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MFG - Das Magazin in hochwertiger Ausführung, durchgehend 4c auf aufgebessertem Papier mit attraktivem Content auf mindestens 56 Seiten. Dies alles aus der Region, für die Region. Eigentlich unbezahlbar, darum gratis zu beziehen. Unabhängige Medieninhaber sorgen für eigenständigen Journalismus
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IMPRESSUMBlattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich Medieninhaber (Verleger): NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten Herausgeber: Bernard und René Voak Redaktionsanschrift: MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pöl-ten; Telefon: 02742/71400-330, Fax: 02742/71400-305; Internet: www.dasmfg.at, Email: office@dasmfg.at Chefredakteur: Johannes Reichl Anzeigenleitung: Mi-chael Müllner, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten; Tel.: 02742/71400-330; Email: michael.muellner@dasmfg.at Redaktionsteam: Claudia Degold, Florian Figl, Thomas Fröhlich, Sascha Harold, Althea Müller, Michael Müllner, Primadonna, Patricia Rauscher, Michael Reibnagel, Ruth Riel, Thomas Schöpf, Eva Seidl, Anne-Sophie Settele, Katharina Vrana, Isabella Wohnhas, Markus Waldbauer. Szene in Zusammenarbeit mit newsboard.at Kolumnisten: Herbert Binder, Judith Goritschnig, Dietmar Haslinger, Al-thea Müller, Michael Müllner, Thomas Karl, Primadonna, Rosa Kritiker: Cigdem Dogan, Helmuth Fahrngruber, Judith Goritschnig, Wolfgang Hintermeier, David Meixner, Ma-nuel Pernsteiner, Hermann Rauschmayr, Robert Stefan, René Voak, Markus Waldbauer Leiter der Bildredaktion: Hermann Rauschmayr Art Director & Layout: REBELTECH, Christoph Schipp Hersteller: NÖ Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft mbH; Herstellungs- und Verlagsort: St. Pölten; Verlagspostamt: 3100 St. Pölten, P.b.b. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2. Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Alle Angaben ohne Gewähr. Für den Inhalt bezahlter Beiträge ist der Medieninhaber nicht verantwortlich. Internet: http://www.dasmfg.at Offenlegung nach § 25 Medien-Gesetz: Medieninhaber: NXP Veranstaltungsbetriebs GmbH, MFG – Das Magazin, Kelsengasse 9, 3100 St. Pölten. Unternehmensgegenstand: Freizeitwirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen. Geschäftsführer: Bernard und René Voak MBA. Grundlegende Blattlinie: Das fast unabhängige Magazin zur Förderung der Urbankultur in Niederösterreich.
In Zeiten der Wirtschafts-
krise (Ja sorry, wir haben
eine. Und nein, wir bösen
Medien schreiben sie nicht herbei) ist es unentbehr-
lich, sich mit einigen Fachbegriffen vertraut zu ma-
chen. Diese dienen freilich nicht immer der exakten
Wiedergabe von Wortinhalten, sondern manchmal
genau ihrem Gegenteil, sollen also bewusst verwi-
schen, verharmlosen oder verschleiern.
Wenig verwunderlich, dass derlei Ausdrücke zum
Gutteil in diversen Propaganada- und PR-Abtei-
lungen geprägt werden.
Im Gespräch machte Bankdirektor Kendler die Fest-
stellung, dass „der Mensch immer alles optimie-
ren möchte.“ In diesem Kontext fiel mir auch der
äußerst elegante Terminus „Gewinnmaximierung“
ein, und beides verweist im Grunde auf ein und die
selbe miese Eigenschaft: unsere Gier!
Ausgeblendet wird dabei freilich, worauf diese Ma-
ximierung gründet, kurzum, auf wessen Kosten sie
geht. Nicht selten auf jene der Arbeitnehmer. Von
diesen verlangt man dann so lustige Sachen wie
„Nulllohnrunden“ (wie jetzt, krieg ich Lohn oder
nicht?) oder man fordert sie überhaupt gleich zum
„Lohnverzicht“ auf. Sowieso schon Standard ist „Fle-
xibilisierung“, was man einfacher mit Ausbeutung
übersetzen könnte. Aber selbst dann ist man eigent-
lich noch relativ gut daran, weil der eigene Job nicht
dem „Outsourcing“ zum Opfer gefallen ist.
Manche Begriffe machen es eben einfach erträg-
licher. In einer Welt, die „schöner, schneller, besser“
zu ihren obersten Maximen erklärt hat und in der
Wachstum als Fetisch schlechthin gilt, haben so-
denn auch böse Worte wie Stagnation ausgedient.
Deshalb heißt das jetzt „Nullwachstum“. Herrlich!
Noch geiler ist „Minuswachstum“ für Schrumpfung,
und auch „Gewinnwarnung“ hat es in sich. Das
heißt nämlich nicht, dass das Unternehmen keinen
Gewinn schreibt, sondern nur, dass der Gewinn
niedriger ausfallen wird als im Vorjahr. In „Zeiten
wie diesen“ (was für eine schöne Redewendung, als
seien Zeiten wie diese nicht immer diese Zeiten)
wäre natürlich eine exkate Übersetzung tröstlicher:
„Achtung, Achtung, wir machen Gewinn!“ Jippieh!
Aber was will man erwarten in einer Welt, die den
Menschen zum „Humankapital“ degradiert hat,
also zur beliebig verschiebbaren Größeneinheit im
Wirtschaftsprozess, dem einmal mehr oder weniger
Wert beigemessen wird. „Wert“ freilich immer nur
bezogen auf seine Produktivität, nicht etwa seine
menschliche Würde oder dergleichen Schnick-
schnack. Deshalb klingt es auch stets wie eine ge-
fährliche Drohung (und ist eine), wenn Manager von
„schlanker Produktion“ reden oder, ganz böse, von
„Entlassungsproduktivität“ – also davon, wie sehr
die Produktivität steigt, wenn man Leute kündigt.
Wobei so plump wird das natürlich nicht formu-
liert, man ist ja nicht unmenschlich. Kündigungen
heißen deshalb neuerdings „Freisetzungen“. Da
ist man dann so schön frei (Die Krise als Chance),
dass man etwa, wie es Arbeitslosen in Deutschland
nach Hartz IV angeboten wurde, eine lustige ICH-AG
gründen kann, also nolens volens zum Einzelunter-
nehmer wird. Stellt sich natürlich die Frage, wofür
AG steht. Aktiengesellschaft ist lächerlich. Arbeits-
gemeinschat ist auch irreführend. Dann wohl doch
eher das Ich als Teil einer Angstgemeinschaft! Und
die geht dieser Tage um, die Angst.
Im übrigen auch bei manch Spitzenmanagern, weil
da irgendwelche subversiven moralisierenden Na-
senbohrer doch glatt behaupten, sie seien in Re-
lation völlig überbezahlt. „Neiddebatte“ riefen sie
empört! Dabei gehören sie doch auch zu den Op-
fern, ebenso wie (dies wurde 2008 übrigens zum
Unwort des Jahres in Deutschland gekürt) die „not-
leidenden Banken“. Die Ärmsten!
URBAN6KRIseNHeRD
It‘s the economy stupid 8
NIe GesCHMIeRt? Schlossnagl in bester Gesellschaft 18
KULtUR36sKW 83
Im Kunst-Schrebergarten 38
sCHLöMeReIFestspielhaus als Offtheater 42
sZeNe50BAND 21
Pop-Punk-Rock made in STP 52
GOD Is A DJ „Drei Tage wach“ beim Beatpatrol 54
sPORt58DeR LetZte Vse‘LeR
Nentwich has left the football ground 60
WIRtsCHAftsDeUtsCHvon Johannes Reichl
Gratis und per Post!MFG gratis und sofort beim
Erscheinen ins Haus? www.dasmfg.at
Das nächste MFG erscheint am
11. September 2009
0203 Editorial Druck.indd 3 03.06.2009 20:52:43
LESERFORUMleserbriefe@dasmfg.at
Sehr interessante Darstellung „Wer wir sind. Sind wir wer?” Dazu: So provinziell wir in Wirklichkeit sind, so groß ist die Selbstüber-schätzung mancher Herren! St.Pölten wird schon in Waidhofen a.d.Ybbs nicht mehr wahrgenommen, so schauts aus! Ich komme durch meine Agentur-Tätigkeit im Jahr in ca. 150 Städ-te in Europa, und ehrlich gesagt ist Ried im Innkreis (mit einer vollver-mieteten Innenstadt, ohne Fußgänger-zone und mit Parkplätzen auf allen 3 historischen Plätzen!) lebendiger als St.Pölten. Ich stimme mit Wag-ner/Steinperl völlig überein, dass hier alle von heißen Eislutschern träumen, aber nicht mal einen Su-perbazooka vom Automaten runter drü-cken können. Sämtliche erfolgreichen Modelle, unsere Stadt übers Stille Tal hinaus aufzuwerten, stammen aus-schließlich aus Privatinitiativen. Nuke, Frequency, Beatpatrol, Höfe-fest, Seedose, Bühne im Hof, Cine-ma Paradiso ... alles das Verdienst von wenigen Heroes. Querdenker und kreative Köpfe waren und sind hier nie gern gesehen gewesen, und wenn, hat man ihre Ideen geklaut, sie aber niemals eingebunden, wie gegenteilig eben im vielzitierten Linz, wo der Bürgermeister Posthof-Gründungsmit-glied war und die Hippies von Eela
Craig die Ars Electronica verursach-ten, ohne die Linz noch immer Linz wäre.Und mit Verlaub, die neue Plattform ist meiner Meinung nach ziiiiiiem-lich platt! Es ist diesem Instrument, das ja grundsätzlich sensationell im Ansatz war, und hinter dem ich auch gestanden bin, in 3 Jahren nicht einmal gelungen einen Puh rauszudrü-cken, dann hätte es wenigstens einmal ordentlich gestunken. Und wenn dann Kreativ-Gurus (?) Wildburger-Slogans wie „fußläufig” gebetsmühlenartig nachplappern, schüttle ich nur mehr betroffen den Kopf. Ich traue mich zu behaupten, dass Veranstaltungen wie die Modeschauen meiner Frau in der Rathausgasse, ein Schreinergas-senfest oder ein Galerien-Spektakel am Herrenplatz das Gelbe vom Ei für die Innenstadt sind, in diese Rich-tung muss gearbeitet werden. Ein au-tofreier Domplatz, bitte auch noch mit Kinderspielplatz und Grillstelle für unsere Migranten, ist grob fahr-lässig. Mit der Verbannung der letz-ten Autos aus der Innenstadt kann die Plattform dann gleich den Dolch frei Haus an die City-Betriebe mit-liefern! Das was die Plattform bis-lang gezeigt hat, kommt einer Innen-stadtentleerung jedenfalls näher als einer Belebung. HASI
... Ich habe selten eine Stadt er-lebt, die so wenige Spuren in einem hinterlassen kann. Sogar meine Mut-ter ist mit ihren 64 Jahren mit Sack und Pack nach Krems gezogen und lebt jetzt dort in ein einer Stadt, in der sie vom 1.Tag an zu Hause war...Das Problem mit St.Pölten sind die Menschen die darin leben und arbei-ten. Der Horizont, der auf der einen Seite bei der Ostauffahrt in Wagram und auf der anderen beim Rosenberger in Völlerndorf aufhört... Die Kulturschaffendenbagasch, die sich ein bisschen selbst feiert und über den Spritzerglasrand so ab und zu schaut, was in Wien, Linz, Graz und Düsseldorf passiert, um die Sa-chen dann eins zu eins zu imitieren. Nur zehn Jahre zu spät und in der Plastikversion. St. Pölten ist ein einziges ‚Ich will. Aber ich kann nicht‘. Wenn man im St.Pöltner Krankenhaus auf die Welt kommt schießen sie einem mit der Pockenimpfung gleich auch eine ordentliche Ladung Minderwertig-keitskomplexe in den verknitterten Popo. Und das baut der Körper nicht mehr ab. Sonst könnt ich ja jetzt sagen: Ich komm aus St.Pölten. War eine schöne Zeit dort, würd jederzeit wieder hinziehen. STU
Thomas Wagner begehrt nach § irgendwas folgende
Richtigstellung: In der Ausgabe MFG 04/2009 vom 28.
April 2009 wurde Herr Wagner auf S. 24 folgender-
maßen abgebildet (Foto links). Tatsächlich sah Herr
Wagner zum Zeitpunkt des Interviews aber folgender-
maßen aus (Foto rechts). Wir bedauern die fälschliche
Darstellung und haben unseren Fotografen natürlich
sofort gefeuert!
Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.
RICHTIGSTELLUNG
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Ein Unternehmen der CTS-Eventim AG.
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In der man sich bei einem gemütlichen Bummel
durch die St. Pöltner City wie im Urlaub wähnt,
so chillig und entspannt läuft es bei uns ab. Von
wegen Sehnsucht nach Bella Italia und Dolce
Vita. Sobald bei uns die Plusgrade die Gänse-
haut-Schallmauer durchbrechen, füllen sich
flugs die Schanigärten und es herrscht volles
Leben bis in die Nacht hinein. Wenns sein muss,
auch in eine Kuscheldecke gehüllt, die service-
orientierte Wirte zur Verfügung stellen.
Und wer lieber „Action“ hat – no problem. An al-
len Ecken und Enden tut sich was. Da musiziert
im Kreuzgang die capella incognita, am Herren-
platz spielt auf Initiative von Uli Nesslinger eine
Live-Band Salsaklänge, im Festspielhaus gastiert
zwischendurch mit Nigel Kennedy der beste Gei-
ger der Welt, im Warehouse präsentieren I am
Cereals ihre neue CD, im VAZ sorgt Michael Nia-
varani für Lachstürme, im cinema diskutiert man
über den SKW83, im EGON gibt Gary Howard
von den Flying Pickets ein Benefizkonzert... Wer
noch einmal sagt, in St. Pölten ist nichts los –
sorry, dem kann nicht geholfen werden!
In was für eIner stadt leben wIr eIgentlIch...
In der eine Gratiszeitung, gar vermeintlich „Ein-
zigartiges“ zu berichten wusste. So prangte
gleich am Cover: „Erwärmend: Asylant mit An-
stand“. Ein Nigerianer gab vergessenes Geld
vom Drive-In-Bankomaten in der Filiale ab. Ein
Nigerianer! Ein Schwarzafrikaner!! Unglaublich!!!
Ein einziger Asylant mit Anstand unter all den
gefühlten Millionen, die uns bekanntlich umzin-
geln, auflauern, Drogen verchecken, einbrechen
und sowieso nur das Böse im Sinn haben. Im
Blattinneren wusste man den Gedanken dann
„elegant“ fortzuspinnen mit der „großartigen“
Überschrift: „Ehrliche Haut, dunkle Farbe“. Passt
ja auch wirklich nicht zusammen! Die Geschichte
war wohl gut gemeint (war sie das?), aber wie so
oft ist gut gemeint das Gegenteil von gut! Einmal
mehr wurde offenbar, wie tief Fremdenfeind-
lichkeit in unserem Alltagsdenken verankert ist.
Eine Bekannte erzählte unlängst treuherzig: „Auf
Kur war es super. Mein Tischnachbar – der war
zwar Bulgare – war wirklich total nett.“ Aber mit
der Kronenzeitung und der FPÖ hat das natür-
lich überhaupt nichts zu tun...
In der klammheimlich (wieder) ein Licht aufge-
gangen ist! Anno dazumal, als der Rathausplatz
neu angelegt wurde, wartete dieser mit einer
hypermodernen, durchgängigen Beleuchtung
auf. Nicht nur die an ein Fußballstadion gemah-
nenden „Flutlichtmasten“ direkt am Platz sorgen
seither des Nächtens für ein Lichtdach, sondern
früher wurden auch die Fassaden ringsum ele-
gant ins rechte Licht gerückt, bis... ja bis sich die
empfindlichen, sündteuren Spiegel des Licht-
systems aufzulösen begannen. Ersatz war dafür
nicht zu bekommen, weil bei der glorreichen
Herstellerfirma irgendwann die Lichter ausgin-
gen. Die Beleuchtungskörper an den Fassaden
wurden zu blinden Zeugen vergangener glanz-
voller Tage, die Fassaden selbst führten fortan
ein Schattendasein.
Doch nun wurde offensichtlich nach dem Motto
„Es werde Licht“ eine Lösung gefunden, und
klammheimlich das Problem behoben, auf dass
der Rathausplatz wieder in voller Pracht er-
strahlt! Wer auch immer die Leuchte gewesen
ist: Ab ins Rampenlicht!
Serwas Graf Martin, Motz, alter Bruder!
Als du einst gefragt wurdest, was du einmal werden möchtest, wenn du größer bist, hast du bestimmt gesagt: „G’scheit!“. Deppert... (dass es nicht geklappt hat!)
Stattdessen wurde aus dir ein Olympia-Bruder, noch dazu einer, der sich gegen gemeine verbale Attacken lästiger Vereinsmeier (wie dieser Typ der Israelitischen Kultusgemeinde) notwehren muss. Immer wieder tauchen vorwiegend inmitten stark besiedelter Gebiete alte Fliegerbomben auf. Doch die gefährlichste, am meisten Flie-gerbomben-verseuchte, Baustelle in Österreich ist wohl dein eigener Verein. Und du, alter Bruder, scheinst zu wissen, wo sie alle versteckt sind, bist doch du einer der-jenigen mit der höchsten Trefferquote, was das Ausgraben und Hochjagen uralter, bedenklicher und hochnotpeinlicher Wortbomben betrifft.
Somit ist aus dir doch noch was geworden: Fliegerbomben-Verschärfer! Doch als solcher solltest du den Trennungs-Wunsch deines Arbeitskollegiums erfüllen, bevor du dank unbeirrten Glaubens an und ungebremsten Ausspeiens von perfiden FPÖ-Theorien einen neuen Job antreten musst: Ex-olympischer-Fliegerbomber-Knastbruder!
Mit freundlichen Grüssen Erato
An
Martin Graf
National-Ratspräsident
Märchenwald
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URBAN
Eine Babenberger-Operette könnte so aussehen: Konrad, Passauer Bi-schof aus Klosterneuburg, ist gut drauf. Sein Bruder, der Heinerle, hat sich daheim einen Herzogsti-tel ertrotzt. Aber ihm hat´s der Konrad gerade gezeigt: Zufleiß hat er einer Honoratiorenrunde in der ihm gehörenden Siedlung Sant Ypoelten „städtische“ Privilegien zugeschanzt, für die eigentlich der Heinerle als Landesherr zuständig gewesen wäre.2.Akt: Matthias, ein fescher Bür-germeister, ist schlecht drauf. Wie soll er seine Bürger bei Laune hal-ten? Da kommt ihm sein erlernter Beruf als Historiker, seine „Unique Selling Proposition“, kurz USP, zu Hilfe: Die St.Pöltner sollen doch so richtig stolz sein auf das, was da 1159 stattfand. Die Stadt, bisher eher Underdog, ja Stinky Town, sie würde auf einmal zur Altehrwür-digen.Im 3.Akt versucht in Buffo-Szenen die lokale Kon-kurrenz Terrain gutzumachen. R e s t b e s t ä n d e
indigener Wirtschaftstreibender zweifeln, angetrieben von poli-tischer Todessehnsucht, die Sinn-haftigkeit von Schanigärten an. Alle Domplätze, inklusiver jener vor dem Stephans- und dem Petersdom, will man in wirtschaftsbelebende Zentralparkplätze umgestalten. Die FPÖ erinnert daran, dass vor 850 Jahren St.Pölten noch in Christen-hand war und die Grünen grübeln, ob es im Mittelalter überhaupt schon Bio gab.Der 4.Akt zeigt Matthias gut gelaunt. Für den Fall, dass die Wirtschafts-krise doch länger dauern sollte, hat er schon was: für St.Pölten ein Jahresthema „Schön sprechen!“. Weg mit dem ordinären Meidlinger „E(d)l“! Und bitte Traisen mit ai und nicht „Dräsn“! Denn unser Bür-germeister ist auch Germanist, und diese seine zweite USP sollte doch auch locker rund 100 Veranstaltun-gen im Jahr hergeben.
Nach den Spekulationsvorwürfen gegen LR So-
botka stellt sich die Frage, wie risikofreudig die
Stadt St. Pölten mit Kapital umgeht. Laut Finanz-
ausschuss-Mitglied Johannes Sassmann (ÖVP) wird
mit 75% des Schuldenbestandes, das entspricht
etwa 110 Millionen Euro, „Casino-Kapitalismus“ be-
trieben. Dabei verteilt man die Schulden auf einige
SWAP-Grundgeschäfte und versucht das Risiko
durch Begleitgeschäfte zu vermindern. „St. Pölten
betreibt Spekulationen im Hochrisikobereich“, so
Sassmann, der einräumt, dass auch die ÖVP ehe-
mals diesen Geschäften zugestimmt hat. Das Risi-
kolimit von 2% werde nur sehr selten eingehalten,
was in bestimmten Fällen ein Risiko von bis zu 7
Millionen Euro Verlust beinhalte. Bislang habe man
immer einen „Gewinn“ per Jahresende verzeichnt,
aber der momentane Finanzmarkt erhöhe das
Risiko um ein Vielfaches. Die Vorsitzende des Fi-
nanzausschusses Ingrid Heihs (SPÖ) gab uns keine
Auskunft, ebenso wenig der zuständige Leiter der
Finanzabteilung, Ernst Knoth, der überhaupt gleich
wortlos das Gespräch beendete. Die Geschäfte lau-
fen bis 2020, wir werden wieder nachfragen.
Rund zwei Drittel der 104 Empfehlungen, die der
Rechnungshof in den Jahren 2006 und 2007 in sei-
nen Berichten an das Land Niederösterreich ausge-
sprochen hatte, wurden bereits oder werden noch
umgesetzt. Für St. Pölten wurden die Teilgebiete der
Gebarung: Personal, Organisation und Informations-
technologie behandelt. Hierbei setzte die Stadt rund
80% der Empfehlungen um. „Einige Punkte sind erst
in Umsetzung, da haben wir aktuelle Veränderungen
abgewartet“, meint Bürgermeister Matthias Stadler.
Für Vizebürgermeisterin Susanne Kysela ist es „ein
Beweis dafür, dass wir sehr gut unterwegs sind.“ Der
Rechnungshof äußert sich wie folgt: „Die bereits reali-
sierten Empfehlungen stellen einen wichtigen Beitrag
zur Verwaltungsvereinfachung dar und führen zu einer
Reduzierung der Ausgaben. Die Umsetzung der wei-
teren Empfehlungen würde daneben zu weiteren Ein-
sparungen und zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des
Landesklinikums beitragen.“
3100 Ist folgsaM
Nachdem Gastro-Legende Leo Koll erst im März nach
24 Jahren den Dienst quittiert hat, folgt nun mit der Fa-
milie Orhan ein noch älteres Urgestein der St. Pöltner
Beislszene: Nach fast 29 Jahren wurde das Kuckucks-
nest an einen neuen Gastronomen verpachtet. „Die
Gründe dafür sind rein privater Natur“, räumt Ilhan
„Orli“ Orhan ein. Was er in Hinkunft angeht, verrät Orli
noch nicht. Seinem Nachfolger, dem Melker Markus
Madar, streut er jedenfalls Rosen. „Madar ist wie ein
Lottosechser: Er ist kompetent, voller Enthusiasmus
und Engagement. Wir hätten nicht an jeden das Nest
übergeben.“ Zwar wird der neue Pächter den Namen
des Lokals weiterführen, ansonsten wird es aber sehr
wohl ein neues Konzept, das mehr Richtung Kaffee-
haus gehen dürfte, geben. Für Orli heißt es Abschied
nehmen „mit einem lachenden Auge, weil ich mich
auf die Zukunft freue, aber natürlich auch einem wei-
nenden, immerhin sind die Gäste über die Jahre zu
echten Freunden geworden.“ Wie wahr!
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von HebiJubelJubel!
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In deren Zuge hört man ganz ähnliche Ausdrücke
wie „war überfällig“, „Gesundschrumpfen“, „die
fetten Jahre sind vorbei“. Freilich nur von jenen,
die von der Krise (noch) nicht betroffen sind und
sich auf der sicheren Seite wähnen. „Ich bin im
Dienstleistungssektor, was soll mir schon pas-
sieren?“, meint etwa mein Freund Michael, Chef
eines Entertainmentbetriebes. Das kleine Schön-
färbe 1x1 dieser Tage – nur die Rechnung geht
nicht auf! Auch Mittermeier ist Dienstleister. Der
Mitdreißiger schreibt für diverse Wirtschaftsma-
gazine, fertigt Firmen-Pressemeldungen an, ver-
fasst Artikel für Kunden- und Industriezeitungen.
Doch die Aufträge sind rar geworden – es fehlt
offensichtlich selbst das Geld, die negativen
News zu kommunizieren. Oder der Wille. Und
damit Geld für Mittermeiers Dienste, und dem
wiederum jenes für die Miete seines Büros. Ein
wirklich schönes. Sein ganzer Stolz. „Aber ich bin
gerade auf der Suche nach etwas kleinerem“,
meint er, und fügt dann seufzend hinzu: „Wenn
du etwas weißt...“
Auch im Backstagebereich des VAZ diskutiert
man, während auf der Bühne Helene Fischer vor
ausverkauftem Haus trällert, über die Wirtschafts-
lage und ihre Auswirkungen aufs Business. Der
Vorarlberger Veranstalter ist überzeugt „dass,
wenn überhaupt, eher bei anderen Luxusgütern
gespart wird. Beim Zweitauto etwa, oder beim
Wochenendtrip.“ Die „kleinen Freuden“ hingegen
würden durch die Krise nicht nur nicht tangiert,
sondern vielleicht sogar mehr nachgefragt „das
ist dann sozusagen das besondere Guzzi, das
man sich noch gönnt.“ Dennoch lässt auch in
einem multifunktionalen Haus wie dem VAZ die
Krise grüßen. So hat etwa eine große Versiche-
rung ihre traditionelle Weihnachtsfeier für über
2000 Mitarbeiter gestrichen – komplett!
Und auch der öffentliche Dienst ist nicht gefeit,
muss – wie man es neuerdings so gern formuliert
– „seinen Beitrag leisten“. „Wir haben Gehaltskür-
zungen im Ausmaß von 7%, und die Stunden in
der Abendschule wurden überhaupt gleich um
fast ein Drittel gekürzt!“, beklagt ein HTL Pro-
fessor. Der vermeintliche Sieg gegen Ministerin
Schmied war ein Pyrrhus-Sieg. Aber letztlich ist
alles eine Frage der Wahrnehmung. Wie die Krise
selbst, von der zwar jeder spricht, die aber keiner
so recht zur Kenntnis nehmen möchte – solange
er nicht muss! Dabei ist sie mitten unter uns.
I must to the bank. Eine Wetter-Szenerie mit fast symbolischem Cha-
rakter. Es ist stark bewölkt, zwischendurch gibt
es immer wieder kleine Schauer, aber der ganz
große Wolkenbruch scheint überstanden. Der Ort
passt ebenfalls: Europaplatz! Die Wirtschafskrise
ist kein lokales Ereignis, sondern spielt sich in
größeren Maßstäben ab. Österreich, Europa, die
ganze Welt. Just hier hat die Raiffeisenbank Re-
gion St. Pölten ihr Headquarter aufgeschlagen.
Der Bau des Finanzinstitutes gibt sich nach au-
ßen hin unterkühlt. Schwarzer Stein, überdimen-
sionales Raiffeisen-Branding. Wir fahren mit dem
Lift in den 4. Stock hinauf und landen in einem
stylischen, aber gemütliches Foyer. Witzige 70’ies
Retrostühle, viel Glas, das Transparenz vermitteln
soll, wo manche neuerdings Verdunklungsgefahr
vermuten. Auf einem Tisch liegen Zeitungen: Ku-
rier, Wirtschaftsblatt, St. Pölten konkret... ganz
obenauf die Raiffeisenzeitung! Auch das könnte
man symbolisch deuten. Ob es noch zutrifft? Die
–8 –MFG
Sie iSt unter unSRathausplatz. Ein lauer Frühsommerabend. Helmut Mittermeier sitzt gemütlich im Café Central, dennoch ist er nicht gut drauf. „Ging schon mal besser“, lässt er wissen. Sein Blick fällt auf die frisch renovierte Dreifal-tigkeitssäule: „Irgendwie fast ein bisschen zu weiß geworden?“ Reingewaschen? Vom Unnötigen befreit? Analogien zur aktuellen Wirtschaftsdebatte tun sich auf. Von J. Reichl, R. Riel, E.Seidl. Fotos: H. Rauschmayr, D. Platzer.
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0809_1011_1213_1415 Wirtschaft.i2 2 03.06.2009 18:07:53
Aktien der Raiffeisen International haben inner-
halb eines Jahres um 70% an Wert verloren. Die
Banken hat es voll erwischt. Freilich, die RI ist
nicht die Raiffeisenbank Region St. Pölten. Hier
bäckt man kleinere, überschaubare Brötchen.
„Das Geschäftsmodell ist ausschlaggebend. Wir
als regionale Bank haben ein Umfeld von 100.000
Leuten. Das Einkommen der Leute vorort ist das
Potential, das uns zur Verfügung steht.“ Das sagt
einer, der es wissen muss: Direktor Karl Kend-
ler, der uns abholt. Eleganter grauer Anzug, vio-
lettes Hemd, dazu passende Krawatte, poliertes
Schuhwerk. Freundlich-distanziertes Auftreten.
Ein Mann, der Seriosität ausstrahlt – und Under-
statement. Sein Büro ist geräumig, aber in keins-
ter Weise protzig. So wie der Hausherr selbst, der
uns höchstpersönlich Kaffee einschenkt.
Am Weltmeer & daheim. Auf einem Regal
erspähe ich das Modell eines Containerschiffes.
Kein „Spielzeug“, sondern Beispiel für eines jener
Schiffe, an denen man sich beteiligen kann – ein
Anlagehit der letzten Jahre. „Schiffsbeteiligungen
sind eine gute Durchmischung des Portefeuilles“,
bestätigt Kendler „zugleich auch ein sensibler In-
dikator für die Weltwirtschaft“. Und der hat zuletzt
negativ ausgeschlagen. Tatsächlich wird draußen
auf den Weltmeeren die globale Dimension der
aktuellen Krise am offensichtlichsten. „Die ZEIT“
etwa begleitete einen deutschen Container-
schiff-Kapitän. Er fährt aktuell mit halber Fracht,
so langsam wie möglich, um nicht lange in Häfen
verweilen und teure Hafenmaut bezahlen zu müs-
sen. Aber immerhin fährt er noch! Andere Schiffe
– das gab es seit Jahrzehnten nicht – laufen über-
haupt nicht aus. Auftragsflaute! Draußen auf See
ist die Krise in halber Fahrtgeschwindigkeit mess-
bar, bei uns neben medialer Dauerpenetrierung
auch in Nuancen: so verdrängte im KURIER der
Wirtschaftsteil die Chronik nach hinten.
Zufall? Mitnichten, ebenso wenig wie das Platzen
der Immobilienkrise in den USA und die damit
korrelierende Banken- und Finanzkrise, die man-
che Wirtschaftsexperten prophezeit hatten. Aber
nie in dieser Wucht. „Ich bin seit 30 Jahren im
Geschäft. Die Situation 2008, und darüber sind
sich alle Experten einig, war einmalig, so etwas
gab es seit 1929 nicht mehr“, bestätigt Kendler,
der als regionaler Bankdirektor auch an den zur
Krise führenden Faux Pas manch internationaler
Institute mitzuleiden hat. „Es hat einige Institute
gegeben, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht
haben. Es wurde weltweit versucht, die Bilanz-
struktur zu ändern. In den letzten Jahren gab
es einen exzessiven Expansionsdrang, der eine
Blase produziert hat. Am Immobilienmarkt, aber
auch bei den Fremdwährungskrediten.“
Damit spielt er auf einen Aspekt an, der vielerorts
fast untergegangen ist. Zwar schimpft man gern
auf „die Amis da drüben“, aber es gibt auch eine
europäische, ja eine österreichische Dimension,
welche die Alpenrepublik ihrerseits nach Osteur-
opa exportiert hat. „Generaldirektor Püspök (RLB)
wurde ehemals fast ausgelacht, weil er in der
Frage der Fremdwährungskredite sehr restrik-
tiv war und gewarnt hat.“ erinnert sich Kendler.
„Das ist ja ein Geschäftsmodell, das Sinn macht,
wenn ich in derselben Währung auch Einkünfte
habe. Aber irgendwann begann man es auf sämt-
liche Finanzierungsmodelle umzulegen. Die Kun-
den selbst begannen Bank zu spielen, denn plötz-
lich gewann man Geld mit einem Kredit“, und das
ist widersinnig und ging nur eine Zeitlang gut.
Auch weil die Institute, auch Raiffeisen, aus Wett-
bewerbsgründen dem keinen Riegel vorschoben.
„Dazu hätte es einer einheitlichen Regulierung
bedurft“, aber die gab es nicht.
Und so reizten alle das System so lange als
möglich aus, weil sich alle, Banken wie Kunden,
als Gewinner fühlten. Mit Ablaufdatum. „Es liegt
einfach in der Natur des Menschen, dass er im-
mer alles optimieren möchte. Er will mehr haben.
Wenn ich aber mehr haben will, dann bedeutet
das auch mehr Risiko“, so Kendler. Man könnte
auch von Gier reden, und dem Bankdirektor liegt
der Begriff wohl auf der Zunge, auch wenn er ihn
nicht ausspricht. Aber man weiß, worauf er hin-
aus will, wenn er mehr Ethik einfordert, in seiner
wie in jeder Branche, vor allem aber auch vom
einzelnen. Dabei sei es Kendler zufolge weniger
an fehlenden Vorschriften gelegen, als viel mehr
an deren Sanktionierung. „Persönlich bin ich
überzeugt, dass die aktuellen Vorschriften aus-
reichend gewesen wären.“ Wenn sich denn alle
daran gehalten hätten.
Kollateralschaden. Haben sie aber nicht, und
mit dem Fall „Lehman“ kam die ganze Branche in
Verruf. Die Konsequenzen hat auch ein regionales
Bankinstitut vorort mitzutragen, wenngleich
Kendler relativiert. „Wir haben 45000 Kunden.
Jene, die uns für Kursverluste bei Veranlagungen
verantwortlich gemacht haben, kann man an der
Hand abzählen.“ Dabei kann der Direktor die all-
gemeine Enttäuschung nachvollziehen. „Wenn du
einen Depotauszug besprichst, wo viele Werte im
Minus liegen, erhält die Kauflust natürlich einen
Dämpfer. Und wenn ich nur Krise, Krise, Krise hör,
bekomm ich sie auch irgendwann“, spielt er auf
eine gewisse mediale Gehirnwäsche an, welche
die Krise als solche noch verschärfe. Aber letzt-
lich seien dem Institut die Kunden treu geblieben,
weil man für Seriosität stehe. „Wir hätten nie
Portefeuilles angeboten, wo z.B. nur Immobili-
enaktien drin sind – auf die Streuung kommt es
an. Wir haben immer gemeinsam mit unseren
Kunden die Anlagen erarbeitet, haben auch viele
URBAN
–9 –MFG
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0809_1011_1213_1415 Wirtschaft.i3 3 03.06.2009 18:08:05
–10 –MFG
Garantieprodukte vermarktet.“ Dass zuletzt eine
Flucht aus Wertpapieren zu konstatieren war, „ist
kein Geheimnis“, dafür „ist aber das Einlagenge-
schäft gestiegen!“ Das heißt, die Leute suchen
wieder sichere Häfen á la Sparbuch. „Oder sie
investieren in Häuser oder renovieren die Woh-
nung fürs Enkerl.“ Irgendwie scheint plötzlich das
große Bedürfnis nach Sicherheit, Überschaubar-
keit, Handfestem um sich zu greifen. Lieber ein
Stück weniger verzinste Realität, als eine Speku-
lation auf überproportionale Renditen. Realitäts-
sinn ist zurückgekehrt, oder schlichtweg die ein-
fache (schmerzhafte?) Erkenntnis, dass, wo Risiko
draufsteht, eben auch Risiko drin ist. „Das ist wie
mit dem Beipacktext beim Arzt, den nimmt auch
keiner ernst oder liest ihn durch“, ortet Kendler
eine gewisse Denkanalogie. Umgekehrt waren
aber auch manch „Ärzte“ in der Finanzdienstleis-
tungsbranche nicht gerade Meister ihres Faches.
Keine Kreditklemme. „Medizin“ tat auch
manch österreichischer Bank not, wobei Kendler
diesbezüglich der österreichischen Politik für ihre
Erste Hilfe ein gutes Zeugnis ausstellt. “In Öster-
reich konnte ein gröberer Schaden im Rahmen
gehalten werden, da hat die Politik wirklich sehr
schnell und richtig gehandelt“ Er verweist damit
auf die angebotenen Staatsgelder zur Erhöhung
der Eigenkapitalausstattung bzw. Sicherung der
Liquidität der Institute, welche die Banken aller-
dings nicht, „wie gemeinhin der Eindruck ent-
stand, geschenkt bekommen. Die Gelder müssen
die Banken mit 8% Verzinsung zurückzahlen! Das
ist ein gutes Geschäft für den Finanzminister!“
Durch diesen Schritt wurde ausreichend Liquidität
gesichert. Dass die Banken diese Gelder nunmehr
nicht wieder in den Kreislauf pumpen, sondern
horten, stellt Kendler zumindest für sein Institut
in Abrede. „Aus unserer Sicht gibt es keine Kre-
ditklemme. Tatsächlich ist die Nachfrage aktuell
auf sehr gedämpftem Niveau, weil viele Inves-
titionsvorhaben auf die lange Bank geschoben
werden.“ Faktum sei, dass manche Unternehmen
ihrerseits mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen
haben, es bestehe eher der Bedarf nach Über-
brückungskrediten für Verlustfinanzierungen. Die
Bank selbst habe ihre Strategie nicht geändert.
„Die Kreditvergabe richtet sich bei uns immer
nach der Bonität. Wobei wir unseren langjährigen
Kunden in guten wie in schlechten Zeiten beiste-
hen. Zugleich sind wir verantwortlich für die Ein-
lagen unserer Kunden.“
Die generelle Wirtschaftslage beurteilt Kendler
differenziert. „Über weite Strecken trifft es Unter-
nehmen, die schon vorher Probleme hatten – da
ist die jetzige Krise nur der Auslöser. Aber das
Ausmaß ist so groß und überraschend, dass es
auch gesunde Betriebe treffen wird“, prophezeit
der Bankdirektor. Grund, deshalb den Kopf in den
Sand zu stecken, sieht er aber keinen. „Es gibt
wirklich Licht am Ende des Tunnels, die Talsohle
ist erreicht!“ Fürs erste zumindest im Finanzsek-
tor! Die Realwirtschaft hingegen „wird 2009 und
auch 2010 noch zu kämpfen haben. Aber ich bin
davon überzeugt, dass wir, und damit meine ich
uns alle, die Krise positiv bewältigen werden,
wenngleich wir nachher nicht einfach zur Tages-
ordnung übergehen dürfen!“
Wie der Teufel das WeihwasserIn der NÖ Wirtschaftskammer klirren in einem
Ambiente, das architektonisch an das New Yor-
ker Guggenheim erinnert, die Sektgläser. Garne-
lenspießchen werden gereicht, ein DJ legt Dis-
comusik auf, mehrheitlich junge, extravagante
Menschen (oder solche, die sich dafür halten)
flanieren durchs Foyer. Nominierungsgala zum
„Goldenen Hahn“, dem Werbepreis des Landes.
Die Werbewirtschaft feiert sich selbst.
Bei manchen mag dennoch nicht so rechte Stim-
mung aufkommen. Ein Agenturboss berichtet
„dass es mit einem großen Auftrag fürs Land
jetzt doch nichts wird, weil die sparen“, und ein
St. Pöltner Reisebüro-Betreiber beklagt, „dass wir
die Krise sehr spüren. Die Leute buchen später,
viele schauen sehr genau auf den Preis. In Grie-
chenland haben wir Einbußen von 30% – 40%!“
Im Saal drinnen kämpft sich derweil ein mittel-
mäßiger Moderator durch die Veranstaltung. Den
ganzen Abend hindurch, das ist sein Running-Gag,
versucht er das Wort „Krise“ zu vermeiden und
strapaziert es dadurch über Gebühr. Zum Lachen
bringt das nur wenige. Als es dann doch fällt, das
böse Wort, verzieht er sein Gesicht. „Jetzt ist sie
mir also doch herausgerutscht, die Krise!“
Mit dem patscherten Ausblenden des Wortes hat
er freilich einiges mit den Funktionären gemein-
sam. So wähnten sich heuer beim Neujahrsemp-
fang der Wirtschaftskammer viele Unternehmer
im falschen Film, weil so getan wurde, als sei
alles Eitelwonne. Von dieser „Wir machen die
Augen zu, dann findet uns die Krise nicht“-Men-
talität ist man mittlerweile dankenswerterweise
abgekommen. Zwar vermeidet man das Wort
„Krise“ nach wie vor wie der Teufel das Weihwas-
ser, aber immerhin hat man sich zu einer Sprach-
regelung durchgerungen, die „Schwierigkeiten“
einräumt . Bei einer Zahl von beispielsweise fast
15.000 Mitarbeitern in Kurzarbeit wäre alles an-
dere auch ein Hohn. „Es gibt Branchen mit klaren
Problemen, etwa im Automobilbereich und den
mit ihm verbundenen Sektoren, Bereiche mit ge-
wissen Verunsicherungen und ebenso Firmen mit
vollen Auftragsbüchern!“, umreißt sodenn Chris-
tian Buchar, Pressesprecher von Wirtschaftskam-
mer-Präsidentin Sonja Zwazl, die Lage.
Dabei muss man der Kammer zugestehen, dass
sie in einem gewissen Dilemma steckt. Spricht
sie offen von Krise, so demoralisiert sie die Mann-
schaft. Deshalb versucht man gegenzusteuern,
wo möglich, wobei vielfach die psychologische
Botschaft schwerer wiegt als die faktische Wir-
kung. Unter dem Motto „Stark trotz Krise“ bittet
man etwa medientauglich Unternehmen vor den
Vorhang, die trotz Krise erfolgreich sind. Als be-
wusstes „Nach Regen kommt auch wieder Son-
nenschein“-Signal wurde das Programm 2010+
aus der Taufe gehoben, um sich auf die Zeit NACH
der Krise vorzubereiten. Überhaupt appelliert die
Präsidentin bei jeder Gelegenheit: „Wir dürfen uns
von aktuellen Problemen nicht den Blick für die
Notwendigkeiten für den Aufschwung von mor-
gen verstellen lassen. Die Weichen dafür müssen
jetzt gestellt werden!“
Durch die Umsetzung der neuen Vergaberichtli-
nien des Landes, eine langjährige Forderung der
Wirtschaftskammer, erhofft man sich einen nach-
haltigen Wirtschaftsimpuls, weil er „dafür sorgen
wird, dass das Geld der öffentlichen Hand im Land
und in den Regionen bleiben wird!“ Freilich müss-
ten auch die Banken, so ein weiterer Appell, wie-
der „mehr Vertrauen in die Unternehmer“ setzen
– sprich den Geldhahn aufdrehen. Um mit gutem
Beispiel voranzugehen, hat die Wirtschaftskam-
mer Investitionen in die eigenen Bezirksstellen in
Höhe von 28 Millionen Euro vorgezogen.
Auch auf der Werbegala wird eine neue Kam-
pagne präsentiert: „Marke statt Krise“ „Klingt eher
wie ein Hilferuf“, amüsiert sich ein Werbeprofi.
Tatsächlich mutieren die Werber dieser Tage zur
Speerspitze des erhofften Aufschwungs bzw. zur
letzten Bastion gegen den Zusammenbruch. Sie
müssen durch ihre Botschaften den Konsum, die
Kauflust von Max Mustermann am Laufen halten.
„Krise trotz Marke wäre auch passend gewesen“,
witzelt der Werbeguru und angelt sich noch ein
Gläschen Sekt, das er in einem Zug leert.
Dicke Luft in HerzogenburgSonntagnachmittag. Ein kleiner Ort in der Nähe St.
Pöltens. Die Sonne scheint. Kinder spielen im Gar-
0809_1011_1213_1415 Wirtschaft.i4 4 03.06.2009 18:08:07
URBAN
ten. Der Geruch von Gegrilltem liegt in der Luft.
Wir sitzen auf der Terrasse, Herr Maier (ein Ali-
asname, seinen richtigen möchte er nicht in der
Zeitung lesen) schenkt Kaffee nach. Von einem
Freund hat man ein gebrauchtes Schwimmbad
gekauft, dessen Aufstellung von den Kindern im
Viertelstundentakt gefordert wird. Maiers stets
geduldige Antwort: „Später“.
Alles scheint perfekt. Idylle pur. Und doch liegt
da ein unsichtbarer Schleier von drückender Un-
sicherheit in der Luft, ein Damoklesschwert, das
seit Monaten quälend über Maier und seiner Fa-
milie sowie der gesamten Belegschaft von Georg
Fischer (immerhin an die 1.300 Personen) hängt.
Der Herzogenburger Ableger des Schweizer Kon-
zerns ist u. a. in einer Branche aktiv, um die man
ihn aktuell nicht beneidet: Automobil. In Herzo-
genburg werden z. B. Türrahmen für die Mercedes
S-Klasse produziert, Autos, deren Absatz laut Fi-
nancial Times heuer bereits um rund 40% einge-
brochen ist. Die „GF Automotive“ selbst berichtet
von Umsatzeinbußen von 47% seit Herbst!
Aufziehende Gewitterwolken. „Damals
wurde in den Medien viel von DER Krise ge-
sprochen“, erinnert sich Maier. „Da machte sich
schon Unsicherheit breit.“ Wie vor einem Gewit-
ter zogen allmählich dunkle Wolken auf. Erster
Donner grollte. „Früher haben wir großzügig Vor-
schauen getätigt, nach dem Motto „im Juni, Juli
werden wir 10.000 Teile produzieren. Aber die
Vorschau-Zeiträume wurden immer kürzer.“ Mitt-
lerweile scheint man froh, wenn man weiß, wie
es im nächsten Monat weitergeht. Ein weiteres
Alarmsignal waren außertourliche Schließtage.
„Was uns alle erschüttert hat, waren Schließtage
bei BMW. Die haben ihre Mitarbeiter vorüberge-
hend in Urlaub geschickt – mitten im Jahr!“ Bald
darauf war auch das eigene Werk betroffen. Die
Produktion wurde zurückgefahren. Liefen früher
die Maschinen die ganze Woche durch, so stehen
sie jetzt Samstag und Sonntag still. Die Schichten
sind von 25 auf 14 heruntergeschraubt worden.
Leiharbeiter wurden entlassen, Zeitverträge nicht
verlängert, der Abbau der Ferien- und Gleitzeit-
konten eingeleitet. „Was uns all die Monate aber
am meisten quälte, war die Frage, wie es über-
haupt weitergeht.“ Doch die Geschäftsführung
ließ die Belegschaft, wie man so schön sagt, dep-
pert sterben. Es gab null Information, dement-
sprechend brodelte die Gerüchteküche, von „die
wissen selbst nicht, was sie machen sollen“ über
„die haben ein fixfertiges Sanierungskonzept im
Ladl“ bis hin zu „wir werden geschlossen“.
Das Fettgedruckte. Dann, im April, trudelte
endlich ein Brief unter dem Wortlaut „Persön-
liche Information über das GF Maßnahmenpa-
ket“ ein. An jeden einzelnen Mitarbeiter, in dem
das zwischen Geschäftsführung, Betriebsrat und
Gewerkschaft ausgehandelte Paket vorgelegt
wurde. Daumen mal pi sollten die Angestellten
in Hinkunft auf rund 7% ihres Salärs verzichten,
die Arbeiter gar auf bis zu 12%! Warum es einen
derartigen eklatanten, schon den Keim von Zwie-
tracht in sich tragenden Unterschied zwischen
den Arbeitnehmergruppen gab, „hat niemand
verstanden.“ Das Management selbst, so wurde
mitgeteilt, gehe mit gutem Beispiel voran (und
setzt dies seit Mai tatsächlich um): Der CEO ver-
zichte auf 20% seines Fixgehaltes, die Führungs-
kräfte des Konzerns auf 10%. Auch eine Art Ein-
bußen-Ober-Schmerzgrenze wurde zugesichert.
Die Angestellten etwa sollten maximal 400 Euro
verlieren. „Insgesamt war von einem Einspar-
potential durch die Maßnahmen von rund 3,9
Millionen Euro die Rede.“ Der Brief schloss im
Fettdruck: „Bitte bedenken Sie, dass die Arbeits-
plätze am Standort massiv gefährdet sind, wenn
das Paket abgelehnt würde.“ Die Botschaft war
unmissverständlich. „Für mich wäre das ein ak-
zeptabler Kompromiss gewesen“, räumt Maier
ein, auch wenn er dadurch – wie er uns anhand
des ebenfalls im Brief integrierten Musterlohn-
zettels zeigt – gut 100 Euro seines Monatssalärs
eingebüßt hätte. „Aber ich mache den Job gern.
Ich habe nicht weit in die Arbeit, die Arbeitszeiten
sind okay. Woanders wäre ich schlechter dran.“
Urknall bei Urabstimmung. Ende April
fand die Urabstimmung über das Maßnahmenpa-
ket statt, und die endete mit einem Big Bang: Das
Paket wurde abgelehnt! Während ca. 90% der
Angestellten den Vorschlag mitgetragen hätten,
sprach sich das Gros der Arbeiter dagegen aus.
„Die haben es offensichtlich einfach nicht ka-
piert, dass uns dann wahrscheinlich überhaupt
nichts mehr bleibt. Ich hab echt einen Grant!“,
schüttelt Maier den Kopf. Dass vielleicht einen
–11 –MFG
„Wissen Sie, ich kann mich nicht
die ganze Zeit fürchten“ Mitarbeiter Georg Fischer
0809_1011_1213_1415 Wirtschaft.i5 5 03.06.2009 18:08:13
–12 –MFG
Arbeiter, der um ein Eck weniger als ein Ange-
stellter verdient, der prozentuelle Einschnitt un-
gleich schwerer trifft, stellt er nicht in Abrede,
letztlich orten die Angestellten bei ihren Kolle-
gen dennoch kurzsichtige Betonierermentalität.
„Mich ärgert, dass ich jetzt vielleicht wegen je-
mandem, der nur dumm die Feile schwingt ohne
nachzudenken, auch den Job verliere.“ Freilich,
die „Feilenschwinger“ bilden das Gros der Werks-
mannschaft. Seitdem herrscht jedenfalls dicke
Luft im Werk. „Eine Kluft zwischen Arbeitern und
Angestellten gab es schon immer, aber nach die-
sem Erlebnis hat sie sich offen manifestiert.“ Ob
die Zerstrittenheit der Belegschaft bei etwaigen
weiteren Verhandlungen zum Vorteil gereicht,
darf bezweifelt werden – wobei Verhandlungen
ohnedies kein Thema mehr sein dürften. So kom-
mentiert der Marketing & Kommunikationsleiter
Harald Weber von der GF Automotive Mutter in
Schaffhausen die Ablehnung der Abstimmung
folgendermaßen. “Georg Fischer nahm diesen
Entscheid mit Bedauern zur Kenntnis und muss
nun Maßnahmen durchführen, die von uns alleine
beeinflusst werden können.“ Maßnahmen, die
keine rosigen Zeiten verheißen. So wurden die
Mitarbeiter sowie die Medien Ende Mai von einer
Reihe von Maßnahmen des Konzerns in Kenntnis
gesetzt, worin es u. a. heißt, „dass für etwa 850
Mitarbeitende Kündigungen nicht zu umgehen
sein werden.“ Davon könnte auch der Standort
Herzogenburg betroffen sein, zumal man hier
„die drei Fabriken umstrukturiert und teilweise
zusammengelegt werden!“ Was das heißt, um-
reißt Weber in Stichworten „Die Anpassung der
Kapazitäten an die Nachfrage. Die teilweise Ver-
lagerung von Produkten an andere Standorte. Die
Rückgabe einzelner, nicht profitabler Produkte an
den Markt. Die Reorganisation der Produktion am
Standort Herzogenburg“, um dann hinzuzufügen.
„Weitere Details können wir erst im Laufe des
Projektfortschritts nennen.“ Auch auf die Frage,
ob es Kündigungen geben wird, antwortet Weber
nebulös. „Die Entwicklung des Personalstandes
hängt auch davon ab, wie die Umsetzung der
notwendigen Maßnahmen greifen. Freisetzungen
sind nicht auszuschließen, Konkretes werden wir
zum gegeben Zeitpunkt berichten!“
Kurzum. Das große Zittern wird prolongiert, und
das zehrt gewaltig am Nervenkostüm. „Ganz ehr-
lich, ich weiß nicht, wie es weitergeht, und es ist
mir mittlerweile auch egal!“, meint Maier fast trot-
zig. „Viele sind von einer Phase der Angst in eine
der Gleichgültigkeit hinübergeglitten.“ Fast ent-
schuldigend fügt er hinzu: „Wissen Sie, ich kann
mich nicht die ganze Zeit fürchten. Das zermürbt
dich, macht dich fertig, und ändern kann ich oh-
nedies nichts.“ Das klingt wie die berühmten let-
zen Worte eines Buches, danach ist nichts mehr
zu sagen. Maier blickt gedankenverloren auf den
Tisch, als hätte man plötzlich die Pause-Taste ge-
drückt. Unangenehmes Schweigen breitet sich
aus, bis uns der Sohnemann erlöst. „Papa, wann
stellen wir endlich das Bad auf?“ Maier wirft mir
einen ratlosen Blick zu, dann wendet er sich lä-
chelnd seinem Junior zu: „Jetzt mein Schatz“!
Die anderenGeorg Fischer ist nur ein Exempel, wo aktuell die
Zeichen auf Sturm stehen. Und die Mär, ja Hoff-
nung, dass es nur die Automobilindustrie trifft,
wird rasch zunichte gemacht. Bereits im März si-
gnalisierte etwa der Möbelhersteller Svoboda, bis
vor kurzem Arbeitgeber von immerhin 240 Mitar-
beitern, dass er mit der Krise zu kämpfen hat. Wie
man gegenüber dem Wirtschaftsblatt bestätigte,
wurden Urlaube und Zeitausgleiche abgebaut, die
Zahl der Leiharbeiter wurde auf null gesetzt. „Die
Devise ist: Wir müssen möglichst flexibel blei-
ben“, so damals Geschäftsführer Bernhard Hol-
zer. Doch das allein reichte nicht aus. Mittlerweile
wurden erste Kündigungen ausgesprochen.
Auch der Tiroler Holzwerkstoffhersteller Egger
mit Dependance in St. Pölten drückt auf die Kos-
tenbremse. Im Februar kündigte man per Aussen-
dung für die gesamte Egger-Gruppe einen „Abbau
von Leiharbeitskräften, Urlaubs- und Überstun-
denabbau aber auch Kurzarbeit und die Kündi-
gung von Mitarbeitern“ an. Ein St. Pöltner Mit-
arbeiter, der namentlich nicht erwähnt werden
möchte, gibt an, dass „Überstunden zwar noch
gemacht, aber nicht mehr ausbezahlt, sondern in
Zeitausgleich abgegolten werden.“ Dies habe zur
Folge, dass er aktuell vier Wochen arbeiten ginge
„und jede fünfte Woche muss ich Urlaub neh-
men!“ In seinem Säckl macht sich das Streichen
der bezahlten Überstunden „mit einem Minus
von rund 200-300 Euro bemerkbar.“ Das machte
ihm angesichts laufender Kreditrückzahlungen
anfangs extrem zu schaffen, ein wenig Entspan-
nung „hat aber die letzte Leitzinssenkung der EZB
gebracht, dadurch ist auch die Kredittilgungsrate
geringer geworden.“ Dennoch, und dies hat er
mit vielen Kollegen gemeinsam, suchen viele zu-
nehmend nach zusätzlichen Einnahme-
quellen – bis hin zum regelmäßigen Plas-
maspenden. „Das kann man bis dreimal
alle zwei Wochen. Bei ca. 20 Euro pro
Spende bringt das im Monat bis zu 120
Euro in die Familienkasse!“
Auch die Personalvermittlungsagen-
turen stöhnen. „Wir bekommen die Krise
ja als erste zu spüren, weil bei uns im-
mer mehr Bewerber vorstellig werden,
die umgekehrt gerade erst woanders
ihren Job verloren haben. Die Vermitt-
lung wird daher schwieriger!“, so Martin
Heiss, Geschäftsführer von Staff 24. Er schränkt
aber ein, „dass die Nachfrage stark abhängig
von der Branche ist. Während im Gewerbe und
den Mittelständischen Unternehmen die Vermitt-
lungsquote noch gleich hoch wie jene im Vorjahr
ist, lässt sich in der Industrie, und hier speziell in
der Autoindustrie rund um St. Pölten, ein Rück-
gang der Vermittlungen feststellen.“
Was im Kampf um einen Arbeitsplatz besonders
relevant wird, ist die Frage der Qualifizierung.
„Gut ausgebildete Arbeiter lassen sich leicht ver-
mitteln und werden weiterhin nachgefragt, wäh-
rend es für minder qualifizierte Arbeitskräfte und
Hilfspersonal immer schwieriger wird.“
Kikantisch. Schwierig könnte es auch für Teile
des Handels werden. Bei Leiner/Kika etwa kursie-
ren Gerüchte über geplante Gehaltskürzungen.
Betriebsrat Freitag sagt dazu nur „dass wir dazu
gar nichts sagen“, und sagt damit eigentlich
schon sehr viel. Die Stimmung im Betrieb ist,
wie einige Mitarbeiter bestätigen, „von Unsicher-
heit geprägt. Man hört Gerüchte, aber Konkretes
gibt es nicht.“ Aufklärung über den Status Quo
schafft Leiner/Kika Geschäftsführer Paul Koch.
„Was es aktuell gibt, sind normale Bereinigungen,
das heißt wir trennen uns von Mitarbeitern mit
unterdurchschnittlichen Zahlen, solche die
drei Jahre im Krankenstand sind etc. – da muss
man im Sinne des Gesamtunternehmens einen
Schlussstrich ziehen. Wenn es gut geht, sind das
vielleicht 50 Mitarbeiter in Österreich, und derlei
Restrukturierungen hatten wir schon immer“, so
der Manager. „Ich will aber nicht schönreden,
dass man sich natürlich auch auf etwaige härtere
Mitarbeiterinformation des Leiters „Georg Fischer Automotive“ nach der gescheiterten Urabstimmung
Foto
: Lei
ner/
KIKA
, zVg
0809_1011_1213_1415 Wirtschaft.i6 6 03.06.2009 18:08:13
URBAN
Maßnahmen vorbereitet.“ Als Vorstufe könnte
man deuten, dass Mitarbeiter „mit exzessiven
Urlaubsständen“ gebeten wurden, diese sukzes-
sive abzubauen. „Wir gehen da auf Führungse-
bene mit gutem Beispiel voran“. Zudem stehen
weitere Maßnahmen zur Diskussion „etwa bei
Managern Teile des Gehalts zu kürzen, Boni zu
streichen, die Erreichung von Prämien nach oben
zu setzen, Überstundenpauschalen einzuführen
oder Leute teilweise geringer anzustellen, weil
es nicht Sinn macht, dass sie vielleicht Dienstag,
Mittwoch im Geschäft stehen, obwohl in ihrer
Abteilung nichts los ist, während sie am Freitag,
Samstag voll durcharbeiten könnten und dann
auch über das Provisionsmodell besser verdienen
würden.“ Beschlossen ist aber noch nichts. Auch
für den schlimmsten aller Fälle „liegen Szenarien
in der Schublade, die wirklich drastisch aussehen
und die ich mir mit meinen 32 Jahren gar nicht
vorstellen mag.“
Dass diese aber je zum Einsatz kommen, hält
Koch für unwahrscheinlich. Prinzipiell sei das
Unternehmen gut aufgestellt. „Als Familienun-
ternehmen haben wir immer auf eine gute Ei-
genkapitalquote gesetzt, die bei uns im hohen
zweistelligen Bereich liegt! Da wurden wir bis
vor kurzem noch von unseren Partnern und den
Banken als die Blödis hingestellt, jetzt sind wir
plötzlich dir Heroes! In Zeiten wie diesen ist das
Gold wert.“ Auch deshalb, weil man dadurch eine
gefüllte Kriegskasse hat – Stichwort Expansion.
„Ich kann zwar das Schlagwort ‚Krise als Chance‘
nicht mehr hören, aber wir bemühen uns natür-
lich, jetzt Marktanteile zu gewinnen, ganz ein-
fach weil wir den nötigen langen Atem haben!“
Gerade im Hinblick auf die Ostaktivitäten ärgert
sich Koch über das undifferenzierte Bild, das von
DER Wirtschafskrise gezeichnet wird. „Man kann
nicht alles über einen Kamm scheren, es gibt re-
gionale Unterschiede.“ Auch die Aussagen von
Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman, der
für den Osten Horrorszenarien erstellte und Ös-
terreich gar den Staatsbankrott prophezeite (was
er vor kurzem „reuemütig“ zurücknahm), stoßen
ihm sauer auf. Zwar gäbe es schwächere Zahlen,
„aber das ist ein Raunzen auf hohem Niveau. Wir
hatten in den letzten Jahren hohe Gewinne, teils
im zweistelligen Bereich, die fallen halt jetzt nicht
mehr in dieser Dimension aus!“
Auswirkungen der Krise auf das Kaufverhalten
der Kunden könne man, wenn überhaupt, am
ehesten im Billigsegment orten, „weil die un-
teren Arbeiterschichten, Leiharbeiter etc. leider
die ersten sind, die ihre Jobs verlieren. Da kann
man sich dann nicht mehr so leicht eine Garnitur
um 399 Euro leisten. Büromitarbeiter, Versiche-
rungsbeamte, Ärzte etc. haben hingegen quasi
noch Geld.“ Deshalb gäbe es auch im Mittel- und
Hochsegment aktuell keine Einbrüche gegenüber
den Vorjahren. „Leiner geht es sogar sehr gut!“
Man dürfe also nicht alles schwarzmalen, son-
dern müsse, wie es Leiner/Kika seit zwei Jahren
praktiziert, mit neuen innovativen Konzepten
gegensteuern. „Im Moment geht es uns in Öster-
reich noch ganz gut. Was kommt, weiß natürlich
keiner – wir können ja nicht Kaffeesud-Lesen.
Aber es ist auch nicht alles so tragisch, wie im-
mer kolportiert. Ich habe etwa gelesen, dass in
Österreich der Möbelhandel um 8% geschrumpft
sei – das kann ich für uns ausschließen.“
Insbesondere Innenstadt. Noch keine
gröberen Schwierigkeiten ortet auch Matthias
Weiländer von der Stadtentwicklungs GmbH. „Die
Krise ist im St. Pöltner Innnenstadthandel noch
nicht angekommen!“ Zwar sei aktuell eine ge-
wisse Kaufflaute spürbar „aber die ist jedes Jahr
um diese Zeit zu registrieren.“ Wenn, dann könne
man bestenfalls bei höherpreisigen Konsumgü-
tern Turbulenzen registrieren, wobei Weiländer
diesbezüglich eine prinzipielle Verschiebung des
Kaufverhaltens ausmacht. „Das wurde im Zuge
der Verschrottungsprämie evident: Leute, die in
diesem Segment einkaufen, investieren jetzt eher
in ein neues Auto.“
Was ebenfalls bei manchen Kaufleuten im Raum
steht, ist eine Reduzierung der Werbeaktivi-
täten. Für Weiländer ein falsches Signal, „weil
die Marketinglehre besagt ja, dass man gerade
in schlechten Zeiten verstärkt in Präsenz und
Vermarktung investieren soll!“ Auch Anzeichen
von Dauerausverkauf hält er für kontraproduktiv.
„Ausverkauf macht ja nur Sinn, wenn Überkapa-
zitäten im Lager bestehen. Ansonsten ist er aus
kaufmännischer Sicht problematisch, weil die
Margen zu gering sind.“ Die City setze daher auf
altbewährte Strategien wie Kundenbetreuung
und Qualität. „Damit kann man die Krise hoffent-
lich, so sie denn kommt, umschiffen. Wir sind je-
denfalls gerüstet für den Kampf.“
Richtige falsche Nummer Jene Institution, die im „Kampf“ an vorderster
Front steht, ist das AMS. Hier schlägt der Seismo-
graph in Arbeitslosenzahlen aus. Wenn man als
Jobsuchender erstmals anruft, könnte man die
gutgemeinte Warteschleifen-Stimme als Zynis-
mus empfinden. „Herzlich willkommen bei Ihrem
AMS. Sie haben die richtige Nummer gewählt!“
Wie, die richtige Nummer, wo man sie doch für
grundfalsch hält. Niemals wollte man sich hier
melden. Und doch müssen das dieser Tage viele.
Wir treffen AMS-Leiterin Klaudia Wrba an einem
Montag. Die Bankreihen im AMS sind leer! „Bei
uns bekommen die Kunden genaue Termine.
Warteschlangen wie früher gibt es nicht mehr“,
verweist Wrba auf den gestiegenen Servicecha-
rakter. Wir besuchen sie in ihrem Büro im ersten
Stock. Ein einfaches Zimmer, Schreibtisch, Blick
zum Interspar, ein Besprechungstisch, darauf Sei-
denblumen, die symbolisch irgendwie Stabilität
–13 –MFG
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: Lei
ner/
KIKA
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vermitteln – sie werden niemals welken.
Wrba selbst scheint die richtige Frau am richtigen
Ort zu sein. Abgesehen davon, dass man schon
mal jubelt, in dieser Stadt eine Dame in leitender
Position anzutreffen – Wrba ist Chefin über 90
Mitarbeiter – strahlt sie neben Kompetenz v. a.
eine Art positiv-optimistischer Mütterlichkeit aus.
Irgendwie hat man das Gefühl: Egal wie schlimm
es kommt, diese Frau kann helfen!
Sie zeigt uns die aktuellen Statistiken. Die Ar-
beitslosenzahlen sind stark gestiegen, wobei et-
was eklatant auffällt: der Männerüberhang. „Bei
den Männern haben wir einen Anstieg gegenüber
dem Vorjahr um 52%, bei den Frauen sind es hin-
gegen ‚nur‘ 12%“ Das klingt im ersten Moment
viel – ist es auch. Insgesamt sind im Bezirk über
4.000 Menschen auf Arbeitssuche, 1.000 weitere
in Schulungen. Andererseits steht man damit in
etwa auf dem Niveau von 2004 – also noch kein
Gespenst á la 30’er Jahre Massenarbeitslosigkeit.
Die wird auch, wie Wrba überzeugt ist, nicht kom-
men. „Derzeit weisen die Indikatoren darauf hin,
dass sich die Situation 2009 nicht mehr massiv
verschlechtern wird, und im Laufe des Jahres
2010 soll sie sich auf tiefem Niveau stabilisieren.“
Das bleibt auch aus volkswirtschaftlichen Grün-
den zu hoffen: Ein Arbeitsloser kostet dem Staat
im Schnitt 2.000 Euro pro Monat!
Von 100 auf 0. Zwar spricht die AMS-Chefin
nicht gern von Krise, „weil man die auch herbei-
reden kann“, aber sie gehört auch nicht zu der
Fraktion der Pseudo-Zweckoptimisten. „Wer sagt,
es gibt keine Krise, ist weltfremd“. Sie selbst hat
eine derartige Situation zuvor noch nie erlebt,
und immerhin ist sie schon seit 1992 Chefin. „Al-
les begann letzten Sommer. Ab dem Zeitpunkt,
als die ersten Meldungen über die geplatzte Im-
mobilienblase aus den USA kamen, haben unsere
Betriebe ihre Ambitionen drastisch zurückgefah-
ren. Wir sind von der Höchstkonjunktur mit einem
Schlag total runtergerasselt.“
Wirklich bemerkbar wurde das am heimischen
Arbeitsmarkt allerdings erst Anfang des Jahres.
„Bei uns ist die Krise mit etwas Verspätung ange-
kommen.“ Ein Phänomen, das Wrba schon häufig
beobachten konnte. „Der Bezirk St. Pölten rea-
giert zumeist etwas träger. Das liegt möglicher-
weise daran, dass wir sehr konservative Betriebe
haben, die weniger risikofreudig sind. Dadurch
sind wir nie ganz oben, aber umgekehrt auch nie
ganz unten mit dabei.“
Betroffen seien viele Branchen, es gäbe aber
auch Segmente, die sich bislang als krisenresis-
tent erweisen „der Handel etwa ist noch nicht so
stark betroffen, auch im Dienstleistungsbereich,
bei den Bürokräften gibt es kaum Probleme.“
Die Risikogruppen. Weniger „Glück“ haben
Leiharbeiter. Sie waren die ersten, die von den
Unternehmen auf die Straße gesetzt wurden
„weil Leiharbeit ein Modell ist, das für Boom-
phasen entwickelt wurde.“ Und die sind definitiv
vorbei. „Große Schwierigkeiten haben auch Per-
sonen, die keine Ausbildung haben oder nur an-
gelernt sind auf bestimmte Berufe, also wenig fle-
xibel sind“, so Wrba weiter. In dieser Gruppe sind,
sozusagen als Untergruppe, wiederum überpro-
portional Ausländer betroffen, weil Sprachdefizite
die Situation noch verschärfen. „Es ist Faktum,
dass heute auch Hilfsarbeiter Kompetenz brau-
chen, z.B. des Deutschen mächtig sein müssen,
um Anleitungen lesen zu können. Unsere Alpha-
betisierungskurse boomen daher, wobei diese
nicht nur Ausländer, sondern auch viele Inländer
brauchen“, verweist Wrba auf das Phänomen des
sekundären Analphabetismus.
Was der AMS-Leiterin zudem gehörig Kopfzerbre-
chen bereitet, “ist der extreme Anstieg bei den
Jungen, also den 15-24jährigen. Sie haben massiv
Probleme Fuß zu fassen.“ Dabei offenbart sich
ein unheilvolles Paradoxon. „Die Unternehmen
möchten zwar Leute mit Praxis, nur wie sollen
die die Jungen bekommen, wenn sie keiner auf-
nimmt?“ Das AMS reagiert darauf mit zahlreichen
Schulungen „mag sein, dass diese später nicht
immer gebraucht werden. Aber allein, dass man
das Engagement zeigt, sich fortzubilden, kann die
Einstellungschancen erhöhen.“ Zudem kommt
den Schulungen neben dem Qualifizierungsas-
pekt auch ein psychologischer zu, auch für ältere
Arbeitnehmer. „Nichts ist so schlimm, wie wenn
man lange gearbeitet hat, und plötzlich den Job
verliert. Da unterstützen wir indirekt auch, um
Frust abzubauen und durch Perspektiven.“
In Bereitschaft. Die Unternehmer reagieren
mit unterschiedlichen Strategien auf die Krise.
Die omnipräsent scheinende Kurzarbeit „hat
in St. Pölten erst ein Betrieb eingeführt. Es gibt
aber viele Anfragen dazu.“ Andere Modelle sind
Bildungskarenz oder, derzeit am häufigsten prak-
tiziert, eine Art Job-Rotation. „Die Unternehmen
haben aus früheren Zeiten gelernt. Wenn sie
Mitarbeiter kündigten, waren diese quasi gänz-
lich verloren. Jetzt möchte man aber gewapp-
net sein, um sofort auf hohem Level loszulegen,
wenn die Wirtschaft wieder anzieht. Deshalb be-
mühen sich die Firmen, die Stammmannschaft,
die erfahrenen Mitarbeiter zu halten. So werden
diese deshalb nicht gänzlich entlassen, sondern
eben abwechselnd monateweise beim AMS ge-
meldet, um so den Personalstand zu entlasten
und sie im Fall der Fälle sofort zurückzuholen.“
Für Wrba indirekt ein positives Signal. „Das heißt,
viele glauben an eine baldige Erholung!“
Die Ruhe vor dem SturmDoch bevor diese eintritt, wird auf zahlreiche
Sozialeinrichtungen noch Schwerarbeit zukom-
0809_1011_1213_1415 Wirtschaft.i8 8 03.06.2009 18:08:37
URBAN
men. Zwar meint etwa Roswitha Mikusch von der
Schuldnerberatung, „dass wir derzeit noch keinen
erhöhten Bedarf merken“ und auch Bernhard Herz-
berger von Emmaus bestätigt, „dass es aktuell noch
keine große Zunahme gibt“, sehr wohl rechnet er
damit aber in ein paar Monaten. „Derzeit wird das
Gros der Leute noch von den Präventionsmaß-
nahmen in Niederösterreich aufgefangen. Wir sind ja
die letzte Anlaufstelle!“, so Emmaus Bereichsleiter
Walter Steindl. Die Situation werde sich verschärfen.
In extremis – und mit solchen Fällen ist die Emmaus
am häufigsten konfrontiert – mit all ihren negativen
Auswirkungen wie Depression, Alkoholsucht, Ag-
gression. „Momentan wird es viele geben, die ge-
rade noch durchkommen, aber wenn sie dann von
Kurzarbeit oder Kündigung betroffen sind und ihre
Kredite nicht zahlen können, kommt es auch schnell
zu Problemen innerhalb der Familie. Damit rechnen
wir in Zukunft häufiger.“
Sozialhilfe. Auch Peter Eigelsreiter, Leiter der
städtischen Sozialhilfe, ist in Warteposition. „Viele
Menschen, die momentan bei uns vorsprechen,
erzählen, dass sie aufgrund der Krise arbeitslos ge-
worden sind. Aus unserer Erfahrung können wir sa-
gen, dass sich eine derartige Krise immer zeitverzö-
gert auswirkt.“ Eigelsreiter rechnet mit der Ankunft
der Welle in vier bis sechs Monaten. Den „Verzöge-
rungseffekt“ erklärt er damit, dass „viele Menschen,
die jetzt arbeitslos werden, ja lange Anspruch auf
Arbeitslosengeld haben. Sie kommen also erst zu
uns, wenn es anschließend zur Sozialhilfe geht.“
Dass man die Lage definitiv ernst einschätzt, bestä-
tigt allein die Tatsache, dass die Sozialhilfe ihr Per-
sonal aufstocken möchte, um den dann erhöhten
Bedarf zu bewältigen.
Wieviel die Krise letztlich der Stadt über die Sozi-
alhilfe zusätzlich kosten wird, kann Eigelsreiter
schwer einschätzen. Aktuell werden diesbezüglich
vom AMS und Sozialministerium Informationen ein-
geholt, auf deren Basis dann eine Kostenschätzung
erfolgt „die im Budget jedenfalls berücksichtigt wer-
den muss!“ Seiner Einschätzung nach könnte die
Krise zwei bis vier Jahre lang dauern, wobei noch
ein Aspekt zu berücksichtigen sei: „Im Jahr 2010 soll
die bedarfsorientierte Mindestsicherung eingeführt
werden. Da rechnet man heute schon mit zehn
bis 20 Prozent Mehrbeziehern!“ Die von der städ-
tischen Sozialhilfe betreuten Personengruppen wer-
den wohl ähnlich bleiben. „Am häufigsten betroffen
sind Alleinerziehende, Arbeitslose, davon speziell
Personengruppen, die in gering bezahlten Jobs tätig
waren und mit der Unterstützung vom Arbeitsamt
nicht fähig sind, ihr Leben zu bestreiten.“ Kurzum,
es trifft als erstes die Ärmsten.
Unverschuldet zum Handkuss. Die Stadt
spürt die Krise freilich nicht nur unmittelbar über
die Sozialhilfe, sondern „vor allem bei schrump-
fenden Einnahmen, insbesondere durch die Bun-
desertragsanteile und durch die Mitfinanzierung
der Steuerreform, die sich auch auf die Kommunen
massiv auswirkt“, erklärt Pressesprecher Peter By-
lica. Spielraum, um gegen die Krise anzukämpfen,
gibt es kaum mehr. „Die Stadt hat im Budget 3,6
Millionen Euro Abgang ausgewiesen, und die Kos-
ten steigen in allen Bereichen gravierend.“
Aufgrund der schlechten Konditionen werden zu-
sätzliche Darlehen derzeit vermieden. Man bedient
sich aus den eigenen Rücklagen. Projekte werden
jedoch nicht hintangestellt, wie Bylica versichert:
„Dies wäre zum jetzigen Zeitpunkt kontraproduk-
tiv. Sanierungen, Straßenbau und allgemeine Bau-
tätigkeiten bringen die größte Wertschöpfung und
werden daher prioritär behandelt.“ Allerdings, wie
Insider behaupten, in gedrosseltem Maße. Manch
anstehende Straßensanierung würde auf die lange
Bank geschoben. „Das bringt zwar jetzt Entlastung,
in Wahrheit ist die Sanierung dafür aber in Zukunft
um ein Vielfaches teurer, als ob man sie laufend
durchführen würde.“ Bylica betont freilich, „dass
die Projekte im außerordentlichen Haushalt nicht
zurückgefahren werden.“
Ein kniffliges Thema ist logischerweise die Budge-
terstellung: „Wie auch bei Bund und Land wird es
2010 zu Einsparungen im ordentlichen Haushalt
kommen müssen.“ Eine Arbeitsgruppe diskutiert
deshalb bereits seit Jänner verschiedenste Szena-
rien und Einsparungspotentiale. „Wir können nicht
ausschließen, dass es auf kommunaler Ebene zu
massiven Einsparungen kommt. Es ist zu hoffen,
dass die Öffentlichkeit dafür Verständnis zeigen
wird“, deutet Bylica Abgabenerhöhungen und Leis-
tungskürzungen an, und fügt fast entschuldigend
hinzu. „Die Kommunen haben die derzeitige Situ-
ation ebenso wenig wie die Bevölkerung mit ver-
schuldet. Bei allen Schwierigkeiten ist es aber wich-
tig, nicht die falschen Zeichen zu setzen, um nicht in
völlige Krisenstimmung zu geraten.“
Dazu besteht aber auch noch kein Grund, zumin-
dest wenn man dem Glücksspielsektor trauen
darf. So berichtet Reinhard Knittl, Chef von Premi-
ere Sportwetten in der Linzerstraße, „dass bei uns
von der Krise eigentlich noch nichts zu bemerken
ist.“ Und das ist ein gutes Zeichen, wenn für Knittl
eigentlich von Nachteil, denn eine Binsenweisheit
besagt, dass in Krisenzeiten der Glücksspielmarkt
profitiert, was unlängst auch die australische Regie-
rung zur Kenntnis nehmen musste. So kurbelte die
im Februar an sozial benachteiligte Personen aus-
bezahlte Einmalzahlung in Höhe von 514 Euro nach-
gewiesenermaßen zwei Sektoren an: Brauereien
und die Glücksspielindustrie! Doch Austria ist nicht
Australia, und das gibt in Zeiten, da die Prognosen
über die Wirtschaftsentwicklung selbst zu einem
Glücksspiel geworden sind, Hoffnung. Und die stirbt
bekanntlich zuletzt!
–15 –MFG
Jede Kultur hat ihre Stärken – und die Österreicher brauen gerne ver-nünftiges Bier. Somit braucht auch jede anständige Stadt ihre eigene Brauerei. Seit kurzem ist das auch in St. Pölten so. Zwar gibt es das ortsansässige Industrieunterneh-men Egger (aus Tirol!) schon lange, doch erst seit Kurzem kommunizie-ren Brauerei und Stadt gemeinsam: „Unser Saft stammt aus dem glei-chen Wasser, wir haben uns lieb!“ Schön so. Zumal das lokale Bier ein Spiegelbild der Stadt an sich ist. Aus hartem Wasser gewonnen (und somit von Natur aus benachteiligt) ist es ein Arbeiterbier. Nicht beson-ders geistreich oder verspielt, eher gründlich geerdet und a bissl herb. Kein Bier, das man besonders schätzt. Nichts das man in der Hand hält, wäh-rend man sexy Frauen anspricht, die man eventuell gerne mit nach-hause nehmen würde.
Ein Bier, dessen Werbung nichts mit Innovation oder Kreativität zu tun hat. Wie die Stadt, die sich sel-ber nicht zu blöd ist, Kaffeehäferl aus Porzellan mit Rosenmalerei zu produzieren und diese als offizielles Merchandisingprodukt im Touris-musbüro anzupreisen. Eine Stadt, die sich dank einer 850 Jahre alten Urkunde österreichweit aufplustert – um sich dann mit etwas Kleinka-riertem wie einem Mittelalterspek-takel auf den offiziellen Höhepunkt des Jubeljahres hinzufeiern. Und dennoch ist es gut so. Denn das Bier zählt zu den besten Bieren des Landes! Alle Jahre wieder schnei-det es bei den Jury-Wertungen ganz vorne ab. Natürlich handelt es sich dabei um anonymisierte Blindverkostungen. Und genau so geht’s auch der Stadt: Wüßte man nicht, wo man ist, würde man sich wohl gar nichts Schlechtes dabei denken...
von Michael Müllner
My hoMeiS Wie eGGer
0809_1011_1213_1415 Wirtschaft.i9 9 03.06.2009 18:08:43
Loka Ltipp
–16 –MFG
Atina ist ihrer Tante dankbar. Sie hat der jungen Frau aus Mazedonien ei-
nen Aushilfsjob in Wien vermittelt, dort jobbt sie jetzt schon seit zwei Wo-
chen und lernt den japanischen Koch Kenichi kennen. Sie freunden sich
an und entdecken, dass beide zwei Jahre zeitgleich in Paris gelebt haben
– ohne sich damals über den Weg zu laufen. In
Wien beginnt 1991 ihre Lovestory, die anfangs je-
doch nur auf Französisch geschrieben wird. „Erst
nach drei Jahren haben wir allmählich Deutsch
miteinander gesprochen“, lacht Atina heute.
Kenichi macht unterdessen Karriere als Starkoch in
der Wiener Nobel-Hotellerie, kocht in vornehmen
Stationen wie dem Ana Grand Hotel unter anderem
für High-Society-Stars wie Luciano Pavarotti. Nach
der Geburt des zweiten Kinds steht eine große Ver-
änderung ins Haus: Kenichi heuert in Moskau an, Frau Atina und die Kinder
sollen jedoch nach Aomori, einer Großstadt im Norden Japans. Die Familie
von Kenichi wird sich dort um die junge Familie annehmen.
Kulturschock in Aomori. In Japan angekommen erlebt Atina einen
Kulturschock. „Ich konnte kein Wort Japanisch. Aber was blieb mir ande-
res über?“, erzählt sie. Binnen kürzester Zeit erlernt sie die japanische
Sprache – und die japanische Kultur. Atina: „Es ist alles viel strenger, viel
ruhiger, viel geordneter als in Europa. Am Anfang war es sehr schwer für
mich. Aber ich wusste, dass es für die Familie das Beste ist – und dass
bessere Zeiten kommen werden.“
Woher kommt der Fisch? Irgendwann steht Österreich wieder am
Plan, die Familie ist wieder vereint und Kenichi verfeinert seine Kochkünste:
„Ein gelernter Koch muss innovative, fantastische Ideen haben. Es geht um
Frische und Kreativität!“ Im Gespräch wird deutlich, was ihn von anderen
„Köchen“ unterscheidet. Kenichi: „Wenn du in Japan Koch werden willst,
dann musst du den Beruf von der Pike auf erlernen. Im ersten Jahr putzt du.
Im zweiten Jahr wäschst du. Im dritten lernst du Schneiden. Und im vierten
Jahr, wenn du würdig bist, dann kannst du anfangen zu kochen – und das
lernst du dann, so lange du lebst“, lächelt er. „Was Kenichi damit sagen
will“, führt Atina aus, „ist, dass er wirklich weiß, worum es in seinem
Job geht. Er weiß, wie man Sushi macht. Wie man einen Fisch
schneidet. Bei uns wird nichts einfach aufgetaut.“ Und wenn
er Fisch bestellt fragt er nicht nach dem Preis. Es geht um
Lieferdatum und den Hafen, woher der Fisch kommt.
„Wenn ich in den Nachrichten was von einem Öl-
tanker höre, dann frage ich zweimal nach.“
Knackiger Brokkoli. „Es gibt Leute,
die entdecken erst bei uns, wie frisches
Gemüse schmeckt, dass Brokkoli eigent-
lich knackig sein sollte“, stellt Atina
nachdenklich fest. Daraus ergibt
sich das besondere Geschmackserlebnis: Es schmeckt völlig anders, als
beim Chinesen ums Eck. Atina: „Beim Sushi geht es um den Fisch, nicht
darum den Magen der Gäste mit schlecht gekochtem Reis vollzustop-
fen.“ Kenichi lehnt Tiefkühlzutaten ab, sein Sushi und Maki ist frisch.
Und siehe da: Qualität hat zwar ihren Preis, aber
keinen höheren als bei anderen Lokalen, die we-
niger bieten. „Das liegt auch an der Hygiene“,
unterstreicht er. Eine Grundlage für jede Küche,
aber ein Sakrosankt für Kenichi. Und die obligate
Frühlingsrolle? Atina lacht: „Immer diese Früh-
lingsrollen! Ja, die haben wir beim Mittagsbuffet
auch. Die Gäste wollen die Klassiker, auch wenn
wir viel innovativere Speisen zu bieten haben!“
Ruhige Stadt. Doch was verschafft St. Pölten die Ehre? Kenichi: „Ich
wollte irgendwann weg aus Wien. Hier war es damals so schön ruhig.
Jetzt ist es schon etwas lauter geworden“, schmunzelt er. Voriges Jahr
fiel der vorerst letzte Meilenstein in der Kenichi-und-Atina-Saga: Das
kleine Lokal im Regierungsviertel wurde aufgelassen und zwischen La-
Boom und Reno im St. Pöltner Süden ein neues Lokal eröffnet. Top ge-
stylt von Innenarchitekt Mario Schmelzenbach, bietet „Kenichi – sushi
and more“ asiatische Küche auf exzellentem, internationalen Niveau.
Und Atina stellt mit ihrem unvergleichlichen, sehr persönlichen Service
sicher, dass sich nicht nur die Stammgäste wohlfühlen, sondern man
schon beim ersten Besuch in diese Welt kippt. Atina: „Nur eines tut mir
leid. Unsere Stammgäste sind so liebe, so un-
glaublich nette Menschen. Und ich kann so
schlecht Deutsch… ich sage immer: Es
bleibt so viel in meinem Herzen, das
ich gerne sagen möchte, das ich
aber nicht rüberbringe.“ Wenn
sie sich da mal nicht täuscht!
Kenichi – sushi and moreDas japanische In-Lokal in St. PöltenRenkgasse 5, 3100 St.Pölten02742 / 71886, www.kenichi.co.atMontag RuhetagDienstag, Mittwoch, Sonntag11:30 - 14:30 Uhr & 17:30 - 22:30 Uhr Donnerstag, Freitag, Samstag11:30 - 14:30 Uhr & 17:30 - 00:00 Uhr
Nicht iMMer diese FrühliNGsrolleN
Nicht Magen mit reis vollstopfen!
Atina & Kenichi
Wieso verirrt sich ein Dreamteam der japanischen Küchen nach St. Pölten? Wie schafft man den Spagat zwi-
schen innovativem Sushi und der stinklangweiligen Frühlingsrolle? Und wieso ist dieses Lokal eigentlich noch
ein Geheimtipp? Eine wärmste Empfehlung von Michael Müllner. Foto: Hermann Rauschmayr.
1600 Kenichi.indd 16 03.06.2009 18:15:23
–17 –MFG
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Was war der Auslöser für den Spitalkrimi?Im September 2004 gab es einen anonymen Brief,
offensichtlich von einer armen kranken Seele, der
weder originell noch witzig war, und in dem in
etwa 15 Mitarbeiter auf dümmliche Weise ange-
patzt worden sind. Die Inhalte des Briefes hätten
jedoch nie zu Ermittlungen geführt, hätte nicht
eine damalige Mitarbeiterin das Kontrollamt des
Magistrats mit falschen Unterstellungen versorgt.
Die Anschuldigungen gegen mich spiegeln ge-
nau jene Vorgehensweise wider, die sie für sich
selbst überaus gerne in Anspruch genommen
hätte und zum Teil auch ohne mein Wissen ge-
tan hat. Frei nach dem Motto, was A über B sagt,
sagt mehr über A als über B aus. Forciert wurden
die Aussagen noch von einem hohen Beamten im
Rathaus, der der Dame wohl zugeneigt war. So
nahm die Intrige ihren Lauf und die Kripo nahm
die Ermittlungen auf. Die Mitarbeiterin hatte an
Abrechnungen manipuliert und mir so ihre Pri-
vateinkäufe untergejubelt. Ich wollte diese Miss-
stände abstellen, sie verstand das als Mobbing,
und so kam es zur Konfrontation. Sie hatte ja
auch den Beamten im Rathaus als Fürsprecher.
Der Verwaltungsdirektor hat mich aufgrund einer
Beschwerde zu sich zitiert. Ich habe erklärt, wer
für die Missstände verantwortlich ist und um eine
Lösung des Problems ersucht. Gemeinsam mit
dem Personalchef war die Antwort dann, dass
wir da nichts machen können, da im Raum stand,
dass der Beamte wohl schon bald der nächste
Magistratsdirektor werden könnte, „da würden
wir uns selber ins Knie schießen“.
War der Spitalskrimi im Zuge der Über-nahme politisch gesteuert?Absolut NEIN! Ich kenne alle Ermittlungsunter-
lagen, der gesamte Akt umfasst 13 A4-Ordner,
prall gefüllt, und aus diesen geht hervor, es war
ausschließlich eine interne Intrige. Zur Unter-
mauerung, die Hauptbelastungszeugin hat den
Lebensgefährten meiner Ex-Frau mehrmals ange-
rufen und ersucht sie zu unterstützen mit wört-
lich protokolliertem Text: „Helfen sie mir, denn
ich bring den Schlossnagl mit aller Macht in den
Häfen, und zwar egal wie, weil dort bringt er sich
eh selber um.“ Die Telefonate sind von der Kran-
kenhaustelefonanlage geführt worden.
Und darin liegt für mich der wahre Kriminalfall
Spital. Dass ein ranghoher Beamter, der der Wahr-
heit verpflichtet sein sollte und eine Sekretärin
jemanden dermaßen anschwärzen und so viel
lügen können, und dabei in Kauf nehmen- bzw.
womöglich sogar darauf hinarbeiten, dass sich
der in Haft das Leben nimmt. Diese Vernichtungs-
kampagne war das wirklich Kriminelle!
Das klingt nach einem korrupten System, aber Sie wurden rechtskräftig verurteilt...Ich wurde zu zwölf Monaten unbedingter Haft
verurteilt, weil ich im Wert von 10.000 Euro Ge-
schenke angenommen habe. Ich habe mich im-
mer gegen den Vorwurf der Korruption gewehrt.
Die Kriminalpolizei hat bestens ermittelt, obwohl
sie durch die vielen Falschaussagen teilweise ins-
trumentalisiert wurde. Das System selbst ist nicht
korrupt, die Arbeitsabläufe sind transparent. Aber
im Kriminalfall Spital wurde immer wieder von
falsch geschriebenen bzw. falsch titulierten Rech-
nungen gesprochen – und dazu muss man fest-
halten: Rechnungen so abzufassen, dass Gremien
des Gemeinderats umgangen worden sind, war
–18 –MFG
In allerbester GesellschaFt Nach über vier Jahren wurde das Urteil gegen den ehemaligen Gebäudemanager des Krankenhauses St. Pölten rechtskräftig – er hatte unerlaubte Geschenke von Firmen angenommen und muss nun für zwölf Monate in Haft. Im Gespräch mit MFG schildert er seine Sicht des „Kriminalfalls Spital“ und fühlt sich mit dem, wofür er verurteilt wurde, in allerbester Gesellschaft. Von Michael Müllner. Foto Hermann Rauschmayr.
„Ich kann mich in den spiegel schauen.
Werfe der den ersten stein, der ohne schuld ist.“
Gerhard schlossnagl
1819_2000 Schlossnagl.indd 2 03.06.2009 17:10:38
nicht meine Erfindung. Wenn ich von Vorgesetz-
ten im Rathaus die Direktive hatte, dass Gremien
wie der Stadtsenat oder der Gemeinderat zu um-
gehen seien und darum eben die Rechnungstitel
oder die Beträge angepasst wurden, damit „die
Opposition sich nicht unnötig den Kopf zerbricht“,
so habe ich diesen Wünschen entsprochen.
Um eine ordentliche Laufbahn zu haben, muss
man in das Weltbild der Mächtigen passen, die
die Regeln machen. Ich hatte 21 Jahre lang exzel-
lente Dienstbeurteilungen und jährliche Überprü-
fungen durch das Kontrollamt – nie wurde auch
nur die geringste Rüge ausgesprochen. Aber das
war auch nie die Frage im Kriminalfall Spital.
Die damaligen politischen Verantwort-lichen, heute in Pension, wußten davon?Sie wussten nicht, dass ich Geschenke annehme,
das ist meine persönliche Verantwortung. Aber es
gab teilweise die Linie, Firmen, welche im Kran-
kenhaus Aufträge erhalten haben, zum Spenden
für Vereine und Veranstaltungen zu ermuntern.
Wie sind Sie mit den zahlreichen gegen Sie erhobenen Vorwürfen umgegangen?Mein Problem war, dass ich viele Vorwürfe nicht
sofort entkräften konnte. Die entlastenden Be-
lege wurden von meinem Sekretariat bewusst
nicht rausgerückt. Ich selbst durfte nicht mehr
ins Büro und auch nach der Entlassung aus der U-
Haft durfte ich mit den betroffenen Firmen nicht
reden. So wurde vieles erst im Laufe des Verfah-
rens aufgeklärt. Etwa die Ermittlungen bei der
Sondermüllentsorgung, rund 280.000 Euro wur-
den mir von der Anklage vorgeworfen. Tatsache
ist, dass vor Prozesseröffnung das Land NÖ die
Müllentsorgung neu ausgeschrieben hat, völlig
neue Akteure waren am Werk, ein anderes poli-
tisches Couleur, und trotzdem ist jene Firma, die
auch bei mir entsorgt hat, als Billigst- und Best-
bieter hervorgegangen. Obwohl die Kosten um
einige Prozent höher sind, als zu meiner Zeit. Mir
stellt sich da die Frage, wo die ganzen billigen Ja-
kobs nun sind, die sich zu meiner Zeit über meine
Vergabeentscheidungen beschwert haben...
Grundsätzlich: der Anbieter mit dem billigsten
Preis gewährleistet nicht immer eine optimale
Ausführung. Daher war bei der Vergabe immer
auf Preis, Leistung und Qualität zu achten. Die bil-
ligste Regiestunde ist nicht immer die beste.
Die Firmen werden wohl vor Gericht nicht sehr auskunftsfreudig gewesen sein? Was die Geschenkannahme und Spenden an
diverse Organisationen betroffen hat natürlich
nicht. Was die Geschäftsgebarungen zwischen
Gebäudeverwaltung und den einzelnen Liefe-
ranten betroffen hat, ist den Behörden lückenlos
Auskunft gegeben worden. Schließlich waren
diese Auskünfte letztendlich ausschlaggebend
dafür, dass mehr als zwei Drittel der Anschuldi-
gungen gegen mich freigesprochen wurden.
Haben Sie ein schlechtes Gewissen?Was die Geschenkannahme betrifft, so befinde
ich mich in allerbester Gesellschaft. Es werfe
hier der den ersten Stein, der ohne Schuld ist. Ich
habe immer für mein Geld gearbeitet, jedem im
Rahmen meiner Möglichkeiten geholfen, ich habe
immer geschaut, dass alles geordnet abläuft, ich
habe mich nie durch Intrigen bereichert. So gese-
hen kann ich mich in den Spiegel schauen! Wenn
es um falsch titulierte Rechnungen geht, dann
auch nicht, denn dieses System wurde nicht von
mir erfunden, ich hatte bloß den Auftrag.
Lebt man da mit der Angst, dass irgend-wann doch das ganze System auffliegt? Ich hatte nie Angst, ich war ja Teil des Systems
und hab mich damit immer wohl gefühlt. Mir hat
meine Arbeit sehr viel Freude gemacht, ich habe
die Gebäudeverwaltung neu strukturiert und bes-
tens organisiert, um mich für interessante Aufga-
ben im Projektbereich und für Ausschreibungen
freizuspielen. Natürlich gab es auch immer wie-
der Anschuldigungen, beispielsweise wenn es
um Geschäftsessen geht. Aber glauben Sie mir,
die sind nicht immer ein reines Vergnügen, son-
dern oft auch lästige Pflicht.
Wie sehen Sie heute Ihren langjährigen Ar-beitgeber, den Magistrat St. Pölten?
URBAN
–19 –MFG
KoMMentar von Michael Müllner
Gerhard Schlossnagl bestreitet seine
Schuld nicht. Aber er hat auch kein
schlechtes Gewissen. Vieles sei usus ge-
wesen. Was für manchen Bürger unglaub-
lich klingt, gehörte laut seinen Aussagen
zum modus operandi. Ist es wie so oft
„das System“, das es Einzelnen ermög-
licht, sich auf moralisch und rechtlich
falsches Handeln einzulassen, es womög-
lich sogar fördert? Soviel könnte man den
Erzählungen entnehmen. Und so viel mehr
könnte er noch berichten, über so viele
Andere... Und da sind wir beim Punkt.
In Schlossnagl’s Welt war es ohne Zweifel
ein Systemfehler, dass die Causa publik
wurde und er vor Gericht landete. Seiner
Persönlichkeit zufolge bleibt seine Loyali-
tät zum System ungebrochen. Nach vier
Jahren im Ausnahmezustand und einer
bevorstehenden Haftstrafe wirkt er ruhig
und zufrieden. Nur eines kann er nicht ak-
zeptieren, dass er Opfer einer Intrige von
Leuten wurde, die seiner Meinung nach
um keinen Deut besser sind, als er. Wo die
Intrige aufhört und die Paranoia beginnt
liegt freilich einzig im Auge des Betrach-
ters. Und während die Staatsanwaltschaft
noch immer gegen andere Beschuldigte
ermittelt, wird die Zukunft zeigen, ob aus
dem „Kriminalfall Spital“ auch eine private
Vendetta des Gerhard Schlossnagl wird.
Zurücklehnen können sich derweil jene,
die sich auf „den Schlossi“ schon während
seiner aktiven Zeit verlassen konnten. Er
hat’s gerichtet, wenn eine Spatenstich-
feier politisch opportun war, obwohl das
Budget wieder mal längst überschritten
war. Oder als ein parteinaher Sportverein
einen Sponsor nötig hatte, dann fand sich
sicher ein dankbarer Bauunternehmen auf
Schlossnagl’s Liste.
In der Privatwirtschaft kann man zum
Graubereich „Lobbying - Networking -
Sponsoring - Korruption“ stehen, wie man
will. In den Bereichen der öffentlichen
Hand geht es um Steuergelder. Hier wäre
Transparenz und Kontrolle Ausdruck von
politischer Kultur. Und hier sind wir beim
Problem: In unserer Verbände- und Par-
teiengesellschaft muss man als gelernter
Österreicher skeptisch sein. Aber das ist
nicht die Schuld von Gerhard Schlossnagl.
Denn er befindet sich ja „in allerbester Ge-
sellschaft“. Als typischer Österreicher.
„Was a über b sagt, sagt mehr über a, als über b.“
Gerhard Schlossnagl
1819_2000 Schlossnagl.indd 3 03.06.2009 17:10:45
URBAN
–20 –MFG
Ich habe keinerlei Groll auf den Magistrat, der
war immer ein erstklassiger Dienstgeber. Ich war
Teil des Systems, ich hätte jederzeit kündigen
können, aber nein, ich habe es mitgetragen und
muss jetzt auch dazu stehen. Einzig die Ungleich-
behandlung von manchen Mitarbeitern hat mich
zeitweise schon sehr gestört. Das sieht man auch
jetzt. Die Reaktion des anonymen Briefs gegen
mich war eine umfassende Ermittlung. Als vor
einiger Zeit ein anonymer Brief im Rathaus ein-
langte, der den eingangs erwähnten Beamten mit
zahlreichen Verfehlungen anschwärzte, wurde
alles runtergespielt und auf Eis gelegt. Es stand
im Raum, dass ich als Retourkutsche den Brief
geschrieben habe, woraufhin ich mich mittels
freiwilligen DNA-Tests frei bewiesen habe. Da war
jede Menge DNA drauf, aber nicht meine.
Ich konnte den Brief übrigens bei der Kriminal-
polizei lesen. Viele der angeführten Verfehlungen
wären durchaus überprüfenswert gewesen. Die
Ungleichstellung in der Behandlung dieses ano-
nymen Briefs und meiner Angelegenheit ist für
mich zweifellos ein Störfaktor. Ich habe gearbei-
tet und mich schmieren lassen, okay. Sonst aber
habe ich den Vorstellungen der Vorgesetzten ent-
sprochen. Andere werken viel ärger als ich, brin-
gen keinerlei Leistung und deren Verfehlungen
wird nicht nachgegangen?! Darüber hätte ich
mich gerne mit den Verantwortlichen unterhal-
ten...
Man könnte behaupten, dass Sie mit dem Magistrat glücklich sind, weil Sie bis zur rechtskräftigen Verurteilung einen großen Teil Ihres Gehalts bezogen haben und der Magistrat auf weitere Schritte verzichtet. Gibt’s einen Deal? Nein, es gibt keinen Deal. Wieso auch? Die da-
maligen Akteure sind längst von der Bühne ver-
schwunden, die Jetzigen hatten mit alldem nichts
zu tun. Ich will nicht, dass die angepatzt werden.
Vor Prozessbeginn wollte der Magistrat wissen,
was ich über Rathaus und Partei so sagen würde.
Meine Antwort war klar: nichts Schlechtes. Aber
wäre das Thema auf die Leute gekommen, die
mich so angeschwärzt haben, dann wussten alle,
dass ich alles gesagt hätte. Für das Erstgericht
war dies aber ohnedies kein Thema.
Welche Rolle spielt Ihr Parteibuch?Ich bin überzeugter Sozialdemokrat, aus Leiden-
schaft. Und daher auch Parteimitglied.
Dieses fragwürdige System wurde ja auch durch Parteibuchwirtschaft ermöglicht?Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass vieles,
das im öffentlichen Dienst möglich ist, im priva-
ten Bereich nicht möglich wäre. Es ist ja hinläng-
lich bekannt, dass bis zum Ferialjob oft die Frage,
„ob das eh gute Rote sind“, bei Besetzungen mit-
spielt. Das wird bei anderen Couleurs übrigens
nicht anders sein. Und dass die Zahl der Parteibü-
cher mit der Zahl der Stimmen bei Betriebsrats-
wahlen nie zusammengestimmt hat, ist auch kein
Geheimnis. Der Punkt ist, dass man erst in lei-
tender Position für das System interessant wird.
Da sind wir wieder bei der Frage, ob man in das
Weltbild der Mächtigen passt. Und wenn ja, wenn
man sich darauf einlässt und es mitspielt, dann
braucht man das Spiel später nicht kritisieren. Ich
habe nie groß darüber nachgedacht, sondern ge-
macht, was sie mir angeschafft haben.
Ein anderes Beispiel, das dieses System schön
darstellt: Wir hatten gute zehn Jahre im Kran-
kenhaus einen Mann beschäftigt, von dem kein
Mensch wusste, was er eigentlich für eine Auf-
gabe im Haus hat. Offiziell hat er geschaut, ob die
Liftanlagen eh da sind. Keine Liftwartung im ei-
gentlichen Sinn, die war ja an eine externe Firma
vergeben. Dem Magistrat war ganz angenehm,
dass entweder schwer verwendbare Mitarbeiter
oder Leistungen, die fürs Magistrat erbracht wur-
den, im Krankenhaus angesiedelt wurden. Weil
dort zahlte dann auch das Land NÖ mit.
Und jetzt fragt sie in dieser Situation ein Vertre-
ter, ob sie einen Wunsch haben. Wenn Sie kei-
nen haben, dann bekommen Sie eben sonstige
Zuwendungen. Wenn man weiß, was sich kreuz
und quer abspielt, da denkst du dir nichts Böses
dabei, wenn du diese Zuwendungen annimmst.
Einmal sagte ein Vertreter zu mir: „Du musst ja
nix nehmen. Wenn du in Pension gehst, dann
bekommst du dafür sicher einen Orden: den gol-
denen Unsichtbaren.“ (Lacht.)
Wie geht es dem Weinkeller, den Sie an-geblich mit Steuergeld finanziert haben?Auch diese Behauptung ist im Verfahren als Luft-
blase zerplatzt. Ich habe einen Weinkeller gekauft
und ihn auf meine Kosten renoviert. Einmal habe
ich mir einen alten Porsche gekauft, der hat kein
Vermögen gekostet. In nächtelanger Arbeit hab
ich ihn renoviert und dann wieder verkauft, an-
dere sitzen in der Zeit im Wirtshaus. Da sind wir
wieder beim Thema Neid. Meiner Meinung nach
etwas Typisches für St. Pölten: Neid und Miss-
gunst.
Magistratsdirektor Thomas
Dewina führt auf unsere
Anfrage an, dass zahlreiche
Kontrolleinrichtungen Ähn-
liches in Zukunft verhindern sollen: Vom
Vier-Augen-Prinzip, über Kontrollamt, Kon-
trollausschuss, Rechnungshof und Antikor-
ruptionsstaatsanwaltschaft. Besonderheiten
in St. Pölten sieht er nicht: „Es gibt klare ge-
setzliche Bestimmungen. Letztlich ist jedoch
jeder selbst für sich verantwortlich und hat
sich vor den dienstrechtlichen Behörden bis
hin zur Staatsanwaltschaft und den Gerichten
zu verantworten.“ Und Dewina weiter: „Dass
es eine Direktive aus dem Rathaus zur Erfül-
lung von Straftatbeständen gegeben hätte
– wie angeblich Ing. Schlossnagl behauptet
haben soll – ist völlig unvorstellbar. Ich jeden-
falls weiß von solchen Direktiven nichts.“
Weshalb verzichtet der Magistrat auf zivil-
rechtliche Schritte gegen Schlossnagl? Wäre
man es nicht dem Steuerzahler schuldig ge-
wesen, die jahrelang geleisteten Zahlungen
an ihn seit seiner Suspendierung zurückzufor-
dern? Dewina: „Der Magistrat verzichtet nicht
auf zivilrechtliche Schritte, sondern es hat
das zuständige Organ Stadtsenat beschlos-
sen, ein zivilrechtliches Verfahren gegen Ing.
Schlossnagl nicht einzuleiten. Dieser Be-
schluss beruht auch auf einer ausdrücklichen
Empfehlung des Rechtsvertreters der Stadt
unter Hinweis auf das hohe Prozessrisiko. Der
Stadt wurden aufgrund der Ermittlungen der
Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei im
strafrechtlichen Prozess bereits die festge-
stellten Schadensersätze zugesprochen. Bei
einem darüber hinausgehenden zivilrecht-
lichen Verfahren müsste die Stadt auf eigene
Faust (und besser als die Kriminalpolizei) neue
Beweismittel ermitteln, um eine Klage über-
haupt formulieren zu können. Mit den Ge-
haltsansprüchen des Ing. Schlossnagl aus den
einschlägigen dienstrechtlichen Vorschriften
während der Zeit seiner Suspendierung bis
zum Zeitpunkt der rechtskräftigen Verurtei-
lung hat das überhaupt nichts zu tun.“
„Ich weiß nichts von solchen Direktiven!“ Magistratsdirektor Thomas Dewina über die Causa Schlossnagl
1819_2000 Schlossnagl.indd 4 03.06.2009 17:10:52
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2100 Eibl.indd 3 04.06.2009 09:20:47
Dies ist umso unverständlicher, weil akutell
ja auch groß über etwaige Änderungen des
Marktes diskutiert wird. Warum man da auf die
Involvierung der unmittelbar davon Betroffenen
verzichtet, die gleichzeitig auch die kompeten-
testen Experten in der Causa sind – nämlich die
Marktbeschicker – ist völlig schleierhaft!
Dementsprechend sauer sind die Marktstandler
dieser Tage, v. a. auch über die zur Schau getra-
gene Präpotenz, „weil wir einige der Herren, die
da groß von ‚Marktviertel‘ und Änderung des
Marktes sprechen, hier überhaupt noch nie zu
Gesicht bekommen haben!“ Auch dem Ansatz
eines täglichen Marktes – zumindest bei be-
stehendem Personal – wird eine Abfuhr erteilt.
„80% der Marktbeschicker hier sind selbständig
und können daher gar nicht jeden Tag da sein“,
ärgert sich etwa Anna Bracher, Landwirtin aus
St. Pölten. Abgesehen davon hält sie die Über-
lebenschancen für einen täglichen Markt am
Domplatz für unrealisitsch: „Natürlich ist der
Markt am Domplatz am besten besucht von
allen St. Pöltner Märkten. Es stellt sich halt die
Frage, ob ein täglicher Markt überhaupt Sinn
macht, wenn es die Frequenz dafür nicht gibt.“
Markt am Rathausplatz. Dabei hätte sie
einen ganz anderen Vorschlag parat, der in Ver-
gangenheit von den Marktbeschickern immer
wieder in die Diskussion eingebracht wurde
und auch für die Gestaltungsmöglichkeiten des
Domplatzes ganz neue Perspektiven eröffnete.
„Warum macht man den Markt nicht am Rat-
hausplatz? Dort sind die Infrastruktur und die
Parksituation viel besser! Außerdem würden die
Leute dann durch die Stadt flanieren und somit
gleichzeitig die Innenstadt beleben“, ist Bracher
überzeugt. Jedenfalls sei es unerlässlich, auch
weiterhin die Parkmöglichkeiten zu erhalten,
denn „keine Autos am Domplatz wären ein
–22 –MFG
Die Sache Mit DeM Markt
Der Domplatz soll ein Facelifiting erhalten. Soweit so gut, denn das Ambiente des Platzes ist wahrlich suboptimal bis lieblos. Die städtische Herangehensweise verdient allerdings das Prädikat „patschert“. So muss es als billiger PR-Gag gewertet werden, dass man gleich die ge-samte Bevölkerung per Fragebogen um ihre Wünsche befragt, und als nichts anderes denn Arroganz, dass man die Marktstandler bislang au-ßen vor lässt. Von Anne-Sophie Settele, Foto Hermann Rauschmayr.
Hirngespinst. Wenn man die Stadt sterben las-
sen will, soll man die Autos raushauen“, meint
sie. „Man hat ja schon den Rathausplatz durch
das Parkverbot umgebracht.“
Keine Hilfe. Im Gespräch kommen aber auch
die kleinen Alltagssorgen zutage bzw. Wünsche,
wie man die Marktsituation generell verbessern
könnte. So wünscht sich Franziska König, Markt-
beschickerin von einem Bio-Betrieb aus der
Wachau, so wie Frau Bracher, eine Überdachung
am Domplatz. Was sie sich da genau vorstellt?
„Glaskuppeln vielleicht. Da können ja dann auch
die Autos unter der Woche darunter parken.“
Momentan brauche man zwei Schirme für sei-
nen Stand, „wenn jedoch der Wind geht kann
man ja nicht beide gleichzeitig festhalten“. Au-
ßerdem drücken im Winter die Schneemassen
die Überdachung ein, wie der Winter überhaupt
so seine Tücken habe: Mangelnde Schneeräu-
mung, zusammenbrechende Stromversorgung
durch das Heizen, ausbleibende Kundschaft ma-
chen den Marktbeschickern während der kalten
Jahreszeit zu schaffen. Und die Infrastruktur mit
fehlenden Wasser- & Stromanschlüssen, die es
am Rathausplatz gäbe, sei prinzipiell schlecht.
„Am Domplatz wird nichts für uns getan!“, kann
sich König einen Seitenhieb auf die Gemeinde
nicht verkneifen und zeigt als „Beweis“ auf das
kleine Blumenbeet rund um die Laterne. „Die
Blumen hab ich selbst angesetzt.“ Die Stadt-
gärtnerei habe sich nicht zuständig gefühlt,
nicht einmal ein paar Blumenaussetzer hätte
man für die Bepflanzung übrig gehabt. „Dabei
hätte ich mich sogar darum angenommen, mich
um die Blumen zu kümmern“.
Kein Grab schaufeln. Mehr Grün wünscht
sich auch Marktsprecher Erich Schaberger. Au-
ßerdem fehle Gastronomie am Platz. Der Markt
sei zwar gut besucht, weshalb er sich eventuell
einen dritten Markttag vorstellen könnte, aber
einem Dauermarkt erteilt auch Schaberger eine
Absage. „Ein Marktviertel jeden Tag ist einfach
nicht möglich!“ Das bestätigt auch eine Bäu-
rin, die hier Äpfel, Säfte und andere Produkte
aus ihrer Landwirtschaft vertreibt. „Ich muss
ja auch zuhause arbeiten, ich kann nicht jeden
Tag hier sein“. Prinzipiell will Schaberger keine
große Umgestaltung. „Sachen, die gut laufen,
sollte man nicht verändern“. Und auch er ist
überzeugt, dass ein Streichen von Parkplätzen
„tödlich wäre, damit gräbt man sich selbst sein
eigenes Grab. Jeder, der das will, soll einmal mit
10 Kilo Einkaufstaschen spazieren gehen, dann
weiß er, wie das ist! Das geht einfach nicht!“
Aber die Schreibtischtäter im Magistrat werden
den Marktbeschickern schon sagen, was geht
und wie der Hase läuft...
2223 Domplatz.indd 2 03.06.2009 20:42:54
–23 –MFG
Die Sache Mit DeM Markt
Prag heißt „Stadt der Türme“ aufgrund seiner
diesbezüglichen Bauwerke, San Gimignano auf-
grund seiner imposanten Geschlechtertürme,
New York aufgrund seiner atemberaubenden
Sykline. St. Pölten wird dieses Epitheton bald
aufgrund seiner hässlichen Werbetürme ent-
lang der Westautobahn im Süden tragen. So
wurde nun zusätzlich zum VAZ-Turm in Höhe
des Eingangs zum VAZ-Freigelände ein Mega-
Werbeturm der Firma Egger aufgestellt, den
eine schneidige Egger Bierdose zieren wird.
Detail am Rande: Der VAZ-Pächter wurde – ein
Schildbürgerstreich par excellance, ja ein übler
Affront, der belegt, wie „wirtschaftsfreundlich“
die Stadt mit Betrieben umgeht – über die Auf-
stellung nicht informiert, sondern einfach vor
vollendete Tatsachen gestellt, und dies wohl-
wissend, dass das VAZ mit der Brau Union ei-
nen anderen Hauptsponsor hat, ebenso wie das
Frequency mit Ottakringer! Egger wird damit
zum cleveren Trittbrettfahrer. Zahlen nichts,
werden aber von den 500.000 Besuchern als
„Sponsor“ wahrgenommen – sehr clever von
Egger, eine Riesensauerei seitens der Stadt, die
nicht erklären konnte, warum man den Turm
nicht an einer anderen Stelle aufstellen konnte,
sondern just beim VAZ. Ein Schalk, der mehr
oder gar Böses dahinter vermutet...
Fragt sich nun natürlich, welche Firmen alsbald
mit einem „attraktiven“, von der Autobahn aus
sichtbaren Werbeturm (ein Magistratsbeamter
sprach gar von einem neuen Wahrzeichen – Ja!
Bravo! Genau so wollen wir wahrgenommen
werden!) nachziehen werden. Es wird sich beim
Egger-Turm ja wohl kaum um ein „Privilegium
Egger“ handeln. Interessenten wenden sich an:
Christoph Schwarz, ecopoint Wirt-
schaftsservicestelle St. Pölten, Tel. 02742
333-2900, ecopoint@st-poelten.gv.at
Bitte nehmen Sie sich kurz Zeit für eine wich-
tige Umfrage zum Thema „Domplatz-Neugestal-
tung“. Den ausgefüllten Fragebogen stecken
Sie sich bitte an den Hut oder in ein Kuvert und
schicken ihn postlagernd an 3100 St. Pölten,
Kennwort Kasperlpost. Wenn Sie bei einer Frage
unsicher sind, fragen Sie Ihren Arzt, Apotheker
oder irgendwen.
Wieviel Sonnenschein hätten Sie gerne am Domplatz?A an mehr als 6 Monaten täglich Sonnenschein
B Sonnenschein an Sonn- und Feiertagen
C Sonnenschein nur an Markttagen
D ist mir egal, Hauptsache am Herrenplatz
scheint die Sonne
Warum soll der Domplatz eigentlich um-gestaltet werden?A ist mir auch schleierhaft
B bin ich der Herold?
C weil im Konkret ein lustiger Fragebogen
drin war
D Welcher Platz?
Welchen völlig neuen Nutzen könnte der Domplatz nach seiner Neugestal-tung haben? A man könnte ihn als Parkfläche nutzen
B man könnte dort einen Markt abhalten
C man könnte eine Parkanlage mit
Biotop anlegen
D man könnte ihn für Kirchenprozessionen
nutzen
Wenn Sie C angekreuzt haben, welche Fische sollten im Biotop ausgesetzt wer-den? (ansonsten bitte Frage überspringen!)
A Koi
B Goldfische
C dicke Fische
D Piranhas
Welche Luft würden Sie gerne am Dom-platz atmen?A heiße Luft (Achtung: Gibt es auch schon
am Rathausplatz!)
B frische Luft
C dünne Luft
D Luft ist mir eigentlich nicht sooo wichtig
Welchen Markt hätten Sie gern am Domplatz?A Wochenmarkt
B Jahrmarkt
C Supermarkt
D Holland Blumenmark
Wenn Ihnen noch andere abstruse Fragen oder
Vorschläge einfallen, dürfen Sie diese gerne
hierher schreiben. Wir werden Sie auch be-
stimmt nicht lesen, aber uns köstlich amüsie-
ren, dass Sie sich die Mühe gemacht haben!
------------------------------------------------------------
------------------------------------------------------------
AUSWERTUNGÜberprüfen Sie nun, welcher Domplatztyp Sie
sind. Pro beantworteter Frage gibt es 1 Punkt.
0-6 Punkte: DER NAIVESie glauben tatsächlich, dass die Beantwortung
der Fragen in irgendeiner Weise Eingang in die
Überlegungen über die Domplatz-Neugestal-
tung findet? Na dann träumen Sie mal weiter!
Welcher DoMplatz-typ SinD Sie? Von Primadonna, J. Reichl
URBANFo
to: D
anie
l Pla
tzer
2223 Domplatz.indd 3 03.06.2009 20:43:00
Unbenannt-7 24 03.06.2009 20:26:51
Unbenannt-7 25 03.06.2009 20:27:08
Die Interviews über das Image der Stadt in der letzten Ausgabe haben für einige Auseinandersetzung ge-sorgt. Manch Leserbrief (siehe S. 4) trudelte ein, interessanterweise nur solche kritischen Inhalts. Daraus zu schließen, die St. Pöltner stünden ihrer Stadt durchwegs angewidert bis feindselig gegenüber, wäre ein grober Faux Pas. Aber die einseitige Reaktion zeigt doch einen Wesenszug: Uneingeschränkten Patriotismus, im Zuge dessen man sich mit Verve für die Stadt in die Schlacht wirft, findet man hierzulande selten. Von Jo-
hannes Reichl, Thomas Fröhlich, Sascha Harold, Anne-Sophie Settele, Ruth Riel. Fotos Markus Waldbauer.
–26 –MFG
EinE 850 JahrE altE hydra naMEns st. PöltEn
Wie „gut“ oder wie „schlecht“ sind wir aber
wirklich? Wie nehmen wir uns selbst wahr, und
wie die anderen? Wie ist das so, mit der Selbst-
und Fremdsicht.
Um dies Daumen x pi herauszufinden, baten
wir St. Pöltner Bürger sowie Leute von aus-
wärts um das Vervollständigen folgender drei
Sätze: 1) St. Pölten ist für mich... 2) Mit St. Pöl-
ten assoziiere ich... 2) Die St. Pöltner sind...
Die Eingeborenen. Sie kennen ihre Stadt besser als jeder andere.
Sie sind die Stadt selbst! Vielleicht fehlt ihnen
gerade deshalb, wie man bisweilen den Ein-
druck gewinnt, der nötige Abstand. Eine ge-
wisse (angeborene? wohl eher anerzogene)
Ambivalenz im Verhältnis zur eigenen Stadt ist
vielen St. Pöltnern gemein.
Herbert Binder, ehemaliger Chef des Pres-
sehauses, ehemaliger Präsident des Zeitungs-
herausgeberverbandes, Mitglied im Wirt-
schaftsquartett, Obmann des Fördervereins
Kulturbezirk, Literat, St. Pöltner Ikone und, und,
und gilt als glühender Patriot und kann schon
mal sauer werden, wenn ihn Kremser Freunde
mit Feststellungen á la „Ach, so etwas habt ihr
auch in St. Pölten?!“ kommen.
Noch dazu, wo St. Pölten, wie er augenzwin-
kernd feststellt, eine wahrlich schwere Last zu
tragen hat. „St. Pölten ist für mich die letzte
Bastion des Österreichischen vor dem Wiene-
rischen!“
Die Stadt selbst macht es einem nicht immer
leicht, sie zu lieben, hat einen herben Charme,
den Binder wie folgt beschreibt. „Mit St. Pölten
assoziiere ich eine spröde Geliebte!“. Vielleicht
liegt dies zum Teil ja auch an den Mitbürgern,
denn die sind in Binders Augen „manchmal
rechte Nudeldrucker“.
Ähnlich blumig antwortet Ferdinand Zeller,
Hornist, Professorenlegende, Fußballfreak,
Sprachenwunder, Häfndozent, ehemaliger Kul-
turamtsleiter etc. – kurzum ein Original! Auch
bei ihm hört man eine allesdurchdringende
Ambivalenz heraus, wenn er meint „St. Pölten
ist für mich Flucht und Ziel“, zugleich assozi-
iert er, der homo ludens, aber auch „Spaß und
Spiel“.
Klingt ein bisschen nach Überraschungseier,
und dieses Unberechenbare schwingt vielleicht
sPrödE GEliEbtE aus GothaM City
Selbstsicht
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–27–MFG
sogar subversiv mit, wenn Zeller den fatalistischen
Nachsatz prägt „Weg ohne Ziel“. Die St. Pöltner
selbst durchschaut er trotz seiner sechs Jahr-
zehnte am Buckel bis heute nicht so ganz. „Die St.
Pöltner sind unbekannte Wesen!“
Wirtelegende Tezcan Soylu wiederum empfindet
sich irgendwie als Pickengebliebener in der Stadt.
„St. Pölten ist für mich ein schöner Ort mit Vor-
stadtatmosphäre, von wo ich wegkommen wollte.“
Wahrscheinlich hat er diesbezüglich die Rechnung
allerdings ohne seine EGON-Gäste gemacht, die
sich eine Gastrowelt ohne ihren Lieblingswirten
schlichtweg nicht vorstellen
wollen. Mit der Stadt asso-
ziiert Soylu vor allem „meine
Kindheit und Jugendzeit“.
In Sachen St. Pöltnern hält
er es mit Binders „Nudldru-
cker“-Verdikt. „Die St. Pöltner sind ideenlos und
brauchen immer Vorbilder zum Nachahmen.“
Nur Positives kann Tina Reichl, Lehrerin, Kolumnis-
tin, Cellistin und Primadonna assoluta ihrer Hei-
matstadt (die ersten zwei Wiener Jahre nach ihrer
Geburt lassen wir jetzt einmal elegant unter den
Tisch fallen) abgewinnen. „St. Pölten ist einfach
ein schöner Ort zum Leben“, sagt sie voll Über-
zeugung. Mit der Stadt verbindet sie, „ein warmes
Gefühl, wenn ich vom Urlaub heimkomm!“, und für
die St. Pöltner hat sie keine Häme über, vielleicht
auch deshalb, weil sie nicht so hochtrabende An-
sprüche an ihre Mitbürger stellt. „Die St. Pöltner
sind mir lieb gewordene Bekannte!“
Es gibt sie also doch, die uneingeschränkten Pa-
trioten!
Die verlorenen KinderInteressant wird es, wenn von dannen gezogene
St. Pöltner ihre Heimatstadt aus der Ferne betrach-
ten. In der Fremde mutiert der Ärger über manch
vermeintliche St. Pöltner Schrulle zur beruhi-
genden Feststellung, dass es anderswo eigentlich
auch ganz ähnlich abläuft. Wenig verwunderlich,
dass viele Ehemalige daher eine differenziertere,
mildere, ja objektivere Sicht auf die Dinge haben.
Für Renate Bienert, die erfolgreich die Agentur
„RE*creation“ in Salzburg betreibt und u. a. bei
den Salzburger Festspielen umrührt, ist „St. Pölten
meine alte Heimat, die ich mit fremden, aber neu-
gierigen Augen betrachte“.
Mit St. Pölten verbindet sie vor allem Räume, wie
„das Festspielhaus. Den Hammerpark. Das Cinema
Paradiso.“ Ihre ehemaligen Mitbürger entsprechen
dem Durchschnitt. „Die St. Pöltner sind auch nicht
unzugänglicher als Leute anderswo“, wobei dann
doch ein schmunzelnder Nachsatz kommt: „Viel-
leicht ein bissl eigener“ ...was das auch immer be-
deuten mag.
Die ZuagrastenUnd wie sieht es umgekehrt mit jenen aus, die
von woanders her nach St. Pölten gezogen sind?
Zunächst fällt auf – und dieses Phänomen wird
uns auch bei den Auswärtigen auffallen – dass sie
nicht mit kurzen Statements auskommen (Thomas
Fröhlich, Wiener in St. Pölten, hat überhaupt gleich
einen Kommentar verfasst), sondern das Bedürfnis
haben, ihre Einstellungen ein bisschen zu unter-
mauern, und sei es einfach, um den St. Pöltnern zu
versichern, dass sie eigentlich eh in einer sehr läs-
sigen Stadt wohnen. Isabella Suppanz, Intendan-
tin des Landestheaters, hat ihren Umzug nach St.
Pölten nie bereut. „St. Pölten
ist für mich eine überra-
schend schöne Stadt, der
ich mich verbunden fühle.
Sie ist überschaubar, bietet
im innerstädtischen Bereich
eine erstaunlich hohe Lebensqualität, nicht zuletzt
auch durch das große kulturelle Angebot und geht
an den Randlagen in vielfältige, intakte und ange-
nehm unspektakuläre Landschaften über, die zum
Wandern, Verweilen und Nachdenken einladen.“
Dreh- und Angelpunkt ihrer Verankerung ist der Be-
ruf. „Mit St. Pölten assoziiere ich meine Arbeit am
Theater, die vom Publikum sehr gut angenommen
wird. Das macht mich dankbar!“ Die St. Pöltner
nimmt sie als durchaus netten Menschenschlag
wahr. „Sie sind mir offen und warmherzig begeg-
net. Das Literaturfestival „Blätterwirbel“ etwa hat
das Landestheater inhaltlich und organisatorisch
mit den Kulturinstitutionen der Stadt verwoben
und mir menschlich wertvolle Begegnungen er-
möglicht.“
Die Auswärtigen Bleiben die Auswärtigen. Auch bei ihnen reichen
in der Regel kurze Statements nicht aus. Prof.
Gotthard Fellerer aus Wiener Neustadt, bildender
Künstler, Kulturfunktionär, Pädagoge bildet da eine
Ausnahme, vielleicht auch deshalb, weil er als oft-
maliger Gast der Stadt schon assimiliert ist. Und
zwar gern! „St. Pölten ist für mich das pulsierende
Herz Niederösterreichs.“ Mit der Stadt verbindet er
durchwegs positive Assoziationen wie „verweilen,
flanieren, kulturelle Vielfalt, barocke Liebenswür-
digkeit und Freundschaften“ Und die Landeshaupt-
städter muss man nicht kategorisieren, Erwar-
tungen an sie knüpfen etc., sondern „sie sind so
wie sie sind!“
Auch die Kremser Autorin Sylvia Treudl, ihres Zei-
chens Leiterin des Unabhängigen Literaturhauses
Niederösterreich, kennt St. Pölten gut. Für sie ist
die Hauptstadt nicht wirklich fassbar, eindeutig.
„St. Pölten ist für mich immer wieder überra-
schend. Ein Setting voller – oftmals gut verbor-
gener – Schätze in architektonischer und kulturel-
–26 –MFG
EinE 850 JahrE altE hydra naMEns st. PöltEn
Es ist unmöglich, Samstag vormit-tags in die Stadt zu gehen. Dabei hat alles so vielversprechend begonnen: Meinen Liebsten auf der einen Seite, die neue Handtasche auf der anderen stolziere ich lächelnd zum relaxten Shopping – denke ich! Doch schon am Herrenplatz werden wir zum netten Tratsch am SPÖ–Stehkaffee eingela-den, müssen uns drei Schritte weiter die Krankengeschichte einer ehema-ligen Nachbarin anhören, und in der Kremsergasse die öden Urlaubser-lebnisse eines Bekannten, die mit dem Satz beginnen „Am Montag war es etwas bewölkt!“ Hilfe! Ich flüchte in die nächste Marionnaud Filiale – doch als ich duftend wieder heraus-komme, steht schon der nächste, mir völlig Fremde da und erzählt, „dass seine Samen leider nur mehr zu drei-ßig Prozent zeugungsfähig sind!“ Aha! Nachdem ich meinen Liebsten
schon dreimal in seinen Knackarsch gezwickt und heimlich meine Finger-nägel in seinen Arm gebohrt habe, kommen wir endlich weiter. „Was hast du denn? Ist doch nett, wenn man ein paar Leute trifft und plau-dern kann!“, meint Mr. Quatschkopf. Doch ich blicke ihn nur verständnis-los an und erkläre ihm eindringlich, dass er nicht so überschwänglich grüßen soll, keinesfalls den Schritt verlangsamen und seinem „Servus“ schon gar kein „und – wie geht’s so?“ hinzufügen darf. Das 1x1 des unverbindlichen Grüßens eben! Doch bevor er etwas darauf erwidern kann, hält mir jemand von hinten die Augen zu und beginnt fürchterlich zu kreischen! Meine Freundin Elisa! „Das gibst ja nicht! Ewig nicht gese-hen! Ist die Tasche neu?“ Und was soll ich sagen. Nach ca. fünf Minu-ten spüre ich den Ellbogen meines Liebsten in meinen Rippen. Lernen schnell – diese Männer!
von PrimadonnastadtbuMMEl
URBAN
„die st. Pöltner sind manchmal rechte
nudeldrucker.“ Herbert Binder, St. Pölten
2627_2829_3031 Image STP.indd 3 03.06.2009 16:24:13
ler Hinsicht, in einer weitgehend deprimierend
hässlichen Topografie eingesperrt.“ Ihr Verhält-
nis zur Stadt speist sich aus Kindheitserinne-
rungen ebenso wie beruflichen Erfahrungen.
„Mit St. Pölten assoziiere ich Glanzstoffgurken,
langweilige Kindheitstristezza bei öden Ein-
kaufstrips mit genervten Erwachsenen, schau-
derhaft schreckliche und erfrischende, gera-
dezu euphorisierende Gastauftritte als Autorin.
Ein mehr als ambivalentes ‚Hauptstadtgefühl‘,
das sich aus den Schattierungen ‚aufgesetzt‘,
Gotham City-like und einer Wertschätzung
der Schlachtschiffarchitektur an der Traisen
speist.“ Die St. Pöltner selbst empfindet sie
nicht als besonders, allerdings nicht negativ
gemeint. „Die St. Pöltner sind Gebürtige oder
Zugereiste. Jedenfalls NiederösterreicherInnen,
die kein Pauschalurteil verdienen.“
Nicht gerade Bestnoten bekommt die Stadt bei
jüngeren Semestern. So assoziiert der gebür-
tige Niederösterreicher Martin Kirschbichler,
der derzeit in Graz lebt, zwar mit St. Pölten ein-
fach „Landeshauptadt“, fügt aber hinzu „dass
das an sich nicht gerade aufregend ist. Das
Kultur- und Freizeitprogramm ist für mich nicht
ansprechend. St. Pölten ist aber noch eine sehr
junge Hauptstadt, da ist vieles noch im Auf-
bau.“ Wenn er nach St. Pölten fährt, dann am
ehesten noch „wenn ein gscheites Konzert ist.
Heuer freu ich mich etwa aufs Frequency im
VAZ, ab und zu besuch ich auch das Paradiso“,
ansonsten hat er eher den Eindruck „dass in
St. Pölten nix los ist!“
In dieselbe Kerbe schlägt der Tullner Chemie-
verfahrenstechniker Michael Lang, derzeit Be-
rufsschüler in St. Pölten. „St. Pölten ist für mich
in erster Linie Schulstadt. Das erste, was dir
morgens über den Weg läuft, sind Schüler, die
in eine der unendlich vielen Bildungsstätten
pilgern.“ Freizeittechnisch überzeugt St. Pölten
Lang nicht vollends „Es ist sicher keiner der at-
traktivsten Orte, um seine Freitag- oder Sams-
tagabende zu verbringen.“ Umgekehrt besucht
er aber dann doch recht gern „das Warehouse,
das Cinema Paradiso, das Hollywood Megaplex
oder eine der doch sehr vielseitigen Bars bzw.
Cafes.“ Die St. Pöltner sind in seinen Augen
„ein bisschen verschlafen. Die Stadt gibt nicht
wirklich viel Leben her. Die Probe aufs Exem-
pel könnte man leicht machen, indem man am
Abend splitternackt durch die Straßen läuft.
Es ist egal, denn man wird niemandem be-
gegnen.“ Was ihm dahingegen gut an den St.
Pöltnern gefällt „ist das relativ große Maß an
Toleranz. Man findet auf den Straßen so ziem-
–26 –MFG
EinE 850 JahrE altE hydra naMEns st. PöltEn
„die st. Pöltner sind Gebürtige oder Zugereiste, die kein Pau-
schalurteil verdienen.“ Sylvia Treudl, Krems
Fremdsicht
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lich alles in einem ausgeglichenen Verhältnis,
von Emos und Punks über Metalheads bis hin
zu Electronicfreaks, oder den diversen Radi-
kalen in jeder Sparte.“
Kritisch fällt das Bild des Unternehmerehe-
paares Claudia und Markus Settele aus Asch-
bach bei Amstetten aus. „St. Pölten ist für mich
nie wirklich akzeptierte Landeshauptstadt.
Das ist in den Köpfen noch immer Wien. St.
Pölten konnte neben Wien nie groß werden“,
lautet Claudia Setteles Fazit. Zwar sieht sie im
kulturellen Bereich sowie in der Gastronomie
Ansätze, aber „die Angebote in St. Pölten sind
nicht gerade großartig. Gute und interessante
Lokale muss man suchen, das war vor 10 Jah-
ren nicht anders. Das Kulturangebot im Zen-
trum gehörte noch ausgebaut. Jazz, Musicals,
auch klassische Musik. Es gibt zwar das Fest-
spielhaus, das Egon, die Bühne im Hof, aber die
Veranstaltungen sind oft schlecht angekündigt.
Auch ein Tanzlokal, so wie es sie in Linz oder
Wien gibt, wo man vorher gut essen gehen
kann und nachher ein bisschen tanzt, wäre
nett.“ Einkaufen fährt sie nach Amstetten ins
Einkaufszentrum, „wo das Angebot fast ver-
gleichbar mit jenem in St. Pölten ist. Wenn ich
wirklich größeres Angebot suche, dann fahr ich
nach Linz.“ St. Pöltner kennt sie persönlich nur
wenige, der Allgemeineindruck von den Haupt-
städtern „ist aber nicht gerade überragend. Die
Leute sind nicht so modern wie z. B. in Linz. Sie
wirken bieder, nicht schrill. Es fehlen jene, die
herausstechen.“
Ihr Gatte Markus Settele assoziiert mit St.
Pölten primär seine „Bundesheerzeit in den
80’ern, Biedermeier und Landeshauptstadt“
Er selbst hat 1986 für St. Pölten als Hauptstadt
votiert, „weil es ein Drehpunkt ist, der letzte
Ort im Mostviertel, alle anderen Vierteln sind
gleich umliegend. Außerdem liegt St. Pölten an
der Westbahn.“ Große Entwicklungen ortet er
seit 1986 nicht, „außer, dass das Regierungs-
viertel dazugekommen ist, aber das nimmt kei-
ner so wirklich wahr.“ Wie seine Frau ortet er
Defizite im Gastroangebot, „am Sonntag haben
praktisch alle Cafés zu. Da ist ja in Amstetten
mehr Action!“ Imagemäßig sei St. Pölten we-
der Fisch noch Fleisch, „und leidet unter Linz
und Wien, weil Linz mehr zu bieten hat, und
Wien noch immer eine Art Schirmherrschaft
ausübt.“ Den St. Pöltnern „fehlt der Pfeffer.
Sie sind alt- und gutbürgerlich. Richtige Bie-
dermeierbürger.“ Gründe für dieses schaum-
gebremste Verhalten ortet Settele einerseits
in der jahrhundertelangen kirchlichen Prägung
durch Kloster und Bistum, andererseits auch in
der Russenbesatzung. „Die Menschen haben
unter der starken Unterdrückung gelitten. Die
russischen Besatzer waren ja viel militanter
und strenger als etwa die Amerikaner, die auch
Jazzmusik etc. zuließen. Deswegen ist ganz
NÖ soweit ‚hinten‘.“ Letztlich müsse sich „St.
Pölten als selbstbewusste Landeshauptstadt
verkaufen. Da fehlt noch die Idee. Das Motto
müsste lauten ‚Raus aus dem Dornröschen-
schlaf‘!“
Durchaus geschätzt wird St. Pölten von seinen
direkten Nachbargemeinden. So verbindet Ver-
– 29–MFG
URBAN
–26 –MFG
EinE 850 JahrE altE hydra naMEns st. PöltEn
Man kann’s drehen, wie man will.
Leicht ist’s nicht.
Gar nicht.
Nämlich diese Stadt ins Herz zu schließen.
Zu viel Vervorortung.
Zu viel Nicht-Fisch-noch-Fleisch.
Zu viele XXX-Baumärkte, MegaFun-Einkaufs-
und -kinocontainer, Großraumdiscos mit Ko-
masauf-Garantie sowie riesige Flächen an
Devotionalienshops zur Erwerbung der heili-
gen Kuh der Österreicher, des Autos.
Dazwischen – auf der ehemals grünen Wiese,
gleich neben den immer blinkenden Tankstel-
len – abwechselnd geranienumflorte Häusl
-bauerhäusln und ein paar „Hochhäuser“,
die der rumänischen Städteplanung früherer
Tage zur Ehre gereicht hätten.
Zu wenig Stadt. Zumindest auf den ersten
Blick. Auf den ersten Atemzug. Auf den ers-
ten Schritt in der zugigen Bahnhofsbaustelle
der Landeshauptstadt.
Doch tut man noch einen Schritt, offenen Au-
ges, in die Stadt hinein, in die Altstadt, oder,
gleich daneben, ins neue Regierungsviertel,
das für die meisten indigenen St. Pöltner im-
mer noch terra incognita darstellt, entdeckt
man Spannendes: Barock neben Postmo-
derne, Jugendstil neben Gotik neben 60er-
Jahre-Funktionalität. Gewundene Straßen,
die plötzlich in breite Boulevards übergehen.
Kunst im öffentlichen Raum. Beisln. Buch-
handlungen. Museen. Theater. Ein Programm-
kino als Gesamtkunstwerk.
Und alles in Gehweite.
Irgendwie: Stadt findet statt. Trotzdem. Halt
nicht marktschreierisch. Vielleicht geht man
auch nur zu wenig damit hausieren.
Vieles ist im Fluss. Eine Stadt am Fluss. Zu
Fuß erreichbar: eine prächtig-wilde Auland-
schaft. Zehn Minuten von der Innenstadt ent-
fernt, eine vom Regierungsviertel.
Manches scheint unfertig. Brüche sind er-
kennbar. Der Architektur, der Lebensent-
würfe, der künstlerischen Äußerungen. Was
nicht passt, wird nicht krampfhaft passend
gemacht. Aus welchen Gründen auch immer.
Vielleicht ist es das, was St. Pölten ausmacht:
dass es keine museale Glättung gibt, zumin-
dest nicht im Übermaß, kein mentales Rie-
senrad, keine mentalen Fiaker, schon gar kei-
nen Lindwurm, wenige vorgegebene Raster.
Vielmehr: eine Werkstatt, in der Zweifel, Un-
sicherheit und (gelegentlich auch) Mut zum
Experiment gestattet sind. Keine trampelnde
Ideologie, eher eine aus Selbstzweifeln gebo-
rene Identität.
Nur wenn ein Auswärtiger daherkommt und
sich erfrecht, St. Pölten zu dissen: Dann weht
der milde Hauch des Lokalpatriotismus durch
die Gassen und Straßen... Immerhin!
Ungeordnetes zu St. Pölten Thomas Fröhlich
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ena Kaiser aus Böheimkirchen mit „St. Pölten
vor allem „die Einkaufs- und Fortgehmöglich-
keiten in und rund um die Stadt, die deutlich
besser sind, als in den Gemeinden im Umland.“
Auch Susanne Riel aus Wilhelmsburg nutzt
„das reichhaltige Kulturprogramm. Seit es das
Festspielhaus, das Landestheater und Cinema
Paradiso gibt, erfuhr St. Pölten eine große Auf-
wertung. Daher ist es oft nicht mehr nötig nach
Wien zu fahren, um das gewünschte Kulturpro-
gramm zu sehen!“ Auch ihre Tochter Ruth, die
in Wien studiert, nutzt die Möglichkeiten der
Stadt. „Ich gehe gerne in der Innenstadt ein-
kaufen, wo man ein großes vielfältiges Ange-
bot vorfindet. In St. Pölten ist aber nie soviel
los wie in Wien, man muss daher nicht ewig an
der Kasse warten und ärgert sich auch nicht,
dass man keinen Parkplatz findet.“ Ihr Bruder
Walter Riel jun., der in St. Pölten zur Schule ge-
gangen ist, verbindet mit der Stadt „vor allem
viele Freunde, die ich dort habe.“ Für Walter
Riel sen. sind die Hauptstäder „schon etwas
urbanere Stadtmenschen.“
Und wie beurteilen die Großstädter, die Wiener,
die nur 60km entfernte niederösterreichische
Landeshauptstadt?
Für Peter Hiess, seines Zeichens u. a. Journa-
list beim WIENER und Chefredakteur des größ-
ten österreichischen Popkulturwebmagazins
EVOLVER, ist St. Pölten „die Hauptstadt des
Bundeslandes, von dem wir, die Wiener, früher
die Hauptstadt waren. Damals wurde noch von
der Herrengasse aus regiert. Und das hat ein-
deutig besser ausgesehen als dieses protzige,
architektonisch misslungene jetzige Regie-
rungsviertel.“
Mit St. Pölten assoziiert er „den Gestank der
Glanzstoff – und seit ein paar Monaten plötz-
lich bessere Luft, stets überfüllte Bahnwag-
gons von und nach Wien, Verwandtenbesuche,
Auftritte in der Synagoge, im NÖ Landesthea-
ter, das Drunter & Drüber, das Underground,
den Verlag Niederösterreichisches Pressehaus
und ein schönes Landesmuseum.“
Die St. Pöltner weisen für ihn vor allem einen
abstrusen Wesenszug auf, denn „sie sind an-
scheinend total auf Baumärkte, Autokauf und
Tankstellen fixiert. Wie sonst wäre es zu er-
klären, dass man auf den Straßen dieser Stadt
eine derartige Unmenge dieser Etablissements
sieht?“
Und die Moral aus der Geschicht´ ... die gibt es nicht! St. Pölten ist nicht eindeu-
tig, nicht geradlinig, nicht „so“ oder „so“. Nicht
nur gut, oder nur böse. Nicht nur schön, oder
nur hässlich. Nicht nur urban, oder nur provin-
ziell. Diese Stadt ist definitiv, und das ist wohl
eines ihrer größten Potentiale überhaupt, trotz
ihrer langen Historie noch immer work in pro-
gress. Eine Baustelle – und Baustellen sind bei
Gott nichts Schlechtes, sondern etwas, das Zu-
kunft in sich trägt, eine Vision, wie es einmal
sein könnte, wenn wir unser Ideal umsetzen.
Das ist spannend. Herausfordernd.
Ja, es gibt Defizite – an denen muss man ar-
beiten, selbstverständlich. Aber man braucht
darob nicht in Depressionen oder gar Lethargie
verfallen, auch Selbsthass ist nicht angebracht
– als wären wir die einzigen, wo nicht immer
alles rund läuft. Ebenso gibt es aber auch
große Potentiale. Manche sind offensichtlich
und schon erschlossen, andere liegen noch im
Verborgenen, blitzen aber bereits hervor. Diese
gilt es zu heben, zu nutzen, auszubauen, zu för-
dern – dann wird die spröde Geliebte mit der
Zeit wohl auch etwas zugänglicher werden.
Nur, ob wir ihr dann noch immer mit so viel Lei-
denschaft begegnen, wenn sie es uns sozusa-
gen allzu leicht macht, sie zu lieben? Da hegen
wir unsere Zweifel...
–26 –MFG
EinE 850 JahrE altE hydra naMEns st. PöltEn
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Die NDU ist einzigartig in ihrem Bildungsangebot: Foundation Course, Bachelor of Arts: Innenarchitektur & 3D Gestaltung, Grafikdesign & me-diale Gestaltung, Bachelor of Engineering: Event Engineering, Design Technologie, Master of Design: Innovations- und Gestaltungsprozesse.
Mariazeller Straße 97
3100 St. Pölten
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Sujet entwickelt von Studentinnen der New Design University. Die NDU ist eine Studieninitiative des WIFI und der Wirtschafskammer NÖ.
„die st. Pöltner sind anscheinend total auf
baumärkte, autokauf und tankstellen fixiert.“
Peter Hiess, Wien
Foto
: Rob
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URBAN
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Ist in St. Pölten vom Imagewandel die Rede, fällt ein Name als großes Vorbild immer wieder: Linz. Heuer ist man gar Kulturhauptstadt, das Tüpfelchen auf dem i einer langen, kontinuierlichen Entwicklung wie Karin Frohner vom Linzer Stadtmarketing verriet und St. Pölten Mut macht. Von Eva Seidl
Wie hat Linz den Imagewandel von der stinkenden Industrie-stadt zur Kulturstadt geschafft? Nach welchen Leitlinien ging man vor?Das ist im Grunde eine Entwicklung, die seit mindestens 20 Jahren an-
dauert. Wobei ich schon festhalten möchte, dass sich Linz nicht davon
distanziert, eine Industriestadt zu sein! Wir verstehen uns als Stadt der
Kultur und der Industrie bzw. Wirtschaft.
Als wir uns im Jahr 1989 entschieden haben, das Image der Stadt nach-
haltig zu verändern, war es uns wichtig, die Stadt als zukunftsorientiert
und dynamisch zu positionieren – Linz als eine Drive-Stadt. Eine Stadt,
die experimentierfreudig, offen, visionär und modern ist. In der Kommu-
nikation haben wir auf die drei Säulen Wirtschaft, Kultur und Lebensqua-
lität gesetzt.
Wie lang hat die Implementierung des Prozesses gedauert, wie lange die Vorplanung? Wie viele Personen sind im Marketing in-volviert? Ich möchte hier besonders auf die Jahre vor der Kulturhauptstadt ein-
gehen. Ab der Bewerbung zur Kulturhauptstadt war uns klar, dass wir in
der Kommunikationsarbeit einen weiteren Schritt setzen müssen. Wir
wussten, dass neue MitspielerInnen ins Boot kommen würden. Zuvor
wurde der inhaltliche und optische Auftritt der Stadt im Wesentlichen
durch die Stadtkommunikation Linz bearbeitet, wobei dieser Auftritt seit
dem Slogan „Linz. Eine Stadt lebt auf“ auch vom Tourismus und Stand-
ortmarketing getragen wurde.
Das war quasi die Vorarbeit, wie gings weiter? Im Jahr 2005 haben wir mit einem umfassenden Markenprozess gestar-
tet, der vom Bürgermeister initiiert wurde und an dem Politiker, Tou-
rismus- und KulturvertreterInnen sowie VertreterInnen der Verwaltung
beteiligt waren. Begleitet wurde dieser Prozess durch einen Marktfor-
scher und durch unsere Werbeagentur. Nach Festlegung der Positio-
nierungs-Statements für Linz wurde der Markenprozess auf eine noch-
mals breitere Basis gestellt. All jene, die in der Verwaltung bzw. in den
städtischen Betrieben verantwortlich für Kommunikation sind, wurden
zu Markenworkshops eingeladen. Dieser Prozess wurde auch in einer
Dokumentation festgehalten, die Ende 2006 erschienen ist. Ziel ist es,
dass möglichst viele Kommunikationsmaßnahmen in die Marke Linz ein-
zahlen. Mit der Kommunikation zur Kulturhauptstadt, die von der Linz 09
GesmbH betreut wird, haben wir uns entschlossen, nochmals am Slogan
und am optischen Auftritt der Stadt zu drehen. Dabei haben wir im Sinne
der Nachhaltigkeit den Slogan der Kulturhauptstadt „Linz verändert“
auch in der städtischen Kommunikation übernommen und daher das
Stadtlogo und das Corporate Design angepasst.
Wie viel Geld wurde investiert?Finanzielle Summen sind eher schwer zu nennen, da wir ja versuchen,
dass die Markenarbeit auf den verschiedenen Ebenen getragen werden
soll. Der Markenprozess selbst hat rund 50.000 Euro gekostet. Die Jahre
nach 2009 werden sicherlich eine große Herausforderung sein, da na-
turgemäß nicht mehr so große Kommunikationsbudgets zur Verfügung
stehen. Umso wichtiger wird es, dass wir weiterhin danach trachten,
möglichst viele Beteiligte für die Markenkommunikation zu gewinnen.
Wie beurteilen Sie St. Pölten? Ich kenne St. Pölten leider viel zu wenig, um ein Urteil abgeben zu kön-
nen. Aber ähnlich wie bei Linz höre ich von KennerInnen der Stadt sehr
viel Lob über diese.
Haben Sie Tipps für St. Pölten, in welche Richtung es weiterge-hen sollte? Einen Richtungstipp habe ich nicht, da ich den Status von St. Pölten
nicht gut genug kenne. Ich kann nur sagen, was meines Erachtens in
Linz funktioniert hat: Wir haben versucht, niemanden zu kopieren, son-
dern ein eigenständiges Profil zu entwickeln. Weiters war von Beginn an
klar, dass Kommunikations- und Marketingarbeit eine langfristige Auf-
gabe ist. Neben der Kommunikation nach außen haben wir besonders
ab 2005 einen Schwerpunkt auf die „interne Kommunikation“ gesetzt,
um viele MitspielerInnen zu finden.
EinE drivE-stadt
Foto
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ert S
trie
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–32 –MFG
Sehr bekannt: Herr St. Pölten
Alter zwischen 31 und 40 Jahren, lässt manchmal aber
auch das Kleinkind oder den Greis raushängen
Augenfarbe braun
Haare braun, kurz und verwuschelt
Gesicht lang und eckig
Statur mittlere Größe, schlank
Stimme eher tief, auf jeden Fall entspannt
Familienstand mal Single, mal wilde Ehe; keine Kinder
Sozialer Status eher Einzelgänger, wenig Freunde, viele
Bekannte
Haustiere Hund(e) und Katze(n)
Typ absolut integriert, ein bissl Mitläufer, ab und zu
Revoluzzer
Eigenschaften eigen, kontaktfreudig, wankelmütig und
bescheiden
Ausbildung Matura, abgebrochenes BWL/VWL-Studium,
derzeit Studium der Ethnologie/Soziologie
(evtl. auch schon abgeschlossen, aber wer weiß
das schon so genau)
Beruf engagiert sich sozial, macht in Kunst und gräbt
gern in staubigen Archiven rum
Kleidung legere in Jeans, Shirt und Turnschuhen, mimt ab
und zu aber auch mal den sympathischen Macho
mit Boots und großer präpotenter Gürtelschnalle
Schmuck coole Ohrringe und Armbänder im Mix mit
religiösen Anhängern
Ausgehen Beislkultur, kleine Musikevents
Essen Allesfresser, Kaffee, lieber Bier vor Wein
Musik Alternativ, Blues, 60er/70er
Fortbewegung zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit einem in
jedem Fall alten Auto
Sport am ehesten noch Fußball oder Basketball
Sonstiges raucht Zigaretten, liebt Alkohol, ist Kaffeejunkie
und zieht sich dann und wann mal Gras rein
Tattoos kaum sichtbar, aber da – roter Arbeiterstern
zwischen den Schulterblättern und schwarzer
Schriftzug am inneren Oberarm
Mag man ihn? Oh ja – man mag ihn sogar sehr!
Weniger bekannt, dafür eindeutigst: Frau St. Pölten
Alter zwischen 51 und 60 Jahren
Augenfarbe grau-braun
Haare grau, kurz und bieder
Gesicht Rund
Statur klein; mal dick, mal schlank (ja, Frauen und
ihre Diäten…)
Familienstand verheiratet
Sozialer Status wenig Freunde
Haustiere Katze(n)
Typ integrierte Mitläuferin
Eigenschafte eigen
Ausbildung Lehre
Beruf bodenständiges Handwerk
Kleidung eher legere, wichtiges Accessoire aber:
große tussige Tasche
Schmuck lange Ketten, viel Glimmer
Ausgehen nein bzw. nur am frühen Abend
Essen Allesfresser, Kaffee
Fortbewegung zu Fuß oder mit dem Fahrrad
Sport (Nordic) Walking
Sonstiges mag Nikotin, Koffein und Tratschen, liest gern
Heimatromane und Zeitungen
Mag man sie? Geht so.
Eine Umfrage *) hat nicht nur überraschend eindeutig ergeben, wie die Stadt St. Pölten als menschliche Person aussehen könnte. Darüber hinaus ist ein interessantes Faktum herausgekommen, das bei all dem Gehetze und Gesudere rund um unsere Landeshauptstadt zu denken gibt: Verdammt nochmal – wir MÖGEN St. Pölten! … von Althea Müller
Herr und Frau St. Pölten
Weiter So: bleib innovativ, Mit verkeHrSarMen Zonen, kulturell,
SPortlicH und lebenSWert!
Und ich?
Ich mag diese ach so öde Stadt einfach. Keine andre hat mir so
ausdauernd die Hand gehalten, ohne lästige Fragen zu stellen. Sie
ist noch so suchend und identitätslos, dabei so voller interessanter
Leute und Geschichten, nur scheinbar wahllos zusammengestü-
ckelt, mal wunderbar offen, mal ekelhaft verschlossen, so geübt im
Hinkleschen und so geschickt im Wiederaufstehen. Kämpft um An-
erkennung und erfindet sich immer wieder neu, ganz egal, wie viele
Missgünstler auch ihre Tschickstummel auf ihr ausdrücken mögen.
Ich mag es, Gesichter von vor zehn Jahren in der Fußgängerzone zu
sehen und selbst wiedererkannt zu werden, mag auch die immer
neuen Gesichter (viele ziehen weiter, manche bleiben), mag psy-9,
das Cinema Paradiso, das für mich immer noch C2 heißt, die Slum-
zonen, die Schülerhorden und toten Gassen, die Festln, mag die En-
ergie, das Aufstreben, die Seen und die Festivals, den Mut wider aller
Unkenrufe. Wenn ich persönlich mich irgendwo annähernd sicher und
heimisch fühle, dann darum hier, in der StP Rockcity. Ganz egal, wie
anti-lässig das klingt und was die andren sagen – wobei „die andren“
ja in Wirklichkeit gar nicht soviel Böses sagen. Ich sehe es in meinen
Fragebögen. Und freue mich. Alles Gute zum Geburtstag somit auch
von mir. Du komische Stadt, du.
*) „Die Person St. Pölten“: Qualitative Studie, Feldzeit Mai 2009, Erfor-
schung mittels selbst erstelltem Fragebogen (face-to-face und per E-
Mail) an ausgewählte, namentlich bekannte Personen mit flüchtigem bis
engem Bezug zur Stadt St. Pölten, 19-67 Jahre, ober- bis mittelschichtig,
in Ausbildung und/oder berufstätig bzw. in Pension. Rücklaufquote rd. 70
% (von 66 Fragebögen 46 retour). Rückfragen: althea.mueller@gmx.net
3233 Fragebogen.indd 2 03.06.2009 19:29:13
–33 –MFG
BarRock
Samstag, 20. Juni, 1830 UhrLive : Curbside ProphetsDazu gibts ab 1830 Uhr die schon legendären BarRock-Ripperl vom Grill.
Reservierung empfohlen :office@barrock.info oder
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liebeS St. Pölten, tritt docH ein biSSerl auS deineM MauerblüMcHen-daSein HerauS und SieH dir an, Wie ScHön du biSt: in dir Haben viele nationen ein HeiM GeFunden, und WaS du biSt, biSt du, Weil du eS dir erarbeitet HaSt.
Weiter So: bleib innovativ, Mit verkeHrSarMen Zonen, kulturell,
SPortlicH und lebenSWert!
StP, daS iSt aucH MitGlied iM taubenZucHtverein, StaMMtiScH und Hornbrille.
biSt Wie ein kleineS bocHuM. HäSSlicH, aber ecHt.
St. Pölten liebe icH und HaSSe icH.
3233 Fragebogen.indd 3 03.06.2009 19:29:16
–34 –MFG
Marlene. Die Dame von WeltSie parkt mit ihrem
Mercedes SL bei den
Damenparkplätzen
in der Rathaustiefga-
rage und stöckelt in
ihren High Heels beim
Ausgang Dorotheum
sogleich in dieses.
Der nächste Anlass
kommt bestimmt und
sie will nur schnell
die Auslage inspizieren und schon mal den völ-
lig überraschten Gesichtsausdruck proben für:
„Schau mal! Oh, wie reizend diese Perlenohrringe
aussehen! Findest du nicht?“ Klimper, klimper!
Nach einem kleinen Abstecher in die Wohnkultur
(elektrische Pfeffermühle) führt sie ihr Weg Rich-
tung Riemerplatz, doch schon vor der Hausmann-
Auslage kann sie nicht an dieser wunderschönen,
roten Furla-Tasche vorbeigehen. Leider stolpert
sie beim Herausgehen auch gleich in die gegen-
überliegende Boutique und bevor die Geschäfte
schließen, kann sie gerade noch ein neues Kos-
tüm bei Jones und bei Don Gil zwei edle Leder-
gürtel erstehen (einen für ihren Mann, und ei-
nen….zur Reserv!) Ihre schicken Einkaufstaschen
schleppt sie, frisch einparfümiert bei Marionnaud,
in die Osteria, wo sie sich schon mit …der Reserv
auf ein Glas Aperol spritz verabredet hat.
Freddi. Der FrühpensionistEr radelt vormittags um zehn zum Café Pusch
und trifft sich dort mit zwei Gleichgesinnten zum
fröhlichen Verlängerten (bei wärmeren Tempera-
turen mit Aussicht auf das vorbeischlendernde
Volk, das dann ordentlich unter die Lupe genom-
men und beurteilt wird). Bekannte werden laut-
hals und überschwänglich begrüßt „Seas! Ois
okay? Geht’s guat?“, und deren immer gleiche
Antwort „Gestan is no gongan!“ wird herzlich
belacht. Dabei erfährt Freddi die neuesten Ge-
rüchte, es rennt der Schmäh („Für wen hängt´n
die schwoaze Fahne bei da Sparkassa? Fia eana
söwa?“), liest sämtliche Zeitungen, reißt heimlich
die Heurigenanzeigen aus der NÖN und bestellt
nach zwei gemütlichen Stunden aus Dankbarkeit
noch ein Soda-Zitron. Bei seiner Heimfahrt kauft
er am Markt noch zwei Kilo Erdäpfel fürs Gulasch
und eine Blutwurst fürs Abendessen.
Christian . Der IntellektuelleEr fährt mit dem LUP in
die City und steigt di-
rekt am Bahnhofsplatz
aus. Sogleich ersteht
er den Augustin vom
Schwarzafrikaner Jim,
geht anschließend ziel-
strebig zu Thalia und
verlässt zwei Stunden
später das Geschäft
mit einem Hochgefühl
sowie einem Sackerl Weltliteratur. Jetzt freut er
sich schon auf den Falter und einen Espresso im
Café Schubert, um, wie es schon Alfred Polgar
formulierte, im Kaffeehaus in Gesellschaft allein
zu sein. Vor lauter Standard-Rätsel lösen hätte er
fast die Vernissage in der benachbarten Galerie
Maringer vergessen, doch als er eintrifft, ist der
Künstler zum Glück noch anwesend und das Café
Schmalz spielt sich in sein Herz. Hier trifft er viele
Gleichgesinnte, mit denen es sich herrlich über
die Stadt nörgeln lässt, obwohl keiner von ihnen
je ernsthaft in Erwägung ziehen würde, woanders
zu leben. Er ist akribisch darauf bedacht, seine
Mundwinkel stets leicht nach unten zu ziehen,
um den Anschein völliger Langeweile und völ-
ligen Desinteresses zu erwecken und um ja nicht
versehentlich zu lächeln.
ste FFi. Die Wien-StudentinSie kommt nur noch
am Wochenende von
Wien nach Hause,
schlüpft zufrieden mit
sich und der Welt in
ihr altes Kinderzim-
mer und trifft sich am
Samstagvormit tag
mit zwei Freundinnen
im Cinema zum Früh-
stück – um halb zwölf!
Ihr Palästinensertuch hat sie sich lässig um den
Hals geschwungen und ihr Handy summt und
klingelt auf Dauerfeuer. Doch für Steffi ist das
kein Problem, sie schreibt mit der einen Hand
SMS, während sie mit der anderen ein Butter-
semmerl schmiert! Multitasking! Alle Achtung!
Nachdem die Schreckensgeschichten über die
ÖBB ausgetauscht sind, sämtliche Freundinnen
(Anwesende ausgenommen) ausgezählt wur-
den und ein Wiedersehen abends im Warehouse
ausgemacht ist, macht sie sich auf den Weg zu
H&M, denn Teile, die in Wien schon längst ver-
griffen oder ob des Tumults unauffindbar sind,
hängen hier, schön geordnet an der Stange und
warten auf Erlegung der Beute. Und dann muss
sie noch unbedingt bei Mango-Outlet durch-
schauen, die Kollektion ändert sich zwar nur ge-
ring, aber die Preise sind unschlagbar.
Markus . Der Mann von Welt Mit seinem SUV, der noch nie anderes Terrain
denn Asphalt unter seinen Rädern zu spüren
bekam, parkt er eben mal kurz am Rathausplatz
im Halteverbot. Er muss ja nur auf die Bank und
anschließend zum Appleshop am Riemerplatz,
denn sein bestelltes i-phone in winterweiß ist
eingetroffen und wartet darauf, am Wochen-
ende in Betrieb genommen zu werden. Da fällt
ihm ein, dass seine Gesichtscreme zur Neige
geht und er schaut schnell bei Nägele & Strubel
vorbei. Außerdem muss er unbedingt noch ins
neue Teegeschäft wegen einer Packung „Gute-
Laune-Tee“ und zur Apotheke am scharfen Eck,
denn er braucht dringend Vitamine – jetzt wo
alle um ihn herum grippig im Bett liegen und
im Unternehmen sich die Reihen lichten. Als er
eine knappe Stunde später zum Auto zurück-
kommt, entfernt er kopfschüttelnd das Organ-
strafmandat. Dabei war er doch nur auf einen
Sprung in der City...
Es ist herrlich, mitten in der Stadt zu sitzen und sich mit einer Freundin Geschichten über vorbeischlendernde Menschen auszudenken! Oder ist es gar die Wahrheit?! Eine kleine ausgewählte City-Besucher-Typolo-gie. Von Primadonna. Foto Josef Vorlaufer.
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1) Verbindungsoffizier
2) Al(l)bern
3) Transparente
4) Saunieren
5) Automate
6) Diktato(h)r
1)Hochrangiger militärischer Sanitäter
2)Schweizer Hauptstadt im Universum
3)Sparsam mit Fischfett
haushaltendes Federvieh
4)Schweineeingeweide
5)Wehleidiges essbares
Nachtschattengewächs
6)Gehörorgan der Sekretärin
Ihr schreibt’s sche beide de Bescheide.
Weil i hab‘ ka Ena(er)gie, muaß halt imma gähna i.
Die Dealer nach der Ware haschen,die Kathi , die tut Haare waschen.
Wenn ich mich in die Rosen hock,zerreiß ich mir den Hosenrock.
– 36 –MFG
„Kammerflimmern“, so heißt das kürzlich im
novum-Verlag erschienene Debütbuch der St.
Pöltner Autorin Bianca Huber.
Huber entdeckte schon in frühester Schulzeit
die Liebe zu den Buchstaben, die seither be-
ständig weiterwächst. Das Erstlingswerk der
Jungautorin beinhaltet zwei aufwühlende Ge-
schichten, welche den Leser durch ständig
wechselnde Betrachterperspektiven fesseln.
„Ein Buch für Selbstdenker, für Gedankenspin-
ner, die nicht so gerne alles bis zum Ende vor-
gekaut bekommen möchten“, so Huber über
die meist abrupten Enden ihrer Geschichten,
die jede Menge Raum für Spekulationen bieten.
„Kammerflimmern“ in ein Genre einzuordnen ist
nicht leicht - Krimispannung erwartet den Leser
ebenso wie trostlose Midlifecrisis-Symptomatik
und Liebeswirren. Vermutlich beschreibt der
Untertitel „Zwei Geschichten von Liebe, Sehn-
sucht & Tod“ den Inhalt der skurrilen Welt der
beiden Hauptcharaktere Peter und Caro aber
am treffendsten… www.novumverlag.at
NERvENFlATTERN
Bis 21. Juni findet das Barockfestival St. Pölten
statt. Im Georg-Friedrich-Händel Jubiläumsjahr (250.
Todestag) wird dem Komponisten mit zwei großen
Konzerten gedacht. „Da Händel ohne Bach nicht
geht, spielt auch Johann Sebastian Bach eine große
Rolle in der heurigen Programmierung“, erläutert
Kulturamtsleiter Thomas Karl. Erstmals gibt es auch
ein eigenes Kinderprogramm: Mit „Das Feenkind
oder Der klingende Schatz“ kommt ein Musikmär-
chen von Julia Auer zur Aufführung. Das zukünftige
Festival „Nox Illuminata“ im Festspielhaus, das sich
ebenfalls mit historischer Musik beschäftigt, sieht
Karl nicht als Konkurrenz: „Das gehört zur Alterna-
tivszene und spricht nicht unbedingt das selbe Ziel-
publikum an. Eher tun dies die Melker Pfingsttage,
beide können aber problemlos nebeneinander be-
stehen.“ Als Highlights empfiehlt Karl das Kammer-
orchester Basel mit Nuria Rial und Lawrence Zazzo.
„Die Veranstaltungen sind sehr unterschiedlich und
alle sehr empfehlenswert!“ www.klangweile.at
BARoCkES FEENkiND
Wenn bei den St. Pöltner Bühnen die Vorhänge für
die Sommerpause fallen, dann bekommen einge-
fleischte Kulturgenießer noch lange nicht die Krise.
Im Sommer gehts zum Kulturgenuss ab in die Pro-
vinz und so packt der wahre Kenner seine Tasche
mit Sitzpolster, Regenschutz und Kuscheldecke, die
Greenhorns trippeln in ihren High Heels über natur-
belassene Pfade, alle aber genießen die Verbindung
von Musik, Naturkulisse, lauer Sommerluft und
einem Glas Sekt. Wo? Dort: Opern Air Gars 17.7.-
9.8., Smetana: „Die verkaufte Braut“, www.opernair.
at Opernfestspiele St. Margarethen 8.7.-23.8.,
Verdi: „Rigoletto“, www.ofs.at Oper Klosterneu-
burg 12.7.-4.8., Donizetti: „Die Regimentstochter“,
www.operklosterneuburg.at Burgarena Reinsberg
30.7.-15.8., Humperdinck: „Hänsel und Gretel“,
www.reinsberg.at Festspiele Rosenburg 3.7.-9.8.
„Ein Sommernachtstraum“; www.shakespeare-fest-
spiele.at. Musik Sommer Grafenegg 19.6.-6.9., Or-
chesterkonzerte www.grafenegg.at, u.v.m.
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Wir schreiben den 7. Mai 2009, 20 Uhr abends.
Das Beislkino im Cinema Paradiso am Rathaus-
platz quillt vor Interessierten förmlich über. Doch
keine Promi-Lesung, auch kein Konzert findet
heute statt. Anstelle dessen steht ein Abend über
„Freiräume in St. Pölten“ auf dem Programm. In-
itiiert wurde das Ganze vom Verein LAMES und
umfasst die Filmpremiere des Dokumentarfilms
über das von LAMES organisierte Festival „Par-
que del Sol 08“ sowie im Anschluss daran eine
Diskussion betreffend „Freiräume in der Stadt
– zukunftsweisend oder vernachlässigbar?“ Also
genau jene Themenstellung, die üblicherweise
gerade einmal dreieinhalb Zuschauer mobilisiert.
Doch heute ist alles anders. Ein zahlreich erschie-
nenes, buntes Publikum ist in den Saal geströmt,
sitzt zum Teil am Boden, steht, will nichts versäu-
men. Zu 99,9 Prozent haben wir es mit LAMES-
Protagonisten, Fans und Sympathisanten zu tun.
Ein Heimspiel. Um 20 Uhr 15 geht‘s dann
los. Der etwa 50minütige Film „Parque del Sol
08“ der beiden jungen Filmemacher Roland Svo-
boda und Jörg Stefke ist eine fein strukturierte
und rhythmisierte Dokumentation über Vorbe-
reitungen und Durchführung der im Jahr 2008
stattgefundenen gleichnamigen Veranstaltung.
Der Film selbst gibt im Zuge dessen Einblicke in
die Arbeit von LAMES und stellt das von Verbau-
ung bedrohte Vereinsgelände am Spratzerner
Kirchenweg (kurz: SKW) 81 - 83 vor. Der Film ist
ein klares Bekenntnis zu LAMES, Kritiker oder
gar Gegner kommen nicht zu Wort. Und auch
die vom Cinema Paradiso-Kulturchecker – und
selbst LAMES-Vorstandsmitglied – Christoph
Wagner eingeleitete und von Alexander Syllaba
moderierte Diskussion danach ist weitgehend
von Pro-LAMES-Stimmen durchzogen. Neben der
LAMES-Aktivistin Agnes Peschta finden Vertreter
der Kulturvernetzung Niederösterreich, der Grü-
nen, der ÖVP, eine Proponentin des Wiener WUK
und der Jugendkoordinator der Stadt St. Pölten,
Wolfgang Matzl, auf dem Podium Platz. Während
all diese ihre unbedingte – und großteils auch
glaubwürdige – Zuneigung zu LAMES in den Vor-
dergrund stellen, hat einzig der Stadtrat Johann
Rankl von der regierenden SPÖ die Unglücks-
karte gezogen. Dieser hat nämlich die undank-
bare Aufgabe übernommen, die offizielle Haltung
der Stadt St. Pölten zu verteidigen. Und die ist
sicher nicht anti-LAMES, lässt aber ein weiteres
unverändertes Gedeihen des Vereins unter der
bisherigen Adresse, SKW 81–83, zumindest frag-
lich erscheinen. Das Publikum reagiert wie er-
wartet: Applaus, Jubel bei den Äußerungen aller
anderen, nachhaltige Zurückhaltung und Unmut
bei denen von Rankl.
Die Fronten scheinen also klar: hier das kleine,und
mutige gallische Dorf LAMES, dort das betonier-
wütige St. Pöltner Stadt-Imperium. Oder gibt es
da vielleicht eine weitere Verständnisebene, die
sich einer eindeutigen Schwarzweiß-Zuordnung
entzieht? Zu diesem Zweck gehen wir jetzt ein-
mal in der Zeit zurück – und anständig feiern …
Am SKW 83. Ein – nach längeren Regenfäl-
len – lauer Sommerabend des Jahres 2008 am
SKW 81 - 83, etwa 21 Uhr: Aus einem der bei-
den sich dort inmitten einer sanft hügeligen
–38 –MFG
Parallelwelten„Save the place?“ Der Verein LAMES nutzt seit 10 Jahren das Gelände am Spratzerner Kirchenweg 81-83 für seine eigenwilligen Kunst- und Lebensentwürfe: Schrittmacher innovativer Kulturprojekte für die ei-nen, subventionierte Alternativ-Schrebergärtner für die anderen. Nun soll ein Teil der Parkanlage von einer Wohnungsgenossenschaft verbaut werden. LAMES rührt die Medientrommel und disst die Stadt. Diese wiederum ist bezüglich der Vorgangsweise von LAMES „not amused“. Klare Bruchlinien also zwischen Öf-fentlichkeit und Gegenöffentlichkeit? Wenn‘s nur so einfach wäre. Von Thomas Fröhlich, Fotos: LAMES.
3839_4041 Lames.indd 2 03.06.2009 17:46:55
Parkanlage befindlichen Häusern dringt der wun-
derbare Dancefloor-Jazz der DJane Miss Marple
– es riecht nach Sommer, sattem Grün und in-
donesischen Gewürzzigaretten. Die mehrtägige
Kunst- und Kulturparty „Parque del Sol“ findet
wieder einmal statt, oder wie es offiziell heißt:
„Parque del Sol – Symposion für interdisziplinäre
Kunst“, inzwischen ein Fixpunkt im Kalender vie-
ler Kunstschaffender und Eingeweihter bis weit
über die Stadtgrenzen St. Pöltens hinaus. Seit ei-
nigen Jahren organisiert LAMES hier das jeweils
mehrtägige Symposion – soll heißen Vorträge
plus Workshops plus Konzerte plus DJLines plus
Party. Es findet auf einem Areal mit einem ins-
gesamt 50.000 Quadratmeter großen Park und
zwei alten, renovierungsbedürftigen, gleichwohl
charmanten Häusern statt. Die Stimmung ist ge-
löst, friedlich – die völlige Antithese zu den Fun-
Bunkern der Stadt. Der Groove von Miss Marple
wird später abgelöst von den Noise-Attacken
von „Krach der Roboter“ (alias Andreas Stoiber),
Mark Boombastics Selfmade-Techno oder dem
formidablen HipHop von Chill-Ill oder Bauchklang,
die vom derzeit grassierenden dumpfen Aggro-
Posing soweit entfernt sind wie der Schreiber
dieser Zeilen vom Häuslbauen. Oberton-Work-
shops mit der aus dem mongolischen Tuva stam-
menden Sainkho Namchylak oder instrumentale
Live-Improvisationen zu russischen Zeichentrick-
filmen runden das Programm ab.
Zehn Jahre gibt es LAMES heuer am SKW – und
nun droht das Gelände durch die „Allgemein ge-
meinnützige Wohnungsgenossenschaft“ verbaut
zu werden. Zumindest ein Teil davon. „Sollte
das eintreten, gehen ein Großteil des wertvollen
und einzigartigen Naturraumes im Süden der
Stadt und die Ergebnisse von zehn Jahren Arbeit
den Bach hinunter!“ meint Markus Weidmann,
LAMES-Gründungsmitglied und SKW-Parkgestal-
ter, der sich noch an die Quasi-Unzugänglichkeit
des Geländes früherer Tage erinnert. Überhaupt
reicht die Geschichte von LAMES viel weiter zu-
rück. Und auch die der drohenden Verbauung hat
schon ein paar Jährchen auf dem Buckel.
Aber der Reihe nach ... Begonnen hatte ei-
gentlich alles 1999 in der Malerei Frostl. Die war
seit Jahren im Besitz der Gebäudeverwaltung St.
Pölten. Und diese stellte besagtes Gebäude für
Proberäume zur Verfügung. Nachdem das Areal
an eine Tochterfirma von NÖ-Plan verkauft wurde,
hieß es dann für die Nutzer, die Räumlichkeiten
zu verlassen. Als Ersatz bot die Stadt St. Pölten
eine – allerdings temporäre und auf mündlicher
Zusage basierende – Nutzungsmöglichkeit der
Örtlichkeit am Spratzerner Kirchenweg an. Nach
einer nicht ganz friktionsfreien Räumung, bei der
angeblich auch Instrumente der Musiker beschä-
digt wurden, übersiedelten die Betroffenen also
zum SKW – und Andreas Fränzl (Bauchklang),
Thomas Richter (Musikproduzent) und Markus
Weidmann gründeten hierauf den Verein „La Mu-
sique et sun“, kurz LAMES.
Und hier, an besagtem SKW mit seinen beiden
Häusern inmitten einer mittelgroßen Dschun-
gel-Landschaft, etablierte sich LAMES in den
folgenden zehn Jahren als interdisziplinärer
Kunst- und Kulturverein, der in und für St. Pölten
und darüber hinaus wirken sollte. Zum Selbstbild
des Vereins gehört die Verquickung von elektro-
nischen Live-Acts, DJs, Visuals, Installationen und
Design: eine Vernetzung subkultureller Popa-
vantgarde, wenn man so will, abseits kommer-
zieller Trampelpfade. In unregelmäßigen Abstän-
den stattfindende Workshops, Lectures, Partys
und Konzerte, auch außerhalb der „Parque del
Sol“-Symposien, untermauern das Wollen der
Macher. „Ein Kulturkonglomerat, das erfolgreich
Netzwerke knüpft und weit über die Grenzen der
Stadt hinaus bekannt ist!“, so Wolfgang Matzl.
Zudem will LAMES ein Bindeglied zwischen
Ästhetischem, bildender Kunst, Musik, Bildung,
Naturbezogenheit und unterschiedlichen Le-
bensentwürfen sein. Das im Prinzip öffentlich zu-
gängliche und ungefähr fünf Hektar umfassende
Gelände wurde – nicht zuletzt unter Feder- und
Gartenscherenführung von Markus Weidmann
– zur begehbaren Grünoase umgestaltet, wofür
LAMES 2006 sogar die Auszeichnung „Natur im
Garten“ erhielt.
Offen für alle, wie es von LAMES-Seite heißt.
Allerdings ist es gerade dieses Pochen auf den
breiten Öffentlichkeitsanspruch des Areals, das
manche etwas befremdet. So gut nämlich die
Subkulturschiene funktioniert, auch im Hinblick
auf eine überregionale bis internationale Vernet-
zung, zumindest in den Kreisen der „Wissenden“,
so sehr fand bis dato das Naturpark-Angebot für
die Allgemeinheit unter praktischem Ausschluss
letzterer statt, was dem Verein auch den Ruf al-
ternativer Schrebergärtnerei als Dauerhappening
anhaften ließ. Nicht, dass es verboten gewesen
wäre, das Grundstück zu betreten: Es machte
nur fast niemand davon Gebrauch, da ein Groß-
teil der St. Pöltner gar nichts von der Existenz der
Anlage wusste. „Kennen wir nicht!“ war vor zwei
Jahren noch die Durchschnittsantwort, wenn
man jemanden auf der Straße nach dem Weg zu
besagtem Ort fragte. Was aber nicht ausschließ-
lich LAMES anzulasten ist, da es in St. Pölten, wie
in jeder Stadt, höchstwahrscheinlich nur eine be-
grenzte Anzahl motivierbarer Freigeister gibt, die
ein Leben abseits genormter Weltmarkstruktur-
Angebote einer dauermobilen Spaßgesellschaft
auch nur anzudenken bereit wären.
Dennoch konnte man sich des Eindrucks nicht
erwehren, dass man vor Ort bis vor Kurzem zu-
mindest nichts dagegen hatte, in aller Ruhe sein
eigenes Bio-Süppchen im Park zu kochen.
Doch abgesehen davon: Der Vorteil (und Nach-
teil) einer kleineren Stadt wie St. Pölten sei halt,
so Andreas Fränzl, „eine gewisse Überschaubar-
keit“. Und LAMES stellt da eben eine Möglichkeit
dar, dem „St. Pöltner Sud“, wie Fränzl sagt, et-
was entgegenzuhalten. Oder wie Thomas Weber,
Chefredakteur des Magazins Gap, meint: „Bei
LAMES handelt es sich um einen sympathisch
friedlichen Nachzügler dessen, was die ARENA in
Wien war. Diese Freiräume, wie eben der SKW,
KULTUR
–39 –MFG
„ein Kulturkonglomerat, das erfolgreich
netzwerke knüpft. Wolfgang Matzl,Stadt St. Pölten
3839_4041 Lames.indd 3 03.06.2009 17:46:58
–40 –MFG
sind notwendig, da sie die unterschiedlichs-
ten Leute zusammenkommen lassen. Das sind
Brückenschläge zwischen eher rückwärtsge-
wandtem Hippietum und Leuten, die musikalisch
ziemlich vorn dabei sind.“ Und derlei spielt sich
in Österreich halt ausschließlich im subventio-
nierten Bereich ab. Mit all dem „unbaren“ (co-
pyright Fränzl) Einsatz der ehrenamtlich wirken-
den Mitglieder. Didi Neidhart vom Musikmagazin
Skug hebt den integrativen Gedanken hervor: „In
Wien gibt’s diese Aufsplitterung in lauter Szenen.
Hier redet der alte Bluesrocker mit den jungen
Electronic-Leuten: weil sie alle dasselbe Haus
nützen.“ Und nicht zuletzt die menschliche Kom-
ponente ist’s, die es der Gast-DJane Electra Bre-
genz angetan hat: „Die Leute hier sind einfach
nett – nicht so beinharte Business-Typen.“
Etabliert und avanciert. Als Teil einer reinen
Jugendkultur sollte man LAMES sowieso nicht
missverstehen. Dazu ist LAMES in seiner Kultur-
auffassung viel zu avanciert. Einige der Protago-
nisten (wie etwa Christoph Richter, Marcus Huf-
nagl oder Fränzl selbst mit seiner erfolgreichen
Band Bauchklang) sind längst schon etablierte
Größen, nicht nur als Musikschaffende, sondern
auch als Kulturvermittler, wie etwa Fränzl im
Beirat von „Come On“, der Jugendförderschiene
des Landes Niederösterreich, oder als Program-
mierer des neuen Café Publik im Festspielhaus.
Naheverhältnisse und Bande zu
hochoffiziellen (Subventions)Stellen
bestehen zur Genüge. Nur im Rahmen
von LAMES gibt man sich nach wie vor
kompromisslos: Ein Hauch von Utopia in einer
durchökonomisierten und krisengeschüttelten
Welt? Oder eher das Aufrechterhalten eines lieb
gewonnenen Selbstbildes zwischen Freiheit und
Unbeugsamkeit? Frei nach dem Motto „Wir las-
sen uns nicht vereinnahmen“, indem alles, was
auch nur ansatzweise den Mief von Amtlichem
verströmt, a priori abgelehnt, Auszeichnungen
und Förderungen aber dann doch gern ange-
nommen zu werden scheinen, um an möglichen
Futtertrögen mitnaschen zu dürfen?
Zwischen LAMES und Stadt scheint es derzeit je-
denfalls nicht so gut zu funktionieren. Denn jetzt
scheint der Hut zu brennen: Dem SKW droht die
Verbauung. Beziehungsweise einem Teil davon.
Und nun wird auf Teufel komm raus Öffentlich-
keitsarbeit geleistet und über die Medien Stadt
und Genossenschaft mehr oder weniger subtil
gedisst. Ein eigener kreuzbraver Folder macht
seit Kurzem auf den Naturpark SKW aufmerk-
sam – mit Fotos von bunten Blumen, farbfrohen
Schmetterlingen und glücklichen Kindern neben
possierlichen Igeln. Kein Mensch käme auf die
Idee, dass es hier in erster Linie um eine Initia-
tive geht, deren Hauptaugenmerk auf städtischer
herausfordernder Kunst liegt. Und man darf die
berechtigte Frage stellen, an wen sich das wen-
den soll. Und warum jetzt? Denn die Tatsache
der dräuenden Teil-Verbauung ist ja nicht erst
dieser Tage vom Himmel gefallen.
Fragt man die Stadt, die ja das Ganze bis jetzt –
laut Auskunft – kostenlos zur Verfügung gestellt
und subventioniert hat, erfährt man Folgendes:
So wäre der spätere Verkauf des ganzen Gelän-
des an die Wohnungsgenossenschaft schon zu
der Zeit festgestanden, als LAMES das SKW vor
zehn Jahren zur vorübergehenden Nutzung er-
hielten. Zudem beinhaltete die Zusage im Grunde
nur die Nutzung des südseitigen Hauses, der Rest
wäre von LAMES gleichsam scheibchenweise
dazu genommen worden, unter Duldung der
Stadt. Und im Dezember 2007 wurde das Grund-
stück, und zwar das gesamte, mit Beschluss des
Gemeinderates an die Wohnungsgenossenschaft
veräußert. Was es dieser im Grunde erlauben
„es gibt offensicht-lich keine Vertrauens-basis. Die reden völlig
aneinader vorbei.“ Alois Stöckl, StockWerk
„Ein symptathisch friedlicher Nach-zügler dessen, was die ARENA in Wien war.“ Weber
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würde, jederzeit zu bauen zu beginnen. Alles an-
dere wäre halt ein Entgegenkommen der Genos-
senschaft. Und Verträge sind in einem Rechts-
staat nun einmal einzuhalten... Davon ist in all
den LAMES-Aussendungen aber keine Rede.
Doch auch innerhalb der Stadt erkennt man
Bruchlinien. So darf man sicher gehen, dass für
Alt-Bürgermeister Willi Gruber derlei subkultu-
relles Tun nicht unbedingt im Zentrum seiner
Überlegungen stand. Matthias Stadler hingegen
hat sich mehrfach zu LAMES und dessen Zielen
bekannt – und es ist, ausgehend von seinem
bisherigen Verhalten, anzunehmen, dass es sich
hier um keine leeren Worthülsen handelt.
Doch scheint zum gegenwärtigen Zeitpunkt der
Diskussion die Standortfrage – von LAMES-Seite
– vorrangig zu bestehen. So wie‘s aber derzeit
aussieht, müsste LAMES auf einen Teil des Parks
verzichten, darf aber die beiden Häuser und den
umgebenden Bereich weiterhin benutzen. Oder
gleich erwägen, ein neues von der Stadt zur Ver-
fügung gestelltes Areal zu beziehen.
Beide Varianten stellen für LAMES, inzwischen
auch Kulturpreisträger des Landes Niederöster-
reich, allerdings keine wirklich akzeptable Option
dar. Obwohl man sich, laut Agnes Peschta, mit al-
ternativen Wohnprojekten am SKW 81-83 durch-
aus anfreunden könnte.
Zurück in die Gegenwart: Die Diskussion
im Cinema Paradiso dauert an. Nicht alle sind
mit ihrem Fortgang glücklich. Eine Besucherin
ruft nach einer Replik von Stadtrat Johann Rankl
LAMES-enthusiasmiert: „Wir sind die Bürger!“ Ein
verstärkter Gang an die Öffentlichkeit wird erwo-
gen und auch angekündigt. Ob allerdings eine
allgemeine Bürgerbeteiligung punkto LAMES das
Gelbe vom Ei wäre, sei dahingestellt. Denn au-
ßerhalb der Nischen der „Auskenner“ dürfte das
Interesse an Projekten wie diesem endenwollend
ausfallen. Wer’s nicht glaubt, möge einmal im
Junk Food-Restaurant oder der Vororte-Disco sei-
ner Wahl nachfragen: „Problem, Oida?“ wird da
wahrscheinlich noch das freundlichste sein, was
er oder sie zu hören kriegt. Und ob Herr und Frau
Eigenheimbesitzer den Gedeih von LAMES am
SKW auf ihre Hauptagenda setzen, darf ebenso
bezweifelt werden.
LAMES jedenfalls pocht im Cinema Paradiso auf
seinen Immer-schon-Nutzen für die breite Öffent-
lichkeit, von der Gegenseite wird wiederum eine
angebliche Bürgerinitiative gegen den jetzigen
Standort von LAMES erwähnt, von der aber sonst
noch niemand im Saal gehört haben dürfte. Zu
all dem äußert sich der im Publikum anwesende
Alois Stöckl von der Kulturinitiative StockWerk,
der sich selbst als „Parque del Sol-‚Konsument’“
bezeichnet, leicht verärgert: „Da werden Dinge
aus dem Hut gezogen, die etwas eigenartig an-
muten. Es gibt offensichtlich überhaupt keine
Vertrauensbasis. Die reden völlig aneinander vor-
bei. Um das geht’s aber, nämlich, dass man sich
z’samm’setzt und redet.“ Bis zur Drucklegung
dieser MFG-Ausgabe hat allerdings kein solches
Gespräch stattgefunden.
Eines ist schon klar: St. Pölten wäre ohne LAMES
ein gutes Stück ärmer. Denn allen vorgebrachten
Einwänden zum Trotz handelt es sich um eine
Schnittstelle, eine Andockmöglichkeit für – von
manchen immer noch als exotisch angesehene –
Ausdrucksformen und Inhalte, die es ansonsten
in der Stadt nicht gäbe. Und schon darum sollte
man LAMES nicht als subversiv anmutendes Fei-
genblatt, sondern als urbane Notwendigkeit mit
Strahlwirkung nach außen betrachten.
Dass das alles nicht unbedingt mehrheitsfähig
ist, liegt auf der Hand, da kann LAMES mit hun-
dert „braven“ Foldern auf Mainstream machen.
Muss ja auch nicht sein. „Die Stadt ist eine Sied-
lungsform, die die Begegnung einander fremder
Menschen wahrscheinlich macht.“ So der Sozio-
loge Richard Sennett.
Zu ergänzen wäre noch: die Begegnung unter-
schiedlicher Menschen. Die Mehrheit kriegt ja eh
bald ihr Fußballstadion.
KULTUR
–41 –MFG
3839_4041 Lames.indd 5 03.06.2009 17:47:08
–42 –MFG
Ich Freu MIch auF SchlöMer
Na und ob! Genau deshalb wurde Schlömer
nämlich ans Festspielhaus geholt: Mission Ent-
staubung. Aufbruch in Galaxien, wo noch nie ein
österreichischer Hochkultur-Tempel zuvor gewe-
sen ist. Dabei ist Schlömer selbst ein „Hochkul-
turgewächs“. Aber hoch und tief, E und U inter-
essieren ihn nicht. Letztlich geht es immer um
Kunst. Und ein Künstler ist er allemal. Tänzer,
Choreograf, Regisseur. Aber auch Kompanie-Lei-
ter, Festspiel-Intendant. Alles andere, denn ein
unbeschriebenes Blatt, und so kann es einem
schon einmal passieren, dass man in Haren-
bergs Opernführer über seinen Namen stolpert,
wo seine Inszenierung von Wagners „Rheingold“
2003 als eine der besten der letzten Jahre ge-
feiert wird.
Auch in St. Pölten sorgte Schlömer schon als
Opernregisseur für Aufsehen. Trotzdem wird er
auf Opernproduktionen sowie klassisches Bal-
lett bis auf weiteres verzichten. Warum? Ganz
einfach, weil er um das teure Geld für diese
wenigen Produktionen viele andere Projekte
umsetzen kann. Umverteilung nach unten in ge-
wisser Weise, aber nicht im Sinne des Qualitäts-
anspruchs. Der ist immer hoch! Auch die Wiener
Philharmoniker sind diesem pragmatischen Kal-
kül zum Opfer gefallen. Wozu die Philharmoniker
in St. Pölten, wenn sie in 45 Minuten Entfernung
ohnedies ihr Stammhaus haben. Dass ihm die-
sen Cut einige – die sich gern im Prestige des
weltberühmten Klangkörpers sonnten – übel-
nahmen, spricht für deren Kleinkariertheit, nicht
etwa jene Schlömers. Philharmoniker um der
Philharmoniker willen, derlei platte Attitüden
passen jedenfalls nicht in sein Konzept. Dafür
musste er bei der Abo-Präsentation auch in Kauf
nehmen, dass ihm von ein paar eingefleischten
Ultras ein Hauch von Misstrauen, gar Feindse-
ligkeit entgegenschlug, nach dem Motto: „Was
will denn der junge Spund (nur, so jung ist der
Bursche gar nicht mehr) da mit seinen neuen,
komischen Ideen. Warum lassen wir nicht alles
beim alten, war doch eh so schön!“ Aber schön
allein ist eben keine Kategorie. Dabei möchte er
gar niemanden vor den Kopf stoßen, wie man-
che wähnten und schon die Götterdämmerung
heraufziehen sahen. Die Tonkünstler etwa sind
sakrosankt. Großartige Orchester und Tanzkom-
panien gastieren. Das bleiben Konstanten. Aber
Schlömer geht es darüberhinaus um mehr. Er
möchte auch Neues, Spannendes, bisweilen Kon-
troverselles präsentieren. Möchte aufbrechen,
hinterfragen, zur Auseinandersetzung anregen,
auf dass die grauen Zellen arbeiten mögen!
Er will all dies aber gemeinsam MIT den Besu-
chern, nicht etwa gegen sie. Schlömer geht es
nicht um Provokation, es geht ihm um konstruk-
tive Anstiftung, Begeisterung.
Ein erster symbolischer Akt diesbezüglich war
die Erstellung des neuen Jahressujets, wofür
ausnahmslos St. Pöltner in die Rolle der Akteure
schlüpften. Die St. Pöltner als integraler Teil IH-
RES Festspielhauses, als aktive Mitspieler, nicht
etwa passive Konsumenten.
„Wir sitzen alle im selben Boot, als gleichberech-
tigte Partner.“ Das ist die Botschaft. Teamwork,
Networking sind Schlömers Arbeitsmethoden.
So marschierte er mit der gesamten Festspiel-
haus-Mannschaft (jeder mit Fotoapparat bewaff-
net) durch St. Pölten, auf dass die Mitarbeiter
sich mit ihrer Wirkungsstätte bewusst ausein-
andersetzen, ein Feeling dafür entwickeln, die
Augen öffnen. Auf diesen Pfad der Erkenntnis
möchte er auch die St. Pöltner (ent)führen.
In einer Stadt im Umbruch, in einer Stadt, die
sich allmählich von sich selbst emanzipiert, in
einer Stadt, die bereit ist ihr Profil mutig in der
Auseinandersetzung zu schärfen und sich gönnt,
Sachen auszuprobieren, in einer solchen Stadt
kommt ein Mann wie Schlömer gerade richtig!
Das Programm: www.festspielhaus.at
Jetzt hat er uns also sein erstes Programm hingeknallt, Joachim Schlömer. Da waren selbst die Wiener Jour-nalisten-Kollegen platt: Labore, Beschwerdemusical, Parkour Community, Szenecafé und und und. Das klang eher nach New Yorker Offtheater denn hochsubventionierter Landesbühne. Und dann lauerte da noch die irritierende Frage: Darf der das überhaupt... in der Provinz? von Johannes Reichl. Foto Nick West.
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4243 Schlömer.indd 2 03.06.2009 15:57:46
ADVERTORIAL
Auf der NÖN Bühne am Domplatz heizen
die „No Angels“, die legendären Siegerinnen der
ersten „Popstars Staffel“ dem Publikum gehörig
ein. Unterstützt werden sie dabei von den beiden
heimischen Bands Cardiac Move (Gewinner des
Ö3-Soundchecks) sowie The Pure. Zudem hat DJ
Matty Valentino die richtigen Schlager und Hits
für eine coole Party parat, und natürlich rundet
das traditionelle Riesenfeuerwerk das bunte Trei-
ben am Domplatz ab!
Der Rathausplatz steht traditionell ganz im
Zeichen des Schlagers. Auf der ORF NÖ Schlager-
bühne startet die Blasmusikkapelle des Militär-
kommandos Niederösterreich die Festivität mit
einem Platzkonzert. Um 17 Uhr begrüßt Bürger-
meister Stadler die Besucher am Stadtfest und
lädt sie dann zum traditionellen Bieranstich ein.
Anschließend, ab 18 Uhr, ist Schunkel-Time an-
gesagt. Die Schlagersängerin Marlena Martinelli
wird mit ihrem Titel „Wenn Männer wüssten“ ihr
Bestes geben. Danach garantieren Wicked Wild-
cats mit einer erfrischenden Mischung aus Texas
Swing, Rockabilly und Country Rock Unterhaltung
auf höchstem Niveau. Die österreichische Schla-
gersängerin Simone besticht mit emotional und
musikalisch absolut hochwertigen Songs. Die
Meissnitzer Band begeistert mit ihrem
frechen Alpenrock die St. Pöltener
Fans. Der Wahlmünchener Bruno
Ferrara sorgt mit Songs wie
„Amore mio“ für den nöti-
gen Schmalzfaktor. Nik P.
bildet mit seinem Erfolgs-
titel „Ein Stern, der deinen
Namen trägt“ den krö-
nenden Abschluss des Schlagerreigens.
Auf der Warehouse Stage kommen Tanzwü-
tige zu den Klängen von Boomarang Sound, Dou-
ble Jeoparday und Rootsrunna Sound voll auf ihre
Kosten. Bei der Afterhour im Warehouse geht ab
23.00 Uhr die Party auf drei Floors bis in die frü-
hen Morgenstunden weiter.
Bei der After-Rock-Party erbebt der frei.raum
dank der rockigen Livemusik von der STP All Star-
Combi „A.I.D.S.“ in seinen Grundfesten.
Auch den kleinen Besuchern wird Tolles geboten.
Am Riemerplatz wird es neben diversen Kin-
deraktivitäten die „Fire-Truck Rutsche“ geben, wo
sich Kinder auf ein Abenteuer freuen können.
Im Palais Parzer & Reibenwein präsen-
tiert das Kindertheater Harlekin „Die verzauberte
Prinzessin“, ein Märchen mit Musik und Tanz zum
Mitspielen für Kinder ab 3 Jahren.
In der Herrengasse wird ein buntes Pro-
gramm aus Zirkus, Theater, Musik & Tanz gebo-
ten: Angefangen mit dem „Zirkus Meer“ (Riesen-
marionetten) und einem Theaterclown über den
Marionettenclown Tom & Ferry sowie einer Dia-
bolojonglage bis hin zur Theatercompany Traum-
tänzer und dem Ballett St. Pölten.
Das St. Pöltner Stadtfest bietet auch heuer wieder
kulinarische Leckerbissen. Neben den nationalen
Köstlichkeiten werden ebenso internationale
Schmankerl die Gaumen der Besucher erfreuen.
Wie alle Jahre wieder erwarten die Besucher beim
NÖN Heurigen (Steingötterhof) Köstlich-
keiten, erlesene Weine und tolle Stimmung, für
die Joannis Raymond und The Meatballs sorgen
werden.
Die Sambaschule Rot-Weiß-Rot sorgt ab 15.00
Uhr in der Innenstadt für südamerikanisches
Flair mit österreichischen Trommlern. Kleinkunst
in allen ihren Facetten bietet das Teatro Banal.
Die (Ex-) Gärtner der „Floraphoniker“ beweisen,
dass mit ein bisschen Phantasie aus eintöniger
Gartenarbeit eine Symphonie erwachsen kann
und interpretieren Immergrüns (Evergreens) mit
eigenen deutschen Texten.
Wir sehen uns beim Hauptstadtfest!
i-net: www.buerov.com
haPPY BIrThDaY STPAm 3. Juli wird die St. Pöltener Innenstadt beim Haupstadtfest wieder zum Schauplatz eines einzigar-tigen Partytreibens und Schlagerrummels mit Jahrmarktcharakter. So warten auf die Besucher zahlreiche Stars auf insgesamt fünf Bühnen und kulinarische Köstlichkeiten bei nicht weniger als 40 Gastroständen! Zudem gibt es für die Kleinsten 3 Kinderbereiche!
4243 Schlömer.indd 3 03.06.2009 15:57:50
Österreich TANZTcrossing borders15. - 21. Juni 2009Kuratorin: Editta Braunwww.festspielhaus.at
Tanzvorstellungen / Workshops / Filme / Installationen / Diskussionen
ADVERTORIAL
Das Renaissanceschloss Schallaburg präsen-
tiert bis 1. November 2009 die Ausstellung
„Napoleon – Feldherr, Kaiser und Genie“ und
widmet sich Napoleons Persönlichkeit und Le-
ben in allen Facetten. Kostbare Exponate aus
den bedeutendsten Museen der Welt illustrie-
ren Napoleons Leben, seine Kriegskunst, aber
auch seine privaten Seiten. Beeindruckende
Gemälde, wie „Napoleon im Krönungsornat“,
über Uniformen, Orden, Waffen bis hin zu Na-
poleons Bett in dem er auf St. Helena schlief,
geben Einblicke in Napoleons Welt.
Das Rahmenprogramm Die gesamte Schallaburg steht während der
ganzen Ausstellungssaison im Zeichen Napo-
leons: Neben den Militärlagern, die während
den zahlreichen Festen aufgebaut sind, gibt
es passend zur Ausstellung ein originalgetreu
nachgebautes Feldlager der k.k. Armee, das bis
November vom beschwerlichen Leben der Sol-
daten zeugt. Ein spezielles Schauzelt zeigt, mit
welcher Ausrüstung gegen Napoleon in den
Krieg gezogen wurde.
Ein napoleonisches Beet illustriert eine der
großen Leidenschaften Napoleons: Blumen.
Dahlien, Kaiserkronen, Phlox und der Kaiserin
Josephine gewidmete Rosensorten bzw. einige
ihrer Lieblingsrosen verzaubern die Besucher.
Aber auch überlebenswichtige Pflanzen, wie
die Kartoffel, finden ihren Platz im Beet.
Jeden Sonntag sowie an Feiertagen warten
Animateure mit Unterhaltung aus der dama-
ligen Zeit auf alle Fans der Napoleonik.
Neben der Ausstellung lädt der historische
Turniergarten ein, seine Geheimnisse zu entde-
cken oder einfach die Seele baumeln zu lassen.
Drei Wanderwege rund um die Schallaburg ma-
chen das Schloss zum perfekten Ausflugsziel.
Im Schlossrestaurant schließlich kommt auch
das leibliche Wohl nicht zu kurz.
Veranstaltungstipps 200914. Juni Lesung „Marie Louise –
Eine Habsburgerin für Napoleon
20./21. Juni Großes Naturgartenfest
22./23. August Familienfest mit Napoleon
1. Oktober Fest der Goldenen Generation
Ausstellung Schloss SchallaburgNapoleon – Feldherr, Kaiser und Genie
16. Mai bis 1. November 2009
A-3382 Schallaburg 1,Tel: 02754/6317-0
www.schallaburg.at
Napoleon war eine der Schlüsselfi-guren der europäischen Geschichte. Die schillernde Persönlichkeit fasziniert noch heute: Napoleon Bonaparte, Kai-ser der Franzosen, hoch gestiegen, tief gefallen - im Siegen so grandios wie im Scheitern. Alles über die faszinierende Figur Napoleons sowie Spaß und Un-terhaltung bei Festen im Zeichen der damaligen Zeit erwartet die Besucher 2009 auf Schloss Schallaburg.
NAPOLEON – Feldherr, Kaiser und GenieAusstellung auf Schloss Schallaburg bis 1. November 2009
Festivalmäßig tut sich ja diesen Sommer so
einiges in St. Pölten und Umgebung. Passend
dazu findet heuer zum ersten Mal der News-
board.at Literaturwettbewerb, präsentiert von
der Volksbank NÖ-Mitte, statt. Unter dem klin-
genden Titel „Schreibbar 2009“ sind diesmal
Kurzgeschichten zum Sommer 2009, Texte
über Festivals, Musik, Events und alles was
Drumherum passiert, gefragt!
Die Siegertexte werden von einer Jury, beste-
hend aus dem Newsboard.at Redaktionsteam,
der Schriftstellerin Cornelia Travnicek, dem
Germanistikstudenten Bernhard Schubert so-
wie dem Journalismus-Studenten und Blogger
Jochen Hencke, prämiert.
Zu gewinnen gibt es Geldpreise in Höhe von
500 Euro, 300 Euro und 100 Euro für die drei
Erstplatzierten. Die Gewinner dürfen außerdem
ihre Texte bei der Preisverleihung am 23. Okto-
ber in der Buchhandlung Schubert vorlesen.
„Mit der Ausschreibung dieses Jugendlitera-
turwettbewerbs wollen wir bewusst auch jene
ansprechen, die ihr literarisches Talent bislang
noch nicht für sich entdeckt haben“, so Florian
Figl, Initiator und Redaktionsleiter auf News-
board.at. „Das Thema ist dazu perfekt geeig-
net, zumal es auch zu einer Event Community
wie Newsboard.at passt und Niederösterreich,
insbesondere aber auch die Stadt St. Pölten, zu
einem wichtigen Festivalstandort gewachsen
ist. Die Jugendlichen, die hier leben, berührt
das mit Sicherheit und ich denke, dass dazu
viele spannende Geschichten verfasst wer-
den“.
Einsendeschluss ist der 30. August 2009. Die Texte im Umfang von maximal 18.000
Zeichen können ausschließlich per Mail an
schreibbar@newsboard.at eingereicht werden.
Teilnehmen können Personen bis 27 Jahre.
„Endlich kommt der Sommer wieder, wir freuen uns, wir knien nieder…“ (Die Ärzte, Ein Sommer nur für mich) Poetische Höhenflüge wie diesen verspricht der neue newsboard.at Litaeraturwettbewerb. Von Julia Miehl
– 44 –MFG
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FÖRDERVEREIN KULTURBEZIRK ADVERTORIAL
Österreich TANZTcrossing borders15. - 21. Juni 2009Kuratorin: Editta Braunwww.festspielhaus.at
Tanzvorstellungen / Workshops / Filme / Installationen / Diskussionen
Schon vor der offizi-ellen Eröffnung konn-ten die Mitglieder des Fördervereins Kulturbezirk die Schau „Die Statu-tarstadt St. Pölten in Alten Ansichten“ in der Landesbibliothek bestaunen. Förderverein Kultur-
bezirk Obmann Dkfm. Herbert Binder freute sich dabei im beson-deren, auch Bürgermeister Mag. Matthias Stadler unter den Gästen begrüßen zu dürfen, ebenso wie Frau Gutkas, Witwe des ehema-ligen Kulturamtsleiters St. Pöltens, der durch seine wissenschaft-liche Tätigkeit vielen Historikern Vorbild war, sich ebenfalls wissen-schaftlich mit St. Pölten auseinanderzusetzen.Hausherr HR Dr. Gebhard König hieß die Gäste willkommen und strich den Beitrag der Landesbibliothek zum 850 Jahre Jubiläum der Stadt St. Pölten hervor. Mit gewisser Wehmut verwies er dar-auf, dass aufgrund von Sparmaßnahmen die Ausstellungstätigkeit der Landesbibliothek in Hinkunft bis auf weiteres ausfallen müsse.
Im Anschluss führte Ausstellungskurator, Dr. Ralph Andraschek-Holzer, durch die kleine, aber feine Schau, welche nicht nach chro-nologischen, sondern gestalterischen Gesichtspunkten konzipiert ist. Die Besucher staunten über die bemerkenswerte Entwicklung St. Pöltens, welche sich anhand der Bilder, Ansichtskarten, Drucke etc. eindrucksvoll nachvollziehen ließ.
St. Pölten in Alten AnSichten
EXKLUSIV-TIPP Bei „Triumph des Tanzes“ mit dem Leip-
ziger Ballett feiert der Förderverein am
6. Juni den Abschluss einer abwechs-
lungsreichen Saison. Abschied nehmen
heißt es von Prof. Michael Birkmeyer,
der den Verein jahrelang begleitet hat.
Danke! In die neue Saison starten wir im Zuge der „Eröffnungs-
show“ im Festspielhaus am 26. September, wo wir den neuen
künstlerischen Leiter Joachim Schlömer begrüßen dürfen.
4445 Foerderverein.indd 3 03.06.2009 21:02:30
Die von Kulturministerin Dr. Claudia Schmied prä-
sentierte Studie zur sozialen Lage der Künstlerin-
nen und Künstler sorgte in letzter Zeit für zahl-
reiche Diskussionen. „Die Situation ist sehr prekär,
vor allem der Aspekt der Sozialversicherung ist
ein belastendes Thema“, so der Obmann des NÖ
Kulturforum NR Ewald Sacher, der sich als Mitglied
im Kulturausschuss des Parlaments eingehend mit
der Problematik beschäftigte.
Der Studie ist zu entnehmen, dass die Lebenssi-
tuation der Kunstschaffenden von einem niedrigen
subjektiven Wohlbefinden gekennzeichnet ist.
„Wenn 3/4 der rund 1.800 an der Untersuchung
beteiligten auch anderen Tätigkeiten nachgehen
müssen, um ihr Überleben zu sichern, kann etwas
nicht in Ordnung sein“, so Sacher weiter. Die Be-
schäftigungsperspektiven in der künstlerischen
Arbeit sind in der Regel kurzfristig, Aufträge und
Anstellungen bewegen sich überwiegend im zeit-
lichen Umfang von bis zu drei Monaten. Die Auf-
stellung zeigt, dass ca. die Hälfte über ein sehr
geringes Einkommen aus künstlerischer Tätigkeit
verfügt, dieses liegt bei unter 5.000 Euro und
bleibt damit eindeutlich unter dem anderer Berufs-
gruppen.
„Die soziale Absicherung und die Einkommenssi-
cherung sind die zentralen Punkte. Hier müssen
in der nächsten Zeit diverse Maßnahmen ergriffen
werden“, fordert Ewald Sacher, der die fehlende
leistbare Absicherung gegen Verdienstausfall bei
Krankheit oder Unfall aufzeigt. Sacher weiter:
„Der von Ministerin Schmied per Verordnung er-
höhte maximale Beitragszuschuss im Rahmen der
Künstlersozialversicherung von 1.026 € auf 1.230 €
seit 1. Jänner 2009 war auf alle Fälle ein wichtiger
und richtiger Schritt.“
„In weiterer Folge wurde eine interministerielle
Arbeitsgruppe eingerichtet, die im April erstmals
getagt hat“, so Ewald Sacher abschließend.
– 46 –MFG
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Kulturministerin Dr. Claudia Schmiedumrankt vom NÖ Kulturforum
4647 Kulturforum.indd 2 03.06.2009 20:11:38
NÖ KULTURFORUM ADVERTORIAL
Die Landtagswahl 2008 ist geschlagen. Die SPÖ ist geschlagen. Die Grünen sind geschlagen. Die schon lange Starken sind noch länger gestärkt. Vor allem aber: Die Populisten jubeln über ihre Wiederkehr. De-
– 47 –MFG
Das NÖ Kulturforum ist aus dem Kulturgeschehen in
NÖ nicht mehr wegzudenken. Seit rund 35 Jahren setzt
es als Kulturvermittler und Kunstförderer spürbare Ak-
zente. Seinem Leitbild, niederösterreichischen Künst-
lerinnen und Künstlern zur Seite zu stehen, regionale
Kulturarbeit und Projekte zu unterstützen, Kreativität
und Initiativen zu fördern, ist das NÖ Kulturforum bis
heute unbeirrt treu geblieben. So konnte daher auch
der nunmehr zum zweiten Mal zum Vorsitzenden ge-
wählte Obmann, Nationalrat Ewald Sacher aus Krems,
einen erfreulichen Bericht über die vielfältigen Aktivi-
täten erstatten. Auch seitens des Landes Niederöster-
reich kommt Anerkennung, wurde doch nach erfolgter
Einschau durch die Kulturabteilung dem NÖ Kulturfo-
rum kompetente und korrekte Arbeit bestätigt.
Der Vorstand des NÖ Kulturforums wurde bei der Ge-
neralversammlung bestätigt und ergänzt. Mit kom-
petenten Persönlichkeiten, die in den Regionen Nie-
derösterreichs kulturell aktiv sind, wurde die Basis
verbreitert und gestärkt. So wird hinkünftig Mag. Tho-
mas Pulle aus St. Pölten als stellvertretender Obmann
fungieren. Prof. Gotthard Fellerer aus Wr. Neustadt,
schon seit der Gründung einer der Motoren, agiert als
künstlerischer Leiter. Die weiteren Vorstandsmitglieder
setzen sich aus Vertretern aller Regionen des Landes
zusammen, was, so Vorsitzender NR Sacher, eine wei-
tere Verdichtung und neue Impulse für die Arbeit des
NÖ Kulturforums bringen wird.
NÖ Kulturforum: aKtiv iN der NÖ KulturlaNdSchaftgEnERal VERSammlung b EStätigt VORSt and und ba ut auf b REit E baSiS.
Das ist der Titel einer Sonderschau im Schifffahrts-
museum Spitz/Donau, die aus Anlass des Jubiläums
des Bahnbaus durch das Donautal gezeigt wird. Auch
hier ist das NÖ Kulturforum als Sponsor mit im Zug.
Nicht zuletzt verdankt die Welt dem Bahnbau den
Fund der wohl berühmtesten Frauenfigur, der Venus
von Willendorf, vor 100 Jahren. „Heute geht es um
den Erhalt dieser herausragenden Bahnlinie im Welt-
kulturerbe Wachau“, betonte NR Ewald Sacher.
100 Jah RE wacha ubahnJubiläum
Am Freitag, 17.Juli, 20 Uhr, geht in Paudorf/Göttweig
die Freiluft-Oper über die Bühne. Diesmal stehen „Die
lustigen Weiber von Windsor“ von Otto Nicolai auf
dem Programm. Namhafte KünstlerInnen wie Hans
Sisa, Armando Puklavec, Johannes Chum, Elke Sla-
witschek, Christine Esterhazy und Claudia Chmelar
bilden das Ensemble. Die musikalische Leitung hat
wieder der Grazer Dirigent Prof. Alois Hochstrasser.
Die Gesamtkoordination liegt bei Sophia Larson. Die
veranstaltende Gemeinde wird wieder vom NÖ Kultur-
forum gefördert.
Kartenvorverkauf: Gemeinde Paudorf (02736/6575-
15) oder Raiba Paudorf.
veraNStaltuNGOpER im hEll ERhOf paud ORf
auSStelluNGauSSt Ellung gOttha Rd fE ll ERER auf Schl OSS gREill EnSt Ein im wald ViERt ElIm Schloss Greillenstein bei Horn ist aktuell eine Aus-
stellung von Bildern Gotthard Fellerers zu sehen, die
einen Überblick über sein Schaffen der letzten Jahre
bietet. Schlossherr Kuefstein konnte bei der Eröffnung
zahlreiche Künstlerfreunde Fellerers begrüßen, unter
ihnen NR Ewald Sacher, Obmann des NÖ Kulturforums,
der auch die Eröffnung vornahm. Die Ausstellung ist
noch bis in den Sommer zu sehen.
Ein Teil der Mitglieder des Vorsandes des NÖ Kulturforums (v.l.n.r.):Johann Lichtl, Alfred Zach, Elisabeth Schwarzinger, NR Ewald Sacher, Mag.Thomas Pulle, Mag. Klaus Bergmaier, Susanne Buschenreiter
4647 Kulturforum.indd 3 03.06.2009 20:11:41
Heute geht‘s um nichts. Sitzen auf der Couch von Lieblingsfreundin Sil, am Tisch Erdbeerpago und Ku-chen, draußen fauler Nachmittag. Geratsche über Brad und warum Jennifer die Beste ist, während Angelina mit der viel zu guten Fi-gur sich brausen gehen soll. Geätze über parlamentarische Sprüche in-klusive Krokodilen mit Großpappn. Gegackere über Modelstiefmutter Klum und ihre Kollegin Kraus, die Wunderbare. Kurzausflug zu Jus-tin, der doch, hach, so gut zu Cam gepasst hätte. Gerede, warum der
einstige Copkiller Ice-T heute selber Cop spielt und wie viel Kohle wohl dahinter steckt. Exkurs, dass Kraut-suppe sicher die perverse
Spitze aller Diäten ist und warum sich Muskelaufbau und skinny Jeans ge-genseitig ausschlie-ßen. Ja, Couchtref-
fen bei Sil sind wie Brot und Spiele für
das Volk, nur freiwillig und wissentlich aufer-legt. Eh nicht oft, nur ganz manchmal halt, um die grauen Zellen
in Klausur zu schicken: Reden über utopisch ferne Leben, Tändeln über Sachen, die nicht wichtig sind. Aber bloß kein Wort über die Echtzeit – die Kasse, die heuer keinen Ur-laub springen lässt, die Arbeit, in der man gedisst wurde, die Sorgen, die einen nicht einschlafen lassen. Und ja kein Sterbenswörtchen über die eigenen gebrochenen Herzen und diesen ganzen, großen, rea-listischen Scheiß. Morgen wieder Probleme wälzen, von Pontius bis Pilatus rennen, verlieren und ge-winnen und mit dem Kopf an die Wand schlagen vor Wut und sich fragen, ob das immer so weitergeht. (Ja.) Nur heute aber bei den Reichs und Schöns dieser Welt bleiben. Uns erholen von uns selbst. Schließlich kriegen Angie und Ice-T ja auch viel Geld dafür, unsere Gladiatoren zu sein…
von Althea MüllerCHICKEN
R wIE REIsE
Eine weise Frau sagte mir mal: „Versuch ab und
zu deine alltägliche Umgebung mit den Augen
eines Touristen zu sehen.“ Et voila – die Welt
sieht gleich ganz anders aus, wenn man sie als
Urlaubsdestination wahrnimmt: interessanter, le-
benswerter, liebenswerter.
s wIE soNNE
Das beste Antidepressivum
ever und zurzeit endlich auch
wieder in Österreich erhält-
lich! Aber wie bei allem, was
Spaß macht, gilt natürlich
auch hier: Konsum in Maßen.
T wIE TIERE
Wer etwas Gutes für die Tierheit dieses Planeten
tun möchte – in Form von Spenden, Mitarbeit,
Mund-zu-Mund-Propaganda – der sieht sich mal
auf www.animalspirit.at um.
U wIE UmwElTsCHUTz
Umwelt ist ganz groß und ganz klein, und was
man zu ihrem Erhalt beiträgt, detto. Wer sich das
teure Öko-T-Shirt nicht leisten kann, dafür aber
einen Igel von der Straße rollt, bevor er vom
nächsten Auto überfahren wird, ist somit auch
ein Held.
V wIE VERwURsCHTEN
Ein lustiger, landläufig üblicher und umgangs-
sprachlich beliebter Ausdruck für Mord.
w wIE waldgEflüsTER
Mag sein, dass es die alten Bäume sind. Oder
die Viechaln, die sich unter der Erde/in den Wip-
feln/im Laub/im Gatsch verstecken. Auf jeden
Fall steckt ganz viel Kraft in Wäldern. Ein Glück,
dass NÖ fast zur Hälfte davon bedeckt ist. Es gel-
ten übrigens immer noch dieselben Wald-Regeln
wie in unserer Kindheit: Nicht rumbrüllen, keinen
Ghettoblaster mitnehmen und weder Feuer ma-
chen noch Mist entsorgen.
X wIE amERICaN HIsToRy X
Schönstes Filmzitat: „Hate is baggage. Life’s too
short to be pissed off all the time.“ Nämlich.
y wIE yIN UNd yaNg
Das Traumauto ist klasse,
aber teuer? Der Job aufre-
gend, aber auszehrend? Das
Haar lang, aber strohig? Nicht
verzweifeln. Ist nur das uralte
Prinzip von Licht und Schat-
ten, hell und dunkel, Yin und Yang. Das Leben ist
so einfach. Und einfach so.
z wIE zEITUNgEN
Damit kann man, abgesehen vom Lesen, einfach
alles machen: Geschenke einwickeln, schicke
Hütchen basteln und Flieger (die nicht fliegen,
aber egal), Umzugskisten ausstopfen oder als
Sonnenschirm verwenden. Zeitungen sind des-
halb quasi das achte Weltwunder. Also ruhig wei-
terhin kaufen. Internet hin oder her.
DER GRÜN
E P
UN
KT DER GRÜN
E P
UN
KT
Ohne Konservierunsstoffe, künstliche Aromen und Farbstoffe!
Coming up next: Grüner Wohnen und biologisch verwertbare Promis
wEbIo
Auf www.biologisch.at gibt’s umfangreiche Bio-
Datenbanken – Lebensmittel, Kosmetik, Urlaube,
Wohnen etc. Interessant auch für alle, die selbst „in
Bio“ machen (wollen).
Charlie Furthner & Mika Stokkinenpresent the
summerorganized by: büro V gmbH, werbe- und veranstaltungsagentur
summer bluesbluesstp09festival
stp09festival
SIGGI FASSL (SOLO)
MIKA STOKKINEN BAND(feat. Hermann Posch & Reverend Frank T.T)
HANS THEESSINK & INSINGIZI
MOJO BLUES BAND
HELI DEINB OEK BAND
Finale - GEMEINSAME JAMSESSION (powered by Bezirksblätter)
Sa. 18.JuliEinlass:Beginn:
17:00 Uhr18:00 Uhr
St. PöltenRatzersdorfer See
4800 Oeko.indd 2 03.06.2009 15:56:48
DER GRÜN
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KT DER GRÜN
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Charlie Furthner & Mika Stokkinenpresent the
summerorganized by: büro V gmbH, werbe- und veranstaltungsagentur
summer bluesbluesstp09festival
stp09festival
SIGGI FASSL (SOLO)
MIKA STOKKINEN BAND(feat. Hermann Posch & Reverend Frank T.T)
HANS THEESSINK & INSINGIZI
MOJO BLUES BAND
HELI DEINB OEK BAND
Finale - GEMEINSAME JAMSESSION (powered by Bezirksblätter)
Sa. 18.JuliEinlass:Beginn:
17:00 Uhr18:00 Uhr
St. PöltenRatzersdorfer See
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Wie predigte die
Stadt immer: Der
Freiraum ist keine
Konkurrenz für pri-
vate Betreiber, es
finden dort nur
„nichtkommerzielle“
Ve r a n s t a l t u n g e n
statt. Es geht ja, wie
man auch der städ-
tischen Homepage
entnehmen kann,
um Förderung von Jugend-Subkultur. Jaja, so die
Versprechungen. Nun trat der populäre irische Mu-
siker Sean Keane auf. „Der Freiraum bietet eine tolle
Ton- und Lichtanlage und schließt mit seiner Größe
die Lücke zwischen der etwas zu großen Bühne im
Hof und dem etwas zu kleinen Egon bzw. Cinema
Paradiso“, erklärt Dietmar Hasling die Gründe für die
Locationauswahl. Das ändert freilich nichts am Fak-
tum, dass Sean Keane weder der Jugendkultur zuzu-
ordnen ist, noch einer Subkultur angehört und daher
streng genommen nicht in die Philosophie des Frei-
raumes passt. Jugendkoordinator Wolfgang Matzl:
„Der Freiraum kümmert sich hauptsächlich um Ju-
gendkultur – nicht ausschließlich! Zudem war an
diesem Tag keine Jugendveranstaltung geplant, die
sich mit dem Auftritt überschnitten hätte. Wäre das
der Fall gewesen, hätten wir nicht zugesagt.“
Kommerz im Freiraum?Der gebürtige St.
Pöltener Walter
Franek betreibt seit
1. Mai das ehema-
lige Gasthaus Koll,
welches er „AKIWI“
taufte: A wie Al-
penbahnhof, K wie
Kulturbeisl; I wie
Ideenkultur, W wie
Wohlfühloase und I
wie Internationale
Gäste. Die Beweggründe für die Übernahme sind
familiären Ursprungs. So befand sich das Gasthaus,
in dem „ich glückliche Stunden meiner Kindheit ver-
brachte“ seit den 1930ern bis 1998 im Besitz seiner
Großeltern. Franek, im Brotberuf Chemiker und Er-
nährungswissenschaftler war es ein Anliegen „die
Stammgäste und die Urigkeit des Gasthauses zu
behalten“. So wurden die Kellner und Speisekarte
von Koll übernommen, „damit die Gäste sehen, dass
sich nicht allzu viel verändert hat“. Neu ist, dass
Sonntags Frühstück angeboten wird, „um Familien
mit Kindern und Wanderer anzulocken“. Die „Nähe
zum Kaiserwald und die Romantik der Alpen“ sind
dabei ein entscheidendes Kriterium. Im Kulturbe-
reich orientiert sich Franek ebenfalls an den Ideen
seines Vorgängers: Veranstaltungen von DJs, Künst-
lern und Vereinen sind geplant.
Koll reloaded
Heute stell ich euch meine Freundin C. vor. C., das Wunder der leidenden Liebenden. C., die mich erst vor vier Tagen ganz unverhofft mit Aussagen wie „Ich brauche bloß Sex und kei-nen Mann, der jeden Abend – gehüllt in gutes, altes Flanell – neben mir auf der Matratze liegt und dem ich nach dem morgendlichen Gang aufs Klo für seine Leistungen ein dickes Lob aussprechen muss“. C. steht auf Sex, redet viel und gerne über Sex und ist sexy. Doch erst nach ihrem siebenjährigen Ehe-Intermezzo ist C.
soweit, sich endlich verstehen
zu lernen. Und Rosa versucht es ebenso, bis-her noch ohne großen Er-folg. Kann man sich so in Freundinnen täuschen?
Oder täuscht C. sich selbst? Und warum be-
wundert man den ei-nen, wofür man den anderen hasst und verlässt? Warum
ist der Sex mit verheirateten Män-nern reizvoller, als jener, den man selbst in der Ehe hat? Und warum sind immer die am unglücklichsten, die eigentlich das Glück gepachtet haben? Was zum Teufel ist denn los? Da sitzt sie also, C. Nippt gedanken-verloren an ihrem Wein und über-denkt ihr Leben, ihre Ex-Ehe und ih-ren neuen Liebhaber. Der wiederum hätte eigentlich alles, was C. sich wünscht: Endlich einer, der nicht klammert, die Welt und wahrschein-lich sogar Gott kennt und C. beim Sex so richtig festnagelt. Wären da bloß nicht all die anderen Frauen, die er auf seinen zahlreichen Reisen, in den zahlreichen Hotelbetten um-walzt und begockelt. Wahrscheinlich gehört das zum neuen Lebensab-schnitt der C. dazu – wäre ja lang-weilig, ein L(i)eben ohne Leiden! Danke C.! Rosa weiß jetzt endlich, was Frauen wirklich brauchen.
von RosaiT‘S roSa Time
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Drei außerordentlich partyerprobte Herren, die
aufgrund eines Studiums bzw. eines Praktikums
in Wien gelandet sind, hatten im Wintersemes-
ter 2008 die glorreiche Idee eines außerge-
wöhnlichen Studentenfestes, das im November
unter dem Titel „STPiennale“ im Bach in Ottak-
ring erstmals über die Bühne ging. „Wir wollten
ein Studentenfest von und für St. Pöltner mit
möglichst niedrigen Preisen und diversen DJ’s
aus der St. Pöltner Szene in Wien veranstalten.
Eine Art kleines Pendant zum Woodman (Anm.:
Veranstaltungsreihe, die sich hauptsächlich an
Waldviertler richtet)“, so Jasmin Kuric, einer der
Veranstalter. Das kleine St. Pölten Schaufens-
ter, das auch von den Wiener Freunden genutzt
wurde, schlug ein wie eine Bombe. „Man kann
wirklich sagen, dass es ein voller Erfolg war“.
Auch die zweite Auflage am 29. April war, wie
zu erwarten, bestens besucht. Local Heroes wie
beispielsweise Andi Fränzl, Marky Mushroom &
Co. legten auf. St. Pölten lässt grüßen! Mehr Infos
dazu findet man unter stp.rockt.at.
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Was aber hat es auf sich, wenn sich eine Band
schlichtweg „Einundzwanzig“ nennt? „Wir ha-
ben früher ‚Node’ geheißen und uns überlegt -
genau genommen sind wir wohl eher dazu ge-
zwungen worden - unseren Namen zu ändern,
da es schon eine gleichnamige italienische Me-
tal-Band gab“, erklärt Sänger Michael Mader.
„Einundzwanzig heißen wir nun seit 2006, da
uns die Einfachheit des Wortes, die Zahl selbst
so gut gefallen hat. Der Bandname ist halt ein-
fach zu merken.“ Eine wahre Beständigkeit, in
welcher Sprache die Songs geschrieben und
gesungen werden, scheint es ebenso wenig
zu geben, wie beim Bandnamen. „Jedenfalls
sind wir von den deutschen Versionen wieder
abgekommen und verfassen unsere Liedtexte
wieder in englischer Sprache. Deswegen sind
wir momentan auch am überlegen, ob wir den
Bandnamen nicht erneut wechseln sollten“,
so Michael. Im Sommer 2008 hörten die Fans
erstmals die in englischer Sprache gesungenen
Lieder bei den Live-Gigs. Danach folgte ein
Studiobesuch in Pottenbrunn, um die beiden
Songs „Tomorrow“ und „Lightened Shadows“
aufzunehmen.
Und warum machen die vier Jungs von ein-
undzwanzig eigentlich Musik? „Ich denke ich
spreche für uns alle, wenn ich sage, dass wir
Musik über alles lieben und dass es immer eine
Freude ist, das Publikum lachen zu sehen und
wieviel Spaß es hat“, so Sebastian Stoerchle.
Pop-Punk-Rock. Gegründet wurde die
St. Pöltner Band übrigens im Jahr 2004– von
Schlagzeuger Christoph Schindler (20) und den
Brüdern Maximilian (20, Gitarre) und Sebastian
Stoerchle (20, Bass). Sänger Michael Mader
(19) stieß nach unzähligen Castings zur Band
dazu. Ihre Musik ist eine Mischung aus Pop-
Punk und Rock. Sie konnten bereits beacht-
liche Erfolge bei diversen Wettbewerben, wie
dem Landswettbewerb „podium.jazz.pop.rock“
des Musikschulmanagement Niederösterreich,
verzeichnen. Nicht zuletzt aufgrund ihrer No-
minierung für den „Austrian Newcomer Award
2009“ gelten „Einundzwanzig“ als eine bemer-
kenswerte Hoffnung in der österreichischen
Punkmusikszene. Die Erwartungshaltung an
„Einundzwanzig“ ist aber keine ausschließlich
künstlerische, sondern auch eine wirtschaft-
liche: Wenn schon eine nominierte New Comer
Band, dann bitte mit Verkaufserfolg. Zumindest
wenn es nach vielen Label Managern geht. Das
Problem dabei: „Einundzwanzig“ denkt nicht
so. „Ich würde niemals bei einem Label unter-
schreiben, wo unsere Kreativität eingeschränkt
wird. “, meint Gitarrist Maximilian.
Derzeit schreiben die Jungs eifrig an den
Liedtexten für ihr Debütalbum. Bei den Zu-
kunftsvisionen bleiben die Jungs am Boden der
Realität und laut Sebastian Stoerchle „wäre es
auch ein Ziel wenn wir zuerst in Österreich be-
kannt werden. Auf den größten heimischen
Festivals zu spielen, wäre natürlich auch ein
Traum.“ Mit ein wenig Glück und der Unterstüt-
zung ihrer Fans werden „Einundzwanzig“ heuer
sogar als Lokalmatadoren auf der Open Stage
des FM4 Frequency Festivals spielen. Gevotet
werden kann dafür noch bis Ende Juni.
Bandportrait / in Kooperation mit newsboard.at
20 + 1 = Einundzwanzig
Getrost kann man behaupten, dass die Zahl 21 keineswegs unbedeutend ist. Wir leben im 21. Jahrhun-dert, und wir sind dem Kartenspiel 17+4 noch genauso verfallen wie die Menschen zu Großmutters Zeiten. Viele von uns lieben Creme 21, und auch musikalisch steht „Einundzwanzig“ seit ein paar Jahren hoch im Kurs. Von Claudia Degold, Foto Hermann Rauschmayr.
5200 Band 21.indd 2 03.06.2009 15:48:08
Auch dieses Jahr gibt es natürlich wieder eine
Warehouse-Stage am Hauptstadtfest.
Selecta Weasel & Capt. Dex feiern ihr 10-jähriges
DJ-Dasein und außerdem noch Capt. Dexs Birthday –
natürlich in der Reggae Hauptstadt!
Die anschließende Afterparty im Warehouse
(Beginn 23.30 Uhr) wird bunt gemischt mit nationalen
Topacts und auf mehreren Floors stattfinden!
Hauptstadtfest / afterparty:
Im Juni gibt sich das Warehouse noch einmal ganz besondere Mühe,
um Gelegenheiten zum Tanzen und Feiern zu bieten. Am Mittwoch,
den 10. Juni gibt’s wieder die beliebte Electronic Night und am
Donnerstag, den 11. Juni findet der schulautonome Förderunterricht
„How to Party“ statt. Tags darauf beehrt uns die Rock´n´Roll High-
school mit 2 Ska-Punk-Bands und der 13. Juni ist für Starkstroms
„VierMalVier“ in Spezialform reserviert. Am 20. Juni dreht auch
Latenztrend die letzte Runde vor der Sommerpause mit `Prop
Dylan`(SWE) feat. `iLL Tick P.O.E. (SWE), `DJ Funkydelic`(SUI) und eini-
gen mehr. Auch „The Shit Is Coming Home“ wird uns am 26. Juni
mit Barbecue und dem Knarzzz Soundsystem ordentlich einheizen!
w-House-sommer
Die Ferien- und Sommerzeit ist in Sicht und mit City of Bass wird dieses Mal auf 3 Floors groß gefeiert. `City Lock`(GER) sind schon bestätigt. Beste Stimmung –
garantiert!!
City of Bass – last4summer
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auf fünf Stages in- und outdoor
Tickets: VAZ St. Pölten (www.vaz.at), Raiffeisenbanken & Ticketcorner Vertriebsstellen (www.ticketbox.at), Ö-Ticket (www.oeticket.com), www.wien-ticket.at!
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FAITLESS ALLSTARS
JOACHIM GARRAUD
DJ HYPE
IAMX
RONI SIZEADAM FREELAND
SKAZI BAND
PAUL VAN DYKFELIX DA HOUSECAT
Selbstredend, dass beim Beatpatrol Festival FAITHLESS feat. Sister Bliss & Sudha mit von der Partie sind, ebenso wie PAUL VAN DYK, der dieser Tage sein Best Of Album herausgebracht hat, wo man eindrucksvoll nachvollziehen kann, warum er als weltbester DJ gehandelt wird!Auch ein anderer geistert derzeit mit seinem Album „Kingdom Of Welcome Addiction“ erfolgreich durch die Charts: IAMX ist aktuelle Nr. 2 in den FM4 Charts. Heiß herbeiersehnt wurde auch SANTIGOLD. Beim Beatpatrol wird sie erstmals in Österreich auf der Bühne stehen, ebenso wie SKAZI erstmals samt Band! PAUL KALKBRENNER, der aktuell
im Kultstreifen „Berlin Calling“ brilliert, wird in St. Pölten höchstselbst seine sensationellen Grooves vom Stapel lassen. Die ASIAN DUB FOUNDATION wiederum tourten schon mit den Beastie Boys, Radiohead oder Rage Against The Machine durch die Lande, am Beatpatrol Festival heizen sie höchstselbst mit Hits wie „Flyover“ ein. Auf ein Wiedersehen darf man sich mit KOSHEEN und den Stereo MC’s freuen. Und es gäbe noch so viele hervorzuheben, weil die Acts einfacht genial sind! Kurzum: Das Beatpatrol ist Pflicht, wobei das inoffizielle Festivalmotto heuer LÜTZENKIRCHEN vorgibt: Drei Tage wach! Be there!
Wie stellen FAITHLESS in ihrer gleichnamigen Hymne fest: „God Is A DJ“ Eben! Und deshalb bringen am 24./25. Juli über 100 Jünger auf fünf Stages in- und outdoor die Frohbotschaft des Beats unters Volk. Codewort: Beatpatrol Festival. Schauplatz: VAZ St. Pölten!
Bereits am 23. Juli Juli steigt die BEATPATROL PREPARTY mit dem wohl aktuell angesagtesten GOA-Act: INFECTED MUSHROOM! Erst unlängst wurden sie wieder unter die Top-10 DJs der Welt gelistet. Außerdem mit dabei: Der britische Drum`n`Bass-DJ und Produzent Ed Rush. Be prepared!
Crème de la Crème
God is a DJ
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Und einmal im Ferienlager... Wichtig bei der Ankunft ist es sofort sein Revier
zu markieren. Um sich deutlich von den anderen Besuchern abzuheben und
zu jeder Tages- & Nachtzeit selbst im Delirium seinen Zeltplatz wieder zu
finden, braucht man als allererstes eine eigene Zeltfahne, die man entweder
noch zuhause als Einstimmung oder direkt vor Ort mit seiner Gruppe (stärkt
das Zusammengehörigkeitsgefühl!) nach dem Motto „Wer bastelt mit“ krei-
ert. Hier gilt: Je origineller, desto besser! National-Fahnen sind out, kreative
Individual-Fahnen absolut im Trend!
AlternativeKühltruhe.Die Stimmung sollte man sich auf keinen
Fall durch warmes, bereits siedendes Bier zunichte machen. Daher emp-
fiehlt sich eine große Styropor-Box gefüllt mit Trockeneis, damit man immer
ein kühles Blondes parat hat und mit den süßen Damen und Herren von
nebenan nicht nur warmes gegen kaltes Bier austauschen kann.
Fett ade. Obwohl einem durch die ungeschriebene Festival-Regel
„Wer duscht, verliert“ das Anstellen vor den Duschen erspart bleibt, sieht
man einem fettiges Haar leider trotzdem an. Gepriesen sei die Erfindung des
Trockenshampoos, das Abhilfe schafft. Einfach ins Haar sprühen, auskäm-
men et... voilá! Aber Vorsicht – am besten bei Tageslicht durchführen, damit
man wirklich wieder alles ausbürstet und nicht mit ergrautem Haar auf Auf-
riss geht! Es sei denn man ist auf den Lovely Days unterwegs und möchte
ein bisschen reifer wirken!
Körperkult. Was banal klingt, kann durchaus hilfreich sein und vor
allem zum Amusement dienen. Eine Sonnencreme etwa hilft nicht nur dem
bösen Hautkrebs vorzubeugen, sondern eignet sich auch wunderbar zur
Verzierung herumliegender, betrunkener Festivalgäste. In Kombination mit
einem intensiven Sonnenbad kann sich dieser Effekt sehen lassen!
VerhütungmitGummi– und zwar vor dem Regen, denn trotz jah-
relanger Erfahrung schafft es der Großteil noch immer nicht, sich mit Gum-
mistiefel auszustatten. Die schauen nichts gleich? Von wegen. Auch wenn
es nur alte Fischerstiefel sind – ein Edding kann Wunder wirken. Entweder
man wird damit zum Gummistiefel-Picasso, oder – auch eine Option –sam-
melt damit einfach klassisch Unterschriften. Und nein, auch wenn’s nicht
regnet, sind die Dinger nicht umsonst! Hallo?! Schon mal was von Gummi-
stiefel-Weitschießen gehört?!
WillkommeninunseremReich.Natürlich darf das altbewährte
Partyzelt nicht fehlen - ein Must-Have, um Connections zu knüpfen oder zu
vertiefen. Zum Sitzen empfiehlt sich ein altes Sofa oder der klassische Cam-
pingsessel, jedoch in der festivaltauglichsten Ausführung mit zwei Bier-Hal-
terungen. Eine Seite fürs Bier, die andere für Tschick + Handy. Als Tisch dient
die alternative Kühltruhe. Um den ganzen Schnick-Schnack unter gerings-
tem Aufwand in kürzester Zeit vom Auto zum Zeltplatz zu transportieren, ist
eine Sackrodl unerlässlich. In diesem Sinne: Mögen die Spiele beginnen!
FESTIVAL
Ein Festival ist nicht nur ein musikalischer Event, sondern impliziert darüber hinaus ein ganz eigenes Lebensgefühl. Um als Camper für die Festivaltage perfekt gerüstet zu sein, gibt’s hier vorab
ein paar Anregungen, die über die Necessaires wie Zelt, Kleidung und Bier hinausgehen. VonAnne-SophieSettele
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Keiner hat in St. Pölten jemals so perfekte Pässe geschlagen wie Mario
Kempes beim VSE. Keiner hat die Kugel derart gestreichelt wie Lajos De-
tari beim FCN. Keiner hat das Spiel der Gegner dermaßen kompromisslos
zerstört wie Hans Peter Frühwirth. Es gab Haudegen wie Leopold Rotter,
Schlitzohre wie Ernst Ogris, Raketen wie Slobodan Brankovic und Sirs wie
Franz Zach. Aber es gab nur einen, der sowohl für den VSE, den FCN als
auch für den SKN kickte und das Theater um Flash
St. Pölten miterlebte: Thomas Nentwich.
Er war es auch, der nach der Flash-Posse um den
mysteriösen Investor aus den USA den Scher-
benhaufen aufräumen ließ. Der vermeintliche
Strohmann Benjamin Englisch hatte sich bekanntlich als Märchenonkel
entpuppt, die versprochenen 300 Millionen Schilling pro Saison für die
Champions League waren (s)ein Hirngespinst gewesen. Nentwich, Kapi-
tän des FCN, brachte folglich bei Gericht einen Konkursantrag gegen den
schon länger zahlungsunfähig dahin vegetierenden Verein ein und be-
reitete damit dem Spuk ein Ende. „Damals war es ein schwerer Schritt.
Heute weiß ich, es war notwendig. Wir hätten Jahre verloren, hätten nun
keinen gesunden Verein wie den SKN, und in St. Pölten – wenn überhaupt
- gar nur mehr Fußball auf Landesliga-Niveau.“
Ein Ehrenmann tritt ab. Dem SKN traut er es zu, irgendwann in die
Bundesliga zu kommen: „Wenn man zu der jungen
Truppe drei passende Routiniers findet, könnte es
sich ausgehen.“ Für den 33-Jährigen geht es sich
nicht mehr aus. „Ich wollte als Leistungsträger ab-
treten. Meine Regenerationsphasen sind schon im-
mer länger geworden, und ich bin auch ein wenig froh, dass der ständige
Stress der Doppelbelastung durch unseren Betrieb (Anm.: Baumschule,
Gartengestaltung, Floristik) vorbei ist. Jetzt kann ich mal beruflich nach
Holland oder Italien fliegen oder privat am Wochenende in Ruhe entspan-
nen.“
–58 –MFG
Mit „NeNti“ Geht der letzte echte VSeler
Als Bub ist er allein mit dem Bus aus Weissenkirchen zum St. Pöltner Bahnhof gefahren und dann zu Fuß zum Voith-Platz gepilgert. Die Bundesliga-Sendung hat er sich derweil aufgezeichnet, damit er sich die VSE-Spiele dann noch mehrmals anschauen hat können. Bis Thomas Nentwich es selbst (via SV Würmla und BNZ St. Pölten) zum VSE-Kicker brachte. Nun hat er seine Karriere – wie es sich für einen echten „Wolf“ gehört – in St. Pölten beendet. Von Thomas Schöpf.
„ich glaub, ich hab das Maximum
für mich rausgeholt.“ Thomas Nentwich
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Dass er in der Bundesliga-Zeit des VSE (bis 1994) noch zu jung war und
das geplante Stadion nur mehr als Zuschauer erleben wird, stört Nent-
wich nicht. „Ich glaube, ich habe das Maximum für mich herausgeholt. Ich
war nie der Talentierteste. Schon im Nachwuchs hat es weitaus Bessere
gegeben. Ich war nie in irgendeiner Auswahl, habe es aber durch Zwei-
kampf- und Einsatzbereitschaft bis in die Bundesliga gebracht.“
In Ried, für das er von 2000 bis 2005 kickte, trug er noch dazu als „Aus-
wärtiger“ eineinhalb Jahre lang die Kapitänsschleife. Wohl auch, weil er
den Innviertlern trotz des Abstiegs (2002/03) treu geblieben ist. „Noch
am selben Abend habe ich unseren Präsidenten gefragt, ob er zu seinem
Wort steht, dass ich gehen kann, obwohl in meinem Vertrag keine Aus-
stiegsklausel war. Er hat mir gesagt, dass sein Wort gilt. Dann habe ich
ihm gleich gesagt, dass ich bleibe und wir das gemeinsam reparieren.“
Tags darauf rief Trainer Werner Gregoritsch von Aufsteiger Mattersburg
an - und bekam von Nentwich eine Absage. Ein Mann der Ehre, der hält,
was er verspricht!
Memories. Den Wiederaufstieg mit Ried 2005 und den Regionalliga-
Meistertitel mit dem SKN St. Pölten 2008 bezeichnet Nentwich als seine
schönsten Erfolge. Ein deklariertes Lieblingsspiel hat er auch: Das ORF-
Live-Spiel Ried gegen Rapid (April 2001), als die Innviertler den Titelfavo-
riten daheim 2:0 bezwangen, er das erste Tor erzielte und Stürmer René
Wagner kalt stellte: „Der war der schmutzigste Gegenspieler, hat dir
während eines Spiels gleich mehrmals ins Gesicht gespuckt.“ Sportlich
am schwierigsten seien die Duelle gegen den trickreichen Ivica Vastic ge-
wesen. Als größte Förderer in den eigenen Reihen bezeichnet Nentwich
Leopold Rotter und Hans Peter Frühwirth: „Sie haben mich damals beim
VSE, obwohl ich ihre Position gespielt habe, als Jungen voll akzeptiert und
mir viel weiter geholfen.“ Am meisten als Mitspieler beeindruckt hat ihn
Lajos Detari, der 1996 bis 98 beim FCN kickte (und 1988 mit einer Ablö-
sesumme von umgerechnet 7,5 Mio. Euro, die Olympiakos an Frankfurt
zahlte, noch teuerster Spieler der Welt gewesen ist). „Wenn es irgend-
welche Probleme gegeben hat, hat er sich immer vor die Mannschaft
gestellt. Beim Training hat er so lange Vollgas gegeben bis er nicht mehr
konnte und dann sofort aufgehört.“ Trainer „Schani“ Skocik hat diese Ei-
genart des Ungarn, der per Ferrari von Budapest nach St. Pölten pendelte,
freilich weniger getaugt.
Trainerzukunft? Über viele seiner Trainer hat Nentwich im Zuge des
Gesprächs übrigens wenig gute Worte gefunden. Einigen bescheinigt er
Defizite in der Personalführung. Genau deswegen würde ihn selbst ein
Trainerjob durchaus reizen: „In unserem Betrieb haben wir 28 Leute, für
die ich seit einigen Jahren mitverantwortlich bin. Das ist eine Ausbildung
in Menschenführung. Ich habe viele Trainer gehabt, die es nicht zusam-
men gebracht haben, den Spielern ihre ehrliche Meinung ins Gesicht zu
sagen.“
Dafür hat eine Spieler-Legende, Willi Kreuz, als erster Trainer auf ihn ge-
setzt und Nentwich 1995 in einem ganz besonderen Pflichtspiel debütie-
ren lassen: Im Cup-Achtelfinale des VSE St. Pölten gegen Austria Salzburg,
das drei Tage zuvor mit Kickern wie Jurcevic, Pfeifenberger, Feiersinger
und Keeper Otto Konrad ins Europacup-Finale eingezogen war. Nach dem
Abschlusstraining holte Kreuz den 19-Jährigen in der Landessportschule
zu sich auf ein Sofa. Nentwich erinnert sich noch genau an dessen Worte.
„Tommy, setzt dich her! Morgen montierst den Hermann Stadler ab. Setzt
dich näher zu mir, vielleicht springt a bisserl was von mein G’fühl zu dir
rüber“, sagte Kreuz. Stadler hat dann beim 2:0-Sieg einmal getroffen und
ein „Kreuzsches Goldpratzerl“ hat Nentwich auch nicht wirklich bekom-
men; aber mit seiner Geradlinigkeit und Zielstrebigkeit einiges erreicht
und auch bewegt.
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Auf das Debutalbum „I AM CERE-ALS“ der gleichnamigen Gruppe
haben wir ja bereits letzte Ausgabe
hingewiesen (siehe auch S. 62 dieser
Ausgabe). Tatsächlich hat das Ouevre,
wie man so schön sagt, eingeschla-
gen. Karl Fluch etwa jubelt im Standard „Von Beck über Shawn Lee bis
zu Friendly Fires reicht da der Referenzrahmen. [...] Dazu frickelt die
Elektronik, es flirren die Gitarren, das Schlagzeug spielt Disco und aus
den Keyboards brummt und groovt es.“ Beim Beatpatrol-Festival kann
man die Jungs live erleben. www.iamcereals.com
Seit Jahren ist St. Pölten und die nä-
here Umgebung ein fruchtbarer Nähr-
boden für einen breitgefächerten
Musikmix. Nicht nur die Quantität der
erscheinenden Alben und Demos ist
beachtlich, sondern vor allem die Qua-
lität dieser Tonträger! Aktuell wären
diesbezüglich zum Beispiel die „Altspatzen“ von House Of Riddim
zu nennen, die mit ihrer neuen CD „Für Alle“ am Start sind. Die House
Of Riddim Band rund um Sam Gilly gilt seit Jahren als die wichtigste
Reggae-Band der österreichischen Kulturlandschaft und hat mit einigen
der renommiertesten Artists des Genres zusammengearbeitet. Nicht
nur als Backingband auf der Bühne, u.a. beim gleichnamigen Festival
oder auch beim Chiemseefestival, sondern auch im Studio unterstützte
House Of Riddim bereits Leute wie Gentleman, Marlene Johnson, Uwe
Banton, Nosliw und andere. Dies ist auf dem neuen Album nicht anders,
finden sich darauf doch Größen wie D-Flame, Ganjaman, Texta, Benjie
oder Mono & Nikitaman. Mit „Für Alle“ will die Band jedoch nicht nur
„ihre Vibes“ verbreiten, sondern darauf ist „das gesamte Themenspekt-
rum der deutschen Reggaekultur von Politik über Tanzkultur bis hin zum
Aufruf zum Individualismus vertreten“, so Sam! Na denn: Reinhören un-
ter www.houseofriddim.com!
Auch die bis weit über die Grenzen
hinweg bekannte Fantasy Folk Band
Ballycotton meldet sich nach zwei
Jahren Pause mit einem neuen Mach-
werk zurück. Auf „Jenseits vom Ende
der Zeit“ finden sich ausschließlich
Instrumentalstücke, die sich zwischen
Folk und Gypsy Musik bewegen. Auf den 13 Tracks, mit so wohlklin-
genden Titeln wie „Metamorphose“, „Nebelstreif“, „Begegnung im Ho-
rizont“ oder „Traumtänzer“, hört man, wie qualitativ hochwertige Musik
klingen muss! www.ballycotton.at
laut iN StPÄußerst produktiv (und erfolg-reich) zeigen sich aktuell St. Pöltens Musikschaffende. So haben gleich drei Formationen dieser Tage neue Tonträger auf den Markt gebracht.Von Michael Reibnagel
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Der Wille überquert Berge. Der Traisental-Radweg erstreckt sich auf insgesamt 111 Kilometer von Traismauer über Lilienfeld nach Hohenberg über das Gscheid und endet schließlich in Mariazell. Seit 2007 ist die gesamte Strecke durchgehend befahrbar und hat sich mitt-lerweile zu einem der attraktivsten Radwege in Niederösterreich ent-wickelt. Entlang der Strecke bezaubern und verändern sich die Most-viertler Landschaften. Von mild bis wild, von sanften Hüglen südlich der Donau bis hinauf in die imposante Bergwelt der Mosviertler Alpen. Die Route bietet verschiedene Möglichkeiten, sie zu bestreiten. Für die Hartgesottenen empfiehlt sich die komplette Tour von Traismauer bis zur Basilika Mariazell. Hierbei hat man auf zwei Drittel der Gesamt-strecke einen stetigen leichten Anstieg, der sich an manchen Stellen zu einer starken Steigung entwickelt. Die gemütlichere Variante: Man fährt mit dem Zug nach Mariazell und von dort aus mit dem Rad wieder zurück. Somit führt die Route von alpinem Gelände über das Alpen-vorland mit der Landeshauptstadt bis zum Weinbaugebiet des unteren Traisentals und mündet direkt an der Donau in den international be-kannten Donauradweg. Gerade zum Kennenlernen der Route empfiehlt sich diese Version, da es in diese Richtung meistens leicht bergab geht. Eine Herausforderung ist es aber allemal. Diesen Weg hat auch der Stu-dent und begeisterte Biker Manuel Zehetner gewählt, der diese Reise zum Anlass nahm, einmal Mariazell zu sehen, seine Grenzen kennen zu lernen und die ein oder andere kleine Sünde auf der Strecke zu lassen.
Der Weg ist das Ziel. Auf die Minute genau kommt die Mariazel-
lerbahn am Alpenbahnhof St. Pölten an. Noch schnell das Bike verstaut und ab geht´s! Man kann der Bahn nostalgischen Charme und Tra-ditionsbewusstsein nachsagen, aber eines nicht – Schnelligkeit. Zwei-einhalb Stunden für etwas mehr als 80 Kilometer und den plötzlichen Totalausfall des Zuges im Nirgendwo muss man in Kauf nehmen. Aber auch das hat seinen Charme! Außerdem hat man genug Zeit, die wun-derschöne Landschaft auf sich wirken zu lassen, ausgenommen man befindet sich in einem der zahlreichen Tunnel, die besonders auf Kin-der eine schaurig-spannende Wirkung haben.In Mariazell angekommen schnallt sich Manuel noch schnell den Puls-messer um den Bauch und synchronisiert seinen Tacho mit integriertem Höhenmesser mit den Angaben des Schildes am Bahnhof. Ausgangs-situation: 850 m Seehöhe. Erste Anlaufstelle ist natürlich die Basilika. Nach etwa 10 Minuten hat man diese erreicht. Prunkvoll steht sie da und gibt einem Zuversicht für die kommende Reise. Jetzt noch schnell ein paar Fotos für´s Album und weiter geht´s. Unser nächstes Ziel ist die „Wuchtelwirtin“ beim Hubertussee in der Walstern. Serpentinen bergab zu fahren macht mit dem Fahrrad doppelt so viel Spaß, das merkt auch Mani, der seinem Gefühl mit einem lauten „Yeah!“ bei vollem Speed Ausdruck verleiht. Irgendwann geht es dann links Richtung Walstern. Wir halten immer Ausschau nach den grünen Radschildern, die uns ohne Umwege nach Hause leiten sollen. Immer einen kleinen Fluss ent-lang radelt man gemütlich in einer atemberaubenden Landschaft, ge-prägt von kleinen Wasserfällen, sattgrünen Wiesen, kleinen Kapellen, Denkmälern und natürlich Seen. Der Hubertussee besticht vor allem
–60 –MFG
Keine GnaDe für Die WaDe – aBer für Die Seele!Wer sich auf eine spirituelle Reise der besonderen Art begeben möchte, sollte sich ernsthaft überlegen, mit dem Rad eine Pilgerreise zu ma-chen. Die Motive dafür kön-nen die verschiedensten sein. Eine bestandene Prüfung, ein neuer Lebensabschnitt, Selbstfindung oder aber auch religiöse Aspekte verleiten immer mehr Leute dazu, sich auf das Rad zu schmeißen und gen Mariazell zu treten. Der positive Nebeneffekt: Man trainiert dabei den ganzen Körper und es ist Bal-sam für die Seele.
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durch die Ruhe, die man dort findet. Hier machen wir eine kurze Pause und saugen die Landschaft schweigend in uns auf. Da sich mittlerweile auch der Hunger bemerkbar macht und durch lautes Magenknurren die Ruhe stört, schwingen wir uns wieder auf den Sattel und statten der berühmten „Wuchtelwirtin“ einen Besuch ab. Manuel bestellt sich pas-senderweise einen „Radler“ und ein Gemüseschnitzel. Nachdem wir köstlichst gespeist haben, machen wir noch ein Foto mit der Schwester der Wirtin und starten die nächste Etappe – das Gscheid.
rauf und davon! Hier gilt es, auf einer Strecke von etwa 20 Ki-lometern knapp 200 Höhenmeter gut zu machen, es geht also ständig bergauf. Auf dieser Strecke hat man genug Zeit, um über Gott und die Welt nachzudenken. Alle Probleme, die man hat, kann man auf dem Berg lassen und verliert dadurch ein großes Stück Ballast. Ein Blick auf den Tacho und Manuel weiß, wie viel noch fehlt. Als am Waldrand noch Schnee auftaucht, fühlen wir, dass es nicht mehr weit sein kann und dann erreichen wir endlich den höchsten Punkt der gesamten Route auf 1.000 m Seehöhe. Die darauf folgende Abfahrt ist an Action nicht zu überbieten. Nur für die „wilden Hunde“ empfiehlt es sich, diese auf der Straße und nicht am Radweg zu machen, da man selbst mit einem Mountainbike die 70 km/h-Grenze überschreitet. Für die anderen gilt „Vorsicht am Radweg“, denn obwohl man sie nicht sieht und nicht hört, sind sie da – die Fußgänger und Wanderer. Frei nach dem Motto „wer später bremst ist länger schnell“ gelangt man im Nu nach St. Aegyd am Neuwalde. Vorher kann man aber noch einen Abstecher zum Kamel-
theater in Kernhof machen, das vor allem für Familien empfehlenswert ist. Im gleichen Ort verspricht das Gasthaus Gnedt urige Wirtshauskul-tur. Hier gibt es die besten kulinarischen Schmankerln der Region und ein attraktives und umfangreiches Freizeitangebot für Groß und Klein.
lieber mit dem fahrrad ins Gasthaus, als mit dem Mercedes in die arbeit. Weiter geht´s über Hohenberg und Freiland nach Lilienfeld, wo das Stift ein absolutes „Must See“ und immer einen Besuch wert ist. Danach radeln wir weiter nach Traisen und schließlich nach „Wümschburg“, das ebenfalls mit einer Reihe von Sehenswürdigkeiten auftrumpft. Im Geschirrmuseum kann man sich beispielsweise seltene Stücke aus dem 18. Jahrhundert sowie die ver-schiedenen Designs und Produktionsverfahren vom „Lilien-Porzellan“ zu Gemüte führen. Hier im Ort machen wir einen weiteren Halt um unseren leicht schmerzenden Hintern eine Pause zu gönnen. Bei der „Monschi“ am Minigolfplatz trifft sich die radelnde Gesellschaft öfters und hier rennt der Schmäh! „Heim geht es immer schneller. Es geht bergab, du hast Rückenwind und der Drang nach Hause zu kommen ist auch sehr groß“, meint zum Beispiel Klausi, einer der Gäste. Wer allerdings Rückenwind hat, ist in der Regel zu langsam unterwegs und so beenden wir nach einem weiteren Radler und vielen Kommentaren später unseren Besuch und machen uns wieder auf den Weg gen St. Pölten. Bei der „Seedose“ am Viehofner See wollen wir uns noch ein-mal für die letzte Etappe stärken. An dieser Stelle endet aber unsere Pilgerfahrt, da uns das Wetter einen satten Strich durch die Rechnung macht. Nach vier Stunden und 15 Minuten Fahrtzeit und getretenen 80 Kilometern sind wir der Meinung, zumindest ein paar Sünden abgebüßt zu haben. Beim nächsten Mal, so sind wir uns einig, werden wir den ge-samten Traisental-Radweg in die andere Richtung in Angriff nehmen!
–61 –MFG
Karten- und Informationsmaterial:
„Die schönsten Ausflüge rund ums Traisental“Die kostenlose Erlebniskarte informiert über den Streckenverlauf, Stationen und 17 gekennzeichnete radfreundliche Gastgeber.
„St. Pöltener Radschläge“Auf 34 Seiten findet man 820 km Radroutenvorschläge (inklusive de-tailliertem Kartenmaterial) in und um St. Pölten.
Reservierungen für Radtransport, Prospekte und Beratung unter:
Mostviertel Tourismus, Adalbert Stifter-Straße 4, 3250 Wieselburg, T +43 / (0) 7416 / 521 91, F 530 87 / info@traisentalradweg.at, www.traisentalradweg.at
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KRITIKEN
Zum Hören
H. Fahrngruber, W. HintermeierZum Lesen
Markus WaldbauerZum spieLen
Manshee, Cigdem DoganZum scHauen
Manshee, mikeSnare, Knolli, DJ Annettehalbestunde, Rob.STP, Gitsche (von links nach rechts)
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Die Zutaten bei I Am Cereals sind wie ein ballaststoffreiches
Frühstück: Inhaltsstoffe wie Singer-Songwri-ter Ben Martin, Gerald Huber (Bauchklang), Marcus Hufnagl (Capella Incognita), um nur einige zu nennen. Das Sextett, aus dem St. Pöltner Umfeld, jongliert mit fast allen Musik-Genres um den perfekten Popsong zu kreieren. Ein Feel-Good-Album, welches ich in den Sommermonaten jedem ans Herz legen möchte!
Wenn sich Weltmusik-Sam-ples in elektronische Musik
einschleichen, so ist die Gefahr groß, dass aus dem Schmelz- ein Schmalztiegel wird - nachzuhören auf Cafe del Mar 342 usw. Klar, ganz unschuldig kommt auch diese Londoner Nabelschau nicht davon. Dennoch versehen hier die atmosphärischen Samples [aus dem reichen Nährboden des indischen Subkonti-nents] dem solidem Drum‘n‘Bass & Dubstep Unterbau eine durchaus interessante Note.
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Das mittlerweile achte reguläre Studioalbum der 3-köpfigen
Punkkultband hat ein Hauptthema: Zeitkritik pur. Musikalisch minimalistisch aber niemals banal, wechseln einander kraftvolle Punk-songs mit Balladen ab, wobei vor allem Billie Joe Armstrong´s Songwriting hervorzuheben ist. Auf dem Silberling befinden sich außer-dem sage und schreibe 18 Tracks. Nicht um-sonst stehen Green Day wieder dort, wo sie hingehören – nämlich an der Spitze!
Green day21ST Cen TuRy BReAKDoWn
Chris Corner schafft auf seinem dritten Album einen Wandel
vom früheren IAMX-Material, das vor allem mit rhythmischen Dance-Beats und hartem Elektropop überzeugte, zur wärmeren, emo-tionaleren Seite. Das Album reicht von der wunderbaren Ballade „My Secret Friend“ mit Imogen Heap über marzistische Klänge in „Kingdom Of Welcome Addiction“ bis zu den urwüchsigen Dancefloor-Rhythmen von „Na-ture Of Inviting“.
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Nach dem eher mäßigen letz-ten Album knüpfen die Herren
nun an ihre Wurzeln an. „Travel the Galaxy“ ist kompromissloser, reduzierter und puristi-scher und erinnert stark an „Wormhole“, das Album, das ihnen 1999 Kultstatus verschafft hat. Drum&Bass wird allgemein wieder mini-maler bzw. breakbeatlastiger, die Zeiten des überladenen Pendulum-Sounds sind vorbei - Ed Rush & Optical, einmal mehr, wieder die Speerspitze!
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„Sex on fire“ hörte ich… und war heiß auf den Sommer.
„Use somebody“… hörte ich und war be-reit, diesen Sommer glühend zu zelebrie-ren. Dann kaufte ich das ganze Album der drei Brüder (und einem Cousin) und war latent ernüchtert ob des eintönigen Tenors des gesamten Albums. Trotzdem: stimmige Platte für laue, scharfe Sommernächte am Lagerfeuer…17 again…
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Ziele gegen Widerstände durchzusetzen, dazu braucht es Macht, sei es versteckte, auch unbewusste Machtaus-übung oder offen geäußerter Machtanspruch. Macht haf-tet ein schändlicher Geruch
an. Aber ständig Dinge gegen die eigene Überzeugung tun zu müssen, weil es andere eben gut finden, ist doch auch unerfreulich. Sich daraus befreien, wie geht das?
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Ein geheimnisvoller Frem-der reist nach Spanien. Er hat dort einen Auftrag zu erledigen. Alles deu-tet darauf hin, dass sich sein Vorhaben nicht ganz im Rahmen des Gesetzes
bewegt. Auf verschiedenen Stationen seiner Odyssee übermitteln ihm mysteriöse Ge-stalten rätselhafte Botschaften. Ist ihnen zu trauen?
Jordans Leben könnte so schön sein. Doch ihre Chefin stiehlt ihre Ideen, ihr Verlob-ter nützt sie schamlos aus und bei jedem Wetter muss sie mit dem Fahrrad zur Ar-beit. Doch als sie dabei von
einem Auto angefahren wird, kommt ihr eine geniale Idee: Sie gibt vor, an Amnesie zu leiden. Jordan streift ihr altes Leben ab, behauptet sich selbstbewusst und kann endlich so sein, wie sie immer wollte. Doch das Schicksal lässt sich nicht austricksen!
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„Die Siedler von Catan“ ist eines der erfolgreichsten Brettspiele und nun auch auf Nintendos Handheld „DS“ erhältlich. Das Hantieren mit Rohstoffen und der Tausch-handel gehören hier, wie
auch im Original, zu den Hauptaufgaben und bieten einen langfristigen Spielspaß, der aber durch ein kompliziertes Tauschsystem und mangelnde Übersicht im Game getrübt wird.
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Die mittlerweile schon le-gendäre Tennis-Spiel-Serie „Virtua Tennis“ versucht auch 2009 mit einem neuen Release aufzutrumpfen. Lei-der bietet das Game neben der überarbeiteten Grafik
und neuen Akustik nicht viel Neues. Gerade im Karriere-Modus wäre noch sehr viel Ver-besserungspotenzial gewesen, das man lei-der nicht umgesetzt hat. Allerdings ist es im Zwei- oder Multiplayer-Modus immer wieder ein Heidenspaß.
virTua Tennis 2009 SeGA
Wir schreiben das Jahr 2018. John Conner führt den Widerstand der Men-schen gegen die Armee von Terminators an. Doch dann taucht ein Mann na-mens Marcus Wright auf.
Der glaubt ein Mensch zu sein, besteht aber aus viel Eisen. Zusammen mit ihm macht sich Conner auf den Weg ins Innere der Organisa-tion von Skynet, wo sie grausame Geheim-nisse zur Vernichtung der gesamten Mensch-heit aufdecken. Ab 5. Juni im Kino!
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VERANSTALTUNGEN
24. Oldtimer und Teilemarkt Der Oldtimer und Teilemarkt, der heuer nun schon zum 24. mal in St. Pölten stattfindet, hat sich mit über 20.000 Besuchern und ca. 600 Anbietern aus ganz Europa zu einer der größten Veranstaltungen die-ser Art in Österreich entwickelt. Angebot: Autos, Motorräder, Nutzfahr-zeuge, Fahrräder, Teile, Zubehör, Automobilia, Literatur, Bekleidung, etc. aus allen Epochen. Vielleicht ist das eine oder andere Schnäppchen zu machen. Und das alles bei freiem Eintritt!
14./15. august 2009
NXP VERANSTALTUNGSBETRIEBS GMBH, 02742/71400, www.NXP.AT
VAZ ST. PÖLTEN, KELSENGASSE 9, 3100 ST. PÖLTEN, www.VAZ.AT
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STANDGEBÜHR: HALLE AB EURo 45,- füR cA. 10m2 (EXKL. 20% MwST)
FREIGEläNDE AB EURo 25,- füR cA. 25m2 (INKL. 20% MwST)
14.-15. AuGuST 2009
VAZ ST. PÖlTEN
www.vaz.atHiGHLiGHT
Shakespeares blutigstes Drama gilt als verflucht, ist finster und erbarmungslos, manchmal er-
schreckend und komisch oder beides zugleich. PERPETUUM verwandelt dafür St. Pöltens Passage in Schottland und spielt das schottische Stück „Macbeth“ ebendort. Bis 27. 06, (Fr. und Sa. jew. um 20:00 Uhr). Passage: Ein-gang Wienerstraße.
Die Ausstellung „Stadt im besten Alter - 850 Jahre Stadt St. Pölten“ im Stadtmuseum nähert sich in
vielen Facetten, mitunter auch mit etwas Augenzwinkern, der Ge-schichte St. Pöltens, wobei auch ein kurzer visionärer Ausblick in un-sere Zukunft gewagt wird. Neben bekannten „Local Heroes“ werden auch unbekannte St. Pöltner Pio-niere in Erinnerung gerufen!
seit 30. 04. im besten al ter
GH KollaussTeLLunG
ab 12. 06. verfluc Ht
passa GeTHeaTer
In diesem Jahr wird erstmals das Barockfestival St. Pölten mit einem speziellen Ange-bot für die Jüngs-
ten erweitert. Baroque for Kids präsentiert am 16. Juni in der ehe-maligen Synagoge ein Märchen mit Musik. Das Feenkind (der klingende Schatz) von Julia Auer, erzählt von Nina Blum. Diese Aufführung ist geeignet für Kinder ab 4 Jahren. Be-ginn 14:30 Uhr!
16. 06. baroque for Kids
eHem. syna GoGeFesTivaL
Ein lauschiges Sommerfest im gemütlichen In-nenhof des Café Egon: Mit dabei AKM, die sich
mit unterschiedlichsten Musikrich-tungen beschäftigen. Man darf sich auf Jazzstandards, Bossa Nova, La-tin, Swing, Blues, aber auch „Klassi-ker“ der Rockmusik freuen. Beginn des Festes ist um 18 Uhr. Und das ganze bei freiem Eintritt! Was will man da noch mehr?
10. 06. Gartenfest
eGonkOnZerTst adtmuseum
Das Fest der Be-gegnung findet am 19. 06. im Cinema Paradiso statt, am 20. 06. auf dem Rathaus-
platz. Programmpunkte sind unter anderem: Film „Ein Augenblick Freiheit“, Präsentation des Buches „Requiem for Pescho“, Konzerte, DJ Night, Kulinarisches aus aller Welt, Workshops und vieles mehr. Nähere Infos auf www.festderbegegnung.at.tf
19./20. 06. Grenzen-los feiern
GH KollFesT
Der 1. Juli steht in der Seedose ganz unter dem Motto „Musik aus dem Trichter“: „Mein kleiner grüner
Kaktus“, „Veronika, der Lenz ist da“, Bubikopf, Charleston, Börsen-krach prägen diese Zeitepoche, die Comedian Harmonists, Zarah Leander, Marlene Dietrich, fei-erten Welterfolge. Beginn: 19:30 Uhr. Tischreservierungen unter 0650 / 475 10 89, Eintritt frei!
01. 07. sc Hella cKabend
seedosemusikr H-pla tz/cinema p aradiso
Am 18. Juli gas-tieren zahlreiche B l u e s g r ö ß e n beim „Summer Bluesfestival“ in St. Pölten. Das
line up liest sich wie das „Who is Who“ der deutschsprachigen Bluesszene: Mika Stokkinen Band, Mojo Blues Band, Heli Deinboek & Band u.a. Die Mischung aus Line-Up und einzigartigem Ambiente des Ratzersdorfer Sees versprechen ei-nen unvergesslichen Abend!
18. 07. bluesfestiv al
r atzersdorfer seeFesTivaL
Beatpatrol Pre-Party auf zwei Floors: Wer kann wohl besser auf das zweitägige Beatpatrol-Festi-
val einstimmen als die Goa-Größen „Infected Mushroom“ und neben ihnen der britische Drum`n`Bass-DJ und Produzent „Ed Rush“? Wohl kaum jemand! Ermäßigung gibt es mit Beatpatrol Zwei-Tages-Pass und weitere Infos unter: www.beatpat-rol.at - The Beat Goes On!
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Beste Qualität, beste Lagen: Die Wohnungsgenossenschaft St. Pölten schafft in ganz Niederösterreich zukunftswei-sende Wohnprojekte.
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