Univ.Prof. Ing. Dr.phil. Verena Winiwarter, Universität Klagenfurt, Institut für Soziale Ökologie...

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Univ.Prof. Ing. Dr.phil. Verena Winiwarter, Universität Klagenfurt, Institut für Soziale Ökologie

Zu den Quellen der Umweltgeschichte

im Rahmen der Vorlesung:

Analyse und Interpretation dinglicher und bildlicher Quellen

Univ. Prof. Dr. Karl Brunner

SS 2007

Das Erkenntnisinteresse der Umweltgeschichte

Konzeptuelle Grundlagen

Quellen zur Geschichte der Landnutzung

Quellen zur Geschichte der Wahrnehmung von Natur

Der Mensch hat eine Geschichte, da er die Natur verändert. Und diese Fähigkeit gehört zur Natur des Menschen.Der Gedanke ist, daß von allen Kräften, die den Menschen bewegen und ihn neue Gesellschaftsformen erfinden lassen,die bedeutendste Kraft seine Fähigkeit ist, sein Verhältnis zur Natur zu verändern,indem er die Natur selbst verändert. /und dabei selbst verändert wird/

(Maurice Godelier, Natur, Arbeit, Geschichte. Zu einer unversalgeschichtlichen Theorie der Wirtschaftsfomen, 1990, S 13).

NATUR

Nat

ural

er W

irkun

gszu

sam

men

ghan

g

KULTUR

Kultureller W

irkungszusamm

enhang

Menschen und biophysische Strukturen der Gesellschaft

Quellen für die Umweltgeschichte

Erfahrung Repräsentation

ProgrammeArbeit

Historische Quellen

Palaeowissenschaftl. Spuren © Richard Hoffmann, nach Winiwarter

Quellen zur Geschichte der Landnutzung

Landnutzung ist eine gesellschaftliche Aktivität, bei der permanente und vorübergehende Eingriffe in die Natur vorgenommen werden.

Sie zielt auf eine Optimierung des für Gesellschaften nützlichen Outputs ab, und greift steuernd in Ökosysteme ein. („Kolonisierung“).

Landnutzung strukturiert soziale Zusammenhänge („ÖkotypenW, Mitterauer), prägt Weltbilder („Bauernregeln“), und ist die Grundlage gesellschaftlich verfügbaren Surplus (Kirchenbau, aber auch Armenfürsorge, etc.).

Informationen über Zustand und Veränderungen von

AkteurenInstitutionengesellschaftlichen Strukturen

Suche nach

EreignissenKonfliktenInteressen

Geisteswissenschaftliche Methoden liefern

Informationen über Zustand und Veränderungen von

Geosphäre,Atmosphäre, HydrosphäreBiosphäre

* naturwissenschaftliche Methoden

Quellentypen und ihre Verwendung

Primat der Fragestellungen

Räumlich: Ebene der Rekonstruktion

Zeitlich: Ebene der ModellierungQuantitative Daten zum

gesellschaftlichen Stoffwechsel

Daten zur Erstellung von Karten (GIS) historischer Verhältnisse im Raum

Untersuchte Einheit (Dorf, Siedlung)

Parzellen Höfe Personen

Ordnungen des Gegenstands als Voraussetzung für die Entwicklung von Fragestellungen

WAS SUCHEN?

WO BEGINNEN?

Untersuchte Einheit (Dorf, Siedlung)

Parzellen Höfe Personen

Bsp. THEYERN

Vegetationsaufnahme 1995Digitales Höhenmodell 1995

MÖGLICHE UNTERSUCHUNGEN :Bodenprofile (speziell bei Erosion)Palaeobotanische Daten (z.B. Pollenprofile)Dendrochronologische DatenMalakologische DatenArchäologische Daten….

Pläne und Karten ab 2.H. 17Jh. Gemeindeamtsrechnungen, 1.H. 19. Jh. Kastenamts- Rechnungen, 16.-19. Jh.Weistum 16. JhWaldordnungen, 16. und 18. Jh.Landwirtschaft. Statistiken, 20. Jh.

Traditionsnotizen 11.-13. Jh.Urkunden, 12.-15. Jh.

Urbare, 13/14. Jh. Dienstbücher, 15. Jh. Besitzregister, 16.-19. Jh. ---Theresianische „Fassion“, Mitte 18.Jh. Josephinische „Fassion“, 1780Franziszeischer Kadaster ca. 1820-1840+ Schätzungsoperate etc. Gewährbücher, 15.-19. Jh

Zehentregister, 16.-19. Jh.„Lokal-Urbarii- Beschreibung“, 1733

Bildquellen

Kirchenbücher ab dem 17. Jh.

Volkszählungen ab 1869

Topographische Informationen sind von besonderem Wert: Karten und Pläne als Quellen sind daher von besonderem Interesse.

Auch hier empfiehlt sich die nötige Quellenkritik

Göttweig, das Amt circa montem, Karte von Pater Bernhard Baillie 1714

Göttweig, Plan der Herrschaft Brandhof vom Jahre 1729

Kopplung von Quellen: Pläne und Karten mit Urbaren

Franziszeischer Kataster, Aufnahme Theyern, 1820 (Karte + Operate)

vom Bekannten zum Unbekannten gehen ...

StAG, KA/III-6. Local-Urbarii-Beschreibung über das Dorf Theyern 1733

Landnutzungs-wandel

Wandel in der ökologischen Landschafts-struktur

Quellen zur Geschichte der Wahrnehmung von Natur

TEXTE, BILDER, (NATUR-)DENKMALE, ...

Vordergrund

MOTIV

Hintergrund

Himmel

Vordergrund

Ansichtskarten als Quellen der Umweltgeschichte

Vordergrund

MOTIV

Hintergrund

Himmel

Vordergrund

Schriften und Symbole sollen Einmaligkeit herstellen, und “Designelemente” die Vielfalt eines Motivs - zielgruppenspezifisch erhöhen

Methodisch heißt das: Farbe des Himmels, Tageszeit, aber auch Schriften und grafische Gestaltung müssen in die Beschreibung integriert werden.

B (Besitzer) B$ Archivnr./Filmnr./CD-Nr./B.Name/B.Archivnr./ B.Adr./Kaufjahr

K (Kommentar) K$ Anmerkungen

O (Ort) O$ Ortsname/Bezirk/Land

Z (Zielort) Z$ Postjahr-von/Postjahr-bis/Zielort

P (Produzent) P$ Prod.name/Prod.-Adresse/Entstehungsjahr/Seriennummer

R (Rückseite) R$ Drucktext/Handtext

F (Form) F$ Format/Farbe/Typ/Symmetrie/Motivzahl/Textart/Text/Gestaltung

M (Motiv) M$Name/Jahreszeit/Fokus/Standpunkt/Perspektive/Standort

(Himmelsrichtung)/Beschreibung (*Stimmung)/Manipulation

V (Vordergrund) V$ Name/Beschreibung/Manipulation

H (Hintergrund) H$ Name/Beschreibung/Manipulation

DA

TENB

AN

KSTR

UK

TUR

Beschreibung des OBJEKTS (Mediums) Alter, Besitz, etc.

Was ist dargestellt? MOTIV (enthält ein WIE)

Wie ist es dargestellt? „naturgetreu“/verändert/technische Details

WAHRNEHMUNGSPROZESSE und ihre WIRKUNGEN auf LANDSCHAFT untersuchen

Mechanismen der SEHENSWÜRDIGKEIT untersuchen (kollektives Bildinventar)

Vermarktung von Landschaft untersuchen: Bewertungen, Aufladungen, Entfernung von der Realität (Virtualisierung)

Ansichtskarten liefern “operationale” Bilder, erzählen von einer Landschaft, die begehbar, befahrbar, benützbar ist.

Wenn über „Nachhaltigkeit“ gesprochen wird, wird immer „das Schöne“ (mit) verhandelt: Wer hat die Definitionsmacht über das Schöne?

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