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Sonntag, 13. März 2016 (20:05-21:00 Uhr) KW 10
Deutschlandfunk - Musik & Information
FREISTIL
It’s Monk Time –
Die irre Geschichte einer amerikanischen Beatband in der deutschen Provinz
Von Tom Noga
Redaktion: Klaus Pilger
Produktion: DLF 2013
M a n u s k r i p t ACHTUNG: Die Wiederholung wurde wegen einer Sondersendung
zu den Wahlen gekürzt. Dies ist das Manuskript entsprechend der Original-Länge!
Urheberrechtlicher Hinweis
Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig.
©
- ggf. unkorrigiertes Exemplar -
1
Regie Musik 1 („Blast Off “ von den Monks) startet. Darüber:
O-Ton 1 Gary Burger (unübersetzt)
“Monk music is original protest music. Monk music is music to make love by.
Monk Music is music to relax by.”
Regie Musik 1 mit dem Feedback bei 0:12 hoch ziehen. Soll bis ca 0:30 frei
stehen. Darüber:
Sprecher 2 Eddie Shaw (aus dem Buch „Black Monk Time“)
Eines Nachts stieß Roger mich auf dem Weg von der Bühne zum
Umkleideraum an. „Die beiden Typen da, die habe ich schon ein paar Mal
hier gesehen.“ Ich guckte rüber. „Du meinst die beiden in den
Geschäftsanzügen? Sind mir auch aufgefallen. Normale Fans sind das
nicht.“ Am nächsten Abend luden uns die beiden Männer in einer Pause
zwischen zwei Sets zu sich an den Tisch ein. Nachdem wir uns vorgestellt
hatten, sagte der Kleinere der beiden, der mit dem blonden Raspelschnitt:
„Ich bin Walther, und mein Kollege heißt Karl. Wir haben ganz
Deutschland nach einer guten Beat-Band abgesucht. Ihr seid die besten.
Wir möchten euch berühmt machen.“
O-Ton 2 Gary Burger
„A Monk must always be a Monk that was one of the rules. And that means he
must always have his hair cut, must always have his black clothing on, must
always have your rope tie on when you’re in public. You are very stern, you don’t
laugh a lot.”
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Ein Monk ist immer ein Monk, das war die Hauptregel. Das heißt, in der
Öffentlichkeit musst du die Mönchstonsur tragen, die schwarzen Klamotten, die
Kordel als Krawatte. Und du bist sehr ernst, du darfst nicht lachen.“
Regie Musik 1 bei 1:23 hoch ziehen
„9 – 8 – 7 – 6 – 5 – 4 – 3 – 2 – 1 Blast off“
2
Runterblenden: Darüber:
Sprecher 2 Eddie Shaw (aus dem Buch „Black Monk Time“)
„Wir werden mit euch an eurem Image arbeiten“, sagte Walther. „Wir
werden eure Kreativmanager sein. Wir besorgen euch einen Plattenvertrag.
Ihr werdet auf Tour gehen und ins Fernsehen kommen.“
„Was macht euch so sicher?“, fragte Roger.
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
„Wir kennen die Zukunft“
Sprecher 2 Eddie Shaw (aus dem Buch „Black Monk Time“)
Antwortete Karl. Walther war freundlich, er das exakte Gegenteil.
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
„Ihr seid die Zukunft. Aber eure Show ... daran ist alles falsch. Und ihr
müsst euren Namen ändern. Ihr werdet ‚Monks‘ heißen.“
Regie Musik 1 hoch ziehen. Outro steht frei bis Ende frei.
Ansage It’s Monk Time – Die irre Geschichte einer amerikanischen Beatband in der
deutschen Provinz. Von Tom Noga.
O-Ton 3 Schorsch Kamerun
“Das ist etwas Zeitloses, also das ist eine seltsame Mischung von Musik, die
auf eine bestimmte Art immer funktionieren kann.“
Erzähler Schorsch Kamerun, Theaterregisseur, Hörspielautor und Sänger der Punk-
Band Die Goldenen Zitronen.
O-Ton 4 Schorsch Kamerun
“Da ist so eine Moderne drin, die unterschiedliche Verwandtschaften hat. Man
kann das auch Techno nennen, oder Beatmusik, es hat aber vielleicht auch mit
Bach zu tun, weil es so clusterhaft ist und so wenig tonale Sprünge macht und
3
in bestimmten Längen läuft. Man kann darauf reden, sprechen, sprech-
singen…“
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy (aus dem Manifest der Monks)
Monk-Musik wird gekennzeichnet sein durch fünf wesentliche Merkmale:
Durch die Stereotype
Durch die Elektronik
Durch die Härte
Durch die Lautstärke
Durch die Jazz-Elemente.
O-Ton 5 Schorsch Kamerun
“Monks deswegen wieder so interessant, weil sie eine Mischung waren, aus der
Beat-Band, die sie ja waren, was ja vielleicht auch noch archaisch gedacht ist,
über so eine Lautstärke das Publikum in Wallung zu bekommen. Und dann
kommt der Konzeptkünstler und sagt: Lasst doch mal ein paar Töne weg oder
spielt das ewig auf zwei Tönen usw. Das ist natürlich super interessant, wenn
man das begreift. Und trotzdem funktionieren die Monks archaisch und
physisch Und das ist natürlich irre.“
Erzählerin Dies ist die Geschichte von Gary Burger, Eddie Shaw, Larry Clark, Roger
Johnston und Dave Day. Von fünf Amerikanern, die es Anfang der 1960er als
Zeitsoldaten der US-Army nach Deutschland verschlug. Aus Langeweile,
mangels beruflicher Alternativen, aus Abenteuerlust oder weil sie schlicht mal
rauskommen wollten aus ihren Heimatorten in Minnesota, Texas und Nevada.
Und dies ist die Geschichte ihrer Band, die sie auf dem Army-Stützpunkt in der
hessischen Provinzstadt Gelnhausen gegründet hatten und mit der sie nach
Ende ihres Militärdienstes durch Deutschland tourten. Anfangs nannten sie sich
The Torquays.
Eddie Shaw, der Sänger und Bassist der Band, erinnert sich.
O-Ton 6 Eddie Shaw
„People like the Torquays because they were nice guys. They were friendly, they
had long hair like they were supposed to have. And they did Elvis Presley songs
and Jerry Lee Lewis. I remember all the 3 chords.”
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Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Die Leute mochten die Torquays, weil sie freundlich waren. Nette Typen mit
langen Haaren, so wie es damals sein sollte. Sie spielten Songs von Elvis, Jerry
Lee Lewis – diese ganzen 3-Akkord-Stücke.“
Erzählerin Die Torquays treten in Clubs auf, in Kneipen mit Veranstaltungssaal wie die
Fischerstube in Gelnhausen, dem Odeon in Heidelberg, der Regina Bar in
Heilbronn und der Hillbilly Bar in Kitzingen. Dort spielen sie zum Tanz auf –
Discos gibt es Mitte der 60er noch nicht. Ein Knochenjob von 8 Uhr abends bis
3 Uhr nachts: 7 Sets à 50 Minuten mit Zigarettenpausen dazwischen. Sie spielen
die Hits der Zeit, von den Beatles, den Stones, den Troggs. Und ab und zu
einen eigenen Song.
Bis sie eines nachts im Mai 1965 im Rio Club in Stuttgart von zwei Werbern
angesprochen werden, von Walther Niemann und Karl-Heinz Remy. Niemann
ist Absolvent der Folkwangschule in Essen, dort hat er Kunst studiert. Remy
studierte Grafikdesign an der Hochschule für Gestaltung in Ulm. Zusammen
haben sie das Konzept für eine revolutionär neue Band entwickelt. Ein Konzept,
mit dem sie die Popwelt aus den Angeln heben wollten.
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy (aus dem Manifest der Monks)
Der Monks-Sound soll kalt und brutal sein. Erzielt wird dieser Sound durch die
völlig neue Kombination in der Zusammensetzung der Instrumente. Drums mit
Tomtoms und Kesselpauken, Banjo mit zwei eingebauten Mikrofonen, Bass
und Gitarre im Fuzztone bilden zusammen die Rhythmusgruppe. Eine
entsprechende Gewichtung zu Gunsten des Rhythmus ist die Folge. Dem
gegenüber steht die Solo-Guitar. Sie hat die Aufgabe, die von der
Rhythmusgruppe hervorgebrachte und vorherrschende Stereotype mittels
elektronischer Effekte zu brechen, die jedoch jeweils aus dem musikalischen
Grundthema hergeleitet werden. Der Orgel sind in diesem Zusammenhang
spezielle Aufgaben zugedacht. Sie schafft zwischen zwei Nummern jeweils den
Übergang – sie klingt dabei wie eine Kirchenorgel und steht im Kontrast zur
Monk-Musik. Im Zusammenspiel mit der Gruppe verstärkt sie einerseits
elektronische Effekte, andererseits stützt sie im entscheidenden Moment die
Stereotype.
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O-Ton 7 Gary Burger (unübersetzt) „It ended up being a cooperative, a creative venture between the German
managers and this young American boys, now called The Monks.”
Erzählerin Gary Burger, Sänger und Gitarrist der Monks.
O-Ton 8 Gary Burger
„Karl was very assertive and powerful: You must do it this way! No other way
would work. You must do it this way”. Walther was softer. He was a gentler and
quieter man. It was sort of a Jekyll and Hyde situation. The Monks liked both of
them a lot.”
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Die Monks waren ein gemeinsames kreatives Unternehmen bestehend aus den
beiden deutschen Manager und diesen amerikanischen Jungen. Karl war sehr
bestimmt und meinungsstark: „Ihr müsst es so machen, anders geht’s nicht!“
Walther war sanfter, netter und ruhiger. Das war eine Jekyll-und-Hyde-Situation.
Wir mochten beide sehr.“
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy (aus dem Manifest der Monks)
Die Monk-Musik wird so arrangiert, dass eine klare Gewichtung zugunsten der
völlig neuen Instrumentalbesetzung erfolgt. Erst beim Arrangieren der Monk-
Musik in den Proben findet der kreative Prozess seinen Abschluss. Die
Instrumente sollen so eingesetzt werden, dass sowohl durch die Lautstärke als
auch durch das so genannte Feedback der gespielte Ton zwischen Gitarre und
Lautsprecher zu kreisen beginnt und Schwingungen hervorruft, die den Zuhörer
nicht nur akustisch im traditionellen Sinne erreichen, sondern ihn rein physisch
angreifen.
Regie Szene. Findet im Probenraum statt
Sprecher 2 Eddie Shaw (aus dem Buch „Black Monk Time“).
Jeden Tag beim Proben spielten wir Karl und Walther, unseren neuen
Bandmitgliedern, die paar wenigen Songs vor, die wir geschrieben hatten.
Immer wieder von vorn.
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Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
“Jetzt macht das Geräusch!“
Sprecher 2 Eddie Shaw (aus dem Buch „Black Monk Time“)
„Wovon redest Du?“, fragte Gary.
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
“Dieses Huuuuuuuuh, das klingt, als würde ein Gebäude einstürzen.“
Sprecher 2 Eddie Shaw (aus dem Buch „Black Monk Time“).
„Was?“ Wir starrten uns gegenseitig an. Roger fing an mit einem Stick auf
seine Tom Toms zu schlagen. Wir drehten uns zu ihm um, ohne zu
verstehen, was er wollte.
„Komm schon, Gary.“
„Was?“
„Feedback. Das will er hören.“
Gary drehte sich um und schwang seine Gitarre vor dem Verstärker hin
und her. Karl bewegte die Arme wie ein Dirigent.
Regie Feedback-Geräusch
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
Ja! Ja! Mehr! Mehr!
Regie Musik 2 („Boys are boys“) startet am Ende unter OT
O-Ton 9 Eddie Shaw
„Okay, here’s an example: Boys are boys and girls are choice, to me and you
they’re more than toys. I wanna find someone lonelier or some stupid thing, I
want to be the only and all that stuff. The thing is that these managers kept
saying: This is a dumb song. Okay, so what we have to do now because the
Monks are five individuals who have nothing in common, I come from a jazz
background, Roger from a Texas Swing background, Larry comes from a
house…playing piano at home. Gary hat not played any place, Dave had not
played any place. So we had to decide: Let’s take the base, I cannot play jazz
7
lick, I had to play bomp, bomp, bomp – nothing but rhythm. Bomp. Bomp.
Bomp, then 2 guitars, that’s too usual. And I guess Karl had the idea to add a
banjo, to try something different, he liked the sound. So we did and it was great
idea.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Ein Beispiel. „Boys are boys and girls are choice, to you and me they are more
than toys.“ –Du bist einsam, ich will der einzige für dich sein – so ein Quatsch
halt. Die Manager sagten: Das ist ein dämlicher Song. Okay, dann müssen wir
uns etwas einfallen lassen. Das war schwer, weil wir alle aus unterschiedlichen
musikalischen Ecken kamen, ich vom Jazz, Roger vom Texas Swing, Larry von
der Hausmusik, er hatte nur Zuhause Klavier gespielt, Gary und Dave hatten
außer mit den Torquays keine Band-Erfahrungen. Also haben wir gesagt: Wir
nehmen das Gerüst des Songs. Ich spiele keine Jazztöne, sondern Rhythmus:
bumm, bumm, bumm.
Zwei Gitarren? Das ist zu gewöhnlich. Karl kam mit der Idee, ein Banjo
einzubauen, weil er den schnarrenden Klang so liebte. Wir haben’s ausprobiert
und fanden es toll.
Regie Musik 2 bei 0:07 mit dem Einsetzen von Schlagzeug und Banjo hoch ziehen.
Steht frei bis Ende Refrain bei 0:40. Runterblenden. Darüber:
O-Ton 10 Eddie Shaw
„It was like having a whole bunch of tin cans tied together, just banging it. I
went bomp, bomp, bomp. And Dave went nchick, nchick, nchick. And then we
found ourselves: “Boys are boys and girls are girl, to you and me they’re more
than choice, boys are boys, girls are choice” – that’s it, that’s all you have to
say.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Das klingt als hätte jemand ein paar Blechdosen zusammen gebunden. Ich
spiele also bumm, bumm, bumm. Und Dave geht drüber: ntschick, ntschick,
ntschick. So haben wir uns gefunden. Jungs sind Jungs und Mädchen wählt
man aus, für dich und mich sind sie mehr als Spielzeuge – das ist es, mehr
8
muss man nicht sagen.“
Regie Musik 2 bei 1:00 mit Beginn der Strophe hoch ziehen. Läuft bis Ende durch.
Dann Atmo 1 (Gary sucht)
„What have we here?“
(kramt)
„Photographs. What’s this down here? I have to take a look for a moment.....
No, that’s another photograph, a publicity shot...“
Runter blenden
Erzählerin Gary Burger flucht. Irgendwo in dieser Kiste muss er doch zu finden sein, der
Vertrag, den die Monks mit ihren Managern abgeschlossen haben. Stattdessen
Fotos über Fotos, Artikel aus Fernseh- und Tageszeitungen und aus
Jugendblättern wie der Bravo.
„Monk fährt in alle Glieder“, ist einer überschrieben. Mit Popmusik hat die
bürgerliche Presse in den 60er Jahren noch ihre Probleme.
Gary zieht eine andere Kiste aus dem Regal, den Nachlass des im Jahr 2008
verstorbenen Walther Niemann.
Regie Atmo 1 bei hochziehen
„Walther was very good at keeping copies of publicity and…. Here are The
Monks with Cream and Lovin’ Spoonful and The Who…”
Runter und dann weg blenden
Erzählerin Turtle Creek, eine mikroskopisch kleine Gemeinde im US-Staat Minnesota. Gary
Burger ist dort Bürgermeister. Keine große Sache, Geld gibt es für den Job nicht,
außer Gary wollte ihn niemand machen. Garys Haar ist grau und
millimeterkurz, rasiert hat er sich vermutlich vor zehn Tagen das letzte Mal. Er
sitzt hinterm Mischpult in seinem Tonstudio. Hier produziert er weitgehend
unbekannte Bands. Nichts, womit man berühmt wird oder mehr als Kleingeld
verdient. „Mein Schicksal“, witzelt Gary, „das war schon mit den Monks nicht
anders.“
9
O-Ton 11 Gary Burger
„Monk Music is difficult to play because occasionally it has some odd measure
in the music. Instead of playing 16 bars you might play 17 or 22 or 21 or some
odd number. And it goes on and on and you have to think, now I’m at bar 8,
now at bar 15, now at bar 19 and we change on bar 23. So you have to focus your
attention to the song you are playing. I would guess six months, we had to make
a living, so we were still playing in nightclubs and we practiced the Monks
music during the day. It was learning the music during the day and practice as a
band. And we’d work on the music and how a Monk should be. And it was
difficult to be a Monk and play in a nightclub. And we would not play it until we
were ready. It was a developing process, it took time.”
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Monk Music ist nicht leicht zu spielen, weil sie manchmal ein seltsames
Taktmaß hat. Statt nach 16 Takten kam der Wechsel nach 17, 22 oder 23. Beim
Spielen mussten wir also immer konzentriert sein.
Sechs Monate haben wir daran gearbeitet, die Monks zu werden. Wir mussten
von etwas leben, also haben wir nachts als Torquays in den Clubs gespielt und
tagsüber die neuen Songs gelernt und geprobt. Aber das allein war’s nicht, wir
mussten auch lernen, was ein Monk ist. Das war schwer, nachts als Torquays in
den Clubs zu spielen und tagsüber ein Monk zu sein. Als Monks aufgetreten
sind wir erst, als wie so weit waren. Das war eine Entwicklung, die Zeit
gebraucht hat.“
Regie Szene im Probenraum
Sprecher 2 Eddie Shaw (aus dem Buch „Black Monk Time“).
Die Manager wurden unsere Äbte, sie formten unsere spirituelle
Konversion von Novizen zu vollblütigen Monk-Rebellen.
Immer wieder von vorn.
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
“Lasst uns zu der Frage zurückkommen, was einen Monk ausmacht.
10
Sprecher 2 Eddie Shaw (aus dem Buch „Black Monk Time“).
„Er hat kurze Haare“, antwortete Gary.
„Nicht mit mir“, gab ich zurück, „meine bleiben lang. Außerdem: Wenn du
die jungen Leute erreichen willst, musst du lange Haare haben.“
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
“Du redest wie ein Politiker, Du versuchst, dich um eine Entscheidung zu
drücken.“
Sprecher 2 Eddie Shaw (aus dem Buch „Black Monk Time“).
Ich war perplex. „Was zum Teufel hat das mit dem Ausgangspunkt unserer
Diskussion zu tun?“
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
“Sehr viel. Du glaubst doch nicht im Erst, dass alle lange Haare haben müssen,
nur weil einer damit Erfolg hat? Sind wir Anführer oder Nachmacher?
O-Ton 12 Gary Burger
„They had wonderful ideas. You have to understand that the Monks were the
creation of Niemann, Remy etc., but the Monks also had a mind of their own.
And I enjoyed so much Walthers comment when I asked if the Monks sounded
like their concept was. And he said: “No, no, no, it was terrible. You didn’t do
what we told you.”
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Sie hatten tolle Ideen. Aber du musst sehen, dass die Monks zwar ihre
Schöpfung waren, aber eben auch aus fünf Musikern mit eigenen Vorstellungen
bestanden. Viele Jahre später habe ich Walther Niemann mal gefragt, ob wir
damals zu Anfang so geklungen haben, wie sie es wollten. Und er sagt: „Kein
bisschen, Ihr wart schrecklich. Ihr habt einfach nicht getan, was wir euch gesagt
haben.“
Regie Szene im Probenraum
11
Sprecher 2 Eddie Shaw (aus dem Buch „Black Monk Time“).
„Kurze Haare sind nicht sexy“ entfuhr es mir, „egal, was ihr sagt. Sie sind
einfach nicht sexy.“
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
“Wieso nicht? Wollen wir aussehen wie alle anderen?“
Sprecher 2 Eddie Shaw (aus dem Buch „Black Monk Time“).
Ich schüttelte den Kopf „Wir haben ausgesehen wie alle anderen BEVOR
wir uns die Haare haben wachsen lassen.“
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
“Du verarscht dich selbst.“
Sprecher 2 Eddie Shaw (aus dem Buch „Black Monk Time“).
Ich sah Karl an. „Weiß Du, den Namen find ich gut, aber das Image gefällt
mir nicht. Sollen wir auch noch Sandalen tragen und eine Kordel um die
Hüften?“
„Wieso nicht schwarze Schuhe und die Kordel um den Hals“, warf Gary
ein.
O-Ton 13 Gary Burger
„Ha, the tonsures. We were in Frankfurt and we had been there before at a tailor
who mad us all black suits, black shirts, black capes, rope tie. Now it was time
for our Monk haircut. We all wore suits to this barber and Roger went first. And
we stood around watching Roger and they cut it very, very short.”
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Und dann die Tonsuren. Wir waren in Frankfurt, dort hatten wir uns von einem
Schneider schwarze Anzüge, schwarze Hemden und schwarze Capes machen
lassen. Nur waren die Frisuren dran. Wir gingen in voller Montur zu einem
Friseur. Roger kam als erster dran, und sie schnitten ihm die Haare sehr, sehr
kurz.“
12
O-Ton 14 Eddie Shaw
„I guess it was who Roger, said: “Well, that doesn’t look like anything. If we
want to be monk, why not put a little hole out there?” So Karl and they said:
“Ok, put a little one in the back then.” So they put a little one in the back and
then it went on. And everybody was standing there: Oh my god that looks
terrible, it’s ugly.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Als er seine Kurzhaarfrisur sah, sagte Roger: „Das sieht nach nichts aus. Wenn
wir Mönche sein wollen, warum machen wir oben nicht ein kleines Loch rein?“
„Gute Idee“, meinte Karl und gab dem Friseur Anweisung.
Der rasierte ein kleines Loch und machte es dann immer größer. Wir standen
um Roger herum und waren baff: „Das sieht schrecklich aus, wie hässlich!“
O-Ton 15 Gary Burger
„Well, the managers had talked to Roger privately before we went to the barber
shop. “This is what we want you to do. You are going first to the barber chair,
get this haircut.” Roger thought it was very funny and he did it and the rest of us
was watching him with open mouths and astonishment. I think Dave went next
and said: “Do mine that way too.” Then the rest of us – we had to. So, we
walked out of this barber shop, in our black suits, black shoes, black shirts,
black cape, rope ties, with our new haircuts. And we walked down the street in a
group, closely together, and many people on the street just parted to let us
through. It was a funny experience and very much an eye-opener for us. It let us
know how unique our look was.”
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Wir wussten damals nicht, dass unsere Manager eine geheime Absprache mit
Roger hatten. Sie hatten ihm gesagt, um was für eine Frisur es ging, er sollte als
erster dran kommen. Roger fand das lustig und willigte ein. Wir konnten nicht
fassen, was wir sahen. Dann wandte sich Dave an den Friseur: „Machen Sei mir
den gleichen Haarschnitt.“
Dem Rest von uns blieb nichts anderes übrig – wir mussten das auch machen.
Später gingen wir durch Frankfurt, Anzüge, Hemden, Capes, Schuhe ganz in
schwarz, dazu einen Kordel als Krawatte um dem Hals, und natürlich die neuen
13
Haarschnitte. Wir gingen eng beieinander, und viele Leute auf der Straße ließen
uns den Vortritt oder machten uns den Weg frei. Das war einerseits lustig,
andererseits öffnete es uns die Augen. Wir verstanden plötzlich, wie einzigartig
unser Aussehen war.“
O-Ton 16 Eddie Shaw
„People stare at you. And they like you. Women like you unless you do
something improper for a priest, like cursing. Kids do not give you eye-contact,
they walk up and they say: “Would you give me an autograph?” And they won’t
look at you. And you have this feeling of power, and it’s a very odd thing and it’s
very intimidating, you don’t know what to do.” You feel uncomfortable but then
you get used to it and you walk the streets…, in Hamburg, the most dangerous
part of the city at 4 in the morning you don’t worry, there’s nobody going to
bother you. You have this authority, this image. And this was what Karl was right
on: “You have the authority.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Die Leute starren dich an, auch Frauen. Und sie mögen dich, es sei denn du
machst etwas, was sich für einen Priester nicht gehört, Fluchen zum Beispiel.
Die Jugendlichen in den Klubs schauen dir nicht in die Augen, wenn sie nach
einem Autogramm fragen. Du fühlst, dass du Macht hast. Das ist eine seltsame
Sache, irgendwie einschüchternd, du weist nicht, wie du damit umgehen sollst
und du fühlst dich unwohl. Aber nach einer Weile gewöhnst Du dich daran. Um
4 Uhr früh in Hamburg, in der dunkelsten Ecke, hatten wir kein bisschen Angst.
Uns würde sowieso niemand etwas tun. Durch das Image hast du Autorität.
Und damit hatte Karl recht, als er immer wieder sagte: „Ihr habt Autorität!“
Regie Musik 3 (“Monk Chant“) startet. mit angeschnittener Ansage von Uschi
Nerke. Steht bis ca 0:30 frei. Dann darüber:
O-Ton 17 Jochen Irmler
“Absolut lässiger Umgang mit der Instrumentation, mit den
Hauptinstrumenten. Alle Instrumente sind gleichwertig. Ich erinnere mich an
ein Stück, wo sie die Gitarre auf den Boden gelegt haben und im Grunde zu dritt
Gitarre gespielt haben. Ist doch absoluter Irrsinn – für damals.“
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Erzählerin Jochen Irmler, Musikproduzent und Keyboarder der Krautrockband Faust.
Regie Musik 3 bei 0:50 hoch ziehen. Steht bis 1:30 frei. Dann darüber:
O-Ton 18 Jochen Irmler
“Wie sie Musik gemacht haben und was sie gemacht haben, auch die
Umsetzung, das fand ich extrem faszinierend. Die Schrille, weißt Du, das Banjo.
Und dann Gary mit seiner gepressten Stimme, das fand ich unglaublich. Ganz
im Vordergrund dann der Bass und keine Becken.
Das war es halt, was mich vom ersten Ton fasziniert hat.“
Regie Blende zu Musik 4 („I hate you“). Über Intro.
O-Ton 19 Jochen Irmler
„Das war ja damals der Beginn von dieser schönen, hippie-esken Musik, wo
sich alle, alle geliebt haben. Und sie haben ein Lied gemacht: „I hate you.“
O-Ton 20 Gary Burger
„Repetition was a big item, you know. If you listen to “I hate you”. Just the
rhythm for about a minute you are getting anxious. And that was the thing. You
wanted to repeat a rhythm until the audience gets nervous. And when they get
nervous you keep playing this rhythm and you make them even more… they feel
angst. Will this song ever go? Well, they don’t know that it is going.”
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Wiederholung war ein großes Thema. Hör dir „I hate you“ an. Fast eine Minute
nur Rhythmus – wenn man das hört, wird man unruhig. Genau darum ging’s:
den Rhythmus wiederholen, bis das Publikum nervös wird. Und wenn die Leute
nervös sind, dann den Rhythmus weiter halten. Bis sich ein Gefühl von Panik
einstellt: Wann fängt dieser Song endlich an? Nun, das ist dieser Song.“
O-Ton 21 Jochen Irmler
„Ich habe das immer Urwaldmusik genannt, dieser Tribal Beat. Dieses
Schlagzeug war nur knallharter Trommelbeat: Dugu-gugaga, dugu-gugaga,
dugu-gugaga. Und das war nicht schön in dem Sinne, wie man damals gespielt
15
hat.“
Regie Musik 4 bei 0:40 mit der Kirchenorgel hoch ziehen. Steht bis 2:25 frei . Dann
runter ziehen. Darüber:
O-Ton 22 Jochen Irmler
„Dieses Monotone, dieses Minimalisierte, das kann man bei Can, bei Guru
Guru und Amon Düül ... Also, was da angefangen hat Ende der 60er Jahre, da
finde ich, ist da zu hören. Wenn ich jetzt Jaki anspräche und fragen würde:
Kennst Du die, was hat das mit dir gemacht? Das weiß ich nicht, was dabei
herauskäme. Aber sie waren ja trotzdem kurz präsent, eine Zeit lang. Und … alle
Musiker haben ja irgendetwas gehört, die haben ja mittlerweile auch Faust
gehört ...“
Regie Musik 4 reißt ab. Atmosphäre Hotel-Lobby startet
O-Ton 23 Eddie Shaw
„The German approach to art the way I see it is less nonsense, it’s not the old
polka days and the happy beer drinking songs and stuff. I think there is a little
bit less of the commercial watering down that we have often here because of the
corporate record companies. We were out of this commercial area all of a
sudden, in a sense we were set free.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Der deutsche Ansatz in der Kunst ist ernsthafter. Die guten alten Polka-Tage
mit den fröhlichen Liedern übers Biertrinken waren damals längst vorbei. Und
es gab weniger kommerzielle Zwänge als hier in den USA, wo die Plattenfirmen
schon damals großen Konzernen gehörten. Wir als Band waren plötzlich aus
diesem kommerziellen Umfeld gerissen, in gewisser Weise waren wir frei.“
Erzählerin Eddie Shaw lehnt sich in der Lobby eines 5-Sterne-Hotels auf New Yorks
Avenue Of The Americas zurück. Er ist klein, rundlich, glatzköpfig, ganz in
schwarz gekleidet mit weißer Krawatte. Ein Monk auch über 45 Jahren nach
dem Ende der Band.
Eddie Shaw ist nach New York gekommen, um seine neues Buch zu
16
promoten, eine Sammlung von Short Storys. Auch die Geschichte der
Monks hat er niedergeschrieben. Das Buch heißt praktischerweise wie die
einzige LP der Band: „Black Monk Time“
O-Ton 24 Eddie Shaw
„When you leave your own country and you go into another culture you are
leaving all the taboos behind you and you are adopting to a new culture. Of
course there was the German humpa-humpa in the background but there was
all of this other stuff. There was Hamburg, the Reeperbahn, there was stuff that
I had never before seen in my life. There was painting, minimalism, social
realism, all kinds of stuff. Fact is that I first time read the books that were
banned in the States like “Tropic of cancer” and all those. I never read any of
those in the States, you couldn’t buy them here. There isn’t some religious
person hitting you over the head because a thought came to your mind and you
said it. That to me was a sense of freedom. And it was very, very difficult to
come back. I went back to my hometown Carson City, I did not belong”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Wenn Du dein Land verlässt und eine neue Kultur kennen lernst, lässt du die
ganzen Tabus hinter dir. Natürlich gab es die deutsche Humpta-Humpta-
Musik, aber sie war nur das Hintergrundgeräusch. Es gab auch Hamburg und
die Reeperbahn und jede Menge Dinge, von denen ich nie zuvor gehört hatte. In
der bildenden Kunst zum Beispiel, den Minimalismus und den sozialen
Realismus. Und die ganzen Bücher, die in den Staaten auf dem Index standen,
Hemingways „Wendekreis des Krebses“ und viele andere mehr. Und es gab
keine religiösen Sittenwächter, die dir eins auf die Rübe geben, weil du einen
Gedanken hast und ihn aussprichst. Das war echte Freiheit für mich. Später ist
es mir sehr, sehr schwer gefallen, wieder in die Staaten Fuß zu fassen. Ich bin
zurück in meine Heimatstadt Carson City gegangen und habe festgestellt: Hier
gehöre ich nicht mehr hin.“
Erzähler Viele Jahre ist Eddie Shaw nach dem Ende der Monks in den USA
herumgezogen, zeitweise hat er mit Gary Burger in Minneapolis
Straßenmusik gemacht und nebenbei als Radio-DJs versucht. Aber es war
lange nicht das Richtige.
17
Erst das Schreiben hat ihm eine neue Perspektive eröffnet. Heute lebt er in
Reno, Nevada. Doch im Jahr 1965 ist das noch Zukunftsmusik.
Regie Szene in Bar (Atmo 1)
O-Ton 25 Gary Burger
„The first time that we played Monk music was probably in the Odeonkeller in
Heidelberg. The Odeon Keller audience was fanatical fans of the Torquays.
The Monks came in and it was just a place for us to try our music. We had our
haircuts, we had our clothing, we had everything. And they looked at us: Who is
this band that used to be the Torquays?”
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Den ersten Auftritt als Monks hatte wir im Odeonkeller in Heidelberg. Das
Publikum dort bestand aus fanatischen Fans der Torquays. Wir kamen also auf
die Bühne, dies war der Ort, wo wir unsere neue Musik ausprobieren wollten,
mit dem Haarschnitt, den Klamotten. Und die Leute glotzten uns an: Was ist
denn aus den Torquays geworden?“
Erzählerin Der Odeonkeller ist ein kleiner Club mit tiefer Decke und winziger Bühne,
die gerade mal eine Stufe hoch ist. Das Publikum besteht aus GIs und
deutschen Rockfans aus Heidelberg und den umliegenden Orten.
Sprecher 2 Eddie Shaw (aus dem Buch „Black Monk Time“).
Zu unserem ersten Auftritt als Monks waren auch unsere beiden Manager
mit ihrem Team gekommen. Sie saßen voller Erwartung an einem Tisch
neben der Bühne. Ich warf ich einen Blick auf Leute die ich kannte. Sie
waren Freunde der Torquays. Nun schienen sie Fremde zu sein. Sie
unterhielten sich miteinander und sahen dann zu uns rüber. Ich bemerkte
eine gewisse Feindseeligkeit in ihren Blicken.
Einige glotzten uns an als seien wir von einem anderen Stern, andere
grinsten süffisant.
„Sie sind nicht bereit für uns“, sagte Roger. Ihm ging jetzt erst auf, dass es
ernst wurde, dass wir nun die Botschaft rüberbringen mussten. Wie auf
18
Kommando legten wir unsere Instrumente nieder, stapften von der Bühne
und wandten uns an unsere Manager, in einer letzten Konferenz.
„Ich mag das nicht“, sagte Dave.
Karl wurde ärgerlich.
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
Ihr müsste euch von euren alten Freunden verabschieden. Denkt daran, was ich
euch immer gesagt habe: Ihr müsst gehasst werden, erst dann können euch die
Leute richtig lieben.
Regie Musik 5 (“Oh how to do now “), Steht ca. 0:35min frei. Dann runter blenden.
Darüber:
O-Ton 26 Gary Burger
„ And we played our music and it’s silence in there, nobody dancing, nobody
cheering. Everybody looking at us: Where is my band, the Torquays? Now we
have this… This was the Torquay, why don’t you play just this music?”
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Wir fingen an zu spielen – und es herrscht Stille, niemand tanzte, niemand
klatschte. Die Leute glotzten nur: Wo sind meine Torquays? Jetzt haben wir
diese... Ihr wart doch die Torquays, warum spielt ihr nicht die alte Musik?“
Regie Musik 5 wieder hoch ziehen. Läuft bis Ende. Evlt. OT 24 darüber.
O-Ton 27 Jojo Wolter
“Was ist das Geheimnis der Monks-Musik? Was macht sie so einzigartig in
ihrem Zeitgeist auch und auch in ihrem Kontext auch mit Beatles, Stones und
was weiß ich. Ich würde sagen, es ist das Banjo, das sechssaitige Banjo. Das ist
außergewöhnlich, weil: kein Banjospieler würde ein sechssaitiges Banjo spielen.
Das ist eigentlich das erweiterte Schlagzeug, was der da macht, das ist die
Snare Drum, die aber Akkorde spielt.“
O-Ton 28 Harry Rag
“Sie haben ja dann auch optisch immer in einer Reihe gestanden am
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Bühnenrand, auch die gleichen Klamotten an gehabt, und dann diese schrägen
Haarschnitte. Die ganze Band hat an einem Strang gezogen. Damals haben die
Beatles ja auch alle die gleichen Klamotten angehabt, das war schon so ein
Zeichen der Zeit.
Aber die Monks haben das schon ein bisschen überspitzt, das war schon eine
Ecke schärfer. Als Punk war man auf der Suche nach verlorenen gegangenen
Schätzen, und die Monks-Platte war ein absolutes Fundstück. Es gibt eigentlich
kaum eine bessere Platte aus der Vergangenheit, wo der Punk so sehr sagen
konnte. Das ist es, die klingt wie von heute“
Erzählerin Jojo Wolter, Bassist, und Harry Rag, Sänger der Punk-Elektronik-Band S.Y.P.H.
O-Ton 29 Jojo Wolter
“Das ist das Geheimnis der Monks, und das ist auch das absolut irre daran, was
sie da fabriziert haben. Und die absolute Gleichwertigkeit von Lautstärken. Also
Alle Instrumente sind gleich laut, der Gesang ist nicht lauter als die Musik – ich
weiß nicht, wie die das damals hingekriegt haben. Und man hört alles
wunderbar. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Musik schon speziell gemacht ist.
Es folgt den eigenen Gesetzen. Die machen Harmoniewechsel an irgendeiner
Stelle, wo Du als normaler Musiker niemals drauf kommen würdest. Aber die
haben es halt so gemacht.“
Regie Atmo 3 (bei Larry) startet. Steht bis 0:15 frei.
Erzählerin Nein, wie Monk Music hört es sich nicht an, was Larry Clarke auf seiner Orgel
spielt, eher nach Home Entertainment. Larry, mit bürgerlichem Nachnamen
Spangler, ist einer der drei noch lebenden Monks.
Schlagzeuger Roger Johnston ist bereits im Jahr 2004 gestorbenen, Banjo-
Spieler Dave Day vier Jahre später.
Mit dem Leben nach den Monks kamen beiden nicht klar, beide hatten lange
Zeit mit Alkohol- und Drogenproblemen zu kämpfen.
O-Ton 30 Larry Clark
„…my own perspective, I just enjoyed the time we had whole we did it. I never
really anticipated doing this for a lifetime. But it was a good experience. And
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when it broke up it was a little of a disappointment, but not that much, because
I was just ready to move on.”
Sprecher 4 Voice Over Larry Clark
„Ich habe meine eigene Sicht auf die Dinge, ich habe die Zeiten mit den Monks
genossen, aber mir war immer klar, dass ich dies nicht mein Leben lang
machen würde. Es war eine gute Erfahrung.
Und als es zu Ende ging, war ich ein bisschen enttäuscht. Aber nicht sehr, ich
war ohnehin so weit, etwas Neues zu machen.“
Erzählerin Von allen Monks hat sich Larry Spangler am weitesten von dem entfernt, wofür
die Band stand. Schon damals wirkte er wie ein Streber: Brille mit schwarzem
Horngestell, den Vollbart penibel gestutzt. Auch heute sitzt seine Frisur wie
einbetoniert, nur der Bart ist ab. Und auch das Streberhafte und die
Schüchternheit hat Larry nicht verloren. Nach dem Ende der Monks arbeitete er
bis zu seiner Pensionierung als Buchhalter für eine Computerfirma in Nashville,
Tennesssee. Nun lebt er in den Wäldern außerhalb der Country-Metropole.
Allein. Auf einer Farm mit eigenem See.
Regie Atmo 3 (bei Larry) startet. Darüber
Erzählerin Larry Spangler zieht eine Platte aus dem Regal und legt sie auf. „Black Monk
Time“. Sein Lieblingslied ist Song Nummer 5, „I hate you“.
Er dreht den Verstärker bis zum Anschlag auf – der Bass klingt verzerrt.
Schade, entschuldigt sich Larry, leider hört sich das Instrument auf seiner
Anlage nicht an, wie es klingen sollte. Dann geht er breitbeinig in Position,
spreizt die Finger und legt eine erstklassige Luft-Orgel hin. Aus dem Buchhalter
Larry Spangler ist der Monk Larry Clark geworden.
Regie Atmo 3 mit Kirchenorgel bei 1:55 kurz hoch ziehen
O-Ton 31 Larry Clark
„It’s based on… I don’t think it’s based on anything else. It was unique at the
time. I can’t think of any other band that played like that, like what we were
21
doing. I didn’t know all the other bands but I just felt it was our own style that
we were doing.”
Sprecher 4 Voice Over Larry Clark
„Unsere Musik basiert auf... ach, ich weiß nicht, ob sie überhaupt auf etwas
basiert. Sie war einzigartig damals. Ich wüsste keine andere Band, die etwas
Ähnliches gemacht hat. Natürlich kenne ich nicht alle Bands, aber ich glaube,
wir hatten einen ganz eigenen Stil.“
O-Ton 32 Eddie Shaw
„When you are at a place and everyone likes you but they are all having a good
time and kissing and drinking and dancing, you are a failure because they don’t
pay attention to you. If you re on stage they have to pay attention to you, you
have to make them do that. If they are paying attention but hate you and are all
leaving you are also a failure. But if you find out how you can get them starting
to doing something and they go... their mouths are moving, they are looking at
each other, you know that you are getting a reaction and that’s important. And
that’s the major formative factor in the Monks. You don’t want to go too far to
make the walk out but you want to go as far as to them getting ready to walk
out. And then they stop and then they… you see the expression on their face,
they like that. You got them.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Wenn Du in einem Club auftrittst und alle mögen dich, aber die Leute
amüsieren sich, sie trinken, küssen, tanzen – dann hast du versagt, weil sei dir
keine Aufmerksamkeit schenken.
Auch wenn sie dir Aufmerksamkeit schenken, dich aber hassen und raus gehen.
Du musst sie dazu bringen, gehen zu wollen, sie stehen auf, machen sich auf
den Weg, aber etwas hält sie zurück. Ihre Münder bewegen sich, sie gucken sich
an. Jetzt hast du eine Reaktion. Und solche Reaktionen zu erzielen, das war das
vorrangige Ziel der Monks. Du darfst es nicht zu weit treiben, sonst gehen sie
weg. Aber sie müssen diesen Fluchtimpuls spüren. Und dann bleiben. Du siehst
den Ausdruck auf ihren Gesichter, jetzt mögen sie dich, jetzt hast du sie.“
22
Erzählerin Im Mai 1967 erscheint „Black Monk Time“, die einzige LP der Band. Schon das
Cover widerspricht allem, was in der Popmusik der 60er Jahre gang und gäbe
ist. Statt die Bandmitglieder abzubilden, ist es ganz in schwarz gehalten, darauf
in weißer Schrift der Titel und der Name der Band – ohne das obligatorische
The davor.
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
Sunlight grids quiver into the system. Read on! It’s monk time - it’s hop time.
Don’t read this! We said: Don’t read this! Let sapphires glide into the grooves.
What is beat? What is beat today? And what is over-beat? And who the hell is
going to melting the hot and cold world of tomorrow?
Sprecher 3 hören sie roger schlagen, gary zerren, dave hauen. und eddie träumt den bass
der hölle. und larry fingert in den tasten von übermorgen. die monks glauben an
nichts. die monks halten alles für möglich. die monks geben alles. die monks
fordern alles. worte sind skizzierte lügen. darum machen die monks ihre worte
selbst – tagelang, mondscheinlang. bis ein wort das andere ergibt. hören sie
nicht hin. zählen sie von 9 bis blast off.
und schwimmen sie in den urwald der großstadt. schwarze scheiben spiegeln
bunt schimmernde illusionen. dieser schwarze kreis aber zittert im system
unserer lieben welt – ach du meine güte – das experiment hat doch gerade erst
begonnen. wahrheit ist süchtig. lüge ist die kunst, dem, anderen zu gefallen. die
monks aber lieben...
Erzählerin Die Rückseite ist in 16 gleich große Quadrate unterteilt. Darin in Deutsch und
Englisch ein kryptischer Text:
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
sonnenraster zittern im system. lesen Sie weiter! it’s monk time - it’s hop time.
nicht lesen! lesen sie doch nicht! lassen sie saphire in die rillen gleiten. was ist
beat? was ist beat heute? und was ist über-beat? und wer schmilzt die verdammt
heiß-kalte welt von morgen?
23
Sprecher 3 Karl-Heinz Remy
Listen as Roger beats, Gary plucks and Dave pummels. And Eddie’s dreams
hell’s bass part. And Larry fingers the keys of the day after tomorrow.
The monks believe in nothing. The monks believe that everything is possible.
The monks give everything. The monks demand everything. Words are the
outline of lies. Why do the monks produce their own words – for days on end, as
the moon shines – until one word leads to another. Don’t listen. Count from
nine until blast off, then swim into the city’s primeval forest. Black discs mirror
colorful, shimmering illusions. This black circle however quivers within the
circle of our dear world – goodness, gracious – the experiment after all is only
beginning. Truth is habit-forming. Lying is the art of pleasing the other. The
Monks, for their part, love…
Erzählerin Alles an „Black Monk Time“ signalisiert den Bruch mit dem Tradierten, mit der
Vergangenheit. Alles signalisiert einen Neuanfang. Zur Veröffentlichung der LP
spielen die Monks im legendären „Top Ten Club“ in Hamburg. Dort hat auch
die Karriere der Beatles begonnen. Am Tag vor dem ersten Auftritt findet eine
Pressekonferenz statt.
Regie PK soll als Szene entstehen, Blitzlichtgewitter, Rumoren im Saal etc. Fragen
und Antworten inszenieren als Ping-Pong-Spiel.
Sprecherin 5 Reporterin
Haben Sie einen Manager?
Sprecher 1 Gary Burger
Ja
Sprecherin 5 Reporterin
Wen?
Sprecher 2 Eddie Shaw
Unsere Manager haben uns gebeten, sie zu vergessen.
Karl und Walter standen lächelnd im Hintergrund. Sie hatten uns gebeten,
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ihre Namen nicht zu erwähnen. Wir wussten nicht warum, haben auch nie
gefragt.
Sprecherin 5 Reporterin
Es heißt, die Monks glauben an nichts. Warum nicht?
Sprecher 4 Larry Clark
Was bringt es, zu glauben?
Sprecherin 5 Laut Pressemappe sind Sie die Anti-Beatles. Was halten Sie von den
Beatles und den Rolling Stones?
Sprecher 2 Eddie Shaw
Man sagt, sie seien erfolgreich.
Sprecherin 5 Was halten Sie von so genannten neuen soften Welle in der Beat-Musik?
Sprecher 1 Gary Burger
Darüber muss ich lachen, bis mir das Zwerchfell platzt.
Sprecher 2 Eddie Shaw
Am nächsten Tag schrieb die „Hamburger Rundschau“: „Sie bekämpfen
den Großmutter-Stil der Beatles. Die Monks beginnen ihre Karriere in
Hamburg, wie die Beatles. Die Liverpooler sind laut, die Monks aber sind
lauter. Sie haben eine neue Musik und eine neue Philosophie. Experten
sagen voraus, dass Songs wie „Complication“ oder „Shut up“
internationale Hits werden.
Regie Musik 6 („Complication“ von den Monks“) startet. Steht bis zum Break bei
1:15 frei
O-Ton 33 Eddie Shaw
„People die for you, people kill, people will. This song was is probably more
appropriate today then it was even back then because now poor people go to
25
war and fight and kill for you and you applaud them. And when they come
home, they are jobless, they can’t get a job. But they put their lives on the line
for you and you didn’t do nothing. People cry, people die for you, people will,
people kill for you. Isn’t that good, isn’t that good for you. Complications,
complications. Constipation – we are still constipated. We are still verstopft mit
diesem Quatsch.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
“People die for you, people kill, people will“. Dieser Song trifft die heutige Zeit
viel besser als die damalige, weil es heute ja nur noch die Armen sind, die in
den Krieg ziehen, für dich kämpfen und töten. Du zollst ihnen Beifall, aber wenn
sie zurückkommen, finden sie keinen Job. Dabei haben sie ihr Leben für dich
riskiert, während du nichts gemacht hast. „People cry, people die for you,
people will, people kill for you. Isn’t that good? Ist das nicht toll für dich?
Verwicklungen, Verwicklungen, Verstopfungen.“
Regie Musik 6 wieder hoch ziehen. Läuft bis Ende
Erzählerin „Complication“ ist ein politischer Rocksong. Das ist eher ungewöhnlich für
diese Zeit. Sich einmischen, Befremden äußern, zu Veränderungen aufrufen –
das ist Mitte der 60er Jahre den Folkmusikern vorbehalten, Sängern wie Bob
Dylan in den USA und Franz-Josef Degenhardt in Deutschland.
O-Ton 34 Eddie Shaw
„To play on stage, and I’ve got some photographs where we are playing in
Hamburg and the audience in front of us is all like this… We are up here and
they are like this, like they are all praying. Not knowing what to do because the
image is so…. I think it is less harder to shock people now then it was back then,
because back then the stereotypes of the decent behavior were more ingrained.
To look up and see people with tonsures, the sub-conscious thought is there,
right: Okay he’s monk, he’s wearing black, he’s off the earth, he has heavy
philosophical messages and we must be obedient.
They see an authority. Image!”
26
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Ich habe Fotos von unseren Auftritten in Hamburg, und die Leute vor der
Bühne... sie haben die Hände gefaltet, sie scheinen zu beten. Wir sind auf der
Bühne und sie beten! Sie wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen, weil unser
Image so stark ist. Heute ist es viel schwerer, die Menschen zu schocken. Aber
damals... die ganzen Verhaltensregeln waren viel tiefer in ihnen verwurzelt. Sie
blicken auf, sehen 5 Typen mit Tonsuren und ihr Unterbewusstsein sagt ihnen:
Das sind Mönche, sie tragen schwarze Klamotten, sie leben in einer geistigen
Welt, sie bringen schwere philosophische Botschaften rüber. Sie haben etwas
zu sagen. Die Leute sehen uns als Autoritäten. So stark ist das Image.“
Erzählerin In Hamburg feiern die Monks Erfolge, das Publikum verehrt sie. Die Beatwelle,
die auf der Großen Freiheit begann und die gerade über die deutsche Provinz
schwappt, ist hier im Jahr 1967 längst ausgelaufen. Hier klingen die Monks wie
das Versprechen einer neuen Musik.
Aber manchem missfällt genau das. Tony Sheridan zum Beispiel, dem
Altrocker, als dessen Begleitband die Beatles angefangen hatten.
O-Ton 35 Gary Burger
„Tony was in the Top Ten Club every now and then and he wasn’t very happy
with the Monks as far as he didn’t think we were playing good music and he
didn’t hesitate to say so.”
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Tony war ab und an im Top Ten Club. Er mochte uns nicht, er fand unsere
Musik nicht gut und sagte das auch.“
Regie Musik 7 („Shut up“ von den Monks) startet. Intro steht frei, runter ziehen,
sobald die Orgel einsetzt. Darüber:
O-Ton 36 Eddie Shaw
„He was standing in front of Dave. And this was hard for Dave. Being a Monk
was hard for Dave, because Dave wanted people to love him, he wanted to be
loved. His whole goal in life was to be loved. He would do whatever it took to
27
get you to love him.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Er hat sich vor Dave aufgebaut, das war hart für Dave. Für ihn war es schon
hart, ein Monk zu sein. Dave wollte, dass die Menschen ihn mochten, das war
sein einziges Ziel im Leben. Und er hat alles dafür getan, dass er gemocht
wurde.“
Regie Musik 7 bei 0:40 hoch ziehen. Strophe und Refrains stehen bis 1:15 frei.
Darüber:
O-Ton 37 Eddie Shaw
„For him show was everything and he was gong like this and his arm went up
and he kept banging it and banging it and banging it. And Tony Sheridan stood
in front of him and kind of cursed: “You fucking Yanks suck! You sucks! The
Brits, we own Rock ‘n’ Roll, you are nothing, you are fucking nothing! You
fucking ape, look how you are playing this stupid thing!” And Dave would be
doing it and be crying at the same time and Tony Sheridan would be right in
front of him yelling up at him and Tony Sheridan would be drunk, sort of
staggering all overt the place. But this are true reactions, you are getting
reactions from people.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Für Dave war Show alles. Sein Arm ging hoch, wenn er spielte, er holte ganz
weit aus und schlug auf ein Banjo ein, immer wieder.
Tony Sheridan baute sich also vor ihm auf und fing an zu fluchen: „Ihr
verdammten Amis, ihr seid Scheiße! Ihr seid so Scheiße! Uns Engländern
gehört der Rock `n` Roll! Ihr seid nichts, absolut nichts! Guck dich doch an, du
Affe, wie du diesen Scheiß spielst!“ Dave spielte weiter und weinte zugleich.
Und Tony Sheridan hörte nicht auf, er war betrunken, er taumelte hin und her.
Aber das sind echte Reaktionen, die Leute haben auf uns reagiert.“
Regie Musik 7 bei 2:10 hoch ziehen. Läuft bis Ende.
O-Ton 38 Eddie Shaw
„Karls and Walthers idea was, and I thought it was pretty good but it wore out,
28
to be like a politician and go from one small town to another. Karl was: You
must know everybody and everybody must know you. Du bist ein Monk!”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Karls und Walthers Vorstellung war es, dass wir wie Politiker über die Dörfer
ziehen. Karl hat immer gesagt: Du musst die Menschen kennen und die
Menschen müssen dich kennen.“
O-Ton 39 Gary Burger
„One thing changed after our record was released then we quit playing
nightclubs 30 days for a month at a time and we started playing one-nighters.
So we played in a little town, maybe we played an hour, maybe we played 2
hours. Each day it was pack up and travel. In some parts of Germany the
audience was quite good. And there would be 3 or 4 very hardcore Monks fans
there who dress in black an had their heads shaved. But for the most part the
audiences had a lot of trouble listening to the Monks music and dancing to it.
And it was hard for us because we wanted them to like our music.”
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Nachdem die Platte raus war, haben wir aufgehört, in Nachtclubs aufzutreten.
Statt 30 Tage am selben Ort spielten wir nur noch einen Abend, manchmal eine
Stunde, manchmal zwei.
Jeden Tag mussten wir also alles einpacken und weiterfahren. In manchen
Orten war das Publikum ganz gut, manchmal waren sogar ein paar echte Fans
der Monks darunter, ganz in schwarz mit Tonsur. Aber die meisten Zuschauer
kamen nicht mit der Monks-Musik klar, sie wussten auch nicht, wie man dazu
tanzt. Das war hart für uns, denn wir wollten natürlich, dass den Leute unsere
Musik gefällt.“
Erzählerin Die Monks treten in Kassel auf, in Fulda und Darmstadt, in Siegen und
Heilbronn. In Clubs mit fantasievollen Namen wie dem „Moulin Rouge“, der
„Sputnik Bar“, der „Kaiserpfalz“, der „Rumba Bar“.
O-Ton 40 Eddie Shaw
„Going down south, more into the catholic area of Germany people hated us
29
down there. We weren’t only the anti-Beatles we were the anti-Christ. In one
case a guy attacked the stage and I hit him over the head with the end of my
bass.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Je weiter wir in den katholischen Süden Deutschlands kamen, umso mehr
haben uns die Leute gehasst. Dort waren wir nicht nur die Anti-Beatles sondern
der Antichrist. Einmal hat mich ein Typ auf der Bühne angegriffen, ich musste
ihm meinen Bass über den Schädel ziehen.“
O-Ton 41 Gary Burger
„And we hear all that: This is terrible music, you guys are awful, why don’t you
play “I wanna hold your hand?” In a lot of places they were very critical of the
Monks. And it made it hard for us. A lot of time the Monks wished they would
have stayed as the Torquays. Because the Torquays had lots of fun, they got
girls, they had good parties, people liked their music and so on. But the
Torquays were a normal band and you would have never heard of them again if
it wasn’t for the Monks.”
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Ständig mussten wir hören, wie schrecklich unsere Musik ist und warum wir
nicht „I wanna hold your hand“ spielten.
In den meisten Orten haben uns die Leute abgelehnt. Es wurde immer
unerträglicher, und ich bin mir sicher, dass jeder Monk sich mehr als einmal
gewünscht hat, noch bei den Torquays zu sein“.
Erzähler Herbst 1967. Mit der Karriere der Monks will es nicht recht vorangehen. Dann
zerstreiten sich die Manager. Karl-Heinz Remy scheidet aus dem Team aus. Er
sollte sich nie wieder zu Monks äußern und gilt im Jahr 2013 als verschollen.
O-Ton 42 Eddie Shaw
„They were sort of fighting about which direction we were taking. And I think
Karl wanted it to be more, more, more. If they are saying no, you must go more
extreme. And he might have been right. He was always strange. He was what I
30
call sort of a compulsive, obsessive person. He wasn’t all that good
communicating. He was more angry, more forceful. He wanted to prove
something.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Sie waren uneins über die Richtung, in die wir gehen sollten. Karl wollte immer
mehr, mehr, mehr. Die Leute lehnen dich ab – dann musst du noch extremer
werden. Vielleicht hatte er Recht. Er war seltsam, richtig besessen. Kein
Kommunikator, eher wütend und energisch. Er wollte etwas beweisen.“
O-Ton 43 Gary Burger
„Karl was a very power-oriented man and I think it was too much.
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Ihm ging es um Macht. Und das wurde uns allen zu viel“.
Regie Musik 8 („Monk Time“ startet). Über Intro:
Erzählerin Bei Auftritten wird es immer schlimmer. Vor allem in Süddeutschland, dort wo
Einheiten der US-Army stationiert sind. Viele GIs stören sich an „Monk Time“,
einem Song, in dem sich die Band klar von einem bewaffneten Konflikt
distanziert, der gerade in Fernost eskaliert: vom Vietnamkrieg.
Regie Musik 8 bei 0:30 hoch ziehen. Der Rap bis 1:10 steht frei. Dann runterziehen.
Darüber:
O-Ton 44 Eddie Shaw
„We were doing the Monks theme and Gary was doing his rap and a guy came
up on stage and he was crying, he just came back from Vietnam. He would
come right up in stage and boy, he was pissed. And I really felt guilty. Here I am,
an ex-soldier. People are put into the army and they have to do things that they
may necessarily not like. But somehow their culture or the systems in the
country they are from expects it from them. And if you had gone through the
procedure – how could you stand up there and make these outrageous
statements? I think after that we got really quite about it, I think we modified our
31
ways tight after that.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Wir spielen „Monk Time“, in Mannheim war das. Plötzlich kommt ein Typ
weinend auf die Bühne, er war gerade erst auf Vietnam zurück. Er war richtig
sauer und stellte uns zur Rede. Und ich habe mich schuldig gefühlt.
Damals herrschte Wehrpflicht, die Leute mussten in die Armee, und manche
haben Dinge getan, die sie vielleicht gar tun wollten. Wie kann ich mich als Ex-
Soldat dann auf die Bühne stellen und sie mit unserer Botschaft verletzen?
Danach waren wir alles sehr betreten und haben den Text modifiziert.“
Regie Musik 8 bei 1:50 wieder hoch ziehen. Je nach Zeit rausgehen oder bis Ende
durchlaufen lassen
Erzählerin 1967 sind die Monks nur noch eine leere Hülle. Auf Druck ihrer Plattenfirma
bringen sie mit “Love will tame the wild“ ein seichtes Liebeslied als Single
heraus – ein Flop mit Ansage. Und bei ihren Auftritten verzichten sie mehr und
mehr auf das mönchische Outfit.
Regie Musik 9 („Love will tame the wild“ von den Monks) kurz einspielen.
O-Ton 45 Eddie Shaw
„We became without direction because after we did the soft thing that Polydor
wanted… it kind of broke the spell. Now we couldn’t think of going back to what
we were doing. And we didn’t know which was to go.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Wir hatten die Orientierung verloren. Nach diesem Song war der Zauber
verflogen. Wir konnten nicht mehr zur Monk-Music zurück, wusste aber auch
nicht wohin wir uns entwickeln sollten.“
O-Ton 46 Gary Burger
„The Monks were booked for Southeast Asia, to Vietnam before all places and
then to L.A. Before that we had a month vacation and we went to our places. I
32
was married to a beautiful lady from from Stockholm, and I went there to be
with her. All the Monks went to be with their ladies. A week before I was to
report to the Frankfurt airport, all the Monks were supposed to meet at the
Frankfurt airport and fly to Vietnam, I got a postcard from Roger, the drummer,
saying I can’t take it any more, I’m back in Texas.”
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Im Sommer waren wir für eine Tour durch Südostasien gebucht, unter
anderem mit einem Auftritt in Vietnam und zum Abschluss in Los Angeles.
Davor hatten wir einen Monat frei. Ich war mit einen wunderschönen Dame aus
Stockholm verheiratet und fuhr nach Schweden, um bei ihr zu sein. Die anderen
verbrachten die Zeit mit ihren Freundinnen. Eine Woche bevor wir uns am
Frankfurter Flughafen treffen wollten, um von dort nach Vietnam zu fliegen,
bekam ich eine Postkarte von Roger, unserem Schlagzeuger: „Ich kann nicht
mehr, ich bin und bleibe in Texas.“
O-Ton 47 Eddie Shaw
„I kind of gave it a sigh of relief saying I’m kind of glad that it’s over with. I’ve
noticed, and I had been in a number of bands over the years, that your
productive life is about three years, after that you run out ere at the end of that. I
said, okay, that was interesting, I’m glad it’s over, I’m going home.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Ich habe vor Erleichterung geseufzt: gut, dass es vorbei ist. Ich hatte schon in
einigen Bands gespielt und wusste, dass eine Gruppe ungefähr drei Jahre lang
produktiv ist, dann gehen langsam die Ideen aus. Wenn du es in diesen drei
Jahren nicht gepackt hast, schaffst du es nie. Wir waren am Ende dieser
Zeitspanne, inklusive der Jahre mit den Torquays. Von daher: interessante Zeit,
gut dass es vorbei ist, und nun: ab nach Hause.“
O-Ton 48 Gary Burger
„We did not have the energy to continue. Everybody just stayed where they were
and let it go away. And we never saw each other after that for a long, long time
until we were all back in America again.“
33
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Wir hatten einfach keine Kraft mehr, keiner von uns. Wir ließen es einfach
geschehen. Und wir haben uns eine ganze Weile nicht mehr gesehen, bis wir
alle wieder in den Staaten waren.“
Erzähler Kurz nach dem Ende der Band, sind die Monks nur noch eine Fußnote in der
Popgeschichte. In San Francisco entsteht mit dem „Summer of Love“ eine
neue, weltweite Jugendkultur. Satt von kurzen knackigen Songs sind bei den
Musikfans nun ausufernde Improvisationen angesagt. Der Beat ist tot.
O-Ton 49 Gary Burger
„Today I still believe we missed it by just a hair. We should have played in
England – and we didn’t. And we should have played in the United States – and
we didn’t”.
Sprecher 1 Voice Over Gary Burger
„Im Rückblick glaube ich, dass wir es nur um Haaresbreite verpasst haben. Wir
hätten in England und den USA spielen sollen – haben wir aber nicht“.
Erzähler Lange Jahre ist „Black Monk Time“, die einzige LP der Band, vergriffen. Erst
Ende der 70er Jahre als mit dem Punk eine ähnlich gedachte musikalische
Revolution das Popuniversum erschüttert, wird die Platte wieder veröffentlicht.
Erzähler Und gehört! Zum Beispiel von Schorsch Kamerun, Theaterregisseur,
Hörspielautor und Sänger der Punk-Band Die Goldenen Zitronen.
O-Ton 50 Schorsch Kamerun
“Ich habe das glaube ich völlig missverstanden, denke ich. Ich habe das als
Punkmusik empfunden, fand das damals großartig.
Und ich mochte den Protest daran und die Gesangshaltung. Ich würde sogar
sagen, für mich sind Monks eine große Inspirationsquelle gewesen.
Erzählerin Zwei Dekaden später, im Jahr 1999, kommen die Monks noch einmal
zusammen. Sie treten in New York und Los Angeles auf, wo sie von der Kritik
34
gefeiert werden, und gehen auf eine Europatournee. Spät, aber nicht zu spät,
erhalten sie die Anerkennung für das, was sie waren: die unbekannteste
einflussreichste Band der Popgeschichte. Und das bis heute aufregendste
deutsch-amerikanische Musik-Projekt.
O-Ton 50 Schorsch Kamerun
“Ich glaube, Die sind schon raus gerissen aus der Geschichte. Die waren in dem
Moment eine Kunstidee“.
O-Ton 51 Jojo Wolter
“Wenn ich mir frühe Can-Platten anhöre, und dann fast zeitgleich, also von
67/68 die Platten, und ich vergleiche das mit dem, was ich bei den Monks höre,
da sind so bestimmte Elemente … da sind die gleichen Gewürze drin, bei Can
und bei den Monks. Die wären, wenn sie in diese Richtung gegangen wären,
also weiter zusammengeblieben wären … die hätten wirklich die Revolution
herbeigespielt“.
O-Ton 51 Eddie Shaw
„What the Monks were about? We created tension. We moved through barriers.
We broke the rules we deliberately broke those rules. On purpose.”
Sprecher 2 Voice Over Eddie Shaw
„Was die Monks waren? Wir haben Spannung erzeugt, wir haben Grenzen
überschritten und Regeln gebrochen. In voller Absicht.“
Regie Evtl Musik 1 Absgae über Intro
Absage It’s Monk Time – Die irre Geschichte einer amerikanischen Beatband in der
deutschen Provinz
Ein Feature von Tom Noga
Es sprachen: Claudia Mischke, Martin Bross, Daniel Wiemer, Jean Paul
Baeck, Krunoslav Sebrek.
Regie: Uta Reitz
Redaktion: Klaus Pilger
Produktion: Deutschlandfunk 2013
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