Ueber die Quecksilberbestimmung im offizinellen Hydrargyrum salicylicum

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114 E. R u p p : Hydrargyrum salicylicum.

Ueber die @ecksilberbestimmung im Hydrargyrum salicylicum.

o ffizinellen

Von E. Rupp. (Eingegangen den 23. I. 1901.)

Die jungst in Kraft getretene IV. Ausgabe des Arzneibuches enthalt als neuaufgenommenes Quecksilberpraparat des ,,Hydrargyrum salicylicum".

Wie der geforderte Quecksilbergehalt des Praparates zeigt, handelt es sich dabei um das vor ca. zehn Jahren dnrch die chemische Fabrik von Dr. von Heyden erstmals in den Handel gebrachte sogenannte ,,sekundare Merkurisalicylat'. Dieses wurde schon im Jahre 1880 von Granval und L a j oux') nebst drei anderen Quecksilber- salicylaten dargestellt und als ,,Salicylate mercurique newtre ou basique" mit der Formel:

bezeichnet. Das Arzneibuch schreibt betreffs der Ermittelung des Quecksilber-

gehaltes in lakonischer K iirze vor, die mit Kochsalz herbeigefiihrte L6sung vou 0,3 g des Praparates ,,sol1 nach dem Ansguern mit wenig Salzsaure beim Einleiten von Schwefelwasserstoff 0,2 g Quecksilber- sulfid liefern". Bei Ausarbeitung einer titrimetrischen Quecksilber- bestimmung filr dieses Praparat in Form vou Quecksilberchlorid, nach der von mir in dieser Zeitschrift a) beschriebenen Weise suchte ich die Pharmakopijemethode als Kontrollbestimmung heranzuziehen. Die hierbei gemachten Beobachtungen gaben zu nachstehenden Versuchen Anlass, welche ich im Verein mit Herrn Apotheker A. Schiedt ausfiihrte.

Wie vorgeschrieben, wurde die konzentrierte Quecksilbersalicylat- Chlornatriuml6sung mit Wasser verdunnt und rnit einigen Tropfen Salzsgure angesauert, auf deren Zusatz sofort ein weisser Niederschlag entstand, der auch durch Erhitzen nicht mehr in Losnng zu bringen war. Es wurde nun ohne Riicksicht auf denselben wieder erkalten gelassen, um wie iiblich und offenbar vom Arzneibuche auch beabsichtigt, in der KWe Schwefelwasserstoff einznleiten. Hierbei nahm im Verlauf von drei Stunden die Bildung eines weissen, schliesslich ganz schwach gelblich werdenden gallertartigen Niederschlages dauernd zu, hingegen war keine Spur schwarzen Quecksilbersulfids entstanden. Filtratproben der tlberstehenden Fliissigkeit waren frei von Quecksilber.

C d K & (-J>Hg

1) Granval et Lajoux, MBdicaments chimiques organiques. s) Arch. d. Pharm. 1900, 298.

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In eineln weiteren Versuche wurde eine wie oben bereitete Mare Ltisung des Salicylates bei mittlerer Tempei*atur (wie sie eben beim Verdunnen der heissen Salicylat-Chlornatriumlasung auf 400 ccm ent- steht) ohne Salzsiiurezusatz mehrere Stunden mit Schwefelwasserstoff behandelt. Auch hierbei trat keine Bildung von schwarzem Queck- silbersulfid ein , vielmehr entstand derselbe gallertige Niederschlag, wie in dem vorhergehenden Versuche.

In beiden Proben wurde nun bei Wasserbadtemperatur Schwefel- wasserstoff eingeleitet und jetzt begann die allmahliche Abscheidung schwarzen Sulfides, das sich zunxchst zwischen der weissgallertigen Masse durch die ganze Fliissigkeitsmenge hindurch in Suspension erhielt, schliesslich aber nach dem Verschwinden dieser sich in schwarzen Flockea zu Boden setzte.

Die Ergebnisse einiger quantitativen Bestimmungen rnit j e 0,3 g Substanz, bei denen das Quecksilbersulfid auf gewogene Filter gesammelt und mit heiasem Wasser gewaschen worden, waren folgende:

I. Vor dem Fallen mit Salzsiiure angesauerte Probe lieferte nach 1% stiindigem Einleiten von Schwefelwasserstoff in der Hitze 0,2293 g Sulfid = 65,89 % Quecksilber. Eine abermalige Wagung nach langandauerndem Aus- waschen mit Alkohol und Aether ergab 0,2278 g Quecksilbersulfid = 66,46 % Quecksilber.

11. Ebenfalls angesauerte Probe lieferte nach dreistundigem Einleiten von Schwefelwasseretoff in der Hitze 0,2113 g Quecksilbersulfid = 60,7 % Quecksilber.

111. Eine vor dem Fallen nicht angesauerte Probe lieferte nach 1% stiindigem Einleiten von Schwefelwasserstoff in der Hitze 0,2043 g Queck- silbersulfid = 58,71$ Quecksilber.

Die 0,3 g Substanz entsprechende theoretische Menge Queckailbersulfid ist 0,2071 g = 59,52 % Quecksilber, welche vom Arzneibuche wohl aus praktischen Grunden auf 0,2 g festgesetzt (= 67,47 % Quecksilber) ist.

Die richtigen Arbeitsbedingungen waren somit bei I1 und 111 getroffen worden, wobei sich beobachten ILsst, dass die Umsetzung beim Arbeiten in neutraler LBsung rascher erfolgt als in saurer.

Probe I enthielt offenbar noch unzersetztes Salicylat. Es musste nun interessieren, die eigenartigen Zwischenprodukte

zu ermitteln, welche beim Versetzen rnit SalzsZlure einerseits, beim Behandeln mit Schwefelwasserstoff in der K a t e andererseits erhalten worden waren.

Dieselben wurden in grtisseren Quantititen durch Fa len einer Quecksilbersalicylat-Chlornatriumltisung mit verdunnter Salzsaure bez. Schwefelwasserstoff in der K d t e dargestellt und nZlher untersucht. Es zeigte sich, dass der beim Fgllen rnit HC1 erhaltene KBrper chlor-

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haltig, die aus der Behandlung mit Schwefelwasserstoff in der Kl l te hervorgegangene Substanz schwefelhaltig war. Die Natur dieser Ktirper musste unter Zugrundelegung der Formel

C&<~oo>Hg

fur das offizinelle Praparat, vollig unerkllrlich bleiben, ebenso wie die schon lange erkannte eminente Widerstandsflhigkeit desselben gegen chemische Agentien iiberhaupt, aus der sich ja auch die Bezeichnung Salicylate de inercure dissimuli herleitet. Es ist das Verdienst 0. D i m r o th's als erster darauf hingewiesen zu haben, dass hier ohne Zweifel ein Fall direkter Einfuhrung des HgX1 - Restes in den aromatischen Kern vorliegt, wie er solche Korper in grosser Anzahl beschreibt. ')

Da Herr Dr. D i m r o t h , wie e r mir mitteilt, inzmischen die Bearbeitung des Salicylates beziiglich dessen Konstitution selbst in die Hand genommen hat, so sehen wir selbvtredend von jeder dies be- treffenden Erorterung ab und sollen lediglich die vom rein analytischen Standpunkte aus gewonnenen und interessierenden Daten berucksichtigt werden.

Es sei darum auch bezuglich ohiger lntermeditirprodukte nur soviel erwlhnt, dass die in der Soda-Salpeterschmelze quantitativ er- mittelten Chlor- bezw. Schwefelmengen sich den Formeln C7H60e.Hg C1 und C7 H5 0 8 . Hg SH anpassen.

Erstere Verbindung ist identisch mit dem schon von Bernh . F i s c h e r erwahnten Korper ,,unbekannter Zusammensetzung'L, der beim Versetzen von IvIerkurisalicylat mit Salzslure entsteht.

Letztere Verbindung besitzt erhebliche Neigung besonders beim Erwlrmen schwarzes Schwefelquecksilber abzuspalten, infolgedessen die Farbe iiber Gelb und Braun mehr und mehr in Schwarz tibergeht. Ohne Zweifel bildet sich also auch bei der Behandlung einer Queck- silbersalicylatltisung mit Schwefelwasserstoff in der Hitze zunachst dieser Ktirper, wird aber augenblicklich wieder zerlegt.

0. D i m r o t h hat an einer Reihe der von ihm beschriebenen Korper nachgewiesen, dass dieselben alkoholische Jodltisung entf &ben, indem das Quecksilber abgespalten und durch Jod ersetzt wird.

Es lag nahe fur analytische Zwecke des Quecksilbersalicylates hiervon Gebrauch zu machen und zu konstatieren, ob die Umsetzung hierbei eine quantitative ist bezw. konstante Werte ergiebt.

Unter den zahlreich angestellten Versuchsmodifikationen, welche alle gleiche Analysenwerte lieferten ist nachstehende die einfachste :

1) Bed. Ber. 31, 2154; 32, 768.

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0,3 g Salicylat wurden rnit etwas Wasser angerieben in 25 ccm Normaljodlosung hineingespult, gut verschlossen eine Stunde lang stehen

gelassen und hierauf das iiberschiissige Jod mit Thiosulfat zuriicktitriert. Der Verbrauch an Thiosnlfat belief sich auf 9,45 ccm. Es waren also 16,55 ccm nho- Jodlasung verbraucht worden. Dieses Resultat blieb innerhalb sehr unbedeutender Schwankungen (16,5-16,8 ccm), bei selbst dargestellten, wie durch den Handel hezogenen Priiparaten dasselbe, gleichgiltig ob nach 'ein- oder bis zu 15stiindigem Stehen titriert wurde.

Ein nach den derzeit ublichen Metboden dargestelltes Priiparat wird also pharmakopaegerecht sein, sofern es diesen Jodwert anfweist.

Theoretisch erfordert 1 Mol. Salicylat 2 Atome Jod; also 336 g Salicylat = 254 g Jod, 16,8 ,, ,, = 12,7 ,, = 1000 ccm l/lo-Normaljodl~sung,

1 ccm n/lo-Jod, - 0,0168 ,, ,, - 0,s ,, ,, = 17,85 ,, Jod.

Woher der analytische Untsrwert riihrt erhellt aus folgendem: Wie mit allen Haloidsalzen so geht das Quecksilbersalicylat auch mit Jodkalium eine lijsliche Verbindung ein. Es erfolgt daher auch beim Zusammengiessen der Salicylatanreibung mit der jodkaliumha1t)igen volumetrischen Jodlbung sofortige KlCirung. Bei einigen etwas modi- fizierten Titrationsversuchen wurde nun das Salicylat zun&chst rnit Jodkalium und etwas Wasser zusammengerieben und d a m erst in die volumetrische Jodlirsung verbracht. Hierbei liess sich die Wahr- nehmung machen, dass an den Kontaktstellen von Jodkalium und Salicylat eine leichte Gelbftirbung auftritt, die jedoch sehr rasch wieder verschwindet.

Offenbar entsteht hierbei also etwas Quecksilberjodid, das sich alsbald in deb tiberschussigen Jodkalium aufliist. Die solchermdsen reagierende Quecksilberrnenge entzieht sich selbstredend der Titration. Andererseits kann sie nicht dem sogenannten ,,sekundaren Merkuri- salicylate" entstammen, sondern nur einem normal reagierenden Queck- silbersalze. Um nun zu ermitteln, dass das reine ,,sekund&re Merkuri- salicylat" richtige Titrationswerte liefert, wurde eine Probe des offizinellen Prlparates in schwacher Natronlauge gelost, die leicht getriibte Liisung blank filtriert und mit Essigslure wieder gefallt. Nach B. F i s c h e r scheidet sich hierbei das ,,Hydrargyrum salicylicum" unverandert wieder ab I).

Von dem BegleitkSrper war anzunehmen, dass er wie durch Jodkaliurn so auch durch Alkali umgesetzt wurde. Hierbei gebildetes Quecksilberoxyd konnte aus der natronalkalischen Lirsung durch Filtration ausgeschieden, bei der Wiederfallung mit EssigsCiure etwa

1) Neuere Arzneimittel 1893, 47.

118 G. Freri chs: Kusterscher Schwefelwasserstoffapparat.

freiwerdende Salicylsaure durch Waschen des Niederschlags mit Alkohol entfernt werden. Thatsachlich erforderte denn auch ein diesermaken behandeltes Praparat wie oben angegeben titriert, 17,6-17,8 ccm

Eine einfache Darstellungsweise fiir ein einheitliches Hydrargllrum salicylicum bezm. richtiger salicylatum wird man gewiss von 0. D i m r o t h zu erwarten haben dtirfen, wie iiberhaupt zu wiinschen wlre, dass dessen praktisch bedeutsamen Arbeiten auf diesem Gebiete die Anregung geben, dass die zahlreichen medizinisch verwerteten aromatischen Queck- silberprlparate in chemisch einheitlicher Form in den Handel gebracht w erd en.

P h i l o s . A b t e i l u n g des Chem. Un iv . -Labora t . F r e i b u r g i. B

JodlSsung (theoretisch 1 'i,85).

Mitteilung aus dem pharm. - chem. Laboratorium der technischen Hochschule in Braunschweig.

V o n H. B e c k u r t s .

Verbesserung des Kuster'schen Schwefelwasserstoff- apparates.

Von G. F r e r i c h s . Vor etwa l'/a Jahren wurde im pharm.-chem. Laboratorium der

Herzogl. techn. Hochschule zu Braunschweig der von K i i s t e r I) be- schriebene Schwefelwasserstoffapparat eingerichtet. Derselbe zeigte aber im Gebrauche leider verschiedene Mangel, obgleich e r sich bei sachgemlsser Behandlung ganz gut bewlhrte. Der Hauptmangel des Kuster'schen Apparates besteht darin, dass im Anfang der Be- nutzung gleich eine grosse Menge SalzsLure auf das Schwefeleisen gelangt, da j a die Entwickelung von Schwefelwasserstoff nicht momentan erfolgt und den Zufluss von SLure zur rechten Zeit auf- hebt. Es tritt hierdurch nur zu leicht der Fall ein, dass eine grosse Menge von Schwefelwasserstoff riickwtirts durch die Saure ans dem Apparat entweicht. Man kann den allzu starken Stiurezufluss einiger- maken dadurch hemmen, dass man das Sgurereservoir des Apparates nur wenig hoher stellt, als die das Schwefeleisen enthaltende Flasche. Es geniigt dann aber auch wieder ein um so geringerer Druck, um das Gas riickwlrts austreten zu lassen. Diesem Uebelstande glaube

1) Journ. pr. Chem. 48, 595.

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