Wahlbeteiligung und andere politische Partizipationsformen Johannes Kaiser Martin-Maurice Böhme

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Wahlbeteiligung und andere politische Partizipationsformen

Johannes Kaiser

Martin-Maurice Böhme

Wahlbeteiligung und andere politische Partizipationsformen

Gliederung

Definition politischer Partizipation Dimensionen politischer Partizipation Wahlprognose klassische Wählerverhaltenstheorien empirische Befunde Ost-West im Vergleich

Wahlbeteiligung und andere politische Partizipationsformen

Definition politischer Partizipation

Politische Partizipation wird als zielgerichtetes, instrumentelles und individuelles Verhalten verstanden, das von den Bürgern freiwillig ausgeübt wird, um Einfluss auf staatliche und politische

Entscheidungen zu nehmen.

Wahlbeteiligung und andere politische Partizipationsformen

Sicherheitsfragen

Wie können Sicherheit von Wahlbeteiligung und Wahlabsicht zur Wahlprognose beitragen?

Wahlbeteiligung und andere politische Partizipationsformen

Klassische Wählerverhaltenstheorien

rationalistischer- (Rational Choice-) Ansatz sozialpsychologischer Ansatz soziologische Ansätze

Wahlbeteiligung und andere politische Partizipationsformen

rationalistischer Ansatz

Kosten „C“ Parteiendifferential „U“ gewünschter Wahlausgang „p“ Wahlbeteiligung wenn (p * U > C) erfüllt expressive Komponente „D“ Wahlbeteiligung wenn (p * U + D > C) erfüllt

Wahlbeteiligung und andere politische Partizipationsformen

sozialpsychologischer Ansatz

Wahlpflichtgefühl Parteiidentifikation politische Involvierung Systemzufriedenheit political efficacy

Wahlbeteiligung und andere politische Partizipationsformen

soziologische Ansätze

mikrosoziologischer Ansatz makrosoziologischer Ansatz

Wahlbeteiligung und andere politische Partizipationsformen

Zusammenfassung

civic orientations rationalistischer- (Rational Choice-) Ansatz sozialpsychologischer Ansatz soziologische Ansätze

Ost und West im Vergleich

Gliederung

1. Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen (1994 bis 2002)

2. Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen

3. Wahlbeteiligung bei Europawahlen

4. Wahlbeteiligung nach formaler Bildung

5. Wahlbeteiligung nach Alter

6. Wahlbeteiligung nach Parteiidentifikation

7. Fazit

1. Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen (1994 bis 2002)

Jahr Gesamt West Ost Differenz

West - Ost

1994 79 80,5 72,6 7,9

1998 82,2 82,8 80 2,8

2002 79,1 80,6 72,8 7,8

Mittelwerte 80,1 81,3 75,13 6,17

>> Bundestagswahlen 1994 bis 2002: Auswertung

• Wahlbeteiligung in Ost und West unterscheidet sich nicht nur im Quer-, sondern auch im Längsschnitt

• Wahlbeteiligung im Westen konstanter als im Osten

• hohe Wahlbeteiligung 1998 auf die gewünschte Abwahl Kohls zurückzuführen

• hohe Korrelation von Wahlbeteiligung und Arbeitsmarktsituation

• hohe Arbeitslosigkeit sorgt für geringes Vertrauen in Problemlösungskompetenz der politischen Führung

• Niedrigere Wahlbeteiligung im Osten primär auf geringe Zahl parteigebundener Bürger zurückzuführen

>> Bundestagswahl 2002 Ost-West-Vergleich

gesamt West Ost Min. Max.

79,1 80,6 72,8 68,8

Sachsen-Anhalt

81,5

Bayern

Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt 20,9 % in Bayern 6,6 % (Ende 2001)

• Niedrigste Wahlbeteiligung in Sachsen-Anhalt, höchste in Bayern• Die 5 niedrigsten Wahlbeteiligungen lagen in den 5 neuen Bundesländern

Welche Gruppe wies die niedrigste Wahlbeteiligung auf?

Ostdeutsche Frauen zwischen 21 und 24 Jahren (59,7 %)

Welche Gruppe wies die höchste Wahlbeteiligung auf?

Westdeutsche Männer zwischen 60 und 69 Jahren (87,6 %)

Akzeptanz der Wahlnorm

1994 1994 1998 1998

West Ost West Ost

Stimme völlig zu

54,6 49 60,8 47,5

Stimme eher zu

22,9 20,5 22,9 28,8

77,5 69,5 83,7 76,3

• West: durchschnittliche Wahlbeteiligung von 69,2 %

• Ost: durchschnittliche Wahlbeteiligung von 65,7 %

• Rückgang der Wahlbeteiligung im Westen um 0,8 %, im Osten um rund 0,5 % (seit 1990)

Prognose: Angleichung der Wahlbeteiligung in etwa 2 Jahrzehnten

2. Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen

- Wahlbeteiligung 1999: 54,3 %

- Wahlbeteiligung 1994: 56,4 %

- Wahlbeteiligung 1998: 69,8 %

- Wahlbeteiligung 1994: 67,8 %

>> Landtagswahlen Wahlbeteiligung Brandenburg / Bayern

1999 Arbeitslosenquote Einkommen / Kopf in DM

Bayern 6,3 % 31.285

Brandenburg 18,4 % 25.855

Deutschland 11,7 % 30.078

3. Wahlbeteiligung bei Europawahlen

Jahr gesamt West Ost

1994 60 59,3 63

1999 45,2 44,5 47,8

2004 43 43,2 42,2

- 1994 und 1999: höhere Wahlbeteiligung im Osten

- 2004: Wahlbeteiligung im Westen leicht höher

- aber: Europawahlen im Osten überwiegend mit Kommunal- oder

Landtagswahlen zusammengelegt höhere Partizipation

>> Europawahlen separierte Darstellung

Ohne gleichzeitige Kommunal- oder Landtagswahl

Jahr West min. Ost min. West max. Ost max.

1999 37,0Hamburg

30,0Brandenburg

44,8Bayern

35,2Berlin Ost

Jahr West min. Ost min. West max. Ost max.

1999 60,5Saarland

49,5Sachsen-Anhalt

63,8Rheinland-Pfalz

58,1 Thüringen

Gleichzeitige Kommunal- oder Landtagswahl

separierte Darstellung

0

10

20

30

40

50

60

70

1 2 3 4

West

Ost

Wahlbeteiligung in %

Ohne gleichzeitige Kommunal-, Landtagswahl

Gleichzeitige Kommunal-, Landtagswahl

Min.Max.

Min.Max.

>> Europawahlen Fazit

• Wahlbeteiligung im Osten zunächst scheinbar höher

• aber: im Osten fanden in vier von sechs Landesteilen gleichzeitig Kommunal- oder Landtagswahlen statt (1999)

• Im Westen fanden nur in zwei Landesteilen gleichzeitig Kommunal- oder Landtagswahlen statt (1999)

• Bei näherer Betrachtung: Wahlbeteiligung unter gleichen Bedingungen im Westen höher

Wahlbeteiligung nach formaler Bildung

0

20

40

60

80

100

niedrig mittel hoch

Bildungsgrad

West

Ost

Anteil in %

4. Wahlbeteiligung nach formaler Bildung

Wahlbeteiligung nach Alter

0

20

40

60

80

100

18 - 24 25 - 30 31 - 40 41 - 50 51 - 60 61 - 70 ab 70

West

Ost

Anteil in %

Alter in Jahren

5. Wahlbeteiligung nach Alter

Quelle: IPOS-Befragung 1991, DFG-Projekt Querschnitt 1994 und Querschnitt 1998

6. Wahlbeteiligung nach Parteiidentifikation

Anteil an Wahlberechtigten OHNE Parteibindung

0

10

20

30

40

50

60

1991 1994 1998

Jahr

West

Ost

7. Fazit

• Wahlbeteiligung im Westen sowohl bei Bundes-, Landtags-, als auch Europawahlen höher als im Osten

• Trend zur Angleichung der Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen

• Anteil an Wahlberechtigten ohne Parteibindung geht im Osten zurück Vermutung: Grad an Parteibindung wird sich weiter angleichen

• Dennoch: derzeit bestehen deutliche Ost-West-Unterschiede, die sich aber etwas weiter angleichen werden

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