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 · An den Rändern der Hansestadt sammelt sich das Prekariat. ... und Horn erschuf Gott im Zorn“, ... Dort sollte der Mensch schlafen; Arbeit und Leben waren

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Beteiligung mit einer Ausstellung über die Historie des Geländes.
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lesbarer Artikel auf den Folgeseiten!
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Geometrie: „Die Nicht-Orte sind das Maß unserer Zeit“,schrieb der Ethnologe Marc Augé 1992. Ob er dabei anHamburg dachte?Foto: Klaus Westermann/Caro

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Datum: 14.01.2010

HA MBURG

Die Betonwüste lebt

An den Rändern der Hansestadt sammelt sich das Prekariat. Die Architektur, die vor 30Jahren als schick gepriesen wurde, wirkt heute trist. Bietet sie trotzdem Heimat? EineReise nach Horn und Mümmelmannsberg.

VON VERENA KREBS

Alles bereit machen zumEinsteigen! Der fröhliche Getto-Express mit der Nummer 161 fährtab an der Horner Rennbahn inHamburg und hält irgendwo imstädteplanerischen Nirwana,zwischen Autowaschanlage, Aldiund dem tristestenEinkaufszentrum der Welt. Mit vonder Partie sind junge Selims undÖzgürs mit viel zu dünnenWinterjacken, 14-jährige Mädchenmit Föhnwelle, ein Afrikaner instilsicherer Nadelstreifenhose,Hamburger Omis, die wie HeidiKabel aussehen, und jede MengeTestosteron. Der Teenager etwa,der sich mit einem Messer in derHand seine Süßigkeiten erkämpft

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und dessen Body-Mass-Index danach aussieht, als würde er oft siegreich hervorgehen,demonstriert lautstark, dass er ein ganzer Mann ist. Die Frau des Afrikaners beschwert sichbei ihrem Mann: „Nur Ausländer in Bus.“

Dann steht Mister Testosteron auf; die Omis schauen entsetzt, aber er sagt sehr höflich:„Verzeihen Sie bitte, dürfte ich mal vorbei? Ich muss hier aussteigen.“ Wie jetzt? Der kannja mehrere Sprachen. Der ganze Bus johlt und freut sich, weil es zu voll ist, um die Türenzu öffnen. Sie schreien „Aussteiger“. Und überhaupt ist eine Stimmung wie sonst nur aufdem Hamburger Dom.

Auf einem verbeulten Schild am Straßenrand steht: Horn. 700 Jahre. Heute besteht Hornaus niedrigen Backsteinhäusern, Wohnsilos und Schrebergärten mit vielen deutschen undeinigen Hamburger Landesflaggen, aber mit wenig urbaner Wohlfühlatmosphäre. „Hammund Horn erschuf Gott im Zorn“, sagen manche Hamburger. Horn ist Tristesse, aber mitstolzer Vergangenheit. Die Bewohner gehören teilweise zum Prekariat, aber sie sind auchselbstbewusst wie die Bewohner der Pariser Banlieue.

Oder ist das raue Mümmelmannsberg, das nur ein paar Haltestellen entfernt liegt, endlichdas urbane Getto, das in Zeiten der Wirtschaftskrise von vielen Medien fast schonsehnsüchtig beschworen wird? Horn ist 700 Jahre alt, Mümmelmannsberg 30 Jahre:sozialer Wohnungsbau auf historischem Grund gegen Großsiedlung auf grüner Wiese. DerArchitekt Le Corbusier träumte von Wohnmaschinen, von riesigen Hochhäusern im Grünenals „vertikale Gartenstädte“. Dort sollte der Mensch schlafen; Arbeit und Leben warenanderswo. Mümmelmannsberg hätte ihm gefallen.

Diese Architektur tut dem Menschen nicht gut. Und so wird er vor die tägliche Entscheidunggestellt: Wohnst du noch oder lebst du schon? Sind wir ein sozial schwieriges Viertel oderschon ein Getto, das sich selbst abgrenzt und von der restlichen Stadt ausgegrenzt wird?

„Was für erschütternd negative Erfahrungen ich gemacht habe!“, jammert eine Frau, diemit einer alkoholgeröteten Nase vor dem Einkaufszentrum Manshardtstraße in Horn sitzt.„Du kriegst deinen Hintern nicht hoch“, erwidert ihr Freund, ein urbaner lonesome Cowboymit Fransenweste und Stetson aus dem Ein-Euro-Markt. Eine Frau trinkt bei Kamps Kaffeeund erzählt ihrer Tochter, wie sich der Papa kürzlich vor der Polizei im Schrank versteckthat. „Er kann nicht anders“, sagt die Mutter. Die beiden kichern, weil sie anders können.

Eine Passantin verteilt Flyer, die für die Jesus-Freaks werben, an die beiden: Werte seienihr wichtig, gerade hier und jetzt. Im Schlecker hat eine alte Dame im schäbigenPelzmantel heimlich Vogelfutter billiger ausgezeichnet und schämt sich sehr, als esrauskommt. Die zweite Kassiererin, die die Haare schön hat, berät eine Kundin, wie siesolche knallroten Strähnen in der schwarz getönten Dauerwellenkurzhaarfrisurhinbekommt. Die Kundin hat ihre eigenen Vorstellungen von einer Traumfrisur. Vor demGeschäft liegt der traurigste Hund der Welt, ein Neufundländer. Das alles wirkt auf

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Besucher, die hier nicht leben müssen, melancholisch und originell. Die Menschen sind rau,aber herzlich und sprechen eine lustige, oft unverständliche Sprache.

Hier in Horn kann man seinen Träumen nicht gut nachgehen, der Stadtteil präsentiert sichzunächst als transitorisches Niemandsland, auch wenn viele Bewohner hier ihr ganzesLeben verbringen. „Die Nicht-Orte sind das Maß unserer Zeit, ein Maß, das sichquantifizieren lässt …, indem man … die Summe bildete aus den Flugstrecken, Bahnlinienund den Autobahnen …, den Einkaufszentren“, sagt der Ethnologe Marc Augé. Nichtumsonst liegt Horn an der Stadtautobahn. Vor der menschenverlassenenMusterhaussiedlung „Akazie“ weht der Wind eine Plastiktüte mit aufgedrucktem Hanfblattweg, wie als Reminiszenz an die berühmte Szene in „American Beauty“, einem Film überSchönheit und den Suburbia-Horror. Am U-Bahnhof Legienstraße vermischen sichallmählich Natur und Stadt; es gereicht beiden nicht zum Vorteil. Die Kita heißt „GlücklicheKids“, der Kiosk „Happy Shop“. Glück? Hier? In Horn?

Horn ist nur da, damit man von dort aufbrechen kann an einen anderen Ort, so scheint es.Solange man nicht wegkommt, kann man sich mit ein paar Astra-Bier die Zeit vertreiben,in der Kneipe, die mit Südseepalmenlogo für sich wirbt. Und wenn man schon nichtwegkommt, dann kommt wenigstens die Welt nach Horn. Knapp 23 Prozent der Bewohnersind Migranten. In der türkischen Metzgerei sind riesige Hammelhälften im Angebot und impolnisch-russischen Feinkostladen Matroschka-Puppen.

Hier gibt es keine „Soul Kitchen“. Die steht im neuen Film von Fatih Akin in Wilhelmsburg.Wilhelmsburg ist nah, aber ein anderer Planet: zuerst Arbeiterviertel, dann kamen dieKünstler, dann die, die sich gern mit Künstlern umgeben, und dann dieWohnungsinvestoren. Die Soul Kitchen swingt trotzdem, der griechische Wirt serviert Pizzaund alle haben große und kleine Geschichten zu erzählen. In Horn kann man sich Pizza mitnach Hause nehmen, gleich neben dem Einkaufszentrum, wenn der Laden denn malgeöffnet ist. Warum sollte man auch im Restaurant rumsitzen, wo der Nachbar dochsowieso nur die gleiche Geschichte hat wie man selbst? Aber ein Gutes hat die Sache: EinImmobilienhai hat sich hier noch nicht blicken lassen. Man ist ganz unter sich.

In kompakten Wohnschachteln

„Ich geb’ voll den Kanaken, das wollen die Deutschen doch so!“ Der gutaussehende Türkerechtfertigt sich mit einem Identitätskonflikt. Dabei hat er nichts getan, nur seine Musik inder U-Bahn voll aufgedreht.

Die jungen Männer träumen vielleicht von Chicago South Side oder auch von Berlin-Neukölln und den dortigen Männlichkeitsritualen. In Horn ist es nicht gefährlich, sondernlangweilig. Hier gibt es viele Ärzte und Pflegedienste für die alten Leute, Fußballplätze fürdie Kinder und Imbisse für die Väter. Es gibt wenig urbane Brachen, in denen sich

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Subkultur einnisten kann, keine Graffiti an den Wänden und keine geheimen Hip-Hop-Keller.

„Man kann den Menschen mit einer Wohnung erschlagen wie mit einer Axt!“, meinte derBerliner Milieumaler Heinrich Zille. In der Großsiedlung Mümmelmannsberg amHamburger Stadtrand mit 20 000 Einwohnern lässt sich leichter Getto spielen. Diekompakten Betonwohnschachteln der 1970er-Jahre liefern die Kulisse. Hier wurde derGangsterfilm „Chiko“ gedreht, in Videoclips auf Youtube wird der Hochhauskomplex alsLebensentwurf gefeiert: Wie auch im Trailer zur Dokumentation des Münchner „PlanetHasenbergl“ nähert sich die Kamera oft durch eine Bahnfahrt dem Viertel – mit einem fastethnologischen Blick von außen. Anschließend gibt es meist Betonwüste, spielende Kinderdurch Maschendrahtzaun und den verlorenen Menschen in seiner eigenen Stadt, untermaltmit Hip-Hop-Balladen. Manchmal ist sogar ein abgesperrter Tatort nach einer Schießereiim CSI-Look dabei. „M-Town makes everybody down”, steht an einer Wand.

Die Filme suggerieren: Wer in Mümmelmannsberg alias M-Town wohnt, der kämpft denKampf des Stärkeren. Der hat „Street Credibility“. Der wird vom Fernsehen bezahlt, umGewalt auf dem Schulhof zu inszenieren. 131 Straftaten pro 1000 Einwohner gab es 2008 inBillstedt, zu dem Mümmelmannsberg gehört. Das heißt, durchschnittlich ist fast jederSiebte straffällig geworden.

Geschichte aus dem Keller

In M-Town gibt es Wandgemälde an den Hochhäusern. Vor einem dieser Häuser bettelteine ältere Frau mit ungekämmten Haaren und Tränensäcken. Sind das Murals wie in EastHarlem, die vom Leben und Sterben auf den Straßen erzählen? Nein, nicht ganz. DiePlakate und Projektionen sind ein Kunstprojekt vom Mümmelmannsberg. Neben derBettlerin wartet ein Türke mit seinem Kind an der Bushaltestelle, aus der Einkaufstüte ragtBastelpapier. Und in der Statistik sind wohl eher wenig Mörder und viele Ladendiebe zufinden. Ganz so schlimm ist es also doch nicht.

„Wir haben uns bereits an die Schönheit des Hässlichen gewöhnt, das heißt: unser Unglückvon der guten Seite zu betrachten“, sagte Le Corbusier. In Großsiedlungen ohneVergangenheit organisiert oft hauptsächlich das Quartiersmanagement, ein Verbund ausLokalpolitik, Wirtschaft und Vereinen, soziale Gemeinschaft, weil diese nicht organischwächst. Die „lokale Agenda 21“ forderte 1992 nachhaltige Entwicklung auch im Kleinen.Das Stadtteilmarketing Mümmelmannsberg, ein Zusammenschluss vonWohnungsgenossenschaften, setzt das vorbildlich um. Auf seiner Homepage erstrahltMümmelmannsberg hell als Hort der Künstler. Das ist betreutes Wohnen, aber es ist nichtunbedingt das Scheitern eines ganzen Viertels.

In Horn archiviert Gerd von Borstel, der Vorsitzende der Geschichtswerkstatt Horn,

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liebevoll die Vergangenheit. Er ist sein eigener Quartiersmanager und „möchte Geschichtevon unten her erforschen“. Das kann man wörtlich nehmen, hat er die Akten und Fotosdoch im Keller eines Gemeindehauses deponiert. Der pensionierte Fernmeldetechnikerwohnt seit seinem siebten Lebensjahr in Horn. Voller Leidenschaft holt er Mappen undFotos aus dem Regal und zerdrückt nebenbei eine geschichtsinteressierte Spinne mit derHand.

Gerd von Borstel möchte Horn ins rechte Licht rücken. Begeistert demonstriert er, wie erbei Stadtteilführungen mit Fotos von im Krieg zerstörten Häusern Erinnerungen wachruft:„Durch Brandbomben stand nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch das Gerippe vielerHäuser. Darauf wurden neue gebaut, den Übergang kann man an vielen Fassaden sehen.“Rundgänge, Stellwände auf Stadtteilfesten, rührige Kalender mit Best of Horn. WarumGerd von Borstel das alles macht? „Es ist ja nix los in Horn“, sagt er.

Ein pensionierter Lehrer schreibt auf der Homepage an einer ewigen Chronik, die er nichtals Buch herausgeben will, weil es jeden Tag Neues zu berichten gibt. Ein engagierterEin-Euro-Jobber kümmert sich um das Textarchiv. Und die Mitarbeiterin Daniela Franke hatsich gleich einem Mammutprojekt verschrieben, um das heutige Horn für die Zukunftfestzuhalten: Seit dem Jahr 2000 fotografiert sie im Winter, wenn kein Laub den Blickstört, jedes Haus in Horn, Straße für Straße. Egal, wie hässlich die Häuser sind. An die2000 Fotos hat sie bereits gemacht, 2010 will sie das Projekt beenden. Horn erhält dadurchsein unverwechselbares Gesicht zurück: Nur hier sieht es eben genauso aus wie hier. DieFotos entreißen das Viertel dem schwarzen Loch der Nicht-Orte.

Keine Angst vor Suburbia

Dieses unverwechselbare Gesicht prägen auch Menschen wie der 24-jährige AdamGrzegorowski, der als Kind aus Polen gekommen ist, weil er eine deutsche Urgroßmutterhat, und der eine Zeitlang auf einem Schiff und in einem Containerdorf gewohnt hat. Hornwar für ihn sicher keine Liebe auf den ersten Blick. Adam macht eine Ausbildung zumErzieher für die Förderschule und arbeitet nebenbei als Basketballschiedsrichter. Da lerneer „Autorität; Grenzen zu setzen und gleichzeitig menschlich zu sein“, sagt er. SeinemKumpel wurde mal das Handy „abgezogen“, aber er wohnt trotzdem gern in Horn. Er isthier jetzt zu Hause.

In Deutschland wird es wie in den USA immer mehr verödeten Stadtrand und lebloseSuburbia geben. Pauschale hin oder her, Pendeln ist out in Zeiten der Wirtschafts- undKlimakrise. Der Rückzug in die zu neuem Leben erwachten Innenstädte hat längstbegonnen – für die, die es sich leisten können. Trotzdem wird es aber keine „Hyper-Gettos“ wie in den USA geben, deren Bewohner aus ethnischen und ökonomischen Gründenaus der Gesellschaft ausgeschlossen sind. Eine Studie im Auftrag der US-Regierung fandheraus, dass 20 Prozent der Bevölkerung über mehr Einkommen verfügen als der Rest

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zusammengenommen.

Schon 1997 sah der Politologe Ernst Ulrich Huster Hamburg als „Prototyp derLateinamerikanisierung deutscher Großstädte“. Aber dazu wird es wohl nicht kommen. InDeutschland gibt es, anders als in vielen Großstädten auf dem amerikanischen Kontinent,noch mehr zwischen ganz arm und ganz reich, zwischen ganz oben und ganz unten. Hierwird man nicht so leicht ausgeschlossen. Es wird sich gekümmert, vom Stadtteilmarketingoder von den Bewohnern. Das sind dann Menschen wie Gerd von Borstel oder AdamGrzegorowski, die sich wohlfühlen, dort wo sie sind. Die eine Geschichte haben,gemeinsam mit ihrem Viertel. Und die das Beste aus der Stadtwüste machen, die sieumgibt.

© Rheinischer Merkur Nr. 2, 14.01.2010 Artikel kommentieren

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Aktive StadtteilentwicklungBezirksamt Hamburg-Mitte

Schau nach OstenEntwicklungsraum Billstedt I Horn

Ein Haus im Herzen HornsIm Zentrum von Horn soll ein Stadtteilhaus entstehen, das künftig kulturelle und soziale Angebote für den Stadtteil bündelt. Seit Ende September steht fest: Der neue Treffpunkt in Horn wird auf dem jetzigen Parkplatz Am Gojenboom, am Eingang zum U-Bahnhof Horner Rennbahn, gebaut. Nun werden die Planungen konkretisiert.

Das Stadtteilhaus Horn: Hierher kommt, wer Rat sucht, sich weiter-bilden will, ein gutes Buch ausleihen oder einfach unter netten Menschen sein möchte. Im großen Innenhof herrscht munteres Treiben, und im Café trifft man sich mit Freunden und Kollegen auf einen kleinen Plausch – an dieser Vision arbei-ten die zukünftigen Nutzer Hand in Hand mit dem Moderator und dem Architekten unter der Projekt-steuerung des Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung im Bezirksamt Hamburg-Mitte.

In der Straße Am Gojenboom wird das Stadtteilhaus entstehen, am U-Bahnhof Horner Rennbahn. Auf ca. 1.600 Quadratmetern Nutz-fläche werden künftig viele wichtige soziale und kulturelle Einrichtungen des Stadtteils unter einem Dach zuhause sein – von der Bücherhalle über die Volkshochschule bis zum AWO-Seniorentreff.

Mit dem neuen Stadtteilhaus erhält Horn einen Treffpunkt für alle

Vision mit Zukunft: Jung und Alt treffen sich im Stadtteilhaus Horn

Die Vision des Hamburger Büros Knaack & Prell Architekten zeigt ein kubisches Gebäude mit drei Etagen und einem Keller. Mit seiner Fassade aus rotem Klinker und viel Glas soll sich das Stadtteilhaus gut in die Nachbarschaft der Horner Wohnhäuser aus den 1960er Jahren einfügen. Nach außen schlicht und ruhig gehalten, wird es innen umso lebendiger werden: Alle Räume des Stadtteilhauses sind rund um einen zentralen Innenhof angeordnet, der sich über zwei Etagen erstreckt – wie ein kleiner Marktplatz, auf dem man sich begegnet. Hier sollen neue Kontakte geknüpft und das Gefühl von Nachbarschaft gestärkt werden. „Mit der Nutzergruppe haben wir beraten, was im Stadtteilhaus statt-finden soll und wie das Haus dafür am besten gestaltet werden kann. Deshalb sind eigentlich alle gemein-sam die Architekten gewesen“, sagt Architekt Ronald Knaack.

Die künftigen Mieter des Stadt-teilhauses machen mit einer breiten Palette von Angeboten das Stadt-teilhaus Horn zu einem Magneten für alle Altersgruppen. Rund ein Dutzend Institutionen und Vereine werden hier u.a. Beratungen und Kurse sowie Fachveranstaltungen anbieten. Daneben sollen Kooperati-onen untereinander und mit anderen Trägern im Stadtteil gefördert und die Eigeninitiative der Besucherinnen und Besucher unterstützt werden. Bildungsangebote sollen im Stadt-teilhaus Horn einen besonderen Stel-lenwert einnehmen – vom „lokalen

Lernbüro“ bis zu beruflicher Bildung und Integration. Alle Möglichkeiten des Hauses sollen kostengünstig von jedermann genutzt werden können.

Das Erdgeschoss könnte ein Foyer mit Info-Point, einen Gruppenraum für Kinder, einen Seminarraum, die Bücherhalle und ein Café beherber-gen. Im ersten Obergeschoss könnten Räume für den AWO-Seniorentreff, ein Mehrzweck-Saal mit Gardero-benbereich und Seminarräume ein-gerichtet werden. Das zweite Ober-geschoss würde zum einen Platz für Büro- und Verwaltungsräume bieten; zum anderen könnten hier gewerbli-che Nutzer untergebracht werden, deren Mietzahlungen das Haus mit-finanzieren würden. Für den Keller sind verschiedene Nutzungen denk-bar – von Lagerräumen über ein Archiv und eine Fahrradwerkstatt bis hin zu einem Jugendkeller.

Mit dem Moderator Michael Mentz von Arbeit und Leben e.V. hat die Nutzergemeinschaft – u.a. der Stadtteilverein Horn, die Ge-schichtswerkstatt, das Rauhe Haus, die Bücherhalle sowie der Verein Beschäftigung + Bildung – ihre geplanten Aktivitäten, ihre Ziele und Wünsche für das Stadtteilhaus in insgesamt acht Treffen seit Sep-tember 2007 erörtert. „Wir haben ein gemeinsames Verständnis zum Stadtteilhaus entwickelt und damit ein gutes Fundament für die zukünf-tige gemeinsame Arbeit im Stadt-teilhaus Horn gelegt“, sagt Michael Mentz.

Im nächsten Schritt wird die Vision für den neuen Standort weiter entwickelt. 2009 soll das Gesamt-konzept für das Stadtteilhaus am Standort Am Gojenboom vorliegen und die Fragen der Dachträgerschaft, des Hausmanagements sowie der Bewirtschaftungs- und Unterhalts-kosten beantworten. Die Frage nach

dem Eigentümer des Stadtteilhauses ist noch offen: „Am liebsten würden wir ein Unternehmen, einen Verein, einen Verband oder einen privaten Eigentümer für das Stadtteilhaus Horn gewinnen“, sagt Michael Mathe, Stadtplanungsamtsleiter im Bezirksamt Hamburg-Mitte.

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Bezirksamt Hamburg-MitteFachamt für Stadt- und Landschaftsplanung

Bezirksamt Hamburg-MitteFachamt für Stadt- und Landschaftsplanung

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn Sie diese Zeitung aufschlagen, fällt Ihnen erstmals die Beilage „Stadtteil-Blick“ in die Hände. Bürgerinnen und Bürger aus Billstedt, Horn und Mümmelmannsberg schreiben darin, wie sie die Entwicklung ihrer Stadtteile bewerten. Engagiert, manchmal kritisch – aber immer mit Blick auf das gemeinsame Ziel: den Hamburger Osten in den nächsten Jahren noch lebenswerter zu machen.

Die Zeitung zeigt beispielhaft, wie eng städtische Planung und Bürger mitt-lerweile gemeinsam an Projekten arbeiten. Das gilt auch für das geplante Stadtteilhaus Horn. Hier entwickeln die späteren Nutzer seit Monaten – Hand in Hand mit einem Moderator, dem Architekten und dem Bezirk – ein Konzept für den künftigen Mittelpunkt des Stadtteils. Das Wissen der „Basis“ verbindet sich mit dem der „Profis“, und es entsteht ein maßge-schneidertes Stadtteilhaus für alle.

In diesem Sinne werden wir in den nächsten Jahren viele weitere Projekte gemeinsam auf den Weg bringen. In diesem Heft stellen wir Ihnen die Schlüsselprojekte im Entwicklungsraum Billstedt-Horn vor. Viel Spaß beim Lesen,

Ihr Markus SchreiberBezirksamtsleiter Hamburg-Mitte

ausgabe 4 I Dezember 2008

E D I T O R I A L

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2 Schau nach Osten i Dezember 2008

Die Straßenbahn gehörte viele Jahrzehnte lang fest zum Erscheinungsbild von Horn: Das Foto vom Juli 1975 zeigt zwei Wagen der Linie 15 auf der Kehrschleife im Bereich des heutigen EKZ-Parkplatzes. 1967 wurde die U-Bahn-Strecke Berliner Tor – Horner Rennbahn eröffnet, und am 28. September 1969 erreichte die U3 endlich Billstedt. Auch danach fuhren die Linien 5 und 15 noch auf der Sievekingsallee weiter – bis die Strecke am 7. März 1976 stillgelegt wurde. Heute befindet sich die Bushaltestelle „U Horner Rennbahn“ an der ehemaligen Einfahrt zur Straßenbahn-Schleife.

Platz da – für mehr Bewegung In drei Quartieren im Hambur-ger Osten entwickeln Beiräte Lösungen für lokale Probleme und bringen Projekte auf den Weg. So verbessern sie die Lebensqualität rund um Schiff-beker Berg, Legiencenter und Washingtonring, im Gebiet Jenkelweg/Archenholzstraße sowie im Quartier Steinfurther Allee/Kaltenbergen.

Im Quartier Steinfurther Allee/Kaltenbergen hat sich seit dem Früh-jahr viel getan: Derzeit modernisiert der Bauverein der Elbgemeinden e.V. den Spielplatz Morsumer Weg. Auf dem Bolzplatz am Rantumer Weg wurde der marode Platzbelag ausgetauscht, und die „Kuhle“ hat gemeinsam mit Jugendlichen aus der Umgebung neue Sitzbänke gebaut und aufgestellt. Die Erneuerung

Beiräte engagieren sich erfolgreich für Verbesserungen in ihren Quartieren

wurde mit 30.000 Euro aus Mitteln der Aktiven Stadtteilentwicklung gefördert. Beim Sommerfest am 14. September wurde der Platz mit einem Fußballturnier eingeweiht – organi-siert vom Jugendtreff der „Kuhle“. Für die Umgestaltung der Zufahrt zur Kita „Planet 266“ hat das Büro Zumholz Landschaftsarchitektur inzwischen einen Entwurf erarbeitet, der die Anregungen der Betroffenen mit einbezieht. Insbesondere die Zu-fahrt auf das Gelände soll künftig bequemer und sicherer befahrbar sein. Um den Eingang zum zentralen Park der „Aktiven Mitte“ zu ver-schönern, wurden die bepflanzten Wälle abgetragen – ein erster Schritt zur Neugestaltung der Grünfläche.

Am 14. November wurde der neue Kunstrasenplatz des S.C. Vor-wärts-Wacker von 1904 offiziell ein-geweiht. Die Erneuerung des Platzes hatte der Quartiersbeirat Jenkelweg/

Archenholzstraße dem Ausschuss für Wohnen und Soziale Stadtentwick-lung empfohlen. Mitte Oktober war das „Kicker-Paradies“ fertig gestellt worden. Für die Umsetzung hat der Bezirk Mitte 200.000 Euro aus der Aktiven Stadtteilentwicklung beige-steuert. Der Umbau wurde ansonsten von der Behörde für Kultur, Sport und Medien finanziert. Die Flut-lichtanlage wurde von einer Gruppe privater Investoren gesponsert.

Im Quartier Schiffbeker Berg/Legiencenter/Washingtonring gehen die Planungen für die Kinderwerk-statt des Jugendarbeit Horn e.V. voran: Aktuell werden Alternativen abgewogen – vom Umzug in vorhan-dene Räume bis zum Neubau.

Im September war der Treff der Trinkergruppe an der U-Bahnsta-tion Legienstraße Thema einer Ge-sprächsrunde u.a. mit Vertretern des

Quartiersbeirats, der Hochbahn, der Polizei und des Bezirksamts Ham-burg-Mitte. Gemeinsam werden Ver-

Bauchkribbeln in der Turborutsche

Im Kombibad Billstedt sorgen seit Sommer 2008 zwei neue Rut-schen für mehr Wasserspaß. Die rasante Turborutsche garantiert Nervenkitzel – fast wie im freien Fall geht es auf der 40 Meter langen Rutsche hinab. Mutige ab 13 Jahren sausen hier mit über 50 Stundenkilometern ins nasse Glück. Etwas entspannter geht es in der Reifenrutsche zu. Mit Einzel- oder Doppelreifen können Badegäste die kurvenreiche Rutsche auf einer Länge von etwa 96 Metern genießen. Kinder dürfen ab sieben Jahren mitfahren – jüngere mit einer Begleitperson.

Reifen- und Turborutsche sind Hamburgs größte Rutschanlage. Die Baukosten betrugen 1,2 Millionen Euro. Ein Drittel der Kosten wurde über den Bezirk Hamburg-Mitte abgedeckt. Trotz der großen Investition bleiben die Badepreise stabil: Eine Tageskarte kostet 4,50 Euro für Erwachsene und 2,30 Euro für Kinder. Familien erhal-ten einen vergünstigten Preis.

Das Kombibad Billstedt in der Archenholzstraße 50a ist dienstags bis donnerstags von 14 bis 20 Uhr, freitags von 8.30 bis 20 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

K O M B I B A D B I L L S T E D T

besserungsvorschläge erarbeitet. Ziel ist der freie Zugang zur Station, be-sonders für Kinder und Jugendliche.

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1:0 für den Sport: Jugendtraining auf dem neuen Kunstrasenplatz des S.C. Vorwärts-Wacker von 1904 e.V.

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Riesen-Sause: mit 50km/h ins Wasser

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Damals und heute

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