Maternale kardiovaskuläre Adaption in der Schwangerschaft

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Der Gynäkologe 5·99 | 353

U. Lang • W. Künzel • Universitätsfrauenklinik, Justus-Liebig-Universität, Gießen

Maternale kardiovaskuläreAdaptation in der Schwangerschaft

„Schwangerschaft ist keine Krankheit“lautet ein viel genutztes, „geflügeltes“Wort, sondern, so der zweite, seltenergebrauchte Abschnitt der Aussage, einnormaler biologischer Vorgang. Dieserichtige Aussage wird allerdings oftverwendet, um damit implizit anzu-deuten, daß ein solcher normaler biolo-gischer Vorgang immer ohne größereProbleme und Störungen „natürlich“ablaufe. Diese implizite Annahme ver-kennt, daß selbst bei regelrechter undunkomplizierter Schwangerschaft diematernale kardiovaskuläre Adaptationerhebliche Veränderungen und An-passung der maternalen kardiovaskulä-ren Physiologie erfordert. Werden diesematernalen Anpassungsvorgänge ge-stört oder sind sie von Beginn an er-schwert, so hat dies Auswirkungen fürdie Mutter vor allem aber auch aufWachstum und Entwicklung des Feten.Auf den Zusammenhang zwischen Er-krankungen im Erwachsenenalter, dieihre Ursache im fetalen Leben in unter-schiedlichen Störungen des intrauteri-nen Milieus haben, wurde von BarkerAnfang der 90-iger Jahre hingewiesen.

Auf die Bedeutung einer adäqua-ten uteroplazentaren Perfusionssteige-rung während der Gestationsperiodeund die Beziehung zwischen uterinerDurchblutung und einem ungestörtenplazentaren und fetalen Wachstum gehtder erste Beitrag im vorliegenden Heftein. Klinische Physiologie und Patholo-gie werden mit experimentellen Ansät-zen verknüpft, um so die physiologischeGrundlage fetalen Wachstums zu ver-deutlichen. Die für die kardiovaskuläreAdaptation notwendigen Umstellungensetzen nahezu unmittelbar mit der Kon-

Einführung zum ThemaGynäkologe 1999 · 32: 353 © Springer-Verlag 1999

borenen Herzfehler in die Schwanger-schaft gehen. Die Zahl dieser Patientin-nen hat so zugenommen, daß diese in-zwischen 30 - 50% aller kardialen Er-krankungen bei Schwangeren ausma-chen. Überwachung des Schwanger-schaftsverlaufs und Entbindung sowiepostpartale Nachsorge bedürfen hier derbesonderen Sorgfalt. Zudem ist für jedeHerzfehlerkonstellation, ob sie in ihrernativen Form oder operativ korrigiertvorliegt, eine spezifische Risikoein-schätzung im Hinblick auf die maternaleKreislaufbelastung nötig. Das Heftschließt mit einem Beitrag zu maternal-er Kreislaufbelastung unter anderen Be-dingungen, der Kombination vonSchwangerschaft und Sport. Die Frage,welche Art sportlicher Betätigung in derSchwangerschaft möglich und einem un-gestörten Gedeihen des Feten zuträglichsei, wird sicher an jeden, der Schwanger-schaften betreut, herangetragen werden.Hier fundierte Ratschläge geben zu kön-nen und einer Schwangeren gegebenen-falls zu ermöglichen, eine gewohnt aktiveLebensführung weiter zu betreiben, führtzurück zum Ausgangspunkt, daß näm-lich eine Schwangerschaft keine Krank-heit, sondern ein natürlicher biologi-scher Vorgang sei.

zeption ein. Auf frühzeitige Verände-rungen des hormonalen Milieus unddie Einflüsse dieser Veränderungen aufmaternale und plazentare Kreislaufpa-rameter wird im nächsten Beitrag hin-gewiesen. Insbesondere die zentraleRolle von HCG und Östrogenen im Um-stellungsprozeß wird diskutiert. Dieadaptiven Veränderungen des mater-nalen Kreislaufes lassen sich durch viel-fältige Untersuchungsmethoden, insbe-sondere aber durch Anwendung derDopplersonographie dokumentieren. Soläßt sich die Steigerung des Herzminu-tenvolumens ebenso darstellen wie diebesonders eindrucksvolle Zunahme deruteroplazentaren Perfusion. Die doppler-sonographische Methode zeigt auchStörungen des Adaptationsprozesses et-wa durch ausbleibende Erniedrigung derGefäßwiderstände in der uterinenStrombahn oder durch die postsystoli-sche Inzisur. Hier sind bereits Anknüp-fungspunkte zum nachfolgenden The-menheft, das ebenfalls der kardiovasku-lären Adaptation jedoch mit besondererBetonung klinischer Belange gewidmetist. Eine besondere Patientengruppe imSinne der Anpassung an die Anforde-rungen der Schwangerschaft stellensolche Frauen dar, die mit einem ange-

Für die Herausgeber

W. Künzel U. Lang

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