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-Magazin Jazz Rock Schule Freiburg - afs-musik.de. 23 April 2007/AfSMag23... · Thema-Magazin AfS: Frau Schmidt, seit wann koope-riert die Jazz & Rock Schule Freiburg mit den örtlichen

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Thema-Magazin

AfS: Frau Schmidt, seit wann koope-riert die Jazz & Rock Schule Freiburgmit den örtlichen allgemein bildendenSchulen?Schmidt: Seit 2004, wir sind jetzt alsoschon im dritten Schuljahr. Wir hattenbemerkt, dass auf die Lehrer an den all-gemein bildenden Schulen derzeit stän-dig neue Herausforderungen und damitMehrbelastungen zukommen, dadurchbleiben Aktivitäten außerhalb des Un-

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terrichts leider oft auf der Strecke.Außerdem ist das Fach Musik ja an ei-nigen Schularten im FächerverbundMensch, Natur und Kultur aufgegan-gen. Und da stellt sich die Frage: Wobleibt die Gelegenheit, ein Instrumentkennen zu lernen und gemeinsam zumusizieren? In zahlreichen Gesprächenmit Fachlehrern und auf Schulleitungs-ebene entstand die Idee, als Musikschu-le vor Ort die Schulen im musikali-

schen Bereich zu unterstützen. AfS: Wie sieht so eine Kooperation ge-nau aus?Schmidt: Wir erstellen auf Anfragemaßgeschneiderte Angebote für Schü-ler-Musikprojekte; die Palette reicht da-bei von Gesangsunterricht, der einmalpro Woche als AG in der Schule statt-findet, bis hin zur Betreuung von 20Fünftklässlern, die einmal pro Woche inder Mittagspause mit zwei Musik-

23/2007

Jazz & Rock SchuleFreiburg

Im Zuge der Pisa-Studie geriet die deutsche Schullandschaft in Bewegung wie lange nicht:Neue Bildungspläne, Fächerverbünde und die Einführung von Ganztagsschulen stellenLehrer vor enorme Herausforderungen. Die Konsequenz: Betreute Schülerprojekte wieMusik-AGs bleiben aus Personal- oder Zeitmangel oftmals auf der Strecke.Die Leidtragenden sind die Schüler.Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, kooperiert die private Jazz & Rock SchuleFreiburg (J&RSF) in vielfältiger Form mit allgemein bildenden Schulen aus ihrerUmgebung. Isabell Schmidt, Projektleiterin im Bereich Schulkooperationen an der J&RSF,berichtet über ihre Erfahrungen.

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lehrern zu uns kommen, um für einenBand-Auftritt fit gemacht zu werden.Für das letztgenannte Projekt ist derPersonalaufwand natürlich relativ hoch,weil die Schüler meist keinerlei Vor-kenntnisse haben, weshalb sie abwech-selnd in Kleingruppen Unterricht anden verschiedenen Instrumenten erhal-ten und in gemeinsamen Bandprobendas Zusammenspiel lernen. Ich bin aberjedes Mal wieder aufs Neue überrascht,was da innerhalb eines Schuljahres undmit nur einer Wochenstunde erarbeitetwerden kann.AfS: Das hört sich ja ganz toll an, aberwie finanziert sich so etwas?Schmidt: Wir hier in Freiburg habendas Glück, dass die Stadt einen Förder-topf eingerichtet hat, aus dem die Schu-len Mittel für Kooperationen mit priva-ten Dienstleistern beantragen können.Allerdings muss auch hier – je nachProjektgröße – zusätzlich mit Elternbei-trag gearbeitet werden. Außerdem han-delt es sich bei diesem städtischen Zu-schuss um eine reine Anschubfinanzie-rung, weshalb von diesen Mitteln nurdann profitiert werden kann, wenn injedem Schuljahr neue Angebote ge-macht werden. Um erfolgreich laufendeProjekte nach dem ersten Jahr fortzu-führen, müssten entweder die Eltern-beiträge drastisch erhöht oder andereDrittmittel gefunden werden. KleinereKooperationen, wie zum Beispiel die

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Unterstützung eines Lehrers bei derLeitung eines Schul-Popchors durch ei-nen unserer Studenten, können dieSchulen manchmal auch aus eigenerKraft finanzieren. AfS: Wie viel kostet es die Eltern denn,wenn - wie im beschriebenen Band-Projekt - die Schüler so intensiv betreutwerden? Schmidt: Pro Stunde und Kind etwasieben bis acht Euro, da die Stadt dasbezuschusst. Wir müssen aber bei jederKooperationsanfrage neu ausloten, wasfinanziell möglich ist, und gleichzeitigaus fachlicher Sicht darauf achten, dassim Rahmen des verfügbaren Budgetspädagogisch und musikalisch sinnvollgearbeitet werden kann. Qualität kosteteben Geld.AfS: Wer unterrichtet die Kinder undJugendlichen? Sind das ausgebildetePädagogen?Schmidt: Zum Teil sind das erfahreneDozenten der J&RSF, zum Teil aberauch Absolventen oder fortgeschritteneStudenten unseres staatlich anerkannten„Studium für Jazz und Rock“. Geradediese jungen Musiker kommen bei denKindern und Jugendlichen oft sehr gutan.AfS: Gibt es denn auch mal schwierigeSituationen, in denen nicht alles soglatt läuft?Schmidt: Es hat sich schnell herausge-stellt, dass die Kommunikationswege

problematisch sein können. Es ist daherfür uns als Dienstleister wichtig, einenfesten Ansprechpartner in der Schule zuhaben, mit dem man alle wichtigen Fra-gen klären kann. Schwierig ist zuweilenauch die schlechte Ausstattung derSchulen mit Instrumenten. Da vermit-teln wir die Schüler meist an einen güns-tigen Verleih weiter, der z. B. Bässeund Gitarren für neun Euro im Monatanbietet. Optimal wäre natürlich, wenndie Schulen eigene Instrumente zumÜben hätten. Das ist ja auch gar nichtmehr so teuer, einen Einsteiger-Bassgibt's schon ab etwa 150 Euro, da sinddie Leihgebühren bald wieder einge-spart. Generell kann man sagen, dassbei all diesen Kooperationen zwei un-terschiedliche Organisationskulturenaufeinander treffen. Ein Beispiel: Wennkurzfristig eine Stunde ausfällt, weil dieSchüler nicht kommen, müssen wir die-se Stunde trotzdem zumindest anteiligberechnen, weil die Zeit des Dozenten,der sich diesen Termin ja freigehaltenhat, Geld kostet. Auch ist es ganz wich-tig, schon vor Projektbeginn die Infor-mation zu bekommen, wie viele Stun-den eine Klasse oder eine Projektgrup-pe tatsächlich musiziert und wie vieleTermine wegen Klassenfahrten odersonstigen Unternehmungen ausfallenwerden. Denn nur so können wir dieKosten eines Projekts verlässlich kalku-lieren. ■

Was ist die J&RSF?

Die Jazz & Rock Schule Freiburg, die 1984 ge-gründet wurde, gehört heute zu den führendenSchulen für Populäre Musik in Europa. DieUnterrichts- und Fortbildungsangebote richtensich an Musiker aller Altersgruppen, vom An-fänger über den zukünftigen Profi bis zum ge-standenen Musiklehrer. Das Angebot reicht vonEinzel- und Gruppenunterricht für alle Alters-stufen, über das staatlich anerkannte undBafög-geförderte Studium „Jazz und Rock“ bishin zu Popmusikfortbildungen von Pädagogen.Weitere Infos unter www.jrs.org.

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