Einige Notizen über galvanische Leitungen

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409 andem Spitze. Hieraus folgt also, dafs wenn man die Ladung einer Batterie an zwei Stellen in einen geschlos- senen Drahtriug eintrcten lafst, sie in dem kurzeren Theile desselbell (der Leitungsftihigkeit nach ) diejenige Rich- tung einschlagt, welche der Verbindung mit der Batterie gem;ifs ist, dafs dagegen durch den andern Theil dcs Binges der umgekehrte Strom hindurchgeht, der von dem ersteren gleichsam nach sich gezogen wird. Eine Thei- lung, wie beim galvaniscben Strome findet nicht statt, es sey denn in dem eimelnen Falle, dafs beide Theile des Ringes denselben Leitungsmiderstand darbieten.

Februar 1843.

IV. Einige Notizen iiber gahanische Leitungen; uon M. H. J a c o b i .

(Aus dem Bulletin der phys. math. Klasse der Petersburger Academic, T. I p. 30.)

I c I i erlaube mir, der Acadernie einen vorlliifigen Bericht iiber mehrere interessante Versuche abzustatten, zu wel- chen mir die im vorigen Sommer auf Allerhbchsten Be- fehl ausgefuhrteu galvanischen Leitungen, die theils tele- graphische, theils andere Zwecke zu erfiillen batten, Ver- anlassung giiben.

Alle Physiker, welche bis jetzt mit der Adage elek- trischer Telegraphen sich zu befassen veranlafst waren, siud gewifs dnriiber einig, dafs dcr schwierigste Theil dieser Aufgabe in der Herstellung der galvanischen Lei- tung besteht. Man hatte sich die Sache friiher sehr leicht gedaclit; denn bei den anfinglichen, in kleinern Mads- stabe angestellten Versuchen, wovon unstreitig die des Baron S c h i 11 i n g v. C a n s t a d t die ersten, ausgedehn- testen und durchgearbeitetsten waren, konnten die in der

Poggendorff’s Anual. Bd. LVllI. 27

ill0

Natur der Saclte liegeliden iiaclitliciligcn Uedingiuigcn nicht liervortrcten, die sich sp:iter zeigtcii, als S t e i n - 11 e i l und W h e a t s t o n e ihre Liiiieu auf gtijfsere Ent- fernungen auszrtdehnen begannen. Die tVirkung der na- tiirlichen Nebellscbliefsiingeii, die hierbei stattfand, gebot VorsichtsinafsregeIn, arif die inau fruher niclit bedaclit gewesen seyn konnte, d n die vngcn Ecgriffe von Leitern, Halbleitern und Sichileitern noch nicht ihre practische Wurdiguiig zu erlialteri Gelegenheit gehaht liattcm. Atis der von S t e i n 11 e i I bckanut gcinacliten Reschreibung sei lies magneto - elektrischen Telegraplicn w e i t inan, dafs, uiigeaclitct dieser Celchrte seine T)rahtlcitimgen in frcier Luft iiber hohe hiilzcrne I’fosteu ;;elm l i ck , tlennocir Kebenleitungeu vorltandeii waren, die sich dtircli Stro- meswirkungen inaiiifestirteii , die auf der einen Station stattfandeu, wYbrend auf der andern die metallische Ver- bindungskettc geliist war. Dieselbcn Ersclieinungen fand W h c a t s t o n e, dcr seine gut isolirtcu Driihte i n gufsei- seriicn Kijliren uber dcr Erde, an einigen Stellen aucli unter dcrselben fortgefiifirt hntte, und er fnnd sie in so hohetn Maafse, dars cr dadurcli gcnBthigt war, sein erstcs Systein der clektro iiiagnctisclien Telegrnphirung, das in coinbinirteri astatischeu Magnetnadeln bestand, die durcli besondere Leituiigsdrahte und Miiltiplicatoren activirt wtir- den, aufzugeben. Es faud sich natnlich, wie es die Me- benverbindungeii bewirkten , dafs bei Scl~liefsung der Haaptkette anch die Systeine von Nadeln wit in Bewe- gung gesetzt wurden, die ganz aufser dcr Verbindung lagen. Ich sprcche es bei dieser Gelegenheit alls, wic sehr es zu bedaiieru ist, dafs Hr. W h e a t s t o n e die scliiiizbaren theoretischen uiid practisclien Erfahrnngen, die er bei Antegung seiner Telegraphen gemacht, bis jetzt der W e l t vorentlialten bat. Die erwshnten Schtvierig- keiten steigern sich, wenn die im Grnnde wiinschens- wertheste, ja gewissermafsen nathwendige, hier aber durch- aus gebotene Bedingung erfiillt. werden S O H , die galva-

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nische Verbindungskette ganz und gar unter der Erdc fort- zufuliren; und sie steigern sich uin so mehr, wenn nach- theilige kliinatisclic und geognostische Verhiiltnisse, so wie andere ungiinstige locale Bezieliungen vorhanden sind. S t e inli e i l hat es geradezri fur unniiiglich erklart, gal- vanische Leitungen auf grofseren Strecken unter der Erdc fortzufuhren. Die Erfahrungen , welche hier bei Legung der eisernen Gasleitungsriihren gcinncht worden sind, ha- ben die aufserordentliche Beweglichkeit des hiesigen Ter- rains gezeigt, die so wcit geht, dafs nicht selten dic ei- serucn Rohren eotwedcr in der Mitte oder an den Ver- bindtingsstellen quer durchgebrochen werdeu. Sobald eine galvanische Leitung unlor dcr Erdc fortgefuhrt wer- den soll, scheint cine Rijhrenleitung unumgSuglich zu s e p , niclit nur deshalb, weil nur auf solche Weisc einc vollstandigere Isoliruug inoglich ist , sondern auch, urn bei vorfalleuden Beschadigungen , eine leichtere Zugang- lichkeit der Drahte zu gcwahren. Eine fruher iiber den Adniiralitatsplatz gelegte Probeleitung, bei welcher die Drahte nicht frci in Rbhren lagen, sondern in einer Art besonders geformter Hiilscn voii Eisenblech ez'ngehttet waren, haben die grofse Unbequemlichkeit eines solchen Systems gezeigt. Da nun Metallriihren liier nicht leicht zu erlangeu waren, und da sie aufserdein den Nachtheil haben, die Chancen der Nebenverbindungen zu vermeh- reii und gefahrlicher zu machen, so entschlofs ich mich geradezu gliiserne Rohren zu wahlen, obgleich ein sol- ches Material zu iihnlichen Zwecken wobl noch nie ge- braucht worden seyn mag, und keine Erfahrungen hier- iiber vorliegen. Die Details der Construction dieser gal- vanischen Leitung, so wie die Beschreibung der telegra- phischen Apparate zu geben, behalte ich mir vor, uud will nur erwahnen, dafs die ganze Strecke 90.30 Fufs betrugt, also eine Leitungskette von 18060 Furs erfor- dert. Die Rbhren sind im Durchschnitt iiber 5 Furs lang, haben + Zoll Wei te und eine angemessene Wand-

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dickc. Die Eiidcii siiid inntt gcschlifEcii und iiiit ciuau- der durch I<au~scliultriihrcn vcrbundeli, so daCs das ganzc Sgsleiii lciclit jcdcr P,ewcguug dcs Terrains folgen kanii. Dic Kiitiren wurdcn anfiiiglicli auf flacli gclegte, nach dcr Hundung der Rijliren ausgchaiicne Ziegcl gclegt, spii- ter v u r d e cs aber vorgezogen die Ziegcl ganz wcgziilns- scn , die Rijlireii auf ciiicr Loge fcincii Saiitlcs zu hctlcn uird dieselbcn init eincr G 2011 hohcn, ron Stcincu sorg- f;iltig gwcinigtcn Schicht cbcn solchcn Sandcs zri bcdck- hcii. Dic Ticfe uiilcr dcni Tcrrnin bctrzgt im Durch- sclinitt 21 Zoll. Es wtirc frcilich besscr gcwescn, dic l\iihrcn norh init cincin hiilzcrncn ICastcn Z U ningcbcn ; liicrdiirch m;iixw obcr die Kostcn bcdcutcnd angcrvacli- scn, wid dns € 1 0 1 ~ Iiatfc sicb, dcr nbwcclisclndcn Fcucli- tigkeit unlerworfcn, nicht langc crlialtcn. Um dcin Ein- maiidc zu bcgcgncn, dafs diesc K6hrcn diircli die Er- schiittcrrrngcn dariihcr fnlirendcr Wagcu bcschiicli~t wcr- dcn kijnntcn, l i d s icli cine kurzc Rijhrcnstrccke nrif IVC-

uigcr als dic angcgcbcne Ticfc cingrabcn, rind darubcr eincn sclirvcrcii hinbofs bringcn, auf wclclicni, iiiittelst Schiiiicdcliliinincrii yon 2 Piid Schwcrc, ein Stiick Eiscn abgcscliniicdet wurdc. l)ic horizontal durch das Pfli\slcr sich fortpflanzciiden Erscliiittcrungen 11 arcn adserordc11i- lich stark, aher die Riihren liatten, wie sicli nach dcui Ausgraben zeigt6, niclit im mindesten gclittcn, und wa- ren in ihrcr Lage nicht dcrangirt wordcii. Die zu den Leilungen verwendctcu Kupfcrdrzhte waren von cincr Starke, dafs diirchschnittlich cinc Wcrs t oder 3500 Furs gerade 45 Pfund rvogcn; sic warcil init slarlrem Zwirii besponncn, wurdcn darauf in eiiic lieikc Mischuiig von Wachs , Harz und Talg getaucht, liierauf noch cinmnl besponncn und cndlich wicderum init deinselben Mastix bestrichen. Solchcr Drsltc lagcn vier neben cinander in den Hiilireu, die je zwci zu einem gesondcrtcn tele- graphischen System gchiiren.

Ehc die Drehte in die Hiihreu gclcgt wurde~i, hattc

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ich, veriiiittelst dcs Voltagoinctcrs, die Leituugswider- stiinde dcr cinzeheii Dralilstreckcn gcmessen, dcren ~~1lniiie dann init dein Widcrstande dcr ganzen Leitung iibereiiisliinineu murste. Die letztere Mcssung ist zwei B h l vorgenommen wordeii, und zwar an zwei verschie- dcnen Tagen (14. und 18. September), die bedeutende Teinperaturdifferenzcn zeigten. Diese Messungen habe ich niir vorgenommen von Zeit zu Zeit zii wiederholcn. Dic Differenzen zivisclien der Berechnung nus dein Wi- derstand der cinzelncn Drdi te u n d der Bcobachtuug der ganzcn Strecke, ergiebt die nachfolgende Zusaniinenstcl- luug :

I f , System 17,864 Ian:. I I. System

18,200 Yufs ling.

Bcrechnung. 1 Beobaclicung. Bzrccboung.~ Beobaclitung.

Die Widerstande sind in Windungen des Voltago- ineters ausgedriickt, dercn jede aus etwa 0,25 engl. Li- nien dickeii Xeusilbcrdraht vou 13",lSY Llngc bestelit. Die Differeiiz zwischen beiden Beobachtungen llifst sicli viellcicht dadurch erklsren, dafs die zweite Beobachtung des 18. Septeinbers an einein kzlteren Tage geschab. Die Messuug von Leitungswiderstanden, sobald sic init eincr, den gegenwiirtigcn Bedurfnissen augeinessenen Gcnauig- kcit vollfubrt werdeu soll, ist, wie mich die viclfacheu, in diescin Jahre gcmachten derartigen Beobachtungen ge- lehrt haben, liein so ganz leichtes Problem, als man aiif den ersten Blick glauben sollte; es kommen dabei v ide UinslYndc vor, die sich uicht leicht erkliircn lassen, und welche gehiirig in Rechnung zu bringen dcr Folgezeit vorbehaltcii bleiben inufs.

Ich liattc die beiden, zur Dienstleistung bei diescr hrbcit bestiinmten Inuenieur - OfBciere init bequcnicn Vot- tainctcru ausgcrustet, urn sicli wdircud dcr hrbeit zii

P

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uberzeugen, d a k einerseits keine Unterbrechung , andc- rcrseits keine Nebenschliefsung bei der Leitui~g vorlian- den sey. Bald aber zeigte es sich, d a k bei Anwendung krzftiger Batterien, auch bei geijffueter inetallischer Ver- bindungsliette, cine schwache Wasserzersetzung stattfand, die zwar init der Lange der Leitung zunabm, aber den- noch unverhaltniLm8fsig schwSchcr, als die Wasserzcr- setzung war, welche bci Herstellung der nietallisclien Ver- bindung stattfand. Nachdcin die ganzc Leitung bcendigt war, wurden dic vergleichenden Vcrsuche sngcstellt, von denen spiiter die Rede seyu wird.

Es licgt gaiiz ualic dicsc Nebenschliei'sungen, wodurcli die WasserzersctzunS, aucli bei unterbrochener Verbin- dungskette, bewirkt wird , wie eineii metallischen Uralit vou cineni bestiininten Lcituiigs~~idcrstande zu betracli- ten, dcr cben so wic die audern Leitungswiderst~jiidc gciiiesseii wcrdcn kiinne. Ich liatte zu diescni Ende, da dicser Widerstand nicht gering seyn konntc, vorher eiue grofse Meiige Hulfsdrlilitc genicssen, und zu dieser Un- tersucbung cin seIir einptjndliches Galvanometer besthint. In dcr That bctrug allcin durch diese Ncbeiischliefsung die Ablenkung dcr Nadel, bei Anwendang von nur zwei G r o r e ' s c h e n Plattcnpaaren 7". Um dicse Ablenkung zu vergr6Csern und so die Bcobacbtungsfehler zu vermin- dern, iiabm icli &her vier Plattenpaare, uiid erliielt eine Ableiikung von Z O O , bei welcher ich die Messung vor- zuuehmeii beabsichtigte. Zu iiieiner nicht geringen Ver- ~viinderun;; aber bcinerlrte icli eine so bedeutcnde Ver- iinderlichkcit iin Stande der Nadel, dals dadurch cine Messung uninijglicli wurde; denn innerhalb ctwa einer Iialben Stundc war die Ablenkung von 20° bis auf 1 1 O zuriickgewichen, aber iinincr nocli itn langsamen Abneli- ttien hcgriffen. J>iefs icli die Kettc eine Zeit lang gc- i i f f ~ ~ e t , SO [rat wicdcr die ursprunglichc Ablenkung :nit dcrselbcn Wirkungabnal imc cin. Die nlichste Vermu- ilirins war wolil, d a k die Battcric dicscs PhQnomen vcr-

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scliulde ; als aber eine alinlichc Ablenkung durch Hiilfs- driifite becvirkt murdc, zeigtc sicli dieselbe ganz und gar constant. Dime Ersclieiuung lafst sic11 also wohI nicht an- ders erklliren, als durch eine Art Polarisation, die hervor- gehen mag aus irgend einer clektrolytischen Wirkung, die zwischen den nahe an cinander liegenden Drahten statt- finden ~niiEs, ganz so wie bei der Wasserzersetzung zwischen Platinplatten eine Wirkungsabnahme bemerk- licli ist. la der That wird diesc Ansiclit dadurch be- starkt, d a b , wie schon erwshnt, die doppelte Anzahl Plattenpaare die riblenliung von 7 O auf 20° brachte, was ciner inelir als dreifachen Stromesstarke entspricht, ein I’hanomen, das mit dern iibereinkommt, welches ich schon fruher beim Vergleich des cheiiiisclien und magnetischcn Galvanoinetcrs bcinerkt lialte ; ferner dadurch , dals bei Anwendung einer krlftigen Datterie von zmiilf G r o v e ’ - sclren Plattcnpaaren die Ablenkung bedeutend vergrofsert, der Gang der Wirkuugsabnahme aber iiiehr verzogert wurde; auch noch dadurch, dafs die Ableulruug bedeu. tend zunahiii, als die Drahte zu je zweien mit der Bat- terie verbunden und dadurch eine griifsere Oberfllche in Thtitigkeit gesetzt wurde; endlich unwiderleglich dadurdi, dafs eine Ablenkung von 14 bis 2 O in entgegengesetz- Zer Richlung s ta t thnd , als das Galvanometer von der Batterie gctrcnnt, und iiur durch die in de r Rahre be- findlichen, unter einaiidcr nicht verbundenen Dralite ge- schlossen wurde. Es fragt sicli also zuerst, ob durch zufillig eingedrungene Feuchtigkeit, wirklich vielleicht an irgend ciner entbliikten Stelle des Drahtes, eine Was- serzersetzuug stattfinde, oder ob der Effect uber der ganzen L i n k verbreitet sey. Obgleicli dieser Punkt uicht hat entschieden werdeu konnen, so sind doch Griinde l*orhandcn, die inich zu der lelzteren Ansicbt bestiinmen. Es fragt Fich aber noch ferner, ob wirklicli cine Zcr- selzung von Wasse r vor sich gehe, odcr o b eiiie schwa- chc Zerectzung der isolirenden Substanz, womit die Dralite

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bedcckt sind, diese Polarisationserschciilungcu hervorrufe. Urn daruber einige Gewifshcit zu crlangen, l ids ich zwei, eben so isolirte Drzhte, jeden von 2450 Fufs Lznge, nc- ben einander auf eine Rolle aufwickeln; indcssen war, als ich dic glleich liegenden Enden der unverbundcneu Drahte durch den Multiplicator des Galvanometers mit dcr Batterie verband, keine Spur einer Ablenkung sicht- bar, ungeachtet die Batterie aus 12 Grovc’schcn uncl 25 D aniell’schen, hinter einander verbundcncn Platten- paaren zusammengesctzt war. Ebcn so war, ungcaclitet dieser starken Batteric, auf der in den Kreis eingeschal- teten Zunge, kauin ein Geschmack bemerklich. Ein mag- neto-clektrischer Inductionsstrom dagegen bewirktc dic heftigsten Erscliutterungen, wenn in demselben Scliema der inducirte Draht statt der Batterie substituirt wurdc. Es ergiebt sich also auch hiernus der Vorzug, den bci telcgraphischen Leitungen die Volta’sche Elektricitzt VOI‘

der von S t e i n h e i l angewandten Magneto-ElektricitBt hat. Das Verhalten der sogenannten Isolatoren oder Malblci- ter, wenn starkc elcktromotorischc Krafte in Thliligkcit sind, hat iibrigens immer den Eindruck auf micli gcmacht, als ware dasselbe, ungeachtet der scheinbar starren Form dieser Substanzen, gewissermafsen dcm vou Flussigkei- ten analog, welche, aufser dafs sic einen Leitungswidcr- stand haben, noch polarisirende Effecte hervorrufen, die aber durch krzftigere Elektromotoren in einem, sich ge- wissermaken sprungweise manifestirenden Verli%lhissc zuriickgedrangt wcrden. Uebrigens scheint cinc weitcrc Verfolgung dieses Versuclis zu Consequenzen zu fiihrcu, die miiglicherweisc fur die Theorie und Praxis dcr gal- vanischen Tclegraphen~eitungcn von Wiclitigkeit werden diirften ; auch bestatigt dieser Versuch lneine schoii frii- her ausgesprochcne Meinung, dafs man dcn Widerstand einer, zwischen Metallplatten befindlichen Fliissigkeits- schiclit im Allgeneinen niclit mit einem inetallischen Drahtc vcrgleichen k h n e , und dafs derartigc Mcssuu-

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gcn nur unter besondercr Beschr%ukung zugclassen wer- den diirfen.

Nachdem die game Leitung beendigt war, war es wichtig correspondirende Beobachtungen anzustellen, urn zu sehen, welcher Antheil der Stromesstiirkc durcti die Nebenleitungen oder durch die inangclhafte Isolirung vcr- loren ginge. Bei diesen Versuchen miire es nun selir wiinschenswertli gewesen magnetische Mefsapparatc auf beiden Stationen zu bcsitzen. Iudessen mufste ich inicb, da es bis jetzt noch an derartigen bequeinen Instrunien- ten fehlt, init Voltainetern begniigen, welche icli nach Art derjenigen anfertigeu liefs, die F a r a d a y (3. 710 Experimental Researches ) b eschrieb en hat.

Es wurdcn demnacli zwei Voltaineter a, b, auf jc- der Station eins, nach dem bcigefiigten Schema, in den Krcis eiogescbaltet.

I k u b 5 I1

1 0 -0-0 o-o-

z k

M%re keine Nebenleitung vorhanden, so miifsfe, wenn die Batteric der Statiou I in ThHtigkeit gesetzt wird, das Voltameter b cben so vie1 Gas liefcni, als das dicht bei der Batterie bcfindlicbe Voltaineter a, und urn- gekehrt miifste a so vie1 Gas liefern als b , wenu die Leitung mit der Batteric auf Station I1 in Verbindung gesetzt, auf I aber von der Batterie getrennt und in sicli gesclilossen wurde. Die Versuche sind iu dcr nachfol- genden Tabelle iibersichtlich, und in der Ordnung zu- sammengestellt, wie sic gemacht wurden. Ua abcr in dcm, dicht bei der Batterie befindlichen Voltameter, niclit imlncr dieselbe Gasquantitzt entwickelt wurde , so sind die Vcrsuclie fur eiu Normalquantum von 10 Kubikccn- timeter bcrechnet. Die Batterie bestand aus 25 Da- n i c l I’schen Becbern, wovon jeder eine Kupferobcrflti- che von 20 Quadratzoll dnrbot. Dcr in dcr Mitte be-

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fiudliclic Zinkkloben war 3; Zoll hoch iiud liattc % Zoll iiri D ur chin css er.

T a f e l I.

No. dc Vers.

I! 1. Drrrhtlcitung

Voltameter u Kubikcentimct

100 87

100 86

100 90

ion 91

1110 91

100 93

100 1 on 100 91 92 93

100 100 100 68 90 96

Voltamcter L :3 Kubikcentinlet.

98 100 95

1 on 100,4 100 100,4 100 98

100 95

100 93 93 95

100 100 100 92 95 96

100 100 100

Bci diescr Tabclle ist zu bernerken, dafs dic zweite Abtlieiliiug der Vcrsuche v o n No. 13 an, die iiii ganzen cine grorsere Regcllniifsigkeit zeigt, au eincin andern Tagc nngestellt wordcn ist. Auffallend aber ist dabei, d a b die Angaben des Voltainefcrs b imincr grijfser erschienen, als dic dcs Voltarnctcrs a, cin Umstand, den ich anfangs dcr Lcitung zuzuschrcibcn geneigt war, der sicli abcr durcl spztere Untersuchuiigen dabin auflijstc, dais dic Gradui- rungen niclit ubereinshninteu. Es crgab sicli iiiiiiilicli

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aus correspondirenden Beobachtungen im Zimmer, dafs 122 Theilstriche (zu -& Kubikcentim.) des voltameters u, 125 Theilstrichen des Voltameters b entsprechen. Bringt mail diese Correction an, so wurden im Ganzen im Vol-

108'8'125 = l.11,5 Kubikccntim., ini Voltame- tameter a

115'4'122 =112,6 Kubikcentim. durch die, ter b aber

an den entgegengesetzten Stationen befindliche Batterie entwickelt. Man hat also im Durchschnitt im Voltame- ter u 92,9 und im Voltameter 6 93,s oder im Durch- schnitt 93,4 fur 100 Thcile erhalten, oder es ist durch die Nebenleitung ein Verlust von 6,6 Proc. entstanden. Es ergiebt sich noch der sonderbare Umstand aus der zweiten Abtheilung der Tabelle, dafs die, im entfernte- ren Voltameter erhaltenen Gasmengen, bei den drei Ma1 hinter einandcr auf dieselbe Weise angestellten Versu- chen , regelmafsig wachsen. Beobachtungsfehlern kann diese Erscheinung nicht zugeschrieben werden, auch hatte ich dafur gesorgt, dafs die Verbindungen immer auf glei- che Weise geschahen, und Oxygen und Hydrogen siclt immer an denselben Drahteu entwickelten; denn ander- weitige Beobachtungen batten mich gelehrt , dafs haufig solche, der Polarisation zuzuscbreibende Anomalien ein- treten, wenn man bei den Beobachtungen die Richtung des Stroms verandert. Aber ich bin geneigt dieses Zu- nehmen der Gasmengen init der oben emahnten Beob- achtung in Zusammenhang ZU bringen, welche ich durch eine Polarisation der Drahtleitung selbst zu erklaren ver- anlafst war. In der That wiirde eine solche Polarisation einen Gegenstrom hervorrufed, der, so wie er den Strom nahe bei der Batterie schwlchen, denselben an den ent- fernteren Enden der Leitung verstarken rniifste. Dafs dieser Gegenstrom nicht augenblicklick verschwindet, da- von habcn inich anderweitige Versuche uberzeugt ; auch war es nur eine Zeit von 2 bis 3 Minutcn, die mail zwi-

122

125

420 schcn jeder Beobachtung vcrstrciclieu lids. Es ist bc- greiflich, dars diesc UinstYnde, die jetzt das crstc Rlal zur Sprachc koinmeu, noch rnanclicr Bearbcitung bcdiir- fen, urn zu ciner festeu Ausicht dariiber ZU gelangen.

Icli will noch erwahnen, dars dic Voltameter iiiit verdiinntcr Schwefelssure vou 1,3 spec. Gewicht geladeu warcn. Als beide Batterieii init der Leitung hinter ein- audcr verbunden wurden, crliielt inan genau glcicl~c Gas- nnengcn in beideii Voltamctcrii, was dafiir zu sprcchcu scbciut, d a k wahrscheinlich die Ncbeiileitung auf dcr ganzcn Strccke gleichiniifsig vertheilt ist, uiid iiiclit be- soudere Fchler a n eiueiii einzelncn Punktc stnttlinclcn.

Es ist bekauiit, wie schon, vor iiiclir als dreikig Jahren , Versnclie nngcstcllt wurdcn, welchc zeigteu, dal‘s sicli dcr galvanische Stroln eirrer vielplattigc~i V o l t a ’ s c h Sl ide, auch durch Wasserstrecken fortpflauzen liefs, weun diesc cinen Tlieil der, iin Uebrigcn isolirtcii Leitung bil- detcn. Eincn solcheu Versuch liatte ich Vcranlassuiig dicsen Hcrbst bei Oranienbnuin niizustcilen, wodurch eine Battcrie vou 24 G r o v e’schen Bcchern, und auch durclr cine gewijhnlichc Volta’scbe Siulc v01i 150 Pla t~cn von 6” Seite alle Erscheinungen des galvanischen Stroities auf cine Eutfernung von 5600 Furs hervorgebraclit mur- den. Es war liicrbei also ein Leitungsbogen vou 11200 Furs vorhanden, der zur Hilftc durch das Wasscr des Finoischen Mcerbuseos gebildet wurde, zur Hdf te aber durch eiucn isoiirten Kupferdralit voii 4”’ irn Durchines- ser, dcu man aiif einem Darninc fortgcfiihrt hatfc. Von dein einen Pole der Balterie wurde einc Zinkplatte von 5 QuadratfuCs Oberflhchc in’s R’lcer, untl von dein ent- gcgengcsctzten Ende des llfetalldrahtes einc ihnliche Platte in cinen, init dein n’lecre in Verbindung steliendcn Ka- nal gescnkt. Auf diese W e i s e wurdcn Kohlen und aucli diiuncr Platindraht (lctzterer nur diircli die G r o v C’SCIIC Balterie) Zuni Gliiheii gebracht und sehr starke Coirntio- tionen ertheilt. Obglcich ich keine vcrgleiclieutlen Mcs-

42 1

sullgen alistcllcn konnte, so schien es mir doch, als byijr-

den diesc Erscheinungen in griifserer Inlensitat hervor- gebraclit, nls wo mau sicli zweier neben einaiider bc- findlichen, doppclt iibersponnenen, und nit einem Mastix von Wachs, Harz und Talg bestrichenen Drahte bedieiit hnttc.

Die so then beschricbcnc telegraphischc Leitung war zu anlockend, um nicht auch diescn Versuch, auf eitie Entferniing von 9030 Frifs, zu wiederhole~, um SO mehr, da zwischen beiden Stationen mehrcre Wasservcrbindun- gcn stattfinden. Das Kaiserliche Winterpalais, wo sich die erste Station befindet, liegt bekanntlich an der Xewa, und die DienstwoIinung des Ober-Dirigirenden der Wcgc- Communication und der ijffentlichen Bauten, wo sich die zweite Station befindet, an dcr Fontauka, nahc dcr Obn- chow’schen Brucke. Es wurde demnach von der, unter der Erde befindlichen. Leitung nur ezh Drabt benutzt; von der ersten Station indessen ein andcrer Draht rnit einer Zinkplatte von 5 Quadratfufs in die Newa, von der zweiten Station eiu Draht mit einer eben solchen Zink- platte in einen im Garten befindlichen kleinen Teich ge- senkt, dessen Spiegel 5 bis 6 F u h hiiher liegt, als die Fontanka, iind der von ihr durch eine Schleuse ge- trennt ist. Als Elektromotor diente die oben erwtihnte Batterie von 25 kleinen D a n i cll’schen Plattenpaaren, verinittelst wclclicr denn auch, ungeachtet der grofseu. Lange der Wasserstrecke, alle galvanischen und clektro- magnetischen Erscheinungen hervorgebracht wurden. Cor- respoiidirende Beobachtungcn, die bei dieser Anordnung der Leitung auf die Weise mie fruher mit dcn Voltaine- tern angestcllt wurdcn, ergaben die in der folgenden Ta- belle zusammengeslellten Resultate, bei welchen die schon obcu erwghnte Correction angcbracht ist.

422

T a f c l IT. No. iler Voltamem.. Voliarnc t er

Versuche.

100 100 100 95 95,4 93,G

98,4 99 9!)

100 100 100

Im Durchschnitt hat also hierbei eiri Vcrlust r o n nur 3 Proc. stattgefuriden, itidcin dic von der Batterie cntfernten Voltameter 97 Maattheile arif 100 ergaben, welche sich in dern, dicht bei der Ratterie befindliclicn Voltameter cntwickelt hatten.

Mein College, Hr. L e n z , dein ich diesen Versuch mitgctheilt hatte, fordcrte midi auf , densclben zu wic- derholen, ohne cinen Draht in die N e w zu leiten. ES sey vielleicht hin1:inglich nur eine Verbindung mit irgentf eincr Stellc des cisernen Dachs roin Winterpalais Iier- zustcllen, dn dicses Dach durch die Ableitstaugcn init dem feucliten Erdboden in Verbindung stznde.

In der That verhielt cs sich so , iiidcin die Leitung nuf cine so groke Entfcrnung schon durch den feucliten Erdbodeii vermittelt wurde. Leider koiinten nicht inehr als drei correspondirende Versuche angestellt werdcn, die folgende Resiiltate ergaben :

T a f o l 111.

NO. der Voltameter Voltameter Versucl1c. 1 b. 1 u.

1 99,a 100 2 3 I 2; 1 E

Es ergiebt sich hieraus, dafs beinah gar kciii Ver- lust stntlgefundcn hat, und dafs also diese Art der Ver- bindnng die vortheilhaftestc war. Es ha t sich aber nocli

423 folgeiidcr nicrltwiirdige Uinstaiid gezeigt. Bei den Ver- suchen der Tafel I maren 10 Kubilrcentim. in etwa P‘, bei Tafel I1 in etwa 5’, bei Tafel 111 aber in 2’ entwik- kelt worden, so dafs liier aiich die Iutensitzt des Stro- ines am betriichtlichsten war. Die Batterien waren zwar imiiier auf dieselbc Weise geladen worden, aber so ganz constant mochte dercn Tliatigkeit bei den drei Versuchs- reihen nicht gewesen seyn. Die grokere Intensitgt beim letzten Versuche schreibe ich nichts destoweniger dein Umstande zu, dais ich dabei die Anordnung getroffen hatte, zwci Drshte der unterirdischen Leitung neben ein- auder zu verbinden, so dafs der Leitungswiderstand der- selben urn die Halfle verlnindert wurde. Es ergab sich hieraus, dah der Leitungswiderstand des Erdbodens bei- nah aIs Null betrachtet werden kiinnte. Bei dem zwei- ten Versuche war die Intensitat geriuger, vielleicht des- halb , weil eine schlechtere Leitiing stattgefunden haben mochte, indeln die Teinperatur an diesem Tage niedri- ger, und der oben erwahnte kleine Teich, worin man die Zinkplatte gesenkt hatte, sogar mit Eis bedeckt war. Jedenfalls scheint es mir, d a b der Benutzung des Erd- bodens zu telegraphischen Leitungen kein Hindernifs ent- gegenstehe, uiid dafs in dieser Beziehung rnanche hedeu- tende Vortheile erreicht werden diirften.

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