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Nachhaltige Fischerei ist möglichAuch in Europa?
Rainer FroeseHelmholtz Zentrum für Ozeanforschung
GEOMARTravemünde, 19.4.2012
1
Übersicht
• Einstimmung• Drei Begriffe• Legaler Hintergrund• Wie geht es den Fischen?• Ist Wiederaufbau möglich?• Wie steht es um die Reform?• Schlussfolgerungen
2
Früher waren die Fische gross..
.. und zahlreich
Entwicklung derFischerei
1376 Grundschleppnetz
Ab 1880 – Dampfmaschinen ersetzen Segel
Moderne Fischerei: riesige Netze in jeder Tiefe
Die Atlantic Dawn (jetzt Annelies Ilena) ist der modernste und größte Schleppnetzfänger der Welt. Sie ist 144 m lang mit 14,000 PS, 63 Besatzungsmitglieder, im Einsatz vor West-Afrika. Sie fängt auf einer Reise so viel wie 7000 traditionelle afrikanische Fischer im ganzen Jahr.
Grundschleppnetz in Aktion
Zerstörung am Meeresboden
Photos: Dr. K. Sainsbury, CSIRO
vorher
nachher
Die Spuren der Scheerbretter
courtesy F. Grassle
Garnelenfischerei vom Weltraum aus gesehen
QuickBird satellite on 20 February 2003, off the coast of Jiangsu province near the mouth of the Yangtze River
In China
In den USA
Photo courtesy of Dr. Kyle van Houten (Duke University)
(t/km2)
Bestandsgröße von Speisefischen im Jahr 1900 Christensen et al. 2003
und im Jahr 2000…. Christensen et al. 2003
Fang pro 100 Haken1952 - 1980
Blauer MarlinSchwertfisch
Blauflossen Thun
Goldmakrele
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283
Ray Beverton und Sidney Holt 1957Die Väter der modernen Fischereiwissenschaft
Drei Begriffe• Biomasse (B) ist das Gewicht der Fische im
Meer
• MSY ist der Maximum Sustainable Yield, der höchste nachhaltige Fang, den ein Fischbestand dauerhaft liefern kann
• Bmsy ist die Biomasse, die ein Fischbestand
haben muss, damit er den MSY-Dauerertrag liefern kann
Biomasse RichtwerteDorsch, östliche Ostsee
Froese & Proelß Fish & Fisheries 2010
Froese & Proelß Fish & Fisheries 2010
Fang RichtwerteDorsch, östliche Ostsee
Zusammenhang von Fischereiaufwand und Fang
0
2000
4000
6000
8000
0 20 40 60 80 100
Fishing Effort (hours)
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MSY
Kosten der Fischerei€
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Hier sind Europa’sFischbestände
Fischereiaufwand
Fang
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Legaler Hintergrund• Das UN-Seerechtsübereinkommen, in Kraft seit 1994,
schreibt vor, dass Länder in ihrer AWZ Fischbestände so aufbauen und erhalten müssen, dass diese den maximalen Dauerertrag (MSY) liefern können.
• Das Vorsorgeprinzip ist ein Grundprinzip aller Rechtssysteme, auch des EU-Vertrags. Danach soll bei Entscheidungen, die mit Unsicherheit verbunden sind, die weniger gefährliche Variante gewählt werden. Dies gilt ausdrücklich auch für die Bewirtschaftung von natürlichen Resourcen.
• Bisher wurden Seerechtsübereinkommen und Vorsorgeprinzip nur von Neuseeland, Australien und den USA in Fischereimanagement umgesetzt (mit gutem Erfolg).
50
Zustand der europäischen undglobalen Fischbestände
51
Wie funktioniert europäisches Fischereimanagement (bis 2009)?
• Die Wissenschaftler schlagen maximale Fangmengen vor, die den Zusammenbruch des Bestands gerade verhindern
• Die Europäische Kommission schlägt unter Druck der Fischerei-Lobby höhere Mengen vor
• Die Landwirtschaftsminister der 27 Mitgliedsländer beschließen nochmals höhere Mengen (im Durschschnitt + 48%)
• Die Fischer überschreiten diese Mengen nochmals um bis zu 40% durch Rückwurf
Zustand der europäischen Fischbestände
53Landings from ICES 2010, MSY from Froese and Proelß 2010
Mittlere Bestandsgröße von 50 europäischen Beständen. Der Pfeil deutet auf das in Johannesburg (2002) vereinbarte Ziel, die Bestände bis zum Jahr 2015 wieder aufzubauen.
Froese and Proelß Fish & Fisheries 2010
Biomassen europäischer Bestände
Zustand aller europäischer Fischbestände
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Neue Bestände
Zusammengebrochen
Entwickelnd
Voll befischt
Noch nicht genutzt
Überfischt
Zusammengebrochen
Globaler Fang und Fischereiaufwand
56Pauly & Froese 2012
Zustand der globalen Fischbestände
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Neue Bestände
Zusammengebrochen
Noch nicht genutzt
Entwickelnd
Voll befischt
Überfischt
Zusammengebrochen
Etwa ein Drittel des Weltfangs wird zu Fischmehl und Fischöl
Was kümmern uns globale Fischereien?
• 42% des Welthandels in Fischprodukten wird von Europa importiert
• Europäische Flotten fischen in allen Weltmeeren • Eine richtige Fischereireform in Europa würde,
zusammen mit NZ, AUS und USA, weltweite Maßstäbe setzen
• Eine verfehlte Fischereireform würde die Fortsetzung der globalen Überfischung bedeuten
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Und wie geht es den deutschen Fischen?
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Kabeljau Nordsee(Daten 2009: Elternbestand hat nur etwa 1.4% der natürlichen Größe)
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Eltern Jungfische
Wissenschaftliche Empfehlung: kein Fang
Vom Ministerat erlaubter Fang: Hälfte der Eltern
Tatsächlicher Fang: Hälfte des Bestandes
Davon angelandet: ein Drittel des Fangs
Konsequenzen des Ministerrats für 2010?
Der erlaubte Fang für 2010 wurde um 17% erhöht
Ist der Wiederaufbau möglich?
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Die Fische müssen wachsen undsich fortpflanzen
63
Verpasste Erholung Nordsee Kabeljau
64 1
Tatsächlicher Elternbestand
Möglicher Elternbestand
Drei Jahre Schließung
Froese & Quaas, in prep.
Verpasste Gewinne
65Froese & Quaas, in prep.
Mögliche Gewinne
Tatsächliche Gewinne
Und wie steht es um die Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik?
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Die guten Nachrichten
Die Kommission (Frau Damanaki) hat einen ambitionierten Reformvorschlag vorgelegt:•Das internationale MSY-Konzept soll die bisherige GFP-Überfischung ablösen•Rückwürfe sollen abgeschafft werden•Regionale Verantwortlichkeiten sollen gestärkt werden•Einige Subventionen sollen verringert werden
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Die schlechten NachrichtenDer Widerstand der Landwirtschaftsminister, auch aus Deutschland, ist erheblich•Der Quotenhandel wird abgelehnt•Das MSY-Konzept soll verwässert werden•Subventionen sollen erhalten bleiben•Das Mikro-Management der Minster soll erhalten bleibenMehr Vorschriften sind wahrscheinlich
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Und warum geht es nicht besser?
• Die europäischen Fischereiverbände vertreten nicht die mittelfristigen Gewinninteressen der Fischer
• Die europäischen Landwirtschaftsminister fühlen sich den Verbänden verpflichtet und verhindern eine echte Reform
• Die Kommission kann sich nicht gegen den Ministerrat durchsetzen
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Bringt Zertifizierung etwas?
• Nur etwa die Hälfte der MSC-zertifizierten Bestände war in Ordnung
• Ein Drittel war deutlich zu klein und deutlich zu hart befischt
• Trotzdem ist der Anteil gesunder Bestände höher bei den zertifizierten Meeresfrüchten
70Froese & Proelss, Marine Policy, 2012
Zusammenfassung I
• Man kann Fische ernten, ohne zu säen• Für einen hohen Dauertrag darf man nicht
mehr als etwa 20% der Fische fangen• Tatsächlich werden 50% (Kabeljau 2010) und
mehr entnommen• Dabei wird der Meeresboden bis zu 20 mal
pro Jahr gepflügt• Die Produktivität des Systems nimmt ab und
Bestände brechen zusammen71
Zusammenfassung II• Europäische Fischbestände sind schlecht
gemanagte Vermögenswerte• Der Fang für Fischmehl verschwendet Protein• Bei richtigem Managment könnten sich die Fänge
erhöhen und die Gewinne der Fischer vervielfachen
• Eine halbherzige Umsetzung der GFP-Reform schädigt die guten Beispiele von NZ, AUS, USA
• Zertifizierung muss verlässlicher werden
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Fragen?
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Rainer FroeseGEOMAR
rfroese@geomar.de
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