| Leseprobe Roland Barthes: Mythen des · PDF fileRoland Barthes Mythen des Alltags Vollständige Ausgabe Aus dem Französischen von Horst Brühmann Suhrkamp

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    Barthes, RolandMythen des Alltags

    Erste vollstndige deutsche Ausgabe Aus dem Franzsischen von Horst Brhmann

    Suhrkamp Verlag978-3-518-41969-4

    Suhrkamp Verlag

  • SV

  • Roland Barthes

    Mythen des AlltagsVollstndige Ausgabe

    Aus dem Franzsischenvon Horst Brhmann

    Suhrkamp

  • der deutschsprachigen Ausgabe Suhrkamp Verlag Berlin 00

    Alle Rechte vorbehalten, insbesondere dasdes ffentlichen Vortrags sowie

    der bertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.Kein Teil des Werkes darf

    in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder

    unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfltigt oderverbreitet werden.

    Satz: Horst Brhmann, Frankfurt am MainDruck: Pustet, Regensburg

    Printed in GermanyErste Auflage 00

    ISBN 978--58-969-

    5 6 5 0

    Titel der Originalausgabe:Mythologies, Paris: ditions du Seuil 957

  • Inhalt

    Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

    Mythologien

    Die Welt des Catchens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5Der Harcourt-Schauspieler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Die Rmer im Film . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Schriftsteller in Ferien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Die Kreuzfahrt des Blauen Blutes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stumme und blinde Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seifenpulver und Detergenzien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Der Arme und der Proletarier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50Marsmenschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5Die Operation Astra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56Ehegeschichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59Dominici oder der Triumph der Literatur . . . . . . . . . . . . . 6Ikonographie des Abb Pierre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68Romane und Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Spielsachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Wie Paris nicht unterging . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77Bichon bei den Negern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Ein sympathischer Arbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86Das Gesicht der Garbo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89Gewalt und Lssigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Wein und Milch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95Beefsteak und Pommes frites . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 00Nautilus und Trunkenes Schiff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0Tiefenreklame . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 07Einige Worte von Monsieur Poujade . . . . . . . . . . . . . . . . . 0Adamov und die Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

    5

  • 6

    Einsteins Gehirn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8Der Jet-man . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Racine ist Racine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Billy Graham im Vlodrome dHiver . . . . . . . . . . . . . . . . 7Der Proze gegen Dupriez . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schockphotos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5Zwei Mythen des Jungen Theaters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Die Tour de France als Epos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Guide bleu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57Die mit dem klaren Blick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Ornamentale Kche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66Die Kreuzfahrt der Batory . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69Der vom Streik betroffene Brger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7Afrikanische Grammatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78Die Weder-noch-Kritik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87Striptease . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9Der neue Citron . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96Minou Drouet und die Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99Photogene Kandidaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 09Der verlorene Kontinent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Astrologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Brgerliche Gesangskunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0Plastik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die groe Familie der Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Im Variet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0Die Kameliendame. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Poujade und die Intellektuellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

    Der Mythos heute

    Der Mythos ist eine Rede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5Der Mythos als semiologisches System . . . . . . . . . . . . . . . 5Die Form und der Begriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6Die Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

    Inhalt

  • 7

    Lektre und Entzifferung des Mythos . . . . . . . . . . . . . . . 75Der Mythos als entwendete Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . 80Die Bourgeoisie als anonyme Gesellschaft . . . . . . . . . . . . 88Der Mythos ist eine entpolitisierte Rede . . . . . . . . . . . . . . 9Der linke Mythos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99Der rechte Mythos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0Notwendigkeit und Grenzen der Mythologie . . . . . . . . .

    Anmerkungen des bersetzers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

    Inhalt

  • 8

  • Die Texte der Mythen des Alltags wurden zwischen 95 und 956 geschrieben; das Buch erschien 957.

    Es verfolgt zwei Ziele: einerseits das einer Ideologiekritik, die sich auf die Sprache der sogenannten Massenkultur rich-tet; andererseits das einer ersten semiologischen Demontage dieser Sprache. Ich hatte gerade Saussure gelesen und dar-aus die berzeugung gewonnen, man knne, wenn man die kollektiven Vorstellungen als Zeichensysteme behandelt, darauf hoffen, vom biederen Anprangern loszukommen und en dtail die Mystifikation deutlich zu machen, die die klein-brgerliche Kultur in universelle Natur verwandelt.

    Es liegt auf der Hand, da die beiden Intentionen, die am Ausgangspunkt dieses Buches standen, sich heute nicht mehr auf die gleiche Weise verfolgen lassen (weshalb ich auf Kor-rekturen verzichtet habe). Nicht da ihm sein Gegenstand abhanden gekommen wre; doch die Ideologiekritik ist im selben Moment, in dem sie pltzlich wieder dringend ge-fordert war (im Mai 968), feiner geworden oder bedarf je-denfalls der Verfeinerung; und die semiologische Analyse, die zumindest was mich angeht mit dem abschlieenden Essay der Mythen begann, hat sich weiterentwickelt, ist ge-nauer, komplexer, vielfltiger geworden; sie bezeichnet nun den theoretischen Ort, an dem in unserem Jahrhundert und bei uns im Westen eine gewisse Befreiung des Signifikanten stattgefunden hat. Deshalb knnte ich auch in der hier vorlie-genden Form keine neuen Mythologien schreiben.

    Was jedoch auer dem Hauptfeind, der brgerlichen Norm bleibt, ist die Notwendigkeit, diese beiden Anstze zu verbinden: keine ideologiekritische Anprangerung ohne das Instrument einer Feinanalyse; keine Semiologie, die nicht bereit wre, in Semioklastik berzugehen. Februar 970 R. B.

    9

  • 0

  • Vorwort

    Die folgenden Texte entstanden im Zeitraum von etwa zwei Jahren, zwischen 95 und 956, jeweils aus aktuellem Anla. Ich versuchte damals, regelmig berlegungen zu einigen Mythen des franzsischen Alltagslebens anzustellen. Das Material dieser berlegungen (ein Zeitungsartikel, eine Pho-tographie in einer Illustrierten, ein Film, eine Theaterauffh-rung, eine Ausstellung) konnte ganz unterschiedlich und das Thema durchaus willkrlich sein; natrlich ging es um Dinge, die mir aktuell schienen.

    Ausgangspunkt dieser berlegungen war zumeist ein Un-behagen an der Natrlichkeit, die von der Presse, von der Kunst, vom gesunden Menschenverstand stndig einer Wirk-lichkeit zugesprochen wird, die auch wenn es die unsere ist, in der wir leben eine durchaus geschichtliche Wirklich-keit ist. Kurz, ich litt darunter, da in der Erzhlung unserer Gegenwart stndig Natur und Geschichte miteinander ver-tauscht werden, und ich wollte dem ideologischen Mibrauch auf die Spur kommen, der sich nach meinem Gefhl in der dekorativen Darstellung des Selbstverstndlichen verbirgt.

    Von Anfang an schien mir der Begriff Mythos geeignet, ber diese falschen Evidenzen Aufschlu zu geben. Ich ver-stand das Wort zunchst in einem traditionellen Sinn. Aber damals schon teilte ich eine berzeugung, aus der ich dann alle Konsequenzen zu ziehen versucht habe: Der Mythos ist eine Sprache. Auch wenn ich mich mit Dingen befate, die von Literatur scheinbar sehr weit entfernt waren (ein Catch-Kampf, ein tischfertiges Gericht, eine Ausstellung von Kunststoffartikeln), hatte ich nicht den Eindruck, damit die allgemeine Semiologie unserer brgerlichen Welt zu verlas-sen, deren literarische