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Nummer 300 | Freitag, 31. Oktober 2014 Wohn&Raum 2 Spatenstich in Neustift (v. l.): Zima-Geschäftsführer Alexander Wolf, Markus Innerhofer (Zima), Vizebürgermeister Hermann Stern, Thomas Lanbach (Bodner), Florian Lamprecht (beaufort Architekten) und Nicole Egger. Foto: Ostermann Die Zima errichtet eine Kleinwohnanlage in Neustift. Visualisierung: Zima Zima baut in Neustift Neustift – Mitten in der Tiro- ler Bergwelt am Fichtenweg in Neustift im Stubaital, et- wa 25 Kilometer südlich von Innsbruck, errichtet die Zima eine Kleinwohnanlage. Insge- samt entstehen 14 Wohnein- heiten und 20 Tiefgaragen- Abstellplätze. Der Grundriss der Einheiten ist laut Zima großzügig. (TT) Hall i. T. – Im Dezember 2012 begannen die Bauarbeiten zur neuen Wohnanlage „Un- tere Lend“ in Hall. Ein er- heblicher Teil wurde durch die Alpenländische errichtet. Kürzlich konnten die neuen Bewohner ihr Heim offiziell übernehmen. Insgesamt ent- standen 56 Mietwohnungen, acht Mietkauf-Reihenhäuser und 100 Tiefgaragenabstell- plätze. Insgesamt konnte der ge- meinnützige Wohnbauträger Alpenländische im vergange- nen Jahr 185 neue Wohnun- gen fertig stellen. Weitere 1165 Einheiten sind in Planung be- ziehungsweise Bauvorberei- tung. Neben der Errichtung zählt auch die Verwaltung der Objekte zu den Aufgaben der Wohnbaugesellschaft. Derzeit werden 11.554 Wohnungen, 8473 Autoeinstellplätze, 145 Lokale und sonstige Einheiten betreut. Dies stellt laut eige- nen Angaben einen absoluten Höchststand in der Geschich- te des Unternehmens dar. Die Schaffung von leist- barem Wohnen ist den drei Geschäftsführern Gerhard Feistmantl, Markus Lechleit- ner und Wilhelm Muzyczyn ein Anliegen. Wenngleich dies durch die enormen Kostensteigerungen am Im- mobilienmarkt und die sehr restriktive Rechtslage beim Grunderwerb in Tirol zuneh- men schwieriger werde. (TT) Alpenländische stellte 185 neue Wohnungen fertig 56 Mietwohnungen und acht Mietkauf-Reihenhäuser hat die Alpenländi- sche in Hall errichtet. Foto: Alpenländische Die Fassade aus verkohltem Holz – Seidenholz – wird in Österreich aus heimischem Holz produziert. Rechts im Bild eine „kesseldruckimprägnierte“ Fassade. Fotos: phils, www.seidenholz.at Von Ursula Philadelphy Innsbruck – Die Fassaden von Häusern erzählen oft mehr, als den Bewohnern lieb ist, und nicht selten havarieren historische Fassaden mit de- nen von moderner Architek- tur. Berühmtestes und viel- zitiertes Beispiel, dass dem nicht so sein muss, ist in Tirol vermutlich die Tyrolia in Ster- zing. Sich einzugliedern ist al- lerdings nicht immer ganz einfach. Horst Parson ver- tritt die Meinung, dass es im- mer notwendig ist, bei einer Planung auch an die Nach- barn zu denken, denn „viele Haus-Individuen mit eige- nen Charakteristiken müssen insgesamt einen als Einheit erfahrbaren Raum ergeben“. Innsbruck weiß ein Lied da- von zu singen, wenn man an die Fassadenvarianten vom Kaufhaus Tyrol denkt oder an die Fassade der BTV. Im Augenblick boomen Stahl- und Nirofassaden oder der angesagte Cortenstahl, dessen rostige Oberfläche ih- rer Haptik wegen sehr indivi- duell ist. Ron Arad, Richard Serra, Sir Norman Foster, Vi- cens + Ramos, Marte & Mar- te – so unterschiedlich ihre Architekturen auch sein mö- gen, sie haben eines gemein- sam: Sie haben sich in der jüngeren Zeit dem Baumate- rial Cortenstahl zugewandt und kreierten damit spekta- kuläre Fassaden. Die charak- teristische Patina des Stahls entsteht dadurch, dass sich unter der ersten Rostschicht eine Art Sperrschicht ent- wickelt, die verhindert, dass der Korrosionsprozess weiter fortschreitet. Die Fassade ist somit zwar ganz streng ge- nommen nicht unbedingt das Nachhaltigste ever, denn die Produktion von Stahl ist per se ein Energiefresser, aber sie ist definitiv extrem langle- big und pflegeleicht und wird deshalb gerne als nachhal- tig deklariert. Spektakulär ist sie allemal. Das Museum am Bergisel zeugt davon. Nicht nur das neue Haus erhielt, als Kontrast zur Glasfassade, eine verrostete Attika plus einen passenden Zaun; man verkleidete auch einen An- bau ans Kaiserjägermuseum mit Cortenstahl und setzte Akzente mit einem Stiegen- abgang. Überbordende und lang anhaltende Beliebtheit hat hingegen in unseren Breiten nach wie vor Holz. Nicht sel- ten sind es Holzkonstruktio- nen, die sich zumindest ma- terialmäßig an traditionelle Entwürfe angleichen und da- her eher akzeptiert werden. Die Palette reicht von klein- teiligen, feinen Konstruktio- nen bis zu sägerauen, unge- säumten Schwartenbrettern. Nachdem, bedingt durch die Luftverschmutzung, Holz- fassaden aber nicht mehr so schön silbergrau altern wie zum Beispiel die Höfe in Kar- titsch, setzen manche Haus- besitzer auf neue Methoden, dem Holz einen nachhaltigen Farbton zu geben. Eine Variante ist die Kessel- druckimprägnierung, bei der das Holz den originalen Farb- ton beibehält und doch dau- erhaft gegen Insekten, Pilze und Moderfäule imprägniert ist. Bei dieser Art der Impräg- nierung wird zuerst ein Vaku- um erzeugt, das die Flüssig- keit aus dem Holz saugt, und in der Druckphase wird dann das Holzschutzmittel bis in den Splintanteil des Holzes eingepresst. Wesentlich spektakulärer ist hingegen eine schwarz ver- kohlte Holzfassade. Der Köh- ler von einst lässt grüßen und die Farbe erfreut die Architek- tenschaft (wobei ja noch im- mer nicht ganz schlüssig ge- klärt ist, warum Architekten grosso modo so in die Farbe Schwarz vernarrt sind). Unter dem Titel „Seidenholz“ hat dieses Baumaterial heuer be- reits den red dot design award 2014 gewonnen. Das Ankoh- len von Holz ist eine uralte Tradition, bei der die Oberflä- che versiegelt wird und jene Öle, die sonst die Insekten an- locken, verbrennen. Zugleich entsteht eine schwarze, fein und seidig glänzende Ober- flächenschicht aus Kohle, die das Holz festigt und gegen Verwitterung, Schimmelbefall und eben Insekten schützt. Zugleich werden Struktur und Maserung des Holzes markanter. Beides variiert übrigens und „ist abhängig von Holzart, Wüchsigkeit und Verkohlungsgrad“, wie Josef Landauf, dessen Firma die- ses Baumaterial anbietet, er- klärt. Den Anstoß zu diesem Baumaterial gab das Wiener Architektenduo Schuberth & Schuberth vor einigen Jahren, als sie für einen Bauherrn ein schwarzes Haus planten. Die generelle Begeisterung für die Qualität dieses Materials ist groß. „Die Abbrandstruktur ist bei der Lärche am schöns- ten“, meint Landauf, „aber auch Fichte eignet sich wun- derbar.“ Das Holz färbt nicht ab, da die Oberfläche nach dem Verkohlen versiegelt wird, hat keinen Brandgeruch und ist ebenso für Innenräu- me verwendbar. Man kann die Oberfläche auch anlasern und solcherart mit Botschaf- ten, Logos, Schriftzügen oder Bildern und Mustern verzie- ren. Den individuellen Wün- schen stehen Tür und Tor of- fen. Nachhaltig und pflegeleicht als Devise Immer öfter wünschen sich Bauherren nicht nur nachhaltige, ökologisch akzeptable Fassaden, sondern wollen auch möglichst wenig Pflege auf sich nehmen – das führt zu neuen Trends. Die Cortenstahlfassade des Museums am Bergisel.

062 300 20141031

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Nummer 300 | Freitag, 31. Oktober 2014Wohn&Raum2

Spatenstich in Neustift (v. l.): Zima-Geschäftsführer Alexander Wolf, Markus Innerhofer (Zima), Vizebürgermeister Hermann Stern, Thomas Lanbach (Bodner), Florian Lamprecht (beaufort Architekten) und Nicole Egger. Foto: Ostermann

Die Zima errichtet eine Kleinwohnanlage in Neustift. Visualisierung: Zima

Zima baut in Neustift

Neustift – Mitten in der Tiro-ler Bergwelt am Fichtenweg in Neustift im Stubaital, et-wa 25 Kilometer südlich von Innsbruck, errichtet die Zima eine Kleinwohnanlage. Insge-samt entstehen 14 Wohnein-heiten und 20 Tiefgaragen-Abstellplätze. Der Grundriss der Einheiten ist laut Zima großzügig. (TT)

Hall i. T. – Im Dezember 2012 begannen die Bauarbeiten zur neuen Wohnanlage „Un-tere Lend“ in Hall. Ein er-heblicher Teil wurde durch die Alpenländische errichtet. Kürzlich konnten die neuen Bewohner ihr Heim offiziell übernehmen. Insgesamt ent-standen 56 Mietwohnungen, acht Mietkauf-Reihenhäuser und 100 Tiefgaragenabstell-plätze.

Insgesamt konnte der ge-meinnützige Wohnbauträger Alpenländische im vergange-nen Jahr 185 neue Wohnun-gen fertig stellen. Weitere 1165 Einheiten sind in Planung be-ziehungsweise Bauvorberei-tung. Neben der Errichtung zählt auch die Verwaltung der Objekte zu den Aufgaben der Wohnbaugesellschaft. Derzeit werden 11.554 Wohnungen,

8473 Autoeinstellplätze, 145 Lokale und sonstige Einheiten betreut. Dies stellt laut eige-nen Angaben einen absoluten Höchststand in der Geschich-te des Unternehmens dar.

Die Schaffung von leist-barem Wohnen ist den drei Geschäftsführern Gerhard

Feistmantl, Markus Lechleit-ner und Wilhelm Muzyczyn ein Anliegen. Wenngleich dies durch die enormen Kostensteigerungen am Im-mobilienmarkt und die sehr restriktive Rechtslage beim Grunderwerb in Tirol zuneh-men schwieriger werde. (TT)

Alpenländische stellte 185 neue Wohnungen fertig

56 Mietwohnungen und acht Mietkauf-Reihenhäuser hat die Alpenländi-sche in Hall errichtet. Foto: Alpenländische

Die Fassade aus verkohltem Holz – Seidenholz – wird in Österreich aus heimischem Holz produziert. Rechts im Bild eine „kesseldruckimprägnierte“ Fassade. Fotos: phils, www.seidenholz.at

Von Ursula Philadelphy

Innsbruck – Die Fassaden von Häusern erzählen oft mehr, als den Bewohnern lieb ist, und nicht selten havarieren historische Fassaden mit de-nen von moderner Architek-tur. Berühmtestes und viel-zitiertes Beispiel, dass dem nicht so sein muss, ist in Tirol vermutlich die Tyrolia in Ster-zing.

Sich einzugliedern ist al-lerdings nicht immer ganz einfach. Horst Parson ver-tritt die Meinung, dass es im-mer notwendig ist, bei einer Planung auch an die Nach-barn zu denken, denn „viele Haus-Individuen mit eige-nen Charakteristiken müssen insgesamt einen als Einheit erfahrbaren Raum ergeben“. Innsbruck weiß ein Lied da-von zu singen, wenn man an die Fassadenvarianten vom Kaufhaus Tyrol denkt oder an die Fassade der BTV.

Im Augenblick boomen Stahl- und Nirofassaden oder der angesagte Cortenstahl, dessen rostige Oberfläche ih-

rer Haptik wegen sehr indivi-duell ist. Ron Arad, Richard Serra, Sir Norman Foster, Vi-cens + Ramos, Marte & Mar-te – so unterschiedlich ihre Architekturen auch sein mö-gen, sie haben eines gemein-sam: Sie haben sich in der jüngeren Zeit dem Baumate-rial Cortenstahl zugewandt und kreierten damit spekta-kuläre Fassaden. Die charak-teristische Patina des Stahls entsteht dadurch, dass sich unter der ersten Rostschicht eine Art Sperrschicht ent-wickelt, die verhindert, dass der Korrosionsprozess weiter fortschreitet. Die Fassade ist somit zwar ganz streng ge-nommen nicht unbedingt das Nachhaltigste ever, denn die Produktion von Stahl ist per se ein Energiefresser, aber sie ist definitiv extrem langle-big und pflegeleicht und wird deshalb gerne als nachhal-tig deklariert. Spektakulär ist sie allemal. Das Museum am Bergisel zeugt davon. Nicht nur das neue Haus erhielt, als Kontrast zur Glasfassade, eine verrostete Attika plus

einen passenden Zaun; man verkleidete auch einen An-bau ans Kaiserjägermuseum mit Cortenstahl und setzte Akzente mit einem Stiegen-abgang.

Überbordende und lang anhaltende Beliebtheit hat hingegen in unseren Breiten nach wie vor Holz. Nicht sel-ten sind es Holzkonstruktio-nen, die sich zumindest ma-terialmäßig an traditionelle Entwürfe angleichen und da-her eher akzeptiert werden. Die Palette reicht von klein-teiligen, feinen Konstruktio-

nen bis zu sägerauen, unge-säumten Schwartenbrettern. Nachdem, bedingt durch die Luftverschmutzung, Holz-fassaden aber nicht mehr so schön silbergrau altern wie zum Beispiel die Höfe in Kar-titsch, setzen manche Haus-besitzer auf neue Methoden, dem Holz einen nachhaltigen Farbton zu geben.

Eine Variante ist die Kessel-druckimprägnierung, bei der das Holz den originalen Farb-ton beibehält und doch dau-erhaft gegen Insekten, Pilze und Moderfäule imprägniert

ist. Bei dieser Art der Impräg-nierung wird zuerst ein Vaku-um erzeugt, das die Flüssig-keit aus dem Holz saugt, und in der Druckphase wird dann das Holzschutzmittel bis in den Splintanteil des Holzes eingepresst.

Wesentlich spektakulärer ist hingegen eine schwarz ver-kohlte Holzfassade. Der Köh-ler von einst lässt grüßen und die Farbe erfreut die Architek-tenschaft (wobei ja noch im-mer nicht ganz schlüssig ge-klärt ist, warum Architekten grosso modo so in die Farbe Schwarz vernarrt sind). Unter dem Titel „Seidenholz“ hat dieses Baumaterial heuer be-reits den red dot design award 2014 gewonnen. Das Ankoh-len von Holz ist eine uralte Tradition, bei der die Oberflä-che versiegelt wird und jene Öle, die sonst die Insekten an-locken, verbrennen. Zugleich entsteht eine schwarze, fein und seidig glänzende Ober-flächenschicht aus Kohle, die das Holz festigt und gegen Verwitterung, Schimmelbefall und eben Insekten schützt.

Zugleich werden Struktur und Maserung des Holzes markanter. Beides variiert übrigens und „ist abhängig von Holzart, Wüchsigkeit und Verkohlungsgrad“, wie Josef Landauf, dessen Firma die-ses Baumaterial anbietet, er-klärt. Den Anstoß zu diesem Baumaterial gab das Wiener Architektenduo Schuberth & Schuberth vor einigen Jahren, als sie für einen Bauherrn ein schwarzes Haus planten. Die generelle Begeisterung für die Qualität dieses Materials ist groß. „Die Abbrandstruktur ist bei der Lärche am schöns-ten“, meint Landauf, „aber auch Fichte eignet sich wun-derbar.“ Das Holz färbt nicht ab, da die Oberfläche nach dem Verkohlen versiegelt wird, hat keinen Brandgeruch und ist ebenso für Innenräu-me verwendbar. Man kann die Oberfläche auch anlasern und solcherart mit Botschaf-ten, Logos, Schriftzügen oder Bildern und Mustern verzie-ren. Den individuellen Wün-schen stehen Tür und Tor of-fen.

Nachhaltig und pflegeleicht als DeviseImmer öfter wünschen sich Bauherren nicht nur nachhaltige, ökologisch akzeptable Fassaden, sondern

wollen auch möglichst wenig Pflege auf sich nehmen – das führt zu neuen Trends.

Die Cortenstahlfassade des Museums am Bergisel.