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Theorievermittlung aus Perspektive
der Lehr- und Lernforschung
Keynote zum Tag der Lehre 2014
Karl-Franzens-Universität Graz, 6.11.2014
Antonia Scholkmann
Inhalt der Keynote
In dieser Keynote erfahren Sie...
warum es heutzutage nicht mehr ausreicht,
bestehende Theorien nur zu kennen
welche didaktischen Elemente zum Aufbau einer
flexiblen Wissensbasis notwendig sind und
was die Lehr-Lernforschung zu den Vorteilen einer
solchen Lehre sagt
Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014 © Antonia Scholkmann 2
Dazu...
© Antonia Scholkmann 3 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
Diskutieren Sie mit ihren Kolleg/innen
Erhalten Sie von mir Informationen zum Thema
Überlegen wir gemeinsam, welche Bedeutungen das
Gesagte für die Lehre an der Karl-Franzens-
Universität Graz hat
Eine These
Theorien und deren Vermittlung sind die Grundlage universitären Lehrens und Lernens
➩Diskutieren Sie mit Ihrem/Ihrer Nachbar/in: Wie
finde ich diese Aussage? Stimme ich ihr (nicht)
zu? Warum? (5 Min.)
Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014 © Antonia Scholkmann 4
*Aber: Theorien zu kennen reicht nicht
mehr aus
Zwei Punkte
Informationsexplosion
Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt
Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014 © Antonia Scholkmann 6
Informationsexplosion
Exponentielles Anwachsen der
Quantität des auf der Welt
generierten und verbreiteten
Wissens (z. B. Anzahl
wissenschaftlicher Publikationen,
Absolvent/innen
wissenschaftlicher
Qualifizierungsangebote etc.)
Dadurch: Notwendigkeit zur
Entwicklung von Strategien zur
Sortierung und Selektion von
Informationen statt Erwerb eines
feststehenden Wissenskanons
Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014 © Antonia Scholkmann 7
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Wissenschaftlicher Fortschritt
© Antonia Scholkmann 8 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
Ziel: Weiterentwicklung der Theorien und
Methoden eines Fachs
„Theorien in Frage stellen können“ als Ziel eines
Universitätsstudiums
- Bestehendes Wissen kritisch hinterfragen
Theorievermittlung: Welche didaktischen
Elemente sind hilfreich?
9
Aufbau einer flexiblen Wissensbasis
© Antonia Scholkmann 10 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
Integration von neuen Informationen in bestehende
Wissensstrukturen
Methodische Ansatzpunkte:
Anknüpfen an Vorwissen
Sinnhaltige Verbindungen schaffen
Wissen als Antwort auf konkrete Fragen
Gradueller Zuwachs an Komplexität
Tiefes Lernen statt vollständiges Lernen
z. B. Hmelo-Silver (2004)
Didaktische Elemente
Informationsverarbeitung im Kontext
Sinnhaltige Organisation von Inhalten
Erzeugen von Verwunderung
Strukturierung von Lernprozessen
Curriculare Arrangements
Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014 © Antonia Scholkmann 11
Informationen im Kontext
Was sehen Sie auf diesem Bild?
Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014 © Antonia Scholkmann 12
Original über www.wikipedia.de Original by Tabea Huth über www.wikipedia.de
Original by Tabea Huth über www.wikipedia.de
Informationen im Kontext
Flusspferd?
Totenschädel?
Pärchen im Café?
Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014 © Antonia Scholkmann 13
Recht & Leslie (1988):
Bedeutung von Kontext für das Lernen
Untersucht wurden vier Gruppen von Jugendlichen:
Alle vier Gruppen lasen eine Textauszug über
Baseball und wurden anschließend getestet, was sie
verstanden und behalten hatten.
Viel Wissen über
Baseball
Wenig Wissen über Baseball
Gute Leser A C
Schlechte
Leser
B D
Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014 © Antonia Scholkmann 14
Ergebnisse:
Viel Wissen über
Baseball
Wenig Wissen über Baseball
Gute Leser A C
Schlechte
Leser B D
Recht & Leslie (1988):
Bedeutung von Kontext für das Lernen
Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014 © Antonia Scholkmann 15
Nach Woolfolk (2008)
Informationen im Kontext
© Antonia Scholkmann 16 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
Ermöglichen Sie es Lernenden, theoretisches Wissen in
einen für sie sinnhaltigen Kontext zu setzen, z. B. durch
Formulierung eigener Anliegen und Fragen
- „Was interessiert Sie in Bezug auf dieses Thema?“
Herstellung von Bezügen
- „Wo ist Ihnen Vergleichbares schon selbst einmal
begegnet?“
Sinnhaltige Organisation von Inhalten
© Antonia Scholkmann 17 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
Was sehen Sie in der folgenden Buchstabenfolge?
ARDORFRTLSFZDF
Sinnhaltige Organisation von Inhalten
© Antonia Scholkmann 18 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
Was sehen Sie in der folgenden Buchstabenfolge?
ARD ORF RTL SF ZDF
Sinnhaltige Organisation von Inhalten
© Antonia Scholkmann 19 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
Ermöglichen Sie es Lernenden, theoretisches Wissen in
einer für sie sinnvollen Weise zu organisieren, z. B.
durch
Aktivitäten zum Sammeln und Sortieren von
Informationen
- „Was wissen wir schon über das Thema?“
- „Wonach können wir unser Wissen ordnen und
systematisieren?“
Erzeugen von
Verwunderung
© Antonia Scholkmann 20 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
• Scheinbar nicht erklärbare Phänomene
• Widersprüche
• Nicht zusammengehörige Phänomene etc.
Regen Sie zum Fragenstellen an!
Präsentieren Sie
Informationen, die
Verwunderung,
Neugier und eigenes
Nachdenken
erfordern
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Strukturierung des Lernprozesses
© Antonia Scholkmann 21 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
Ermöglichen Sie es den Lernenden, Theoriewissen
peu à peu und entlang klar erkennbarer Schritte
aufzubauen
Strukturierung des Lernprozesses
© Antonia Scholkmann 22 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
z. B. Taxonomie von Anderson & Krathwohl (2001)
Exemplarisches Lernen
© Antonia Scholkmann 23 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
Wählen Sie Inhalte und Aufgaben, die typisch für das
Fach sind und nutzen Sie diese, um an ihnen die
Erarbeitung des Inhalts zu demonstrieren
Vertiefen Sie dadurch exemplarisch das Wissen und
zeigen Sie auf, wie die Bearbeitung für neue
Aufgabenstellungen gelingen kann!
Exemplarisches Lernen
© Antonia Scholkmann 24 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
Original by Herrmann Eberhardt, www.pixelio.de
Didaktische Arrangements
z. B. Formen des Forschend-
entdeckenden Lernens
Verschiedene Formen, z. B. Problembasiertes
Lernen (PBL), Projektlernen (PjBL), Fallbasiertes
Lernen (FBL), Forschendes Lernen (FL)
Gemeinsamkeiten:
- Bearbeitung authentischer Problemstellungen als Kern
des Lernprozesses
- Diese dienen als Anlass zur Erarbeitung neuen
Wissens
- Andere Lernformen (Vorlesungen, Seminare) sind der
Problemfallbearbeitung nachgeschaltet
Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014 © Antonia Scholkmann 26
PBL - vollcurriculare Umsetzung
Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014 © Antonia Scholkmann 27
Offenheit
Freiheitsgrade bezüglich Thema, Fragestellung und
Ergebnissen
festgelegt offen
hoch strukturiert
gering strukturiert
Strukturiertheit
Freiheitsgrade
bezüglich
Bearbeitungs-
prozessen Forschendes Lernen
(FL)
➭ Studierende führen
eigene Forschungs-
arbeiten durch
Fallstudien (case studies, CS)
➭ Studierende bearbeiten
Fälle aus der Berufs-
praxis
Projektbasiertes Lernen
(PjBL)
➭ Studierende führen
eigene praxis-
bezogene Projekte
durch
Problembasiertes Lernen
(PBL)
➭ Studierende bearbeiten
exemplarische Problem-
fälle eines Fachs
Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014 © Antonia Scholkmann 28
Und was sagt die Empirie?
Vergleichsstudien
© Antonia Scholkmann 30 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
Lernende in fragend-entdeckenden
Lernarrangements schneiden in der Regel in
Wissenstests gleich gut ab wie Lernende aus
‚traditionellen‘ Lernarrangements
Zusätzlich verfügen sie aber über ein größeres
Spektrum an erworbenen Kompetenzen,
insbesondere in den Bereichen
Wissenschaftliche Methoden (Recherche, Analyse)
Kommunikation und Zusammenarbeit
z. B. Scholkmann & Küng (in Begutachtung)
Prozessanalysen
© Antonia Scholkmann 31 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
Während des Lernens mit fragend-entdeckenden
Arrangements erleben Studierende auch viele
negative Emotionen, z. B. Irritation, Ungeduld,
Verwirrung usw.
Nach der Lernerfahrung bewerten sie diese aber
signifikant positiv
Litmanen et al. 2011
Was hilft?
Arbeit mit intended learning outcomes (Biggs & Tang
2007)
Bieten einen „Erwartungshorizont“, vor dem das jeweilige
didaktische Arrangement reflektiert werden kann
Kollegialer Austausch
z. B. bei der Aufgabenkonstruktion: Wie findet mein
Kollege/meine Kollegin eigentlich das, was ich mir
vorgenommen habe? Welches inhaltliche Feedback
hat er/sie für mich?
Hochschuldidaktische Beratung
z. B. durch das Team Lehrentwicklung
© Antonia Scholkmann 32 Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014
Ende des Vortrags
Vielen Dank
antonia.scholkmann@uni-hamburg.de
Literaturempfehlung: Scholkmann, A. (in Begutachtung). Fragend-
entdeckendes Lernen. Prinzipien, Formen, empirische Evidenz. In: Wildt et
al. (fortlaufend). Neues Handbuch Hochschullehre NHHL. Berlin: Raabe.
Weitere Quellen
Anderson, L. & Krathwohl, D. (2001). A taxonomy for learning, teaching and assessing: a revision of Bloom’s taxonomy of educational objectives. New York.
Beywl, W., Bestvater, H. & Friedrich, V. (2011). Selbstevaluation in der Lehre: ein Wegweiser für sichtbares Lernen und besseres Lehren. Münster [u.a.]: Waxmann.
Hmelo-Silver, C. E. (2004). Problem-Based Learning: What and
How Do Students Learn? Educational Psychology Review, 16 (3),
235–266.
Recht, D.R. & Leslie, L. (1988). Effect of prior knowledge on good and
poor readers’ memory of text. Journal of Educational Psychology, 80, 16–20.
Woolfolk, A. (2008). Pädagogische Psychologie. München; Boston
[u.a.]: Pearson Studium.
Karl-Franzens-Universität Graz, Tag der
Lehre, 6.11.2014 © Antonia Scholkmann 34
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