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Marketing & Kommunikation 2/09 MARKETING 23 Die Methoden des Direktmar- ketings unterscheiden sich von den meisten anderen Marketing- Methoden. Die individuelle Art der Kommunikationsgestaltung und deren Erfolgsmessbarkeit sind entscheidende Vorteile bei der Optimierung. Die Messbar- keit erlaubt es, nach dem besten erreichbaren Resultat (Optimum) zu streben und die wichtigsten Kriterien auf diesem Wege zu er- kennen. Das Optimum zeigt sich pragmatisch am Verhältnis von Aufwand und Ertrag. An diesem Grundsatz hat sich auch im mo- dernen Direkt- und Dialogmarke- ting nichts geändert. Die Technologie eilt der Praxis voraus Technologische Fortschritte haben jedoch in den letzten Jahren dazu geführt, dass die einzelnen Er- folgsfaktoren und deren Zusam- menspiel exakter analysiert wer- den können. So bieten heutzutage insbesondere leistungsfähigere – und vor allem auch intuitivere – Softwaretools in den Bereichen Database Marketing, Kampagnen- Management, Data Mining und Geomarketing neue, ungeahnte Möglichkeiten. Zur umfassenden Optimierung von Direktmarke- ting-Aktivitäten (kanalspezi- fische, optimale Gestaltung von Werbeaktionsfrequenz, Anzahl und Art der einzusetzenden Ziel- gruppen) können beispielsweise dynamische Ansätze zuerst mo- delliert und anschliessend in der Praxis getestet werden. Als «State of the Art» kann dieses Vorgehen jedoch (noch) nicht bezeichnen werden. Heute sind statische, isolierte Optimierungen einzel- ner Werbeaktionen auf Basis von Durchschnitts- oder Grenzkosten durchaus immer noch üblich. Analyse-Know-how als Erfolgsfaktor Das Anforderungsprofil eines Di- rektmarketing-Verantwortlichen hat sich durch den Fortschritt der Informations- und Kommunikati- onstechnologien stark verändert. In den Bereichen Datenanalyse, Zielgruppen-, Kundenbeziehungs- und Werbeaktions-Optimierung ist zunehmend analytisches, wirt- schaftswissenschaftliches und auch mathematisch-statistisches Know-how erforderlich. Multi- variate Analyse-Methoden sind zum Entdecken, Überprüfen und Quantifizieren von Zusammen- hängen bei der Optimierung von Direktmarketing-Kampagnen von grossem Vorteil. Da dieses Wissen im Unternehmen selbst oft nicht zur Verfügung steht, werden häu- fig entsprechende externe Berater und Dienstleistungserbringer hin- zugezogen. Dies hat einerseits den Vorteil, dass diese in der Regel bei der Analyse zusätzlich auf exter- nes Wissen über Konsumenten (Consumer Insights) zugreifen können. Gleichzeitig können die zum Teil kostspieligen Investi- tionen bei der Beschaffung der erforderlichen Analyse-Tools um- gangen werden. Die im Outsour- cing-Verfahren erstellten Modelle zur Prognose des Kundenverhal- tens erlauben auf das Werbemittel abgestimmte Optimierungen. Prognostizieren heisst Optimieren Marketing-Entscheidungen be- dürfen einer gewissen Vorlaufzeit und sind immer zukunftsgerichtet. Deshalb kommt dem Prognose- verfahren zur Absicherung dieser Entscheidungen eine grosse Be- deutung zu. Um das Optimum bei einer geplanten Kampagne zu er- zielen sind mehrere, aufeinander abgestimmte, parallele und/oder nacheinander abfolgende Akti- onen gefragt. Zur Ertragsmaximie- rung müssen die Anzahl, Abfolge und Frequenz der Kundenkontakte optimal auf die einzelnen Kanäle abgestimmt sein. Das heisst, der Mix und das Timing entscheiden über den Erfolg. Der richtige Mix entscheidet Im Idealfall stehen zur Optimie- rung des Werbemittel-Mix für je- den (potenziellen) Kunden, jedes Kundensegment oder jede Ziel- gruppe kanalspezifische Kommu- nikationsdaten, Erreichbarkeiten sowie entsprechende Prognosen- werte zur Verfügung. Zur Bestim- mung des optimalen Verhältnisses von Aufwand und Ertrag müssen zusätzlich noch die werbemittel- spezifischen Fix- und (Auflage-) variabeln Kosten pro Kanal mit- einbezogen werden. Die optimale Werbeaktions- frequenz ist stark abhängig von der jeweiligen Branche bezie- hungsweise dem jeweiligen Un- ternehmen. Die Wirkung der spe- zifischen Einflussgrössen kann am einfachsten anhand einer Direktmarketing-Testserie unter- sucht werden. Modellgestützte Verfahren zielen darauf ab, auf Basis der Testergebnisse die opti- male Werbeaktions-Anzahl und – Frequenz für eine bestimmte Zeit- periode zu bestimmen. Fazit Der Schlüssel zum Erfolg liegt da- rin – für jeden Kanal – die Voll- ständigkeit, Qualität und Aktuali- tät der benötigten Daten sicherzu- stellen, sowie verlässliche Progno- se-Modelle zum Kundenverhalten zu erstellen. Tests und modellge- stützte Optimierungsverfahren geben Antwort darauf, wie oft der Dialog mit dem Kunden gesucht werden soll. Und schlussendlich entscheidet die praktische Um- setzbarkeit der jeweiligen Ergeb- nisse im Tagesgeschäft. n Direktmarketing: Puzzleteile zum Optimieren OPTIMIERUNG Wie betreibt man heute erfolgreiches Direktmarketing? Die zentrale Frage heisst wie gehabt: «Wen bewerbe ich wie, wann und wie oft?». Damit davon nicht nur die Floskel bleibt, sind Antworten zu aktuellen Optimierungsmethoden gefragt. Neue Technologien eröffnen hierzu ungeahnte Möglichkeiten. VON ROGER DOblER* * Roger Dobler, Team Leader Data Mining & Geo Marketing, dr.huldi.management.ch ag, St.Gallen Direktmarketing optimieren bedeu- tet: Aus vielen Puzzleteilen situativ die richtigen auszuwählen. Kanalspezifische Erreichbarkeit n Briefkasten ohne Werbestoppkleber bei Streuwürfen (unadressiert, teiladressiert) n Personen ohne Eintrag in der SDV-Robinsonliste bei adressierter Werbung n Personen ohne Stern-Eintrag im Telefonbuch bei telefonischem Outbound-Kontakt n Personen, bei welchen ein Double Opt-In oder Confirmed Opt-In vorhanden ist, bei der Kontaktaufnahme via E-Mail Kanalspezifische Kommunikations-Daten n Verfügbarkeit, Korrektheit und Aktualität der postalischen Anschrift, Anrede, Titel, Vor- und Nachnamen, Telefon und E-Mail Kanalspezifische Prognosen des Kundenverhaltens n Response-Wahrscheinlichkeit n Durchschnittlicher Auftragswert n Wiederkauf-Rate n Aktueller und zukünftiger Kundenwert Beispiel Neukundengewinnung: Wen bewerbe ich über welchen Kanal?

Direktmarketing: Puzzleteile zum Optimieren

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Wie betreibt man heute erfolgreiches Direktmarketing? Die zentrale Frage heisst wie gehabt: «Wen bewerbe ich wie, wann und wie oft?». Damit davon nicht nur die Floskel bleibt, sind Antworten zu aktuellen Optimierungsmethoden gefragt. Neue Technologien eröffnen hierzu ungeahnte Möglichkeiten.

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Page 1: Direktmarketing: Puzzleteile zum Optimieren

Marketing & Kommunikation 2/09 MARKETING 23

DieMethodendesDirektmar-ketings unterscheiden sich vondenmeistenanderenMarketing-Methoden. Die individuelle Artder Kommunikationsgestaltungund deren Erfolgsmessbarkeitsind entscheidende Vorteile beider Optimierung. Die Messbar-keiterlaubtes,nachdembestenerreichbarenResultat(Optimum)zu streben und die wichtigstenKriterienaufdiesemWegezuer-kennen.DasOptimumzeigtsichpragmatisch am Verhältnis vonAufwandundErtrag.AndiesemGrundsatzhatsichauch immo-dernenDirekt-undDialogmarke-tingnichtsgeändert.

Die Technologie eilt der Praxis vorausTechnologischeFortschrittehabenjedochindenletztenJahrendazugeführt, dass die einzelnen Er-folgsfaktoren und deren Zusam-menspielexakteranalysiertwer-denkönnen.Sobietenheutzutageinsbesondereleistungsfähigere–undvorallemauchintuitivere–Softwaretools in den BereichenDatabaseMarketing,Kampagnen-

Management, Data Mining undGeomarketing neue, ungeahnteMöglichkeiten.ZurumfassendenOptimierung von Direktmarke-ting-Aktivitäten (kanalspezi-fische, optimale Gestaltung vonWerbeaktionsfrequenz, AnzahlundArtdereinzusetzendenZiel-gruppen) können beispielsweisedynamische Ansätze zuerst mo-delliertundanschliessendinderPraxisgetestetwerden.Als«StateoftheArt»kanndiesesVorgehenjedoch (noch) nicht bezeichnenwerden. Heute sind statische,isolierte Optimierungen einzel-nerWerbeaktionenaufBasisvonDurchschnitts-oderGrenzkostendurchausimmernochüblich.

Analyse-Know-how als ErfolgsfaktorDasAnforderungsprofileinesDi-rektmarketing-VerantwortlichenhatsichdurchdenFortschrittderInformations-undKommunikati-onstechnologien stark verändert.In den Bereichen Datenanalyse,Zielgruppen-,Kundenbeziehungs-und Werbeaktions-Optimierungistzunehmendanalytisches,wirt-

schaftswissenschaftliches undauch mathematisch-statistischesKnow-how erforderlich. Multi-variate Analyse-Methoden sindzumEntdecken,ÜberprüfenundQuantifizieren von Zusammen-hängenbeiderOptimierungvonDirektmarketing-KampagnenvongrossemVorteil.DadiesesWissenimUnternehmenselbstoftnichtzurVerfügungsteht,werdenhäu-figentsprechendeexterneBeraterundDienstleistungserbringerhin-zugezogen.DieshateinerseitsdenVorteil,dassdieseinderRegelbeiderAnalysezusätzlichaufexter-nes Wissen über Konsumenten(Consumer Insights) zugreifenkönnen.Gleichzeitig könnendiezum Teil kostspieligen Investi-tionen bei der Beschaffung dererforderlichenAnalyse-Toolsum-gangenwerden.Die imOutsour-cing-VerfahrenerstelltenModellezurPrognosedesKundenverhal-tenserlaubenaufdasWerbemittelabgestimmteOptimierungen.

Prognostizieren heisst OptimierenMarketing-Entscheidungen be-dürfeneinergewissenVorlaufzeitundsindimmerzukunftsgerichtet.Deshalb kommt dem Prognose-verfahrenzurAbsicherungdieserEntscheidungen eine grosse Be-deutungzu.UmdasOptimumbeieinergeplantenKampagnezuer-zielensindmehrere,aufeinanderabgestimmte, parallele und/odernacheinander abfolgende Akti-onengefragt.ZurErtragsmaximie-rungmüssendieAnzahl,Abfolge

undFrequenzderKundenkontakteoptimalaufdieeinzelnenKanäleabgestimmt sein. Das heisst, derMixunddasTimingentscheidenüberdenErfolg.

Der richtige Mix entscheidetIm Idealfall stehen zur Optimie-rungdesWerbemittel-Mix für je-den(potenziellen)Kunden, jedesKundensegment oder jede Ziel-gruppekanalspezifischeKommu-nikationsdaten, Erreichbarkeitensowie entsprechende Prognosen-wertezurVerfügung.ZurBestim-mungdesoptimalenVerhältnissesvonAufwandundErtragmüssenzusätzlichnochdiewerbemittel-spezifischen Fix- und (Auflage-)variabeln Kosten pro Kanal mit-einbezogenwerden.

Die optimale Werbeaktions-frequenz ist stark abhängig vonder jeweiligen Branche bezie-hungsweise dem jeweiligen Un-ternehmen.DieWirkungderspe-zifischen Einflussgrössen kannam einfachsten anhand einerDirektmarketing-Testserie unter-sucht werden. ModellgestützteVerfahren zielen darauf ab, aufBasisderTestergebnissedieopti-maleWerbeaktions-Anzahlund–FrequenzfüreinebestimmteZeit-periodezubestimmen.

FazitDerSchlüsselzumErfolgliegtda-rin– für jedenKanal–dieVoll-ständigkeit,QualitätundAktuali-tätderbenötigtenDatensicherzu-stellen,sowieverlässlicheProgno-se-ModellezumKundenverhaltenzuerstellen.Testsundmodellge-stützte OptimierungsverfahrengebenAntwortdarauf,wieoftderDialog mit dem Kunden gesuchtwerden soll.Undschlussendlichentscheidet die praktische Um-setzbarkeit der jeweiligen Ergeb-nisseimTagesgeschäft. n

Direktmarketing: Puzzleteile zum OptimierenOPTIMIERUNG Wie betreibt man heute erfolgreiches Direktmarketing? Die zentrale Frage heisst wie gehabt: «Wen bewerbe ich wie, wann und wie oft?». Damit davon nicht nur die Floskel bleibt, sind Antworten zu aktuellen Optimierungsmethoden gefragt. Neue Technologien eröffnen hierzu ungeahnte Möglichkeiten.

VON ROGER DOblER*

* Roger Dobler,

Team Leader Data Mining

& Geo Marketing,

dr.huldi.management.ch ag,

St.Gallen

Direktmarketing optimieren bedeu-tet: Aus vielen Puzzleteilen situativ die richtigen auszuwählen.

Kanalspezifische Erreichbarkeitn BriefkastenohneWerbestoppkleberbeiStreuwürfen(unadressiert,teiladressiert)

n PersonenohneEintraginderSDV-RobinsonlistebeiadressierterWerbung

n PersonenohneStern-EintragimTelefonbuchbeitelefonischemOutbound-Kontakt

nPersonen,beiwelcheneinDoubleOpt-InoderConfirmedOpt-Invorhandenist,beiderKontaktaufnahmeviaE-Mail

Kanalspezifische Kommunikations-Datenn Verfügbarkeit,KorrektheitundAktualitätderpostalischenAnschrift,Anrede,Titel,Vor-undNachnamen,TelefonundE-Mail

Kanalspezifische Prognosen des Kundenverhaltensn Response-Wahrscheinlichkeitn DurchschnittlicherAuftragswertnWiederkauf-Raten AktuellerundzukünftigerKundenwert

BeispielNeukundengewinnung:WenbewerbeichüberwelchenKanal?