Gliederung: Entwicklung der Sanktionspraxis in...

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Impulse für die Weiterentwicklung der Bewährungshilfe Martin Kurze

Gliederung:

• Entwicklung der Sanktionspraxis in Deutschland

• Themen/ Methoden der Bewährungshilfe

• Methodische Weiterentwicklung/ Perspektiven

Trend I: Von den formellen zu den informellen Sanktionen

Trend II: Von den stationären zu den ambulanten Sanktionen

Noch zu Trend II: allg. Strafrecht

Trend III: Von den unbedingten zu den bedingten Sanktionen

Noch Trend III: Aufwuchs der Strafaussetzungen

Trend IV: stetiger Anstieg bei 12-24-monatigen FS

Auswirkungen für die Bewährungshilfe (W. Heinz: Das strafrechtliche Sanktionensystem und die

Sanktionierungspraxis in Deutschland 1882 – 2010)

• … Insbesondere wird von der fakultativen Möglichkeit, den Verurteilten einem Bewährungshelfer zu unterstellen, vermehrt Gebrauch gemacht. Wegen der nicht in gleichem Maße steigenden Zahl der Bewährungshelfer dürfte in den letzten Jahren die Fallbelastungszahl gestiegen sein. …

• … Die Belastungssituation für die Bewährungshelfer dürfte sich noch weiter dadurch verschärfen, dass die Unterstellung von mehr problembelasteten Probanden einen höheren Betreuungsaufwand erfordert…

• … Durch die stetige Verlagerung auf informelle Sanktionen und auf Geldstrafen sowie durch die Ausweitung der Strafaussetzung selbst verbleiben für die Strafaussetzung zur Bewährung zunehmend mehr "problematische Fälle„…

• … Unter den einem hauptamtlichen Bewährungshelfer unterstellten Probanden sind deutlich angestiegen sowohl die Zahlen der Probanden, die bereits zuvor schon mindestens einmal verurteilt worden waren, als auch derjenigen, die bereits zuvor unter Bewährungsaufsicht standen.

Rückfall Jehle/ Albrecht et al. Legalbewährung nach strafrechtlichen Sanktionen

Eine bundesweite Rückfalluntersuchung 2007 bis 2010 und 2004 bis 2010

Themen der Zeitschrift Bewährungshilfe 1954 - 1969

• Rechtsfragen & Strafrechtsreformen

• Gruppenarbeit

• Einzelfragen zum Umgang mit den Probanden

• Gerichtshilfe

• Diagnose und Prognose

• Bundestagungen

Themen der Zeitschrift Bewährungshilfe 1970 - 1980

• (obligatorische & fakultative) Strafaussetzung zur Bewährung

• Soziale Arbeit als FH-Studium

• Staats- und Justizkritik (Berichtspflichten)

• Ausdifferenzierung der Sozialen Dienste

• Behandlungsbereitschaft und -bedürftigkeit

• Motivation, Fallbelastung, Erfolgsbilanzen

Themen der Zeitschrift Bewährungshilfe 1980 - 1990

• Problemlagen (v.a. Drogen)

• Veränderte wirtschaftliche Bedingungen

• Ansteigende Fallzahlen

• Bedeutung der Psychologie

• Soziale Gruppenarbeit

• Therapieansätze

• Supervision

Themen der Zeitschrift Bewährungshilfe 1990 - 2000

• Organisationsdebatte

• Verlagerung DA/FA in die eigenen Reihen

• Qualitätskontrolle

• Konfrontative Pädagogik

• Case Management/ Esslinger Modell

• Sozialpädagogische Diagnose

Themen der Zeitschrift Bewährungshilfe 2000 - heute

• Opferperspektive

• Kriminalprävention

• „gefährliche Täter“

• Privatisierung

• Kontrolle

• Lösungsorientierte Beratung

• Psychosoziale Diagnose (Risikoeinschätzung)

• Risikomanagement

Ausblick

• Angesichts der quantitativen und qualitativen Veränderungen der Klientel ist zu erwarten, dass Gerichte, Politik und Öffentlichkeit die Arbeit der Bewährungshilfe sensibler begleiten als bisher

• Das Gebot der Stunde für die Bewährungshilfe heißt:

Transparenz und Verbindlichkeit beruflichen Handelns

Transparenz & Verbindlichkeit

• Es wird zukünftig nicht mehr ausreichen, mit den unterstellten Probanden „irgendetwas“ zu machen

• Es wird künftig nicht mehr danach gefragt werden, ob Sie etwas gemacht haben (Blackbox Bewährungshilfe), sondern warum Sie mit welcher Methode und welcher Zielsetzung gearbeitet haben, welche Schritte Sie noch für erforderlich halten und wie Sie die Zielerreichung einschätzen!

Eckpunkte für Transparenz & Verbindlichkeit

• Kein Wiederbeleben der Standards-Diskussion, da ohnehin nur unverbindliche Allgemeinplätze herauskommen werden! (Kollegialstrukturen funktionieren nur mit Konsenslösungen, Konsens heißt hier: Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner)

• Prüfen Sie, inwieweit Sie den europäischen Standards genügen!

Probation rules konkret:

• 66: Mit welchen Einschätzungs- und Bewertungsverfahren arbeiten Sie? Wie gewährleisten Sie eine systematische und sorgfältige Prüfung des Einzelfalls?

• 67, 68, 73, 78, 83, 84: Mit welchen Verfahren stellen Sie die aktive Beteiligung des Straffälligen sicher?

• 69, 75: Werden bestehende Einschätzungen und Maßnahmenpläne kontinuierlich fortgeschrieben/ angepasst?

• 71: Sind Sie hinreichend ausgebildet oder geschult, um Einschätzungs- und Bewertungsverfahren nicht nur anwenden, sondern auch in ihrem Leistungsvermögen einschätzen zu können?

• 81, 82: Was dokumentieren Sie für die Evaluation? Werden Sie evaluiert? Welche Konsequenzen werden aus den Evaluationserkenntnissen gezogen?

• 99-103: Ist sichergestellt, dass es ein eindeutiges, zugängliches und wirksames Beschwerdewesen gibt? Wie stellen Sie sicher, dass die Standards erfüllt werden?

Bewährungshilfe steht (mal wieder) am Scheideweg.

Es gibt viel zu tun.

Packen Sie´s an!!!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

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