2
Einstellung von Martin Zenhäusern ([email protected] ) Es gibt mehrere Naturgesetze, welche eine hundertprozentige Trefferquote haben. Zum Beispiel das Gesetz der Schwerkraft: Wenn ein Fallschirmspringer aus dem Flugzeug springt, dann wird er immer irgendwann auf dem Boden landen und nicht einfach in das All entschweben. Genau so verhält es sich mit dem Gesetz der Aufmerksamkeit. Dort, wohin wir unsere Aufmerksamkeit hinlenken, dort fliesst auch die Energie hin. Wenn wir uns also mit einem Problem befassen, dann ziehen wir noch mehr Probleme und Schwierigkeiten an, ebenso Menschen, die uns darin gerne und ausgiebig „unterstützen“. Ein Beispiel ist das bei vielen Menschen überaus beliebte Erzählen all der Krankheiten und Gebrechen, die wir tatsächlich (selten) oder vermeintlich (meistens) haben. Wer sich mit positiven Dingen beschäftigt, der wiederum wird positive Gedanken und Menschen anziehen. Gedanken schaffen Gefühle, es entstehen Worte und dann Taten. Alles, was wir heute als Errungenschaft unser eigen nennen können, ist irgendwann von irgend jemandem zuerst gedacht worden, bevor es realisiert wurde. Wenn wir nur wenige Generationen zurückblicken – wie würden unsere Urururgrossväter und –grossmütter wohl reagieren, wenn wir ihnen sagen würden, dass wir auf Knopfdruck Licht anzünden, dank einem kleinen Gerätchen mit den Verwandten in der „Üsserschwiz“ sprechen und mit einem Flugzeug überall in die Welt fliegen könnten? Sie würden es schlicht nicht glauben wollen oder können. Wer ständig negativ denkt, entwickelt eine negative Einstellung und wird deshalb auch eine negative Ausstrahlung haben. Er wird immer irgendjemanden verantwortlich machen für seine Situation. Er wird im Leiden verhaftet bleiben, denn leiden ist leichter als lösen. Leiden geht von alleine. Zum Lösen braucht es eine Anstrengung, den Willen, etwas zu verändern, was stört oder mich an meiner Entwicklung hindert. Warum haben wir so viele Leidende und so wenig Lösende? Ein Blick auf die Wahlpropaganda verschiedener Kandidatinnen und Kandidaten genügt bereits, um zu sehen, von welchen Parteien Lösungen zu erwarten sind und von welchen das Festklammern am Bestehenden Programm ist. Wie soll ich einem Politiker vertrauen können, der mir nur sagt, wogegen er ist, aber nicht wofür? Was die Einstellung ausmacht, habe ich kürzlich in den Ferien erlebt. In einem Hotel bediente uns ein Kellner fröhlich und kundenorientiert, immer hilfreich und flexibel. Seine Kollegin dagegen hat ihre schlechte Laune an den Gästen ausgelassen. Nachdem wir Espresso bestellt hatten und sie uns stattdessen Kaffee brachte, weshalb wir die Bestellung zurückwiesen, brachte sie schliesslich nach einer Ewigkeit die Espressos, wobei sie die Tässchen nicht vor uns hinstellte, sondern einfach ans Ende des Tisches. Wer wohl von uns Trinkgeld erhalten hat? Oder in einem Wandergebiet stand vor dem Restaurant ein Schild, dass Wanderstöcke und Rucksäcke nicht mit ins Restaurant genommen werden dürften. Als ich die Wirtin darauf ansprach, meinte sie schnippisch, wer dies nicht verstehe, solle anderswohin gehen. Wenige Minuten entfernt befindet sich ein anderes Restaurant mit flexiblem Personal, das auch eine Änderung auf der Speisekarte sportlich erledigte und schnell servierte. Wo wir wohl wieder hingehen und welches Restaurant wir weiterempfehlen werden?

Document03

Embed Size (px)

DESCRIPTION

 

Citation preview

Page 1: Document03

Einstellung von Martin Zenhäusern ([email protected]) Es gibt mehrere Naturgesetze, welche eine hundertprozentige Trefferquote haben. Zum Beispiel das Gesetz der Schwerkraft: Wenn ein Fallschirmspringer aus dem Flugzeug springt, dann wird er immer irgendwann auf dem Boden landen und nicht einfach in das All entschweben. Genau so verhält es sich mit dem Gesetz der Aufmerksamkeit. Dort, wohin wir unsere Aufmerksamkeit hinlenken, dort fliesst auch die Energie hin. Wenn wir uns also mit einem Problem befassen, dann ziehen wir noch mehr Probleme und Schwierigkeiten an, ebenso Menschen, die uns darin gerne und ausgiebig „unterstützen“. Ein Beispiel ist das bei vielen Menschen überaus beliebte Erzählen all der Krankheiten und Gebrechen, die wir tatsächlich (selten) oder vermeintlich (meistens) haben. Wer sich mit positiven Dingen beschäftigt, der wiederum wird positive Gedanken und Menschen anziehen. Gedanken schaffen Gefühle, es entstehen Worte und dann Taten. Alles, was wir heute als Errungenschaft unser eigen nennen können, ist irgendwann von irgend jemandem zuerst gedacht worden, bevor es realisiert wurde. Wenn wir nur wenige Generationen zurückblicken – wie würden unsere Urururgrossväter und –grossmütter wohl reagieren, wenn wir ihnen sagen würden, dass wir auf Knopfdruck Licht anzünden, dank einem kleinen Gerätchen mit den Verwandten in der „Üsserschwiz“ sprechen und mit einem Flugzeug überall in die Welt fliegen könnten? Sie würden es schlicht nicht glauben wollen oder können. Wer ständig negativ denkt, entwickelt eine negative Einstellung und wird deshalb auch eine negative Ausstrahlung haben. Er wird immer irgendjemanden verantwortlich machen für seine Situation. Er wird im Leiden verhaftet bleiben, denn leiden ist leichter als lösen. Leiden geht von alleine. Zum Lösen braucht es eine Anstrengung, den Willen, etwas zu verändern, was stört oder mich an meiner Entwicklung hindert. Warum haben wir so viele Leidende und so wenig Lösende? Ein Blick auf die Wahlpropaganda verschiedener Kandidatinnen und Kandidaten genügt bereits, um zu sehen, von welchen Parteien Lösungen zu erwarten sind und von welchen das Festklammern am Bestehenden Programm ist. Wie soll ich einem Politiker vertrauen können, der mir nur sagt, wogegen er ist, aber nicht wofür? Was die Einstellung ausmacht, habe ich kürzlich in den Ferien erlebt. In einem Hotel bediente uns ein Kellner fröhlich und kundenorientiert, immer hilfreich und flexibel. Seine Kollegin dagegen hat ihre schlechte Laune an den Gästen ausgelassen. Nachdem wir Espresso bestellt hatten und sie uns stattdessen Kaffee brachte, weshalb wir die Bestellung zurückwiesen, brachte sie schliesslich nach einer Ewigkeit die Espressos, wobei sie die Tässchen nicht vor uns hinstellte, sondern einfach ans Ende des Tisches. Wer wohl von uns Trinkgeld erhalten hat? Oder in einem Wandergebiet stand vor dem Restaurant ein Schild, dass Wanderstöcke und Rucksäcke nicht mit ins Restaurant genommen werden dürften. Als ich die Wirtin darauf ansprach, meinte sie schnippisch, wer dies nicht verstehe, solle anderswohin gehen. Wenige Minuten entfernt befindet sich ein anderes Restaurant mit flexiblem Personal, das auch eine Änderung auf der Speisekarte sportlich erledigte und schnell servierte. Wo wir wohl wieder hingehen und welches Restaurant wir weiterempfehlen werden?

Page 2: Document03

2

Wer sich ab und zu überprüft, was er selber gerade denkt und wie er sich fühlt, tut sich viel Gutes, wenn er die negativen Gedanken durch positive ersetzt. Diese kleine Anstrengung, die häufig den Weg aus dem Problem hin in die Lösung vorgibt, sollten wir allerdings schon selber unternehmen. Noch etwas: Schon Seneca hat gewusst, was geschähe, wenn wir bereit wären, unsere Gewohnheiten zu hinterfragen, als er sagte: „Oh wie gut erginge es manchen Menschen, wenn sie einmal aus ihrem Geleise herauskämen.“ Der amerikanische Manager Frederick T. Buckle hat nachgedoppelt, indem er feststellte: „Der grösste Feind des Fortschritts ist nicht der Irrtum, sondern die Trägheit.“ Ob wir leiden oder lösen ist letztlich eine ganz persönliche Entscheidung und vor allem auch eine Frage der Einstellung.