Ein Lernort für unsere Zukunft

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Ein Lernort für unsere Zukunft

�� Was vor rund 20 Jahren ver-einzelt hier und dort begann – ini-tiiert von besonders engagierten Einzelpersonen –, ist inzwischen eine bundesweite Erfolgsgeschich-te: Deutschland verfügt mit seinen Schülerlaboren über eine im inter-nationalen Vergleich einmalige, breit gefächerte Landschaft neuer Lernorte, welche die klassischen Lernorte Schule, Familie, Verein und Freundeskreis ergänzen. Als Schülerlabor im engeren Sinn be-zeichnet man solche Lernorte, die • Schülerinnen und Schülern eine

Auseinandersetzung mit moder-ner Wissenschaft erlauben,

• modern ausgerüstete Labore zur Verfügung stellen,

• Jugendliche selbstständig expe-rimentieren lassen,

• ein regelmäßiges Angebot haben. Die Schülerlaborszene ist „bot-

tom up“ entstanden, unkoor-diniert und in beeindruckender Vielfalt. Gemeinsames Anliegen ist es, bei Kindern und Jugend-lichen das Interesse an und das Verständnis von Naturwissen-schaft und Technik zu fördern. Mittlerweile experimentieren bei uns jährlich fast 500 000 Jugend-liche in den Schülerlaboren, wel-che Universitäten, Forschungs- und Technologiezentren, Science

Center, Museen und Industrieun-ternehmen anbieten.

Die Schülerlabore fördern ins-besondere das selbstständige Ler-nen und Arbeiten. Sie erhöhen nicht nur die Begeisterung für die Fächer, sondern fördern auch er-folgreich die Berufs- und Studier-fähigkeit. Entscheidend wirken da-bei das authentische Umfeld und die oft ergebnisoffene Aufgabenstel-lung. Hier entwickeln Schülerinnen und Schüler eigene Lösungswege ganz im Sinne von forschendem Lernen. Motivierend kommt die Be-treuung durch Studenten, Wissen-schaftler oder industrielle Spezialis-ten hinzu.

Hinsichtlich der fachlichen Aus-richtung sind Chemie-Schülerlabo-re die häufigsten Schülerlabore. Von ihnen thematisieren sehr viele die Chemie im Alltag und betonen besonders den Spaß am Experi-mentieren.

Die Integration der Schülerlabor-arbeit in den schulischen Unter-richt ist häufig Kennzeichen univer-sitärer Schülerlabore. Sie sind viel-fach in die Fachdidaktik-Ausbil-dung und in die Lehrerfortbildung, in der auch die GDCh engagiert ist, eingebunden. Diese Lehrerbildung erzielt eine enorme Multiplikator-wirkung. Sie führte in vielen Fällen bereits zu einer Integration der Schülerlabore in den Schulalltag. Deshalb ist damit zu rechnen, dass insbesondere in den natur- und in-genieurwissenschaftlichen Fächern Schülerlabore dem Nachwuchsman-gel entgegenwirken. Schülerlabore werden erheblich dazu beitragen, dass Qualität und Quantität bei den Studienanfängern steigen. In der

Folge erzielen die Absolventen – das sind die Fachkräfte, die unsere Volkswirtschaft dringend benötigt – bessere Ergebnisse. Die Schüler-labore stellen also tatsächlich eine wesentliche, auch international wahrgenommene Bildungsinnovati-on in Deutschland dar.

Um diese Chancen und das vor-handene Potential zu nutzen, müs-sen die Schülerlabore, die in vielen Fällen stark vom Engagement ein-zelner Akteure und von schwan-kenden Drittmitteleinnahmen ab-hängen, personell und finanziell auf eigene Beine gestellt werden. Dabei sind Wissenschaft, Politik und Wirtschaft gleichermaßen ge-fordert. Das gilt besonders für die Chemie als einer leistungsstarken und innovationsorientierten Bran-che.

Für die Integration in das Bil-dungssystem sind Koordination und die Entwicklung von Quali-tätsstandards erforderlich. Dazu und zur Vertretung ihrer Interes-sen haben die Schülerlabore den Verein „Lernort Labor – Bundes-verband der Schülerlabore“ ge-gründet. Auf der Website www.lernort-labor.de finden sich neben den Antragsunterlagen relevante Informationen über derzeit etwa 270 außerschulische Lernorte in Deutschland, darunter ca. 170 Schülerlabore im engeren Sinn.

Ein erster Schritt zur Unter-stützung der Schülerlabore kann Ihre persönliche oder institutio-nelle Mitgliedschaft bei „Lernort Labor – Bundesverband der Schü-lerlabore“ sein. Dazu lade ich herz-lich ein.

Prof. Rolf Hempelmann, Saarbrücken

hempelmann@lernort-labor.de

Schülerlabore –

eine Bildungsinnovation

103�Leitartikel�

Nachrichten aus der Chemie | 59 | Februar 2011 | www.gdch.de/nachrichten

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