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Der Handel im Netz boomt, der Markt für Online-Bezahldienste nimmt in Europa zu und kennt nur den Weg nach oben: 2011

wurde erstmals die 200-Milliarden-Euro-Umsatzgrenze erreicht, so die aktuellen Zahlen. Gerrit Seidel, Vorstandsvorsitzender

der SOFORT AG rechnet mit Zuwachsraten von zehn Prozent pro Jahr, jeder dritte Online-Händler nutzt die Dienste des Di-

rektüberweisungsverfahrens SOFORT Überweisung. Wir baten Gerrit Seidel zum Interview über Lage der Branche, Situation im

Unternehmen, den österreichischen Markt und kommende Herausforderungen.

Gerrit Seidel: Wir brauchen eine europäische E-Payment-Lösung!

best banking: Herr Seidel, der Name Ihres Un-ternehmens lässt einiges erwarten. Was genau macht die SOFORT AG?

Seidel: Wir bieten einfache Lösungen im E-Payment Bereich an und unser Kernpro-dukt ist das Online-Direktüberweisungs-verfahren SOFORT Überweisung. Dabei wird die Überweisung des Geldbetrages vom Bankkonto des Käufers auf das Bank-konto des E-Commerce-Anbieters direkt eingestellt. Der Endkunde wählt nach dem Online-Einkauf SOFORT Über-weisung als Zahlungsmöglichkeit, wählt seine Bank aus, loggt sich über die Soft-ware von SOFORT Überweisung in sein Online-Banking ein und gibt abschlie-ßend die Überweisung mit seiner TAN frei. Von SOFORT Überweisung profitie-ren Online-Shopper, weil die Ware durch die Signalisierung des Geldeingangs beim Händler schneller verschickt werden kann. Das E-Commerce-Unternehmen wieder-rum stärkt die Beziehung zum Endkunden: SOFORT Überweisung ist bei 99 Prozent aller Online-Banking-Konten möglich. best banking: Wie hat sich SOFORT Über-weisung entwickelt seit der Einführung im Jahr 2005?

Seidel: Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden, denn wir sind mittlerweile Markt-führer unter den Direktüberweisungsver-fahren. Mehr als 25.000 E-Commerce-Un-ternehmen in zehn europäischen Ländern setzen SOFORT Überweisung ein. Wir sind in der Vergangenheit jährlich um 30-40 Pro-zent gewachsen und schauen deshalb sehr optimistisch in die Zukunft. Derzeit nutzen

rund 2.000 User pro Stunde unser Bezahlver-fahren und wir wickeln mehr als zwei Millio-nen Transaktionen monatlich ab.

best banking: Welche Produkte und Dienst-leistungen haben Sie außerdem noch im Portfolio?

Seidel: Neben SOFORT Überweisung bietet SOFORT AG mit Rechnung by SOFORT und dem Online-Verifizierungs-system SOFORT Ident weitere innovative Produkte für das sichere Kaufen von Waren und digitalen Gütern im Internet an. Die Produkte und Dienstleistungen der SO-FORT AG helfen, die Geschäftsprozes-se der Online-Händler zu optimieren, so auch in der Online Rechnungsstellung und Rechnungsbearbeitung. Auch im Business-to-Business Segment gibt es deshalb großes Wachstumspotential.

best banking: Wie sehen Sie die aktuelle Ent-wicklung im Payment-Bereich beziehungswei-se im E-Commerce?

Seidel: Das ist ganz schnell gesagt: Der E-Commerce boomt und das Bezahlen im Internet ist eine der Schlüsselpositi-onen in diesem gewaltigen Markt. Das liegt zum einen daran, dass sich die E-Payment-Branche – bedingt durch den di-gitalen Wandel – aktuell in einer sehr dy-namischen Entwicklungsphase mit hohen Wachstumsraten befindet. Diese Internet- und Realtime-Geschäftsmodelle erfordern meist auch innovative Bezahlverfahren. Denken Sie beispielsweise an branchenspe-zifische Innovationen im Online-Ticketing und Reisesegment, das Herunterladen

von Inhalten, Zug-um-Zug Geschäfte bei hochpreisigen Individualbestellungen, Abo-Modelle etc. Hier sind innovative e-Payment Möglichkeiten gefragt. E-Pay-ment ist aber zum anderen auch eine strate-gische Schlüsselposition: Zahlungsanbieter stellen die notwendige Infrastruktur zur Verfügung, die den Zahlungsstrom erst möglich machen. Diese Infrastrukturan-bieter sind im Internet deshalb so etwas wie die modernen Mautstellen im E-Com-merce. Deshalb haben nahezu alle erfolg-reichen Internet-Konzerne eigene Pay-ment-Verfahren entwickelt. Denken Sie an Google Checkout, Ebay mit Paypal, Ama-zon Payments, Facebook Coins und Apple steht bereits in den Startlöchern mit der iWallet. Momentan hat es den Anschein, dass diese Mautstellen von nicht-europäi-schen Unternehmen besetzt werden. Hier müssen wir schnellstens eine europäische Lösung für die Zahlungsabwicklung über Währungs- und Landesgrenzen hinaus entwickeln. Direktüberweisungsverfahren können diese europäische Lösung sein.

best banking: Wird es durch den digitalen Wandel neue Geschäftsmodelle im Zahlungs-verkehr geben?

Seidel: Die Internet-Branche ist noch im-mer ein sehr junges und dynamisches Be-tätigungsfeld und es werden immer wieder neue Geschäftsmodelle entwickelt. Im Zahlungsverkehr werden sich nur interna-tional einsetzbare Bezahlverfahren durch-setzen, daher richten wir unser Bezahlver-fahren international aus und durch eine sehr hohe Bankenabdeckung in Europa wird sich dieses Verfahren auch durchsetzen.

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best banking: Wie sehen Sie den E-Payment-Bereich, ist der Markt überreguliert?

Seidel: Nein, von überreguliert würde ich nicht sprechen. Ganz im Gegenteil: Wichtig ist, dass wir schnellstens auf eu-ropäischer Ebene eine Regulierung des Payment-Bereichs erreichen. Wir fordern und fördern dies. Die Europäische Kom-mission hat genau diesen Prozess kürz-lich angestoßen und hat das Grünbuch „Ein integrierter europäischer Markt für Karten-, Internet- und mobile Zahlun-gen“ veröffentlicht. Die Liberalisierung ist zwingend notwendig, denn derzeit ist das System der europäischen Online-Zah-lungen vor allem eines: ineffizient. Dieser Prozess muss fair, offen für alle Teilneh-mer sein und Innovationen zulassen. Denn eines steht fest: Wir dürfen nicht mehr auf nationaler Ebene denken, denn Europa hinkt bei der digitalen Revolution erheb-lich hinterher, dieser Rückstand muss un-bedingt aufgeholt werden.

best banking: Wie sieht der österreichische E-Commerce Markt aus?

Seidel: Der österreichische E-Commerce Markt wächst überproportional zum Ge-samtmarkt in Europa. Der Umsatz für den Online-Handel mit physischen und digitalen Gütern ist im B2C-Segment im

Umsatzjahr 2011 um 28 Prozent gestie-gen. Der Gesamtumsatz der Top 250 On-lineshops betrug im Jahr 2011 2,1 Mrd. €, im Jahr davor lag der Umsatz bei 1,6 Mrd. €. Die Anzahl der E-Commerce-Händ-ler per Ende 2012 liegt bei rund 6.500 Online-Shops, Tendenz steigend. Beim Bezahlen sind die Österreicher im Netz innovativ: Mehr als ein Viertel (28,4 Pro-zent) der Onlineshops bieten SOFORT Überweisung an. Hinzu kommt, dass fast alle Haushalte über ein Girokonto verfü-gen und somit Zugang zum Online-Ban-king haben. Da nur 24 Prozent der öster-reichischen Bevölkerung eine Kreditkarte besitzen, sind Direktüberweisungsverfah-ren auf Basis des Online-Bankings in Ös-terreich sehr beliebt. Die Wachstumsraten in sämtlichen Bereichen stimmen uns des-halb für die Zukunft sehr positiv.

best banking: Sie nennen SOFORT Überwei-sung ein bankenunabhängiges aber auch ban-kenfreundliches System. Wie meinen Sie das?

Seidel: SOFORT Überweisung ist ein bankenunabhängiges System, denn es funktioniert mit nahezu allen Onlineban-king-fähigen Konten, egal von welchem Kreditinstitut. SOFORT Überweisung ist aber kein Konkurrent für das Online-banking der jeweiligen Bank, sondern wir sehen uns vielmehr als Ergänzung – des-

halb sind wir auch ein bankenfreundliches System. Sehen Sie, mit unserem Verfahren bleibt das Geld im Bankenkreislauf und wandert nicht in Parallelstrukturen ab wie z.B. bei PayPal oder anderen e-wallet-Anbietern. Darüber hinaus hilft es den Banken, die neuen Herausforderungen des Internet-Handels zu meistern und mit Wettbewerbern mitzuhalten. Deshalb ist es uns wichtig – gerade auch hier in Ös-terreich aktiv auf die Banken zuzugehen, das Verständnis weiter zu schärfen und gemeinsam Lösungen zu finden.

best banking: Sie sprechen die Herausforde-rungen der Banken an, welche Gefahr besteht denn für die Kreditinstitute?

Seidel: Derzeit werden die europäischen Kreditinstitute von allen Seiten überholt. Während sich die rund 8.000 Banken in Eu-ropa seit Jahren mit der Einführung und Um-setzung von Sepa (Single European Payment Area) schwer tun, gewinnen amerikanische Anbieter immer mehr Marktanteile hinzu. In einem künftig liberalisierten Payment-Markt entscheidet letztlich der Verbraucher, welches System sich durchsetzt. Und in die-sem Spiel gewinnt am Ende derjenige, der flexible, günstige und schnelle Geldtransfers ermöglicht. Onlinebanking-basierte Bezahl-verfahren können dabei zum Erfolgsfaktor für die Kreditwirtschaft werden.

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best banking: Stichwort Internationalisierung: In welchen Ländern sind Sie bereits vertreten und welche neuen Märkte in Zentraleuropa und CEE planen Sie?

Seidel: Wir sind derzeit in Österreich, Schweiz, Deutschland, Belgien, Nie-derlande, Frankreich, Polen, Großbri-tannien, Spanien und Italien vertreten. Wir haben vor, SOFORT Überweisung kurzfristig in Ungarn, Tschechien und Slowakei zu etablieren. Den SOFORT-Standort in Wien sehen wir dabei als CEE-Hub mit Ost-Europa Kompetenz. Deshalb werden wir auch hier neben un-serer Vertriebs- Repräsentanz noch im 1. Quartal 2013 eine Gesellschaft gründen. Für uns steht eine zügige Internationali-sierung stark im Vordergrund.

best banking: Gerade beim internationalen Zahlungsverkehr spielt die Sicherheit eine he-rausragende Rolle. Wie sicher ist Ihr Bezahl-verfahren?

Seidel: SOFORT Überweisung gehört zu den sichersten Bezahlverfahren weltweit. Seit der Einführung im Jahr 2005 ist es bei mehr als 45 Millionen Transaktionen bislang zu keinem einzigen PIN/TAN-Betrugsfall gegenüber Endkunden gekom-men, die Ihre PIN/TAN in die Systeme von SOFORT Überweisung eingegeben

haben. Die Ausfallraten gegenüber dem E-Commerce-Anbieter sind sehr niedrig. Deutlich niedriger, als bei vielen anderen klassischen Zahlarten. Das bedeutet, dass die Überweisung wesentlich sicherer ist als andere Online-Zahlungsmethoden (z.B. e-wallets, Kreditkarten etc.). Als eines der wenigen Unternehmen am Markt, betreibt die SOFORT AG ihr Rechenzentrum freiwillig auf höchstem Bankenstandard. Die Einhaltung der Datenschutzrichtli-nien wurde vom TÜV Saarland nach den Richtlinien des Bundesdatenschutzgeset-

zes geprüft und zertifiziert („Geprüfter Datenschutz“). Die SOFORT AG besitzt zudem das TÜV-Zertifikat „Geprüftes Zahlungssystem“ und wird damit regelmä-ßig vom TÜV auditiert. Die SOFORT AG unterwirft sich freiwillig den strengen Vor-gaben eines Informations-Sicherheitsma-nagements nach ISO 27001 und lässt ihre relevanten Unternehmens-Abläufe vom TÜV Süd prüfen.

best banking: Herr Seidel, wir bedanken uns für dieses Gespräch! y

„Derzeit werden die europäischen

Kreditinstitute von allen Seiten überholt.“

Dr. Gerrit Seidel, CEO