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Stumpfe Gewalt

I. Tzimas

Definition

Einwirkung stumpfer bzw. stumpfkantiger Flächen, die den Körper mit Druck bzw. Wucht treffen oder auf die der sich bewegende Körper auftrifft.

Hunger H, Dürwald W, Tröger HD: Lexikon der Rechtsmedizin

Barth Leipzig Berlin Heidelberg 1993

Wundmorphologische Vielfalt bedingt durch:

Art der Gewalteinwirkung: Zug, Druck, Scherung, Torsion

Dauer der Gewalteinwirkung

unterschiedliche Relativbewegungen

verschiedene Einwirkungswinkel

differente Krafteinleitung

Formenvielfalt der Werkzeuge

Eigenschaften betroffener Gewebe

Überlagerung, Mehrfachverletzungen

Kriminologische Aspekte

Lebensgefährlichkeit, Todesursache

Kausalzusammenhang bei Spättodesfällen

Geschehensablauf

Wundalter, Überlebenszeit

Handlungsfähigkeit

Einfluss vorbestehender Erkrankungen

Verletzungen

Haut

Exkoriation

Hämatom

Décollement

Riß-/Quetschwunde

Bewegungsapparat

Muskelquetschung

Muskelriss

Band-/Sehnenriss

Luxation

Fraktur

Organe

Commotio

Contusio

Ruptur

Zertrümmerung

Schürfungen/Excoriationen

Tangentiale Gewalteinwirkung, Abschieben der Haut in Richtung der Gewalteinwirkung

Hautschüppchen ( DNA)

Forensische Überlegungen

Bei Schürfungen:

Vital/Postmortal: lokale Unterblutungen, entzündliche Reaktionen

Wundalter, morphologischer Gestaltwandel

Schürfrichtung, Schleifspuren

Geformte Verletzungen, Tatwerkzeug

Blutungen in der Haut

Zerreißen von Hautgefäßen in der Lederhaut durch intravaskuläre Druckerhöhung

Direkte Blutung durch lokale, starke Gewalteinwirkung

Verschieben des Blutes in die nicht dem Druck ausgesetzten Partien

Indirekte Blutung

Meist Punktförmig, scharf begrenzt, rot

Musterförmig

Negativprofilabdruck

Blutungen unter die Haut

Direkte Blutungen Gefäßrupturen im Unterhautfettgewebe, Quetschung der Fettläppchen, Kombination mit Hautblutungen

Indirekte Blutung zwischen den Gewebsschichten durch Umverteilung aus benachbarten Regionen,

Décollement Verschiebung zwischen Unterhautfettgewebe und Muskelfaszie

Farbveränderungen/Altersbestimmung

Cave: Große Variabilität! Veränderungen sind abhängig von:

Alter des Betroffenen

Lokalisation der Verletzung

Frequenz der Verletzungen

Größe, Tiefe, Intensität der Verletzung

Forensische Überlegungen

Bei Blutunterlaufungen:

Vitalität

Hämatomgröße/Gewaltintensität

Wundalter

„Wachsende“ Hämatome

Diskrete Hämatome vs. Schwere innere Verletzungen

Quetschwunde

Druckkräfte

Unregelmäßig

Wundränder, Schürfsaum

Gewebebrücken

Am Ort der

Gewalteinwirkung

lokalisiert

Risswunde

Zugkräfte Kontinuitätstrennung

Scharfrandige Hautdurchtrennung

Lokalisation nicht unmittelbar am Ort der Gewalteinwirkung

Riss-Quetsch-Wunde „Platzwunde“

Knöchernes Widerlager

Lokale Druckkräfte + Entlastungsrisse

Am Ort der Gewalteinwirkung

Ränder unterminierbar

Gleiches Werkzeug kann je nach Auftreffwinkel unterschiedliche Wunden hervorrufen

Unterminierbar?

Gewebebrücken?

Schürfsaum?

Quetschwunde Schnittwunde

Unterscheiden Riss- bzw. Quetschwunde von Schnittwunde

Übergangsformen stumpfe/scharfe Gewalt „halbscharfe Gewalt“

Säbel

Axt

scharfkantige Instrumente

Hiebverletzungen

Anatomie des Kopfes

Schädel-Hirn-Trauma

Verletzungen von

Kopfschwarte

Schädeldach

Schädelbasis

Blutgefäßen

Gehirn

Schädelfrakturen

Direkt

Lokale Verformung

Schädeldach

Biegungsbrüche

Lochbruch

Terrassenbruch

Globusbruch

Indirekt

fortgeleitet

Schädelbasis

Berstungsbrüche

Biegungsfrakturen

Fläche bis max. 4 cm x 4 cm

Lochbruch

Terrassenbruch

Tangentiales Auftreffen

Berstungsbruch:

Generalisierte Verformung

Schädelbasisfrakturen

Sonderform: Ringfraktur

Querdruck erzeugt Querbruch Längsdruck erzeugt Längsbruch

Globusfraktur

Puppe-Regel

Ringfrakturen - Foramen magnum

Sturz auf das Gesäß

Sturz aus der Höhe

Traktion (z.B. Motorradfahrer)

Schlag gegen das Kinn

Blutungen im Schädelinneren: Epidurale Blutung:

Kalottenfraktur, A. meningea media, freies Intervall

Subdurale Blutung: Akzeleration/Dezeleration (Schütteltrauma), Brückenvenen, Hirnrindengefäße

Subarachnoidale Blutung: spontan Aneurysmablutung, traumatisch Kontusionsblutung

Intrazerebrale Blutungen

Verletzungen des Gehirns

Rotationstrauma: Drehbewegung

Überwiegen von Scherkräften

Abriss von Brückenvenen

Schädigung oberflächlicher Gefäße

Diffuse axonale Schädigung

Translationstrauma: gradlinig fortgeleitete Gewalteinwirkung

Coup: Druckbedingte Schädigung an der Stoßseite

Contre coup: Sogbedingte Schädigung an der Gegenstoßseite

Coup – Contrecoup

Stoß/Gegenstoß Druckgradient

Mittelgesichtsfrakturen - nach Le Fort

frontal:

- bilateral, multipel

- Collum, Condylen

- 2,5 – 3,1 kN

lateral:

- am Ort der GE oder

Corpus gegenüber

- einzelne Frakturen

- 0,6 – 0,8 kN

(Boxer: bis 2,4 kN)

Unterkieferfrakturen

Sturz – Schlag?

„Hutkrempenregel“

Hutkrempenregel

Interpretation des Gesamtverletzungsmuster zur Unterscheidung Sturz vs. Schlag

Sturz

Kopfschwartenhämatom am Hinterkopf

Globusbruch occipital

SDB

Contre Coup Verletzungen

Impressionsfissur des Orbitadaches

Excoriation an den Ellenbögen

Schlag

Sternförmige Riss-Quetsch-Wunde

Lochbruch

Hirnridenprellungsherd in Coup-lokalisation an der Oberseite des Scheitellappens

Abwehrverletzungen

Rumpf: innere Verletzungen

Prellung, Quetschung: Druck (parenchymatöse Organe, Unterhautfettgewebe, Muskulatur)

Zerrung, Zerreißung: Einwirken von Zugkräften (Bänder/Muskeln)

Dezelerationstrauma: Gefäße (z.B. Aortenabriss unterhalb A. subclavia)

Verkehrsunfall (Fahrzeuginsasse), Sturz aus der Höhe

Sekundäre Verletzungen: meist bei Frakturen durch Anspießung

Todesursachen

Unmittelbar:

Verblutungsschock

ZRV

Schocklunge/Atemversagen

Herzversagen

Verbrauchskoagulopathie

Spättodesfälle:

Pneumonie

Lungenembolie

Crush-Niere

Schockbedingtes MOV

Infektion, Sepsis

Fettembolie

Vitale Reaktionen

Systemische: Hämorrhagischer Schock, Embolie (Luft, Fett; Gewebe)

Lokale Vitalreaktionen

Humorale Zeichen

Kriminologische Aspekte

Lebensgefährlichkeit, Todesursache

Kausalzusammenhang bei Spättodesfällen

Geschehensablauf

Werkzeug

Wundalter, Überlebenszeit

Handlungsfähigkeit

Einfluss vorbestehender Erkrankungen

Der klinisch tätige Arzt:

Exakte Befunddokumentation

Lokalisation, Größe

Art der Verletzung

Fotodokumentation

Fremdkörper

Exzidate

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