Pionierarbeiter für den Dancehall - Münchner Merkur€¦ · FOTO:PRIVAT...

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Mittwoch, 16. Juni 2010 | Nr. 135 7LokalesJUGENDSEITE.

REDAKTION

„die jugendseite.“...erscheint in WeilheimerTagblatt, Penzberger Mer-kur und in den SchongauerNachrichten.Kontakt:Münchener Straße 182362 WeilheimTelefon: 0881/189-41Fax: 0881/189-18E-Mail: jugendseite.wm-tagblatt@merkur-online.dewww.merkur-online.de/

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DER PLAN

MITTWOCH, 16.6.PenzbergKino: „Das Herz von Je-nin“ (mit dem DeutschenFilmpreis ausgezeichneteDoku, letzter Tag). KinoP,18 & 20.30 h.

DONNERSTAG, 17.6.HabachSession. Village, 21 h.

MünchenKonzert: Grandpa Herb,Punchers Plant und Gar-krass. Rote Sonne, 21 h.

WeilheimKino: „Keep Surfing“ (Do-ku über die Eisbachsurferin München). Starlight,täglich außer Mo., 20.15 h.

FREITAG, 18.6.HabachParty: Byron & Band (Co-ver-Rock). Village, 21 h.

MünchenParty: Wareika (live), AcidPauli, Hometrainer. RoteSonne, ab 23 h.

MurnauParty: Diamonds Club,u.a. mit DJ Black Pearl(Hip Hop, R&B). Karma-Lounge, 22 h.Konzert: Sylvia Kirchherr(Weltmusik), Westtorhal-le, 20.30 h.

ObersöcheringParty im Festzelt, 20.30 h.

RaistingKonzert: Junoto (Pop, ausDießen) & Seppelfricke(Avantgarde, aus Rais-ting). NBO-Café, 20 h.

UnterhausenStadlfest des Burschenver-eins (ausgeschildert), 20 h.

SAMSTAG, 19.6.BernriedJohanni-Feuer: die JM lädtein (ausgeschildert), 18 h.

DießenKonzert: Ragamatic (Sitar& Electro). Mambar imMaurerhansl, 21 h.

HabachKonzert: Achgraben-Ka-meraden (bayer. Zither-Blues-Rock). Village, 21 h.

HuglfingSession. Waldstr. 4, 21 h.

MünchenParty: Amré Ibrahim legtDrum’n’Bass, Funk’n’La-tin und Electronica auf.Visuals: Kaundown. Ato-mic Café, 22 h.

RaistingKonzert: Martin SeeligerBig Band (Soul, Jazz) imNBO-Café, 20 h.Lucky-Lake-Festival (sie-he links). Baggersee, 20 h.

SchongauLagerhaus-Party, mit DJMarc Aurel, 21 h.

WeilheimParty: House, aufgelegtvon DJ Novio. Färber-Lounge, 22 h.Konzert: 4 To The Bar(Jazz, Bossa & Samba). PitTwo, ab 21 h.

Glücklich am Raistinger See Vergangenes Jahr erreichte das Lucky-La-ke-Festival einen vorläufigen Besucherre-

kord von 1400 Musikfans, die auf Einladung des Burschenvereins zum Raistinger Bagger-see gekommen waren. Blickt man aufs Line-Up, könnte man dieses Jahr, gutes Wetter vo-rausgesetzt, von noch mehr ausgehen: Wally Warning, Reggae-Star aus Aruba und Som-merhit-Komponist („No Monkey“), spielt um 21 Uhr, danach rock’n’rollt die Root Boot-leg Band (22.30 Uhr) und um 24 Uhr countryrocken die Oache Brothers bis zum Schluss.Einlass ist ab 16 Jahren, der Eintritt beträgt fünf Euro (Info: www.lucky-lake.de).

DER OPEN-AIR-KALENDER (3) ................................................................................................................. DIE POPKULTUR ....................................................................................................................................................

DIE MUSIKTom Gaebel:Music To Watch Girls ByBekannt wurde der deutscheMultiinstrumentalist, Sängerund Entertainer vor allemdurch seine Stimme, die vielemit der des Ur-CroonersFrank Sinatra vergleichen.Und auf seinen ersten Albenorientierte sich Gaebel beiseiner Songauswahl auchstark an der Musik Sinatras.Diesen leichten, eingängigenund sehr klassisch geprägtenGute-Laune-Jazz lässt Gaebelauf seinem neuen Album aberleider stark vermissen: achtPopklassiker, die größtenteilsaus den 60er Jahren stammen,und fünf Eigenkompositio-nen erwarten den Zuhörer.Doch bis auf wenige Ausnah-men ist die Songauswahl eherradiotauglich und nichts fürruhige Stunden im Kamin-zimmer. „Music To WatchGirls By“ ist aber keineschlechte Scheibe. Sie ist nuranders – und für echte Gae-bel-Liebhaber möglicherwei-se ein wenig gewöhnungsbe-dürftig. Felix Buchner

Telemedia / tom-gaebel.com

DER FILMRobin HoodDer Bogenschütze RobinLongstride (Russell Crowe)dient im Heer von RichardLöwenherz, der bei der Rück-kehr vom Kreuzzug stirbt. SirLoxley soll die Krone Ri-chards nach England zurück-bringen, wird aber überfallen.Als Robin verspricht, dass erdas Schwert des sterbendenLoxley dessen Vater über-bringen wird, empfiehlt ihmdieser, sich als sein Sohn aus-zugeben – Robin von Loxley,alias Robin Hood, ist gebo-ren. Als solcher stellt er sichgegen den neuen Herrscher inEngland, verteidigt gleichzei-tig aber seine Heimat gegeneinen französischen Angriff.Regisseur Ridley Scott zäumteine altbekannte Geschichtevöllig neu auf und macht ausdem Retter der Enterbten ei-nen mittelalterlichen Revolu-tionär, der sich für die Men-schenrechte einsetzt. Zu ei-nem unterhaltsamen Abendreicht es, zu einem Meister-werk à la Gladiator jedochnicht. Roland Halmel

FSK 12 / robin-hood-film.deRobin Hood, Tom Gaebel. FKN

DER TIPP ....................................

Das Cover des bpb-Timers. FKN

Zeit für einenneuen Timer

Das alte Schuljahr ist nochnicht mal rum – wieso schonan das neue denken? Weil dieBundeszentrale für politischeBildung jetzt den neuen „Ti-mer“ im Angebot hat, eingünstiges Hausaufgabenheft.Sammelbestellungen lohnen,der Preis lässt sich bis auf 75Cent drücken. Info: bpb.de.

Englisch sprechen. Doch mitder Hilfe von Bruno habe ichschnell Spanisch gelernt undfand mich in meiner Schule,einer Privatschule mit rund300 Schülern, gut zurecht.Meine Mitschüler habenmich bereits zum traditionel-len Asado-Grillen eingeladenund zum Mate-Trinken. Dasist das Nationalgetränk, demTee ähnlich – aber viel bitte-rer. GABRIEL VIDAL

Der Brief aus...ist eine Rubrik, in der Leser von ih-ren Erfahrungen im Ausland be-richten. Ab sofort schreibt GabrielVidal aus Weilheim über seinenSchüleraustausch in Uruguay.

schen sind angestellte Land-arbeiter und das Durch-schnittseinkommen ist ge-ring. Mein Gastvater AlvaroMarquez-Botti ist Sekretärdes örtlichen Bischofs undmeine Gastmutter Silvia be-treut das örtliche Büro einesstaatlichen Verlages. Zusätz-lich betreibt sie eine kleineLandwirtschaft. Außerdemhabe ich zwei Gastbrüder: Fe-lipe (19), der in Montevideostudiert, und Bruno (14).

Anfangs fiel es mir schwer,mich zu integrieren, da ichkein Spanisch gesprochen ha-be und die meisten Menschensehr schlecht oder gar kein

Melo/Uruguay – Als ich michfür ein Auslandsjahr in Uru-guay entschieden habe, wur-de ich von vielen schief ange-schaut. Das Land ist nicht ge-rade das klassische Land füreinen Schüleraustausch undbesitzt in unseren Breitengra-den einen eher geringen Be-kanntheitsgrad hat. Doch inden letzten neun Monatenhabe ich meine Entscheidungnicht bereut.

Ich lebe im Nord-OstenUruguays, in der Stadt Melomit rund 50 000 Einwohnern.Die Region lebt hauptsäch-lich von Rinderzucht undReisanbau. Die meisten Men-

Zufrieden im etwas anderen AustauschlandDER BRIEF AUS URUGAY (1) ........................................................................................................................................................................................................................................................

Südamerikanische Sonne genießt Gabriel Vidal, hier am Riode la Plata sitzend. FOTO: PRIVAT

unerhebliche: Sie hat ein gro-ßes Problem mit Homopho-bie (einer sozialen, gegen Les-ben und Schwule gerichteteFeindseligkeit). „Auf Jamaikaist Homosexualität gesetzlichverboten“, erklärt Botsch. Esgebe sogar Wahlsongs mit ho-mophoben Inhalten. Und dadiese einschlägigen Lieder(zum Beispiel „Chi Chi Man“der jamaikanischen BandT.O.K.) oft gespielt werden,haftet der Szene ein Beige-schmack an, gegen den sich„Blazin Tiger“ mit Händenund Füßen wehren. Aus die-sem Grund war das Kollektivbereits bei der Jugendwelle„Zündfunk“ zu Gast. „Beiuns steht Toleranz gegenüberallen Menschen sehr weitoben“, sagt Botsch. Und umsich von diesem negativenTeil der Szene zu distanzie-ren, haben die Musiker dieKampagne „Stop Murder Mu-sic“ ins Leben gerufen. „In ei-nigen dieser Lieder wird pro-pagiert, Schwule zu töten,und das können wir nicht ak-zeptieren“, sagt Botsch mitNachdruck. Wenn „Blazin’Tiger“ Künstler einladen, ver-pflichten sie sie per Vertragdazu, keine homophobenTexte zu spielen.

Für die Kampagne und sei-ne Musik opfert Botsch einengroßen Teil seiner Freizeit.„Wir spielen nach wie vorüberall, denn wir wollen denMenschen den Sound näherbringen.“ Und so kommt es,dass „Blazin’ Tiger“ sowohl inDeutschland, Holland, Öster-reich und der Schweiz spielen– aber eben auch im Huglfin-ger Trachtenheim.

Mehr Informationzu „Blazin’ Tiger“ und „Stop Mur-der Music“: www.blazin-tiger.de

Form eines „Clash“: JedesSoundsystem legt so genann-te Dubplates auf. „Das ist eineArt Lobgesang auf deinSoundsystem“, erklärtBotsch. Dafür werden Sängeraus Jamaika engagiert, die aufder Karibikinsel in ein Studiogehen und das Dubplate pro-duzieren – je prominenter derSänger, desto besser. Das Pu-blikum bestimmt den Sieger.

Doch so amüsant und far-benfroh sich das Leben in derClub-Reggae- und Dancehall-Szene auch anhört, es gibtauch Probleme – sogar nicht

sie zwar Unterstützung voneinigen Jungs vom Ammersee,dem „24/7-Sound“. Doch dasPublikum war skeptisch:„Egal, wo wir angefangen ha-ben, mussten wir Pionierar-beit leisten, weil die Musiknicht so bekannt war.“

Er selbst schloss sich dem„Blazin’ Tiger“-Soundsysteman, dessen Mitglieder er imMünchner „Backstage“ ken-nengelernt hatte. Seitdem gibter regelmäßig Konzerte undmisst sich schon mal vor aus-verkaufter Halle mit anderenKollektiven. Dies geschieht in

Mit der Musik an sich hat-ten sie sich schon zuvor be-schäftigt, „aber im Landkreisgab es keine Szene und wirwollten die Musik unter dieMenschen bringen“, soBotsch. Ihren ersten Auftritthatten sie schließlich 2006 imHuglfinger Trachtenheimbeim jährlichen „Fiesta de In-vierno“ des SC Huglfing.

Nachdem Staudenmayrund Botsch nach Weilheimgezogen waren, veranstalte-ten sie ihre ersten Parties.Und es war nicht einfach: Beiden ersten Abenden hatten

Und zwischendurch erntetder DJ für ein gelungenes SetApplaus und Gejohle.

Angefangen hat der musi-kalische Weg von Botsch, derim normalen Leben angehen-der Heilerziehungspfleger ist,vor sechs Jahren im heimi-schen Keller in Huglfing.Dort gründeten er und Phi-lipp Staudenmayr das Sound-system „Higher MountainSound“. „Wir haben uns un-sere erste Single und unserenersten Plattenspieler gekauftund uns alles selber beige-bracht“, erzählt Botsch.

Pionierarbeit – so könnteman das bisherige musi-kalische Leben von Chris-tian Botsch treffend be-schreiben. Der 23-jährigeWeilheimer lebt in einerund für eine musikalischeSubkultur, die außerhalbvon Großstädten bisherkaum bekannt war: Reg-gae und Dancehall.

VON FELIX BUCHNER

Auftritte in Nürnberg, Mün-chen und Augsburg: Mankönnte vermuten, dass manes in Person von ChristianBotsch mit einer Genre-Grö-ße zu tun hat. Besagter wie-gelt jedoch ab: Mit „Rock-startum“ will er nichts zu tunhaben. Botsch, in Huglfingaufgewachsen, steht mit ei-nem so genannten Soundsy-tem auf der Bühne und legtPlatten auf: „Das ist ein biss-chen wie Mannschaftssport.Es ist nicht die Leistung deseinzelnen, die zählt.“

Soundsystems sind Grup-pen mit mehreren DJs und ei-nem „MC“ – eine Art Rapper,der in Patois, dem auf Jamai-ka gesprochenen Englisch-Kreolisch-Mix, singt. Und aufdiesen Parties feiert die Meutezu Musikstilen wie Reggae,Dancehall, Ska, Rocksteadyund Soca. „Es muss einfachgut tanzbar sein“, bringt esBotsch auf den Punkt. Klassi-scher Reggae kommt dabeiaber kaum aus den Boxen. Infliegendem Wechsel legen dieDJs die Platten auf, kaum einStück wird bis zum letztenTakt gespielt. Das Publikumtanzt ausgelassen, angefeuert,fast aufgestachelt, vom MC.

Pionierarbeiter für den DancehallSOUNDSYSTEM-DJ CHRISTIAN BOTSCH AUS WEILHEIM ...................................................................................................................................................................................................................................................

Zwischen Trachtenheim und internationalen Festivals im Einsatz: Christian Botsch (23) aus Weilheim. FOTO: FELIX BUCHNER

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