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Projekt 1:
Veranstaltungsreihe Interkulturelle Kompetenz und
Interkulturelle Öffnung im Hochtaunuskreis
Projekt 2:
Interkulturelle Arbeit mit Dementen – Labor zur
Weiterentwicklung von Praxisansätzen
3
Inhaltsverzeichnis
Einleitung ....................................................................................................................... 5
Projekt 1: Veranstaltungsreihe „Interkulturelle Kompetenz und Interkulturelle Öffnung
im Hochtaunuskreis ....................................................................................................... 7
Einladung zur Veranstaltungsreihe .................................................................................................. 8
Vorankündigungen zur Veranstaltungsreihe ................................................................................. 10
Pressemitteilung zur Veranstaltungsreihe ..................................................................................... 14
Presseankündigungen „Bildung und Aufstieg – trotz Kopftuch?“ ................................................. 16
Eröffnungsveranstaltung „Bildung und Aufstieg – trotz Kopftuch?“ ........................................... 19
Presseankündigungen “Kein Bock auf Integration” ....................................................................... 25
Vortrag und Diskussion „Kein Bock auf Integration?“ ................................................................... 29
Bildung interkulturell: Mache ich es richtig? Eine Handreichung für Menschen die Gruppen
leiten............................................................................................................................................... 35
Projekt 2 Neue Wege in der Pflege............................................................................... 59
Einladung zur Veranstaltung .......................................................................................................... 60
Fachtagung Menschen mit Demenz .............................................................................................. 62
Vortrag und Labor „Ernährung von Menschen mit Demenz“ ...................................................... 63
Vortrag und Labor „Bewegung erlegen – Bewegung erfahren“ .................................................. 73
Vortrag und Labor „Körperpflege, Waschen, Kleiden“ ................................................................. 79
Fotos der Veranstaltung ................................................................................................................. 83
Nachklang der Impulsvorträge ....................................................................................................... 90
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5
Einleitung
Dank der vom Hessischen Kultusministerium zur Verfügung gestellten Sondermittel im Förderbe-
reich 2 „Entwicklung von Kooperationen / Aufbau von Supportstrukturen mit HESSENCAMPUS“
konnte das Bildungswerk der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) im Lande Hessen e.V.
auch in 2011 zwei Projekte erfolgreich mit insgesamt ca. 220 Teilnehmer/innen durchführen:
v Veranstaltungsreihe „Internationale Kompetenz und Interkulturelle Öffnung“ im Hochtau-
nuskreis in Kooperation mit der vhs Hochtaunus, der vhs Bad Homburg und dem Sportkreis
Hochtaunus
v „Interkulturelle Arbeit mit Dementen – Labor zur Weiterentwicklung von Praxisansätzen“ in
Kassel mit dem Mitgliedsunternehmen Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) Kassel und
dem Kulturzentrum Schlachthof als Kooperationspartner.
Der Umgang mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen stellt die Gesellschaft vor große Her-
ausforderung. Bildung nimmt bei der Bewältigung der daraus entstehenden Aufgaben eine zentrale
Funktion ein. Beiden Projekten ging es darum, einen interkulturellen Bildungsansatz zu praktizie-
ren, der darauf beruht, gegenseitiges Verständnis zu wecken, voneinander zu lernen, Gemeinsam-
keiten zu entdecken und Neues zu entwickeln. Zentrales inhaltliches Ziel der Projekte war, Fortbil-
dungskonzeptionen und -methoden für Lehrkräfte zu entwickeln, die einen solchen Bildungsansatz
zur Grundlage haben und direkt in die Arbeit der jeweiligen Kooperationspartner/innen einfließen
können.
Bei der Durchführung der Projekte konnte die nunmehr seit einigen Jahren bestehende sehr kon-
struktive Zusammenarbeit mit den Kooperationspartner/innen fortgesetzt werden und hat so den
Weg für die Realisierung einer nachhaltigen Vertiefung durch Akteure vor Ort bereitet. Aufgrund
der guten Kooperationserfahrungen und zur besseren Nutzung vorhandener Ressourcen haben sich
die Kooperationspartner/innen verständigt, künftig noch stärker zusammenzuarbeiten. Darüber
hinaus wurden im Rahmen der Projektdurchführung neue Kontakte geknüpft, durch die ein weite-
rer Ausbau des Netzwerkes im HESSENCAMPUS HOCHTAUNUS und HESSENCAMPUS Kassel unter-
stützt wird.
In dieser Dokumentation haben wir die Ergebnisse der Veranstaltungen, die Pressemitteilungen
und -reaktionen sowie einige Fotos zusammengefasst.
Kassel/Frankfurt, im April 2012
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Projekt 1: Veranstaltungsreihe „Interkulturelle Kompetenz und Interkulturelle Öffnung im Hochtaunuskreis
23.09.2011 bis 20.10.2011
in Bad Homburg und Oberursel
mit den Veranstaltungen
Eröffnungsveranstaltung „Bildung und Aufstieg – trotz Kopftuch?
23.09.2011 in Bad Homburg
Kein Bock auf Integration?
Was wir über die Integration muslimischer Jugendlicher wirklich
wissen
06.10.2011 in Oberursel
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Einladung zur Veranstaltungsreihe
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Vorankündigungen zur Veranstaltungsreihe
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Bundesweite Veranstaltung Sept. 2011
Informationen zur bundesweiten Veranstaltung im September 2011 sowie zu lokalen Eröff-
nungen finden Sie untermehr
Tag des Flüchtlings
Der Tag des Flüchtlings findet jeweils am Freitag im Rahmen der IKW statt.mehr
Motto und Termine
"Zusammenhalten - Zukunft gewinnen": das Motto der Interkulturellen Woche 2011mehr
Downloads zur Programmerstellung und für Ihre Homepage
Auf den folgenden Seiten haben wir für Ihre Öffentlichkeitsarbeit das Logo und das "Puzzle" der Interkulturellen Woche sowie ein dynamisches Webbanner zum Herunterladen für den Print- bzw. Internetbereich zur Verfügung gestellt. Sie sind Webmaster einer Webseite oder betreiben einen
Blog? Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie das Banner auf Ihrer Homepage einbauen. Damit
können Sie Ihr Engagement in der Interkulturellen Woche auffällig und dynamisch sichtbar ma-
chen sowie auf die bundesweite Initiative verweisen.
Sehr gerne können Sie auch mit einem Link von Ihrer Homepage aus auf die unsrige Website
verweisen. Wenn Sie uns dann noch Ihr Programm (und Ihren Link) zu Ihrer lokalen Interkultu-rellen Woche mailen (info@interkulturellewoche.de), dann stärken wir uns gegenseitig in der
Öffentlichkeitsarbeit.
Die diesjährigen sieben Postkartenmotive stehen für Sie ebenfalls als Druckvorlagen zum Down-
load bereit.
Wir freuen uns, wenn Sie unsere Vorlagen für die Erstellung Ihrer Programme und Flyer verwen-den. Die früheren Materialien sowie Publikationen können Sie im Archivbereich einsehen und herunterladen.
http://www.ekd.de/interkulturellewoche/599.html
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Pressemitteilung zur Veranstaltungsreihe
Lake Akgün eröffnet mit „Aufstand der Kopftuchmädchen“ die 2. Interkultu-
relle Woche Hochtaunus in Bad Homburg
ver.di Bildungswerk Hessen kooperiert auch 2011 mit HESSENCAMPUS Hoch-
taunus
„Aufstand der Kopftuchmädchen“ heißt das aktuelle Buch der Autorin Lale AkgünA und es ist ein
deutliches Plädoyer für einen aufgeklärten Islam und die gleichberechtigte Teilhabe junger musli-
mischer Frauen am gesellschaftlichen Leben und dem Aufstieg durch Bildung. Die diesjährige Eröff-
nungsveranstaltung der 2. Interkulturellen Woche Hochtaunus (IKW) findet am 23. September in
den Räumen der vhs Bad Homburg statt, die erneut Kooperationspartner des ver.di Bildungswerks
Hessen ist. „Wir sind gespannt auf Lale Akgün, die es mit ihren Büchern versteht, den Alltag von
Menschen mit Migrationshintergrund amüsant und anschaulich zu schildern und freuen uns, dass
Lale Akgün in Bad Homburg die IKW eröffnet“ sagte Simone Farys-Paulus, Leiterin der vhs Bad
Homburg bei der Vorstellung des Programms.
Kriminologe Professor Dr. Christian Pfeiffer in Oberursel
Integration findet in unserer Gesellschaft häufig statt. Für sehr viele Einheimische und Zugewan-
derte ist das zusammen leben, zusammen arbeiten und zusammen Sport treiben Alltag. Dennoch
existiert auch eine andere Seite - die der Jugendlichen der zweiten und dritten Generation, über-
wiegend männlich, die wenig deutsche Freunde haben, sich aggressiver gebärden und häufiger
diskriminiert werden – dies oft gepaart mit einer schlechteren Schulbildung. Woran liegt es, dass
manche Zugewanderte und Einheimische scheinbar „wenig Bock auf Integration“ haben, insbeson-
dere dann, wenn es zu Reibungen und Konflikten kommt?
Carsten Koehnen, Sprecher des Hessencampus Hochtaunus und Leiter der vhs Hochtaunus, freut
sich auf Vortrag und Diskussion mit dem renommierten Kriminologen, Professor Dr. Christian Pfeif-
fer. Er wird am 6. Oktober in der Grundschule Mitte in Oberursel auf Basis der Ergebnisse seiner
Arbeiten ein wissenschaftlich fundiertes Bild über die Lage muslimischer Jugendlicher zeichnen und
erfolgversprechende Strategien präsentieren.
"Sport interkulturell: Mache ich es richtig?"
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Sport integriert – und die diesjährige Weltmeisterschaft im Frauenfußball war ein gutes Beispiel,
dass Frauen unterschiedlicher Herkunft gemeinsam erfolgreich sein können. Doch wenn die
Scheinwerfer aus sind und der prestigeträchtige Wettbewerb vom Alltag abgelöst wird, taucht häu-
fig die Frage auf, wie die praktische Arbeit mit heterogenen Gruppen gestaltet werden kann. Davon
können die ehrenamtlich Engagierten ein Lied singen, wie die Kooperationspartner Norbert Möller
und Renzo Sechi vom Sportkreis Hochtaunus e.V. und Klaus Beckerling vom Sportring Bad Homburg
bestätigen. „Wir kooperieren gerne, weil wir wissen, dass der Sport qualifizierte Aktive braucht, die
mit heterogenen Gruppen gut arbeiten können.“
Im Programm „Integration durch Sport (IdS)“ der Sportjugend Hessen bündeln sich reichhaltige
Erfahrungen in Theorie und Praxis. An diesem Tagesseminar geht es um Erfahrungen, Erwartun-
gen, Erlebnisse in heterogenen Gruppen und die Erweiterung der Handlungskompetenz. Tipps und
Tricks aus dem Bereich Sport und Bewegung runden die Fortbildung ab, die von Volker Rehm (IdS)
durchgeführt wird. Das Tagesseminar am 29. Oktober richtet sich an alle Menschen, die Gruppen
leiten.
Zum Hintergrund der IKW Hochtaunus
Die Interkulturellen Wochen werden seit vielen Jahren im Herbst jeden Jahres bundesweit durch-
geführt. Um den Wiedererkennungswert zu steigern, soll das Motto aus dem Jahre 2010 auch die
nächsten Jahre gelten: Also heißt es auch in diesem Jahr „Zusammenhalten – Zukunft gewinnen".
Der Hochtaunuskreis gehört zu den wenigen Flächenkreisen in der Bundesrepublik, in denen aktiv
eine solche Veranstaltungsreihe stattfindet, in 2011 bereits zum zweiten Mal. Doris Batke, Projekt-
leiterin des ver.di Bildungswerks Hessen, orientiert sich am Konzept, Fragen der Integration und
der Interkulturellen Kompetenz im Zusammenhang mit sozialen Fragen zu diskutieren, und nicht
durch ethnische Zuschreibungen und Ressentiments zu reagieren.
Die Veranstaltungen der „2. Interkulturellen Woche 2011“ im Hochtaunuskreis finden im Rahmen
des Projekts „Interkulturelle Kompetenz“ statt, das aus Mitteln des HESSENCAMPUS finanziert wird
und vom Bildungswerk der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Hessen durchgeführt
wird. Kooperationspartner des ver.di Bildungswerks im HESSENCAMPUS Hochtaunus sind die vhs
Hochtaunus und die vhs Bad Homburg. Weitere Partner sind der Sportkreis Hochtaunus e.V., der
Sportring Bad Homburg e.V. und das Projekt „Integration durch Sport“ der hessischen Sportjugend.
Weitere Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie auf der Homepage des ver.di Bildungs-
werks Hessen: www.verdi-bw-hessen.de und auf den Seiten der Kooperationspartner: www.vhs-
badhomburg.de; www.vhs-hochtaunus.de und www.sportkreis-hochtaunus.de.
Allgemeine Informationen zur IKW gibt es unter www.interkulturellewoche.de
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Presseankündigungen „Bildung und Aufstieg – trotz Kopftuch?“
Frankfurter Neue Presse
Bildung und Aufstieg trotz Kopftuch
Bad Homburg. Mit einer Lesung der türkischstämmigen Autorin Lale Akgün beginnt am
kommenden Freitag die 2. Interkulturelle Woche, die von den Volkshochschulen Bad Hom-
burg und Hochtaunus sowie dem ver.di-Bildungswerk Hessen organisiert wird. Von 19 Uhr
an spricht sie in der Elisabethenstraße 4-8 über Perspektiven türkischer Frauen in Deutsch-
land. "Bildung und Aufstieg – trotz Kopftuch?", fragt Akgün und versteht dies zugleich als
einen Appell für einen "aufgeklärten Islam", der die westlichen Werte der Aufklärung aner-
kennt. An diesem Abend wird sie unter anderem aus ihrem vielbeachteten Buch "Aufstand
der Kopftuchmädchen" lesen. Lale Akgün kam als 9-Jährige nach Deutschland. Sie studierte
Medizin und Psychologie und war maßgeblich am Aufbau des Landeszentrums für Zuwan-
derung in Nordrhein-Westfalen beteiligt. Von 2002 bis 2009 war sie SPD-
Bundestagsabgeordnete. Um eine Anmeldung unter Telefon (0 61 72) 2 30 06 wird gebe-
ten. Die Teilnahme ist kostenlos.red
Artikel vom . 06.10.2011
http://www.fnp.de/fnp/region/lokales/vordertaunus/bildung-und-aufstieg-trotz-kopftuch_rmn01.c.9224093.de.html
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Eröffnungsveranstaltung
„Bildung und Aufstieg – trotz Kopftuch?“
Lesung und Diskussion mit Lale Akgün
am 23.09.2011
in der vhs Bad Homburg
Moderartion: Walter Lochmann, Projekt HESSENCAMPUS
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Politisches Buch: Aufstand der Kopftuchmädchen
Es ist ein bisschen ruhiger geworden in der Integrationsdebatte. Gelöst ist die Frage
aber noch lange nicht, wie Zuwanderung gelingen kann, was alle Seiten dazu beitra-
gen müssen, was sie erwarten dürfen. Ein Aufreger in der Diskussion 2010 war der
Begriff "Kopftuchmädchen" - von Thilo Sarrazin als Synonym benutzt für Integrati-
onsunwilligkeit.
Einen anderen Blick darauf hat die SPD-Politikerin Lale Akgün. In ihrem Buch "Auf-
stand der Kopftuchmädchen" beschreibt sie, was sie in der islamischen Gemeinde
dazu beobachtet hat. Und zieht ihre Schlüsse daraus für die Integrationsdebatte und
das Selbstverständnis junger Musliminnen.
Vorgestellt von Kathrin Erdmann
Das Buch „Aufstand der Kopftuchmäd-
chen“ ist im Piper Verlag erschienen
Schon wieder ein Buch über den Islam, das Kopftuch
und Muslime. Das mag mancher beim Anblick von
"Aufstand der Kopftuchmädchen" denken. Das Cover
zeigt eine Frau ohne und eine Frau mit Kopftuch. Letz-
tere werde sich noch von ihrem Stück Stoff befreien, ist
Autorin Lale Akgün sicher: "Sie sind ja die Unterdrück-
ten, aber sie werden aufstehen und sich das nicht län-
ger gefallen lassen, dass Männer über sie bestimmen."
Die Musliminnen sind aus Sicht der SPD-Politikerin
schon längst auf diesem Weg dorthin.
"Sie lernen in den Schulen mehr als nur Mathematik und Deutsch, sie lernen auch, dass
die Welt da draußen keine unsittliche Hölle ist (...) und riechen den süßen Duft des Erfol-
ges." (Buch-Zitat)
Kopfbedeckung keine religiöse Pflicht
Außerdem, so belegt die Autorin anhand von Koranstellen, sei die Kopfbedeckung keine
religiöse Pflicht. Dass gerade konservative Muslime daran jedoch festhalten, liegt aus Sicht
der 57-Jährigen an einer rückwärtsgewandten Interpretation: "Der Islam muss reformiert
werden, denn der Islam kann so, wie er im Moment auftritt, weder für die Integration von
Nutzen sein, noch kann der Islam, so wie er jetzt in dem Moment ist, in Europa oder über-
haupt auftritt, sich mit der aufgeklärten Welt in Verbindung setzen."
Dazu gehört zuallererst, die Frauen als gleichberechtigt anzuerkennen und auch so zu be-
handeln, sagt die SPD-Politikerin. Gerade muslimische Männer würden mit zweierlei Maß
messen. Diese Doppelmoral gehört aus Sicht von Akgün abgeschafft: "Die gucken sich
gerne Frauen an, die im kleinen dünnen Kleidchen durch die Stadt laufen, aber das darf
nicht ihre eigene Frau sein, das darf nicht ihre Schwester sein, nicht ihre Mutter sein. Diese
Moral müssen wir aufknacken."
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Akgün schreibt von "falscher Toleranz"
Für kontraproduktiv hält sie dabei Tagungen wie die Islamkonferenz, an der zahlreiche
konservative Muslime teilnehmen. Man mache sie und ihre Haltung so gesellschaftsfähig,
schreibt Akgün. Sie hält das für eine falsche Toleranz.
"Die Verbände, die sich zum Sprecher der Muslime erklären, versuchen ihre Community zu
isolieren und Parallelgesellschaften zu schaffen. Würde heute Nacht die Integrationsfee
Deutschland küssen und ab morgen wären alle Integrationsprobleme des Landes gelöst,
würden die Moscheevereine doch den Zulauf der Leute verlieren, die heute zum größten
Teil ihre Klientel darstellen." (Buch-Zitat)
Die deutsche Mehrheitsgesellschaft sollte sich aus Akgüns Sicht davon verabschieden,
eine Religion integrieren zu wollen. Integrieren könne man nur Individuen.
Forderung nach einer anderen Lesart
Sehr klar in der Sprache und gut verständlich schildert Lale Akgün auf knapp 300 Seiten,
wo die Religion vor allem von Männern zum Vorwand für den Erhalt ihrer Macht benutzt
wird. Sie schildert dabei Absurdes, wie zum Beispiel, dass in Saudi-Arabien Frauen zwar
als Pilotin arbeiten, aber nicht Auto fahren dürfen. Forderungen und Thesen belegt Akgün
mit Aussagen muslimischer Geistlicher. Das macht sie glaubwürdig.
Ja, das Buch ist schon wieder eines über den Islam, Kopftuch und Muslime. Aber im Un-
terschied zu vielen anderen Autoren verteufelt die Autorin die Religion nicht, sie fordert nur
eine andere Lesart. Das ist nachvollziehbar, angenehm und insgesamt ein gelungener Bei-
trag zur Integrationsdebatte.
Aufstand der Kopftuchmädchen Lale Akgün
http://www.ndr.de/kultur/literatur/buchtipps/kopftuchmaedchen101.html
Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse:
Politisches Buch: Aufstand der Kopftuchmädchen | NDR.de - Kultur - Literatur - Buc... Page
2 of 2
http://www.ndr.de/kultur/literatur/buchtipps/kopftuchmaedchen101.html 07.03.2011
Das Buch "Aufstand der Kopftuchmädchen" ist im
Piper Verlag erschienen.
Politisches Buch: Aufstand der Kopftuchmädchen | NDR.de - Kultur - Literatur - Buc... Page
1 of 2
http://www.ndr.de/kultur/literatur/buchtipps/kopftuchmaedchen101.html 07.03.2011 Typ: Buch Bestellnummer: 978-3492053815
Verlag: Piper Verlag Preis: 16,95 €
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Taunus-Zeitung
Starkes Plädoyer für einen modernen Islam
Lale Akgün pflegt eine klare Sprache, sie redet nicht um den heißen Brei herum. Das
bringt ihr Freunde, aber auch Gegnerschaft. Auch bei der Lesung aus ihrem Buch
"Aufstand der Kopftuchmädchen" nahm die ehemalige Bundestagsabgeordnete kein
Blatt vor den Mund.
Lale Akgün
Bad Homburg. Sie tritt für einen modernen Islam ein, der sich nicht daran orientiert, "was
um 700 nach Christus in der arabischen Wüste sinnvoll war, sondern sich den aktuellen Be-
dingungen stellen muss".
Besonderen Wert legte sie auf eine durchaus kämpferische Auseinandersetzung mit dem
Islam, plädierte gegen die Vereinnahmung des Islams durch die islamischen Verbände und
die "Ewiggestrigen" und für einen Islam, der ganz im Sinne des Korans vernünftig ist – der
Koran als Quelle der Erkenntnis und der ewig währenden Offenbarung für den Menschen.
Lale Akgün, die von einer Dienstreise aus Ghana nach Bad Homburg kam, gestaltete einen
temperamentvollen Abend. Sie gab spannende Einblicke in die Vielfalt muslimischen Le-
bens, bekräftigte die Unverhandelbarkeit von Menschen- und natürlich auch Frauenrechten
und einen umfassenden Anspruch auf Bildung. Einige Passagen von ihrer "Tante Semra",
die einen "alltagstauglichen Islam" lebt und die Gebote des Korans recht freizügig interpre-
tiert, rundeten die Lesung ab.
Die Veranstaltung war der Auftakt der zweiten Interkulturellen Woche Hochtaunus (IKW),
die von Dr. Matthias Setzer, Fachbereichsleiter Kultur und Bildung der Stadt Bad Homburg,
und Dr. Simone Farys-Paulus, Leiterin der VHS Bad Homburg, eröffnet wurde. Was die
Veranstalter bedauerten: Trotz Einladung hatten keine Muslime teilgenommen.red
Artikel vom . 12.10.2011
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Dr. Lale Akün Dr. Matthias Setzer
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Presseankündigungen “Kein Bock auf Integration”
Usinger Anzeiger
Warum „kein Bock auf Integration“?
05.10.2011 - HOCHTAUNUS
Der bekannteste Kriminologe Deutschlands, Prof. Dr. Christian Pfeiffer, spricht morgen in
Oberursel
(red). „Kein Bock auf Integration? Was wir über die Integration muslimischer Jugendlicher wirklich
wissen und wie man sie verbessern kann.“ Das thematisiert der bekannteste Kriminologe Deutsch-
lands, Prof. Dr. Christian Pfeiffer. Der spannende und informative Diskussionsabend ist eingebettet
in die 2. Interkulturelle Woche im Hochtaunuskreis und ist, wie alle Veranstaltungen dieser vom
ver.di Bildungswerk Hessen finanzierten Vortragsreihe, kostenlos.
Der Gesprächsabend findet am 6. Oktober von 19.30 Uhr bis
21 Uhr in der Grundschule Mitte in Oberursel statt. Die Mode-
ration des Abends hat Walter Lochmann vom Projekt Hessen-
campus.
„Integration findet in unserer Gesellschaft häufig statt. Für
sehr viele Einheimische und Zugewanderte ist das zusammen
Leben, zusammen Arbeiten und zusammen Sporttreiben All-
tag. Dennoch existiert auch eine andere Seite - die der Jugend-
lichen der zweiten und dritten Generation, überwiegend
männlich, die wenig deutsche Freunde haben, sich aggressiver
gebärden und häufiger diskriminiert werden - dies oft gepaart
mit einer schlechteren Schulbildung“, erläutert Carsten Koeh-
nen den Hintergrund. Prof. Dr. Christian Pfeiffer
Wie Doris Batke vom ver.di Bildungswerk freut sich auch der Leiter der vhs Hochtaunus und Koope-
rationspartner auf eine aufschlussreiche Diskussion. Die Veranstaltung will klären, woran es liegt,
dass manche Zugewanderte und Einheimische scheinbar „wenig Bock auf Integration“ haben, ins-
besondere dann, wenn es zu Reibungen und Konflikten kommt.
Professor Dr. Pfeiffer wird auf Basis der Ergebnisse seiner Arbeiten ein wissenschaftlich fundiertes
Bild über die Lage muslimischer Jugendlicher zeichnen und erfolgversprechende Strategien präsen-
tieren. Wer wäre hierzu besser geeignet als der Inhaber eines Lehrstuhls für Kriminologie, Jugend-
strafrecht und Strafvollzug an der Universität Hannover und Direktor des Kriminologischen For-
schungsinstituts Niedersachsen. Mit seinen pointierten Äußerungen scheut er keine fachpolitische
Auseinandersetzung.
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Veranstaltung am 06.10.2012
in der Grundschule Mitte, Oberursel
Vortrag und Diskussion
„Kein Bock auf Integration?“
Was wir über die Integration muslimischer
Jugendlicher wirklich wissen
Professor Dr. Christian Pfeiffer
Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN)
Moderation: Walter Lochmann, KAIROSAGENTUR
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Prof. Dr. Christian Pfeiffer
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Platzreservierungen sind erwünscht. Hierzu steht die vhs Hochtaunus in ihrer Geschäftsstelle in der
Füllerstraße 1, 61440 Oberursel, unter 06171/5848-0 sowie www.vhs-hochtaunus.de zur Verfü-
gung.
Taunuszeitung 10.10.2011
Integration beginnt im Sandkasten
Pfeiffer
Von Klaus Späne
Was haben Geburtstagseinladungen von Kindern und das Spielen im Sandkasten mit Integ-
ration zu tun? Eine ganze Menge, hat Professor Dr. Christian Pfeiffer festgestellt. "Wenn
der kleine Mehmet mit Max und Moritz im Sandkasten spielt, dann hat er zehn Jahre spä-
ter 50 Prozent mehr deutsche Freunde, als wenn er im Kindergarten primär mit Mustafa
und Igor zu tun gehabt hätte."
Integration fange früh im Kindergarten an und gehöre zu den entscheidenden Faktoren
dafür, in welchem Maß es jungen Migranten gelinge, in unsere Gesellschaft hineinzuwach-
sen, erläutert der Experte. Und noch eine entscheidende Weichenstellung nennt er, die zu
einer gelungenen oder misslungenen Eingliederung beitrage: Verbindliche Schulempfeh-
lungen am Ende der Grundschule führten oft dazu, dass Migrantenkinder auf der Haupt-
schule landeten und damit oft auf einem Weg, der ins gesellschaftliche Abseits führe.
All diese Thesen untermauert Pfeiffer (siehe Info-Box) mit Zahlen, die das Kriminologische
Forschungsinstitut Niedersachsen, dessen Leiter Pfeiffer ist, vor allem bei einer Untersu-
chung in den Jahren 2007/2008 ermittelt hat. Seinerzeit fühlten die Forscher Schülern der
neunten Klassen in 61 Städten und Landkreisen (45 000 Jugendliche) auf den Zahn. Eine
der dabei gewonnenen Schlüssel-Erkenntnisse: In Sachen Bildungsintegration der türkisch-
stämmigen Jugendlichen gibt es riesige Unterschiede zwischen westdeutschen Städten und
Landkreisen. In Norddeutschland etwa, wo sich die Eltern nicht an die Schulempfehlungen
halten müssen, machen mehr als 54 Prozent der jungen Türken Abi oder schaffen den
Realschulabschluss. In Bayern und Baden-Württemberg hingegen, wo Eltern sich an die
Empfehlung halten müssen, liegt die Quote nur bei 26 Prozent. Ein "Integrationshindernis"
nennt Pfeiffer diese Praxis. Dies führe dazu, dass viele junge Türken später eine "Null-Bock-
Einstellung" hätten.
"Kein Bock auf Integration?" lautet auch der Titel des Diskussionsabends mit Pfeiffer, den
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die Volkshochschule Hochtaunus für die 2. Interkulturelle Woche organisiert hatte. Nach
dem Auftakt der Veranstaltungsreihe unter der Regie des verd.di-Bildungswerks Hessen
Ende September mit der Autorin Lale Akgün in Bad Homburg sollte dieses Mal Deutsch-
lands bekanntester Kriminologe ein Licht auf die Integration muslimischer Jugendlicher
werfen und zugleich zeigen, wie diese verbessert werden kann.
Offensichtlich treffen die Interkulturelle-Woche-Macher einen Nerv, denn rund 50 Besu-
cher sorgen dafür, dass der Saal in der Grundschule Mitte gut gefüllt ist. Sie erleben einen
Referenten, der sich nicht auf die polarisierenden Aussagen und eigenwilligen Zahleninter-
pretationen eines Thilo Sarrazins einlässt, sondern ein wissenschaftlich fundiertes Bild der
Integrationswirklichkeit bietet. Zugleich legt er auch den Finger in die Wunde der zahlrei-
chen gesellschaftlichen sowie politischen Versäumnisse.
Im Mittelpunkt von Pfeiffers Vortrag stehen vor allem die männlichen muslimischen Ju-
gendlichen der zweiten und dritten Generation. Wenig deutsche Freunde, aggressives
Machotum, schlechte Schulbildung, wenig Integration: Dieser unheilvolle Mix hat laut dem
Kriminologen komplexe Ursachen. Ein wichtiger Grund sei die Zurückweisung durch die
deutsche Gesellschaft. "Welche Nachbarn hätten Sie am liebsten?", fragten die Forscher
beispielsweise verschiedene Volksgruppen. Das Ergebnis: Deutsche hätten am liebsten
deutsche Nachbarn, gefolgt von Schweden und an letzter Stelle Türken. Diese wiederum
hätten zwar auch am liebsten Türken neben sich, aber bereits an zweiter Stelle Deutsche.
Und türkischstämmigen Jugendlichen wären sogar deutsche Nachbarn am liebsten.
Das spreche dagegen, dass sich junge Muslime von sich aus gegen Integration wehrten,
schlussfolgert Pfeiffer. Vielmehr könne eine ausbleibende Eingliederung zu einem Rückzug
in die eigene Familie und zu einer Art Flucht in die Religiosität führen.
Außerdem führt Pfeiffer noch weitere Hemmnisse auf wie den Grad der Religiosität inner-
halb der muslimischen Familien. Letztlich aber "gestalten wir als Gastland die Rahmenbe-
dingungen". Und dabei gelte: Je besser die seien, desto besser gelinge die Einbindung der
Migranten.
Soziale Vernetzung
"Integration ist komplex und schwierig", bilanziert Pfeiffer, der aber auch Lösungswege
aufzeigt. A und O sei die frühe soziale Vernetzung von Deutschen und Migranten, zum Bei-
spiel in Ganztagsschulen mit umfangreichem Nachmittagsprogramm als Alternative zu
Freizeitzentren.
Ein wichtiger Punkt seien auch Mentorenprogramme mit dem Fokus auf schulische Bildung
wie Hausaufgabenbetreuung. Gerade die lokale Ebene sei entscheidend für die Integration,
meint der Professor und führt das Beispiel Hannover an. Dort habe die Arbeit einer Bürger-
stiftung dazu geführt, dass mittlerweile fast 70 Prozent der elfjährigen türkischstämmigen
Kinder auf eine Realschule oder ein Gymnasium gingen.
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Bildung interkulturell:
Mache ich es richtig?
Eine Handreichung
für Menschen die Gruppen leiten
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Vorwort
Die Kooperation im HESSENCAMPUS HOCHTAUNUS mit der vhs Hochtaunus, der vhs Bad Homburg,
dem Sportkreis Hochtaunus e.V. und dem ver.di Bildungswerk Hessen hat das Ziel, Integrations-
prozesse zu gestalten. Zielgruppe sind Kursleitungen der vhs, Übungsleiter/innen, Trainer/innen,
Jugendleiter/innen und Vereinsverantwortliche von Sportvereinen und Teamer/innen des Bil-
dungswerks. Nach intensiven Diskussionen wurde beschlossen, den Zielgruppen handlungsleitende
Unterstützung in Form einer Handreichung zur Verfügung zu stellen. Da „Integration keine Ein-
bahnstraße ist“ ist werden hier vielfältige zivilgesellschaftliche Akteure und Akteurinnen vernetzt.
Die vorliegende Handreichung wurde von Volker Rehm vom Projekt „Integration durch Sport“ der
Sportjugend Hessen gemeinsam mit dem Projektkoordinator Walter Lochmann entwickelt.
Integrationsprozesse finden, zuweilen unbewusst, in allen gesellschaftlichen Bereichen statt: im
Kindergarten, in der Schule, im Arbeitsalltag, in der Freizeit - und im Sport. Nahezu überall kann
jeder/jede Engagierte dazu beitragen, die Idee eines gelingenden Miteinanders weiter zu entwi-
ckeln. Diese Arbeit wirkt über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg und hilft, nicht nur im Sport, positi-
ve Anstöße zu geben. Interkulturelle Kompetenz ist die Fähigkeit, mit Menschen aus anderen Kul-
turkreisen erfolgreich zu kommunizieren. Dazu müssen Personen in der Lage sein, Emotionen zu
begreifen, bei anderen Menschen zu deuten und ein Gespür für Gestik, Mimik und Verhalten bei
anderen zu entwickeln. Durch Erweiterung der eigenen Interkulturellen Kompetenz können Vorurtei-
le gegenüber fremden Kulturen und anderen Lebenswelten abgebaut werden. Dies führt zu einer
Stärkung der eigenen Identität und stellt im Berufsleben eine wichtige Schlüsselkompetenz da.
Ziel der vorliegenden Handreichung ist es, in der pädagogischen Praxis vielfach erprobte und be-
währte Methoden und Übungen zu präsentieren. Diese können in die alltägliche Arbeit mit hetero-
genen Gruppen einfach zu integrieren werden und vermitteln interkulturelle Kompetenzen. Dabei
steht die Fähigkeit zur Entwicklung einer eigenen interkulturellen Kompetenz immer in Wechselwir-
kung zu weiteren Kompetenzen wie beispielsweise Einfühlungsvermögen und Empathie, Selbstrefle-
xion und Selbstbewusstsein, Offenheit und Toleranz, sowie Teamfähigkeit. Der Ansatz der Fortbil-
dung ist dabei prozess- und teilnehmerorientiert. Ausgehend von Vorkenntnissen und Zusammenset-
zung der Teilnehmergruppe wird das Fortbildungskonzept permanent an die Bedürfnisse der Teil-
nehmenden angepasst.
Regine Franz Doris Batke
Geschäftsführerin Projektleiterin
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Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort S. 1
2. Vorschlag zum Block „Begrüßung, Einführung und Ablauf“ S. 3
3. Übungen
3.1. Übung zur Begrüßung S. 3
3.2. Übung zu „Besuch“ S. 6
3.3. Übung „Partner dirigieren“ S. 7
3.4. Fußbaskettball – Perspektivenwechsel erfahren und
reflektieren S. 9
3.5. Spinnennetz und Elektrozaun
Wie gehen wir mit „Behinderungen“ um? S. 10
3.6. Chair Walk – (Wie) Blicke ich auf Andere S. 11
3.7. Blind führen – Macht, Ohnmacht, Vertrauen S. 12
3.8. Hase, Jäger und die magischen Büsche S. 13
- Rollenwechsel: Jagen und gejagt werden
3.9. Übung „Kreatives Schreiben S. 13
3.10. Übung „Problematische Vorkommnisse“ S. 14
3.11. Mit Witzen arbeiten S. 15
4. Interkulturelle Trainings-Materialien S. 19
38
2. Vorschlag zum Block „Begrüßung, Einführung und Ablauf“
· Vorstellung der Trainerin und des Trainers inkl. ihrer Erfahrungen im Bereich der interkulturellen Arbeit
· Vorstellungsrunde der Teilnehmende inkl. ihrer beruflichen Hintergründe
· Klärung der Ansprache
· Hinweise auf den Verlauf des Workshops inkl. Pausenzeiten (visualisieren) und das Ziel, das mit diesem Workshop verfolgt wird
· Die Teilnehmende sollten an dieser Stelle auf die Effektivität der persönlichen Erfahrungen
und damit auf die Wichtigkeit der Teilnehme an den praktischen Übungen hingewiesen
werden.
· Ebenso sollten die TrainerInnen an dieser Stelle die Teilnehmende auf Ihre Selbstvorsorge
im Zusammenhang mit den Übungen eindringlich hinweisen. Das heißt, die Teilnehmenden müssen darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie zu jeder Zeit, wenn Sie das Gefühl
haben, eine Übung betrifft/belastet sie zu sehr, Stopp sagen und die weitere Intensität des
Übungsverlaufs selbst bestimmen können.
3.1. Übung zur Begrüßung
Thema: Kulturstandards, Kulturunterschiede, Sitten, Gebräuche, Verhalten
Ziel: Zur Diskussion anregen über unterschiedliche Verhaltensweisen in
verschiedenen Kulturen
Teilnehmende: Je mehr, desto interessanter
Material: Anweisungskarten
Dauer der Übung: Ca. 30 Minuten
Vorbereitung / Durchführung
Ausgangssituation: Soeben in einem fremden Land auf dem Flugplatz eingetroffen, versucht jede/r
seine/n GastgeberIn zu finden. Da es sich um eine multikulturelle Gesellschaft handelt, sind die
Begrüßungssitten recht unterschiedlich (siehe nachfolgende Karten). Jetzt gilt es, sich zu finden. Die
Gruppe wird je nach Größe in GastgeberIn und Gäste aufgeteilt, wobei auf eine/n GastgeberIn auch
mehrere Gäste treffen können. Jede/r erhält ein Anweisungskärtchen und den Auftrag, sich ent-
sprechend erkennen zu geben. Worte sollen dazu nicht verwendet werden!
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Diskussionshilfen / Auswertung
· Welche Begrüßungsformen waren angenehm / unangenehm? Warum?
· Welche Gefühle kamen bei ungewohnten Formen der Begrüßung auf?
· Wie hätten Sie gerne spontan reagiert?
· Gab es Zeremonien, die anders (z. B. als Feindseligkeit oder als Annäherungsversuch) ver-standen wurden?
· Welche Strategie haben Sie sich zurechtgelegt, um sich möglichst unbeschadet durchzufin-
den?
· Was tun bei unterschiedlichen Bräuchen?
· Welche Regel soll gelten?
· Wer hat sich in welchem Maße wem anzupassen?
Hinweis:
Wenn sich die Teilnehmenden einer Gruppe noch nicht gut oder überhaupt nicht kennen, sollten
die Begrüßungsformeln, die Körperkontakt beinhalten, aussortiert werden.
Angelehnt an:
Ein Modell für Einflussfaktoren
in der interkulturellen Begegnung,
nach Grosch / Groß / Leenen,
Forschungsschwerpunkt “Inter-
kulturelle Kompetenz“, Fachhoch-
schule Köln, 2000
http://www.sw.fh-koeln.de/ikk/htdocs/veroeffentlichungen/veroeffentlichungen.html
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Du gehörst zu den
Kupfer-Eskimos
Sie begrüßen sich durch
Faustschlag gegen Kopf und Schulter
Du gehörst zu den
Eipo auf Neuguinea
Sie begrüßen sich durch
Schweigen
Du gehörst zu den
Dani auf Neuguinea
Sie begrüßen sich durch
minutenlanges Umarmen und Tränen
der Rührung und Erschütterung
Du gehörst zu den
Loango
Sie begrüßen sich durch
Händeklatschen
Du gehörst zu den
Assyrern
Sie begrüßen sich durch
Kleider hergeben
Du gehörst zu den
Deutschen
Sie begrüßen sich durch
Händeschütteln
Du gehörst zu den
Indern
Sie begrüßen sich durch
Handflächen aufeinander legen, vor den
Körper halten und sich leicht verbeugen
Du gehörst zu den
Lateinamerikanern
Sie begrüßen sich durch
den Kopf auf die rechte Schulter des
Partners legen, drei Schläge auf den
Rücken geben, dann Kopf auf die
linke Schulter des Partners, drei
Schläge auf den Rücken
Du gehörst zu den
Mongolen
Sie begrüßen sich durch
sich gegenseitig die Wangen beriechen
und sich mit den Nasen berühren und
reiben
Du gehörst zu den
Türken
Sie begrüßen sich durch
der/die Jüngere küsst dem Älteren die
Hand und führt sie dann zur eigenen
Stirn, der/die Ältere bedankt sich verbal
Du gehörst zu den
Holländern
Sie begrüßen sich durch
umarmen und sich insgesamt dreimal auf
die Wangen küssen
Du gehörst zu den
Neuseeländern
Sie begrüßen sich durch
greifen der Hand des anderen mit beiden
Händen und deren kräftiges Schütteln
41
3.2. Übung „Zu Besuch“
Thema: Sitten und Gebräuche
Ziel: Kennen lernen von Schwierigkeiten im Umgang mit nonverbaler Kommunikation
Teilnehmende: Beliebig
Material: Kopien der Verhaltensanweisungen und Erwartungen für die jeweiligen
Gruppen, zwei getrennte Räume
Dauer der Übung: 30 bis 45 Minuten
Vorbereitung / Durchführung
Die Teilnehmenden werden in zwei Gruppen aufgeteilt, denen jeweils andere Anweisungen ausge-
händigt werden. Es gibt eine „gastgebende Kultur“, die eine Liste von Verhaltensweisen ausgehän-
digt bekommt, die von den in Deutschland üblichen abweichen. Zusätzlich erhält diese Gruppe
auch noch Handlungserwartungen an die „BesucherInnen“ ihrer „Kultur“. Die andere Gruppe bildet
die „Gastkultur“, die lediglich eine Liste von Verhaltens-erwartungen an die Gastgeber erhält.
Die Erwartungen, die jede Kultur hat, sollen in der Übung nonverbal vermittelt werden, das heißt,
während der Übung darf nicht gesprochen werden. Zur Vorbereitung sollten zwei verschiedene
Räume für die „Kulturen“ zur Verfügung stehen, in denen sich die Gruppen jeweils zehn Minuten
auf die Übung vorbereiten und ihre Verhaltensweisen und Erwartungen üben können. Dann treffen
Gäste und Gastgeber paarweise zusammen.
Diskussionshilfen / Auswertung
· Wie erlebte man die Beschränkungen in der Kommunikation?
· Wie wurde das Gegenüber erlebt, wie fühlten sich die verschiedenen Seiten?
· Welche Mitteilungen wurden richtig, welche falsch verstanden?
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Material „gastgebende Kultur“
Verhaltensanweisungen für gastgebende Kultur
Signalisieren Sie „Ja“ durch seitliches Hin- und Herwackeln
des Kopfes, das Kinn sollte dabei auf einer Ebene bleiben.
Signalisieren Sie „Nein“ durch ein langsames Vorstrecken des
Kinns und einem gleichzeitigen Verziehen der Mundwinkel.
Deuten Sie nicht mit der Hand, sondern dadurch, dass Sie
mit dem Kopf in eine Richtung weisen.
Erwartungen an die BesucherInnen der Gastkultur.
Dieses sollen sie den Vertretern der anderen Gruppe
nonverbal vermitteln:
Sie sollen im Schneidersitz Platz nehmen.
Sie sollen sich die Schuhe ausziehen.
Sie sollen zur Begrüßung die rechte Hand auf das Herz legen.
Material für „Gastkultur“
Erwartungen an die gastgebende Kultur. Dieses sollen sie den Vertretern der anderen Gruppe non-
verbal vermitteln:
Die Gastgeber sollen ihre Telefonnummer herausgeben.
Sie sollen Ihnen einen persönlichen Gegenstand ausleihen (z. B. Kugelschreiber oder Arbeitsmap-
pe).
Sie sollen Ihnen einen Stuhl anbieten.
Sie sollen mindestens 2 Meter Abstand von Ihnen halten.
43
3.3. Übung „Partner dirigieren“
Thema: Nonverbale Kommunikation, speziell Mimik und Distanzverhalten
Ziel: Täglich begegnen wir vielen Menschen, teils ohne näher in Kontakt treten zu
wollen, teils auch ohne zu wissen, wie wir Kontakt herstellen können. Nicht
selten läuft ein Kontaktversuch schief. Noch ehe ein Wort gewechselt wird,
sehen wir uns in die Augen, ins Gesicht, um die Absicht des anderen einschät-
zen zu können. Die Übung lenkt die Aufmerksamkeit auf diese stumme Art der
Verständigung.
Teilnehmende: Maximum 20
Dauer der Übung: Ca. 20 Minuten
Vorbereitung / Durchführung
Die MitspielerInnen teilen sich in zwei Gruppen A und B und suchen sich aus der jeweils anderen
Gruppe eine/n PartnerIn. Sie stellen sich möglichst weit voneinander entfernt auf. Es muss aller-
dings mimischer Kontakt (Blickkontakt) möglich sein. A und B sollen sich mittels Mimik aneinander
annähern. Sie signalisieren einander wechselweise, wie schnell der/die andere PartnerIn gehen
soll, wann eine Pause gemacht werden soll etc. Es wird nicht gesprochen.
Kommt also z. B. A zu direkt oder zu schnell auf B zu, muss B durch seinen Gesichtsausdruck zeigen,
dass ihm dies unangenehm ist.
Wenn die richtige Distanz bzw. Nähe gefunden ist, bleiben A und B stehen und „messen“ ihre Ent-
fernung: Können sie sich riechen, die Hand geben, gerade noch berühren etc.?
Diskussionshilfen / Auswertung
· Welche Signale wurden richtig gedeutet, welche falsch?
· Welche Signale wurden gar nicht beachtet?
· Welche Gefühle kamen auf?
· In welcher Situation sind welche mimischen Signale erlaubt, angemessen bzw. nicht er-
laubt?
· Was drückt die letztlich gewählte Distanz über die Beziehung zwischen den Partnern aus?
Frei nach: Losche, Helga: Inter-
kulturelle Kommunikation.
Sammlung praktischer Spiele und
Übungen. Augsburg 2000
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3.4. Fußbasketball – Perspektivenwechsel erfahren und reflektieren
Dauer: 20 Minuten
Gruppengröße: ab 8 Personen
Material: Fußball, 2 Basketballkörbe, 2 Längskästen
Ziele: Kooperation, Perspektivwechsel, Verwirrung bewältigen
Ablauf:
Die Gruppe wird in zwei gleich große Teams geteilt. Die beiden Kästen werden ca. 1,5 m hinter den
Basketballkörben aufgestellt.
Auf einem Basketballfeld wird immer in einer Hälfte Fußball in der anderen Hälfte Basketball ge-
spielt. Sobald der Ball die Mittellinie überquert, wechselt die Spielweise von Fuß- zu Basketball und
umgekehrt. Immer, wenn ein Team einen Korb bzw. wein Tor erzielt, wechseln die Teams die Seite.
Dann ist Anstoß von der Mittellinie, sodass das Team, das vorher in ihrer eigenen Verteidigungs-
hälfte Basketball gespielt hat, nun in der Angriffshälfte Basketball spielt und umgekehrt.
Auswertung mit der Gruppe:
Wie ist es euch gegangen? Was war schwierig? Wie habt ihr die schnellen Wechsel erlebt? Wie
wurde mit der entstehenden Verwirrung umgegangen? Habt ihr als Team kooperiert oder hat jeder
eher für sich gespielt? Gab es eine gemeinsame Strategie? Wie habt ihr euch abgestimmt?
Reflexion (kultursensibel) für die Leitung:
Im Spiel werden gewohnte und selbstverständliche Verhaltens- und Bewegungsmuster durch den
Wechsel der Ballsportart und der Seite durchbrochen, was mitunter zur Verwirrung führen und den
Spielfluss unterbrechen bzw. chaotischer machen kann. Die dabei entstehenden Gefühle tauchen
ebenso in interkulturellen Begegnungen auf und zwar immer da, wo mein gegenüber für mich et-
was Ungewohntes bzw. nicht selbstverständliches tut oder ich gezwungen bin, meine gewohnte
Verhaltensweise zu verändern. Diese divergierenden Gefühle auszuhalten und in solchen Situatio-
nen die Perspektive wechseln zu können, sind wichtige interkulturelle Kompetenzen. Dabei können
gemeinsame Strategien in der eigenen Mannschaft verhelfen, Sicherheit und Orientierung zu be-
kommen.
Quelle: Trainingserfahrung im Rahmen des Projekts „Integration durch Sport“/Sportjugend Hessen,
Volker Rehm
45
3.5. Spinnennetz und Elektrozaun
Wie gehen wir mit „Behinderungen“ um?
Dauer: Ca. 30 Minuten
Gruppengröße: Ab ca. 15 Personen
Material: Lange Schnüre, Kordel oder Seile
Ziele: Kooperation
Ablauf:
Eine Schnur wird in 1,40 m Höhe gespannt (ein sog. Elektrozaun). Die Gruppe steht auf einer Seite
der Schnur und hat die Aufgabe, dass alle Mitglieder der Gruppe den Zaun überqueren müssen,
ohne diesen mit ihrem Körper zu berühren. Dies geht auch mit der Hilfe der anderen. Wenn je-
mand den Zaun berührt, muss die ganze Gruppe neu starten.
Variation:
Spinnennetz: Hier wird zwischen zwei Pfosten (oder Bäumen) mit Schnüren ein großes Netz ge-
knüpft (Höhe bis 2 Meter). Die Zwischenräume (so viele, wie teilnehmende Personen da sind) sind
so groß, dass eine Person sich hindurchzwängen kann, ohne das Netz zu berühren. Die Aufgabe der
Gruppe, die sich auf einer Seite des Spinnennetzes befindet ist, dass alle Mitglieder das Netzt
durchqueren müssen, ohne es zu berühren (dann muss die ganze Gruppe neu starten). Ein bereits
durchquertes Stück darf nicht mehr von einer anderen Person durchquert werden.
Auswertung mit der Gruppe:
Welche Strategien habt ihr angewendet? Welche Vorschläge hat es gegeben? Welche sind verwirk-
licht worden? Welche sind überhört oder verworfen worden? Wie kam es zu Entscheidungen? Wie
wurde miteinander gesprochen? Wie waren die Rollen in der Gruppe verteilt? Welche Fähigkeiten
sind nötig, um eine solche Aufgabe zu lösen? Wie können die unterschiedlichen Ideen und Fähig-
keiten der Gruppenmitglieder miteinander verbunden werden?
Reflexion (kultursensibel) für die Leitung:
Welche unterschiedlichen Fähigkeiten sind bei Einzelnen in der Gruppe vorhanden? Welche unter-
schiedlichen Fähigkeiten/Voraussetzungen lassen sich auf die Herkunft der Gruppenmitglieder zu-
rückführen? Wie geht die Gruppe mit „Behinderungen“ um (z.B. mangelnde Fähigkeiten in der do-
minanten Sprache), die einzelne Mitglieder haben? Wie mit unterschiedlichem Umgang mit körper-
licher Berührung? Wird des respektiert? Haben alle Gruppenmitglieder irgendeine Sache, die sie
nicht können und bei der sie Hilfe brauchen?
Quelle: Trainingserfahrung im Rahmen des Projekts „Integration durch Sport“/Sportjugend Hessen,
Volker Rehm
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3.6. Chair Walk – (Wie) Blicke ich auf Andere?
Dauer: 15 – 30 Minuten
Gruppengröße: beliebig
Material: Stühle (1 pro Person)
Ziele: Kooperation, Bewegung, Interaktion Irritationen schaffen, Fremdheitsgefühl
erzeugen
Ablauf:
Im ersten Schritt bekommen die Teilnehmenden die Aufgabe, sich einen Stuhl zu nehmen und ei-
nen Platz in einem vorgegebenen Bereich innerhalb oder außerhalb eines Gebäudes aufzusuchen.
Dort sollen sie warten, bis sie weitere Anweisungen bekommen. Dann geht die Spielleitung herum
und stellt die Aufgabe, dass die Einzelnen zurück in den Gruppenraum kommen müssen und dort
einen Stuhlkreis bilden. Es gelten allerdings folgende zwei Regeln: Keiner darf den Boden mit dem
Körper berühren. Es dürfen keine zusätzlichen Stühle oder andere Hilfsmittel benutzt werden.
Auswertung mit der Gruppe:
Welche Strategien habt ihr angewendet? Welche Vorschläge hat es gegeben? Welche sind verwirk-
licht worden? Welche sind überhört oder verworfen worden? Wie kam es zu Entscheidungen? Wie
wurde miteinander gesprochen?
Reflexion (kultursensibel) für die Leitung:
Gerade in Anfangssituationen, in denen Menschen sich kaum oder noch nicht kennen, kann diese
Übung ungewohnt oder befremdlich sein, Neugierde oder Ablehnung hervorrufen. Möglicherweise
wird jede/r zunächst nur für sich versuchen, aus dieser Situation zu kommen, indem sie/er schnell
versucht, in die Mitte zu kommen, ohne den Blick auf die anderen zu haben. Andere hingegen sind
auf fremde Hilfe angewiesen.
Quelle: Trainingserfahrung im Rahmen des Projekts „Integration durch Sport“/Sportjugend Hessen,
Volker Rehm
47
3.7. Blind führen – Macht, Ohnmacht, Vertrauen
Dauer: 5 Minuten
Gruppengröße: beliebig
Material: Augenbinden (halb so viele, wie Teilnehmenden-Anzahl)
Ziele: Vertrauen schaffen, Sensibilität stärken, Empathie fördern
Ablauf:
Es bilden sich Pare (Person A und B). Zunächst verbindet sich A die Augen, Partner B führt A dann
mit Körperkontakt durch die Halle/das Gelände. Wichtig ist, sich zunächst auf einfache Strecken zu
beziehen (noch keine Treppen z.B.). Je nach Vertrauen können dann auch schwierigere Strecken
gegangen werden. Ab und zu kann B auch stehen bleiben und A etwas ertasten lassen (z.B. Pflan-
zen, Geräte...). Nach 20 Minuten wechseln die Rollen. Nun führt B Partner A.
Nach 40 Minuten reflektieren die Paare erst untereinander kurz, wie sie die Übung erlebt haben.
Variation:
Die Übung durchführen, ohne zu sprechen.
Die Paare können sich jeweils ein Bein zusammenbinden.
Auswertung mit der Gruppe:
Wie habe ich mich gefühlt, als Geführter und als Führender?
Hat sich Vertrauen entwickelt?
Wie war die Kommunikation?
Reflexion (kultursensibel) für die Leitung:
Vertrauen hat auch mit Macht und Ohnmacht zu tun. Hier ist darauf zu achten, wie sorgsam die
Teilenehmenden mit ihren Rollen umgehen. Die Leitung darf nicht zulassen, dass Teilnehmenden,
die geführt werden, mutwillig “reingelegt“ werden.
Interessant ist es, nach der Übung darüber zu sprechen, wie Macht und Ohnmacht (bzw. ausgelie-
fert sein) sich im Alltag der Teilnehmenden auswirken und welche (kulturell geprägte) Strategien es
hierzu gibt.
Quelle: Trainingserfahrung im Rahmen des Projekts „Integration durch Sport“/Sportjugend Hessen,
Volker Rehm
48
3.8. Hase, Jäger und die magischen Büsche
- Rollenwechsel: Jagen und gejagt werden
Dauer: 15 Minuten
Gruppengröße: Ab 12 Personen
Material: großer Raum oder freie Fläche
Ziele: Warming Up (Energie gewinnen, Konzentration fördern), schnelle Rollenwechsel
vollziehen.
Ablauf:
Über ein eingegrenztes Spielfeld (Größe je nach Gruppenstärke) verteilt, stehen die Teilnehmenden
zu zweit Arm in Arm eingehakt und stellen magische Büsche dar.
Eine Person ist Jäger/in, die eine Person - den Hasen – fangen soll. Sobald dies per Körperberüh-
rung geschehen ist, wechseln die beiden die Rollen, so dass der Hase zum/r Jäger/in wird und
der/die Jäger/in zum Hasen.
Als Hase kann (und sollte) man sich aber auch in Sicherheit bringen, indem man sich auf einer Seite
der herumstehenden Büsche einhakt. Die Person auf der anderen Seite kommt, da es ein magi-
scher Busch ist, mit einem lauten Schrei als Jäger heraus. Die bedeutet für den/die vorherige/n
Jäger/in, blitzschnell zum Hasen zu werden und davonzulaufen.
Die Auswertungsfragen orientieren sich an der Übung 3.7. (Blind führen)
Quelle: Trainingserfahrung im Rahmen des Projekts „Integration durch Sport“/Sportjugend Hessen,
Volker Rehm
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3.9. Übung „Kreatives Schreiben“
Thema: Sprache
Ziel: Ein Gefühl für andere Sprachen entwickeln, auch ohne exakte Beherrschung der
jeweils anderen Sprache, gemeinsam einen Text erarbeiten.
Teilnehmende: Kleingruppen 4 bis 5 Personen mit unterschiedlicher Muttersprache
Material: Große Papierbögen, Filzstifte
Dauer der Übung: Ca. 45 bis 60 Minuten
Vorbereitung/Durchführung:
Die Gruppenmitglieder setzen sich um einen großen Bogen Papier. Einer schreibt in die Mitte ein
Wort und kreist es ein. Wem dazu ein weiteres Wort einfällt, schreibt es in seiner Muttersprache
daneben, kreist es ein und zieht eine Verbindungslinie. Alle weiteren assoziierten Worte werden
ebenfalls mit Verbindungslinien an die schon entstandenen angehängt, bis sich ein Netz entwi-
ckelt hat (Prinzip mind-map). Circa zehn Wörter genügen. Die Gruppe produziert jetzt gemeinsam
einen Text (Gedicht, Märchen oder Ähnliches), in dem diese zehn Wörter vorkommen.
Der Text kann auch mit Bildern untermalt werden.
Welche Sprache und welche Grammatik als Basis dienen und wie die Sprachen gemischt werden,
ist unwichtig.
Urlaub
Kampeertrailers
Zonsondergang
Urlaub
Volan
Cuma
50
3.10. Übung „Problematische Vorkommnisse“
Thema: Bewertung
Ziel: Den Teilnehmenden wird die Relativität der eigenen Wahrnehmung und Inter-
pretationsweise verdeutlicht, indem ihnen die Vielfalt unterschiedlicher Inter-
pretationsmöglichkeiten bewusst gemacht wird.
Teilnehmende: Kleingruppen mit je 6 bis 8 Personen
Material: Blanko-Kärtchen
Dauer der Übung: Ca. 30 Minuten bis eineinhalb Stunden
Vorbereitung/Durchführung:
Die Seminarleitung erzählt eine kurze Geschichte, die ein mit kulturellen Unterschieden zusam-
menhängendes Problem enthält vorher genau überlegen bzw. aus den Erzählungen der Teilneh-
menden konstruieren). Bewährt haben sich reißerische Artikel aus der Tagespresse, die öfter mit
stereotypen Zuweisungen arbeiten. Die Teilnehmenden sollen auf die Karten den ersten und den
zweiten Satz aufschreiben, mit dem sie auf die Geschichte oder auf das Problem in der Geschichte
spontan reagieren würden. Die Teilnehmenden lesen ihre Antworten vor.
Da die Antworten in der Regel sehr verschieden sind, entspinnt sich eine Diskussion. Die Teilneh-
menden sind meistens sehr erstaunt, dass es überhaupt eine andere Antwort gibt als ihre eigene.
Ein konkretes Beispiel ist:
3.11. Mit Witzen arbeiten
Witze im Seminar dienen nicht nur der Belustigung, sondern eignen sich als Seminargegenstand.
Denn Witze – genaugenommen, über was und wen gelacht wird – geben Auskunft über Stimmun-
gen und Befindlichkeiten in der Gesellschaft.
Witze sind Ventile, um Dampf abzulassen und Formen der Alltagsbewältigung.
Witze können Waffen sein, die Machtungleichgewichte reproduzieren und aufrechterhalten. Aber
auch für den Machtlosen sind sie oft die letzte Waffe, um zurückzuschlagen oder eine Form der
Selbstironie. Solche Gegen-Witze nennt man Aberwitze. Carlo Schmid schreibt: „Der jüdische Witz
ist heiter hingenommene Trauer über die Gegensätze dieser Welt. Er zeigt immer wieder auf, dass
– eben in dieser Welt voller Logik – die Gleichungen, die ohne Rest aufgehen, nicht stimmen kön-
nen.“
51
Achtung beim Aberwitz
Die meisten Aberwitze sind Witze darüber, dass es in der Welt nichts zu lachen gibt. Beispiele dafür
finden sich am Ende dieses Textes. Eine Analyse muss sie in ihrem (historischen) Kontext betrach-
ten. Oft dienen die Hauptfiguren des Witzes, die sich mit dem Witz gegen übermächtige Verhältnis-
se zur Wehr setzen, als emotionale Identifikationsfigur der Teilnehmenden. Um Empathie zu er-
möglichen ist das positiv, führt aber schnell dazu, die Kluft zwischen verschiedenen Lebensbedin-
gungen unreflektiert zu überbrücken. So wird eine Gemeinsamkeit vorgegaukelt, die es in Ge-
schichte und Gegenwart nicht gibt und die die schmerzvollen Erfahrungen derjenigen, die diese
Witze erzählen, ausblendet.
Warum lachen alle immer mit? –
Gruppenbildung und Lachen
Im gemeinsamen Lachen über Witze drücken Gruppen ihre Gruppenzusammengehörigkeit aus.
Gemeinsames Lachen bestärkt die Konformität einer Gruppe. Wer nicht mitlacht, ist ein/e Spiel-
verderber/in, ein Störenfried oder ein/e Außenseiter/in, der am Gruppenkonsens nicht teilhaben
kann oder teilzuhaben verdient. Wer nicht mitlacht zeigt, dass er außen steht. Er/Sie muss gute
Argumente haben, damit auch anderen das Lachen vergeht.
Arbeiten mit Witzen im Seminar
· Formen des Aberwitzes, d.h. widerständige Witze von marginalisierten Gruppen können als
Impuls verlesen werden.
· Teamende geben einige Witze in die Seminargruppe. In Kleingruppen werden diese anhand
des unten dargestellten Fragenschemas genauer analysiert.
Tipps für Teamende
· Wir raten davon ab, unmittelbar in der Seminargruppe Witze zu einem bestimmten Thema
(Gruppe, Ereignis) zu sammeln. Sonst steht plötzlich so viel Analysematerial im Raum, dass
eine Analyse gegenüber dem Lacheffekt zu kurz kommt.
· Grundsätzlich sollte man mit Witzen (Ausnahme: Aberwitze) nur arbeiten, wenn genügend
Zeit für eine intensive Auswertung vorhanden ist. Sonst wirkt die Methode kontraproduk-
tiv.
· Die genutzten Witze sollten Teamende am besten passend zum Seminarthema zusammen-
tragen.
Interpretationsfragen zum Arbeiten mit Witzen
· Was ist die Aussage des Witzes?
· Über wen (welche Gruppen) wird gesprochen? Wer sind die handelnden Personen im Witz? Wie werden sie beschrieben? Gibt es zwischen ihnen ein Machtverhältnis?
· Wird eine Abwertung vorgenommen? Gegen wen oder was richtet sich die Pointe des Wit-
zes? Werden Stereotype verwendet bzw. abgerufen?
52
· Wer kann über den Witz lachen, wer nicht (Adressat)? Gibt es eine Identifikationsfigur für
die Zuhörer? Lachen wir mit oder über jemanden?
· Wer erzählt den Witz bzw. wird ihn weitererzählen?
· Was wissen wir oder können wir vermuten über die Situation, in der der Witz entstanden
ist?
· Welches Vorwissen wird erwartet, um den Witz verstehen zu können?
· Wird der Witz vermutlich vor den Ohren der Betroffenen erzählt? Wenn ja / nein, warum?
· Welche Funktion hat der Witz vermutlich?
· Welche Gefühle löst der Witz aus?
· Was erfahren wir im Witz über die Welt (z. B. über Rassismus oder Antisemitismus)?
· Warum sagt man: „Aberwitze sind Witze über eine Welt in der es nichts zum Lachen gibt“?
Beispiele für Aberwitze:
Witze zum Thema Antisemitismus
Brief einer Berliner Arbeiterfamilie an ihre Verwandten im Ausland: „Uns geht es gut. Hitler führt
uns einer besseren Zukunft entgegen. Fritz, der das Gegenteil behauptet hat, wird morgen beer-
digt.“
Das Auto des Führers fährt den Hund eines Fleischers tot. Adolf schickt den Chauffeur in den Flei-
scherladen, um sich zu entschuldigen und Schadenersatz anzubieten. Der Chauffeur sagt: „Heil Hit-
ler! Der Hund ist tot.“ Da ruft der Fleischer: „Endlich! Hier, nehmen Sie die großen Würste mit!“
Ein Mann betritt einen Buchladen und sagt zur Verkäuferin: „Ich suche das Buch ‘Der Mann – das
starke Geschlecht’“. Sagt die Verkäuferin: „Science-Fiction steht in der Abteilung nebenan.“
Warum sind Blondinenwitze so schlicht?
Damit auch Männer sie verstehen.
Warum haben Männer so ein reines Gewissen?
Sie haben es nie benutzt.
Das Telefon klingelt.
Müller: „Müller.“
Meier: „Oh, Entschuldigung, da habe ich falsch gewählt.“
Müller: „Macht doch nichts. Das haben wir schließlich alle.“
Arbeiten mit Witzen
Witze zum Thema Rassismus
Eine Handelsdelegation der DDR fliegt nach Afrika. Unterwegs kommt es zu einer Notlandung. Aus
dem Busch erscheinen plötzlich wilde Neger und nehmen die Delegation gefangen. Man bringt sie
53
ins Dorf. Dort sieht der Stammeshäuptling die Gefangenen an und fällt das Urteil: „ Alle werden
heute zum Abendbrot gegessen, nur diesen einen da lassen wir frei.“
„Wieso?“ fragen die Neger.
Darauf der Häuptling: „ Das ist mein Kollege von der volkswirtschaftlichen Fakultät der Humboldt-
Universität in Ost-Berlin.“
Ein Mann geht im Görlitzer Park in Berlin spazieren. Plötzlich erblickt er ein Mädchen, das von ei-
nem Kampfhund angegriffen wird. Er läuft hin und beginnt einen wilden Kampf mit dem Hund. End-
lich kann er den Hund töten, das Mädchen befreien und so ihr Leben retten.
Ein Polizist hat die Situation beobachtet. Er geht zu dem Mann hin, klopft ihm auf die Schultern und
sagt: „ Sie sind ein Held! Morgen wird in der Zeitung stehen: Mutiger Berliner rettet Mädchen das
Leben!“
Der Mann schüttelt den Kopf und antwortet: „Ich bin kein Berliner!“
„Oh“, erwidert der Polizist „dann steht morgen in der Zeitung: Mutiger Deutscher rettet Mädchen
das Leben!“. Wieder schüttelt der Mann den Kopf: „Ich bin kein Deutscher!“
Verblüfft schaut der Polizist den Mann an und fragt: „Was sind Sie dann?“
„Ich bin Pakistani.“
Am nächsten Tag steht folgende Schlagzeile in der Zeitung: „Islamischer Extremist tötet deutschen
Hund. Verbindungen zu Terrornetzwerk vermutet.“
Quelle für 3.10 und 3.11: Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit · DGB-Bildungswerk Thü-
ringen e.V. www.baustein.dgb-bwt.de
54
4. Interkulturelle Trainings-Materialien
Culture Assimilator-Test
http://www.andreas.de/ca/
Der Culture Assimilator-Test ist ein interkulturelles Trainingsprogramm, das in den 70er Jahren in
den USA entwickelt wurde. Die wichtigsten Ziele dieser Programme sind es, die kulturellen Unter-
schiede produktiv nutzbar zu machen, d.h. Synergien zu fördern, einen Kulturschock zu vermeiden
und somit die Mitarbeit für das Unternehmen möglichst effizient zu gestalten. Im Rahmen eines
Tutoriums im Sommersemester 1997 führten Studenten der „Französischen Kulturwissenschaft
und interkulturellen Kommunikation“ an der Universität des Saarlandes den General Culture
Assimilator durch. Die Seite bietet einen Auszug aus dem Trainingsprogramm zum Selbsttest! Alle
verwendeten Beispiele sind aus dem Amerikanischen übersetzt und den Beispielen in „Intercultural
Interactions“ von R. Brisin und K. Cushner nachempfunden.
e-learning-tool „Anti-Diskriminierungstraining“
http://www.zara.or.at/materialien/gleiche-chancen/elearning/index.htm
Im Rahmen des Equal-Projektes “Gleiche Chancen im Betrieb“ haben wir mit unterschiedlichsten
Unternehmen gearbeitet und neue Trainings entwickelt oder bereits bewährte Trainingsmethoden
integriert. Hier machen wir das erste Mal den Versuch, Teile unseres Trainings quais als
„Schnuppermöglichlichkeit“ in Form eines e-learning-tools anzubieten. Da unsere Trainings norma-
lerweise sehr erlebnisorientiert sind und von der Interaktion mit der Gruppe geprägt sind, war es
nicht einfach, unsere Methoden zu adaptieren. Wir glauben aber, dass es uns mit Hilfe eines ausge-
zeichneten Programmierers und einer sehr engagierten Grafikerin gelungen ist, deutlich zu ma-
chen, worum es geht. Die folgenden Übungen sollen keine vorgefertigten Antworten bieten. Sie
stellen Beispiele dar und sollen Reflexionen und vielleicht auch Diskussionen anregen.
Interkulturelle Begegnungen (Training Manual)
http://www.omega-graz.at/publikationen/intercultural-encounters.pdf
Das hier vorliegende Trainingsmaterial wurde im Rahmen des Projekts „Kulturen arbeiten. Aufbau
eines gesunden Arbeitsplatzes durch Training interkultureller Kommunikation“ für Arbeitnehmer-
Innenvertretung und Empowerment entwickelt. Es ist gedacht als Anregung und Material für
Workshops zur interkulturellen Begegnung, die nicht immer ganz problemlos sind. Ziel ist das Be-
wusstmachen von kulturbedingten Unterschieden und Gleichheiten, der Aufbau eines Hinter-
grundwissens, das Probleme verstehbar macht und somit einen besseren Umgang mit der Materie
ermöglicht. Derartige Workshops können etwa mit Schulgruppen durchgeführt werden, aber auch
mit anderen Menschen, am besten Gruppen, die mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen
konfrontiert werden – sei es nun im Arbeitskontext, in der Freizeit oder im alltäglichen Leben. Also
versteht es sich eigentlich als Arbeitsgrundlage für alle, die Interesse haben, sich mit dem Thema
Inter- und Multikulturalität näher auseinander zu setzen (PDF-Datei: 1309 KB)
55
Interkulturelle Kompetenz Online
http://www.ikkompetenz.thueringen.de
Trotz- oder gerade wegen der rasch voranschreitenden Globalisierung werden kulturelle Eigenar-
ten künftig noch mehr betont und gepflegt werden. Im Gegenzug zur internationalen Vernetzung
wird man immer bewusster das Eigene, das Lokale, als Möglichkeit der Selbstvergewisserung, als
Ruhe gewährenden Anker verstehen. Von daher wird es immer wichtiger werden, die Besonderhei-
ten der eigenen und anderer Kulturen zu kennen und im Bewusstsein dieser Verschiedenheit nach
dem Gemeinsamen zu suchen: Ein tieferes Verständnis kultureller Zusammenhänge und interkultu-
relle Handlungskompetenz sind wesentliche Voraussetzungen hierfür. Die Homepage möchte mit
Informationen, Materialien und Übungen zum interkulturellen Handeln dazu beitragen, an der
Erarbeitung dieser Voraussetzungen mitzuwirken. Online verfügbar ist der Selbsttest – Fit für die
Fremde? Sowie Simulationsübungen für SchülerInnen, andere Länder – andere Spielregeln u.v.m.
Interkulturelles Kompetenz- und Konflikttraining für den Beruf (IKK)
http://www.f-bb.de/projekte/weiterbildung/weiterbildung-detail/proinfo/ikk-interkulturelles -
kompetenz-und-konflikttraining-fuer-den-beruf.html
Das Grundlagenseminar der Beruflichen Fortbildungszentren
der Bayerischen Wirtschaft (bfz, gemeinnützige GmbH), setzt an der täglichen Praxis der Beratungs-
und Integrationstätigkeit von MitarbeiterInnen des bfz, Arbeits-, Sozial- und Jugendämtern sowie
bei Ausländerinitiativen an. Ziel ist die Erweiterung der interkulturellen Kompetenz, die nicht nur
aus Fachwissen, sondern auch aus spezifischen sozialen Fertigkeiten und Haltungen besteht. Ziele
sind: Vermeidung von Missverständnissen, Entwicklung von Konfliktbewältigungsstrategien und die
Gewinnung von Sicherheit im Umgang mit Menschen kulturelle unterschiedlicher Herkunft. Das
Grundlagenseminar ist ein Baustein im Projekt „Interkulturelle Kompetenz- und Konflikttraining für
den Beruf (IKK)-Miteinander lernen – Miteinander arbeiten – Brücken bauen auf dem Weg zur mul-
tikulturellen Gesellschaft“, das durch den ESF gefördert ist.
Weiterbildungsmodul: „Interkulturelles Sensibilisierungstraining“
www.equal-in-owl.de
Eine wahre Fundgrube ist dieses im Internet zugängliche Weiterbildungsmodul, das im Rahmen der
transnationalen Partnerschaft COMITO erarbeitet wurde. COMITO ist ein Zusammenschluss der
EQUAL Partnerschaften VIVES (Flandern, Belgien), Runway (Kreis Sigmaringen, Deutschland) und
IN OWL (Ostwestfalen-Lippe, Deutschland). VIVES, Runway und IN OWL sind Entwicklungspartner-
schaften der EU-weiten Gemeinschaftsinitiative EQUAL.
Herausgeber Geschäftsstelle EQUAL IN OWL, Bertelsmann Stiftung, Wilhelmstr. 6, 33602 Bielefeld
im Jahr 2004.
56
Baustein zur nicht-rassistischen Bildungsarbeit - DGB Bildungswerk Thüringen e.V.
http://baustein.dgb-bwt.de
Der Baustein lädt mit 450 Seiten zum Stöbern und Suchen in Aktivitäten, Arbeitspapieren und Hin-
tergrundmaterialien ein. Das gesamte Material und etwa 100 weitere Seiten findet ihr auf der bei-
liegenden CD. Zu 10 ausgewählten Themen gibt es über die phasengerechten Angebote hinaus,
vertiefende Materialien für Seminare und Veranstaltungen. Die Palette reicht von „Rassismus und
Sprache“, „Nationalismus“, „Migration und Flucht“, „Globalisierung und Arbeit“, bis hin zu Themen
wie „Antisemitismus“, „Rechte Bilderwelten“, „Diskriminierung“, „Kolonialismus“ und „Feindbil-
dern“. Wir erforschen die Ursachen für Rassismus und Antisemitismus. Wir fragen nach den mate-
riellen Ursachen der Ungleichheit und danach, wie die Gesellschaft aussieht, die sie ermöglicht.
Alltägliche Beispiele wie die globale Turnschuhproduktion, Vielfalt in der Seminargruppe und spie-
lerische Darstellungen gesellschaftlicher Möglichkeiten und Beschränkungen zeigen, was wir mei-
nen. Besonderen Wert legt der Baustein auf die Handlungsorientierung. Die Welt soll schließlich
nicht nur anders gedacht, sondern auch anders gemacht werden. Der Baustein unterstützt das
Erkennen von Diskriminierung, stärkt für die interkulturelle Gleichstellungspolitik im Alltag und will
einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen ohne Angst verschieden sein können.
Wir bieten euch an, das Konzept zu erläutern, Seminare mit vorzubereiten oder mit euch durchzu-
führen. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an das DBG-Bildungswerk unter baustein@dgb-bwt.de,
um Kontakt zu den AutorInnen herzustellen.
DGB Interkulturelles Kompetenzzentrum- Curriculare Bausteine
http://www.proqua.de/data/06_dgb_kompetenzschulung.pdf
Mit interkultureller Kompetenz sind alle formellen und informellen Fähigkeiten und Fertigkeiten
sowie das Wissen gemeint, die uns die erforderliche Sicherheit gibt, in einem von Diversität und
Interkulturalität gekennzeichneten beruflichen und/oder privaten Umfeld zurechtzukommen und
es aktiv und konstruktiv mit zu gestalten. Interkulturell relevante Handlungskompetenzen umfas-
sen somit auch die Fähigkeit zur positiven und fairen Nutzung von Vielfalt und Unterschiedlichkeit.
Folglich ist interkulturelle Kompetenz eine Querschnittkompetenz, die alle persönlichen und fachli-
chen Kompetenzbereiche erfasst.
Die Module und Bausteine beziehen sich jeweils auf ein relevantes Kompetenzfeld:
1. Grundlagen interkultureller Kompetenzschulung
2. Kompetenzfeld I Interkulturelle Kommunikation
3. Kompetenzfeld II Interkulturelles Konfliktmanagement 4. Kompetenzfeld III Interkulturelle Öffnung/
(Cultural Mainstreaming; Diversitiy Management)
5. Kompetenzfeld IV Kultur- und Länderkunde
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Integrationsprojekte hessischer Sportvereine
Mehr als 20 Beispiele gelungener Integrationsprojekte hessischer Sportvereine hat der Landes-
sportbund Hessen e.V. in einer Broschüre veröffentlicht. Die Broschüre kann im PDF-Format im
Internet unter www.landessportbund-hessen.de (hier im Bereich Breitensport und Sportentwick-
lung anklicken, dann Klick auf Menüpunkt „Integration“) abgerufen werden. In vielen Sportverei-
nen in Hessen geschieht Integration in hohem Maße aus sozialer Kompetenz und sozialer Verant-
wortung der Mitglieder, Vorstände und Übungsleitungen. Die Broschüre solle Einblicke in unter-
schiedliche Ansätze geben und soll zur Teilhabe am wichtigen Prozess der Integration ermutigen.
Umfangreiches Material findet sich auch auf der Homepage des Projekts „Integration durch Sport“:
www.sportjugend-hessen.de/Materialien-und-Hintergrundinformationen.176.0.html
Weitere Informationen gibt es bei der Regionalkoordination Südhessen des
Programms „Integration durch Sport“: Volker Rehm
Sportjugend Hessen im Landessportbund Hessen e.V.
Alt-Oberliederbach 10
65835 Liederbach
Tel.-Nr. 069 37 00 44 12
VRehm@sportjugend-hessen.de
www.sportjugend-hessen.de
Deutscher Volkshochschulverband (DVV) - „Praxishandbuch ElternKompass“
Lebensweltbezogene Elternbildung und lokale Bündnisbildung
Das „Praxishandbuch ElternKompass“ des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) richtet sich
an professionelle Akteurinnen und Akteure aus einheimischen und migrantischen Weiterbildungs-
verbänden, Wohlfahrtsverbänden, an VertreterInnen vorschulischer und schulischer Bildung sowie
von Unternehmen. Die Angebote Xpert Culture Communikation Skills, herkunftsgruppenübergrei-
fende und sektorenübergreifende Qualifizierung in interkultureller Kompetenz gehören zum vhs-
Bereich.
Das Handbuch verfügt über einen umfänglichen mehrsprachigen Materialienteil. Es liegt als digitale
und als Print-Version vor und wird kostenlos, gegen Zusendung eines frankierten und adressierten
Rückumschlages (DIN A 5, 1,45 €), zur Verfügung gestellt. Bei Bedarf werden halbtägige Workshops
für interessierte MultiplikatorInnen angeboten.
Kontakt: Deutscher Volkshochschul-Verband e.V.
Obere Wilhelmstr. 32, 53225 Bonn, Tel. 0228/97569-0,
E-Mail: info@dvv-vhs.de
www.dvv-vhs.de/themenfelder/integration0/einfuehrung.html
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Projekt 2
Neue Wege in der Pflege
mit der Veranstaltung
Interkulturelle Arbeit mit Menschen mit Demenz –
Labor zur Weiterentwicklung der Praxisansätze
17. November 2011
in den Räumen des Kulturzentrums Schlachthof, Kassel
Begrüßung und Einführung:
Andrea Schmidt-Jungblut, DAA Kassel
Ayşe Güle̋, Kulturzentrum Schlachthof e. V., Kassel
Grußworte:
Katharina Seewald, Mitglied des geschäftsführenden Vorstands des Hessen-
Campus Kassel
Referierende:
Sigrid Ludwig-Morell, Diätassistentin, Gesundheit Nordhessen Holding AG
Service Gesellschaft
Elke Keller, Gesundheitstrainerin
Gamze Quahl, Arbeiterwohlfahrt Kassel
Simone Ahlbrecht, Pflegeberaterin, Diakoniestation Mitte, Kassel
60
Einladung zur Veranstaltung
61
62
Fachtagung Menschen mit Demenz
Konzept der Labore
Die Tagung in 2011 stand unter dem Schwerpunkt „Pflege von Menschen mit Demenz“.
Unter diesem thematischen Schwerpunkt wurde die Pflegearbeit in seinen Handlungs-
strängen Ernährung und Demenz, Bewegung und Mobilisation, Erinnerung, Körperpflege,
Beratung von Angehörigen beleuchtet, um das Wissen von Pflegekräften und pflege-
wissenschaftlichen Erkenntnissen zu verknüpfen. Dabei wurden vor allem die kultur-
spezifischen Anforderungen an die interkulturelle Pflegepraxis erarbeitet.
Konzeptionell wurde die Fachtagung mit so genannten Laboren umgesetzt. Nach kurzen
Inputs im Plenum gaben die Labore die Möglichkeit, dass die Pflegefachkräfte neue Me-
thoden, Verfahren und Arbeitsweisen erproben, experimentieren, erfinden und sich anzu-
eignen konnten.
In den einzelnen Laboren zu den Themen Ernährung und Demenz, Bewegung und Mobili-
sation, Erinnerung, Körperpflege, Beratung von Angehörigen sollte das Wissen aller ein-
fließen und gemeinsam sollten diesbezüglich konkrete interkulturelle Haltungen und Hand-
lungen erarbeitet werden.
Die in der Pflegearbeit /Pflegewissenschaften anerkannten dreizehn „Aktivitäten und exis-
tentielle Erfahrungen des Lebens“ (Monika Krohwinkel 1993) sollten die Grundlage für die
konzeptionelle Gestaltung der Fortbildung bilden. Die Aktivitäten und existentiellen Erfah-
rungen des Lebens umfassen die Aspekte Kommunikation, Bewegung, vitale Funktionen,
Körperpflege, Essen und Trinken, Ausscheiden, Kleiden, Ruhen und Schlafen, Sich-
Beschäftigen, sich als Mann/Frau fühlen, für eine sichere Umgebung sorgen sowie soziale
Bereiche des Lebens sichern und mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen.
Auf Grundlage dieser Bereiche wurden für die Fachtagung fünf „Lernlabore“ zu
· Ernährung und Demenz,
· Bewegung und Mobilisation,
· Erinnerung
· Körperpflege
· Beratung von Angehörigen
als Experimentierfelder eingerichtet.
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Vortrag und Labor
„Ernährung von Menschen mit Demenz“
Leitung: Sigrid Ludwig-Morell, Diätassistentin Gesundheit Nordhessen Holding AG Service Gesellschaft
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Neue Wege in der Pflege: Interkulturelle Arbeit mit Menschen mit Demenz –
Labor zur Weiterentwicklung der Praxis
Labor: Wahrnehmung von Gerüchen, Tasten, Schmecken
Im ersten Teil des Labors wurden von der Referentin zu den Schwerpunktthemen
· Rahmenbedingungen
· Essen und Essbiographie
· Trinken
Fragen an die Teilnehmenden formuliert und diskutiert.
Rahmenbedingungen
Dabei ließen sich Spannungsverhältnisse definieren, die u.a. abhängig waren von der Frage der
Trägerschaft (kirchlich versus rein wirtschaftlich). Tendenziell halten die wirtschaftlich orientierten
Einrichtungen, bei denen deutlich die Preiskalkulation stets eine wesentliche und hervortretende
Rolle spielt, weniger „zusätzliches „ Essen bereit, d.h. Speisen, die auch außerhalb der normalen
Essenszeiten gereicht oder sogar zubereitet werden können. Insoweit tritt eine interkulturelle Aus-
richtung der gereichten Speisen per se an dieser Stelle in den Hintergrund, soweit es zusätzliche
Speisen und damit verbundene Gewohnheiten betrifft.
Eine Einrichtung hat einen Essenskatalog mit bunten Bildern erstellt, die es den BewohnerInnen
unabhängig von Sprachkenntnissen ermöglicht, eine Essensauswahl zu treffen.
Als wichtiges Kriterium wurde auch die Schnittstelle Küche – Station identifiziert, da spezielle Wün-
sche, soweit möglich, in einer verbindlichen Form mit der Küche Kommuniziert und rückgekoppelt
werden können.
Essen und Essbiographie
Unabhängig von der Trägerschaft wird bei Einzug eines Bewohners/einer Bewohnerin eine Essbio-
graphie erstellt, was sich nicht selten als Herausforderung herausstellt, vor allem dann, wenn die
BewohnerInnen sich nicht mehr in der erforderlichen Form artikulieren können und , was häufiger
vorkommt als vermutet, die Angehörigen überhaupt keine Kenntnisse vom Essverhalten ihrer An-
gehörigen haben. Dann können bevorzugte Speisen nur durch „try and error“ ermittelt werden,
wobei deutsche BewohnerInnen die alte heimische Küche bevorzugen. In der interkulturellen Ar-
beit mit Menschen mit Demenz bedarf es daher zusätzlicher Kenntnisse über die „alte heimische
Küche“. Unter allem deshalb ist es wichtig, dass Essen, soweit möglich, noch erkennbar bleibt. In
einigen Einrichtungen wir Essen grundsätzlich nur püriert gereicht, vor allem dann, wenn die Be-
wohnerInnen gefüttert werden und das den Vorgang der Essensaufnahme beschleunigt. Eine sol-
che Handhabung ist nicht im Interesse eines respektvollen Umgangs mit Menschen mit Demenz
und kann auch dem Anspruch nicht genügen, ein Lieblingsessen gereicht zu bekommen.
65
Soweit Schluckhilfen wie Joghurt verwendet werden oder eine Zubereitung erforderlich ist, die
geeignet ist, Schluckbeschwerden zu verhindern, wurden keine weiteren Unterschiede in der inter-
kulturellen Arbeit benannt.
Trinken
Auch soweit es um das Trinken in der interkulturellen Pflege von Menschen mit Demenz geht,
konnten keine wesentlichen Unterschiede ausgemacht werden. Die Kontrolle der Einhaltung der
getrunkenen Flüssigkeitsmenge ist Pflicht, bei Minderaufnahme ist eine Meldung zu erstellen und
ggf. der Arzt hinzuzuziehen. Kleine Tricks, die Kalorienerhöhung von Getränken zu erhöhen, um
Gewichtsverlust vorzubeugen, unterscheiden sich nicht durch die Nationalität der BewohnerInnen.
Als wichtig wurde eingestuft, auch mal ein Bier oder einen Eierlikör (!) zu reichen, soweit keine
medizinischen Bedenken bestehen. Hier würde man bei Menschen mit anderen kulturellen Hinter-
gründen auf landestypische Getränke abheben, soweit dies gewünscht ist und nicht immer der Fall
ist.
Letztlich ist ausschlaggebend darauf zu achten, was die Bedürfnisse der BewohnerInnen ist. Diese
Feststellung zog sich stets wie ein roter Faden durch die gesamte Diskussion. Es geht weniger um
die Frage, welchen kulturellen Hintergrund BewohnerInnen haben, sondern mit welcher Biogra-
phien und damit gewachsenen Bedürfnissen Menschen in die Obhut von Pflegeeinrichtungen
kommen. Daher kann nicht die Nationalität oder der kulturelle Hintergrund maßgeblich für pflege-
rische Entscheidungen sein, sondern immer das Individuum.
Im zweiten Teil des Labors wurden die Teilnehmenden aufgefordert, Gegenstände zu ertasten, zu
riechen und zu schmecken. Ansatz dieses Laborteil war es, praktisch herauszufinden, inwieweit die
gleichen Gegenstände unterschiedliche Emotionen hervorrufen können. Dazu waren insgesamt 15
Gegenstände des täglichen Lebens vorbereitet worden. Ziel war es, sinnlich erfahrbar zu machen,
dass diese Gegenstände nicht bei jedem/jeder Teilnehmenden die gleichen Gefühle auslösen müs-
sen. Auf die Arbeit mit Menschen mit MigrantInnenhintergrund und Demenz übertragen, sollte
dies ein Experiment sein, mit welchen Stoffen Reaktionen bei den KundInnen – positiv, negativ
oder neutral hervorgerufen werden können. Grundsätzlich lässt sich dieses Experiment in die tägli-
che Arbeit integrieren, um somit insbesondere bei Menschen mit nicht hinreichend bekannter Bio-
grafie, Emotionen auszulösen und damit den Zugang zu den KundInnen zu ermöglichen.
Die Gegenstände, die ertastet werden sollten, waren in neutralen Beuteln untergebracht, die Teil-
nehmenden konnten also in keinem Fall sehen, was sich dort drin befand. Getastet werden konnte
ohne zeitliche Begrenzung, wenngleich die Teilnehmenden sehr zügig zu ihrem Ergebnis kamen und
die entsprechenden Emotionen auch zügig niederschrieben. Dabei spielte keine Rolle, ob die sich in
dem beutel befindliche Perücke als Perücke oder als Staubwedel ertastet wurde. Entsprechend
waren die unterschiedlichen Reaktionen – Hund kraulen positiv oder Staubwe-
del/saubermachen/negativ.
Im zweiten Teil wurden Gegenstände zum Riechen gereicht, wiederum verbunden mit der Auffor-
derung, die spontanen Reaktionen auf den Geruch nieder zu schreiben.
66
Im dritten Teil, in dem es um das Schmecken ging, war eine deutliche Zurückhaltung zu spüren.
Während keine/r der Teilnehmenden im Bereich des Ertastens Vorbehalte oder Ängste gezeigt
hatte, in die Beutel zu greifen, wurde von der Möglichkeit des Schmeckens, wenngleich die Speisen
hygienisch einwandfrei gereicht wurden, nur in einem sehr geringen Maße Gebrauch gemacht.
Insgesamt wurden nur solche Gegenstände angeboten, die sich eher im alltäglichen Leben finden,
von sensorisch, optisch, olfaktorisch und gustatorisch fragwürdigen Dingen hatten wir mit Absicht
Abstand genommen. Von den Teilnehmenden positiv aufgegriffen wurde die Tatsache, dass bei
Menschen mit Demenz einerseits und mit Migrationshintergrund andererseits dies eine probate
Möglichkeit darstellt, sich den KundInnen auf eine einfache Art und Weise zu nähern.
Um was handelt es sich? - Fühlen
(die richtigen Begriffe sind unterstrichen)
Gefühl ist für mich
postiv/negativ/neutral be-
setzt/erinnert mich an
1 Perücke
Staubwischteil
Haarteil
Haare
Neutral, Positiv – Hund kraulen, Haarfrisur, Nega-
tiv – putzen
Negativ, Bekannt, neutral, erinnert mich an Fa-
sching
rau, neutral
2 Sand
Vogelsand
Salz
Kies
Urlaub, positiv
Positiv, erinnert an Strand
Neutral, essen
Sandig, staubig, negativ
3 Schneckenhäuser
Muscheln
Griechische Inseln, Spazieren gehen, Gartenar-
beit
positiv, Urlaub, Strand, positiv, Meer, Strand
grob, lautes Geräusch
4 Gewaschener Flusssand
Linsen
Körner
Reis/Linsen
Reitplatz, Dinkelkissen, positiv, Linsensuppe mit
Würstchen
neutral
5 Kastanien Herbst, neutral, Kastanienmännchen
positiv, Laub und Herbst
positiv Kindheit
angenehm
67
Gegenstand - Riechen
Erinnert mich an
6
Zimt
Milchreis, Reisbrei, Weihnachten, Lebkuchen,
Kuchen backen, Zimtsterne, Gebäck, Grießbrei
7
Kaffee
Sonntagmorgen, Eduscho-Paket, Kaffeemühle,
Morgens: aufstehen, nachmittags: Kaffee und
Kuchen, Kaffeeklatsch, Gemütlichkeit, Entspan-
nung, früh morgens zum munterwerden, Lebens-
qualität, Entspannung, Genuss, Entspannung
8
Knoblauch
Land WG, Kochen, Tsatsiki, Dracula, unangeneh-
mer Geruch, mediterranes kochen, Distanz, aber
Frische, „man riecht“, geruchsintensiv; Tsatsiki
esse ich sehr gerne
9
Kleber
Jugendwohngruppe, Bastelarbeiten, Kindheit,
Basteln, , Schnüffelstoff, klebt, Bastelarbeiten als
Kind,
10
Basilikum
Urlaub, Salat, Tomate und Basilikum, Tomaten,
Sonne, lecker Essen, Tomaten und Mozzarella,
mmh, frisch, Frische, Italien, Salat, Tomaten
68
Gegenstand - Schmecken
Erinnert mich an
11
Brausepulver
Kindheit, früher, Wodka-Brause, „Bizzeln“ auf
der Zunge, Schülerbäcker
12
Nutella
Heißhunger, schmelzender Genuss, nachhal-
tig, meine Tochter, Frühstück, DFB, Schokola-
de, Milka
13
Wackelpudding
Nachtisch Oma, künstlich, Kindheit, meine
Tochter, Nachtisch Kindheit, Götterspeise,
Sonntagsnachtisch, Frühling im Wald, Kinder-
geburtstag
14
Erdnüsse
Abendsnack, Snacken, schmeckt gut zu Bier,
Party, salzig, Kindergeburtstag, Open-Air-Kino
15
Rosinen
Müsli, Weihnachten, Stolle, backen, Apfelku-
chen, negativ: schmeckt nicht, Müsli, Rosi-
nenbrot, Rosinen backen
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Labor: Wahrnehmung von Gerüchen, Taste, Schmecken
70
71
Buntes Essen
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Gruppen / Laborergebnisse
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Vortrag und Labor
„Bewegung erlegen – Bewegung erfahren“
Leitung: Elke Keller, Gesundheitstrainerin
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Neue Wege in der Pflege: Interkulturelle Arbeit mit Menschen mit Demenz –
Labor zur Weiterentwicklung der Praxis
Labor: Sich ausdrücken mit Musik und Tanz
Die „klassische Bewegungsstunde“ nutzen:
Rituale einführen, die immer wiederkehrend Halt und Struktur bieten
Die Bewegungsstunde unter ein Thema stellen – z. B. Herbst:
- Hin und her bewegen: wehen, Äpfel pflücken, spazieren gehen
- Durch das Laub rascheln
- Treppen steigen
Ziele der Bewegung:
- Spaßfaktor
- Beweglichkeit für mehr Eigenständigkeit
- Freies Sitzen trainieren
- Schulterbeweglichkeit – für das Anziehen
- Erfolgserlebnisse schaffen – „Fühlt sich, auf das Abstellgleis geschoben und spürt dies
auch!“ dies durchbrechen und Bestätigung geben
Musik als Begleitung
(wird im Bereich Demenz kontrovers diskutiert wegen der Ablenkung)
- Auswahl ist wichtig; z. B. bekannte Volkslieder
- Keine Dauerberieselung mit dem Radio, eher Impulse durch Lieder setzen
- Überlegung, was die Generation gehört hat
- Hier auch interkulturelle Aspekte bei der Musikauswahl
- Idee: Musik-CD mit türkischen Volksliedern - GEMA beachten - Rhythmus: gleichbleibend unter 120 Beats / Minute - Tipps für geeignete Interpreten: Captain Cook; Bert Kämpfert
Begrüßung
- Aufwärmen und reinkommen
- Die Stunde mit einem Lied beginnen und auch beenden (wiederkehrend) - Non-verbal kommunizieren: anschauen, winken
- Gespür für die Gruppe bekommen
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Hauptteil
- Thematisches Ballspielen o Ideen für Bälle: Luftballon, Wasserbälle, Gummibälle,
o Werfen und fangen; bekannt aus Kindheit
o Gummi-Frisbees für Bewegungen
o Werfen und singen -> „Ball-Chor“ (zum Takt der Musik zum Nachbarn werfen; sin-
gen
)
- Mit den Händen arbeiten
o Mit Geschirrtüchern Übungen durchführen (Schulterwerfen, Fahrradfahren, eine 8
durch die Beine, um die Hüfte kreisen)
o Kommunikation mit den Tüchern – Nachbarn er-greifen ihre Tücher
o Feinstrumpfhose als Strick nutzen
o Sich mit den Tüchern / Strumpfhosen im Kreis an-
fassen – schunkeln und bewegen
o Terabänder – Übungen zur Musik
o Reivo-Bänder (Gummiring) – erhältlich u. a. bei
Sport Thieme
- Gewichte einsetzen
o Wasserflaschen (1/2 Liter) o Hanteln
- Auf einem Tisch arbeiten
o Mit Strohhalm Wattebällchen hin und her pusten
- Übungen direkt für die Hände
o Klavier spielen
o Finder berühren
o Handgelenk
o Liegende 8 in die Luft schreiben
o Hände über dem Kopf – der Baum
o winken - alte Spiele aus der Kindheit (international einzusetzen)
o Seilspringen
o Hickelkästchen
o Mit Tüchern einen Schleier-
tanz aufführen
o Internationale Requisiten
einbringen in die Übungen
Abschied
- Zum Abschied ein Lied auswählen als
Signal, es hört gleich auf
Grundregeln für die Gruppenleitung
- Struktur und Rituale geben
- Plan machen / Vorbereiten - Offenes Konzept – flexibel gestalten können
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- Nicht zu hohe Ansprüche an sich und die Gruppe
- Jeder darf -> keiner muss; dabei sein ist alles (Atmosphäre)
- Schwerhörige entsprechend neben die Gruppenleitung platzieren
- Alle im Blick haben - Gruppengröße (6-10 ideal für Partnerarbeit, persönliche Anrede)
- Laut und deutlich sprechen
- Nur eine Mitteilung pro Satz
- Keine W-Fragen (Warum, Wer …)
- Verbindliche Richtungsangaben: „Fenster, Boden, …“
- Unterstützende Gestik
- Gefühl von Sicherheit vermitteln
Internationale Aspekte:
- Bewegung kennt keine Grenzen
- Nähe und Distanz der einzelnen Kulturen beachten
Übung im Labor: Bewegung laufen und greifen
Reaktionen und Feedback:
- Freude gespürt
- Es ist warm geworden
- Miteinander kommuniziert
- Winken und schauen
- Alles gleich verstanden
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Gruppen- / Labor-Ergebnisse
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Bewegung
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Vortrag und Labor
„Körperpflege, Waschen, Kleiden“
Leitung: Gamze Quahl, Arbeiterwohlfahrt Kassel
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Neue Wege in der Pflege: Interkulturelle Arbeit mit Menschen mit Demenz –
Labor zur Weiterentwicklung der Praxis
Labor: Körperpflege, Waschen, Kleiden
Zum Einstieg des Labors bekommen alle Teilnehmerinnen eine duftende Flüssig-
keit/Duftwasser in die Hände geträufelt. Sie duftet sehr frisch nach Zitronen. Die Teilneh-
merinnen erfahren, dass es sich hier um ein spezielles Duftwasser handelt, das in türki-
schen Familien gereicht wird wenn ein Gast zu Besuch kommt, damit der sich erfrischen
kann. Das gebietet die Höflichkeit. Auf einem Tisch sind der Inhalt eines Kulturbeutels, als
auch einige Utensilien für die Körperpflege, aufgebaut. Man sieht ein Stück Seife, Duft-
säckchen, einen sog. Luffaschwamm, einen Kamm und eine Bürste, einen Rasierer mit Ra-
sierschaum und große Badelaken sowie eine kuscheligen Bademantel aber auch Utensilien
für die Zahnpflege.
Die Teilnehmer dürfen die Produkte in die Hand nehmen und stellen fest, dass die Seife
sehr stark nach Rose duftet. Aber auch die Duftsäckchen entfalten einen besonders star-
ken Duft nach Jasmin. Wir erfahren von Gamze Quahl, die Türkin ist, dass Körperpflege und
Waschen in ihrem Kulturkreis Ritualcharakter hat. Den Kulturbeutet hat sie mit Produkten
gefüllt, die insbesondere von älteren Menschen aus diesem Kulturkreis gerne genutzt wer-
den und damit auch eine Erinnerung an die Kindheit hervorrufen können.
Wir gelangen schnell zu dem Diskussionspunkt der sich mit den unterschiedlichen Arten
der Körperpflege in unterschiedlichen Kulturkreisen beschäftigt und nennen es „Das Gefühl
von Sauberkeit“. Was bedeutet das? Wann wird z.B. in der türkischen Kultur das Gefühl
von Sauberkeit hinterlassen?
Hier sind die Punkte, die während des Labors herausgearbeitet wurden:
· Waschen mit sehr viel Schaum.
· Waschen nur mit fließendem Wasser, denn stehendes Wasser ist „totes“ Wasser.
· Das Waschen erfolgt mit einem Schwamm (vorzüglich Luffa), der die Durchblutung
fördern soll aber auch durch Druck beim Waschen das Gefühl von Sauberkeit er-
zeugt. Ein Waschlappen könnte das nicht liefern.
· Nach dem Waschen soll die Seife einen schönen Duft hinterlassen.
· Intimpflege erfolgt immer feucht und nach jedem Toilettengang.
· Enthaarung bei Frauen (Achsel, Intimbereich, Beine).
Nach dem Waschen ist dann eine Zeit der Ruhe. Es wird ein großes Badetuch um sich ge-
schlungen und/oder in einen Bademantel gekuschelt. Erst danach ist das Ritual abgeschlos-
sen.
81
Es wurde auch diskutiert, dass sich Zeiten ändern und aus unterschiedlichen Gründen sich
auch Vorlieben oder Rituale ändern und neue Vorlieben oder Rituale entstehen.
Was können wir aber daraus, im Umgang mit pflegebedürftigen Menschen aus anderen
Kulturkreisen, lernen?
· Wünsche der Betreffenden erfragen.
· Verständnisvolles Verhalten im Umgang mit Menschen aus anderen Kulturkreisen.
· Akzeptanz für das Andere!
Gruppen-/Laborergebnisse
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Gruppen / Laborergebnisse „Sich selber Gutes tun durch Atmung und Entspannung“
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Fotos der Veranstaltung
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Andrea Schmidt-Jungblut (DAA), Regine Franz (BTQ Kassel)
Ayşe Güle̋ (Kulturzentrum Schlachthof e. V.)
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Sigrid Ludwig-Morell (Gesundheit Nordhessen Holding AG)
Elke Keller
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Gamze Quahl (Arbeiterwohlfahrt Kassel)
Simone Ahlbrecht (Diakoniestation Mitte, Kassel)
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Nachklang der Impulsvorträge Von Ayşe Güleç
· Trink- und Essbiographie
· Schluckbeschwerden, Schluckstörungen
· Reizen mit Buntheit
· Farben
· Farben essen, Blumen schmecken und
trinken
· Bewegung speichern und erinnern
· Musik erinnern, Körpergedächtnis
· Auf Stühlen tanzen
· Ohren massieren
· Verloren sein in Zwischenwelten
· Über-Setzen
· Umbruch, Durchbruch
· Unterbrechung, Ver-rücken
· Entrücken von Realität
· Näher rücken zur Realität
· Näher rücken zur Realität
· Körper bewegen, Körper erfassen
· Anderen Körpern begegnen
· Diagnose, Lesen und Schreiben
· Verhältnis der Medizin zur Demenz
· Kulturfaire, kultursensibel
· Fest von Demenz
· Symbole sortieren
· Entrücken, Angehörige oder der Betrof-
fenen
· (Innen-)Welt entsteht, Wirrwarr-Verbergen hintern
· Altgewohnheiten
· Achtung, Weisheit und Sensibilität
· Kindheitserinnerungen
· Seife riechen
· Zeit füllen und erinnern
· Zustand alles geht vorbei
· Wie ist erinnern möglich
· Wunde, Schmerzen
· Was leben wir? Was fehlt uns?
· Doppelt Frau, doppelt Mann
· Anwesende, abwesende Familie
· Stomabeutel
· Scham und Peinlichkeit
· Behutsamkeit
· Anleiten und Vertrauen auf Angehörige
· Intime – nichtintime Zonen
· Wundmanagement
· Blicke – Einblicke – Entblößen
· MigrantInnen mit Demenz werden nicht
erkannt
· Rat-Schläge, lieber Äpfel geben
· Einpowern, verstärken
· Falsche und richtige Seehilfen
· Mit Lupe suchen, Raum vergrößern
· Im falschen Setting ist jeder dement
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