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18 Handwerk 19 Handwerk Wettbewerb der Junghandwerker Metropolregion. Im Herbst wird wieder der Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks durchge- führt. Teilnehmen können Jung- handwerker, die ihre Gesellen- be- ziehungsweise Abschlussprüfung im Winter 2012/2013 oder später ab- gelegt haben und zum Zeitpunkt der Prüfung noch keine 25 Jahre alt sind. Die Sieger auf Kammerebene, die auch auf Landesebene erfolgreich sind, können sich auf ein Stipendium der Stiftung für Begabtenförderung bewerben. Parallel wird auch der Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten“ durchgeführt. Anmeldungen müs- sen bis spätestens 31. August bei der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald eingegan- gen sein. Weitere Infos bei Alexan- der Dirks, Tel. 0621/18 00 21 38. Ministerium fördert Beratungen Metropolregion. Das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden- Württemberg fördert die Beratung kleinerer und mittlerer Handwerks- unternehmen durch die Handwerks- kammer Mannheim Rhein-Neckar- Odenwald mit Zuschüssen in Höhe von insgesamt rund 37 000 Euro. „Damit können im Jahr 2013 rund 700 Beratungstage für die Hand- werksbetriebe im Kammerbezirk ge- leistet werden“, betonte Finanz- und Wirtschaftsminister Dr. Nils Schmid. Das Förderprogramm richtet sich an Betriebe mit bis zu 250 Beschäftig- ten und bietet die Möglichkeit einer kostenlosen Kurzberatung durch die Kammer. 10 000 Lizenzen zum Parken Metropolregion. Der 2008 einge- führte Handwerkerparkausweis der Metropolregion Rhein-Neckar wur- de inzwischen 10 000 Mal von den 90 Straßenverkehrsbehörden der Region ausgegeben. Einmal bean- tragt, gilt der Handwerkerparkaus- weis ab Ausstellungsdatum ein Jahr lang in allen 290 Städten und Ge- meinden der Metropolregion sowie der Technologieregion Karlsruhe. Die Jahresgebühr beträgt 150 Euro. Auskunft zum regionalen Hand- werkerparkausweis geben die zu- ständigen Straßenverkehrsbehörden und die Metropolregion Rhein- Neckar GmbH, Fabian Ewert, Tel. 0621/129 87 35. econo 3/2013 5. Juli 2013 Traf in Landau auf acht Pfälzerinnen, die sich als Chefinnen in der Männer- domäne Handwerk behaupten: Ministerin Evelyn Lemke (r.). Ergebnis der besonderen Gruppendynamik: der fern- gesteuerte Bühnenwagen. Bilder: ip econo 3/2013 5. Juli 2013 Die Mutmacherinnen Unter dem Motto „Nachfolge ist weiblich!“ haben sich acht Pfälzerinnen zu einer Erfahrungsgruppe zusammengeschlossen. Landau. Am 15. November 2012 fiel der Startschuss. Was sich danach entwickelte, war das Produkt aus passender Chemie, Eigendynamik und ganz viel Frauenpower. Acht Chefinnen, die einen Handwerks- betrieb übernommen haben, trafen sich im Rahmen des Projekts SHE! Rheinland-Pfalz erstmals zum mo- derierten Erfahrungsaustausch in der Handwerkskammer der Pfalz. „Ich bin in Sachen Netzwerk- erfahrung alles andere als unbe- leckt. Aber unsere Gruppe hat eine ganz andere Güte als andere Netz- werktreffen“, betonte Heike Eberle, Chefin bei Eberle Bau in Landau und zugleich Gastgeberin, als sich die Projektgruppe Ende Mai Wirt- schaftsministerin Eveline Lemke und der Öffentlich- keit präsentierte. Alle Mitglieder der Grup- pe gehören der Minderheit von nur 12 bis 25 Prozent weib- licher Unternehmensnachfolgerin- nen an. Sie alle haben den elter- lichen Handwerksbetrieb entweder gerade übernommen oder sind auf dem besten Weg dahin. Sie leiten die Firmen Eberle Bau in Landau, Backparadies Kissel in Reichen- bach-Steegen, Bodenseh Elektro- Sanitär-Heizung in Hochstadt, Metzgerei und Party-Service Gerhard Gries in Waldmohr, Ma- Auch Petra Kunz, Chefin beim Backparadies Kissel, sieht der Über- nahme des elterlichen Betriebs ge- lassen entgegen: „Wer in einem Fa- milienbetrieb groß wird, bekommt als Kind ohnehin schon vieles mit.“ Ihr Weg war keineswegs vorge- zeichnet: „Das Bäckersterben geht um, täglich macht eine Bäckerei zu“, weiß Kunz. Vor diesem Hinter- grund habe sie keiner zur Übernah- me gedrängt. Doch zum Glück ist Petra Kunz eben eine Frau: „Die so- ziale Intelligenz liegt Frauen mehr, das ist ein Vorteil.“ Den die gelernte Hotelfachfrau für den Familienbe- trieb zu nutzen wusste: „Unser Ste- ckenpferd ist der Online-Versand. Diese Nische gilt es auszubauen.“ „Oben an der Spitze ist man alleine“ „In unserer Gruppe kann man über alles reden. Es ist ein echtes Mitei- nander und hat mir wirklich sehr viel weitergeholfen“, ergänzt Katz. Die temperamentvolle Schreiner- meisterin Katz hat nämlich seit der Übernahme des väterlichen Betriebs 2011 gelernt: Das Sprichtwort „oben an der Spitze ist man alleine“ stimmt – „das ist tatsächlich so“. Projektleiterin Silke Eichten von der Handwerkskammer Rheinhes- sen plant bereits die nächste Runde. Die bestehende ist indes in ein For- schungsprojekt des Fröhler-Instituts für Handwerkswissenschaften ein- gestiegen. Aktuell widmet sich das Projekt der „Akzeptanz des Nach- folgers in Handwerksbetrieben bei Betriebsübergaben“ – eine Frage- stellung, zu der die acht Unterneh- merinnen viel erzählen können. ip ter Bühnenwagen aus Holz in die Halle – bestückt mit leckeren Ar- beitsnachweisen aus Metzgerei, Ca- tering und Bäckerei. „Ich weiß nicht, ob ich das so mit acht Män- nern hinbekommen hätte“, stellte Eberle fest. „Wir haben unsere weibliche Stärke ausgespielt – und immer miteinander gesprochen.“ Aus diesen acht Frauen möchte Lemke am liebsten 8000 machen. „Wir brauchen die weiblichen Füh- rungskräfte“, betonte die Ministe- rin. „Das Potenzial von Frauen als Unternehmensnachfolgerinnen ist längst noch nicht ausgeschöpft.“ Wichtig sei, dass Netzwerkerinnen Vorbilder für andere Frauen seien, die über Selbstständigkeit oder Be- triebsübernahme nachdenken. „Da- für brauchen wir Menschen, die au- tenthisch sind, die ihre Geschichte erzählen können“ – so wie in Land- au. „Die Frauen sind Mutmacher und Vorbilder“, betonte Lemke, die auf einen „Schneeball-Effekt“ hofft. Dass Handwerk und Frauen her- vorragend zusammenpassen, davon sind alle acht Chefinnen überzeugt. „Ich bin mit Leib und Seele Schrei- ner und viel lieber in der Werkstatt als im Büro“, versichert Petra Katz, die in der in vierten Generation Schreinerei Katz führt – als erste Frau an der Spitze. „Ich liebe die He- rausforderung und gehe immer mit Emotionen an die Sache heran – das ist ein echter Vorteil von Frauen im Handwerk und kommt bei den Kun- den bestens an“. Keine Angst vor Technik ist die Devise von Fabienne Harter, die als Quereinsteigerin bei der Gross-Funk GmbH die Mitarbeiter um Rat fra- gen kann. „Entscheidend ist nur, dass die Kommunikation stimmt.“ lerbetrieb Schönhöfer in Neuhofen, Schreinerei Katz in Freinsheim, Fri- seursalon Brandt in Frankenthal und Gross-Funk Funkfernsteue- rungssysteme in Schopp – und ha- ben in den von Astrid Benkel mode- rierten Sitzungen viel von- und mit- einander gelernt. Selbstfindung, Be- triebsübernahme und Personalfüh- rung waren die großen Themen, die bei „Nachfolge ist weiblich“ im Fo- kus standen. „Gerade im Handwerk ist Führung schwierig“, weiß Ma- nagementberaterin Benkel. Ge- fragt seien Leute mit Nischen- wissen – die aber im Hand- werk nicht so viel verdienen. „Wie binde ich diese Mitarbei- ter, wenn ich es nicht übers Geld machen kann“, fragte Astrid Benkel „ihre“ Führungsfrauen. „Ich habe in dem Projekt schnell festge- stellt: Wir acht Hand- werksfrauen können zusammen un- heimlich viel bewegen.“ Als sichtba- res Zeichen dafür rollte bei dem Treffen mit Ministerin Lemke ein funkgesteuerter, edel gezimmer-

Die mutmacherinnen

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"Nachfolge ist weiblich" - 7 Frauen machen anderen Frauen Mut die Nachfolge anzutreten, erschienen in der Econo Rhein-Neckar, Ausgabe 03/13

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Page 1: Die mutmacherinnen

18 Handwerk 19Handwerk

Wettbewerb der Junghandwerker

Metropolregion. Im Herbst wirdwieder der Leistungswettbewerbdes Deutschen Handwerks durchge-führt. Teilnehmen können Jung-handwerker, die ihre Gesellen- be-ziehungsweise Abschlussprüfung imWinter 2012/2013 oder später ab-gelegt haben und zum Zeitpunkt derPrüfung noch keine 25 Jahre alt sind.Die Sieger auf Kammerebene, dieauch auf Landesebene erfolgreichsind, können sich auf ein Stipendiumder Stiftung für Begabtenförderungbewerben. Parallel wird auch derWettbewerb „Die gute Form imHandwerk – Handwerker gestalten“durchgeführt. Anmeldungen müs-sen bis spätestens 31. August bei derHandwerkskammer MannheimRhein-Neckar-Odenwald eingegan-gen sein. Weitere Infos bei Alexan-der Dirks, Tel. 0621/18 00 21 38.

Ministerium fördert Beratungen

Metropolregion. Das Ministeriumfür Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg fördert die Beratungkleinerer und mittlerer Handwerks-unternehmen durch die Handwerks-kammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald mit Zuschüssen in Höhevon insgesamt rund 37 000 Euro.„Damit können im Jahr 2013 rund700 Beratungstage für die Hand-werksbetriebe im Kammerbezirk ge-leistet werden“, betonte Finanz- undWirtschaftsminister Dr. Nils Schmid.Das Förderprogramm richtet sich anBetriebe mit bis zu 250 Beschäftig-ten und bietet die Möglichkeit einerkostenlosen Kurzberatung durch dieKammer.

10 000 Lizenzen zum Parken

Metropolregion. Der 2008 einge-führte Handwerkerparkausweis derMetropolregion Rhein-Neckar wur-de inzwischen 10 000 Mal von den90 Straßenverkehrsbehörden derRegion ausgegeben. Einmal bean-tragt, gilt der Handwerkerparkaus-weis ab Ausstellungsdatum ein Jahrlang in allen 290 Städten und Ge-meinden der Metropolregion sowieder Technologieregion Karlsruhe.Die Jahresgebühr beträgt 150 Euro.Auskunft zum regionalen Hand-werkerparkausweis geben die zu-ständigen Straßenverkehrsbehördenund die Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, Fabian Ewert,Tel. 0621/129 87 35.

econo 3/2013 • 5. Juli 2013

Traf in Landau auf acht Pfälzerinnen, die sich als Chefinnen in der Männer-

domäne Handwerk behaupten: Ministerin Evelyn Lemke (r.).

Ergebnis der besonderen

Gruppendynamik: der fern-

gesteuerte Bühnenwagen.

Bilder: ip

econo3/2013 • 5. Juli 2013

Die MutmacherinnenUnter dem Motto „Nachfolge ist weiblich!“ haben sich acht Pfälzerinnen

zu einer Erfahrungsgruppe zusammengeschlossen.

Landau. Am 15. November 2012fiel der Startschuss. Was sich danachentwickelte, war das Produkt auspassender Chemie, Eigendynamikund ganz viel Frauenpower. AchtChefinnen, die einen Handwerks-betrieb übernommen haben, trafensich im Rahmen des Projekts SHE!Rheinland-Pfalz erstmals zum mo-derierten Erfahrungsaustausch inder Handwerkskammer der Pfalz.

„Ich bin in Sachen Netzwerk-erfahrung alles andere als unbe-leckt. Aber unsere Gruppe hat eineganz andere Güte als andere Netz-werktreffen“, betonte Heike Eberle,Chefin bei Eberle Bau in Landauund zugleich Gastgeberin, als sichdie Projektgruppe Ende Mai Wirt-schaftsministerin EvelineLemke und der Öffentlich-keit präsentierte.

Alle Mitglieder der Grup-pe gehören der Minderheitvon nur 12 bis 25 Prozent weib-licher Unternehmensnachfolgerin-nen an. Sie alle haben den elter-lichen Handwerksbetrieb entwedergerade übernommen oder sind aufdem besten Weg dahin. Sie leitendie Firmen Eberle Bau in Landau,Backparadies Kissel in Reichen-bach-Steegen, Bodenseh Elektro-Sanitär-Heizung in Hochstadt,Metzgerei und Party-ServiceGerhard Gries in Waldmohr, Ma-

Auch Petra Kunz, Chefin beimBackparadies Kissel, sieht der Über-nahme des elterlichen Betriebs ge-lassen entgegen: „Wer in einem Fa-milienbetrieb groß wird, bekommtals Kind ohnehin schon vieles mit.“Ihr Weg war keineswegs vorge-zeichnet: „Das Bäckersterben gehtum, täglich macht eine Bäckereizu“, weiß Kunz. Vor diesem Hinter-grund habe sie keiner zur Übernah-me gedrängt. Doch zum Glück istPetra Kunz eben eine Frau: „Die so-ziale Intelligenz liegt Frauen mehr,das ist ein Vorteil.“ Den die gelernteHotelfachfrau für den Familienbe-trieb zu nutzen wusste: „Unser Ste-ckenpferd ist der Online-Versand.Diese Nische gilt es auszubauen.“

„Oben an der Spitzeist man alleine“

„In unserer Gruppe kann man überalles reden. Es ist ein echtes Mitei-nander und hat mir wirklich sehrviel weitergeholfen“, ergänzt Katz.Die temperamentvolle Schreiner-meisterin Katz hat nämlich seit derÜbernahme des väterlichen Betriebs2011 gelernt: Das Sprichtwort„oben an der Spitze ist man alleine“stimmt – „das ist tatsächlich so“.

Projektleiterin Silke Eichten vonder Handwerkskammer Rheinhes-sen plant bereits die nächste Runde.Die bestehende ist indes in ein For-schungsprojekt des Fröhler-Institutsfür Handwerkswissenschaften ein-gestiegen. Aktuell widmet sich dasProjekt der „Akzeptanz des Nach-folgers in Handwerksbetrieben beiBetriebsübergaben“ – eine Frage-stellung, zu der die acht Unterneh-merinnen viel erzählen können. ip

ter Bühnenwagen aus Holz in dieHalle – bestückt mit leckeren Ar-beitsnachweisen aus Metzgerei, Ca-tering und Bäckerei. „Ich weißnicht, ob ich das so mit acht Män-nern hinbekommen hätte“, stellteEberle fest. „Wir haben unsereweibliche Stärke ausgespielt – undimmer miteinander gesprochen.“

Aus diesen acht Frauen möchteLemke am liebsten 8000 machen.„Wir brauchen die weiblichen Füh-rungskräfte“, betonte die Ministe-rin. „Das Potenzial von Frauen alsUnternehmensnachfolgerinnen istlängst noch nicht ausgeschöpft.“Wichtig sei, dass NetzwerkerinnenVorbilder für andere Frauen seien,die über Selbstständigkeit oder Be-triebsübernahme nachdenken. „Da-für brauchen wir Menschen, die au-tenthisch sind, die ihre Geschichteerzählen können“ – so wie in Land-au. „Die Frauen sind Mutmacherund Vorbilder“, betonte Lemke, dieauf einen „Schneeball-Effekt“ hofft.

Dass Handwerk und Frauen her-vorragend zusammenpassen, davonsind alle acht Chefinnen überzeugt.„Ich bin mit Leib und Seele Schrei-ner und viel lieber in der Werkstattals im Büro“, versichert Petra Katz,die in der in vierten GenerationSchreinerei Katz führt – als ersteFrau an der Spitze. „Ich liebe die He-rausforderung und gehe immer mitEmotionen an die Sache heran – dasist ein echter Vorteil von Frauen imHandwerk und kommt bei den Kun-den bestens an“.

Keine Angst vor Technik ist dieDevise von Fabienne Harter, die alsQuereinsteigerin bei der Gross-FunkGmbH die Mitarbeiter um Rat fra-gen kann. „Entscheidend ist nur,dass die Kommunikation stimmt.“

lerbetrieb Schönhöfer in Neuhofen,Schreinerei Katz in Freinsheim, Fri-seursalon Brandt in Frankenthalund Gross-Funk Funkfernsteue-rungssysteme in Schopp – und ha-ben in den von Astrid Benkel mode-rierten Sitzungen viel von- und mit-einander gelernt. Selbstfindung, Be-triebsübernahme und Personalfüh-rung waren die großen Themen, diebei „Nachfolge ist weiblich“ im Fo-kus standen. „Gerade im Handwerkist Führung schwierig“, weiß Ma-

nagementberaterin Benkel. Ge-fragt seien Leute mit Nischen-

wissen – die aber im Hand-werk nicht so viel verdienen.

„Wie binde ich diese Mitarbei-ter, wenn ich es nicht übers Geld

machen kann“, fragteAstrid Benkel „ihre“Führungsfrauen.

„Ich habe in demProjekt schnell festge-

stellt: Wir acht Hand-werksfrauen können zusammen un-heimlich viel bewegen.“ Als sichtba-res Zeichen dafür rollte bei demTreffen mit Ministerin Lemke ein

funkgesteuerter, edel gezimmer-