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GARAGE – Stiefschwester des EinfamilienhausesEine Gegenüberstellung von Wien und Los Angeles
Die approbierte Originalversion dieser Diplom-/Masterarbeit ist an der Hauptbibliothek der Technischen Universität Wien aufgestellt (http://www.ub.tuwien.ac.at). The approved original version of this diploma or master thesis is available at the main library of the Vienna University of Technology (http://www.ub.tuwien.ac.at/englweb/).
Diplomarbeit
zum Thema
GARAGE –
Stiefschwester des Einfamilienhauses
Eine Gegenüberstellung von Wien und Los Angeles
ausgeführt zum Zwecke der Erlangung des akademischen Grades
einer Diplom-Ingeneurin
unter der Leitung von
Ao. Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Erich Lehner
e 251-1
Institut für Kunstgeschichte,
Bauforschung und Denkmalpflege
eingereicht an der Technischen Universität Wien
Fakultät für Architektur und Raumplanung
von
Lucia Pimminger 0327077
Linke Wienzeile 158/21, 1060 Wien
Wien, im März 2011
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 8
Begriffsbestimmung 10
Was ist eine Garage? 10
Carport 13
Stand der Forschung 14
Die Verbreitung des Automobils 16
Die Entwicklung der Garage 19
Die Umnutzung der Garage in US-amerikanischen TV-Serien 26
Kulturelle Unterschiede und deren Einfluss auf die GebäudetypologieWohnhaus und Garage 30
Was bedeutet „Parken” für eine/n US-Amerikaner/in? 32
Vorder- bzw. Rückseiten von Wohnhäusern und deren Position zur Garage 34
Regionale Unterschiede und deren Einfluss auf die GebäudetypologieWohnhaus und Garage 38
„Wien ist anders” 40
„Home sweet home” 41
Gegenüberstellung Wien – Los Angeles 44
Geographische Merkmale
Nobelviertel: Wohnpark Fontana – Beverly Hills 46
Thematische und funktionale Merkmale
Kellergarage: Die Garage als Fundament des Hauses 56
Gartengarage: Die Garage als Mittelpunkt des Hauses 60
XL-Garage: Viel Parken, wenig Wohnen? 66
Vertikale Staffelung: Im Erdgeschoß parken, im Obergeschoß wohnen 70
Architektonische Merkmale
Straßengarage: Die Garage als Schutzwall 77
Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses 86
Snout House: Die vorspringende Garage 94
Snout House am Beispiel Portland, Oregon 96
Snout House auch in Österreich? 100
Ästhetische Merkmale
Angefügte Garage: Das Eselsohr des Wohnhauses 104
Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage 110
Ente – Carloft Berlin 111
Ente – Parken und Wohnen in Vietnam 114
Dekorierter Schuppen – Cybiag 117
Dekorierter Schuppen – Style your Garage 118
Dekorierter Schuppen – Fertiggarage 120
Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint 122
Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses 130
Conclusio 140
Danke! 143
Literaturverzeichnis 144
„Kein Bedarf an Eigenheimen?
Es wird viel die Geschichte von der jungen Dame und dem Bauunter-
nehmer erzählt, der ihr ein Haus verkaufen wollte. „Ein Eigenheim?”
fragte sie, „wozu brauche ich ein Heim? Ich wurde in einem Kranken-
haus geboren, in einem College erzogen, in einem Auto geküsst und
verheiratet in einer Kirche. Ich verbringe meine Tage im Büro und
meine Abende im Kino, im Theater oder in Vortragssälen. Alles, was
ich brauche, ist eine Garage!””
aus „Die Zeit” publiziert in „Das Haus” 1955, S.10
Abb.7.1 3454 Sitzenberg-Reidling
8
Damals wie heute ist das wohl eine Einzelaussage. Der Traum von den eigenen vier
Wänden, und nicht nur von einer Garage, ist auf der Rangliste der zum Lebensglück
zu erfüllenden Dinge sehr weit oben angeordnet, unmittelbar vor oder nach einem
eigenen großen Auto. Die Garage ist ein Luxus, den man sich nach Eigenheim und
Auto zusätzlich erfüllt, aber bestimmt nicht stattdessen. Viele Menschen verbringen
den Großteil ihrer Zeit außerhalb ihres Hauses oder schlafend zu und dennoch legen
sie besonderen Wert darauf, ein repräsentatives Heim vorzuweisen. Genau aus
diesem Grund sind auch Attribute die sich nach außen spiegeln besonders wichtig,
wie ein gepflegter Vorgarten, ein hübsches Haus, ein großes Auto und eine beein-
druckende Garage.
Die fachspezifisch-architektonische Sichtweise lässt die Garage häufig als unschein-
bare „Stiefschwester” des Einfamilienhauses erscheinen. Dies hatte zur Folge, dass
die Garage als Forschungsgegenstand der Architektur bislang eher vernachlässigt
wurde.
Im Verhältnis zum Wohnhaus ist die Garagengröße in den letzten Jahrzehnten
beträchtlich angestiegen, da die durchschnittliche Familie zwei oder mehrere Autos
besitzt.
Dies hängt mit der zunehmenden Bedeutung des privaten Automobils zusammen.
„Our necessity is of course the car – our own moving cocoon that allows us to travel
almost anywhere at any time. And it is this desire for private transport that has
spawned a monstrous phenomenon that creates crippling smog and traffic gridlock
in crowded cities across the world.
The power of the car and our own desire to own one, cannot be understand.”
Jones 2006, S. 64
Vorwort
9
Private PKWs werden nicht selten mit geradezu liebevoller Hingabe gehegt und
gepflegt. Die Garage könnte hier als Ausdruck der zweiten Hülle des so wichtigen
Privatautos gedeutet werden, besonders wenn man Gestaltung und Ausschmückung
derselben genauer betrachtet.
„[…] die „Einhausung” der Fahrzeuge drückt den sozialen Status des Besonderen
aus, der dem eigenen Fahrzeug vor dem II.WK noch zu Eigen war.”
Hasse 2007, S.27
Gleichzeitig ist jedoch die Garage auch eine Grenze/Schwelle zwischen Innen und
Außen. Die Grenze/Schwelle wird mit dem Auto gleichermaßen überfahren wie zu
Fuß ins Intime des Wohnhauses übergangen. Die Garage ist ein Ort des Übergangs,
genauso gut wie ein Zwischenlager. Das Auto wird vorübergehend geparkt, während
es nicht benutzt wird, und auch andere Dinge, über deren endgültige Bestimmung
noch kein Urteil gefällt wurde (werden diese Dinge weiterhin aufbewahrt oder
warten sie auf die nächste Sperrmüllentsorgung?) werden in der Garage zwischen-
gelagert.1
Daher ist die Position der Garage zum und die Verbindung mit dem Wohnhaus ein
besonderer Schwerpunkt dieser Forschungsarbeit.
Schließlich unterliegt die Garage auch diversen Nutzungs- und Funktionsänderun-
gen, wie dies unter anderem aus diversen US-amerikanischen TV-Serien bekannt
ist. So wird aus der Hülle der privaten Mobilität ein Partyraum für Teenager, ein
Hobbyraum für den Heimwerker, ein quasi verlängertes Football-Stadion mit
Breitbild-TV oder auch nur eine Abstellkammer für altes Gerümpel.
All diese Entwicklungen nehmen in den USA ihren Ausgang, wirken aber zusehends
auch auf die europäischen Gesellschaften und deren Raumprägungen ein.
1 vergl. Hasse 2007, S.59
10
Was ist eine Garage?
Das Wort „Garage” kommt aus dem Französischen und bedeutet soviel wie „Lager-
raum”, „Lagerhaus”; der Wortstamm, vom französischen Wort „gare” (Bahnhof)
übernommen, deutet auch auf „sicheres Verwahren” hin.
Die Baukörperbezeichnung hätte auch englisch sein können – „warage” – aber im
Vergleich zum französischen Wort „garage” fehlt dem englischen Wort der exotische
Beiklang der jungen Automobil-Kultur. Wenn das Wort auch Englisch oder Deutsch
ausgesprochen wird, so klingt es dennoch aufregender als das, was es in der eige-
nen Sprache eben ist: „a warage” oder „ein Lagerraum”.1
„Garage [frz.], Abstellraum für Kraftfahrzeuge. Auftreten als Einzel-, Reihen- und
Stockwerksgaragen (Hochgaragen, Parkhäuser). Unterirdische Anlagen als Tiefgara-
gen, in Kombination mit Touristenhotels als Motel bezeichnet.”
Seemanns Internationales Architektur Lexikon von A bis Z 2004, S.92
„garage (gah razh‘), a building or room for the storage of automobiles.”
Dicitonary of Architecture 1952, S.73
„[…] 1. Einstellraum für Kraftfahrzeuge. 2. Autowerkstatt”
Duden, Das Fremdwörterbuch, Band 5, 7.Auflage, 2002, S.341
„Eine Garage (auch Parkbau) ist eine abschließbare, überdachte und durch feste
Wände (mit Garagentor) umschlossene Abstellmöglichkeit für Fahrzeuge, meist
PKWs. Eine Garage soll vor Diebstahl ebenso schützen wie vor Witterungseinflüssen
und wird oft auch zur Lagerung von Werkzeugen und als Reparaturplatz genutzt.
[…]”
Wikipedia, 22.10.09 (11:40)
Begriffsbestimmung
1 vergl. Jackson 1980, S.104
11
Die Definitionen in fachspezifischen Lexika wie in Sprachlexika sind allgemein gehal-
ten und gehen weder genau auf die Garagentypologie sowie den Baukörper (mit
einer Ausnahme) ein. Der Verweis auf die Großgarage/das Parkhaus ist in vielen
Lexika deutlicher hervorgehoben wie die Definition des Wortes Garage.
Garagen werden wie folgt unterschieden: Einzelgaragen, die Platz für ein einzel-
nes Fahrzeug in einem abschließbaren Raum bieten und Kleingaragen, die ein oder
mehrere Fahrzeuge, meist PKWs, auf maximal 50 m² Nutzfläche aufnehmen kön-
nen. Sie kommen meist in Verbindung mit dem Einfamilienhaus vor. Diese Garagen-
typologie wird in dieser Forschungsarbeit untersucht.
Die folgenden Auszüge aus dem Wiener Garagengesetz und der Niederösterreichi-
schen Bauordnung geben weitere Bestimmungen zur Errichtung von Kleinstgaragen
vor. Die Auszüge wurden dem Forschungsgebiet entsprechend entnommen:
„Wiener Garagengesetz
§ 4 Städtebauliche Vorschriften
(4) Anlagen zum Einstellen von Kraftfahrzeugen sind auf gärtnerisch auszugestal-
tenden Teilen der Liegenschaft grundsätzlich unzulässig. Kleinanlagen mit einer
Bodenfläche bis zu 50 m2 sind in der Bauklasse I und II auf seitlichen Abstands-
flächen, im Vorgarten jedoch dann zulässig, wenn ihre Errichtung auf seitlichen
Abstandsflächen oder auf Teilen der Liegenschaft, die der Bebauung offenstehen,
im Hinblick auf die Geländeverhältnisse oder wegen des vorhandenen Baubestandes
nicht zumutbar ist; Zu- und Abfahrten sind in die in Anspruch genommene Boden-
fläche nicht einzurechnen.
(5) Kleinanlagen zum Einstellen von Kraftfahrzeugen gemäß Abs. 4 dürfen nicht
mehr als ein über dem anschließenden Gelände liegendes Geschoss aufweisen.
Die Gebäudehöhe darf nicht mehr als 3,50 m und die Firsthöhe nicht mehr als 4 m
betragen.”
www.bauordnung.at/oesterreich/wien_garagengesetz.php, 15.01.2011 (18:51)
12
„Niederösterreichische Bauordnung
§ 64 Ausgestaltung von Abstellanlagen
(3) Stellplätze für Personenkraftwagen müssen ein Mindestausmaß von 2,30 m mal
4,80 m besitzen. Bei einer Abstellanlage muss auf jeden Stellplatz die notwendige
Nutzfläche für Zu- und Abfahrt und Rangieren aufgrund der Anordnung der Stell-
plätze (Stellplan) entfallen.”
www.bauordnung.at/oesterreich/niederoesterreich/niederoesterreich_bauordnung_paragraph_64.php, 16.01.2011 (14:54)
Weitere Garagentypen sind die Gemeinschaftsgarage, von mehreren Besitzern/
innen benutzt werden und die Großgarage für mehrere Fahrzeuge auf mindes-
tens 1000 m² und mehr Nutzfläche, die auf einer oder mehrerer Ebenen aufgeteilt
sein kann und deren Stellplätze über Rampen oder Aufzüge, auch Hebebühnen,
erreichbar sind. Die Möglichkeit, einzelne Fahrzeuge durch Rollgitter/-tore einzeln
zu sichern kann gegeben sein, meist werden Großgaragen von Kameras überwacht.
Großgaragen werden auch als Parkhäuser, Parkgaragen bezeichnet.1
Die ersten architektonischen Versuche waren Betonkonstruktionen, die eng ver-
knüpft mit der Formensprache der Lagerhäuser waren. Seit ca. 1930 gab es die ers-
ten Stahlgaragen, dieser Urtyp der Garage ist auch heute noch vereinzelt sichtbar
als Wellblechgarage mit typischem Bogendach und Flügeltor.2
Garagen können als Flach-, Tief- und Hoch-Garagen ausgeführt werden, in Massiv-
bau, auch in Leichtbau oder als Fertiggarage.
Charakteristisch für Garagen ist eine bestimmte Raumhöhe, die meist niedriger als
in Wohnräumen ist, sie sind dunkel, ohne Tageslicht, meist unbeheizt und befinden
sich – bis auf die Ausnahme Parkgarage/Großgarage – immer im Erdgeschoß oder
Untergeschoß.
1 vergl. Neufert Bauentwurfslehre, 37. Auflage 2002, S.456-4582 vergl. Henley 2007, S.8-9.
13
Als vergleichbaren Bau in der Architektur kann die Aufbahrungshalle gesehen wer-
den. Der Innenraum ist ebenfalls dunkel und die große Tür-/Toröffnung ein markan-
ter Blickfang in der Fassade. Jedoch steht die Aufbahrungshalle in ihrer Konzeption
dem Sakralbau näher als der Garage, die Raumhöhe ist nicht auf die Mindestanfor-
derungen reduziert und die Tür-/Toröffnung gleicht in Material und Optik nicht der
eines Garagentors.
Carport
„Carport – A shelter for a car attached to or near a house, which contains a roof,
but no door. It usually does not have walls an all sides.”
Dictionary of Architectural and Building Technology 1986, S.48
Ein Carport ist ein Unterstand für Fahrzeuge, meist PKWs, das aus einem Dach und
Stützen besteht und zumindest auf einer Seite hin offen ist. Ein Carport bietet dem
Fahrzeug Schutz vor Umwelteinflüssen, wie zum Beispiel Regen, Schnee oder auf
den Scheiben gefrierender Luftfeuchtigkeit, jedoch keinen Diebstahlschutz wie eine
Garage.
Das Wort „Carport” wurde aus dem Englischen entliehen und bedeutet wörtlich
übersetzt „Autohafen”. Carports werden jedoch auch als Remise bezeichnet.
Die häufigsten Materialien für einen Carport sind Holz, Stahl oder Aluminium und
somit in Leichtbauweise gefertigt. Einfache Ausführungen haben ein Flachdach,
hochwertigere Ausführungen ein Sattel- oder Tonnendach. Alle Seiten eines Car-
ports können offen sein, es gibt jedoch Elemente, mit denen einzelne Segmente
geschlossen werden können. Die Einfahrt eines Carports ist im Gegensatz zu einer
Garage jedoch grundsätzlich offen. Es bildet sich keine Feuchtigkeit im Inneren.
Auf dem untergestellten Auto ist die Gefahr der Rostbildung nicht gegeben, was ein
wesentlicher Vorteil gegenüber Garagen, die meist nicht beheizt sind, ist.1
1 vergl. de.wikipedia.org/wiki/Carport, 22.10.09 (11:40)
14
Stand der Forschung
Die Kleingarage ist im Bezug auf das Einfamilienhaus bisher von der Forschung
nicht weiter betrachtet worden. Der Grund darin liegt, dass vernakuläre Architek-
tur, also anonyme traditionelle Architektur, nicht die gleiche Wertschätzung erhält,
wie von Architekten/innen entworfene Bauten. Unter den Architekten/innen sind
Einfamilienhäuser keine prestigeträchtigen Bauten und Garagen lästige Anhängsel,
die gebaut werden müssen, aber nicht weiter erwähnt werden. Deshalb kommt die
Garage in fachspezifischen Publikationen so gut wie gar nicht vor.
Jedes einzelne Einfamilienhaus kann natürlich nicht Erwähnung finden, aber in der
Masse gesehen gibt das Einfamilienhaus mit dazugehöriger Garage unter bestimm-
ten Aspekten ein interessantes Forschungsgebiet ab.
Die Erwähnung der Garage in fachspezifischer Literatur ist nur beiläufig, ober-
flächlich und oftmals überholt, veraltet, wie bereits bei der Definition des Wortes
Garage festgestellt wurde. Unter einer Anzahl von neun ausgewählten deusch- und
englischsprachigen Architekturlexika1 konnten nur drei Erwähnungen2 gefunden
werden. Der Begriff „Gartenhaus” findet in der architekturbezogenen Literatur mehr
Beachtung als die Garage. Die Begriffserklärung beschränkt sich auf eine allge-
meine Kernaussage: „ein Abstellraum für Kraftfahrzeuge”, eine detaillierende Aus-
sage wird nicht oder nur vage vorgenommen. Eine Erwähnung im Oxford Compa-
nion to Architecture reduziert den Begriff Garage auf Autoparks und Großgaragen:
„garages see car parks, multi-storey and garages.”
The Oxford Companion to Architecture 2009, S.348
Wenn die Garage erwähnt wird, dann in Bezug auf das Parken des Autos und den
Platz, der dafür im Straßenraum eingenommen wird. Parkgaragen/Parkhäuser
genießen die ganze Aufmerksamkeit, weshalb sie auch in ihrer Entwicklung und
Ästhetisierung viel weiter vorangeschritten sind als Einzel- bzw. Kleingaragen.3
1 A Short Dictionary of Architecture, Ware/Blatty 1953; Bildwörterbuch der Architektur, Koepf 2005;Dictionary of Architecture and Building Technology, Cowan/Smith 1986; English Architecture, Curl 1977;
Lexikon der Weltarchitektur, Pevsner/Fleming 1992; Knaurs Lexikon der modernen Architektur, Hatje 1963; 2 Seemanns Internationales Architektur Lexikon, Kadatz 2004; Dictionary of Architecture, Saylor 1952; The
Oxford Companion to Architecture, Goode 20093 vergl. Hasse 2007, S20.
15
Fachzeitschriften für zukünftige Bauherren/innen setzen sich eher noch mit dem
Thema Garage auseinander, aber Konstruktion und Materialwahl sind wichtiger
als Positionierung und ein stimmiges Bauwerksgefüge. Garagen sind wichtig, aber
das Wohnhaus ist wichtiger, diese Rangordnung wird die Garage ästhetisch immer
benachteiligen. Die Garage soll so groß und funktionell wie möglich sein, aber der
Quadratmeterpreis der Garage muss deutlich unter dem Quadratmeterpreis des
Wohnraumes liegen.
16
Die Verbreitung des Automobils
Um die Entwicklung der Garage nachvollziehen zu können, bedarf es einer ana-
lytischen Betrachtung der Verbreitung des Automobils im europäischen sowie im
US-amerikanischen Raum.
Die Anfänge des Automobils und die Eroberung des Raumes durch das Automobil
gingen in Europa verglichen mit den USA sehr langsam voran. Die erste „motori-
sierte Kutsche” wurde 1886 von Carl Benz und Gottlieb Daimler gebaut. Die Ver-
breitung des Automobils begann Mitte 1890. Es gab immer wieder Rückschläge und
nicht selten wurden verschlungene Wege zur Zielerreichung eingeschlagen.1
Für die unterschiedlich rasche Verbreitung des Autos im europäischen und im US-
amerikanischen Raum sind ungleiche Rahmenbedingungen verantwortlich.
Von der US-amerikanischen Bevölkerung wurde die Bedeutung des Automobils
als Massenverkehrs- und Produktionsmittel rascher begriffen als von Europäern.
Trotzdem orientierten sich Europäer wie US-Amerikaner an der Oberschicht, das
Auto wurde als vergrößertes Spielzeug betrachtet. In Europa war aber Luxus ein
wesentlicher Faktor in Planung und Produktion und amtliche Hindernisse erschwer-
ten zusätzlich die Verbreitung des Automobils.2
In den USA entdeckte Henry Ford die Vorteile der Massenproduktion für das Auto-
mobil. Der US-amerikanische Kraftfahrzeugmarkt war und ist wesentlich größer als
in Europa, durch Massenproduktion konnte das Modell T von Ford billiger herge-
stellt, verkauft und verbreitet werden. In nur wenigen Jahren wurde das Modell T
15 Mio. Mal gebaut und innerhalb der USA verkauft. Konzeption und Produktions-
weise des Modell T dienten später als Vorbild für den deutschen Volkswagen.2
Die USA besaß Erdöl in Hülle und Fülle, weshalb der Kraftstoffpreis wesentlich güns-
tiger war als in Europa. Zusätzlich hatte Europa ein gutes Eisenbahnnetz, was die
Verbreitung des Automobils verzögerte.3
1 vergl. Merki 2002, S.15-172 vergl. Flik 2002, S.84-86
3 vergl. Merki 2002, S.18
Abb 16.1 Modell T von Ford © Harry Shipler 1910
17
US-Amerikanische Farmer erhielten während des Ersten Weltkriegs Einkommens-
zuwächse und konnten damit das Modell T von Ford günstig erwerben. Die neuen
Verkehrsmittel verbreiteten sich rasch unter der ländlichen Bevölkerung, die nicht
wie in Europa auf ein funktionierendes Eisenbahnnetz zurückgreifen konnten.1
In Deutschland war das Automobil Anfang des 20.Jahrhunderts weniger populär.
Der Grund war, dass nur Adelige oder das reiche Bürgertum sich diesen Luxusar-
tikel leisten konnten, da Autos damals in Europa noch in Einzelproduktionen oder
Sonderanfertigungen hergestellt wurden. Die Kosten der Anfertigung waren dadurch
so hoch, dass sie den Großteil der Bevölkerung vom Erwerb eines Automobils aus-
schlossen. Der Nutzen eines Automobils für wirtschaftliche Zwecke war noch nicht
erkennbar, außerdem waren dafür auch Infrastruktur und Ausreifung des Automo-
bils noch zu wenig fortgeschritten. Das Automobil war ein Luxusgut, das laut war
und übel roch. Die automobillose Bevölkerung brachte ihren Hass mit Wegezoll und
Straßensperren zum Ausdruck.2
Frankreich setzte in Europa den Startschuss für die Automobilproduktion und den
Export. Der wichtige Beitrag Frankreichs an der Entwicklung des Automobils lässt
sich an den vielen französischen Wörtern, die in die deutsche Sprache eingeflossen
sind, wie etwa „Chauffeur” was eigentlich Heizer heißt und über die Abstammung
des Automobils vom Dampfkraftwagen Aufschluss gibt, oder „Chassis”, „Limousine”,
„Cabriolet” und natürlich auch „Garage”, erkennen.3
Ende der 1920er Jahre waren auf west- und mitteleuropäischen Straßen erstmals
mehr Motorräder als Reitpferde, mehr PKWs als Kutschen, mehr LKWs als Fuhr-
werke, mehr Autotaxis als Pferdedroschken und mehr Motoromnibusse als Pferde-
omnibusse zu finden. Die Massenmotorisierung setzte aber erst ab 1950, später als
in den USA, ein.4
Die Verlagerung des öffentlichen Verkehrs zum Individualverkehr blieb der Aris-
tokratie vorbehalten und diese engagierte zur Steuerung des Autos Chauffeure.
Zeitvertreib und Selbstzweck bestimmten die Ausfahrten.
1 vergl. Merki 2002, S.15-172 vergl. Flik 2002, S.883 vergl. Flik 2002, S.804 vergl. Merki 2002, S.16
18
In den USA setzte bereits 1920 die Massenmotorisierung ein. Zeitgleich mit der
Verbreitung des Automobils begann auch das Parken zum Problem zu werden, teils
skurril anmutende Lösungsversuche folgten, wie zum Beispiel in Miami. Dort behalf
sich die Polizei damit, den Fahrersitz aus dem Auto von Falschparkern zu entfernen.
Wenn der Autobesitzer diesen Diebstahl später der Polizei melden wollte, musste er
eine Parkstrafe gegen den Fahrersitz ablösen.1
Nach Einsetzung der Massenmotorisierung in den USA stieg die Bevölkerung in den
Vororten schneller an als in den Stadtzentren. Autos beeinflusste die US-ameri-
kanische Lebensweise sehr stark. „Einkaufzentren” wurden vorerst „Parkzentren”
genannt, da der Umkreis von Einkaufszentren mit Parkflächen gepflastert war.2
Zeitgleich mit der Erfindung des Automobils kam auch die Frage der Unterstellmög-
lichkeit des Automobils auf.3 Die Gebäudetypologie Garage entstand aber auch aus
einem historischen Kontext, der Stallung und Wagenburg. Diese waren bei Schloss-
anlagen im Gesamtkonzept einbezogen. Vermutlich entwickelten sich daraus auch
das Einfamilienhaus und die Garage, eine reduzierte Schlossanlage für die breite
Bevölkerungsschicht. Ein Unterstand musste gefunden werden, da die ersten Autos
„offenen Kutschen” glichen. 1921 waren noch immer 90% der Passagierfahrzeuge
offene Modelle ohne Dach. In der Stadt wurden Mietstallungen umfunktioniert, am
Land Stall oder Wagenschuppen.4
1920 kostete die Unterbringung eines Fahrzeuges in einer Garage mitunter mehr als
die Miete für eine zwei Zimmer-Wohnung.4 Das zeigt deutlich, dass das Automobil
einer wohlhabenden Schicht vorbehalten blieb.
Abb 18.1 Polizist verlädt den abmontierten Fahrersitz eines Falschparkers, Life 1965, Vol.59, No.26, S.60
1 Live 1965, Vol.59, No.26, S.602 vergl. Henley 2007, S.12
3 vergl. Miller 1988, S.104 vergl. Merki 2002, S.44
19
Seit dem 19. Jahrhundert gab es viele Veränderungen, die Behausung war eine
komplizierte Sache geworden, die Architekturszene hatte expandiert, es gab unzäh-
lige neue Formen, sowohl im öffentlichen Leben als auch im privaten. Wohnhäuser
veränderten sich radikal, bestimmte Bereiche wurden entfernt, andere hinzugefügt,
je nach Bedarf.1
Vernakuläre Architektur gibt Einblicke in soziales Verhalten vergangener und gegen-
wärtiger Bevölkerungsgruppen. Anhand von Gebäuden, in denen wir leben, arbeiten
und uns entspannen, lässt sich vieles ablesen. Das Aussehen, traditionelle Baufor-
men und vorhandene Materialien, sowie allgemeine Werte, die sich im Laufe der
Evolution verändert haben, geben Aufschlüsse darüber. die Evolution über unsere
Werte und wie wir uns mit unserer Umgebung abstimmen. Aus dem Wandel verna-
kulärer Architektur im Laufe der Zeit veränderte sich auch der Baukörper Garage.1
„Je mehr ein Kraftwagen vom Luxusbeförderungsmittel eines kleinen begüterten
Kreises zum beruflichen Verkehrsmittel breiter Bevölkerungsschiten sich entwickelt,
desto brennender wird die Frage seiner Unterbringung. Dies gilt in gleicher Weise
für den einzelnen Wagen im Villenvorort wie für die Zahl von Automobilen im Inne-
ren der Stadt. Die noch vielfach anzutreffende behelfsmäßige Unterbringung in Stäl-
len, Remisen, auf dunklen Plätzen oder Höfen, wo sie dem Besitzer am wenigsten
im Wege sind, entspricht nicht mehr der heutigen Anforderung. ... Ja, im Grunde ist
die Lösung der Garagenfrage eigentlich mit einer unerlässigen Voraussetzung der
Verkehrsregelung und damit die zuerst zu erfüllende Forderung.”
Müller 1925 aus Pech 2009, S.1
Die Anfänge der Garage – oder wie es Jackson 1980 in „The Necessity for Ruins and
other Topics” nennt, die Domestizierung der Garage – entwickelte sich im urba-
nen Bereich von Mietställen oder Lagerräumen. Durch die Motorisierung wurden
Mietställe nicht länger benötigt, jedoch ein Unterstand für das Automobil, das wie
bereits erwähnt anfangs ohne Dach gebaut wurde. Der Raum stand zur Verfügung
und durch wenige Veränderungen war eine Garage entstanden.
Die Entwicklung der Garage
1 vergl. Brunskill 2000, S.13
20
Im ruralen Raum legte man Wert auf separate Bauten für Garagen. Sie wurden nie
mit dem Wohnhaus kombiniert und zwar aus sanitären Gründen und wegen Explosi-
onsgefahr, da Benzin in der Garage gelagert wurde. Die Garage war in ihrer Position
isoliert von der Behausung, sie befand sich entweder hinter dem Haus oder hinter
einer Mauer, aber nicht zentral an der Straße.1
Dieser eigenständige Baukörper wurde „motor house” genannt, der Chauffeur
bewohnte den Raum oberhalb der Garage. In den Anfängen der Garage gab es eine
Verbindung zwischen Stall und Garage, diese wurde allerdings bald aufgegeben,
weil Säure, die im Stall vom Kot der Tiere freigesetzt wird, den Lack des Autos zer-
stört. So wurde die Einzelgarage zum autonomen Bautyp.1
1906 in der Bauzeitschrift „House Beautiful”2 wurden die neuesten Garagentrends
publiziert. Dabei handelte es sich um Garagen im Colonial-, Tudor- und Craftmen-
Style. Der Raum in all diesen Garagen war groß, gut belichtet und effizient geplant
mit einer Drehscheibe zum Wenden, einem Autolift und einer Arbeitsgrube für
Reparaturen. Die Arbeitsgrube verschwand wieder aus der Einzelgarage, unter
anderem als der Motor hauptsächlich von oben zugänglich wurde und vermehrt
Reparaturwerkstätten geschaffen wurden. Jedoch wurde zur Pflege des wertvollen
Besitzes, des Automobils, eine separate Waschzone eingeplant.1
Das Garagendesign wurde mit dem Autodesign gleichgesetzt und eine weitere Stil-
richtung die so genannte „Machine Age” Ästhetik entstand.3
Die Garage verlor ihren romantischen Charakter, als Autos auch für die Mittelklasse
leistbar wurden. Das Auto wandelt sich vom Vergnügungsobjekt zum wichtigen
Element für die tägliche Routine und Arbeit. Genau wie das Auto vollzog auch die
Garage einen Wandel vom luxuriösen Solitär zum praktischen Unterstand.3
Die ersten US-Amerikaner, die das Auto für ihre Arbeit nutzten, waren Landärzte
und Farmer. Vorerst wurde das Auto hauptsächlich für Notfälle eingesetzt, aber
schon bald wurde es Teil des Alltags, weshalb aus der Garage auch ein anderer
1 vergl. Jackson 1980, S.1052 Erwähnung in Jackson 1980, S.105
3 vergl. Jackson 1980, S.106
21
Bautypus entstand. Große Garagen mit integrierter Wasch- und Reparaturzone ver-
schwanden und an deren Stelle entstanden kleine versetzbare oder vorfabrizierte
Garagen.1
Zur Zeit des Ersten Weltkriegs waren die Grundstücksgrößen einer durchschnittli-
chen Rasterstadt in etwa 25 x 100 ft, was etwa 7,6 x 30,5 m entspricht. Wegen der
schmalen Grundstücksflächen wurden die meisten Garagen direkt an das Wohnhaus
gebaut. Der Standort der Garage, zurückversetzt an den hinteren Teil der Grund-
stücksgrenze, wurde weiterhin beibehalten. Zwei betonierte Fahrspuren führten
vom Garagentor bis zum Bordstein und durchtrennen den ohnehin kleinen Garten.2
1928 in Radburn, New Jersey wurden die ersten Garagen als Ensemble zur Behau-
sung geplant und trotzdem blieben sie getrennt und versteckt im hinteren Teil des
Grundstückes.2
In den 1930er Jahren in Kalifornien entstand der Trend, die Garage mit dem Haus
im gleichen Design zu gestalten, damals aus Gründen der Materialressourcen, heute
primär aus ästhetischen Gründen.3
Nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich die Garagenarchitektur radikal.
Die Garage wuchs mit der Behausung zusammen und eine Verbindungstür mit
der Küche oder dem so genannten „mud room” (=Schmutzraum) wurde in die
Garage integriert. Außerdem gewann der Garagenbaukörper wieder an Volumen,
das Bedürfnis nach mehr Platz in der Garage wurde größer. Platz für zwei Autos,
Gefrierschrank, Waschmaschine und Trockner, Heißwasseranschluss, Heimwerker-
bank und Gerümpel wie alte Möbel, Skier, Gartenutensilien und vieles mehr fand
sich in der Garage ein. Einst dem Chauffeur und seinem Automobil vorbehalten,
beanspruchte nun die ganze Familie Platz in der Garage.3
Laut Jackson4 hat die Garage nun, da die Garage für die gesamte Familie optimiert
wurde, ihre Domestizierung vollzogen.
1 vergl. Jackson 1980, S.1062 vergl. Jackson 1980, S.1073 vergl. Jackson 1980, S.1084 vergl. Jackson 1980 in „The Necessity for Ruin and other Topics ”, S.105-111
22
Nicht nur der Platz in der Garage sondern auch außerhalb ist klar definiert. Vor der
Garage muss genügend Platz zum Parken für ein weiteres Auto sein, denn jeden
Sonntag wird das Auto aus der Garage geholt, gewaschen und poliert. Oberhalb
des Garagentors hat bei typischen US-amerikanischen Häuser ein Basketballkorb zu
hängen, was wiederum den Vorplatz der Garage rechtfertigt.
Mindestens zwei Autos waren und sind noch immer notwendig für eine Familie mit
moderatem Einkommen, aus Gründer der Ablehnung und Mangel des öffentlichen
Verkehrs und weil die Wege durch das Wachstum der Vororte immer länger wer-
den. Ein Auto wird benötigt für den Weg in die Arbeit und zurück und eines für den
Haushalt, um die Bedürfnisse der restlichen Familienmitglieder zu erfüllen.1 Dabei
entsteht ein Teufelskreis, durch die häufigen Ausfahrten werden mehr Dinge nach
Hause gebracht, wodurch wiederum Altes in der Garage verstaut werden muss.
Die Zeitschrift „Practical Builder” prophezeite 19682 die Garage für drei Autos. Eine
massive große Garage verspricht ein eindrucksvolleres Haus und die drei Garagen-
tore lassen auf ein hohes Einkommen des Besitzers schließen. Der zusätzliche Raum
in der Garage kann zur Aufbewahrung eines Bootes oder zur Ausübung von Freizei-
taktivitäten genutzt werden. So wirbt die Zeitschrift mit scheinbaren Vorteilen einer
Dreifachgarage, als hätte sie gerade eine riesige Entdeckung gemacht.
Die Entwicklung von Garagen wird allerdings nicht von Zeitschriften und ihren
Ratschlägen bestimmt, Nachfrage und Bedürfnisse der Bewohner bestimmen sie.
Außerdem war die Zeitschrift mit ihren Prophezeiungen einige Jahrzehnte zu spät;
sie waren längst eingetreten.
In der Zwischenzeit hatte sich auch in Europa das Auto etabliert. Mit der anwach-
senden Motorisierung stieg auch der Bedarf an Einstellplätzen bei Geschäfts- und
Wohnhäusern. Daher wurde 1939 in der Reichsgaragenverordnung gefordert3:
1 vergl. Jackson 1980, S.1092 Erwähnung in Jackson 1980, S.110
3 Das Haus 1955, 1.Heft, 7.Jahrg, S.12
23
„Verordnung § 2 Schaffung von Einstellplätzen:
1. Wer Wohnstätten, Betriebs- und Arbeitstätten oder ähnliche bauliche Anlagen
errichtet oder Um- und Erweiterungsbauten ausführt, die den Wert solcher bau-
lichen Anlagen erheblich steigern, hat für die vorhandenen oder zu erwartenden
Kraftfahrzeuge der Bewohner, des Betriebes und der Gefolgschaft Einstellplätze in
geeigneter Größe, Lage und Beschaffenheit samt den notwendigen Zubehöranlagen
auf dem Baugrundstück oder in der Nähe zu schaffen.
[2. …]
3. Durch öffentliche Polizeiverordnung oder Ortssaztung kann für das ganze
Gemeindegebiet oder für Teile bestimmt werden, daß auch bei bestehenden Wohn-
stätten, Betriebs- und Arbeitsstätten oder ähnlichen baulichen Anlagen Einstell-
plätze nach § 1 für die vorhanden Kraftfahrzeuge der Bewohner, des Betriebs und
der Gefolgschaft gefordert werden kann, wenn auf dem Grundstück die benötigte
Fläche in geeigneter Lage und Größe vorhanden ist.
4. Statt des Einstellplatzes oder eines Teiles können entsprechend große Garagen
geschaffen werden.
§ 3 Garagenbaupflicht
Wenn in den Fällen des § 2 Abs. 1 zu befürchten ist, dass durch das Einstellen meh-
rerer Kraftfahrzeuge die Verkehrs- oder Feuersicherheit gefährdet oder das Wohnen
und Arbeiten in den umliegenden Gebäuden durch Lärm oder Gerüche erheblich
gestört wird, kann die Baugenehmigungsbehörde verlangen, daß statt des Ein-
stellplatzes oder eines Teiles davon Garagen geschaffen werden. Dies gilt auch bei
den im § 2 Abs. 1 genannten Um- und Erweiterungsbauten, wenn der erforderliche
Abstellplatz nicht gewonnen werden kann.”
Das Haus 1955, 1.Heft, 7.Jahrg., S.12
24
Der Bedarf an Garagen in Deutschland war bereits 1939 groß, was die Reichs-
tagsgaragenverordnung aufzeigt, und der Bedarf an Garagen blieb auch in den
folgenden Jahrzehnten noch bestehen. Der Kraftfahrzeugbestand in Deutschland
betrug mehr als 4 Millionen und stieg jährlich um weitere 800.000 Fahrzeuge an.
Die Bauzeitschrift „Das Haus” publizierte 1955 einen Artikel, der die Notwendigkeit
einer Garage aufzeigt. Das Fachmagazin analysiert die verschiedenen Unterstell-
möglichkeiten eines Fahrzeugs und die damit verbundenen Kosten und erteilte auch
Tipps zur Planung der eigenen Garage1:
Für je drei Wohnungen musste ein Abstellplatz vorhanden sein. Falls die dafür not-
wendige Fläche nicht gegeben war, musste an die Stadt ein entsprechender Betrag
bezahlt werden, um damit öffentliche Parkmöglichkeiten zu schaffen. Die Unterbrin-
gung eines Fahrzeugs verursachte Kosten.1
Die kostengünstigste Variante zum Schutz des Autos war/ist eine Plane, aber eine
solche schützt lediglich vor leichten Witterungseinflüssen. Das Fahrzeug bleibt wei-
terhin ein Hindernis auf der Straße.1
Die Garage aus Wellblech als nächste Variante ist etwas billiger als die massiv
ausgeführte Garage, aber sie stört häufig das Gesamtbild der Anlage und ist des-
halb nur im hinteren Teil eines Geländes oder bewachsen auf Gartengrundstücken
vertretbar.1
Die einzelstehende massive Garage war/ist die teuerste unter den bereits ange-
führten Garagen. Die Kosten verringern sich um ca. 10 bis 20%, wenn mehrere
Garagen zusammengebaut werden und nur durch Drahtgitter abgeteilt sind.1
Eine einfachere Lösung ist der überdachte Abstellplatz. Er kann zum Beispiel zwi-
schen zwei Gebäuden eingeschoben werden.1
1 vergl. Das Haus 1955, 1.Heft, 7.Jahrg, S.10-13
25
Die Garage soll aber vor allem so positioniert werden, dass keine Bereiche des Hau-
ses oder um das Haus gestört werden, wie etwa der Eingang oder das Blumenbeet,
und die Garagenumgebung muss genügend groß sein, um Platz zum Ein- und Aus-
fahren sowie zum Wenden zu haben. Die Garagendimensionierung sollte so gewählt
sein, dass ein leichtes Ein- und Aussteigen in das Auto möglich ist, und nach US-
amerikanischen Vorbild besser etwas größer, da die Autogröße stetig steigt.1
Die Kellergarage stellt eine besondere Anforderung an eine gute Bauausführung dar.
Die Abfahrt von der Straße zum Garagenkeller muss ohne Gefährdung des Verkehrs
möglich sein und die entsprechende Raumhöhe muss vorhanden sein. Die Wände
und Decken müssen mit besonders dichtem Putz versehen werden, damit keine
Verbrennungsabgase in den Wohnbereich dringen. Es ist nicht ratsam, oberhalb der
Garage Schlafräume anzubringen.1
Die Einfahrt zur Garage darf nicht den Straßenverkehr oder Passanten/Passantinnen
gefährden. Das Eingangstor muss 2,40m Mindestbreite aufweisen und zweiflügelig
verriegelbar sein.1
Die Adaptionen von Gebäuden als Garage ging rasch voran, dabei sind zwei gegen-
sätzliche Richtungen in der baulichen Entwicklung der Garagen spürbar. Einerseits
hat die Einzelgarage den Wandel von der Zweckmäßigkeit und Effizienz zur Ästhetik
noch nicht vollständig durchzogen. Die Gesellschaft ist auf das Auto angewiesen
und das wird auch weiterhin so bleiben. Die baulich-räumlichen Nebenprodukte der
Gesellschaft und ihrer Transportmittel werden zunehmend unbeliebter. Andererseits
ist es damals wie heute wichtig die Grenzen zwischen Auto und Garage möglichst
transparent zu halten. Der Glanz des Automobils sollte auch auf die Garage abfär-
ben, das Garagentor soll verraten, welche Automarke, welches Modell sich dahinter
verbirgt.
1 vergl. Das Haus 1955, 1.Heft, 7.Jahrg, S.10-13
26
Die Umnutzung der Garage in US-amerikanischen TV-Serien
Die Gesellschaft wird geprägt von der Architektur, und Architektur prägt die Gesell-
schaft. Aufgrund dieses Wechselspiels lassen sich viele Umnutzungen und Funkti-
onsänderungen analysieren und ablesen. So auch in US-amerikanischen TV-Serien,
die in Europa ausgestrahlt werden und ihren Einfluss nehmen. Ein Beispiel ist der
Basketballkorb über dem Garagentor. Mittlerweile in Europa häufiger verbreitet als
in den USA, ist er ursprünglich vom US-amerikanischen Massensport übernommen.
Ein ähnliches Phänomen sind Pools auf privaten Grundstücken, im sonnigen Kali-
fornien erklärbar, jedoch im niederschlagsreichen wechselhaften Österreich reiner
Luxus. Vorbilder für diesen Luxus sind US-amerikanische TV-Serien und Filme. Auch
in Bezug auf Garagen werden europäischen Bauherr/innen einige Vorbilder geliefert,
wie etwa in Position und Größe der Garage. Die Einflüsse zeigen sich allerdings auch
in kleinerer Form, etwa in Form einer Verbindungstür von der Garage ins Wohn-
haus, die im Laufe der Zeit von US-amerikanischen Häusern übernommen wurden.
Die Verbindungstür führt zwar in den seltensten Fällen – wie bei US-amerikanischen
Wohnhäusern – in einen Vorraum der Küche, den sogenannten Schmutzraum/
Waschküche, aber oft in Stiegenhäuser oder Vorräume. Dieses spezielle Betreten
von Wohnhäusern über eine eigene Tür wurde ebenfalls von US-amerikanischen
TV-Serien verbreitet.
Das Ankommen als zentrales Thema wird etwa beim Vorspann der beliebten Zei-
chentrickserie „The Simpsons”1 deutlich: Seit 1989 wird der Garage eine tragende
Rolle zugeschrieben. Der Vorspann zeigt die einzelnen Familienmitglieder bei ihren
Alltagsbeschäftigungen, der Vater bei der Arbeit im Kernkraftwerk, die Mutter mit
der jüngsten Tochter beim Einkaufen, der Sohn bei der Strafarbeit in der Schule und
die Tochter bei der Saxophonprobe. Alle Familienmitglieder kehren nach getaner
Arbeit in ihr Vorstadthäuschen zurück, wo sie zeitgleich vor der Garage eintreffen.
Die Autos der Eltern werden in der Garage geparkt und jeder einzelne stürzt über
die Verbindungstür der Garage ins Wohnzimmer, wo sich die gesamte Familie auf
der Couch niederlässt. Diese Sequenz spiegelt den US-amerikanischen Weg des
Ankommens wieder: über die Garage ins Wohnzimmer.
1 vergl. www.thesimpsons.com, 17.12.2010 (11:36)
27
Die Garage ist aber selten das, was sie vorzugeben scheint. Sie ist nicht nur
Abstellplatz für Autos, sondern viel mehr eine Abstellkammer, ein Partyraum für die
heranwachsenden Kinder oder ein Raum zum Ausweichen für Aktivitäten, die im
Wohnhaus keinen Platz finden.
Diese Thematik wird zum Beispiel in der TV-Serie „Malcom in the Middle” widerge-
spiegelt.
Die Serie handelt vom ganz normalen Leben einer siebenköpfigen Familie mit mit-
telmäßigem bis geringem Einkommen in einem fiktiven US-amerikanischen Vorort.
Die Hauptfigur, der mittlere Sohn Malcom, ist hochbegabt und muss sich gegenüber
den anderen Familienmitgliedern oft durchsetzten, um nicht unterzugehen. Genauso
ist es auch das Leben in dem zu kleinem Vorstadthäuschen, jedes einzelne Famili-
enmitglied muss seinen Platz behaupten und verteidigen. Der Platz ist begrenzt, die
drei Söhne teilen sich ein Zimmer, jeder vorhandene Raum wird optimal ausgenutzt
und trotzdem ist das Haus zum Bersten voll.
In den Anfängen der Serie ist die Garage Abstellkammer für längst vergessenes
Gerümpel, des Öfteren wird ein Flohmarkt veranstaltet um die Garage vom bis an
die Decke gestapelten Dingen zu befreien. Die Garage dient auch als Rückzugs-
raum für einzelne Familienmitglieder. Die Räume des Wohnhauses sind begrenzt,
kein eigenes Zimmer für besondere Beschäftigungen, wie die späte Verwirklichung
des Familienvaters als Künstler, steht zur Verfügung. Seinen Traum vom perfek-
ten Gemälde muss er in der Garage verwirklichen. Auch der zweitjüngste Sohn
hat einen Traum, er will Pianist werden, bekommt aber den Klavierunterricht nicht
bezahlt. Er organisiert sich einen Flügel per Internet, lässt ihn in der Garage auf-
stellen, tarnt den Flügel mit herumliegendem Gerümpel und übt täglich heimlich in
der Garage.
Die Garage wird im Verlauf der Serie als Gästehaus ausgebaut und der zweitälteste
Sohn zieht mit seiner Frau ein.
28
In dieser Serie steht die Garage als Projektionsraum für die Verwirklichung von
Träumen und als Ausweichort zur Verfügung, die Garage beherbergt die Vergangen-
heit in Form des alten Gerümpels und die Zukunft als Raum für eine junge Familie.
In vielen anderen populären TV-Serien wird das Leben in einer US-amerikanischen
Vorstadt wiedergegeben und nicht selten spielt darin auch die Garage eine eigene
Rolle, was anhand der TV-Serie „Two and a Half Men” gut verfolgt werden kann.
Der leichtlebige Werbejingle-Komponist Charlie wohnt mit seinem geschiedenen
Bruder Alan und dessen Sohn Jake in einer Strandvilla in Malibu, Los Angeles.
Die Garage wird des Öfteren beifällig erwähnt, wenn eine der normalerweise sehr
lockeren Beziehungen des Komponisten sich selten aber doch mehr vertiefen und
dem im Strandhaus geduldeten Bruder gedroht wird, seinen Garagenstellplatz für
die neue Flamme hergeben zu müssen.
Jedoch bekommt die Garage eine neue Rolle als sich die Beziehung zur Balletttän-
zerin Mia vertieft, die sehr auf Charlies Gesundheit achtet und ihn anregt, täglich
Sport zu betreiben und ausschließlich Obst und Gemüse zu essen. Der normaler-
weise exzessive Trinker und Genussraucher flüchtet sich in seine Garage, wo er auf
einem Klappstuhl sitzend heimlich ein Glas Scotch trinkt und eine Zigarre raucht.
Hier ist die Garage ein Abstellplatz für die vielen Autos des betuchten Jinglekom-
ponisten, ein Raum von Luxus und Komfort, den der Besitzer gegenüber seinen
weniger gut verdienenden Bruder als Druckmittel einsetzen kann, um zu bekommen
was er will, aber die Garage ist auch ein Zufluchtsort in schwierigen Situationen.
Die Garage ist ein meist männlich dominierter Raum, was sich anhand der oben
angeführten TV-Serien nachvollziehen lässt. Es ist ein Rückzugsort, nicht nur für
das beliebte Auto, sondern auch für dessen Besitzer, dem Familienoberhaupt, dem
Mann. Alles was in den Wohnräumen von der Frau/der Familie nicht gerne gesehen
oder geduldet wird, was im Verborgenen stattfinden soll, findet Platz in der Garage.
29
Eine gendergerechte Garagennutzung kommt so gut wie gar nicht vor in US-ame-
rikanischen TV-Serien, was aber keinen eindeutigen Rückschluss auf das wirkliche
Leben gibt.
Eine US-amerikanische TV-Serie bildet allerdings die Ausnahme, die Serie „Gilmore
Girls”. Die allein erziehende Mutter Lorelai wohnt mit ihrer pubertierenden Toch-
ter Rory in einer fiktiven Kleinstadt von Connecticut in einem Vorstadthäuschen
mit freistehender Garage. Die Garage ist ein Art Lagerraum und wird nicht weiter
genutzt. Das Auto parkt immer in der Einfahrt und lediglich alle paar Jahre, wenn
der Schneefall so groß ist um das Auto freischaufeln zu müssen, wird über das
Versäumnis geklagt, die Garage für anderweitige Dinge zu benutzen und nicht zum
Parken des Autos. Als die Freundin der Tochter einen heimlichen Proberaum für
ihre Bandprobe sucht, stellen Mutter und Tochter die Garage zur Verfügung. Ein
Flohmarkt zur Entrümpelung wird veranstaltet und Schlagzeug mit Band-Utensilien
ziehen ein. Die Band ist bald erfolgreich, die Geheimhaltung nicht mehr zwingend
erforderlich und es folgt die Rückanordnung der Garage zur alten Abstellkammer,
bis der Lebensgefährte der Mutter ein unfertiges Boot erbt und einen Unterstand
und Werkstätte für das Wassergefährt sucht. Die Garage wird zum Bootshaus und
Heimwerkerschuppen. Die Beziehung geht im Verlauf der Serie in die Brüche das
Boot zieht wieder aus. Die Mutter erträgt die Leere in der Garage nicht. Die Garage
weist sie täglich auf ihren Verlust hin und so gestaltet sie die Garage mit Hilfe von
Freunden um, in ein rosafarbenes Nähzimmer für sich selbst.
Die geschlechterspezifische Garagennutzung bewirkt nur minimale Unterschiede,
der Heimwerkerraum bleibt Heimwerkerraum, die Funktion ändert sich nicht, ledig-
lich die Ausgestaltung variiert zu klischeehaft-weiblichen, rosafarbenen Wänden.
30
Kulturelle Unterschiede und deren Einfluss auf die GebäudetypologieWohnhaus und Garage
Bei der Betrachtung von Wohnhäusern und ihren Garagen geht es hier nicht um
Wohnhäuser, die von Architekten geplant und nach modernsten Techniken ausge-
führt sind. Die Betrachtung konzentriert sich vielmehr auf vernakuläre Architektur,
um Wohnhäuser, die durch kulturelle Einflüsse und Traditionen von der Gesellschaft
geprägt wurden und sich stetig anpassen und verändern. Domestizierte vernakuläre
Architektur beinhaltet Gebäude für das Wohnen, Essen, Sitzen, Schlafen, Verstauen
von Dingen, etc. Um diese Tätigkeiten ausführen zu können, müssen die optimalen
Voraussetzungen und die optimalen Räume dafür geschaffen werden.
Dabei muss aber auch ein wesentlicher Unterschied zwischen Stadt und Land gezo-
gen werden. Die urbane Bevölkerung steht unter anderen Einflüssen, Bildungsgrad
und Einkommen sind wesentliche Faktoren, die Einfluss nehmen. Die rurale Bevöl-
kerung steht unter einer höheren sozialen Kontrolle. Diese Faktoren wirken sich
unterschiedlich auf den Bauprozess von Wohnhäusern aus.1
Aber auch allgemeine Faktoren wirken sich auf die Gebäudetypologie Wohnhaus
und Garage aus, wie etwa neue Erkenntnisse im Bereich Gesundheit und Sicherheit,
oder Fortschritte in der Technik. Diese Faktoren können im Bezug auf den Garagen-
bau eine ansteigende Zahl der Autobesitzer bewirken, was wiederum zu Platzpro-
blemen nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch auf dem privaten Grundstück
führt. Dabei müssen die aktuellen Wohnformen neu überdacht werden.
Bei der Planung von Wohnungen und Häusern werden für die kleinste Wohnung
bereits ein bis zwei Parkplätze mit eingeplant, bei größeren Häusern mindestens
drei, dafür werden auch größere Grundstücke benötigt, was wiederum zu einer Zer-
siedelung von Städten und Orten führt, die verkehrstechnisch erschlossen werden
müssen. Diese weite Streuung von Wohngebieten macht die Bevölkerung jedoch
weiterhin abhängig vom Auto. Durch das schnelle Anwachsen des Privatverkehrs
entsteht eine visuelle Veränderung des Erscheinungsbildes der Stadt. Die Stadt wird
geprägt durch die Dominanz von Straßen und Parkflächen.2 Ein gutes Beispiel für
diese Stadtentwicklung ist Los Angeles; darauf wird noch genauer eingegangen.
1 vergl. Jackson 1980, S.1052 vergl. Noble/Jenks 1996, S.47-51
31
Die Dominanz von Autos in der Landschaft wird unterstützt durch die oftmalige
Umnutzung der Garage. Ein geringer Prozentsatz der Bevölkerung, die eine Garage
zur Verfügung haben, benutzen diese, um ihr Auto darin abzustellen, was eine
Umfrage 1991 in England untermauerte1. Zwei Stadtteile von Reading, einer bri-
tischen Stadt in der Grafschaft Berkshire auf halber Strecke zwischen London und
Oxford, wurden untersucht (Lower Earley and Woodley) und Bewohner/innen nach
ihren Gewohnheiten in Bezug auf die Garagennutzung befragt.
Die Umfrage ergab, dass sehr wenige der befragten Leute das Auto nach jeder
Ausfahrt in die Garage stellen, der Großteil nützt die Garage nur im Winter, bei
schlechtem Wetter, oder um das Auto während des Urlaubs sicher zu verwahren.
Die Garage wird benutzt als Abstellraum für Garten- und Haushaltsgeräte, Hand-
werksbedarf, Autozubehör, Sportartikel, Campingausrüstung und Wohnwägen und
vieles mehr. Nicht nur als Abstellraum wird die Garage benutzt, sondern auch als
erweiterter Wohnraum, wie zum Beispiel als Arbeitsraum, zum Halten von Haustie-
ren, als Küche, als Büro oder als Spielraum.1
Drei von fünf befragten Haushalten besitzen zwei oder mehr Autos, eine ausgespro-
chene Minderheit besitzt gar kein Auto.1
Die Benutzung der Garage hängt sehr stark von der Größe ab, Doppelgaragen
werden häufiger benutzt als Einzelgaragen. Die Garage ist nicht nur für das Auto
wichtig, sondern auch zum Verstauen anderer Dinge und wenn dafür in einer klei-
nen Garage kein Platz ist, weicht das Auto, das mit einem eigenen Dach ohnehin
gut gegen Witterungseinflüsse geschützt ist, ins Freie aus.1
Mehr als die Hälfte der Befragten benützt die Straße aber dennoch nicht als Park-
platz, sondern stellt das Auto in die eigene Einfahrt. Das Auto ist auf dem eigenen
Grundstück im Blickfeld der eigenen vier Wände und so scheint es sicherer verwahrt
als auf der Straße.1
1 vergl. Noble/Jenks 1996, S.47-51
32
Die Garagennutzung unterschiedet sich im europäischen Raum nicht wesentlich
vom US-amerikanischen. Die Garage wird sehr häufig als Abstellraum benutzt und
weniger häufig zum Parken des Autos.
Was bedeutet „Parken” für eine/n US-Amerikaner/in?1
Parken beansprucht sehr viel Platz, parken bedeutet ankommen, ein Ziel fast
erreicht haben. Für die US-amerikanische Bevölkerung ist Parken sehr wichtig, sie
nehmen sich den Platz den ihr Auto dafür braucht, egal ob auch genügend Raum
zum Parken zur Verfügung steht. In den USA wird dem Parken in der Regel sehr
wenig Respekt und Affektion entgegengebracht.
„Asphalt too frequently wins over architecture…”
Jakle/Sculle 2004, S.244
Diese Aussage bringt das US-amerikanische Verhalten in Bezug auf Parken sehr
gut auf den Punkt. Parkplätze und Straßen sind oft wichtiger als Gebäude. Der
US-amerikanischen Bevölkerung liegt sehr viel daran, mit dem Auto alles erreichen
zu können, vor der Türe parken zu können, um so wenig Weg wie möglich zu Fuß
zurücklegen zu müssen. Diese Bequemlichkeit steigt, so scheint es, proportio-
nal zum Einkommen. Der typische normalverdienende US-amerikanische Bürger
kann sich ein großes Auto und den dafür nötigen Benzin leisten. Um Bewegung zu
machen wird ein Fitnesscenter angefahren.
Die österreichische Einstellung zum Parken ist in gewisser Weise ähnlich, nur dass
eine klarere Trennung zwischen Stadt und Land gezogen werden muss. Das Stra-
ßennetz ist in Österreich sehr gut ausgebaut, in Städten mit öffentlichen Verkehrs-
mittel und Fahrradwegen genauso wie mit Straßen. In den Ballungszentren gibt
es wenige Parkplätze, die Städte sind langsam gewachsen, die Zentren sind dicht
verbaut und der Platz ist begrenzt.
1 vergl. Jakle/Sculle 2004, S.244-246
33
Weniger gut ausgebaut ist das öffentliche Verkehrsnetz im ländlichen Raum. Grö-
ßere Distanzen müssen zurückgelegt werden, die Intervalle von öffentlichen Ver-
kehrsmitteln sind zu groß, das Netz ist weniger dicht als in Städten und in ruralen
Gebieten gibt es Parkplätze in Hülle und Fülle. Dazu kommt die Unabhängigkeit,
die mit dem eigenen Auto gewährleistet ist, mit öffentlichen Verkehrsmitteln jedoch
deutlich eingeschränkt ist.
US-Amerikaner/innen sind sehr stark mit ihrem Auto verbunden, sie definieren
sich sogar über ihr Auto. Autos geben Auskunft über die Identität einer Person und
Autos stecken Territorien ab. Die Lage des Parkplatzes am Arbeitsplatz (je näher
am Eingang, desto besser) verhilft den/der Beschäftigten zu Ansehen. Das Auto
ist jedoch nicht das einzige Transportmittel, das am Arbeitsplatz das Territorium
absteckt, die so genannte „Bonzenschleuder”, ein separater Lift für höher Bediens-
tete, trägt weiterhin dazu bei.
Autos dienen als Statussymbol genauso wie als Transportmittel. Die US-amerikani-
sche Bevölkerung liebt ihr Auto, sie kümmern sich nicht darum, ob das Parken Platz
in Anspruch nimmt genauso wenig wie es sie kümmert, wie oft sie es für welche
Wegstrecken benützen. Die US-amerikanische Bevölkerung teilt nichts so sehr wie
die Leidenschaft um das Auto. Das Autofahren hat die US-Amerikaner/innen zusam-
men geschweißt.1
Eine Minderheit von US-Amerikaner/innen, meist aus dem liberalen Lager, sieht ein,
dass eine Veränderung notwendig ist. Nicht nur in Bezug auf den großen Platzbe-
darf durch Autos und der immer größer werdende Streuung von Städten, sondern
auch in Bezug auf den Umweltschutz ist es wichtig, eine Veränderung anzustreben.
Ein Großteil der US-amerikanischen Bevölkerung projiziert in ihren Autos Erfolg. Sie
stellt das private Wohl über das der Gesellschaft.1
Auch die österreichische Bevölkerung verknüpft sich sehr stark mit dem Auto, wes-
halb auch in warmen Sommermonaten das Fahrrad keine wirkliche Alternative ist,
denn mit Hilfe des Autos erlangen Autofahrer/innen Ansehen und Respekt.
1 vergl. Jakle/Sculle 2004, S.244-246
34
Das Auto ist Markenzeichen für Wohlstand und Bequemlichkeit.
US-amerikanische Wohnhäuser sind oft visuell dominiert von Garagen und großen
Auffahrten, da der Bedarf an Parkplätzen steigt. Von je einem Parkplatz pro Einfa-
milienhaus/Wohnung auf drei Parkplätze, zwei pro Haushalt und einen für Besucher.
Das zeigt die enge Beziehung der Bevölkerung zum Auto.
Die US-amerikanische Bevölkerung steht aber auch in enger Beziehung zu ihren
Häusern, was nicht überraschend ist, da die Bevölkerung aus einer Nation von
Zugewanderten besteht. Ihre Wohnhäuser werden als Symbole von Sicherheit gese-
hen, sie sind Identität prägend und die Bewohner/innen verwurzeln sich dadurch
besser im fremden Land. Egal welche Hausform, diese Hülle gibt einen reichen
Index von individuellen Werten und kulturellen Ideen wieder.1
Vorder- bzw. Rückseiten von Wohnhäusern und deren Position zur Garage
Für die Betrachtung und Analyse des Wohnhauses, abgesehen davon wie prägend
die Hülle an kulturellen und individuellen Werten ist, muss ein Ausgangspunkt defi-
niert werden.
„Der Raum kann durch die Beziehungssysteme zum Menschen definiert werden.
Die Orientierungsbegriffe, die schon Aristoteles zitierte, das Oben und Unten, Vorn
und Hinten, Rechts und Links sind nur durch die Beziehung zum aufrecht stehen-
den menschlichen Körper brauchbar. Aus diesen Orientierungsparametern bezieht
der menschliche Körper sein Koordinatensystem, das sich in jenem der Architektur
wieder findet.”
Feuerstein 2002, S.6
1 vergl. Howe 2002, S.8
35
Der Körper dient als Ausgangspunkt, um Dinge zu betrachten und sie miteinander
zu vergleichen oder gegenüberzustellen. Der Körper nimmt bewusst oder unbe-
wusst Einfluss im Gestalten von unbelebter Materie aus dem Bedürfnis heraus, mit
unbelebter Materie in Beziehung zu treten. Die Analogie zwischen menschlichem
Körper und Bauwerkskörper wird gezogen, um Bauwerke besser verstehen zu
können, sie besser einordnen, vergleichen, bewerten zu können. Die Kommunika-
tion mit dem Bauwerk wird im Wesentlichen erleichtert, wenn die Fassade einem
menschlichen Gesicht gleicht, wenn Fensteröffnungen als Augen, die Türöffnung als
Mund abgelesen werden können.1
Um nicht nur den Körper als Ausgangspunkt zu definieren, sondern um auch einen
Ausgangspunkt für die Betrachtung der Garage festzulegen, müssen verschiedene
wesentliche Faktoren herangezogen werden.
Wohnhäuser sind gerichtet am Grundstück positioniert, eine Seite ist stark mit
der Straße verbunden und eine Seite mit dem Garten. Sind diese Ausgangspunkte
gegeben, lässt sich weniger präzise definieren, welche der beiden Seiten als Vor-
derseite des Hauses und welche als Rückseite des Hauses betrachtet wird. Ist die
Vorderseite des Hauses die Seite, wo sich der Hauseingang befindet? Oder jene
Seite, die von der Straße aus gesehen wird? Unter Berücksichtigung der Garage
lassen sich gewisse Schemata abzeichnen, die bei der Betrachtung eines Wohnhau-
ses analytisch angewandt werden können. Die Garagenposition gibt Auskunft über
die Seite des Hauses. Im Großteil der zu betrachtenden Beispiele steht die Garage
an der Rückseite des Hauses. Das wurde vermutlich vom ländlichen Bauernhof
übernommen: Stallungen und Wagenschuppen befanden sich dort im hinteren Teil
des Grundstückes im Wirtschaftstrakt, eng gekoppelt mit der Versorgung der Tiere
und mit der Feldarbeit. Auch heute noch werden an der Rückseite des Hauses Wirt-
schaftsräume, Stiegenhäuser und Sanitärräume gebaut. Helle Räume mit großen
Fensteröffnungen werden an der Vorderseite platziert, wie Wohnraum, Essraum und
Büro. In diesen Räumen wird ein Großteil des Tages zugebracht.
1 vergl. Feuerstein 2002, S.8-10
36
Die Vorderseite des Hauses ist die dem Leben zugesandte Seite, introvertiert inner-
halb der Familie zur Gartenseite oder extrovertiert zur Gesellschaft, zum öffentli-
chen Leben zur Straßenseite. Die Vorderseite ist zugleich Schauseite, meist Presti-
geseite, der Öffentlichkeit zugewandte Seite, sehr oft Straßenseite und durch große
Fensteröffnungen, Balkone, Verzierungen an der Fassade, wie Mosaike, Stuck-
schmuck, farblich kontrastierende Elemente, und vieles mehr erkennbar.
Die Rückseite des Hauses ist die intimere Seite. Wirtschaftsräume, Sanitärräume
und das Stiegenhaus sind auf diese Seite ausgerichtet. Die Rückseite wird übli-
cherweise mit kleinen Öffnungen versehen, die Fassade ist reduziert ohne Dekor
ausgeführt und diese Seite ist meist Hof- oder Gartenseite. In vielen Fällen wird die
Rückseite des Wohnhauses von der Garage geprägt.
Vorder- und Rückseiten von Häusern entstehen aber auch, wie bereits oben
erwähnt, aufgrund der Räume, die sich dahinter befinden. Diese Räume unterlagen
und teilweise unterliegen sie auch heute noch einer geschlechtlichen Trennung.
In vielen Gesellschaften gab es eine Unterteilung von öffentlichen und auch privaten
Räumen in männliche und weibliche Bereiche. Anhand der Entwicklung des Land-
hauses lässt sich auch die Entwicklung von genderbezogenen Räumen erklären.
Räume, die für die Repräsentation benutzt wurden waren auf einer Ehrenachse, der
sogenannten „axis of honor” aufgereiht und zogen sich bis in den hintersten Teil des
Wohnhauses. Je weiter der/die Besucher/innen vorgedrungen ist, desto privater und
intimer wurden die Räumlichkeiten.1
An traditionellen Bauernhöfen lässt sich das ebenfalls ablesen. Die Räumlichkeiten
an der Vorderseite waren vormals eher dem Mann zugeordnet, wie etwa die Stube.
Je nach Art der Beziehung zum Gast wurde dieser nur in die Stube vorgelassen,
oder durfte in weitere Räumlichkeiten vordringen. Räume wie Küche, Waschraum
oder Stall waren eher der Frau zugeordnet. Sie sorgte für die Verpflegung der Men-
schen im Haushalt und der Tiere.
1 vergl. Kuhlmann 2003, S.133-134
37
Diese Räumlichkeiten befanden sich im hinteren Teil des Hauses mit der Anbindung
zum Stall. Heute sind die Grenzen zwischen männlichen und weiblichen Räumen
mehr und mehr verschwommen, Frauen sind nicht alleine für den Haushalt zustän-
dig und Männer sind nicht mehr Alleinverdiener, was sich auch auf die Gender-
Beziehung von Räumen auswirkt.
38
Regionale Unterschiede und deren Einfluss auf die Gebäudetypologie Wohnhaus und Garage
Unter dem Einfluss europäischer Kolonialmächte und europäischer Zugewanderter
begann an der Ostküste Nordamerikas die Verstädterung. Über Entwicklungsach-
sen, die erst geschaffen werden mussten, begann die Verstädterung im Westen
zeitversetzt. An der Westküste war der Einfluss der ehemaligen spanischen Kolonial-
macht sehr groß, was sich auf die Struktur und Architektur von Städten auswirkte.1
Es sind keine typischen Merkmale wie Stadtmauern, Burganlagen oder Marktplätze
zu finden, da nordamerikanischen Städten der historische Hintergrund fehlt. Es fehlt
ihnen außerdem an architektonischer und städtebaulicher Vielfalt. US-amerikani-
sche Städte sind auf das Rastersystem, übernommen vom spanischen Kolonialreich,
aufgebaut, und nicht um einen Mittelpunkt wie bei vielen europäischen Städten.
Das Zentrum einer US-amerikanischen Stadt bildet die Stadtverwaltung oder das
Gerichtsgebäude, oftmals von einem Platz umgeben. Im Übrigen besteht eine US-
amerikanische Stadt aus Downtown, Übergangsbereich und Umland.1
Nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkte sich die Suburbanisierung. Die Abwande-
rung in Randgebiete der Städte hatte zur Ursache, dass die Regierung ein Freeway-
System finanzierte, wodurch die Anbindung an Städte schneller und besser wurde.
Außerdem war das Leben für junge Familien in Vorstädten kostengünstiger, da hier
geringere lokale Steuern bezahlt werden mussten. Durch die Wirtschaftskrise und
den Zweiten Weltkrieg wurde der Bau von Wohnungen stark gebremst.1
Europäische Städte werden charakterisiert durch die Präsenz von Geschichte. Sie
sind die Orte, an denen eine moderne Gesellschaft entstanden ist, wo steingewor-
dene Erinnerungen und die Beständigkeit der Bausubstanz auf längst vergangene
Zeiten anspielen. Europäische Städte spiegeln außerdem die Hoffnung auf Emanzi-
pation, durch die Flucht aus der dörflichen Nachbarschaftskontrolle hin zu den Frei-
heiten urbaner Anonymität und Toleranz. Sie zeigen eine urbane Lebensweise auf,
die Gestalt annimmt aufgrund der Durchmischung von Arbeiten und Wohnen, hohen
und niedrigen Bauten. Europäische Städte sind in gewisser Weise geplante Städte;
Generationen von Stadtplanern haben sich über die sozialen, wirtschaftlichen und
politischen Strukturen Gedanken gemacht und vieles auch umgesetzt.2
1 www.klett.de/sixcms/list.php?page=geo_infothek&node=USA+-+St%E4dte, 07.01.2011 (10:36)2 vergl. Siebel 2004, S.13-15
39
1 vergl. Siebel 2004, S.13-152 vergl. Hassenpflug 2002, S.205-2063 vergl. Hassenpflug 2002, S.221-223
Diese Merkmale machen im Einzelnen oder im Gesamten einen Idealtypus aus, der
signifikant für europäische Städte ist.
Der wesentliche Unterschied zwischen europäischen und US-amerikanischen
Städten liegt im historischen Erbe europäischer Städte. Sie weisen eine jahrhun-
dertelange Stadtgeschichte, eingebettet in abendländischer Kulturgeschichte und
Wurzeln in römischer und griechischer Antike auf, gegenüber der jungen US-ameri-
kanischer Stadtgeschichte, die im 17.Jahrhundert mit den ersten großen Einwande-
rungswellen europäischer Kolonialmächte begann.1
Weitere wesentliche Unterschiede liegen im sozialen Wohnungsbau und in einem
funktionierendem flächendeckendem öffentlichen Verkehrsnetz, die die Bevölkerung
europäischer Städte im Kern der Stadt gehalten haben und nicht zu Suburbani-
sierungwellen führten. Das Stadtzentrum bildet bei europäischen Städten einen
starken funktionierenden Kern. Trotz einer von US-amerikanischen Städten beein-
flussten Suburbanisierung bleibt ein konstanter Stadtkern erhalten, im Gegensatz
zu US-amerikanischen Städten, wo dieser oft völlig fehlt.
Unterschiede in der Mentalität trennen europäische Städte weiters von US-ameri-
kanischen Städten. Der Idealtypus eines/r europäischen Bürgers/Bürgerin liegt im
Städter/in, denn Stadtluft macht frei. Der Idealtypus eines/r US-amerikanischen
Bürgers/Bürgerin liegt im Pionier/in und Siedler/in, der die Enge der Stadt verlässt
und die Freiheit in der Weite des Landes sucht.2
Trotzdem wird zusehends von einer Amerikanisierung europäischer Städte gespro-
chen. Auf lange Sicht wird vermutet, dass es zwischen europäischen und US-ame-
rikanischen Städte keine Unterschiede mehr geben wird. Globalisierung, Internati-
onalisierung und Technologie lassen alle Städte zu Einheitsstädten verschmelzen;
jedoch sind US-amerikanische wie europäische Städte in sich zu unterschiedlich, um
ohne Abstraktion einen Vergleich ermöglichen zu können.3
40
„Wien ist anders”
Dieser Leitspruch stammt aus den 1980er Jahren und diente dazu, den unattrak-
tiven Stadtcharakter abzuschütteln und Aufbruch wie Modernität zu signalisieren.
Die Stadt Wien begann ganzheitlich zu denken, was der Stadtentwicklungsplan
1984 zeigte. Die Planung für die Stadt basierte erstmals auf einem ganzheitlichen
und strategischen Konzept. Im gleichen Jahr gewann auch der öffentliche Verkehr
wieder an Wertschätzung gegenüber dem zunehmend zu Problemen führenden
Autoverkehr.1
Mit dem Fall des „Eisernen Vorhangs” 1989 wuchs die Stadt in nur wenigen Jahren
um eine beträchtliche Zahl von Einwohnern/innen an. Davor musste mit Bevölke-
rungsschwund gekämpft werden. Wien wurde zur Metropole im Herzen des Konti-
nents Europa. Diese Mentalität war prägend für die Stadt.1
Wien ist aber auch die Stadt des sozialen Wohnbaus. Los Angeles hatte im Gegen-
satz mit Suburbanisierung aufgrund von Wohnungsnöten zu kämpfen. Zur Zeit der
sozialdemokratischen Stadtregierungen der Zwischenkriegszeit entstanden ein-
drucksvolle kommunale Wohnbauten. Das Rote Wien schaffte es außerdem, Woh-
nungen einige Jahre als Spekulationsobjekte für den Vermögenszuwachs uninteres-
sant zu machen. Sie erwirkten eine Mietzinsfixierung, und durch die neu gebauten
sozialen Wohnungen, die durchschnittlich vier Prozent des monatlichen Einkommens
eines Arbeiters ausmachten, wurde nicht weiter mit Wohnungen spekuliert. Die
Stadt war bereits 1924 die größte Grundbesitzerin Wiens.2
Trotz Wohnungsausbau innerhalb Wiens konnte und kann die Abwanderung in
Umlandgemeinden von Wien, dem sogenannten „Speckgürtel” Wiens nicht aufge-
halten werden. Das Verlangen nach kleinteiliger Bebauung – einem eigenen Haus –
und mehr begrünten Freiflächen – dem eigenen Garten – zog und zieht auch heute
noch viele Menschen ins Wiener Umland. Die vor Jahren noch leistbare Alternative
zum städtischen Eigentum ist heute bereits vorrangiger Eigentumswunsch gewor-
den. Beliebtes Bebauungsgebiet ist vor allem der südliche Speckgürtel von Wien in
1 vergl. Seiß 2007, S.13-152 vergl. Podbrecky 2003, S.15-20
41
Richtung Mödling, weshalb die Grundstückspreise dort in die Höhe steigen.
Dabei ist nicht mit einer Gentrifikation in den Bobo1-Bezirken Wiens – Bezirke die
Andrea Maria Dusl in ihrem Roman „Boboville”, 2008 erschienen, als „Bobograd”
(Leopoldstadt), „Bobopol” (Josefstadt), „Boboville” (Neubau und Mariahilf) und
„Boboais” (Wieden und Margareten) bezeichnet – zu befürchten, sondern innerhalb
des Speckgürtels Wien.2 Die Gentrifikation verdrängt die lang ansässige Bevölke-
rung von ihren Grundstücken und Häusern.
Eine halbe und bis zu einer Stunde Fahrtzeit mit dem Auto (!) wird in Kauf genom-
men, um sein Eigenheim mit Garten in einer Lage, die nicht Stadt und nicht Land
ist, genießen zu können. Der Süden ist so gut wie ausgeschöpft, die nächste Ent-
wicklung führt in den Norden Richtung Klosterneuburg. Junge Familien können sich
das Wohnen im Speckgürtel schon länger nicht mehr leisten, sie siedeln sich am
Rande des Speckgürtels in Niederösterreich an und hoffen, dass sich der Speckgür-
tel weiterhin ausbreitet und sie dann mit ihrem Häuschen irgendwann dazugehören.
„Home, sweet home”
Dies ist der Leitspruch der US-amerikanischen Bevölkerung. Urbane Streuung und
übergroße Einfamilienhäuser sind das Markenzeichen von Los Angeles. Ein Teppich
von ein- bis zweigeschossigen Einfamilienhäusern weitet sich über den gesamten
Stadtraum aus. Die Stadt erstreckt sich niedrig und flächig. Sie ist wirtschaftlich,
politisch und kulturell nach provinziellen Prinzipien organisiert. Das ist auch der
Grund, weshalb das öffentliche Leben in der großen Metropole stagniert, wenn
nicht sogar von einer gesellschaftlichen Isolierung gesprochen werden kann. Der
berühmte Hollywoodregisseur Orson Welles zeichnet ein deutliches Bild, wenn er
feststellt, dass Hollywood das einzige Theaterzentrum ohne Theatercafé ist. Wo
treffen sich die Schauspieler nach den Proben, wo trifft sich das Publikum, um über
das Stück zu diskutieren?3
1 „Bobo” setzt sich aus den Wörtern „bourgeois” und „bohemian” zusammen, wird jedoch überwiegend gegen-teilig gedeutet und wurde von David Brooks, New York Times Kolumnist in seinem Buch „Bobos in Paradise: The New Upper Class and How They Got There” im Jahr 2000 geprägt.2 vergl. http://www.falter.at/print/F2004_26_1.php, 15.01.2011 (15:00)3 vergl. Jacobs 1963, S.56
42
Die Befragung von Menschen, die in Los Angeles wohnen, ergab ähnliche Ansichten
über ihre Stadt. Es wurde von einem „Zerfließen” der Stadt und „Fehlen von gegen-
ständlichen Elementen, die mit Erinnerungen behaftet sind” gesprochen. Dieses
mache die Stadt unruhig und wirke störend. Jungen sowie älteren Einwohnern/
innen hängt der „dazumal-Gedanke” an die Stadt nach. Sie glauben sich erinnern
zu können, dass früher das Stadtleben in Los Angeles anders beschaffen war.1
„Bei den Einwohnern ist eine Bitterkeit oder eine Art von Sehnsucht festzustellen,
die als Bedauern über die vielen Veränderungen ausgelegt werden könnte – oder
aber einfach als Unfähigkeit, sich rasch genug anzupassen, um mit ihnen Schritt zu
halten.”
Lynch 1989, S.59
Durch die weite Streuung von Los Angeles schafft die Stadt mehr offene Räume und
Freiflächen als andere US-amerikanische Großstädte und trotzdem ist die Luftver-
schmutzung sehr hoch. Der schmutzige Dunst wird von örtlichen Gegebenheiten,
wie die Zirkulation der Meeresluft und von der weiten Streuung der Stadt, wodurch
ein gewaltiges Ausmaß an Kraftfahrverkehr aufgewendet werden muss, verursacht.
Weit gezogene Siedlungen und Grünflächen fördern Luftverunreinigung anstatt sie
zu mindern.2
Jacobs geht sogar soweit, von einer Zerstörung großer US-amerikanischer Städte
durch den Kraftfahrverkehr mittels Schnellstraßen, Parkplätze, Tankstellen, Auto-
kinos und vieles mehr zu sprechen. Für den Kraftfahrverkehr werden Gebäude
abgerissen und Straßen erweitert, dabei verliert die Stadt ihren Charakter und jede
Stadt gleicht der anderen. Die Straßenräume ergeben ein unübersichtliches Durch-
einander und für Fußgänger werden Wege weitläufig, kompliziert und zusammen-
hanglos. Aber ohne Autos gäbe es ein ähnliches Chaos in den Städten. Die Wege
werden von Menschen zurückgelegt und gäbe es keine Autos, würde es andere
Hilfsmittel geben, um Wege in kürzester Zeit hinter sich zu bringen.3
1 vergl. Lynch 1989, S.592 vergl. Jacobs 1963, S.67
3 vergl. Jacobs 1963, S.180
43
Ein Versuch, der in Los Angeles durchgeführt wurde, zeigte deutlich, dass die
Verbreiterung der Straßen nicht automatisch zur Auflockerung des Verkehrs führt.
Der Bedarf an Kraftverkehr wächst automatisch, je mehr Raum ihm zur Verfügung
gestellt wird. Die Lösung dieser Explosion an Kraftverkehr ist eine möglichst große
Vielzahl an Auswahlmöglichkeit von Verkehrsmittel. Die Mannigfaltigkeit in der
Benutzung der Verkehrswege verhindert Verkehrsstau. Gebäude wie Schulen, Kran-
kenhäuser, Kinos oder Einkaufszentren, die einen großen Anlauf an Menschen haben
und nur mit dem Auto zu erreichen sind, führen zu Verkehrsstauung.1
1963 wurde in Los Angeles gemessen, dass 95% des gesamten Verkehrs innerhalb
der Stadt mit Privatautos zurückgelegt wurden.2
Tatsächlich gab es aber auch in Los Angeles eine Zeit, wo vermehrt Straßenbahnen
durch die Stadt gefahren sind. Die Stilllegung des öffentlichen Personennahverkehrs
begann in den 1970er Jahren in 45 US-amerikanischen Städten, unter anderem in
Los Angeles. Es wird zu einem wesentlichen Prozentsatz der größten US-Automobil-
baugesellschaft General Motors Company vorgeworfen, die sukzessive Anteile des
öffentlichen Verkehrsunternehmens aufgekauft zu haben, um es stillzulegen und
durch Fahrzeuge und Betriebsstoffe aus eigener Produktion zu ersetzen. Die krimi-
nelle Verschwörung wurde zu spät erkannt, bis dahin war die Zahl der Straßenbahn-
züge bereits auf ein Minimum reduziert worden und die Massenmotorisierung hatte
bereits eingesetzt.3
1 vergl. Jacobs 1963, S.1352 vergl. Jacobs 1963, S.1863 vergl. en.wikipedia.org/wiki/Great_American_streetcar_scandal, 15.01.2011 (16:10)
44
Im folgenden Abschnitt wird versucht, eine Gegenüberstellung von US-amerika-
nischen und österreichischen Wohnhäusern, speziell des Einfamilienhauses, zu
veranschaulichen. Untersuchte Gebiete sind im Wesentlichen Randgebiete von Los
Angeles und Umlandgemeinden von Wien. Diese Gebiete wurden systematisch ana-
lysiert und möglichst flächendeckend abgefahren, wobei die Auswahl der einzelnen
Wohnhäuser nach Auffälligkeit der Garage getroffen wurde. Ein besonderes Merk-
mal wurde auch auf Gebiete mit unterschiedlichen Einkommensschichten gelegt,
um eine breitere Streuung des zu untersuchenden Materials zu erzielen.
Die Garage wurde aufgrund von folgenden Merkmalen analysiert:
Erscheinungsbild: Fällt die Garage sofort auf? Ist sie versteckt im Hintergrund?
Dominanz: Ist die Garage der dominierende Bauteil im Gefüge oder fügt sie sich
dem Wohnhaus ein?
Ausgestaltung und Erschließung: Wie wird das Garagentor in Größe und Verhältnis
zur Eingangstür gestaltet? Wie verlaufen die Wege von der Straße zur Garagenein-
fahrt und zum Hauseingang?
Größe: Wie viele Autos fasst die Garage und wieviele Autos stehen noch in der
Einfahrt?
Bei der Gegenüberstellung wurde besondere Aufmerksamkeit der Position der
Garage zum Wohnhaus, deren Größenverhältnis sowie Symbolik und Dekor der
Garage gewidmet.
Gegenüberstellung Wien – Los Angeles
45
Vösendorf
Breitenfurt
Hietzing1130 Wien
Innere Stadt1010 Wien
Tulln an der Donau
Spillern
Maria Enzersdorf
Leopoldsdorf
OberwaltersdorfTrumau
Guntramsdorf
Wiener Neudorf
Liesing1230 Wien
Leobendorf
Biedermannsdorf
Santa Monica
Beverly Hills
Malibu
Hollywood
InglewoodMarina Del Rey
Culver City
Groß-EnzersdorfPurkersdorf
Stockerau
Downtown
analysierte Gebiete
Gemeindegrenze
analysierte Gebiete
Gemeindegrenze
Vösendorf
Breitenfurt
Hietzing1130 Wien
Innere Stadt1010 Wien
Tulln an der Donau
Spillern
Maria Enzersdorf
Leopoldsdorf
OberwaltersdorfTrumau
Guntramsdorf
Wiener Neudorf
Liesing1230 Wien
Leobendorf
Biedermannsdorf
Santa Monica
Beverly Hills
Malibu
Hollywood
InglewoodMarina Del Rey
Culver City
Groß-EnzersdorfPurkersdorf
Stockerau
Downtown
analysierte Gebiete
Gemeindegrenze
analysierte Gebiete
Gemeindegrenze
Vösendorf
Breitenfurt
Hietzing1130 Wien
Innere Stadt1010 Wien
Tulln an der Donau
Spillern
Maria Enzersdorf
Leopoldsdorf
OberwaltersdorfTrumau
Guntramsdorf
Wiener Neudorf
Liesing1230 Wien
Leobendorf
Biedermannsdorf
Santa Monica
Beverly Hills
Malibu
Hollywood
InglewoodMarina Del Rey
Culver City
Groß-EnzersdorfPurkersdorf
Stockerau
Downtown
analysierte Gebiete
Gemeindegrenze
analysierte Gebiete
Gemeindegrenze
Abb.45.1 analysierte Gebiete mit Gemeindegrenzen: Wien, Los Angeles
46
Geographische MerkmaleNobelviertel
Die Betrachtung bezieht sich auf zwei Wohngebiete: das US-amerikanische Beverly
Hills im Großraum Los Angeles und den am US-amerikanischen Vorbild inspirierten
Wohnpark Fontana im österreichischen Oberwaltersdorf.
Wohnpark Fontana1
Südlich von Wien in der Gemeinde Oberwaltersdorf in Niederösterreich befindet
sich der Wohnpark Fontana. Der Wohnpark Fontana ist jedoch nicht wirklich Teil
des Ortes Oberwaltersdorf, sondern ein eigenständiger Ort im Ort. Das Kommu-
nikationsverhalten der Bewohner/innen beider Ortschaften ist geprägt von einer
größtmöglichen Distanz, worauf auch von der Besitzergesellschaft (Magna Lie-
genschaftsverwaltung) großen Wert gelegt wird. Die Zielgruppe der hier wohnen-
den Bevölkerung, die von der Besitzergesellschaft angestrebt wurde/wird ist eine
„Upperclass Community”. Die wohlhabenden Bewohner/innen werden genauso wie
die Gebäude des Wohnparks selbst, bei geschäftlichen Treffen des Magna Konzerns
von wichtigen internationalen Geschäftspartnern als Repräsentationsobjekte vorge-
führt.
1994 war Baubeginn, bereits zwei Jahre später fand die Einweihung des Fontana-
parks und der Europazentrale statt. Heute umfasst der Wohnpark 350 Einfamili-
enhäuser und 65 Appartements im Kolonialstil. Als Bewohner/innen werden nur
Eigentümer/innen zugelassen. Es gibt einen Katalog, der acht standardisierte Häu-
sergrundrisse zur Auswahl stellt. Weitere Vorschriften sind: eine der 25 verschie-
denen Pastelltöne als Fassadenfarbe für das eigene Haus, einheitliche Garagentore
und Zierelemente und kein Zaun um das eigene Grundstück.
Die Häuser liegen an breiten Wohnstraßen nach US-amerikanischem Vorbild. Alleen
umsäumen die Straßen und bilden eine Trennung zwischen Gehweg und Verkehrs-
fläche. Jeder Vorgarten wird regelmäßig von einem „Green Keeper” gepflegt, um
ein einheitliches Erscheinungsbild zu erzielen. Das Gesamterscheinungsbild ist sehr
wichtig.
1 vergl. fontana.at/, 28.06.2010 (16:38) und www.wu.ac.at/inst/iir/seminare_Novy/suburbanes_wien/Fontana.pdf, 28.06.2010 (17:02)
47
Das Zentrum des Wohnparks bildet die Klubanlage. Hier trifft man sich zum Golfen
oder man spaziert um den künstlich angelegten Teich. Ein Ortsplatz als Treffpunkt
wurde nicht vorgesehen.
Beverly Hills1
Beverly Hills liegt im westlichen Stadtgebiet von Los Angeles und ist heute Sitz
vieler berühmter US-amerikanischer Filmschaffender und andere wohlhabender
Bewohner/innen.
Das Land wurde um 1900 von einer Ölfirma gekauft, erwies sich allerdings für
Ölbohrungen unrentabel, weshalb es wenig später in Bauland umgewidmet wurde.
Palmen, Akazien, Eukalyptus und Pfefferbäume umgeben die angelegten Straßen
des Wohngebietes.
1914 kamen die ersten Siedler/innen, bereits fünf Jahre später zogen die ersten
Schauspieler/innen in diesen Stadtteil.
In der Größe sind sich die Wohnhäuser im österreichischen Wohnpark Fontana und
im US-amerikanischen Beverly Hills sehr ähnlich. In Beverly Hills sind Wohnhäuser
vorwiegend eingeschossig, dafür aber weitläufiger in deren Grundflächen ange-
legt, im Wohnpark Fontana sind sie zweigeschossig, kompakter und im kolonialen
Villenstil. Markant in beiden Orten sind die Garagentrakte. Im Wohnpark Fontana
stehen die Garagen sehr oft orthogonal zum Wohnhaus oder sind leicht abgerückt,
in Beverly Hills finden sich alle möglichen Variationen: als eigener Baukörper, als
Hinterhofgarage, dem Haus angebaut oder eingebunden.
Die Zufahrt zum Haus im Wohnpark Fontana ist nach US-amerikanischem Vorbild
gestaltet und somit nahezu ident mit Beverly Hills:
Breite Wohnstraßen sind mit Bäumen umgeben. In Österreich sind es Laubbäume,
in den USA Palmen oder ähnliches. Nach der Baumzeile kommt der Gehweg.
1 vergl. www.beverlyhills.org/about/radio/default.asp, 28.06.2010 (17:57)
48
Direkt angrenzend zum Gehweg beginnt der Vorgarten ohne Gartenzaun, dennoch
lässt sich der Rasen des einen Grundstücks in dessen Farbe, Schnittlänge und Hal-
mart deutlich vom Rasen des anderen Grundstücks unterscheiden.
In einem unterscheiden sich die Zufahrten von Beverly Hills von denen im österrei-
chischen Fontana Wohnpark sehr stark. In Beverly Hills führen die Zufahrten nicht
nur von der Straße zu der Garage, sondern sind halbkreisförmig angelegt von der
Straße zurück auf die Straße. Eine Vorfahrt vor den Hauseingang oder Durchfahrt
mit dem Auto ist möglich. Die Garagenzufahrt zweigt von diesem Halbkreis ab.
Dem/Der Bewohner/in und dem/der Besucher/in ist es möglich, das Auto zu prä-
sentieren und vorzuführen indem eine Runde Straße-Hauseingang-Straße passiert
wird. Autos können in dieser Durchfahrt ebenso geparkt werden wie auf den großen
gepflasterten Plätzen vor den Garagen im Wohnpark Fontana. Die Zufahrten im
Wohnpark Fontana sind groß und breit angelegt und sie verschmelzen fast immer
mit dem Gehweg zum Hauseingang. Auch hier ist Platz genug, um zwei bis drei
Autos abzustellen.
Charakteristisch für Beverly Hills ist die so genannte „rear lane”, eine kleine Straße,
die an der Rückseite des Hauses vorbeiläuft und hauptsächlich zum Parken und zur
Müllentsorgung verwendet wird. Das ergibt den Vorteil, bis zu fünffache Garagen
direkt an die rear lane anzubauen ohne die Repräsentanz der Schaufassade zu ver-
letzen. Dies ist ein US-amerikanisches Phänomen, das sich in Österreich noch nicht
durchgesetzt hat.
In Österreich sind die Rückseiten von Häusern der Privatheit vorbehalten. Hinter
dem Haus befindet sich der Garten – der intime und familiäre Bereich des Hauses.
An den Garten des einen Grundstücks stößt der Garten des Nachbars. Die meisten
Wohnhäuser sind nur an einer Seite an die Straße angebunden. An dieser einen
Straßenseite ist alles vereint: die Zufahrt für die Bewohner/innen und Besucher/
innen ebenso wie Anlieferung, Ver- und Entsorgung. Wie bereits erwähnt wurde,
können jedoch Vorder- bzw. Rückseite eines Hauses je nach Definition sich ändern.
49
Bei beiden Wohngebieten ist eine Liebe zu Details feststellbar, die in weniger
wohlhabenden Wohngebieten kaum auftritt. Die Wohnhäuser wie die Garagen sind
dekoriert mit überhöhten Fenster- und Türumrahmungen, mit Stuckleisten (an den
Gebäudeabschlüssen zusätzlich in einer Kontrastfarbe hervorgehoben) und mit
Säulenportiken.
50 Nobelviertel: Wohnpark Fontana ‒ Beverly Hills
Abb.50.1 Eisteichstraße, 2522 Oberwaltersdorf
Abb.50.2 Alpine Drive, Beverly Hills
pict 0958Platanenstraße 44, 2522 Oberwaltersdorf
pict 0954Eisteichstraße 23, 2522 Oberwaltersdorf
pict 0680516 Alpine Drive, Beverly Hills, LA
pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 0958Platanenstraße 44, 2522 Oberwaltersdorf
pict 0954Eisteichstraße 23, 2522 Oberwaltersdorf
pict 0680516 Alpine Drive, Beverly Hills, LA
pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Die Garage ist hier ein eigener
dominanter Baukörper, angebaut
an das Wohnhaus. Im österrei-
chischen Beispiel ist die Garage
dem Haus vorgelagert, sie steht
mit ihrer gesamten Länge vor dem
Haus, und nur die Rückseite der
Garage und die Straßenfassade
des Wohnhauses treffen aufein-
ander. Im US-amerikanischen
Beispiel ist die Garage seitlich
angebaut und etwa zwei Meter
über die Straßenfassade des
Wohnhauses vorspringend. Durch
das Vorspringen der Garage und
die breite Zufahrt sind beide Gara-
gen besonders auffällig.
Die Bewohner/innen beider Häuser
haben offenbar eine Vorliebe für
die Sportart Basketball. In der
österreichischen Variante muss
das Spielfeld auf die ruhige Wohn-
straße ausweichen, da durch die
sehr weit herausragende Garage
der Vorplatz zu klein ist.
Fallbeispiel 1
51Nobelviertel: Wohnpark Fontana ‒ Beverly Hills
Die US-amerikanische Lösung ist, wie auch in vielen US-amerikanischen Serien
vermittelt wird, geradezu klischeehaft: Der Basketballkorb über der Garage gehört
ebenso sehr zur TV-Garage wie das Auto. Allerdings erwies sich dieses Klischee als
veraltet oder überzeichnet. Tatsächlich gibt es in Los Angeles sehr wenige Häuser
mit einem Basketballkorb über der Garage.
Die Zugangssituation zu beiden Wohnhäusern ist ähnlich. Der Weg führt direkt und
geradlinig von der Straße zum Haus. Durch die rückspringende Häuserfassade ist
der Weg von der Straße zum Haus länger als der Weg von der Straße in die Garage.
Ein schmaler Weg verbindet den Gehweg zur Eingangstür mit der Garagenzufahrt.
Dem/der Besucher/in ist die Wahl des Weges freigestellt. Der Eingang liegt in bei-
den Fällen in einer Nische versteckt unter einem Vordach. Auf die Eingangssituation
aufmerksam gemacht wird durch Zierelemente: im österreichischen Beispiel ein
angedeuteter Säulenportikus, der Eingang selbst liegt im Dunkeln. Im US-ameri-
kanischen Beispiel eine überhöhte Nische, die sich mit dem Dach verschneidet und
mit einer Lampe geschmückt ist. Die Lampe soll bei Dunkelheit auf den Eingang
hinweisen, den Eingang aber nicht beleuchten, da sie über dem Vordach platziert
wurde. Der Hauseingang bekommt durch die Überhöhung der Nische mehr Bedeu-
tung und kann in etwa mit dem Garagentor gleichgesetzt werden. Im Wohnpark
Fontana ist die Garage mit Lampen geschmückt. Bei Dunkelheit ist die Garagenein-
fahrt beleuchtet.
Die Garagengrößen sind unterschiedlich. Die österreichische Garage ist für ein Auto
und als Stauraum für Sonstiges gedacht, während die US-amerikanische Garage für
zwei Autos dimensioniert ist. Jedoch ist das Größenverhältnis Garage zum Wohn-
haus in beiden Beispielen ähnlich, dies gilt auch für die Ausschmückung der Garage.
In beiden Fällen ist die Garage mit Elementen des Wohnhauses dekoriert und zeigt
die gleiche Dachform. Im österreichischen Beispiel sind weiters die Übergänge von
Fassade und Dach beim Wohnhaus wie auch bei der Garage in einer anderen Farbe
hervorgehoben und auch die Garage ist mit einem Satteldach und einem Fenster
ausgestattet.
52 Nobelviertel: Wohnpark Fontana ‒ Beverly Hills
Abb.52.1 Platanenweg, 2522 Oberwaltersdorf
Abb.52.2 Alpine Drive, Beverly Hillspict 0958
Platanenstraße 44, 2522 Oberwaltersdorf
pict 0954Eisteichstraße 23, 2522 Oberwaltersdorf
pict 0680516 Alpine Drive, Beverly Hills, LA
pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 0958Platanenstraße 44, 2522 Oberwaltersdorf
pict 0954Eisteichstraße 23, 2522 Oberwaltersdorf
pict 0680516 Alpine Drive, Beverly Hills, LA
pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 2
53Nobelviertel: Wohnpark Fontana ‒ Beverly Hills
Beide Garagen wirken wie eigenständige Baukörper, sind aber tatsächlich mit dem
Wohnhaus an der Rückseite verbunden. Die österreichische Garage steht orthogonal
zum Wohnhaus, daraus entsteht ein großer Vorplatz, der in diesem Fall als weitere
Parkmöglichkeit benutzt wird. Die US-amerikanische Garage befindet sich in einer
Linie zum Wohnhaus. Hier wurde kein Vorplatz geschaffen, sondern eine Durch-
fahrt; auch diese bietet weitere Parkmöglichkeiten. Beide Garagen wirken in ihrer
Ausformulierung wie eine verkleinerte Kopie des Hauses. Die Dachform des Hau-
ses, Rücksprünge im Grundriss und Dachverschneidungen werden an der Garage
weitergeführt und auch die Fensterelemente sind vom Wohnhaus übernommen. Die
Straßenfassade der Garage wiederholt im österreichischen Beispiel das Thema des
Eingangsportikus, anstatt der Tür ist hier ein Fenster in der Fassade positioniert.
Ähnlich verhält es sich auch am US-amerikanischen Beispiel. Hier wird der Dachgie-
bel über der Eingangstür zur Dachgaupe auf der Garage. Diese Elemente sind nicht
mit der Funktion als Garage verbunden, sie spiegeln das Wohnhaus in der Garage
und sollen somit der Garage einen wohnlichen Eindruck geben.
Die breite Einfahrt führt direkt zum Hauseingang, ein Gehweg für Fußgänger/innen
ist nicht vorhanden, nur ein Wegstück verbindet die Eingangstür mit der Garage.
Besucher/innen, die zu Fuß kommen, betreten über die Einfahrt das Grundstück.
Die Größe der Garage ist in beiden Beispielen für zwei Autos und Lagerfläche
dimensioniert. Das Verhältnis Garage zum Wohnhaus ist von der Straße aus
betrachtet unausgewogen. In beiden Fällen wirkt die Garage zur Straßenfassade
des Hauses zu groß. Das scheinbare Abrücken der Garage vom Wohnhaus verleiht
der Garage noch mehr Bedeutung, weil sie dadurch größer dimensioniert wirkt.
Die Garage des österreichischen Beispiels erscheint aufgrund ihrer Größe wie ein
Seitenflügel des Wohnhauses.
54 Nobelviertel: Wohnpark Fontana ‒ Beverly Hills
pict 0959Hoffeldstraße 23, 2522 Oberwaltersdorf
pict 0677524 Alpine Drive, Beverly Hills, LA
pict 0959Hoffeldstraße 23, 2522 Oberwaltersdorf
pict 0677524 Alpine Drive, Beverly Hills, LA
Abb.54.1 Waldstraße, 2522 Oberwaltersdorf
Abb.54.2 Alpine Drive, Beverly Hills
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 3
55Nobelviertel: Wohnpark Fontana ‒ Beverly Hills
Im österreichischen wie im US-amerikanischen Beispiel ist die Garage ins Wohnhaus
integriert. Lediglich ein breites Garagentor deutet darauf hin, dass dieser Teil des
Hauses dem Auto vorbehalten ist. Der Raum oberhalb der Garage im österreichi-
schen Beispiel wird als Wohnraum genutzt. Wäre nicht das Garagentor, könnte man
meinen, dass anstatt der Garage ein Wohnzimmer untergebracht sei, denn in der
Seitenwand der Garage sind Fenster angebracht. Sind sie dort, um das Fassadenbild
zur Straße zu komplettieren oder um dem/der Nachbar/in einen versteckten Blick
auf das teure Auto zu gewähren?
Das Beispiel von Beverly Hills zeigt die Garage und das Wohnhaus mit einem
gemeinsamen Dach überbaut. Dadurch ergibt sich eine einheitliche Fassade, aber
aufgrund der Funktion der Garage könnte sie auch als eigener Baukörper ausge-
führt sein. Die Garage wirkt klein und unscheinbar neben den großen Fensteröff-
nungen und der markanten Eingangstür.
Die Zugangssituation ist ähnlich wie im vorhergehenden Beispiel: Die Garagenzu-
fahrt ist der Straße am nächsten, von der Garagenzufahrt zweigt ein schmaler Geh-
weg zum Hauseingang ab. Die Zufahrt am Beispiel des Wohnparks Fontana endet
in einer Sackgasse, während in Beverly Hills eine Durchfahrt möglich ist. Beide
Varianten bieten die Möglichkeit, dort weitere Autos abzustellen.
Bei beiden Wohnhäusern ist der Eingang des Hauses besonders dominant. Die
Ablenkung von der Garage hin zum Eingang ist gelungen. Beide Eingänge sind
aufwendig überdacht: einmal mit einem Säulenportikus, der aus der Orthogonalität
des Hauses ausbricht und anhand des US-amerikanischen Beispiels an einer Über-
höhung des Eingangs mit einer kuppelartigen Überdachung.
Die Garagengrößen sind in beiden Fällen ähnlich groß, das Volumen kann von zwei
Autos und Abstellfläche ausgefüllt werden.
56
Thematische und funktionale MerkmaleKellergarage
Die Garage als Fundament des Hauses
Die Kellergarage ist ein Phänomen, das hauptsächlich in Europa und nicht selten in
Österreich vorkommt, jedoch nicht in den USA. Der Großteil der US-amerikanischen
Häuser ist nicht unterkellert.
Der Keller hat in Österreich einen besonderen Stellenwert und eine lange Tradition.
Früher wurde der Keller zum Lagern von Lebensmitteln und Getränken verwendet,
da im Erdreich die Temperatur konstanter blieb und so die eingelagerten Lebens-
mittel länger genießbar waren. Heute kann der ganze oder teilweise unterirdische
Kellerraum, dank der fortschrittlichen Entwicklung, besser abgedichtet und iso-
liert werden und somit hat sich auch der Verwendungszweck des Kellers erheblich
erweitert. Er wird nach wie vor benutzt, um Lebensmittel zu lagern, aber auch der
Heiz- und Waschraum ist dort untergebracht, die Wäsche wird im Winter zum Trock-
nen aufgehängt, ein Heimwerkerraum oder ein Partykeller für die heranwachsen-
den Kinder steht zur Verfügung, oft ist auch ein kleiner Wellnessbereich mit Sauna
und Fitnessgeräten eingebaut. Alles wozu der/die Österreicher/in nicht unbedingt
Tageslicht benötigt, wird in den Keller verlagert, oft ist dies auch ein irgendwann zu
entsorgendes Gerümpel.
In den folgenden Beispielen ist die Garage oder besser gesagt das parkende Auto in
den Keller integriert worden.
Der Keller bildet die Sockelzone des Hauses. Durch das Einschieben der Garage
in den Keller wird diese Zone von der Garage verdrängt. Darunter leidet oft das
Erscheinungsbild des Hauses. Durch die große Öffnung des Garagentors entsteht
ein Einschnitt in diese Zone und das Wohnhaus wirkt durch die Kellergarage ent-
wurzelt. Auch die Rampe, die zum Garagentor führt, trägt zur Entwurzelung bei. Sie
leitet den Blick des Betrachters direkt zur Schwachstelle des Hauses.
Von der Straße aus ist die Garage nur undeutlich erkennbar. Ein breites Tor, eine
Rampe deuten die Garage an. Ein Teil des Vorgartens wird durch die Zufahrt einge-
schnitten, zwei Stützmauern trennen die Rampe vom Vorgarten. Die Garagengröße
57
ist von außen nur über die Breite des Tores erkennbar, der Raum dahinter könnte
das gesamte Untergeschoß einnehmen. Die Dominanz der Positionierung im Bau-
werksgefüge Wohnhaus-Garage ist nicht gegeben, mit einem Baukörper sind beide
Funktionen, Wohnen und Parken, abgedeckt.
Einerseits ist es eine praktische Lösung, das Parken des Autos in den Keller zu ver-
legen, andererseits ist es auch mit einem hohen Aufwand und Kosten verbunden,
die nicht jede/r Bauherr/in auf sich nehmen will und kann. Eine stabile Rampenkon-
struktion muss errichtet werden, um das Ein- und Ausfahren des Autos zu gewähr-
leisten. Die Garage muss in massiver Bauweise erfolgen, da sonst die Lasten des
Wohnhauses darüber nicht übernommen werden können. Bei einer angebauten
oder freistehenden Garage kann die Bauweise in Leicht- oder Massivbau erfolgen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei Kellergaragen ist das Eintreten in das Wohnhaus.
Wohnhäuser mit Kellergaragen werden hauptsächlich über den Keller betreten. Es
gibt immer eine Verbindungstür zwischen Keller und Wohnraum. In vielen Fällen
entsteht ein interner Hauseingang über die Garage. Das Auto wird in der Garage
abgestellt und die Bewohner/innen betreten über die Verbindungstür ihre Wohn-
räume. Der eigentliche Haupteingang wird zum Nebeneingang der Gästen vorbehal-
ten ist.
58 Kellergarage: Die Garage als Fundament des Hauses
Eine zweite Garage ist neben der Abfahrt zur Kellergarage angebaut.
Diese Garage ist ausgeführt wie das Wohnhaus: Die Fassadenfarbe
und auch das Satteldach ist vom Wohnhaus übernommen worden.
Beide Baukörper zeigen mit der Giebelseite zur Straße, wobei die
Garage dem Haus vorgelagert ist.
Der Hauseingang befindet sich an der Seitenwand. Der geradlinige
Weg führt direkt zum Eingang, ist jedoch weit weg von der Straße
zurückversetzt.
Die beiden Zufahrten zu den Garagen sind sehr dominant. Sie neh-
men einen Großteil der Straßenfassade ein.
Abb.58.1 Prinz-Eugen-Straße, Groß-Enzersdorf
Abb.58.2, Marienhofstraße, Stockerau
Dieses Beispiel zeigt ein Eckhaus mit zwei Seiten zur Straße. An einer
Seite befindet sich der Eingang, an der zweiten Straßenseite befindet
sich die Garagenabfahrt. Es ist eine breite Garage für zwei Autos mit
breiter, langer Zufahrt. Die Sockelzone des Wohnhauses ist durch
die Garage „durchlöchert” und verliert somit an Standfestigkeit. Das
Wohnhaus wirkt dadurch wie entwurzelt.
Fallbeispiel 4
Fallbeispiel 5
59Kellergarage: Die Garage als Fundament des Hauses
Das Wohnhaus steht mit der Giebelseite zur Straße. Ein langer Weg
führt entlang des Hauses zur Eingangstür, die von der Straße aus
nicht sichtbar ist. Der Eingang wirkt verkümmert und wird wahr-
scheinlich nur von Gästen benutzt. Der Hauptzugang zum Haus ist
vermutlich über die Garage/den Keller.
Abb.59.1 Kastanienallee, Groß-Enzersdorf
Die Einfahrt in die Garage ist von der Straße aus kaum sichtbar, nur
das breite Tor im Zaun weist darauf hin. Der Hauseingang befindet
sich in der Straßenfassade und ist über eine Treppe erreichbar. Die
Eingangstür wird von Glasbausteinen umgeben und die Öffnung wirkt
dadurch der Garagenöffnung gleichwertig.
Der überhöhte Hauseingang gegenüber der abgesenkten Garage
ergibt eine klar ausformulierte Wertigkeit.
Abb.59.2 Kastanienallee, Groß-Enzersdorf
Fallbeispiel 7
Fallbeispiel 6
60
Gartengarage
Die Garage als Mittelpunkt des Gartens
Eine lange Einfahrt führt seitlich am Wohnhaus vorbei zum hinteren Teil des Grund-
stücks und nimmt dabei einen beträchtlichen Teil der Grundstücksfläche ein. Hier
befindet sich, meist freistehend, die Garage. Von der Straße aus gesehen tritt die
Garage in ihrem Erscheinungsbild in den Hintergrund. Sie wird auf ihre Funktion
beschränkt, nicht wichtiger genommen als sie ist.
Voraussetzung für dieses Baukörpergefüge ist ein großes und breites Grundstück.
Der gepflasterte oder asphaltierte Weg ist lediglich Ein- bzw. Ausfahrt, bestenfalls
noch Parkplatz und nimmt dafür sehr viel Platz in Anspruch. Um diese Zufahrt wird
der Garten kleiner.
Durch das Abrücken der Garage in den hinteren Teil des Grundstücks, entfernt vom
Wohnhaus, kann eine Hofsituation entstehen. Das Wohnhaus tritt in Dialog mit der
Garage, auch wenn die Hierarchie von vornherein geklärt ist: die Garage ordnet sich
in ihrer Größe und Gestaltung unter. Viele dieser Wohnhäuser besitzen eine Hinter-
tür. Die Bewohner/innen betreten das Haus über eine Hintertür und der eigentliche
Haupteingang – lediglich benutzt von Gästen – wird dadurch zum Nebeneingang.
Die Garage gleicht hier einer funktionalen Skulptur im Garten. Ähnlich einem Gar-
tenzwerg positioniert sie sich inmitten des grünen Gartens, nur dass der Garage
eine Funktion anhaftet. Sie wird hier nicht als öffentlicher Puffer zwischen Stra-
ßenraum und Wohnraum eingesetzt, sondern dient als private, familiäre Grenze
zwischen Wohnraum und Freiraum. Daraus können auch beliebte Kombinationen
entstehen, wie Garage und Geräteschuppen. Der Baukörper beherbergt nicht nur
den Fuhrpark der Bewohner/innen, sondern auch während der kalten Jahreszeit die
Gartenzwergsammlung, den Rasenmäher und die Gartenmöbelgarnitur. Eine weitere
Kombinationsmöglichkeit ist Garage und Poolhaus. Der eigene Pool im (meist zu
kleinen) Garten wird mit der Garage und dem dazugehörigen Poolhaus umgeben.
In Kombination mit der Garage wird ein separater Baukörper im Gefüge eingespart.
Garage und überdachte Veranda stehen ebenfalls als Kombination zur Verfügung.
61
Die Garagenmauer dient als Windschutz für den Sitzplatz im Garten und eine Per-
gola, beispielsweise mit Weinranken umwachsen, bietet Sonnenschutz. Die Garage
dient hier als Stützpfeiler für den Freiraum.
Aufgrund der Grünraumnähe und der Kombinationsmöglichkeit mit dem Gartenhaus
lag die Vermutung nahe, eine Gestaltung ähnlich eines „Knusperhauses1” vorzufin-
den, doch diese Vermutung konnte mit keinen Beispielen belegt werden. Es fanden
sich reine Gartenhäuser, die diesem Aussehen sehr nahe kamen, jedoch nicht in
Verbindung mit Garagen.
Eine Umfrage in den USA ergab, diese Form der Garage, vom Wohnhaus abgerückt
und über eine schmale Zufahrt erreichbar, als die Beliebteste, obwohl das nicht
wirklich verständlich ist, weil ein großer Teil des Gartens für die Garage und die
Zufahrt in Anspruch genommen wird.2
Ob angebaut oder freistehend, die Position der Garage ist ausschlaggebend für
einen gut gestalteten Hinterhof oder –garten.
1 Holzblockhütte mit Schnitzereien verziert, sieht einem Lebkuchenhaus sehr ähnlich2 vergl. : Planning 2001, Vol.67, No.6, S.17-18
62 Gartengarage: Die Garage als Mittelpunkt des Hauses
Abb.62.1 Gnedgasse, 1130 Wien
Abb.62.2 Loyola Boulevard, Los Angeles
pict 1000Gnedgasse 1, 1130 Wien
pict 07818424 Loyola Blvd., LA
pict 0679510 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 962Oskar-Helmer-Straße 25, 2511 Trumau
pict 1000Gnedgasse 1, 1130 Wien
pict 07818424 Loyola Blvd., LA
pict 0679510 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 962Oskar-Helmer-Straße 25, 2511 Trumau
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 8
63Gartengarage: Die Garage als Mittelpunkt des Hauses
Beide Garagen sind vom Wohnhaus seitlich zurückversetzt. Während die Garage
im Beispiel aus Österreich an der Seite mit dem Wohnhaus verbunden ist, steht die
Garage am US-amerikanischen Beispiel weit abgerückt seitlich hinter dem Wohn-
haus. Hier gibt es einen Hinterhof im Gegensatz zum Gefüge im österreichischen
Beispiel. Er wird hier als Abstellfläche für die Mülltonnen benutzt oder zum Parken
weiterer Autos. Eine steile Treppe führt an der Hinterseite ins Haus. Die Straßen-
seite des Hauses ist reine Schaufassade.
Die Garage im österreichischen Beispiel ist schmucklos ausgeführt und das Verhält-
nis Haus zur Garage ausgewogen. Hier zeigt sich das Wohnhaus von seiner Giebel-
seite gegenteilig zum US-amerikanischen Beispiel, wo die Garage den Giebel des
Satteldaches in Farbe und Stil des Wohnhauses zur Straße präsentiert. Das Zeigen
des Giebels betont die Garage, da es der einzige Baukörper im Gefüge ist, der mit
dem Giebel zur Straße weist.
Die Eingänge beider Häuser sind leicht angehoben, Stufen führen zur Haustüre. Die
unmittelbare Straßennähe unterstützt das Entdecken des Einganges nicht unbe-
dingt, beide Eingänge sind von Pflanzen umwachsen und liegen in einer dunklen
Ecke des Wohnhauses.
64 Gartengarage: Die Garage als Mittelpunkt des Hauses
pict 1000Gnedgasse 1, 1130 Wien
pict 07818424 Loyola Blvd., LA
pict 0679510 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 962Oskar-Helmer-Straße 25, 2511 Trumau
pict 1000Gnedgasse 1, 1130 Wien
pict 07818424 Loyola Blvd., LA
pict 0679510 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 962Oskar-Helmer-Straße 25, 2511 Trumau
Abb.64.1 Oskar-Helmer-Straße, 2511 Trumau
Abb.64.2 Alpine Drive, Beverly Hills
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 9
65Gartengarage: Die Garage als Mittelpunkt des Hauses
Auch diese Beispiele zeigen Hinterhofgaragen, die sich seitlich hinter dem Wohn-
haus befinden. Sehr auffällig sind hier die breiten gepflasterten Zufahrten zu den
Garagen. Die Zufahrt am US-amerikanischen Beispiel schlägt einen Keil in das
Grundstück, der einzig zum Ein- und Ausfahren des Autos in der Garage und zum
Parken davor benutzt werden kann. Beide Garagen sind von der Straße aus nur
wenig sichtbar. Deutlich zeigen sich die breiten weißen Garagentore, hingegen las-
sen sich die Eingangstüren nicht so leicht ausmachen. Am österreichischen Beispiel
ist von der Straße aus kein Hauseingang erkennbar. Am Wohnhaus im US-ame-
rikanischen Beispiel liegt der Eingang zwar in der Straßenfassade, aber in einem
zurückversetzten Baukörper, der über einen schmaler Weg entlang der Fassade
erreicht wird und von der Garagenzufahrt abzweigt.
Beide Garagen sind schmucklos mit Flachdächern ausgestattet. Die Garage am
Beispiel aus Österreich spiegelt das Wohnhaus wieder: die gleiche Fassadenfarbe
wurde verwendet und ein Fenster dekoriert die Garagenfassade. Die Größe beider
Garagen ist ausgewogen im Verhältnis zum Wohnhaus.
66
Viel Parken, wenig Wohnen?
Die folgenden Beispiele zeigen US-amerikanische Garagen, die mit dem Wohnhaus
eng verwachsen sind. Das Erscheinungsbild der Garagen in der Straßenfassade des
Wohnhauses ist sehr dominant. Der vorgeschobene Garagentrakt nimmt annähernd
die Hälfte der Straßenfassade ein. Unterstützt wird diese dominante Wirkung durch
das breite Garagentor, das groß genug ist, um zwei Autos gleichzeitig nebeneinan-
der in der Garage einzuparken. Doch der erste Eindruck kann täuschen, die Wohn-
häuser sind niedrig, meist eingeschossig und stehen mit der etwas schmäleren
Häuserseite zur Straße. Von außen lässt sich sehr schwer erkennen, wo die Garage
endet und der Wohnraum beginnt.
Sehr markant ist ebenfalls die breite Zufahrt zur Garage: Zwei Fahrspuren führen
direkt zum Garagentor. Es wirkt, als würde sich die Straße bis zur Garage schlän-
geln, da die Zufahrt charakteristisch der Straße gleicht – breit und asphaltiert. Die
Hauszugänge zweigen von den Garagenzufahrten ab, sind erhöht, über zwei bis drei
Stufen erreichbar und von der Straße aus trotz des Rücksprungs in den Häuserfas-
saden gut sichtbar.
Alle Häuserfassaden sind klar und einfach ausgeführt. Eine Kontrastfarbe hebt sich
von der Fassadenfarbe ab. Durch diese Klarheit und die spezielle Farbgebung tritt
die Fläche des großen Garagentors besonders in den Vordergrund.
Warum dominiert die Garage gegenüber dem Wohnhaus? Benötigen die Bewohner/
innen tatsächlich so viel Platz für ihre Fahrzeuge und sonstigen Dinge? Wohnen
mehrere Generationen unter einem Dach, hat jeder der im Haus wohnenden Perso-
nen ein eigenes Fahrzeug? Oder häufen sich lediglich viele Dinge in der Garage, die
zu entsorgen sind oder im restlichen Haus keinen Platz finden? In den USA haben
die wenigsten Häuser Keller und daher werden mehr Gegenstände, wie Sportarti-
kel, Gartenutensilien oder Dinge zum Ausüben einer Freizeitbeschäftigung, in die
Garage verbannt, wie bereits erwähnt. Dafür wird die Garage etwas größer ausge-
führt und eine eigens dafür vorgesehene Abstellnische eingeplant.
XL-Garage
67
Mit großer Wahrscheinlichkeit lässt sich anhand der Garagenpositionierung sagen,
dass es eine Verbindungstür zwischen Garage und Wohnraum gibt. Diese Verbin-
dungstür führt in den meisten Fällen direkt in die Waschküche und daran anschlie-
ßend liegt die Küche. Die Waschküche dient als Puffer zwischen Garage und Küche,
die Gerüche vermischen sich hier, die Abgasluft des Autos wird mit wohlriechendem
Küchenduft ersetzt und auch die schmutzige Straßenkleidung wird hier zurückgelas-
sen.
68 XL-Garage: Viel Parken, wenig Wohnen?
pict 05911500 Walgrove Ave., LA
pict 06044478 Huntley Ave., Culver City, CA
pict 06064467 Huntley Ave., Culver City, CA
Abb.68.2 Huntley Avenue, Culver City
Der Garagentrakt, der leicht vorgerückt
ist, bildet hier zum Wohnhaus einen flie-
ßenden Übergang. Das Dach der Garage
ist gleichzeitig das Vordach des Hausein-
gangs. Der Baukörper der Garage wirkt
durch das Einschließen des Vordachs noch
größer. Der Wohntrakt rückt in den Hin-
tergrund. Die Haustüre steht als verbin-
dendes Glied dazwischen. Die Eingangs-
türe bekommt durch die vorgelagerte
Garage eine zusätzliche Rahmung und
kann so in Konkurrenz mit dem breiten
Garagentor treten.
pict 05911500 Walgrove Ave., LA
pict 06044478 Huntley Ave., Culver City, CA
pict 06064467 Huntley Ave., Culver City, CA
Hier wirken Wohnhaus und Garage wie
einst von einem Erdbeben auseinander-
gerüttelt und später falsch zusammen-
gesetzt. Die Dachneigung des Hauses
setzt sich im Garagentrakt fort, aber ein
Sprung und das Versetzen des Garagen-
daches stellt sicher, dass es sich hier um
einen eigenständigen Baukörper handelt.
Das Wohnhaus ist sehr schmucklos aus-
geführt, zwei Fensteröffnungen (eine vom
Baumstamm verdeckt) und ein Eingang
befinden sich im Schatten des großen
breiten Garagentors.
Abb.68.1 Huntley Avenue, Culver City
Fallbeispiel 10
Fallbeispiel 11
69XL-Garage: Viel Parken, wenig Wohnen?
pict 05911500 Walgrove Ave., LA
pict 06044478 Huntley Ave., Culver City, CA
pict 06064467 Huntley Ave., Culver City, CA
Abb.69.1 Walgrove Avenue, Los Angeles
Hier ist der Garagentrakt eindeutig vom
Wohnhaus zu unterscheiden. Orthogonal
zum Wohnhaus angebaut bildet sich eine
Hofsituation, die aber durch die Garagen-
einfahrt dominiert wird. Das Garagentor
sitzt hier nicht in der Straßenfassade des
Wohnhauses, sondern an der Seitenwand,
die von der Straße aus nicht so gut sicht-
bar ist. Die Garage zeigt sich zur Straße
hin von ihrer besten Seite, der Giebel-
front. Die Ausformulierung der Garage
ist sehr auffällig gegenüber dem Wohn-
haus. Der Giebel der Garage ist mit einer
hellen Bretterschalung verkleidet, die
beim Giebel des Wohnhauses fehlt. Unter
dem Giebel der Garage ist ein Fenster mit
Fensterläden positioniert, die Fenster im
Wohnhaus haben keine Fensterläden.
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 12
70
Im Erdgeschoss parken, im Obergeschoss wohnen
Eine funktionale Zweitnutzung des Garagenbaukörpers entsteht hier dadurch, dass
die Garage in die Erdgeschoßzone des Wohnhauses, die oft als Wohnfläche weniger
attraktiv ist, eingebunden wird. Der Raum über der Garage bietet mehr Aussicht,
hellere Räume oder erhöhte Freiflächen.
Die Garage ist hier nicht nur als Behausung für das Auto vorgesehen, sondern das
Dach der Garage wird auch als Terrasse, als erweiterter Garten oder als zusätzlicher
Wohnraum oberhalb der Garage verwendet. Je nach Einbindung ins Gefüge wird
entweder Wohnraum verloren, dafür aber Gartenfläche gewonnen oder Gartenfläche
verloren, aber Wohnraum gewonnen.
Die Ausformulierung dieser Einbindung bringt gewisse Schwierigkeiten. Vor allem
die Positionierung der Garage zum Wohnhaus muss gut durchdacht sein. Das ist
von zwei Gesichtspunkten aus zu betrachten, einerseits von der Anbindung der
Garage mit der Straße (wie kommt das Auto in die Garage und der Mensch ins
Wohnhaus?) und andererseits von der Anbindung der Wohnräume mit dem Raum
oberhalb der Garage. Für welche Zwecke wird dieser Raum benutzt? Als Wohnraum
oder Terrasse? Die Terrasse sollte unmittelbar an Esszimmer oder Wohnzimmer
angrenzen.
Eine gelungene Staffelung ergibt sich bei Hanghäusern. Das Erdgeschoß ist gleich-
zeitig auch Kellergeschoß, das Obergeschoß ist gleichzeitig auch das Erdgeschoß,
weil das Haus in einen Hang gebaut ist. Die Garage kann ins Erdgeschoß/Keller
gebaut werden und ein ebenerdiger Ausgang in den Garten ist trotzdem gegeben,
bei gelungener Anbindung ergibt sich sogar eine ebenerdige Verbindung mit der
Terrasse über der Garage und dem Garten.
Da aber nur die wenigsten Häuser in einen Hang gebaut werden, zeigen die folgen-
den Beispiele gut und weniger gut gelungene Staffelungen von Garage und Wohn-
raum auf ebenen Grundstücken.
Vertikale Staffelung
71
Alle Wohnhäuser sitzen mehr oder weniger direkt an der Straße und die Zufahrten
zu den Garagen sind daher sehr kurz. Die Zufahrten verschmelzen mit dem Gehweg
und ein gepflasterter, asphaltierter oder mit Kies versehener Vorplatz entsteht.
Obwohl die Eingänge im Verhältnis zu den Garagen sehr klein wirken, sind alle
Eingangssituationen gut überschaubar und leicht erkennbar. Eine zurückversetzte
Nische oder ein markantes Vordach deutet den Eingang an. Es gibt keine Konkur-
renz zwischen dem Baukörper des Wohnhauses und dem der Garage, denn sie
verschmelzen miteinander, nur die Eingangsöffnungen konkurrieren miteinander.
72 Vertikale Staffelung: Im Erdgeschoß parken, im Obergeschoß wohnen
Abb.72.1 Los Angeles Abb.72.2 Los Angeles
Abb.72.3 Los Angeles Abb.72.4 Los Angeles
Fallbeispiel 13
73Vertikale Staffelung: Im Erdgeschoß parken, im Obergeschoß wohnen
Die hier ausgewählten Beispiele zeigen US-amerikanische Wohnhäuser, deren
Erdgeschoßzonen ausschließlich zum Parken des Autos benutzt werden. Oberhalb
der Garage befinden sich in verschiedenen Ausführungen bündig oder vorspringend
Wohnräume.
Nur an einem Beispiel ist ersichtlich, wo sich der Zugang zu den Wohnräumen
befindet, alle anderen Häuser geben keine Auskunft darüber. Erfolgt der Eingang ins
Haus über die Garage, oder an einer anderen Hausseite?
Das erste Foto zeigt eine US-amerikanische „Nutzstraße”. Die Rückseiten der Wohn-
häuser sind zueinander gekehrt. Die Fassaden sind schlicht, mit wenigen Fenstern
versehen (es gibt keine schöne Aussicht) und große Garagentore und Mülltonnen
prägen das Erscheinungsbild dieser Straße. Das Leben spielt sich hier nicht auf
der Straße ab, es passiert hinter den privaten vier Wänden oder vielleicht noch im
privaten Garten.
Gibt es eine attraktivere Fassade des Hauses? Und ist diese dem privaten Garten
zugewandt oder einer Allee gesäumten Wohnstraße?
Diese Fragen konnten trotz eingehender Analyse nicht zufrieden stellend beantwor-
tet werden.
Die drei restlichen Fotos zeigen ähnliche Häusertypen: drei bis vier Garagen befin-
den sich direkt an der Straße. Das Erscheinungsbild der Häuser ist geprägt durch
die Garagentore oder wie am letzten Bild durch die Rückseiten der geparkten Autos.
Das Flächenverhältnis zwischen Parkfläche und Wohnfläche ist annähernd gleich.
Die eingeschossigen Häuser haben eine Parkebene und eine Wohnebene.
74 Vertikale Staffelung: Im Erdgeschoß parken, im Obergeschoß wohnen
Diese Beispiele weisen über der Garage eine Kombination aus
Wohnraum und Balkon auf. Das Garagentor sowie die Fenster in der
Fassade bilden eine Fläche, der Balkon darüber oder seitlich darü-
ber angebaut soll vom großen Garagentor ablenken. Die Geländer
beider Balkone sind massiv, vollflächig und ebenfalls weiß wie die
Garagentore, womit sie die Aufmerksamkeit auf sich lenken sollen.
Das gelingt nicht besonders gut, die Größe des Tores dominiert die
Straßenfassade des Hauses. Am US-amerikanischen Beispiel versu-
chen die ebenfalls sehr großen Fensterflächen mit dem Garagentor zu
konkurrieren, aber die dunklen Fensteröffnungen treten gegenüber
dem weißen Garagentor in den Hintergrund. Das automatisch öffen-
bare Garagentor bleibt die dominanteste Öffnung des Hauses.
Beide Eingänge liegen in einer Nische unter dem Balkon. Neben den
Garagentoren wirken sie unbedeutend klein.
In beiden Fällen verschmilzt die Garagenzufahrt mit dem Hauszugang
zu einem breiten gepflasterten Weg.
Abb.74.1 Gnedgasse, 1130 Wien
Abb.74.2 Santa Barbara
Fallbeispiel 14
75Vertikale Staffelung: Im Erdgeschoß parken, im Obergeschoß wohnen
Abb.75.1 Gnedgasse, 1130 Wien
Abb.75.2 Santa Barbara
Über der Garage befindet sich die Terrasse. Die Garage/Terrasse ist
in beiden Beispielen dem Wohnhaus vorgelagert, das ergibt eine
gute Anbindung zur Straße für das Auto und eine ideale Verbindung
der Terrasse mit dem Wohnraum. Das Garagendach bekommt eine
Doppelnutzung: Schutz des geliebten Autos und Sonnendach für die
Bewohner/innen. Zusätzlich wird die Wand der Garagen höher gezo-
gen und dient als Brüstung für die Terrassen. Die Größe der Garage
steht in Verbindung mit der Größe der Terrasse.
Die Terrassen-Garage im US-amerikanischen Beispiel wirkt als Ruhe-
pol im Gefüge der verschiedenen einzelnen Baukörper mit jeweils
eigenem Satteldach. Sie ist geometrisch klar ausgeführt, einzig ihre
Größe hebt sich ab.
Die Garage im österreichischen Beispiel ist dem Haus an dominanter
Stelle vorgelagert und angebaut. An diesem Beispiel ist die Garage
nicht so gut in den Baukörper integriert wie am US-amerikanischen
Beispiel.
Beide Garagen sind schmucklos und schlicht ausgeführt. Die großen
Fensteröffnungen im Wohntrakt verbinden sich mit dem breiten Gar-
agentor. Im österreichischen Beispiel sind die einzigen Gliederungs-
elemente in der Garage die Fensteröffnungen mit Glasbausteinen zur
Straßenseite.
Der Zugang beider Häuser erfolgt über die Garagenzufahrt. Am US-
amerikanisch Beispiel ist der Eingangstrakt der Garage vorgelagert.
Die Garage ist in der Wand zurückversetzt und tritt so in den Hinter-
grund. Die Betonung liegt auf der massiven Terrassenbrüstung.
Fallbeispiel 15
76 Vertikale Staffelung: Im Erdgeschoß parken, im Obergeschoß wohnen
Abb.76.1 Stockerau
Abb.76.2 Malibu
Beide Garagen sind wieder im Baukörper des Wohnhauses integriert
und diesmal befindet sich über der Garage der Wohnraum. In beiden
Beispielen wirken die Straßenfassaden breit und hoch, am US-ameri-
kanischen Beispiel wird die Fassade vom Wohntrakt beherrscht, wobei
am österreichischen Beispiel eindeutig die beiden Garagen dominie-
ren.
Die im Wohnhaus integrierte Garage am österreichischen Beispiel ist
mit einer beträchtlichen Raumhöhe und vier Fenstern in der Seiten-
fassade ausgestattet, während die daneben angebaute Garage eine
einem Auto entsprechende Raumhöhe aufweist. Offensichtlich wird
die überhöhte Garage auch noch für andere Zwecke herangezogen,
wozu die Bewohner/innen Tageslicht und einen hohen Raum benöti-
gen. Die Horizontalverglasungen in den Toren unterstützten die Breite
der Garagen. Die angebaute Garage verbindet sich nicht mit dem
Wohnhaus. Die niedrigere Raumhöhe und das Flachdach separieren
diesen Teil.
Am US-amerikanischen Beispiel ist die Straßenfassade dunkel mit
wenigen und kleinen Fensteröffnungen, das lässt das weiße, automa-
tisch öffenbare Doppelgaragentor besonders hervortreten.
Beide Eingänge sind leicht zurückversetzt und nicht in einer Ebene
mit der Garage. Der Eingang des Hauses im Beispiel von Österreich
tritt ganz in den Hintergrund, während der des Hauses im Beispiel
der USA mit dem vorgezogenen Dach ganz gut auf sich aufmerksam
macht. Weitere Eingänge direkt in den Garten befinden sich an beiden
Seiten des Hauses. Alle Eingänge sind hier durch die weißen Türen
gut sichtbar. Die Straßenfassade wirkt abgesehen vom Garagentor
sehr geschlossen, trotzdem weist dieses Haus im Vergleich zu ande-
ren Wohnhäusern in Malibu eine ästhetisch ansprechende Straßenfas-
sade auf.
Fallbeispiel 16
77
Architektonische Merkmale Straßengarage
Die Garage als Schutzwall
Die Garage ist hier als Puffer zwischen Straße und Wohnhaus positioniert. Sie dient
als Übergangszone zwischen dem öffentlichem Raum, der Straße und dem privatem
Raum, dem Wohnen. Der/Die Bewohner/innen bauen eine Art Schutzwall auf, um
sich vor der viel befahrenen Straße und unliebsamen Nachbarn zu schützen.
Von der Straße aus ist ein Dachgiebel, ein Schornstein oder bestenfalls ein Stück
Dachfläche sichtbar. Die Garage alleine bildet nicht den gesamten Schutzwall,
Sträucher oder Gartenzäune umwachsen das restliche Grundstück. In manchen Fäl-
len sind es aber auch Gebäude, die nahtlos aneinander gefügt wurden. Sie scheinen
auf den ersten Blick das Vordringen zum Wohnhaus unmöglich zu machen.
Die Garagenposition an der Straße ist an und für sich gut gewählt, das Grundstück
wird nicht durch eine lange Zufahrt zur Garage durchfurcht, der Garten kann in sei-
ner gesamten Größe genützt werden. Auch wenn der Eingang schwer erkennbar ist,
so wird er dennoch benutzt. Die Garagen sind in den meisten Fällen freistehend und
eine Verbindungstüre zum Wohnhaus ist daher nicht möglich. Die Straße, an der
solche Häusertypen aufgereiht sind, bekommt einen völlig kontrastierenden Cha-
rakter. Garagen und parkende Autos davor dominieren das Straßenbild. Von einer
Wohnstraße kann nicht mehr gesprochen werden, da die Einfamilienhäuser weit
abgerückt im hinteren Teil der Grundstücke positioniert sind. Wohnen findet nicht
auf der Straße statt, sondern hinter dem eigenen Gartenzaun. Es wird schwieriger,
nachbarschaftliche Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.
Die Fassade der Garage tritt hier anstelle der Fassade des Wohnhauses auf. Die
Garage wird zum repräsentativen Baukörper, da das Wohnhaus im Verborgenen
liegt. In Größe und Form stehen viele Garagen den Wohnhäusern nichts mehr nach.
Dächer, Fassadenfarbe und kontrastierende Garagentore erwecken einen vage Vor-
stellung auf das Wohnhaus dahinter.
Die Garagen-Schutzwälle können Blickfang und Abschottung gleichermaßen sein,
ebenso wie Sockelzone eines Bauwerks und Fundament für einen attraktiv gestalte-
ten Vorgarten.
78 Straßengarage: Die Garage als Schutzwall
Abb.78.1 Unterrohrbach, Stockerau
Abb.78.2 Malibu
pict 1059Leobendorferstraße, 2105 Leobendorf
pict 076723090 California 1, Malibu, LA
pict 06324564 Dundee Drive, Hollywood
pict 1010Dostalgasse, 1130 Wien
pict 1059Leobendorferstraße, 2105 Leobendorf
pict 076723090 California 1, Malibu, LA
pict 06324564 Dundee Drive, Hollywood
pict 1010Dostalgasse, 1130 Wien
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 17
79Straßengarage: Die Garage als Schutzwall
Bei diesen Beispielen ist von der Straße aus nur die Garage sichtbar, das Wohn-
haus dahinter wird lediglich durch eine Dachspitze angedeutet. Das Wohnhaus am
österreichischen Beispiel steht auf einem flachen tiefen Grundstück, die Bebauung
zur Straße übernimmt die Doppelgarage, das Wohnhaus befindet sich im hinteren
Teil des Grundstücks. Das Grundstück des US-amerikanischen Beispiels ist eines
der beliebten Strandabschnitte Malibus. Auf einer Seite begrenzt das Grundstück
eine sechsspurige Straße (Pacific Coast Highway), auf der anderen Seite wird der
Blick freigegeben durch die Weite des Meeres. Natürlich wird hier der Ausblick auf
das Meer gewählt und die Straße so gut wie möglich abgeschottet, eben mit einer
Garage. Im österreichischen Beispiel ist es ähnlich, auch hier verläuft eine viel
befahrene Bundesstraße direkt angrenzend am Grundstück. Die Abschottung ist in
diesen beiden Fällen verständlich.
Die Zugänge zu den Häusern sind neben den Garagen ersichtlich. Der Weg zum
Haus am österreichischen Beispiel führt über einen Gartenweg. Es gibt keine Ver-
bindung von der Garage zum Haus, anders als am US-amerikanischen Beispiel; hier
ist das Wohnhaus in Hanglage an die Garage angebaut und ein überdachter Weg
oder Gang führt ins Hausinnere.
Die Garagen sind alle schmucklos funktionell ausgeführt, einzig die Dachform cha-
rakterisiert das Wohnhaus. Das Erscheinungsbild der Garagen wird von den Toren
dominiert.
80 Straßengarage: Die Garage als Schutzwall
pict 1059Leobendorferstraße, 2105 Leobendorf
pict 076723090 California 1, Malibu, LA
pict 06324564 Dundee Drive, Hollywood
pict 1010Dostalgasse, 1130 Wien
pict 1059Leobendorferstraße, 2105 Leobendorf
pict 076723090 California 1, Malibu, LA
pict 06324564 Dundee Drive, Hollywood
pict 1010Dostalgasse, 1130 Wien
Abb.80.1 1130 Wien
Abb.80.2 Hollywood
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 18
81Straßengarage: Die Garage als Schutzwall
Diese beiden Häuser sind den vorhergehenden ähnlich, mit dem Unterschied, dass
es sich hier nicht um eine angrenzende zweispurige Bundesstraße oder gar den
sechsspurigen Pacific Coast Highway handelt sondern um einspurige Wohnstraßen,
wo eine davon sogar in eine Sackgasse führt. Hier ist die Abschottung zur Straße
hin nicht verständlich. Ist es die Angst vor Blicken der Nachbarn/innen?
Das österreichische Beispiel zeigt ein Grundstück an der Ecke zweier Wohnstraßen.
Das Garagentor und der begrünte Zaun bilden die Straßenfassade, ein Teil des
Daches ist sichtbar.
Der/Die Besucher/in muss das gesamte Grundstück umrunden, um einen Zugang
zu finden. Offen bleibt die Frage, wie die Bewohner/innen dieses Hauses das Grund-
stück betreten, nachdem sie das Auto in der Garage abgestellt haben. Gibt es eine
Verbindungstür von der Garage zum Garten oder gehen sie der Straße entlang bis
zum entfernten Gartentor?
Das Wohnhaus am US-amerikanischen Beispiel gibt nicht so viele Rätsel auf. Hier
handelt es sich um ein Hanggrundstück mit Ausblick über die Hügel von Hollywood.
Das Wohnhaus ist in den Hang gebaut und der am höchsten liegende Punkt ist
die Garage. Seitlich von der Garage liegt gut sichtbar der Hauseingang. Auch hier
bildet die Garage die Straßenfassade, die Schauseite des Hauses ist nur von einer
anderen Hügelkuppe sichtbar. Interessant ist hier weiters der Rollentausch von
Garagentor und Eingangstüre. Die Eingangtür ist vollflächig und breit ausgeführt
und lässt eher auf ein marktübliches Garagentor schließen als auf eine Eingangs-
türe. Das Garagentor bekommt dagegen durch die Milchglasscheibenelemente einen
besonders wohnlichen Charakter. Es könnte sich auch um ein Wohnzimmerfenster
handeln, würde nicht die breite Einfahrt und die bis zum Boden gehende Öffnung
die Garage andeuten.
82 Straßengarage: Die Garage als Schutzwall
Abb.82.1 Rodauner Straße, 1230 Wien
Abb.82.2 San Francisco
pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien
pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien
pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wienpict 1019
Rodaunerstraße, 1230 Wien
pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien
pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien
pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wienpict 1019
Rodaunerstraße, 1230 Wien
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 19
83Straßengarage: Die Garage als Schutzwall
Die Garagen befinden sich auch hier wieder direkt an der Straße und schaffen eine
Barriere zwischen der Straße und dem Wohnhaus. Das Haus befindet sich allerdings
zurückversetzt oberhalb der Garage und ist im Vergleich zu den vorhergehenden
Beispielen gut sichtbar. Die Garagen bilden eine Sockelzone, die als Fundament für
das Wohnhaus oder den Vorgarten dient.
Beide Häuser sind in Vororten von Städten (Wien und San Francisco) situiert in der
Mischzone zwischen dichter und hoher Bebauung und Einfamilienhäusern mit Gar-
ten. Diese Lösung der Garagen-Haus-Position staffelt die Bedürfnisse der Bewoh-
ner/innen vertikal. Die Garage nimmt nicht eine Fläche des Vorgartens in Anspruch,
sondern bildet die Fläche für den Vorgarten.
Der Zugang zum Haus ist an diesen Beispielen allerdings etwas schwierig zu lösen.
Am Haus des österreichischen Beispiels führt der Weg durch die Garage. Es gibt
eine Eingangstür neben dem Garagentor und der Weg führt im künstlichen Licht
ins Hausinnere. Eine attraktivere Lösung zeigt das Beispiel in San Francisco. Hier
gelangen die Menschen neben der Garage über eine freiliegende Treppe zur gut
markierten, erhöhten Eingangtür. Der Weg liegt im Freien und ist deshalb nicht
wettergeschützt.
84 Straßengarage: Die Garage als Schutzwall
pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien
pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien
pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wienpict 1019
Rodaunerstraße, 1230 Wien
pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien
pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wien
pict 1019Rodaunerstraße, 1230 Wienpict 1019
Rodaunerstraße, 1230 Wien
Abb.84.1 Rodauner Straße, 1230 Wien
Abb.84.2 Malibu
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 20
85Straßengarage: Die Garage als Schutzwall
Bei den folgenden Beispielen handelt es sich nicht um Ein- sondern um Mehrfamili-
enhäuser. Die Baukörper sind in mehreren Riegeln mit der Schmalseite zur Straße
positioniert. Die Fensteröffnungen befinden sich auf den Längsseiten, sie blicken
zueinander.
Auch bei diesen beiden Häusern bildet die Garage die Sockelzone. Hier wird erst
gar nicht versucht, eine ansehnliche Straßenfassade zu gestalten. Die Mauern der
Garage werden bis zum Flachdach hochgezogen, ohne weitere Öffnungen. Von der
Straße aus lässt sich nur raten, was sich hinter diesen Mauern verbirgt. Dabei wan-
derten die Gedanken eher von einer Minigolfanlage, einem Fitnesscenter oder einer
Squashhalle zu einer Sammelgarage oder einem Lager. Die Vorstellung, dass sich
dahinter Wohnfläche befindet, scheint fast unmöglich zu sein.
Das Haus am US-amerikanischen Beispiel reizt das Fassadenthema bis ins kleinste
aus: Das Material des Garagentors zieht sich als Fassadenelement weiter über den
Rest des Hauses. Der Vorplatz des Hauses ist asphaltiert und weitere acht Autos
können dort parken. Wie man hinter diesen Schutzwall kommt, lässt sich auf den
ersten Blick nicht erraten.
Die Eingänge zu diesen Wohnriegeln sind nicht ersichtlich. Nur Autos haben hier
einen Zugang. Vermutlich erfolgt der fußläufige Eingang über den Hof, die Garage
oder über den Riegel eines benachbarten Wohnhauses.
86
Oberhaupt Garage
Die Garage als Kopf des Hauses
„…alle meine Häuser haben Gesichter. Alle Projekte haben Gesichter, haben eine
Seite nach vorne, eine Seite nach hinten…Vorne haben sie Gesichter, das ist wich-
tig. Wenn ich also einen Turm baue, hat er auch ein Gesicht, er hat Augen und
schaut in irgendeine Richtung.”
Marcovecz, aus Feuerstein 2002, S.100
Durch die Analogie mit dem menschlichen Körper lässt sich das Bauwerk besser
analysieren, vergleichen, einordnen oder auch bewerten. Der Mensch tritt in Kom-
munikation mit dem Bauwerk, sein/ihr Körper dient als Ausgangspunkt zur Analyse.
Begriffe wie links, rechts, oben, unten, vorne und hinten werden ausgehend vom
menschlichen Körper auf das Bauwerk übertragen. Zwei fundamentale Analogien
prägen dadurch jedes Gebäude: Die Körperhaftigkeit und das Koordinatensystem.1
Anthropomorphe Architektur beschäftigt sich unter anderem mit dem Vergleich der
Fassade des Gebäudes mit dem Gesicht des Menschen, Fensteröffnungen werden
als Augen betrachtet, die Türöffnung als Mund, …
In diesem Kapitel wird die Garage verglichen mit dem menschlichen Kopf, die Posi-
tion der Garage ist die der Position eines menschlichen Kopfes ähnlich, die Garagen-
toröffnung symbolisiert die Mundöffnung.
Der Kopf ist eines der wichtigsten Merkmale, um Menschen voneinander zu unter-
schieden. Hier wird die Garage als Kopf des Hauses zum vordergründigen Unter-
scheidungsmerkmal für das Bauwerksgefüge Haus und Garage. Bei vielen folgen-
den Beispielen tritt das Wohnhaus in den Hintergrund, oder ist gar nicht sichtbar,
während die Garage direkt an der Straße sitzt und dem Baukörper dadurch quasi
ein Gesicht verleiht.
So führt der Kopf als Oberhaupt das Bauwerksgefüge an, verjüngt sich zum restli-
chen Körper, aber ist das wichtigste Merkmal des ganzen Körpers.
1 vergl. Feuerstein 2002, S.8-10
87
Anhand verschiedener Beispiele wird die Garage als Analogie zum menschlichen
Kopf bzw. zum menschlichen Körper betrachtet, ob groß – klein, abstehende Ohren/
hervortretender Baukörper – anliegende Ohren/zurücktretender Baukörper, blonde
Haare/Flachdach – oder brünette Haare/Satteldach, … der Kopf/die Garage ist
wesentlicher Bestandteil des Körpers/des Gefüges.
Die Garage hebt sich merklich im Gefüge ab, entweder durch das breite Tor in einer
Kontrastfarbe zur Häuserfassade, durch die Nähe zur Straße oder weil die restliche
Fassade von Gestrüpp und Hecken umwachsen ist und nur der Blick auf die Garage
frei bleibt. Ein deutlich markierter Weg führt zur Garage, ein versteckter Pfad zur
Hauseingangstür.
Auf den ersten Blick unterscheiden sich diese Garagen nicht merklich von denen im
vorhergehenden Kapitel. Die Straßennähe, Größe und teilweise auch die Ausformu-
lierung ist unbestritten gleich, allerdings sind diese Garagen seitlich ans Wohnhaus
angebaut. Die Nähe zum Wohnhaus ist hier deutlich. In vielen Fällen wird es sogar
eine Verbindungstüre zum Wohnhaus geben, in anderen Fällen nicht, das lässt sich
anhand der Außenansicht schwer bestimmen. Alle Garagen sind deutlich dem Bau-
körper des Wohnhauses vorgelagert, in einigen Beispielen erfolgt sogar der Zutritt
zum Wohnhaus über einen Durchgang des Garagenbaukörpers.
Die Garage stellt sich als Oberhaupt dem Wohnhaus voran. Sie steht demonstrativ
an erster Stelle, belegt durch die Position am Grundstück, die breite, geradlinige
Verbindung zur Straße und die Anbindung an das Wohnhaus. Sie ist erste Anlauf-
stelle und wird oftmals passiert, um das Wohnhaus zu erreichen.
88 Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses
Abb.88.1 Nikolaus-Heid-Straße, 2000 Stockerau
Abb.88.2 Dundee Drive, Hollywood
pict 975Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf
pict 06192658 Glendower Ave., Hollywood, CA
pict 1040Prof. Großmannstraße 20,
3430 Tulln/Donau
pict 07858407 Loyola Blvd., LA
pict 1043Nikolaus Heid Straße 2a,
2000 Stockerau
pict 06314556 Dundee Drive, Hollywood, LA
pict 975Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf
pict 06192658 Glendower Ave., Hollywood, CA
pict 1040Prof. Großmannstraße 20,
3430 Tulln/Donau
pict 07858407 Loyola Blvd., LA
pict 1043Nikolaus Heid Straße 2a,
2000 Stockerau
pict 06314556 Dundee Drive, Hollywood, LA
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 21
89Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses
An beiden Beispielen ist eine auf den ersten Blick freistehende Garage auf das
Grundstück positioniert. Schon von weitem gut sichtbar und als Garage erkennbar,
steht sie direkt am Straßenrand. Auf den ersten Blick ist nicht klar, wo sich das
dazugehörige Wohnhaus befindet. Nach einer Analyse mittels Satellitenbild konnte
das Wohnhaus gefunden und sogar eine Verbindung zur Garage festgestellt werden.
Beide Garagen sind seitlich mit dem Wohnhaus verbunden. Das Wohnhaus im öster-
reichischen Beispiel steht im Hintergrund der Garage, das Wohnhaus im US-ame-
rikanischen Beispiel liegt an einem Hang unterhalb der Garage. Beide Wohnhäuser
werden über einen abgetrennten Teil der Garage betreten.
Das Garagendesign ist unauffällig und funktionsbezogen: vier Wände und ein Dach
mit einer leichten Dachschräge bilden den Raum. An beiden Beispielen ist jedoch
das Dach das gestalterische Element. Im österreichischen Beispiel ist es die sehr
flache Deckung mit Mönch- und Nonnendachziegeln, die den Betrachtern/innen
ähnlich wie Rüschen an einem schlichten Kleid, sofort auffällt. Am US-amerikani-
schen Beispiel ist es die breite und dunkle Verblechung der Traufe, der Dachvor-
sprung und die Dachneigung zur Straße hin.
Ein breites Tor an der Straßenfassade gibt zwei Autos gleichzeitig Einlass.
90 Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses
Abb.90.1 Biedermannsdorf
Abb.90.2 Hollywood
pict 975Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf
pict 06192658 Glendower Ave., Hollywood, CA
pict 1040Prof. Großmannstraße 20,
3430 Tulln/Donau
pict 07858407 Loyola Blvd., LA
pict 1043Nikolaus Heid Straße 2a,
2000 Stockerau
pict 06314556 Dundee Drive, Hollywood, LA
pict 975Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf
pict 06192658 Glendower Ave., Hollywood, CA
pict 1040Prof. Großmannstraße 20,
3430 Tulln/Donau
pict 07858407 Loyola Blvd., LA
pict 1043Nikolaus Heid Straße 2a,
2000 Stockerau
pict 06314556 Dundee Drive, Hollywood, LA
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 22
91Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses
Ähnlich wie im letzten Beispiel sind beide Garagen sehr eng mit der Straße verbun-
den. Sie sind die beiden einzigen Baukörper, die mit der Straße in Beziehung treten.
Hier sind beide Garagen etwas abgerückt und bilden einen breiten Vorplatz zwi-
schen Straße und Garage. Dieser Platz wird für parkende Autos, die in der Garage
offensichtlich keinen Platz mehr finden, genutzt.
Viele Pflanzen umgeben das bauliche Gefüge. Die beiden Garagenzufahrten sowie
die beiden Garagentore sind frei von Gestrüpp, das restliche Wohnhaus ist verwach-
sen. Der am häufigsten benutzte Weg, die Garagenzufahrt, zeigt sich deutlich.
Am österreichischen Beispiel wurde neben der Garage noch ein Carport angebaut.
Das am Vorplatz parkende Auto hat einen Witterungsschutz bekommen. Obwohl in
diesem Beispiel Carport und Garage einen Großteil der Straßenfassade einnehmen,
wirkt das mit wildem Wein umwachsene Carport wie ein Tarnmantel. Am US-ame-
rikanischen Beispiel ist es eine Hecke, die Garage und Straße verbindet, hier ist es
eine „grüne” Garage. Der Haupteingang ist erst auf den zweiten Blick erkennbar. Er
erfolgt über die Garageneinfahrt. Die Straßenfassade mit ihren kleinen Fensteröff-
nungen wirkt in sich geschlossen und etwas abgeschirmt vom öffentlichen Leben.
Dagegen zieht das große vorspringende Garagentor mehr Blicke auf sich.
Am US-amerikanischen Beispiel lässt sich nur die Garage erkennen. Seitlich von der
Garage weist ein vorstehender Schornstein auf ein Wohnhaus hin, aber weder der
Weg zum Wohnhaus noch das Haus selbst lässt sich von der Straße aus erkennen.
Trotz großer Garage „schlafen” zwei Autos gekleidet in ihren „Pyjamas” in der Ein-
fahrt. Ist die Garage zu klein für den gesamten Fuhrpark? Oder wird die Garage für
andere Zwecke benutzt?
92 Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses
Abb.92.1 Tulln/Donau
Abb.92.2 Loyola Boulevard, Los Angeles
pict 975Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf
pict 06192658 Glendower Ave., Hollywood, CA
pict 1040Prof. Großmannstraße 20,
3430 Tulln/Donau
pict 07858407 Loyola Blvd., LA
pict 1043Nikolaus Heid Straße 2a,
2000 Stockerau
pict 06314556 Dundee Drive, Hollywood, LA
pict 975Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf
pict 06192658 Glendower Ave., Hollywood, CA
pict 1040Prof. Großmannstraße 20,
3430 Tulln/Donau
pict 07858407 Loyola Blvd., LA
pict 1043Nikolaus Heid Straße 2a,
2000 Stockerau
pict 06314556 Dundee Drive, Hollywood, LA
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 23
93Oberhaupt Garage: Die Garage als Kopf des Hauses
Auch bei diesen beiden Beispielen sind die Garagen der Straße am nächsten. Der
Baukörper der Garage ist leicht vorgerückt, grenzt sich so vom Wohnhaus ab und
bildet den Kopf des Gefüges. Die Zufahrt ist auch hier von Autos, Motorrädern oder
Booten verparkt und ebenso wie am vorhergehenden Beispiel stellt sich die Frage,
ob die Garage umgenutzt wurde und jetzt als Lagerraum, Heimwerkerraum oder
Partyzimmer verwendet wird.
Die Garage am österreichischen Beispiel hat trotz vorspringendem Baukörper ein
zurückhaltendes Erscheinungsbild und ein gut proportioniertes Verhältnis zum Haus.
Das Wohnhaus wie die Garage sind schmucklos und klar ausformuliert in weißer
Putzfassade mit dunklen Öffnungselementen. Zwei Schmuckstücke sind aber den-
noch auffällig. Die Garage besitzt eine Zierborte: eine Bretterschalung als Übergang
zwischen Flachdach und Putzfassade und der Eingang des Wohnhauses wird von
einer US-amerikanischen Flagge geschmückt. Die Garagengröße lässt allerdings
nicht auf einen sehr starken US-amerikanischen Einfluss schließen.
Beide Garagenzufahrten verlaufen von der Straße aus geradlinig. Die Hauseingänge
sind zentral im Wohnhaus positioniert. Während der Eingang des österreichischen
Beispiels gut sichtbar, erhoben über eine Treppe erreichbar ist, liegt der Eingang
des US-amerikanischen Beispiels in einer dunklen Nische des Wohnhauses. Der
Zugang dazu zweigt von der Garagenzufahrt ab und verliert so stark an Bedeutung.
Die Garage am US-amerikanischen Beispiel ist gegenüber dem Wohnhaus in Größe
und Position dominant. Der Baukörper der Garage tritt sehr stark hervor und das
Satteldach unterstützt zusätzlich diese Wirkung. Das Haus ist von Sträuchern
umgeben, die Garage ist frei zugänglich.
94
Snout House
Die vorspringende Garage
„Snout” bedeutet „Schnauze”, „Mundstück”, also ein Teil, der sich plastisch vom
Gesicht abhebt.
So wie sich die Schnauze eines Hundes aus dessen Gesicht ragt, treten auch
angebaute Garagen von den eigentlichen Wohnhäusern in deren Größe und Plasti-
zität hervor. Dieser Begriff „Snout” wird in den USA für Häuser mit einer speziellen
Situierung von Garagen zu den dazugehörigen Wohnhäusern gebraucht. Die Gara-
gengröße erdrückt oft das Wohnhaus in ihrer Erscheinung und gewöhnlich steht die
Garage näher an der Straße als die Fassade des Ein- oder Mehrfamilienhauses.
Weitere Ausdrücke in diesem Zusammenhang wurden von David Keeps 2006 in
seinem LA Times Artikel „What were they thinking?”1, über Bauwerke die in Los
Angeles in ihrer Größe und Ausprägung geradezu explodieren wie Country Safari,
Megaplex, Malls oder eben auch Garagen, verwendet. Einer dieser Ausdrücke ist
„Garage Mahal”. Eine Analogie zum berühmten indischen Grabdenkmal Taj Mahal
wird hier gezogen, was beim erstmaligen Hören grotesk wirkt, aber nach reiflicher
Überlegung passend erscheint. Das Grabdenkmal und die als solche bezeichne-
ten Garagen übertreffen in ihrer Größe allen Vorstellungen. Das Taj Mahal wurde
erbaut, um die Wertschätzung der verstorbenen Frau des Königs zum Ausdruck
zu bringen, eine „Garage Mahal” wird erbaut, um die Wertschätzung des Autos
zum Ausdruck zu bringen. An Schmuckelementen wird bei beiden Bauwerken nicht
gespart.
Auch US-amerikanische Firmen2 haben sich diesen Ausdruck angeeignet, um der
alten und langweiligen Garage wieder Leben einzuhauchen, mit einem Um- bzw.
Ausbau der Garage. Den Auftraggebern/innen sind keine Grenzen gesetzt, in ver-
schiedenen Stilepochen, mit verschiedenen Vorlieben oder unter einem bestimmten
Motto, wie etwa des Spielcasinos, des Tanzcafés oder einfach nur des Heimwerker-
raums. Die Ausführungen weichen stark voneinander ab. Bei fast allen Luxusaus-
führungen stehen die Autos im Zentrum der Verhübschung. Ein Schauraum für Auto
1 www.latimes.com/features/home/la-re-25keeps30apr30,0,1142886.story, 02.02.2010 (16:55)2 vergl. www.garagemahals.com, 04.11.2010 (17:32)
Abb.94.1 Vorderseite eines Snout Houses, Indiana © John Delano 2006
Abb.94.2 Rückseite eines Snout Houses, Indiana © John Delano 2006
95
1 vergl. www.garagemahals.com, 04.11.2010 (17:32)2 www.latimes.com/features/home/la-re-25keeps30apr30,0,1142886.story, 02.02.2010 (16:55)3 vergl. Nozzi 2003, p.1234 vergl. Nozzi 2003, p.123 and www.cartage.org.lb/en/themes/arts/civicarts/Areaplanning/urbandesign/snout-house/snouthouse.htm, 02.05.2010 (11:34)
und Besitzer/in wird geschaffen. Der Innenausbau der Garage soll dem Auto
gerecht werden, aber auf keinen Fall darf eine Bar und eine Werkbank für kleine
Reparaturen fehlen, in vielen Fällen gehört auch ein Flatscreen-Fernseher zur Stan-
dardausrüstung. Ziel der Umgestaltung ist beinahe immer ein repräsentativer Party-
raum, wo Freunde nicht nur mit toller Musik und gutem Essen beeindruckt werden,
sondern auch noch mit dem Nobelschlitten, der zufällig im selben Raum parkt.1
Ein anderer von David Keeps2 verwendeter Ausdruck ist „car hangar”. Dabei wird
vordergründig die Größe der Garage persifliert, die schon beinahe vergleichbar mit
der eines Flugzeughangars ist.
Eine Straßenlinie, dominiert von Snout Houses, übermittelt eine kräftige Aussage:
„Autos wohnen hier” oder die Struktur der Straßenlinie ist eine „Garage mit ange-
bautem Haus”.3
Von der Nachbarschaft werden Snout Houses abgelehnt. Das hat folgende Gründe4:
Diese Häuser zeigen sich von ihrer Hinterseite zur Straße, das heißt die Fenster
der Wohnräume schauen in den Garten und nicht zur Straße, was die gegenseitige
Nachbarschaftskontrolle bzw. Nachbarschaftsüberwachung erschwert. Aus die-
sem Grund glauben die Nachbarn, dass es in ihrer Straße mehr Kriminalität geben
würde.
Das Straßenbild wird nicht nur von den oft zu großen Garagen dominiert, sondern
auch von Sportartikeln, Mülltonnen, oder Ähnlichem, die sich vor diesen Garagen
türmen. Das Straßenbild erweckt einen unordentlichen Eindruck, den die Nachbar-
schaft nicht duldet.
Es ist bei Snout Houses sehr leicht, das Garagentor zu finden, jedoch geben sie
keine Auskunft darüber, wo sich die Eingangstüre befinden könnte. Das erschwert
die Kontaktaufnahme in der Nachbarschaft. Bei neuen Häusern sollten die Gehwege
direkt zur Eingangstür führen und nicht die Straße zur Garage.
Abb.95.1 Snout Houses von oben, Ontario © lDuke 2005
96
Snout Houses wecken kein architektonisches Interesse an der Straßenfront, oder
sie wecken gerade deshalb, weil sie abschreckend sind, großes Interesse, sozusa-
gen als Negativbeispiel.
Diese Häuser haben keine Verbindung zum öffentlichen Raum, es richtet sich alles
nach dem Auto. Es macht den Eindruck, dass diese Häuser von Autos bewohnt wer-
den, nicht von Menschen.
An all diesen Faktoren stoßen sich die Stadtbewohner/innen. Der Eindruck einer
weniger sicheren und weniger interessanteren Umgebung entsteht. Dazu kommt
noch die wachsende Dominanz der Garage: 1989 hatten 10% aller US-amerikani-
schen Häuser eine Garage für drei Autos. 2001 waren es bereits 30% aller US-
amerikanischen Häuser, die eine Garage für drei Autos besitzen. Die Tendenz steigt
stetig an, da der Marktpreis eines Hauses mit entsprechender Garagengröße steigt.1
Snout House am Beispiel Portland, Oregon
„Basically, we want a house to pass the „trick or treat test”. So when kids come
around to trick or treat, they …can find the door.”
Charles Hales 1999 aus www.nytimes.com/2000/04/20/garden/in-portland-houses-are-friendly-or-else.html?pagewanted=all, 26.05.2010 (22:37)
Diese Aussage stammt vom Commissioner of Portland, der damit sagen will, dass
Häuser in Portland so gestaltet werden sollten, damit an Halloween verkleidete Kin-
der eindeutig die Eingangstüre erkennen können.
1999 hatten 70% aller Häuser in Portland das Aussehen eines Snout House. Des-
halb wurde im September 1999 eine Verordnung erwirkt, die Snout Houses ablehnt.
Dazu trafen sich eine Personengruppe von Stadträte/innen, Architekten/innen,
Bewohner/innen, Nachbarn/innen und Bauherren/innen die an Zonierungscodes
und Richtlinien für Häuserfassaden in Portland arbeiteten. Unter den insgesamt 25
Personen setzten sich vor allem Bauherren/innen für den Bestand des Snout Houses
ein.2
1 vergl. Knack 2001, S.172 vergl. Bello 2004, S.193-208
97
Diskutiert wurde über folgende fünf Themenpunkte1:
• „Menschen leben hier, nicht Automobile” Der Eingang in das Gebäude soll von der
Straße aus klar ersichtlich sein, die Behausung für das Auto soll sich im Gefüge
des Wohnhauses integrieren und nicht die Straßenfassade dominieren
• Die Wahrnehmung, die ein Spaziergänger vom Gehweg aus über die Wohnhäuser
aufnimmt
• Die Unterbringung der Garage im Gefüge, ohne dabei den Zwischenraum Straße
und Wohnhaus zu benutzen
• Gebäudevariationen, die eine Bereicherung für die Gemeinschaft der Nachbar-
schaft sind
• Das Erhalten von Bäumen auf den Bauparzellen
Das Ergebnis war ein Programm mit standardisierten Grunddesignrichtlinien,
genannt BZDS (= Base Zone Design Standard). Darin wurden folgende Punkte, die
beim Errichten eines Neubaus berücksichtigt werden müssen, festgelegt1:
• Die Garage darf nur die Hälfte der gesamten Häuserfassade einnehmen und darf
die Vorderseite des Hauses nicht dominieren.
• Die Garage muss mindestens drei Feet (0,90m) hinter der bewohnten Zone lie-
gen.
• Der Haupteingang soll nahe der Straße, klar erkennbar vom Gehweg aus und
nicht weiter als acht Feet (2,40m) von der Garage entfernt sein.
• Die Straßenseite muss eine bestimmtes Minimum an Fenster- und Türfläche (15%
der Straßenfassade exklusiv Garagentor) aufweisen.
Nicht alle Punkte sind logisch und nachvollziehbar. Beispielsweise die Nähe vom
Haupteingang zur Garage, warum ist diese unmittelbare Nähe so wichtig? Weil das
Garagentor den Blick auf sich lenkt und das Auge den kleinen Schwenk bis zum
Haupteingang leichter vollziehen kann?
In Portland ist es nach wie vor möglich, „hässliche” Häuser zu bauen, aber nur
1 vergl. Bello 2004, S.193-208
98
mehr innerhalb dieser Richtlinien und Designstandards. Nach einem Jahr waren
laut Aussage des Commissioner of Portland die Ergebnisse bereits gut ablesbar, das
Programm der Richtlinien wurde von der Bevölkerung gut aufgenommen. Es gab
keine öffentlichen Gegner, dennoch mussten einige Kleinigkeiten zur allgemeinen
Zufriedenheit angepasst werden.1
Kritik über die unnötigen Bestimmungen wurde trotzdem geäußert. Die Stadt würde
es sich leicht machen, durch Bestimmungen das Erscheinungsbild zu erhalten, das
sie bevorzugen. Anstatt Bestimmungen aufzulegen, hätte sie die Baubewilligung bei
extrem ausgeprägten Snout Houses verweigern können, das wäre besser gewesen
als eine Bestimmung zu diktieren, die die individuellen Bedürfnisse der Hausbesit-
zer/innen nicht berücksichtigt.2
Es wurden auch Vergleiche mit privaten „gated communities” gezogen. Die Stadt-
bevölkerung fürchtet, dass bald auch über die Hausfarbe und die Heckenhöhe
bestimmt wird.1
Der Stadtregierung wird vorgeworfen, dass sie die Uhr mit Gewalt in die Zeit
zurückdrehen will, wo die Ehefrau zu Hause bleibt, um sich um den Haushalt zu
kümmern und der Mann mit dem Bus zur Arbeit fährt. Aber die Realität sieht anders
aus. Jeder Haushalt besitzt zwei oder mehr Autos und Autos werden immer größer,
das drückt sich auch in den Garagen aus.1 Obwohl in den USA schon wieder ein
Umkehrtrend spürbar ist, sind sie dennoch weit entfernt von europäischen Kleinst-
wägen, wie etwa BMW mit dem Model Mini Cooper, das Model Smart von Daimler;
Ford brachte das Kleinstwagenmodel Focus auf den Markt und Toyota das Model
Auris, um nur einige unter vielen zu nennen.
Bei den strengen Bestimmungen können bestehende Bäume auf einem Grundstück
nicht immer berücksichtigt werden. Um die Zonierungsrichtlinien einzuhalten, müs-
sen alte Bäume gefällt werden. Jedes Grundstück und jeder Grundriss eines Wohn-
hauses ist unterschiedlich und daher ist es unmöglich, einheitliche Bestimmungen
für alle Häusertypen festzulegen. Jedes Objekt sollte separat begutachtet werden.2
1 www.nytimes.com/2000/04/20/garden/in-portland-houses-are-friendly-or-else.html?pagewanted=all, 26.05.2010 (22:37)
2 vergl. Knack 2001, S.18
99
1 www.nytimes.com/2000/04/20/garden/in-portland-houses-are-friendly-or-else.html?pagewanted=all, 26.05.2010 (22:37)2 vergl. Knack 2001, S.183 vergl. : Knack 2001 in Planning Vo.67, No.6, p.16-19
Eine Doppelgarage ist Mindestanforderung an ein Einfamilienhaus mit gewissem
Marktwert und bei schmalen Grundstücken kann das unter Berücksichtigung der
Zonierungsforschriften oft nicht erfüllt werden.1
Viele Bauherren/innen wollen eine kostengünstige Garage, sie wollen nicht das
Ersparte für Designvorschriften ausgeben, die nicht ihren Wünschen entsprechen.1
Portland ignoriert den Auto-dominierten Lebensstil seiner Bewohner/innen. Viele
Bauherren bevorzugen wegen der Bestimmungen eine andere Stadt für den Bau
ihres Hauses.1
Anstatt Gesetzte zu erwirken, die bestimmte Bebauungsstile verbieten, hätte die
Stadt ihre Bewohner/innen aufklären können, wie gelungene Garagen-Wohnhaus-
Kombinationen aussehen.
Im nahe gelegenen Hillsboro ist die Situation des Snout Houses in bestimmten
Stadtteilen ähnlich wie in Portland. Die Bevölkerung ist zwischen 1990 und 2000
nahezu um das Doppelte, von 37.000 Einwohner/innen auf 70.650 Einwohner/
innen, angewachsen und der Zuwachs der Bewohner/innen ist auch an deren Eigen-
heimen und Trends zu großen Garagen spürbar.2
Eine ähnliche Restriktion wie in Portland gegen Snout Houses wurde erwirkt. In vie-
len Punkten überschneiden sich die Richtlinien, in anderen wiederum sind sie noch
schärfer, wie etwa in der Bestimmung des Abstandes von der Hauptfassade des
Wohnhauses zur Garage. In Portland muss die Garage drei Feet (0,9m) hinter dem
Wohnhaus liegen, in Hillsboro sogar fünf Feet (1,5m).2
Die Zeitschrift Planning publiziert 20013, dass Häuser heute um 50% größer sind als
noch vor 30 Jahren. Die Entwicklung von einer zwei-Auto-Standardgarage geht in
Richtung drei, vier, fünf und auch sechsfacher Garage. Das heißt, sollte sich diese
Prognose tatsächlich bewahrheiten, wird in absehbarer Zeit die Garage mehr Raum
einnehmen als das Wohnhaus. Dabei müssen alle genannten Designrichtlinien und
Zonierungsforschriften neu überdacht werden. Allerdings, wie bereits oben erwähnt,
100 Snout House: Die vorspringende Garage
werden auch US-amerikanische Autos wieder kleiner. Ein schwacher Umkehrtrend
ist schon spürbar und auch das Bekenntnis zu kleineren Hybridautos gedeiht in den
Köpfen der US-amerikanischen Bevölkerung.
Auskragende Garagen, die so genannten „Snout Houses”, ziehen die Aufmerksam-
keit der Bevölkerung und der Medien auf sich. Viele Sendungen beschäftigen sich
mit diesem Thema und auch das Publikum wird um seine Meinung gefragt.
Die NBC Today Show erlaubt ihrem Fernsehpublikum, über ihre Vorlieben bei einem
Eigenheim mitzubestimmen. Das Ergebnis ist erschreckend: eine koloniale Fassade
und eine auskragende Garage – ein klassisches Snout House.1
Snout House auch in Österreich?
Nicht nur Oregon, sondern auch Wien, genauer Vösendorf, kann mitreden im Kapi-
tel des so genannten Snout Houses. Eine Reihenhaussiedlung in der Strandstraße
erstreckt sich mit 24 aneinandergebauten Häusern und deren auskragenden Gara-
gen entlang des Straßenverlaufs. Die Staffelung Öffentlichkeit bis Privatheit sieht so
aus: eine viel zu breite Wohnstraße für dieses Gebiet, dann ein gepflasterter Vor-
platz oder weiterer Parkplatz, die Garage, die in ihrer ganzen Länge dem Haus vor-
gelagert ist, das Wohnhaus selbst und dahinter ein langer schmaler Rasenstreifen
mit jeweils einem privaten Steg in den angrenzenden Teich. Alle 24 Häuser sind in
der Größe annähernd gleich. Es gibt wenige Variationen im Baukörper. Das Grund-
volumen wird nur durch den Raum oberhalb der Garage verändert. Die Bewohner/
innen entscheiden, ob sie eine Terrasse, einen Wintergarten mit Glaselementen
oder einen zusätzlichen Wohnraum oberhalb der Garage haben wollen.
Durch unterschiedliche Farbgebung lassen sich die einzelnen Häuser voneinander
unterscheiden, ansonsten würden die Grenzen zwischen Wohnhäuser und Garagen
inneinander zerfließen. Jede Garage hat ein großes breites Garagentor und einen
Seiteneingang in die Garage, der auffälliger als der Haupteingang zum Wohnhaus
2 vergl. Knack 2001, S.17-18
Fallbeispiel 24
101Snout House: Die vorspringende Garage
positioniert ist. Alle Garagen haben ein weißes automatisch öffnendes Garagentor,
das sich nur durch die Rillenoptik leicht unterscheidet. Bei allen Häusern ist der
Hauseingang mindestens fünf Meter neben der Garage zurückversetzt und abermals
in einer Nische des Wohnhauses untergebracht. Vor beinahe jeder Garage parkt ein
Auto, Motorrad oder Autoanhänger trotz der großen leicht zugänglichen Garage.
Es gibt keinen Rasenstreifen und keine Bäume in dieser Straße, nur wenige Kübel-
pflanzen versuchen einen Grünraum vor dem Haus zu schaffen. Sie wird dominiert
von Asphalt und den gepflasterten Vorplätzen.
Die Stadt Portland würde den Abriss dieser Reihenhaussiedlung erwirken. Sie ver-
stößt gegen alle Grunddesignrichtlinien des BZDS.
Der Garagenbaukörper nimmt hier mehr als die Hälfte der Häuserfassade ein, etwa
ein Drittel des Wohnhauses ist sichtbar. Der Garagenbaukörper befindet sich nicht
hinter der Zone des Wohnbereichs, sondern steht auch noch mehrere Meter vor. Der
Haupteingang ist von der Straße aus nicht klar erkennbar. Er befindet sich zwar in
unmittelbarer Nähe zur Garage, dafür aber so weit zurückversetzt in einer Nische,
dass eine fremde Person den Garagenzugang mit dem Haupteingang des Wohnhau-
ses verwechseln kann. Die Straßenseite des Hauses weist nur in wenigen Ausnah-
men die zu erfüllenden Fenster- und Türflächen ohne Garagentor auf. Ein Großteil
der Häuser hat nur ein kleines Fenster hinter der Terrassenbrüstung, also von der
Straße aus kaum sichtbar, und die Eingangstüre in der Straßenfassade.
In Portland dürften diese Häuser nicht errichtet werden, in Vösendorf schon.
102 Snout House: Die vorspringende Garage
Abb.102.1 2332 Hennersdorf bei Vösendorf
Abb.102.4 2332 Hennersdorf bei Vösendorf
Abb.102.2 2332 Hennersdorf bei Vösendorf
Abb.102.3 2332 Hennersdorf bei Vösendorf
Fallbeispiel 24
103Snout House: Die vorspringende Garage
pict 0991/0988/0993/0994Strandstraße, 2332 Hennersdorf bei Vösendorf
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
104
Das Eselsohr des Wohnhauses
Wie beim Umknicken der Seite eines Buches wird hier versucht, einen Teil des
Hauses als Garage „umzuknicken”. Die Garage wird somit zum Eselsohr des Hauses.
Sie gehört dazu, stört aber das Gefüge. Der Eindruck eines krampfhaften Versuchs,
zwei getrennte Baukörper zu vereinen, entsteht.
Die Garagen versuchen Elemente des Hauses aufzunehmen und neu zu interpre-
tieren. Die Dachform wird übernommen, der Giebel des Hauses wiederholt sich
beispielsweise auf der Garage, aber diese Elemente haben keine konstruktive oder
zweckgebundene Funktion, sie sind im Falle der Garage reine Zierelemente. Weitere
Elemente werden neu erfunden, um die beiden Bauköper, Wohnhaus und Garage,
miteinander verschmelzen zu lassen.
Die Garagenposition ist seitlich an das Wohnhaus angebaut, teilweise gegenüber
dem Wohnhaus zurückversetzt oder vorgelagert. In keinem der Fälle ist die Garage
bündig mit der Fassade des Wohnhauses.
Die Garagengröße ist hier im Verhältnis zum Wohnhaus sehr gering. Ein Auto füllt
den gesamten Platz aus, Lagerfläche in der Garage steht kaum mehr zur Verfügung.
Lediglich ausschmückende Elemente, wie ein ausgeprägtes Giebeldach oder eine
schräg abgeschnittene Wandverbindung zum Wohnhaus lassen die Garage größer
wirken als sie tatsächlich ist. Durch ihre Größe und oftmals durch die Positionierung
zum Wohnhaus tritt die Garage gegenüber dem Wohnhaus zurück. Hier versucht die
Garage nicht in Konkurrenz mit dem Wohnhaus zu treten, sie ordnet sich unter.
Gegenüber den im vorhergehenden Kapitel beschriebenen Formen, wo die Gara-
gendominanz so groß ist, ist diese Art der Garage geradezu ein Ruhepol. Trotz aller
Garagenbescheidenheit sind die Besitzer/innen auf eine Zurschaustellung ihrer
Automobile sehr wohl bedacht, die luxuriösen Transportmittel parken in der Einfahrt
oder auf der Straße, wo sie den Blicken der Nachbarschaft ausgesetzt sind.
Ästhetische MerkmaleAngefügte Garage
105
Garagen, die hier als „Eselsohr” bezeichnet werden, sind vermutlich einige Jahre
nach dem Bau des Wohnhauses hinzugefügt worden. Sie wirken sehr funktionsbe-
zogen, geben dem Auto den Schutz, den es braucht und wirken gestalterisch an
das Wohnhaus angeheftet. Ästhetisch sind diese Garagen nicht immer ansprechend,
aber Größe und Position sind neben dem Wohnhaus sehr stimmig.
106 Angefügte Garage: Das Eselsohr des Wohnhauses
Abb.106.1 Fasanstraße, 2362 Biedermannsdorf
Abb.106.2 23rd Street, Santa Monica
pict 0976Fasanstraße 10, 2362 Biedermannsdorf
pict 0585926 23rd Street, Santa Monica, CA
pict 0802381 Pismo Street, San Luis Obispo, CA
pict 1006Felixgasse 53, 1130 Wien
pict 0585926 23rd Street, Santa Monica, CA
pict 0976Fasanstraße 10, 2362 Biedermannsdorf
pict 0802381 Pismo Street, San Luis Obispo, CA
pict 1006Felixgasse 53, 1130 Wien
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 25
107Angefügte Garage: Das Eselsohr des Wohnhauses
Das österreichische wie das US-amerikanische Beispiel zeigen Garagen, die an das
Haus seitlich angebaut sind.
Die Verbindung der Garage mit dem Haus am Beispiel von Österreich wirkt zwang-
haft, sie ist nicht klar ausformuliert: Eine schräg abgeschnittene Wand verbindet
die Garage mit dem Erker des Hauses. Dabei ist nur etwa die Hälfte dieser Mauer
für die Raumbildung der Garage erforderlich. Der obere Teil der Wand steht frei
über das Dach der Garage hinaus und ist lediglich als Verbindungselement zwischen
Wohnhaus und Garage konstruiert. Der schräge Abschluss dieser Mauer zieht sich
nicht bis ans Ende der Garagenbreite. Die Mauerkante wird unterbrochen und endet
in einer horizontalen Linie. Die Formgebung dieser Mauer wirkt sehr willkürlich,
keine klare Funktion steht dahinter. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Garagen-
tor. Das Wohnhaus hat rechteckige Fenster- bzw. Türöffnungen, aber das Gar-
agentor schließt mit einen Torbogen ab. Weist dieser Torbogen auf einen speziellen
Eingang hin? Den gestalterischen Freiheiten der Hausplanung wurden hier keine
Grenzen gesetzt.
Die Garage am US-amerikanischen Beispiel übernimmt ebenso die Formensprache
des Wohnhauses, einer der beiden Dachgiebel der Straßenfassade wird in ähnlicher
Proportion auf die Garage übertragen. Trotz annähernd gleicher Proportion nimmt
sich die Garage durch den Rücksprung und die Leichtbauweise in ihrer Erscheinung
gegenüber dem Wohnhaus zurück.
In beiden Fällen ist die Zufahrt zur Garage von der Straße aus breit und geradli-
nig. Der Gehweg ist separat vom öffentlichen Gehweg in einem leichten Bogen bis
zur Haustür geführt. Die Zufahrt zum österreichischen Wohnhaus ist leicht abge-
senkt, während der Gehweg zur Eingangstür über mehrere Stufen führt. Auch der
Hauseingang am US-amerikanischen Beispeil ist erhöht, wodurch er an Wertigkeit
gewinnt.
Das Garagenvolumen kann in beiden Beispielen ein Auto und Abstellfläche für
Gerätschaften beinhalten. Weitere Autos parken in der Zufahrt oder auf der Straße.
108 Angefügte Garage: Das Eselsohr des Wohnhausespict 0585
926 23rd Street, Santa Monica, CA
pict 0976Fasanstraße 10, 2362 Biedermannsdorf
pict 0802381 Pismo Street, San Luis Obispo, CA
pict 1006Felixgasse 53, 1130 Wien
pict 0585926 23rd Street, Santa Monica, CA
pict 0976Fasanstraße 10, 2362 Biedermannsdorf
pict 0802381 Pismo Street, San Luis Obispo, CA
pict 1006Felixgasse 53, 1130 Wien
Abb.108.1, Felixgasse, 1130 Wien
Abb.108.2 Pismo Street, San Luis Obispo
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 26
109Angefügte Garage: Das Eselsohr des Wohnhauses
Beide Garagen sind als eigener Baukörper ausgeführt, die Garage am österreichi-
schen Beispiel verschneidet sich in einem Punkt mit dem Wohnhaus und ist dem
Haus vorgelagert, die Garage am US-amerikanischen Beispiel liegt seitlich hinter
dem Haus und steht völlig frei am Grundstück.
Die Garagen weichen vom Erscheinungsbild des Hauses ab, sie übernehmen
keine schmückenden Elemente der Wohnhäuser. Im österreichischen Beispiel ist
die Garage ein einfacher Kubus mit Flachdach und ockerfarbenen Garagentor, sie
wirkt auf die Funktion reduziert. Die US-amerikanische Garage ist dem Wohnhaus
ähnlicher. Das Satteldach ist vom Wohnhaus übernommen, aber die Fassadenfarbe
weicht ab.
Beide Wohnhäuser haben auffällig kleine Öffnungen für Fenster und Türen in der
Häuserfassade und eine große Öffnung in der Garage, was die Aufmerksamkeit auf
die Garage lenkt.
Die Zugangssituation ist wiederum auf die Garage fixiert. Die breite Einfahrt mün-
det in der Garage und der Gehweg zweigt davon ab. Die Eingangstür des Wohnhau-
ses am österreichischen Beispiel liegt erhöht und ist so von der Straße gut erkenn-
bar. Der Eingang des Hauses am US-amerikanischen Beispiel ist näher zur Straße
positioniert, was im US-amerikanischen Raum nur sehr selten vorkommt.
Das Verhältnis Garage zum Haus ist ausgewogen gut und schafft in beiden Fällen
Abstellplatz für mindestens ein Auto.
110
Dekorierter Schuppen oder Ente?
Die verkleidete Garage
In diesem Kapitel werden Garagen behandelt, die vom klassischen Erscheinungsbild
der Garage abweichen. Hier besteht die Garage nicht aus vier Wänden, einem Dach
und einem breiten Tor, hier tritt die Garage versteckt auf. Sie tarnt sich in ihrer
Ausformulierung als Terrasse eines Berliner Apartmenthauses, als vietnamesisches
Wohnzimmer oder auch als niederösterreichisches Gartenhaus. Die Verkleidung ist
manchmal nur die Fassade und dahinter steht als einzige Funktion das Parken des
Autos. Manchmal wird die Verkleidung aber auch zur Zweitnutzung. Die Garage
oder das Wohnzimmer wird auch zum Wohnzimmer oder zur Garage. Welche Funk-
tion vorrangig war, ist im Erscheinungsbild nicht ersichtlich.
Oft ist es aber gar nicht so sehr die Form der Garage, die abweicht vom klassischen
Erscheinungsbild. Es sind die Schmuckelemente, die Verkleidung, die die Garage
nicht erkennbar machen. Die Garage versteckt sich hinter einer falschen Fassade
oder hinter einer Fotofolie, die ein anderes Bild vortäuscht, aber sie ist was sie ist –
ein Raum für ein Auto.
Die Garagen werden in zwei unterschiedliche Typen unterteilt, der „Ente” und dem
„dekoriertem Schuppen”. Diese Typologie wurde in Anlehnung an das Buch von
Venturi, Scott Brown, Izenour: Lernen von Las Vegas, 1979 aufgenommen, wo eine
Analyse der Bebauung von Las Vegas anhand von zwei Schemata analysiert wird:
„Da, wo die architektonischen Dimensionen von Raum, Konstruktion und Nutzung
durch eine alles zudeckende symbolische Gestalt in ihrer Eigenständigkeit aufgelöst
und bis zur Unkenntlichkeit verändert werden. Diese Art eines zur Skulptur werden-
den Hauses werden wir „Ente” nennen – zu Ehren des entenförmigen Auto-Restau-
rants „The Long Island Duckling”, […]
Da, wo Raum und Struktur direkt in den Dienst der Nutzung gestellt und Verzierun-
gen ganz unabhängig davon nur noch äußerlich angefügt werden. In diesem Fall
sprechen wir von einem „dekorierten Schuppen”.”
Venturi, Scott Brown, Izenour, 1979: S.104-105
111
Diese Analyse lässt sich auch auf Garagen in etwas abgeänderter Form übertragen.
Auch hier gibt es Beispiele, die stark funktionsorientiert und äußerlich geschmückt
sind und wiederum andere, die sich von der Funktion lösen, neue Nutzungen finden
und sich so verändern, dass sie als Garage nicht mehr klar erkennbar sind und den-
noch eine Garage bleiben.
In diesem Kapitel wird versucht, Garagen-Enten und dekorierte Schuppen-Garagen
aufzuspüren und zu beschreiben.
Ente - Carloft Berlin1
Ein Wohnkonzept des Architekten Manfred Dick und des Investors Johannes Kauka
erstmals ausgeführt in Berlin Kreuzberg. Wohnen und Parken wird auf einer Etage
untergebracht, ähnlich dem Konzept eines Einfamilienhauses, aber in zentraler Lage
direkt in der Stadt und über mehrere Geschosse gestapelt. Neben dem privaten
Garten besitzt jede Wohnung auch einen eigenen Abstellplatz für das Auto und das
in unmittelbarer Nähe zur Wohnfläche auf gleichem Niveau.
„Nicht nur für Singles ist das die ideale Lösung auch für Familien”, so wird es auf
der Homepage des Bauträgers angepriesen2. Alternativ zum separaten Atelier oder
Privatbüro können diese Flächen auch für Kinder gestaltet werden.
Im Erdgeschoss bringt ein Car-Lift den/die Autofahrer/in direkt in seine/ihre Woh-
netage. Der Lift bedient jeweils zwei Wohnungen in einer Etage und wird über ein
Programmiersystem angefordert. Der Wagen parkt vor dem Wohnraum auf der
„Car Loggia”. Der/Die Besitzer/in hat sein Auto rund um die Uhr vom Wohnzimmer
aus im Blickfeld. Das Einzige, das den/die Besitzer/in von seinem/ihren wertvollen
Besitz trennt, ist ein Panoramafenster. Nie wieder Parkplatz suchen, kein Betreten
von dunklen Nebengassen oder Tiefgaragen, dafür aber Abgase am Küchentisch,
ein getrübter Fernblick durch/über das Auto, und die Wohnräume hinter der Car
Loggia sind dunkler durch die tiefe vorgelagerte Veranda, auf der das Auto parkt.
1 vergl. : www.carloft.de/v0/htdocs/index.php, 29.06.2010 (12:41) und Hasse 2007, S.175-1772 http://www.carloft.de/v0/htdocs/index.php, 29.06.2010 (12:41)
112 Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage
Abb.112.2 Grundrisse 2. Obergeschoß, www.carloft.de, 29.06.2010 (12:41)
Abb.112.4 Grundriss Erdgeschoß, www.carloft.de, 29.06.2010 (12:41)
Abb.112.1 Carloft Berlin Kreuzberg
Abb.112.3 Carloft Berlin Kreuzberg
Fallbeispiel 27
113Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage
Kritik bekommt dieses Wohnkonzept wegen des hohen Platzbedarfs des parkenden
Autos auf der Wohnetage. Etwa 60m² einer beliebten, innerstädtischen, privaten
Freifläche werden als Lift und Parkplatz für das Auto genutzt, was bei einer Woh-
nungsgröße zwischen 200-300m² nicht weiter fehlt, aber dadurch die Wohnungen
einer elitären Käufer/innenschicht mit hohem Einkommen vorbehalten sein lässt.
Die weniger elitäre Kreuzberger Nachbarschaft reagiert mit heftigen Demonstratio-
nen darauf.
Das Carloft wird hier als Ente dargestellt. Die Garage ist als solche nicht mehr
erkennbar, eine Terrasse gibt sich als Abstellfläche aus, die noch dazu im Oberge-
schoss liegt. Garagen – wie schon bei der Begriffsbestimmung erklärt – sind meist
ebenerdig, umgeben von vier Wänden und einem Dach. In diesem Fall würde der
Vergleich mit einem Carport mehr Ähnlichkeiten ergeben, weil die Seitenflächen
eines Carports offen sind, aber auch das ist ebenerdig zu befahren. Garagen sind
nicht direkt vor dem Wohnbereich angebaut und es gibt kein Verbindungsfenster
vom Wohnraum in die Garage. Die Garage verkleidet sich hier als Terrasse. Auch
wenn die Gestaltung nüchtern und nur wenig dekoriert ist, trifft die Analogie der
Ente zu.
114 Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage
Ente – Parken und Wohnen in Vietnam
In Vietnam ist das Hauptverkehrsmittel das Motorrad bzw. der Motor-
roller, die in den letzten Jahren das Fahrrad abgelöst haben. Jede
Großfamilie besitzt mindestens eins. Auf einen Motorroller hat eine
vierköpfige Familie samt Wocheneinkauf Platz. Autos für die private
Benutzung sind noch weniger verbreitet, jedoch wird sich das vermut-
lich in den nächsten Jahren ändern. Noch ist die Bevölkerungsarmut
zu groß, um vom Massenverkehrsmittel Auto sprechen zu können.
Einer der beliebtesten Wohnhaustypen im urbanen Vietnam ist das
Reihenhaus, das auf die Straße orientiert ist. Es ist eine massive
Bauweise aus Stahlbeton in Platten- und Scheibenkonstruktion.
Das Obergeschoß darüber ist vor- oder rückspringend, bildet so ein
Vordach oder eine Terrasse, manchmal ist auch ein Balkon angebaut.
Den Abschluss bildet ein Flachdach oder flaches Satteldach mit Attika
und einer Giebelverzierung. Oft wird erstmals die Erdgeschoßzone
des Wohnhauses errichtet und der vorübergehende Abschluss ist die
Decke des Erdgeschoßes, wenn der Platzbedarf zu groß wird und
wieder Geld zur Verfügung steht, wird um ein weiteres Geschoß auf-
gestockt.
An der Vorderseite des Hauses ist ein großes Tor bzw. eine torähn-
liche Öffnung. Ein fließender Übergang von der öffentlichen Zone
(Straße – Gehsteig) zur privaten Zone (Wohnraum) wird durch das
Öffnen des Tores hergestellt. Das Tor bleibt tagsüber offen stehen
und symbolisiert so allen Menschen, dass sie willkommen sind. Die
Erdgeschoßzone ist ebenerdig erreichbar oder über ein bis drei Stu-
fen, allerdings steht immer auch eine Rampe für Mopeds (seltener
für Autos) zur Verfügung. Der Raum dahinter wird als Geschäftszone
genutzt oder als Familienraum, Wohn- bzw. Esszimmer. Am Abend
oder bei Schlechtwetter wird dieser Raum auch zur Garage für das
teure Motorrad (seltener für das Auto).
Abb.114.2 Hanoi, Vietnam
Abb.114.1 Hanoi, Vietnam
Fallbeispiel 28
115Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage
Oftmals hängt vom Verkehrsmittel der Lebensunterhalt ab, und um diesen Besitz
zu schützen wird es sicher verwahrt. Eine Garage im eigentlichen Sinn gibt es nicht,
das Klima ist mild, die Autokultur jung und die Bevölkerung ist erfinderisch.
Bei dieser Ente ist das Wohnhaus die Garage oder die Garage ist das Wohnhaus,
aber eher ersteres. Das milde Klima machte große Öffnungen bereits vor dem
Einzug des Automobils notwendig, die Zweitnutzung als Garage entstand aus der
Notwenigkeit, seinen wertvollsten Besitz zu beschützen. Wo ist der Besitz besser
geschützt als in dem Raum, wo sich viele Menschen aufhalten?
Es lässt sich eine Analogie zum Carloft ziehen. Was in Vietnam gewachsen ist, ist
in Berlin von Architekten eigens entwickelt und teuer umgesetzt worden: das Auto
parkt im Blickfeld des/der Besitzer/in auf gleichem Niveau / im gleichen Raum, in
dem Wohnen stattfindet.
116 Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage
Abb.116.1 www.youtube.com/watch?v=G_m2bT-CikA&feature=player_embedded, 24.11.2010 (17:13)
Fallbeispiel 29
117Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage
Dekorierter Schuppen – Cybiag
Can you beliefe its a garage? – Cybiag1
„Glauben Sie es, oder nicht...” so die einleitenden Worte auf der Homepage1 des
Anbieters, wo über Garagentore berichtet wird, die nach außen hin nicht sichtbar
sind, sich aber ein Teil der Fassade per Knopfdruck öffnen lässt wie ein automati-
sches Garagentor. Auf den ersten Blick ist es tatsächlich unwahrscheinlich, hinter
den beiden Fenstern, der schmalen Tür oder sogar hinter der überdachten Veranda
eine Garage für zwei bis vier Autos zu finden, aber setzt sich erst mal der zu öff-
nende Fassadenteil in Bewegung, ist die Garage wie jede andere auch – groß und
mächtig.
Der Anbieter wirbt weiter damit, etwas weniger Schönes (ein Garagentor) zu ver-
stecken, auszublenden und mit einer freundlichen Fassade zu bedecken. Der Weg
verrät das Ziel, die Garagenzufahrt führt dennoch in die camouflagenartig Fassade
des Wohnhauses.
Die Funktion des Fassadentores ist einfach, ein Teil der Schaufassade wird aufge-
schnitten, mit einem Motor versehen und ähnlich einem automatischen Garagentor
per Knopfdruck geöffnet. Diese Anwendung findet sich vorwiegend bei drei-, vier-
fünf- und sechsfachen Garagen, damit das Fassadenbild nicht von Garagentoren
dominiert wird.
Hier werden Raum, Funktion und Struktur der Garage nicht verändert, lediglich die
Fassade wird verziert um einen falschen Eindruck zu erwecken: der Garagentyp als
dekorierter Schuppen. Hinter der Fassade befindet sich kein Wohnraum, es ist eine
versteckte Garage. In der Garage befinden sich, wie in jeder Garage auch, mindes-
tens ein Auto, Sportartikel, Fahrräder, Gerümpel, … die üblichen Dinge. Ein ganzer
Baukörper wird mit Fenstern und Türen, mit einer einheitlichen Fassadenfarbe und
einer Veranda versehen, um die Behausung des Autos zu verbergen.
1 vergl. www.thisoldhouse.com/toh/article/0,,191574,00.html, 13.06.2010 (09:44) und www.youtube.com/watch?v=G_m2bT-CikA&feature=player_embedded, 24.11.2010 (17:13)
118 Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage
Abb.118.1 www.style-your-garage.com, 13.06.2010 (09:32)
Abb.118.3 www.style-your-garage.com, 13.06.2010 (09:32)
Dekorierter Schuppen – Style your Garage
Eine Münchner Firma entdeckte eine simple, aber beliebte Garagen-
verhübschungsidee: auf Folie gedruckte Fotomotive werden mittels
Klettverschluss an das Garagenschwenktor angebracht und zeigen
so bereits bei geschlossenem Garagentor, was sich der/die Besitzer/
in in der Garage gerne verwirklichen möchte. Sei es der Wunsch nach
einem Oldtimer, einem Ort, um der Fußballleidenschaft nachzugehen
oder ein Lager mit Goldbarren, all das kann mittels Fotomontage trü-
gend echt dem/der Nachbar/in vorgegaukelt werden.
Abb.118.2 www.style-your-garage.com, 13.06.2010 (09:32)
Fallbeispiel 30
119Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage
Notwendig dazu ist nur der richtige Mausklick, um sich für ein Motiv zu entscheiden,
15-30 Minuten Zeit und etwas handwerkliches Geschick, um die Folie wie auf der
Homepage1 des Anbieters erklärt anzubringen.
Ob Rennwagen, Oldtimer, Mini Cooper, Yacht, Motorrad oder Bobbycar an Fahr-
zeugen ist alles erhältlich. Eine Pferdebox, Katzen oder Hündchen in der Garage
überlebensgroß, Alligatoren die Autos fressen, Elefanten die sich auf die Hinter-
beine stellen, beinahe alle Tiere sind vertreten. Der Goldbarren in der Garage, das
Weinlager, der fiktive Zugang zum Golfplatz, in die Toscana oder an den Strand, alle
Träume und Wünsche lassen sich auch in Einzelanfertigung verwirklichen.
Die Folie ist im Standardgaragentormaß 2,10 m x 2,45 m erhältlich, aber auch
Mehrfachgaragentor-Motive mit oder ohne Unterbrechung der Motive lassen sich
verwirklichen. Der Spaß ist allerdings nicht allzu billig, von Automarken gesponserte
Motive sind ab 39 € für eine Einzelgarage erhältlich, ein durchschnittliches Motiv
für eine Einzelgarage kostet 169 €, Motive für Mehrfachgaragen etwa 300 € ohne
Versandkosten.
Die Dekoration ist auch an diesem Beispiel nur oberflächlich angebracht. Ein altes
Tor wird von einer neuen Folie verdeckt, das alte Tor bleibt und auch die Garage ist
innen unverändert. Lediglich das Erscheinungsbild täuscht ein Bild von Luxus, Jux
oder irrationalem Raum vor.
Die Garage ist ein dekorierter Schuppen, Raum und Struktur der Garage sind
erkennbar und unverändert. Eine Maske verhüllt das ursprüngliche Erscheinungs-
bild, es bleibt aber eine Maske, die sich ohne Spuren zu hinterlassen wieder abneh-
men lässt.
1 www.style-your-garage.com, 13.06.2010 (09:32)
120 Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage
Dekorierter Schuppen – Fertiggarage
„Unter den Fertiggaragen gibt es tausende Variationsmöglichkeiten
und für jeden ist garantiert das Richtige darunter.” Mit ähnlichen
Leitsprüchen bewerben verschiedenste Fertiggaragenanbieter ihre
Produkte.1
Bis zu 40% Kosteneinsparung ergeben sich gegenüber einer gemau-
erten Garage. Das Design kann dem Einfamilienhaus optimal ange-
passt werden. Aus einem Pool von verschiedenen Giebelformen kann
ausgewählt werden, alle Dachformen sind individuell aufsetzbar,
Fenster, Türen und Tore können überall eingesetzt werden und neben
den schlichten Garagen, die sich mithilfe der aufsetzbaren Elemente
verhübschen lassen, gibt es eigene Kreationen der Hersteller, etwa in
halbrunder Form, im Landhausstil oder als Carportsegel. Am Bauplatz
muss nur das Fundament vorbereitet werden, die Garage wird kom-
plett fertig angeliefert und per Kran auf den gewünschten Standort
gesetzt.
Tatsächlich aber ist die Auswahlmöglichkeit nicht ganz so groß, die
Produkte, egal von welchem Anbieter, sehen einander sehr ähnlich,
und auf den zweiten Blick ist in den meisten Fällen zu erkennen,
dass es sich um eine Fertiggarage handelt. Dazu ein anschauliches
Beispiel.
1 siehe zum Beispiel Prospekte und Homepage: Schnauer Fertiggaragen, Bangerl Fertiggaragen
Abb.120.1 Garagenpark Blaue Lagune, Wien Vösendorf
Abb.120.2 Garagenpark Blaue Lagune, Wien Vösendorf
Fallbeispiel 31
121Dekorierter Schuppen oder Ente: Die verkleidete Garage
Abb.121.1 3454 Sitzenberg-Reidling
In der Nähe der niederösterreichischen Ortschaft Sitzenberg-Reidling
in Mitten von Feldern befindet sich ein liebevoll umzäuntes Grund-
stück mit einer Fertiggarage. Zwei Eingänge geben Zutritt zu diesem
Grundstück. Einer beginnt hinter einem breiten Tor und führt über
einen gepflasterten Weg seitlich zur Garage, dieser ist für Autos
geeignet. Der andere führt frontal auf die Garage zu, ein schmales
Tor mündet auf den gleichen gepflasterten Weg und ist aufgrund der
Torbreite nur für Fußgänger geeignet. Das einzig fehlende Objekt auf
diesem Grundstück ist das Wohnhaus. Davon ist weit und breit keine
Spur, nicht einmal ein Fundament, ein halb gemauerter Keller oder
auch nur ausgesteckte Pflöcke, die die zukünftige Position eines Hau-
ses markieren sollen.
Das fehlende Haus wird mit der Übereinstimmung von Gartenzaun
und Garage kompensiert. In der Giebelverzierung der Garage zeigen
sich einzelne Elemente des Gartenzauns wieder und Halterungen mit
Kübelplanzen sind in ähnlicher Ausformulierung an Gartenzaun wie
an der Garage angebracht. Die Garage wird halb bewohnt und halb
beparkt, was das Fehlen des Wohnhauses nicht so vordergründig
macht.
Auch bei den Fertiggaragen handelt es sich um dekorierte Schuppen.
Sie sind funktionell gebaut und lediglich mit einer Handvoll Schmuck-
elementen verziert. Das Grundgerüst ist von Garagetyp zu Garagen-
typ nur minimal unterschiedlich. Was der Garage das Gesicht verleiht,
sind aufgesetzte Dächer, Ziergiebel, Farben und Stuckelemente, die
vom Wohnhaus übernommen werden können, oder so wie hier mit
dem Gartenzaun harmonieren.
Abb.121.2 3454 Sitzenberg-Reidling
122
Ein Haus, eine Garage, ein Dach
Die Garage mit dem Wohnhaus vereint
Ein Haus, eine Garage, ein Dach, in dieser Reihenfolge lassen sich Häuser, bei
denen das Dach bis über die Garage gezogen wurde, betrachten. Das Dach ist hier
ein zentrales Gestaltungselement, das die Aufmerksamkeit sofort auf sich zieht.
Sehr oft handelt es sich dabei um Satteldächer, die, um die Garage darunter zu
verbergen, mit ihren Flächen fast den Boden berühren. Oftmals sind es aber auch
Flachdächer, die beide Baukörper miteinander verbinden, oder einseitig leicht
geneigte Dächer. Je nach Dachform kommt der Garage mehr oder weniger Bedeu-
tung zu. Zusätzliche Betonungen erzielen die Dachflächen durch Unterbrechungen,
aber auch durch Vor- bzw. Rücksprünge des Garagentraktes. Dabei werden die
Zonierungen des Wohnhauses gegenüber der Garage deutlicher hervorgehoben.
Die Garagengrößen und die Positionierung sind ebenfalls ausschlaggebend für
das Erscheinungsbild der Garage. Die Garage seitlich im Wohnhaus integriert, am
äußersten Teil der Fassade, ist eine gängige Kombinationsmöglichkeit. Dabei weist
zwar die Dachfläche direkt auf die Garage hin, aber durch die geringe Raumhöhe,
die sich in diesem Bereich des häufig gewählten Satteldaches noch ergibt, verliert
sie an Beachtung. Oberhalb der Garage bleibt ein Raum, der entsteht, weil das
Dach bis über die Garage gezogen wird. Dieser Restraum bleibt wegen der Dachnei-
gung oft ungenutzt oder dient nur als Abstellraum.
Dachvorsprünge drängen die Garage zusätzlich in den Hintergrund. Große Garagen
hingegen nehmen annähernd die Hälfte der Fassadenfläche ein und wirken dadurch
überdimensioniert und dominant. Vorsprünge im Garagentrakt mit unterbrochenem
Dach erzielen eine ähnliche Wirkung, dabei darf die Garagengröße nicht zu groß
sein. Bei Flachdächern oder einseitig geneigten Dächern wirkt eine einheitliche
Überdachung vom Wohnhaus zur Garage meist sehr dominant. Die Raumhöhen in
der Garage wie im Wohnraum sind gleich hoch und bekommen dadurch auch eine
gleiche Wertigkeit. Die Notwendigkeit einer hohen Raumhöhe ist bei Garagen nicht
gegeben, bei Wohnräumen hingegen schon. Bei diesen meist Bungalow-artigen
Wohnhäusern, die sich eingeschossig auf dem Grundstück erstrecken, ziehen
123
Garagentoröffnungen besondere Aufmerksamkeit auf sich. Das Garagentor ist die
größte Öffnung in der Fassade des flachen breiten Baukörpers und ein direkter brei-
ter Weg führt oftmals darauf zu.
Die Vereinigung von Wohnhaus und Garage ist nicht immer für beide Baukörper
gleichermaßen vorteilhaft, die Garage wird zu sehr betont, nimmt zu viel Fassaden-
fläche in Anspruch und rückt das Wohnhaus oftmals auch bei bündiger Fassade der
beiden Gebäudetrakte in den Hintergrund.
124 Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint
pict 0584928 23rd Street, Santa Monica, CA
pict 1174/1177Zellergasse 3, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 06054461 Huntley Ave., Culver City
pict 1039Prof. Großmannstraße 22,
3430 Tulln/Donau
pict 1041Prof. Großmannstraße 18,
3430 Tulln/Donau
pict 0673502 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 0584928 23rd Street, Santa Monica, CA
pict 1174/1177Zellergasse 3, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 06054461 Huntley Ave., Culver City
pict 1039Prof. Großmannstraße 22,
3430 Tulln/Donau
pict 1041Prof. Großmannstraße 18,
3430 Tulln/Donau
pict 0673502 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
Abb.124.1 Prof.-Großmann-Straße, 3430 Tulln/Donau
Abb.124.2 Huntley Avenue, Culver City
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 32
125Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint
Die Garagen sind ins Wohnhaus mit Hilfe des Daches eingebunden. Am österreichi-
schen Beispiel wirkt die Garage eher wie ein eigenständiger Baukörper, da das Dach
unterbrochen ist. Die Dachneigung des Wohnhauses wird in der Garage fortgesetzt.
Die Wirkung beider Garagen lassen sich hier sehr gut analysieren: Während die
Garage am österreichischen Beispiel um einige Meter gegenüber dem Wohnhaus
zurückversetzt ist, ragt die Garage am US-amerikanischen Beispiel hervor. In die-
sem Fall tritt das Wohnhaus in den Hintergrund und die Garage drängt sich in das
Blickfeld. Beim österreichischen Gegenstück ist es genau umgekehrt.
Die Eingangssituation ist auf unterschiedliche Weise gelöst. Im österreichischen
Beispiel ist der Eingang mit der Garage kombiniert und steht somit auch im Hinter-
grund. Das Wohnhaus wirft seinen eigenen Schatten auf den Eingang. Trotzdem ist
der Eingang leicht erkennbar, da der Vorgarten mit einem Zaun umgeben ist und
nur die breite Garagen-/Hauszufahrt frei bleibt. Der Eingang des Hauses am US-
amerikanischen Beispiel befindet sich genau im Bereich des Dachfirstes. Er ist nicht
kombiniert mit der Garage, sondern mit dem Wohnhaus und liegt auf der hintersten
Tiefenebene der Straßenfassade in einer Nische. Trotz dieser Absenkung des Ein-
gangs ist die Position so prominent gewählt, dass er gut ersichtlich und zielführend
ist.
Beide Garagen sind geradlinig von der Straße erschlossen und der Gehweg ist die
Garageneinfahrt oder zweigt davon ab.
Die Größe der beiden Garagen ist annähernd gleich, wobei die Garage im öster-
reichischen Beispiel Platz für zwei Autos hintereinander bietet und die Garage im
US-amerikanischen Beispiel zwei Autos nebeneinander unterbringt. Die Dominanz
dieser Garage ist dadurch sehr hoch, sie nimmt fast die Hälfte vom Wohnhaus
gemessen an der Straßenfassade ein.
126 Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint
Abb.126.1 Prof. Großmannstraße, 3430 Tulln/Donau
Abb.126.2 Alpine Drive, Beverly Hills
pict 0584928 23rd Street, Santa Monica, CA
pict 1174/1177Zellergasse 3, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 06054461 Huntley Ave., Culver City
pict 1039Prof. Großmannstraße 22,
3430 Tulln/Donau
pict 1041Prof. Großmannstraße 18,
3430 Tulln/Donau
pict 0673502 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 0584928 23rd Street, Santa Monica, CA
pict 1174/1177Zellergasse 3, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 06054461 Huntley Ave., Culver City
pict 1039Prof. Großmannstraße 22,
3430 Tulln/Donau
pict 1041Prof. Großmannstraße 18,
3430 Tulln/Donau
pict 0673502 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 33
127Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint
Auch bei diesen beiden Beispielen handelt es sich um Satteldächer, wo sich die
Garagen am tiefsten Punkt der Dachneigung befinden. Die lange Dachfläche weist
geradezu auf die Garage hin. Die Garage ist zwar eingebunden in das Gefüge, aber
hinterlässt den Eindruck des schon beinah krampfhaften Verlängerns des Daches,
um die Garage zum Wohnhaus zugehörig zu machen.
Am österreichischen Beispiel lässt sich ein breiter Vorplatz erkennen, die Garagen-
zufahrt ist mit dem Gehweg verschmolzen und lediglich durch einige Kübelpflanzen
optisch getrennt. Der Eingang liegt leicht zurückversetzt in der Hausfassade, aber
ist breit und gut erkennbar ausgeführt, der Baukörper der Garage wirft nur einen
leichten Schatten auf die Eingangstür. Der Hauseingang ist beinahe gleichwertig mit
dem Garagentor (sehr breit für eine Eingangstüre) und liegt ebenfalls auf der lang
gezogenen Seite des Daches.
Das US-amerikanische Beispiel lässt sich schwerer analysieren. Durch hervortre-
tende Baukörper des Wohnhauses, mehrere große Öffnungen in der Fassade und
die üppige Bepflanzung des Vorgartens ist die Garage nur schwer im Hausgefüge
erkennbar. Trotzdem wird der/die Besucher/in durch die Wege gelenkt: der breite
Weg führt in die Garage, der schmale und zentrale Weg zur Eingangstür. Durch den
vorgelagerten Baukörper, in dem sich die Haustüre befindet, bekommt dieser Teil
des Hauses die nötige Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zum österreichischen Beispiel
beinhaltet der vorgelagerte Baukörper die Garage.
Die Garagen sind in beiden Fällen im Verhältnis zum Wohnhaus klein und für nur ein
Auto dimensioniert.
128 Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint
Abb.128.1 Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
Abb.128.2 23rd Street, Santa Monica
pict 0584928 23rd Street, Santa Monica, CA
pict 1174/1177Zellergasse 3, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 06054461 Huntley Ave., Culver City
pict 1039Prof. Großmannstraße 22,
3430 Tulln/Donau
pict 1041Prof. Großmannstraße 18,
3430 Tulln/Donau
pict 0673502 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 0584928 23rd Street, Santa Monica, CA
pict 1174/1177Zellergasse 3, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 06054461 Huntley Ave., Culver City
pict 1039Prof. Großmannstraße 22,
3430 Tulln/Donau
pict 1041Prof. Großmannstraße 18,
3430 Tulln/Donau
pict 0673502 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 34
129Ein Haus, ein Dach, eine Garage: Die Garage mit dem Wohnhaus vereint
Die Weiterführung des Daches, oder wie am österreichischen Beispiel, der Anbau
eines Vordaches, ergibt einen Unterstand vor den Garagen. Darunter sind noch-
mals zwei Autos geparkt, obwohl sich das Vordach auch als überdachte Veranda
benutzen ließe. Offen und hell, vor Regen und Sonne geschützt, würde sich hier
unter dem Vordach des US-amerikanischen Beispiels der Sonntagskaffee im Kreise
der Familie sicherlich genießen lassen. Im Gegensatz dazu ist am österreichischen
Gegenüber das Image der Garage unbestritten. Der gebildete Raum ist dunkel und
kahl und das Vordach bleibt eine weitere Unterstellmöglichkeit für Autos.
Ungeklärt ist hier auch die Eingangssituation. Der Hauseingang ist von der Straße
aus nicht erkennbar. Die Wegführung gibt nur Auskunft darüber, wie die Autos in
die Garage finden, aber nicht ob der Eingang zum Wohnhaus unter dem Vordach
oder seitlich am Haus situiert ist. Der Hauptzugang der Familie führt hier mit großer
Wahrscheinlichkeit über die Garage, da es keinerlei Merkmale der Benutzung ande-
rer Eingänge gibt. Ein Gehweg zweigt von der Einfahrt ab. Eine Person, die mit den
Zugangsgegebenheiten nicht vertraut ist, ist gezwungen alle Wege zu beschreiten,
um so zum Haupteingang zu gelangen.
Am US-amerikanischen Beispiel ist die Eingangssituation besser gelöst. Hier prä-
sentiert sich der Eingang bereits von der Straße aus in einer leicht schräg gestellten
Hauswand erreichbar über einige Stufen.
Die Zufahrt ist in beiden Fällen geradlinig und breit von der Straße bis zum hinteren
Teil des Grundstücks zur Garage. Garagenzufahrt und Gehweg sind in einen Weg
verschmolzen.
Die Garagengrößen, verglichen mit den dazugehörigen Wohnhäusern, sind verhält-
nismäßig überdimensioniert.
130
Schmuckstück Garage
Die Garage als Kopie des Wohnhauses
Die Garagen, die in diesem Kapitel behandelt werden, geben sich als verkleinerte
Kopien des Wohnhauses. Sie bekommen immer mehr „wohnlichen” Charakter durch
Elemente, die beim Wohnhaus durchaus ihren Nutzen und ihre Funktion haben,
bei der Garage allerdings den Nutzen und die Funktion verlieren und so zu Dekor
werden. Eine Garage sieht nicht mehr länger wie eine Garage aus, mit vier Wänden,
einem Tor in einer der schmalen Seitenwände, und einem Flachdach. Sie passt sich
perfekt dem Erscheinungsbild des Wohnhauses an.
So werden beispielsweise viele gestalterische Elemente des Wohnhauses über-
nommen. Garage und Wohnhaus haben die gleiche Dachform, die gleichen Fens-
ter in den Seitenwänden, die gleichen Stuckverzierungen über dem Eingang oder
an Wandabschlüssen, die gleiche Dachgaupe auf beiden Baukörpern, die gleiche
Fassadenfarbe und in manchen Gegenden Tirols sogar das gleiche Glockentürmchen
auf der Garage wie am Wohnhaus. Dabei handelt es sich, wie bereits erwähnt, im
Falle der Garage um reine Schmuckelemente. Eine ähnliche Dachkonstruktion lässt
sich beim Wohnhaus ausbauen und als Wohnraum nutzen, bei der Garage ist es ein
nicht genutztes Volumen, oder bestenfalls ein als Abstellraum genutztes Volumen.
Ähnlich ist es auch bei Fenstern in den Seitenwänden der Garage und bei Dachgau-
pen. Im Wohnhaus bringen sie Licht in den Wohnraum. Der Garage geben sie nur
oberflächlich ein wohnliches Aussehen, denn wie viel Zeit verbringt ein/e Autobesit-
zer/in bei Tageslicht in der Garage? Außerdem strömt beim Öffnen des Tores mehr
Licht in die Garage als durch jede Fensteröffnung.
In einigen Fällen schafft es die Garage, nicht nur anhand von Größe und Position
dominanter zu sein als das Wohnhaus, sie stellt sich auch als einziger Baukörper im
Gefüge mit der Giebelseite zur Straßenfassade. Wohnhäuser, die mit der Längsseite
zur Straße stehen, erleichtern die Raumaufteilung im Inneren. Lange dunkle Gänge
können vermieden werden. Das Wohnhaus steht aber dadurch abgewandt mit
den Dachflächen zur Straße, die Garage hingegen mit der Seite des Giebels – der
Schauseite.
131
Folgende Beispiele zeigen Garagen, die sich sehr wohl in ihrer Größe gegenüber
dem Wohnhaus abgrenzen, aber ansonsten Artverwandte zum Wohnhaus sind. Ihr
Erscheinungsbild ist mit dem des Wohnhauses gleichwertig.
132 Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses
pict 1029Schwalbengasse, Breitenfurt, 2384 Wien
pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 1052Gurlandstraße, 2104 Spillern
pict 06272676 Glendower Ave., Hollywood, CA
pict 1029Schwalbengasse, Breitenfurt, 2384 Wien
pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 1052Gurlandstraße, 2104 Spillern
pict 06272676 Glendower Ave., Hollywood, CA
Abb.132.1 Breitenfurt, 2384 Wien
Abb.132.2 Alpine Drive, Beverly Hills
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 35
133Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses
Beide Garagen wirken vom Wohnhaus abgerückt als eigene Baukörper, auch wenn
es beim US-amerikanischen Beispiel nur den Anschein hat, als wäre die Garage ein
eigenständiger Baukörper. In Wirklichkeit sind Wohnhaus und Garage an der Rück-
seite verbunden.
Die Garagen des österreichischen und des US-amerikanischen Beispiels sind gut
gelungene Interpretationen des Wohnhauses. Elemente des Wohnhausdesigns wur-
den aufgenommen oder eins zu eins übernommen. Beide Garagen haben dieselbe
Fassadenfarbe wie die Wohnhäuser, genauso wie Fenster, Türen und Tore die selbe
Farbe haben. Die Garage im österreichischen Beispiel hat das gleiche Dach wie das
Wohnhaus. Die Garage im US-amerikanischen Beispiel nimmt das Giebelmotiv des
Wohnhauses auf und setzt es in Form einer Dachgaupe um. Durch die Übernahmen
dieser Elemente wirken die Garagen wohnlicher und einladender. Abgesehen von
den großen Garagentoren könnten es auch Gästepavillons sein.
Beide Wegführungen konzentrieren sich auf die Garagen, die eine zentrale Position
im Gefüge einnehmen. Das Wohnhaus wirkt seitlich abgerückt, genauso wie der
Gehweg zum Haus von der Garagenzufahrt abzweigt.
134 Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses
Abb.134.1 2104 Spillern, Stockerau
pict 1029Schwalbengasse, Breitenfurt, 2384 Wien
pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 1052Gurlandstraße, 2104 Spillern
pict 06272676 Glendower Ave., Hollywood, CA
pict 1029Schwalbengasse, Breitenfurt, 2384 Wien
pict 0684503 Alpine Drive, Beverly Hills, CA
pict 1052Gurlandstraße, 2104 Spillern
pict 06272676 Glendower Ave., Hollywood, CA
Abb.134.2 Glendower Avenue, Hollywood
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 36
135Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses
Hier handelt es sich um angebaute Garagen, die sich aber deutlich vom Baukörper
des Wohnhauses abheben. Beide Garagen sind den Wohnhäusern vorgelagert und
stehen entweder direkt an der Straße oder etwas abgerückt mit einem Vorplatz vor
der Garage. Die Dimensionen der Garagen kommen denen eines kleinen Einfamili-
enhauses schon sehr nahe. Die Garage am US-amerikanischen Beispiel wirkt zum
Wohnhaus gut proportioniert, weil hier das Wohnhaus sehr groß ist. Die Garage
am österreichischen Beispiel hingegen wirkt im Vergleich zum Wohnhaus zu groß
geraten. Durch die Größe und Position der Garage wird das Haus in den Hintergrund
gedrängt.
Bei diesen beiden Beispielen wurden ebenfalls die selben Farben für die Fassade
wie für die Öffnungselemente gewählt; auch die Dachform ist wieder vom Haus
übernommen. Beide Dachgeschoße der Wohnhäuser sind ausgebaut, was ein steiles
Dach rechtfertigt. Die Garagenbaukörper wirken durch die steilen Dächer erhöht.
Eine derartige Dachform ist für eine Garage nicht notwendig.
Die Garage am österreichischen Beispiel hat seitlich zum Haus Fenster eingebaut.
Das soll die Häuserfassade komplettieren, weshalb auch das Rautenmuster als
Dekor über den Fenstern fortgesetzt wurde. Hier wurde offenbar viel Zeit und Geld
in die Garage investiert, um ihr ein möglichst identisches Erscheinungsbild mit dem
Wohnhaus zu verleihen.
136 Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses
Abb.136.1 Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf pict 1168
Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Abb.136.2 Rose Avenue, Los Angeles
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 37
137Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses
Beide Wohnhäuser zeigen mit ihrer Längsseite zur Straße, die Dachflächen beherr-
schen die Fassade des Hauses. Die Garagen zeigen mit dem Giebel zur Straße. Die
Häuser wirken dadurch von der Straße abgewandt, die Garagen stellen sich in den
Mittelpunkt des Geschehens.
Das österreichische Beispiel ist ähnlich der Kinderzeichnung eines Hauses: Tür,
Fenster, Dach – das sind die wichtigsten Elemente, um ein Haus zu definieren. Hier
ist es statt dem Haus die Garage. Die Garage gibt sich zur Straße hin wohnlicher
als das Haus selbst. In der Größe tritt die Garage deutlich hinter das Wohnhaus und
das Garagentor verrät auch hier den eigentlichen Nutzen des Gebäudes.
Das US-amerikanische Beispiel zeigt eine geschlossene Fassade. Drei Giebel öffnen
die Fassade, zwei unbedeutend kleine über den Fenstern des Wohntrakts und der
größte über dem Garagentor. Der Eingang hat keine Akzentuierung durch einen
Giebel bekommen, er liegt im Dunklen mit einem eingeschnittenen Dach statt eines
Giebelaufbaus. Diese Lösung des Dacheinschnitts rückt den Hauseingang noch wei-
ter ab. Der helle, große Giebel der Garage zieht nicht nur in seiner Breite sondern
auch in seiner Höhe die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Der Giebel der Garage
überragt sogar die Wohnhaushöhe.
Bei diesem Beispiel scheint es, als hätte das Wohnhaus die Schmuckelemente der
Garage übernommen und nicht umgekehrt. Die Giebelausformulierung lässt sich in
der Garage deutlicher spüren als im Wohnhaus.
138 Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses
Abb.138.2 Rose Avenue, Los Angeles
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Abb.138.1 Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
pict 1168Zellergasse, 2301 Groß-Enzersdorf
pict 05901390 Rose Ave., LA
pict 05881366 Rose Ave., LA
pict 1191/1193Prinz Eugen Straße, 2301 Groß-Enzersdorf
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
1 5 15 20
Garage
Haus
Grünfläche
Garageneinfahrt
Hauseingang
Fallbeispiel 38
139Schmuckstück Garage: Die Garage als Kopie des Wohnhauses
An diesen beiden Beispielen stehen die Wohnhäuser sowie die Garagen mit ihren
Giebelseiten zur Straße. Die Schmalseiten der Häuser werden zum Teil von der
Garage verdeckt, die Häuser rücken in den Hintergrund, die Giebelseiten der Gara-
gen werden zur vordergründigen Straßenfassade.
Im österreichischen Beispiel löst sich die Gestaltung der Garage von der des Hauses
ab. Die Garage übernimmt kaum Elemente des Wohnhauses, sie hat sich verselbst-
ständigt. Das Satteldach wird noch vom Haus übernommen, aber die Dachneigung
ist flacher und ein Dachvorsprung schützt die Garageneinfahrt. Die Fassadenfarbe,
das Material des Tores und die Bretterschalung des Giebels sind Elemente, die im
Wohnhaus nicht vorkommen. Hier wird erst gar nicht versucht, das Wohnhaus zu
kopieren. Die Garage ist vielmehr ein eigenes wichtiges Bauwerk, was schon durch
die Ecklage vor dem Haus demonstriert wird. In die Garage kann von beiden Seiten
eingeparkt werden. Die Größe der Garage ist ausreichend für zwei Autos und Lager-
fläche, doch nicht ausreichend für die Benutzer/innen, denn die Vorgartenmauer
wurde an einer Stelle aufgebrochen und ein weiteres Auto ohne Nummertafel parkt
im Vorgarten.
Im US-amerikanischen Beispiel ist die Garage mit einem Dachsprung direkt an
den Giebel des Wohnhauses angebaut. Auch hier bildet die Garage die sichtbare
Straßenfassade. Das erklärt auch das Fenster in der Giebelseite der Garage. Da es
die Schauseite des Hauses ist, wird die Giebelseite mit einem Fenster dekoriert. Die
Garage ist hier ein Spiegelbild des Wohnhauses: die gleiche Dachneigung, die weiße
Umrandung von Traufe und Ortgang sowie um alle Fenster-, Tür- und Toröffnungen
und die grau-blaue Fassadenfarbe, die sich vom Wohnhaus bis zur Garage durch-
zieht.
140
Conclusio
Bis heute fehlt der Garage die nötige architektonische Wertschätzung und der rich-
tige Umgang als Bauaufgabe. Die Garage wird, egal in welcher Art und Ausführung,
als Bauaufgabe nicht richtig wahrgenommen. Die Proportion und die Position zum
Wohnhaus sowie Ausgestaltung des Baukörpers und Materialwahl sind wesentliche
Faktoren zur Gestaltung einer Garage. Werden diese Faktoren nicht ausreichend
aufeinander abgestimmt und ausgelotet, drängt sich die Garage in ihrer Größe in
den Vordergrund des Wohnhauses, wird zum „Knusperhaus” im Gefüge oder wird
zur funktionalen Box, die das Gefüge schwächt anstatt es zu stärken.
Die Analyse von österreichischen und US-amerikanischen Wohnhäusern mit Gara-
gen hat im Gegensatz zur anfänglichen Vermutung ergeben, dass österreichische
Garagen jenen in den USA um nichts nachstehen, was deren Größe betrifft. Die
US-amerikanischen Garagen waren zwar früher die weltweit größten, heute sind
Garagen in Europa prinzipiell nicht kleiner als ihre US-amerikanischen Vorbilder.
Durch die Globalisierung, die weltweite Vernetzung mittels Internet und die nicht
unwesentlichen Einflüsse der Filmindustrie ist auch in Österreich die große Garage
Alltag geworden.
Dabei ist Bauherrn/innen und Architekten/innen sehr wohl bewusst, dass die Größe
der Garage gestalterische Probleme birgt. Viele Firmen haben weltweit Versuche
unternommen, um die Garage mit der Umgebung verschmelzen zu lassen, ähnlich
dem animalischen Vorbild des Chamäleons. Diese Versuche, ob erfolgreich oder
nicht, haben eines gemeinsam, sie maskieren die Garage anstelle grundlegende
Veränderungen im architektonischen Konstrukt vorzunehmen. Das Garagentor wird
mit Fotofolien kaschiert, oder einer falschen Fassade, die sich als Tor öffnen lässt,
aber der Baukörper wird keinem kritischen architektonischen Diskurs ausgesetzt.
Dazu kommt, dass Garagen nicht nur immer größer, sondern auch immer „wohnli-
cher” in ihrem Aussehen werden. Die Funktion der Garage wird getarnt durch Dekor
an der Fassade, Fenster in der Fassade und aufgesetzte Dächer. Auf den ersten
Blick soll nicht erkennbar sein, ob es sich um eine Garage oder ein Gästehaus
141
handelt. Die Übereinstimmung mit dem dazugehörigen Wohnhaus wird bevorzugt
angestrebt.
Trotz Doppel- und Dreifachgaragen parken Autos nach wie vor auf der Straße oder
in Einfahrten und werden auch in Zukunft dort parken. Nur gut sichtbar stellt das
Auto ein Prestigeobjekt dar. Jede/r Autobesitzer/in ist stolz auf sein/ihr Luxusstück
und will das auch nach Außen vermitteln. An dieser Tatsache würde sich wohl auch
nach einer grundlegenden Neugestaltung der Garage nichts ändern. Das Garagen-
design kann nie das Potenzial des Autodesigns ausschöpfen, die Garage hinkt dem
Auto in der Gestaltung um Jahrzehnte hinterher.
Kann es dennoch sein, dass auch Garagen in einen von ökonomischen Realitäten
bestimmten Umdenkprozeß einbezogen werden?
Autos werden wieder kleiner, was selbst in den USA sichtbar ist, alternative Treib-
stoffe und Energiequellen werden für Autos genutzt und öffentlichen Verkehrsmit-
teln wird ein neuer Glanz verliehen. Das Umdenken im Bereich des Automobils hat
bereits begonnen.
Ressourcen, wie Baumaterialien und Bauplätze, die benötigt werden, um ein Haus/
eine Garage zu bauen, werden wohl nicht so schnell zu Ende gehen wie fossile
Energieträger, allerdings steigen die Preise für Baumaterialien kontinuierlich an.
Bauplätze in beliebten Lagen mit guter Anbindung und Materialien von guter Qua-
lität und Gewährleistung werden immer teurer. Die Garage kann bei der Errichtung
eines Wohnhauses ein großes Einsparungspotential darstellen.
Wie bereits festgestellt wurde, werden Garage immer weniger als Unterstand für
Autos genützt und viel mehr als Abstellraum für alles mögliche. Ein Umdenken im
Garagenbau ist daher denkbar.
142
Vielleicht werden auch bei Garagen in einigen Jahren Kombinationslösungen ange-
strebt. So könnte beispielsweise anstatt einer Garage mit vier Wänden und einem
Dach eine überdachte Fläche zentral zum Wohnhaus hergestellt werden – ähnlich
einem Carport – aber gleichzeitig auch als Veranda nutzbar. In den warmen Som-
mermonaten, in denen das Auto einen Witterungsschutz nicht unbedingt notwendig
hat, ist diese Fläche als erweiterter Wohnraum nutzbar. In den Wintermonaten wird
das Auto untergestellt und vor Niederschlägen geschützt. Das Dach könnte begrünt
sein, der Platz könnte mit Steinen gepflastert oder sorgfältig betoniert sein anstelle
des üblichen Asphalts.
Wichtig in der Ausgestaltung ist eine Reduktion auf das Wesentliche.
Dies ist bislang in wohlhabenderen Wohngebieten der Opinion-Leader, zum Beispiel
in Beverly Hills, nicht erkennbar. An Garagen wie Wohnhäusern ist vermehrt Dekor
angebracht, die Garage wird in erster Linie verniedlicht und die Funktion in den
Hintergrund gedrängt.
„Guter Geschmack lässt sich nicht kaufen!” wäre eine verlockende Schlussfolge-
rung. Ob das tatsächlich der Fall ist, lässt sich anhand weniger ausgewählter Bei-
spiele nicht eindeutig feststellen.
Sicher ist, dass die Garage Gestaltungspotential besitzt, das dringend architektoni-sches Fachwissen benötigt.
143
Danke!
Raphael, für die Geduld, die Ausflüge ins Wiener Umland und das Lektorieren meiner Diplomarbeit.
Meinen Eltern, für die Unterstützung.
Matthias, der mich mit Gelassenheit durch Los Angeles chauffiert hat.
Ao. Univ. Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Erich Lehner, für die hilfreiche und unkomplizierte Betreuung.
polar÷, für die Garagengespräche und die Benutzung ihrer umfangreichen Bibliothek.
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