Texte beurteilen und bewerten HS: Entwicklung einer Schreibkultur SS09 Sitzung am 07.07.09...

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Texte beurteilen und Texte beurteilen und bewertenbewerten

Texte beurteilen und Texte beurteilen und bewertenbewerten

HS: Entwicklung einer Schreibkultur SS09HS: Entwicklung einer Schreibkultur SS09Sitzung am 07.07.09Sitzung am 07.07.09

Referentin: Caroline SentReferentin: Caroline Sent

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Übersicht1. Begriffsklärung: Beurteilen,

Bewerten, Benoten2. Möglichkeiten der

Beurteilung von Schülertexten-Fördernde Beurteilung-Bewertend-prüfende Beurteilung und Leistungsmessung-Prozesse beurteilen

3. Kriterienkataloge-Schreiberbezogene Texte-Leserbezogene Texte-Sachbezogene Texte

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1. Begriffsklärung: Beurteilen, Bewerten,

Benoten

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Bewerten• =kognitiver Akt bzw. mentaler Prozess

des Einschätzens (hier: in Bezug auf Schülertexte)

• Wertmaßstab liegt zu Grunde, der sich in Form von Kriterien beschreiben lässt

• Qualität der Schreibleistung: „gelungen“ vs. „nicht gelungen“

• ist Grundlage für das Beurteilen und Benoten

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Beurteilen• =verbal geäußerte Bewertung

gegenüber dem Schüler/Schreiber• Das Bewertete (die Schülertexte) wird

auf Wertemaßstäbe bezogen• Verantwortungsvolles Abwägen:

konstruktive Kritik und Hinweise auf zukünftiges Verhalten formulieren (z.B Lösungen für die Überarbeitung)

• Umsetzung z.B in Berichtzeugnissen, Lernentwicklungsbeschreibungen, in Lehrerkommentaren unter Schülertexten

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Benoten• =zusammenfassende Bewertung

einer Leistung in einer Ziffernnote• =prüfendes Bewerten

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2. Möglichkeiten derBeurteilung von Schülertexten

• Fördernde Beurteilung• Bewertend-prüfende Beurteilung

und Leistungsmessung• Prozesse beurteilen

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2.1. Fördernde Beurteilung

• mündliches oder schriftliches Feedback des Lesers an den Autor

• Ziel: gemeinsames Verständnis über den Text herstellen, Textoptimierung in der Weiterarbeit

• Funktion für den Autor: Rückmeldung, Orientierung, Motivation

• Funktion für den Lehrer: Hinweise zur Diagnostik von Schülerkompetenzen, für die Erfolgskontrolle, Planung des weiteren Unterrichts

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2.1. Fördernde Beurteilung

• Bestandteil des Schreibprozesses, z.B. zwischen Entwurf und Überarbeitung

• Entwicklungsbezug und weitere Förderung stehen im Vordergrund

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2.2 Bewertend-prüfende Beurteilung und

Leistungsmessung

• steht am Ende des Schreibprozesses

• wenn Bewertung in Ziffern: Benotung, Zensur

• Benotung: Rückmeldung über Lernstand und nicht Lernentwicklung

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2.2 Bewertend-prüfende Beurteilung und

Leistungsmessung• Kriterien(-kataloge) • Lernerfolg in Beziehung zu anderen

Mitgliedern setzen • erfüllt gesellschaftliche Funktionen:

curriculare Kontrolle, Schulartenempfehlung (führt zu Selektion)

• Kompetenzniveaus-Tests/ Bildungsstandards können zu Selektion, „teaching to the test“führen

• Nutzen sollte sein: leistunggschwache Schüler zu fördern, nicht zu selektieren

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2.3 Prozesse beurteilen• Beobachtung und explizite Bewertung

einzelner Arbeitsschritte• wichtig aus Gründen der (individuellen)

Förderung• problematisch im Zusammenhang mit

Bewertung: – Unbewertete Lernphase (z.B. Vorbereiten

und Schreiben eines Entwurfs): Konzentration auf Ideen möglich

– Blockade/Hemmungen

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2.3.1. Möglichkeiten der Einbeziehung von

Prozesskomponenten in die Note

• zwei Messzeitpunkte

• Mehrstufiger Prüfungsansatz

• Portfolios

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Zwei Messzeitpunkte

• Verrechnung der Note für den Entwurf und der Note für die Endfassung

• in der Praxis meist größere Gewichtung auf Note des Entwurfs

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Mehrstufiger Prüfungsansatz

• Bewertung des Endprodukts nach fördernder Beurteilung und Überarbeitung

• Möglichkeiten der Organisation der Überarbeitungsphase:– Text einsammeln und fremde Hilfe

auszuschließen– Schreibkonferenz– offener Unterricht: Schüler bestimmt

Anzahl der Schreibphasen und Zeitpunkt der Abgabe selbst

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Portfolios• Schüler wählen Facharbeiten aus dem

Unterricht aus, bereiten sie sorgfältig auf und sammeln sie in einer Mappe

• muss nicht fertige Texte enthalten, Aufnahme von Produktionsstufen oder ausgewählte Materialen möglich

• erlaubt individuelle Bewertung• Vergleichbarkeit der Leistungen mit

anderen erschwert

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3. Kriterienkataloge

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Textsorten • Aufgabe des Schreibunterrichtes:

kommunikative Grundfunktionen mittels Texten realsieren

• Herleitung durch die 3 basalen Grundfunktionen aus Bühlers Organon Modell

• Schreiberbezogene Texte (Ausdrucksfunktion): erzählende, kreative, lyrische Texte

• Sachbezogene Texte /Sachtexte (Darstellungsfunktion): Berichte, Beschreibungen

• Leserbezogene Texte (Apellfunktion): persönliche Briefe, Anleitungen

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Schreiberbezogene Texte

• haben Ausdrucksfunktion für den Schüler• Was ihn bewegt od. betrifft, wie er die

Welt deutet, was er in seiner Fantasie erfindet…

• z.B. erzählende Texte, lyrische Texte• Erzählende Texte: keine trennschaften

Formen des Erzählens (Bsp. Erlebniserzählung vs. Fantasierzählung), da es immer mit dem Schreiber selbst und seiner Wahrnehmung von Realität und Fiktionalität zu tun hat.

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Einfache Geschichten (2.bis 3. Schuljahr)

• intuitives Erzählmuster: rein assoziativ und expressiv selbst erlebte und erfundene Geschichten

• Ereignisabfolgen (Gereihte Hauptsätze, „Und-da“ Verbindungen)

• allmählich: Perspektive einzelner Figuren, Intention: kohärente Geschichte mit Ereignisse/Handlungen in richtiger Reihenfolge

• meist kein bewusster Schluss• Darstellung schreiberbezogen und

kontextabhängig, da Hörer nicht vorgesehen • Unterricht: durch positive Rückmeldungen von

Mitschülern und Lehrer werden Kriterien bewusst

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Komplexe Geschichten3. bis 4./5.Schuljahr

• zunehmende Schreib- und Leseerfahrung→ neuartige kreative Textgestaltung

• vergangene Ereignisfolgen: Präteritum• Ausdruck sprachliche Mittel zur Darstellung

von Emotionen („Da zitterte ich vor Angst“)• Darstellung persönlicher bedeutsamer od.

erdachter, erzählwürdiger, ungewöhnlicher Ereignisse

• Schreiber versetzt Leser in seine erzählte Welt (Erlebnisperspektive)

• Narrative Struktur, Wegfall der Reihung

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Komplexe Geschichten3. bis 4./5.Schuljahr

• Stilmittel: rethorische Fragen, wörtliche Rede, Wiederholungen, ungewöhnliche Wortkombinationen und –neuschöpfungen

• Differenzierte Satzverbindung (kausal, temporal..)

• Integration eigener Absicht und Perspektive des Lesers in Schreibplanung

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Komplexe Geschichten3. bis 4./5.Schuljahr

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Lyrische Texte• Kriterien nicht zu eng fassen und

gemeinsam mit Schülern erarbeiten

• Kriterien: Wortwahl,Anordnung Wörter, Sprachmittel, Vermittlung v. Gefühlen, passende Überschrift, Einhaltung der Gedichtform…

• Beispiel: Schneeballgedicht

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Leserbezogene Texte• richten sich primär an einen oder

mehrere Leser• Funktion: Einfluss auf Wissen oder

Handeln des Lesers nehmen• z.B. Anleitung, persönlicher Brief

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Anleitungen• sollen Leser befähigen eine

bestimmte Handlung auszuführen • z.B. Bedienungsanleitungen,

Bastelanleitungen, Spielanleitungen, Wegbeschreibungen, Koch- und Backrezepte

• Handlungszusammenhang→ Verwendungszusammenhang liefert Kriterien für die Textbewertung

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Anleitungen:Rezepte

• Bewährte Form:– Überschrift: Fachausdruck– Liste mit benötigten Zutaten (Anzahl,

Portionen)– Back-/Kochanweisung in

Arbeitsschritte gegliedert (Nummerierung und Absatzbildung)

– Sprachlich: Anweisungen im Infinitiv

– In Kinderkochbüchern: Imperativ, AussagesatzVisualisierungen

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Rezepte:Kriterien

• richtige Verwendung der Satzzeichen• klare Sätze• treffende Ausdrücke• Beibehaltung des Sprachstils

(Aufforderungsform, Infinitivform,Aussageform)

• Text verständlich/anschaulich/übersichtlich

• alle Zutaten und Arbeitschritte, richtige Reihenfolge

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Persönlicher Brief• Orientierung auf den Leser, Fähigkeit

sich in Adressaten hineinzuversetzen wird erst in GS erworben

• =Texte von einem Schreiber an einen best. Adressaten über Postweg/E-Mail

• meist: individueller Schreiber an einen bekannten Leser: gemeinsame Vorgeschichte

• denkbar: mehrere Schreiber, Gruppe von Adressaten, Kontaktaufnahme

• Funktion: dem Adressaten ein Anliegen übermitteln (z.B. Mitteilung von Neuigkeiten, Beglückwünschung, Einladung, Danksagung)

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Persönlicher Brief: Kriterien• Kriterien hängen vom Anlass ab• allgemeine vs. spezifische KriterienAllgemeine Kriterien: • Angabe des Absenders• Angabe des Adressaten mit richtiger

Anschrift• Angabe des Datums• Anrede und Grußformel • Aufbau und ReihenfolgeSpezifische Kriterien betreffen den Kern des

Briefes, z.B von Unfall berichten→ Rückgriff auf Kriterienkatalog „Bericht“

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Sachbezogene Texte/Sachtexte

• Darstellung eines Sachverhaltes der Wirklichkeit steht im Mittelpunkt

• Aufgabe:– dem Leser zu Vorstellung od. eigenem

Bild der Sache zu verhelfen– Vorstellung der abwesenden Sache als

hätte der Leser sie selber wahrgenommen

• z.B. Beschreibung, Bericht

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Beschreibungen• Mündliche sowie schriftliche Beschreibungen

haben es mit der wahrnehmbaren Oberfläche von Objekten zu tun

• z.B. Gebäude, Bilder, Pflanzen, Landschaften…• üblich: Beschreibung abwesender Objekte• Funktion: Leser Vorstellung vom Aussehen des

Objektes übermitteln• in andere Textart eingebunden:

Beschreibungen in Erzählungen (z.B. Landschaftsbeschreibungen) oder in Berichten (Zustandsbeschreibungen)

• isoliert als Übungsform im schulischen Kontext• Orientation an räumlicher Dimension• Reihenfolge der einzelnen Schritte

objektabhängig

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Beschreibungen• Grad der Genauigkeit und

Vollständigkeit abhängig von– dem übergeordnetem Zweck– Leser– Objekt

• Beschreibung vs. Erklärung: Beschreibung→ wahrnembare ObjektErklärungen→ nicht sichtbare

Zusammenhänge• Beschreibung vs. Anleitung:

Beschreibung gibt dem Leser keine Anweisungen

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Beschreibung:Kriterien

Verwendung bekannter Rechtschreibregeln

Klare Sätze

treffende Ausdrücke (Fachausdrücke)

Verwendung richtiger Zeitform(Präsens)

Text verständlich/anschaulich/übersichtlich

passende Überschrift

Nennung aller wichtigen Eigenschaften des Objektes

sinnvolle ReihenfolgeErkennbare Planung des Textes

Richtige Textform(Beschreibung)

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Berichte• Thema: vergangene Geschehnisse,

Erlebnisse (zeitliche Dimension)• Funktion: Wiedergabe von Geschehnissen

nach bestimmten vorgegebenen Kriterien zur eigenen Urteilsbildung durch den Leser

• aus neutraler Perspektive, wahrheitsgemäß

• Typisch: Unfallbericht, Zeitungsbericht, Versuchsbericht

• Wie genau, umpfangreich, detailliert das Geschehen dargestellt wird, ist abhängig vom Berichtstyp und seinen Funktionen

• Bericht vs. Erzählung:Bericht→ objektiv, Erzählung→ subjektiv

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Berichte in der Schule

• Versuchs- und Beobachtungsberichte (Sachunterricht)

• Berichte über schulische Ereignisse für Klassen- und Schülerzeitung

• Vorteile: authentischer Zusammenhang, beziehen sich auf eigene Beobachtungen

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Bericht

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LiteraturverzeichnisBöttcher, Ingrid/ Becker-Mrotzek: Textebearbeiten, bewerten und benoten.Schreibdidaktische Grundlagen undunterrichtspraktische Anregungen. 6.Auflage. Berlin: Cornelsen 2003.

Fix, Martin: Texte schreiben.Schreibprozesse im Deutschunterricht.2. Auflage. Schöningh 2006.

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