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Die Kunst des erfolgreichen Tradens

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Bibliografische Information derDeutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnetdiese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie.Detaillierte bibliografische Daten sind imInternet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Den Autor erreichen Sie unter:

[email protected]

Gesamtbearbeitung: UnderConstruction,MünchenUmschlaggestaltung: Judith Wittmann

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Lektorat: Dr. Renate OettingerDruck und Bindung: Konrad Triltsch GmbH,Ochsenfurt

4. Auflage 2012© 2006 FinanzBuch Verlag, ein Imprint derMünchner Verlagsgruppe GmbHNymphenburger Straße 8680636 MünchenTel. 089 651285-0Fax 089 [email protected]

Alle Rechte vorbehalten, einschließlichderjenigen des auszugsweisen Abdruckssowie der photomechanischen undelektronischen Wiedergabe. Dieses Buch willkeine spezifischen Anlage-Empfehlungengeben und enthält lediglich allgemeineHinweise. Autor, Herausgeber und die

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zitierten Quellen haften nicht für etwaigeVerluste, die aufgrund der Umsetzung ihrerGedanken und Ideen entstehen.

ISBN Print 978-3-89879-672-9ISBN Ebook 978-3-86248-342-6ISBN Ebook (Pdf) 978-3-86248-341-9

Weitere Informationen zum Verlag findenSie unter

www.finanzbuchverlag.deBeachten Sie auch unsere weiteren Verlageunterwww.muenchner-verlagsgruppe.de

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Danksagung

Mein Dank gilt meiner geliebten FrauChristina, die nicht nur instundenlanger Arbeit dieses WerkKorrektur gelesen hat, sondern auchviel Verständnis für den hohenZeitaufwand hat, den mein Beruferfordert.

Ebenfalls danken will ich meinenEltern, in deren Erziehung Werte wieFreiheit und Gerechtigkeit einen hohenStellenwert hatten. Nicht zuletztdeshalb bin ich ein Trader geworden.

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Dank gebührt auch meinem FreundKarsten, der mir mit seiner hilfreichentäglichen Unterstützung meinerTrading-Tätigkeit unter anderem denFreiraum geschaffen hat, dieses Buchzu schreiben.

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Vorwort

Die Suche nach dem Schlüssel zurfinanziellen Freiheit durch Trading –Investmenterfolg und Spitzen-Performance – führt die meistenMenschen auf eine lange, teure undhäufig unendliche Odyssee. Dutzendevon Trading-Strategien werden erprobt,die unterschiedlichsten Indikatorengetestet, Gurus befragt, Analysengewälzt – und natürlich unterbleibt aufdieser Irrfahrt nicht die Suche nachdem Heiligen Gral, „der“ Methode,„dem“ Handelssystem, das einem

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sichere und dauerhafte Gewinneverspricht.

Nur eine geringe Anzahl von Tradernverwirklicht ihr Ziel, einekontinuierliche Spitzen-Performance zuerwirtschaften. Viele scheidenunterwegs aus. Sei es, dass ihnen dieMittel ausgehen, sei es, dass sie dieLust verlieren oder den Glauben, dasses jemals möglich sei, dieses Ziel zuerreichen. Studien zeigen, dass nuretwa fünf Prozent aller Futures-Traderdauerhaft erfolgreich sind.

Woran liegt es, dass es nur so wenigeGewinner bei diesem Spiel der Spiele

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gibt? Ist Trading-Erfolg etwa eine Fragedes Talents? Ist vielleicht auch nurGlück im Spiel, wenn jemand Jahr fürJahr Millionen an den Kapitalmärktendieser Welt mit Trading verdient? Odersollte es tatsächlich so sein, dass dieseAuserwählten ein geheimesHandelssystem entdeckt haben, das siezu Super-Tradern macht?

Nichts dergleichen – weder Talentnoch Glück noch das Handelssystem –,so wissen erfahrene Trader undInvestoren, ist der Schlüssel zurfinanziellen Freiheit, zur Spitzen-Performance.

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Einzig und allein ausschlaggebend fürden Erfolg eines Traders ist dieunbezahlbare Fähigkeit zur INTERNENKONTROLLE und zur Risikokontrolle.

Interne Kontrolle ist gleichbedeutendmit Zustandskontrolle, auch Disziplingenannt. Dies ist der Schlüssel zuunendlichen Gewinnen. Disziplin istnicht die Fähigkeit, Regeln zu befolgen.Disziplin bedeutet mehr.

Disziplin ist die Fähigkeit, sich jederzeitin eine optimale produktive Stimmungfür die gerade zu bewältigende Aufgabezu versetzen. Ein Beispiel: Jeder vonuns kennt die Straßenverkehrsregeln,

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aber häufig verstoßen wir gegen sie.Warum? Weil wir gerade müde,unkonzentriert, wütend, aggressiv,nervös oder in einer anderenunproduktiven Stimmung sind.Genauso ist es beim Trading: Wirwissen sehr genau, welche Regeln unszum Erfolg führen. Aber häufig sindwir nicht in der Lage beziehungsweiseStimmung, diese Regeln zu befolgen.Wir sind ängstlich, gierig, ungeduldig,nervös und dadurch nicht in deroptimalen Verfassung für die vor unsliegende Aufgabe. Ein ängstlicherTrader wird zum Beispiel beim Tradenzu schnell seine Gewinne mitnehmen.

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Wer in der Lage ist, sich jederzeit ineine beliebige Stimmung zu versetzen,dem ist es möglich, jederzeit optimaleVoraussetzungen für die gerade zubewältigende Aufgabe zu schaffen. Nurin der richtigen Stimmung werden wirauch den bestmöglichen Output bei derLösung einer Aufgabe erzielen.

Stellen Sie sich vor, Sie müssten eineRede vor wichtigen Leuten halten.Wann könnten Sie diese Rede besserhalten: in einer nervösen Stimmungoder in einem selbstbewusstenZustand? Die Antwort liegt auf derHand.

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Es gibt für jede zu bewältigendeAufgabe produktive und unproduktiveStimmungen. Die Kunst ist es, sichjeweils vor Bewältigung der Aufgabe ineinen optimalen produktiven Zustandzu versetzen. Beim Trading gibt es inden unterschiedlichen Phasenverschiedene Aufgaben zu bewältigen.In diesem Buch werde ich Ihnenzeigen, welche Aufgaben Sie beimTrading bewältigen müssen und wieSie sich für jede Sekunde des Tradensin eine optimale produktive Stimmungversetzen können.

Bisher gingen viele Trader davon aus,

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dass Stimmungen nicht ihrer Kontrolleunterliegen, ihre Stimmung also externbestimmt oder zufällig ist. In denfolgenden Kapiteln werden Sieerfahren, dass genau das Gegenteil derFall ist: Wir selbst sind es, die unsereStimmungen kontrollieren.

Ein Trader ist beispielsweise schlechtgelaunt und aggressiv, weil er densechsten Verlust in Folge hinnehmenmusste. Dass er nach so vielenRückschlägen nicht gerade in positiverStimmung ist, wird man ihm nichtverübeln. Aber jedem ist klar, dass dasTrading-Ergebnis unter einem

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aggressiven Zustand erheblich leidenwird. Statt aggressiv und übel gelauntzu sein, könnte der Trader sich auch ineinen zuversichtlichen, entspanntenZustand bringen. Die Auswirkungenauf sein Trading-Verhalten und -Ergebnis wären gewaltig.

Der aggressive Trader wird dazuneigen, sich ständig mit dem Marktanzulegen. Er wird sein Risiko erhöhen,und nur Gewinne können ihn in seinerWut besänftigen. Wer hingegenzuversichtlich ist, der wird auchweiterhin nach seinen Trading-Regelnhandeln können.

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Um zu verstehen, wie wir unsereStimmungen und unseren Zustandkontrollieren können, werde ich zuerstdarüber sprechen, wie Stimmungenzustande kommen. Immer wieder treffeich in meinen Seminaren auf Leute, diesich zunächst fragen, was das Ganzemit Traden zu tun hat.

Ich werde Ihnen zeigen, dass es beimTraden unterschiedliche Aufgaben zulösen gibt. Sie müssen eine Trading-Idee (Low-Risk-Idee) entwickeln, Siemüssen eine geistige Probe absolvieren,Sie müssen Ihren Trade beobachtenund vieles mehr.

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Jede dieser Aufgaben erfordert eineunterschiedliche Stimmung. Je besserSie sich in einen von Ihnen selbstbestimmten Zustand versetzen können,umso besser wird das Ergebnis der zulösenden Aufgabe sein. Lösen Sie alleAufgaben im optimalen Zustand, dannerreichen Sie Ihr Ziel ganz einfach:exzellentes Trading.

Menschen scheitern beim Traden, weilsie sehr viel Wert auf externe Kontrollelegen. Bei externer Kontrolle handelt essich um Problemstellungen wie dieFrage, wann man am besten einePosition eröffnet oder welches das

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beste Trading-System oder die besteAnalysemethode ist.

Ich werde Ihnen in diesem Buchzeigen, dass eine externe Kontrolle unsbeim Traden nicht weiterhilft. ExterneKontrolle ist zum größten Teil Illusionund kann sogar beim Traden hinderlichsein.

Einen Punkt allerdings gibt es, den wirextern kontrollieren können undmüssen. Dieser Punkt, um den keinTrader herumkommt, ist dieRisikokontrolle. Neben der internenKontrolle ist sie der einzige Faktor, derSie zu einem erfolgreichen Trader

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macht. Trading lässt sich am besten mitdem Wort „Risikokontrolle“umschreiben. Wenn ich gefragt werde,was ich in meinem Beruf mache,antworte ich meistens, dass ich Risikomanage.

Um Risiko kontrollieren zu können,müssen wir wissen, welcheMöglichkeiten und Instrumente unsdafür zur Verfügung stehen. Dabeihandelt es sich nicht nur um Stops,sondern zum Beispiel auch um Money-Management-Funktionen. Money-Management ist ein ausschlaggebenderFaktor beim Trading. Money-

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Management heißt nicht: Wo setze ichmeinen Stop?, sondern: Wie viel Geldriskiere ich mit dieser Position, also wiegroß ist die Position?

Sie können trotz einer erfolgreichenStrategie Ihr Konto ruinieren, wenn Siekein oder ein falsches Money-Management verwenden. Auf meinenSeminaren lasse ich die Teilnehmer ineiner Simulation mit einemvorgegebenen Trading-System traden.Einstieg in eine Position und Ausstiegwerden dabei vom System bestimmt.Der Trader hat lediglich zuentscheiden, wie viel Geld er der

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Position zuordnen will. Kauft er 100Aktien, 1.000 Aktien oder irgendeineandere Anzahl? Nach einigenSimulationen vergleichen wir dieKontostände. Jeder Teilnehmer hateinen anderen Kontostand. Einigehaben ihr Konto halbiert, andereverdoppelt, obwohl alle die gleicheTrading-Strategie angewendet haben.Lediglich durch das Money-Management haben sich die Ansätzeunterschieden.

Es gibt typische menschlicheVerhaltensweisen, die dazu führen,dass wir unser Risiko vergrößern,

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wenn wir verlieren. Menschen sindvon Natur aus risikofreudig in Bezugauf Verluste und risikoavers in Bezugauf Gewinne. Getreu dem Motto„Lieber den Spatz in der Hand als dieTaube auf dem Dach“ sind wir zuknauserig, wenn es um Gewinne geht.Allerdings heißt es auch: „DieHoffnung stirbt zuletzt“, sodass wirhäufig zu großzügig sind, wenn wirVerluste hinnehmen müssen. Welchemenschlichen Instinkte dieseVerhaltensweisen begünstigen und wieman sich dagegen wehren kann,erkläre ich in diesem Buch.

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Wenn es um erfolgreiches Traden geht,müssen wir uns immer wiedervergegenwärtigen, dass diemenschliche Natur und die ihrerInstinkte uns häufig nicht beim Tradenunterstützen, sondern uns behindern.Zusammengefasst geht es in diesemBuch also um zwei Dinge: umSelbstkontrolle und um Risikokontrolle.

Selbstkontrolle ist die Beherrschungder richtigen Kommunikation mitseinem eigenen Unterbewusstsein, dieFähigkeit zu wissen, was man will, wieman es erreichen kann, und sich in dendafür optimalen Zustand zu versetzen.

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Auf den ersten Blick werden Siedenken: Das ist keine leichte Aufgabe.Aber es ist eine Aufgabe, die vor Ihnenschon viele erfolgreiche Tradergemeistert haben. Dieses Buch wirdIhnen dabei helfen, Trading-Exzellenzzu erreichen.

Risikokontrolle ist die Fähigkeit,Money-Management-Strategien zuentwickeln und Low-Risk-Ideenumzusetzen, die es Ihnen ermöglichen,Tag für Tag, Monat für Monat und Jahrfür Jahr eine Outperformance zuerwirtschaften und mehrstelligeRenditen zu verdienen. In diesem Buch

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zeige ich Ihnen meine Strategien, dienicht nur mir, sondern auch vielenanderen Investmentprofis und Super-Tradern zum absoluten Trading-Erfolgverholfen haben. Sie werden lernen,was eine Idee mit niedrigem Risikoauszeichnet und wie Sie selbst Low-Risk-Ideen entwickeln können.

Birger Schäfermeier

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Inhalt

1: Was ein Trader wirklichwill und wie er es erreichtFinden Sie heraus, was Sie wollenFragen Sie sich, welche Werte Sie inIhrem Leben anstrebenKonditionieren Sie sich auf Erfolg!Formulieren Sie Ihre Ziele richtig!Wichtige Regeln, die Sie beachtensollten, wenn Sie Ihre Ziele formulieren

2: Zwei Basics:Vor Ihrem Weg zum

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Master-Trader müssen Siediese beiden Dingeakzeptieren!Übernehmen Sie 100 ProzentVerantwortungKonzentrieren Sie sich auf die Dinge,die Sie wirklich kontrollieren können

3: Entwerfen Sie einenPlan, der funktioniert!Aufgaben eines Geschäfts- undTrading-PlansSo stellen Sie einen umfassenden Planauf

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Der Trading-PlanBeispiel eines Business- und Trading-PlansMein Trading-Plan (auszugsweise)

4: Glaubenssysteme!Wie funktioniert unser Gehirn?Glaubenssätze bestimmen unserVerhaltenEs gibt keine Realität – nur eineinterne Repräsentation der WeltWie Überzeugungen unser HandelnbeeinflussenÜberzeugungen beim TradenSo finden Sie Glaubenssätze, die Sie

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unterstützen

5: Zustände undStimmungenStimmungen bestimmen unserVerhalten. If you can handle youremotions, you can handle tradingWie entstehen Stimmungen?DisziplinSchritte zur DisziplinSo entwickeln Sie einenVerhaltenskompass

6: Produktive Stimmungen

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für den Trading-ErfolgZustände und Daseinsformen vonTradernFür jeden Trading-Schritt die optimaleStimmungExzellenz durch Stimmungskontrolle

7: Wie finde ich heraus,was eine gute Wette ist?Marktanalyse und ihre BedeutungDas Chance-Risiko-VerhältnisKritik am Chance-Risiko-VerhältnisHit-Rate und Payoff-RatioDer Erwartungswert

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Risk of Ruin

8: Anfänger legen großenWert auf den richtigenEinstieg, dabei ist dieseram unwichtigstenDer EinstiegDer zufällige EinstiegSo planen Sie Ihren EinstiegDie PhilosophieBeurteilen Sie die psychologischeVerfassung des MarktsWann steigen wir ein? Klare objektiveund spezifische Kriterien

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Setzen Sie Ihre Regel konsequent um –auch in VerlustphasenWo steigen Sie ein, oder: So lauern Sieauf Ihren besten EinstiegPoker-StrategieDer Opportunity-FaktorDiese Schritte müssen Sie gehenDas sollten Sie bei jedem EinstiegbeachtenPlanen Sie mit jedem Einstieg bereitsden Re-EntrySeien Sie mit der ersten Positionaggressiv, und laden Sie nach, sobaldes für Sie läuftSteigen Sie nicht zu häufig ein

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Vermeiden Sie einen Einstieg vorwichtigen WirtschaftsdatenGibt es einen klugen Entry, und wiesähe dieser aus?

9: Exit-Strategien sind daswahre Geheimnis derMaster-TraderDas fundamentale Gesetz desTradens – und warum so viele Exit-Strategien gegen dieses GesetzverstoßenSind Sie endlich bereit dazu, um IhreGewinne zu pokern?Die Truthahnfalle

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Meine Exit-RegelnSo finden Sie Ihre perfekte Exit-Strategie

10: Auf der Suche nach der„Maximum Rate of Return“Das Kelly-KriteriumOptimal-FSo berechnen Sie das Risk of Ruineines SystemsMaximum Rate of Return

11: Monte-Carlo-Simulationen

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Was unterscheidet eine Simulationvom Backtesting?So simulieren Sie Ihr SystemSo entwickeln Sie eine Simulation aufExcel

12: Position-SizingEin-Lot-Trader handeln suboptimalPosition-Sizing – der Turbo für IhrePerformanceSo entwickeln Sie einen optimalenMoney-Management-AlgorithmusRegeln des Position-SizingsVerbillige nieErhöhe niemals dein Initial-Risiko

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Übertrade nichtSei diszipliniertSo pyramidisiert manPsychologische Überlegungen beimAufbau einer PyramideBeispiel einer Pyramide

13: Trading-Krisenerfolgreich überwindenRegel 1: „Stay in Business“Regel 2: „Frage nicht warum, sondernwie“Wege aus der KriseSofortmaßnahmenGenerelle Maßnahmen

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Externe KontrolleInterne Kontrolle

14: Trading bedeutet,strategisch zu denkenTrading-TaktikenTrading-Taktik 1: Pokere um deineGewinneTrading-Taktik 2: Reduziere deinRisiko nur im VerlustTrading-Taktik 3: Versuche nicht, denGewinn eines Trades, sondern dieSumme aller Gewinn-Trades zumaximierenTrading-Taktik 4: Verwende gemischte

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StrategienTrading-Taktik 5: Pokere immer, wennder Erwartungswert des Pokerspielspositiv istTrading-Taktik 6: Da wir als Traderimmer ein Risiko eingehen müssen,sollten wir es eingehen, so früh es gehtTrading-Taktik 7: Sorgfältige Planungbringt Vorteile in unsicherenSituationenTrading-Taktik 8: Wer im Vorteil ist,darf diesen nicht wieder hergebenTrading-Taktik 9: Stelle deine Gewinneniemals gestaffelt glattTrading-Taktik 10: Leg Trading-Pausen

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ein

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Kapitel 1

Was ein Trader wirklich will undwie er es erreicht. Finden Sie denZweck heraus, der hinter IhrenZielen steht, und werden Sie sichdarüber klar, was Sie wirklichwollen.

Finden Sie heraus, was Siewollen

Bunker Hunt, ein texanischerÖlmillionär, wurde einmal gefragt, wie

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man zu Erfolg gelangt.

Er sagte, darauf gebe es eine einfacheAntwort: „Erstens muss man sichdarüber klar werden, was man will,zweitens entschließt man sich, denPreis zu zahlen, um es zuverwirklichen, und dann bezahlt manden Preis. So einfach ist es, Erfolg zuhaben.“

Die meisten Menschen sind erfolglos,weil sie schon den ersten Schritt zumErfolg verpassen: Sie wissen einfachnicht, was sie wollen. Dasselbe gilt fürviele Trader. Auf die Frage „Was willstdu beim Traden erreichen?“ erhalte ich

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immer wieder die Antwort: „Wasschon. Viel, viel Geld verdienen.“Meistens sage ich demjenigen dann, ersolle sich vorstellen, er bekäme von mirjetzt sehr viel Geld, sagen wir eineMillion Euro, allerdings nur unter derBedingung, dass er sie vollständigwieder ausgibt. Dafür hat er eineMinute Zeit, alle Dinge auf eine Listezu schreiben, die er sich kaufen würde.Die einzige Regel dabei ist: Er darf dasGeld nicht investieren und auch keineImmobilie dafür erwerben, er muss esalso vollkommen verkonsumieren. Ichüberreiche ihm einen Zettel und einenStift, und begierig fangen die meisten

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an zu schreiben: ein Luxusauto,Armani-Anzüge, eine goldene Uhr,teure elektronische Geräte, eineLuxusreise und so weiter. Kaumjemand schafft es, die Millionauszugeben. Nach den ersten drei odervier Wünschen kommt der Schreibflussins Stocken. Was kann ich nochbrauchen, was will ich, und wozu?

Schnell stellt der Trader fest, dass „vielGeld“ ein sehr unspezifisches Ziel ist,das ihn nicht weiterbringt, weil er nichtweiß, was er mit dem Geld machenwill. Um erfolgreich zu sein, müssenSie sich aber darüber klar werden, was

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Sie wirklich wollen. Geld ist zwar einProdukt, das beim Traden generiertwird, aber es ist nicht Ihr wirklichesZiel.

Deshalb stelle ich dem Trader eineweitere Frage. Er soll sich vorstellen, erhätte so viel Geld, wie er sich wünscht.Was würde er damit tun? Würde ersich ein Haus damit kaufen oder docheinen Sportwagen? Wenn er ein Hauserwerben will, warum gerade einHaus? Etwa, damit er nie wieder Mietezahlen muss? Was beunruhigt ihndaran, Miete zu zahlen? Fühlt er sichsicherer, wenn er ein abbezahltes Haus

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besitzt? Wenn er sich einenSportwagen kaufen will, frage ich ihn,wieso es gerade ein Sportwagen seinmuss und kein Oldtimer. Etwa weil esSpaß macht, schnell zu fahren, oderweil es ihm ein junges, erfolgreichesImage gibt?

Ich versuche herauszufinden, was derTrader wirklich will. Das sind nämlichkeine Güter, sondern Werte wieSicherheit, Anerkennung, Spaß,Unabhängigkeit und Freiheit. DieseWerte bestimmen unser Handeln.Niemand will einen Sportwagen, weiler sich damit von A nach B bewegen

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kann. Vielmehr steht hinter diesemWunsch die Sehnsucht nach einemGefühl. Dieses Gefühl zu erfahren undzu erreichen, das ist sein Ziel. Hinterjedem Ziel steht ein Zweck, den esherauszufinden gilt. Wenn Sie nichtgenau wissen, was Sie wollen, dannwird es Ihnen auch unmöglich sein, IhrZiel zu erreichen. Oder würden Sie sichauf eine Reise ohne Ziel begeben? DieWahrscheinlichkeit, dass Sie, ohne eszu kennen, an dem Ziel landen, das Sieerreichen wollten, ist sehr gering. Eswäre ein glücklicher Zufall. Wir tradenaber nicht, um auf einen glücklichenZufall zu hoffen, sondern um ein ganz

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bestimmtes Ziel zu erreichen. Häufigist uns dies aber nicht klar.

Schon als kleiner Junge hatte ich dasZiel, mit spätestens 30 Millionär zusein. Ich erreichte dieses Ziel schon vielfrüher: Mit 22 Jahren, noch währendmeines Studiums, hatte ich meine ersteMillion verdient. Allerdings hatte ichkeinen blassen Schimmer, warum ichMillionär sein wollte, und erst rechtwusste ich nicht, was ich mit dem Geldmachen wollte. So ließ ich das Geld aufdem Konto stehen und handelte weiter.Ich war zwar Millionär, aber dasglückliche Gefühl, mein Ziel erreicht zu

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haben, dauerte nur wenige Tage.Danach war ich irgendwie unzufrieden,obwohl ich doch so viel Geld auf demKonto hatte.

Diese Unzufriedenheit verstärkte sichvon Tag zu Tag, und ich wusste damalsnicht, wieso. Ich war nun Millionär,und mein vermeintliches Ziel warerreicht. Weil das Geld aber weiter aufmeinem Trading-Konto war und ichmir wirklich gar nichts gönnte (wozuauch: Ich wollte das Geld des Geldeswegen und hatte keine Ahnung, wozuich es verwenden wollte, welchesGefühl ich fühlen wollte), hatte das

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Geld schon nach wenigen Tagen keineBedeutung mehr für mich. Es war nurnoch eine Zahl.

Ich lebte in meinerStudentenwohngemeinschaft in einemkleinen Zimmer mit einem Kohleofenund einem unbeheizten Bad. DieMillion war nur eine Zahl auf meinemKonto. Das Geld produzierte keinGefühl in mir und wurde deshalb fürmich bedeutungslos. Ich wusste esnicht zu schätzen, denn was konntemir diese Million noch geben? ImUnterbewusstsein strebte ich, wie jederMensch, bestimmte Werte an. Unter

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anderem waren für mich Spaß undAufregung ein Gefühl, das ich mirsehnlichst wünschte. Wenn Sie sehrdiszipliniert handeln, dann sind Spaßund Aufregung das Letzte, was Siespüren. Genauso war es, als ich mirmühselig die erste Million verdiente.Ich wollte aber Spaß.

Nun, wie produziert man am bestenSpaß und Aufregung mit einer Million,wenn einem diese Sehnsucht nichtbewusst ist und das Unterbewusstseindas Kommando übernimmt? Ganzeinfach: Sie rufen als 22-Jähriger IhrenBanker an und kaufen eine kurzfristige

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DAX-Option für einen Betrag, der daszehnfache Jahresgehalt dieses Mannsist. Jeder Punkt Veränderung am Marktbedeutet nun mehrere 10.000 Mark. IhrKonto beginnt eine Achterbahnfahrt. Inwenigen Minuten verdienen oderverlieren Sie Beträge in derGrößenordung des Preises vonLuxussportwagen.

Ich hatte nun meinen Spaß und diegewünschte Aufregung. Gut für meinKonto war das allerdings nicht.Innerhalb von nur drei Monaten wardie komplette Million verzockt, und ichwar wieder dort, wo ich angefangen

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hatte: bei null!

Erst viel später habe ich gelernt, warumich das hart verdiente Geld so schnellwieder verloren habe. Ich habe meinZiel nicht gekannt, ich war mir nichtdarüber klar, was ich wirklich wollte.Erst als mir dies bewusst wurde, warich auch in der Lage, kontinuierlichGeld zu verdienen und erwirtschafteteGewinne im Sinne meiner Zieleeinzusetzen.

Sie können sicher sein, dass Sie alsTrader niemals dauerhaft erfolgreichsein werden, wenn Sie nicht wirklichwissen, wozu Sie traden, welches Ziel

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Sie verfolgen und warum Sie diesesZiel unbedingt erreichen wollen. DasWissen um Ihr Ziel ist eineentscheidende Information, um IhreReise nicht zu einer Odyssee werden zulassen.

Fragen Sie sich, welcheWerte Sie in Ihrem Lebenanstreben

Traden wird einen großen Teil IhresLebens bestimmen. Nur wenn Sie IhrWertkonzept in Ihrer Berufung alsTrader wiederfinden, werden Sie sich

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in einem Zustand befinden, in dem Siedauerhaft eine Spitzen-Performanceerreichen können.

Als Trader müssen Sie sich klarwerden, welches Gefühl und welcheWerte Sie anstreben. Das ist bei jedemMenschen unterschiedlich und ändertsich im Laufe des Lebens. Als ichAnfang 20 war, haben mich Werte wieSicherheit nicht interessiert. Was ichwollte, waren Spaß, Anerkennung undAufregung. Zehn Jahre später – ichhatte meine Familie gegründet – warSicherheit für mich ein bedeutendesGefühl, das ich spüren wollte, um

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zufrieden zu sein. Sie können sichvorstellen, dass Sie vollkommenunterschiedliche Verhaltensweisen anden Tag legen, wenn Sie nachSicherheit streben oder nachAnerkennung und Aufregung.Derjenige, der Sicherheit als oberstesZiel anstrebt, wird sich ein Hauskaufen, derjenige, der nachAnerkennung und Aufregung strebt,den Sportwagen vorziehen.

Natürlich streben wir immer mehrereWerte an. Es gibt jedoch einen Wert,der unser Handeln dominiert, einenWert, den wir – müssten wir uns

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entscheiden – allen anderen vorziehenwürden. Sie können das ganz leichtherausfinden, indem Sie alle Werte, diefür Sie wichtig sind, untereinander aufeine Liste schreiben. Im nächstenSchritt suchen Sie nach Prioritätenunter den Werten, die Sie sich für IhrLeben wünschen. Das machen Sie,indem Sie zwei Werte von Ihrer Listeunter dem Aspekt, welcher derwichtigere für Sie ist, miteinandervergleichen. Sie stellen sich dabei ambesten vor, Sie könnten in Ihrem Lebennur einen dieser Werte erreichen. Aufwelchen würden Sie dann zugunstendes anderen verzichten?

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Auf Ihrer Liste könnten etwa die WerteHarmonie, Erfolg, Gesundheit,Ehrlichkeit und Sicherheit stehen.Fragen Sie sich nun, was wichtiger fürSie ist: Harmonie oder Erfolg? Nehmenwir an, die Antwort ist Erfolg, dannvergleichen Sie anschließend Erfolg mitGesundheit. Ist Gesundheit wichtiger,stellen Sie diesem Wert die Ehrlichkeitgegenüber. Ist Gesundheit wichtigerfür Sie als Ehrlichkeit und auchSicherheit, haben Sie den Wertgefunden, der an der Spitze IhrerWerteskala steht. Um die weitereReihenfolge herauszufinden, gehen Sienun mit den verbleibenden Werten

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erneut wie oben beschrieben vor.

Sobald Sie Ihre Werteskala aufgestellthaben, sollten Sie sich für jeden Wertdie Frage stellen, woran Sie erkennenkönnen, dass Sie diesen Wert erreichthaben. Wie sähe Ihr Leben aus, wennes vollkommen im Einklang mit demgewünschten Wert stehen würde? Wiemüsste Ihr Umfeld beschaffen sein?Wie vollzieht sich der Ablauf eines sogenannten perfekten Tags?

Diese Übung ist sehr zeitaufwändigund kann mehrere Tage dauern, abersie hilft Ihnen, Ihr persönliches Ziel zuerkennen. Und das ist notwendig, um

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es überhaupt erreichen zu können. Sieerinnern sich an den texanischenÖlmillionär: „Finden Sie zuerst heraus,was Sie wollen.“

Erst wenn Sie Ihr persönliches Zielkennen, können Sie auch einen Planaufstellen, wie Trading Ihnen helfenkann, dieses Ziel zu erreichen. Dabeikönnten Sie auch zu dem Ergebniskommen, dass Traden Ihnen keinegroße Hilfe bei der Erreichung IhrerZiele sein kann. In diesem Fall solltenSie sich genauestens überlegen, ob Sietatsächlich fortfahren wollen, Ihr Geld,Ihre Zeit und Ihre Nerven tagtäglich an

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den Märkten zu riskieren, wenn IhrWohlbefinden sich dadurch nichtsteigern lässt. Dann ist Traden nichtIhre Berufung.

Um erfolgreich traden zu können,müssen Sie wissen, was Sie wollen.Wenn Sie Ihr Ziel kennen, fällt esIhnen leichter, dieses Ziel zu erreichen.Ihr Gehirn, das Bewusstsein und dasUnterbewusstsein, weiß jetzt, was Siewollen. Aus der Psychologie istbekannt, dass wir mit Hilfe unseresGehirns fast alles erreichen können,was wir wollen. Aber erst wenn wirerkennen, was wir wollen, können wir

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die notwendigen Schritteunternehmen, um es auch zuerreichen. Erfolgreich zu traden ist fürjeden von uns eine großeHerausforderung, die wir nurerfolgreich lösen können, wenn wirwissen, warum wir handeln, welcheZiele wir damit verfolgen. Das eigeneZiel zu kennen ist eines der wichtigstenDinge, die man herausfinden muss, umerfolgreich zu sein. Weil die meistenTrader sich diese Frage aber nieausführlich gestellt haben, sind sieerfolglos oder allenfallsdurchschnittlich – aber nie exzellent.Ein Super-Trader weiß, welche Ziele er

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mit seinem Traden verwirklichen will.Weil er das weiß, ist Trading seineBerufung.

Konditionieren Sie sich aufErfolg!

Nur wer sich für guteLeistungen direkt belohnt, istin der Lage, diese Leistungenzu wiederholen

Nur wenn Sie bereit sind, das beimTraden verdiente Geld im Sinne Ihrer

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persönlichen Ziele einzusetzen, könnenSie dauerhaft erfolgreich sein. Wasnützt Ihnen das Geld auf IhremTrading-Konto, wenn Sie es nicht fürIhre Ziele einsetzen? Es ist wichtig,sich selbst fortwährend zu belohnen,damit Ihr Gehirn weiß, warum es dieganze Mühe auf sich nimmt.

Wir kennen diesen Anreiz aus derPsychologie unter dem Stichwort„Konditionierung“.

Wenn Spaß zu Ihren bevorzugtenWerten gehört, das Ziel Spaß also ganzoben auf Ihrer Liste steht, dann solltenSie sich nach einem erfolgreichen

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Trade Spaß gönnen. Ziehen Sie einenTeil Ihrer Gewinne vom Trading-Kontoab und erleben Sie einen tollen Tag, andem Sie sich alles gönnen, was IhnenSpaß macht. Verprassen Sie einen Teilder Gewinne. Sie werden merken, dassSie das Geld schneller und einfacherwieder verdienen, weil Sie durch dieBelohnung lernen, dass Sie mit TradingIhre Ziele erreichen können. Ihr Gehirnbraucht ein Feedback, dass es allesrichtig gemacht hat.

Nachdem ich meine erste Millionwieder verloren hatte, schwor ich mir,beim zweiten Mal nicht denselben

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Fehler zu machen. Ich erkannte, wasich eigentlich wollte, nämlich Spaß.Also ging ich von Zeit zu Zeit hin, zogeinen größeren Betrag von meinemKonto ab, obwohl ich noch längst nichtwieder eine Million erreicht hatte, undgab das Geld innerhalb eines Tags aus.Ich flog zum Beispiel für einen Tagnach Sylt, mietete mir eine Luxus-Suiteund genoss den Tag.

Das Erlebte bestärkte mich in derÜberzeugung, dass ich beim Traden dasRichtige tue. Meistens hatte ich dasGeld, das ich für meinen Spaß ausgab,schon in wenigen Tagen wieder

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verdient. Ich entwickelte eine ganzandere Einstellung zum Geld und zumTraden, und ich lernte, dass „dieeigenen Ziele verwirklichen“ nichtheißt, sein Leben lang auf ein Zielhinzuarbeiten, sondern sein Leben zugenießen, und das bedeutet, einen Teilseiner Ziele sofort zu verwirklichen.

Indem Sie Ihre Ziele schon währenddes Tradings umsetzen, konditionierenSie Ihr Gehirn auf Erfolg.Konditionierung ist nichts anderes alsAktion und Belohnung. Nach diesemeinfachen Prinzip funktioniert unserGehirn. Sobald es einmal gelernt hat,

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wie es sich seine Belohnungverschaffen kann, die Konditionierungalso erfolgt ist, kann es sich immerwieder durch Aktion zur Belohnungverhelfen.

Lernen Sie deshalb, Ihr Gehirn aufErfolg zu programmieren. Nur sokönnen Sie dauerhaft erfolgreich sein.Sonst geht es Ihnen wie vielen Tradern,die einmal viel Geld verdient haben, esdann aber wieder verloren haben undnie wieder in der Lage waren, erneutviel Geld zu verdienen. Star-Traderverdienen kontinuierlich Geld, weil siesich selber auf Erfolg konditioniert

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haben.

Praktisch bedeutet das: Auch wenn Sievon der eigenen Segelyacht träumenund deshalb immer mehr Geld auf demKonto anhäufen, ist es besser,zwischenzeitlich mal Geld abzuziehenund sich zum Beispiel für eine Wocheeine Yacht zu chartern. Sie belohnensich dadurch selber und konditionierenIhr Gehirn.

Die meisten Trader denken: Warumsoll ich Geld von meinem Trading-Konto abziehen? Je weniger Geld ichauf meinen Konto habe, desto höhermuss meine Rendite sein, um mein Ziel

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zu erreichen.

Das ist zwar mathematisch richtig, aberpsychologisch falsch. Es ist einwichtiges Element erfolgreichenTradens, sich bereits bei kleinenErfolgen zu belohnen. Meine eigeneErfahrung und die vieler Trader habengezeigt, dass ständige Belohnungschneller zum Ziel führt.

Nehmen Sie sich also fest vor, IhrGehirn auf Erfolg zu konditionieren.Dazu müssen Sie wissen, was Siewollen, und Zwischenziele festlegen,die schnell erreichbar sind. Immerwenn Sie ein Zwischenziel erreicht

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haben, belohnen Sie sich selbst. AchtenSie darauf, dass die Zwischenziele nichtzu schwer zu erreichen sind. BelohnenSie sich ruhig schon nach dem erstenerfolgreichen Tag oder nach der erstenerfolgreichen Woche.

Formulieren Sie Ihre Zielerichtig!

Wichtige Regeln, die Siebeachten sollten, wenn SieIhre Ziele formulieren

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Wenn Sie Ihre Ziele und Zwischenzielefestlegen, sollten Sie ein paar Regelnbeachten. So ist es wichtig, Ihrepersönlichen Ziele immer schriftlich zuformulieren. Dadurch müssen Siepräziser in Ihrer Sprache sein, und Sielegen genauer fest, was Sie wirklichwollen. Nur wenn wir ein klardefiniertes Ziel haben, fällt es unseremBewusstsein leichter, Korrekturenvorzunehmen, wenn wir uns vonunserem Ziel wegbewegen.

Notieren Sie sich bei jedem Ziel,warum Sie es erreichen wollen. DerZweck jedes Ziels ist meistens ein Wert

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wie Spaß, Anerkennung oderSicherheit.

Ziel Zweck Warum

40%jährlich

Sportwagen Prestige und

verdienen kaufen Anerkennung

Formulieren Sie Ihre Ziele niemalsstatisch, sondern dynamisch. Wenn SieIhr Ziel statisch formulieren, bauen Sieeine Sperre in Ihrem Kopf ein. Was ist,wenn Sie eine Million verdient haben?

Es ist sehr wichtig, dass alle Ziele, dieSie sich setzen, messbar sind. Nur so

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können Sie auch wissen, ob Sie das Zielerreicht haben oder wie weit Sie nochdavon entfernt sind – welcheAnstrengungen Sie noch unternehmenmüssen, um Ihr Ziel zu erreichen.Wenn Ihr Ziel sich darauf beschränkt,viel Geld zu verdienen, ist das nichtgerade präzise und erst recht nichtmessbar. Für den einen sind 20 Euroviel Geld, für den anderen 10.0000.000Euro. Das kann zu enormen Problemenführen, weil Sie nie wissen, ob Siegenug Geld verdient haben, um sich zubelohnen.

Am besten formulieren Sie beim

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Traden ein Renditeziel, wie zumBeispiel monatlich durchschnittlichfünf Prozent Kapitalzuwachs. DiesesZiel ist messbar, dynamisch undpräzise.

Eine Grundregel bei der Zielsetzungbesagt auch, dass Sie Ihr Ziel immerpositiv formulieren. In IhremZielkatalog sollten sich also keinenegativen Sätze finden wie „Geldverlieren“ oder „Niedrige Verlustemachen“. Formulieren Sie besser„Kapitalerhalt“ statt „Kein Geldverlieren“ oder „GeringeSchwankungen in der Performance-

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Kurve“ statt „Niedrige Verluste“.

Sagen Sie einfach, was Sie erreichenwollen, statt auszusprechen, was Sievermeiden wollen. Es fällt unsMenschen leichter, positive Dinge zuerreichen, als negative zu vermeiden.Wenn Sie Ihre Ziele also positivformulieren, hilft Ihnen das, Ihre Zieleleichter zu erreichen.

Die letzte Regel klingt auf den erstenBlick vielleicht ein wenig merkwürdig.Es geht darum, sicherzustellen, dassIhre Ziele für Ihr persönliches Umfeldwünschenswert und vorteilhaft sind.Jedes Ziel hat nämlich unterschiedliche

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Auswirkungen auf Ihr Leben, die inmanchen Bereichen zuVerschlechterungen führen können.Stellen Sie sich vor, Sie verdienen innur einem Jahr zwei Millionen Euro.Wie reagiert Ihr Umfeld darauf, IhrPartner, Ihre Eltern und Freunde?Vielen Menschen ist nicht bewusst,dass ihre Umgebung nicht unbedingtpositiv reagiert, wenn sie ihr Zielerreichen. Vielleicht können Sie mitdem Erfolg umgehen, Ihr Partner abernicht. Er beginnt, sich teure Sachen zukaufen, das Geld zum Fensterrauszuwerfen, Spaß zu haben. Siewollten aber das Geld verdienen, weil

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Sie Sicherheit für Ihre Zukunftwünschen. Sie wollen nicht in einLuxusappartement ziehen, sondernlieber zwei Mietwohnungen alsRenditeobjekte kaufen. Es kommt zuständigen Streitereien, Sie verlierenIhren Partner und mit ihm vielleicht IhrKind, für das der Partner dasSorgerecht erhält. War es das, was Siewollten?

Natürlich ist dies ein sehr überspitztesBeispiel, aber es soll Ihnenverdeutlichen, dass Ihre Ziele, auchwenn sie Ihren Werten entsprechen,nicht immer auch positiv für Ihr

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Umfeld sein müssen. Um dauerhafterfolgreich zu sein, stellen Sie deshalbunbedingt sicher, dass Ihre Ziele positivund vorteilhaft für Ihre persönlicheSituation sind.

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Kapitel 2

Zwei Basics: Vor Ihrem Weg zumMaster-Trader müssen Sie diesebeiden Dinge akzeptieren!

Übernehmen Sie 100Prozent Verantwortung

Wenn Sie Ihren Zielkatalog aufgestellthaben, sind Sie ein großes Stück weiterals das Gros der Investoren und Trader,die noch nicht einmal wissen, was siegenau wollen. Aber um ein Ziel zu

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erreichen, gehört natürlich mehr dazu,als es zu kennen. Sie müssenVerantwortung für Ihre Zieleübernehmen können.

Sicherlich kennen auch Sie Menschen,die nur deshalb ihre Ziele nichterreichen, weil andere sie daranhindern. Sie finden tausend Gründe, diealle nicht in ihrer Person liegen, warumsie keinen Erfolg haben oder habenkonnten. Ein solcher Mensch wirdniemals erfolgreich sein.

Erfolg und insbesondere Trading-Erfolgsetzt voraus, dass Sie für alles, wasIhnen widerfährt, 100 Prozent

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Verantwortung übernehmen. Aufmeinen Seminaren frage ich dieTeilnehmer immer, welche Dinge wohlunentbehrlich für erfolgreiche Tradersind. Im darauf folgendenBrainstorming fallen Schlagwörter wieErfahrung, Kapital, Trading-System,Disziplin, Know-how, gute Software,Market-Knowledge, Risikomanagementund Ähnliches. Danach gehe ich jedeneinzelnen Punkt durch und frage,welche der genannten Dinge wir zu 100Prozent beeinflussen können. Schnellstellen wir fest, dass alles von unsbeeinflusst werden kann. Weil dies soist, sind wir zu 100 Prozent für unseren

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Trading-Erfolg verantwortlich – auchwenn wir einen Totalverlust erlittenhaben, weil unsere Software schlechtfunktioniert hat. Wir hätten ja eineandere Software oder eine Backup-Software auswählen können.

Ich mache dem Trader klar, dass er indem Moment, in dem erVerantwortung für einen Misserfolgnicht in seiner Person und seinemHandeln sucht, Gefahr läuft, diesenMisserfolg zu wiederholen. Denn wennSie glauben, nur Opfer unglücklicherUmstände gewesen zu sein, werden Sienicht geneigt sein, in Zukunft

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Veränderungen vorzunehmen. Deshalbkann Ihnen das gleiche Missgeschickerneut widerfahren.

Sie müssen sich also entscheiden:Wollen Sie in Ihrem Leben Opfer oderAkteur sein? Als Opfer haben Sie keineMacht, etwas zu bewegen,Veränderungen herbeizuführen. WasSie erreichen, war Glück oder Pech, lagaber nicht in Ihrer Macht. Gehen Siemit dieser Einstellung ins Spielcasino,aber nicht an den Markt. ErfolgreicheTrader sind Akteure. Sie bestimmen,was sie erreichen wollen, und sinddafür verantwortlich. Wenn sie etwas

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nicht erreichen, nehmen sie dienotwendigen Veränderungen vor, umihr Ziel doch noch zu erreichen.

Wenn Sie 100 Prozent Verantwortungfür alles übernehmen, werden Sie imFalle eines Misserfolgs die Fragestellen: Was muss ich ändern, damitmir das nie wieder passiert? Was habeich falsch gemacht? Sie stellen sichdiese Frage nur, weil Sie glauben, dassSie mitverantwortlich für diesenMisserfolg sind.

Es gibt ein schönes Beispiel aus derKriminalstatistik. Menschen, die einemKapitalanlagebetrug zum Opfer gefallen

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sind, so sollte man meinen, passiert dasnie wieder im Leben. Das ist aber leiderfalsch. Die Kriminalstatistik zeigt, dassgerade diejenigen, die einmal Opfereines Anlagebetrugs wurden, häufigerin ihrem Leben noch einmal Opferderselben Straftat werden. Natürlichstellt sich hier die Frage, wie so etwaspassieren kann.

Die Antwort ist einfach: weil dieseMenschen sich als Opfer sehen.Natürlich sind sie im juristischen undauch moralischen Sinne Opfer, aberdiese Einstellung hilft den Betroffenennicht, sondern führt dazu, dass sie ein

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zweites Mal Opfer werden. Hätten siesich nicht als Opfer gesehen, sondern100 Prozent Verantwortung für dasübernommen, was ihnen widerfahrenist, wäre ihnen sicher nicht nocheinmal das Gleiche passiert. Sie hättensich die Frage gestellt: Was habe ichfalsch gemacht, nicht: Was habenandere falsch gemacht?Höchstwahrscheinlich wären sie zu derErkenntnis gelangt, dass sie zuleichtsinnig gehandelt haben, zutreuselig oder gierig waren, dass sie diePerson besser hätten überprüfen sollen,die ihnen das Angebot gemacht hat.Stattdessen haben sie sich nur als

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Opfer gesehen.

Sie müssen sich die Frage stellen, obSie in Ihrem Leben Opfer oder Akteursein wollen. Als erfolgreicher Trader istdie beste These, die Sie für sichaufstellen können, dass Sie für alles100-prozentig verantwortlich sind. Ichweiß, dass dies eine sehr harte Aussageist. Natürlich gibt es Dinge, die wir alsunglückliche Umstände bezeichnenwürden. Aber nur wenn wir mit derÜberzeugung ins Leben gehen, dassalles, was uns passiert, zu 100 Prozentin unserer Verantwortung liegt, sindwir auch geneigt, Veränderungen

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vorzunehmen. Ansonsten wird unsunser Ego sagen, dass ja nicht wir andem Misserfolg schuld sind, sondernMister X, der uns gesagt hat, wir solltendie Position Y kaufen.

Tausende von Kleinanlegern denkenderzeit in Deutschland, dass es nichtihre eigene Schuld war, ihr Geld an derBörse verloren zu haben. Schuld warihre Bank oder ihr Broker oder derVorstand der Gesellschaft, derenAnteile sie gekauft haben. All dieseAnleger werden auch in Zukunftverlieren, weil ihr Konzept nichtzulässt, dass sie Veränderungen in ihrer

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Strategie vornehmen könnten.

Natürlich ist der Vorstand einerGesellschaft schuld, wenn er dieBilanzen fälscht oder falschePrognosen publiziert, aber der Anlegerhat auch Schuld. Warum hat er keinRisikokonzept, das ihn nach den erstenzehn Prozent Wertverlust aus der Aktieausgestoppt hätte? Stattdessen sitzt erimmer noch auf seinen wertlosenAktien und sucht vor irgendwelchenGerichten nach Entschädigung. Dererfolgreiche Investor hingegen suchtdie Schuld bei sich und stellt fest, dasser zum Beispiel bei der Risikokontrolle

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versagt hat. In Zukunft wird er miteinem Stop arbeiten.

Sobald wir auch nur ein ProzentVerantwortung für einen Misserfolg beianderen suchen, wird unser Ego unsdazu bringen zu glauben, dass genaudieses eine Prozent auch für denMisserfolg verantwortlich war – undnicht wir, die wir 99 ProzentVerantwortung tragen. Deshalb ist dieGrundvoraussetzung für erfolgreicheTrader, dass sie bereit sind, für alles 100Prozent Verantwortung zuübernehmen.

Wenn Sie sich einmal dazu

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entschlossen haben, werden Sie sich inZukunft bei Misserfolgen die Fragestellen: Was muss ich beim nächstenMal ändern, um nicht erneut einenMisserfolg zu erzielen? Wie muss ichmein Traden gestalten, um erfolgreichzu sein?

Konzentrieren Sie sich aufdie Dinge, die Sie wirklichkontrollieren können

Jeder Mensch hat grundsätzlich denWunsch, Kontrolle über seineUmgebung auszuüben. Wer davon

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überzeugt ist, Kontrolle über sich selbstund über die Situation zu haben, kannsein Leben selbst in die Hand nehmenund es aktiv gestalten. Fehlen solcheÜberzeugungen, fühlen wir uns demAlltag und den beruflichenAnforderungen hilflos ausgeliefert undentwickeln eine fatalistischeLebenssicht. Der Wunsch nachKontrolle ist ein gesellschaftlichbedingtes Bedürfnis des Menschen,etwas aktiv zu bewirken undselbstbestimmt handeln zu können.

Dieser Wunsch wirkt auch beimTrading. Der Trader möchte möglichst

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alles kontrollieren. Auch wenn unsintuitiv klar ist, dass wir den Marktnicht beeinflussen können, glaubendoch gerade viele Trading-Anfänger,eine Methode finden zu können, umkünftige Marktbewegungenvorherzusagen. Dieser Kontrollwunschspiegelt sich auch in der Überzeugungwider, dass es möglich sei, das Ergebniseiner einzelnen Transaktionvoraussagen zu können.

Dabei ist es unmöglich zu wissen, obdie nächste Transaktion ein Gewinneroder ein Verlierer ist. Es gibt tausendunwichtige Dinge, auf die wir unsere

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Aufmerksamkeit lenken können und indenen wir ein Instrument finden, umunseren Wunsch nach Kontrolle zubefriedigen. Sinnvoll ist die Kontrollebeim Traden aber nur in zwei Dingen:

Selbstkontrolle und Risikokontrollesind die einzigen Punkte, auf die wiruns konzentrieren sollen und müssen.Diese beiden Dinge können wirwirklich kontrollieren.

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Kapitel 3

Entwerfen Sie einen Plan, derfunktioniert! Jeder Anfänger weiß,dass er einen Plan braucht, dochMaster-Trader entwickeln nichtirgendeinen Plan, sondern einenPlan, der auf ihre Persönlichkeitzugeschnitten ist.

Aufgaben eines Geschäfts-und Trading-Plans

Sobald Sie wissen, was Sie wollen, und

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Ihre Ziele kennen, müssen Sie einenPlan entwickeln, wie Sie diese Zieleerreichen können. Jede Reise hat einenUrsprung, jeder Plan einenAusgangspunkt. Der Ausgangspunktist der Status quo, der Punkt, an demSie sich derzeit befinden. WelcheRessourcen stehen Ihnen zurVerfügung, was benötigen Sie alles, umIhr Ziel zu erreichen?

Um geeignete Maßnahmen zu finden,Ihr Ziel zu erreichen, muss Ihnenunbedingt klar sein, wie Ihr Status quoaussieht. Je nach Ausgangspunkt sindnämlich unterschiedliche Maßnahmen

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zu ergreifen, um Ihre Ziele zuerreichen.

Je detaillierter Ihr Plan ist, umsohilfreicher wird er für Ihr Trading sein.Das wirklich Aufregende bei derErstellung eines Plans besteht darin, diePunkte herauszufinden, über die mansich noch keine Gedanken gemachthat. Denn viele Fallstricke auf demWeg zum Erfolg werden dem Traderbei der Erstellung eines Plans imVorfeld deutlich und lassen sich somitaus dem Weg räumen.

So entdeckte zum Beispiel ein Freundvon mir, der Aktien und Derivate

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handelt, dass er – obwohl er imTrading erfolgreich war – wegensteuerlicher Regelungen Gefahr lief, defacto Geld zu verlieren oder sogarbankrott zu gehen. Dieser Traderhandelte nämlich Aktien und Futures,die in Deutschland steuerlichunterschiedlich behandelt werden.Gewinne aus Aktien sind nur mit demhalben Steuersatz zu versteuern,während Gewinne aus Futures mit demganzen Steuersatz versteuert werden.

Solange er mit Aktien und FuturesGewinne einfährt, hat er kein Problem,aber sobald er im Futures-Bereich

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gewinnt und im Aktienbereich verliert,läuft er durch diese steuerlichen RegelnGefahr, sein Konto in den Ruin zufahren. Gewinnt er nämlich Geld beimFuture-Traden (sagen wir 1.000.000Euro), und verliert er beimAktienhandel (beispielsweise 800.000Euro), hätte er das Jahr vor Steuern miteinem Gewinn von 200.000 Euroabgeschlossen. Da er aber von demvollen Future-Gewinn nur 50% desAktienverlusts (400.000 Euro) abziehenkann, muss er 600.000 Euro mit einemSteuersatz von 50% versteuern. Damitbeträgt die Steuerschuld 300.000 Euro.Weil er aber netto nur 200.000 Euro

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verdiente, hat er nach Steuern sogar100.000 Euro verloren.

Seien Sie sicher, dass es nicht nursteuerliche Fallstricke gibt, sondernauch emotionale, soziale, pekuniäreund viele andere. Ziel eines Plans ist es,möglichst alle Aspekte, die einenunterstützen und behindern,aufzuführen und zu beleuchten.

Bei der Erstellung eines Plansoffenbaren sich unweigerlich Lücken,die gefüllt werden müssen, tauchenFragen auf, an die Sie bisher noch nichtgedacht haben, die aber geklärt werdenmüssen.

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So fehlt bei vielen Tradern die Antwortauf die Frage, was sie unternehmen,wenn sie ausgestoppt werden und derMarkt dann doch in „ihre“ Richtungläuft. Welche Regeln haben Sie für einRe-Entry? Oder was machen Sie, wennin Ihrem Leben plötzlich eine starkeemotionale Belastung auftaucht –wenn Sie zum Beispiel von einerKrankheit erfahren, Ihre Elternverunglücken oder Ihre Frau sichscheiden lassen will?

Ich hatte einen Kunden, der als Traderin sechs Stunden sein gesamtes Kapitalverlor, weil er morgens, nachdem seine

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Positionen eröffnet waren, erfuhr, dasssein Bruder mit dem Auto verunglücktwar. Natürlich fuhr er sofort in dieKlinik, vergaß aber seine Positionenund seine offenen Limits. Der Marktlief den ganzen Tag gegen ihn, undnatürlich verschwendete der Tradernicht eine Minute an den Markt – wasman ihm auch nicht verübeln kann. Daer aber keine Regel für einen solchenNotfall hatte, verlor er sein ganzesKapital.

Wenn Sie mit dem Traden starten, sindSie sicher und gewiss, dass Siegewinnen werden. Aber was, wenn

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nicht? Wo hören Sie auf zu traden: beieinem Verlust von 20 Prozent oder von50 Prozent, von 80 Prozent oder nie?Wann nehmen Sie Änderungen inIhrer Strategie vor? Ich kenne vieleTrader, die jahrelang erfolglos sind,weil sie immer wieder, aber inunregelmäßigen Abständen, ihreStrategie ändern. Sie starten vollerOptimismus mit einem neuenHandelssystem, und in der erstenDrawdown-Phase beginnen sieÄnderungen an dem Systemvorzunehmen.

Diesen Tradern war nie klar, wie groß

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der typische Drawdown in diesemSystem ist, wie lang normalerweiseVerlustphasen andauern. Wenn Sieeinen Trading-Plan entwickeln,machen Sie sich über all diese FragenGedanken. Sie müssen wissen, zuwelchem Drawdown IhrHandelssystem normalerweise führtund was Sie unternehmen, wenn dieGrenzen der Normalität überschrittenwerden. Stellen Sie sich vor, Sie lebenvon Ihrem Trading, wissen aber, dassVerlustphasen von drei bis vierMonaten ganz normal für IhrenTrading-Stil sind. Wie stellen Sie sicher,dass Sie in dieser Zeit genügend

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Liquidität für Ihren Lebensunterhaltzur Verfügung haben? Wie können Sieemotional mit so einer Durststreckeumgehen?

Sie sehen an diesen Fragen, dass Ihnenein Plan vor allem hilft, vieleGesichtspunkte zu berücksichtigen,bevor Sie mit dem Traden starten. Diesist eine wertvolle Hilfe.

Vergleichen Sie den Plan, den Sieentwickeln, mit einem Business-Planfür ein Unternehmen. Jedeserfolgreiche Unternehmen hat einenBusiness-Plan, in dem ausführlichbeschrieben wird, wie welche Ziele mit

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welchen Mitteln und Ressourcenerreicht werden sollen.

Mit einem Plan verfolgen Sie mehrereZiele:

Zunächst einmal dient ein Plan alsoperative Hilfe. Er zeigt Ihnen jederzeit,welche Schritte in welcher Reihenfolgezu unternehmen sind, damit IhrGeschäft erfolgreich verläuft. Dasklingt so simpel, dass man denkenkönnte, die Entwicklung eines Plans seireine Zeitverschwendung – schließlichweiß man doch, was zu tun ist, wozuDinge schriftlich festhalten, die wirtagtäglich durchführen?

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Der Plan soll Ihnen vor allem helfen,den Überblick zu behalten. Traden istein Job, der alle Ressourcen in unsbeansprucht. Meist sind wir durchunsere Trading-Aktivität so nah amMarkt, dass wir den Blick für das großeGanze verlieren. Kleine Verluste, die imPlan mit einkalkuliert sind, irritierenuns im täglichen Geschäft,beanspruchen uns emotional stärker,als nötig ist. Wir lassen uns womöglichzu einer Dummheit hinreißen. Dabei istes unbedingt erforderlich, auch inschwierigen Situationen den Überblickzu behalten und die richtigenEntscheidungen für das eigene

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Business zu treffen.

Herausragende Trader haben dieFähigkeit, einen Schritt zurückzutreten,die Dinge in der richtigen Perspektivezu sehen, jederzeit zu wissen, anwelchem Punkt in ihrem Plan sie sichbefinden, und was nun der nächsteSchritt ist. Nur so erreichen sie einenoptimalen emotionalen Zustand undsind in der richtigen Stimmung für diegerade zu bewältigende Aufgabe. Dazumehr im Kapitel 5 „Zustände undStimmungen“.

Überlegen Sie gründlich: Wenn Sieeinen Plan entwerfen, haben Sie Zeit

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und Ruhe und befinden sich in einemoptimalen emotionalen Zustand, umAlternativen abzuwägen und die bestenSchritte zum Erreichen Ihres Zielsfestzulegen. Ein Plan hilft Ihnen, fürjede Situation optimaleEntscheidungsalternativen aufzuzeigen.

Im hektischen Day-to-Day-Geschäftfehlt Ihnen diese Ruhe, und Sie werdenschnell den Blick für das Wesentlicheverlieren. Haben Sie dann keinen Plan,der Ihnen Vorschläge für das weitereVorgehen mitgibt, laufen Sie Gefahr,vom Strudel der Ereignisse in eineRichtung mitgerissen zu werden, die

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Sie von Ihrem Ziel wegführt, statt Sienäher heranzuführen.

In Ihrem Plan haben Sie zum Beispieltägliche Verlustlimite festgelegt, ebensoMaßnahmen, die zu treffen sind, wenndiese Limits erreicht werden. Ich habeTrader erlebt, die an einem Tag ihrkomplettes Konto verloren haben, weilsie niemals festgelegt hatten, wie siesich im Falle eines Verlusts von fünfProzent, zehn Prozent oder 50 Prozentzu verhalten haben. Ich dagegen tradezum Beispiel nur noch mit einemKontrakt, wenn ich eine bestimmteSumme an einem Tag verloren habe,

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und stelle bei einer weiteren Grenzemein Trading komplett ein.

Mit einem Plan werden Sie zudem inder Lage sein, Entscheidungenschneller zu treffen.

Stellen Sie sich vor, Sie sind in einemGebäude, das Ihnen völlig unbekanntist, und es bricht ein Feuer aus. Wasmachen Sie? Wie verlassen Sie amschnellsten das Gebäude? Der Weg, aufdem Sie ins Gebäude gelangt sind, istbereits versperrt. Hätten Sie sich vorhereinen Plan von dem Gebäudeeinprägen können, wüssten Sie dengeeigneten Fluchtweg, denn alles, was

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Ihr Gehirn bereits im Vorausdurchdacht hat, kann es inSekundenschnelle wieder abrufen.

Menschen mit Plänen können alsoschnellere Entscheidungen treffen. JedeSekunde kann Tausende von Euros fürSie bedeuten. Trader, die am 11.September long waren, musstenschnell handeln. Jede Sekunde, die siezögerten, kostete sie Dutzende vonDAX-Punkten und damit viel Geld.Trader, die einen Plan hatten, wussten,was zu tun war. Einfach nur mit einemStop Loss zu arbeiten reichte hier nichtaus. Wenn Sie keinen Plan für

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Katastrophen haben, waren Sie am 11.September orientierungslos. Trader, dieim S&P long waren, wurden nämlichnicht unbedingt ausgestoppt, sondernhatten noch fünf Minuten Zeit, ihrePosition zu schließen, bevor der Marktfür vier Tage geschlossen war unddann 100 Punkte tiefer aufmachte.

Ein einfacher Plan, der vorsieht, dassbei außergewöhnlichen Ereignissenalle gefährdeten Positionen sofortglattgestellt werden, hätte vielenTradern enorme Verluste erspart. EinPlan beinhaltet also alle Aspekte desTrading-Geschäfts. Je ausführlicher Ihr

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Plan, umso erfolgreicher wird auch IhrTrading verlaufen.

So stellen Sie einenumfassenden Plan auf

Wie sieht nun so ein Business-Planaus, und welche Punkte umfasst er?Natürlich können Sie diesen Plan völligfrei nach Ihren individuellenBedürfnissen entwickeln. Dennoch gibtes einige wesentliche Punkte, die injedem Business-Plan enthalten sindund die im Folgenden behandeltwerden.

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Stellen Sie einen Bezug zu IhrerMission her

Wichtig für Ihren Business-Plan ist,dass Sie direkt zu Beginn einen Bezugzu Ihrer Mission herstellen. IhreMission sind die wesentlichen Werteund Ziele, die Sie in Ihrem Lebenanstreben. Ohne diese Mission fehltIhnen die wesentliche Verknüpfungzwischen Ihrem Trading und IhremLeben und damit die innere Motivation,die Ressourcen beim Tradingeinzusetzen, die es Ihnen ermöglichen,erfolgreich zu sein.

Definieren Sie deshalb in Ihrem

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Business-Plan zuerst, wie Sie durchTraden Ihre Mission erfüllen werden.

Natürlich darf neben der BeschreibungIhrer Mission das Ziel, Geld zuverdienen, nicht fehlen. Schließlich istGeld das Bindeglied zwischen Tradingund Ihren Zielen. Mit dem Geld, das Siebeim Traden erwirtschaften, könnenSie nach und nach die meisten IhrerZiele erreichen. Sollten Sie tatsächlichzu den Menschen gehören, denen Geldnichts bedeutet, da Sie Ihre Ziele auchohne Geld erreichen können, solltenSie sich nach einem Hobby umsehen,das besser für Sie geeignet ist als

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Traden.

Geben Sie einen Überblick überIhren Trading-Stil und IhreHistorie

Sie können diesen Punkt knapp halten,aber er soll Ihnen Auskunft geben, wieweit Ihre „Ausbildung“ als Tradervorangeschritten ist. An diesem Punktmüssen Sie entscheiden, ob nochweitere Investitionen in IhreAusbildung vorzunehmen sind.

Diese Investitionen können finanziellerNatur sein, wie zum Beispiel Seminareund Bücher, oder aber auch zeitlicher

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Art. Sie benötigen vielleicht noch Zeit,um weitere Trading-Systeme zu testenund zu bewerten.

Die kritischste Frage, die Sie an diesemPunkt beantworten müssen, heißt:Haben Sie Ihr Lehrgeld an den Märktenbereits bezahlt, oder sind Sie gewillt,noch mehr Lehrgeld zu bezahlen? Siemüssen diese Frage klären, weil Sieansonsten in Zukunft sehr schnellgeneigt sind, Trading-Verluste alsLehrgeld zu beschönigen. Sie glaubengar nicht, wie viele Trader ihreständigen Verluste als Lehrgeldverniedlichen. Das geht so lange, bis sie

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eines Tags ruiniert aus dem Spiel derSpiele ausscheiden. Sie aber wollenGeld verdienen, also muss Ihnen wiejedem Unternehmer klar sein, wie vielGeld Sie maximal in Ihre Ausbildunginvestieren wollen.

Darüber hinausgehende Trading-Verluste können Sie dann nicht mehrauf das Konto Lehrgeld verbuchen.

Je nachdem, zu welchem Ergebnis Siean dieser Stelle kommen, müssen Sieeventuell weitere Maßnahmen zurVervollständigung Ihrer Ausbildung inden Trading-Plan aufnehmen. WennSie feststellen, dass Ihre Ausbildung

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vollendet ist, gibt es keine Ausredemehr, warum Sie nicht kontinuierlichGeld verdienen sollten – es sei denn,Sie sind Trendfolger, und die Märktebewegen sich seitwärts. Genau deshalbist es wichtig, in Ihrem Business-Planeinen Überblick über Ihren Trading-Stilzu geben. Sind Sie ein Trendfolger,Scalper, Daytrader, Langfristinvestoroder ein anderer Trading-Typ? Fürjeden Trading-Stil gibt es ideale Märkte.Wie in jedem anderen Geschäftmüssen Sie wissen, wie der Markt fürIhren Trading-Stil optimalerweisebeschaffen sein sollte. Nur dannkönnen Sie auch die richtigen Märkte

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und Produkte zum Handeln auswählen.

Nehmen Sie Stellung zu denProdukten und Märkten, die Siehandeln wollen

An dieser Stelle sollten Sie die Produkteund Märkte unter folgendenGesichtspunkten beleuchten:Liquidität, Hebel und Erfahrung,Kommissionsbelastung sowieBörsenregeln.

Viele Trader machen den Fehler, sichnicht bewusst für einen Markt zuentscheiden. Sie überlassen die Wahl,welchen Markt sie handeln, eher dem

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Zufall. So ziehen manche den DAXdem Euro Stoxx vor, weil der DAXbekannter ist – obwohl sie bei ihrerKontogröße besser daran täten, denkleineren und liquideren Stoxx zutraden. Eine solche Zufallswahlbeeinträchtigt dann ihre Trading-Möglichkeiten. So weist der Euro Stoxxeine deutlich geringe Slippage auf alsder DAX.

Ist der Markt liquide genug für IhreTrading-Strategie? Mit welcherSlippage müssen Sie kämpfen? Hierergeben sich je nach Trading-Strategieunterschiedliche Fragen. Manchmal

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kann es von Vorteil sein, trotzfünffacher Kommissionsbelastung fünfkleine e-mini S&P zu handeln statteines großen S&P. Sind die Produkte,die Sie handeln wollen, also adäquat fürIhr Konto?

Wenn Ihnen zum Beispiel nur 15.000Euro für den Handel zur Verfügungstehen, dann kann es sein, dass derDAX nicht der richtige Markt für Sieist, obwohl Sie eine funktionierendeTrading-Strategie für diesen Marktentwickelt haben. Wenn Ihre Risk-Management-Regel Ihnen etwavorschreibt, maximal drei Prozent

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Risiko pro Trade – in diesem Fall 450Euro – auf sich zu nehmen, ist IhrHandelskapital für den DAX einfach zugering. 450 Euro entsprechen nochnicht einmal 20 DAX-Punkten, sodassSie mit einem sehr engen Stop arbeitenmüssten.

Für die verschiedenen Märkte geltenunterschiedliche Börsenregeln. Siemüssen diese Regeln kennen undwissen, welche Vorteile oder Nachteilejede Regel für Sie persönlich mit sichbringt. Der DAX ist zum Beispiel imJahr 2001 an einem Tag einmal in dreiMinuten um mehr als 1.000 Punkte

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gefallen und dann wieder gestiegen.Ein Großteil der Transaktionen wurdeannulliert, allerdings nicht alle. So kames, dass viele Trader unglücklicheingestoppt oder ausgestoppt wurden.Im S&P hingegen gibt es eine sogenannte Limit-Down-Regelung, beider der Handel ausgesetzt wird, wennzu starke Bewegungen in einemkurzem Zeitraum stattfinden.

Warum glauben Sie, dass die von Ihnenausgewählten Produkte und Märkteideal zum Erreichen Ihrer Business-Ziele sind? Welche Vorteile bietendiese Märkte und Produkte gegenüber

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anderen? Welche Nachteile ergebensich, und wie lassen sich dieseNachteile eventuell beheben?

Führen Sie auf, wie Sie Ihr Tradingorganisieren und welcheAusstattung Sie dafür benötigen

Der wichtigste Punkt bei derGeschäftsausstattung ist sicherlich dasKapital. Viele Trader unterschätzenihren Geldbedarf. Wie viel Geldbenötigen Sie zum Beispiel jedes Jahrzum Leben, wie viel Geld zusätzlich(für Internetanschluss oder Büro), umIhr Trading-Geschäft zu unterhalten?Nehmen wir an, Sie starten mit 100.000

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Euro Kapital und benötigen zum Leben40.000 Euro pro Jahr, dazu noch einmal10.000 Euro für Ihr Trading. Sie müssenalso 50 Prozent jährlich verdienen, umim Geschäft zu bleiben. Was machenSie, wenn Sie schon am Anfang desJahrs ein Drawdown von 25.000 Eurohaben? Sie müssten dann 100 Prozentverdienen, um weitermachen zukönnen. Eine solche Situation ist nichtungewöhnlich, dürfte denDurchschnitts-Trader aber untererheblichen Druck setzen.

Händler, die einen Trading-Plan haben,sind jedoch auf solche und ähnliche

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Situationen vorbereitet.

Wie wollen Sie Ihr Trading-Geschäftführen? Die größten Kosten, die jedererfolgreicher Trader hat, sind Steuern.Ihre Steuerlast hängt aber vor allemvon Ihrer Organisationsform ab.Deshalb ist die Wahl derOrganisationsform eine wichtige Frage,die vor Beginn des Tradensbeantwortet werden sollte.

Gründen Sie eine Trading-Firma alsKapital- oder Personengesellschaft,oder handeln Sie als Privatperson? Indiesem Zusammenhang muss überlegtwerden, in welchem Land Sie Ihre

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Trading-Firma gründen und wie Sie dieGelder steuergünstig, aber legal wiederin Ihr Heimatland führen können.

Es würde den Rahmen dieses Buchssprengen, zu dieser Frage ausführlichStellung zu nehmen, aber Sie erkennen,wie wichtig es ist, sich mit diesenProblemen beizeiten zu beschäftigen.

Welche Ausstattung benötigen Sie fürIhr Trading? Reicht ein PC mitInternetanschluss, brauchen Sie eineStandleitung, welche Trading-Softwareist optimal für Sie, welche Broker undwie viele Broker verwenden Sie?

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Die meisten erfolgreichen Traderhaben mindestens zwei Broker, umeine Ausweichmöglichkeit zu besitzen.

Können Sie zum Beispiel Ihre Ordersauch telefonisch schnell undunkompliziert aufgeben? Verfügen Sieüber Backup-Systeme?

Sie sollten sich auch hier über IhreAusstattung genauestens Gedankenmachen, damit Sie wissen, welcheKosten Sie mit Ihrem Trading wiederverdienen müssen.

Wie gestalten Sie Ihr Zeitmanagement?Bedenken Sie, dass viele Märkte über

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acht Stunden am Tag geöffnet sind.Niemandem ist es möglich, über einensolchen Zeitraum hoch konzentriert zubleiben. Wann machen Sie also Pausen,wie lange traden Sie?

Vergleichen Sie sich mitWettbewerbern

An dieser Stelle sollte eine Ausführungüber Ihre Wettbewerber am Marktfolgen. Denn Sie sind nicht allein,sondern stehen mit allen anderenMarktteilnehmern in einem hartenWettbewerb. Gerade im Future-Bereichist der Wettbewerb mit anderenMarktteilnehmern ein

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herausstechendes Element, weil einFuture-Geschäft bekanntlich einNullsummenspiel ist. Was der einegewinnt, verliert ein anderer. Somitentscheiden nicht nur Ihre eigenenFähigkeiten über Ihren Erfolg, sondernauch Ihre Fähigkeiten im Vergleich zuanderen. Wenn Sie gut sind, dieanderen aber, aus welchen Gründenauch immer, besser, werden Sie einVerlierer sein.

Aber auch im nicht derivativen Bereichbrauchen Sie einen Vorteil gegenüberanderen Marktteilnehmern, umlangfristig erfolgreich zu sein. Wenn

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Sie keinen spezifischen Vorteilgegenüber den anderen Tradern haben,stellt sich die Frage, wie Sie den Kampfum Performance gewinnen wollen. IhrVorteil kann zum Beispiel einelangjährige Erfahrung sein oder dieFähigkeit, Entscheidungen schnell zutreffen. Was auch immer Ihr Vorteilsein mag: Nur wenn Sie diesen auchspezifizieren können und sich seinerbewusst sind, vermeiden Sie, dassTrading für Sie zum Glücksspiel wird.

Formulieren Sie Ihre Stärken

Sie selbst sind also ein Teil desWettbewerbs; deshalb darf eine

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objektive Selbstbetrachtung in einemBusiness-Plan nicht fehlen.

Stellen Sie sich vor, Sie müssten sichum einen Job als Trader bewerben oderjemanden überzeugen, sich an IhremTrading-Geschäft zu beteiligen. Siewürden natürlich versuchen, sich vonder besten Seite zu zeigen, undausführen, was Sie bereits in derVergangenheit gemacht haben, umsich als erfolgreicher Trader zupräsentieren.

Genau das sollten Sie auch in IhremBusiness-Plan tun, um IhrSelbstvertrauen zu stärken. Bedenken

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Sie, dass Sie diesen Business-Plan nichtfür die Ablage schreiben, sondern alsoperative Hilfe. Gerade in Zeiten, indenen Ihr Trading nicht gut läuft undSie eine Aufmunterung brauchen, istdas Lesen dieses Teils des Business-Plans sehr gut geeignet, Ihnen neueKraft und Motivation zu geben.

Äußern Sie sich zu IhrenSchwächen

Ein häufiger Grund für Verluste,besonders für große Verluste, ist diemaßlose Selbstüberschätzung vielerTrader. Kein noch so erfolgreicherTrader hat nicht auch Schwächen. Nur

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wer seine Schwächen kennt, kann dieFallstricke, die sich aus ihnen ergeben,erkennen und umgehen. Deshalbsollten Sie diesem Teil des Business-Plans besondere Aufmerksamkeitschenken.

Neigen Sie zu Ungeduld? Das kanngenauso schädlich sein wie zu langesZögern. Sind Sie zu optimistisch, zupessimistisch? Welche IhrerCharaktereigenschaften könnten Siebei Ihrem Trading behindern oderschaden? Finden Sie es heraus, um sichdavor zu schützen.

Es gibt nichts Überzeugenderes als

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einen Business-Plan, in dem dieSchwächen der Firma –beziehungsweise in unserem Fall desTraders – ehrlich und vollständigaufgeführt sind und der Ersteller desPlans bereits Möglichkeiten aufgeführthat, wie er trotz seiner Schwächenerfolgreich sein kann. Deshalb findenSie Wege, um Probleme, die sich ausIhren Schwächen beim Tradingergeben, zu lösen.

Eine meiner größten Schwächen istzum Beispiel, dass ich ein sehrungeduldiger Trader bin. MeineUngeduld lässt mich häufig zu schnell

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eine Position eingehen oder aber zugroße Positionen aufbauen. Ich möchtemeine Ziele sehr schnell erreichen. Ichweiß, dass ich diese Schwäche ambesten mit Hilfe meines Trading-Plansüberwinden kann. In diesem habe icheinen Money-Management-Algorithmus festgelegt, der unabhängigvon meiner Gefühlslage automatischdie Positionsgröße bestimmt. Für allemeine Positionen, auch für meinediskrektionären Entscheidungen, legeich anhand des Risikos und derKontogröße automatisch meineoptimale Positionsgröße fest. Solangeich mich an diese Regel halte, kann ich

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mein Konto nicht aus Ungeduldübertraden.

Was ist aber, wenn ich wegen meinerStimmung nicht in der Lage bin,Regeln zu folgen?

Damit ich mich immer an meineRegeln halten kann, habe ich gelernt,mich jederzeit in einen Zustand – ineine Stimmung – meiner Wahlversetzen zu können. Immer wenn ichein Gefühl der Ungeduld verspüre,benutze ich meine erlernte Fähigkeit,mich selbst zu kontrollieren, undbringe mich in einen ruhigen,gelassenen Zustand. Dafür ändere ich

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einfach meine Körperhaltung und dieinterne Repräsentation.

Ich verfüge also über effektive Waffen,mit denen ich meine Ungeduld, von derauch ich mich nicht frei machen kann,bekämpfen kann. Ich kann meineSchwäche durch meinDisziplinverständnis überwinden(Disziplin bedeutet, in der Lage zu sein,diejenige Stimmung / Emotionherbeiführen zu können, die für dieAufgabe, die ich gerade bewältigenmuss, die produktivste ist.) Über dieseinnere Kontrolle werden Sie späternoch mehr erfahren.

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Der Trading-Plan

Der Trading-Plan ist ein Teil desallgemeinen Geschäftsplans. Mit demGeschäftsplan haben Sie Ihr Tradingorganisiert, es in Ihr Leben dadurcheingebunden, dass Sie es mit IhrerMission verknüpft haben. Neben vielengenerellen Überlegungen – warum Sietraden, was Sie traden, was Siequalifiziert und was Sie behindert –müssen Sie in einem Geschäftsplannatürlich auch detaillierte Aussagenüber Ihr Trading machen. Diesen Partübernimmt der Trading-Plan. Hierregeln Sie alle Fragen rund um Ihre

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Trading-Strategie. Außerdem erstellenSie einen Ablaufplan für alle Schrittedes Tradens.

Jede Strategie basiert auf einerPhilosophie

Jeder erfolgreichen Strategie liegt einePhilosophie über die Märktezugrunde – also stark generalisierteGlaubenssätze über dieFunktionsweisen von Märkten undThesen, die die Auswahl der Strategierechtfertigen.

Sie können zum Beispiel glauben, wiees häufig Wirtschaftswissenschaftler

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tun, dass die Märkte sich nur zufälligbewegen. Das heißt, jede Veränderungder Preise ist letztendlich nur dasErgebnis von zufälligen Ereignissen.Mit einer solchen These dürften SieSchwierigkeiten bekommen,Trendfolgestrategien zu entwickeln.Trends lassen sich schwerlich mitZufallsbewegungen vereinbaren.

Nehmen wir an, Sie vertreten dieThese, dass alle Informationen bereitsin die Preisbildung eingeflossen sind. Indiesem Fall wird es Ihnen schwerfallen, ein Anhänger derFundamentalanalyse zu werden – Ihre

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Sichtweise würde ja besagen, dass allebekannten fundamentalenInformationen bereits im Markt ineinem fairen Preis verarbeitet sind. Dietechnische Analyse jedoch würde fürSie hoch interessant sein, weil diePreise Ihnen alle Informationen geben,die Sie benötigen.

Sie könnten auch davon ausgehen,dass die Märkte sich in bestimmtenStrukturen bewegen und dieseStrukturen Muster ausbilden, dieimmer wieder vorkommen. Wenn Siedaran glauben, dann ist die technischeAnalyse ein hervorragendes

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Instrument, auf die Sie Ihre Trading-Strategie aufbauen können.

Ihre Philosophie über die Märkte ist derGrundstein Ihrer Trading-Strategie;deshalb müssen Sie sich über IhreGlaubenssätze im Hinblick auf Märkteund die Preisbildung im Klaren sein.Auf dieser Überzeugung baut alles auf.Sie bestimmt alle nachfolgendenSchritte, Ihre Grenzen und IhreMöglichkeiten.

Wie ein Angler, der den optimalenKöder nach seinem Glauben über dasLieblingsfutter seiner Beute aussucht,so muss der Trader seine Strategie so

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auswählen, dass sie zu seinerPhilosophie über den Markt passt.

Viele Anfänger scheitern, weil ihneneine Philosophie zur Funktionsweiseund Preisbildung an den Märkten fehlt.Sie probieren einfach irgendeineStrategie aus, von der sie glauben, dasssie erfolgreich sein könnte. JedeStrategie weist Phasen auf, in denen sieeinen „Durchhänger“ hat, so genannteDrawdowns. Wenn der Anleger nichtvon seiner Philosophie überzeugt ist,wird er automatisch in den Zeitenverunsichert sein, in denen seineStrategie zu vorübergehenden

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Verlusten führt.

Stellen Sie sich vor, Sie segeln im Jahr1492 mit Kolumbus und treten eineReise nach „Indien“ an. Sie fahrenhinaus ins offene Meer, weil Kolumbusüberzeugt ist, dass die Welt eine Kugelist und Sie nicht irgendwann von derScheibe fallen, sondern nur einenneuen, kürzeren Seeweg nach Indienentdecken. Von großem Einfluss warendabei die Berechnungen desitalienischen Astronomen Toscanelli,nach denen die Erde um ein Viertelkleiner sei als bisher angenommen undgrößtenteils aus Land bestehe;

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dementsprechend sollten auch dieEntfernung zwischen Europa undAsien und damit der geplante neueSeeweg deutlich kürzer sein. Dasversprach natürlich Vorteile für denHandel.

Kolumbus‘ Philosophie lautetdemnach: „Die Welt ist eine Kugel“.Seine Strategie ist: „Wenn die Welteine Kugel ist, kann ich auch mit einerAtlantik-Überquerung Indienerreichen.“

Ihre Reise startet am 3. August 1492 inPalos de la Frontera, Spanien. Siesegeln den ganzen August und den

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ganzen September auf dem offenenMeer und müssten den ursprünglichenBerechnungen zufolge eigentlich schonlängst in Indien sein. Kolumbus istüberzeugt, dass die Welt eine Kugel ist,und zweifelt nicht daran, dass das Zielfrüher oder später erreicht wird. Siehingegen haben sich beim Aufbruch zuIhrer Reise keine Gedanken zuirgendeinem Glaubenssatz über dieGestalt der Erde gemacht. Sie sind einKaufmann und wollten mit Kolumbussegeln, um Ihre Geschäfte durchkürzere Transportwegekostengünstiger abwickeln zu können.

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Wie werden Sie sich nach zweiMonaten auf hoher See fühlen? Sichernicht so gut wie im Hafen in Spanien,als Sie, besessen vom Gedanken, Geldzu sparen und damit die Gewinnspannefür Ihre Indien-Geschäfte zu erhöhen,leichtfertig Kolumbus bei seiner Reisebegleiten wollten. Sie werdenverängstigt und unsicher sein, Siewerden Kolumbus Vorwürfe machen,dass er Sie auf diese Odysseemitgenommen hat. Wenn Sie könnten,würden Sie die Reise direkt abbrechenund keine weiteren Risiken auf sichnehmen.

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Ihre Strategie, um mehr Geld zuverdienen, war, die Transportkosten zusenken, sich Handelsvorteile durcheinen kürzeren Seeweg nach Indien zuverschaffen. Eine durchaus schlüssigeStrategie. Eine Philosophie hatten Sieaber nicht. Sie haben einfachKolumbus vertraut, der als anerkannterSeefahrer, unterstützt von derköniglichen Autorität, für seineKompetenz bekannt war.

Und nun scheint Ihre schlaue Strategie,Kosten zu sparen, nicht zufunktionieren. Wenn Sie könnten,würden Sie nun sicher Ihre Strategie –

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Kosten sparen – wechseln und eineandere wählen. Vielleicht denken Sieauch daran, dass die Erdemöglicherweise doch keine Kugel ist.In diesem Moment wissen Sie, dass Sieverloren haben. Sie werden sterben,weil der Proviant für den langenRückweg nicht mehr reicht oder Sieeinfach mit dem Schiff von derErdscheibe kippen werden.

Glücklicherweise müssen Sie alsTrader nicht sterben, wenn IhreStrategie nicht funktioniert. Sieverlieren nur Geld. Als Trader könnenSie jederzeit Ihre Strategie verwerfen

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und eine neue Strategie ausprobieren.Wenn Sie aber keine Philosophie überdie Märkte haben, werden Sie nie dasVertrauen in eine Strategie entwickelnkönnen, das nötig ist, um dieseStrategie auch in Verlustphasendurchzuhalten und sie zuperfektionieren.

Hätte Kolumbus keine Philosophiegehabt, wäre er vielleicht auch auf dieoffene See hinausgefahren – aberimmer nur so weit, dass er noch genugProviant für die Rückkehr gehabt hätte.Er hätte die verschiedensten Seewege(Strategien) ausprobiert, aber Amerika

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hätte er so nicht entdeckt. Er hätteimmer mitten auf dem Atlantikumkehren müssen. Doch er hatte denfesten Glaubenssatz, dass die Erde eineKugel sei, und dieser Glaubenssatzermöglichte es ihm auch inschwierigen Phasen, seine Strategiedurchzuziehen.

Erfolgreiche Trader haben eine klarePhilosophie über Märkte undPreisbildung, und nur dies ermöglichtes ihnen, ihren Strategien dauerhaft zufolgen. Ohne eine Philosophie werdenSie Ihre Strategie beim ersten größerenDrawdown verwerfen und nach einer

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neuen suchen.

Vielleicht fragen Sie sich nun, wasfalsch daran ist, eine Strategie, dieaktuell zu keinem Profit führt, gegeneine neue auszutauschen. Immerhin istes doch Ihr Ziel, Geld zu verdienen!

Wenn Sie jedes Mal, wenn Sie mit einerStrategie in die Verlustzone geraten,eine neue suchen, ist das die Garantie,ein dauerhafter Verlierer am Markt zusein.

Nehmen wir an, Sie starten mit 100.000Euro und gewinnen zwei Monate langGeld, das Sie dann aber im dritten

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Monat komplett wieder verlieren. Imvierten Monat ist Ihr Konto sogar persaldo 3.000 Euro im Minus, und Sieentscheiden, dass die Strategie nichttaugt.

Mit den verbleibenden 97.000 Europrobieren Sie nun eine neue Strategieaus, die Sie abermals nach einiger Zeitin die Verlustzone führt. Die Verlusteverunsichern Sie, und Sie entscheidensich für einen weiteren Wechsel in derVorgehensweise. Mit Ihrem, sagen wir,nun auf 92.000 Euro geschmälertenKonto folgen Sie der dritten Strategie,die nach anfänglichen Gewinnen Ihr

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Konto bis auf 85.000 Euro drückt.

Ihnen ist klar, dass bei diesen Verlusteneine neue Idee her muss, und Sieentscheiden sich für ein weiteresHandelssystem, das Ihnen direkt einenweiteren Verlust von 7.000 Eurobeschert. Die einzige Möglichkeit,dieser Verlustspirale zu entkommen,ist, eine Strategie zu finden, die niemalseinen größeren Drawdown aufweistund stetig nach oben führt. Eine solcheStrategie zu finden ist leider sehrunwahrscheinlich. Vielmehr ist estypisch, dass auch jede erfolgreicheStrategie zeitweise Drawdowns

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aufweist. Wenn Sie IhreVorgehensweise in dieser Phase jedesMal wechseln, stellen Sie sicher, dassSie kontinuierlich verlieren.

Sie brauchen also als erfolgreicherTrader nur eine Strategie, die von IhrenGlaubenssätzen und Ihrer Philosophieunterstützt wird. Solange dieseStrategie einen positivenErwartungswert hat, sollten Sie sienicht wechseln, sondernperfektionieren.

Klären Sie also, was Ihre Philosophieist, und entscheiden Sie sich dann füreine Strategie, die dazu passt.

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Entscheiden Sie sich für eineTechnik

Fest mit der Philosophie verknüpft istdie Technik – die Wahl Ihrer Trading-Strategie. Charttechniker glauben, dasses immer wiederkehrende Muster imMarkt gibt. Deshalb sind sie auf derSuche nach bestimmten Mustern, wiezum Beispiel Schulter-Kopf-Schulter-Formationen, Dreiecken oder Doppel-Tops im Chart.

Elliott-Wellen-Techniker sindüberzeugt, dass allenMarktbewegungen und Trends einebestimmte Organisationsstruktur

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zugrunde liegt. Ihre Technik bestehtdeshalb darin, den Markt in einzelneFragmente zu zerlegen und daraus eineKursprognose abzuleiten.

Fundamentale Analysten gehen davonaus, dass die Preisbildung kurzfristignicht effizient am Markt erfolgt, derMarkt langfristig aber um seinen fairenWert schwankt. Ihre Strategie bestehtdeshalb darin, anhand verschiedenerVariablen Unterbewertungenauszumachen und diese Aktien dannzu kaufen.

Andere fundamentale Analystenglauben, dass neue Nachrichten Märkte

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beeinflussen. Sie werden sich deshalbbei ihrer Strategie auf die Interpretationvon Nachrichten konzentrieren.

Natürlich gibt es auch Trader, dieverschiedene Techniken in ihreStrategie integrieren. So kaufen sie zumBeispiel nur dann, wenn diefundamentalen Daten eineUnterbewertung vermuten lassen undcharttechnisch ein bestimmtes Mustervorliegt.

Entwickeln Sie eineEinstiegsstrategie

In diesem Teil Ihres Trading-Plans

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legen Sie alle Bedingungen fest, diegegeben sein müssen, damit Sie einePosition eröffnen.

Die Auswahl einer Einstiegsstrategie istfür die wenigsten Trader ein Problem.In der Literatur finden Sie Tausendevon Hilfestellungen, die Ihnenfunktionierende Einstiegsstrategienvorschlagen. Diese könnenbeispielsweise auf der technischen oderfundamentalen Analyse beruhen. Esgibt Strategien, die Signale aufgrundvon Indikatoren generieren oderungewöhnliche Einstiegsbedingungenwie eine bestimmte Stern- und

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Planetenkonstellation beinhalten.

Es existieren aber auch Strategien, beidenen die exakten Parameter derEinstiegsbedingungen dem Traderverborgen bleiben. Sie können unklarsein, weil sie von einem neuronalenNetz, in einer Black Box, vomComputer vorgegeben werden.Einstiege können zyklisch oderantizyklisch erfolgen oder durch„magische Zahlen“, wie Fibonacci oderGannzyklen, bestimmt werden.

Nicht zuletzt kann eineEinstiegsstrategie auf einerKombination von fundamentalen,

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technischen und weiterenBedingungen beruhen. Der Phantasiefür Einstiegsbedingungen sind keineGrenzen gesetzt, und meineAufzählung ist sicher nicht vollständig.Es gibt keine Regel, die die Auswahlund Konstellation der Parameterbegrenzt.

Für wie sinnvoll Sie eine bestimmteStrategie halten, müssen Sieletztendlich selbst entscheiden. Ich binjedoch der Überzeugung, dass dieEinstiegsstrategie nur einen geringenEinfluss auf das Trading-Ergebnis hat,obwohl sie allgemein eine solch große

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Beachtung findet.

Das starke Interesse an derEinstiegsstrategie lässt sich vor allempsychologisch begründen. Der Grunddafür ist derselbe, aus dem Menschenbeim Lotto ihre Zahlen lieber selberauswählen und auf dem Lottoscheinihre Kreuzchen machen, statt einfachein Los mit einer bestimmten Zahl zuziehen: Die Auswahl von Parameternfür den Einstieg verstärkt das Gefühl,tatsächlich Kontrolle darüber zu haben,ob die einzelne Transaktion ein Erfolgoder Misserfolg wird. Dies ist aber eineIllusion. Das Ergebnis, ob wir mit einer

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bestimmten Transaktion gewinnenoder verlieren, hängt vom Markt abund nicht von unserer Entscheidung –genauso wie beim Lotto, wo sich dieGewinnwahrscheinlichkeit auch nichtdadurch verbessert, dass der Spieler dieZahlen persönlich ausgesucht hat.

Dennoch glauben viele Menschen, dasssie ihrem Glück auf die Sprünge helfenkönnen, indem sie ihre Lieblingszahlen,Geburtsdaten, Hochzeitstage oderÄhnliches auf dem Lottoscheinankreuzen. Statistisch gesehen ist dieWahrscheinlichkeit, dass eine ganzbestimmte, vorher ausgewählte

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Zahlenkombination bei der Lotteriegezogen wird, immer gleich.

Einstiegssignale geben uns das Gefühleiner Kontrolle über den Markt, weilsich der Markt in dem Moment, in demwir uns wegen eines Signalsentscheiden, eine Position zu eröffnen,exakt so verhält, wie wir es von ihmerwarten.

Um dies besser zu verstehen, stellen Siesich vor, Sie wären in einemHändlerteam und müssten immer diePosition eines anderen Tradersübernehmen, nachdem dieser denEinstieg ausgewählt hat. Sie wissen

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allerdings nicht, wann dieser Händlereingestiegen ist. Ihr Gewinn undVerlust bestimmt sich nur durch dieMarktveränderungen ab demZeitpunkt, an dem Sie die Positionübernehmen. Sie wissen nicht, ob diePosition vorher im Gewinn oderVerlust war, und bereits angelaufeneGewinne oder Verluste werden nichtIhrem Konto gutgeschrieben. Es gibtkeine Transaktionskosten.

Bevor Sie nun weiterlesen, halten Siekurz inne und entscheiden Sie, ob Sieunter diesen Umständen erfolgreichhandeln könnten oder ob Sie

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erfolgreicher wären, wenn Sie diePosition auch selbst eröffnen dürften.Außerdem fragen Sie sich, wann Siesich sicherer und wohler fühlen: wennSie selber Einstieg und Ausstiegbestimmen oder wenn Sie, wie obenbeschrieben, eine bestehende Positionweiterhandeln müssten.

Die meisten Menschen, micheingeschlossen, ziehen es klar vor, ihrePosition von Anfang an zu betreuen,also auch den Einstieg selbst zubestimmen. Dabei gibt es keinenUnterschied zu dem Modell, bei demSie eine Position übernehmen müssten,

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denn Sie könnten diese, wenn sieIhnen nicht gefällt, sofort und ohneKosten, also Verlust, glattstellen.

Trotzdem: Wir glauben, unseren Erfolgbeeinflussen zu können, wenn wirauch bestimmen, wann wir in denMarkt einsteigen. Wir erliegen damitder Illusion, Kontrolle zu haben.

Dennoch können wir nicht auf eineEinstiegsstrategie verzichten. Dennohne eine klar definierteEinstiegsstrategie ist das Ergebnisunseres Tradens zufällig und damitnicht reproduzierbar. Wir können nichterwarten, dass wir Trading-Ergebnisse,

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die wir in der Vergangenheit durchZufallsentscheidungen erzielt haben,mit einem gewissen Grad anVerlässlichkeit wiederholen können.

Ein weiteres Argument dafür, sich aufeine Einstiegsstrategie festzulegen, ist,dass wir uns ohne klare Vorgabenschnell von unseren Gefühlen leitenlassen, wenn wir eine Position eröffnenwollen. Dies birgt die Gefahr, dass wireine Position eingehen, nur weil wirein bestimmtes Gefühl befriedigenwollen, nicht aber, weil es dieMarktverhältnisse anbieten. UnserHandeln ist dann bestimmt von Gier,

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Angst, dem Wunsch nach Ablenkungund Aufregung, Ungeduld oder vielenweiteren Emotionen.

Es ist nicht unüblich, dass ein Traderbeobachtet, wie der Markt stark zusteigen beginnt, und er aus Angst,etwas zu verpassen, einfach schnell einpaar Aktien oder Kontrakte kauft. Einsolcher Kauf ist nicht strategischmotiviert, sondern resultiert aus demGefühl der Gier.

Basieren Handelsentscheidungenjedoch auf einer Strategie, gibt esspezifische Bedingungen, die erfülltsein müssen, damit der Trader seine

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Position aufbaut. Diese Bedingungengilt es in Ihrem Trading-Planfestzulegen und zu beschreiben. Ziel istes, mit den Einstiegssignalen eine„Low-Risk-Idee“ zu entwickeln – eineIdee, bei der die Chance in einemangemessenen Verhältnis zum Risikosteht.

Was ein angemessenes Verhältnis ist,hängt von Ihrer Trefferquote ab. DieTrefferquote gibt an, wie viel Prozentall Ihrer Transaktionen mit Erfolgschließen. Im Kapitel 7 „Marktanalyseund ihre Bedeutung“ über die Low-Risk-Idee finden Sie mehr zu dieser

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Thematik.

Sie müssen also spezifischeBedingungen festlegen, die erfüllt seinmüssen, damit die Chance in einemangemessenen Verhältnis zum Risikosteht, sowie Parameter bestimmen, dieeine Aussage über den Zeitpunkt desEinstiegs treffen. Dies ist die AufgabeIhrer Einstiegsstrategie.

Es gibt zwei Typen von Investoren:diskretionäre Trader und systematischeTrader. Beide benötigen eineEinstiegsstrategie.

Der systematische Trader folgt einem

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eindeutig definierten Handelssystem.Alle seine Entry-Entscheidungenwerden durch die Parameter desSystems bestimmt. Das Handelssystemgeneriert für ihn automatisch seinEinstiegssignal – zum Beispiel dadurch,dass bestimmte IndikatorenGrenzwerte erreichen. Prinzipiell kanner seine Handelsentscheidungenwegen der eindeutig definiertenParameter auch einem Computerüberlassen, denn einen Spielraum, ober dem vom System generiertenEinstiegssignal folgt oder nicht, gibt esfür ihn nicht.

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Der diskretionäre Trader dagegenentscheidet von Fall zu Fall. SeinenEntscheidungen liegt damit eingewisser subjektiver Spielraumzugrunde. Ob er in eine Positioneinsteigt, hängt nicht nur vonbestimmten Parametern ab, sondernauch noch von ihm selbst. Dennochentscheiden auch diskretionäre Tradernicht willkürlich. Vielmehr vergleichensie ständig aktuelle Marktsituationenund Parameterkonstellationen mitihnen bekannten Mustern aus derVergangenheit. Sie machen sich alsoihre Erfahrung zunutze.

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Diskretionäre Entscheidungsstrategienkommen meist dann zum Einsatz,wenn Wirtschaftsdaten undNachrichten oder Chartmusterinterpretiert werden müssen. Bei derInterpretationsleistung spielen häufigso viele Faktoren eine Rolle, dass einsystematisches Handelssystem zu starrund unflexibel wäre, um alle Datenangemessen zu gewichten und zuverarbeiten. Der Einsatz vonneuronalen Netzen für dieSignalgebung im Trading ist nichtsanderes als der Versuch, diskretionäreEntscheidungen eines Menschen durcheine vereinfachte künstliche

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Nachbildung der Funktionsweiseunseres Gehirns von einem Computertreffen zu lassen. Ähnlich wie derMensch aus Erfahrung lernt, soll auchder Computer alle Daten, die er alsInput erhält, optimal gewichten.

Es mag dahingestellt sein, inwieweitein Computer es mit der Erfahrungeines Traders aufnehmen kann. ImGegensatz zu einem Schachcomputermuss ein neuronales Netz nicht nur diePositionen der 32 Spielfiguren auf demSpielfeld als Daten-Input erhalten,sondern eine vielfach höhere Anzahlvon Variablen aufnehmen und

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gewichten.

An den eben beschriebenenUnterschieden sehen Sie schon, dassnicht jeder Trader sich dafür eignet,diskretionäre Entscheidungen zutreffen. Vielmehr setzt dies ein hohesMaß an Erfahrung voraus.

Hinzu kommt, dass ein diskretionärerHändler sich stärker disziplinierenmuss als ein systematischer. Er mussbei jeder Handelsentscheidung sichersein, dass sie durch Marktbewegungenund nicht durch seine Stimmungslagemotiviert ist.

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Dennoch haben beide Arten vonTradern gemeinsam, dass es einenDatenkranz zur Entscheidungsfindunggibt, den sie bewusst bestimmenkönnen. Das können Indikatoren,Chartmuster oder Nachrichten sein. InIhrem Trading-Plan sollten Sie genaufesthalten, welche Werte die von Ihnenausgewählten Parameter aufweisenmüssen, damit Sie eine Transaktioneingehen.

Ein systematischer Händler, dessenHandelsentscheidungen zum Beispielauf gleitenden Durchschnittenbasieren, notiert in seinem Trading-

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Plan, welche gleitenden Durchschnitteer betrachtet und wann er eine Positionim Markt eröffnet – so könnte er eineLong-Position eröffnen, wenn der 38-Tage-Durchschnitt den 50-Tage-Durchschnitt von unten nach obenschneidet.

Ein diskretionärer Trader, derKaufentscheidungen aufgrund vonElliott-Wellen trifft, schreibt zumBeispiel in seinen Trading-Plan, dass erimmer eine Position eingeht, wenn erannimmt, dass eine Korrekturwelle 2oder 4 abgeschlossen ist.

Außerdem müssen Sie bei Ihrer

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Einstiegsstrategie bestimmen, aufwelcher Zeiteinheit Sie IhreHandelsentscheidungen treffen:Benutzen Sie einen Minuten-, einenFünf-Minuten- oder einenStundenchart, oder betrachten Sie IhreEinstiegsparameter nur aufTagesschlusskursbasis?

Seien Sie bei der Beschreibung, welcheVariablen Sie zurEntscheidungsfindung heranziehen, sogenau wie möglich. Beziehen Sie allesein, was Ihnen zurEntscheidungsfindung dient. Ich habeIhnen im Anschluss an dieses Kapitel

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meinen eigenen Trading-Plan alsMuster beigefügt.

Entwickeln Sie eine Low-Risk-Idee

Die Entwicklung einer Low-Risk-Ideeist der zweite Teil derEinstiegsstrategie. Nachdem Sie einSystem oder eine Methode festgelegthaben, die Ihnen sagt, wann Sie einePosition aufbauen sollten, müssen Sienoch überprüfen, ob dieses Signal auchden Anforderungen an eine Low-Risk-Idee entspricht.

Das Hauptkriterium der Low-Risk-Ideebesteht darin, dass die Chance in einem

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angemessenen Verhältnis zum Risikosteht.

Dazu müssen Sie als Erstes Ihrgeplantes Risiko kennen. Deshalb istder erste Schritt bei der Entwicklungeiner Low-Risk-Idee, eine „Linie imSand“ festzulegen, also einen Punkt zufinden, an dem Sie sich entscheiden,Ihren Trade auch mit Verlustabzubrechen.

Dieser Punkt kann durch die von Ihnenverwendete Markttechnik determiniertwerden oder aber auch durch Ihre Exit-Strategie. In jedem Fall brauchen Sieaber einen Preis, bei dem Sie unter

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allen Umständen die Transaktionbeenden würden. Dieser Preis ist Ihr sogenannter Initial Stop oder, zu Deutsch,Anfangs-Stop.

Die Differenz zwischen Ihrem Einstiegund dem Punkt, an dem Sie Ihre „Linieim Sand“ festgelegt haben, ist Ihrgeplantes Risiko.

Ob dieses Risiko angemessen ist, hängtvon zwei weiteren Faktoren ab:

Erstens müssen Sie prüfen, ob das vonIhnen geplante Risiko mit IhrenMoney-Management-Regeln vereinbarist. Diese Frage beschäftigt sich also

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damit, ob das Risiko im Verhältnis zuIhrer Kontogröße angemessen ist.Professionelle Trader wissen, dass esnicht nur darauf ankommt, eineStrategie mit einem positivenErwartungswert zu finden, sonderndass das Risiko pro Transaktion sogewählt sein muss, dass der positiveErwartungswert einer Strategie auchreal erreicht werden kann, ohne vorherkurzfristig bankrott zu gehen. Dieswäre denkbar, wenn der Trader einenzu hohen Anteil seines Kontos proTransaktion riskiert. So würden Sie IhrKonto bereits halbieren, wenn Sie proTransaktion ein Zehntel Ihres Kontos

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riskieren und nur sechsmalhintereinander verlieren.

Ihre Money-Management-Regeln sinddamit Regeln, die aussagen, wie vielProzent Ihres Kontos Sie proTransaktion maximal riskieren können.Sie sind ein wichtiger Teil derEinstiegsstrategie, da Transaktionen,bei denen das geplante Risiko(Differenz zwischen Einstieg und Stop)zu groß ist, automatisch dazu führen,dass Sie die Transaktion nichtdurchführen.

Das bedeutet, dass Sie durchaus aucheinige Signale, die Ihr Trading-System

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hervorbringt, nicht wahrnehmenwerden, weil Ihre Money-Management-Regeln derartige Risikenausschließen.

Der zweite Faktor, der bei derRisikoplanung eine Rolle spielt, beziehtsich nicht auf die Kontogröße, sondernauf die Chance, die sich dem Traderbietet.

Die meisten erfolgreichen Trader sindnur bereit, Risiken einzugehen, beidenen sie ein Vielfaches ihres Risikosverdienen können. DieAngemessenheit des Risikos muss alsoauch in Bezug zu der sich bietenden

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Chance betrachtet werden. Dies ist derzweite wichtige Schritt bei derEntwicklung einer Low-Risk-Idee.

Zunächst muss eine Aussage über diesich bietende Chance getroffen werden.Diese Aufgabe ist nicht ganz einfach,weil Sie dabei objektiv und realistischbeurteilen müssen, wie viel Geld Siemit der geplanten Transaktionverdienen können.

Sie müssen eine Zielzone festlegen, dieSie als Minimumziel für das generierteSignal betrachten. Ihren möglichenGewinn vergleichen Sie dann mit demgeplanten Risiko, indem Sie diesen ins

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Verhältnis zum geplanten Risikosetzen. Sie erhalten dann eine Zahl, dieIhr Risikovielfaches, auch Risk Multiplegenannt, angibt.

Nur wenn das Risikovielfache den vonIhnen in Ihrem Trading-Planfestgelegten Minimalwert für IhrChance-Risiko-Verhältnisüberschreitet, ist die Transaktion nachIhrem Trading-Plan auch zulässig.

Zusammengefasst gibt es also zweiBedingungen, die bei der Beurteilung,ob ein Risiko angemessen ist,herangezogen werden. Zum einenmuss Ihr Trading-Plan eine Regel zum

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Money-Management aufweisen, zumanderen müssen Sie angeben, dasWievielfache des Risikos Siemindestens pro Transaktion verdienenwollen. Stellt sich heraus, dass eineTransaktion bereits Ihren Money-Management-Regeln zufolge nichtzulässig ist, erübrigt sich die Frage, obdas Risiko in Bezug auf die Chanceangemessen ist.

Beschreiben Sie exakt denTransaktionsablauf

Wenn Ihr Handelssystem ein Signalgeneriert hat, müssen Sie dieses amMarkt umsetzen. Wichtig ist, dass Ihr

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Trading-Plan alle Details und Schrittezur Umsetzung des Signals beschreibt.

Das klingt zunächst einmal nach einerMenge überflüssiger Arbeit, weil Sie alsTrader eigentlich alles wissen, was eszu bedenken gibt, wenn Sie eineTransaktion eingehen. Außerdemgehört die Ordereingabe zur Routineeines Händlers und sollte keineProbleme bereiten.

Doch Trading ist ein Unternehmen.Stellen Sie sich vor, Sie sind einUnternehmensberater. Wenn SieArbeitsabläufe in einem Betrieboptimieren wollen, zerlegen Sie zuerst

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alle Prozesse in viele kleineArbeitsschritte. Danach überprüfen Sie,ob es Möglichkeiten gibt, durch eineVeränderung der Arbeitsschrittebessere Unternehmensergebnisse zuerzielen.

Genau diese Funktion soll auch IhreBeschreibung des Transaktionsablaufsim Trading-Plan erfüllen.

Beginnen Sie die Beschreibung an demPunkt, an dem Ihr Trading-System dasSignal generiert hat und Sie das Risikoder Transaktion als angemessenempfinden.

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Die Frage, die Sie sich zuerst stellensollten, ist, ob Sie direkt nachSignalgenerierung zum aktuellenMarktpreis „market“ kaufen, oder obSie Prozeduren in Ihren Arbeitsablaufeingeführt haben, die es Ihnenermöglichen sollen, einen optimalenEinkaufspreis zu erzielen.

Solche Prozeduren können zumBeispiel das Heranziehen desOrderbuchs zur optimalen Bestimmungdes Einstiegsmoments sein, oder dieVerwendung von Minuten- oderTickcharts während des Lauerns aufden günstigsten Zeitpunkt zum

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Einstieg.

Beschreiben Sie in Ihrem Trading-Planauch den Moment der Aktion und wieSie gedenken, Ihre Positionen zuüberwachen. Ich habe während meinesTradings einige große Verlustehinnehmen müssen, die darausentstanden sind, dass ich meinePositionen nur ungenügend odernachlässig überwacht habe. Es gibtnichts Ärgerlicheres, als am Ende desTags zu entdecken, dass man vergessenhat, ein Limit oder einen Stop zucanceln und diese Order nun mit einemgroßen Verlust ausgeführt in den

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Büchern steht.

In welchen Zeitintervallen prüfen SieIhre Transaktionen und IhreAusführungen? Einmal am Tag,stündlich oder nur nach derOrderaufgabe?

Wie sieht Ihre Exit-Strategie aus?

Dieser Punkt ist vielleicht derwichtigste in Ihrem Trading-Plan. Diewenigsten Trader haben klare Regelnüber den Zeitpunkt und die Art undWeise des Ausstiegs aus einerPosition – sei es aus einem Gewinnoder einem Verlust. Häufig wird

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einfach ausgestiegen, wenn der Tradermeint, genug gewonnen zu haben, oderer Angst bekommt, wieder etwas vomGewinn abgeben zu müssen.

Ausstiegsentscheidungen werdenhäufig von Gefühlen geleitet. Ohneklare Regeln für den Ausstieg könnenwir uns nicht davon frei machen, durchGefühle aus unseren Positionengebracht zu werden. Dass dies meistnicht zu optimalen Ergebnissen führt,versteht sich von selbst.

Deshalb ist es wichtig, die Regeln fürden Ausstieg im Trading-Plan sodeutlich und scharf umrissen zu

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beschreiben, dass jemand anderer füruns den Ausstieg aus einer Positionwählen könnte. Nur so lässt sichsicherstellen, dass wir reproduzierbareErgebnisse erwirtschaften und unsnicht von Gefühlen leiten lassen.

Nichts beeinflusst unsere Gefühle beimTraden so sehr wie die Angst zuverlieren. Man könnte von einemnatürlichen Instinkt sprechen. WirMenschen haben gelernt, dass eslohnenswert sein kann, Risiken in Kaufzu nehmen. Als vor Jahrtausendenunsere Urahnen durch die Wälderstreiften und sich aufmachten, ein

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Mammut zu jagen, mussten siebewusst ein Risiko eingehen und ihreAngst, das Leben zu verlieren,kurzfristig überwinden. Sie wurden fürdas eingegangene Risiko meist belohnt.

Auch beim Traden müssen wirkurzfristig Risiken eingehen. Ganzbewusst müssen wir unsere Angst,Geld zu verlieren, im Moment derInvestition überwinden, und wir hoffenauf eine Belohnung in Form vonGewinnen.

Droht nun die Gefahr, dass uns unsereBelohnung wieder weggenommenwird, weil der Markt sich scheinbar

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gegen uns wendet, bekommen wir sehrschnell Angst, dass die Mühenvergeblich waren und wir unsereBelohnung ganz verlieren können. Wirbeenden deshalb die Spekulationmeistens schnell mit einem kleinenGewinn. So verständlich diesesVerhalten auch ist: Es behindert unsdabei, ein erfolgreicher Trader zuwerden. Als Trader müssen wir Regelnfinden, die es uns erlauben, Gewinnelaufen zu lassen. SubjektiveEmpfindungen, dass wir für diesesRisiko oder jene Transaktion genugverdient hätten, helfen uns nichtweiter.

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Objektive Ausstiegsregeln sind also einwesentlicher Bestandteil Ihres Trading-Plans.

Wie gestalten Sie die tägliche undperiodische Nachbereitung IhresTradings?

Ein wesentliches Hilfsmittel bei dertäglichen und periodischenNachbereitung sollte Ihr Trading-Tagebuch sein. Ich kann jedem Tradernur empfehlen, ein Trading-Tagebuchzu führen.

In Ihrem Trading-Plan sollten Siedeshalb festlegen, wie Sie Ihr Trading-

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Tagebuch gestalten – in welchenAbständen und wann Sie Eintragungenvornehmen. Wenn Ihr Trading Ihnendazu Zeit lässt, sollten Sie unmittelbarnach jeder Transaktion alle wichtigenDaten über Ihr Geschäft in dasTagebuch aufnehmen.

Ansonsten sollte Ihr Trading-Plangenau vorsehen, wann Sie diesenotwendige Aufgabe erledigen. HabenSie sich dafür zum Beispiel eine Stundeam Abend nach Marktschlussreserviert, oder werden dieseEintragungen während des Tradings inumsatzschwachen Perioden wie dem

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Mittagsmarkt erledigt?

Legen Sie unbedingt eine feste Zeit fürIhre Eintragungen ins Trading-Tagebuch fest. Denn wenn Sie dasnicht tun, wird es Ihnen wie bei vielenDingen im Leben gehen, die man sichzwar vornimmt, aber für die mankeinen Termin festlegt. Man schiebt sieso lange auf, bis es zu spät ist. Es gibteben immer etwas Wichtigeres. EinTrading-Tagebuch nützt Ihnen abernur etwas, wenn die Eintragungenregelmäßig und vollständig erfolgen.

Auch eine periodische Auswertung derins Trading-Tagebuch eingetragenen

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Daten ist wichtig. Vermerken Siedeshalb in Ihrem Trading-Plan auchTermine und Intervalle für eine solcheregelmäßige Bearbeitung.

Die periodische Nachbereitung IhresTradings bringt oft wertvolle Hinweisezur Verbesserung der Trading-Strategie.

Beispiel eines Business- undTrading-Plans

Überblick

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Dieser Business-Plan dient alsoperative Hilfe für mein elektronischesDaytrading-Geschäft. Ich bin alleinigerProfiteur meines Trading-Geschäfts,habe aber einen Assistenten für das sogenannte Day-to-Day-Geschäft. Alsgut ausgebildeter Trader bin ich sicher,dass mein Daytrading-Geschäftprofitabel ist. Ich habe nicht nur einfundiertes Praxiswissen (mehr als 15Jahre) über die Märkte, in denen ichmich bewege, sondern auch dienotwendigen mentalen Fähigkeiten fürdieses Geschäft. Beides zusammenstellt meinen spezifischen Vorteilgegenüber vielen anderen

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Marktteilnehmern dar.

Es sind keine weiteren Investitionen indas Geschäft erforderlich, und dasDaytrading-Geschäft wird von Beginnan zu einem positiven Cashflowführen.

Geschäftsbeschreibung

Mission

Um ein ausgeglichenes, glücklichesund zufriedenes Leben zu führen,versuche ich, in größtmöglichemEinklang mit meinem Wertekonzept zuleben. Freiheit, Gerechtigkeit, Erfolg

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sind neben Gesundheit, Lebensfreudeund Sicherheit die wichtigsten Werte.Traden ist ein Geschäft, in dem sichviele dieser Werte wiederfinden unddas dieses Wertekonzept unterstützt.Ich bin frei in meinen Entscheidungen,bestimme selber, was ich wann undwie tue. Ich habe keine Kunden in demGeschäft, sodass ich auf niemandenRücksicht nehmen muss, wenn ich mirfrei nehme oder im Laufe des Tagsentscheide, dass ich für heute genuggetradet habe. Niemand kann meineLeistung subjektiv beurteilen, sodassmein Erfolg allein von mir selbstabhängig ist. Durch das Profit Loss

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Statement erkenne ich objektiv, ob ichgut oder schlecht in meinem Businessbin. Es gibt keine ungerechtenEntscheidungen oder Bewertungen derLeistung beim Traden.

Mein Geschäft ist Daytrading. DieseAktivität bringt substantielle Gewinneund einen Cashflow für mich hervor.Deshalb führt Traden mich auch ineine finanzielle Unabhängigkeit.Gewinne helfen mir, meine Zielesukzessiv zu erreichen. Diese Ziele sindeng verbunden mit meinemWertekonzept.

Überblick und Geschichte

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Ich habe einen umfassenden Trading-Background, der sowohl auf meinenlangjährigen Studien der Märkte (seitmeinem 14. Lebensjahr) als auch aufmeinem psychologischen Wissen überdas Verhalten anderer Marktteilnehmerund meiner eigenen Psychologieberuht. Zusätzlich brachte meinStudium der Volkswirtschafts- und derBetriebswirtschaftslehre weiteretheoretische Grundlagen, die meinTraden unterstützen. Ich habe diverseInvestmentseminare besucht und führeein Trading-Tagebuch, das mir hilft,mich ständig weiterzuentwickeln undzu verbessern.

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Produkte und Leistungen

Die Leistungen, von denen ich beimTraden profitiere, sind bereits unterdem Stichwort „Mission“ klar gefasst.Aber auch andere profitieren vonmeinem Traden, denn als Daytraderstelle ich einen essentiellen Servicebereit, indem ich Liquidität für dieMärkte generiere. So trage ich zumFunktionieren und zur optimalenPreisfindung an den Weltmärkten bei.

Ich trade schwerpunktmäßig den DAX-Future und Bund-Future sowie den e-mini S&P; ab und zu gehe ich auchPositionen im Euro Stoxx ein. Alle von

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mir gehandelten Märkte sindelektronische Börsen, sodass ich eineschnelle und faire Orderausführungerwarten kann.

Geschäftsablauf

1) Ich arbeite von zu Hause aus undhabe zusätzlich ein externes Büro.Beide Arbeitsplätze sind optimalausgestattet. Als wichtigste Elementesind hier mehrere Computer mitBackup-Computern, Flatscreens undeine sichere Internetverbindung zunennen sowie eine zweite unabhängigeLeitung für Notfälle. Im Büro verfügeich zusätzlich noch über

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Standleitungen zu den nächsten ISPs.

2) Mein Daytrading basiert aufMomentum-Trading-Strategien und isttrendorientiert. Genaue Aussagen zumTrading finden sich im Trading-Plan.

3) Zeitmanagement: Ich trade morgensden DAX in der Eröffnung ab 9.00 Uhrbis etwa 11.00 Uhr, um danach ins Bürozu fahren. Dort handle ich je nachMarkt und mentaler Verfassung bis22.15 Uhr. Zwischen 17.30 und 19.00Uhr mache ich eine Pause. Generelltrade ich fünf Tage die Woche außeran Feiertagen. Die Marktvorbereitung(geistige Probe und Entwicklung von

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Low-Risk-Ideen) und Nachbereitung(Trading-Tagebuch und Review)werden auf der Fahrt ins Büro undbeim Sport erledigt. SchriftlicheDokumentationen erfolgen währendder Trading-Zeit.

4) Notfallplan: Es gibt einen Notfallplanfür technische Ausfälle wieTelefon/Internet und auch einen fürunerwartete Stresssituationen, dieauftreten können. Bei technischenAusfällen steht mir immer eineBackup-Leitung wie zum Beispiel überHandy zur Verfügung. Tretenunerwartete Situationen auf, etwa ein

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Unglück in der Familie oder großeErrors, wird das Traden soforteingestellt und erst wiederaufgenommen, wenn der Stressorbeseitigt ist.

5) Organisation: Trading-Entscheidungen treffe ich allein (sieheTrading-Plan). Das so genannte RecordKeeping und Überwachen von Ordersübernimmt aber ein Mitarbeiter, sodassich meine Konzentration voll auf dasTraden fokussieren kann.

Wettbewerber

Neben den institutionellen Tradern gibt

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es rund fünf Prozent Retailkunden anden Futures-Börsen. Nur ein geringerAnteil von ihnen (etwa 15 Prozent) sinderfolgreich. Als Daytrader mit meinemErfahrungshorizont habe ich keineNachteile gegenüber denMitbewerbern. Ich verfüge über einenschnellen und sicheren Zugang zu denBörsen und trade keine Pit-beziehungsweise Parkettbörsen. Mitmeinem Ninja Trader habe ich diegleichen Zugangsmöglichkeiten zu denelektronischen Börsen wieinstitutionelle Händler.

Viele meiner Wettbewerber verfügen

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zwar über ein größeres Budget, dies istaber im Daytrading kein Vorteil. Invielen Märkten ist es bei dieser Art zuhandeln schwierig, größere Summenschnell zu platzieren oder abzuziehen,ohne den Markt selbst zu beeinflussen.

1) Meine Stärken sind einfundamentales Wissen über dieFunktionsweise der Märkte, die ichtrade, und die Bereitschaft, schnelleEntscheidungen zu treffen und dieseEntscheidungen auch durch- undumzusetzen. Ich bin flexibel und neigedeshalb nicht zum Generalisieren. Dasheißt nicht, dass ich keine Grundsätze

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habe, aber ich weiß, wann es besser ist,einen Standpunkt aufzugeben. Ich binorganisiert, sodass ich nicht nur einenPlan entwickeln kann, sondern ihnauch mit der notwendigen Flexibilitätverfolge. Ich habe gelernt, dass meineEmotionen ausschließlich von mirkontrolliert werden. Die Macht, meineGefühle zu kontrollieren und innerhalbkürzester Zeit einen produktivenZustand für die zu bewältigendeAufgabe zu schaffen, ist mein größterVorteil gegenüber anderenMarktteilnehmern.

2) Meine Schwäche ist meine Ungeduld

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und, damit verbunden, eine zu starkeZielorientierung. Diese Kombinationführt mich schnell in den Zustand des„Haben-Wollens“ (Ich will den Gewinnxy). Die Polarität des „Habens“ –nämlich bei Verlusten „Nicht zuhaben“ – fördert nichtproduktiveEmotionen. Ich kann diese Schwächedurch mein Disziplinverständnisüberwinden (noch einmal: Disziplinbedeutet, in der Lage zu sein, diejenigeStimmung/Emotion herbeizuführen, diefür die Aufgabe, die ich geradebewältige, die produktivste ist), habeaber bisher noch kein Konzeptgefunden, diese Schwäche generell zu

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beseitigen.

Finanzielle Informationen

1) Trading-Budget

Ich habe folgende Fixkosten

BüromieteData FeedHandelsplattformInternetleitungTelefon…

Außerdem plane ich eine Erhöhung desBudgets für

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SeminareComputerprogrammeTagungen…

2) Cash Flow Statement

NettoeinkommenAusgaben (siehe Budget)Net Cash Flow

3) Profit & Loss Statement

4) Bilanz

Mein Trading-Plan

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(auszugsweise)

Meine Philosophie

An den Kapitalmärkten gibt es vieleunterschiedliche Teilnehmer. Ichglaube, dass vonmassenpsychologischenVerhaltensmustern dieser Teilnehmerder größte Einfluss auf die Märkteausgeht. Diese Verhaltensmusterführen am Markt immer wieder zuähnlichen Strukturen. Es gibt also eineOrdnung am Markt. Alle verfügbarenInformationen sind bereits in derPreisbildung berücksichtigt.

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Weil psychologische Phänomeneimmer wieder die gleichenVerhaltensmuster bei denMarktteilnehmern hervorbringen,entstehen auch immer wieder gleicheStrukturen am Markt. Meine Aufgabeist es, diese Strukturen zu identifizierenund daraus eine Kursbewegungabzuleiten.

Grundlage aller meiner Trading-Entscheidungen bildet die Elliott-Wellen-Theorie, deren Kernaussage ist,dass sich der Markt in bestimmtenStrukturen bewegt. Diese Theorieunterscheidet hauptsächlich Impulsund

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Korrekturbewegungen. Sie geht voneiner natürlichen Ordnung derBewegungen aus.

Ich trade sowohl Korrekturwellen alsauch Impulswellen, wobei ich meisteinen prozyklischen Ansatz verfolge.

Meine Technik

Ich beobachte die Märkte aufCandlestick-Charts und versuche,Elliott-Wellen-Muster zu identifizieren.Die Zeiteinstellungen auf den Chartsvariieren, allerdings verwende ich alsDaytrader hauptsächlich Fünf-Minuten-Charts, beachte dabei aber

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auch den 60-Minuten- und Tageschart.Ich versuche mit dem Trend zu traden,dafür bestimme ich den Trend auf dem60-Minuten-Chart wie folgt:

Höher liegende Hochs und höher liegendeTiefs:AufwärtstrendTiefer liegende Tiefs und tiefer liegendeHochs:Abwärtstrend

Jeder Primärtrend auf dem 60-Minuten-

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Chart wird durch mehrereantizyklische Bewegungen, sogenannte Sekundärtrends,unterbrochen. Ich versuche, innerhalbdieser gegen den Haupttrendgerichteten Sekundärbewegungen mitdem Trend zu spekulieren. Sobald eineSekundärbewegung zum Ende kommt,da sie auf einer Support-Zone aufsetztoder eine vollständigeKorrekturstruktur nach den Elliott-Wellen vorliegt, baue ich meinePosition auf. Folgende Schrittedurchlaufe ich bei meinem Einstieg:

Der Einstieg

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Die Investmententscheidungen werdendiskretionär aufgrund von technischerAnalyse und Marktnachrichtengetroffen. Das wichtigste Prinzip ist,nur Chance-Risiko-Verhältnisse vongrößer 1,5 zu traden, das heißt einePosition wird nur eingegangen, wenndie Chance (Differenz zwischenKursziel und Kauf) 1,5-mal so groß istwie das Risiko (Differenz zwischenKauf und Stop). Dieser Ansatz gehtdavon aus, dass langfristig unterVerwendung eines Stop-Kurses eineTrefferquote von weniger als 50Prozent ausreicht, um eine positivePerformance zu erwirtschaften.

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Erwirtschaftet der Investmentmanagerim Durchschnitt pro Gewinnratedoppelt so viel wie bei einem Verlust-Trade, ist er bereits bei einerTrefferquote von 0,33 Prozent break-even. Das bedeutet: Selbst wenn nurein Drittel aller Transaktionenerfolgreich ist, treten trotzdem keineVerluste auf, da bei einem Gewinndoppelt so viel erwirtschaftet wird, wiebei einem Verlust verloren wird.Folgende Schritte führe ich beimEinstieg durch:

- Glauben beziehungsweise Einstellungüber die präferierte Zählung gewinnen

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- Punkt festsetzen, an dem diese Zählungnicht mehr haltbar wäre

- Ziel festsetzen, das aus dieser Zählungresultiert

- Risk Multiple ausrechnen- Alternativzählung betrachten, festlegen,

welche den gleichen Trend haben,auch hier „Linie im Sand“ festlegen

Bevor die Position aufgebaut wird,lauere ich auf den besten Einstieg. DiePositionsgröße bestimmt ein speziellerMoney-Management-Algorithmus(siehe dazu später in Kapitel 12).

Lauern

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- Markt beobachten, bis er in die Zielzoneläuft

- Abstauberlimit platzieren- Zeiteinheit herunterbrechen, zum

Beispiel auf eine Minute (von vorherFünf-Minuten-Chart) und Zählungdurchführen

- Kauf bei vollständiger Struktur- Auffälligkeiten Orderbuch- Ausbrechen- Abstauberlimit

Es folgt dann die Phase, in der ich inden Markt einsteige.

Aktion

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Bei Market Orders genau die Liquiditätbetrachten!

- Order checken- Order abschicken- Fill checken- Stop platzieren- Stop checken

Exit

Sobald der Einstieg durchgeführtwurde, bestimmen nun meine Exit-Regeln, wie ich aus der Position wiederherauskomme. Dafür muss ich denTrade überwachen. Die Hauptaufgabenbei der Überwachung sind:

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- Stop adjustieren- Trade abbrechen

a) Es werden zwei Techniken für Stopsbenutzt:

Nr. 1: der Zeitstop: Ist eine Positionnicht nach dem maximal Vierfachender gewählten Zeiteinheit im Plus (beiFünf-Minuten-Chart 20 Minuten),beginne ich die Position auszuscalen.Außerdem wird die Position zum Endedes Tags geschlossen.

Nr. 2: Der Stop wird an relativenHochs/Tiefs nachgezogen. Wird dieZielzone des Trades erreicht, wird ein

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aggressiver Stop verwendet oderlimitiert, je nach Marktphase/-zeit undStrategie. (Der Exit wird ausführlich inKapitel 9 beschrieben.)

b) Ein Trade wird umgehendabgebrochen, wenn

- ein Error auftritt- das Trading-Umfeld sich bedeutend

verändert hat

Wiedereinstieg

Ein möglicher Re-Entry erfolgt nur,wenn sich erneut ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis bildet.

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Mentale Voraussetzungen

Kein Trading, wenn Stressorenvorliegen oder Zeitdruck besteht.Gefühl muss unabhängig vom Trading-Erfolg bleiben. Externe Kontrolle derGefühle durch Disziplin.

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Kapitel 4

Glaubenssysteme! Glaubenssätzesind Überzeugungen, die unserVerhalten steuern. ProduktiveÜberzeugungen eröffnen Master-Tradern erheblich mehr Potenzial.

Wie funktioniert unserGehirn?

Während Sie diese Zeilen lesen, wasglauben Sie, wie viele Informationenauf Sie einströmen?

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Denken Sie kurz nach.

Es sind Tausende, wenn nichtMillionen von Informationen. Die Farbedes Papiers, das Gewicht des Buchs,das Sie in der Hand halten, die Sätze,Buchstaben, Wörter, die Helligkeit inIhrer Umgebung, wer sich gerade beiIhnen im Raum befindet – und soweiter und so fort. Unsere Umgebungenthält Tausende von Informationen,doch nur wenn wir uns auf diesekonzentrieren, nehmen wir sie auchbewusst war.

Studien zeigen, dass Menschen nur ein

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bis zwei Prozent der visuellenInformationen auch tatsächlichwahrnehmen. Welche Mechanismensind es nun aber, die steuern, welcheInformationen wir bewusstwahrnehmen und welche wirweglassen? Die Klärung dieser Fragewird uns helfen, uns und unsereTrading-Fehler besser zu verstehen.

Drei Mechanismen verwendet unserGehirn, um die zur Verfügungstehenden Informationen zuverarbeiten.

Informationen werdenweggelassen

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Die meisten Informationen dringen erstgar nicht bis zu unserem Bewusstseindurch. Alle Informationen, die auf unseinströmen, werden gefiltert, bevor wirsie bewusst wahrnehmen. Nur einBruchteil davon dringt zu uns vor, derRest wird weggelassen. Mit diesemMechanismus reduzieren wir unsereUmgebung auf so wenigeInformationen, dass wir uns in ihrzurechtfinden können.

Wenn Sie glauben, der Markt befindetsich in einer bärischen Phase, werdenSie hauptsächlich Informationenaufnehmen, die Ihre Überzeugung

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unterstützen. Werden dann zumBeispiel Wirtschaftsdatenveröffentlicht, die Ihrer Meinungzuwiderlaufen – etwa ein hoherAnstieg der neu geschaffenen Stellenam Arbeitsmarkt –, besteht die Gefahr,dass Sie diese Information bei IhrerMeinungsbildung auslassen und dieZahlen als einmaligen Ausreißerwahrnehmen.

Der Prozess des Weglassens hilft zwardem Gehirn, die Informationsflut zuverarbeiten, beraubt uns aber auchmöglicher Handlungsalternativen, dawir neue Entwicklungen häufig zu spät

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erkennen. Sie werdenhöchstwahrscheinlich eine MengeKaufsignale nicht beachten, wenn Sieder Überzeugung sind, der Marktbefindet sich in einer bärischen Phase.Möglicherweise nehmen Sie sogar dieKaufsignale nicht wahr, weil sieunbewusst weggefiltert werden.

Informationen werdengeneralisiert

Ein weiterer Mechanismus, der dafürsorgt, dass die auf uns einströmendenInformationen leicht zu verarbeitensind, ist der Prozess desGeneralisierens. Damit ist eine

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Verallgemeinerung der Informationengemeint, die wir wahrnehmen.Informationen werden für die leichtereAufnahme in unser Bewusstseinvereinfacht.

Eine solche Verallgemeinerungnehmen Sie zum Beispiel vor, wenn Sieüberzeugt sind, dass Short-Spekulationen gefährlicher sind alsLong-Trades, weil diesen einunendliches Risiko innewohnt.Schließlich kann ein Wert höchstenswertlos werden, also auf null fallen –bei einer Long-Spekulation könnensich Werte dagegen verdoppeln,

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verdreifachen oder verzehnfachen.

Diese Generalisierung „Short-Spekulationen sind gefährlicher alsLong-Trades“ wird dafür sorgen, dassSie vielfach Short-Möglichkeiten als zuriskant empfinden und die Long-Seitebevorzugen.

Informationen werden verzerrt

Der dritte Mechanismus, der dieInformationsverarbeitung mitbestimmt,ist der Prozess, Informationen so zuverzerren, dass sie in uns bekannteMuster passen. Es ist einfacher, eineInformation in unser persönliches

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Denkmuster hineinzupressen, als sichdamit detailliert auseinander zusetzen – vielleicht sogar mit der Folge,dass wir akzeptierte Meinungen oderDenkschemata ändern oder anpassenmüssen. Es ist leichter, eineInformation an ein Denkmusteranzupassen, als ein Denkmuster zuändern, um neue Informationeneinzuarbeiten. Denn meist sindDenkmuster verbunden mit anderenDenkmustern (siehe dazu auch diefolgenden Abschnitte überGlaubenssätze).

Beim Trading verzerren Sie zum

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Beispiel immer dann Informationen,wenn Wirtschaftsdaten veröffentlichtwerden, die Sie anders interpretierenals der Markt. Sie glaubenbeispielsweise, dass der Aktienmarkt ineinem Bullmarket ist. Nach einerZinssenkung steigt der Markt aberkaum an, sondern fällt sogar nacheiniger Zeit. Die Zinssenkung ist für Sieein positives Zeichen, obwohl sieeigentlich die schlechte wirtschaftlicheLage widerspiegelt: Die Notenbank willdie lahmende Konjunktur ankurbeln.Ob das gelingt, wissen Sie nicht, Sieverzerren bloß die Information, indemSie diese Zinssenkung positiv

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interpretieren.

Der Prozess des Weglassens hilft uns,unsere Generalisierungenbeizubehalten.

Glaubenssätze bestimmenunser Verhalten

Drei Mechanismen sorgen also dafür,dass Informationen gefiltert, verzerrtund generalisiert werden. Aber nachwelchem Kriterium werden dieInformationen gefiltert? Wieentscheidet unser Gehirn, ob es die

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Information weglassen soll, ob wir sieverzerren werden oder möglicherweiseverallgemeinern?

Glaubenssätze sind dafürverantwortlich, welche Informationenunser Gehirn erhält und in welcherForm. Glaubenssätze sindÜberzeugungen. Sie werden gebildetdurch unsere Umgebung, Wissen,Erfahrung, Referenzerlebnisse undunsere Vorstellungskraft.

Glaubenssätze entstehen aus demGefühl der Gewissheit, das wir übereinen bestimmten Sachverhalt haben.Mit dieser Gewissheit verinnerlichen

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wir eine Überzeugung, und der Prozessder selektiven Wahrnehmung beginnt.

Wir tragen Tausende vonÜberzeugungen mit uns herum,Glaubenssätze über unsere Umgebung,über unser Verhalten, unsere Kapazität,über unsere Werte, unsere Identitätund Spiritualität.

Unsere Überzeugungen sindhierarchisch geordnet, wie einePyramide. Sie bedingen sichgegenseitig und bauen aufeinander auf.Eine Überzeugung auf einer höherenEbene muss durch eine Überzeugungauf einer unteren Ebene gestützt

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werden. Ganz unten, an der Basis derPyramide, stehen Glaubenssätze überunsere Spiritualität. Glauben wir aneinen Gott? Ist die Welt gut oder böse?Fragen der Spiritualität bestimmen alleanderen Glaubenssätze.

Die nächste Ebene bildenÜberzeugungen über unsere Identität.Sind wir Gewinner oder Verlierer, sindwir klug oder dumm? Je nachdem, wiewir uns selbst einschätzen, werden wirauch handeln.

Glaubenssätze über Werte bestimmenebenfalls unser Verhalten. Wenn wirzum Beispiel glauben, dass Geld den

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Charakter verdirbt und nur Schlechtesbringt, werden wir auf derVerhaltensebene niemals spekulierenund immer Aktien für eine unsolideGeldanlage halten.

Eine weitere Ebene der Glaubenssätzeist die über unsere Kapazität. Wenn wirglauben, dass wir schwimmen können,springen wir ins Wasser. Glauben wires nicht, dann werden wir uns hüten,ohne Schwimmhilfe ins Wasser zugehen. Wenn wir glauben, einspekulativer Investor zu sein, werdenwir auch Futures traden, sonst nicht.Die Glaubenssätze über unser

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Verhalten sind also schon durch alleunteren Ebenen angelegt. Ebenso dieschwächsten Glaubenssätze überunsere Umgebung – dass wir zumBeispiel der Meinung sind,Candlesticks seien eine bessereChartdarstellung als Barcharts. OderCoca-Cola schmecke besser als Pepsi.

Glaubenssätze über unsere Umgebunglassen sich leicht austauschen. Sie sindnicht tief verwurzelt, müssen aberdurch alle anderen Ebenen unterstütztwerden. Wenn ich glaube, ich bin einkonservativer Investor, werde ich nurschwer zu der Überzeugung gelangen,

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dass Futures besser sind als Aktien. Diemeisten Trading-Bücher und -Seminare versuchen, bei den Traderndie Glaubenssätze auf der Ebene derUmgebung zu ändern, weil das relativleicht ist. System A ist besser alsSystem B – das kann der Referent infünf Stunden leicht dem Publikum klarmachen. Er wird aber kaum innerhalbeines Seminars die Glaubenssätze überdie Identität oder Spiritualität derTeilnehmer ändern können (es seidenn, er unterzieht die Teilnehmereiner Gehirnwäsche). WirklicheVeränderungen im Verhalten derTrader sind schon schwieriger zu

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vermitteln.

Wenn es uns gelingt, einenGlaubenssatz auf einer unteren Ebeneder Pyramide zu verändern, hat dasKonsequenzen für alle übergeordnetenEbenen. Wenn ich als Nicht-Vegetariermein Wertekonzept ändere und nunüberzeugt bin, dass Tiere genausowertvoll sind wie Menschen, bedeutetdas für die Kapazitätsebene, dass ichkein Fleisch mehr essen kann, für dieVerhaltensebene, dass ich meinenSpeiseplan umstelle, und für die Ebeneder Umgebung, dass ein Sojaburgerbesser schmeckt als ein Hamburger.

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Unsere Glaubenssätze sind wie eineDosenpyramide im Supermarktaufgebaut. Ziehen wir ganz unten eineDose heraus, fallen alle Dosen weiteroben ebenfalls herunter.

Es gibt keine Realität – nureine interne Repräsentationder Welt

Glaubenssätze sind sehr stark, siekönnen unser Verhalten bis zurSelbstaufgabe beeinflussen. Wenn wirglauben, dass 72 Jungfrauen imHimmel auf uns warten, wenn wir uns

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im so genannten Heiligen Krieg miteiner Bombe in einer Menschenmassein die Luft sprengen, vernichtet dieserGlaubenssatz unsere eigene Existenz(und die einiger unschuldiger anderer).

Glaubenssätze steuern unser Verhaltenund unsere Wahrnehmung. UnsereÜberzeugungen bilden ein internesModell der Welt. Eine objektive Realitätgibt es nicht, denn jeder Mensch hatandere Überzeugungen und nimmtdeshalb die Welt auch anders wahr.Bandler und Grindler, die Begründerder NLP (NeurolinguistischeProgrammierung), formulieren dies so:

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„Eine Vielzahl von Menschen hat in derGeschichte erkannt, dass es einenriesigen Unterschied zwischen der Weltund unserem Erleben gibt.“

Dieser Prozess begleitet uns auch beimTraden. Es gibt keine Realität, es gibtnur unsere persönliche Vorstellungvom Markt. Je nachdem, wie wir diesenMarkt wahrnehmen, werden wirhandeln.

Durch Generalisieren, Weglassen undVerzerren wird unsere persönlicheRealität aufgebaut und entwickelt.Diese Realität ist wie eine Karte, siebestimmt unser Verhalten. Sie gibt uns

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Möglichkeiten. Je stärker Siegeneralisieren, weglassen oderInformationen verzerren, desto wenigerMöglichkeiten werden sich Ihnenbieten. Deshalb ist es wichtig, darauf zuachten, dass Sie sich eine komplexeRealität schaffen. Denn nur dannhaben Sie auch eine Vielzahl vonAuswahlmöglichkeiten.

Eine Überzeugung, ein Glaubenssatz,unterscheidet sich deutlich von einerVorstellung. Sie haben eine Reihe vonVorstellungen, an die Sie aber nochnicht recht glauben. Viele von Ihnenkönnen sich vielleicht vorstellen, ein

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Master-Trader zu sein, aber sind davonnoch nicht überzeugt. Nur wenn Siewirklich Gewissheit spüren, wenn Siediesen Satz zu sich sagen, dann sind Siedavon überzeugt.

Vorstellungen lassen sich natürlich inÜberzeugungen verwandeln, wenn Siezum Beispiel Referenzerlebnisse hatten,bei denen Sie exzellent getradet haben.Möglicherweise können Sie auf einentollen Track Record zurückblicken, undSie haben bereits mehrere Trading-Krisen überwunden. Je mehrReferenzerlebnisse Sie hinzuziehenkönnen, desto solider wird der

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Unterbau Ihrer Überzeugung. DieseReferenzerlebnisse veranlassen Sie zuglauben. Je mehr Referenzerlebnisse Siehaben, desto größer wird dieGewissheit, und der Glaubenssatzverfestigt sich.

Interne Repräsentation

Jeder Mensch erlebt seine eigeneRealität

Die interne Repräsentation ist wieein Computerprogramm, das unserVerhalten bestimmt

Menschen treffen ihre beste

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Auswahl unter den ihnen zurVerfügung stehendenMöglichkeiten

Wir können zu allem und jedemÜberzeugungen gewinnen, wenn wirauf genügend Referenzerlebnissezurückgreifen oder uns etwas sehrintensiv vorstellen können. Meisthaben wir sowohl positive als auchnegative Referenzerlebnisse zu einemThema. Wohl kein Trader wird nichtauch mal Trading-Fehler gemacht oderVerlustphasen durchlebt haben, dieseinen Glaubenssatz eigentlich nichtstützen.

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Aber bestimmt können Sie auchpositive Erlebnisse vorweisen. DieFrage ist nun, welche dieserErinnerungen für Sie zählen und Ihnenals Referenzerlebnisse dienen.

Das Interessante ist, dass es wenigerauf das tatsächlich Erlebte ankommt alsdarauf, welche Anschauung unswirklich Kraft gibt und uns weiterhilft.Auf welche Referenzerlebnisse wollenSie sich konzentrieren: auf die gutenoder die schlechten? Es ist IhreEntscheidung. Wenn Sie sich auf Ihreschlechten Erlebnisse konzentrieren,haben Sie meist Angst. Eine

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Überzeugung will Sie vor weiterenschlechten Erfahrungen schützen.Finden Sie heraus, welcheÜberzeugung Sie schützen will.

Wie Überzeugungen unserHandeln beeinflussen

Stellen Sie sich zwei Trader mitdemselben Background vor. Beidehandeln Aktien und haben bisherErfolg gehabt. Nun entscheiden siesich, ein wenig spekulativer zu werden,und wollen ihre erste Option kaufen.Nehmen wir an, jeder kauft zehn

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Telekom-Calls mit Strike 15 VerfallJuni. Direkt nach dem Investmententwickelt sich der Kurs der Aktie nachunten, und die Option verliert an Wert.Hinzu kommt der Zeitwertverlust. ImJuni des Jahrs steht die Telekom-Aktiezwar bei 15 Euro, aber die Option istwertlos, da sie nicht über ihremBasispreis notiert.

Nach diesem Referenzerlebnis mitOptionen ist Trader A frustriert. Er hatdas Ziel gehabt, Geld mit Optionen zuverdienen, aber dieses Ziel deutlichverfehlt. Doch schon nach einigemNachdenken sieht er auch das Positive

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in seinem ersten Trade: Er betrachtetihn als Erfahrungsschatz, als Signal, dasihm zeigt, dass er noch viel lernenmuss, wenn er mit Optionenerfolgreich handeln will. Er ist deshalbweiter der Überzeugung, dass er Geldmit Optionen verdienen kann.

Trader B hingegen ist mehr alsfrustriert, er ist enttäuscht. Auch er hatsein Ziel verfehlt. Er macht sichVorwürfe, dass er mit Optionengehandelt hat, glaubt, er seiunvorsichtig gewesen, und Optionenseien nichts für ihn. Seine dauerhaftnegative Betrachtungsweise dieses

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Referenzerlebnisses führt zu derÜberzeugung, dass er mit Optionenkein Geld verdienen kann. Erverabschiedet sich von seinem Ziel,Geld mit Optionen zu verdienen, undlebt fortan mit der Überzeugung, dassOptionen nur etwas für Zocker sind.

Beide Trader haben das gleicheErlebnis gehabt, doch wegen ihrerunterschiedlichen Glaubenssätzeandere Konsequenzen daraus gezogen.Investmenterfolg resultiert daraus, wiewir die Ereignisse für unswahrnehmen; Investmenterfolgresultiert nicht aus den Ereignissen

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selber. Es zählen also nicht dieReferenzerlebnisse an sich, sondernwie wir diese Referenzerlebnisse internrepräsentieren, welches interne Modellwir aus ihnen entwickeln.

Unsere beiden Investoren haben eineunterschiedliche Realität entwickelt,weil sie den Verlust in Optionenunterschiedlich wahrgenommen undfür sich interpretiert haben. In derRealität von Investor B wird es inZukunft keine Optionen mehr geben,er hält Optionen für unbrauchbar, undin seiner Realität kann man damit keinGeld verdienen. Investor A dagegen hat

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eine komplexere Realität. Er weiß nun,dass Options-Trading anders ist alsAktien-Trading und er noch einigeslernen muss, wenn er Optionenhandeln will. Er wird aber für dieZukunft das Options-Trading nichtausschließen.

Überzeugungen beimTraden

Wie sie uns blockieren

Trading-Erfolg bedeutet, komplexeinterne Modelle und adäquate

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produktive Glaubenssätze zu haben, dieeinen beim Traden unterstützen.Verfügen wir nicht über adäquateinterne Repräsentationen vonEreignissen, werden wir auch nichterfolgreich traden können.

Viele Trader wiederholen immerwieder ihre Fehler, weil es ihnen aneiner geeigneten Repräsentation desEreignisses fehlt, das den Fehlerbedingt. So gibt es zum Beispiel eineMenge Menschen, die ständigversuchen, Gründe zu finden, eineSchieflage zu rechtfertigen. DieKonsequenz daraus sind sehr große

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Verluste.

Warum? Weil das interne Modell desTraders versucht, die Position zurechtfertigen, indem es Gründe sucht,warum diese Position doch richtig ist.Solch ein internes Modell ist nichtadäquat, weil es ein Verhaltenproduziert, das gegen die goldeneTrading-Regel – Verluste klein halten –permanent verstößt. Es ist auch nichtproduktiv, weil es keine weiterenMöglichkeiten schafft, aus derVerlustfalle herauszufinden.

Wenn Sie glauben, es gebe eineMethode, mit der sich

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Marktbewegungen vorhersagen lassen,dann werden Sie eine Menge Zeit undRessourcen aufwenden, diese Methodezu finden. Diese Ressourcen stehenIhnen für andere Aufgaben beimTraden dann nicht mehr zurVerfügung.

Dieser Glaubenssatz wird Sieeinschränken, weil Sie kaum geneigtsein werden, nach anderen MethodenAusschau zu halten, um am MarktGeld zu verdienen, als nach Methoden,die eine Preisbewegung vorhersagen.

Wenn Sie glauben, dass beim Tradenprinzipiell mehr Geld auf der Long-

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Seite zu verdienen ist, werden Sieniemals in der Lage sein, flexibel zutraden, weil Ihr internes Modell jedesShort-Signal im Vergleich zu Long-Signalen schlechter bewertet. DieserGlaubenssatz wird Sie einer Mengeguter Short-Möglichkeiten berauben.Viele Trading-Strategien, die sehrerfolgreich sind, werden für Sie nicht inFrage kommen. Wer glaubt, Futuresseien riskant, wird sich nur sehrschwer für dieses Anlageinstrumentbegeistern können.

Es ist offensichtlich, wie dieaufgeführten Glaubenssätze Realitäten

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schaffen, die den Trader behindern.Viele Überzeugungen, die wir in unstragen, schränken unsereMöglichkeiten ein. Finden Sie heraus,welche Überzeugungen Sie behindern,und entwickeln Sie adäquateGlaubenssätze, die Ihnen eine Realitätschaffen, die Sie nicht begrenzt. Es gibtkeine falschen Glaubenssätze. JedeÜberzeugung, die Sie verinnerlichthaben, hat bisher einen Zweck für Sieerfüllt.

Der Trader zum Beispiel, der sagt: Ichtrade nie wieder Optionen, beraubt sichzwar der Möglichkeit, dieses

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Instrument in Zukunft noch zubenutzen. Aber sein Glaubenssatzschützt ihn auch, ein weiteres Mal seinGeld mit Optionen zu verlieren.

Wenn der Trader aber seinenGlaubenssatz ersetzt – zum Beispiel inder Form: „Wenn ich Optionen tradenwill, dann muss ich sehr gut vorbereitetsein und in jedem Fall einen Stopbenutzen“ –, dann ist dieseÜberzeugung hilfreich und produktiv.

Wie Glaubenssätze unsunterstützen

Wenn Sie Glaubenssätze finden wollen,

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die Sie unterstützen, müssen Sie sichklar werden, dass die meistenEinschränkungen aus einerGeneralisierung erfolgen. „Optionensind Teufelswerkzeug“ ist eine klareVerallgemeinerung. Wer dieseGeneralisierungen hinterfragt, wirdkomplexere Überzeugungen gewinnen,die dann hilfreich für die Entwicklungeiner Trading-Strategie sein werden.

Häufig merken wir gar nicht, wie starkwir zum Generalisieren neigen. WennSie zum Beispiel der Überzeugung sind,man solle immer seine Verlustebegrenzen, dann ist die daraus

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resultierende Einschränkung erst garnicht erkennbar. Sollten Sie wirklichimmer die Verluste begrenzen? Gibt esnicht auch Investmentmöglichkeiten,bei denen ein Stop nicht sinnvoll odersogar nicht möglich ist?

Wie sieht es zum Beispiel aus mit einerOption, die weit aus dem Geld ist?Normalerweise notiert eine solcheOption nur bei wenigen Cents. Siekönnen maximal Ihren Kaufpreisverlieren, aber ein Vielfachesgewinnen. Wenn Sie bei diesenOptionen immer einen Stop verwendenwollen, dann können Sie diese Option

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nicht kaufen, denn aufgrund dergeringen Preisspanne würden Siegarantiert ständig ausgestoppt werden.Oder die vorbörsliche Beteiligung anFirmen – hier können Sie Ihren Verlustnicht begrenzen.

Alle Überzeugungen, die Sie hier inmeinem Buch finden, sind ebenfallsGeneralisierungen. Ich habe diese undnicht andere gewählt, weil ich glaube,dass sie mich persönlich beim Tradenunterstützen.

Wenn ich zum Beispiel sage: DasErgebnis des einzelnen Trades istzufällig, so unterstützt mich dieser

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Glaubenssatz. Wenn ich weiß, dass ichsowieso nicht beeinflussen kann, obder Trade ein Gewinner oder einVerlierer ist, dann werde ich mir überden Einstieg nicht so viele Gedankenmachen. Deshalb kann ich schnellerentscheiden. DieseEntscheidungsstärke ist ein Vorteilgegenüber anderen Tradern!

Außerdem werde ich nicht enttäuschtoder deprimiert sein, wenn ich einenVerlust mache. Denn das einzelneErgebnis ist ja zufällig. Unter dieserVoraussetzung habe ich nur Einflussauf die Höhe des Gewinns oder

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Verlusts und werde darauf meineRessourcen konzentrieren.

Sie sehen, dieser Glaubenssatzunterstützt mich. Er ist produktiv undnicht begrenzend.

Ich habe auch Glaubenssätze, die micheinschränken. Eine meiner Trading-Regeln lautet etwa, dass ich nurChance-Risiko-Trades eingehe, beidenen ich das 1,5fache meines Risikosgewinnen kann. Es gibt viele Trading-Gelegenheiten, die ich nichtwahrnehmen kann, weil ich mir dieseRegel auferlegt habe. Weil ich mirdieser Beschränkung aber bewusst bin,

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stellt sie für mich kein Problem dar. Ichweiß, warum ich sie eingehe undwelche Auswirkungen sie auf meineinterne Realität hat.

Jeder Mensch hat Tausende vonÜberzeugungen. Was bedeutet derMarkt für Sie, was bedeuten Gewinne,Verluste, eine Reihe von Verlusten fürSie? Was glauben Sie von sich selbst,von Trading und Spekulieren? Allediese Überzeugungen können unsunterstützen oder behindern, jenachdem, wie wir sie formuliert haben.

Viele Trader sind der Überzeugung,Verluste seien schlecht. Dieser Glaube

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hat häufig sehr negativeAuswirkungen auf den Trader, denn istes überhaupt möglich, Verluste zuvermeiden? Sicher nicht, Verlustewerden auftreten. Der Trader wirdglauben, er hat etwas schlechtgemacht, wenn Verluste entstandensind.

Dieser Gedanke schwächt aber dasSelbstbewusstsein. Es besteht dieGefahr, dass der Trader in diesemZustand zu zweifeln beginnt und sichso der Fähigkeit beraubt, guteEntscheidungen zu treffen.

Wer glaubt, dass Verluste schlecht

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sind, wird Schwierigkeiten haben, dieVerluste zu realisieren. Er wird hoffen,doch noch das Schlechte vermeiden zukönnen.

Wie sieht es aus, wenn der Traderstattdessen den Glaubenssatz annimmt,dass Verluste der Preis für die nächsteChance sind? Diese Überzeugungunterstützt ihn. Er wird nämlich dafürSorge tragen, dass er die nächsteChance niemals zu teuer erkauft. Alsowird er zusehen, dass seine Verlusteklein bleiben. Sein Selbstwertgefühlwird nicht betroffen sein, wenn erverliert, denn es gibt keine Verbindung

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zwischen der Überzeugung und demSelbstwertgefühl.

Häufig bewerten Trader Ereignisse inKategorien wie „gut“ oder „schlecht“und koppeln diese an Gefühle. EinBeispiel dafür ist der Glaubenssatz„Gewinne motivieren mich“. DieseÜberzeugung trägt jedoch eine Polaritätin sich. Denn sie impliziert, dassVerluste den Trader demotivieren. Einesolche Demotivierung kann aber dazuführen, dass der Trader in eineVerlustspirale gerät.

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So finden SieGlaubenssätze, die Sieunterstützen

Der erste Schritt, hilfreicheGlaubenssätze zu finden, ist, sichüberhaupt über seine Glaubenssätzeklar zu werden. Nehmen Sie sichdeshalb ein langes Wochenende Zeitund versuchen Sie, möglichst vieleIhrer Überzeugungen herauszufinden.Fragen Sie sich dabei immer: Wasbedeuten bestimmte Ereignisse oderSituationen für mich persönlich?

Wenn Sie zum Beispiel über das Thema

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Verluste nachdenken, ist es einfach zuschreiben: Verluste gehören zumGeschäft. Aber ist das wirklich IhreÜberzeugung, oder haben Sie nur einenLehrsatz aus irgendeinem Buchübernommen? Je ehrlicher undgenauer Sie sich bemühen, IhreGlaubenssätze herauszufinden, destohilfreicher werden die Hinweise sein,die Sie durch diese Lektion erhalten.

Formulieren Sie in jedem Fall IhreGlaubenssätze schriftlich, weil Ihnendas hilft, präziser zu sein. Nachdem SieIhre Liste mit Glaubenssätzen erstellthaben, überprüfen Sie jeden

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Glaubenssatz: Wie beschränkt Sie dieseÜberzeugung, welchen Zweck erfülltesie bisher, welchen Zweck könnte eineandere und möglicherweise bessereFormulierung erfüllen?

Gibt es Polaritäten in IhrenGlaubenssätzen? Polaritäten sind meistgefährlich, weil sie mittelbar wirkenund der negative Effekt dadurch häufigübersehen wird. Sie treten immer dannauf, wenn Sie einen bestimmtenZustand an ein Ereignis koppeln – zumBeispiel „Gewinne motivieren mich“.Denn im Umkehrschluss bedeutet dies,dass „keine Gewinne“ uns

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demotivieren.

Außerdem fragen Sie sich, ob derGlaubenssatz produktiv ist. Wenn ernämlich zu sachlich formuliert ist, wirder wenig produktiv für Sie sein. VieleTrader antworten auf die Frage: „Wasbedeutet der Markt für Sie?“ damit,dass am Markt Angebot und Nachfragezusammentreffen. Diese Überzeugungist zwar richtig, aber sie motiviert denTrader wohl kaum. Sie ist nichtproduktiv. Oder würden Sie sichmorgens motiviert fühlen, sich mit demMarkt auseinander zu setzen, wobekanntlich Angebot und Nachfrage

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aufeinander treffen?

Mein Glaubenssatz über den Markt ist,dass er die Quelle meiner Chancen ist.Diese Formulierung ist motivierend, daeine Quelle positiv besetzt ist und ichdort Chancen finden werde.

Eine gute Methode, hilfreicheÜberzeugungen zu finden, bestehtdarin, zunächst einmal beierfolgreichen Tradern „abzuschauen“.Lesen Sie zum Beispiel das Buch„Magier der Märkte“. Es enthältInterviews mit Top-Tradern und ihrenGlaubenssätzen, die auch für Siehilfreich sein können.

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Ein Glaubenssatz unterstützt Sie, wenner nicht zu stark generalisiert, Sie nichtlimitiert, sondern Ihre Möglichkeitenerweitert, und Polaritäten vermiedenwerden. Ein Glaubenssatz ist immerdann produktiv, wenn er Sie beimTraden unterstützt.

Trading-Probleme entstehen ausunproduktiven oder limitierendenGlaubenssätzen

Glaubenssätze sind der Schlüssel,warum viele Trader erfolgreicheTrading-Systeme nicht nutzen können.Wenn Sie eine Überzeugung in sichtragen, die nicht zu dem Trading-

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System passt, weil Sie zum Beispielglauben, der Aktienmarkt befindet sichin einem großen Bullenmarkt, dasSystem geht short, werden SieSchwierigkeiten haben, dem System zufolgen.

Weil jeder MarktteilnehmerÜberzeugungen als Filter für seineInvestmentinformationen benutzt, istes geradezu lächerlich anzunehmen,Trader könnten objektiv am Marktagieren. Jeder Trader hat seine eigeneRealität und handelt in ihr. Wenn Sieverstehen, wie Sie persönlich mit HilfeIhrer Glaubenssätze Informationen

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filtern, werden Sie Ihre Trading-Ergebnisse automatisch verbessern –besonders, wenn Sie unterscheidenkönnen, welche Glaubenssätze nichtproduktiv oder einschränkend sind.

Um das herauszufinden, sollten Sie einpsychologisches Trading-Tagebuchführen und Ihre Überzeugungen beijedem Trade hinterfragen und notieren.Wenn Sie das Tagebuch dannanalysieren, werden Sie schnellherausfinden, welche GlaubenssätzeSie motivieren und welche Sie blockierthaben.

Welche Filter haben Sie verwendet, um

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den Trade einzugehen, welcheÜberzeugungen für Ihr Investment, denMarkt? Welche Gefühle hatten Siebeim Trade: Fühlen Sie sich schlecht,wenn Sie verlieren, und gut, wenn Siegewinnen?

Versuchen Sie, diese Überzeugungendurch produktivere zu ersetzen. Dasgeschieht meist nicht von heute aufmorgen, sondern ist ein Prozess, denSie sich erarbeiten müssen. Jeintensiver Sie darüber nachdenken,umso erfolgreicher werden Sie sein.

Schwer wiegende Trading-Problemeentstehen meist durch ein oder zwei

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hinderliche Glaubenssätze auf derEbene der Identität oder derSpiritualität. Vor allem, wenn Sie dazuneigen, Verantwortung woanders alsbei Ihnen selbst zu suchen, werden Sieimmer wieder die gleichen Fehlermachen. Sie müssen zu derÜberzeugung gelangen, dass Siepersönlich für alles, was Ihnenwiderfährt, verantwortlich sind – nichtdas Schicksal, nicht andere Menschen,und erst recht nicht der Markt.

Probleme mit dem Selbstwertgefühltreten bei Tradern häufig auf. Leider istes sehr schwer, selbst eine ehrliche

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Aussage darüber zu treffen, wieselbstsicher wir sind. Wenn wir aberVerluste persönlich nehmen, ist das einklares Zeichen, dass wir Probleme mitdem Selbstwertgefühl haben. Wenn wiruns schlecht fühlen, wenn wirverlieren, und gut, wenn wir gewinnen,ist das typisch für Probleme mit demEgo. Mit diesen Problemen werden wirnicht auf die Stufe des Seins beimTraden gelangen, sondern meist imStatus des Tuns oder Habensverweilen.

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Kapitel 5

Zustände und Stimmungen. Nichtder emotionslose Trader isterfolgreich! Wir brauchenEmotionen, um Spitzenleistungenzu produzieren. Das Wissen, dieunterschiedlichsten Stimmungen –auch Angst – effektiv einsetzen zukönnen, um unser Trading zuperfektionieren, ist einer dergroßen Vorteile von Master-Tradern.

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Stimmungen bestimmenunser Verhalten.

If you can handle youremotions, you can handletrading

Kennen Sie das Gefühl, dass Ihnenscheinbar alles gelingt? Es gibt solchePhasen beim Trading, in denen allesfunktioniert. Mit einer geradezuunheimlichen Leichtigkeit fällen SieIhre Trading-Entscheidungen undmachen offenbar alles richtig. Sie sindaus Ihren Verlustpositionen schnell

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heraus, Sie pushen IhreGewinnpositionen, und das Geldklingelt nur so in Ihrer Trading-Kasse.

Leider werden Sie bestimmt auchschon Zeiten erlebt haben, in denennichts funktioniert, was Sie beimTraden auch anfangen. JedeEntscheidung ist ein Kampf mit demMarkt, Sie haben Probleme, den Taktdes Markts zu erkennen, anscheinendmachen Sie nur noch Verluste, undwenn Sie mal gewinnen, sind dieGewinne bedeutungslos und klein.

Wie kann das sein? Was hat sichgeändert? Sie sind doch immer noch

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derselbe Trader mit den gleichenStrategien, Taktiken und Erfahrungen.Warum erzielen Sie einmal soniederschmetternde und dann wiederso fabelhafte Ergebnisse?

Der Unterschied liegt im Zustand, auchStimmung genannt, in dem Sie sichbefinden. Es gibt produktiveStimmungen, die Sie unterstützen, undunproduktive Stimmungen, die Sielähmen.

Bisher haben Sie vielleicht geglaubt,dass es keine Möglichkeit gibt, dieseStimmungen zu kontrollieren, dassStimmungen etwas Externes sind, was

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Sie überfällt und dann auch wiederverschwindet. Was wäre aber, wennwir eine Methode hätten, wie wir unsjederzeit in eine produktive Stimmungbringen könnten? WelcheSpitzenleistungen könnten wir dannerbringen?

Warum gelingen uns Aufgaben ineinem bestimmten Zustand besser alsin einem anderen? Die Antwort istrelativ leicht, denn wir verhalten uns injeder Stimmung anders. UnserVerhalten ist somit abhängig von derStimmung, in der wir uns befinden.

Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in

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einem nervösen Zustand. Wie werdenSie sich verhalten, wenn Sie einePosition eingegangen sind? Sie werdenhöchstwahrscheinlich um IhreGewinne bangen und die Positionschnell glattstellen – häufig zu schnell,sodass Ihre Gewinne nur sehr kleinsind.

Ganz anders wäre es, wenn Sie sich indiesem Augenblick selbstbewusstfühlten. Sie wären sich sicher, dass Siemit Ihrer Strategie langfristiggewinnen, auch wenn Sie kurzfristigeinige Gewinne abgeben müssten.Deshalb würden Sie Ihre Position

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durchhalten können, eventuell sogarnoch verstärken. Die gleiche Position,das gleiche Marktumfeld, nur eineandere Stimmung und somit auch einanderes Verhalten. Es sind alsoStimmungen, die unser Verhaltenbestimmen. Ohne eine Stimmungwürden wir gar nicht erst handelnkönnen. Jeder Handlung geht eineStimmung voraus. Stimmungenmotivieren uns zu handeln. Es gibtTausende von Stimmungen, für vielehaben wir Begriffe, andere können wirvielleicht gar nicht mit Wortenbeschreiben.

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Die meisten Stimmungen entstehenunbewusst. Wir sehen, hören, fühlenetwas und reagieren mit einerbestimmten Stimmung darauf.Menschen, denen es bewusst oderunbewusst gelingt, sich in einenhilfreichen und produktiven Zustandzu versetzen und diesen beständigherzustellen, sind erfolgreicher underreichen einfacher und früher ihreZiele.

Wenn Sie als Trader eine Spitzen-Performance erzielen wollen, müssenSie in der Lage sein, Ihre Stimmungenzu kontrollieren. Dazu müssen Sie

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wissen, wie Zustände und Stimmungenin Ihrem Gehirn entstehen. Wenn Siedas wissen, können Sie gezielt Einflussdarauf nehmen, in welche StimmungSie sich bringen möchten.

Wie entstehenStimmungen?

Es gibt eine Verbindungzwischen einem Ereignis,unserer internenRepräsentation dieses

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Ereignisses, der Stimmung,die durch diese interneRepräsentation entsteht, undunserem Verhalten

Wodurch wird der Zustand, in dem wiruns befinden, hervorgerufen, undwarum ist an jeden Zustand einbestimmtes Verhalten gekoppelt? EinZustand hat zwei Hauptbestandteile:zum einen unsere interneRepräsentation eines Ereignisses, zumanderen physiologische Vorgänge wieKörperhaltung, biochemische Abläufe,Atmung und

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Anspannung/Entspannung derMuskeln.

Manche Menschen versuchen, mitDrogen ihre biochemischen Abläufe zubeeinflussen, um in eine andereStimmung zu kommen. Wenn Sie sichmassieren lassen oder ein heißes Badnehmen, gelangen Sie durch dieEntspannung Ihrer Muskeln in einenanderen Zustand. Möglicherweiseatmen Sie tief durch, bevor Sie eineHerausforderung bewältigen. Auchdies ist intuitiv ein Versuch, durch dieAtmung auf die Stimmung zu wirken.Genauso setzen Sie Ihre Körperhaltung

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ein, wenn Sie einen bestimmtenZustand herbeiführen wollen.

Mit der „internen Repräsentation“, dieunsere Stimmung beeinflusst, istgemeint, was Sie sich in einerbestimmten Situation vorstellen, wasSie über ein Ereignis denken. Aberauch wie Sie sich etwas vorstellen,bestimmt Ihren Zustand und IhrVerhalten. Dazu ein Beispiel:

Stellen Sie sich vor, Sie haben einensehr großen Verlust erlitten. DiesesEreignis hat, für sich genommen, nochkeinen Einfluss auf Ihren Zustand. Siemüssen diesem Ereignis erst eine

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Bedeutung geben, eine interneRepräsentation. Was bedeutet diesesEreignis für Sie, was stellen Sie sichvor?

Sie könnten zu sich sagen, dass dieserVerlust Sie von Ihrem Ziel, finanzielleSicherheit zu erreichen, entfernt hat.Obwohl Sie sich angestrengt haben,haben Sie Ihr Ziel nicht erreicht, und esist in weite Ferne gerückt. Sie habenein Resultat hervorgebracht, das Sie aufIhrem Weg, Ihr Ziel zu verwirklichen,weit zurückgeworfen hat.

Diese Repräsentation wirdhöchstwahrscheinlich ein Gefühl der

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Frustration in Ihnen hervorrufen. Siehaben sich angestrengt und doch IhrZiel nicht erreicht. Wenn Menschenrealisieren, dass sie ihr Ziel verfehlthaben, reagieren sie frustriert.

Ihre Entscheidung, dieses Ereignisintern zu repräsentieren, könnte aberauch völlig anders ausfallen. Siekönnten sich zum Beispiel vor Augenführen, dass ein Verlust nun mal derPreis für die nächste Chance ist.Diesmal haben Sie sich diese Chanceteuer erkauft. Deshalb sollten Sie demnächsten Geschäft besondereAufmerksamkeit widmen.

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Diese interne Repräsentation rücktnicht den Misserfolg in denMittelpunkt Ihrer Aufmerksamkeit,sondern versucht, ohne ihn zubeschönigen, dem externen Ereignis„Verlust“ eine positive Bedeutung zugeben. Der Zustand, der dieser internenRepräsentation folgt, ist sicher nichtFrustration. Sie gelangen eher in einevorsichtige Stimmung.

Wie wir ein externes Ereignis internrepräsentieren, ist extrem wichtig, weilunsere Stimmung davon abhängt.Wenn wir lernen, hilfreiche interneRepräsentationen zu finden und diese

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für alle Ereignisse, die beim Tradenauftreten, zu verwenden, können wiruns in einen optimalen Zustandbringen.

Eine wichtige Frage, die wir uns stellenmüssen, ist: Was veranlasst den einenTrader, ein Ereignis so, und denanderen Trader, dasselbe Ereignisanders zu repräsentieren?

Es sind wieder unsereGlaubenssysteme, Einstellungen, Werteund Erfahrungen, die dazu führen, dasswir ein Ereignis in einer ganzindividuellen internen Weiserepräsentieren. Deshalb ist es so

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wichtig, hilfreiche Glaubenssätze zufinden und sich darüber im Klaren zusein, welche Überzeugungen unsblockieren. Denn unserGlaubenssystem hat einen erheblichenEinfluss auf die interne Repräsentation,und wenn wir unsere Stimmungenbeherrschen wollen, müssen wirunsere interne Repräsentationkontrollieren.

Neben den Glaubenssystemen gibt esaber noch einen weiteren Faktor, derunsere interne Repräsentationbeeinflusst. Dieser Faktor ist unserePhysiologie und die Art und Weise, wie

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wir sie einsetzen: Wie atmen wir,welche Spannung haben unsereMuskeln, wie ist unserBlutzuckerspiegel, welche anderenbiochemischen Prozesse wirken geradein unserem Körper?

Unsere interne Repräsentation undunsere Physiologie bilden einekybernetische Schleife, das heißt, beideFaktoren beeinflussen sich gegenseitig.Sie nehmen sicher die Welt auf eineandere Weise wahr, wenn Sie sich ineinem Zustand voller Energie befinden,als wenn Sie sich müde, abgespanntund gestresst fühlen. Wenn Ihnen alles

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schwierig vorkommt, fühlen Sie sichauch schwer, die Muskeln sindverkrampft, die Atmung ist flach, undSie kommen in eine negativeStimmung.

Die Wechselbeziehung zwischenStimmung und Physiologie ist sehrstark und funktioniert in beideRichtungen. Sicher haben Sie auchschon mal erlebt, dass Sie sich müdeund abgeschlafft fühlten und diesenZustand einfach dadurch überwindenkonnten, dass Sie sich viel bewegthaben, zum Beispiel gejoggt sind.Plötzlich war die Müdigkeit

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verschwunden. Dabei haben Sie nurIhre Muskeln aktiviert. Wenn Sieängstlich sind, atmen Sienormalerweise sehr flach. Sobald Siebeginnen, tief durchzuatmen, lindertsich Ihre Angst. Es gibt viele Beispiele,wie sich durch Veränderung derKörperhaltung und Atmung auch eineandere Stimmung herbeiführen lässt.

Stimmungen entstehen also neben derinternen Repräsentation auch dadurch,wie wir unsere Köperhaltung einsetzen.

Nachdem wir nun wissen, wie es zuunseren Stimmungen kommt, habenwir auch einen Ansatzpunkt, diese zu

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verändern. Mit diesem Wissen könnenwir nun unser Verhalten kontrollieren.Unsere Verhaltensweisen sind sehr engmit bestimmten Stimmungenverknüpft.

Aber warum reagiert nicht jederMensch gleich, wenn er in einembestimmten Zustand ist? Trader Aflucht vielleicht laut und schlägt auf dieTischplatte, wenn er ärgerlich ist.Trader B beginnt, sein Konto zuübertraden, um sich von seinem Ärgerabzulenken.

Unser Gehirn hat, ähnlich wie in einemFlussdiagramm, verschiedene, ganz

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individuelle Verhaltensmuster, die anbestimmte Stimmungen geknüpft sind.Das sind häufig Verhaltensweisen, mitdenen unser durch Referenzerlebnisseund Glaubenssätze geprägtes Gehirneine mit Schmerz gekoppelteStimmung zu lindern oder zubeseitigen versucht.

So hat Trader A gelernt, dass er seinemÄrger mit Fluchen und Schlagen Luftmachen kann, was ihn wiederum ineinen anderen Zustand bringt. Trader Bhat gelernt, dass Traden ihn vonseinem unschönen Zustand ablenkt.

Je häufiger wir mit einem bestimmten

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Verhalten auf eine Stimmungreagieren, desto mehr prägt sich das inunserem Gehirn ein. Das Gehirn lernt,indem es bestimmte Neuronen immerwieder benutzt – so lange, bis diesesVerhalten automatisch als Routine aufeine Stimmung folgt. Im Extremfallkennen wir dann nur noch eineReaktionsweise auf eine bestimmteEmotion.

Am deutlichsten wird das anMenschen, die ein Suchtverhaltenaufzeigen, zum Beispiel Alkoholsucht.Nehmen wir an, jemand trinkt in einerstressigen Situation Alkohol. Er merkt,

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dass er sich entspannt und in einenanderen Zustand kommt. Das Gehirnhat ein Referenzerlebnis, dass derunangenehme Zustand „Gestresst-Sein“ sich mit Alkohol beseitigen lässt.Je häufiger nun das Gehirn dieseLernerfahrung macht, umsowahrscheinlicher ist es, dass es inZukunft in StresssituationenAlkoholgenuss vorschlägt, um einenunangenehmen Zustand zu beseitigen.Mit jedem geglücktenAblenkungsversuch verfestigen sichdie neuronalen Bahnen im Gehirn, bisirgendwann eine Stresssituationautomatisch mit dem Griff zur Flasche

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abgestellt wird.

Ähnlich ist es bei einigen Tradern.Bestimmte schädlicheVerhaltensweisen wie Übertraden oderdas Eingehen von enormen Risikenlenken den Trader von den als negativempfundenen Stimmungen ab. DieseVerhaltensweisen werden immer dannvom Gehirn eingesetzt, wenn eineunproduktive Stimmung auftaucht –mit katastrophalen Ergebnissen für dasTrading-Konto.

Mit einem psychologischen Trading-Tagebuch, in dem Sie Ihre Stimmungennotieren, werden Sie schnell feststellen,

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ob und welche Verhaltensweisen anspezifische Stimmungen gekoppeltsind. Da es eine starke Verbindungzwischen Stimmung und Verhaltengibt, ist es sehr wichtig, hinter diesenZusammenhang zu kommen.Selbstbeobachtung ist dafürunerlässlich.

In der Tabelle sehen Sie, wie ich michin bestimmten Zuständen am Marktverhalte.

Tabelle: Stimmung und Verhalten

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Disziplin

Selbst Anfängern wird nach den erstenschmerzlichen Verlusten bewusst, dassDisziplin einen wesentlichen Faktor für

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den langfristigen Handelserfolgdarstellt. Umso erstaunlicher ist es, dassnur wenige Trader in der Lage sind,diese Erkenntnis in die praktischeArbeit umzusetzen. Schuld daran istunter anderem ein falsches Verständnisdes Begriffs Disziplin.

Allgemein wird angenommen, Disziplinsei die Fähigkeit, Regeln zu folgen.Diese Definition ist aber wenighilfreich, wenn es ums Trading geht.Sie werden vielleicht am Marktüberleben, wenn Sie Ihren Regelnfolgen, aber Sie werden niemals zueinem herausragenden Trader, der

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stetig eine Rendite über Marktniveauerwirtschaftet.

Ein Trader ist nämlich kein Soldat, derin einen Kampf marschiert, Befehleentgegennimmt, ausführt und vielleichtdennoch in der Schlacht fällt. Nein, einTrader steht hinter den Reihen undlässt sich nicht auf den Kampf mit demMarkt ein. Er ist der General, flexibel inseinen Entscheidungen, immer bereit,sich auf neue Situationen einzustellen.Er macht die Regeln, formiert dieTruppen, entwirft eine Strategie undsetzt diese um.

Es geht also nicht darum, stur

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irgendwelchen Regeln zu folgen.Erfolgreich traden heißt, sich optimal inden unterschiedlichsten Situationen zuverhalten. Unser Verhalten wird aberwesentlich durch unsere Stimmungengesteuert. Wer also sein Verhaltenkontrollieren will, muss in der Lagesein, seine Stimmungen zukontrollieren.

Es reicht also nicht aus, sich mit derDefinition zufrieden zu geben, Disziplinsei die Fähigkeit, Regeln zu befolgen.Disziplin ist mehr. Disziplin istZustandskontrolle. Die eigeneStimmung (Zustand) so zu

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kontrollieren, dass wir in der Lage sind,optimal auf alle Herausforderungen zureagieren, ist ein Verständnis vonDisziplin, das uns beim Tradenerheblich mehr hilft als alle anderenStandarddefinitionen.

Disziplin ist die Fähigkeit, eine optimaleproduktive Stimmung für die gerade zubewältigende Aufgabe zu finden undsich in diese zu versetzen. DisziplinierteTrader haben also in jedem MomentKontrolle über ihren Zustand, ihreStimmung.

Disziplin bedeutet, die mentale Stärkezu besitzen, die Stimmung (den

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Zustand) herbeizuführen, die es mirermöglicht, ein geeignetes Verhalten zuproduzieren, um meinem Trading-Planund somit den Regeln zu folgen.

Wir alle kennen dieStraßenverkehrsregeln. Dennoch gibtes sicher niemanden, der nicht schoneinmal gegen diese Regeln verstoßenhat. Warum? Lassen wir mal den Falldes vorsätzlichen Verstoßes gegen dieStraßenverkehrsregeln außer Acht,bleiben die Fälle, in denen wirabgelenkt waren, das heißt nicht indem optimalen Zustand (Stimmung)waren, der gegeben sein muss, um die

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gerade zu bewältigende Aufgabe lösenzu können. Wir waren vielleicht müde,unkonzentriert, nervös, hektisch,ungeduldig oder wütend – allesStimmungen, die unproduktiv für dieTeilnahme am Straßenverkehr sind.

Das Gleiche gilt für das Traden. Auchhier gibt es produktive wie auchunproduktive Stimmungen.

Es ist ein großer Irrtum anzunehmen,ein guter Trader sei eiskalt undemotionslos. Wie bei jeder komplexenAufgabe, zeichnen sich auch guteTrader dadurch aus, dass sie in derLage sind, unterschiedlichste

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Stimmungen gezielt produktiveinzusetzen (siehe die zehn Schritte desTradens auf Seite 121 ff.).

So kann zum Beispiel Angst durchauseine produktive Stimmung sein, wennsie zum richtigen Zeitpunkt eingesetztwird. Ein Trader stellt sich nämlichnicht nur die Frage, ob er einebestimmte Transaktion durchführt,sondern auch, wie viel Geld er dabeiriskieren will. Wenn er in diesemMoment der Entscheidung das GefühlAngst zulässt, wird er zu einerehrlichen Antwort finden. Tut er dasnicht, kann es sein, dass das Gefühl der

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Angst genau im falschen Moment inihm hochsteigt, weil er sich über daswahre Risiko einer Transaktion selberbelogen hat – nämlich dann, wenn ervor der Frage steht, was er machen soll:den Kauf oder Verkauf durchführenoder den Trade halten.

In dieser Situation ist Angst einschlechter Ratgeber, und wenn derTrader sich vorher selbst bei der Frage,welchen Betrag er riskieren will,belogen hat, führt sie häufig zuFehlentscheidungen.

Der Trader sitzt vor seinem Monitorund beobachtet wie das Kaninchen vor

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der Schlange, dass er ein Kaufsignalbekommt, kann sich aber wegen seinerAngstgefühle nicht zum Kaufdurchringen. Er verpasst die Chanceund kann seinem Trading-System nichtfolgen. So kommt es, dass profitableTrading-Signale nicht befolgt werden,weil eine unproduktive Stimmung(Angst) im Augenblick derKaufentscheidung denEntscheidungsprozess verhindert.

Lassen wir die Angst, Geld zu verlieren,aber in dem Moment zu, in dem wirüber den zu riskierenden Betragentscheiden, stellen wir fest, dass zum

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Beispiel ein Verlust von 1.000 Euro zugroß für unser Risikoprofil ist und wirweniger Kontrakte kaufen oder denTrade vermeiden sollten. In diesem Fallist die Angst eine produktiveStimmung, die uns hilft, eine unsererRisikoneigung entsprechendePositionsgröße zu finden.

Unser Verständnis von Disziplin setzteine wichtige Annahme voraus: Wirkönnen unsere Stimmungenkontrollieren. Stimmungen sind nicht,wie viele Menschen glauben, vonexternen Faktoren abhängig, sondernvon unserer internen Repräsentation

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der Welt.

Anders ausgedrückt: Stimmungen sinddavon abhängig, was wir unseremGehirn befehlen. Unser Gehirnproduziert also genau die Stimmung,die wir ihm (meistens) unbewusstbefohlen haben. Wir sind in der Lage,jede beliebige Stimmung auf Befehl zuproduzieren. Hierzu ein Beispiel:

Rob und Tim sind Daytrader. Beidetraden den DAX nach einem relativsimplen Trendfolgesystem, beide habendie gleiche Kontogröße und dengleichen finanziellen Background. DerMarkt befindet sich in einer

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Seitwärtsrange, was zur Folge hat, dassdas Trendfolgesystem eine MengeFehlsignale produziert.

Nach dem achten Fehlsignal in Folgeund einem kumulierten Verlust von8.000 Euro liegen die Nerven von Robblank. Seine Stimmung schwanktzwischen Ärger und Wut. Er ist ineinem sehr aggressiven Zustand. SeineVerluste sagen ihm, dass er einVersager ist. Diese wütende Stimmungmacht ihn aggressiv, und er beschließt,beim nächsten Trade die doppelteAnzahl Kontrakte zu kaufen.

Tim hingegen bleibt ruhig, er ist

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zuversichtlich und weiß: Das Systemhat einen positiven Erwartungswert,und in Seitwärtsphasen kommt es zuFehlsignalen. Verluste haben nichts mitihm persönlich zu tun, sondern sindTeil des Spiels.

Beim nächsten Signal schlägt Rob zuund kauft tatsächlich die doppelteMenge Kontrakte. Tim hingegenorientiert sich in der Frage derPositionsgröße weiterhin an seinenMoney-Management-Regeln. VonAnfang an läuft der Trade erneut insMinus und ist nicht mehr weit davonentfernt, ausgestoppt zu werden.

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Rob schaut auf sein Profit & LossStatement und kann es nicht glauben:Seine Verluste wachsen nun mit derdoppelten Geschwindigkeit wie vorher.Noch nie hat er so viel verloren. Ihmwird angst und bange, und erentschließt sich, noch bevor erausgestoppt wird, den Trade zubeenden, damit die Verluste nicht nochgrößer werden. Er verkauft alles. Kurzdanach dreht der Markt und ziehtdeutlich an. Rob kann es nicht fassen.Wäre er im Markt geblieben, hätte erjetzt schon einen Nettoprofit.

Tim verfolgt weiter ruhig die

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Bewegungen des Markts und wartetgeduldig sein Verkaufssignal ab. Als eram Ende des Tags seinen Tradeglattstellt, hat er einen Nettoprofit von9.000 Euro erwirtschaftet.

Was unterscheidet Rob und Tim? Beidehaben das Gleiche erlebt, beiden ist dasGleiche widerfahren, dennochreagieren sie mit unterschiedlichenStimmungen darauf. Rob ist wütendund ärgerlich. Tim ist ruhig undzuversichtlich.

Durch die unterschiedlicheRepräsentation des Erlebten, die sich inden jeweiligen Stimmungen ausdrückt,

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entstehen verschiedeneVerhaltensweisen. Tim hält sich anseine Regeln, Rob verletzt sie undübertradet sein Konto. Rob hat sich,wenn auch unbewusst, die Stimmung,die er fühlen will, selbst ausgesucht,indem er seinem Gehirn die Botschaftübermittelt hat, dass er ein Versager ist.Darauf antwortet sein Gehirn mit demüblichen Stimmungsprogramm vonÄrger und Wut. Tim hingegensignalisiert sich selber, dass VerlusteTeil des Spiels sind und dazugehören.Diese neutrale Botschaft ermöglichtihm, nicht nur ruhig, sondern sogarzuversichtlich zu bleiben.

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Nicht immer gelingt es uns aber, genauzu steuern und zu filtern, welcheBotschaften wir unserem Gehirnzukommen lassen. In diesem Fallbefinden wir uns häufig in einerStimmung, die wir als nicht produktiverachten, und haben den Wunsch, ineine produktive Stimmunghinüberzuwechseln. Es ist eingemeinsames Merkmal allererfolgreichen Händler, dass sie dieFähigkeit aufbringen, sich im richtigenMoment in einen produktiven Zustandzu versetzen. Mit ein wenig Übung unddem „Gewusst wie“ ist diese Fähigkeitfür jeden erlernbar.

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Das machtvollste Instrument, das wirbeim Traden einsetzen können, ist dieMöglichkeit, uns jederzeit bewusst ineine produktive Stimmung für geradezu bewältigende Aufgaben zuversetzen. Bei vielen erfolgreichen undroutinierten Tradern geschieht dasautomatisch und eher unbewusst.Dennoch bedienen sie sich immerwieder der gleichen Verhaltensroutinenin den tradingspezifischen Situationen.Es gibt für jeden Schritt, für jedeAufgabe, die wir beim Traden zubewältigen haben, eine optimaleStimmung.

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Sehr problematisch ist es, wennStimmungen als gut oder schlechtbezeichnet beziehungsweiseidentifiziert werden. Es gibt keine ansich gute oder schlechte Stimmung.Selbst so genannte gute Stimmungenkönnen gefährlich sein, wenn wir unszum Beispiel vor lauter Freudeübermütig und leichtsinnig verhalten.Genauso kann eine als schlechtempfundene Stimmung wie Angst unsschützen, indem wir aus diesem Grundeine Handlung unterlassen, dievielleicht eine schädliche Wirkung aufuns hätte.

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Besser als Stimmungen in Kategorienwie „gut“ oder „schlecht“ einzuordnenist es, von produktiven und nichtproduktiven Stimmungen für diegerade zu bewältigende Aufgabeauszugehen. Dabei sollten wir immerbedenken, dass jede Stimmung,produktiv wie unproduktiv, ein Signalunseres Körpers ist.

Bevor wir uns also den Schrittenzuwenden, wie wir von einerunproduktiven Stimmung in eineproduktive Stimmung übergehen,müssen wir uns klar machen, dass dieaktuelle Stimmung ein Signal ist, das

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uns etwas deutlich machen will.Ignorieren wir dieses Signal, wird eswiederkehren, dann aber meistensstärker. Die beste Methode ist also, sichzu fragen, was einem dieses Signal(Stimmung) sagen will.

Manchmal ist es aber aus zeitlichenGründen beim Trading nichtangebracht, sich mit seinenunproduktiven Stimmungen zubeschäftigen. Wir wünschen uns eineMethode, wie wir uns blitzschnell ineine produktive Stimmung versetzenkönnen. Darum geht es im folgendenAbschnitt „Schritte zur Disziplin“.

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Schritte zur Disziplin

Disziplin ist die wichtigste Eigenschafteines erfolgreichen Investors oderTraders. Disziplin bedeutet, seineEmotionen, seine Stimmungen undseinen Zustand kontrollieren zukönnen. Disziplin ist demnach nichtsanderes, als seine Gefühle kontrollierenzu können.

Disziplin ist nicht zu verwechseln mitMoney-Management. Als Tradermüssen Sie Konsistenz entwickeln. Siemüssen Trading-Regeln und einemSystem folgen, das auf Ihre

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Persönlichkeit zugeschnitten ist. Diesheißt, Sie müssen sich selbst kennen,und Sie müssen wissen, was Sie wollenund wo Ihre Probleme liegen. Siemüssen wissen, wie Sie Ihre Problemelösen und wohin Sie gehen wollen,welches Ziel Sie ansteuern.Letztendlich ist dies nur möglich, wennSie sich ständig selbst beobachten.

Schritt 1: Sie müssen sich selbstkennen

Es gibt zwei Zustände, die Erfahrungenzu erleben: einen assoziierten undeinen disassoziierten. Sie müssen mitbeiden Positionen vertraut sein.

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Beide Arten, die Welt zu erfahren, sindsehr nützlich. Menschen habennormalerweise eine stärkereWahrnehmung in einer assoziiertenPosition. Sie werden das Leben niemalsrichtig kennen lernen, wenn Sie nichteine voll assoziierte Positioneinnehmen. Trader, die das Auf und Abder Märkte mit extrem emotionalenAuf- und Abschwüngen begleiten, sindmeistens voll assoziiert.

Disassoziierung ist ein sehr einfacherWeg, diesen Zustand zu kontrollieren.Disassoziierung ist auch wichtig, umobjektiv seine eigenen Zustände und

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Handlungen beurteilen zu können.Fragen Sie sich immer wieder: Wasmache ich gerade? Seien Sierealistischer gegenüber IhrenStimmungen.

Sie glauben vielleicht, dass einigeStimmungen nützlich sind und anderenicht. Das ist falsch. Jede Stimmung hateinen bestimmten Zweck. Objektivitätheißt in Bezug auf Stimmungen, zuerkennen, dass eine so genanntenegative Stimmung den Zweck hat,Ihnen persönlich eine Botschaft zuübermitteln. Ein Teil von Ihnen möchteIhnen etwas wirklich Wichtiges sagen.

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Wenn Sie auf diese Botschaftantworten, wird diese Stimmungnachlassen. Wenn Sie die Stimmungdagegen ignorieren, wird sie von Malzu Mal intensiver – so lange, bis Sie sienicht mehr ignorieren können. WennSie nur die so genannten negativenStimmungen in Ihrem Kopfeliminieren, werden Sie eine wichtigeInformationsquelle ebenfalls mitauslöschen. Sie können negativeStimmungen kontrollieren, indem Siedie Botschaften, die sie Ihnenunterbreiten, wahrnehmen.

Schritt 2: Nutzen Sie Ihre mentalen

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Ressourcen

Die meisten Investmentproblemeentstehen aus bestimmtenStimmungen – aus Ungeduld, Angst,Depression, Enttäuschung,Lustlosigkeit oder Gier. Ursache desProblems ist also, dass der Investor sichin einem mentalen Zustand befindet,der für den Erfolg nicht produktiv ist.

Sie wissen, die meisten Menschenwollen eine bestimmte Stimmung.Menschen wollen kein Geld, sie wollenBefriedigung, Ruhe, Frieden. Sie wollendie Befriedigung, Geld zu bekommenoder irgendetwas mit dem Geld

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machen zu können. Menschenunternehmen Handlungen nur, weil sieein bestimmtes Gefühl oder einenZustand haben wollen.

Was Menschen wollen, ist nicht einmaterielles Gut, sondern der Zustand,den sie damit verbinden. IhrDisziplinplan sollte sich daraufkonzentrieren, Ihren Zustand zukontrollieren.

Schritt 3: Beobachten Sie sich selbst

Sobald Sie sich objektiv beobachtenund Ihren Zustand feststellen können,sind Sie auch in der Lage, Ihren

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mentalen Zustand jederzeit zukontrollieren und zu ändern, wenn ernicht für Sie arbeitet. Sie brauchen nurnoch einen Schritt, um konsistenterfolgreich sein.

Beobachten Sie sich ständig selber. Siearbeiten hart daran, Ihren Zustand zuändern, aber es ist einfach, in alteGewohnheiten zurückzufallen. Deshalbbeobachten Sie sich permanent selber,bevor Sie in alte Muster zurückfallen.Schon ein einziger Rückfall kann beimTrading einen Riesenverlust oder sogarden Ruin des Kontos bedeuten. Derwichtigste Punkt hierbei ist die

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Führung eines Trading-Tagebuchs.Halten Sie Ihre Stimmungen undHandlungen in einem solchenTagebuch fest, und es wird einGedankenmuster verraten.

So entwickeln Sie einenVerhaltenskompass

Schritte zur Disziplin

- Beobachten Sie sich selbst.- Finden Sie Ihre Stimmung heraus und

welches Signal Ihr Körper Ihnenmitteilt.

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- Heißen Sie das Signal willkommen undversuchen Sie, eine Antwort darauf zufinden.

Wenn beim Trading für diesen Prozesskeine Zeit ist, nutzen Sie die fünfMöglichkeiten, Ihre Stimmung zuändern.

Es sind also nicht Trading-Systeme, dieGeld verdienen, sondern Trader.Trading-Systeme sind nurAbkürzungen vonEntscheidungsstrategien. Trading-Exzellenz werden Sie nur in einemSpitzenzustand erreichen.

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Es gibt vier Ansatzpunkte, IhrVerhalten zu ändern:

indem Sie die interneRepräsentation ändern

a) Dies gelingt Ihnen zum Beispieldurch hilfreiche Glaubenssätze fürdiese Situation („Ein Verlust ist derPreis für die nächste Chance“).

b) Sie können aber auch einfach IhrePerspektive wechseln: „Dies ist einTrade von Hunderten, und ich werdeihn nächste Woche schon vergessenhaben“.

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c) Die letzte Möglichkeit ist Framing.Framing bedeutet, ein Ereignis ineinem anderen Rahmen zu sehen.Einen Verlust zum Beispiel nicht alsNiederlage zu betrachten, sondern alseine Rückmeldung, dass etwas nichtnach Ihrem Plan läuft.

Durch die Veränderung der internenRepräsentation ändern Sie IhreStimmung und somit auch IhrVerhalten. Lassen Sie sich für allewichtigen Ereignisse beim Tradenhilfreiche interne Repräsentationeneinfallen, und entwickeln Sie darauseinen Verhaltenskompass. Der

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Verhaltenskompass zeigt Ihnen, welcheinterne Repräsentation Sie zu welcherStimmung und somit zu welchemVerhalten führt. Diese Aufgabe ist sehrzeitaufwändig, da Sie für jedes Ereignis(beispielsweise Gewinn, Verlust, Serievon Verlusten oder Margin Call)verschiedene interne Repräsentationenfinden und diese so formulierenmüssen, dass Sie bei Ihnen persönlichbestimmte Stimmungen bewirken.

Ein Verhaltenskompass ist immerindividuell, weil jeder Trader einanderes Glaubenssystem hat undzusätzlich unterschiedliche

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Verhaltensweisen für bestimmteStimmungen erlernt hat.

Ein Beispiel für einenVerhaltenskompass finden Sie in derfolgenden Abbildung: Das gleicheEreignis wird unterschiedlichrepräsentiert und führt damit überunterschiedliche Stimmungen zuunterschiedlichen Verhaltensweisen.Wenn Sie Ihren Verhaltenskompasserstellt haben, können Sie jedebeliebige Stimmung hervorrufen,indem Sie Ihrem Gehirn die richtigeinterne Repräsentation geben.

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Um Ihren Kompass zu entwickeln,

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gehen Sie wie folgt vor:

Im ersten Schritt geht es darum,überhaupt neue Antworten undAlternativen zu einem bestimmtenZustand zu finden. Dafür müssen wirzuerst herausfinden, was in derVergangenheit unsere Standardantwortauf eine bestimmte Emotion war.

An dieser Stelle ist es wichtig zubetonen, dass es unerlässlich ist, seineStimmung genau zu identifizieren undzu benennen. Nur so können wir dieVerhaltensroutine, die von dieserStimmung ausgelöst wird, verändern.

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Dabei ist erneut das Trading-Tagebuchunser wichtigstes Hilfsmittel. ErstellenSie für alle Stimmungen und Ereignisseeinen Verhaltenskompass, der Ihnenzeigt, mit welcher Stimmung Sie bisherdurch interne Repräsentation aufbestimmte Ereignisse reagiert habenund zu welchen schädlichenVerhaltensweisen dies geführt hat.

Nachdem Sie den Teil desVerhaltenskompasses erstellt haben,der Ihre Vergangenheit beschreibt,entwickeln Sie Alternativen. Stellen Siefür jedes Ereignis, das zu einerunproduktiven Stimmung geführt hat,

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eine interne Repräsentation vor, die zueiner produktiven Stimmung führt.Überlegen Sie genau, welches Ereignisin der Vergangenheit eine Stimmungausgelöst hat und welches eineproduktive Stimmung wäre, um diesesVerhalten in Zukunft abzustellen unddurch ein besser geeignetes zuersetzen.

Wie das Beispiel zeigt, gibt es meistmehrere produktive Stimmungen fürein Ereignis. Je mehr Sie finden, umsomehr Möglichkeiten eröffnen sich fürSie. Lassen Sie nicht nach auf derSuche nach neuen Stimmungen und

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Möglichkeiten, denn diese Suche kannIhr ständiges Traden verbessern.

Überarbeiten Sie diesen Kompassimmer wieder. Je präziser Sie dabeisprachlich sind, umso leichter fällt esIhnen in Zukunft zu merken, inwelcher Stimmung Sie sich auswelchem Grund befinden.

Hängen Sie sich diesen neuenVerhaltenskompass über IhrenSchreibtisch, verinnerlichen Sie ihn,und benutzen Sie ihn ständig.

durch Veränderung derKörperhaltung

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Sie können Ihr Verhalten auchbeeinflussen, indem Sie IhreKörperhaltung ändern, denn mit jederStimmung verbindet sich einebestimmte Körperhaltung. Achten Siedarauf, dass Sie nicht nur Ihre interneRepräsentation ändern, sondern auchdie Körperhaltung, da beide Faktorenzusammen eine kybernetische Schleifebilden.

Um eine stabile Stimmungsänderungbewirken zu können, müssenKörperhaltung, Atmung,Muskelspannung und interneRepräsentation kongruent sein.

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Ansonsten erhält Ihr Gehirnwidersprüchliche Signale und weißnicht, wie es reagieren soll.

durch neue Verhaltensmodelle

Eine weitere Möglichkeit besteht darin,neue Verhaltensmodelle zu entwickelnund zu erlernen. Wenn ich beimTraden in einer Sackgasse bin, kann iches immer einstellen und andere Dingeunternehmen, die mich aus meinemZustand der Frustration befreien.

Finden Sie für jeden Zustandalternative Verhaltensmodelle.

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Sie können aber auch, wie bei jedemLernprozess, Ihr Gehirn darauftrainieren, andere Wege als dasbisherige Verhaltensmustereinzuschlagen. Das ist ein möglicher,aber schwieriger Weg, Disziplin zuerlernen.

Wenn das Gehirn einmal eine Antwortauf einen bestimmten Zustandgespeichert hat, ist es schwer, diesen

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Speicher zu überschreiben.Suchtexperten gehen sogar davon aus,dass es unmöglich ist, diese Antwortim Verhaltensprogramm des Gehirnszu löschen, sodass ein einziger Rückfallsofort wieder zur Sucht führt. Daswürde bedeuten, dass Sie, selbst wennSie neue Antworten auf Zuständegelernt hätten, schnell wieder auf einealte unproduktive Methodezurückfallen könnten.

Eine Methode, um Ihrem Gehirn neueVerhaltensmuster als Antworten aufbestimmte Zustände beizubringen, istdas uralte Prinzip des Wiederholens. So

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lernen Sie durch Wiederholungen,Erlerntes zu verfestigen. Es ist einlanger Weg, neue Verhaltensmustereinzustudieren und zu trainieren. Aberder Weg lohnt sich, denn Sie ersetzenschädliche Verhaltensweisen durchnützliche.

durch Erinnern oder Phantasieren

Eine letzte Methode, sich in eine andereStimmung zu versetzen und dadurchdas eigene Verhalten zu beeinflussen,besteht darin, an Referenzsituationenaus der Vergangenheit zu denken –oder wenn es diese nicht gegeben hat,sich eine solche Situation einfach

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vorzustellen. Unser Gehirn kannVergangenheit, Gegenwart undZukunft nicht unterscheiden. Wennwir ein Gefühl produzieren wollen,reicht es aus, an bestimmte Dinge zudenken.

Eine Bitte: Unterschätzen Sie dieBedeutung der Zustandskontrollenicht. Nicht jeder Top-Trader bedientsich bewusst dieser Methoden zurVerhaltenskontrolle. Sie können abersicher sein, dass diese Traderunbewusst die richtigen, alsohilfreichen internen Repräsentationenbenutzen. Wenn ich von Master-

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Tradern spreche, meine ich keinedurchschnittlichen Trader, die mit demHandelssystem XY über ein, zwei Jahreihre zehn Prozent verdienen. Ich meineexzellente Trader, die Spitzenergebnisseproduzieren – und das nicht nureinmal, sondern immer wieder.

Diese Leistung werden Sie nurerbringen können, wenn Sie hilfreicheinterne Repräsentationen zurZustandskontrolle finden und wenn Siein der Lage sind, sich während desTradens in einen Spitzenzustand zuversetzen.

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Kapitel 6

Produktive Stimmungen für denTrading-Erfolg. Es gibt produktiveund unproduktive Stimmungenbeim Trading. Finden Sie für jedeAufgabe, die Sie beim Traden zubewältigen haben, produktiveStimmungen heraus, und lernen Siediese zu kontrollieren.

Zustände undDaseinsformen von Tradern

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„Eine der unentbehrlichsten Qualitätenist Ausgeglichenheit. Dieser Zustanddes geistigen Gleichgewichts, das denTrader befähigt, jedweder Situationgelassen gegenüberzutreten undunbeeindruckt von Hoffnungen undÄngsten zu agieren, ist eine unbedingteVoraussetzung, um Krisen überwindenzu können.“

Jesse Livermore, „Spiel der Spiele“

Jeder Trading-Anfänger hat zuersteinmal ein Ziel: möglichst viel Geld zuverdienen! Das ist der typischeZustand, der jeden Anfängerkennzeichnet. Er will Geld haben.

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Weil dieser Zustand allein auf dasHaben gerichtet ist, bezeichnen wir ihnals den Zustand des „Havings“(englisch für Haben). Alle Motivationund Energie stammen aus diesemZustand des Havings. Aus dieserQuelle schafft sich der Trader auchsein Selbstwertgefühl. Erfolg und Geldbestätigen ihn und vergrößern seinenSelbstwert. Verluste hingegen werdenzwangsläufig sein Selbstwertgefühlreduzieren.

Im Zustand des Havings kristallisiertsich eine extreme Polarität heraus.Denn der Trader unterscheidet nur

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zwischen Haben und Nicht-Haben.Gewinne stärken zwar seinSelbstwertgefühl, aber Verluste wirkenauf ihn so destabilisierend, dass erfrüher oder später sein Konto verlierenwird. Denn es ist unmöglich zu traden,ohne zwischendurch auch Verluste zumachen. Tritt nun ein Verlust auf,verringert sich das Selbstwertgefühldes Traders, und ohne Gewinnegelangt er nicht wieder in einenausgeglichenen Zustand.

Er ist also auf einen externen Faktor(Gewinne) angewiesen, um seinenemotionalen Zustand zu stabilisieren.

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Ohne Gewinne, die, kurzfristiggesehen, ebenso wie die Verluste einZufallsprodukt sind, ist dieser Traderim wahrsten Sinne des Wortesaufgeschmissen.

Wer sich im Zustand des Havingsbefindet, kann aus eigener Kraft nichtmehr zur Ausgeglichenheitzurückfinden, sobald einmal einUngleichgewicht eingetreten ist.

Aber auch Gewinne könnendestabilisieren, wenn nämlich eineReihe von Gewinnen zu einemübersteigerten Selbstwertgefühl desTraders führt. Die Folge von

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übersteigertem Selbstwertgefühl ist einRealitätsverlust. Der Trader verliertjeden Respekt vor dem Markt und gehtdadurch zu große Risiken ein. Wendetsich das Risiko gegen ihn, und erverliert, wird es ihm nicht mehrmöglich sein, vernünftig zu traden.Sein Unterbewusstsein wertet denVerlust als Angriff auf seinSelbstwertgefühl und sagt dem Marktden Kampf an.

Einen ausgeglichenen Zustand werdenTrader im Zustand des Havings nurselten erleben. Sie pendeln ständigzwischen den Polen Haben und Nicht-

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Haben hin und her und erleben eineemotionale Achterbahnfahrt. Auf derbewussten Ebene ist das Ziel dieserTrader, Erfolg-Haben und Geld-Gewinnen. Trading-Erfolg und Geldsind aber Trading-Benefits, die sichautomatisch einstellen, wenn einerfahrener Trader in ausgeglichenemZustand und unter Berücksichtigungvon Money-Management-Regelnhandelt. Das Hauptziel von Traderndarf also nicht Erfolg oder Geld sein,sondern muss darauf gerichtet sein, imGeschäft zu bleiben („Stay inBusiness“).

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Häufig begreifen Trader ihren Job alseine Herausforderung. Ihr Ziel ist dannnicht mehr, Erfolg und Geld zuerreichen, sondern Herausforderungenzu bewältigen und dadurch ihrSelbstwertgefühl zu stärken.

Obwohl sich hinter dem Ziel„Herausforderung“ keine Polarität wiedie oben beschriebene versteckt,können auch aus dieser Haltunggravierende Trading-Problemeerwachsen. Die Suche nach derständigen Herausforderung führtautomatisch zu Stress. Außerdem gibtes am Markt Situationen, in denen es

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einfach nichts zu tun gibt. Wer jedochum jeden Preis Herausforderungensucht, kann sich nicht in Geduld übenund beginnt, schlechte Chancen zutraden, oder er versucht, laufend seinTrading-System zu verbessern, denHeiligen Gral für permanente Gewinnezu finden. Denn diese Aktivität desSuchens verschafft ein kurzfristigesGefühl der Befriedigung. Der Händlerist nicht untätig und glaubt, dadurchseines Schicksals eigener Schmied zusein.

Ein Trader, der Herausforderungensucht, wird ebenfalls dazu neigen,

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große Risiken einzugehen. Das Spielmit dem Risiko wird alsHerausforderung betrachtet.

Im Unterbewusstsein versteckt sichhinter diesem Zustand häufig derWunsch nach Ablenkung vonProblemen oder Aufgaben, die sich derTrader scheut, direkt anzugehen.Manchmal ist es auch einfach nurLangeweile, die gefürchtet wird.Deshalb bemüht er sich ständig,irgendetwas zu tun. Einen solchenZustand bezeichnen wir auch als„Doing“ (englisch für Tun).

Im Zustand des Doings muss ein

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Trader immer etwas tun, um sich zuspüren und die eigene Personwertschätzen zu können, um existierenzu können. Dieser Zustand ist zwar,oberflächlich betrachtet, sehrproduktiv, verhilft aber dem Tradernicht zu Ausgeglichenheit. Ein stabilesemotionales Gleichgewicht besteht nur,wenn der Trader aktiv ist (Doing).Sobald es einmal nichts zu tun gibt,verliert er sein Gleichgewicht unddamit die Fähigkeit, erfolgreich zutraden.

Trader im Zustand des Doings sindmeist über das ursprüngliche

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Anfängerstadium hinausgekommen,schaffen es aber immer noch nicht,konsistent Gewinne zu erwirtschaften.Vielmehr stellen sich nach kleinenGewinnphasen immer wiederVerlustphasen ein, in denen der Traderauf der Suche nach besseren Systemenoder Signalen ist oder aber einfach vielzu aktiv tradet.

Der optimale Zustand eines Traders istes, einfach zu existieren. Wir nennenihn den Zustand des „Beings“ (englischfür Sein). In diesem Zustand akzeptiertder Trader sich so, wie er ist, und weiß,dass er wertvoll ist. Ein solcher Trader

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hat kein Problem mit seinemSelbstwertgefühl. Er nimmt die Dingedes Lebens mit Gelassenheit, ohnedabei die Rolle eines Opfersanzunehmen. Er weiß, dass er für alles,was ihm widerfährt, 100 ProzentVerantwortung übernehmen muss,dass aber nicht alle Resultate immerpositiv sein können oder müssen.

Dieser Trader hat seinen Trading-Stilgefunden. Er weiß um die Risiken, aberauch um seine Fähigkeiten. Er musssich nicht selber oder anderen jedenTag seine Fähigkeiten beweisen. Ihmist bewusst, dass seine größte Kraft in

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seiner Ausgeglichenheit liegt. DieserTrader lebt in einem Gleichgewicht,weder Gewinne noch Verluste habenirgendeinen emotionalen Einfluss aufihn. Deshalb können Trading-Ergebnisse ihn auch nicht aus demGleichgewicht bringen.

Viele Trader glauben, Menschenkönnen nicht so sein, und vertrauendeshalb im Handel lieber aufComputersysteme, die rationalerentscheiden können. Tatsache ist aber,dass wir Menschen immer noch dasgrößte und beste neuronale Netz in unstragen. Wenn es uns gelingt, im

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Zustand des „Beings“ zu leben und zutraden, werden die Trading-Ergebnisseherausragend sein.

Der positivste Nebeneffekt diesesZustands ist aber wahre Zufriedenheit.Das emotionale Gleichgewicht, das denZustand des „Beings“ prägt, wirkt sichnicht nur auf das Trading, sondernauch auf das ganze Leben aus.

Manch einer wird sagen: Wer zufriedenist, ist auch satt und wird wenig Lustverspüren zu traden. Wer sich keineZiele setzt, kann auch keinenWohlstand erreichen.

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So logisch dieser Einwand klingt, sozäumt er doch das Pferd von hintenauf. Denn wie ich eingangs bereitserwähnt habe, geht es dem Trader beider Erreichung seiner Ziele um ganzbestimmte Werte. Hinter dem ZielWohlstand verstecken sich Werte, diedas Handeln des Traders steuern. Esgeht bei all unserem Handeln darum,einen Zustand der Zufriedenheit zuerreichen. Verknüpfen wir diesenZustand der Zufriedenheit, des Beings,mit Wohlstand, finden wir uns ganzschnell im Zustand des Habens wieder.

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Für jeden Trading-Schrittdie optimale Stimmung

Wir haben beim Trading verschiedeneAufgaben zu lösen. Jede dieserAufgaben verlangt von unsunterschiedliche Stimmungen. Zuerstanalysieren wir, welche Aufgaben derHändler beim Traden lösen muss, undsuchen dann die optimale Stimmung,um diese Aufgaben zu erledigen.

Ein Trade beginnt lange vor derPlanung. Denn Trading ist einWettkampf mit anderenMarktteilnehmern. Wie bei einem

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Sportwettkampf werden wir uns nurdann dem Wettbewerb stellen wollen,wenn wir auch wirklich fit sind.

Es empfiehlt sich deshalb, jeden Tagvor dem Traden oder direkt nach demAufstehen einen kleinen Selbst-Checkdurchzuführen. Wie fit sind wir heutekörperlich und geistig, geht es uns gut,welche privaten Dinge können unsheute vom Traden ablenken? Sind wirbereit für den Trading-Wettkampf?Gibt es Dinge, die uns behindernkönnen? Welche Bedürfnisse habenwir?

Dieser Selbst-Check dient dazu, den

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Trading-Tag optimal vorzubereiten. Eswird sicherlich Tage geben, an denenwir uns nicht so gut fühlen. Ob Sie ansolch einem Tag traden wollen, müssenSie selbst entscheiden. Aber wenn Sietraden wollen, sollten Sie wissen, wieSie sicherstellen, dass Ihre volleKonzentration auf den Markt gerichtetist.

Wenn Sie Stressoren für den Tagausmachen, sollten Sie überlegen, obund wann Sie traden werden.Stressoren sind alle Faktoren, die Ihrevolle Konzentration vom Tradenablenken. Das können geschäftliche

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wie private Dinge sein. Wenn Sie zumBeispiel wissen, dass Sie nachmittagseinen unangenehmen Zahnarztterminhaben, sollten Sie bereits morgensplanen, ob Sie davor traden wollen undwas Sie am Nachmittag mit offenenPositionen machen.

Nach dem Selbst-Check sollteüblicherweise eine intensiveVorbereitung auf das eigentlicheTraden erfolgen. Sie müssen aktuelleNachrichten prüfen, die Chartsansehen, korrelierende Märktebetrachten und Ihr System checken.Teil dieser Vorbereitung kann auch

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eine mentale Probe des Trading-Tagssein.

Ich versuche mir bereits vorMarkteröffnung die verschiedenstenSzenarien vorzustellen. Was mache ich,wenn der Markt fest eröffnet, schwacheröffnet, Wirtschaftsdaten besser alserwartet oder schlechter als erwartetveröffentlicht werden? Welchewichtigen Marktdaten sind zubeachten? Was mache ich, wenn derMarkt bestimmte Widerstände undUnterstützungen bricht? WelchenMärkten schenke ich heute meinebesondere Aufmerksamkeit?

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Nach der intensiven Vorbereitungbeginne ich, konkrete Handelsideenzu entwickeln. Bei der Planung dieserHandelsideen überlege ich nicht nur,wo ich meinen Initial Stop platziere,welche Kursziele ich fürwahrscheinlich halte, sondern auch,wie groß meine Position sein soll, wieviele Re-Entries ich zulasse, ob ichaggressiv oder weniger aggressivtraden werde und ob ich plane, Tradeszu pyramidisieren.

Die bisherigen Schritte habe ich vorMarkteröffnung alle bereits erledigt.Normalerweise versuche ich, die

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wesentlichen Gedanken für denTrading-Tag auch schriftlichfestzuhalten, um in meinem Trading-Tagebuch später mein Handeln besseranalysieren zu können. Sobald derMarkt eröffnet, beginnt die Phase, inder ich auf einen Einstieg für meinegeplanten Trading-Ideen lauere. Indieser Lauerphase beobachte ich denMarkt und versuche, möglichst alleInformationen wahrzunehmen.

Habe ich eine Trading-Gelegenheitausgemacht, initiiere ich den Trade.Dabei muss ich darauf achten, allesrichtig zu machen. Die Order muss

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korrekt aufgegeben werden, ich musssehr schnell sein, damit ich dieGelegenheit nicht verpasse, und dabeidoch sorgfältig.

Sobald der Trade initiiert ist, checkeich den Fill. Das ist wichtig, weilvielleicht nicht ich, sondern dieOrderplattform oder mein Broker einenFehler gemacht hat. Nachdem ichüberprüft habe, dass ich die Order sobekommen habe, wie ich sie habenwollte, geht der Trade in dieBeobachtungsphase. In dieser Phaseversuche ich, meinen Regeln zu folgenund den Trade laufen zu lassen.

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Ereignen sich aber ungeplante Dingeim Umfeld des Trades, muss ichachtsam sein und den Trade vielleichtvorzeitig abbrechen. Sobald der Tradedann beendet ist, prüfe ich nochmalalle Ausführungen und trage ihn inmein Trading-Tagebuch ein.

Gleichzeitig lauere ich natürlich wiederauf neue Trading-Gelegenheiten.

Am Ende des Tags analysiere ichmeine Arbeit im Rückblick nocheinmal anhand der Charts und derAufzeichnungen in meinem Trading-Tagebuch.

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Diese Routine vollziehe ich jeden Tag.Jeder Schritt erfordert eine andereStimmung. Natürlich ist es möglich,den ganzen Tag in derselben Stimmungzu verharren. Ich bezweifle aber, dassdas produktiv ist. Für jede Aufgabe gibtes eine optimale Stimmung und eineoptimale Perspektive. Wir können eineassoziierte oder disassoziiertePerspektive einnehmen. Die Vorteilebeider Perspektiven wurden bereitsbeschrieben. In der folgenden Tabellesind die richtigen Perspektiven für jedeAufgabe aufgelistet:

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Beim morgendlichen Selbst-Check ist

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es wichtig, eine disassoziiertePerspektive einzunehmen. Nur diesePerspektive ermöglicht uns eineobjektive Beurteilung unsererBedürfnisse und unseres Zustands. Imassoziierten Zustand würden wir alleinvon einem Gefühl dominiert werden.Mögliche andere Bedürfnisse, die vondiesem Gefühl überlagert sind, würdenwir nicht bemerken. Unser Fokussollte – wie es für eine disassoziierteStimmung typisch ist – sehr weit sein,um möglichst alle Stimmungen undBedürfnisse wahrnehmen zu können.

Unsere Stimmung zur Lösung dieser

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Aufgabe sollte meditativ sein. Sogelingt es uns, in uns hineinzuhorchen.Unproduktive Stimmungen, in denenSie diese Aufgabe kaum lösen werden,sind zum Beispiel Stress oder Euphorie.In einem gestressten odereuphorischen Zustand werden Sie beimtäglichen Selbst-Check versagen, weilIhre Wahrnehmung von diesenStimmungen blockiert wird.

Nachdem Sie Ihren Selbst-Checkerfolgreich absolviert haben, wissenSie, ob Sie sich dem Trading-Wettbewerb stellen werden, und Siewissen auch, welchen Bedürfnissen Sie

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trotz eines langen Trading-TagsAufmerksamkeit schenken sollten.Vernachlässigen Sie diese Bedürfnissenicht, auch wenn Sie der Überzeugungsind, an diesem speziellen Trading-Tagkeine Zeit dafür zu haben. Denn jelänger Sie ein Bedürfnis verdrängen,desto schwerer wird es Ihnen fallen,über den Tag in einem ausgeglichenenZustand zu verbleiben.

Im nächsten Schritt widmen Sie sichder intensiven Vorbereitung desTrading-Tags. Dazu ist es erneutwichtig, eine disassoziierte Perspektivezu haben, damit Ihr Fokus möglichst

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weit ist. Erneut müssen Sie nämlichsehr objektiv sein, was in einemdisassoziierten Zustand leichter fällt.

Versetzen Sie sich zur Vorbereitung desTrading-Tags in einen phantasievollenZustand. Versuchen Sie sich möglichstviele Szenarien für den Trading-Tagund den Marktverlauf vorzustellen. Jemehr Szenarien Sie sich vorstellenkönnen, desto flexibler werden Sie aufEreignisse während des Tags reagierenkönnen.

Weitere Stimmungen, die Ihnen helfenkönnen, diese Aufgabe zu lösen, sindein konzentrierter und analytischer

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Zustand. Gerade in einem analytischenZustand haben Sie genug Distanz zumMarkt, um Ihre Planungen objektiverdurchführen zu können. Ihr Fokussollte weit sein, damit Sie IhrerPhantasie freien Lauf lassen können.

Nachdem Sie sich allgemein auf denTrading-Tag vorbereitet haben, folgtnun die Phase, in der Sie eine konkreteHandelsidee planen. Diese Phaseunterscheidet sich deutlich von derVorbereitung auf den Trading-Tag,denn nun müssen Sie einen engenFokus einnehmen. Am besten gelingtIhnen das in einem assoziierten

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Zustand. Trader begehen häufig denFehler, mit Beginn ihres Trading-Tagseine assoziierte Perspektiveeinzunehmen. Diese Perspektiveermöglicht zwar einen hohen Level anKonzentration, führt aber wegen desengen Fokus dazu, dass der Trader zuwenig wahrnimmt und meist nichtsehr objektiv in den Trading-Tagstartet.

Besser ist es, erst bei der Planung eineskonkreten Trades eine assoziiertePerspektive anzunehmen. Ein sehrproduktiver Zustand für die optimalePlanung eines Trades ist Angst oder

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Vorsicht. Denn wenn Sie zu diesemZeitpunkt Angst zulassen, ist esunwahrscheinlich, dass dieseStimmung Sie später beim Tradenstören wird. Angst ist nämlich einSignal Ihres Körpers, das Sie schützensoll.

Wenn Sie während der Planung Angstzulassen, werden Sie das Signalsinnvoll verarbeiten können. Haben Siesich gut vorbereitet? Ist das Risiko fürSie persönlich akzeptabel? Entsprichtder Trade Ihrem Trading-Plan, undfolgen Sie Ihren Trading-Regeln? Alldiese Fragen werden Sie sich selbst

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ehrlich beantworten, wenn Sie sich beider Planung des Trades kurzfristig ineinen ängstlichen Zustand versetzen.

Eine etwas abgemilderte Form davonist eine vorsichtige Stimmung. Auchdiese kann Sie während der Planungdes Trades produktiv unterstützen.

Bevor Sie den Trading-Tag aberwirklich beginnen, sollten Sie sichersein, dass Sie sich nicht mehr in einemängstlichen oder vorsichtigen Zustandbefinden. So hilfreich diese Zuständebei der Planung sind, so schädlichwirken sie während eines Trades: DerTrader beginnt zu zweifeln, ist nicht

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mutig genug, dem Signal zu folgen,oder stellt seine Position zu früh glatt.Sorgen Sie deshalb dafür, dass Sie mitBeginn des Trading-Tags in einenruhigen Zustand wechseln.

Um diesen Wechsel sicherzustellen,sollten Sie in jedem Fall kurzfristigeinen disassoziierten Zustandeinnehmen und sich selber beobachten.Diesen ruhigen Zustand halten Siedann aufrecht. Erst kurz bevor derMarkt sich Ihren Einstiegspreisennähert, sollten Sie in einen gespanntenZustand verfallen.

Denken Sie dabei an ein Raubtier, das

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auf seine Beute lauert. Der Fokus desRaubtiers bleibt weit. Erst wenn dieBeute nahe genug herangekommen ist,wird der Fokus sehr eng, denn erstdann kann es sich der Jäger leisten,seine ganze Konzentration auf seineBeute zu richten.

In dem Augenblick, in dem Sie in denMarkt einsteigen wollen, werden Sieerneut eine assoziierte Perspektiveeinnehmen. Sie sollten nun in einenaggressiven Zustand wechseln. Dennes ist wichtig, dass Sie nun all IhreKonzentration dem Einstieg widmen.Das gelingt am besten in einem

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aggressiven Zustand.

Denken Sie zum Beispiel an die Pit-Trader in Chicago: Die müssen nichtihre Order eintippen, sondern lautschreiend ihre Order am Pitdurchbringen. Die Aggressivität sorgtfür den notwendigenEntscheidungswillen, denn weraggressiv ist, weicht nicht mehrzurück. Er hat es leichter, sichdurchzusetzen. Deshalb ist dieserZustand zu diesem Zeitpunkt optimal.

Direkt nachdem Ihre Order ausgeführtwurde und Sie Ihre Fills gecheckthaben, kommt der schwierigste

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Wechsel. Sie müssen aus derassoziierten Perspektive sofort in diedisassoziierte wechseln. Gelingt dasnicht, werden Sie nämlich, wie füreinen assoziierten Zustand üblich, allIhre Emotionen sehr starkwahrnehmen. Das führt dannregelmäßig zu einer emotionalenAchterbahnfahrt, wenn die Kurse sichfür oder gegen Ihre Positionentwickeln.

Wenn es Ihnen nicht gelingt, dieassoziierte Perspektive zu verlassen,wird der Trading-Tag sehr anstrengendfür Sie, und Sie werden sich nach

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einiger Zeit gestresst fühlen. DasKonzentrationsniveau, das wirwährend des Einstiegs benötigen,können und müssen wir nicht denganzen Trade über aufrechterhalten.

Sobald Sie den Trade beobachten,sollten Sie sich entspannen. DieserWechsel fällt insbesondere Anfängernsehr schwer. Aber wenn Sie konkreteExit-Regeln haben, dann gibt es jetztnicht mehr viel für Sie zu tun. Siemüssen einfach nur noch Ihren Exit-Regeln folgen, auf alles andere habenSie keinen Einfluss. Sie werden sich indieser Phase nur entspannen können,

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wenn Sie ein großes Vertrauen in IhreExit-Regeln entwickelt haben. Wenn esIhnen gelingt, in einen entspanntenZustand zu gelangen, werden Sie IhrTrading genießen können.

In den aggressiven Zustand und in dieassoziierte Perspektive kehren Sie erstwieder beim Abbruch des Tradeszurück, da Sie hier wie beim Einstiegsicherstellen müssen, dass Ihre Orderschnell und richtig zur Ausführungkommt.

Wenn Sie mehrere Signale am Tagtraden, müssen Sie während desTrading-Tags ständig zwischen einer

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assoziierten und einer disassoziiertenPerspektive wechseln. Dieser Wechselerfordert Routine, hilft Ihnen aber, denTrading-Tag besser zu bewältigen.

Um die Notizen in Ihr Trading-Tagebuch einzutragen, sollten Sie sichin einen pedantischen Zustandversetzen, damit Sie möglichst genaudokumentieren, was und warum Siegehandelt haben.

Wenn der Trading-Tag abgeschlossenist, empfiehlt es sich, kritisch auf denTag zurückzublicken. Welche Fehlerhaben Sie gemacht? Wie können Sie inZukunft diese Fehler vermeiden? Was

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war gut, was hätten Sie besser machenkönnen? Alle Ihre Ideen undSchlussfolgerungen sollten Sieunbedingt in Ihrem Trading-Tagebuchnotieren.

Exzellenz durchStimmungskontrolle

Sicherlich gibt es neben den genanntenStimmungen auch andere produktiveZustände, um die erforderlichenAufgaben zu bewältigen. Wichtig ist,dass Sie erkennen, welcher Zustandproduktiv ist und welcher nicht, und

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dass Sie die Ihnen zur Verfügungstehenden Mittel nutzen, um sich ineinen produktiven Zustand zuversetzen.

Es mag vielleicht möglich sein, auch ineinem unproduktiven Zustand Geld zuverdienen, aber wie viel mehr Geldhätten Sie verdient, wenn Sie in einemproduktiven Zustand gewesen wären?Nur in produktiven Stimmungenkönnen wir optimale Entscheidungentreffen und eine Spitzen-Performanceerzielen.

Denken Sie an zwei Sportler, diephysisch die gleichen Kräfte haben. Ein

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Wettrennen wird der gewinnen, dersich mental in einen besseren Zustandversetzt hat, das heißt, der in der Lagewar, einen Spitzenzustandeinzunehmen.

Es geht beim Traden nicht nur um einmechanisches Konzept. Trading-Exzellenz, die wahre Kunst zu traden,erreichen Sie nur, wenn Sie sich mentalin einem Zustand befinden, der Sieunterstützt. Nur so können Sie nämlicheine unschlagbare Waffe beim Tradingeinsetzen. Diese Waffe heißt Intuition.Die Kunst zu traden bedeutet, ständigvielen Routinen zu folgen, aber im

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richtigen Moment Ihre Intuitioneinzusetzen.

Ähnlich wie ein sehr guterSchachspieler, der Hunderte vonStandardzügen kennt und einsetzt, aberim entscheidenden Moment die Partiedurch seine Intuition gewinnen kann,müssen Sie als Trader wissen, inwelchen Momenten Ihre Intuition Sieunterstützen kann. Nur so erreichenSie den Zustand der Exzellenz.

Wie können Sie diesen Zustandherbeiführen?

Diesen Prinzipien müssen Sie folgen,

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damit Sie diesen Spitzenzustanderreichen:

Commitment/Berufung

„Commitment“ bedeutet, sich einerAufgabe zu verschreiben, sich für dieseAufgabe berufen zu fühlen. Wenn Siesich nicht zum Traden berufen fühlen,werden Sie nicht genügend Kraftaufbringen, um Rückschlägedurchzustehen. Sie werden sich vonvielen Dingen ablenken lassen undnicht Ihre ganze Kraft einsetzen, umIhre Trading-Ziele zu erreichen.

Stellen Sie sich vor, Sie haben zwei

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Wochen frei und wissen nicht genau,was Sie mit Ihrer Zeit anfangen sollen.Sie planen einen Ausflug ans Meer.Unterwegs halten Sie an einerRaststätte und bestellen sich einenSnack zum Mitnehmen. Sie steigenwieder in Ihr Auto und fahren ein paarKilometer weiter bis an eine ruhigeStelle, um zu picknicken. Als Sie dasgekaufte Essen auspacken, stellen Siefest, dass es verdorben ist. Sie sind zuRecht wütend.

Da Sie sowieso nichts Besseresvorhaben, werden Sie wahrscheinlichzurück zur Raststätte fahren und sich

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beschweren. Wenn Ihre Beschwerdenicht ernst genommen wird, verlangenSie nach dem Manager. Weil diesernicht da ist, lassen Sie sich Namen undAdresse geben, behalten dasverdorbene Essen, zeigen esmöglicherweise anderen Gästen, bittendiese, Ihre Beschwerde als Zeuge zuunterstützen, und sammeln Beweise.Dann fahren Sie nach Hause, machensich die Mühe, einen Brief an dieKonzernzentrale zu schreiben, einenweiteren an das Gesundheitsamt undvielleicht noch einen an die lokaleZeitung. Sie verwenden einen ganzenTag dafür, Ihre Beschwerde

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durchzusetzen.

Vergleichen wir nun diese Situationmit einer Geschichte, bei der IhnenÄhnliches widerfährt. Diesmal habenSie aber nicht frei, sondern sind aufdem Weg zu einem wichtigenGeschäftstermin. Sie wissen, nur wennSie pünktlich sind, werden Sie denAbschluss tätigen können. Weil dieFahrt sehr lang ist, halten Sieunterwegs, um etwas zu essenmitzunehmen. Nachdem Sie IhreEinkäufe bezahlt haben, setzen Sie sichin Ihren Wagen und fahren weiter.Wenige Kilometer später packen Sie

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während der Fahrt Ihr Essen aus undstellen fest, dass es verdorben ist. Siesind zu Recht wütend.

Werden Sie auch diesmal umkehren?Wahrscheinlich nicht. Sie packen dasEssen wieder ein und setzen Ihren Wegfort, um Ihren Abschluss zu tätigen.Nichts wird Sie aufhalten. Bei IhremKunden angekommen, werfen Sie dasverdorbene Essen weg. Das war dasletzte Mal, dass Sie daran gedachthaben. Denn auf der Rückfahrt sind Sieso beflügelt von Ihrem Abschluss, dassSie sich die gute Stimmung nicht nochdurch einen Streit mit dem

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Raststättenbesitzer verderben lassenwollen.

Diese zwei Geschichten sollen Ihnenzeigen, was es heißt, sich berufen zufühlen. Wenn Sie ein klares Ziel vorAugen haben, werden Sie sich nichtdurch Kleinigkeiten ablenken lassen.Fehlt es an diesem Ziel, werden Ihnennicht alle Ressourcen zur Verfügungstehen, denn Sie werden leichtabgelenkt und setzen dann Ihre Kräftefür andere Dinge ein.

Sich berufen zu fühlen bedeutet, vonganzem Herzen etwas zu wollen, ohneKompromisse, Prioritäten setzen zu

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können. Sie können nicht einfachsagen: Ich fühle mich ab heute zumTraden berufen. Commitment bedeutet,alle Ziele und Planungen der Aufgabeunterzuordnen, für die Sie sich berufenfühlen, Ihr Leben so zu organisieren,dass Sie all Ihre Ressourcen für dieseAufgabe einbringen können.

Leidenschaft

Commitment und Leidenschaft sindeinander sehr ähnlich. Sie müssen dieLeidenschaft in sich spüren. DieseLeidenschaft werden Sie nur entfachenkönnen, wenn Traden voll und ganz imEinklang mit Ihrem Wertekonzept

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steht.

Leidenschaft ist ein Beweggrund, derSie antreibt und ungeahnte Kräfte inIhnen freisetzt. Es ist Leidenschaft, dieSie trotz Rückschlägen antreibt, weiterErfahrungen zu sammeln, neueErkenntnisse zu gewinnen. OhneLeidenschaft gibt es keine Exzellenz!

Höhere Ansprüche an sich selbst

Womit geben Sie sich zufrieden?Wollen Sie etwas Geld am Marktverdienen, oder wollen Sie einer derbesten Trader sein? Trading ist keinHobby, keine Freizeitbeschäftigung.

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Wer durchschnittlich sein will, solltelieber ein paar langfristige Investmentstätigen und auf eine Verzinsungzwischen fünf und zehn Prozenthoffen. Für das Trading müssen Sieaber so viel eigene Ressourceneinsetzen, dass ein Ergebnis von fünfbis zehn Prozent Sie nicht motivierenwird, alles zu geben. Nur wer ständighöhere Ansprüche an sich selbst stellt,wird ein erfolgreicher, exzellenterTrader sein.

Glaubenssätze, die einenunterstützen

Viele Trader sind leidenschaftlich,

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besitzen aber Glaubenssätze, die sieeingrenzen und daran hindern, wirklicherfolgreich zu sein. Über die Bedeutungvon Überzeugungen wurde bereitsgesprochen. Unser Glaube daran, waswir sind und was wir können, istentscheidend dafür, was wir leistenkönnen. Nur wenn wir derÜberzeugung sind, auch intuitiveEntscheidungen treffen zu können,werden wir intuitive Signale unseresKörpers wahrnehmen und danachhandeln können.

Vertrauen in sich selbst

Dazu ist es notwendig, dass wir in

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unsere eigene Stärke, Leistung undErfahrung vertrauen. Selbstvertrauenist eine wesentliche Fähigkeiterfolgreicher Trader. Selbstvertrauenwerden Sie nicht von heute auf morgengewinnen. Deshalb ist auch noch keinMaster-Trader vom Himmel gefallen.

Selbstvertrauen gewinnen Sie durchErfahrung. Je mehr Erfahrung Siegemacht haben, umso sicherer werdenSie in einem Metier. Glauben Sie bittenicht, dass sechs Monate Trading oderauch zwei Jahre eine ausreichendeErfahrung darstellen. Diesen Prozesskann Ihnen kein Buch oder Seminar

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abnehmen.

Allerdings zeigen Ihnen Bücher undSeminare hilfreiche Abkürzungen, umErfahrungen zu gewinnen. Entwederlernen Sie durch Versuch und Irrtumoder indem Sie sich Prinzipien vonbereits erfolgreichen Tradernabschauen. Aber selbst solcheübernommenen Erfahrungen müssenSie verinnerlichen, bevor Sie sich selberausreichend vertrauen werden.

Intuition

Trading-Exzellenz bedeutet, intuitivEntscheidungen treffen zu können.

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Intuitive Entscheidungen werden nichtauf der bewussten Ebene gefällt; siesind Entscheidungen desUnterbewusstseins und können daherschnell getroffen werden. Deshalb istes wichtig, dass Sie lernen, mitintuitiven Entscheidungen umzugehen.

Häufig dienen sie Tradern lediglich alsEntschuldigung, warum sie ihre Regelngebrochen haben. Wir wissen aber,dass die Fähigkeit, Regeln zu folgen,vom richtigen Zustand abhängt.Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich ineinem produktiven Zustand befinden,wenn Sie intuitiven Entscheidungen

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folgen wollen.

Wenn Sie gestresst sind, werden Sienicht die richtigen intuitivenEntscheidungen treffen können. DasGleiche gilt, wenn Sie zu sehr auf einZiel fixiert sind. Der einzige Zustand,der es Ihnen ermöglicht, intuitiv richtigzu entscheiden, ist Ausgeglichenheit.Es ist ein Zustand der Ruhe ohneAblenkung. Kein Druck, wederfinanzieller noch psychischer, treibtden Trader zu unüberlegten Aktionen.Er befindet sich im Zustand des Seinsund kann hier unbeeindruckt vonÄngsten und Hoffnungen auf seine

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innere Stimme hören.

Das ist der Grund, warum so vieleTrader versagen. Sie erreichen niemalseinen ausgeglichenen Zustand.

Intuition können Sie nur gewinnen,wenn Sie bereits über einen weitenErfahrungshorizont verfügen.Entscheidungen, die Sie tausend Malbewusst getroffen haben, können Sieirgendwann unbewusst treffen.

Vielleicht erinnern Sie sich noch,welche Schwierigkeiten es Ihnenbereitet hat, in der ersten Fahrstundegleichzeitig die Gangschaltung zu

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bedienen und zu kuppeln. Häufighaben Sie vergessen, die Kupplung zutreten, und den Motor abgewürgt. Jehäufiger Sie aber Auto gefahren sind,desto automatisierter wurde derProzess des Kuppelns – bis Sie garnicht mehr darüber nachdenkenmussten. Er verläuft nun völlig imUnterbewusstsein und benötigt keineRessourcen mehr.

Genauso ist es beim Traden: Jehäufiger Sie eine Trading-Routineimmer wieder nach dem gleichenMuster durchlaufen, desto einfacherwird es Ihnen fallen, Entscheidungen

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zu treffen.

Faktoren und Muster, die Sie sehrhäufig wahrgenommen haben –vielleicht ohne ihnen besondereAufmerksamkeit zu schenken –, habensich zu einem Bild in IhremUnterbewusstsein zusammengefügt.Ohne die genaueEntscheidungsstrategie zu kennen,entwickeln Sie ein Gefühl dafür, wannder Zeitpunkt für einen Tradegekommen ist und wann nicht.

Intuitives Traden bedeutet nicht, aufRegeln zu verzichten. Sie müssen sichweiterhin strikt an Ihr Risiko- und

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Money-Management halten. Aber eshilft häufig, Entscheidungen sehrschnell zu treffen.

Wie können Sie intuitiveEntscheidungen fördern? Zuersteinmal müssen Sie lange trainieren undtraden. Schauen Sie sich Tausende vonCharts an und beobachten SieMarktstimmungen sehr genau.

Überprüfen Sie Ihre Entscheidungenständig. Was haben Sie gesehen, gehörtund gefühlt? Ein psychologischesTagebuch, in dem Sie IhreWahrnehmungen für jeden Tradenotieren, hilft Ihnen dabei.

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Der wichtigste Schritt ist jedoch,Vertrauen in sich selbst und seineneigenen Trading-Stil zu entwickeln.Das bedeutet auch, nicht mehr ständigalles zu hinterfragen, sondern dieDinge so anzunehmen, wie sie sind.Lernen Sie, damit umzugehen.Versuchen Sie nicht, Intuition zuverstehen, sondern versuchen Sie, ihrzu vertrauen.

Kämpfe nicht, sondern trade

„In all diesen Schlachten zu kämpfenund zu siegen ist nicht die größteLeistung. Die größte Leistung bestehtdarin, den Widerstand des Feindes

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ohne einen Kampf zu brechen.“

Sunzi, „Die Kunst des Kriegs“

Häufig betrachten Trader ihre Aufgabeals einen Kampf – einen Kampf gegenden Markt und einen Kampf mit sichselber. Auch wenn diese Sichtweiseeine Menge Ressourcen mobilisiert undden Trader motiviert, so kann er dochniemals den Zustand derAusgeglichenheit erreichen.

Wer kämpft, muss sich anstrengen. Erhat noch nicht den Weg gefunden,seine Ziele zu erreichen, ohne dafürständig in Aktion zu sein. Denken Sie

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an den Zustand des Seins. Erunterscheidet sich von dem des„Doings“ und „Havings“ dadurch, dassder Trader ausgeglichen ist und nichtständig aktiv sein muss.

Kampf bedeutet, eine Menge Kraft zuverbrauchen. Trader, die ständigkämpfen, brennen sehr schnell ausoder tragen gesundheitliche Schädendavon.

Trading-Erfolg hat nichts mit Kämpfenzu tun, aber dafür sehr viel mitPersönlichkeit. Nur wer offen, flexibelund ausgeglichen ist und ein hohes,aber nicht übersteigertes Maß an

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Selbstbewusstsein und damitSelbstvertrauen aufbringen kann, wirdechte Exzellenz erreichen.

Verlierer zeichnen sich genau durchdie gegenteiligen Eigenschaften aus.Lesen Sie einmal in Internet-Boardsüber Trading. Wie viele Traderversprühen dort nur Hass, Neid, Häme,sind intolerant und unflexibel! HabenSie sich einmal gefragt, warum sichdiese so genannten Trader so bitterböseäußern? Wahrscheinlich reagieren sieihre Wut ab darüber, einen Kampf mitdem Markt verloren zu haben.

In dem Moment, in dem Sie Trading

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nicht mehr als Kampf empfinden,werden Sie ein erfolgreicher Tradersein – oder Sie haben aufgehört zutraden!

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Kapitel 7

Wie finde ich heraus, was eine guteWette ist? Trader sindRisikomanager. Niemand weiß, ober einen guten oder schlechtenTrade vor sich hat, aber guteTrader wissen immer, wie groß ihrRisiko ist.

Marktanalyse und ihreBedeutung

Kennen Sie jemanden, der Ihnen die

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Zukunft voraussagen kann? Ich leidernicht – dennoch glaubte ich lange Zeit,dass dies am Aktienmarkt anders seinmuss. Ich war wohl davon überzeugt,dass es am Aktienmarkt ähnlich wie inden Naturwissenschaften Gesetze gibt,die einen Ursache-Wirkung-Mechanismus beschreiben, und dassdie Bewegungen an den Märktendiesen Gesetzen folgen. Doch selbstwenn das der Fall wäre, dann fehltenuns immer noch die Instrumente, dieman braucht, um in die Zukunft zuschauen, welche Ereignisse morgenoder übermorgen eintreten, die danngesetzmäßig ihre Wirkungen am Markt

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entfalten.

Wenn es uns schon nicht gelingt, dieZukunft vorauszusagen, könnten wirzumindest annehmen, dass künftigePreisveränderungen zu einem gewissenTeil von den historischenPreisbewegungen abhängen. Ob diePreise steigen oder fallen werden,könnte möglicherweise eine Funktionder bisher erfolgten Preisbewegungsein. Marktanalysen mit diesem Ansatzwerden meist als technische Analysebezeichnet.

Selbst wenn es gar keine Beziehungzwischen vergangenen Preisen und der

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Zukunft gibt, reiche es – so wird häufigargumentiert – aus, dass einfachgenügend Trader davon ausgehen,darauf ihr Handeln basieren und somitdie Ergebnisse der technischen Analyseeintreten zu lassen. Dies bezeichnenwir dann als „sich selbst erfüllendeProphezeiung“.

Chartbilder oder Indikatoren sollenAufschluss über künftigePreisbewegungen geben. So reizvolldieser Gedanke auch ist: Beim Tradenkann eine solche Überzeugung schnellzum Hindernis werden. Die meistenTrader werden unflexibel, sobald sie

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durch ihre Analyse zu einerMarktmeinung gelangt sind. Sie sinddann weder bereit, entgegen ihrerMarkteinschätzung zu traden, nochwerden sie Positionen vor Erreichendes Kursziels glattstellen. Niemalswerden sie Positionen laufen lassen,wenn ihre Kursziele bereits erreichtwurden.

Durch diese Starrheit nehmen sie sichviele Chancen. Häufig genug denkensie auch noch, dass eine gute Analyseschlechtes Risikomanagementkompensieren kann.

Im Allgemeinen wird die Prognosekraft

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einzelner Indikatoren oder Chartmusterüberschätzt. Vor allem lenkt die Idee,dass Märkte sich voraussagen lassen,Trader auf die falsche Fährte, wenn esum die Entwicklung funktionierenderTrading-Systeme geht. Ein Großteil derEntwicklungsarbeit konzentriert sichdann darauf, dieTrefferwahrscheinlichkeit des Systemszu erhöhen. Dabei ist dieTrefferwahrscheinlichkeitnebensächlich. Viele erfolgreicheHandelsansätze und -systeme sind mitTrefferquoten von weniger als 50Prozent erfolgreich.

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Nehmen wir der Einfachheit halber an,ein System generiert zehn Trades imJahr. Sieben davon werden mit Verlustausgestoppt, nur drei Signale sinderfolgreich. Wenn das System falschliegt, verliert es jedes Mal 1.000 Euro,wenn es gewinnt, erzielt es 2.500 Euro.Es verbleibt ein Plus von 500 Euro,obwohl das System nur in 30 Prozentder Fälle erfolgreich war.

Deshalb ist es gar nicht nötig,Preisbewegungen korrektvorauszusagen, um ein erfolgreicherTrader zu werden.

Häufig wird an dieser Stelle

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eingewendet, dass das System dochnoch erfolgreicher sein könnte, wennes gelänge, die hohe Anzahl derVerlusttransaktionen zu reduzieren.

Ob ein einzelner Trade ein Gewinneroder ein Verlierer wird, ist ein Prozess,über den wir keine Kontrolle haben.Hätten wir darüber Kontrolle, würdenwir natürlich nur Gewinntransaktionenmachen und hätten eine Trefferquotevon 100 Prozent. Wenn wir wissen,dass wir über bestimmte Faktorenkeine 100-prozentige Kontrolleerlangen können, sollten wir erst garnicht versuchen, diesen Faktor zu

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kontrollieren. Denn das würdebedeuten, dass wir Faktoren wie Glückund Pech eine Rolle bei unseremTrading-Ergebnis spielen lassen.

Ein weiteres Argument dafür, dassMarktprognosen für viele Traderproblematisch sein können, ist, dasswir im Grunde unseres Herzens(besser: unseres Egos) Recht habenwollen. Haben wir uns erst einmal eineMeinung gebildet, sei es über denMarkt oder über etwas anderes, dannfällt es uns schwer, diese Überzeugungwieder aufzugeben. Wir verteidigenunsere Meinung mit allen uns zur

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Verfügung stehenden Mitteln – wasbeim Traden eine sehr teureAngelegenheit werden kann.

Schlimmer noch als mögliche Verlusteist die emotionale Destabilisierung, dieeintritt, wenn wir nach einer Reihe vonVerlusten erkennen müssen, dass wirUnrecht hatten. Unsere Gesellschaftduldet keine Verlierer, und seit derSchule haben wir gelernt, dass es nur„Richtig“ oder „Falsch“ gibt. Etwasfalsch zu machen trägt aber nicht zuunserem Wohlbefinden bei. Ein Traderfühlt sich mit jedem weiteren Verlustschlechter und rutscht in eine

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Verlustspirale hinein.

Es bleibt festzuhalten, dass zuverlässigeMarktprognosen nicht möglich sind,weil niemand die Zukunft voraussagenkann und Marktanalysen einen Traderin seiner Flexibilität und Stimmungbehindern können.

Wie soll ein Trader aber wissen, ob erlong oder short gehen soll, wennMarktprognosen keinen Wert für ihnhaben? Um die Frage zu beantworten,muss der Trader keine Prognosemachen, die in die Zukunft gerichtetist, sondern sich anschauen, was derMarkt gerade macht.

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Vielleicht hilft Ihnen folgenderVergleich weiter: Sie wollen draußeneinen Spaziergang machen undüberlegen, ob Sie einen Schirmmitnehmen sollen oder nicht. Siekönnen zur Entscheidungsfindung eineWettervorhersage heranziehen, dieähnlich wie eine Marktprognose aberunsicher ist, oder einfach aus demFenster gucken und beobachten, wiedas Wetter im Moment ist. Scheint dieSonne, lassen Sie den Schirm zu Hause,regnet es, nehmen Sie den Schirm mit.Wenn die Situation nicht so eindeutigist, dann bleiben Sie einfach zu Hause!

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Genauso wie in diesem Vergleichsollten Sie als Trader einfach schauen,was der Markt gerade macht, unddanach handeln. Steigt er, kaufen Sie,fällt er, verkaufen Sie, und wissen Sienicht genau, ob der Markt steigt oderfällt, sollten Sie gar nicht handeln.

Um die Verfassung eines Markts zubestimmen, ist es nicht notwendig,diesen Markt einer aufwändigenfundamentalen oder technischenAnalyse zu unterziehen. Es reichtvielmehr, den „Weg des geringstenWiderstands“ herauszufinden. JesseLivermore hat diesen Begriff in seinem

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Buch „Spiel der Spiele“ geprägt, undauch noch heute ist diese einfacheMethode sehr effektiv.

Durch genaue Beobachtung müssenSie nur herausfinden, wie der Marktauf Nachrichten und Bewegungenkorrelierender Märkte reagiert und mitwelchem Momentum seineBewegungen verlaufen.

In einem bullishen Markt sollten guteNachrichten für eine Akzelerationsorgen, der Markt sollte relative Stärkegegenüber korrelierenden Märktenaufweisen, und Ausbrüche verlaufen inder Regel dynamisch. Schlechte

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Nachrichten kann der Markt meist gutverkraften, oder er ignoriert sie sogar.

Einfach formuliert sollte der Traderimmer mit dem Markt handeln. Steigtder Markt, sollte er kaufen, fällt derMarkt, verkauft er einfach. „Sich nichtgegen den Markt stellen“, „The Trendis Your Friend“ – all das sind alteTrading-Weisheiten, die genau dieseVorgehensweise empfehlen.

Natürlich ist diese Methode keineGarantie dafür, dass der Markt nicht,genau nachdem wir unsereTransaktion durchgeführt haben,signifikant dreht und ein anderes

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Verhalten aufweist, als wir beobachtethaben. Genauso wie es plötzlichanfangen kann zu regnen, obwohlgerade noch die Sonne schien, kann esam Markt auchStimmungsumschwünge geben. Dasswir dann nicht zu viel Geld verlieren,dafür sorgt unser Stop.

Schließt aber ein solches Vorgehenantizyklisches Verhalten nichtvollkommen aus? Auf den ersten Blickja, denn meine Empfehlung lautet, mitdem Trend zu handeln. Es wäre abertrotzdem unklug, wenn ein Trader dieMöglichkeiten antizyklischer Trades

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durch seine Entry-Methodeausschließen würde.

Das große Geld verdient man nicht miteinzelnen Kursschwankungen, sondernmit Trends. Die großen Bewegungendes Markts machen Trader reich. Dafürist es nicht nötig, am Top zu verkaufenund am Boden zu kaufen. Wichtiger ist,das Momentum einer großenBewegung zu erkennen und in derLage zu sein, diese Bewegungweitgehend auszunutzen. Es kommtalso nicht so sehr darauf an, am Tief zukaufen oder das Hoch für ein Short-Engagement zu erwischen, sondern

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dann konsequent zu handeln, wennsich eine Trendwende bereitsherauskristallisiert hat.

In diesem Zusammenhang sei nocheinmal auf den Weg des geringstenWiderstands hingewiesen. Preiseentwickeln immer Dynamik inRichtung des geringsten Widerstands.Natürlich ist diese Bewegung nichtendlos, und es wird der Punktkommen, an dem sich erst dieBewegung abschwächt, durchWiderstände langsamer wird, undirgendwann der Weg des geringstenWiderstands genau in die

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entgegengesetzte Richtung läuft. DiePreise werden dann diesen neuen Wegeinschlagen. Ein geduldiger Traderwird aber abwarten, bis der Markttatsächlich einen neuen Wegeingeschlagen hat, denn es machtmeist wenig Sinn, eine Bewegung amMarkt vorwegnehmen zu wollen.

Es ist unmöglich, mit hoher Sicherheitden Punkt zu bestimmen, an dem derWiderstand für einen Trend so groß ist,dass dieser seine Bewegung nicht mehrfortsetzen kann. Deshalb bevorzuge ichprozyklische Trading-Strategien.

Dennoch kann es in bestimmten Fällen

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sinnvoll sein, auf Trendwenden zuwetten. Zwei Voraussetzungen müssendafür gegeben sein. Zum einen mussder Trader eine Methodik entwickelthaben, die zumindest erkennt, dass derWiderstand im aktuellen Trenddeutlich größer geworden ist. BeachtenSie, dass alle Beobachtungen in Bezugauf den Weg des geringstenWiderstands nicht in die Zukunftgerichtet sind, sondern das vergangeneund aktuelle Geschehen am Marktbewerten. Wenn ein Trader also aufeinen Trendwechsel spekuliert, sollte erbereits beobachtet haben, dass derWiderstand in Richtung des

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bestehenden Trends deutlichzugenommen hat.

Die zweite Voraussetzung ist, dass dieAuszahlungsquote des Trades imVerhältnis zum eingegangenen Risikosehr hoch ist. Wenn Sie auf eineTrendwende spekulieren, dann sollteIhr Ziel sein, nicht ein „paarPünktchen“ am Markt zu verdienen,sondern ein Vielfaches Ihreseingegangenen Risikos. Nehmen wiran, das Risiko vom Kauf bis zum Stopbeträgt 20 Punkte in einem beliebigenMarkt. Wenn Sie in solch einem Falleinen antizyklischen Trade eingehen,

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dann sollte Ihr Kursziel zumindesteinen Gewinn von 60 Punkten (dasDreifache des Risikos) ermöglichen.

Obwohl ich antizyklische Trading-Strategien verwende, rate ich jedemTrader dazu, sich hauptsächlich aufTrendfolgestrategien zu konzentrieren.Dies ist die wesentlich einfachere Art,Geld (viel Geld) am Markt zuverdienen. Erst wenn Sie in der Lagesind, mit prozyklischen Strategienerfolgreich zu handeln, sollten Sie zurErweiterung Ihres Trading-Repertoiresauch antizyklische Strategienverwenden.

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Die Bedeutung der Marktanalyse liegtweniger darin, die Richtung des Marktsmit einer hohenTrefferwahrscheinlichkeitvorauszusagen. Wichtiger ist es, mitihrer Hilfe eine komplexe Karte derRealität entwerfen zu können, um denÜberblick zu behalten. DieMarktanalyse ist nichtausschlaggebend für den Erfolg imTrading. Sie ist nicht dazu da,Preisbewegungen vorherzusagen. Sieist dazu da, das Risiko evaluieren zukönnen, festzustellen, wo die Grenzensind, wo der Weg des geringstenWiderstands verläuft. Sie darf niemals

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dazu benutzt werden, etwas zurechtfertigen. Erst recht nicht, um einePosition zu rechtfertigen.

Verwenden Sie die Marktanalyse wieeine Karte, auf der verschiedene Wegeabgebildet sind. Wenn Sie dieMarktanalyse im herkömmlichen Sinnegebrauchen – um die Richtung desMarkts vorherzusehen –, wird IhreKarte nur einen Weg aufzeichnen.Karten, auf denen nur eine Route zusehen ist, sind sehr primitiv und helfennur weiter, wenn man die Route nichtverlässt. Denn die Karte ist niemals dieRealität, und das bedeutet, dass man

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sich verirrt, sobald man von der einenvorgezeichneten Route abgekommenist.

Gute Trader nutzen die Marktanalyseanders. Ihr Ziel ist es, eine möglichstkomplexe Karte zu entwerfen, die zwarauch niemals die Realität beschreibenkann, ihnen aber hilft, sich in derRealität zurechtzufinden. Auf diesenKarten sind viele Routen verzeichnet.Widerstände und Supports finden sichauf dieser Karte, wie auf einerLandkarte Berge und Flüsse. BeideArten von Karten zeigen jedoch nicht,dass ein bestimmtes Hindernis

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unüberwindlich ist. Vielmehr wirddarauf hingewiesen, wo esSchwierigkeiten auf dem Weg gebenkönnte.

Das Chance-Risiko-Verhältnis

Wenn wir mit Hilfe der Marktanalysenicht herausfinden können, wohin derMarkt steuert, wie soll ein Trader dannbestimmen können, ob der nächsteTrade für ihn sinnvoll ist oder nicht? Erweiß, dass er einen Einsatz tätigenmuss, kennt aber nicht die

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Wahrscheinlichkeiten für einenGewinn bei diesem Handel.

Der Trader muss entscheiden, ob ereine gute Wette vor sich hat oder eineschlechte. Weil ihm über dieGewinnwahrscheinlichkeit nichtsbekannt ist, muss er eine Annahmetreffen. Gehen wir davon aus, dass dasTrading-Ergebnis so zufällig ist wie derAusgang bei einem Münzwurf, so wärees ratsam, eine Trefferquote von 50Prozent anzunehmen. Um auf dersicheren Seite zu sein, und weil wir esuns am Markt nicht zu schwer machenwollen, gehen wir davon aus, dass

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unsere Trefferquote unter 50 Prozentliegt.

Wie können wir aber erfolgreich sein,wenn wir nur bei weniger als derHälfte unserer Trades gewinnen, sagenwir zum Beispiel nur bei 40 Prozent?Dies kann nur funktionieren, wenn wirim Gewinnfall deutlich mehrgewinnen, als wir im Verlustfallverlieren.

Dazu ein Beispiel: Stellen Sie sich zehnzufällige Trades vor. SechsTransaktionen werden mit einemVerlust von 100 Euro abgeschlossen,zwei break-even ausgestoppt, und nur

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zwei Transaktionen erzielen einenGewinn von 400 Euro. In diesem Fallgewinnen wir, obwohl 60 Prozentunserer Transaktionen negativ waren,noch insgesamt 200 Euro, weil dieAuszahlungen im Gewinnfall deutlichhöher waren als die Verluste.

Eine Wette ist meist dann gut, wenndie Auszahlungsquote deutlich höherist als das Risiko. Leider kennen wir imVoraus nicht die Auszahlung (also denGewinn) unseres Trades. Was wir abersicher wissen, ist unser maximalerVerlust pro Kontrakt. Die Differenzzwischen Einstieg und unserem Initial

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Stop ist der Betrag, den wir maximalbereit sind zu verlieren. Wenn mandavon ausgeht, dass es keine Slippagegibt, ist dieser Betrag unser Risiko.

Wie können wir aber unsereAuszahlungsquote bestimmen? DieAuszahlungsquote wird immer erst beiAbschluss der Transaktion bekannt.Deshalb müssen wir uns damitbehelfen, dass wir anstelle derAuszahlungsquote einen möglichenKursgewinn bei unserer Kalkulationenberücksichtigen.

Hier liegt die Schwierigkeit in derrealistischen Einschätzung des

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Kurspotenzials.

Um diese Einschätzung zu tätigen,beantworten Sie deshalb vorherfolgende Fragen:

Welche Zeitdauer weist ein für Sietypischer Trade im Durchschnitt auf:ein bis fünf Minuten, eine Stunde odereinen Tag?

Auf welcher Zeitebene treffen Sie IhreEinstiegsentscheidung: Tickchart,Fünf-Minuten-Chart, Stundenchart?

Die Antwort auf diese Fragen zeigtIhnen, wie lange Sie üblicherweise in

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einem Trade sind. Nun müssen Sieherausfinden, was in derVergangenheit unter Einbeziehung deraktuellen Marktvolatilitäten realistischeMarktbewegungen in diesem Zeitraumwaren.

Nehmen wir einen Daytrader im DAX,der üblicherweise nur eine Transaktionmacht und trendfolgend agiert.

- Er muss wissen, was diedurchschnittliche Tages-Range imDAX ist (zum Beispiel 60 Punkte).

- Er muss wissen, wann eswahrscheinlich ist, dass der Markt

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noch weiter laufen kann, obwohl erbereits einen großen Teil derdurchschnittlichen Range hinter sichhat (zum Beispiel bei neuenMarktnachrichten, wichtigentechnischen Ausbrüchen etc.).

- Er muss Unterstützungen undWiderstände erkennen.

- Er muss wissen, ob am Handelstagwichtige Wirtschaftsdatenveröffentlicht werden, diemöglicherweise die Volatilität nochvergrößern.

Unter Berücksichtigung dieser

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genannten Parameter kann der Traderein realistisches Kursziel für seinenTrade definieren. Die Differenzzwischen Kursziel und Einstieg ergibtdie Chance, die aus dem möglichenTrade resultiert.

Diese Chance muss der Trader seinemRisiko gegenüberstellen, wenn erherausfinden will, ob der Trade einegute Wette ist oder nicht.

Die Chance ist der Betrag, den icherwarte zu gewinnen, wenn meinKursziel erreicht wird; das Risiko ist derBetrag, den ich verliere, wenn ich zumeinem Initial Stop ausgestoppt werde.

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Eine schlechte Wette liegt immer dannvor, wenn das Verhältnis vonVerlustquote zu Gewinnquote größerist als das Chance-Risiko-Verhältnis.Habe ich zum Beispiel eineVerlustquote von 60 Prozent, mussmein Chance-Risiko-Verhältnis größerals 1,5 sein, damit der Trade akzeptabelist und eine gute Wette für den Traderdarstellt (Verlustquote/Gewinnquote <Chance-Risiko-Verhältnis, also 0,6 / 0,4= 1,5).

Ich versuche mir mein Leben alsTrader leicht zu machen und möchteauch erfolgreich sein, wenn ich

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weniger als 50 Prozent meiner Tradesmit Gewinn abschließe. Deshalb wärees für mich immer eine schlechteWette, wenn mein Chance-Risiko-Verhältnis unter 1,5 liegt. Nur wenn ichmindestens das 1,5fache meines Risikosverdienen kann, werde ich eineTransaktion eingehen.

Dieses Chance-Risiko-Verhältnisverwende ich aber nur bei derBeurteilung des Trades. Sobald ich einePosition eröffnet habe, spielt es keineRolle mehr für mich, da ich derÜberzeugung bin, dass man den Marktnicht prognostizieren kann.

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Kritik am Chance-Risiko-Verhältnis

Das Konzept, dass wir niemalsTransaktionen eingehen sollten, wennwir nicht mindestens das 1,5- oderZweifache, vielleicht sogar dasDreifache des möglichen Risikos alsGewinn erwarten können, ist sicherlicheines der ältesten und logischstenTrading-Konzepte. Auch unter demNamen Risk-Reward-Ratio bekannt,taucht das Konzept in vielen Trading-Büchern auf.

Dennoch muss ich an dieser Stelle eine

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klare Warnung aussprechen: EinKursziel zu bestimmen ist nichtsanderes als der Versuch, den Marktvorherzusagen. Dieses Konzept setztvoraus, dass wir, wenn wir dieRichtung des Markts richtig geratenhaben, sogar die Stärke einerBewegung vorhersehen können. Dochmeine Philosophie besagt, dass wir denMarkt nicht vorhersagen können. DieZukunft ist ungewiss, und niemandkann voraussehen, wohin der Marktgehen wird, erst recht nicht, wie weit.Das Potenzial eines Trades auszulotengeht sogar noch weiter als dieMarktanalyse, die lediglich versucht,

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die Richtung einer künftigenBewegung herauszufinden.

Wir wissen, dass wir keine Prognosetreffen können. Warum schlage ichdann doch vor, dass Chance-Risiko-Verhältnis vor jedem Trade zubestimmen?

Weil die Betrachtung des Chance-Risiko-Verhältnisses normalerweise vorDummheiten schützt. Zu häufigrennen Trader dem Markt hinterher,obwohl der Großteil der Bewegungbereits gelaufen und dasGewinnpotenzial nur noch minimal ist.Üblicherweise führt die Kalkulation des

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Chance-Risiko-Verhältnisses dazu, dassein Trader weniger handelt, seineTransaktionen dafür aber überlegtersind. Es ist nicht wichtig, ob dasKurspotenzial tatsächlich realisiertwird; möglicherweise wird der Tradeschon vorher mit einem Gewinnausgestoppt, möglicherweise geht derMarkt weit über das Kursziel hinaus.Was zählt, ist, dass der Trader einKriterium hat, das ihn dazu veranlasst,im Sinne seines Trading-Konzepts undder Statistik rational zu handeln. Beieinem Risiko von 20 Punkten auf einenGewinn von fünf Punkten zuspekulieren ist zum Beispiel irrationales

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Verhalten.

Das Chance-Risiko-Verhältnis ist einstatistisches Konzept, das eng mit demErwartungswert einer Trading-Strategie verknüpft ist (siehe dazu auchden übernächsten Abschnitt „DerErwartungswert“). Es soll dem Tradereine rationale Entscheidungsfindungvor Eröffnung des Trades ermöglichen.Dazu muss es mit fiktiven Größen undAnnahmen arbeiten. Mit Hilfe dergegebenen Annahmen (wieTrefferquote, Risiko und Kursziel) lässtsich mathematisch bestimmen, ob derTrade sinnvoll (rational) ist oder nicht.

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Ist die Entscheidung erst einmal fürden Trade gefallen, spielt das Chance-Risiko-Verhältnis eigentlich keine Rollemehr.

Festzuhalten bleibt also, dass mitdiesem Verfahren nicht bestimmtwerden soll, wie weit der Markt laufenwird, sondern nur, ob es sinnvoll wäre,einen Trade einzugehen, wenn derMarkt bis zu dem angegebenenKursziel läuft. Errechnet der Trader,dass dies statistisch nicht sinnvoll ist,sollte er von dem Trade absehen.

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Hit-Rate und Payoff-Ratio

Wir haben mit dem Chance-Risiko-Kriterium ein Instrument gefunden, mitdem wir beurteilen können, ob einTrade eine gute Wette ist oder nicht.Schlechte Wetten zu vermeiden hilftTradern, am Markt zu überleben undihre Performance zu verbessern. Aberda wir nicht in die Zukunft schauenund den Ausgang unserer Wette amMarkt nicht vorhersehen können,bleibt das Risiko, die Wette zuverlieren, bestehen.

Ein Trader kann noch so gute

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Chancen/Risiken eingehen – wenn erständig seine Wette verliert, dann wirder früher oder später bankrott gehen.Um einen Ruin zu vermeiden, muss derTrader insgesamt drei Variablen imGriff haben. Einige davon kann er gutkontrollieren, andere nicht.

Ihre größte Aufmerksamkeit undKonzentration legen die meisten Traderauf ihre Hit-Rate, auch Trefferquotegenannt. Sie gibt an, wie viel Prozentder Transaktionen, die ein Trader tätigt,mit Erfolg abgeschlossen werden.Dabei wird nicht berücksichtigt, ob derErfolg nur marginal war oder ob ein

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riesiger Gewinn erwirtschaftet wordenist. Üblicherweise wünschen sichTrader eine hohe Trefferquote, dennhohe Trefferquoten bestätigen das Egoeines jeden Traders. Wer hat nicht gernständig Recht!

Die einfachste Methode, eine hoheTrefferquote zu erzielen, ist es, aufStops zu verzichten und jeden noch sokleinen Gewinn direkt zu realisieren.Früher oder später laufen nämlich diemeisten Trades in den Gewinn.

Der Nachteil an dieser Methode ist nur,dass die wenigen Trades, die niemals inden Gewinn laufen, so große Verluste

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produzieren, dass der Trader mitSicherheit bankrott gehen wird.Deshalb muss ein TraderVerlustbegrenzung mit Stops betreiben.Sobald er sich jedoch für Stopkurseentscheidet, hat er keine Kontrollemehr über seine Trefferquote. Nun istes der Markt, der bestimmt, ob einTrade ausgestoppt wird oder mit Erfolgbeendet werden kann.

Natürlich hat der Trader mit der Wahlder Stopkurse einen gewissen Einflussauf die Trefferquote, denn je näher dieStops am Markt liegen, desto häufigerwird der Trader mit Verlust

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ausgestoppt. Er müsste einfach nur dieStops weiter weg vom Markt platzieren,um seine Trefferquote zu erhöhen, aberdieser Einfluss auf die Trefferquotekann nur mit größeren Verlustenerkauft werden.

Die Trefferquote ist eine statistischeVariable, die zweifelsohne Einfluss aufdie Performance und auf das Risiko,bankrott zu gehen, hat. In derfolgenden Abbildung ist derZusammenhang zwischen dem Risiko,bankrott zu gehen, und derTrefferquote dargestellt:

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Risk of Ruin und Trefferquote

Wie leicht zu erkennen ist, steigt mitsinkender Trefferquote das Bankrott-Risiko. Üblicherweise wünschen sichTrader Trefferquoten von über 50Prozent.

Die Trefferquote für sich genommenhat aber keine Aussagekraft über die

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Performance eines Systems. Häufigsind es sogar die Trader mit hohenTrefferquoten, die zu den Verlierern amMarkt gehören, da sie nur kleineGewinne erwirtschaften und ab und zudann große Verluste. Die meisten Top-Trader haben Trefferquoten von unter50 Prozent – trotz des Risikos, mitsinkender Trefferquote bankrott zugehen.

Das Bankrott-Risiko kann nur durcheine weitere Variable kompensiertwerden, nämlich durch das Payoff-Ratio. Diese Zahl setzt diedurchschnittlichen Gewinne in das

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Verhältnis zu den durchschnittlichenVerlusten. Je höher also das Payoff-Ratio ist, desto größer sind diedurchschnittlichen Gewinne imVerhältnis zu den durchschnittlichenVerlusten. Das Risiko, bankrott zugehen, steigt, wie aus der folgendenAbbildung ersichtlich, wenn dasPayoff-Ratio sinkt. Je kleiner dasPayoff-Ratio ist, desto wahrscheinlicherist es, bankrott zu gehen.

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Risk of Ruin und Payoff-Ratio

Das sei kurz an einem Beispiel erklärt.Stellen Sie sich vor, Sie machenjedesmal 1.000 Euro Verlust, realisierenaber sofort 100 Euro, wenn Sie imGewinn sind. Ihre durchschnittlichenVerluste sind somit zehnmal so großwie Ihre durchschnittlichen Gewinne,das Payoff-Ratio ist 1/10 oder 0,1. Umeinen Verlust-Trade zu kompensieren,

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brauchen Sie demzufolge zehnGewinn-Trades. DieWahrscheinlichkeit, dass Sie zehnGewinn-Trades in Folge haben, um denVerlust-Trade ausgleichen zu können,hängt von Ihrer Trefferquote ab, aberselbst bei einer Trefferquote von 80Prozent beträgt die Wahrscheinlichkeitfür zehn Gewinne in Folge nur 8,5Prozent. Somit ist das Risiko des Ruinsbei einem niedrigen Payoff-Ratio sehrgroß.

Anders verhält es sich, wenn Sie immernur 100 Euro verlieren, aberdurchschnittlich 1.000 Euro Gewinn

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einstreichen. Dieses Payoff-Ratio vonzehn ist zwar keine Garantie, dass Sienicht bankrott gehen können, aber dieWahrscheinlichkeit ist deutlichniedriger als im ersten Fall. Sie könnensich sogar leisten, für einen Gewinnzehnmal zu verlieren, ohne dass diesIhr Konto ins Minus bringt.

Halten wir also fest: Je höher IhrPayoff-Ratio ist, destounwahrscheinlicher ist es, bankrott zugehen. Wie aber erhalten wir ein hohesPayoff-Ratio? Wir müssen unsereVerluste klein halten, also begrenzen.Ein niedriges Payoff-Ratio erhalten wir

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durch enge Stops. Enge Stops jedoch,so haben wir gelernt, reduzieren unsereTrefferquote. Wir sehen also, dass derVersuch, eine dieser beiden Variablen –Trefferquote oder Payoff-Ratio – zumanipulieren, Auswirkungen auf dieandere Variable hat. Wir können keineVerbesserung in der Trefferquoteerreichen, indem wir die Stops weiterweg platzieren, ohne dabei das Payoff-Ratio zu reduzieren.

Wenn Sie diesen Zusammenhangerkennen, sind Sie dem Geheimniseiner Spitzen-Performance ein großesStück näher gekommen.

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Häufig wird auf Seminaren an dieserStelle eingewendet, dass ich doch dieTrefferquote verbessern kann, ohne anmeinen Stops zu arbeiten, indem icheinfach „bessere“ Signale finde. DieseArgumentation setzt voraus, dass Sieeine Methode gefunden haben, die mithoher Wahrscheinlichkeit die Zukunftam Markt voraussehen kann. DieMethode mit der besten Voraussichtproduziert natürlich auch eine bessereTrefferquote.

Meine Erfahrung und Philosophie istaber, dass niemand den Marktprognostizieren kann und somit jede

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Methode, die darauf basiert, künftigeMarktbewegungen hellsehen zukönnen, eine Illusion ist. Selbst wennes so eine Methode gäbe, lohnt es sichnicht, ewig nach ihr zu suchen, denn esgibt eine einfache Methode,kontinuierliche Gewinne am Markt zuerwirtschaften, ohne voraussehen zumüssen, was der Markt in Zukunftmacht.

Machen wir es uns also einfach:Vertrauen wir einer Methode, die unsbereits dann Gewinne beschert, wennwir uns einfach richtig am Marktverhalten. Diese Methode baut nicht

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auf hohen Trefferquoten auf, sonderndarauf, dass das Payoff-Ratio maximiertwird. Eine solche Methode istsinnvoller als der Versuchvorherzubestimmen, wohin der Marktgeht. Wir haben nämlich leider nurüber wenige Variablen beim TradenKontrolle, und nur wenn wir dieseKontrolle effektiv einsetzen, wird esuns gelingen, ein erfolgreicher Traderzu sein.

So können wir die Trefferquote leidernur zum Teil beeinflussen, indem wirdie Stopkurse näher oder weiterwegplatzieren. Eine weit reichende

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Auswirkung auf die Trefferquote hataber weiterhin die unvorhersehbareEntwicklung der Preise am Markt.Einfacher zu kontrollieren ist dasPayoff-Ratio, das maximiert werdenkann, wenn wir eine Methode finden,mit der wir die Verluste klein haltenund unsere Gewinne laufen lassen.

Mit der Wahl des Initial Stops wirdbereits der maximale Verlust proKontrakt festgelegt. Derdurchschnittliche Verlust wird beiVerwendung einer intelligenten Exit-Regel sogar noch deutlich unter demAnfangsrisiko liegen. Gelingt es uns

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nun noch, Einfluss auf die Größe derGewinne zu nehmen, haben wir eineffektives Mittel, unsere Performancezu kontrollieren.

Wir können nicht vorhersagen, ob dernächste Trade ein Gewinner oderVerlierer wird. Das Ergebnis jedeseinzelnen Trades ist somit zufällig. DieGröße der Gewinne oder Verluste ineinem Trade ist aber nicht zufällig,denn wir haben Einfluss auf dieseParameter. Wichtig ist nicht die Anzahlder Verlierer oder Gewinner, sonderndie Größe der Gewinner und Verlierer.Deshalb ist die Trefferquote von

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untergeordneter Bedeutung, währenddas Payoff-Ratio eine wesentlicheVariable ist, der wir unsere volleAufmerksamkeit schenken sollten.

Anders formuliert: Die Trefferquoteeines jeden Systems ist durch dieEinstiegskriterien und die Exit-Regeldeterminiert. Die Größe der Gewinneund Verluste hat aber nichts mit derEinstiegsstrategie zu tun, sondernausschließlich mit der Exit-Regel undunserem Money-Management-Algorithmus. Die Exit-Regel hat alsoden größten Einfluss auf das Trading-System. Sie zu optimieren ist das

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Geheimnis einer Spitzen-Performance.

Der Erwartungswert

Der Erwartungswert ist ein Konzeptaus der Statistik. Selbst wenn SieMathematik und Statistik hassen, ist esfür einen erfolgreichen Traderunabdingbar, dieses Konzept zuverstehen.

Ein positiver Erwartungswert einerTrading-Strategie ist dieGrundvoraussetzung, damit dasUnternehmen Trading positiv ist.

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Allgemein gibt der Erwartungswert an,welchen Betrag ein Traderdurchschnittlich pro Transaktionerwarten kann zu gewinnen. DerErwartungswert muss also positiv sein,wenn der Trader erfolgreich sein will.

Zwei Variablen fließen in dieBerechnung des Erwartungswerts ein:zum einen die Hit-Rate eines Systemsoder einer Strategie, zum anderen dasdurchschnittliche Payoff-Ratio. DieFormel für den Erwartungswertbeschreibt relativ einfach dasZusammenspiel der beiden VariablenHit-Rate und Payoff-Ratio.

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Multiplizieren wir unsere Trefferquotemit den durchschnittlichen Gewinnenund ziehen von diesem Ergebnis dasProdukt aus der Verlustquote und demdurchschnittlichen Verlust ab, soerhalten wir den Erwartungswert.

Formel:

(TQ x durchschnittlicher Gewinn) +(VQ x durchschnittlichen Verlust) =Erwartungswert

Auch wenn Sie nicht viel für Statistikübrig haben, lohnt es sich, diese Formelgenauer anzuschauen. DerErwartungswert steigt immer dann,

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wenn entweder die Trefferquote sehrhoch ist oder wenn derdurchschnittliche Gewinn imVerhältnis zum durchschnittlichenVerlust sehr groß ist.

Probieren Sie es aus, indem Sie denErwartungswert für eine Trefferquotevon, sagen wir, 80 Prozent bei einemdurchschnittlichen Gewinn von 400Euro und einem durchschnittlichenVerlust von 200 Euro ausrechnen unddiesen mit dem Erwartungswert einerStrategie vergleichen, die eineTrefferquote von nur 40 Prozent hat.

Im ersten Fall beträgt der

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Erwartungswert 280 Euro.

0,8 x 400 = 320

0,2 x (– 200) = – 40

Summe = 280

Für das zweite System erhalten wireinen Erwartungswert in Höhe von 40Euro.

0,4 x 400 = 160

0,6 x (– 200) = – 120

Summe = 40

Der Erwartungswert fällt also mitsinkender Trefferquote deutlich. Aber

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Vorsicht: Rechnen Sie nun denErwartungswert aus, wenn dieTrefferquote zwar, wie in obigemBeispiel, fällt, das Payoff-Ratio(durchschnittliche Gewinne /durchschnittliche Verluste) aber dafüransteigt. Im ersten Beispiel hatten wirein Payoff-Ratio von 2 (400/200). Nunwollen wir annehmen, wir verdienendurchschnittlich zehnmal so viel, wiewir verlieren. Demnach beträgt unserPayoff-Ratio zehn.

Wir erhalten nun bei einer Trefferquotevon 40 Prozent folgendes Ergebnis:

0,4 x 1000 = 400

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0,6 x (– 100) = – 60

Summe = 340

Der Erwartungswert ist deutlichgestiegen, obwohl die Trefferquotegefallen ist. Er ist trotz einerTrefferquote von nur 40 Prozent größerals im ersten Beispiel, bei dem dieTrefferquote 80 Prozent betrug. DieserEffekt kam dadurch zustande, dass imVergleich zum ersten Beispiel dasPayoff-Ratio deutlich angestiegen ist.

Wir sehen also, dass wir mit einerVerbesserung des Payoff-Ratiosunseren Erwartungswert verbessern

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können und somit auch unserePerformance. Selbst wenn eineSteigerung des Payoff-Ratios zu Lastender Trefferquote geht, können wirdiesen negativen Effektüberkompensieren.

Was bedeutet das für die Praxis?Nehmen wir an, wir entscheiden uns,unser System zu verbessern, indem wirden Initial Stop enger setzen.Ursprünglich haben wir mit einem 20-Punkte-Stop gearbeitet, nun wollen wirden Stop auf jedesmal zehn Punktereduzieren. Die Auswirkungen desengeren Stops werden sich in der

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Trefferquote niederschlagen, da einengerer Stop meist zu häufigerenVerlusten führt. Die Trefferquote sinktalso, angenommen, von 50 auf 40Prozent. Bei gleichem Payoff-Ratiowürde auch der Erwartungswertsinken; da aber unseredurchschnittlichen Verluste ebenfallssinken, steigt das Payoff-Ratio. Gehenwir davon aus, dass diedurchschnittlichen Gewinneunverändert bleiben, und nehmen wirweiter an, diese betragen 30 Punkte, solag vorher das Payoff-Ratio bei 30/20 =1,5 und steigt nun auf 30/10 = 3.

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Erwartungswert vor Anpassung desStops

0,5 x 30 = 15

0,5 x (– 20) = – 10

Summe = 5

Erwartungswert nach Anpassung desStops:

0,4 x 30 = 12

0,6 x (– 10) = – 6

Summe = 6

Will ein Trader seine Performanceverbessern, hat er also nur zwei

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Möglichkeiten. Entweder er erhöht dieTrefferquote, oder er verbessert seinPayoff-Ratio.

Der Einfluss, den wir auf dieTrefferquote haben, ist sehr gering,nachdem wir uns einmal für einEinstiegskriterium entschieden haben.Natürlich können wir beliebig vieleEinstiegskriterien testen und uns fürdie Methode mit der höchstenTrefferwahrscheinlichkeit entscheiden.

Das Problem bei diesem Vorgehen ist,dass wir keine Kontrolle über dieTrefferquote haben. Wir können zwarfür jedes System die exakte

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Trefferquote in der Vergangenheitbestimmen; ob es sich jedoch inZukunft ebenso verhält, bleibt bloßeVermutung.

In der Tat zeigt sich, dass die meistenHandelssysteme früher oder späterdeutliche Verschiebungen in ihrerTreffgenauigkeit haben. Wenn wir abernicht Zufall und Glück über unserTrading entscheiden lassen wollen,dann müssen wir uns auf die wenigenDinge konzentrieren, die wirkontrollieren können.

Für jede gegebene Trefferquote gibt esein Payoff-Ratio, das zu einem

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positiven Erwartungswert führt.Gelingt es Ihnen, das erforderlichePayoff-Ratio zu realisieren, sind Sie einerfolgreicher Trader.

Mit einem einfachen Rechentrickkönnen Sie bestimmen, wie hoch IhrPayoff-Ratio für jede beliebigeTrefferquote sein muss. Sie müssen nurdie Verlustquote durch Ihre Hit-Ratedividieren und erhalten das Payoff-Ratio, das notwendig ist, um break-even zu traden.

Nehmen wir an, die Trefferquotebeträgt 20 Prozent, die Verlustquotedamit 80 Prozent (100 – 20 Prozent = 80

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Prozent). Teilen wir in diesem Fall dieVerlustquote (80 Prozent) durch dieGewinnquote (20 Prozent), erhalten wirein Payoff-Ratio von vier. Das bedeutetnichts anderes, als dass Ihredurchschnittlichen Gewinne viermal sogroß sein müssen wie Ihre Verluste,wenn Sie break-even traden wollen.

Probieren Sie diese Rechnung mitanderen Verlustquoten aus undüberprüfen Sie Ihr Ergebnis mit derFormel für den Erwartungswert.

0,2 x 4 + 0,8 x (– 1) = 0

Wenn wir unser System verbessern

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wollen, sehen wir also unsereTrefferquote als gegeben an undkonzentrieren uns auf das Payoff-Ratio.

Als Trader haben wir zweiInstrumente, mit denen wir das Payoff-Ratio beeinflussen können:

Zum einen können wir mit der Exit-Regel in großem Ausmaß kontrollieren,wie hoch unsere Verluste und auchunsere Gewinne sind. Neigen wir dazu,Verluste laufen zu lassen und Gewinnezu begrenzen, oder haben wirMechanismen entwickelt, die es unserlauben, unsere Verluste klein zuhalten und die Gewinne laufen zu

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lassen?

Das zweite wichtige Instrument zurBeeinflussung des Payoff-Ratios ist diePositionsgröße. Wie groß ist unserePositionsgröße, wenn wir verlieren?Mit welcher Positionsgröße erzielenwir unsere Gewinne? Beachten Sie,dass das Payoff-Ratio pro Transaktionund nicht pro Kontrakt ausgerechnetwird. Deshalb ist die Positionsgröße einwesentlicher Faktor bei derBerechnung unsererdurchschnittlichen Gewinne undVerluste.

Trader, die ihre Performance

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verbessern wollen, müssen alsogeschickt zwei Instrumente einsetzen:eine intelligente Exit-Regel und einenprofessionellen Money-Management-Algorithmus. In den einzelnen Kapitelnzur Exit-Strategie und zum Position-Sizing habe ich ein paar Vorschläge fürdiese Regeln entwickelt.

Risk of Ruin

Sie haben gesehen, dass dieTrefferquote eher unbedeutend ist,solange das Payoff-Ratio stimmt. Siewissen: Das Risiko, bankrott zu gehen,

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steigt mit sinkender Trefferquote undmit sinkendem Payoff-Ratio.

Insbesondere das Payoff-Ratio ist fürdas Risk of Ruin ausschlaggebend, wasich Ihnen an folgendem Beispieldemonstrieren möchte.

Ein Trader hat eine unglaublich hoheTrefferquote von 90 Prozent, da erjedesmal nach einem Gewinn von dreiDAX-Punkten seinen Gewinnrealisiert. Im Verlustfall lässt er fürgewöhnlich den Trade so lange laufen,bis er wieder im Gewinn ist, zieht aberbei 30 Punkten Loss die Notbremse.

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Der Erwartungswert für diese Strategieliegt bei

0,9 x 3 = 2,7

0,1 x (– 30) = – 3,0

Summe = – 0,3

und ist somit negativ. Dieser Traderwird demnach früher oder späterbankrott gehen. Das Risk of Ruin fürdiesen Trader beträgt 100 Prozent, dader Erwartungswert negativ ist. Selbstdie hohe Trefferquote kann ihn nichtvor dem Bankrott seines Kontos retten.

Welchen Vorschlag hätten Sie für

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diesen Trader?

Es gibt viele Möglichkeiten für diesenTrader, seine Strategie zu ändern. Erkönnte den Stop enger setzen oderseine Gewinne vergrößern. Wohl kaumjemand würde vorschlagen, dass dieserTrader seine Trefferquote verbessernsollte.

An diesem Extrem wollte ich Ihnenveranschaulichen, dass es einfacher ist,sein Payoff-Ratio zu beeinflussen.Nehmen wir nun an, der Trader setztseinen Stop auf 20 Punkte, und dieTrefferquote wird davon nichtbeeinflusst.

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0,9 x 3 = 2,7

0,1 x (– 20) = – 2

Summe = 0,7

Die Strategie hat nun einen positivenErwartungswert. Der Vorteil beläuftsich aber nur auf 0,1 Punkte. Das heißt:Im Durchschnitt kann der Tradererwarten, pro Trade 0,1 Punkte zuverdienen. Je länger der Trader handelt,desto mehr Geld wird er verdienenkönnen Die Frage ist nur, ob der Traderüberhaupt den positivenErwartungswert der Strategierealisieren kann. Um mit seinerStrategie erfolgreich zu sein, muss ein

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Trader nämlich auch lange genugtraden – er muss im Spiel bleiben. VieleTrader jedoch verwenden Strategienmit einem positiven Erwartungswert,ohne diesen jemals zu realisieren, da sievorher aus dem Spiel ausscheiden.

Ein solcher Misserfolg passiert immerdann, wenn ein Trader zu viel proTrade riskiert. Je größer der AnteilIhres Kontos ist, den Sie proTransaktion riskieren, desto höher istdas Risk of Ruin.

Trader sind Risikomanager. Nur wer esschafft, seine Risiken richtig zubewerten, wird als Trader überleben.

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Dabei kommt es nicht nur darauf an,die Risiken richtig einzuschätzen,sondern auch darauf, eine Strategie zuentwickeln, mit den Risikenumzugehen, und so das langfristigeÜberleben am Markt zu sichern.

Das wichtigste Ziel eines Tradersist es, im Spiel zu bleiben

Zwischenzeitliche Verluste undDrawdowns sind nicht vermeidbar.Wer dadurch jedoch aus dem Spielausscheidet, hat keine Chance mehr,diese Verluste aufzuholen. Deshalb hatfür den Trader die Regel „Stay inBusiness“ die höchste Priorität. Dieser

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Regel müssen sich alle anderen Regelnunterwerfen.

Trader bewerten das Risiko vor jedemTrade und entscheiden sich dann fürdas Risiko oder dagegen. Ein Traderverhält sich somit wie einprofessioneller Spieler. Er versucht,Wahrscheinlichkeiten abzuschätzen,ohne diese exakt quantifizieren zukönnen. Sein Risiko kann der Traderaber immer genau bestimmen. Dadurchist er in der Lage zu entscheiden, obdas Risiko für ihn persönlich akzeptabelist. Trader und auch professionelleSpieler wissen, dass ein Ereignis auch

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bei einer Eintrittswahrscheinlichkeitvon 95 Prozent unsicher bleibt.

Weil künftige Ereignisse unsicher sind,besteht bei jedem Trading-System dieGefahr, Geld zu verlieren. TretenVerluste gehäuft in einer Reihe auf,kann es zum Ruin des Kontos kommen.

Das Risk of Ruin ist der Punkt, an demder Trader durch den Verlust einesTeils seiner finanziellen Ressourcenseine Strategie nicht mehr umsetzenkann.

Das Risk of Ruin bedeutet also nichtden Totalverlust, sondern es tritt

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bereits ein, wenn der Trader, auswelchem Grund auch immer, seineHandelsstrategie nicht mehr umsetzenkann – sei es, dass dieSicherheitshinterlegung (Margin) nichtmehr ausreicht, sei es, dass der Traderseinen Money-Management-Regelnnicht mehr folgen kann, weil seinHandelskapital durch Verlusteaufgezehrt ist und erunvernünftigerweise seinen Stop zueng am Markt platzieren müsste. Inbeiden Fällen ist das Risk of Ruinbereits eingetreten.

Das Risko, Trading-unfähig zu werden,

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lässt sich theoretisch niemalsvollständig ausschließen. Aber einTrader kann sich strategisch sopositionieren, dass das Risk of Ruin fürihn keine Bedrohung darstellt. Kennt ersein Risk of Ruin, und antwortet er mitdem richtigen Money-Management-Algorithmus darauf, wird sein Tradenmit weniger Emotionen belastet sein,als wenn er ständig fürchten muss, dasSpiel der Spiele vollständig zu verlieren.

Wichtig ist herauszufinden, welchesRisk of Ruin Ihrer Strategie zugrundeliegt, und dann eines zu finden, mitdem Sie leben können!

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Welches Risk of Ruin für Sie akzeptabelist, hängt stark von IhrerRisikoaversion ab. Es gibt Menschen,die das Risiko, in einem von 1.000Fällen bankrott zu gehen, akzeptabelfinden, andere hingegen wünschensich für dieses Worst-Case-Szenariomaximal eine Wahrscheinlichkeit voneinem von 10.000 Fällen.

Ihr enormer Vorteil ist, dass Sie einbesseres Selbstbewusstsein beimTraden entwickeln, wenn Sie Ihr Riskof Ruin kennen und beherrschen.Dadurch haben Sie die Angst im Griff,und viele Fehler wie das Platzieren zu

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enger Stops können vermieden werden.

Ihr Trading-System kann dramatischverbessert werden, wenn Sie Ihr Risk ofRuin im Griff haben. Mehr Vertrauenund weniger Angst bringt Ruhe in IhrTrading, und das stabilisiert Sieemotional.

Dazu müssen Sie zwei Kernfragenbeantworten können. Die erste lautet:„Wie gehe ich persönlich mit einerReihe von Verlusten um?“, die zweiteFrage: „Wie kann ich bestimmen, wasich am Markt erwarten kann?“

Die erste Frage lässt sich nicht mit

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mathematischen Formeln lösen, dennjeder Mensch reagiert anders auf eineReihe von Verlusten. Deshalb ist es fürden Trader wichtig zu wissen, wie erpersönlich auf eine Reihe vonVerlusten reagiert.

In der Fachliteratur sind immer wiederVersuche gemacht worden, mitFormeln eine Antwort auf die Fragenach der optimalen Positionsgröße zufinden. Optimal-F und das Kelly-Kriterium sind hier die bekanntestenAnsätze.

Diese Formeln können aber den Tradernur bei der Suche nach seiner

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persönlichen optimalen Positionsgrößeunterstützen. Sie machen keineAussage über die persönlicheRisikoneigung des Traders. Der bestemathematische Ansatz nützt aber demTrader nichts, wenn er persönlichaufgrund seiner Risikoneigung nicht inder Lage ist, die von der Formelvorgeschriebenen Positionsgrößen amMarkt zu managen.

Um mit dem Risk of Ruin leben zukönnen, müssen wir es kennen undkalkulieren können. Hilfreich ist hierein einfacher statistischer Ansatz, denwir im Folgenden genauer betrachten

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wollen.

Angenommen, Sie haben ein Konto mit50.000 Euro, und Ihre Trefferquote liegtbei 50 Prozent. Wenn Sie gewinnen,erhalten Sie das Doppelte IhresEinsatzes; wenn Sie verlieren, ist dergesamte Einsatzverlustig. Ihr Ruin-Punkt liegt bei einem Kontostand von40.000 Euro, sodass Sie maximal 10.000Euro verlieren dürfen. Welchen Betragsollten Sie riskieren?

Denken Sie einen Moment darübernach, wie Sie die Aufgabe lösenwürden. Ich kann Ihnen versichern,dass alle wichtigen Informationen

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bereits in der Fragestellung enthaltensind.

Die Frage, die Sie zuerst beantwortenmüssen, ist, wie wahrscheinlich es ist,dass Sie xy-mal hintereinanderverlieren. Denn wie oft Sie in Folgeverlieren können, ohne zu gewinnen,hängt davon ab, in wie viele Teile Sie

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Ihre 10.000 Euro Risikokapital aufteilen.Teilen Sie Ihr Risikokapital in zehnEinheiten auf, können Sie zehnmalhintereinander verlieren. Teilen Sie eshingegen in 20 Einheiten auf, dürfenSie 20-mal in Folge verlieren, bis Sieruiniert sind.

Da Sie wissen, wie wahrscheinlich esist, dass Sie bei einer Transaktionverlieren (Ihre Trefferquote beträgt 50Prozent), können Sie auch ausrechnen,wie wahrscheinlich es ist, xy-malhintereinander zu verlieren. In derStatistik spricht man von so genannten„bedingten Wahrscheinlichkeiten“ –

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bedingt deshalb, weil der Eintritt einesEreignisses von der Bedingungabhängt, dass ein anderes Ereignisvorher eingetreten ist. Bei einer Reihevon zwei Verlusten ist es beispielsweisenotwendig, dass nicht nur der zweite,sondern auch der erste Trade einVerlust war. Die Wahrscheinlichkeitenfür jedes einzelne Ereignis in derBedingungskette werden multipliziert,um die Wahrscheinlichkeit für dasGesamtereignis zu erhalten.

Eine Übersicht über dieVerlustwahrscheinlichkeiten einerReihe von xy Verlusten bei einer

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Trefferquote von 50 Prozent könnenSie in der Tabelle auf dervorhergehenden Seite finden.

So beträgt die Wahrscheinlichkeit fürvier Verlust-Trades hintereinander 6,25Prozent. Das ist eine sehr hoheWahrscheinlichkeit für den Trader,denn er muss bei 100 Transaktionenmehr als sechsmal erwarten, vierVerluste in Folge hinzunehmen. DieWahrscheinlichkeit für vier Verluste inFolge können Sie nicht minimieren, dasie durch Ihre Trefferquotevorherbestimmt ist. Nur wenn IhreTrefferquote steigen würde, könnte die

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Wahrscheinlichkeit für vier Verlust-Trades hintereinander sinken.

Es ist für einen Trader sehr wichtig, dieWahrscheinlichkeiten für eine Reihevon Verlusten zu kennen, damit erweiß, welche Verlustserien erstatistisch bei seinem Trading erwartenkann. Es hat also wenig mit Pech zutun, wenn ein Trader viermalhintereinander verliert. DieseEreignisse sind vielmehr statistischdeterminiert.

Auch wenn es kein Trader gerne hört:Es besteht auch dieWahrscheinlichkeit, dass wir zehnmal

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hintereinander verlieren. Wie in derTabelle ersichtlich, beträgt dieWahrscheinlichkeit dafür zwar nur0,098 Prozent, aber es existiert einemessbare Wahrscheinlichkeit für diesesEreignis, die wir nicht ignorierenkönnen. Bedenken Sie, dass es 14.000-mal wahrscheinlicher ist, zehn Verlustein Folge zu haben, als sechs Richtige imLotto!1

Was bedeutet das für unserManagement? Wir können es nichtvermeiden, dass uns dieses Ereignis(zehn Verluste in Folge) unter 1.000Transaktionen, statistisch gesehen,

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zumindest einmal trifft. Wenn wir alsodamit rechnen müssen, sollten wirstrategische Vorsorge treffen, dass wirnicht bankrott gehen, wenn diesesunwahrscheinliche, aber möglicheEreignis eintritt.

Da wir das Ereignis selber nichtvermeiden können, müssen wir unsvor dem Bankrott schützen, indem wirnach einer Serie von Verlusten nochgenügend Geld in unserem Depothaben. Wir riskieren jeweils also nureinen kleinen Betrag. Die Größe dieseskleinen Betrags berechnet sich nacheiner einfachen Formel: Die Summe

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der riskierten Beträge bei einer Reihevon Verlusten darf nicht größer sein alsder Gesamtbetrag, den wir verlierenkönnen, bevor wir bankrott sind.

Für unser Beispiel heißt das: Wenn wiruns maximal 10.000 Euro Verlustleisten können, darf die Summe derVerluste in einer Reihe vonbeispielsweise zehn Trades nichtgrößer sein als 10.000 Euro.Angenommen, wir riskieren 1.000 Europro Trade, dann verlieren wir imschlimmsten Fall bei zehn Trades10.000 Euro.

Wir können für das obige Beispiel nun

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ausrechnen, wie viel Geld wir riskierensollten, wenn wir bei einer 50-prozentigen Gewinnchance maximal10.000 Euro verlieren wollen. Wirkönnen das Risk of Ruin nie ganzausschließen, aber wir können einenpersönlichen Toleranzwert festlegen.

Wenn wir für uns persönlich eineWahrscheinlichkeit von unter 0,1Prozent akzeptabel finden – also dasses in 1.000 Fällen weniger als einmalvorkommt, dass wir bankrott gehen –,dürfen wir maximal 1.000 Euroriskieren.

Nachdem Sie nun wissen, wie

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wahrscheinlich eine Reihe von xyVerlusten bei gegebener Trefferquotefür Sie ist, müssen Sie sich nun fragen,mit welchem Risk of Ruin Sie lebenkönnen. Wenn Sie damit leben können,in einem von 1.000 Fällen bankrott zugehen, dann müssen Sie in die besagteTabelle schauen, wann dieWahrscheinlichkeit unter ein Promillesinkt, dass eine Reihe von xy Verlustenauftritt.

Wie in der Tabelle zu erkennen, ist dasbei eine Reihe von zehn Trades der Fall.Die Wahrscheinlichkeit beträgtlediglich 0,098 Prozent und liegt damit

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unter einem Promille. Somit kommt esstatistisch gesehen unter 1.000 Fällennicht vor, dass wir bankrott gehen.

Wie aus diesem Beispiel aber auch zuentnehmen ist, kommt es unter 10.000Fällen zumindest einmal vor, dass eineReihe von zehn Verlusten auftritt.Wollen Sie sicherstellen, dass es unter10.000 Fällen nicht einmal vorkommt,dass Sie bankrott gehen, müssen Sie inder Tabelle erneut schauen, wannwelche Verlustreihe eineWahrscheinlichkeit hat, die so geringist, dass dieses Ereignis unter 10.000Fällen nicht einmal vorkommt.

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Erst eine Reihe von 14 Verlusten ist sounwahrscheinlich, dass sie nichteinmal unter 10.000 Trades vorkommt.Eine Reihe von 13 Verlust-Trades inFolge hat eine Wahrscheinlichkeit von0,01 Prozent und könnte somit bei10.000 Fällen einmal auftreten.

Mit der Suche nach der Verlustreihe,die eine so geringe Wahrscheinlichkeithat, dass sie in unseren Komfort-Levelfür das Risk of Ruin fällt, können wirnun auch unsere Positionsgrößebestimmen. Denn da eine Reihe von 14Verlusten so unwahrscheinlich ist, dassdies unter 10.000 Fällen nicht einmal

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vorkommt, können wir es uns leisten,unser Risikokapital in 14 Einheitenaufzuteilen, die wir dann riskieren.Beträgt wie im Beispiel unserRisikokapital 10.000 Euro, können wirdies in 14 Einheiten (10.000/7 = 14e) zu725 Euro aufteilen. Bei diesemWetteinsatz können wir sicher sein,dass trotz einer Reihe von Verlustenunser Risk of Ruin wahrscheinlichnicht erreicht wird.

Je geringer unser Komfort-Level ist,desto kleiner muss die Positionsgrößesein. Beachten Sie bitte, dass das Riskof Ruin meistens nicht einem

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Totalverlust entspricht, weil Sie bereitsvor einem Totalverlust gezwungensind, mit dem Traden aufzuhören.Üblicherweise würden Sie eineStrategie als erfolglos bezeichnen,wenn zum Beispiel 30 Prozent Verlusteaufgetreten sind. Ein Drawdown von 30Prozent markiert somit schon Ihr Riskof Ruin. Für ein 100.000 Euro-Kontowürde dies einen Kontostand von70.000 Euro bedeuten. Angenommen,wir haben eine Trefferquote von 50Prozent und akzeptieren ein Risk ofRuin in einem von 1.000 Fällen, dannkönnen wir zehn Verluste in Folge beieinem Einsatz von 3.000 Euro

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verkraften. Dies entspricht in diesemBeispiel genau drei Prozent unsererAnfangs-Kontogröße.

An dieser Stelle möchte ich kurz aufdie von Anfängern immer gernvorgeschobene Entschuldigung zusprechen kommen, dass bei einemkleinen Konto von zum Beispiel 25.000Euro Money-Management nichtmöglich sei.

Gehen wir davon aus, dass einAnfänger im Gegensatz zum Profi seingesamtes Konto verlieren kann, da ernoch in der Übungsphase ist, und dasser andere Einkünfte hat und deshalb

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nicht vom Traden leben muss, dann ister vergleichbar mit einem Trader, derein Konto von 100.000 Euro hat, davonaber leben muss. Dieser darf keinenDrawdown von mehr als 25 Prozentakzeptieren, da er monatlich Geld ausseinem Konto abziehen muss.

Für beide Trader ist der Ruin-Level beieinem Loss von 25.000 Euro erreicht.Somit handeln beide unter dengleichen Bedingungen, wenn es umdas Risk of Ruin geht. Deshalb geltenfür den Anfänger die gleichen Regelnwie für einen Profi zur Vermeidung desRisk of Ruin. Die Wettgröße, absolut

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gesehen, bleibt somit die gleiche,prozentual ist sie allerdings in diesemFall viermal so groß.

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Kapitel 8

Anfänger legen großen Wert aufden richtigen Einstieg, dabei istdieser am unwichtigsten. Dennochgibt es einige Dinge, die zubeachten sind.

Der Einstieg

Anfänger legen großen Wert auf denrichtigen Einstieg. Dabei ist dieser,wenn man erfahren genug ist,bestimmte Fehler zu vermeiden,

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ziemlich unwichtig.

Ich habe lange überlegt, ob ichüberhaupt ein Kapitel über den Einstiegschreiben soll, denn der Erfolg allerguten Trader liegt nicht etwa in derEinstiegs-, sondern in derAusstiegsstrategie und im Money-Management (Position-Sizing).Allerdings befürchte ich, dass einigeLeser dann denken würden, ich wollteihnen das wahre Trading-Geheimnisvorenthalten, wenn ich dieses Themaausklammere – was definitiv nicht derFall ist.

Ich möchte aber betonen – auch auf

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die Gefahr hin, mich zu wiederholen:Am Einstieg in eine Position ist nichtsMagisches, nichts Besonderes. Tradersind nur deshalb immer wieder auf denEinstieg fokussiert, weil sie glauben,damit Kontrolle über das Trading-Ergebnis gewinnen zu können. Da aberniemand weiß, was in der Zukunftpassieren wird, ist dieser Gedankefalsch.

Der zufällige Einstieg

Dass der Einstieg in eine Positionbeinahe zufällig erfolgen kann, ist für

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viele Trader schwer zu glauben. Zuhäufig erinnern sie sich an Situationen,in denen sie genau wussten, was derMarkt machen wird. Möglicherweisehaben sie in diesen Situationen sogarviel Geld verdient. Ich will auch nichtbehaupten, dass es eine solcheVorahnung nicht gibt, denn ich selberhabe auch viele davon erlebt. Aber alsTrader können wir nicht damitrechnen, dass unsere Ahnungen sozuverlässig sind wie eine Kristallkugel,die in die Zukunft blicken kann.

Einfacher und sicherer ist esanzunehmen, dass die Zukunft

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ungewiss ist. Selbst in Situationen, dieuns eindeutig vorkommen – etwa dieTerroranschläge auf das World TradeCenter am 11. September 2001 –,können wir nicht wissen, wie sich derMarkt verhalten wird.

Sie glauben das nicht? Dann lesen Siefolgendes Beispiel:

Stellen Sie sich vor, ein beliebteramerikanischer Präsident wirdermordet, und Sie wüssten dies eineMinute vorher. Sie können also nocham Markt reagieren. Einzige Bedingungist: Sie können erst am nächsten TagIhre Position glattstellen.

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Wohl beinahe jeder Trader würde sichfür eine Short-Position entscheiden.Tatsächlich hat der Aktienmarkt sichvon der Erschießung Kennedys kaumbeeindruckt gezeigt, und wer amnächsten Tag seine Positionglattgestellt hätte, wäre mit einemVerlust aus dem Markt gegangen.

Nehmen wir ein anderes Beispiel:

Eine der größten amerikanischenStädte erlebt einen kompletten Black-out. Die gesamte Stromversorgungbricht zusammen. Niemand weiß, obdies ein Zufall ist oder ob Terroristenam Werk sind. Das letzte Mal, als es in

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einer amerikanischen Großstadt zueinem so großen Black-out kam,musste die Nationalgarde einrücken,um die Plünderungen zu stoppen.Wieder wissen Sie vorher von demEreignis und können auch intradayglattstellen.

Auch hier folgt auf eine Ursache keineWirkung am Aktienmarkt. Als 2002 inNew York die Lichter ausgingen, kames nicht zur Panik. Der Aktienmarkt,der gerade geschlossen hatte, eröffnetebereits in der Nachtsitzung höher, die30 Minuten nach Handelsschlussbegann.

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Mit diesen Beispielen will ich zumAusdruck bringen, dass es an denMärkten kein Muss gibt. Es gibt nurzwei Dinge, die wir müssen: sterbenund Steuern zahlen. Alles andere istungewiss.

In den letzten Absätzen habe ich zumbesseren Verständnis Situationenbeschrieben, in denen Nachrichten dieKurse hätten bewegen sollen. Siekönnen diese Beispiele aber auch aufbestimmte Indikatoren oderChartkonstellationen übertragen: Einsicheres Signal gibt es nicht. Wegendieser grundsätzlichen Unsicherheit

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ermöglicht der Einstieg uns nur wenigKontrolle. Manchmal mag esfunktionieren, manchmal eben nicht.

Würden Sie in ein Auto steigen, beidem die Lenkung mal funktioniert, malnicht? Manchmal haben Sie dieKontrolle, manchmal eben nicht.Deshalb ist der Einstieg nicht wichtig –er ermöglicht uns nicht die Kontrolle,die wir brauchen, um ein zuverlässigesTrading-Ergebnis zu produzieren. Wirmüssen uns auf Dinge konzentrieren,die verlässlicher sind.

Es gibt nur wenige Parameter, die wirwirklich kontrollieren können. Dazu

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gehören vor allem die Größe einerPosition und die Exit-Strategie, mitderen Hilfe wir immer Einfluss aufunsere durchschnittlichen Gewinneund Verluste haben. Deshalb solltenwir unser besonderes Augenmerk vorallem auf diese beiden Faktoren lenken.

Wenn der Einstieg nicht wichtig für einHandelssystem oder eine Strategie ist,warum würfeln die Händler dann nichteinfach jeden Morgen, um zuentscheiden, ob sie long oder shortgehen?

Es gibt einige Handelsstrategien, dieauf einem zufälligen Einstieg beruhen

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und erfolgreich sind. Van K. Tharp hatin seinem Buch „Trade Your Way toFinancial Freedom“ zusammen mit TomBasso gezeigt, dass auch zufälligeEinstiege erfolgreich sind.

Ich bin der Überzeugung, dass vieleTrader eine zufällige Einstiegsstrategiehaben, ohne es zu wissen. Dennobjektiv betrachtet macht es keinenUnterschied, ob Sie mit dem Einstiegauf das Eintreffen bestimmter Kriterienam Markt warten oder darauf, dass IhrWürfel eine bestimmte Seite zeigt. Sokönnten Sie zum Beispiel immerkaufen, wenn ein „Bullish Engulfing

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Pattern“ (Muster) im Candlestick-Chartauf fünf Minuten erscheint – oder allefünf Minuten würfeln und jeweils beieinem Sechser kaufen. So wie einSechser beim Würfeln mit einerWahrscheinlichkeit von 1/6 auftritt,gibt es eine bestimmteWahrscheinlichkeit, dass ein BullishEngulfing Pattern im Chart auftritt. Nurwenn auf sehr lange Sicht der Marktnach einem Bullish Engulfing Patterntatsächlich in einer definiertenZeitperiode höher notiert, gibt es einestatistische Signifikanz diese Methode.

Signifikanz bedeutet, dass diese

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Methode besser ist als der Zufall – alsoin mehr als 50 Prozent der Fälle derKurs dann auch wirklich gestiegen ist.Nur in diesem Fall wäre der Entry„randomless“ (nicht zufällig). Wie vielMühe er darauf verwendet, einenEinstieg zu finden, der besser als derZufall ist, bleibt jedem Trader selbstüberlassen.

Die wirklich wichtige Nachricht fürjeden Trader ist, dass er selbst miteinem zufälligen Einstiegerfolgreich handeln kann, wenn ereine zu diesem Einstieg passendeExit-Strategie und das richtige

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Positionsgrößenmanagementwählt.

Wichtig bei der Entwicklung einerindividuellen Handelsstrategie ist es,sich nicht zu lange mit einemoptimalen Einstieg zu beschäftigen,sondern ein paar einfache, objektiveKriterien für den Einstieg festzulegenund dann für diesen Einstieg dieoptimale Exit-Strategie und diepassenden Money-Management-Regeln zu finden. Wer so weitgekommen ist und Geld verdient, wirdbald merken, dass es sich nicht lohnt,weiter an seinem Einstieg zu feilen. Er

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wird aber höchstwahrscheinlich seineExit-Regeln immer wieder aufmögliche Änderungen hin an denMärkten überprüfen und bei Bedarfanpassen.

So planen Sie Ihren Einstieg

Grundsätzlich muss eineEinstiegsstrategie dem Trader dreiAntworten liefern: Wann, bei welchemPreis und in welche Richtung steige ichein? Dabei halte ich das Wann und Wofür wichtiger als die Richtung, denn –wie wir wissen – niemand kann in die

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Zukunft schauen. Dennoch müssenwir bei der Planung unseres Einstiegszuerst die Frage nach der Richtungbeantworten, bevor wir den optimalenZeitpunkt und den besten Preisbestimmen. Wie aber soll ein Trader ineinem Markt, der sich möglicherweisezufällig bewegt, die Richtung für einenTrade bestimmen?

Die Philosophie

Im ersten Teil des Buchs habe ichbereits beschrieben, wie wichtig es ist,eine Philosophie über den Markt zu

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haben. Nur einer Strategie, die auf einervon uns akzeptierten Philosophiebasiert, werden wir vertrauen können.

Mein Modell geht von einem Marktaus, dessen Kurse sich in zufälligenMustern bewegen, deren einzelneBewegungen aber verstärkt, verzerrtoder verkürzt werden durch dieStimmungen der Marktteilnehmer.Stellen Sie sich vor, der Zufallsgott derFinanzmärkte hätte einen großenWürfel und würde jeden Tag würfeln.Auf seinem Würfel sind Performance-Punkte aufgezeichnet, sodass der Marktzufällig nach oben oder unten geht. Ist

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die Stimmung der Marktteilnehmer gut,wird der Markt aber doppelt so starksteigen, wie die Anzahl der gewürfeltenPerformance-Punkte tatsächlichanzeigt. Der Zufallsgott würfelt zumBeispiel eine Fünf, der Markt steigt aberum zehn Punkte. Auch fällt der Marktnicht so stark, wie auf dem Würfel dienegativen Performance-Punkteanzeigen, wenn die Stimmung derMarktteilnehmer gut ist. Überwiegthingegen der Pessimismus, steigt derMarkt zum Beispiel nur um dreiPunkte, obwohl der Zufallsgott eineplus Fünf gewürfelt hat; würfelt er abereine minus Eins, fällt der Markt direkt

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um zwei Punkte.

Die Stimmung der Marktteilnehmerwird damit zu einer wichtigenEinflussgröße, obwohl sich die Kursetendenziell nur zufällig bewegen. Diesist mein Modell vom Aktienmarktbeziehungsweise von denFinanzmärkten.

Natürlich gibt es noch mehrAbstufungen der Stimmung als nurGut und Schlecht, aber imWesentlichen beschreibt dieses Beispielmeine Philosophie. Zum einenunterstreicht mein Modell, dass sich dieMärkte nicht vorhersagen lassen, denn

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wir wissen nicht, was der Zufallsgottals Nächstes würfelt. Zum anderenmacht es klar, dass wir bereits imVorteil sind, wenn wir die Stimmungder Marktteilnehmer erkennen. Dannkönnen wir zumindest vermuten, obdie Bewegung stärker oder schwächerausfallen wird als vom Würfelvorgegeben.

Mit diesem Wissen sind wir in derLage, unseren Entry klüger als einenrein zufälligen Entry zu gestalten. Wirwissen zwar immer noch nicht, ob wirmit dem Einstiegssignal gewinnen oderverlieren. Wir können aber, wenn wir

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die psychologische Stimmung richtigeingeschätzt haben, Vermutungen überdas Potenzial des Trades machen. Dennwenn wir in einer positivenMarktstimmung auf steigende Kursesetzen, sollte, falls der Zufallsgott eineplus Fünf gewürfelt hat, der Marktdoppelt so stark steigen.

Wenn wir Trendfolgestrategienverwenden, sollten wir es also auf derLong-Seite versuchen. Weil aberniemand weiß, ob der Zufallsgott mitdem nächsten Wurf nicht doch wiedernegative Punkte würfelt, sprichtprinzipiell auch nichts gegen einen

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Short-Trade1 – allerdings sollten wirdann einen schnellen Exit wählen, dawegen der positiven Stimmung dasPotenzial nicht sehr groß ist.

Long oder short? Legen Sie zuerstdie Richtung des Trades fest!

Nach unserer Einschätzung derpsychologischen Stimmung hängt esnicht mehr vom Zufall ab, ob wir longoder short gehen, sondern davon, wiewir das Potenzial eines Trades inVerbindung mit dem Risiko beurteilen.

Bei einer guten Marktstimmung zumBeispiel vermuten wir ein größeres

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Potenzial auf der Long-Seite und eingeringes Potenzial auf der Short-Seite.Dieses Kriterium in Verbindung mitdem Weg des geringsten Widerstandsentscheidet über die Richtung desTrades.

Um das Potenzial des jeweiligen Trendsnoch genauer abschätzen zu können,schauen wir uns den Chart aufverschiedenen Zeiteinheiten an undsuchen nach Widerständen undUnterstützungen.

Unterstützungen und Widerstände sindmarkante Marktpunkte, häufigerkennbar durch Schiebezonen des

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Markts in einer Range. AuchTageshochs, Tagestiefs und andereExtrempunkte sind markanteMerkmale, die auf Widerständebeziehungsweise Unterstützungenhindeuten.

Weniger gut eignen sich Trendlinien,weil sie nur imaginär sind, das heißtnicht real gehandelte Kurse wie etwaeine Schiebezone. Diese Linienexistieren nur in den Köpfen vonChartisten und sind häufig erstnachträglich auf dem Chart zuerkennen.

Außerdem neigen Trends dazu, sich

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aufzufächern. Das bedeutet: DieTrendlinie wird zwar gebrochen, derTrend aber ist noch nicht zu Ende,sondern verläuft nur etwas flacher(siehe Abbildung).

Eine Zwitterstellung zwischenTrendlinien und markantenMarktpunkten nehmen bei der Suchenach Supports und Widerständengleitende Durchschnitte ein. Da sieeine Glättung der Kurslinie darstellen,sind sie realer als Trendlinien.Allerdings gibt es so vieleMöglichkeiten, den Kurs zu glätten (13,21, 50, 100 Tage, moving average

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simple, exponentiell, gewichtet,ungewichtet usw.), dass ich persönlichden gleitenden Durchschnitten indiesem Zusammenhang keineAufmerksamkeit schenke.

Für völlig unwichtig halte ich Pivot-Punkte und Fibonacci-Retracements.Diese Anhaltspunkte sind wertlos undlassen sich höchstens im Rahmen einer„Self Fulfilling Prophecy“ (sich selbst

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erfüllende Prophezeiung) nutzen. Da esmindestens vier Fibonacci- und sechsPivot-Punkte gibt, spricht schon dasGesetz der Wahrscheinlichkeit dafür,dass zumindest einer dieser zehnPunkte im Laufe eines Handelstags beieiner durchschnittlichen Trading-Range von 30 Punkten auf einenExtrempunkt oder markantenHandelspunkt fällt.

Gestehen wir dann noch eine Toleranzin Höhe von plus einem oder minuseinem Punkt für diese magischenPreise zu, dann kommen wir bei 30möglichen Punkten auf eine

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Wahrscheinlichkeit von 100 Prozent,dass der Markt an einem beliebigenHandelstag an einem dieser Punktedreht oder sein Extrem erreicht.

Die Widerstände und Unterstützungen,die wir vor Eröffnung einer Positionidentifiziert haben, sollen uns helfen,das Potenzial des Trades einzuschätzen.Meist finden wir mehrere Widerständeund Unterstützungen, die ich,ausgehend vom aktuellen Marktpreis,jeweils durchnummeriere. Sobezeichne ich den nächstenWiderstand als W1, dann folgt W2 undso weiter. Genauso verfahre ich mit

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den Supports (Unterstützungen); ichnenne sie U1, U2 und so fort...

Ob der Markt nun Potenzial hat, bis zuW1 oder gar zu W3 zu steigen, hängtzum einen davon ab, wie stark in denvergangenen Tagen diedurchschnittliche Aufwärtsbewegungwar, zum anderen davon, ob dieMarktstimmung positiv oder negativist.

Meist gehe ich davon aus, dass derMarkt das durchschnittlicheKurspotenzial der vergangenenpositiven Tage auch während desaktuellen Trades ausschöpfen kann,

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wenn die Marktstimmung positiv ist.Betrug die durchschnittlicheBewegung an einem positiven Tag zumBeispiel 60 Punkte, so nehme ich an,dass dies auch für den aktuellenpositiven Tag gilt.

Notieren wir in diesem Beispiel bei4.200 mit Tagestief bei 4.180 im DAX,würde ich davon ausgehen, dass derMarkt noch um weitere 40 Punktesteigen kann (um 20 Punkte haben wirja bereits vom Tagestief aus zugelegt).Befindet sich nun ein Widerstand bei4.240, so würde ich diesen als Kurszieldefinieren. Findet sich aber erst ein

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Widerstand bei 4.260 und davor bei4.220, so würde ich dem Marktdurchaus Potenzial bis 4.260zugestehen. Läge der Widerstandbereits bei 4.230, würde ich dasPotenzial auf 30 Punkte reduzieren.

Ebenso verfahre ich bei Short-Trades,indem ich das Potenzial aus dendurchschnittlichen Tagesverlusten dervergangenen negativen Tage unterBerücksichtigung der Support-Zonenerrechne.

Eines ist bei der Durchschnittsbildungzu beachten: Ich berücksichtige für daspositive Kurspotenzial jeweils nur die

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Tage, an denen der Markt deutlichgestiegen ist. Tage, an denen der Markttendenzlos war oder gefallen ist, spielenhier keine Rolle. Weil ich Daytraderbin, betrachte ich auch keinenTageschart, sondern einenStundenchart, und verwende denDurchschnitt einer üblichen Rallyeinnerhalb eines Tags. Nur dieseverwende ich zurDurchschnittsbildung.

Sobald ich das Potenzial für einenTrade ermittelt habe, versuche ich dasRisiko zu bestimmen. Üblicherweisesuche ich dafür nach einem geeigneten

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Initial-Stop-Kurs, der nicht zu nahe amaktuellen Marktpreis notiert, aber auchnicht zu weit entfernt ist. Erneutorientiere ich mich dabei an markantenMarktpunkten wie Unterstützungenund Widerständen sowie relativen undabsoluten Hochs oder Tiefs. Sobald ichdiese Punkte gefunden habe, kann ichdas Risiko des Trades pro Kontraktbestimmen und in das Verhältnis zuseinem Potenzial setzen.

Wenn dann ein für michpersönlich attraktives Chance-Risiko-Verhältnis vorliegt, gehe ichden Trade ein.

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Beurteilen Sie diepsychologische Verfassungdes Markts

Ausgehend vom oben beschriebenenMarktmodell stellt sich die Frage, wieman die psychologische Verfassung derMarktteilnehmer beobachten undfeststellen kann.

Das einfachste Verfahren ist auch hierwieder, nach dem Weg des geringstenWiderstands Ausschau zu halten. EinMarkt, der sehr trendig in eineRichtung läuft und ein starkesMomentum in Richtung des Trends

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aufweist, ist das beste Signal dafür, dassauch die psychologische Verfassung inRichtung des Trends zu interpretierenist.

Komplexere Methoden sindSentimentanalysen oder die Elliott-Wellen-Theorie. Sentimentanalysenuntersuchen die Stimmung derMarktteilnehmer entweder durchUmfragen oder durch Betrachtung desPut-Call-Ratios und andererSentimentindikatoren. MeineErfahrungen mit Sentimentindikatorengehen dahin, dass sie für dasDaytrading weniger tauglich sind, aber

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für Positions-Trading durchausverwertbare Ergebnisse liefern.

Ich persönlich bevorzuge die Elliott-Wellen, um mir ein Bild von derpsychologischen Verfassung desMarkts zu machen. Wohlgemerkt: Ichbenutze die Elliott-Wellen nicht zurKursprognose, da, wie bereits erwähnt,niemand vorhersagen kann, was derZufall als Nächstes bringt. Um dieMarktpsychologie zu erfassen, sind dieElliott-Wellen jedoch einwirkungsvolles Instrument.

Auch wenn es erfahrenen Tradernhäufig gelingt, die psychologische

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Verfassung des Markts richtigeinzuschätzen, wird es niemals eineMethode geben, die mit 100-prozentigerSicherheit den Zustand derMarktteilnehmer bestimmen kann.

Die verbleibende Unsicherheit,zusammen mit der Unsicherheit überdie Zukunft (was wird der Zufallsgottwürfeln?), führt dazu, dass kein Traderwissen kann, ob er mit seinemnächsten Trade gewinnt oder verliert.Natürlich hofft jeder zu gewinnen, dasRisiko zu verlieren bleibt aber. Deshalbkann der Entry uns nicht die Form derKontrolle bieten, die notwendig ist, um

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eine stabile Performance-Kurve mitkontinuierlichen Gewinnen zuerreichen. Wir müssen daher unserVerlustrisiko kontrollieren, und das istdie Aufgabe des Exits.

Wann steigen wir ein? Klareobjektive und spezifischeKriterien

Nachdem wir die Richtung einesTrades bestimmt haben, ist dieHauptaufgabe der Einstiegsstrategieeigentlich schon gelöst. Der Trade wirdnun initiiert, sobald der richtige

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„Trigger“ (Auslöser) in Erscheinungtritt. Unsere Einstiegsstrategie mussganz klar definieren, welche Kriterienvorliegen müssen, damit wir in denTrade einsteigen.

Ein typischer Fehler vieler Trader ist es,die Kriterien für den Einstieg nichtdeutlich genug zu formulieren.Dadurch gehen sie Trades ein, dieeigentlich gar nicht ihrer Strategieentsprechen. System-Trader haben eshier üblicherweise leichter alsdiskretionäre Trader, weil bei denErsteren die Einstiegskriterien in dasTrading-Programm eingegeben werden

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müssen.

Aber auch ein diskretionärer Tradermuss klare Kriterien für seinen Einstiegausarbeiten. Er hat im Gegensatz zueinem mechanischen System zusätzlichdie Freiheit, auch einmal nichteinzusteigen, obwohl die Bedingungenvom Markt eigentlich erfüllt sind.Diskretionärer Einstieg heißt nicht,einfach einzusteigen, wenn man Lusthat. Auch hier muss es klare Kriterienfür den Einstieg geben! Die Regelnmüssen so deutlich formuliert sein,dass ein Dritter den Einstieg objektivnachvollziehen kann

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beziehungsweise sogar stellvertretenddurchführen könnte.

Einstiegskriterien sind eine odermehrere Bedingungen, die erfüllt seinmüssen, bevor Sie den Trade eingehen.Dieser Schritt erfolgt, nachdem Siebereits den Weg des geringstenWiderstands und die psychologischeVerfassung des Markts analysierthaben. Die Richtung des Trades stehtbereits fest, Sie steigen jedoch erst ein,wenn die Bedingungen erfüllt sind.

Dazu ein Beispiel: Sie glauben, der Wegdes geringsten Widerstands geht nachoben; deshalb entscheiden Sie sich,

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long zu gehen. Wann Sie long gehen,hängt aber von IhrenEinstiegsbedingungen ab. Ihre Kriterienkönnen zum Beispiel sein, dass

1. der 13- und der 21-Einheiten-Moving-Average eine positive Steigung haben,

2. der 13-Einheiten-Average den 21-Average von unten nach obengeschnitten haben muss,

3. der Kurs oberhalb beiderDurchschnitte geschlossen habenmuss.

Diese Bedingungen sind objektivnachvollziehbar.

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Gleichzeitig müssen dieEinstiegskriterien spezifisch sein, dasheißt, nicht nur objektivnachvollziehbar, sondern so formuliert,dass sie messbar sind.

Ein Einstiegskriterium nach dem Motto„Der Trend muss nach oben zeigen“ istnicht spezifisch genug. Formulieren wirdie Regel aber, indem wir festlegen,dass auf einem Fünf-Minuten-Chartmindestens zwei Hochpunkte und zweiTiefpunkte vorliegen müssen und daszweite Hoch höher als das erste Hochsein muss, während gleichzeitig derzweite Tiefpunkt vor dem zweiten

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Hoch und über dem ersten Tief liegenmuss, sind die Kriterien spezifischformuliert.

Ob Sie einen oder gleich mehrereEinstiegs-Trigger verwenden, bleibtIhnen überlassen.

Setzen Sie Ihre Regelkonsequent um – auch inVerlustphasen

Welche Einstiegsbedingungen Siewählen, ist Ihre persönlicheEntscheidung. Ich bin der

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Überzeugung, dass es Tausendefunktionierende Einstiegskriterien gibt.Wichtig ist, dass Sie selbst Vertrauenin Ihre Einstiegskriterien entwickeln,damit Sie diesen Regeln konsequentfolgen können. Ein verbreitetesProblem vieler Trading-Anfänger ist,dass sie Einstiegsregeln von anderenTradern übernehmen, aber keinVertrauen in diese Regeln haben.

Weil keine Methode die Zukunftvorhersehen kann, wird es bei jederEinstiegsmethode zu Fehlsignalenkommen. Wenn Sie kein Vertrauen indie gewählte Strategie haben, werden

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Sie bei einer Häufung von Fehlsignalenenttäuscht sein und nach einer neuenMethode suchen. Sobald es dannwiederum zu den unvermeidbarenFehlsignalen kommt, wenden Sie sichder nächsten Einstiegstrategie zu, bisdiese dann vermeintlich versagt.

So werden Sie niemals einer Strategiekonsequent folgen und Perfektionentwickeln können, sondern ewig aufder Suche nach dem Heiligen Gral sein.

Deshalb: Finden Sie Einstiegsregeln, diezu Ihnen passen, und perfektionierenSie sie. Finden Sie Regeln, die für Sielogisch nachvollziehbar sind.

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Ich möchte dies an einem extremenBeispiel verdeutlichen. Einer meinerKunden glaubt sehr stark anastronomische Einflüsse. DieKonstellation der Sterne hat nachseiner Überzeugung starken Einflussauf unser Leben. Seine Einstiegsregelbasiert auf einer Preisveränderung inbestimmten Mondphasen. Für ihnmacht es Sinn, dass der Marktbestimmte Trends in bestimmtenMondphasen fortsetzt.

Ein Trader dagegen, für den dieAstrologie blanker Unsinn ist, wird nieVertrauen in diese Einstiegsregel

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entwickeln, egal welche Erfolge dieseMethode erzielt.

Ich selber glaube an die obenbeschriebene zufallsbedingteBewegung der Märkte (Chaostheorie),deren Schwankungen durchmassenpsychologische Phänomeneverstärkt oder verzerrt werden. Deshalbbasieren meine Entries auf der Elliott-Wellen-Theorie.

Wo steigen Sie ein, oder: Solauern Sie auf Ihren bestenEinstieg

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Wenn Ihr Einstiegs-Trigger ein Signalausgelöst hat, bedeutet das nichtautomatisch, dass Sie sofort einsteigenmüssen. Ihr Trading-Plan kannvorsehen, dass Sie auf einen optimalenEinstieg lauern. Wenn zum Beispiel derBreak-out aus einer Schiebezone derEinstiegs-Trigger ist, warten vieleTrader auf ein Retracement der Break-out-Bewegung, bevor sie einsteigen.

Dieses Lauern auf den besten Preis hatden Vorteil, dass Ihr Risiko in der Regelgeringer ist. Der Markt kommtwährend des Retracements zurück, undSie können besser kaufen oder

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verkaufen. Die Differenz zwischenEinstieg und Stop wird kleiner sein, dasInitial Risiko damit ebenfalls. Alsweiterer Effekt des Wartens auf einRetracement wird auch dasKurspotenzial größer – der Trade weistinsgesamt ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis auf.

Als Beispiel folgende typische Trading-Situation: Der Markt bricht aus derRange 4.180 bis 4.200 aus. Das ist fürden long eingestellten Trader einEinstiegs-Trigger. Er hat nun dieMöglichkeit, direkt nach demAusbruch zu kaufen (in diesem Beispiel

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bei 4.205) oder bei einem Retracementauf die 4.200. Sein Stop liegt unterhalbder Range bei 4.180, sein Kursziel bei4.240.

Würde der Trader das Retracementnicht abwarten, betrügen sein Risiko 25Punkte und seine Chance 35 Punkte.Wartet er ab, vergrößert sich dieChance auf 40 Punkte, und das Risikosinkt auf 20 Punkte. Insgesamt kann ereine Wette mit einem Chance-Risiko-Verhältnis von zwei eingehen. Das istdeutlich besser als im ersten Fall, beidem sein Chance-Risiko-Verhältnis nur1,4 betrug.

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Der Nachteil der Strategie, auf einenbesseren Einstieg zu pokern, ist, dassSie manchmal eine Bewegungverpassen werden. Deshalb sollten Sieein Kriterium ausarbeiten, wann Sie aufeinen besseren Einstieg pokern undwann nicht.

Wenn Ihre Erfahrungen undRecherchen zeigen, dass es für die vonIhnen gewählte Strategie typisch ist,dass der Markt nach Ihrem Einstiegs-Trigger noch einmal zurückkommt,dann können Sie mit Hilfe derWahrscheinlichkeitsrechnungbestimmen, ob Sie auf einen besseren

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Einstieg pokern sollten oder nicht.

Dazu gehen Sie wie folgt vor: Nehmenwir ein einfaches Break-out-System,das immer kauft, wenn der Markt ausder Range ausbricht. Notieren Sie sichalle Fälle aus der Vergangenheit oderaktuelle Trading-Situationen, in denender Einstiegs-Trigger ein Signalgeneriert hat.

Sagen wir der Einfachheit halber, Siehätten 100 Signale identifiziert. Nunbilden Sie Gruppen nach folgendemSchema:

In einer Gruppe befinden sich alle

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Trades, in denen der Markt nochmaldas Ausbruchsniveau getestet hat, inder nächsten sind die Fälle, in denender Markt ohne ein Retracement aufdas Ausbruchsniveau direkt weitergestiegen ist. Als dritte Gruppenotieren Sie alle Fehlsignale, also dieFälle, in denen die Position zum InitialStop ausgestoppt wurde.

Poker-Strategie

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Gruppe zwei (zwölf Trades) fällt weg,weil der Markt nicht mehr dasEinstiegslimit erreicht. Den Verlust proTrade bei einem Fehlsignal berechnenSie lediglich in Höhe der Kursdifferenzzwischen Einstieg nach Retracementund Stop, da der Markt in jedem Falldas Kauflimit beim Retracementerreicht hätte. Errechnen Sie dendurchschnittlichen Gewinn für jedeGruppe, indem Sie die Ergebnisse aller

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Trades aus der Gruppe durch dieAnzahl der Trades teilen.

Direkter Kauf

Der Gewinn für die Gruppen eins undzwei muss kleiner sein als der Gewinnder Gruppe eins bei der Poker-Strategie, da Sie keine Änderungen ander Exit-Regel vornehmen und nichtauf ein Retracement gewartet haben.

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Sie steigen immer direkt ein, somit zueinem höheren Kurs.

Nachdem Sie nun, wie oben abgebildet,die Werte in eine Tabelle eingetragenhaben, können Sie den Erwartungswertder Poker-Strategie mit demErwartungswert der Strategie desdirekten Kaufs vergleichen.

Der Erwartungswert berechnet sichaus dem prozentualen Anteil derGewinn-Trades, multipliziert mit demdurchschnittlichen Gewinn, zuzüglichdem Produkt aus demdurchschnittlichen Verlust und demprozentualen Anteil der Verlust-Trades.

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Für die Poker-Strategie in unseremBeispiel:

0,71 x 25 + 0,29 x (– 20) =11,95

Nun berechnen Sie denErwartungswert für den direkten Kaufohne Warten auf ein Retracement.Dazu müssen Sie dendurchschnittlichen Gewinn aus derGruppe zwei multiplizieren mit derprozentualen Häufigkeit der Gruppeeins und zwei und das Produkt ausdem prozentualen Anteil der Gruppedrei und dem durchschnittlichenVerlust in Gruppe drei bilden. Achtung:Zum durchschnittlichen Verlust in der

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Gruppe drei müssen Sie nun dieDifferenz des durchschnittlichenGewinns aus Gruppe eins und zweihinzuzählen, da Sie ja bei einemEinstieg ohne Retracement auch zueinem höheren Preis gekauft hätten.Für den direkten Kauf errechnen wir:

0,75 x 20 + 0,25 x (– 25) = 8,75

Der Opportunity-Faktor

Achtung: Nicht immer ist es ratsam,der Strategie mit dem höchstenErwartungswert den Vorrang zu geben.

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Bei der Poker-Strategie ist zu bedenken,dass der „Opportunity-Faktor“ – dieMöglichkeit, überhaupt aktiv zuwerden – hier geringer ist.

Während Sie beim direkten Kauf nachdem Einstiegssignal 100-malGelegenheit zum Traden hätten,ergeben sich beim Warten auf denbesseren Preis nur 88 Trades. In zwölfFällen läuft Ihnen der Markt davon.Erst wenn Sie den Erwartungswerteiner Strategie mit dem Opportunity-Faktor multiplizieren, erhalten Sie daskorrekte Ergebnis.

In diesem Beispiel können Sie bei der

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Poker-Strategie in 88 Fällen erwarten,durchschnittlich 11,95 Punkte zuverdienen – in der Summe also 1.051,6Punkte. Warten Sie ein Retracementdagegen nicht ab, können Sieinsgesamt nur 875 Punkte verdienen.

Der Opportunity-Faktor spielt, wie Siesehen, eine wichtige Rolle. Nocheinmal: Nicht immer ist die Strategiemit dem höchsten Erwartungswertauch die beste. Bei vergleichbarenStrategien mit unterschiedlich hohenpositiven Erwartungswerten mussimmer der Opportunity-Faktor mitberücksichtigt werden.

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Diese Schritte müssen Siegehen

Gewinnen Sie zunächst eine Haltungüber die Richtung, die der Markt aufder von Ihnen gehandelten Zeiteinheiteinschlagen wird. Hilfreich ist es dabei,den Weg des geringsten Widerstandsherauszufinden. Achten Sie darauf,dass Sie lediglich eine Haltunggewinnen, sich jedoch keine Meinungbilden.

Der Unterschied ist deshalb sobedeutend, weil Sie nur schwer voneiner einmal gebildeten Meinung

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abweichen werden, selbst wenn derMarkt Ihnen zeigt, dass Ihre Meinungfalsch ist. Niemand lässt sich gernesagen, dass er mit seiner Meinungvollkommen daneben liegt. EineHaltung zur Richtung des Marktsdagegen lässt Sie beim Trading flexiblerauf aktuelle Ereignisse reagieren. Siewerden schneller und einfacher auchin die von Ihnen nicht bevorzugteMarktrichtung umschwenken können.

Wenn Sie Ihre Haltung über dieRichtung des Markts gebildet haben, istdamit bereits verbunden, welcheRichtung (long oder short) Sie Ihrem

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Trade geben. Allerdings ist zu diesemZeitpunkt der Einstieg noch nichterfolgt. Dieser wird üblicherweise erstdann vorgenommen, wenn IhrEinstiegs-Trigger ausgelöst wird. DieEinstiegssignale sollten durch klareKriterien geregelt sein, sonst ist man zuleicht geneigt, einfach eine Positioneinzugehen, ohne dass der Markt dafüreinen konkreten Grund liefert.

Wenn Ihr Einstiegssignal Ihnen einenEinstieg empfiehlt, müssen Sieunbedingt noch vor Eröffnung derPosition prüfen, ob Sie eine gute Wetteeingehen werden. Erst wenn ein

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attraktives Chance-Risiko-Verhältnisvorliegt, dürfen Sie die Positiontatsächlich eröffnen.

Prüfen Sie vor jedem Trade, ob dieTrading-Idee wirklich sinnvoll ist undIhrem Plan entspricht. Diese Zeitmüssen Sie sich nehmen!

Achten Sie ebenfalls darauf, dass SieIhre Entscheidungen immer aufderselben Zeiteinheit treffen. Häufiggelten nämlich Signale, die auf einerkurzfristigen Zeiteinheit generiertwerden, nicht für eine längereZeiteinheit. Wenn Sie normalerweiseIhre Einstiegssignale auf dem Fünf-

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Minuten-Chart erhalten, sollten Siesich vor dem Einstieg nicht denMinuten-Chart anschauen, sondernerst einsteigen, wenn Ihr Signal auchauf dem Fünf-Minuten-Chart sichtbarwird.

Seien Sie konsistent und konsequent inIhren Entscheidungen. Wenn derMarkt Ihnen ein Signal liefert, solltenSie dieses Signal auch befolgen. EineEinstiegsstrategie, bei der Sie nur dieHälfte der Signale befolgen, ist wertlos.Diskretionäre Trader haben zwar dieFreiheit, einzelnen Signalen nicht zufolgen, dies sollte aber die Ausnahme

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und nicht die Regel sein.

Das sollten Sie bei jedemEinstieg beachten

Planen Sie jeden Trade genau undentwickeln Sie eineEinstiegsroutine.

Routinen helfen Ihnen, schneller zuhandeln, da viele Prozesse undEntscheidungen von IhremUnterbewusstsein gesteuert werdenkönnen. Hilfreich sind gerade fürAnfänger Listen, die sie beim Einstieg

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verwenden können. Wie ein Pilot beimCheck-up vor dem Start sollten Sie alleKriterien genau prüfen, bevor Siehandeln. Wenn Sie Ihren Trade imVoraus planen, hilft Ihnen das, überlegtzu handeln. Sie werden automatischweniger Trades machen, was aber IhrErgebnis deutlich verbessern sollte. DiePlanung beschränkt sich dabei nichtauf den Einstieg, sondern beschreibtdetailliert alle Phasen eines Trades.

Planen Sie mit jedemEinstieg bereits den Re-Entry

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Auch sollten Sie bereits bei derPlanung berücksichtigen, unterwelchen Umständen Sie zu einem Re-Entry bereit sind. Ein Re-Entrybedeutet, eine vorher ausgestopptePosition wieder aufzunehmen. Werseinen Re-Entry vorher plant, wirdbesonnener handeln können, wenn erbereits einmal mit Verlust ausgestopptwurde.

Es gibt zwei Extreme, in die Traderhäufig verfallen, wenn sie ausgestopptwurden. Die einen wollen nichtwahrhaben, dass sie falsch liegen, undbauen ihre Position sofort wieder mit

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einem neuen Stop auf, was faktischeiner Erweiterung der ersten Positiongleichkommt – nur mit weiterentferntem Stop. Das andere Extremstellen Händler dar, die nicht mehr inder Lage sind, in den Markt zu gehen,wenn sie einmal unglücklichausgestoppt wurden – obwohl derMarkt dann wieder in die von ihnenvermutete Richtung läuft.

Wenn Sie diese Extreme vermeidenwollen, brauchen Sie einen Plan füreinen Re-Entry, der bereits feststeht,bevor Sie die erste Position eingehen.Sie müssen sich dazu vorstellen, was

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passiert, wenn Sie ausgestoppt wurden:Wo ist dann der Markt? Wann würdenSie entscheiden, dass Sie nurunglücklich ausgestoppt wurden?Wann hat der Markt Ihrer PositionUnrecht gegeben? Wo ist die Linie imSand? Wie viele Re-Entries würden Siezulassen?

Wenn Sie Ihren Re-Entry bereits vordem ersten Trade planen, erkennen Sie,ob es sinnvoller ist, mehrereEinstiegsversuche mit einem engenStop vorzunehmen oder aber es beieinem Versuch zu belassen, diesen abermit einem größeren Stop zu versehen.

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Sie sind emotional und psychologischgesehen in einer besseren Stimmung,wenn Sie Ihren Re-Entry zu einemZeitpunkt planen, in dem Sie wederunter Stress noch unter dem Einflusseines vorausgegangenen negativenTrades stehen.

Fragen Sie sich immer nach demGrund für den Trade

Handeln Sie, weil es sich um eine guteWette handelt, oder liegen andereMotive vor? Häufig handeln Daytradernur aus Langeweile oder weil sieglauben, sie müssten etwas tun.Gefährlich ist auch, wenn ein Trade

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nur aus dem Grund eingegangen wird,dass man einen zuvor erlittenenVerlust schnell wieder aufholen will.

Seien Sie mit der erstenPosition aggressiv, und ladenSie nach, sobald es für Sieläuft

Trader suchen Sicherheit und wartendeshalb häufig ab, bis der Markt ihnenscheinbar ganz klar zeigt, in welcheRichtung er geht. Leider ist der Punkt,an dem ein Trend für jeden

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offensichtlich wird, meist ein Punkt, andem der Trend vorerst endet. So wartenviele Trader auf einen Ausbruch ausder Range, wenn sie long gehenwollen.

Anstatt auf den Ausbruch zu warten,sollten Sie lieber vorher aggressiv seinund eine erste kleine Testpositioneröffnen. Erfolgt dann der Ausbruch,können Sie in den Retracements IhrePosition nachladen und vergrößern.Zwar haben Sie vor dem Ausbruchscheinbar eine höhere Unsicherheit,diese Unsicherheit wird aber durch dasgeringere Risiko kompensiert.

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Berücksichtigen wir dann noch, dassdie Zukunft nicht vorhersehbar ist,bietet sich ein früher Einstieg in jedemFall an, statt auf vermeintlicheSicherheit zu warten.

Gehen Sie nur eine Position ein, wennSie vor ihrer Eröffnung einensinnvollen Stop für diese Positionbestimmen können.

Eine der größten Dummheiten, die einTrader machen kann, ist es, ohne einenvorher definierten Stop einzusteigen.Um diesen Fehler zu vermeiden, hilftes, eine klar definierte Trading-Routinezu erstellen. Der Trader geht also vor

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Eröffnung einer Position sämtlicheEinstiegskriterien durch und prüft, ober an alles gedacht hat.

Häufig glauben Händler, sie hättendazu keine Zeit und könnten sich nachdem Eingehen der Position um denInitial Stop Loss kümmern. Theoretischwäre dies sogar möglich, da der InitialStop meist weit weg vom aktuellenPreis liegt. Das Problem ist aber, dassein Trader, der ohne nachzudenken ineine Position springt, erstens nichtweiß, ob er eine gute Wette eingeht –weil er kein Chance-Risiko-Verhältnisbestimmen kann –, und zweitens meist

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viel emotionaler handelt, als wenn erden Trade vorher gründlich plant.

Pokern Sie nicht, wenn Sie in denMarkt wollen, sondern gehen Sieimmer market in den Markt.

Häufig pokern Trader, indem sie aufder Geldoder Briefseite ein Limit fürihren Einstieg platzieren. Dadurchkommen diese Trader oft einen Tickgünstiger zum Zug, unterliegen aberdem Risiko, dass der Markt ihnen auchdavonlaufen kann, ohne dass sie ihrePosition eröffnet haben. Wenn alleBedingungen für einen Einstieggegeben sind, sollten Sie immer market

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kaufen. Es macht keinen Sinn, bullishoder bearish zu sein und keine Positionzu haben.

Steigen Sie nicht zu häufigein

Mit jedem Trade müssen Sie nicht nurKommissionen bezahlen, sondern auchnoch die Geld-/Briefspanne verdienen.Je häufiger Sie deshalb handeln, destohöher sind diese Kosten. KonzentrierenSie sich lieber auf ein paar gute Trades,als zu viel zu handeln. Meistensmachen Sie nur Ihren Broker glücklich,

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Ihr Konto jedoch leidet darunter.

Viele Daytrader fühlen sich nutzlos,wenn sie während eines Tags nichthandeln, sondern einfach nur denMarkt beobachten. Dieses Gefühlentsteht aus unserer Konditionierung,dass nur, wer etwas schafft, auchwertvoll ist. Beim Traden ist der Outputaber nicht abhängig davon, wie vielArbeit Sie in den Trade gesteckt habenoder wie häufig Sie handeln. MeineTradingergebnisse sind meist umsobesser, je weniger ich handle.

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Vermeiden Sie einenEinstieg vor wichtigenWirtschaftsdaten.

Wer vor wichtigen Wirtschaftsdatenbereits eine Position hat, sollte sie nichtunbedingt schließen – es sei denn, derMarkt wird sehr illiquide, sodass einehohe Slippage zu befürchten ist. WennSie allerdings vor den Wirtschaftsdatenkeine Position haben, sollten Sie auchkeine neue eingehen.

Auf Wirtschaftsdaten zu traden kommteinem Roulettespiel gleich. Niemandweiß, wie die Daten ausfallen werden.

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Eine Position auf Glück aufzubauen istein absoluter Fehler. Warten Siedeshalb mit einem Einstieg bis nach derVeröffentlichung von wichtigenWirtschaftsdaten.

Gibt es einen klugen Entry,und wie sähe dieser aus?

Gibt es dennoch so etwas wie einenklugen Entry? Entgegen aller Statistikund Kritik an der Prognosefähigkeiteines Systems beruhen meine Entries,wie die von vielen Profis, aufMarkterfahrung. Ähnlich wie in einem

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Fußballspiel gibt es zwar strategischeEmpfehlungen undStandardsituationen während desTradens, aber wahre Meisterklasseerreichen Sie nur, wenn Sie auchgenügend Erfahrung mitbringen,Situationen zu bewältigen, dieaußerhalb des Standardrepertoiresliegen. Diese Erfahrungen lassen sichin keinen Computer mit ein paarRegeln programmieren. Auch könnteich dieses Kapitel über 1.000 Seitengestalten, und es würde Ihnen nichtsnützen. Denn Erfahrungen müssen Sieselber sammeln.

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Ein kluger Entry bedeutet vor allemMarkterfahrung. In manchen Märktenmag eine Strategie funktionieren, inanderen nicht. Strategien, die ich in 90Prozent aller Fälle anwende, lasse ich inden entscheidenden zehn Prozent weg,weil ich es für richtig halte, hier meineRegeln zu brechen.

Das ist der wahre Vorteil einesdiskretionären Traders: seine Freiheitzu nutzen, um seine Regeln auch malzu brechen. Bei einem Computer-handelssystem wäre dies das Ende desSystems. Es gibt Hunderte vonAusnahmen und ständig Änderungen

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am Markt.

Ed Sakota hat fünf Regeln für seinTrading (in seinem Buch „Magier derMärkte“). Die erste lautet: „Follow yourrules“, die letzte lautet„You must knowwhen to break your rules“.

Die Komplexität der Märkte, die ständigwechselnden Einflüsse auf die Preisean den Märkten und die Vielzahl derMarktteilnehmer legen es nahe, sichwenigstens ein paar Gedanken überseinen Einstieg zu machen.

Ein kluger Einstieg sieht so aus, dassder Trader sich vorsichtig in seine

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Position hineintastet. Das bedeutet,nicht gleich zu Beginn seine größtePosition zu haben, sondern Platz fürweitere Kontrakte zu lassen, die eraufnehmen kann, sobald der Markt fürihn läuft – und gleichzeitig in seinemRisk-Management noch Platz für einenRe-Entry zu lassen für den Fall, dass erausgestoppt wird.

Der kluge Entry ist also eineKombination aus Money-Managementund Einstieg. Da wir nicht die Zukunftvoraussehen können, ist es besser, sichvom Markt zeigen zu lassen, ob wirrichtig liegen. Nehmen wir an, wir sind

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bereit, maximal ein Prozent unseresKapitals mit einer Position zu riskieren.Unser Konto beträgt 200.000 Euro,sodass das maximale Risiko 2.000 Eurodarstellt. Wir gehen von einem Kaufbei 4.200 mit Stop bei 4.180 aus. DasRisiko pro Kontrakt beträgt demnach500 Euro, sodass wir maximal vierKontrakte kaufen können.

Anstatt nun alle Kontrakte zumgleichen Kurs zu erwerben, können wirzum Beispiel erst die Hälfte erwerben,und sobald der Markt in unsereRichtung läuft, einen weiterenKontrakt. Stabilisiert sich der Trend für

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uns, kaufen wir erneut einen Kontrakt,sofern das Risiko für den Zukauf nichtzu groß geworden ist (sprich, wirwürden insgesamt mehr als ein Prozentunseres Kapitals für den Traderiskieren).

Diese Methode hat zwar den Nachteil,dass wir teilweise teurer einkaufenmüssen und der durchschnittlicheEinkaufspreis steigt, wir erhalten aberim Gegenzug vom Markt dieBestätigung, dass wir mit der Positionrichtig liegen.

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Kapitel 9

Exit-Strategien sind das wahreGeheimnis der Master-Trader. Dieeinfache Regel, Verluste zubegrenzen und Gewinne laufen zulassen, lässt sich nur mit perfektenExit-Regeln umsetzen.

Das fundamentale Gesetzdes Tradens – und warum soviele Exit-Strategien gegendie- ses Gesetz verstoßen

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Nichts macht mehr Spaß als zugewinnen, und doch gönnen sich diemeisten Trader diesen Genuss nicht.Häufig werden Gewinn-Trades zu frühglattgestellt. Die emotionalen Leidenscheinen während eines Gewinn-Trades deutlich höher zu liegen als dieQualen beim Verlieren. Denn anders istkaum zu erklären, warum Daytradersich immer wieder mit kleinenGewinnen begnügen. Es ist geradezupathologisch, mit welcher KonsequenzTrades zu früh glattgestellt und damitGewinne begrenzt werden.

Eine alte Trader-Weisheit lautet: „An

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Gewinnmitnahmen ist noch niemandgestorben“. Das mag stimmen, aberwer seine Gewinne zu früh mitnimmt,hat zum Sterben zu viel und zum Lebenzu wenig. Diese Trader sind dietypischen Kämpfer: Sie haben eineÜberlebensstrategie entwickelt, aberkeine Gewinnstrategie.

Gewinner begrenzen ihre Gewinnenicht. Sie halten es lieber mit derBörsenregel „Gewinne laufen lassen“.

Doch wie entwickelt man eineGewinnerstrategie? Das Ergebnis jedesTrades hängt vom Exit ab. Selbst beieinem schlechten Einstieg kann ein

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guter Exit häufig noch den Traderetten. Hingegen führt ein schlechterExit fast immer zu Verlusten oderwegen zu kleiner Gewinne zu einemschlechten Trading-Ergebnis.

Schlechte Exits resultieren immer dannin Verlusten, wenn aufgrund falschplatzierter Stops der Trade zu schnellausgestoppt wurde und keineMöglichkeit hatte, sich zu entfalten.Der Trader sieht meistens den Markt in„seine Richtung“ davonrennen, kaumdass er ausgestoppt wurde. Diese Exitssind häufig das Resultat vonunproduktiven Faktoren wie Angst,

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Nervosität oder finanziellem Druck.

Es ist relativ einfach, diese Exits zuerkennen. Sie liegen zu nahe am Markt,innerhalb einer Zone, die ich das„normale Rauschen“ nenne. Mit demnormalen Rauschen beschreibe ichMarktbewegungen, die zufälligzustande kommen und keineSignifikanz für den übergeordnetenTrend haben.

Das Rauschen des Markts ist nichtimmer konstant. Es gibt Zeiten, indenen das Rauschen sehr stark ist, zuanderen Zeiten ist das normaleRauschen so schwach, dass es kaum

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wahrgenommen wird.

Diese Schwankungen im Rauschenerkennt der erfahrene Trader leicht, füreinen Anfänger hingegen ist es häufigschwierig, signifikante Bewegungenvom Rauschen zu trennen. Ichempfehle deshalb, sich beim Traden aufBasismärkte oder Basiswerte zukonzentrieren, um zunächst in diesenMärkten Erfahrungen zu sammeln.

Einige Anhaltspunkte kann ich aberauch dem Anfänger geben, wie er dasRauschen des Markts identifiziert.

Schiebezonen auf den Charts sind

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typisch für Rauschbewegungen. VomBoden der Schiebezone bis zur oberenBegrenzung sind sämtlicheBewegungen meist zufällig, sodassdiese Spanne ein gutes Indiz dafür ist,wie stark das Rauschen ist.

Wichtig ist, dass bei der Identifizierungdes Rauschens der Trader auf derZeiteinheit bleibt, auf der er auch seineTrading-Entscheidungen trifft, da dasRauschen auf einem Stundenchartdeutlich höher ist als auf einem Fünf-Minuten-Chart.

Ebenfalls ein guter Anhaltspunkt fürdas Rauschen ist die durchschnittliche

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Größe eines Bars oder einer Candle aufder betrachteten Zeiteinheit. Lassen Siezur genaueren Durchschnittsbildungdie drei größten Kerzen im Laufe einesTags außer Acht.

Mit dieser Methode kann ein Traderallerdings nur das Minimum-Rauscheneines Markts ermitteln, während dasRauschen in einer Schiebezone (sieheoben) häufig eher die Maximalwertemisst.

Exits in Form von Stops sollten immeraußerhalb des normalen Rauschensplatziert werden. Als Hilfsmittel, umsich weit genug aus der Zone des

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normalen Rauschens zu bewegen,eignen sich auch signifikante Punktewie Supports, Widerstände oderHochund Tiefpunkte. Normalerweisehat ein Bruch dieser Punkte Bedeutungfür den Trend.

Eine andere Form von schlechten Exitsresultiert aus der Angst des Traders,wieder etwas von seinen Gewinnenhergeben zu müssen, und führen dazu,dass die Gewinne zu klein sind, um dieüblichen Verluste, die unvermeidbarbeim Trading entstehen, abzudecken.Diese Exits sind weit verbreitet, undhäufig merkt der Trader nicht, dass er

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wegen seiner schlechten Exit-Strategieverliert, sondern sucht den Fehler beiseinem Einstieg. Eine Änderung derExit-Strategie hätte für diese Tradermeist enorme Auswirkungen auf ihrePerformance.

Schlechte Exits begrenzen in diesemFalle die Gewinne und lassen demTrade nicht genug Raum, sich zuentfalten. Das Resultat sind viele kleineGewinne, die – im glücklichen Fall –die Summe der Verluste marginal nachTrading-Kosten übersteigen, weitaushäufiger aber darunter liegen.

Die Größe der Gewinne hat nichts mit

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dem Einstieg zu tun. Der Zweck desEinstiegs ist es, den Trade in dierichtige Richtung zu bringen. Wie weitder Trade aber mit dem Markt in dieseRichtung läuft, das bestimmt einzigund allein die Exit-Strategie. Jeintelligenter Ihre Exits sind, destogrößer wird Ihr Trading-Erfolg.

Dafür müssen Sie aber bereit sein,folgende Frage mit einem ehrlichen„Ja“zu beantworten.

Sind Sie endlich bereit dazu,um Ihre Gewinne zu pokern?

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Nur wenn Sie mit Ihren Gewinnenspielen, können Sie das Urgesetz desTradens – Gewinne laufen lassen,Verluste begrenzen – umsetzen.

Wie beim Pokerspiel geht es nichtdarum, häufiger zu gewinnen, sonderndann zu gewinnen, wenn der Topf amgrößten ist. Es wird Ihnen daherpassieren, dass Sie einige kleinereTöpfe (Gewinne) auf dem Tisch liegenlassen und passen müssen, damit Siedann im richtigen Moment zuschlagenkönnen. Sie werden nicht automatischbei jedem Trade mehr Geld verdienen,aber im Durchschnitt werden Ihre

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Gewinne deutlich steigen. Diese Kunstsollen Sie bei der Entwicklung einerintelligenten Exit-Strategie lernen!

Dabei steht die Frage im Vordergrund:Wie viel Gewinn muss sein, wie vieldarf und soll ein Trader mitnehmen?Sollen wir sein wie Dagobert Duck undnie genug bekommen, oder gibt eseinen Punkt, an dem man sich besserzufrieden gibt? Wann lohnt es sich, umden großen Topf zu pokern, wann lässtman es lieber bleiben? WelcherGewinn ist optimal? Diese Fragekönnen wir nicht beantworten, da derGewinn ein künftiges, aber unsicheres

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Ereignis ist. So lässt sich imNachhinein für jeden Trade deroptimale Ausstiegszeitpunktbestimmen, indem wir auf dem Chartnachschauen, was denn die maximalePreisbewegung nach und vor unseremExit war. Aber diese Nachbereitungeines Trades hilft uns leider immer erstex post, einen optimalen Exit-Punkt zubestimmen.

Dennoch kann sich die Mühe lohnen,diesen theoretisch optimalen Exit-Punkt zu finden, denn wir erhaltendadurch ein Bild darüber, wie vielProzent eines möglichen Gewinns wir

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wegen der gewählten Exit-Strategienicht in der Lage waren einzucashen.

Dazu setzen wir einfach unserenGewinn ins Verhältnis zu demhypothetischen Gewinn, derentstanden wäre, wenn wir am bestenPunkt aus diesem Trade gegangenwären. Die Zahl, die wir erhalten, gibtuns Aufschluss darüber, wie vielProzent wir mit unserem Exit imVergleich zum optimalen Exitherausgeholt haben.

Natürlich werden wir nie 100 Prozenterreichen, aber unter Umständenerkennen wir bereits zu diesem

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Zeitpunkt, dass unsere bisherige Exit-Strategie überarbeitungsbedürftig ist.

Aber wo liegt der optimale Exit, wenndas Ergebnis des Trades wegen derMarktentwicklung unsicher ist? Wirhaben keine Kontrolle darüber, wieweit der Markt in unsere Richtungläuft. Unser Einfluss beschränkt sichdarauf, zu einem von uns bestimmtenZeitpunkt den Prozess des Gewinnensoder Verlierens zu stoppen und einenbestimmten Gewinn oder Verlust zurealisieren.

Unsere Kontrollmöglichkeitenbeschränken sich demnach darauf zu

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entscheiden, wann wir genuggewonnen oder verloren haben. DieseEntscheidung scheint auf den erstenBlick subjektiv zu sein: Der eine magmit zehn Punkten Profit genug haben,der andere vielleicht erst mit 20.

Doch Subjektivität hat bei derBeantwortung dieser Frage nichts zusuchen. Sie führt uns in die Irre, weildie meisten Menschen risikoscheuhinsichtlich ihrer Gewinne sind, aberrisikofreudig, wenn sie mit Verlustendealen müssen. Das bedeutet: Wirnehmen lieber einen sicheren Gewinnmit, als dass wir auf einen größeren,

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aber dafür unsicheren Gewinn pokern,während wir im Verlustfall häufiglieber auf einen besseren Ausstieg unddamit kleineren Verlust hoffen, als densicheren Verlust umgehend zurealisieren.

Interessanterweise verfügen vieleunerfahrene Trader über keine Exit-Strategie und beantworten deshalb dieFrage nach dem optimalen Exit immerwieder intuitiv. Genau nach denbiologisch programmiertenVerhaltensvorgaben reagieren sie dannrisikoavers im Gewinnfall und stellenihre Gewinne viel zu früh glatt,

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während die Verluste häufiganwachsen, weil sie noch hoffen,besser aus dem Trade rauszukommen.

Dieses Dilemma können wir nur miteiner konkreten, festgelegten Exit-Strategie lösen. Doch bevor wir dazukommen, möchte ich Ihnen eineGeschichte erzählen.

Die Truthahnfalle

Stellen Sie sich vor, Sie hätten eineTruthahnfalle gebaut. Die Fallefunktioniert so, dass Sie einen großen,

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unten offenen Käfig über dem Bodenaufgehängt haben. Mittels einer Schnurkönnen Sie den Käfig jederzeitherunterlassen und somit die Falleschließen. Unterhalb der Falle habenSie ein paar Körner als Futter undKöder für die Truthähne ausgestreut.

Nun lauern Sie gespannt hinter einemBusch, das Seil für den Käfig in derHand, und hoffen auf fette Beute. Siewissen nicht genau, wie vieleTruthähne in der Gegend herumlaufen,aus Erfahrung schätzen Sie aber, dasssich derzeit zumindest zwölf Hähne inIhrem Revier aufhalten.

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Am Anfang ist alles ganz einfach. EinTruthahn findet Ihren ausgelegtenKöder und beginnt eifrig unter der Fallezu picken. Es wäre nun ein Leichtes,sich mit einem Truthahn zufrieden zugeben, allerdings würden Sie, wenn dieFalle zuschnappt, alle anderenTruthähne verscheuchen. EinTruthahn scheint ein bisschen wenigfür die Mühe, die Sie mit dem Bau derFalle hatten, und deshalb warten Sieweiter. Nicht viel später gesellt sichbereits der zweite Truthahn zu demersten und beginnt Ihren Köder zufressen. Zwei sind besser als einer, aberdrei wären noch schöner, zumal Sie

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sehen, wie sich bereits zwei weitereTruthähne Ihrer Falle nähern.

Genau in dem Moment, als vierTruthähne unter der Falle sind und Sieüberlegen, ob Sie sich mit Ihrer Beutebegnügen wollen, verlassen die erstenzwei Truthähne bereits wieder dieFalle. Sie hätten vier haben können,jetzt sind es wieder nur noch zwei.Wann lassen Sie die Falle runter?Augenblicklich, bevor noch einweiterer Truthahn entflieht? Oderhoffen Sie, dass die zwei Ausreißerwieder zurückkommen? Vielleicht sindSie sogar so abgebrüht und warten, bis

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noch mehr Truthähne in Ihrer Fallesind.

Bevor Sie zu Ende gedacht haben,verlässt ein weiterer Truthahn IhreFalle. Sie hatten schon vier, jetzt habenSie nur noch einen, und es droht dieGefahr, dass dieser eine Truthahnebenfalls die Falle verlässt. Vorherwollten Sie sich nicht mit einemTruthahn zufrieden geben, jetzt habenSie Angst, diesen einen auch noch zuverlieren, und wollen Ihren Mini-Gewinn in jedem Fall noch sichern.

Voller Angst, diesen einen auch nochzu verlieren, sehen Sie gar nicht, dass

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sich sechs weitere Truthähne auf denWeg zu Ihrer Falle gemacht haben. Siedenken nur noch an das, was Sieverlieren können, nicht mehr an das,was Sie noch gewinnen können.

Wann war der optimale Zeitpunkt, dieFalle zu schließen? Wann hätten Siedie Falle geschlossen? Bei vierTruthähnen? Woher wollten Siewissen, dass nicht noch mehr Hähne inIhre Falle laufen?

Das Problem, den richtigen Zeitpunktzu finden, um die Falle zuschnappen zulassen, können wir nicht nach Gefühllösen. Denn unsere Emotionen werden

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zwischen bangem Hoffen und gierigerFreude Kapriolen schlagen.

Wir werden nur diszipliniert undemotionslos handeln können, wenn wireine klare Regel haben, wann wir dieFalle zuschnappen lassen. Ansonstenwerden unsere Gefühle Achterbahnfahren. Mit jedem neuen Truthahn inder Falle steigt unsere Freude, für jedenentlaufenen dafür unsereEnttäuschung. Die Jagd nachTruthähnen wird emotional aufreibend.Irgendwann kommen wir zu demPunkt, an dem wir uns nicht rationalverhalten, sondern einfach die

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emotionale Achterbahnfahrt beendenwollen. Ob dieser Punkt allerdingsauch der optimale Zeitpunkt ist,bezweifle ich.

Nur wenn wir eine fixe Regelentwickeln, können wir dieses Problemlösen – ohne Hoffen, Bangen undandere unproduktive Emotionen. Sokönnten wir zum Beispiel als Regelfestlegen, dass, sobald mehr als zweiTruthähne die Falle wieder verlassenhaben, wir aber mindestens noch zweiTruthähne in der Falle haben, wir dieFalle zuschnappen lassen. Wir könnendiese Regel erweitern, dass, wenn wir

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eine bestimmte Summe xy anTruthähnen unter dem Käfig haben,wir die Falle bereits beim Verlasseneines Truthahns zuschnappen lassen.Der Phantasie bei der Entwicklung derExit-Regel sind keine Grenzen gesetzt.Wichtig ist nur, dass die Exit-Regelimmer auf dem Grundprinzip –Gewinne laufen lassen, Verlustebegrenzen – aufbaut.

Das Truthahn-Beispiel ist ein sehrguter Vergleich mit dem Markt. Auchhier wissen wir nicht, wie viele Punktewir noch zusätzlich verdienen können.Da dies ein unsicheres, in der Zukunft

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liegendes Ereignis ist, müssen wirunsere Entscheidung davon abhängigmachen, wie viele Punkte (Truthähne)wir bereits verdient (gefangen) habenund wie wahrscheinlich es ist, noch x +1 Punkte (Truthahn) zu ergattern. AufBasis dieser Information müssen wireine Exit-Regel entwickeln.

Diese Exit-Regel sorgt dafür, dass wirnicht mehr hin- und hergerissen sind,sondern die Entscheidungssituationentspannt meistern können. Wir habeneine feste Regel für den Exit. DasErgebnis wird vielleicht mal kleiner,mal größer ausfallen, aber es war

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unsere Regel, an die wir uns gehaltenhaben, die das Ergebnis produziert hat,und nicht unser Gefühl. Von daherwerden wir auch nicht mehr überunsere Emotionen urteilen undvermeiden so Stimmungstiefs ebensowie schädliche Stimmungshochs.

Die Frage, die aber noch beantwortetwerden muss, ist, welche Exit-Regel fürdie von uns verwendeteEinstiegsstrategie den im Durchschnitthöchsten Output produziert. Um dieseFrage zu lösen, müssen wir auf unserstatistisches Grundwissenzurückgreifen.

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Beginnen wir mit derWahrscheinlichkeit, noch x + 1 Punktezu gewinnen. Mit zunehmender Größeder Gewinne sinkt dieWahrscheinlichkeit, x + 1 Punkte zurealisieren, weil die Marktbewegungdiesen Gewinn nicht mehr hergibt. Dasheißt allerdings nicht, dass wir uns aufkleine Gewinne fokussieren sollen. Esist in der Tendenz einfacher, sich aufgrößere Gewinne zu konzentrieren, alszu versuchen, mit vielen kleinenGewinnen seine Performance zuerzielen.

Machen wir uns dies an einem Beispiel

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im DAX klar. Während dieWahrscheinlichkeit für einenDaytrader, zwei Punkte zu gewinnen,noch sehr groß ist, sinkt sie deutlich,wenn es um einen 20-Punkte-Gewinngeht.

Nehmen wir an, dass dieWahrscheinlichkeit, zwei Punkte zugewinnen, 85 Prozent beträgt, dieWahrscheinlichkeit, 20 Punkte zugewinnen, aber nur 30 Prozent. Um 20Punkte zu realisieren, haben wir nundie Möglichkeit, zehnmal zwei Punktezu verdienen oder einmal 20 Punkte.Die Wahrscheinlichkeit, zehnmal zwei

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Punkte hintereinander zu realisieren,beträgt 0,85 hoch 10 = 19,69 Prozentund liegt damit deutlich unter derWahrscheinlichkeit, einmal 20 Punktezu realisieren.

Zu beachten ist, dass diese Rechnungohne Trading-Kosten gemacht wurde.Mit Trading-Kosten sieht sie nochschlechter aus. Weiterhin müssen wirbedenken, dass jeder Trade Zeit undRessourcen in Anspruch nimmt,unabhängig vom Ausgang des Trades.Auch hier ist ein großer Gewinn vielenkleinen vorzuziehen.

Gehen wir davon aus, dass die

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Wahrscheinlichkeit, einen Sieben-Punkte-Gewinn zu erzielen, bei 67Prozent liegt, so bräuchten wir nurdreimal zu gewinnen, um unsere 20Punkte zu erreichen. DieWahrscheinlichkeit für einen Gewinnwäre in diesem Fall (0,67 x 0,67 x 0,67 =0,3) nahezu gleich. Doch selbst indiesem Fall stehen wir vor demProblem, dass wir dreimal einenEinstieg finden müssen, das heißt, derMarkt muss uns während des Tagsdreimal eine Chance bieten, imVergleich zu einer 20-Punkte-Chance.

Wir sehen an dieser Rechnung und

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dem Beispiel, dass die Frage nach deroptimalen Gewinngröße unter anderemvon der Frage nach derWahrscheinlichkeit, einen bestimmtenGewinn zu erreichen, abhängt. Da esmit zunehmendem Gewinn immerunwahrscheinlicher wird, x + 1 Punktezu realisieren, muss unsere Exit-Regelmit zunehmendem Gewinn ein anderesTrading-Verhalten generieren als beikleinen Gewinnen.

Dennoch sollte sie so aufgebaut sein,dass sie auf große Gewinneausgerichtet ist und diese ermöglicht.Eine intelligente Exit-Regel macht

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demnach für verschiedene Trading-Phasen unterschiedliche Vorgaben fürden Trader.

Meine Exit-Regeln

Meine wichtigste und erste Exit-Regelist, dass ich meinen Stop im

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Aufwärtstrend an relativen Tiefs undim Abwärtstrend an relativen Hochs(siehe Zeichnung) nachziehe. DieseExit-Regel bezeichne ich im Folgendenals Exit-Regel 1.

Ich selbst unterscheide bei meinenExits vier Phasen.

Das erste Intervall R-1

Die erste Phase ist der Bereichzwischen Einstieg und Stop. Ichbezeichne das Intervall als R-1, da ichim Extrem in dieser Phase denriskierten Betrag vollständig verlierenkann.

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In diesem Intervall ist das Trading-Ergebnis negativ, und ich habelediglich die Wahl zwischen denAlternativen a) den Trade mit Verlustausstoppen zu lassen, b) abzuwartenund zu hoffen, dass der Markt dochnoch in meine Richtung dreht und derTrade über den Break-even-Punkthinweg läuft, und c) einen Teil meinerPosition mit Verlust auszuscalen.

Solange sich der Markt in dieserVerlustphase befindet, bleibt meinInitial Stop unverändert. Bevor ich denTrade gemacht habe, habe ich mirdiesen Stop als sinnvolle Linie im Sand

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gewählt und war bereit, den riskiertenBetrag zu verlieren. Also sollte ich auchnicht den Stop näher an den Marktbringen und somit Gefahr laufen, vomallgemeinen Rauschen ausgestoppt zuwerden.

Der Initial Stop ist immer hintersignifikanten Marktpunkten, sogenannten Pivots, platziert, damit eraußerhalb der Zone des normalenRauschens liegt. Solange der Markt mirkeine signifikanten Punkte anbietet,hinter denen ich meinen Stopplatzieren kann, lege ich den InitialStop in einem feststehenden Abstand

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vom Einstieg weg, sodass der InitialStop in jedem Fall weiter weg liegt alsdas Marktrauschen.

Wichtig ist aber, für diese Phase eineoder mehrere Regeln zu entwickeln,wann Sie Ihre Position ausscalen, dasheißt Teilglattstellungen vornehmen.Das Dilemma, das zu diesem Zeitpunktbesteht, liegt darin, dass Sie zwar durchAusscalen im Schnitt kleinere Verlusteerreichen, aber sich die Chance nachoben ebenfalls für die ganze Positionnehmen. Deshalb sollten klare Gründefür ein Ausscalen vorliegen.

Ich überlege, dass ich beim Eingehen

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des Trades der Überzeugung war,unmittelbar in die Gewinnzone zugelangen, ansonsten hätte ich mit demTrade noch gewartet. Somit läuft injedem Fall etwas schief, wenn derMarkt meinen Trade in die Verlustzonebringt. Ich unterscheide hier erneutzwischen prozyklischen Trades undantizyklischen Trades.

Bei prozyklischen Trades scale ich eherselten eine Position aus, während ichbei antizyklischen Trades nach einerKarenzzeit, in der ich dem Marktzubillige, wieder in die Break-even-Zone zu laufen, konsequent beginne,

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die Position zu reduzieren.

Normalerweise teile ich die Position indrei Drittel auf und verkaufe zuerst einDrittel davon. Läuft der Trade dannweiter in den Verlust, wird ein weiteresDrittel verkauft, und ich behalte nurdas letzte Drittel. Das konsequenteAusscalen führt dazu, dass meinedurchschnittlichen Verluste kleinersind als üblich.

Bei prozyklischen Trades verkaufe ichmeist nur ein Drittel der Position, wennich nach einer Karenzzeit noch imVerlust bin.

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Die Exit-Regel für das Intervall R-1 isthauptsächlich ein Zeitstop für einenTeil meiner Position.

An dieser Stelle stellt sich die Frage,warum ich nicht direkt einengestaffelten Initial Stop verwende.Märkte sind häufig auf der Suche nachStops. So sehen wir immer wiederscharfe Sell-out-Bewegungen in einerRange, die aber im Gesamtbild ohnejede Bedeutung sind. Mein Initial Stopist ein Worst Case Stop, der mich davorschützt, zu viel Geld zu verlieren.Deshalb arbeitet er als so genannterharter Stop im Markt.

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Alle anderen Stops innerhalb desVerlustintervalls liegen nicht am Marktvor, damit sie nicht Opfer von Stop-Fängern werden. Beobachte ich einenscharfen Sell-out ohne sofortigesRecovery, messe ich dieser Bewegungeine größere Signifikanz zu als dentypischen StopfängerManövern, diemeist nur kurzlebiger Natur sind. Nurwenn ich die Bewegung für bedeutsamhalte, scale ich einen Teil meinerVerlustposition aus. Außerdem will ichdem Trade immer etwas Zeit geben,sich zu entfalten, sodass Positionen erstnach längerem Verweilen in derVerlustzone ausskaliert werden.

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Natürlich greift in dieser Phase bereitsmeine Exit-Regel, dass ich meinen Stopan relativen Tiefs im Aufwärtstrendbeziehungsweise relativen Hochs imAbwärtstrend nachziehe. So kann essein, dass ein relatives Tief/Hoch inden Bereich R-1 fällt, ich meinen Stopauf diesen Punkt nachziehen kann undsomit mein Risiko verkleinere, ohneallerdings bereits in einer Marktphasezu sein, in der mein Initial-Risiko nullist.

Das zweite Intervall R1

Nach dem R-1-Intervall beginnt dieGewinnzone. In dem Bereich, in dem

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ich mein ursprüngliches Risiko(Differenz zwischen Einstieg und InitialStop) noch nicht verdient habe,verhalte ich mich neutral. Der Marktgibt mir bereits Recht mit meinerPosition, da sie im Gewinn ist. Esbesteht also keine Notwendigkeit füreine Reduktion der Positionsgröße.

Sobald ich aber mein Initial-Risikoverdient habe (R1), will ich zumindestnicht mehr mit Verlust aus dem Markt.Deshalb ziehe ich in dem Moment, indem ich mein Risiko verdient habe,meinen Stop in jedem Fall –unabhängig von der Marktbewegung –

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auf break-even.

Während der zweiten Phase istnatürlich weiterhin die Exit-Regel 1aktiv.

Das dritte Intervall R1,5

Sobald ich das 1,5fache meines Risikosverdient habe, verwende ich einenStop, der sicherstellt, dass unabhängigvon den Marktbewegungen ein Drittelmeines Gewinns gesichert wird. Ichverwende also einenGewinnsicherungs-Stop. Liege ich zumBeispiel um 21 Punkte vorne, sichereich in jedem Fall sieben Punkte

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Gewinn ab. Bei 24 Punkten geht derStop dann auf acht Punkte und soweiter.

Das vierte Intervall – die Zielzone

Für jeden Trade habe ich bei derBewertung des Trades unterRisikogesichtspunkten neben dem Stopund dem Einstieg eine Zielzonefestgelegt. Sobald der Markt dieseZielzone erreicht, wird meine Exit-Regel automatisch aggressiver. Nun binich maximal noch bereit, ein Viertelmeines Gewinns abzugeben.Außerdem ziehe ich meinen Stop nunnicht mehr an relativen Tiefs auf dem

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Fünf-Minuten-Chart nach, sondernbetrachte die relativen Tiefs/Hochs aufkurzfristigeren Chartdarstellungen, wiedem Ein-Minuten-Chart.

Zu beachten ist, dass auch in derZielzone die Gewinne nicht durch einLimit begrenzt werden. Vielmehr lasseich den Markt entscheiden, wanngenug Geld verdient wurde, indem ichmeinen Stop sukzessiv hinter demMarkt herziehe.

So finden Sie Ihre perfekteExit-Strategie

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Da die Exit-Strategie einenwesentlichen Einfluss auf IhrePerformance hat, sollten Sie Ihregesamte Energie und Konzentration aufdie Entwicklung einer intelligentenExit-Strategie für Ihr Trading-Systemverwenden.

Die Einstiegsstrategie ist bereitsgefunden und dient lediglich dazu, demTrade eine Richtung zu geben. Um nundie beste Exit-Strategie herauszufiltern,bedienen wir uns wieder des Konzeptsder Risikovielfachen, da hier sämtlicheEffekte des Position-Sizingsausgeschaltet werden.

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Nehmen Sie ein Entry-Signal, achtenSie darauf, dass klare Kriterien denEntry definieren. Das ist wichtig, damitIhre Ergebnisse eine Signifikanz für dieZukunft haben.

Finden Sie im nächsten Schritt heraus,welches Risiko Sie maximal bereit sindeinzugehen. Der Abschnitt über Risk ofRuin leistet Ihnen dabei eine wertvolleHilfestellung.

Nun müssen Sie noch wissen, wie großdas normale Rauschen des von Ihnengetradeten Markts ist, da Ihr Initial Stopniemals in dieser Zone liegen darf.

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Anhaltspunkte dafür habe ich bereitsgegeben. Je erfahrener Sie werden,desto einfacher wird es für Sie, dasnormale Rauschen eines Markts zubestimmen.

In dem Intervall zwischen demmaximal von Ihnen akzeptieren Risikound dem Rauschen des Markts wird Ihroptimaler Initial Stop liegen.

Testen Sie nun Ihre Entry-Regel mitdieser einen Exit-Regel. Sortieren Siedabei Ihre Verlust-Trades in mehrerenGruppen. Die erste Gruppe umfasst alleTrades, bei denen Sie mit Verlustausgestoppt wurden, ohne jemals

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bedeutend im Gewinn gewesen zu sein.

Die zweite Gruppe von Trades sind die,die zwar zwischenzeitlich im Gewinnwaren, aber trotzdem mit Verlustausgestoppt wurden, weil der Markterneut gedreht hat.

Was Sie als signifikanten Gewinnbezeichnen, hängt davon ab, welchesInitial-Risiko Sie eingegangen sind.Sobald der Markt zumindest die HälfteIhres Anfangsrisikos für Sie gelaufenist, würde ich die Gewinne alssignifikant klassifizieren. Beträgt alsozum Beispiel Ihr Anfangsrisiko 20Punkte, sind alle Bewegungen

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interessant, die zwischenzeitlich zehnPunkte oder mehr Gewinn aufweisen.

Die nächste Gruppe von Tradesumfasst die Transaktionen, diezwischenzeitlich zumindest in Höhedes Anfangsrisikos im Plus waren. Fürjedes Risikovielfaches bilden Sie eineweitere Gruppe. Dabei ist esunerheblich, ob die Trades am Endedes Tags oder der betrachteten Periodeim Gewinn sind. Wichtig ist nur, dassdie Trades in jeder Gruppe währendeiner Periode mindestens einmal soweit im Gewinn waren.

Nachdem Sie die einzelnen Gruppen

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gebildet haben, betrachten Sie alleGruppen mit Trades, die nicht sofortmit Verlust ausgestoppt wurden.Überprüfen Sie nun, wie viele Tradesaus dieser Gruppe herausfallenwürden, wenn Ihr Initial Stop einenPunkt näher am Entry gewesen wäre.Wenn die Anzahl der Verlierer sichdadurch nicht wesentlich erhöht,können Sie Ihren Initial Stop generellenger fassen als im erstenTestdurchlauf.

Testen Sie danach mit dem gleichenVerfahren einen um zwei Punkteengeren Stop. Verringern Sie den Initial

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Stop so lange, bis Sie feststellen, dassdeutlich mehr Transaktionen mit demInitial-Risiko ausgestoppt werden, ohnevorher im Gewinn gewesen zu sein.

Bedenken Sie, dass die Änderung desStops um nur einen Punktwesentlichen Einfluss auf IhrePerformance haben kann. AlsDaytrader gehen Sie möglicherweisezwei Transaktionen pro Tag an 250Tagen ein. Bei 500 Trades, von denenzum Beispiel die Hälfte mit Verlustausgestoppt wird, bedeutet eineVerringerung des Initial-Risikos umeinen Punkt pro Kontrakt eine um

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insgesamt 250 Punkte verbesserteJahres-Performance.

Nachdem Sie nun Ihren optimalenInitial Stop gefunden haben, nehmenSie sich die Gruppe der Trades vor, diezwar einen signifikanten Gewinnaufwiesen, aber danach mit Verlustausgestoppt wurden.

Suchen Sie nun nach einer Regel füreinen Trailing-Stop, der die Verluste indieser Gruppe verkleinert. Wenn Sieeine Regel gefunden haben, überprüfenSie die Auswirkung dieser Regel auf dieanderen Gruppen mit R + 1 undvielfachen Gewinnen.

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Nur wenn diese Regel dazu führt, dasssich keine Verschiebung zugunsten derVerlierer in den anderen Gruppenergibt, können Sie die Exit-Regelverwenden.

Der nächste Schritt bedeutet eineMenge Arbeit und Rechnerei. Meistsind die Ergebnisse in den anderenGruppen stark betroffen, sobald Sieeine Trailing-Stop-Regel für die Gruppeder R + 1-Gewinne entwickeln, denndurch die Exit-Regel werden vieleTrades aus den Gruppen R + 2 undmehr bereits ausgestoppt, bevor sieihren theoretischen Gewinn erreichen.

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Da Sie meistens nicht verhindernkönnen, dass durch die neue Exit-Regelviele Trades aus den hohenGewinngruppen rausfallen, müssen Sienun ausrechnen, welche Exit-Regel dasbeste Ergebnis erzielt hätte.

Natürlich kann Ihnen ein Computermit entsprechender Software eineMenge Arbeit bei der Suche nach derExit-Regel abnehmen. So können Exit-Regeln mit Hilfe einer Softwarebackgetestet und optimiert werden.

Der Computer kann eine Menge Datenverarbeiten, es besteht aber die Gefahrfür den Trader, dass er überoptimiert.

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Häufig fehlt das Verständnis für dieExit-Regeln, die durch den Computergeneriert werden. Ich halte es für sehrsinnvoll, für die unterschiedlichenPhasen eines Trades verschiedene Exit-Regeln zu haben.

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Kapitel 10

Auf der Suche nach der „MaximumRate of Return“ Das beste Systemnützt nichts, wenn wir maximaldrei Verlust-Trades hintereinandervertragen können, aber häufigermit vier oder mehr Verlust-Tradesin Folge rechen müssen.

Das Kelly-Kriterium

Wir haben bereits erfahren, dass eswichtig ist zu erkennen, wie wir

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persönlich mit einer Reihe vonVerlusten umgehen können. Bisher hatsich unser Risikomanagement-Ansatzdarauf konzentriert, nicht bankrott zugehen. Die optimale Wettgröße wurdeimmer so gewählt, dass das Risk ofRuin möglichst klein war. Betrachtenwir nun die Frage nach der optimalenWettgröße nicht aus Sicht des Risikos,sondern überlegen, mit welcherWettstrategie wir erwarten können, diegrößten Gewinne zu machen.

Das Kelly-Kriterium ist einprogressives Wettsystem, bei dem Sieumso mehr einsetzen, je höher Ihre

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Gewinnchancen sind. Es ist auchlogisch, bei höheren Gewinnchancenmehr Geld einzusetzen, denn je höherder Wetteinsatz, desto größer sind auchdie Gewinne.

Ihr Einsatz ist beim Traden nichtsanderes als die Positionsgröße. SollenSie für ein funktionierendes Trading-System bei gegebenem Kapital ehereinen oder zehn Kontrakte kaufen,sollen Sie lieber 1.000 anstatt 500Aktien erwerben? Diese Fragenbeschäftigen sich mit derPositionsgröße.

Im Gegensatz zur Risikokontrolle

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bestimmt das Kelly-Kriterium nicht denEinsatz, der möglichst geringe Risikenfür das Portfolio erwarten lässt,sondern orientiert sich daran, welcherEinsatz zum optimalen Wachstum derKapitalkurve eines Portfolios führt.

Folgende Überlegung steht dabei imVordergrund: Je wahrscheinlicher esist, dass wir gewinnen, je höher also dieTrefferquote ist, desto mehr sollten wirauch einsetzen, denn nur so könnenwir am Ende einer Serie von Tradesden maximalen Gewinn erzielen. Es giltalso die Grundregel, dass wir umsomehr einsetzen, je wahrscheinlicher ein

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Gewinn ist.

Das Kelly-Kriterium errechnet dieoptimale Wettgröße ausschließlichanhand der Treffer- und Verlustquote.

Die Formel ist nach ihrem Erfinderbenannt, der 1956 für dasTelekommunikationsunternehmen Belleine Problemlösung für zufällige, nichtvorhersehbare Störgeräusche bei derÜbermittlung vonTelekommunikationsdaten über langeDistanzen erarbeitete. Sie fand schnellAnwendung nicht nur imTelekommunikationssektor, sondernauch bei der optimalen Bestimmung

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von Wetteinsätzen in Casinos undauch beim Trading.

Denn das Problem ist – unabhängigdavon, ob es bei der Datenübertragung,im Casino oder beim Trading auftritt –immer das gleiche. Das Ergebnis einesProzesses mit dem Input Daten oderGeld ist unsicher. Die Akteure wissenalso nicht, ob ihr Input tatsächlich dengewünschten Output bringt. Es istungewiss, ob die Daten, die über langeDistanzen in einemTelekommunikationssystem verschicktwerden, auch in der Form ankommen,wie es sich der Akteur wünscht, oder

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aber durch Störgeräusche verzerrtwerden. Genau dasselbe Problem hatein Trader oder Spieler, der einenEinsatz tätigt und nicht sicher seinkann, dass dieser Einsatz zum Gewinnführt.

Die Problemlösung von Kelly sieht wiefolgt aus:

F = 2xP–1

oder

F = p–Q,

wobei F der Anteil des zu riskierenden

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Kapitals in Prozent ist,

P die Gewinnwahrscheinlichkeit und

Q die Verlustwahrscheinlichkeit (also1– P).

Bei einer Strategie mit einerTrefferquote von 60 Prozent sollte einTrader also

F = 60–40 = 20 Prozent riskieren.

Dieser Einsatz würde zu dembestmöglichen Ergebnis führen. DieKelly-Formel ist sehr simpel. IhreKernaussage ist, dass ein Trader immer

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seinen Vorteil riskieren sollte. DerVorteil berechnet sich ausGewinnquote abzüglich Verlustquote(Sie kennen den Vorteil bereits vomRisk of Ruin).

Je größer der Vorteil ist, desto mehrsollte ein Trader riskieren. Bei einerTrefferquote von 80 Prozent sollte einTrader bereits 60 Prozent seinesKapitals riskieren. Dies scheint sehrviel zu sein und widerspricht unserenÜberlegungen hinsichtlich desoptimalen Einsatzes, um einen Bankrottzu vermeiden.

Die aggressiven Einsätze der Kelly-

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Formel entstehen, weil hier zugrundegelegt wird, dass Gewinne undVerluste immer gleich groß sind, undsie ausschließlich dafür konzipiert ist,den Gewinn zu maximieren. Gewinnezu maximieren und gleichzeitig Risikozu reduzieren ist aber für einen Tradernicht möglich. Diese beiden Zielewidersprechen sich.Gewinnmaximierung ist nur möglich,wenn Sie auch höhere Risiken in Kaufnehmen. Wenn Sie Ihr Risikoreduzieren, werden Sie auch IhreGewinne nicht maximieren können.

Die Portfoliotheorie von Markowitz hat

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zwar einen Ansatz entwickelt, bei demdurch Diversifikation höhere Gewinnebei niedrigem Risiko möglich sind,innerhalb einer Trading-Strategie füreinen Markt gibt es aber keineMöglichkeit zu diversifizieren. Siehandeln immer einen Markt, zumBeispiel den DAX, eine Aktie oder denBund mit einem Handelssystem, undkönnen deshalb nicht diversifizieren.Die Kombination vonHandelssystemen ermöglicht zwarwiederum eine Diversifizierung, aberinnerhalb eines Handelssystems ist diesnicht möglich.

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Deshalb stehen Sie vor dem Dilemma,entweder Ihren Gewinn zu maximierenoder Ihr Risiko zu reduzieren. Dierichtige Antwort wird ein Kompromisssein, der Ihre Risikopräferenzenberücksichtigt. Die Kelly-Formel istaber so aggressiv in derGewinnmaximierung, dass die Risikenfür Trader, die vor allem im Spielbleiben wollen, zu groß sind.

Die Kelly-Formel lässt zu, dass Sie ineinigen Serien von Tradesmöglicherweise bankrott gehen. DasProblem der ursprünglichen Formel,die davon ausging, dass Gewinne und

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Verluste gleich groß sind, wurde gelöstund führte zu folgender modifiziertenFormel:

F= ((b + 1) x (P-1)) / b,

wobei b das Payoff-Ratio, also dasVerhältnis von durchschnittlichenGewinn-Trades zu durchschnittlichenVerlust-Trades, ist.

Gehen wir wiederum von einemHandelssystem mit einer Trefferquotevon 60 Prozent aus und einem Payoff-Ratio von 2 (das heißt der Tradergewinnt durchschnittlich doppelt soviel, wie er verliert), dann beträgt der

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optimale Einsatz

F = ((2 + 1) x 0,6-1)) / 2 = (3 x 0,6–1) / 2= (0,8/2) = 40

Selbst dieses Ergebnis dürfte sicherlichzu aggressiv für die meisten Tradersein. Das Kelly-Kriterium kann aberinteressant sein, wenn Sie in einerbestimmten Periode einen Totalverlustfür das zurzeit riskierte Kapitalverkraften können.

Daytrader, die zum Beispiel bereit sind,einen maximalen Drawdown von fünfProzent ihrer Handels-Equity alsTagesverlust zu akzeptieren, können

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mit Hilfe der Kelly-Formel ermitteln,was sie im Laufe eines Tags pro Traderiskieren sollten. In unserem Beispiel,das eine Trefferquote von 60 Prozentund ein Payoff-Ratio von zwei vorgibt,sollte ein Trader 40 Prozent seinesKapitals riskieren. Beträgt seinTagesverlustlimit nun fünf Prozent,sollte er pro Position zwei Prozentwetten (40 Prozent von fünf Prozentsind zwei Prozent). Dieser Einsatz wärenach der Kelly-Formel optimal, führtaber wahrscheinlich an einigen Tagenzum Erreichen des Verlustlimits.

Die Kelly-Formel kann aber immer nur

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eine grobe Annäherung sein, da sie fürein Problem entwickelt wurde, bei demes nur zwei Ausprägungen desErgebnisses gab. Entweder wurden dieDaten korrekt übermittelt (Erfolg) oderdurch Störgeräusche verzerrt(Misserfolg). Die Formel geht von einer„Bernoulli-Verteilung“ aus – sobezeichnet man es in der Statistik,wenn ein unsicheres Ergebnis lediglichin zwei Ausprägungen vorkommenkann.

Im Trading treten jedoch nicht nur„Erfolg“ oder „Misserfolg“ auf.Gewinne und Verluste haben sehr viele

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Ausprägungen, da sie sehrunterschiedlich groß sein können.Deshalb wurde in den 80er-Jahren vonRalph Vince ein weitererLösungsversuch entwickelt, der sich„Optimal-F“ nennt.

Optimal-F

Dieser sehr theoretische Ansatz, dieoptimale Wettgröße zu ermitteln,wurde erstmals 1989 im Buch „PortfolioManagement Formulas“ vorgestellt.Ralph Vince hat in diesem Buch eineMethode entwickelt, um festzustellen,

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welche Kontraktzahl dasKapitalwachstum des Portfoliosoptimiert. Optimal-F beantwortet dieFrage, welcher Anteil des größtenVerlusts aus der Vergangenheit optimalals Wetteinsatz ist. Die Formelbestimmt also, welches der idealeprozentuale Anteil des jeweilsriskierten Kapitals ist, um insgesamt diebeste Performance mit einer gegebenenStrategie zu erzielen.

Die beste Performance wird immerdann erreicht, wenn der Gesamtgewinndes Kontos, resultierend aus derSumme aller Trades, am größten ist.

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Optimal-F erlaubt es damit ebenso wiedas Kelly-Kriterium, die Profitabilitäteines Systems zu maximieren. Jenachdem, ob ein Trader mit einem zuhohen oder zu geringen Einsatzspekuliert hat, besteht das Risiko, dassseine Gewinn-Trades nicht groß genugwaren oder seine Verlust-Trades zustark kapitalisiert worden sind. DasErgebnis ist eine schlechterePerformance.

Optimal-F wird durch Iteration desprozentualen Anteils des größtenVerlusts in der Vergangenheitausgerechnet und stellt einen

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erheblichen Rechenaufwand dar, derheutzutage aber leicht von einemComputer durchgeführt werden kann.Eigentlich rechnet die Formel aus, beiwelchem Einsatz, der zwischen einemund 100 Prozent des bisher größtenVerlustes schwankt, die Equity amstärksten gewachsen wäre.

Dies sei an einem einfachen Beispielkurz erläutert. Stellen Sie sich vor, esgäbe nur zwei Trades in einer Serie.Der eine führte zu einem Gewinn von2.000 Euro und der andere zu einemVerlust von 1.000 Euro. DieReihenfolge, in der Gewinn und

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Verlusts auftreten, ist für das Problemnicht relevant.

Durch Ausprobieren beziehungsweiseIteration (Näherung) wird nun derEinsatz gesucht, der den Outputmaximiert. Dieser Anteil wirdunabhängig von der Kontogrößegesucht. Dies funktioniert, indem derEinsatz als Anteil des größten Verlustsaus der Vergangenheit ermittelt wird.

Optimal-F gibt also nicht direkt denprozentualen Anteil des einzusetzendenKapitals an, sondern den Anteil, derriskiert wird, sobald der größte Verlustrealisiert wird. Der größte Verlust in

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unserem Beispiel war 1.000 Euro. Nunwird ausprobiert, wie das Ergebnisaussieht, wenn man ein Prozent desgrößten Verlusts einsetzt, im nächstenSchritt zwei Prozent, dann drei Prozentund so weiter.

Die Lösung dieses Problems istakademischer Natur und hilft uns imrealen Trading nicht weiter. DerLösungsansatz ist problematisch, weilOptimal-F lediglich anhandvergangener Verluste eine Optimierungdes Wetteinsatzes vornimmt.

Der Einsatz dieser Formel ist nichtsanderes als Curve Fitting, denn es wird

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eine Optimierung anhand von Datenaus der Vergangenheit vorgenommen.Sobald auch nur kleine Veränderungender Datenausprägungen vorgenommenwerden, verändert sich auch Optimal-F.Dadurch ist der errechnete Wert sehranfällig.

Optimal-F ist für jede Serie von Tradesanders, selbst wenn dieGrundparameter wieGewinnwahrscheinlichkeit und dieRange zwischen größtem Gewinn undgrößtem Verlust gleich bleiben. Somitändert sich der optimale Wetteinsatzständig.

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Was zeigt uns Optimal-F? Sind dieVerluste einer Strategie klein, könnenwir fast immer 100 Prozent des bishergrößten Verlusts wetten. Beträgt zumBeispiel der größte Verlust 500 Euro beieinem 100.000-Euro-Konto, würde diesbedeuten, dass wir bei jedem Trade 500Euro beziehungsweise 0,5 Prozent derEquity riskieren sollten.

Optimal-F beweist, dass die Aussage„Je mehr Risiko ich nehme, desto höherwird mein Gewinn“ falsch ist. Es gibteinen Punkt des optimalen Risikos;wird dieser Punkt überschritten, sinktder Output eines Systems. Optimal-F

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maximiert den Output. Eine Aussageüber das Risk of Ruin trifft diese Formelnicht. Damit ist der praktische Nutzendieses theoretisch sehr schönenLösungsansatzes sehr gering.

In 90 Prozent der Fälle steuern Siedirekt auf den Totalverlust zu, wennSie tatsächlich Optimal-F traden.Dennoch sollten Sie von Zeit zu Zeitdas Optimal-F für Ihr Tradingausrechnen. Es zeigt Ihnen, wie weitSie in der Vergangenheit von deroptimalen Positionsgröße entferntwaren und wie riskant Ihr Trading ist.Schlägt Optimal-F nämlich zum

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Beispiel vor, nur ein Prozent oder zehnProzent des bisher größten Verlusts zuriskieren, dann ist Ihre Trading-Strategie sehr gefährlich, und Sie gehenwahrscheinlich zu hohe Risiken ein. IstIhr Optimal-F aber im Bereich 80 bis100 Prozent, so liegt es nahe, dass Siebereits eine hohe Kontrolle über dieGröße Ihrer Verluste gewonnen habenund Ihre Verluste klein sind.

Allgemein wird angenommen: Siekönnen umso mehr erwarten zugewinnen, je mehr Sie riskieren (sieheKelly-Kriterium). Optimal-F zeigt aber,dass dieser Zusammenhang nicht

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richtig ist.

Es gibt einen optimalen Einsatz. Wenndieser überschritten wird, dann sinkendie Erträge. Besonders wenn Sie mitgehebelten Instrumenten wie Futureshandeln, gibt es also einen Punkt, andem aggressive Positionsgrößen nichtmehr zu größeren Gewinnen führen.Sobald die Positionsgröße zu hoch ist,wird ein Drawdown zu stark, um in deranschließend folgenden Gewinnphasekompensiert werden zu können.

Nehmen Sie das Optimal-F nicht zuernst. Da es anhand vergangenerTrading-Serien bestimmt wird, kann

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bereits ein großer Drawdown oder eineGewinnserie zu einer starkenVerzerrung führen. Optimal-F und dasKelly-Kriterium sind also keine klarenHandlungsanweisungen dahingehend,welchen Betrag Sie optimalerweiseriskieren sollten. Sie maximieren zwarden Output, geben aber wenigInformation über das Risiko.

Deshalb müssen wir uns auf der Suchenach der maximalen Rate of Returnnoch einmal mit dem Risk of Ruineines Systems beschäftigen.

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So berechnen Sie das Risk ofRuin eines Systems

Einige Systeme weisen eine tollePerformance auf – insbesondere, wennsich der Systementwickler des CurveFittings bedient hat. Ein genauer Blickauf die einzelnen Trades ist deshalbnotwendig, um ein System beurteilenzu können.

Stellen Sie sich als Beispiel ein DAX-Trading-System vor, bei dem Siedurchschnittlich 20 Punkte verdienenund im Verlustfall 20 Punkte verlieren.Lassen Sie uns im ersten Schritt

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überlegen, wie viele Verlust-Trades inFolge dieses System verkraftet, bevorder Trader sein ganzes Konto in Höhevon 10.000 Euro verliert. Der Traderkönnte 20 Mal hintereinander verlieren;sein Konto lässt sich also in 20Verlusteinheiten aufteilen.

Um das Risk of Ruin auszurechnen,müssen wir nun noch dieGewinnwahrscheinlichkeiteneinberechnen. Nehmen wir an, dasSystem hat eine sehr gute Trefferquotevon 60 Prozent. Damit beträgt dieVerlustquote 40 Prozent. Der Vorteilerrechnet sich wie bei der Kelly-Formel

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aus der Trefferquote abzüglich derVerlustquote und beträgt hier 20Prozent. Die Wahrscheinlichkeit desRisk of Ruin liegt demnach bei 0,03Prozent.

RoR = ((1–A) / (1 + A))c

A = der Vorteil (Trefferquote –Verlustquote),C = die Anzahl der Einheiten, die ichverlieren kann. 1 geteilt durch denprozentualen Anteil, den ich riskiere.Wenn Sie also vier Prozent riskierenwollen, dann teilen Sie 1/0,04 = 25.

Liegt die Trefferquote desselben

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Systems nur bei 55 Prozent, steigt dasRisk of Ruin deutlich an. Es liegtplötzlich bei 1,81 Prozent und ist damit60-mal größer geworden, obwohl dieTrefferwahrscheinlichkeit nur knappgesunken ist.

Die Formel geht allerdings davon aus,dass wir unendlich lange traden.

Problematisch an dieser Formel ist,dass sie voraussetzt, dass Gewinnerund Verlierer immer gleich groß sind.Genau das wollen wir aber nicht beiunserem Handelsansatz. Wirwünschen uns vielmehr, dass unsereGewinne im Durchschnitt deutlich

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größer sind als unsere Verluste.Deshalb ist diese Formel nur eine grobeAnnäherung und kann das Risk ofRuin deutlich überzeichnen. Sobaldunterschiedlich hohe Auszahlungenberücksichtigt werden, wird dasProblem für exakte mathematischeLösungen zu komplex. Es gibtallerdings Näherungsformeln.

Klar zu erkennen ist selbst an dereinfachen Formel, dass das Risk of Ruindeutlich steigt, je größer unser Einsatzist. Für ein gegebenes Handelssystemmit bestimmten Trefferquoten undVerlustquoten können Sie für jeden

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beliebigen Einsatz das Risk of Ruinbestimmen.

Sie können das Risk of Ruin für IhrenOptimal-F-Einsatz ausrechnen. Meistwird dieses Risiko nicht akzeptabelsein. Wenn Sie einen geringerenEinsatz als den Optimal-F-Einsatzwählen, sinkt Ihr Risk of Ruin, Sietraden aber dann eine Positionsgröße,die nicht zum optimalen Wachstum desPortfolios beiträgt.

Maximum Rate of Return

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Die Schlussfolgerung aus demVergleich des Risk of Ruin mitOptimalF lautet: In Phasen, in denenunser Handelsansatz sehr gutfunktioniert, sollten wir idealerweiseOptimal-F traden. Sobald aber derHandelsansatz Schwierigkeiten mitdem Markt bekommt, sollte diePositionsgröße so klein gewähltwerden, dass das Risk of Ruin nurmarginal ist.

Anders formuliert: Ein Trader musserkennen, wann er den Markt pushenkann und wann er Vorsicht waltenlassen sollte. Den Markt ständig zu

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pushen (Kelly oder Optimal-F zuwetten) führt zum Verlust des Kontos.Ein zu vorsichtiger Trader dagegen, derin guten Phasen den Markt nicht pusht,behindert das Kapitalwachstum desPortfolios durch eine zu kleinePositionsgröße.

Wir müssen also eine Methode finden,mit der wir in Gewinnphasen schnelleine große Positionsgröße erreichen,die dann aber bei den kleinstenSchwierigkeiten verringert wird.

Üblicherweise haben Trader nach einerTrefferoder Gewinnserie ihre größtePositionsgröße, was dazu führt, dass

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der Trader auch seine Verlustserieimmer mit der größten Positionsgrößebeginnt. Denn irgendwann folgt jederGewinnserie naturgemäß auch eineVerlustserie. Zögert der Trader hier zulange, seine Positionsgröße zureduzieren, wird der Beginn desDrawdowns so stark ausfallen, dass einspäteres Reduzieren der Positionsgrößedazu führt, dass der TraderSchwierigkeiten bekommt, mit dernächsten Gewinnserie neueKapitalhochs in seinem Portfolio zuerreichen. Seine Gewinn-Tradeswerden dann unterkapitalisiert sein.

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Häufig wollen Trader dieses Problemvermeiden und traden deshalb immereine zu kleine Positionsgröße. Das hilftzwar, längere Drawdowns gut zuüberstehen, ist aber in Gewinnphasensuboptimal. Anfänger hingegen tradenüblicherweise eine zu großePositionsgröße, die in Gewinnphasenzwar phantastische Zuwächse bringt,aber das Konto dann in Verlustphasenan den Ruin-Punkt führt.

Die Regel lautet also: Pushe den Markt,wenn es die Bedingungen zulassen,ansonsten sei so vorsichtig, wie esgeht.

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Konkretisieren wir nun, welcheBedingungen vorliegen müssen, damitwir den Markt pushen können.

1) Der Handelsansatz sollte ideal zu denMarktgegebenheiten passen.Verwenden Sie zum Beispiel einetrendfolgende Handelsstrategie, sollteder Markt auch starke Trendsaufweisen.

2) Ihre Ergebnisse sind ein Hinweisdarauf, ob die Marktgegebenheiten fürIhre Handelsstrategie günstig sind.Sowohl die Trefferquote als auch dasPayoff-Ratio sollten über demDurchschnitt liegen. Beträgt Ihre

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Trefferquote etwa für alle bisherigenTrades 45 Prozent, liegt aber dieTrefferquote für die letzten zehnTransaktionen bei 60 Prozent, scheinendie Marktgegebenheiten günstig zusein. Das Gleiche gilt für das Payoff-Ratio beziehungsweise Ihre RiskMultiple. Realisieren Sie üblicherweiseein durchschnittliches Risikovielfachesvon 2,2 und haben Ihre letzten zehnTrades dagegen einem Risikovielfachenvon drei geführt, befinden Sie sich ineinem günstigen Marktumfeld.

3) Unabhängig von denMarktgegebenheiten zeigen uns neue

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Equity-Hochs in unserer Kapitalkurve,dass wir günstige Bedingungenvorfinden, den Markt zu pushen.

4) Es wäre aber ein Fehler, nur bei neuenKapitalkurvenhochs den Markt zupushen, weil natürlich nach jedemDrawdown irgendwann eineGewinnserie folgt, wir uns aber nacheinem Drawdown nicht an einemMaximalpunkt der Kapitalkurvebefinden. Deshalb liegen bereits danngünstige Bedingungen vor, wenn IhreKapitalkurve von einem beliebigen Tiefaus signifikant und stetig steigt.

Wenn diese Bedingungen vorliegen, ist

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es Zeit, dass Sie Ihre Positionsgrößemaximieren. Sie können dafür eineFormel ausarbeiten oder aberdiskretionär (von Fall zu Fall)entscheiden, wann Sie den Marktpushen wollen. Der Vorteil einesdiskretionären Ansatzes ist es, dass erflexibler ist, also schneller auf günstigeoder ungünstige Gegebenheitenreagiert. Er berücksichtigt auch dieStimmung des Traders, denn nur wennSie in einer produktiven Stimmungsind, sollten Sie auch diePositionsgröße pushen.

Wer die Fähigkeit hat, sich selber gut

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zu beobachten und zu kennen (Ihrpsychologisches Tagebuch hilft Ihnendabei), kann häufig, lange bevor esstatistisch messbar ist, erkennen, dassdie Marktgegebenheiten für deneigenen Handelsansatz günstig sindund es sinnvoll ist, die Positionsgrößezu erhöhen.

Ein guter diskretionärer Traderberücksichtigt bei seinemPositionsgrößenmanagement nicht nurdie Kapitalkurve und dieMarktbedingungen in Verbindung mitdem Handelsansatz, sondern auchseine Stimmung. Wenn er fühlt, dass er

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sich nach einer Gewinnserie nichtmehr in einem Spitzenzustand befindet,wird er sofort die Positionsgrößereduzieren.

Der Nachteil eines diskretionärenPositionsgrößenmanagements ist, dassSie sehr diszipliniert sein müssen. DieseLeistung erreichen meist nur erfahreneTrader. Wenn Sie nicht merken, dassSie sich zurzeit nicht in einerproduktiven Stimmung befinden,werden Sie unweigerlich mit einer zugroßen Positionsgröße in die nächsteVerlustphase hineinschlittern undeinen drastischen Drawdown erleben.

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Ich selber manage meinePositionsgrößen diskretionär, aber eswar ein sehr langer Weg dahin, intuitivzu wissen, wann welchePositionsgröße ideal ist.

Es gibt jedoch auch Algorithmen, umPositionsgrößen zu bestimmen. Dassind Formeln, die dem Trader sagen,wie groß seine Positionsgröße zueinem bestimmten Zeitpunkt seinsollte. Mein diskretionärer Ansatzbesteht darin, mehrere Algorithmen zuRate zu ziehen und von Fall zu Fall zuentscheiden, wann welche Formel zumEinsatz kommt.

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In Kapitel 7 habe ich bereits einigeHinweise gegeben, wie Sie einenPositionsgrößen-Algorithmusentwickeln. Im Folgenden wollen wirdiesen Ansatz vertiefen undweiterführen.

„Pushe den Markt, wenn es dieBedingungen zulassen.“ Um dieseRegel mit Inhalt zu füllen, werden wirdie bereits oben spezifiziertenBedingungen nun in einfache Formelnfassen und eine Positionsgrößenmatrixentwickeln. Anhand dieser Matrixkönnen wir ablesen, wann wir mitwelcher Positionsgröße handeln

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sollten.

Die Matrix unterscheidet nicht nur, obdie aktuelle Performance gerade positivist, sondern auch, ob wir uns mit denwichtigen Variablen über oder unterunserem Durchschnitt befinden.Welchen Durchschnitt Sie verwendenwollen, hängt davon ab, wie aggressivSie Ihre Positionsgrößen ändern

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wollen. Je kürzer der Durchschnitt,desto häufiger werden Sie Signaleerhalten, Ihre Positionsgröße zuvergrößern oder zu verkleinern.

Es gibt verschiedene Situationen, indenen es sinnvoll ist, das Risiko zuvergrößern. Wenn Sie ein höheresRisiko für eine Position wählen, steigtüblicherweise die Positionsgröße. Ineiner Trading-Situation, in der Sie zumBeispiel einen Stop von zehn Punktenim DAX bei einem Konto von 100.000Euro verwenden, traden Sie bei einemRisiko von einem Prozent (1.000 Euro)vier Kontrakte (1.000/250 = 4). Wollen

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Sie aber ein höheres Risiko in Kaufnehmen, zum Beispiel 1,5 Prozent, dannmüssen Sie auch eine höherePositionsgröße traden (1.500/250 = 6), indiesem Fall sechs Kontrakte.

In welchen Fällen Sie das Risikoerhöhen, ist bereits aus der Matrixersichtlich – allerdings nicht, umwelchen Faktor Sie das Risiko erhöhen.Deshalb müssen Sie für jeden Fallangeben, wie stark Sie das Risikoerhöhen wollen.

Sagen wir, Ihre durchschnittlichePositionsgröße ist 0,5 Prozent. WennIhre Kapitalkurve nun über Ihrem

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Durchschnitt liegt, ist es IhreEntscheidung, ob Sie bereit sind, eindoppelt so großes Risiko in Kauf zunehmen, oder aber Ihr Risiko nurmarginal erhöhen.

Um wie viel Sie Ihr Risiko erhöhen, istAufgabe Ihres Positionsgrößen-Algorithmus. Dieser kann zum Beispielfestlegen, dass das Risiko um 0,25Prozentpunkte steigen soll, oder Siekönnen angeben, dass Ihr Risiko umfünf Prozent steigen soll. In diesem Fallwäre das Ergebnis 0,525 Prozent (0,5Prozent x 1,05). Sie erhalten einekonkrete Handlungsanweisung.

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Bedenken Sie aber, dass dieser Schrittnach jeder Transaktion durchgeführtwird. Deshalb sind zu starke Sprüngenach oben im Risiko sehr gefährlich.

Ich ziehe es vor, das Risiko prozentualsteigen zu lassen, lege aberObergrenzen fest. Für den Fall„Kapitalkurve über dem Durchschnitt“wähle ich zum Beispiel, dass das Risikoum zehn Prozent steigen soll, abermaximal auf drei Prozent meinesKapitals. Wenn ich also drei ProzentRisiko erreicht habe, wird das Risiko,selbst wenn alle Umstände günstigsind, nicht mehr erhöht.

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Beispiel Matrix

Die oben abgebildete Matrix zeigt nunkonkrete Handlungsanweisungen auf.Nehmen wir an, ich trade gerade einRisiko von 1 Prozent. Nun liegt meineEquity-Kurve über dem Durchschnitt(+10 Prozent) und steigt (+25 Prozent),die Trefferquote steigt ebenfalls (+5Prozent), liegt aber noch unter demDurchschnitt (–5 Prozent), und meine

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Risk Multiples liegen über demDurchschnitt (+5 Prozent), aber siesteigen nicht, sondern fallen (–10Prozent).

Ich sollte dann meine Positionsgrößewie folgt vergrößern:

1 % *(1 + 0,25 + 0,5 + 0,5 – 0,5 + 0,5 – 1)= 0,01 x 1,25 = 0,0125 = 1,125 %

Der Schritt von 1 Prozent auf 1,25Prozent erscheint wenig. Bedenken Sieaber, dass diese Berechnung nachjedem Trade angestellt wird. Einekleine Gewinnserie von drei Tradesunter den eben genannten

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Bedingungen erhöht das Risiko um fast100 Prozent (0,01 x 1,25 x 1,25 x 1,25 =0,01953 = 1,953 Prozent).

Ein weiteres Beispiel: Nehmen wir an,wir traden erneut 1 Prozent Risiko. Nunfällt aber die Equity-Kurve unter denDurchschnitt (–20 Prozent), beifallender Trefferquote (–10 Prozent)und fallenden Risk Multiples (–10Prozent), die wie die Trefferquote (–10Prozent) unter ihrem Durchschnitt (10Prozent) liegen. Es empfiehlt sich, dasRisiko um 60 Prozent zu reduzieren.Anstatt 1 Prozent würden wir nur noch0,4 Prozent der Equity traden. Bringt

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der nächste Trade erneut einen Verlust,sodass Equity-Kurve, Trefferquote undRisk Multiple weiter fallen, reduziertsich die Positionsgröße erneut um 60Prozent auf 0,24 Prozent.

Beachten Sie bitte, dass die hiergemachten Angaben nur beispielhaftsind. Welche Werte Sie sinnvollerweisein die Matrix einsetzen, hängt vonIhren persönlichen Risikopräferenzenund von Ihrem Trading-Stil ab.

Wenn Ihr System viele Signalegeneriert, sollten die Schritte zurPositionsgrößenänderung eher kleinbemessen sein. Erhalten Sie aber nur

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wenige Signale in einem Jahr, könnenSie die Positionsgröße schnellerändern.

Wichtig ist, dass Sie in der Lage sind,schnell die Positionsgröße nach obenzu bringen, wenn Ihre Equity-Kurvesteigt, und nach Performance-Tops diePositionsgröße zu Beginn einerVerlustserie genauso schnell wieder zuverkleinern.

Damit Sie Ihre Positionsgröße nacheiner Verlustserie überhaupt steigernkönnen, müssen die Werte so gewähltsein, dass sich das Risiko auch erhöhenlässt, wenn sich Ihre Equity-Kurve

Page 747: Die Kunst des erfolgreichen Tradens

unter dem Durchschnitt befindet, aberzu steigen beginnt.

Befindet sich Ihre Equity-Kurve überdem Durchschnitt, fällt aber, sollte derAlgorithmus dazu beitragen, dass sichIhr Risiko nicht mehr erhöht. BeachtenSie also immer, dass der Algorithmuseinem Anti-Martingale-Prinzip folgt.Das ist eigentlich die einzigeBedingung für den Positionsgrößen-Algorithmus.

Seien Sie experimentierfreudig, wennSie Ihren Positionsgrößen-Algorithmusentwickeln. Probieren Sie anhand Ihrervergangenen Performance

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unterschiedlichePositionsgrößenformeln aus undprüfen Sie, welchesPositionsgrößenmanagement das fürSie beste ist.

Die Entwicklung einesPositionsgrößen-Algorithmus ist sehrviel Arbeit. Dieser Punkt ist aberwichtiger als jedes Prognoseverfahrenund jede Einstiegsstrategie. VerwendenSie Ihre Energie darauf, einenoptimalen Algorithmus zu entwickeln.

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Kapitel 11

Monte-Carlo-Simulationen. Nurwer sein Trading vorher simuliert,ist auf alles vorbereitet. Monte-Carlo-Simulationen helfen, Risikenzu verstehen.

Was unterscheidet eineSimulation vom Backtesting?

Wenn Sie ein Auto kaufen, werden Siees bestimmt vorher Probe fahren. DennSie wollen wissen, wie es sich anfühlt,

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dieses Auto zu fahren. Sie wollenwissen, ob die Versprechungen desVerkäufers oder des Prospekts wahrsind.

Genauso wie Sie ein Auto Probefahren, sollten Sie Ihr System testen,damit Sie wissen, was Sie erwartet. Istein Drawdown von mehr als dreiMonaten normal, oder bedeutet das,dass Ihr System nicht funktioniert?Wie heftig darf ein Drawdown in IhremSystem ausfallen? Wie häufig müssenSie mit einem Drawdown rechnen?Welche Kursgewinne sind in einerbestimmten Periode zu erwarten?

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Alle diese Fragen sollten Siebeantwortet haben, bevor Sie sich fürein System entscheiden.

Wir können die Zukunft nichtvorhersagen, aber wir müssen uns indie Lage versetzen, informierte undrealistische Entscheidungen fällen zukönnen. Die quantitative Risikoanalysegibt uns dazu die notwendigen Mittelin die Hand. Um realistischeErwartungen bilden zu können,müssen wir unser System simulieren.

Was aber unterscheidet eineSimulation vom Backtesting? Reicht esnicht aus, wenn wir unser System

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anhand vergangener Kursdatenreihentesten? Dieses so genannte Backtestingist eine Möglichkeit herauszufinden, obein bestimmter Handelsansatzfunktioniert.

Das Problem beim Backtesting ist aber,dass im Gegensatz zu einer Simulationnur ein Testdurchlauf mit einerhistorischen Datenreihe möglich ist.Außerdem provoziert ein solchesTestverfahren häufig den Trader dazu,Änderungen an seinem Systemvorzunehmen, um die Performance-Kurve so zu verbessern, dass bei einemTest mit historischen Datenreihen sehr

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gute Werte erzielt werden.

Dieses so genannte Curve Fitting mussnoch nicht einmal bewusst geschehen.Häufig sind es einfach einigewesentliche Informationen (wie dieMarktvolatilität oder dasTrendverhalten), die einSystementwickler aus der historischenKursreihe nutzt, um seinenHandelsansatz zu optimieren.

Kleinste Veränderungen vonSystemparametern können einendramatischen Einfluss auf diePerformance haben. So kann bereitseine Anpassung des Initial Stops von 15

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auf 18 Punkte ein Verlustsystem in einGewinnsystem im Backtestingverwandeln. Backtesting ist eineSpielerei. Es kann einem Traderallerhöchstens eine Ahnung vermitteln,ob das verwendete System funktioniert.

Besser als Backtesting ist es, dasSystem zu simulieren. Dazu gibt eszwei Möglichkeiten:

die Datensimulation und dieSystemsimulation.

Bei der Datensimulation wird mittelsZufallszahlengenerator eine künstlicheKursreihe erzeugt, die sich zwar von

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der realen unterscheidet, aber demgleichen statistischen Muster folgt. DasHandelssystem wird dann anhanddieser zufällig erzeugten Kursreihegetestet.

Es ist sinnvoll, mehrere Kursreihennach diesem Prinzip zu generieren, umverschiedene Simulationsergebnisse zuerhalten. Die Betrachtung derSimulationsergebnisse ermöglicht esdann, einigermaßen zuverlässig zuschätzen, wie sich das System inZukunft verhalten wird.

Die zweite Möglichkeit, das System zutesten, ist die Systemsimulation. Man

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lässt einen Computer alles simulieren,was überhaupt schief gehen könnte,und schaut sich an, ob eines derResultate so unerträglich erscheint,dass man die gesamte Strategieüberdenken sollte. Dieses Verfahrennennt man Monte-Carlo-Simulation.

Um ein System simulieren zu können,müssen einige wenigeSystemparameter bekannt sein. Dassind die Trefferquote (und damit dieVerlustquote) und die Verteilung derGewinner und Verlierer nach ihrerGröße.

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So simulieren Sie Ihr System

Wenn Sie Ihr System simulierenwollen, dann reicht es aus, dass Sie dieRisikovielfachen der letzten 100Transaktionen bilden und in Gruppensortieren.

Nehmen wir an, Sie hatten 100Transaktionen, die zu einemGesamtergebnis von 5.820 Euro geführthaben. Schauen Sie für jeden Trade inIhrem Trading-Tagebuch nach,welches Risiko Sie eingegangen sindund das Wievielfache Ihres Risikos Sierealisiert haben. Sie werden Trades

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haben, bei denen Sie zum Initial Stopausgestoppt wurden. Diese Tradesfallen in die Gruppe R–1, da Sie IhrRisiko verloren haben. Dann wird esTrades geben, bei denen Sie ungefährIhr Risiko verdient haben, die R + 1-Trades (dies sind Trades, bei denen Siezum Beispiel 500 Euro riskiert unddann 500 Euro gewonnen haben).

Möglicherweise haben Sie Trades, beidenen Sie das Zwei- oder Dreifache,vielleicht auch das Vieroder FünffacheIhres Risikos gewonnen haben. Jenachdem, wie viel Sie gewonnenhaben, klassifizieren Sie diese Trades

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als R + 2- oder R + 3-, R + 4- oder R +5-Trades.

Es wird sicherlich auch Trades geben,bei denen Sie nicht genau das DoppelteIhres Risikos gewonnen haben,sondern zum Beispiel das 1,7fache(Risiko 500 Euro, Gewinn 850 Euro).Schreiben Sie zuerst diese Trades auchals R + 1,7 auf. Später aber sollten SieGruppen bilden, um die Simulation zuvereinfachen. Dafür können Sie zumBeispiel alle R + 1- bis R + 1,5-Tradeszusammenfassen.

Achten Sie nur darauf, dass Sie bei derGruppenbildung einheitlich verfahren.

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Ein Fehler wäre es zum Beispiel, amAnfang Gruppen in Schritten von 0,5zu bilden und für die Risikovielfachenüber 5 nur noch eine Gruppe zu bilden.Das würde das Ergebnis sehr ungenaumachen und verzerren.

Nachdem Sie die Gruppen gebildethaben, können Sie im Prinzip mit derSimulation starten. Das Einzige, was Siedafür noch brauchen, sindverschiedenfarbige Murmeln und einenundurchsichtigen Murmelsack. JederGruppe ordnen Sie eine Murmelfarbezu.

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In den Sack füllen Sie nun von jederFarbe so viele Murmeln, dass derprozentuale Anteil der Gruppe amGesamtergebnis exakt durch dieVerteilung der verschiedenenMurmelfarben nachgebildet wird.Wenn Sie also drei Prozent R–2-Tradeshatten, sollten Sie bei 100 Murmelngenau drei Murmeln in den Sack legen,

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die für die R–2-Trades stehen.

In Ihrem Murmelsack befindet sichnun Ihr Handelssystem. Wenn Sie eineMurmel aus dem Sack ziehen, ist dasnichts anderes, als ob Sie dem nächstenSignal aus Ihrem Handelssystemfolgen. Dabei ist es vollkommenunwichtig, ob das Signal ein Long-oder Short-Signal war. Da Sie wederbeim Murmelziehen noch am Markt indie Zukunft schauen können, wissenSie nicht, ob Ihr nächster Trade einGewinner oder Verlierer sein wird.

Somit gilt das erste und wichtigsteTrading-Gesetz:

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Ob ein Trade ein Gewinner oderVerlierer ist, ist zufällig.

Niemand auf der Welt hat daraufEinfluss, solange er nicht die Zukunftvoraussehen kann. So auch bei derMurmelsimulation. Niemand kannvoraussehen, welche Farbe die nächsteMurmel hat. Wird es ein Gewinneroder Verlierer sein? Wir wissen esnicht. Was wir wissen, ist, dass wir inunserem Beispiel mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeiterwarten können, dass der Trade einVerlierer ist (R–1 und R–2 = 50Prozent)

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Wie viel Geld werden Sie abergewinnen, wenn Sie eine bestimmteMurmel aus dem Sack ziehen? DieFarbe der Murmeln gibt Ihnen nur an,dass Wievielfache des Risikos Sierealisieren; deshalb müssen Sie vorjedem Zug (Trade) Ihr Risikobestimmen. Beim Traden ist unserRisiko (Einsatz) die Differenz zwischenKauf und Stopkurs, multipliziert mit derAnzahl der Aktien oder Kontrakte, diewir erwerben wollen. Handelt es sichum Futures, müssen wir das Ergebnisnoch mit dem Punktwert des Future-Kontrakts multiplizieren. Dazu einBeispiel:

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Wenn wir den DAX bei 4.000 kaufenwollen und unser Stop bei 3.990 liegt,dann ist die Differenz zwischen Kaufund Stop zehn Punkte. Unser Risikobeträgt pro Kontrakt zehn Punkte. Daein Kontrakt 25 Euro im DAX wert ist,beträgt das Risiko pro Kontrakt 250Euro. Wenn wir entscheiden, dass wirzehn Kontrakte kaufen wollen, dannbeträgt das Risiko 2.500 Euro.

Sobald wir unser Risiko (Einsatz)bestimmt haben, können wir, nachdemwir eine Murmel gezogen haben,feststellen, dass Wievielfache unseresRisikos (Einsatz) wir gewonnen haben.

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Ziehen wir zum Beispiel eine roteKugel, hätten wir das Doppelte unseresRisikos verloren. Bei einem Risiko von2.500 Euro hätten wir 5.000 Euroverloren.

So wie in dem Beispiel können wir nunweiter fortfahren. Wir bestimmen jedesMal vor dem Trade unseren Einsatz(das ist unser Risiko) und ziehen danneine Kugel. Das Ergebnis können wirdann notieren und zu unseremHandelskapital dazuzählen oder davonabziehen – je nachdem, ob es einGewinn oder Verlust war. Wir erhaltennach einigen Dutzend Zügen eine

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Performance-Kurve für diesenSimulationslauf. Wie lange Sie IhrenSimulationslauf gestalten, hängt vonIhnen ab. Ich würde aber proSimulation mindestens 100 Tradesvorschlagen.

Sie ahnen schon, dass diese Art derSimulation sehr zeitaufwändig ist. DerVorteil aber, jedes Mal den Einsatzselber zu bestimmen und dieSimulation per Murmelzugdurchzuführen, ist, dass dieemotionalen Regungen, die beimTraden spürbar sind, durch so eineSimulation ebenfalls häufig

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hervorgerufen werden. Somit kann derTrader besser einschätzen, wie eremotional mit einer Verlustreiheumgehen wird. Idealerweise sollten Sienicht nur eine Simulation laufen lassen,sondern mehrere Durchgänge, damitSie ein durchschnittlichesSimulationsergebnis erhalten.

Diese Form der Simulation hilft Ihnenzu erkennen, auf welche Phasen Siesich beim Traden einstellen müssenund was Sie zu erwarten haben.

So entwickeln Sie eine

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Simulation auf Excel

Eine weitere Möglichkeit ist es, dieTrades nicht mit Murmeln zusimulieren, sondern mit Excel odereinem anderen Zufallszahlengenerator.Über das Internet gibt es mittlerweileeinige Monte-Carlo-Simulationsprogramme. Wer allerdingsein wenig Programmieraufwand nichtscheut, kann sich sehr schnell undgünstig mit Hilfe desZufallszahlengenerators unter Excelseine eigene Monte-Carlo-Simulationbasteln. Ein einfaches Beispiel will ichim Folgenden vorstellen.

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Unter Excel gibt es eineAnalysefunktion, die„Zufallszahlengenerierung“ heißt.Diese Analysefunktion finden Sie unterdem Menüpunkt Extras. Vorhermüssen Sie aber ebenfalls unter demMenüpunkt Extras im Add-Ins-Manager die Analyse-Funktionen undAnalyse-Funktionen-VBA

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auswählen. Sobald Sie dieseFunktionen installiert haben, könnenSie den Zufallszahlengeneratorbenutzen.

Wir wollen im Folgenden ein einfachesHandelssystem simulieren. DiesesHandelssystem arbeitet antizyklischund versucht, von Fehlausbrüchen zuprofitieren. Deshalb werden Ordersüber wichtigen Widerständen undunter Support-Zonen platziert mit demZiel, dass der Markt nach einemAusbruch wieder unter denWiderstand zurückfällt oder in dieSupport-Zone hineinläuft. Jedes Mal,

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wenn das System erfolgreich ist,verdient es sechs Ticks im Bund. Fallses zu einem Fehltrade kommt, werdennach zwölf Ticks die Verluste realisiert.Somit gibt es in diesem Systemeigentlich nur zwei Varianten:entweder sechs Ticks Gewinn oderzwölf Ticks Verlust.

Back-Tests haben gezeigt, dass diesesSystem eine Trefferquote von 80Prozent aufweist. Wir wollen aber nundieses System nicht anhand des Back-Tests analysieren, sondern mit einerSimulation. Im erstenSimulationsschritt erzeugen wir eine

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Zufallszahlenreihe, bei der 80 ProzentTreffer und nur 20 Prozent Verlusteentstehen.

Dazu rufen Sie unter dem MenüpunktExtras die Zufallszahlengenerierungauf. Dort werden Sie aufgefordert, dieAnzahl der Variablen festzulegen. Dawir nur den Faktor Erfolg oder nichtErfolg, also Gewinn oder Verlust,kennen, brauchen wir nur eineVariable. Als Anzahl der Zufallszahlenwählen wir zum Beispiel 1.000 für 1.000Trades.

Danach müssen wir festlegen, welcherstatistischen Verteilung die

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Zufallszahlen unterliegen sollen. Dazuwählen Sie bitte eine Bernoulli-Verteilung. Eine Bernoulli-Verteilungmuss immer dann gewählt werden,wenn die Variablen zwei sichgegenseitig ausschließende Ergebnissewiderspiegeln (zum Beispiel Erfolg oderMisserfolg).

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Außerdem werden Sie nach dem p-Wert gefragt. Dieser Wert gibt dieWahrscheinlichkeit für einen Erfolg imSinne des Tests an. Erfolg bedeutetdabei keine Bewertung desErgebnisses, sondern stellt nur die Seiteder Betrachtung dar.

Wird beispielsweise im Rahmen einerQualitätskontrolle geprüft, ob dieProdukte fehlerhaft sind oder nicht,kann der Erfolg im Sinne der Bernoulli-Verteilung die Fehlerhaftigkeit sein.

In unserem Beispiel steht der Erfolg füreinen positiven Trade (allerdings istdies von uns so definiert worden). Die

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Zufallszahlengenerierung schafft dannentweder auf einem neuenTabellenblatt oder in dem von unsvorher bestimmten Ausgabebereich1.000 Zufallszahlen mit dergewünschten Verteilung. Wir erhaltenalso eine Zahlenreihe mit 1.000 Zahlen,wobei die Zahl entweder null (für einenVerlust) oder eins (für einen Gewinn)lautet.

Wir können nun wieder anhand derErgebnisse eine Performance-Kurveaufstellen, wenn wir vorher festgelegthaben, was wir bereit sind zu riskieren.Sagen wir der Einfachheit halber, wir

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wollten jeweils einen Kontrakt kaufen,und der Tickwert beträgt zehn Euro. Sohätten wir jedes Mal, wenn dieZufallszahl eins wäre, 60 Eurogewonnen und bei einer Null 120 Euroverloren.

Damit wir unsere Equity-Kurve nichtvon Hand ausrechnen müssen, könnenwir eine Formel verwenden. Dazuwählen wir den Formeleditor und hiereine Funktion aus derFunktionskategorie Logik aus. DieFunktion erlaubt es, den Inhalt einerExcel-Zelle zu untersuchen und dannaufgrund des Ergebnisses bestimmte

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Werte festzulegen. Wir wählen aus,dass, wenn die nebenstehende Zelleden Wert eins hat, in der aktuellenZelle der Wert 60 erscheinen soll.Wenn die Funktion nicht wahr ist, alsodie Zelle nicht den Wert eins hat, dannsoll das Ergebnis –120 sein.

Diese Berechnung führen wir für jede

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Zufallszahl durch. In der dritten Spalteaddieren wir dann die Ergebnisse, indemwir eingeben, dass der Zellinhalt sichaus dem Wert der Zelle über und linksneben ihr zusammensetzt. Wir erhalteneine Performance-Reihe.

Diese Performance-Reihe ist das Resultateiner Simulation. Nun können wir dieSimulation erneut durchführen, dabeiaber eine schlechtere Gewinnquote

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annehmen, zum Beispiel anstelle von 80Prozent nur noch 70 Prozent. DieAusgabe der Zufallszahlen wählen wirgenau für den Bereich aus, in dem unserealten Zufallszahlen standen.

Die neue Performance-Kurve spiegelteine Simulation unter der Annahmewider, wir würden nur noch in 70Prozent der Fälle gewinnen. Es ist immernoch eine tolle Performance-Kurve. Doch

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achten Sie einmal auf die nächsteAbbildung: Würden Sie in dieses Systeminvestieren wollen?

Erstaunlicherweise ist es das gleicheSystem unter denselben Bedingungen: 70Prozent Trefferquote – aber dieses Malverteilen sich die Gewinnreihen einwenig anders. Das System hat immernoch eine positive Performance, abereinen langen Drawdown. Die Simulation

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zeigt, welche Drawdowns möglich sind.

Hier liegt ein entscheidender Vorteilzum Backtesting, das meist nur denDrawdown anhand einer Kursreiheaufzeigt. Je häufiger Sie Simulationendurchführen, desto besser sehen Sie,wie Drawdowns auftreten und wasnormal für das System ist. Es wurdenim zweiten Lauf über 750 Tradesgemacht, die nicht mehr zu einemneuen Performance-Hoch führten.Überlegen Sie: Würden Sie in derRealität einem solchen System folgenkönnen? Wie wahrscheinlich ist einderartiges Ereignis?

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Um das herauszufinden, müssen Siemehrere Simulationen durchlaufen unddie Ergebnisse notieren. Dafür könnenSie eine Tabelle wie abgebildetverwenden. Am Ende mehrererSimulationsdurchläufe können Siedann ausrechnen, was Siedurchschnittlich zu erwarten haben.

Die oben beschriebenen Simulationenwaren sehr einfach. Natürlich könnenSie die Simulationen viel komplexer

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gestalten. Je detaillierter Sie denTrading-Ablauf eines Handelssystemssimulieren, desto besser werden Sie aufden Trading-Alltag vorbereitet sein.Dieses Kapitel kann nicht mehr als eineEinführung in dieses komplexe Themasein.

Beachten Sie bitte, dass dieserSimulation kein Money-Management-Algorithmus zugrunde liegt. Anhandvon Simulationen können Sie aberperfekt die Auswirkungenverschiedener Money-Management-Strategien testen. Der Test einesHandelssystems macht erst dann Sinn,

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wenn Sie auch Ihre Money-Management-Strategie testen.

Festzuhalten bleibt, dass Simulationenunersetzlich sind, wenn Sie sichoptimal auf den Trading-Alltagvorbereiten wollen.

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Kapitel 12

Position-Sizing. DieWahrscheinlichkeit, dass ein Lotdie optimale Positionsgröße ist, istgering. Master-Trader variierenihre Positionsgröße je nachHerausforderung.

Ein-Lot-Trader handelnsuboptimal

Gerade Trading-Anfänger glauben,dass sie erst einmal mit einem Kontrakt

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erfolgreich sein müssen, bevor sie ihrePositionsgröße ausweiten können.Dabei ist die Positionsgröße einer derwenigen Parameter, über die wir beimTraden völlige Kontrolle haben. KeinBereich des Tradens lässt sich so leichtändern wie die Positionsgröße.

Dennoch verzichten viele Trader aufdiese Möglichkeit der Einflussnahme.Entweder, weil ihr Konto zu klein istund sie deshalb gar nicht dieMöglichkeit haben, mehr als einenKontrakt zu traden, oder aber, weil esihnen an Wissen und Mut fehlt, ihrePositionsgröße zu verändern.

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Falls Ihr Konto zu klein ist, um mehrals einen Kontrakt zu traden, sollten Siedas Handeln umgehend stoppen odereinen Markt auswählen, der es Ihnenerlaubt, zumindest zwei Kontrakte zuhandeln. Die Positionsgröße ist ein sowichtiger Faktor für eine gute Trading-Performance, dass es sich kein Traderleisten kann, ihr keine besondereAufmerksamkeit zu schenken.

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass einLot (Lot = Kontrakt) Ihre optimalePositionsgröße ist, denn üblicherweiseunterscheiden sich Ihre Einstiegedadurch, dass der Initial Stop mal näher

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am aktuellen Preis ist, mal weiter weg.Mal bietet sich Ihnen vielleicht eineMöglichkeit, mit einem Zehn-Punkte-Stop im DAX zu arbeiten, mal müssenSie den Stop aber 20 Punkte entferntlegen. Wenn Sie in solchen Situationenimmer nur einen Kontrakt kaufen,gewichten Sie Ihre Transaktionenunterschiedlich. Im ersten Fall nehmenSie für einen unbestimmten Gewinnein kleineres Risiko auf sich als imzweiten Fall, wenn Sie einen 20-Punkte-Stop verwenden. Im ersten Fallbeträgt Ihr Risiko 250 Euro, im zweiten500 Euro (im DAX ist ein Punkt 25Euro wert : (– 10) x 25 = 250).

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Realistischerweise müssen wir davonausgehen, dass die Wahrscheinlichkeit,mit dem nächsten Trade zu gewinnen,immer gleich hoch (gleich niedrig) ist.Es ist unsinnig anzunehmen, dass esSituationen mit einer höherenGewinnwahrscheinlichkeit gibt alsandere. Denn das würde bedeuten, dasswir Prognosen für die Zukunft treffenkönnten. Niemand weiß jedoch, ob ergerade einen guten oder schlechtenTrade vor sich hat; deshalb ist es auchnicht sinnvoll anzunehmen, mankönne dieGewinnwahrscheinlichkeiten eineseinzelnen Trades bestimmen.

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Lediglich dieGewinnwahrscheinlichkeit einerStrategie (Serie von Trades) lässt sichaus der historischen Performanceableiten, allerdings auch nur, wenn wirdavon ausgehen, dass der Markt sich inZukunft genauso verhält, wie er es inder Vergangenheit getan hat.

Bei einer gleich hohenGewinnwahrscheinlichkeitunterschiedliche Risiken einzugehenmacht unter normalen Umständen aberkeinen Sinn. In Kapitel 10 haben wirbereits gesehen, dass es für einegegebene Strategie und Risikoneigung

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des Investors eine optimale Wettgrößegibt. Die optimale Wettgröße errechnetsich aus dem Risiko eines einzelnenTrades, das vergleichbar mit einemWetteinsatz ist. Trader, die nicht ihrenoptimalen Einsatz wetten, handelnsomit suboptimal.

Gehen wir beispielsweise davon aus,dass ein Trader immer ein Prozentseines 100.000 Euro betragendenDepots riskieren will. Er könnte beieinem Zehn-Punkte-Stop im DAX vierKontrakte kaufen (4 x 250 = 1.000 Euro= 1 % von 100.000 Euro). Liegt der Stopaber weiter weg, zum Beispiel 20

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Punkte entfernt, darf er nur zweiKontrakte kaufen. Kauft er immer nurzwei Kontrakte, handelt er inSituationen, in denen er nach seinerEin-Prozent-Money-Management-Regel vier Kontrakte kaufen dürfte,suboptimal.

Stellen Sie sich vor, Sie müssten vonDüsseldorf nach Frankfurt City fahren.Ein Großteil der Strecke besteht auseiner breiten Autobahn, aber leidernicht die gesamte Strecke. Es geht auchüber Landstraßen mit engen Kurven.Wenn Sie diese Strecke mit einem Autofahren würden, bei dem Sie weder

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bremsen noch Gas geben dürften undsich deshalb nur einmal für eineGeschwindigkeit entscheiden müssen,müssten Sie sich für ein Tempoentscheiden, mit dem Sie überall ohnezu verunglücken fahren könnten.Demnach würden Sie also dieGeschwindigkeit wählen, mit der Sieauch beim schwierigsten Teil derStrecke noch durch die Kurvenkommen, ohne aus der Bahn zu fliegen.Dieses Tempo ist aber viel zu langsamfür die Strecke auf der Autobahn. Siewerden also einen großen Teil derStrecke mit einer suboptimalenGeschwindigkeit fahren.

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Ähnlich ist es beim Trading. Wenn Sienicht die Möglichkeit haben zu pushen,wenn es gut für Sie läuft, und Ihnen dieBremse fehlt, wenn es schlecht läuft,dann werden Sie die meiste Zeit miteiner suboptimalen Position handeln.

Trader, die nur ein Lot handeln, habenkeine Möglichkeit, auf die Bremse zutreten. Ihre einzige Wahl ist es, denTrade mit einem Lot oder gar nichtdurchzuführen.

Ein Rennen, bei dem man aussteigt,wenn es etwas schwieriger wird, kannman aber nicht gewinnen. Deshalb istes wichtig, dass Ihre durchschnittliche

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Positionsgröße mehr als einen Kontraktumfasst. Nur so können Sie steuernund in schwierigen Zeiten bremsen, inguten Zeiten aber voll aufs Gaspedaltreten und Ihren Vorteil ausnutzen.Trader, die dasPositionsgrößenmanagement nicht fürsich ausnutzen können, sind unflexibel.

Jeder Trader kennt Zeiten, in denen derHandelsansatz ideal zu den aktuellenMarktgegebenheiten passt und dieStrategie scheinbar nur noch Gewinneerwirtschaftet. Wer die Möglichkeit hat,die Positionsgröße in diesen Zeitenhochzufahren, kann seinen temporären

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Vorteil nutzen. Es ist wichtig, dass einTrader weiß, wann er den Marktpushen kann, wann er Gas gebenmuss.

Allerdings gibt es auch Zeiten, indenen offensichtlich gar nichtsfunktioniert. Die vom Trader verfolgteStrategie hat deutliche Schwierigkeitenmit dem Markt. Beispielsweise ist beieiner Trendfolgestrategie zu erwarten,dass sie in Seitwärtsphasen des MarktsSchwierigkeiten bekommt – weil sicheben kein Trend entfaltet. DiePerformance des Systems wird inSeitwärtsphasen leiden.

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Ein-Lot-Trader

1) handeln suboptimaldenn es ist unwahrscheinlich, dasszufällig ein Lot die optimalePositionsgröße ist;

2) handeln ineffizientdenn sie bewerten jede Chance amMarkt gleich;

3) handeln unflexibeldenn sie verzichten darauf, Gas zugeben, wenn das Trading läuft, und aufdie Bremse zu treten, wenn sich derMarkt schwierig gestaltet.

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Wenn der Trader hier die Möglichkeithat, auf die Bremse zu treten und mitweniger Kontrakten zu handeln,werden seine durchschnittlichenVerluste geringer sein, als wenn erstetig die gleiche Anzahl vonKontrakten handelt.

Der häufig geäußerte Vorschlag, ineinem Seitwärtsmarkt einfach dasTrendfolgesystem auszusetzen und nurauf dem Papier zu traden, ist wenighilfreich, denn der Trader wird erstwissen, dass die Seitwärtsphasebeendet ist, wenn sich bereits einTrend neu gebildet hat. Dies geschieht

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meist durch einen dynamischenAusbruch aus einer Trading-Range.

Diesen Ausbruch zu verpassen (weilder Trader ja nur virtuell gehandelt undsein System ausgesetzt hat) wird derGesamt-Performance deutlich schaden.Besser ist es, mit wenigen Kontraktenim Markt zu bleiben und bei einemAusbruch dann umgehend zupyramidisieren. Wie das funktioniert,wird in diesem Kapitel noch gezeigt.

Position-Sizing – der Turbofür Ihre Performance

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Zwei Tradbr können dieselbenHandelssignale befolgen und dennocheine unterschiedliche Performanceerzielen. Dies ist der beste Beweisdafür, dass die Einstiegsstrategie beimTraden am unwichtigsten ist. Dazufolgendes Beispiel:

Wir stellen uns ein System vor, daszehn Signale innerhalb eines Jahrshervorgebracht hat. Der Stop istabhängig vom Tagestief (bei Longs)oder Tageshoch (bei Shorts) am Tagdes Signals. In unserem Beispiel wärenfolgende Signale generiert worden:

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Auf den ersten Blick sieht diesesTrading-System nach einem Flop aus.Denn wer immer nur mit einem Lottradet, wird nach zehn Transaktionendas Jahr mit insgesamt zehn PunktenVerlust beenden.

Was passiert aber, wenn der Trader

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eine Money-Management-Regelverwendet? Seine Regel lautet, immerein Prozent seiner Equity zu riskieren.

Nehmen wir an, ein Punkt sind zehnEuro, und sein Konto beträgt 100.000Euro. Wenn er, wie in Trade 1, einRisiko von 20 Punkten eingeht, riskierter, pro Lot 200 Euro zu verlieren. Da ermaximal ein Prozent vom Kontoriskieren will, beträgt sein Risiko beimersten Trade maximal 1.000 Euro. Erkann sich also fünf Kontrakte kaufen.In der folgenden Tabelle haben ich dasErgebnis mit dieser Money-Management-Regel aufgeführt.

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Indem der Trader seine Positionsgrößean das Risiko anpasst, gewichtet erjeden Trade unter Betrachtung desRisikos gleich. Der Trader riskiert alsoimmer ein Prozent seines Kontos.

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Diese Regel führt aber zuunterschiedlichen Positionsgrößen.Wenn Trader also dasselbeHandelssystem mit unterschiedlichenPositionsgrößen handeln, werden sienicht nur absolut, sondern häufig auchprozentual unterschiedliche Ergebnisseerzielen. Deshalb kann es vorkommen,dass Trader Signale eines anderenHändlers nachtraden und der einewegen seiner variablen Positionsgrößedamit Geld verdient, der andere aberGeld verliert.

Die Positionsgröße ist der Schlüsselzum Erfolg. Wie wir bereits wissen,

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können wir nicht in die Zukunftschauen und uns an derErfolgswahrscheinlichkeit eines Tradesorientieren, sondern müssen diePositionsgröße anhand des Risikosbestimmen. Neben dem Risiko gibt esaber auch andere Anhaltspunkte, dieuns helfen können, unserePositionsgröße festzulegen.

Die einfachste Möglichkeit ist es, diePositionsgröße an den Erfolg oderMisserfolg des Kontos zu koppeln. Dasbedeutet: Wenn es gut läuft, sollte derTrader die Kontraktzahl erhöhen; läuftes schlecht für ihn, sollte er das Risiko

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und damit die Kontraktzahl reduzieren.

Dieses Konzept lässt sich einfachumsetzen, wenn der Trader immereinen bestimmten Prozentsatz seinesKontos riskiert. Denn je besser seinePerformance, desto höher derKontostand, desto mehr Risiko.

In der folgenden Abbildung sehen Siedie Simulation eines Handelssystems.Die flache Linie wäre das Ergebnisdieses Systems, wenn der Traderniemals seine Kontraktzahl variierthätte, die volatilere Linie ist diePerformance-Kurve bei einem Risikovon jeweils einem Prozent.

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Wie deutlich zu erkennen ist, wirkt dieEin-Prozent-Regel wie ein Turbo,sobald die Performance die Equityvergrößert hat, weil das Systemautomatisch mehr Kontrakte kaufenkann. Wurden beim Start des Systemsnur sieben Kontrakte gekauft, da dieEin-Prozent (= 1.000 Euro)-Regel beieinem Risiko von 130 Euro proKontrakt maximal sieben Kontrakte alsPositionsgröße zulässt, steigert sich

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schon nach wenigen Gewinnen dieKontraktgröße. Je besser diePerformance, desto mehr Kontraktekönnen gekauft werden.

Natürlich funktioniert diese Regel auchim negativen Fall, dann wirkt sieallerdings nicht wie ein Turbo, sondernwie eine Bremse. Je schlechter diePerformance, desto weniger Kontraktewerden gekauft.

Eine Position-Sizing-Strategie, die nachdem Prinzip verfährt, den Wetteinsatzim Gewinnfall zu erhöhen und imVerlustfall zu reduzieren, nennt manAnti-Martingale. Möglicherweise

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kennen Sie aus dem Roulettespiel dieStrategie, nur auf eine Farbe zu setzenund bei einem Verlust einfach denEinsatz zu verdoppeln. Sollte einweiterer Verlust folgen, verdoppeln Sieweiter Ihren Einsatz, da irgendwann dieFarbe, auf die Sie gesetzt haben,kommen muss.

Sagen wir, Sie entscheiden sich fürSchwarz und setzen fünf Euro. Leiderkommt Rot, Sie müssen also beimnächsten Mal zehn Euro setzen. WennSie gewinnen, bekommen Sie 20 Euround erzielen einen Gesamtgewinn vonfünf Euro, denn die Summe Ihrer

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Einsätze betrug 15 Euro. Falls erneutRot kommt, müssen Sie nun bereits 20Euro setzen, um fünf Euro zugewinnen. Bei einem weiteren Verlust40 Euro, dann 80, 160, 320 Euro und soweiter. Nach neun Verlusten in Folgemüssten Sie bereits 1.280 Euro setzen,um insgesamt 5 Euro Gewinn zuerzielen.

Weil natürlich irgendwann einmalSchwarz fällt, haben Casinos eineStrategie entwickelt, sich vor dieserTaktik zu schützen. Jeder Roulettetischhat ein Tischlimit, einen maximalenBetrag, den der Spieler setzen kann.

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Deshalb ist diese Strategie, dietheoretisch funktioniert, praktischnicht umzusetzen. Erfunden wurdediese Strategie von Martingale, nachdem das Prinzip, im Verlustfall zuverdoppeln, auch benannt wurde.

Beim Trading gibt es kein Tischlimit,sodass wir theoretisch einfach mitjedem Trade das Risiko so langeerhöhen könnten, bis wir wieder imGewinn sind.

Zwei Gründe sprechen aber in derRealität dagegen. Zum einen ist unsdurch unser Konto und die Margin-Anforderungen der Börsen ein Limit

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gesetzt. Wir haben nicht unendlichGeld zur Verfügung. Zum anderensteht ein Trader üblicherweise nachzehn Verlusten in Folge so stark unterDruck, dass er auch psychisch wohlkaum die Kraft aufbringen wird,nochmal zu verdoppeln.

Alle mir bekannten Trader, die eineMartingale-Strategie verwendeten,wurden früher oder später vom Marktaus dem Spiel geholt und haben dasRisk of Ruin ihres Kontos erlebt, häufigsogar nach mehrmaligemNachschießen von erheblichenBeträgen.

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Martingale-Strategien funktionierennicht. Manchmal verstecken sich dieseStrategien aber hinter einemHandelsansatz, sodass der Trader garnicht erkennt, dass er eigentlich eineMartingale-Strategie verwendet. WennSie zum Beispiel Ihre Kauflimitsgestaffelt platzieren, um einengünstigen Einstiegskurs zu erhalten,handeln Sie bereits nach einerMartingale-Strategie, denn Sie werdenzuerst auf dem höchsten Kauflimitausgeführt. Erst nachdem Sie mitIhrem ersten Limit bereits imBuchverlust sind, kaufen Sie weitereKontrakte hinzu.

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Somit erhöhen Sie Ihr Risiko imVerlustfall – typisch Martingale. Siehaben immer Ihre volle Kontraktzahl,wenn der Markt gegen Sie läuft undweiter fällt, da alle nach untengestaffelten Kauflimits abgeräumtwurden.

Leider sind Sie, wenn der Markt nichtbis zum untersten Limit läuft, nur miteiner geringeren Kontraktzahl dabei. ImDurchschnitt werden Sie einegeringere Positionsgröße haben, wennder Markt für Sie läuft, als wenn Sie mitVerlust ausgestoppt werden.

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So entwickeln Sie einenoptimalen Money-Management-Algorithmus

Das Prinzip, dem wir bei derEntwicklung unseres Money-Management-Algorithmus folgenmüssen, ist nun bekannt. Wir müssendarauf achten, dass alle Strategien nachdem Anti-Martingale-Prinzipfunktionieren.

Solange Sie dieses Prinzipberücksichtigen, sind Ihrer Kreativitätkeine Grenzen gesetzt. Der Money-Management-Algorithmus sagt aus,

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wie viele Kontrakte Sie zu einemgegebenen Zeitpunkt kaufen können.Er beantwortet also die Frage nach derPositionsgröße.

Es gibt ein paar Standardvarianten, dieim Folgenden kurz vorgestellt werden.

Fixed Bet Size

Bei der Fixed Bet Size „wettet“, dasheißt riskiert der Trader immer diegleiche Summe, zum Beispiel 1.000Euro. Erst wenn er bestimmteGewinnschwellenwerte erreicht hat,zum Beispiel die Verdopplung seinesKontos, erhöht er auch seinen

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Wetteinsatz.

Prozent Bet Size

Diese Variante habe ich schonvorgestellt. Der Trader riskiert immereinen bestimmten Prozentsatz seinerEquity, zum Beispiel ein Prozent.

Prozent-Volatilitäts-Modell

Dieses Modell funktioniert fast genausowie das Prozent-Bet-Size-Modell,berücksichtigt aber diedurchschnittliche Vola des Trading-Markts innerhalb einer bestimmtenZeitperiode. Wie im Prozent-Bet-Size-

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Modell hat der Trader eine Regel, wieviel Prozent seiner Equity er bereit istzu riskieren, er passt aber den riskiertenProzentbetrag an die Marktvolatilitätan. Dies kann auf zweierlei Arterfolgen.

Eine Möglichkeit ist, dass der Traderden Stop volatilitätsabhängig wählt. Ererrechnet die durchschnittlicheSchwankung einer bestimmtenZeiteinheit und entscheidet, dasWievielfache der durchschnittlichenSchwankung dieser Zeiteinheit derStop vom Markt weg sein soll.

Dazu ein Beispiel: Ein Trader hat

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ausgerechnet, dass diedurchschnittliche Stundenschwankungim DAX 20 Punkte beträgt. Er ist bereit,maximal das Doppelte derdurchschnittlichenStundenschwankungen als Risiko zuakzeptieren. Sein Stop ist also 40Punkte entfernt. Wenn dieser Tradermaximal ein Prozent seines Kontosriskieren will und seine Equity 100.000Euro beträgt, darf er maximal einenKontrakt handeln. 1 % = 1.000 Euro, 40Punkte = 1.000 Euro.

Die andere Möglichkeit besteht darin,eine Funktion festzulegen, die besagt,

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bei welcher Vola der Trader welchenProzentsatz seines Kontos riskierenwill. So könnte er zum Beispielfestlegen, dass er in einem Markt, dereine geringe Vola von zehn Prozentinnerhalb einer bestimmten Zeitperiodeaufweist, immer zwei Prozent seinesKontos riskiert. Sobald der Markt mehrals zehn Prozent, aber weniger als 15Prozent schwankt, riskiert er nur nochein Prozent, zwischen 15 und 20Prozent Schwankung sinkt sein Risikoauf 0,5 Prozent des Kontos, und über 20Prozent will er nur noch maximal 0,25Prozent pro Transaktion riskieren.

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Jede der beschriebenen Methoden hatVorteile und Nachteile. So folgen vielekleine Trader ausschließlich der FixedBet Size, da ihr Konto keinen Spielraumfür die anderen Regeln lässt. Zu vieleTrades würden wegen des Money-Managements abgelehnt werden. Beider Fixed Bet Size kommen die Vorteileeines intelligenten Money-Managements nicht zum Tragen, da dieautomatische Bremse oder dasGaspedal nur in großen Intervallen,zum Beispiel bei Kontoverdopplung, insSpiel kommt. Eine Bremse ist meist nureingebaut, wenn der Trader bereitserheblich verloren hat.

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Dynamischer ist es deshalb, denMoney-Management-Algorithmusnach der Prozentmethode zuentwickeln. Jeder Verlust oder Gewinnwird bereits bei der Planung desnächsten Trades mit berücksichtigt. Eskönnen schnell mehr Kontraktegekauft werden, wenn es gut läuft, undsobald es schlechter läuft, handelt derTrader weniger Kontrakte.

Der Nachteil dieser Methode ist, dasssie sich ausschließlich an der eigenenPerformance orientiert und nicht amMarkt. Eine Kombination aus einerOrientierung am Markt und der

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eigenen Performance bieten beideProzent-Volatilitäts-Modelle.

Weil der Stop nach der Volatilität desMarkts ausgerichtet ist, werden hierMarktbewegungen mit berücksichtigt.Ebenso beim anderen Prozent-Volatilitäts-Modell: Je volatiler derMarkt hier ist, desto weniger wirdriskiert.

Natürlich können Sie jede Anti-Martingale-Strategie für Ihr Depotübernehmen. Die vorgestelltenGrundprinzipien lassen sich aberoptimieren. Mit dem Prozent-Bettinghaben Sie bereits automatisch Gas und

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Bremse in Ihren Algorithmus integriert.

Es kann aber auch sehr lange dauern,bis Sie wegen guter Performancetatsächlich mehr Kontrakte handelnkönnen. Sagen wir zum Beispiel, Siewollen maximal ein Prozent IhresDepots riskieren und traden im DAXmit einem 20-Punkte-Stop. Ihr Kontoist 100.000 Euro groß. Nach dieserRegel können Sie maximal zweiKontrakte (25 x 20 x 2 = 1.000 Euro)traden, da ein Punkt 25 Euro wert istund Sie maximal 1.000 Euro mit demersten Trade verlieren wollen. Umeinen dritten Kontrakt handeln zu

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können, brauchen Sie einenPerformance-Zuwachs von 50.000 Eurobeziehungsweise 50 Prozent. DasGaspedal kann also erst relativ spätgetreten werden.

Ich bevorzuge deshalb Regeln, die esdem Trader ermöglichen, schnell Gaszu geben. Dazu bestimme ich zuerstmein mittleres Risiko. Das ist dasRisiko, das ich eingehen will, wenn ichganz normal performe – sagen wirbeispielsweise ein Prozent meinerEquity.

Sobald es aber gut für mich läuft –wenn meine Strategie also gut mit dem

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Markt zurechtkommt und ich einenbestimmten Betrag x in einervorgegebenen Periode verdient habe –,will ich stufenweise das Risiko erhöhenund steigere mein Risiko auf 1,5Prozent.

Wenn es weiter gut läuft und ich in dernächsten vorgegebenen Periodezusätzlich den Betrag y verdient habe,geht mein Risiko hoch auf zwei Prozentund so weiter. Sobald die Equity durchrealisierte Verluste von ihremHöchststand um einen bestimmtenBetrag z geschrumpft ist, trade ichsofort wieder nur noch mein mittleres

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Risiko, in diesem Fall ein Prozent.

Genauso funktioniert der Algorithmusauf der negativen Seite. Sobald icheinen bestimmten Teil meiner Equitiyverloren habe, riskiere ich nur noch 0,5Prozent, dann 0,25 Prozent und soweiter. Läuft es dann wieder besser,und ich habe einen vorher festgelegtenBetrag verdient, trade ich wieder mitmeinem mittleren Risiko von einemProzent.

Ich nenne den Betrag, der mich aufmein mittleres Risiko bringt, „Trigger-Betrag“. Dieser Trigger-Betrag kannentweder eine feste Größe sein (etwa

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ein Gewinn von 5.000 Euro seit demPerformance-Tief), er kann aber auchein prozentualer Betrag sein (zumBeispiel zwei Prozent Profit seit demPerformance-Tief).

Wichtig ist, dass der Trigger-Betrag imVerhältnis zu den anderen Stufen nichtzu groß gewählt ist. Denn Ziel soll essein, auch im Gewinnfall schnellwieder auf das normale Risikozurückzukommen, wenn etwas nichtmehr nach Plan läuft. Der Algorithmussoll nicht erst wieder mit dem mittlerenRisiko traden, wenn bereits alleGewinne wieder abgegeben wurden,

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sondern wenn noch eine deutlichePerformance im Depot verbleibt.

Dazu ein Beispiel:

Nehmen wir an, der Betrag x zur erstenStufe beträgt 4.000 Euro, der Betrag yx+6.000 Euro. Der Betrag z, der dienegativen Abstufungen bestimmt, ist3.000 Euro. Mein Trigger-Betrag beträgt2.000 Euro. Das Konto startet bei100.000 Euro.

Nachdem also ein Kontostand von104.000 Euro erreicht ist, erhöhe ich dasRisiko um 0,5 Prozent auf 1,5 Prozent.Sobald aber nun mehr als 2.000 Euro

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wieder verloren gehen, trade ich wiedermit dem mittleren Risiko von einemProzent. Im Verlustfall reduziere ichmein Risiko auf 0,5 Prozent, sobald ichbei 97.000 Euro bin, da der Betrag z =3.000 Euro verloren wurde. Das Risikodarf erst wieder auf das mittlere Risikoerhöht werden, wenn der Trigger-Betrag verdient wurde.

Der oben genannte Algorithmus istlediglich ein Beispiel. DieAusgestaltung der Stufen und wannSie auf Ihr ursprüngliches Risikozurückgehen hängt sehr stark vonIhrer Trading-Strategie und

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Risikoneigung ab. Was aber deutlichwerden soll, ist, dass im Gegensatz zuden herkömmlichen Modellen, dieausschließlich mit demselbenprozentualen Risiko arbeiten, hierbereits viel schneller Gas gegeben oderauf die Bremse getreten werden kann.

Daytrader sollten zusätzlich nochüberlegen, ob sie ihren Position-Sizing-Algorithmus an die unterschiedlichenTrading-Phasen zu den Handelszeitenanpassen. Bekanntlich ist die Volatilitätim Laufe eines Tags sehrunterschiedlich. Während dieEröffnungsphase sehr hektisch

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verläuft, ist es mittags im Markt eherruhig. Bei Veröffentlichung vonWirtschaftsdaten wird es dann wiederhektisch.

Ob Sie zu den unterschiedlichenHandelszeiten das Risiko erhöhen oderreduzieren sollten, können Sie mitIhrem Trading-Tagebuch herausfinden.Zu welcher Tageszeit gewinnen Siehäufiger?

Ich selber trade normalerweise imMittagsmarkt und bei Wirtschaftsdatenmit einem geringeren Risiko und habemein größtes Risiko in der Eröffnung.Einerseits, weil ich gerade mit meinen

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Eröffnungs-Trades eine gutePerformance habe, andererseits aberauch, weil ich gerne am Anfangaggressiv in den Markt gehe und dann,falls ich einen Dämpfer bekomme,mein Risiko reduziere.

Wie Sie sehen, kann ein guter Position-Sizing-Algorithmus sehr komplex sein.Er berücksichtigt Marktvolatilitäten,Kontostand, vergangene kurzfristigePerformance und Handelszeiten. Siewerden in Interviews mit Top-Tradernimmer wieder den Satz finden: „Einguter Trader weiß, wann er den Marktpushen muss.“

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Regeln des Position-Sizings

Position-Sizing ist sehr einfach, dochleider werden immer wieder diegleichen wesentlichen Fehlerbegangen. Deshalb achten Sie immerdarauf, dass Sie die folgenden Regelneinhalten:

Verbillige nie

Jede Strategie, bei der verbilligt wird,und sei es nur, weil der Tradergestaffelt kauft, folgt einem Martingale-Prinzip. Dieses Prinzip führt aber

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niemals dazu, dass unseredurchschnittlichen Gewinne groß sindund unsere Verluste klein bleiben.

Erhöhe niemals dein Initial-Risiko

Das Anfangsrisiko ist der maximaleBetrag, den Sie bereit sind zu verlieren.Wenn Sie dieses Anfangsrisikoübersteigen, dann handeln Sie gegenIhre Strategie. Einzige Ausnahmedieser Regel ist, wenn Sie von Anfangan planen, erst mit einer kleinenPosition in den Markt zu gehen und

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diese dann auf eine bestimmte Größemit einem vorher feststehenden Risikozu steigern, wenn sich der Markt fürSie entwickelt.

Nehmen wir an, Sie wollen insgesamtvier Kontrakte kaufen mit einem Stopbei 3.980. Der DAX notiert derzeit bei3.995. Wenn Ihre Strategie darinbesteht, erst zwei Kontrakte zu kaufenund weitere zwei, wenn der Markt die4.000 durchbricht, ist das weder eineMartingale-Strategie, noch handeln Siegegen Ihren Plan.

Anders sieht es aus, wenn Trader ihrAnfangsrisiko erhöhen, indem sie

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nachträglich den Stop weiterwegsetzen. Ein solches Verhaltenbedeutet, dass Sie kein strategischesMoney-Management betreiben.

Übertrade nicht

Auch wenn Sie immer nur 0,5 ProzentIhrer Equity riskieren – als Daytraderbesteht für Sie immer die Gefahr zuübertraden. Wenn Sie 20 Transaktionenam Tag mit jeweils 0,5 Prozent Risikomachen, kann das ein Gesamtrisikovon bis zu zehn Prozent Ihres Kontosbedeuten. Kluges Money-Management

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sieht für jeden Tag eine maximaleVerlustobergrenze vor. Dieser Betragkann absolut formuliert sein, indem Siesich etwa vornehmen, maximal 2.000Euro am Tag zu verlieren, es kann aberauch eine prozentuale Zahl sein.

Planen Sie Ihren Tag bereits vorHandelseröffnung. Wenn Sie maximal2.000 Euro verlieren wollen und beieinem 100.000-Euro-Depot ein Prozentzu riskieren bereit sind, könnten Sienur zwei Trades machen. Das kann zuwenig sein, wenn Sie zum Beispielunglücklich ausgestoppt wurden undnoch einmal einen Re-Entry in eine

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Position wagen wollen.

Je nach Handelsstil sollten Sie IhrEinzelpositionsrisiko so wählen, dassSie nicht zu häufig wegen einigerFehlsignale am Tag Ihr Verlustlimiterreichen. Beträgt zum Beispiel IhrVerlustlimit pro Tag 2,5 Prozent IhresDepots, und Sie handeln drei Märkte,dann wäre es sicherlich zu viel, einProzent pro Transaktion zu riskieren. Indiesem Fall könnte es nämlich sein,dass Sie bereits nach jeweils einemVerlust-Trade in zwei Märkten nichtmehr Ihre Wunschpositionsgröße fürein Signal im dritten Markt wählen

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können, da Ihnen nach zwei Verlustenvon jeweils einem Prozent nur noch 0,5Prozent Risiko für den Tag übrig bleibt.

Sei diszipliniert

Letztendlich nützen die bestenPosition-Sizing-Regeln nichts, wennder Trader sich nicht an seine Regelnhält. Money-Management ist derwichtigste Bereich beim Traden.Bereits ein Trade kann reichen, Sie fürWochen aus dem Spiel zu bringen,wenn Sie deutlich mehr als üblichverloren haben. Regelverstöße gegen

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Entry- und Exit-Regeln sind meistharmlos, solange Sie nicht zu oftpassieren.

Money-Management-Regeln dürfen Sieaber niemals verletzen, denn häufigreicht ein großer Verlust, Sie emotionalzu destabilisieren, was meistFolgeverluste nach sich zieht. Wie Siediszipliniert bleiben, wissen Sie bereits!

So pyramidisiert man

Die hohe Kunst des Tradens ist es zupyramidisieren. Damit ist gemeint, die

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ursprüngliche Positionsgröße währendeines Trades auszuweiten. Dazu kauftder Trader in verschiedenen Stufenweitere Kontrakte. Der Erwerb derweiteren Kontrakte erfolgt nachdenselben Prinzipien und Regeln wieder Erwerb der Initial Position. Er mussalso die gleichen bekannten Entry-,Exit- und Money-Management-Regelnbeachten, die er auch für den Aufbauseiner Initial Position benötigt.

Das Prinzip des Pyramidisierens ist es,Gewinnpositionen weiter zu verstärkenund somit die durchschnittlichenGewinner zu vergrößern. Das

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wiederum verbessert das Payoff-Ratiound somit den Erwartungswert einerStrategie. Wichtig: Sinnvoll ist es nur,Gewinnpositionen zu pyramidisieren.Verlustpositionen durch weitereZukäufe zu verstärken bedeutetpraktisch zu verbilligen und ist, wiebereits erwähnt, ein großer Trading-Fehler.

Eine typischePyramidisierungsstrategie ist es,nachdem die Ursprungsposition imGewinn ist, in der nächsten Stufe diehalbe Größe der Ursprungspositiondazuzukaufen. Ist der Zukauf

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wiederum im Gewinn, wird in einerweiteren Stufe noch einmal die Hälfteder zugekauften Position erworben.

Zum Beispiel kauft ein Händler erstvier Kontrakte, erweitert seine Positiondann auf sechs Kontrakte, indem er imGewinn noch zwei Kontrakte zukauft,und legt dann noch einen weiterenKontrakt nach. Nun hält er insgesamtsieben Kontrakte. Die Strategie heißtpyramidisieren, weil in jeder Stufe dieGröße der zugekauften Kontraktzahlkleiner wird. Die Pyramide wächst mitjeder Stufe (siehe Abbildung).

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Es gibt auch umgekehrte Pyramiden,bei denen auf jeder Stufe diezugekaufte Position die vorherige inder Größe der Kontraktzahl übersteigt.Das Problem von umgekehrtenPyramiden ist es, dass derdurchschnittliche Einkaufskurs allerKontrakte sehr nahe am Markt liegt,weil die zuletzt erworbenen Kontrakte

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mengenmäßig am stärksten vertretensind und der zuletzt bezahlte Preis sichso am stärksten bei derDurchschnittspreisbildung auswirkt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass solch einePyramide ausgestoppt wird, ist einfachzu groß, als dass man sie dauerhaftanwenden kann. Dennoch kann es inder Praxis vorkommen, dass ein Traderwegen günstiger Marktverhältnisseeine umgekehrte Pyramide bauenkann, ohne dabei sein Risiko zuvergrößern. Im Daytrading-Bereich istdies aber eher unwahrscheinlich.Umgekehrte Pyramiden sind nur in

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ganz starken Trendmärkten beimPositions-Trading überhaupt vertretbar.

Um sinnvoll zu pyramidisieren,müssen ein paar Regeln beachtetwerden:

Zunächst einmal darf jeder Zukauf nurerfolgen, wenn der letzte Zukauf oderder ursprüngliche Kauf bereits imGewinn ist.

Zweitens darf das Anfangsrisiko nichtmehr überstiegen werden.

Drittens: Behandeln Sie den Einstiegauf jeder Stufe isoliert, als ob es sich

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um eine einzelne neue Positionhandelt. All Ihre Einstiegskriteriensollten weiterhin erfüllt sein.

Viertens sollte die Kontraktanzahl aufjeder höheren Stufe der Pyramidekleiner werden.

Die letzte Regel ist kein Muss, aber eineEmpfehlung. Letztendlich bleibt es demTrader überlassen, ob er wegen desnäheren Durchschnittspreises riskierenwill, dass der Trade eher ausgestopptwird.

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Eine weitere Frage, die sich dem Traderstellt, ist, wann er überhaupt einePyramide aufbauen soll. Generell istdas nur sinnvoll, wenn der Markt starkin eine Richtung tendiert, also einkräftiger Trend zu beobachten ist.

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Außerdem muss es Ihnen möglich sein,nach dem Aufbau der Initial Positionweitere Kontrakte zu kaufen, ohne dasInitial-Risiko zu übersteigen.

Vor einem Trade ist Ihr Risiko null.Sobald Sie den Trade eingehen, habenSie neben dem Einstiegskurshoffentlich auch einen Initial Stop. DieDifferenz zwischen Einstieg und Stop,multipliziert mit der initialenKontraktzahl, ergibt Ihr Anfangsrisiko.Zu keinem anderen Zeitpunkt währenddes Tradens sollte dieses Anfangsrisikoüberschritten werden. In der Abbildunghabe ich deshalb 100 Prozent als

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Skalierung gewählt, um zuverdeutlichen, dass dies das maximaleRisiko ist.

Natürlich entsprechen diese 100Prozent nicht 100 Prozent Ihrer Equity,sondern 100 Prozent Ihres maximalakzeptierten Risikos. Sobald der MarktIhren Exit-Regeln zufolge eineMöglichkeit bietet, einen Trailing-Stopnachzuziehen, sinkt Ihr Anfangsrisiko.

Ich halte es für sinnvoll, mit demAufbau einer Pyramide so lange zuwarten, bis Ihr Anfangsrisiko auf nullgesunken ist. Das ist immer der Fall,wenn Ihre ursprüngliche Position

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bereits mit einem Break-even-Stopabgesichert werden kann. Diese Regelsoll Sie davor schützen zu übertraden.Je nach Trading-Strategie undHandelsansatz mag es aber auch Fällegeben, in denen Sie bereits weitereKontrakte zukaufen können, bevor Siedie Ursprungsposition auf break-evenabsichern, ohne dabei ein höheresGesamtrisiko für Ihre Pyramide zuhaben als zu Beginn der erstenPosition.

Wenn das Risiko in Stufe eins derPyramide durch einen Break-even-Stopauf null gesunken ist, können Sie mit

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dem Aufbau der zweiten Stufebeginnen. Beachten Sie bitte, dass eskeinen Sinn macht, für die zweite Stufeeinen anderen Stop zu wählen als denBreak-even-Stop der ersten Stufe. Dasheißt also, die zweite Position hat dengleichen Stop wie die erste.

Läge der Stop näher am Markt, wäre essinnvoll, auch den Stop für die erstePosition näher an den aktuellen Preiszu ziehen. Läge der zweite Stop weiterweg als der Stop der ersten Stufe,würde es sich beim zweiten Einstiegeher um ein multiples Signal als umeine Pyramide handeln, denn der Sinn

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einer Pyramide ist es, einen Gewinn-Trade weiter auszubauen.

Um einen hohen Durchschnittsgewinnsicherzustellen, dürfen Sie Ihre Positionniemals gestaffelt glattstellen (siehedazu später auch die taktische Trading-Regel Nummer 9).

Der Stopkurs für Stufe zwei ist durchden Stopkurs für Stufe eins bereitsgegeben. Der Einstieg sollte so gewähltwerden, dass Sie wieder ein Chance-Risiko-Verhältnis haben, das durch dievon Ihnen verwendete Trading-Strategie und die damit verbundenehistorische Trefferquote zu einem

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positiven Erwartungswert für denTrade führt. Nur wenn das Chance-Risiko-Verhältnis weiter attraktiv ist,gehen Sie eine Pyramide ein und bauendie zweite Stufe auf.

Wie viele Kontrakte Sie kaufen, könnenSie wieder mit Hilfe Ihres Money-Management-Algorithmus ausrechnen.Wenn Sie keine gesonderten Regeln fürden Aufbau von Pyramiden entwickelthaben, kann es durchaus sein, dass diezweite Stufe größer oder genauso großwie die erste Stufe ist. Theoretischkönnen Sie ja wieder so viele Kontraktekaufen, bis Sie maximal Ihr

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Anfangsrisiko erreichen.

War das Anfangsrisiko zum Beispielein Prozent in der ersten Stufe beieinem 20-Punkte-Stop, und liegt inStufe zwei der Stop nur zehn Punkteentfernt, könnten Sie in Stufe zweidoppelt so viele Kontrakte kaufen,wenn Sie wieder Ihr Anfangsrisikoaufbauen wollen. Wie oben erwähnt,empfiehlt es sich aber, in jeder Stufeein geringeres prozentuales Risikoeinzugehen. Meiner Ansicht nach solltedas Risiko in jeder Stufe kleiner sein alsin der vorherigen. Wenn Sie also einProzent für den ersten Trade riskiert

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haben, sollten Sie in Stufe zweivielleicht nur noch 0,75 Prozentriskieren, in Stufe drei 0,5 Prozent undso weiter.

Wie viele Stufen Sie Ihrer Pyramidehinzufügen können, hängt davon ab,wie lange Sie mit jedem weiterenEinstieg noch ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis traden können. Sollte esunter Ihren Sollwert sinken, müssenSie auf weitere Stufen verzichten.

Der Exit bei einer Pyramide erfolgt sowie bei einer einzelnen Position. IhreExit-Regel für die Initial Position giltwährend der ganzen Pyramide für alle

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Kontrakte. Demnach stellen Sie IhrePyramide auf einen Schlag glatt.

Der Einstieg Ihrer Pyramide sollteimmer in ein Retracement erfolgen,denn die zusätzlich erworbenenKontrakte erhöhen denDurchschnittspreis der Position. Jeteurer die zusätzlich erworbenenKontrakte gekauft werden, desto höherwird der Durchschnittspreis sein. Es istlogisch, dass wir hohedurchschnittliche Erwerbspreisevermeiden wollen.

Im Gegensatz zu einer isoliertenPosition sind Sie taktisch mit einer

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Pyramide in einer vorteilhaften Lage,denn selbst wenn der Markt keinRetracement mehr vollzieht, sind Sie jabereits mit Ihrer Anfangsposition dabei.Deshalb bietet es sich an, auf einRetracement zu warten.

PsychologischeÜberlegungen beim Aufbaueiner Pyramide

Wie Sie erfahren haben, ist eseigentlich nicht schwierig, einePyramide aufzubauen – zumindestwenn der Trading-Horizont über die

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nächsten Stunden hinausgeht und derTrader auch einem Trend folgen will.Dass wir im Daytrading natürlichwenige Tage haben, an denen es sostarke Trends gibt, dass der Aufbauvon Pyramiden lohnt, dürfte klar sein.Dennoch sollte man die wenigenChancen, die sich einem bieten, nutzen.

Egal aber, ob Positions- oder Daytrader,die meisten Trader trauen sich nicht zupyramidisieren.

Meist sind diese Trader noch imZustand des Habens gefangen undfürchten um ihre bereits mit der InitialPosition erzielten Gewinne. Diese

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Trader legen zu großen Wert auf dasErgebnis des einzelnen Trades.Tatsächlich zählen die Summe derTrades und vor allem das Verhältnisder durchschnittlichen Gewinne zu dendurchschnittlichen Verlusten. Häufigsind mehrere Versuche nötig, um einePyramide aufzubauen. Das ist abernicht weiter schlimm, denn Sieverlieren niemals mehr als das Initial-Risiko, das Sie für jeden anderen Tradeeingehen. Denn, wie gesagt, eine derGrundregeln für das Pyramidisierenlautet, niemals mehr als das Initial-Risiko einzugehen. Somit bleibt diedurchschnittliche Verlustgröße gleich.

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Hat aber einmal eine Pyramide Erfolg,dann haben Sie eine riesig großeKontraktzahl während eines Gewinn-Trades. Das wirkt sich natürlich sehrpositiv auf die durchschnittlichenGewinne aus.

Wer aber immer nur das Ergebnis deseinzelnen Trades optimieren will, wirdniemals den Mut haben zupyramidisieren. Um erfolgreich zupyramidisieren, ist der Zustand desSeins eine absolute Voraussetzung.Wer finanziellen Druck hat, Zieleerfüllen muss oder unbedingtbestimmte Benchmarks schlagen will,

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der ist selten im Zustand des Seins undwird nicht die emotionale Ruhe undStärke zum Aufbau einer Pyramidehaben.

Wenn Sie pyramidisieren wollen,nutzen Sie folgende Glaubenssätze, umdie mentale Stärke dafür zu entwickeln:

Der einzelne Trade hat keineBedeutung.

Ich will die durchschnittlichenGewinne optimieren, nicht eineneinzelnen Trade.

Sieger brauchen Home-Runs.

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Beispiel einer Pyramide

Zum Abschluss dieses Kapitels möchteich Ihnen anhand eines Trades nocheinmal den Aufbau einer Pyramideanhand einer Bund-Positionverdeutlichen.

Pyramide im Bund

Der Aufbau der ersten zehn Kontrakteerfolgte bei 123,20 mit 20 Ticks Stop

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(Risiko = 200 Ticks). Beim Durchbruchunter die Unterstützung konnte derInitial Stop bereits auf 123,03nachgezogen werden, sodass erneutKontrakte bei 122,80 mit 23 Ticks Stopgeshortet wurden. (Das Risiko für dieneuen Kontrakte betrug (115 Ticks).Die Gesamtposition 15 Kontraktewaren bereits sicher im Gewinn, da derdurchschnittliche Short-Kurs rund123,08 betrug. Beim erneuten Ausbruchaus der Trading-Range wurden dannnochmals zwei Kontrakte geshortet.Das Risiko für diese Position istniemals über das Anfangsrisikohinausgegangen, und die Pyramide

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wurde so gewählt, dass ein Verlustnicht möglich war. Natürlich wurdeum die Gewinne gepokert, indem einebestehende Gewinnposition weiterausgebaut wurde.

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Kapitel 13

Trading-Krisen erfolgreichüberwinden. Auch Master-Traderkommen irgendwann an einenPunkt, an dem sie in einerVerlustphase festhängen. Doch siehaben spezielle Techniken, umKrisen zu überstehen und sichschnell zu regenerieren.

Regel 1: „Stay in Business“

Trading-Krisen sind gefährliche

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Zeiten für jeden Trader. Niemandwird je ein System entwickelthaben, bei dem er keinenDrawdown verkraften musste. Indieser Phase rückläufigerPerformance wird der Trader nichtnur finanziell, sondern auchemotional stark belastet. Dabei gibtes für diesen Fall eine einfacheTrading-Regel.

„Stay in Business“ – Wem es gelingt,diesem Prinzip zu folgen, der wirdzweifelsohne zu den professionellenTradern gehören. Die Trading-Maxime„Stay in Business“ ist keine

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Selbstverständlichkeit, auch wird hiernicht Ursache mit Wirkungverwechselt. Gemeint ist mit dieserRegel ein Ziel, das realistisch ist unddem Trader ermöglicht, emotionalausgeglichen zu agieren.

Als erfahrener Trader und Eigentümereiner Brokerfirma, in der ich dieKarrieren Hunderter Traderbeobachten konnte, habe ich immerwieder festgestellt, dass dieses Prinzip,obwohl es so simpel, logisch undselbstverständlich ist, häufig nicht dieoberste Maxime ist. Besonders inKrisenzeiten setzen Trader andere

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Schwerpunkte, wie zum Beispielweitere Verluste zu vermeiden.

Wo ist der Unterschied zwischen derMaxime „Verluste vermeiden“ und„Stay in Business“?

Die Maxime, Verluste zu vermeiden,ist eine unmögliche Forderung. DerTrader stellt damit sein Handeln untereinen unerfüllbaren Anspruch, denn esgibt keinen Handelsansatz, bei dem 100Prozent der Transaktionen Gewinnersind.

Die Konsequenzen aus dieser rigidenForderung, Verluste zu vermeiden, sind

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vielfältig:

Der Trader überfordert sich

Indem er sich einem unerfüllbarenWunsch unterwirft („Keine Verlustemehr“), beginnt er zu hoffen, statt einordentliches Krisenmanagement zubetreiben. Hoffnung ist aber einschlechter Ratgeber. Wer hofft, willhäufig nicht mehr den Marktentscheiden lassen, ob der Trade einGewinner oder Verlierer wird. Deshalbverzichten hoffende Trader auf Stopsoder platzieren dieseunverhältnismäßig weit weg. Trader,die hoffen, verlassen sich auf ihr Glück.

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Trading-Erfolg ist aber nicht abhängigvon Glück, sondern von einemvernünftigen Risikomanagement.

Da der Trader sein kurzfristiges Ziel„Keine Verluste mehr“ niemalserreichen kann, fühlt er sich inVerlustphasen nicht nur gestresst,sondern auch enttäuscht. In einemüberforderten gestressten Zustand istder Trader sehr anfällig für irrationaleVerhaltensweisen.

Dazu gehört vor allem die Tendenz,schlechte Wetten einzugehen.Transaktionen werden entweder mit zuhohem Risiko getätigt, oder aber der

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Händler orientiert sich während desTrades nicht am Markt, sondernlediglich an seinem Ziel, keine Verlustemehr zu produzieren. In dieserStimmung kann er seine Gewinnenicht laufen lassen und wird häufigsehr viele kleine Gewinne einstreichenund bei Verlusten hoffen, dass derMarkt sich doch noch in seineRichtung dreht. Viele kleine Gewinnereichen aber meistens nicht aus, umgroße Verluste zu kompensieren,sodass der überforderte Trader weiterin die Verlustspirale hineinläuft.

Der Trader produziert negative

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Stimmungen, die optimaleEntscheidungen behindern

Wie wir bereits wissen, ist eine derunentbehrlichsten QualitätenAusgeglichenheit. Dieser Zustand desgeistigen Gleichgewichts, der denTrader befähigt, jedweder Situationgelassen gegenüberzutreten undunbeeindruckt von Hoffnungen undÄngsten zu agieren, ist eine unbedingteVoraussetzung, um Krisen überwindenzu können.

Wer aber gestresst und überfordert ist,der wird niemals ausgeglichen sein.Wenn ein Trader ständig seine Ziele

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nicht mehr erreicht, führt das zunegativen Stimmungen. Es bedarfkeiner großen Erklärungen, dass Traderin einer negativen Stimmungwesentlich schlechtere Entscheidungentreffen als in einer guten Stimmung.

Die Hauptaufgabe eines Traders ist esaber, ständig Entscheidungen zutreffen: Wann wird die Positioneingegangen? Mit wie vielenKontrakten? Welche Exit-Regelverwende ich wann? Wo wird derTrade geschlossen?

Diese und viele andere Fragen mussder Trader beantworten. Um sich

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optimal zu verhalten, ist jedoch dieentsprechende Stimmung unbedingtnötig (siehe dazu den Abschnitt überDisziplin auf Seite 101 ff.). Es ist sehrunwahrscheinlich, dass ein Trader sichin einer produktiven Stimmungbefindet, wenn er fortwährend sein Ziel(„Keine Verluste mehr“) nicht erreicht.Entscheidet sich der Trader aber fürdas Ziel „Stay in Business“, führenVerluste nicht unbedingt zu einemZielkonflikt. Der Trader ist eher in derLage, in einem emotional stabilenZustand zu bleiben, und wird deshalbbessere Entscheidungen treffen.

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Es entwickelt sich eine Polaritätdes Habens und Nicht-Habens

Das ständige Denken in Gewinnen undVerlusten führt in einer Verlustphaseautomatisch in den Zustand des„Habens“. Wie Sie bereits in denvorherigen Kapiteln erfahren haben, istdieser Zustand nicht sehr produktiv,denn die Konzentration auf Gewinnebedeutet gleichermaßen eineFokussierung auf den GegenpolVerluste.

Um es in Worten von Wilhelm Buschzu formulieren: „Wo man am meistendrauf erpicht, gerade das bekommt man

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nicht.“

Es ist nahezu unmöglich für einenTrader, der bekanntesten Trading-Regel – Gewinne laufen zu lassen undVerluste zu begrenzen – zu folgen,wenn er sich im Zustand des Habensbefindet. Um einen Gewinn laufen zulassen, muss man dem Trade genügendRaum geben. Das heißt, der Marktkann mehrere deutliche Retracementsmachen, bei denen Buchgewinnewieder kleiner werden.

Wenn die Stops so platziert sind, dasssie nicht bei jedem natürlichenRetracement ausgelöst werden, kann

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ein Trader einem Trend lange folgenund seine Gewinne laufen lassen.Sobald der Trader aber im Zustand desHabens ist, hat er Angst um seineBuchgewinne und wird versuchen,diese sehr aggressiv zu sichern.

Das führt häufig dazu, dass Gewinnezu schnell mitgenommen werden undStops zu eng am Markt platziert sind.Der Trader, der auf einen großenGewinn erpicht ist, bekommt diesennicht.

Aber auch das Gegenteil diesesVerhaltens ist häufig im Zustand desHabens sichtbar. Der Trader lässt zwar

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Gewinne laufen, sichert diese aber garnicht ab, weil er noch mehr Gewinnehaben möchte. Er ist auf ein weitentferntes Kursziel fixiert und nichtbereit, vor Erreichen dieses Ziels seinenTrade zu beenden. Damit sein Tradenicht vorher ausgestoppt wird,verzichtet der Trader darauf, einen Teilder Buchgewinne abzusichern. Sokommt es häufig vor, dass der Traderzwar deutlich im Gewinn war, dannaber doch mit Verlust ausgestopptwird, weil er nicht einen Teil seinerGewinne mit einer vernünftigen Exit-Regel abgesichert hat.

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Handelssysteme werden nichtmehr konsequent durchgezogen,und Trading-Regeln werdenmissachtet

Dieser Punkt ist eng mit den ersten dreiPunkten verknüpft. Häufig ist es demTrader nicht möglich, seinem Trading-Plan während einer Trading-Krise zufolgen, weil er sich in einerunproduktiven Stimmung befindet. Daer das unrealistische Ziel „KeineVerluste mehr“ verfolgt, wird er sichanders verhalten als üblich und damitvon seinem Handelssystem abweichen.

Das äußert sich vor allem darin, dass er

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nicht mehr alle Signale seines Systemsbefolgt, weil sein Vertrauen in dasHandelssystem nachgelassen hat. Dasmangelnde Vertrauen resultiert meistaus einer emotionalen Destabilisierungdes Traders, die dadurch begünstigtwird, dass er sich, wie unter Punkt 1erwähnt, mit unrealistischen Zielenvöllig überfordert fühlt. Aber auch derZustand des Haben-Wollens führt wiebeschrieben dazu, dass der Trader nichtmehr konsequent nach seinem Systemhandelt.

Die Perspektive verengt sich aufden nächsten Trade und auf

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Gewinne

Das größte Problem in jeder Trading-Krise ist aber, dass sich die Perspektivehäufig ausschließlich auf den nächstenTrade richtet. Die Bedeutung einerTransaktion wird so gewaltig, dass derTrader mental verkrampft. Die verengtePerspektive wirkt verstärkend aufGefühle wie Hoffnung und Angst,sodass diese Gefühle das Handelndominieren.

All die genannten Punkte sind sogenannte „losing attitudes“ –Verhaltensweisen, die auf Dauer zumsicheren Verlust des Kontos führen.

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Niemand kann sicher ausschließen,dass er diesen Verhaltensweisen zumOpfer fällt.

Viele Trader versuchen, inautomatisierte Handelssysteme zuflüchten, weil sie glauben, so nichtOpfer von falschen Entscheidungen zuwerden, die durch unproduktiveStimmungen hervorgerufen wordensind. Meist verschiebt sich das Trading-Problem aber nur auf eine andereEbene. Statt dem einzelnen Signal nichtmehr zu trauen, wächst in Drawdown-Phasen häufig der Zweifel am eigenenHandelssystem. Der Trader entscheidet

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sich dann häufig, das komplette Systemauszusetzen, um erst dannweiterzutraden, wenn das System aufdem Papier wieder positive Ergebnisseaufzeigt.

Die Konsequenz ist aber die gleiche wiebei einem diskretionären Trader, dereinzelne Signale auslässt. Es wird derPunkt kommen, an dem dasausgelassene Signal einen sehr großenGewinn gebracht hätte. Dieser Gewinnhätte die Gesamt-Performance desSystems deutlich verbessert. Da aberdieser Gewinn nur auf dem Papierstattfand, kann der Trader davon nicht

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profitieren.

Ich hege große Zweifel, dass essinnvoll ist, während eines Drawdownsnur noch auf dem Papier zu traden, bisdas System wieder positive Ergebnissezeigt. Denn damit ein System positiveErgebnisse zeigt, muss es bereits einigeGewinntransaktionen durchlaufenhaben. Da die negativen Trades biszum Aussetzen des Systems real waren,die positiven aber leider nicht zumErgebnis beitragen, wenn sie nurvirtuell stattgefunden haben, wird esfür das Handelssystem deutlichschwieriger sein, wieder zurück in den

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Gewinnbereich zu kommen.

Besser ist es, in Verlustphasen diePositionsgröße zu reduzieren unddamit ein wenig „vom Gas zu gehen“.Das komplette Aussetzen einesSystems zeugt nur vom Misstrauen desTraders in sein System.

Entscheidet sich allerdings eindiskretionärer Trader, eine Trading-Pause zu machen, weil er sich in einerdesolaten emotionalen Lage befindet,hat das nichts mit Misstrauen in seinHandelssystem zu tun. Die Phase derRegeneration ist wichtig, um stetig einegute Leistung bringen zu können.

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Regel 2: „Frage nichtwarum, sondern wie“

„Wenn alles gut läuft, lässt sich herrlichentscheiden … Das Pech in Krisenzeitenist aber, dass selbst richtigeEntscheidungen falsch sein können.“

Winfried M. Bauer (*1928), deutscherManagement-Autor

Wie wichtig es ist, seine Ziele richtig zuformulieren, haben die Beispiele indiesem Kapitel deutlich gezeigt. Siesollen so abgefasst sein, dass sie denTrader beim Handeln unterstützen und

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nicht behindern.

Von großer Bedeutung für das Tradenist es aber auch, die richtigen Fragen zustellen. Leider neigen wir dazu, immerwieder die Frage nach der Ursacheeines Problems zu stellen. Dahintersteht die Hoffnung, das Problemleichter lösen zu können, wenn wirseine Ursache kennen – indem wir zumBeispiel die Ursache beseitigen. DieFrage nach der Ursache ist eineWarum-Frage.

Die wichtigste Frage, die während einerKrise gestellt werden muss, ist abernicht die Frage nach dem Warum,

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sondern die Frage: „Wie kann ich dieseKrise bewältigen?“ „Warum“-Fragenstellen im Gegensatz zu „Wie“-Fragennicht den Lösungsweg in denVordergrund, sondern orientieren sichan der Schuldfrage. Deshalb erhaltenwir häufig nicht die richtigen„ehrlichen“ Antworten. Denn oft sindnicht die Handelssysteme schuld ander Trading-Krise, sondern der Traderselber, weil er sich falsch verhalten hat.

Sich dieses Versagen einzugestehen istsehr schwer. Statt eine ehrlicheAntwort zu finden und 100 ProzentVerantwortung für das Ergebnis zu

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übernehmen, schiebt der Trader dieVerluste auf den Markt oder auf dasHandelssystem. Deshalb sind„Warum“-Fragen sehr gefährlich.

„Wie“-Fragen können dagegen sehrproduktiv sein, denn sie zeigenAlternativen zu bisherigenVerhaltensweisen auf. Erfolgreichtraden bedeutet Verhaltenskontrolle;deshalb sollten Sie gerade inKrisenzeiten Ihr Verhalten überprüfen.Häufig gibt es andere Möglichkeiten alsdie bisher genutzten, die produktiversind und Ihnen aus der Krise besserheraushelfen. Stellen Sie sich die Frage,

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wie Sie Ihre durchschnittlichenGewinne vergrößern können oder wieSie Trading-Fehler reduzieren können.

Wichtig ist, dass Sie Alternativen zubisherigen Verhaltensweisen finden! Jekreativer Sie sind, desto mehr Optionenhaben Sie. Je mehr Möglichkeiten Siehaben, desto besser werden Sie agierenkönnen.

Wege aus der Krise

Es gibt verschiedene Möglichkeiten,eine Krise zu bewältigen. Wichtigstes

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Ziel ist aber immer, in einen Zustandder emotionalen Ausgeglichenheitzurückzufinden. Dies ist derIdealzustand, den ein Trader so häufigund lange wie möglichaufrechterhalten soll. Im Folgendenhabe ich Sofortmaßnahmen aufgeführt,die dazu führen sollen, dass der Tradersich emotional stabilisiert undgelassener wird.

Sofortmaßnahmen

Fünf Schritte zur Gelassenheit(Ausgeglichenheit)

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Machen Sie eine kurze Trading-Pause

Eine Trading-Pause ist deshalbnotwendig, damit Sie Abstand zu demvorliegenden Problem gewinnen.Häufig hat sich Ihre Perspektivewährend einer Trading-Krise deutlichverengt, und Sie sind nicht mehr ineinem Zustand, in dem Sie diewesentlichen Punkte erkennen. Dieverengte Perspektive führt häufig dazu,dass Sie beginnen, Trading-Fehler zumachen, das heißt von Ihremursprünglichen Trading-Plan und -Konzept abweichen.

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Nehmen Sie einen disassoziiertenStandpunkt ein

Sie merken am besten, dass Sie sich ineiner Krise befinden, wenn es Ihnenschwer fällt, einen disassoziiertenStandpunkt einzunehmen. Die verengtePerspektive ist ein typisches Zeichendes assoziierten Zustands. In einemsolchen Zustand nehmen wir unsereGefühle deutlicher wahr und werdendamit stärker von ihnen geleitet.

Es ist besser, in einem disassoziiertenZustand zu sein, um objektivereEntscheidungen treffen zu können.Wie Sie sich in einen disassoziierten

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Zustand versetzen können, habe ich imersten Teil des Buchs bereitsbeschrieben.

Wechseln Sie die Perspektive

Weil das Augenmerk während einerKrise meist ausschließlich auf dennächsten Trade gerichtet ist, kommtdiesem Trade mental eine Bedeutungzu, die er nicht hat.

Als Daytrader werden Siewahrscheinlich im Jahr 500 bis 2.000Transaktionen tätigen. Statistischgesehen hat somit der einzelne Tradekeine Bedeutung. Deshalb ist es auch

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unrealistisch anzunehmen, dass dernächste Trade, den Sie eingehen,wichtiger ist als der Trade davor oderdanach. Wenn Sie die Perspektivewechseln, werden Sie leichterrealisieren, dass ein einzelner Tradekeine Bedeutung für Ihr Ergebnis hat.

Verringern Sie das Risiko so lange,bis Sie einen Gewinn-Traderealisieren

Die wohl wichtigste Regel ist, währendeines Drawdowns kontinuierlich dasRisiko zu senken. Dass Sie Geldverlieren, ist das beste Zeichen, dass Siederzeit mit Ihrem Handelsansatz nicht

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im Einklang mit dem Markt sind.Solange Ihr Handelsstil nicht zu denaktuellen Bewegungen am Markt passt,ist es ratsam, das Risiko kontinuierlichzu reduzieren.

Steigern Sie langsam das Risiko biszur gewohnten Größe

Sobald Sie merken, dass Sie wiederVertrauen in Ihren Handelsansatzgefasst haben und dies auch durchverbesserte Ergebnisse bestätigt wird,sollten Sie das Risiko wieder erhöhen,um auf Ihre gewohnte Trading-Größezurückzukommen. Orientieren Sie sichbei der Größe Ihrer Position dabei nicht

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ausschließlich am Trading-Ergebnis,sondern vor allem auch an IhremSelbstvertrauen.

Ich persönlich trade, sobald ich meinSelbstvertrauen zurückgewonnen habe,sofort wieder meine gewohntePositionsgröße. Erst wenn dann einneuer Rückschlag erfolgen sollte,beginne ich erneut, die Positionsgrößezu reduzieren.

Die erwähnten Schritte zurAusgeglichenheit sollten Sieverinnerlichen und automatisch schonfrühzeitig, bevor sich eine Trading-Krise zu stark ausweitet, durchführen.

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Je besser Sie sich selber kennen, destowirkungsvoller können Sie mitgeschickten Trading-Pausen IhrePerformance steigern. Nicht etwa, weilSie dann in der Lage wären, Verlust-Trades auszulassen, sondern weil Sieeinen Spitzenzustand derAusgeglichenheit häufiger und längerals andere Trader für sich selberproduzieren können, ohne dass Siedabei auf Gewinne angewiesen sind.

Generelle Maßnahmen

Als generelle Maßnahmen, Trading-

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Krisen zu überwinden, sind die in denvorausgegangenen Kapiteln erwähntenPrinzipien der internen und externenKontrolle wichtig. Im Folgendenwerden die wesentlichen Punktedeshalb nur kurz wiederholt.

Externe Kontrolle

Risikokontrolle ist die einzigeMöglichkeit zur externen Kontrolle.Wir haben keinen Einfluss auf dasErgebnis des einzelnen Trades oder aufdie Bewegungen des Markts. DerEinstieg in eine Position gibt uns zwar

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das Gefühl der Kontrolle, ist abervergleichbar mit einem Lottospieler,der auch nur selber glaubt, mit derWahl seiner Kreuzchen auf demLottoschein Einfluss auf seinenGewinn zu haben.

Ähnlich wie bei der Auswahl derLottozahlen, bei denen wir dasErgebnis der Ziehung nicht kennen,wissen wir bei der Wahl desEinstiegspunkts für unseren Tradenicht, ob wir eine erfolgreicheTransaktion durchführen werden. DasEinzige, was wir wissen können, istunser geplantes Risiko, das sich aus der

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Differenz zwischen Kauf und InitialStop errechnet (selbst das kennen abereinige leichtsinnige Trader nicht.)Verbunden mit dem Initial-Risiko istdie Frage nach der Positionsgröße(Money-Management).

Initial Stop und Positionsgrößebestimmen das Gesamtrisiko einerTransaktion, über das wir echteKontrolle haben.

Über den Ausstieg einer Position habenwir nur vermeintlich Kontrolle. Zwarkönnen wir den Trade jederzeitbeenden, es fragt sich allerdings, ob essinnvoll ist, Positionen abweichend von

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Exit-Regeln zu liquidieren. Verwendenwir eine Exit-Regel, entscheidetdagegen der Markt, wann unserePosition beendet wird, und wir habendarüber keine Kontrolle.

Interne Kontrolle

Neben der externen Risikokontrollekönnen wir nur noch uns selbstkontrollieren (interne Kontrolle).

„If you can handle your emotions, youcan handle trading.“

Wenn es Ihnen gelingt, Ihre Gefühle

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und Stimmungen zu kontrollieren,dann können Sie auch traden. ImAbschnitt über Disziplin haben wirgelernt, wie unsere Gefühle entstehenund wie wir sie steuern können.

Disziplin heißt nicht etwa, nur Regelnzu befolgen, sondern es bedeutet mehr.

Disziplin ist die Fähigkeit, sichjederzeit in eine für die gerade zubewältigende Aufgabe produktiveStimmung zu versetzen.

Wie wichtig Stimmungskontrolle ist,zeigt sich gerade in Trading-Krisen,denn in diesen Zeiten ist es besonders

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wichtig, optimale Entscheidungen zutreffen. Optimale Entscheidungenkönnen wir aber nur treffen, wenn wirin einer produktiven Stimmung sind.

Zwei wichtige Hilfsmittel stehen unsals Trader zur Verfügung, um unsereStimmungen zu kontrollieren.

1) Führen Sie ein Trading-Tagebuch, umVerhaltensmuster zu erkennen.

2) Entwerfen Sie einenVerhaltenskompass, um sich zudisziplinieren.

Wenn es Ihnen gelingt, die interneKontrolle zu bewahren bei einem

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vernünftigen Risk-Management(externe Kontrolle), werden Sie inZukunft jede Trading-Krise meisternund gestärkt aus ihr hervorgehen. Mitjeder überwundenen Trading-Krisewird Ihr Selbstvertrauen zunehmen,und es wird Ihnen in Zukunft leichterfallen, weitere Krisen zu überwinden.

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Kapitel 14

Trading bedeutet, strategisch zudenken. Um die richtigenEntscheidungen zu treffen,brauchen Sie ganz bestimmteTaktiken.

Trading-Taktiken

Strategische Gedanken beim Tradensind wegen der komplexen Situationund Unsicherheit über das Ergebnis(Gewinn oder Verlust) meist äußerst

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kompliziert. Aber auch schon simpleDenkfehler können bereits zudramatisch schlechterer Performanceführen, weil ein Trader einesuboptimale Entscheidung getroffenhat. Oft genug merken wir währenddes Tradens gar nicht, dass einebessere Option bestanden hätte.

Stellen Sie sich folgende Situationenvor: In Situation A stehen wir davor,zwischen 15 und 20 Punkte zuverdienen, weil unser Stop bereits 15Punkte Gewinn gesichert hat und wirbei 20 Punkten Gewinn verkaufenwürden. In Situation B können wir

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zwischen 16 und mehr als 20 Punkteverdienen (zum Beispiel indem wir denStop nachziehen und das Verkaufslimithöher setzen).

In diesem Vergleich stellt B die„dominante Strategie“ dar. Als„dominante Strategie“ bezeichnen wirein eindeutiges Optimum beiverschiedenenEntscheidungsmöglichkeiten. Inunserem Beispiel ist das eindeutigeOptimum offensichtlich. Häufig abererkennen wir dominante Strategiennicht.

Das hat vor allem drei Gründe:

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Die Situation ist so kompliziert,dass wir sie nicht durchschauen.Wir kennen die einfachsten Regelnder Statistik nicht.Wir scheitern an derUnvollkommenheit unsererDenkgewohnheiten.

Interessanterweise finden wir diesesOptimum häufig nicht durch unsereIntuition.

Was sagt Ihnen Ihre Intuition zumBeispiel in folgender Situation:

Sie haben eine Short-Position im Bundbei 118,07 aufgebaut. Ihr Kursziel ist

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117,98. Der Markt erreicht die 117,99,sodass Ihr Eindeckungslimit leidernicht zur Ausführung kommt. Siewarten einige Minuten und überlegen,ob Sie Ihr Limit ändern sollen. In dieserZeit ist der Markt auf 118,04zurückgelaufen. Ihr Stop istmittlerweile bei 118,08.

Sie haben nun die Wahl, zum aktuellenKurs bei 118,04 den Trade mit dreiTicks Profit zu beenden oder aber IhrLimit bei 117,98 unverändert gegen denStop bei 118,08 arbeiten zu lassen. Sieschätzen die Wahrscheinlichkeiten,dass der Markt Ihr Kursziel bei 117,98

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erreicht, als genauso groß ein wie dieWahrscheinlichkeit, dass Sie mit einemTick Verlust bei 118,08 ausgestopptwerden.

Intuitiv würden wir dazu neigen,unseren Gewinn mitzunehmen. Dasrationale Optimum liegt aber darin, umden Gewinn zu pokern, denn derErwartungswert dieser Strategie isthöher als der sichere Gewinn von dreiTicks. Wir sehen also, dass wir nichtimmer intuitiv dominante Strategienerkennen. Das liegt daran, dass unsereIntuition zwar rationalenEntscheidungsmustern und Zielen

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folgt, diese aber nicht unbedingtrational im Sinne einesgewinnmaximierenden Handelns sind.

Trading-Taktik 1: Pokereum deine Gewinne

Ein Trader will eine Gewinnpositionnicht mehr in den Verlust laufen lassenund stellt deshalb lieber glatt, als dasser um den Gewinn pokert. Obwohl ersich in einem gewissen Sinne rationalverhält, indem er konsequent seinRisiko reduziert, schafft er es dochnicht, seinen Gewinn zu maximieren.

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Richtig würde der Trader sich nur dannverhalten, wenn er um seinen Gewinnpokert. Denn der Erwartungswert desPokerspiels ist größer als der Gewinn,den er einstreichen würde, wenn ersofort glattstellt.

Rechnen wir kurz nach. Pokert derTrader um seinen Gewinn, dann kanner mit einer Wahrscheinlichkeit von 50Prozent sechs Ticks mehr verdienen –oder vier Ticks weniger realisieren,ebenfalls mit einer Wahrscheinlichkeitvon 50 Prozent. Der Erwartungswertdieses „Spiels“ liegt bei 6 x 0,5+ (– 4) x0,5 = 1 Tick und ist somit positiv.

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Solange wir einen positivenErwartungswert haben, lohnt es sich,die Wette einzugehen.

Anders formuliert: Der Trader kannsicher drei Ticks Gewinn realisierenoder pokern und im positiven Fall neunTicks gewinnen, im negativen Falleinen Tick verlieren. DerErwartungswert für den Fall, dass erpokert, liegt bei 0,5 x 9 + 0,5 x (– 1) = 4Ticks und ist somit größer als die dreiTicks Gewinn, wenn er nicht mehrpokert. Ein Daytrader, der immerwieder vor solch einer Situation steht,kann erwarten, dass er im Durchschnitt

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mehr verdient, wenn er pokert.

Die Möglichkeit, einen Gewinn-Tradenoch im Verlust zu beenden,beunruhigt viele Trader und verleitetsie zu falschen Entscheidungen.Dadurch handeln sie suboptimal!

Was aber, wenn wir argumentieren,dass wir nicht Gewinne maximieren,sondern unser Risiko reduzierenwollen? Hätten wir in diesem Fall nichtanders entscheiden müssen?

Gewinn maximieren und Risikoreduzieren sind zwei sich gegenseitigausschließende Strategien.

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Gewinn maximieren bedeutet, demTrade Raum zu geben, sich zuentfalten, und möglicherweise dieKontraktzahl zu erhöhen, währendRisikoreduzierung stets mit einerVerringerung der Kontraktzahl bis hinzur Glattstellung des Trades odereinem engeren Stop einhergeht.

Während das Risiko bei direkterGlattstellung des Trades auf null sinkt,bleibt es bei vier Ticks, wenn der Stopunverändert auf der 118,08 platziertwird und wir unsere Equity zu jedemZeitpunkt market to market bewerten.Market to market bedeutet, dass wir zu

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jedem Zeitpunkt (quasi jede Sekunde)auch unrealisierte Gewinne oderVerluste zu unserem Trading-Kapitalhinzuzählen oder im Falle des Verlustsabziehen.

Trading-Taktik 2: Reduzieredein Risiko nur im Verlust

Ohne jeden Zweifel dominiert unterder Zielsetzung Risikominimierung dieEntscheidungsalternative, den Tradedirekt glattzustellen, statt dem Risikoausgeliefert zu sein, dass die Gewinnewieder kleiner werden. Ist es deshalb

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aber die richtige Entscheidung, denTrade unmittelbar zu schließen, um dasRisiko zu reduzieren?

Nein! Da sich die Strategien „Risikoreduzieren“ und „Gewinn maximieren“gegenseitig ausschließen, müssen wirentscheiden, wann wir welcherStrategie den Vorrang geben sollten.Betrachten wir dazu die dreiverschiedenen Möglichkeiten, die wirwährend eines Trades unterscheiden.

Der Trade ist entweder break-even, imVerlust oder im Gewinn. Würden wirbei einem Gewinn-Trade dieZielsetzung verfolgen, das Risiko zu

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reduzieren, müssten wir im Extremfalljeden Gewinn unmittelbar realisieren,was offenkundig keinen Sinn macht.Das bedeutet im Umkehrschluss, dass,sobald wir mit unserem Trade imGewinn sind, unsere MaximeGewinnmaximierung lautet.

Im Verlustfall sieht dies anders aus. DerMarkt zeigt uns, dass unsere Wettederzeit schlecht für uns läuft. Würdenwir zu diesem Zeitpunkt den Gewinnmaximieren wollen, müssten wir imExtremfall weitere Kontrakte kaufen,da dies unseren Break-even-Punktnäher an den aktuellen Marktpreis

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bringt.

Damit würden wir aber unserePosition, die sowieso gegen uns läuft,vergrößern. Unsere durchschnittlichenVerluste würden auf diese Weisetendenziell steigen. Eine Strategie, dieoffensichtlich nicht richtig ist. Deshalbscheidet im Verlustfall die ZielsetzungGewinnmaximierung aus.

Stattdessen muss sich der Trader aufRisikominimierung konzentrieren. ImExtremfall bedeutet das, den Tradeunmittelbar glattzustellen. Da wir abereinen kleinen Verlust nicht alssignifikant betrachten, werden wir

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nicht sofort bei jedem Verlust unserePosition glattstellen. Es ist aberdurchaus angebracht, im Verlustfallden Trade allmählich auszuskalierenund somit das Risiko zu reduzieren.

Wir sehen also, dass die StrategieRisikoreduzierung eine adäquateZielsetzung im Verlustfall ist. Sobaldwir uns aber in einem Gewinnszenariobefinden, muss die MaximeGewinnmaximierung heißen.

Trading-Taktik 3: Versuchenicht, den Gewinn eines

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Trades, sondern die Summealler Gewinn-Trades zumaximieren

Da wir nicht nur ein einziges Maltraden, sondern als Daytrader einenahezu unendliche Folge vonTransaktionen durchführen, darfunsere Zielsetzung auch nicht auf derGewinnmaximierung des einzelnenTrades liegen, sondern wir müssenversuchen, unseren durchschnittlichenGewinn zu maximieren. Diese Ziele, sonahe sie auch beieinander liegen,implizieren unterschiedlicheVerhaltensweisen.

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Ein Verhalten, das in einem speziellenFall den Gewinn maximiert, kann dazuführen, dass der Output der Summealler Gewinn-Trades nicht maximiertwird.

Dazu ein Beispiel: Stellen Sie sich vor,ein Trader stellt den Trade immer anseinem Kursziel mit einem Limit glatt.Vergleichen wir dies mit demVerhalten, einen aggressivenGewinnsicherungs-Stop zum Beispielnur drei Ticks vom Markt entfernt zuplatzieren. Wahrscheinlich wird derTrader mit diesem Verhalten in 80Prozent der Fälle weniger Gewinn

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machen, da er drei Ticks wenigerverdient.

Gelingt es ihm aber, in denverbleibenden 20 Prozent der Fälle 15Ticks mehr zu verdienen, hat dieseExit-Strategie einen höherenGewinnerwartungswert als dieStrategie, die Gewinne mit einem Limitzu begrenzen.

Intuitiv wird ein Trader selten auf dieseMöglichkeit kommen, da er in acht vonzehn Fällen schlechter abschneidet,also insgesamt 21 Ticks wenigerverdient. Die zwei Fälle, in denen erbesser abschneidet, kompensieren aber

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die acht negativen Fälle. Sie führen zueinem größeren durchschnittlichenGewinn, weil der um 30 Punkte höhereGewinn die Mindereinnahmen aus denacht anderen Fällen mehr als nurausgleicht. Durchschnittlich verdientder Trader also 0,9 Ticks mehr proTrade.

Ist ein durchschnittlicher Gewinn vonnur 0,9 Ticks es wert, achtmalenttäuscht zu werden?

Die meisten Trader stehen dieseFrustration nicht durch. Unterstellenwir ihnen Ziele wie emotionale Ruhe,definiert als „Bitte, Markt, frustriere

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mich nicht!“, handeln sie sogar rationalim Sinne ihrer Ziele. Aber häufig sindgerade diese Maßnahmen, die demTrader ein besseres Gefühl gebensollen, weit davon entfernt, rationalund gewinnmaximierend zu sein!

Was wäre Ihnen das gute Gefühl, inacht von zehn Fällen besser mit IhremTrade abzuscheiden, wert? 5.000, 10.000oder 20.000 Euro? In unserem Beispielist dieses irrationale Verhalten füreinen Zehn-Lot-Trader noch teurer.

Für einen Daytrader, der zum Beispielim Durchschnitt mit zehn Bund-Kontrakten handelt und zwei Gewinn-

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Trades am Tag hat, bedeutet dierationale Verhaltensweise einenPerformance-Unterschied von 0,9 Tickspro Kontrakt – bei 250 Handelstagen45.000 Euro. Sie sind nur ein Lot-Trader? Nicht schlimm, Sie verdienenso immer noch 4.500 Euro mehr imJahr.

Diese Beispiele sollen Ihnen zeigen,dass wir uns häufig deshalb am Marktfalsch verhalten, weil wir eine optimaleEntscheidungsalternative gar nichtkennen beziehungsweise wegenintuitiver Verhaltensmuster falscheZielsetzungen benutzen. Für einen

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Trader ist es sehr schwer, zwischenden sich gegenseitig ausschließendenKriterien Gewinnmaximierung undRisikoreduzierung in jeder Situation dierichtige Entscheidung zu treffen.

Bedenken Sie bitte, dass wir hierkeinen portfoliotheoretischen Ansatz àla Markowitz verfolgen, in dem eineKombination dieser Ziele wegenDiversifizierung möglich ist. Ein Traderkann in einem Trade nichtdiversifizieren, sodass er sich in jedemStadium des Trades zwischenGewinnmaximierung undRisikoreduzierung entscheiden muss.

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Trading-Taktik 4: Verwendegemischte Strategien

Kommen wir zu einem anderenProblem. Wie verhalten wir unsoptimal bei jedem Trade?

Nachdem wir einen Trade eingegangensind, können wir mit jederKursveränderung, quasi also mit jedemTick, zwischen vier Entscheidungenwählen: Halten, Glattstellen,Reduzieren, Pyramidisieren. Ein Tradebesteht somit aus einer Kette vonEntscheidungen.

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Die Entscheidungen lassen sich unterzwei Zielkategorien zusammenfassen:entweder den Gewinn zu maximierenoder aber das Risiko zu minimieren.Dabei ist es zu einem bestimmtenZeitpunkt immer nur möglich, einemdieser Ziele zu folgen, da sie sichgegenseitig ausschließen.

Wenn Sie Ihr Risiko reduzieren wollen,müssen Sie entweder diePositionsgröße reduzieren oder sogarauf null absenken (sprich aussteigen)oder aber den Stop enger nachziehen.Je kleiner aber Ihre Position ist, destokleiner wird auch der Gewinn sein.

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Und je näher der Stop am Markt liegt,desto wahrscheinlicher ist es, dass Sieausgestoppt werden und der Tradesomit nicht sein gesamtesGewinnpotenzial entfalten kann.Deshalb können Sie, wie bereitserwähnt, nicht gleichzeitig der MaximeRisikominimierung undGewinnmaximierung folgen.

Ebenso müssen Sie, wenn Sie IhrenGewinn maximieren wollen, entwederdie Positionsgröße erhöhen oder aberdem Trade mehr Raum geben, sichweiter zu entwickeln (also einem Trendlänger folgen). Diese Regel verstößt

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aber gegen eine Zielsetzung, dieRisikoreduzierung als Leitlinie hat.

Welcher Regel sollen wir nun alsTrader folgen?

Auf dem abgebildeten Ereignisstrahlsehen Sie die verschiedenen optimalenVerhaltensmaximen eines Traders:

Im Verlustfall gilt es immer, das Risiko

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zu reduzieren. In der Spanne, in der derTrade zwar im Gewinn ist, aber dasursprüngliche Risiko noch nichtverdient hat, muss man ihm eineChance geben, sich zu entfalten, sodassweiterhin das alleinige ZielGewinnmaximierung ist. Wurde dasInitial-Risiko verdient, so bleibt das ZielGewinnmaximierung, aber die Positionsollte nicht mehr Geld verlieren, als wirzu Beginn des Trades bereit waren zuverlieren. Somit geht der Stop hier aufbreak-even. Zuletzt müssen wir beiErreichen des Kursziels sicherstellen,dass wir nicht den Gewinn eineseinzelnen Trades maximieren, sondern

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die Summe aller Gewinn-Trades.

Die Haupterkenntnis besteht darin,dass ein Optimum häufig nicht durcheine, sondern durch das Mischen vonZielsetzungen und damit Strategienerreicht wird. Diese gemischtenStrategien sind häufig erfolgreicher alslogisch reine Strategien.

Eine reine Strategie ist zum Beispiel dieFolge aller Einzelentscheidungen alleinnach dem GesichtspunktGewinnmaximierung des einzelnenTrades. Eine andere reine Strategie istRisikominimierung.

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Eine gemischte Strategie könnte nun soaussehen, dass wir unsereEntscheidung zunächst unter denGesichtspunkt der Risikominimierungstellen, dann aber in der nächstenEntscheidungsrunde unsere Taktikändern. Wenn der Trade bereits in denGewinn gelaufen ist, stellen wir dieGewinnmaximierung in derVordergrund, und später nicht dieGewinnmaximierung des einzelnenTrades, sondern der Summe allerTrades.

Trading-Taktik 5: Pokere

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immer, wenn derErwartungswert desPokerspiels positiv ist

Als Trader müssen Sie wissen, wie Siesich verhalten, wenn Ihre Kurszieleknapp verfehlt werden. Eine typischeSituation ist, dass ein profitabler Tradesich Ihrem Verkaufslimit oder Kurszielnähert. Nehmen wir zunächst einmalan, Sie hätten ein Limit im Markt, umeine DAX-Long-Position bei 4.380 zuverkaufen, und der Markt erreichteinen Kurs von 4.379,50. In diesemMoment werden Sie sicherlich nochhoffen, dass gleich auch Ihr

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Verkaufslimit abgeräumt wird. Wenigspäter müssen Sie aber realisieren, dassder Markt vier Punktezurückgekommen ist und Ihr Kauflimitum 0,5 Punkte verfehlt wurde.

Wie verhalten Sie sich nun? Sie habendie Wahl, weiter darauf zu setzen, dassder Markt noch die 4.380 erreicht, Siekönnen aber auch sofort glattstellen.Da der Markt aktuell bei 4.376 vierPunkte unter dem Verkaufslimittendiert, müssen Sie nicht nurentscheiden, ob Sie weiterhin das Limitbeibehalten, sondern auch, wo Ihr Stopnun optimal platziert ist.

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Wie viel von dem Gewinn dürfen Siesich noch abnehmen lassen, wenn Siesich nicht umgehend für einen Verkaufentschließen? Sich umgehend für denVerkauf zu entschließen würde Ihneneinen sicheren Profit bescheren, auf IhrVerkaufslimit zu pokern, aber vierPunkte mehr Profit pro Kontrakt.Deshalb muss der Erwartungswert derVariante, auf einen höheren Gewinn zupokern, mindestens so groß sein wieder Gewinn bei sofortiger Glattstellungdes Trades.

Wie Sie bereits wissen, bilden wir denErwartungswert aus der

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Gewinnwahrscheinlichkeit,multipliziert mit dem Gewinn zuzüglichdem Produkt ausVerlustwahrscheinlichkeit und Verlust.Der Gewinn definiert sich in dieserSituation aus dem Mehrerlös derPokerstrategie, während der Verlust dieGröße der Mindereinnahme in demSzenario, in dem wir ausgestopptwerden, beziffert.

Leider hängt die Wahrscheinlichkeit,ausgestoppt zu werden, stark davon ab,wie weit unser Stop vom Marktentfernt ist. Je näher der Stop ist, destowahrscheinlicher werden wir

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ausgestoppt. Das Gleiche gilt für unserKursziel. Je näher der Markt amKursziel gehandelt wird, destowahrscheinlicher wird dasVerkaufslimit erreicht. Gehen wirerneut davon aus, dass der Markt sichzufällig bewegt, so könnten wirerwarten, dass, wenn unser Kurszielvier Punkte entfernt ist und wirunseren Stop ebenfalls vier Punktevom aktuellen Kurs platzieren, dieWahrscheinlichkeit für das Erreichendes Kursziels, ohne vorher ausgestopptzu werden, ebenso 50 Prozent beträgt,wie die Wahrscheinlichkeit, vorherausgestoppt zu werden.

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Würden wir die Wahrscheinlichkeitschlechter als 50 Prozent einschätzen,dass unser Kursziel erreicht wird,halten wir das Szenario fürunwahrscheinlich (schlechter als wir eszufällig erwarten können), wäre essicher die beste Alternative, diePosition sofort zum aktuellen Kursglattzustellen. Die Wahrscheinlichkeitvon 50 Prozent bezeichnet somit eineminimale Erwartung, die wir habenmüssen, um überhaupt auf unserKursziel zu pokern. In diesem Fall (50Prozent) darf aber unser Stop nichtweiter vom aktuellen Marktpreisentfernt sein als unser Kursziel. Denn

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sonst hätte die Pokerstrategie einenschlechteren Erwartungswert als dieVariante, sofort die Gewinnemitzunehmen.

Haben wir unser Kursziel verpasst undmüssen uns nun zwischenGewinnmitnahme oder Pokern auf dasKursziel entscheiden, muss unser Stopmindestens so nahe an den aktuellenPreis nachgezogen werden, dass dieEntfernung zwischen aktuellem Preisund Kursziel genauso groß ist wie dieDifferenz aktueller Preis / Stop. Diesgilt aber nur für den Fall, dass wir esfür gleich wahrscheinlich erachten,

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welchen Punkt der Markt zuersterreicht.

Gehen wir davon aus, dass eswahrscheinlicher ist, dass unserKursziel noch erreicht wird (zumBeispiel weil der Markt sich in einemTrend befindet), können wir den Stopsogar noch etwas weiter entferntlassen.

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Doch Vorsicht: Unsere Schätzung,warum wir es für wahrscheinlicher,wenngleich auch nicht für sicherhalten, dass der Markt in die von unsfavorisierte Richtung weiter läuft, darfnicht einfach auf Wunschdenkenberuhen. Es ist wichtig, dass Siewirklich einen Grund haben zuerwarten, dass dieWahrscheinlichkeiten für dasvorzeitige Erreichen des Kurszielsgrößer sind als dafür, dass zuerst derStop erreicht wird.

Wenn Sie die Logik hinter den obigenÜberlegungen verstanden haben, dann

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können wir daraus nun eine taktischeHandlungsanleitung entwickeln. Dazumüssen wir den Trade und unserEntscheidungsmuster wieder in einenmehrstufigen Prozess zerlegen.

Bei der Entwicklung des Trades habenwir ein Kursziel definiert. Diesesbenötigten wir, um zu erkennen, ob essich bei dem Trade um eine sinnvolleWette handelt. Erreicht der Markt nundieses Kursziel, haben wir dieMöglichkeit, den Gewinn zu realisierenoder um einen größeren Gewinn zupokern. Wie Sie bereits aus denvorherigen Kapiteln wissen, ziehe ich

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es vor, um den Gewinn zu pokern.Allerdings muss der Erwartungswertdes Pokerspiels um den Gewinn größersein als der Gewinn, den ich beidirekter Glattstellung am Kurszielrealisiere.

Wie groß der Erwartungswert ist,hängt wiederum von derWahrscheinlichkeit ab, einen weiterenKursgewinn von xy Punkten zuerreichen.

Auf der linken Seite der Tabelle habenwir die Wahrscheinlichkeiten für einenzusätzlichen Gewinn über das Kurszielhinaus aufgeführt, in der oberen Reihe

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verschiedene Kursgewinne.

Diese Matrix gibt für jede KombinationKursgewinn mit entsprechenderWahrscheinlichkeit die Entfernung desStop-Punkts an, an dem derErwartungswert der Pokerstrategiegleich groß ist wie die sofortigeRealisierung des Gewinns.

Erwarten wir zum Beispiel nur miteiner zehnprozentigenWahrscheinlichkeit, dass der Marktnoch fünf Punkte weiterläuft, müsstenwir unseren Stop 0,5 Punkte unter demKursziel platzieren. In diesem Fall wärees wohl praktischer, den Trade direkt

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am Kursziel glattzustellen.

Die Tabelle zeigt aber auch, dass derStop fünf Punkte entfernt sein darf,wenn wir nur zu 25 Prozent erwarten,dass der Markt noch weitere 15 Punktein unsere Richtung läuft. Legen wiralso unseren Stop vier Punkte entfernt,haben wir bereits eine dominanteStrategie, die auf Dauer zu einemhöheren Ergebnis führt als die direkteGlattstellung.

Nun zur Taktik: Pokern Sie immerdann, wenn der Erwartungswert derPokerstrategie größer ist als dieunmittelbare Glattstellung.

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Gehen wir bei Erreichen des Kurszielsdavon aus, dass die Wahrscheinlichkeitfür einen weiteren Fünf-Punkte-Anstieg 50 Prozent beträgt, können wirden Stop auf fünf Punkte unseresKursziels ziehen. Läuft der Markttatsächlich weitere fünf Punkte inunsere Richtung, müssen wir imnächsten Schritt erneut überlegen. Wirgehen davon aus, dass ein weitererAnstieg von zehn Punkten nur eineWahrscheinlichkeit von 25 Prozent hat,sodass der Stop drei Punkte unter denaktuellen Marktpreis gelegt wird.

Sollten wir immer noch nicht

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ausgestoppt sein, gehen wir für dennächsten Anstieg nur noch von einerWahrscheinlichkeit von zehn Prozentaus, sodass der Stop einen Punkt unterdem Markt-Level liegt. Wir ziehen alsolangsam, aber sicher die Schlinge zu,ohne uns jedoch aller Chancen zuberauben. Bitte beachten Sie, dass diesnatürlich nur ein Beispiel ist.

Ihre Trading-Erfahrung spielt hier einesehr wichtige Rolle, da sie Ihnen hilft,die richtigen Wahrscheinlichkeiten füreinen weiteren Move in Ihre Richtungzu finden. Beachten Sie bitte, dass wirimmer nur Wahrscheinlichkeiten von

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weniger oder maximal 50 Prozent fürdie von uns favorisierte Richtungangenommen haben. Selbst dann lohntes sich zu pokern.

Ich halte es für taktisch unklug, beimPokern darauf zu setzen, dass derMarkt für einen läuft. Deshalb ist diehöchste Wahrscheinlichkeit für einpositives Szenario maximal 50 Prozent,was einer zufälligen Bewegungentspricht.

Diese Taktik legt auch nicht nahe, dasswir den Markt voraussagen können,weil wir anfänglich von einemzufälligen Ergebnis ausgehen und dann

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langsam immer geringereWahrscheinlichkeiten annehmen, umdie Schlinge enger zu ziehen.

Wenn unser Kursziel erreicht wird,sollten wir mit dem Stop aggressiverwerden. Diese Regel kennen wirbereits. Wie aggressiv, zeigt uns dieTabelle.

Trading-Taktik 6: Da wir alsTrader immer ein Risikoeingehen müssen, sollten wires eingehen, so früh es geht

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Eine weitere wichtige taktische Regelist, dass wir Risiken immer zumfrühestmöglichen Zeitpunkt eingehensollten. Je weiter wir den Zeitpunkthinausschieben, desto schwieriger wirdes für uns, wenn sich das Risiko gegenunsere Erwartungen realisieren sollte.

Dazu ein Beispiel: Als Daytrader wollenwir am Ende des Tags immer flat sein.Unsere Positionsgröße schwanktzwischen 0,5 und 1,5 Prozent unsererEquity. Wann sollten wir das höchsteRisiko eingehen?

Wir sollen das größte Risiko immermorgens eingehen. Denn wenn wir

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verlieren, haben wir noch den ganzenTag Zeit, die Verluste aufzuholen.

Ein anderes Beispiel. Der Markt tradetin einer Range. Ihre Trading-Strategielegt einen Kauf nahe. Sie haben nundie Möglichkeit, entweder bei einemAusbruch nach oben aus der Range zukaufen oder aber in der Range. Da dieKurse sich nicht deterministischbewegen, also der Kurs x + 1 nicht vonseinem vorherigen Kurs abhängt,bringt der Ausbruch keine zusätzlicheInformation. Deshalb sollten wir dieEntscheidung für den Kauf bereits vordem Ausbruch fällen und durchführen.

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Nur wenn der Ausbruch tatsächlicheine zusätzliche Information bringt, diedie Ungewissheit über den Ausgangdes Trades vermindert, lohnt es sich zuwarten.

Viele Trader warten aber gerne, weil sieglauben, dass der Ausgang einesTrades umso sicherer ist, je mehrInformationen sie haben. DieserEinstellung liegt die Annahmezugrunde, dass das Ergebnis einesTrades bestimmbar sei.

Meiner Einschätzung nach ist dasErgebnis aber zufällig, sodass einZögern oder Warten auf den Ausbruch

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keine zusätzliche Information mit sichbringt. Deshalb funktionieren diemeisten Ausbruchsstrategien imDaytrading nicht!

Nur wenn sich den Exit-Regeln zufolgedurch den Ausbruch ein neuer Stop-Punkt ergibt, der insgesamt zu einemgeringeren Risiko führt, lohnt es sich,auf den Ausbruch zu warten.

Trading-Taktik 7:Sorgfältige Planung bringtVorteile in unsicheren

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Situationen

Wir können die Zukunft nichtvoraussehen, aber wir können unsoptimal auf bestimmte Trading-Situationen vorbereiten. Viele Tradermeiden die Eröffnung, weil hier derMarkt häufig hektisch erscheint.Tatsache ist aber, dass der Tradergerade zu diesem Zeitpunkt dieMöglichkeit hat, sich auf einen Tradesorgfältig vorzubereiten. Gleiches giltfür Wirtschaftsdaten.

Trading-Taktik 8: Wer im

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Vorteil ist, darf diesen nichtwieder hergeben

Auf das Trading übertragen bedeutetdies, dass sowohl im einzelnen Tradeals auch bei Betrachtung desTagesgewinns oder Periodengewinnsein einmal erzielter Vorteil nicht wiederabgegeben werden darf. Sobald alsoGewinne einen bestimmtenSchwellenwert, eine gewisseSignifikanz erreicht haben, dürfen sienicht vollständig wieder abgegebenwerden.

Diese Regel hat nichts mit dem Markt

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zu tun. Sie ist eine taktischeÜberlegung, die dazu beiträgt, dass dieEquity-Kurve nicht so erratischverläuft und der Trader somit nichtemotional destabilisiert werden kann.

Trading-Taktik 9: Stelledeine Gewinne niemalsgestaffelt glatt

Trader beruhigen sich gerne, indem sieschon mal einen Teil ihrer Gewinnerealisieren. Dafür verkaufen sie zumBeispiel ein Drittel oder die Hälfte ihrerGesamtposition. So sehr dieses

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Verhalten zum psychischenWohlbefinden des Traders beiträgt, istes dennoch wenig empfehlenswert.

Erst einmal machen Sie mit einem TeilIhrer Position immer einen Fehler –entweder mit dem zu frühglattgestellten oder dem anderen. Siekönnen also sicher sein, immer einenTrading-Fehler zu machen. DiesesVerhalten trägt aber auch dazu bei,dass Ihre durchschnittlichen Gewinnekleiner sind, als sie sein könnten, unddamit Ihre Performance schlechter ist.

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Trading-Taktik 10: LegTrading-Pausen ein

Heutzutage lege ich freiwillig Trading-Pausen ein, wenn es am Markt nicht soläuft, wie ich es mir vorgestellt habe.Meine Erfahrung zeigt mir, dass essinnvoll ist, ab und zu innezuhaltenund nachzudenken. FreiwilligeTrading-Pausen sind Teil meinerStrategie geworden. In dieser Zeitsammle ich Kraft und reorganisieremich. Ich bringe sozusagen meineTruppen für den nächsten Angriff inStellung. Es ist eben nicht sinnvoll,immer nur anzugreifen und kopfüber

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loszustürmen. Ein geordneter Rückzugeröffnet Möglichkeiten für einenneuen, gezielteren Angriff.

Ich lege aber Trading-Pausen nicht nurnach einer Reihe von Verlusten ein,sondern auch, wenn mein Tradingbesonders gut gelaufen ist und ichmerke, dass ich kurz davor bin zuüberpowern – nicht nur körperlich,sondern auch in Sachen Trading-Frequenz und -Größe. Dieses freiwilligeZurücknehmen schafft mir einenÜberblick, der mich stark macht.

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Fußnoten

Kapitel 7

1) Die Wahrscheinlichkeit, sechs Richtigeim Lotto zu haben, beträgt ca. 0,000007Prozent.

Kapitel 8

1) Beachten Sie: Es gibt auf demPerformance-Würfel keine Präferenz(höhere Wahrscheinlichkeit) für positive

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oder negative Performance-Punkte.