Phase des Projekts wird darin bestehen, die Arbeitsprozesse der Gemeindeverwaltung nach Smart-
City-Gesichtspunkten zu modernisieren und das Potential der IT zu nutzen, um die Qualität im Bürgerservice
zu steigern. Das Projekt Meridia (MERano Innovazione DIgitale Accessibile) wird im September 2017 anlaufen
und ist auf den Zeitraum bis Juni 2019 angelegt. Auch dieses Vorhaben wird vom EFRE unterstützt. Qualität
und Leistungsfähigkeit der Gemeindeverwaltung und des Bürgerservice sollen durch eine interne
Reorganisation und durch einen Digitalisierungsschub verbessert werden. Die Gemeinde will interne
Arbeitsabläufe effizienter gestalten, das Angebot an digitalen Diensten für den Bürger erweitern und neue
Formen der Zusammenarbeit durch Vernetzung mit anderen Körperschaften entwickeln.
Umsetzung
Das Projekt zur Schaffung eines vom Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung anerkannten Zertifizierten
Inkubators für Meran soll bis Ende 2018 umgesetzt werden. Die Gemeindeverwaltung prüft derzeit ver-
schiedene Finanzierungs- und Führungsmodelle. Bis Jahresende soll der Umsetzungsplan stehen. Im Inkubator
sollen alle bereits angebotenen Dienstleistungen unter einem Dach vereint werden. Start-Ups werden hier
Büros, Arbeitsbereiche und fachliches Know-how zur Verfügung gestellt. Im Inkubator wird der Un-
ternehmensgründungsprozess beschleunigt und systematisiert. Den Unternehmensgründern wird eine breite
Palette an integrierten Diensten geboten: Räumlichkeiten, Unterstützung bei der Geschäftsentwicklung,
Integrations- und Networking-Möglichkeiten. Der Inkubator wird der Zusammenführung und zusätzlichen
Aufwertung der Maßnahmen und Erfahrungen des Zwei-Jahres-Zeitraums 2017-2018 dienen und die
Voraussetzungen für weitere Fortschritte in den Bereichen Innovation und Smart City schaffen.
Know-how-Aufbau und Anreize für neue Talente
Die von der Gemeindeverwaltung gewählte Strategie zielt darauf ab, in Meran ein unternehmensentwick-
lungs- und innovationsfreundliches Umfeld zu schaffen, das nachhaltig, für innovative Unternehmensgrün-
dungen lohnend und technologieorientiert ist. Dieses Umfeld soll auch neue Talente und auswärtige Unter-
nehmensgründer anziehen. Alperia, der größte heimische Stromproduzent, hat sich dem Vorhaben bereits
angeschlossen. Im Rahmen der Meraner Strategie wird Alperia ein Forschungszentrum zum IoT (Internet of
Things) einrichten. Dies deckt sich voll und ganz mit der von der Gemeindeverwaltung in diesem Bereich
gewählten entwicklungsstrategischen Ausrichtung. Im Inkubator sollen weitere Aktionen und Unternehmen
angesiedelt werden, so dass die Voraussetzungen für eine nachhaltige, innovative, harmonische und mit der
touristischen Ausrichtung Merans vereinbare wirtschaftliche Entwicklung entstehen. In Zusammenarbeit mit
allen heimischen Playern wird der Inkubator die Schaffung einer Smart Tech Community (STC) unterstützen,
also einer Unternehmensgemeinschaft, die auf ständige technologische und soziale Innovation ausgerichtet
ist und besonders in den Bereichen Energie und Umwelt auf wissensintensive Dienstleistungen mit hohem
technologischem Mehrwert setzt. All diese Maßnahmen sollen dazu dienen, Meran für Südtiroler
Jungakademiker attraktiv zu machen, die außer Landes studiert haben und nicht bereit sind zurückzukehren,
solange die Heimat ihnen kein berufliches Sprungbrett bietet.
Start-Ups und Arbeitsplatzbeschaffung
Eines der Ziele, die die Stadtverwaltung mit der Unterstützung von Unternehmensgründern verfolgt, ist na-
türlich die Anhebung der Beschäftigungsrate in Meran. Wenngleich die gesamtwirtschaftliche Lage nicht als
schlecht bezeichnet werden kann, zeigt die der Arbeitslosenrate eine steigende Tendenz, sowohl prozentual
als auch im Vergleich zu den landesweiten Arbeitslosenzahlen.
Arbeitslosigkeit in Südtirol
Quelle: ASTAT (http://qlikview.services.siag.it/QvAJAXZfc/opendoc)
Die Stadtverwaltung ist überzeugt, dass die Schaffung von besseren Rahmenbedingungen für Unterneh-
mensgründungen in bisher vernachlässigten innovativen Branchen zu einer deutlichen und endgültigen
Trendumkehr auf dem Arbeitsmarkt beitragen wird. Ziel der Entwicklungsstrategie ist mittelfristig (bis Ende
2020) die Gründung von mindestens zehn innovativen Start-Ups in Meran und entsprechend die Schaffung
von mindestens 40-50 neuen Arbeitsplätzen. Es handelt sich um ein ehrgeiziges Ziel, wenn man die aktuelle
Lage in Südtirol in diesem Bereich berücksichtigt: nur ein Prozent der Startups in Italien haben in Südtirol
ihren Sitz. Davon entfallen nur drei auf Meran, wie folgende Tabelle zeigt.
Innovative Startups in Italien, Südtirol und Meran
*offizielle Daten (http://startup.registroimprese.it/) - **zum 31. Juli 2017
Dem Meraner Smart-City-System und den weiter oben beschrieben Aktionen kommt in dieser Hinsicht die
Funktion von Kompetenz- und Impulszentren für Start-Ups zu, die praktische Lösungen entwickeln und sich in
das Wirtschaftsgefüge der Stadt mit seinen Infrastrukturen und seinem hohen Digitalisierungsgrad einbringen
können. Die Kompetenzen, die neu entstehen und die dank der Attraktivität Merans von außen hereingeholt
werden können, und die neu gegründeten Unternehmen werden so die Entwicklungsdynamik der Smart City
unterstützen, neue Arbeitsplätze und lokalen Wohlstand schaffen. Eines der Hauptmerkmale der öffentlichen
Strategie, mit der die nächste Zukunft gemeistert werden soll, ist gerade die Fähigkeit der Smart City, sich von
innen heraus weiterzuentwickeln. Dank der Integration zwischen dieser Entwicklung und Merans Tradition als
Kurstadt werden Meraner, Urlauber und Unternehmen die Stadt als einzigartiges Zusammenspiel von
Faktoren erleben, das die Besonderheit des Angebots zur Geltung bringt, den Menschen das Leben
erleichtert, Identität stiftet und die Wettbewerbsfähigkeit auf dem globalen Markt steigert.
Kommunikations- und Martketingmaßnahmen
Südtirol und mit ihm Meran gilt zweifelsohne als attraktives Land, was Landschaft und Lebensqualität anbe-
langt. Andererseits bemängeln Touristen - insbesondere der Inlandsgast –, dass sie sich hier nicht besonders
herzlich aufgenommen fühlen, und stellen bei den Einheimischen eine gewisse Verschlossenheit und auch
Skepsis gegenüber dem Tourismus fest. Die von der Stadtverwaltung ins Auge gefassten Kommunikations-
und Marketingmaßnahmen zielen darauf ab, die traditionelle Gastfreundschaft und die Offenherzigkeit zu
unterstreichen, die der Bevölkerung eigen sind, sowie den hier herrschenden Kulturmix und die in den letzten
Jahren in vielen Bereichen gesetzten Innovationsschritte, die zu einem für eine Kleinstadt ungewöhnlichen
kulturellen Schwung geführt haben. Südtirol soll nicht nur als ein Land wahrgenommen werden, das den
Schutz der Heimat groß schreibt, sondern als Land, in dem Tradition und Innovation Hand in Hand gehen.
Bestimmung des Corporate Design
Im Rahmen einer Markterhebung werden die örtlichen Grafik- und Kommunikationsagenturen aufgefordert,
ein Corporate Design zu entwerfen, das die für Meran wesentlichen Werte ausdrückt. Diese Werte ergeben
sich aus dem Stadtprofil, das Wohlbefinden, Lebensqualität, Eleganz, Anmut und Kultur miteinander
kombiniert. Das so ermittelte Corporate Design wird öffentlich vorgestellt und von allen Partnern in deren
offiziellen Kommunikations- und Marketingkanälen eingesetzt und beworben.
Umsetzung von 2.0-Kommunikationsstrategien
Zur Bewerbung Merans als Kulturhauptstadt Italiens 2020 wird eine eigene Landing Page (Merano2020.it) mit
responsive Design eingerichtet. Dieser Webauftritt enthält einen Veranstaltungskalender, den alle in-
stitutionellen Partner gemeinsam bespielen. Auch werden eigene Profile auf Facebook und Instagram an-
gelegt. Auf Facebook werden Events beworben, auf Instagram wird attraktives Bildmaterial von Meran und
den hier stattfindenden Veranstaltungen veröffentlicht. Mit der Einrichtung und Verwaltung dieser Seiten und
Profile werden die Start-Ups im Coworking-Space beauftragt.
Spezifische Marketingaktionen
Bei der Umsetzung spezifischer Marketingmaßnahmen ist die Zusammenarbeit mit zwei Partnern nahelie-
gend. Das sind einerseits IDM (Innovation, Development & Marketing), der öffentliche Sonderbetrieb des
Landes, der für Südtirols Vermarktung in den Bereichen Außenhandel, Innovation, Tourismus- und Agrar-
marketing zuständig ist, und die Meraner Kurverwaltung andererseits. Die spezifischen Marketingaktionen
sollen Merans Rolle und Image auf nationaler und internationaler Ebene festigen und seine Sympathiewerte
und Attraktivität steigern. Erklärtes Ziel ist es, die Besonderheit Südtirols (und die noch speziellere Be-
sonderheit Merans) über geeignete PR-Maßnahmen darzustellen:
Einsatz von Testimonials, die mit innovativen visuellen Techniken vom Alltag in der Stadt und von den au-
ßergewöhnlichen Seiten Merans erzählen;
Platzierung von Inhalten in Presse, Publikumsmedien und Fachmedien zu Südtirols Landschaft und Geo-
graphie, Bevölkerung und Geschichte;
Teilnahme an maßgeblichen Tourismusmessen und gezielte Aktionen anlässlich von Großveranstaltungen von
gesamtstaatlicher Tragweite;
Erarbeitung von gedrucktem und Multi-Media-Werbematerial;
spezifische Marketingaktionen im Bereich Kultur in Zusammenarbeit mit der Kurverwaltung und den Wirt-
schaftsverbänden;
Aktionen, die sich gezielt an junge Touristen wenden (Blogger-Events und Influencer);
Einführung von Urlaubspaketen, die Kultur-Events mit einem Wellness-Angebot kombinieren und dazu bei-
tragen können, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer zu erhöhen;
Aktionen, die den Beitrag Südtirols zu Hilfskampagnen und Spendenaktionen im In- und Ausland hervorheben
(Flüchtlingskrise, Rettung und Wiederaufbau nach Erdbeben, Zivilschutz-Einsätze usw.);
Merchandising-Aktionen und anlassgebundene Co-Marketing-Aktionen wie die Herstellung von Gegenständen
aus Wertstoffen, die Vermarktung von speziellen Wein- und Bierabfüllungen anlässlich des Jahres als
Kulturhauptstadt Italiens und die Herstellung von kleinen Design-Objekten aus Naturmaterialien;
Gestaltung eines neuen Qualitätssiegels für "grüne" landwirtschaftliche Produkte, die für Meran stehen; diese
Maßnahmen werden mit Unterstützung einer spezialisierten Agentur und in Übereinstimmung mit den
Kommunikationsstrategien der oben erwähnten Partner gesetzt.
Steuerung und Supervision des Bewerbungsprojekts
Steuerung
Wie bereits vorausgeschickt, wurde für das Projekt "Bewerbung Merans als Kulturhauptstadt Italiens" ein
partizipativer Ansatz gewählt. Dies gilt auch für das Bewerbungsdossier, an dem Einzelpersonen, Kulturins-
titutionen, Vereine, Jugendzentren und kreative Bürgerinnen und Bürger mitgeschrieben haben. Nichtsdest-
otrotz - oder gerade deshalb - muss es eine klar definierte Steuerung geben, die ein Eingriffs- und ein
Supervisionsrecht hat, was jeden einzelnen Beitrag und jede einzelne Phase des Projekts anbelangt. Das
Cockpit wird so zusammengesetzt sein: Kulturressort der Gemeinde Meran (allgemeine Koordination), Mu-
seum, Stadtarchiv und Stadtbibliothek (Logistik und Organisation), Kurverwaltung und IDM (Kommunikation
und Marketing). Das Cockpit wird fallweise mit Kreativ-Teams und operativen Teams zusammenarbeiten: sie
haben die Aufgabe, sowohl an der Ausarbeitung der Projekte als auch an ihrer Umsetzung und am Monitoring
bis zur Ausschüttung der Kulturhauptstadt-Gelder im Jahr 2020 mitzuarbeiten. Die Teams werden
sprachübergreifend und interdisziplinär zusammengesetzt, damit möglichst viele Denk- und Empfin-
dungsweisen darin berücksichtigt sind. Schließlich wird ein Projektleiter eingesetzt, der das Bewerbungs-
projekt bis zum Abschluss begleitet. Öffentliche und private örtliche Körperschaften werden ebenso mit
einbezogen. Auf Landeseben sind dies Freie Universität Bozen, IDM (Innovation, Development, Marketing),
EURAC Research, die Ressorts deutsche Kultur und italienische Kultur, das Landespresseamt, die Stiftung
Südtiroler Sparkasse und Alperia Energie. Auf übergemeindlicher Ebene sind es die Bezirksgemeinschaft
Burggrafenamt, das Landesmuseum Schloss Tirol, das Touriseum, die Brunnenburg, die Gärten von Schloss
Trauttmansdorff, die Therme Meran, die Südtiroler FAI-Sektion und Euromediterranea. Auf Gemeindeebene
sind es Coworking space “Startbase”, Kulturzentrum, Urania Meran, Fondazione UPAD, Jugendzentren,
Frauenmuseum, Kunstmeran/Meranoarte, AkMe, Gourmet’s International, Brauerei Forst, Gemeindeamt für
Sozialwesen, Ressort für Umwelt und Mobilität, Stadtgärtnerei, Gesundheitsbetrieb, Kulturvereine beider
Sprachgruppen sowie Intellektuelle und KünsterInnen.
Rekrutierung ehrenamtlicher Mitarbeiter
Im Laufe des Jahres 2020 wird der Arbeitsaufwand für die Stadtverwaltung erheblich steigen. Das Ehrenamt
ist in Südtirol eine soziale Tradition, und die Bereitschaft dazu ist weit verbreitet. Die Stadt wird diese Res-
source nutzen und gleichzeitig das Angebot zum Mitmachen auf den gesamten Euregio-Raum ausdehnen.
Besonders die Jugend soll angesprochen werden. Es wird eine eigene Ausschreibung geben, mit der zur
Teilnahme angeregt und die Identifizierung mit dem Projekt " Meran Kulturhauptstadt Italiens" gefördert
werden soll. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter werden unterschiedliche Anforderungen erfüllen müssen. Grob
gesprochen wird es folgende Aufgabenbereiche und Rollen geben: Logistik, Info-Point, Betreuung von Gästen,
mobile Einsatz-Teams, Event-Service, Führungen für Gäste und Teilnehmer, Fotografie, Web-Redaktion,
Video-Erstellung. Die Rekrutierung wird in Zusammenarbeit mit den Jugendzentren erfolgen, die die Aufgabe
haben werden, die ehrenamtlichen Mitarbeiter logistisch zu betreuen, also sich um Aufnahme, Verköstigung
und Unterbringung zu kümmern. Angesichts der in Meran herrschenden Mehrsprachigkeit wird man
grundsätzlich danach streben, je nach Kontext sowohl mehrsprachige Fach-Teams zu bilden als auch
mehrsprachige interdisziplinäre Teams, so dass Querverbindungen zwischen den Projekten hergestellt werden
können.
Budget
Die Aktionen im Zusammenhang mit " Meran Kulturhauptstadt Italiens" werden folgendermaßen finanziert:
ordentliche Haushaltsmittel aus den Budgets der zuständigen Gemeinde-Ressorts: Kultur, öffentliche Arbei-
ten, Umwelt und Umweltschutz, Mobilität, Innovation usw.
anlassgebundene Beiträge unterschiedlicher Ressorts der Landes- und der Regionalverwaltung
Förderung durch Geldgeber: private, institutionelle und Sach- und Dienstleistungssponsoren
Projekt-gebundene Teilnahme an EU-Programmen (INTERREG und EFRE)
Inanspruchnahme von Beiträgen, die über Gesetze in verschiedenen Bereichen ausgeschüttet werden
Geldmittel und Dienstleistungen der ins Projekt mit einbezogenen Einrichtungen und Wirtschaftsverbände der
Stadt.
Geldquellen, die nicht zum Haushalt der Gemeinde Meran gehören, sind u. a.:
Art Bonus. Was Ausgaben im Zusammenhang mit öffentlichen Kulturgütern angeht, so wird auf das Art-Bo-
nus-Programm des Kulturministeriums gesetzt. Art Bonus gewährt Privaten für Spenden und Beiträge zu
Gunsten von kulturellen Projekten oder Einrichtungen ein Steuerguthaben im Ausmaß von 65 Prozent des
ausgegebenen Betrags. Indem sie das Art-Bonus-Programm in Anspruch nimmt, zapft die Gemeinde Meran
nicht einfach eine Geldquelle an, sondern sie spricht auch das Zugehörigkeitsgefühl potenzieller Mäzenen und
einfacher Bürger zur Stadt an, etwa wenn es um die Restaurierung der Barbara-Kapelle oder des Untermaiser
Priorats geht.
Fundraising. Über öffentliche Ausschreibungen wird die Gemeinde Fund-Raising-Aufträge zur Mittelbe-
schaffung für die im Jahr 2020 geplanten Aktivitäten vergeben. Die Fundraiser werden die Aufgabe haben,
sowohl Beiträge und Finanzierungen zu akquirieren als auch Sach- und Dienstleistungssponsoren zu finden.
Was die Unterstützung durch Sach- und Dienstleistungssponsoren angeht, so wird es Pakete geben, die the-
matisch zu den Branchen der Geldgeber/Unterstützer passen. Den Vorzug haben heimische Unternehmen,
weil lokale Sponsoren die Bevölkerung stärker und nachhaltiger ansprechen.
Sponsorschaft durch Institutionen. Stiftung Südtiroler Sparkasse, Alperia Energie, städtische Banken und
Versicherungen unterstützen seit Jahren die Gemeinde Meran. Diesen Sponsoren sollen Projekte vorge-
schlagen werden, die mit ihren Unternehmenszielen im Einklang stehen.
Öffentlich-private Partnerschaft (public-private partnership - PPP). Diese Form der Zusammenarbeit zwischen
öffentlicher Hand und Unternehmen der Privatwirtschaft dient dem Bau und der Führung von Infrastrukturen
oder der Bereitstellung von Dienstleistungen von öffentlichem Interesse. Sie gibt der öffentlichen Verwaltung
Ressourcen und Kompetenzen in die Hand, die sie selber nicht aufbringen kann. PPPs beruhen zumeist auf
langfristigen Verträgen, die die Finanzierung, den Bau, die Führung oder die Wartung einer Infastruktur oder
einer Dienstleistung gewährleisten sollen.
Landes- und Regionalbeiträge. Beim Land Südtirol und bei der Region Trentino-Südtirol sollen Beiträge für die
jeweils zuständigen Ressorts beantragt werden: Kultur und Kulturgüter, Wirtschaft, Tourismus, Innovation
und Integration. Für einzelne Projekte werden spezielle Finanzierungsgesetze in Anspruch genommen:
LG 41/83 Weiterbildung und öffentliches Bibliothekswesen
LG 26/75 Denkmalschutz
LG 9/15 Kultur
LG 6/17 Museen
LG 14/06 Forschung und Innovation
Beiträge für Innovation und Unternehmensgründungen. Dekret des Wirtschaftsministeriums von 21.2.2013
("Inkubatoren-Dekret") zur Förderung zertifizierter Gründerzentren und nicht rückzahlbare Zuschüsse für
Startups laut Regionalgesetz 15/88.
Monitoring und Evaluierung
Monitoring und Evaluierung werden das Projekt vom Anfang bis zum Ende begleiten. Die Evaluierung wird -
wie auch die Vorbereitungsphase und die Planung der Umsetzung - die laufende und endgültige Umsetzung
begleiten und über den Abschluss des Projekts hinaus weiterlaufen, was der Bewertung der Auswirkungen ein
und zwei Jahre nach Projekteende dienen wird.
Monitoring
Die Investitionen und die Aktivitäten des Jahres 2020 werden umfangreiche sowohl öffentliche als auch pri-
vate Geldflüsse in Gang setzen, die offen und transparent den verschiedenen Projekten zugeführt werden
sollen. Ein Projekt erfolgreich abzuschließen bedeutet, die Projektziele in der geplanten Zeit und in der ge-
planten Form zu erreichen. Die Umsetzung muss also konstant überwacht werden, damit Abweichungen von
der Planung so früh wie möglich erkannt werden. Der Zweck des Monitoring und die Monitoring-Methoden
müssen im Vorhinein festgelegt werden; die Projektfortschritte werden überwacht und die Ergebnisse des
Monitoring ausgewertet, so dass im Bedarfsfall Gegenmaßnahmen ergriffen werden können.
Festgelegt werden also:
Rahmenbedingungen und Zweck des Monitoring
Dauer des Monitoring
Methoden und Instrumente des Monitoring (Indikatoren, Umsetzungspläne, Halbjahresberichte)
Indikatoren
Zahl der Cockpit-Besprechungen gegenüber dem Plan-Soll
Teilnahme an den Cockpit-Besprechungen
zahlenmäßiges Verhältnis zwischen aktiven und beteiligten Partnern
Pünktlichkeit der Abrechnung
Evaluierung
Während sich das Monitoring hauptsächlich mit Umsetzungsdauer und -kosten eines Projekts und mit der
pünktlichen Erfüllung der Projektziele befasst, dient die Evaluierung der erschöpfenden, kritischen und ob-
jektiven Bewertung folgender Aspekte: Angemessenheit der gesteckten und der erreichten Ziele, Qualität der
Maßnahmen im Verhältnis zum Ergebnis, Auswirkungen und Bedürfnisse, die es zu befriedigen galt, An-
gemessenheit der eingeplanten und verbrauchten Ressourcen. Die Evaluierung erfolgt nicht anhand einer
einzigen Technik, sondern über einen Prozess, dessen Phasen sich über die ganze Lebensdauer des Projekts
erstrecken. Dieser Prozess besteht darin, Informationen sowie quantitative und qualitative Daten zu sammeln
und auszuwerten.
Bei der Evaluierung werden die Instrumente eingesetzt, die im In- und Ausland am gängigsten sind. Der
Evaluierungsprozess muss in allen Projektphasen erfolgen:
Bewertung vor Umsetzungsbeginn
Bewertung in der Umsetzungsphase (2020)
abschließende Bewertung (nach dem offiziellen Abschluss des Programms)
Bewertung der Auswirkungen (1 Jahr bzw. 2 Jahre nach Abschluss des Programms)
Indikatoren
Um die Auswirkungen und den Niederschlag eines ganzen Tätigkeitsjahres bewerten zu können, braucht es
ein Indikatoren-Set, das die Ist-Situation vor Projektbeginn festhält und dann im Laufe des Jahres strukturiert
Veränderungen verzeichnet. Dies bildet die Grundlage für die Bewertung in den Folgejahren. Folgende
Schritte sind also notwendig:
Daten sammeln, die sich auf die physischen Indikatoren für Umsetzung und Ergebnis beziehen
anhand der Prozessvisualisierung zu jeder vorgesehenen Maßnahme eine durchgängige Methode zum
Sammeln, Aktualisieren und Zusammenfassen der Daten anwenden;
Tools bereitstellen, mit denen die Daten zu den verschiedenen Tätigkeitsbereichen gesammelt, aktualisiert,
analysiert und in Berichten zusammengefasst werden können.
Die zur Berechnung der Indikatoren erforderlichen Informationen werden aus vier Quellen bezogen:
Daten der öffentlichen Verwaltung, also offizielle Statistiken der Behörden und der ihnen zuarbeitenden
Einrichtungen (z. B. Kurverwaltung, Kaufleutevereinigung usw.)
automatische Datenerfassung im Rahmen der Smart City (z. B. Verkehrs- und Personenflüsse) mit Big-Data-
Ansatz
Daten zu den Interaktionen im Internet und in den sozialen Netzwerken (Besuche, Bewertungen und Kom-
mentare) mit Big-Data-Ansatz
digital erfasste Fragebögen und Umfragen unter Einheimischen und Touristen
Indikatoren zur Bewertung vor der Umsetzung:
Qualität der operativen Planung
Zufriedenheitsgrad der Cockpit-Mitglieder
Indikatoren zur Bewertung während der Umsetzung:
Zahl der Teilnehmer an den einzelnen Events
Zufriedenheitsgrad der Teilnehmer
positive Bewertungen in den sozialen Netzwerken
Besuche auf den Webseiten der Institutionen
Zahl der für die Events rekrutierten ehrenamtlichen Mitarbeiter
Zufriedenheitsgrad der ehrenamtlichen Mitarbeiter
Indikatoren zur Bewertung der Ergebnisse und Auswirkungen:
Zunahme der Ankünfte gegenüber dem Vergleichszeitraum
Zunahme der Aufenthalte gegenüber dem Vergleichszeitraum
Zunahme der Aufenthaltsdauer gegenüber dem Vergleichszeitraum
Zunahme der Aufenthalte in den verschiedenen Arten von Beherbergungsbetrieben gegenüber dem Ver-
gleichszeitraum
Zahl der Sponsoren
Umfang der Sponsorengelder
Gesamtzahl der Teilnehmer an den Events
Zufriedenheitsgrad der Teilnehmer an den einzelnen Events
Zunahme der Berichterstattung in der überregionalen Presse
Zunahme der Berichterstattung in den lokalen und überregionalen Medien
Zunahme der Ausgaben von Urlaubern im Bereich Kultur
Zunahme der Ausgaben der einheimischen Bevölkerung im Bereich Kultur
Zunahme der Besuche auf den Webseiten der Institutionen gegenüber dem Vergleichszeitraum
Anzahl der umgesetzten Kulturevents
Zufriedenheitsgrad der Teilnehmer an den Kulturevents
Zunahme der Besuche in kulturellen Einrichtungen (Museen usw.)
Ablaufplan 2020
Der Einführungstext stammt aus “Meran Stadt Land Fluss" von Tiziano Rosani und Christine Lasta,
Athesia/Tappeiner 2015
Es haben mitgewirkt:
Thomas Aichner Besay Mayer Barbara Calì
Sabine Mayr Andreas Cappello Aldo Mazza
Max Carbone Marlene Messner Mauro Cereghini
Bruno Montali Marzia Corraini Barbara Nesticò
Arnold Mario Dall'Ò Marco Pappalardo Paolo Dalla Sega
Wolfram Haymo Pardatscher Ferruccio Delle Cave Sonja Pircher
Ulrich Egger Sissi Prader Hannes Egger
Edi Rabini Nicola Filippi Elisabetta Rizzi
Sarah Freimuth Jacopo Giovanni Romani Monika Camper
Tiziano Rosani Lucio Giudicendrea Domenico Rosani
Elmar Gobbi Paul Rösch Sandy Kirchlechner
Andrea Rossi Georg Klotzner Elisabetta Rossi
Helmut Köcher Magdalene Schmidt Sebastian Kulbaka
Anni Schwarz Rudi Ladurner Cuno Tarfusser
Antonio Lampis Claudia Tomio Giorgio Loner
Herta Torggler Mario Marcone Paolo Valente
Marco Masin Romano Viola Umberto Massarini
Daniela Zadra
Unser besonderer Dank geht an Prof. Paolo Dalla Sega.
Bildnachweis:
Ulrich Egger
Fotoclub Immagine Merano: Catello Nigro, Mario Saiani, Remo Forcellini, Gigi Sommese
Kurverwaltung: Alex Filz
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