Thema: Referent - Bistum Münster - Bistum Münster

1Referent/Ersteller: Herr Dr. Alexander Jatzko I Kann man eine innere Welt messen? I 17.05.2019

Thema: Kann man eine innere Welt messen?

Referent: Dr. Alexander JatzkoKlinik für Psychosomatik

Dr. Alexander Jatzko

Klinik für PsychosomatikWestpfalz‐Klinikum Kaiserslautern

Normale Verarbeitung

Angst‐ und Agressionszentrum

Sprachzentrum

Schaltstelle zwischen Gefühl und Denken

Gedächtnisspur• Zuerst verbinden sich verschiedene spezialisierte Netzwerke (Gedächtnisnetzwerkspur)

• Je nach Aktivierung werden Verbindungen gebildet(Synapsen = Lernen), je mehr Gefühl, desto mehr

• Verknüpfung braucht 20 min – 2 h Zeit (Synapsenbildung)

externe Stimulation (Grad des Arousals)

optimaler Funktionsbereich

zunehmendeAktivierung

zunehmendeInhibierung

Gehirn

• 80 Milliarden Nervenzellen– 64 Milliarden in Kleinhirn– 16 Milliarden in Großhirn (Wikipedia)

• 100 Trillionen Verbindungen (Eagleman RP)

• Nervenbahnen 5,8 Millionen km

• Input 500.000.000 Bit/s• ins Bewusstsein 100 Bit/s

Trauma

Angst‐ und Agressionszentrum

Sprachzentrum

Schaltstelle zwischen Gefühl und Denken

Etkin, Wagner et al. AJP 2007

PTSD im Vergleich zu Angststörungen

Gehirnfunktionen

Effekt einer Amygdala‐Reizung

Sympathische Aktivierung

parasympathische Aktivierung

stärkere Atmung

Aktivierung von Dopamin, Noradrenalin und Acetylcholin

gesteigerte Reflexe

Erstarren

Mund offen; Kieferbewegungen

Erhöhung CRH

Tachykardie, Erbleichen, Pupillenerweiterung, Erhöhung des Blutdrucks

Magengeschwüre, Harndrang, Stuhlabgang, Bradykardie

Hecheln, Atemnot

Verhaltens‐ und EEG‐Aktivierung, erhöhte Wachheit

erhöhte Schreckhaftigkeit

Frieren, Konflikt‐Test, soziale Interaktion

Gesichtsausdruck von Furcht

Abgabe ACTH und Cortisol („Streßreaktion“)

Amygda

Bewusstsein• Im Gehirn laufen ständig unzählige Prozesseparallel ab

• Was am sinnvollsten und wahrscheinlichstenist, erreicht unser Bewusstsein

• Viele werden kurz vor oder sogar erst nachdem Zeitpunkt der Handlung bewusst.

Prof. Ziemann, Rheinpfalz 2014

Freier Wille ?

Ob bewusst nachgedacht wird oder

im nachhinein interpretiert wirdoder

durch Gefühlszentren Denken völlig beeinflusst wird

können wir erst einmal nicht unterscheiden

fühlt sich an wie freier Wille

Placebo bei Pillen

• 66 Patienten wurden bei 459 Migräneattacken entweder mit Rezatriptan oder Placebobehandelt

• Statistisch machte der Placeboeffekt 50 % des Medikamenteneffektes aus

• Auch als die Patienten wussten das es Placebo war hatte dieses eine Verbesserungerbracht

Kam‐Hansen et al, Sci Transl Med 2014

Vortrag vo

n Micha

ela Hu

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Strukturelle Dissoziation• Affect States: Der

Zustand ist nicht jemand, sondern lediglich ein heftiger, als unkontrollierbar erlebter Gefühlsausbruch

• Ego States: dieser Anteil denkt, fühlt und handelt. Es kann mit ihm kommuniziert werden.

Michaela Huber; Viele sein. Ein Handbuch; 2011

Affect States

• Geringe Anzahl von verknüpften Neuronen

Ego States

• Größere Anzahl von Neuronen + mehr frontale Neuronen

Dissoziative Identitätsstörung

• Größere Anzahl von Neuronennetzwerken

Gehirn‐Entwicklung

• Hippocampus Reife erst ab dem 3 Lebensjahr(Seress, 1998)

• Ab 5‐6 Jahren verliert die Amygdala ihrePlastizität

Häufigkeitsverteilung

(Van der Kolk, 2001)

Zeitverlauf von Traumauswirkungen

• Symptombereitschaft bei erster Traumatisierung• bei Folgetraumata in höherem Alter spielt erlerntes Reaktionsmuster eine Rolle

• Je traumatisierter, desto eher die Symptomatik

DIS Programmierung

• Frontalhirn muss zusammenbrechen– Somit keine Kontrolle über unbewusste Strukturen

Verknüpfung möglich mit• allen Reizen, die zu dieser Zeit stark in Gehirn sind– Visuelle Stimuli (grünes Auto, Mann mit Bart,…)– Geräusche (Flugzeuggeräusch, Schuhe auf Parkett,…)– Gerüche (verbranntes Fleisch,…)– Externe sensorische Reize (angefasst zu werden (Ort), regionale Schmerzen, körperliche Betätigung,…)

– Interne sensorische Reize (Schmerzen, internes Arousel,…)

– Kognitive Vorgänge (positive oder negative Gefühle, Ängste, Gedanke,…)

– Sätzen (z.B. trinken ist gefährlich)(modifiziert nach Review Nijenhuis, 2002)

Programmierung

• Programmieren über extreme Angst• Programmierungen müssen ausgeführtwerden, obwohl man nicht weiß warum: „Ich muss es tun“, dadurch können Flashbacks weggehalten werden

Deckgefühl

• Deckgefühl um Gefühle (Flashbacks) nicht wahrnehmen zu müssen: – Suizidalität, Macht, Lust, böse sein, andere verletzen

• Kann eingegeben werden oder von Anteil selbst als Schutz entwickelt werden

Kontrolle von Flashbacks

• Wenn Pat. nicht erreichbar scheint– Pat. versucht massive Gefühle wegzuhalten– Geht in z.B. suizidieren, Macht, böse sein, kann nicht anerkennen, dass es besser werden könnte, kann nicht denken, nichts wert sein

– Amygdala dadurch abgelenkt– Wenn Pat. wahre Gefühle / Erinnerungen zulässt, fällt er in Flashback, aber Abwehrmechanismen werden weniger (Suizidalität / Selbstverletzung).

Deprogrammierung

• Frontalhirnmit Gefühlszentrum verbinden• Programmierungen werden verknüpft, somit hat Frontalhirn Kontrolle und gehen hiermit weg

• Was passiert wenn man klar sagt ichmache es nicht? (Frontalhirn fährt hoch)

Zeitverlauf von Erinnerungen

• Erinnerungen werden mit der Zeit abgeschwächt, wenn sie nicht dauernd reaktiviert werden

• „Use it or lose it“• Nach 1‐3‐5 Jahren ohne Reaktivierung werden Erinnerungen langsam schwächer

• Borderline wird im Laufe des Lebens von der Symptomatik schwächer

Dissoziative Identitätsstörung

Anzahl Therapiesitzungen

• Menschen nach langjährigen rituellen Gewalterfahrungen mit vielen Anteilen (50 bis 2000) und Programmierungen

• Gefühl durch zu sein– Zwischen 2000‐6000 Therapiestunden

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