2

Click here to load reader

Eigenes IT-Entwicklerteam: In Kiew statt in Zürich

Embed Size (px)

DESCRIPTION

IT-Projekte können schnell Dimensionen annehmen, welche die Möglichkeiten eines Unternehmens sprengen. Ein eigenes Entwicklerteam zu bilden, ist ein kostspieliges Unterfangen, zumal Fachleute dünn gesät sind. Ein dänisches Unternehmen bietet nun ein interessantes Geschäftsmodell - und zwar in der Ukraine.

Citation preview

Page 1: Eigenes IT-Entwicklerteam: In Kiew statt in Zürich

30  OrganisatOr  tOpsOft-JOurnal  10. september 2010  02/10

Eigenes IT-Entwicklerteam: In Kiew statt in ZürichIT-Projekte können schnell Dimensionen annehmen, welche die Möglich- keiten eines Unternehmens sprengen. Ein eigenes Entwicklerteam zu bilden, ist ein kostspieliges Unterfangen, zumal Fachleute dünn gesät sind. Ein dänisches Unter- nehmen bietet nun ein interessantes Geschäftsmodell - und zwar in der Ukraine. Von thOmas berner

E in Software-Unterneh-men will mit neuen Produkten expandieren. Die Ideen liegen auf dem Tisch, ebenso ein

Projektplan. Was noch fehlt, ist das Personal, z.B. Entwickler, die das Ganze programmieren sollen. Ein Blick auf den hie-sigen Arbeitsmarkt und die Lohnstatistik zeigt: Die Kosten für Rekrutierung und Besol-dung drohen die Kapazitäten des Unternehmens zu spren-gen. Das Thema «Outsourcing» kommt aufs Tapet. Doch will man Firmen-Know-how ein-fach so in die Hände Dritter le-gen? Und dann erst, wenn der mögliche Outsourcing-Partner in Vietnam, Indien oder gar China sitzt? Wird es dann wirk-lich günstiger?

Warum in die ferne schweifen?

Die IT-Outsourcing-Zukunft dürfte insgesamt weiterhin im Osten liegen. Doch bis nach Asien muss man nicht mehr unbedingt reisen. Nearshoring statt Offshoring heisst die De-vise. Als mögliches neues Out-

sourcing-Paradies für die IT-Branche entwickeln sich derzeit die Länder Osteuropas. In Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, operiert in diesem Bereich seit 2001 die Firma Ciklum mit ih-rem Gründer und CEO Torben Majgaard.

Chancen im «Wilden Osten»

Torben Majgaard ist als Unter-nehmer mit siedendem Wasser getauft. Der 1970 geborene Däne hat schon früh die Chan-cen für die IT-Branche in Ost-europa erkannt. Er startete 1996 zunächst mit dem Handel mit Hardware und baute in den baltischen Staaten ein erfolg-reiches Händlernetz auf. Sein jüngstes Projekt ist ebenfalls im Osten angesiedelt: Er rekru-tiert IT-Fachleute und stellt für seine Kunden massgeschnei-derte Entwicklungsteams zu-sammen.

studienabgänger mit potenzial

Osteuropäische Staaten wie Weissrussland oder die Ukraine mögen in vielen Dingen noch einen gewaltigen Rückstand auf

die Länder in Westeuropa ha-ben: Kaum ausgebaute Rechts-systeme, Bürokratie, demokra-tisch nicht immer legitimierte Regierungen sind nur einige je-ner Dinge, welche als Informa-tionen zu uns dringen. Doch auf der anderen Seite sind die Län-der alles andere als rückstän-dig. Ein gut ausgebautes Bil-dungssystem etwa generiert eine Vielzahl von jungen Men-schen, die nur darauf warten, in der Wirtschaft tätig zu werden. Und wenn es nicht ukrainische Unternehmen sind, welche die-ses Potenzial nutzen, dann sind es halt Unternehmer aus dem Westen, die als «Goldgräber» auftreten.

«hosting»-modellCiklum ist ein solches Unter-nehmen. Seit der Gründung im Jahr 2001 ist es stetig gewach-sen und beschäftigt nun 900 Programmierer an drei Stand-orten in der Ukraine. Jeder die-ser Programmierer ist perma-nent einem der mittlerweile 100 Kundenteams zugeordnet und arbeitet exklusiv für die -sen Kunden. Dabei geht es um mehr als um das klassische Outsourcing, wo für ein be-stimmtes Projekt ein Team zu-sammengestellt wird. Bei Cik-lum ist der Ansatz genau umgekehrt: Zuerst das Team, dann die Projekte. Konkret: Ein Kunde will expandieren und be-nötigt infolgedessen Spezialis-tenteams. Weil er nun diese in der Schweiz nicht findet oder die Kosten senken will, geht er mit diesem Anliegen auf Ciklum zu. Die HR-Fachleute beginnen dann mit der Zusammenstel-lung und Rekrutierung der be-nötigten Fachleute. Dabei über - nimmt Ciklum die gesamte Per- sonaladministration und stellt die Büroräumlichkeiten zur Ver-fügung, die Teammitglieder sind aber Angestellte des Kunden, der sie laufend mit Aufgaben «füttern» kann. So gesehen fungiert Ciklum gleichsam als «Herberge» für das Kunden-team.

erschwingliches Outsourcing

Interessant ist das Geschäfts-modell von Ciklum besonders für kleine und mittelständische IT-Unternehmen. Sie erhalten die Möglichkeit, etwa ihre ge-samte Software-Entwicklung in

TopsofT-Journal FacharTIkEl

cIklUM In DEr SchwEIz

In der Schweiz verfügt Ciklum über ein eigenes Verkaufsbüro. Geleitet wird dies von Franco Dal Molin, einem Mann mit reicher IT-Erfahrung. Er war Gründer der Object Solutions GmbH, die er anschliessend an die GFT Technologies AG verkaufte. Ebenfalls war er Mitbegründer von Collanos Software, bei der

er langjähriger CTO war. Seit Februar ist er nun der neue Country Manager Switzerland für Ciklum.

Kontakt:Ciklum ag Binzstrasse 18, CH-8045 Zürich Tel. +41 44 455 66 90Mobile +41 79 629 55 [email protected], www.ciklum.net

franco Dal molin, Country manager switzerland.

Page 2: Eigenes IT-Entwicklerteam: In Kiew statt in Zürich

10. September 2010 02/10 topSoft-Journal organiSator 31

die Ukraine zu verlegen. Dabei brauchen sie sich weder um IT-Infrastruktur und Rechtliches noch um HR-Fragen Gedanken zu machen – diese Aufgaben übernimmt eben Ciklum. Im Un-terschied zum klassischen Out-sourcing bleibt das Entwick-lungsteam Eigentum des Kun- den, und zwar nicht nur für die Dauer eines Projekts. Und er hat die fachliche Kontrolle über sein Team. Der Vorteil für den Auftraggeber liegt nicht etwa darin, dass ukrainische Pro-grammierer besser wären als solche aus der Schweiz oder aus Deutschland. Der Benefit liegt – einmal mehr – im Lohn-gefälle zwischen West- und Osteuropa. Die Lohnkosten be-tragen in der Ukraine ca. 30 bis 40 Prozent von jenen bei uns – das monatliche Salär für einen Senior-Entwickler in der Ukraine wird von Ciklum mit 2200 US-Dollars beziffert.

auch für Schweizer it-branche interessantOutsourcing ist für viele Schwei-zer IT-Unternehmen kein Thema. Anderer Meinung ist Franco Dal Molin. Er ist Ciklums Sales Manager für die Schweiz. Er ist überzeugt, dass das Geschäfts-modell gerade auch für die mit-telständisch geprägten Schwei-zer Unternehmen attraktiv sein kann. Die Denkweise in der Schweiz ist darauf ausgelegt, möglichst viel unter Kontrolle zu haben. Genau darauf hat sich Ciklum ausgerichtet: Der Kunde erhält sein eigenes Team und führt es selbst. Einziger Unterschied: Das Team sitzt z.B. statt in Zürich zwar in Kiew, doch das Know-how bleibt in der eigenen Firma.

umfassende Service-pakete

Schon mit kleineren Projekten, die vielleicht nur zwei Entwickler benötigen, ist man bei Ciklum

dabei. Kosten, die auf einen Kunden zukommen und immer transparent ausgewiesen wer-den, setzen sich zusammen aus den Lohnkosten und einem Fixum. Das Fixum beinhaltet die Rekrutierung der Entwick-ler, moderne Räumlichkeiten mit Sitzungsräumen inkl. Video-Kon- ferenz-System, IT-Infrastruktur und Administration, aktive Be-gleitung während der Startpha-se, regelmässige HR-Mitarbei-tergespräche und Weiterbildung usw. Für spezielle Anforderun-gen oder bei Engpässen stehen zusätzlich auch kostenpflich-tige Beratungsleistungen, ein Projekt-Office und Freelancer zur Verfügung. Den Zeit auf wand für den Aufbau eines Teams gibt Ciklum mit im Schnitt zwei Monaten an.

gute erfahrungen gemacht

Positive Erfahrungen gemacht hat auch ein Schweizer Start-

up-Unternehmen, welches im Sicherheitsbereich tätig ist und aus diesem Grund nicht na-mentlich genannt werden möch-te. Das Unternehmen benötig- te ein 20-köpfiges Team von Entwicklern und ging mit die-sem Bedürfnis auf Ciklum zu. Auch für ein neues Projekt wurden 2009 die Dienste von Ciklum in Anspruch genommen. Die Kosten ersparnisse werden von der Geschäftsleitung mit ca. 40 Prozent beziffert. Gera-de Java-Entwickler seien in der Schweiz sehr schwer zu finden, heisst es seitens der Ge-schäftsleitung weiter. Und nicht zuletzt sei ins besondere Start-ups im IT-Bereich zu empfeh-len, von Anfang an auf Near-shoring zu setzen. Denn die Kosten für ein Team in der Schweiz würden die finanziellen Ressourcen aufbrauchen, be-vor überhaupt die Chance auf Ertrag bestehe. nnnn

Anzeige