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V O N D E R F A S A N E R I E Z U M T I E R G A R T E N
Ein Wegweiser
durch den Tiergarten
der Stadt Bernburg
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Herausgegeben vom Rat der Stadt Bernburg — Abt. Kul tur Ti telbi ld: E rns t Schein
Fo tos : F a c h g r u p p e „Fotografie" im Kul tu rbund (5), F r a n z Schmidt (3), Heinz Vahldieck (1)
Tex t : P a u l S t amm - Anze igen : Dewag-Werbung Halle Druck u n d Ges ta l tung: Volksdruckere i Ostharz, W e r k Bernburg
1V/1/19/57/325/1001 1143 10 000 5. 8. Pc 1467/59
it diesem Heft laden wir Sie ein zu einem Kundgang durch unseren Bernburger Tiergarten. Verweilen Sie in stiller Beschaulichkeit und genießen Sie die schöne Natur, gönnen Sie sich hier einige Stunden der Erholung und Entspannung. Unser Bernburger Tiergarten entwickelte sich aus bescheidenen Anfängen einer Fasanerie zu dieser schönen und vielbesuchten Stätte, so daß er heute den Namen „Bernburger Tiergarten" mit vollem Recht trägt. Die erfolgreiche Entwicklung in den letzten Jahren war nur möglich, weil die Zahl der Tier- und Naturfreunde größer geworden ist, weil die Bürger unserer Stadt durch viele Aufbaustunden, Spenden und Unterstützung selbst ihren Tiergarten bauten. Wir alle schufen in fleißiger und liebevoller Arbeit diesen schönen Garten, wir alle wollen auch weiterhin mithelfen. Bei dieser Gelegenheit darf ich allen Tier- und Naturfreunden, allen freiwilligen Aufbauhelfern herzlichst danken und auch weiterhin um Ihre Unterstützung bitten. Ich wünsche Ihnen einen recht • angenehmen Aufenthalt im Bernburger Tiergarten.
M e s s e r s c h m i d t Bernburg, den 1. Juli 1959 Bürgermeister der Stadt Bernburg
CARL-MARIA-V.-WEBER-INTENDANT KURT ERDENBERGER
B E R N B U R Q
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Der Widerspenstigen Zähmung Mam'zelle Nilouche
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Das Greifvogel-Rondell
Diese für einen Tiergarten, Zoo oder Tierpark neuartige Anlage bezweckt die Unterbringung von Greifvögeln in einer Weise, die dem Wohlbefinden der Tiere dienlich ist und dem Schönheitsempflnden des Beschauers Rechnung tragen soll. Die seit 4000 Jahren in der Falknerei übliche und nun hier angewandte Art der Haltung ist für alle Greifvögel die beste Form der Unterbringung. Das Fesseln dieser Vogelarten ist keine Tierquälerei, da sie im Gegensatz zu den meisten anderen Vögeln stundenlang ruhend und verdauend im gleichen Ort zu stehen pflegen. Sie fliegen auch in der Freiheit fast nur, um Beute zu jagen und während der Balzzeit. Der hier benutzte Flugdraht, mit welchem der Vogel durch zwei Geschüh-riemen und durch die Langfessel mittels eines Wirbels (der sogenannten Drahle) verbunden ist, bietet genügende Bewegungsmöglichkeit. In einer Maschendraht-Voliere werden die Greifvögel meist nach kurzer Zeit durch Abbrechen der Flügel- und Schwanzfederenden unansehnlich, während nach Falknerart aufgeschirrte Greifvögel sich in bestem Gefleder-zustand befinden (ohne den sie ja nicht erfolgreich würden jagen können). Ein auf diese Weise gehaltener Beizhabicht wurde 22 Jahre alt. Der scheinbar starke Ruck an den gefesselten Fängen, der manchmal beim rasanten Abflug der Vögel erfolgt, ist unbedeutend gegenüber* den Stoß-und Zugkräften, denen die Fänge der Greifvögel beim Schlagen der Beute oft ausgesetzt sind.
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„Zwei gute Freunde" - Jungfern- und Kronen-Kranich
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In der 6. Durchführungsbestimmung zum Jagdgesetz (1957) wurde die Ausübung der Beizjagd — das ist die Jagd mit abgerichteten Greifvögeln auf freies Wild — in der DDR gesetzlich geregelt. Inzwischen ist ein Arbeitskreis „Greifvogelschutz und Falknerei" im Deutschen Kulturbund gegründet worden, der z. Z. (1959) etwa 120 Mitglieder umfaßt. Mit den Beizvögeln (bes. Habichte und Sperber) werden bei uns vor allem Kaninchen, Hasen, Rebhühner, Krähen, Elstern, Wildenten und Sperlinge gebeizt ( = gejagt). Der erfolgreichste Beizhabicht in der DDR hat im Verlauf von 3 Jahren u. a. 96 Wildkaninchen geschlagen. Jeder Falkner, der freies Wild beizen will, gehört seinem zuständigen Jagdkollektiv an. Der Tiergarten Bernburg wird in Zukunft bei Bedarf auch Beizvögel von Falknern vorübergehend in fachmännische Pflege nehmen und so dazu beitragen, diese uralte, naturverbundene Jagdart in der DDR neu erstehen zu lassen und zu fördern.
Dr. H. Schiemenz, Leiter des Zentralen Arbeitskreises „Greifvogelschutz und Falknerei" im DKB
Rundgang Beim Eintritt in den Tiergarten erblicken wir eine Bronze-Figur, eine Gruppe Kraniche darstellend. Rechts daneben führt eine schöne breite Birken-Allee in den Garten.. Obwohl diese viel erwarten läßt, folgen Sie mir bitte zu einem Rundgang. " ', . / , •
Zuerst sehen wir die Rhesusaffen * ,: \ (Macacus mulattus), deren Heimat "•"'*","'/, ' Hinterindien und Südchina ist. In ihrem geräumigen Außenkäfig voll- ' v^ÜHl^^H^HSHH führen sie die tollsten Sprünge, schaukeln und klettern, daß es eine Freude ist, zuzusehen. Meist sind auch eine oder mehrere Affenmütter mit ihren Babis zu sehen. Dann nimmt der Jubel der kleinen und großen Besucher kein Ende. Im da-vorliegenden Teichgehege wohnt eine Sumpfbiberfamilie, auch Nutrias (Myocastor coypus) genannt. Diese Nagetiere, deren Heimat Südamerika ist, werden jetzt viel gezüchtet, um den wertvollen Pelz zu gewinnen.
Der Kopfschmuck, die Krone, gibt diesem schönen Kranich seinen Namen
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Der Seeadler
Die Kleinsäuger-Anlage steht auf historischem Boden, denn hier wurde 1909 die erste Fasanen-Voliere gebaut. Von den vielen Kaninchenrassen, die es gibt, haben hier seit Jahren „Holländer", „Russen", „Weiße Wiener", „Angora" und „Gelbsilber" ihren Einzug gehalten. Auch „Meister Lampe", der Hase, Wildkaninchen, Rosetten- und Glatthaar-Meerschweinchen sind hier zu sehen, ebenso weiße Mäuse und Ratten, Gold- und Feldhamster und das große Wiesel, auch Hermelin genannt. Es folgen Volieren mit Steinkauz, Waldkauz, Schleiereule, Roter Milan und Mäusebussard. An Puten haben wir Bronzeputen und Virginier Schneeputen. Auch Perlhühner sind zu sehen.
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In einer Teich-Voliere tummeln sich Sturm-, Silber- und Lachmöven. Wild- und Zwergenten, Bleßhühner und Kormorane leisten ihnen Gesellschaft. Schnell sehen wir noch nach „Grimbart", dem Dachs, und dem Marderhund. Dann wenden wir uns um und gehen entlang des Tennisplatzes zur Birken-Allee. Blaue und weiße Pfauen sowie Englische Großköpfer in verschiedenen Farbschlägen begegnen uns. Ein HO-Kiosk, der Konzertplatz laden zum Verweilen ein. Im Sommer finden hier sonn- und festtags bei gutem Wetter Nachmittagskonzerte statt. Zirka 700 Sitzplätze stehen zur Verfügung.
Das große Teichgehege mit seinen Fontänen bietet viel Abwechslung. Neben den Höckerschwänen ist auch ein Trauerschwan, dessen Heimat Australien ist, zu sehen. Weiter sehen wir die eleganten Jungfern- und die schmucken Kronen-Kraniche. Der Schwarzstorch fühlt sich ebenso wohl wie die Weißstörche. Höcker-, Grau- und Nil-Gänse sind hier ebenfalls untergebracht. Sprechen wir von den Enten, müssen wir die Mandarinenenten (Aix galericulata) und die Brautenten (Aix sponsa) zuerst nennen. Es sind wirklich die prachtvollsten ihrer Art. Die erstere bewohnt Südostsibirien, China und Japan, während die letztere in Nordamerika beheimatet ist. Türken- oder Warzenenten, Indische Laufenten, Smaragd-und Wildenten vervollständigen das bunte Bild. Im Teichgehege befinden sich die Kleingehege für das Kaukasische Stachelschwein (Hystrix cristata) und für die Nerze. Letztere werden des wertvollen Felles wegen in kleinen Zuchtbetrieben wie auch in Pelztierfarmen gezüchtet.
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Unsere „Lotte" mit ihren Vierlingen
Nun kommen wir zu dem Rot- oder Edelhirsch (Cervus elaphus). Zur Zeit ist eine Zuchtgruppe von 1,3 Tieren vorhanden. (Die Zahl vor dem Komma sind stets männliche, die Zahl hinter dem Komma weibliche Tiere, ganz gleich, um welche Tierart es sich handelt.) Der Rothirsch lebt noch in unserer näheren Heimat. In den Hochwäldern des Harzes und Thüringens finden wir ihn. Dort lebt er in Rudeln. Nur das männliche Tier trägt ein Geweih, das er alljährlich — etwa im Februar — abwirft und ein neues schiebt. Bis August ist er dann im „Bast", um nach dem „Fegen" den Natur- und Tierfreund mit dem „Hirschebrüllen" zu erfreuen. Dann ist die Brunstzeit.
Wenden wir uns dem nächsten Gehege zu. Hier finden wir eine Zuchtgruppe von 1,4 wildfarbiger Damhirsche (Dama dama). Das rötlich-braune Fell zeigt weiße Flecken, die im Sommer stärker hervortreten als im Winter.
wie beim Rothirsch — alljähr-Der Hirsch trägt ein Schaufelgeweih, das lieh abgeworfen wird. Betrachten wir jetzt das neu angelegte Greifvogel-Rondell. Hier finden wir den Steinadler, See-Adler, Kuttengeier und andere Greifvögel, die hier auf Falknerart gehalten werden.
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In den Ziegen- und Schafgehegen finden wir stets mehrere Rassen. Die Karzziege, die Wild- oder Gebirgsziege und die niedlichen Afrikanischen Zwergziegen sind hier seit Jahren zu sehen, ebenso Kamerun-, Karakul-und Rhönschafe. Eine kleine Voliere wird vom Steinmarder und Iltis bewohnt. Der große Flugkäfig, einst von Adler und Geier bewohnt, wird anderweitig besetzt. Ein Schild wird jeweils Auskunft geben
Die Schutzhütte nebenan wird nicht nur bei plötzlich einsetzendem Regen benutzt, sondern bietet auch bei sonnigem Wetter ein schattiges Plätzchen. Von hier aus kann man auch das Gehege der weißen Damhirsche überblicken.
Das Meerschweinchendorf bietet vor allem für die Kinder einen besonderen Anziehungspunkt. Die Häuschen wurden im Sommer 1957 von den Pionieren der Pestalozzi-Schule gebastelt. Der Kinderspielplatz ist mit Schaukel, Wippe und dergleichen ausgestattet. Hier können sich die Kinder austollen. Jedoch sollten die Eltern ihre Kinder im Auge behalten.
Vorbei an dem 2. Eingang und dem Wohnhaus des Tiergartenleiters kommen wir zum Bienen-Pavillon. Unter dem Motto „Dem Ganzen selbstlos dienen — das lehren uns die Bienen" hat hier die Fachsparte der Imker im KSK 1958 eine Lehrstätte geschaffen, die uns einen Einblick in das Leben des nützlichsten Insektes der Erde gestattet. Ein schmaler Weg führt zum Bärengehege. Es entstand in den Jahren 1956 bis 1958. Wir finden hier Jungtiere unserer Braunbären (Ursus arctos), die ja im Schloßzwinger untergebracht sind. Die Bärin bringt im Januar meist ein bis zwei Junge zur Welt. Sie sind etwa so groß wie eine Ratte, werden mit großer Mutterliebe gepflegt und wachsen verhältnismäßig schnell. Jungbären sind sehr lustige Gesellen. Daher haben sie auch immer viele Zuschauer, die sich an ihrem Spiel und an ihren Balgereien erfreuen. Die Stufen-Terrasse bietet vielen die Möglichkeit, den Vorgängen im Bärengehege zu folgen.
Erwähnenswert ist, daß unsere alte „Lotte" im Jubiläumsjahr 1938 vier Jungbären zur Welt brachte. Ein Ereignis, von dem selbst die größten Zoos selten berichten können.
In den daneben liegenden Raubtiergehegen sehen wir Waschbären, Dingos, Wölfe, Hyäne, Rot- und Silberfüchse. Das Vogel- und Raubtierhaus wurde 1949 erbaut. Recht bunt und bewegt geht es in der Fasanerie und im Vogelhaus zu. Wir sehen Gold-, Silber-, Königs-, Amherst- oder Diamant- und Ringfasanen, ferner grünfüßige Teichhühner, Rebhühner und dergleichen mehr. An Rassetauben sind vorhanden Strasser, Lerchen, Steigerkröpfer, Trommel-, Türken- und Lachtauben. Wellen- und Nymphensittiche wie auch viele Waldvögel beleben die Volieren. Gemeinsam wohnen die Familien Eichhörnchen und Igel.
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Die Zwerghühner werden immer wieder bestaunt. Neben Federfüßigen in Porzellanfarbig und Weiß mit Bart sehen wir Hamburger Silberlack. Auch die Japanischen Seidenhühner sind vorhanden. Zwei Gelbstirn-Amazonen finden stets ihre Bewunderer.
Die Rückfront des Bärengeheges und die neuerrichtete Toilettenanlage (1959) lassen wir liegen und wenden uns links ab. Eine Zuchtgruppe Merino-Schafe, Shetland- und Island-Ponys, Zwergesel, Wasserbüffel, ungarische Steppen- und Parkrinder haben hier ihre Gehege. Dann kommen wir zu den Wild- und Maskenschweinen. Noch einen Blick zum Ungarischen Zackelschaf. Jetzt stehen wir beim Rehwild. Die Rehe (Capreolus capreolus) sind die kleinsten Vertreter der Hirschfamilie. Wir sind nun wieder am Haupteingang angelangt. Während des Rundganges haben wir etwa 500 Tiere in 50 verschiedenen Arten bzw. Farbschlägen gesehen.
Hoffend, daß Ihnen der Rundgang in unserem Tiergarten Freude und Entspannung gebracht hat, sagen wir
„Auf Wiedersehen!"
JLiebe Zietffeunde! Es wird natürlich vorkommen, daß Sie das eine oder andere Tier nicht im Freigehege vorfinden. Vielleicht liegt es in der Höhle oder es frißt gerade im Haus. Sicher finden Sie es beim nächsten Besuch vor. Auch sind ja in einem Tiergarten stets Zu- und Abgänge. Ein Schild am Gehege wird Sie stets informieren.
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Die Entwicklungsgesdiichte des Bernburger Tiergartens
Im Jahre 1897 wurde im Krumbholz ein Waldhaus gebaut, vielen Bern-burgern bekannt als „Waldwärterhaus". Es wurde im Oktober des gleichen Jahres vom damaligen Forstarbeiter Heinrich Mebes aus Aderstedt bezogen. Das Aufgabengebiet des Mebes war die Instand- und Sauberhaltung der städtischen Waldungen und die Beaufsichtigung dieser. Der angelegte Tennisplatz wurde ebenfalls dem nunmehrigen Forstaufseher unterstellt. Im Waldhaus fand ein Milchverkauf statt, denn hier wurde eine Kuh gehalten. Für 5 Pfennig tranken besonders Tennisspieler und Kurgäste aber auch viele Spaziergänger ein Glas Milch.
Die Liebe zum Tier wie auch der Wille, den vielen Spaziergängern etwas zu bieten, waren es wohl, daß im Oktober 1909 eine Fasanerie gebaut wurde. Ein Paar Gold- und Silberfasanen waren lange Jahre die einzigen Bewohner dieses Tiergeheges. Des öfteren konnte man auch ein Rehkitz bei ,,Vater Mebes" sehen. Forstaufseher Mebes schied am 31. Dezember 1918 altershalber aus seinem Dienst aus. Nur kurze Zeit war Forstaufseher Madrey im Amt, ohne daß sich für das Tiergehege Veränderungen ergaben.
Von 1920 bis Oktober 1945 waltete Waldwärter Karl Schmidt seines Amtes. Das Fasanenhaus lag recht im Schatten, und so baute man im Sommer 1934 eine schöne große Voliere. Hier fanden die Fasanen, wie auch einige Tauben, Zwerghühner und Sittiche ihr Unterkommen. Das schattige Gehege wurde mit Kaninchen und Meerschweinchen besetzt. Von der Firma Juckenack und Bergner wurden der Stadt drei Affen geschenkt. Was blieb also übrig, als ein Gehege hierfür zu bauen (1937). Gleichzeitig wurde ein Seehundbecken gebaut und nach Fertigstellung mit ein Paar Seehunden besetzt.
Im Sommer 1938 hatte Bernburg seine 800-Jahr-Feier. Aus diesem Anlaß wurden der Stadt zwei Paar Flamingos, ein Paar Kronenkraniche und ein Paar Brautenten gespendet. Es entstand ein kleines aber sehr schönes Te;chgehege, das von der Stadtgärtnerei recht dekorativ mit Palmen ausgestaltet wurde. Am 2. Juli 1940 kam ein Papagei (Amazone), von Herrn Wilhelm Füllert gestiftet, hinzu. So hatten wir mit den vielen freilaufenden Pfauen einen ansehnlichen Tierbestand. Unsere „Lazis" gehörten ja auch dazu, obwohl sie im Schloßzwinger untergebracht waren.
Als im Jahre 1945 Deutschland auf Grund des unglückseligen Hitlerkrieges vollkommen am Boden lag, war der Bestand an Tieren im damaligen kleinen Tiergehege nur sehr gering. Die Seehunde und Pinguine waren ein Opfer der futterarmen Zeit geworden, auch der Affenkäfig stand leer. Die vielen kleinen und großen Besucher konnten sich nicht mehr an dem Spiel unserer Tiere erfreuen. Lediglich im Vogelhaus tönte noch das lustige Zwitschern. Hinzu kam, daß auch unser Bärenzwinger durch den Tod unserer weit bekannten Wahrzeichenträger „Lotte und Hans" öde und verlassen lag.
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Nun war guter Rat teuer, die Gehege wieder neuen Bewohnern zu übergeben und die Folgen des Krieges zu überwinden. Inzwischen hatte die Leitung des Bernburger Tiergartens gewechselt, und der Forstwart Johann Drexler versuchte nun, dieser schönen Stätte wieder neues Leben zuzuführen.
Große Schwierigkeiten waren zu überwinden, bevor im Jahre 1947 Damhirsche, Nutrias, Goldfasanen, Tauben und Vögel den Tierbestand etwas erweitern konnten. In der Folgezeit kam allmählich Leben und Treiben in den Tiergarten, nicht zuletzt durch die tatkräftige Unterstützung des Leipziger sowie auch des Halleschen Zoos. Dies kommt besonders mit dem Einzug des Jungbärenpaares „Hans und Lotte" in den Schloßzwinger zum Ausdruck. In Dankbarkeit gedenken wir des Professors Dr. Karl-Max Schneider, dem langjährigen Direktor des Leipziger Zoos, der uns besonders in der Bärenzucht stets ein guter Berater und Helfer war.
Aber auch im Tiergarten trafen viele neue Tiere ein. Sie kamen durch Kauf, Tausch oder auch als Geschenk und gesellten sich der Tierfamilie zu. So konnte am 13. Oktober 1951 die Einweihung des Tiergartens in Anwesenheit der Zoo-Direktoren von Leipzig, Halle, Dresden und Magdeburg stattfinden. Anläßlich dieser Einweihung erhielten wir von der Stadt Halle einen Sardinischen Zwergesel als Geschenk.
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Durch Initiative des Tierschutzvereins für Stadt und Kreis Bernburg und insbesondere durch persönliche Werbung einiger Vorstandsmitglieder kam am 3. Dezember 1951 der erste Rautotiertransport aus dem Zoo Halle nach unserem Tiergarten. 3 Wölfe, 3 Dingos, 1 Hyäne und 2 Polarhunde hielten i'hren Einzug. Tierfreund Strato leitete den Transport und brachte die neuen Tiere sicher in ihre neuen Gehege.
Nun waren viele Tierarten beieinander, Parkrinder, Wasserbüffel, Yak, Ponys, Rothirsche und dergleichen mehr. Gehege reihte sich an Gehege. Jetzt ging man an eine Gestaltung des Ganzen. Die alte Obstplantage wurde mit umzäunt, so daß jetzt die Gesamtfläche des Tiergartens 4 ha beträgt. Ein neues großes Teichgehege mit Insel und Fontänen wurde geschaffen. Die Ziegen-, Schaf- und Hirschgehege wurden nach hinten verlegt, um Platz für neue, breite Wege und schöne Anlagen zu schaffen.
Dieser neu gestaltete Tiergarten wurde der Öffentlichkeit mit einem Sommernachtfest im Sommer 1955 übergeben. Die Einnahmen dieses Festes wie auch einer großen Tiergarten-Tombola erbrachten die Mittel zum Bau eines Bärengeheges. Inzwischen trafen viele neue Tiere im Tiergarten ein, so am 31. Dezember 1954 ein Wasserbüffel aus dem Buidapester Zoo, im Sommer 1956 ein schwarzer Schwan und ein Kuttengeier aus dem Moskauer Zoo. Viele Jungtiere wurden hier geboren. Ein Teil davon verließ uns wieder, um im Tausch andere Tiere für unseren Tiergarten zu bekommen. Hauptsächlich waren es junge Braunbären, wovon die ersten am 5. Januar 1957 im Tiergarten geboren wurden. Sonst war ja der Schloßzwinger die Geburtsstätte unserer „Lazis". Aber auch ein junges Parkrind und ein junger Wasserbüffel verließen uns im Sommer 1957, um im Zirkus Busch eine neue Heimat zu finden. Bei den diesjährigen (1959) Gastspielen des Zirkus Busch konnten wir beide in einer großen „Exoten-Freiheit" in Gesellschaft mit Kamelen, Lamas und Zebras wiedersehen und das inzwischen Erlernte bestaunen.
Seit dem 1. April 1956 wird der Tiergarten vom Kollegen Warnat geleitet. Ihm stehen einige bewährte Tierpfleger — an der Spitze Obertierpfleger Pfannstill — zur Seite. Auch das Tiergarten-Aktiv, das seit 1955 besteht, ist der Leitung ein guter Berater und Helfer.
Wieder soll der Tiergarten erweitert werden. In den nächsten Jahren wird er die Gesamtgröße von 6 ha haben. Hier haben wiederum fleißige Helfer im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes Gelegenheit, ihre Liebe zum Tier und zur Bernburger Heimat unter Beweis zu stellen. Durch die Verbindung zwischen der werktätigen Bevölkerung und dem Tiergarten ist die Gewähr dafür gegeben, daß der Tiergarten eine der am meisten besuchten Kulturstätten Bernburgs bleibt.
Paul Stamm
Quelle: Stadtarchiv
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er Bernburger Tierpark hat sich aus kleinen Anfängen heraus zu einer schönen und interessanten An lage entwickelt und ist zu einem vielbesuchten Erholungszentrum für die Werktät igen unserer Stadt und die zahlreichen Besucher Bernburgs geworden.
Auch die Angehör igen unseres Werkes, die es verstanden haben, unter der Herrschaft der Arbei ter-und-Bauern-Macht ungeahnte Produktionssteigerungen zu erzielen und somit zur ständigen Verbesserung unseres Lebens bei t rugen, sind dankbare Besucher des Tierparkes geworden. Die Kaliwerker werden auch künft ig keine Anstrengungen scheuen, um weitere große Erfolge zu erringen, gleichzeitig aber die Sache des Friedens fest in ihre Hände nehmen, um unsere großen Errungenschaften auf wirtschaftl ichem, sozialem und kulturellem Gebiet zu schützen und die Machenschaften der Kriegstreiber zu zerschlagen.
Deshalb heißt unsere Losung:
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Stärkung und Schub unserer Arbeiter-
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