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Persönlichkeiten bilden Schule Schloss Salem Building character 76 07/2017 04 Raus in die Welt 135 Abiturienten und IBler haben es geschafft 14 Das große Wiedersehen 1400 Ehemalige erlebten das heutige Salem 32 Gipfelstürmer und Wasserratten Grenzerfahrungen beim Outdoor-Wochenende ©Bild: Szene aus dem Musical „Cabaret“ (s. S. 16), hier mit Chiara Abenteuer und Jakob Streit, fotografiert von Ilja Mess

07/2017 - Schule Schloss Salem · und blickt heute dankbar auf die Schul-zeit in Salem zurück. Bild: Philine von ... Noch heute kann ich mich sehr klar an meine erste, sehr einpräg-same

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Persönlichkeiten bilden Schule Schloss Salem Building character

7607/2017

04 Raus in die Welt 135 Abiturienten und IBler haben es geschafft

14 Das große Wiedersehen 1400 Ehemalige erlebten das heutige Salem

32 Gipfelstürmer und Wasserratten Grenzerfahrungen beim Outdoor-Wochenende

©Bild: Szene aus dem Musical „Cabaret“ (s. S. 16), hier mit Chiara Abenteuer und Jakob Streit, fotografiert von Ilja Mess

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2 SalemMagazin 76, 07/2017

Editorial

Die Schule Schloss Salem fasste ihren übergeordneten pädago-gischen Anspruch vor einigen Jahren im Claim „Persönlichkeiten bilden“ prägnant zusammen. Immer deutlicher zeigt sich inzwischen, wie richtig und bedeutsam dieser spezifische Fokus war und ist: Die Digitalisierung unserer längst durchglobalisierten Welt schreitet offenkundig in rasantem Tempo fort und erfasst als „Hype“ inzwi-schen auch das bundesdeutsche Bildungssystem bzw. die Bildungs-politik. Die Entwicklung eines umfassenden Medienkonzepts und die für alle daran anknüpfenden IT-Entscheidungen grundlegende Anbindung an das schnelle Internet sind für eine gute Schule unverzichtbar. Beide Maßnahmen wurden an der Schule Schloss Salem im Schul-jahr 2016/2017 auf den Weg gebracht, bilden allerdings nur die eine Seite der notwendigen Veränderungen ab. Ebenso wichtig und immer wichtiger wird es sein, neben der optimierten Vermittlung wesent-licher Wissensbestände und Fähigkeiten all das zu stärken, was uns als Menschen einzigartig und sowohl den perfekt programmierten Maschinen als auch den allwissenden Künstliche-Intelligenz-Algo-rithmen der Gegenwart und Zukunft überlegen macht: jene hoch-komplexe Mischung von Intellekt, Emotionen, Einstellungen und gelebter Haltung, die wir Persönlichkeit nennen. Diese Persönlichkei-ten gilt es gerade auch in Salem individuell zu entfalten und so zu stärken, dass unsere Schülerinnen und Schüler bewusst und selbstbe-stimmt denkend (!) Verantwortung für sich und unser Gemeinwesen übernehmen.

In Bezug auf die digitale Welt der Gegenwart und Zukunft würde dies zum Beispiel bedeuten, sich als Mensch nicht den verführeri-schen 24/7-Impulsen des Smartphones zu unterwerfen, sondern es in dienender Funktion als multifunktionales Hilfsmittel zu betrachten und gezielt zu nutzen. Verantwortungsbewusstsein läge ferner auch darin, reales menschliches Miteinander der digitalen Dauerkommu-nikation sowie der künstlichen Welt des Computerspiels vorzuziehen oder Informationen aus dem World Wide Web nicht nur kundig zu selektieren, sondern stets auch überaus kritisch auf ihre Plausibilität zu prüfen.

Das vorliegende Salem Magazin belegt aus meiner Sicht, dass die Schule Schloss Salem, für die menschliches Miteinander konstitutiv war und ist, ihren ganzheitlichen Bildungsauftrag verlässlich ernst nimmt und auch im 21. Jahrhundert in positiv prägende Alltagswirk-lichkeit übersetzt.

Salem und die schöne neue digitale Welt

Beginning a few years ago Schule Schloss Salem began to use the motto “Developing Character“ to consicely convey the thrust of its pedagogical goals. In the meantime it has become more and more evident how very accurate and relevant this specific focal point was and is. Digitalization has been permeating our thoroughly glo-balized world at an ever faster and highly visible pace. The “hype“ has also seized the German educational system and its education policies.

Developing a comprehensive media concept and a concomitant IT-based plan to facilitate an all-decisive speedy internet connec-tion are absolute essentials for a good boarding school. Both measures were implemented in the school year 2016/2017, but this reflects, nonetheless, only one side of the changes required. Equally important and increasingly important will be – along with the well-planned teaching of knowledge and skills – a strengt-hening of the very things that make humans unique and superior to the perfectly programmed machine and the omniscient artificial intelligence algorithm, both now and in the future. It is the highly complex mixture of intellect, emotions, attitudes and personal con-duct – which, taken together, we call character. Salem is dedicated to developing and strengthening the character of our students so that each individual is prepared to take on responsibility for him-self and herself and for our community in a conscious, self-deter-mined and thoughtful manner.

In regard to the digital world of today and of the future, this means, specifically, that the individual does not succumb to the temptations of the 24/7 stimuli of a smart phone, but rather regards the device as a multifunctional support tool which can be used to specific purposes. Conscientious responsibility is revealed, moreover, by giving preference to the companionship of real peop-le over non-stop digital communication and the artificial world of computer games, and by selectively evaluating information found in the World Wide Web, while always casting a critical eye on its plausibility.

In my opinion, this Salem Magazin provides evidence that Schule Schloss Salem – a school for which real togetherness was and is a constitutive force – takes its mandate to provide holistic education seriously, and in the 21st century still renders it in a positive, for-mative everyday reality.

Gesamtleiter der Schule Schloss Salem / Headmaster

Salem and the BraveNew Digital World

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Altschülerporträt

Aus der Großstadt ins NiemandslandRoman Gorovoy aus Moskau wurde schnell auf dem Hohenfels heimisch und genoss die Salemer Jahre

Roman Gorovoy, 35 Jahre, studierte an der University of Durham, England, und schloss 2005 mit dem Bachelor of Arts in Business Economics ab. Anschließend arbeitete er bis 2007 als Generalbevollmächtigter bei Electrostar GmbH mit Fokus auf dem Vertrieb in Osteuropa. Seitdem ist er alleiniger Geschäftsführer. Gorovoy ist verheiratet und hat zwei Kinder, Alex (6) und Sofia (4). In seiner Freizeit wandert und reist er gern, spielt Basket- und Fußball und investiert in Startups.

Zur Person

Kalter Fisch in Tomatensauce zum Abendessen auf Burg Hohenfels: Das ging für den Russen Roman Gorovoy gar nicht. Doch er überwand den Kultur-schock, gewann Freunde, lernte Deutsch und blickt heute dankbar auf die Schul-zeit in Salem zurück. Bild: Philine von Sell, Circle of Values GmbH

Noch heute kann ich mich sehr klar an meine erste, sehr einpräg-same Begegnung mit Salem erinnern, damals im Jahr 1994. Mit zwölf Jahren brachten mich meine Eltern auf den Hohenfels. Nach einer längeren Anreise aus Moskau passierten wir gegen Abend einen Hügel, die Straße machte eine Rechts-Links-Kurve und der Blick auf die malerische, jedoch einsame und für mich damals etwas gespenstische Burg Hohenfels öffnete sich. „Das ist deine neue Schule“, sagte mir mein Dad. Begeisterung sah anders aus: Gerade aus Moskau gelandet, brachten meine Eltern mich ins „Niemandsland“, in einen unbekannten Kulturkreis, ohne deutsche Sprachkenntnisse, ohne Freunde. Und dann noch dieser kalte Fisch in Tomatensauce zum ersten Abendessen...Der Kulturschock war perfekt – es ist undenkbar in Russland, dass man kalt zu Abend isst.

Damals konnte ich nicht erahnen, was für eine tolle Zeit ich in Salem in den kommenden acht Jahren verbringen würde. Ja, die Integ-ration war am Anfang schwierig, Heimweh groß. Aber mit jedem Monat wurde es besser, dank der neuen Freundschaften, der Lehrer und Mentoren. Vor allem meine Deutschlehrerin Sabine Klause und ihr Mann Günther, der in Moskau studiert hat und perfekt Russisch spricht, kümmerten sich sehr herzlich um mich und versorgten mich immer wieder mit Pirogi und Borscht, damit meine russischen Wur-zeln mit den notwendigen Nährstoffen versorgt wurden.

Diese mit Sicherheit nicht einfache Entscheidung, nach Salem zu gehen, hat sich voll und ganz gelohnt. Salem hat mein Leben geprägt, mir unvergessliche Momente geschenkt und enge Freund-schaften beschert, die ich bis heute pflege. Sogar mein Berufsleben bekam in der Schule die entscheidende Richtung, als mein engster Freund und Zimmerkamerad Konstantin mir seinen Vater Robert Schöttle (auch ein Altsalemer) vorstellte. Aus Bekanntschaft ent-wickelte sich eine Freundschaft zwischen unseren Familien. Heute

bin ich Teilhaber und Geschäftsführer von Electrostar GmbH, einem traditionsreichen Familienunternehmen aus Reichenbach an der Fils. Nach meinem Business-Economics-Studium bin ich in die Firma von Robert Schöttle eingestiegen, und gemeinsam haben wir das Unternehmen aus der Schieflage gerettet. Heute entwickelt es sich sehr gut, und in meiner täglichen Arbeit helfen mir Tugenden und Erfahrungen, die ich in Salem erleben durfte: in unbekanntem Umfeld zurechtkommen, selbstständig sein, Differenzen durch Kommunikation überwinden, Verantwortung übernehmen für eige-nes Handeln und für andere sowie Disziplin, aber auch manchmal die Notwendigkeit, die eine oder andere Regel zu brechen, um das Leben in vollen Zügen genießen zu können (die nächtlichen Aus-flüge in die Dorfdisko in Mimmenhausen waren nicht nur witzig, sondern auch ein purer Adrenalinkick). Man fragt mich oft, ob ich meine Kinder nach Salem schicken würde. Auf jeden Fall, wenn die Schule an den Werten und Traditionen festhält, die sie viele Jahr-zehnte lang ausgemacht haben, und dabei weiterhin ein modernes, wettbewerbsfähiges Bildungsniveau anbietet.

Roman Gorovoy, Abitur 2002

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Es ist vollbracht! Die Abiturienten und IBler freuen sich über den Lohn ihrer jahrelangen Arbeit und werfen nach der Examensfeier symbolisch ihre Absolventenhüte hoch. Bilder: Ilja Mess

„Nie wieder Klausuren, nie wieder Schulferien. Am schönsten ist die Schule, wenn sie vorbei ist.“ So begann Studienleiterin Brigitte Mergenthaler-Walter ihre Rede zur Abschlussfeier in der Salemer Zehntscheuer. Für 135 Absolventinnen und Absolventen aus 22 unterschiedlichen Nationen ist die Schule nun tatsächlich vor-bei. Doch während der zweieinhalbstündigen Feier am 1. Juli wurde immer wieder deutlich, dass die Schulabgänger sich zwar riesig über das Erreichte und auf einen neuen Lebensabschnitt freuen, dass ihnen der Abschied aber nicht leicht fiel.

Die Salemer Jahre prägen, fordern heraus, schweißen zusammen. Und so formte die gemeinsame Zeit auch aus dem aktuellen Abschlussjahrgang eine zumeist harmonische Gruppe. Brigitte Mergenthaler-Walter beschrieb die Grundstimmung unter den Abi-turienten und IB-Absolventen als „offen, fröhlich, teilweise albern, mit spätpubertären Elementen“. Der Jahrgang sei sehr engagiert gewesen, ob bei sozialen Projekten, im Sport oder bei der Musik. Auch die akademischen Leistungen können sich sehen lassen: Drei Schüler erreichten den Traum-Notenschnitt von 1,0, viele Preise für herausragende Leistungen in einzelnen Fächern wurden vergeben. Einen mindestens ebenso hohen Stellenwert haben in Salem die Leistungen, die über den Unterricht hinaus erbracht werden. Ken Lander, Leiter des Salem International College, verglich das Internat

mit dem „Klassenzimmer des Lebens“. Die Salemer Gemeinschaft sei so strukturiert, dass das Zusammenleben ohne Gremien wie die Helferkonferenz und das Parlament und ohne selbstlosen Einsatz in den vielen Diensten nicht möglich wäre. Die begehrte Große Aus-zeichnung für ihr Engagement erhielten in diesem Jahr gleich vier Schüler, die die Salemer Werte verinnerlichten: Jaimie Lee Barban, Elena Antaki, Fynn Peters und der überaus rührige Schulsprecher Julian Remy.

Letzterer bewies mit einer humorvollen Rede, dass er dieses Amt zurecht innehatte. Julian Remy hieß die Gäste an Bord des Luft-schiffs S2017 willkommen und wies auf die wichtigsten Regeln während des achtjährigen Flugs hin: „Es gilt absolutes Rauchver-bot, und der Komfort lässt stets zu wünschen übrig. Das Gepäck wird gründlich auf Süßigkeiten und Mobilgeräte durchsucht.“ Die Unruhen der ersten Flugjahre seien nicht zu vergleichen mit den Turbulenzen der Abschlusszeit. Doch letztlich jubelte Julian: „S2017 ist gelandet, wir haben es geschafft!“ Sein Dank galt allen Lehre-rinnen und Lehrern, Mentorinnen und Mentoren sowie den Eltern, „die uns diese Reise durch den Ticketkauf erst ermöglichten. Jedes Ticket war Gold wert.“ Mukthar Saldarov, ebenfalls Schulsprecher, schlug nachdenkliche Töne an. Er fand die Zeit in Salem nicht immer einfach, lernte aber zwei Dinge: Die Lösung anstatt die Pro-

Schulabschluss

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Schulabschluss

Preis der Deutschen Physikalischen GesellschaftHerke Faßmer

Ferdinand-Porsche-Preis (Mathematik/Physik)Zihao Zhang

Preis der Deutschen Mathematiker-VereinigungJulian Tepel

Preis Humanismus Heute (alte Sprachen)Elisa Memaj, Stefanie Sräga

Scheffelpreis (Deutsch)Anabel Metzger

Schulpreis ÖkonomieLukas Förster

Europäisches Abitur (vier Fremdsprachen)Maria Godon, Stefanie Sräga

GraecumBeryll Blickhäuser, Maria Godon, Stefanie Sräga, Daniel Qian

IB Award for Academic ExcellenceIoana-Cristina Butu, Helen Lei Jiang, Mirela Minkova, Naila Reding, Niklas Singhoff, Seha So

IB Subject Prize (Computer Science)Murad Akhundov

IB Subject Prize (German)Jun Park

IB Subject Prize (Economics)Clara Stein

Akademische Auszeichnungen

bleme zu sehen und „dass immer jemand da ist, der einen unter-stützt“. Mukthar schloss mit den Worten: „Was wir hier gelernt haben, kann man nicht kaufen. Das kann man sich nur verdienen.“

Auf den großen Wert des außerschulischen Lernens zielte auch Gesamtleiter Bernd Westermeyer ab. Er erzählte die wahre Geschichte sechs großer Indianernationen, die 1744 das Angebot der Regierung von Virginia ablehnten, sechs ihrer Söhne an einer höheren Schule auszubilden. Bisherige Erfahrungen mit einer sol-chen wissenschaftlichen Karriere hätten keine guten Ergebnisse gebracht, so der Indianersprecher: Die Rückkehrer konnten kein Zelt aufbauen, keinen Hirschen erlegen und keinen Hunger aus-halten. Sie seien schlicht lebensunfähig. Die Indianer machten der Regierung von Virginia ihrerseits ein Angebot: Sie würden sechs junge Weiße unterrichten und dafür sorgen, dass sie zu wahren Männern heranwachsen. Was folgt aus dieser Geschichte? Erstens gebe es nicht die eine beste Schule, sondern viele gute Arten von Erziehung, so Westermeyer. Und zweitens: Keine Schule arbeitet erfolgreich, wenn sie nicht an die Außenwelt, das wahre Leben, angebunden ist. Der Gesamtleiter ist überzeugt: „In Salem gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Freunde fürs Leben zu gewinnen, Ver-antwortungsbewusstsein zu entwickeln und seine Talente zu ent-decken.“ Der Beweis folgte auf der Stelle: Viele Schülerinnen und

Aufstellung auf dem roten Teppich vor der Zehntscheuer – eine ganz eigene Herausforderung.

Überall strahlende Gesichter: Die Absolventen ließen sich von ihren Familien feiern.

Selina Elsässer und Stefanie Sräga halten das begehrte Abschlusszeugnis in den Händen.

Auf in die Freiheit! Feierlicher Abschied von den Absolventen

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Schulabschluss

Sonstige Auszeichnungen

Große AuszeichnungenElena Antaki, Jamie Lee Barban, Fynn Peters, Julian Remy

SportauszeichnungenJan Ciribea, Caren Hummel, Zachary Lander, Clara Langer, Simone Madaschi, David Schätze, Alexey Semenov, Stefanie Sräga, Sophia Will

DiensteauszeichnungenMurad Akmendov, Lukas Förster, Jonas Gamm, Selma Heining, Frank Hofmeister, Alex von John, Lena Kraft, Jan Schumacher, Moritz Schweppenhäuser, Seha So, Jakob Streit, Jiaxi Zhao

Duke of Edinburgh International Gold AwardBeatriz Anton Cano, Maria-Magdalena Beleva, Daniella Bischoff, Cristina Butu, Mariana Cuca, Katharina Drees, Julia Giersiepen, Leon Groeger, Maria Godon, Maria-Astrid Häg, Sel-ma Heining, Zachary Lander, Helen Lei, Xuwenjia Li, Alejandro Llinares, Konstantin Michel, Mirela Minkova, Anni Peng, Fynn Peters, Daniel Qian, Ksenya Redka, Maximilian Götz Reichart, David Schätze, Horst-Maximilian von Scholler, Florian Walz, Anny Wang, Sophie Zhu

Theaterpreise„Charly“ (Schauspieler): Chiara Abenteuer, Louisa Rähse, Jakob Streit; „Jumbo Leisefuß“ (Theatertechnik): Elena Antaki, Murad Akhundov

MusikpreisSophia Hecht, Daniel Qian

WürdigungenChiara Abenteuer, Nerissa Bechtol, Beryll Blickhäuser, Cristina Butu, Jan Cirebea, Herke Faßmer, Maria Godon, Maria-Astrid Häg, Janine Höfert, Frank Hofmeister, Felix Holtorf, Hannah Koch, Helen Lei, Ge Li, Verena Mengis, Konstantin Michel, Mirela Minkova, Anna Moskalchuk, Louisa Rähse, Naila Reding, Max Reichart, Mukhtar Saldarov, Alexey Semenov, Clara Stein, Tim Stenglein, Jasmina Strauch, Julian Tepel, Franziska Wein-mar, Moritz Wingbermühle, Sophia Will, Zihao Zhang

Begrüßung, Gratulation, Abschied: Umarmungen gehörten zur Tagesordnung.

Schüler bereicherten die Examensfeier mit ihrem herausragenden Talent für Musik. Muyun Qiu, Absolvent des vergangenen Jahres, komponierte sogar eigens das fröhlich-melancholische Stück “The Lost Summers“ und reiste für die Aufführung aus London an. Die Salemer Gemeinschaft trägt eben. Auch über den Abschluss hinaus.

Kirsten Schlüter

Neben der Examensfeier pflegt der Abschlussjahrgang viele weitere Traditionen rund um Abitur und IB Diploma:

Abimotto: Auch dieses Jahr ließen wir einen Abipulli mit Motto drucken. Das Motto unseres Jahrgang ist „Salem, die Familie“ – klassisch und simpel, aber wahr.

Mottowoche: Vor den Pfingstferien fand die traditionelle Motto-woche statt, welche darin besteht, sich fünf Tage lang zu einem ganz bestimmten Thema zu kleiden. Unsere fünf Mottos waren erster Schultag, Bad Taste, Schlafanzug, Geschlechtertausch und „Mitten im Leben“. Während dieser Woche sahen wir Facetten von unseren Freunden, die uns vorher unbekannt waren.

Abi-Dinner: Nach den Pfingstferien findet am Tag vor der großen Notenbekanntgabe das Abi-Dinner statt. Hierbei werden Schüle-rinnen und Schüler geehrt, doch auch wir danken unseren Lehre-rinnen und Lehrern für ihr Durchhaltevermögen. Das Abi-Dinner markiert das Ende des akademischen Schuljahres.

Abistreich: Es wird immer schwieriger, den Abstrich zu organi-sieren. Aufgrund langjähriger Erfahrung zeigt die Leitung keine Begeisterung für diese Tradition. Doch einen kleinen Abistreich muss es natürlich geben, denn die Regeln zu befolgen, ist ja nicht Sinn eines Streichs. Daher gab es auch in diesem Jahr eine Überra-schung für die Elfer.

“Make up your own mind. Don't just follow the croud.“Dr. Anke Holtorf, Parents' Council

Autokorso: Traditionell findet am Tag vor der Examensfeier der Autokorso statt, bei dem die Absolventinnen und Absolventen ein letztes Mal alle Standorte besuchen, Erinnerungen Revue passie-ren lassen und allen anderen Salemerinnen und Salemern etwas Motivation geben durchzuhalten. Damit auch sie irgendwann die Freude dieses besonderen Tages verspüren.

Party Härlen: Im Anschluss an die offizielle Examensfeier fin-den sich alle am Abend im Härlen wieder. Dort gibt es zuerst ein Programm, bei dem Hohenfelsmedaillen verliehen werden, ein Abschlussvideo gezeigt wird und weitere Vorführungen präsentiert werden. Anschließend findet die Abschieds-Party statt.

Abireise: Unmittelbar nach dem Examensfest am 1. Juli ging unse-re Stufe nach Kroatien auf Abifahrt. Sowohl Abiturientinnen und Abiturienten als auch IBler nahmen an der Reise teil, um eine letzte Woche als Gemeinschaft zu erleben und zu feiern.

Clara Langer, Abi2

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Schulabschluss

Das Abitur in Zahlen und Namen

Abitur80 Kandidaten77 AbsolventenGesamtschnitt: 2,2130 Schüler mit einer Eins vor dem Komma (39 Prozent)

1,0-AbsolventenLeon Groeger (864 von 900 möglichen Punkten), Julian Tepel (824 Punkte), Daniel Qian (823 Punkte) 1,1-AbsolventinBeryll Blickhäuser

1,2-AbsolventenSelma Heining, Clara Langer, Elisa Memaj, Stefanie Sräga, Franziska Weinmar, Zihao Zhang

IB: 58 candidates. As this magazine went to press the IB results had not yet been announced.

Happy graduates enjoying the IB Din-ner (from left): Seha So, Janine Höfert, Maria-Astrid Häg, Clara Stein, Yuqi He und Jiaxi Zhao. Pictures: Heinrich von Wrede

At the IB Dinner on Friday, May 12th, some of us had already finis-hed their exams while others still had some to come. From the very beginning, the atmosphere was exceptionally cheerful and even family-like. We were imbued with a sense of relief, which was well deserved after undergoing about “2000 lessons“ during the last two years, as our IB Coordinator Constanze Schummer pointed out in her speech. At the same time, both students and teachers looked back at the two years with gratitude and a tiny bit of melancholy. Phrases such as “these two students gave me a new perspective on the novel“ or “she will be an inspiration to all of us“ which fell throughout the Teachers’ Awards really made students feel appreciated and played a crucial part in creating the sense of an IB family. Similarly, the course speakers had also prepared thank-you-cards and presents for their respective teachers. After Mariana’s and Yosif’s (IB Speakers of Year 2 and 1 respectively) speeches reminded us of the importance to live the moment, we enjoyed a nice dessert to a musical interlude; then there was time for private chats, leave-taking and exchanging thank-yous between the stu-dents and teachers.

"a memorable evening"

Many people helped make this such a memorable evening: the lovely music performed by members of both Year 1 and Year 2, the kitchen staff's delicious dinner, the Gästehelfer who served us, and all the members of staff who were involved. Thank you from all of us!

Clara Stein, IB2

Good Bye, IB Family! The IB Dinner Was a Joyful Ending of Two Exhausting Years – Good-byes and Thank-yous

Alejandro Llinares thanked Constanze Schummer and Ken Lander.

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Schulabschluss

„Dieser Jahrgang ist geprägt von vielen Einzelnen, die die Courage entwickelten, dem Druck der Gemeinschaft stand-zuhalten und für ihre Position einzustehen.“Brigitte Mergenthaler-Walter, Studienleiterin

„Ihr habt einen der ersten Lebensabschnitte erreicht. Wir sind glücklich und ein bisschen zu Tränen gerührt.“Caroline Stockhausen, Elternbeirat

Endlich ist er da, der feierliche Moment: Studienleiterin Brigitte Mergenthaler-Walter und Gesamtleiter Bernd Westermeyer überreichen die Zeugnisse. Bilder: Ilja Mess

Jennifer Martiniak, Diana Liesau Pan und Yekaterina Yun posierten in der Sonne für ein Erinnerungsfoto.

Applaus gab es für berührende Ansprachen, schöne Musik, besondere Leistungen der Absolventinnen und Absolventen und als Dankeschön an alle Lehrer und Mentoren.

Ge Li (Bild) und Shuqian Xu am Klavier gaben mal kraftvoll, mal sanft das Lied “Kiss from a rose“ von Seal zum Besten.

Im Innenhof gab es nach dem offiziellen Teil leckeres Essen unter freiem Himmel.

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Schulabschluss

“Kurt Hahn did not found our school to forge an academic elite who would be able to enter the very best universities. (...) He certainly wanted his students to succeed in life.“Bernd Westermeyer, Headmaster

“Of course there is not an award for everyone and, for this reason, I take this opportunity to thank all the students of our graduating year group. Every one of you has played your part over the past two years.“Ken Lander, Head of Salem International College

Endlich ist er da, der feierliche Moment: Studienleiterin Brigitte Mergenthaler-Walter und Gesamtleiter Bernd Westermeyer überreichen die Zeugnisse. Bilder: Ilja Mess

Im Innenhof gab es nach dem offiziellen Teil leckeres Essen unter freiem Himmel.

Aufmerksame Zuhörerinnen: Die Absolventinnen Anabel Metzger,Verena Mengis, Elisa Memaj und Megi Meksi (von links).

Ken Lander ehrte Fynn Peters, Julian Remy, Jamie Lee Barban und Elena Antaki (von links) für herausragendes Engagement im Internat. Sie erhielten die Große Auszeichnung.

Auch sie haben es geschafft und verlassen Salem (von links): Mirela Minkova, Helen Lei Jiang, Anna Moskalchuk und Jiaxi Zhao.

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Schulabschluss

Was bedeutet das Abitur für dich?Im Allgemeinen ist es eigentlich nur ein Zertifikat, das nicht viel über die eigene Persönlichkeit aussagt. Viel wichtiger finde ich, was während der Zeit des Abiturs und in Salem passiert ist. Wie war die Zeit in Salem? Unvergesslich! Es waren drei unglaublich tolle Jahre, bei denen ich viel erlebt, Erfahrungen

gesammelt und Freunde fürs Leben kennen gelernt habe! Außer-halb der Schulzeit hatte ich auch sehr viel Spaß mit meinen Men-toren und Lehrern!

Was möchtest du jetzt machen?Studieren, reisen und die Salemer Freundschaften weiter pflegen!

Jakob Streit, 18 Jahre (seit der 10. Klasse in Salem)

How did you experience your time in Salem?My time in Salem has been mar-ked by development. Years full of studying but also adventure. In fact it has been a time that engraved my personality.

What does the IB mean to you?My International Baccalaureate means a lot to me since it gives

me many opportunities in the whole world. The IB is worldwide renowned and I am glad that I was able to do my IB in Salem.

Naila Reding, 16 years (she was in Hohenfels, then left and returned in 10th grade)

Wie war deine Zeit in Salem?Einzigartig. Meine sieben Jahre Internatszeit waren eine Achter-bahnfahrt. Ich konnte viel über mich lernen und habe viele schö-ne Erinnerungen an Salem, die mich lebenslang begleiten.

Was bedeutet das Abitur für dich?Meine Zukunft gestalten zu kön-nen, den ersten großen Schritt in meinem Leben gemeistert zu haben.

Was machst du jetzt?Ich werde nach Südafrika gehen für ein Sozialprojekt, eine neue Sprache lernen und viele neue Eindrücke von der Welt sammeln.

Theresa Tritschler, 17 Jahre (seit der 6. Klasse in Salem)

Was bedeutet das Abitur für dich?Das Abitur war das Ende eines wesentlichen Abschnittes mei-nes Lebens. Es war eine große Herausforderung, die wir alle jedoch gut gemeistert haben.

Wie war deine Zeit in Salem? Die vier Jahre hier waren für mich unvergesslich. Salem hat mir viele Möglichkeiten gegeben, die ich sonst nie gehabt hät-te. Mit Freunden bin ich durch Dick und Dünn gegangen und kann daher jedem nur empfehlen, auch nach Salem zu gehen.

Anabel Metzger, 18 Jahre (seit der 9. Klasse in Salem)

Alle Interviews: Clara Langer und Julian Remy, Abi2

Was bedeutet dir das Abitur?Alle Möglichkeiten zu haben! Wie war die Zeit in Salem? Lehrreich, anstrengend, aber vor allem schön! Nach vier Jahren kann ich behaupten, die Schule von allen Seiten kennen gelernt zu haben. In Salem habe ich viel gelernt und einen Ort gefunden, dem ich lebenslang verbunden sein werde!

Was möchtest du jetzt machen?Erst einmal reisen und meinen Horizont erweitern, dann studieren und die große weite Welt entdecken.

Tim Stenglein, 18 Jahre (seit der 9. Klasse in Salem)

What does the IB mean to you?It gave me the possibility to study in my native language in Germany with an international group of friends.

How did you experience your time in Salem?Having been at the school sin-ce grade 5, I've enjoyed a wide variety of opportunities.

What do you want to do after Salem?I am going to take a year out as I am not yet entirely sure what I want to study.

Zac Lander, 18 years (in Salem since grade 5)

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Salem wächst zusammen

Baustellen gehen in den EndspurtVerzögerungen und wichtige Fortschritte: Aus dem Bautagebuch eines Geschäftsführers

Das Rentamt hat kein Gerüst mehr, dafür ist nun das Klostergebäude eingehüllt. Im Südflügel bleibt der Fußbodenaufbau aus dem Jahr 1700 erhalten. Bilder: Christian Niederhofer

Die Koordination von derzeit 58 Auftragnehmern für Planungs-leistungen und 75 bauausführenden Firmen bei acht parallel verlaufenden Bauprojekten beginnt sich zu materialisieren. Bis auf Schrote und Südflügel gehen alle Baustellen in den Endspurt. Der Kunstbereich hat bereits schöne und lichtdurchflutete Räume im Bereich der ehemaligen Büros der Gesamtleitung bezogen.

Ebenfalls fertig sind die neuen Klassenzimmer für die zehnten Klassen im Klostergebäude mit dem historischen Kapitelsaal als Versammlungsraum. Die Studienleitung wählte eine mutige blaue Bodenfarbe für die Klassenzimmer aus. Nachdem der Boden lag, berichteten die Beteiligten von schlaflosen Nächten, in denen sie von in Aquarien schwimmenden Schlümpfen träumten. Der Umzug in das Klostergebäude wurde notwendig, um Platz zu machen für die Erweiterung der Naturwissenschaften. Der Denkmalschutz stimmte der Erneuerung des gesamten Bodens zu, damit die Lehrer die Experimente barrierefrei auf Wagen transportieren können. Neue Einrichtungen für Physik und Naturphänomene sind bei Spezialfirmen bestellt. Das Schlagzeug, das auch in diesem Bereich untergebracht war, sucht Herberge in einem der über 800 Räume in Salem. Merkwürdigerweise bietet sich niemand als Nachbar an.

Das Gerüst des Rentamtes, der künftigen Heimstatt der Unterstu-fe, ist abgebaut. Das Land hat die Sanierung des Daches und der Fassade bis auf die Außentreppe abgeschlossen. Das Gerüst wurde für dieselben Arbeiten vor dem Klostergebäude wieder aufgebaut. Der Esssaal erhält in diesem Zuge Doppelfenster und wird damit energetisch ertüchtigt. Der Umzug der Unterstufe nach Salem wird im August stattfinden, da sich der Innenausbau des Rentamts ver-zögert. Für alle wird es ein heißer Sommer, Wetter hin oder her.

Die Handwerker hier im Schloss „tanzen“ auf mehreren Baustellen, und ab und an werden die Architekten der jeweils anderen „Hoch-zeit“ vertröstet. Um allen Baustellen gerecht zu werden, wurde das Personal aufgestockt, wobei es gar nicht so leicht ist, Fachkräfte auf dem leergefegten Markt zu finden. Die rührigen Architekten kommen mit der neuen Sporthalle gut voran. Derzeit werden die neuen Weißtannen-Latten angebracht. Dass in der ersten Epoche des neuen Schuljahres die Bälle fliegen, ist somit sehr wahrscheinlich.

Bauschutt von 1697 gefunden

Bei der Schrote haben die archäologischen Grabungen stattgefun-den. Und der positive Bescheid des Landesdenkmalamtes für die von der Schule bevorzugte kostengünstigere Gründungsmethode liegt vor. Interessant ist, dass in diesem Bereich viel Bauschutt des 1697 abgebrannten Schlosses entsorgt wurde. Zumindest wies der Archäologe auf schwarze Ablagerungen in den Erdschichten hin. Im Südflügel begannen derweil die Restauratoren; allein die Arbeiten an den Decken kosten 900.000 Euro, aber hier hofft die Schule ebenfalls auf einen positiven Förderbescheid des Denkma-lamtes. Außerdem wichtig: Die Verlegearbeiten für das schnelle Internet sind abgeschlossen. Spätestens ab 1. August ist die Schule angebunden. Apropos: In meinem Zweitleben werde ich Händler für Baustoffe, die auf Baustellen übrig bleiben. Ich wäre sofort sehr wohlhabend. Es ist sehr unerfreulich zu sehen, dass es billiger ist, die Pflastersteine, Drainagerohre und Dämmmaterialien weg-zuwerfen, als sie zu lagern oder abzutransportieren. Das wäre bei unseren Vorfahren undenkbar gewesen.

Christian Niederhofer

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Salem fördern

Ein Wochenende voller HerausforderungenBei der Stipendiatenauswahltagung mussten die Kandidatinnen und Kandidaten viele Aufgaben meistern

Bei der Vorstellungsrunde im Salemer Kapitelsaal markierte jeder Bewerber auf einer Landkarte seinen Wohnort und präsentierte einen ihm wichtigen Gegenstand. Bild: Bernhard Uhl

Etwas angespannt reisten einige Jugendliche am 17. März nach Salem, denn es stand viel auf dem Spiel: An jenem Wochenende bestand wieder die Möglichkeit, sich auf ein Stipendium der Schule Schloss Salem zu bewerben. Alle, die in die engere Auswahl kamen, stellten sich vom 17. bis 19. März bei der Stipendiatenauswahlta-gung den Aufgaben und Fragen einer Jury — und dies parallel für die Unter-, Mittel- und Oberstufe.

Am Freitag kamen die Bewerberinnen und Bewerber für die Mit-telstufe zunächst zu Kuchen und Getränken im Torkel zusammen. Anschließend bezogen sie ihre Zimmer und wurden von Mittelstu-fenleiter Joachim Dorn und vom Gesamtleiter Bernd Westermeyer begrüßt. Die Worte der Schulleiter nahmen allen die innere Anspannung, und es stellte sich eine lockere Stimmung unter den Neuankömmlingen und ihren Eltern ein. Nach der Begrü-ßung mussten sich die Eltern von ihren Kindern trennen, was für die Eltern fast schwerer schien, denn ihre Kinder waren neugierig auf die kommenden zwei Tage. Alle Bewerber verstan-den sich auf Anhieb sehr gut miteinander. Wir führten dann die Bewerber und ihre Eltern getrennt durch das Schloss und erklärten ihnen einige Regeln und Besonderheiten unseres täg-lichen Internatslebens.

Nach dem Abendessen begann die Vorstellungsrunde im Kapitel-saal. Jeder Bewerber hatte die Aufgabe bekommen, einen Gegen-stand mitzubringen, der ihm persönlich wichtig ist. So erfuhren die Zuhörer einiges über die Vorlieben und Hobbys der Bewerber und konnten klarer erkennen, was die Einzelnen persönlich aus-macht. Am darauffolgenden Tag starteten die Gruppenarbeiten zu gesellschaftlichen Themen. Alle recherchierten selbstständig zum Thema „Fast Fashion“ — dabei ging es um die Herstellung und Vermarktung billiger Kleidungsstücke, die unter schlechten Arbeits- und Lohnbedingungen in der Dritten Welt oder Indien produziert

werden. Zum Abschluss der Gruppenarbeit bereiteten alle gemein-sam eine Präsentation vor. Parallel dazu führten Leitungspersonen der Schule Gespräche mit den Kandidaten. Und schon folgte das nächste Gruppenprojekt, dieses Mal zum Thema gesunde und vegetarische Ernährung.

Am Abend führten die Bewerberinnen und Bewerber bei einer Talentshow etwas vor, was sie besonders gut können. Es gab viele musikalische Beiträge, aber auch kleine Theaterstücke oder witzige Gedichte. Die Stimmung war ausgelassen, und der Abend machte allen Beteiligten unglaublichen Spaß — sowohl den Teilneh-mern, die ihre Talente zeigten, als auch uns Internatsschülern als Zuschauer. Anschließend gab es in der Turnhalle die Möglichkeit, sich bei ein paar gemeinsame Runden Völkerball und anderen Spie-len noch besser kennen zu lernen und auszutoben.

Der letzte Tag startete mit einem Parcours, der Spiele und Auf-gaben rund ums Gelände beinhaltete, bei denen Teamfähigkeit gefragt war. Eine der Aufgaben war, dass alle nur durch ein enges Spinnennetz aus Seilen klettern konnten, indem sie sich gegen-seitig halfen. Insgesamt hatten alle viel Freude am verlängerten Wochenende und versicherten sich, in Kontakt zu bleiben. Die Stipendiatenauswahltagung war, wie es sich Herr Westermeyer zur Begrüßung gewünscht hatte, kein Konkurrenzkampf, sondern eher freundliches Beisammensein und Entdecken der Schule. Dabei prüften die Kandidatinnen und Kandidaten auch, ob das Internat das Richtige für sie ist.

Obwohl nicht jeder Bewerber aufgenommen wird, war es dennoch gewiss für jeden einzelnen Teilnehmer der Auswahltagung eine sehr interessante, unvergessliche Erfahrung.

Gloria Kala von Lanzenheim, 8D2, Stipendiatin

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Salem fördern

Kräftige Unterstützung für die Salemer Familie Die neue Präsidentin der Kurt-Hahn-Stiftung stellt sich und ihre Ziele für die Zukunft vor

Reger Austausch bei Buffet, Cocktails und heißen Rhythmen Bei der Night of Friends feierten die Förderer und Freunde Salems ausgelassen

Das Wetter Anfang April übt schon Sommer. Schloss Salem liegt im warmen Abendsonnenlicht, als mein Mann und ich zwei Jahre nach dem Abitur unseres jüngsten Kindes den Schlosshof betreten. Fast hatten wir vergessen, wie beeindruckend schön der gesamte Schlossbezirk ist. Beim Sektempfang vor der Prälatur sehen wir die ersten bekannten Gesichter, es gibt ein großes Hallo. Schon bevor es hinunter zum Feiern in den Prälaturkeller geht, sind die meisten Eltern und Lehrer in angeregte Gespräche vertieft. Das Stimmungsbarometer steigt im Laufe des Abends kontinuierlich: Die Band heizt den vielen tanzwütigen Freunden Salems mit hei-ßen Rhythmen ein. Die Tanzfläche leert sich nur zeitweilig kurz, wenn der Eine oder die Andere sich am Buffet stärkt und durch all die sensationellen Köstlichkeiten von Uwe Anhorn und seinem Küchenteam schlemmt. Die Cocktails der Barkeeper tun ein Übri-ges. Bis tief in die Nacht wird wild getanzt, gelacht, geredet. Es werden alte Bekanntschaften aufgefrischt und neue Verbindungen geknüpft. Kurz: Es ist eine super Party. Ganz zu Recht und im dop-pelten Sinne heißt dieser Abend „Night of Friends“, denn genauso fühlt es sich in diesem Jahr an. Dafür ein herzliches Dankeschön an den Förderverein Friends of Salem Association, allen Helfern und der Hauptorganisatorin Britta Lebherz. Mit leichtem Kater und dem Vorsatz, auch im kommenden Jahr wieder dabei zu sein, treten wir am nächsten Morgen den Heimweg an. Wir kommen wieder!

Inke Werner

Die Salemer Freunde genossen das Beisammensein im Prälaturkeller. Bild: Britta Lebherz

Ganz im Sinne von Kurt Hahn ist es unser Ziel, begabten und leis-tungsfähigen Kindern und Jugendlichen den Besuch der Schule Schloss Salem unabhängig vom Einkommen der Eltern zu ermög-lichen. Es sind Kinder und Jugendliche mit großartigen Talenten und besonderen Charakteren, welche die gesamte Salemer Schul-gemeinschaft bereichern. Diese stetig wachsende Herausforderung wird die Kurt-Hahn-Stiftung mit Blick auf die niedrigen Zinserträge auch in der Zukunft annehmen.

Die Zukunft gestalten. In Salem wird diese Aufgabe so erlebbar wie an kaum einer anderen Schule. Um Salem auf diesem Weg verläss-lich unterstützen zu können, wollen wir die Leistungsfähigkeit der Stiftung erhöhen. Wir möchten in Zukunft allen die Möglichkeit geben, in unterschiedlichen Formaten mitzumachen, und werden über die persönliche Entwicklung unserer Stipendiaten regelmäßig berichten. Salem ist eine Familie. Die Vereinigung der ehemaligen Schüler (die Altsalemer Vereinigung e.V.) war es, die 1984 die Kurt-Hahn-Stiftung gründete, um Salem direkt und nachhaltig

zu unterstützen. Hand in Hand arbeiten wir auch mit der Friends of Salem Association, damit Salem sich in eine erfolgreiche Zukunft entwickelt und vielen Kindern die Möglichkeit gibt, ihre Persönlichkeit zu bilden. Wir freuen uns, wenn Sie mithelfen wollen, die Zukunft zu gestalten, und uns kontaktieren: www.kurt-hahn-stiftung. de; E-Mail: [email protected]. Zu meiner Person: Ich selbst besuchte Salem von 1990 bis 1993. Nach dem Architekturstudium in Karlsruhe und Zürich und einigen Jahren in verschiedenen Architekturbüros kam ich an das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt am Main. Seit mehr als zehn Jahren arbeite ich im Bereich Baukultur und Archi-tekturvermittlung als freie Kuratorin und Herausgeberin. In der ASV engagiere ich mich als Beirätin für die Region Köln-Bonn. Im März 2017 wurde ich zur Präsidentin der Kurt-Hahn-Stiftung gewählt.

Dr. Karen Jung, geb. Schmeink

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ASV-Tagung

Das große WiedersehenSpannendes Programm und emotionale Begegnungen beim traditionellen Pfingsttreffen

Einzigartige Gemeinschaft: Beim Pfingsttreffen der Altsalemer Vereinigung (ASV) kamen über 1.400 ehemalige Schülerinnen und Schüler zwischen 18 und 95 Jahren zusammen, um ihr Wiederse-hen zu feiern und gemeinsam das heutige Salem zu erleben. Dieses besondere Zusammengehörigkeitsgefühl über alle Generationen hin weg ist es, was die Pfingsttagungen so einzigartig macht. Der Bodensee zeigt sich von seiner hochsommerlichen Seite, und die gesamte Schulgemeinschaft hieß uns Altschülerinnen und Alt-schüler aufs Herzlichste willkommen. Der neue Salemer Sportplatz präsentierte sich schon fast spielbereit, und die Bauarbeiten für die künftig größere Mittelstufe im Schloss Salem machten uns natür-lich neugierig. Gleichzeitig waren wir stolz, dass wir nach Jahren der inhaltlichen Auseinandersetzung gemeinsam eine sich lebendig in die Zukunft gerichtete Schule erleben durften. Unser Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Schule Schloss Salem und des Kollegs sowie den Schülerinnen und Schülern. Ohne ihre großartige Unterstützung und Gastfreundschaft wäre ein solches Treffen niemals möglich.

Am Freitag ging es los mit den Jubiläums-Jahrgangstreffen und einem Empfang am Spetzgarter Hafen. Der Samstag stand ganz im Zeichen des Sports mit atemberaubenden Blicken vom Härlen auf den Bodenssee. Der Abend in der festlich dekorierten Zehntscheuer bildete den traditionellen Höhepunkt des Pfingsttreffens. Aber auch der Sonntag hatte mit Brunch, Vernissage, Führungen und Mitgliederversammlung noch einiges zu bieten. Herausragend war

Bei bestem Wetter genossen die Altsalemerinnen und Altsalemer die Zeit für Gespräche über damals und heute. Bilder: Schule Schloss Salem/Michael Neutzler

Eine Altschülerin zeigte stolz ihr Schülerverzeichnis des Schuljahres 1962/63.

der Abschluss des Festes mit einem fulminat gespielten und gesun-gen Musical. Es war ein stimmungsvolles Wiedersehen und zeigte wieder einmal: Salem ist etwas ganz Besonderes!

Dr. Karen Jung

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ASV-Tagung

Sportliche Wettkämpfe waren wie immer Teil des abwechslungsreichen Programms. Die Schulmannschaft trat unter anderem beim Basketballturnier gegen ASVler an.

Der Salemer Musikdienst begleitete die feierliche Eröffnung der Prinz-Max-Ausstellung und sorgte für eine festliche Stimmung.

Ältere und jüngere Jahrgänge genossen ihr Wiedersehen und tauschten sich aus. Geschäftsführer Christian Niederhofer führte Interessierte über die Salemer Baustellen.

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ASV-Tagung

Willkommen in Berlin!Chor, Orchester und Theater-AG von Schule und Kolleg zauberten ein fabelhaftes Musical auf die Bühne

Carl Werner sang als Conférencier das Lied „I Don't Care Much“. Begleitet wurden die Darsteller von Schulorchester und -chor. Bilder: Ilja Mess

„Money makes the world go round“, heißt dieses Lied.

„Und da war ein Cabaret mit einem Conférencier – und da war eine Stadt, die Berlin heißt, in einem Lande, das Deutschland heißt – und das war das Ende dieser Welt.“ Mit diesem Satz endet nicht nur das Musical „Cabaret“, sondern auch eine Ära von fünf Mona-ten, die gefüllt waren mit unzähligen Proben, Spaß, Gesang und Schauspiel. Die vielen Beteiligten, Schauspieler, Musiker und Tänzer (allen voran Keith LeFever als Regisseur, Albert Franz und Thomas Braun als Chor- und Orchesterleiter) steckten viel Zeit und Energie in dieses große Projekt. Der Einsatz hat sich mehr als ausgezahlt. All die Anspannung der vergangenen Monate fiel von uns ab, als wir zum ersten Mal im Rampenlicht vor dem Publikum standen und die ersten Szenen, Gesangsauftritte und Lacher hinter uns hatten. Kein Auftritt war perfekt – manchmal wurde ein Satz ver-gessen, eine Requisite nicht umgebaut oder der eine oder andere Ton nicht ganz sauber getroffen – doch bei jeder Aufführung war das Publikum mitgerissen und äußerte begeistert Lob. Für viele von uns war es der erste Theaterauftritt in solch einem großen

Rahmen, doch wir sind zu einem leistungsstarken und funktio-nierendem Team zusammengewachsen. Unser größter Dank gilt Keith LeFever, der sein gesamtes Leben nach „Cabaret“ ausgerichtet und uns zu diesem Erfolgserlebnis geführt hat. Mit jeder Probe wurde uns bewusst, welche Rolle wir als Schauspieler, Sänger oder Tänzer im Stück einnahmen, was wir mit der Musik oder unserer Gestik bezweckten und in welcher Zeit wir uns aufhielten. Für uns war es eine große Herausforderung, uns in die Gesellschaft der 20er-/30er-Jahre in Deutschland hineinzudenken, zu fühlen und zu singen. Diese Zeit war geprägt von einem politischen Umschwung, der im Kontrast zu dem freien und hemmungslosen Leben der Unterhaltungsbranche eines Cabarets stand. Das Leben war für die Menschen dieser Zeit hart, doch die Show musste weitergehen. Wir sind dankbar, dass wir durch die Proben vieles lernen und erfahren durften, besonders eines: das Leben ist ein Cabaret.

Marion Ihls, Salem Kolleg, alias Fräulein Kost

Chiara Stockhausen als Fräulein Schneider, Cedric Landsmeer als Hr. Schultz.

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ASV-Tagung

Wenn die Zeit eingefroren wird Ausstellung „Salem Night Views“ mit ungewöhnlichen Fotos – Erste Auflage für die Kurt-Hahn-Stiftung

Im Bernardusgang entstand diese eindrucksvolle Aufnahme. Bild: JanLeonardo

Prinz Max von Baden und seine WeltAusstellung im Prinz-Ludwig-Quartier in der Prälatur ist noch bis 3. Oktober zu sehen

Welche kleinen Szenen sind eigentlich auf den Kacheln des alten Ofens im Salemer Betsaal zu sehen? Und welche Details zeigt die Kreuzigungsszene im hinteren Teil des Chors im Münster? Der international bekannte Fotograf Jan Leonardo Wöllert gibt Antwor-ten darauf. Gemeinsam mit dem Altsalemer und Galeristen Curtis Briggs realisierte er während der ASV-Tagung eine ungewöhnliche Fotoausstellung zu Gunsten der Kurt-Hahn-Stiftung.

Ausgestellt wurden im Esssaal des Härlen sieben beeindruckende Fotos, die Mitte Februar bei völliger Dunkelheit im Schloss Salem entstanden waren. JanLeonardo bediente sich dabei der Kunstform Light Art Performance Photography (LAPP), bei der Bilder zustande kommen, die zwar realistisch aussehen, die es aber in Wirklichkeit so nie geben kann. In einer LAPP-Fotografie ist – neben den drei Dimensionen des Raumes – die Zeit als vierte Dimension eingefro-ren. Das bietet dem Fotografen die Möglichkeit, sich aktiv in eine Langzeitbelichtung einbringen zu können. Die Zeit dient dabei als Bühne, um viele verschiedene Schritte nacheinander ausführen zu können. Bewegung kommt zur Ruhe, Flüssiges gerinnt und wird zu einem Bild komponiert. Mit künstlichem Licht, Zeit und Kreativität läuft das Medium Fotografie zur Höchstform auf: Es kann etwas gezeigt werden, das das menschliche Auge noch nie gesehen hat.

Entstanden sind drei Bilder im Bernardus-Gang des Salemer Schlosses und jeweils eines im Betsaal, im Chorraum und im Glo-ckenturm des Münsters sowie von der Weinpresse im Torkel. Durch

die LAPP-Technik besitzen alle Fotos eine hohe Strahlkraft und einzigartige Schönheit. JanLeonardos Bilder haben eine sensatio-nelle optische Schärfe, so dass zum Beispiel auf dem Betsaal-Foto aus etwa 15 Meter Entfernung in den Ofenkacheln winzige Szenen zu erkennen sind. Die Auflage der Bilder beträgt drei beziehungs-weise fünf. Auf Grund der besonderen Qualität der Fotos trug eine kleine Gruppe von Mitgliedern des Internatsvereins finanziell dafür Sorge, dass die erste Auflage der sieben Fotografien in den Besitz der Kurt-Hahn-Stiftung übergeht. Die Benefizaktion brachte ihr Einnahmen in Höhe von rund 35.000 Euro und kann als Vorbild für weitere Ausstellungen angesehen werden, vor allem anlässlich der 100-Jahr-Feier Salems im Jahr 2020.

Michaela Köhler, Galerie art room9

Feierliche Klänge im voll besetzten Kaisersaal: Der Musikdienst der Schule Schloss Salem umrahmte am 4. Juni prächtig die Eröff-nung der Ausstellung „Der Wunschlose. Prinz Max von Baden und seine Welt“. Das Haus Baden und Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg zeigen erstmals eine kulturhistorische Ausstellung zu Prinz Max von Baden (1867–1929), dem letzten Reichskanzler des deutschen Kaiserreichs. Somit ist die Präsenta-tion an dem Ort zu sehen, an dem Prinz Max seit 1918 lebte und wo er zwei Jahre später mit den Reformpädagogen Kurt Hahn und Karl Reinhardt die Schule Schloss Salem gründete. Max – eigentlich Maximilian – von Baden war von Oktober bis November 1918 für etwa einen Monat Reichskanzler. Sein Amt übergab er danach an Friedrich Ebert, den Führer der Sozialdemokraten. Hintergrund: Max von Baden, zugleich der letzte Thronfolger des Großherzog-tums Baden, stand an der Wende von der Monarchie zur Demo-kratie. Seinen Decknamen „Der Wunschlose“ erhielt er schon vor

seiner Reichskanzlerschaft: Seit Sommer 1917 beriet Max von Baden sich mit Freunden über die Möglichkeiten, in dieses Amt zu gelangen. Wegen der Zensur wurden alle Namen in den fiktiven Kabinettslisten verschlüsselt. So hieß etwa Kaiser Wilhelm II. „der Verwandte“, General Erich Ludendorff war „der Onkel“. Das Spiel mit den Decknamen wurde auch zu einem Leitmotiv für die Aus-stellung in der Salemer Prälatur. Sie präsentiert zahlreiche, bisher kaum gezeigte Exponate: aus den Depots von Museen, von priva-ten Leihgebern und vor allem aus dem Fundus des Hauses Baden, das auch beim Auffinden weiterer Objekte half. Quellengrundlage ist der umfangreiche Nachlass des Prinzen Max von Baden selbst, der seit dessen Tod 1929 im Schloss Salem aufbewahrt wurde.

Die Ausstellung ist noch bis Dienstag, 3. Oktober, zu sehen. Öff-nungszeiten: Montag bis Samstag 10 bis 18 Uhr, Sonn- und Feier-tag 10.30 bis 18 Uhr.

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Internatsleben

Märchenhafte Momente in der Natur, im Kino und bei der rasanten Talfahrt in klapprigen KistenIn der Hauptrolle: Vögel, ein Lamm, Eier, Traktoren und natürlich Schlossgeist Spuki – Die Unterstufenschülerinnen und -schüler berichten von ihren Erlebnissen rund um die Burg Hohenfels

13 Sechstklässler entdeckten beim Vogelprojekt (links oben) klappernde Störche, Blesshühner und Goldammern, während Elisa Seitz (links) und Amelié Ruff mit dem niedlichen Lamm Brownie kuschelten. Bei der lustigen Eiersuche strömten die Unterstufenschülerinnen und -schüler aus, um begehrte Trophäen zu jagen. Fündig wurde unter anderem Carlotta Tiggeler, mit ihr freut sich Bettina Leibfried-Met-schl. Auch immer wieder beliebter Programmpunkt im Jahreslauf: Die Zirkusvorführungen wie hier (Bild rechts oben) beim Tag der offenen Tür am 1. April in Salem. Ihr Können zeigten Jonas Kottmann (links) und Silas Zucker beim Hütewerfen. Die Hohenfelser Aaron Huber, Amelié Ruff und Elisa Seitz schauten zu. Bilder: Pia Tiggeler, Nicola Reiter, Ricarda Weiler, Ilja Mess

Es war einmal eine Unterstufenschule auf Burg Hohenfels… So wird es bald heißen, denn dieses ist das letzte Salem Magazin mit den Ereignissen von der verträumten Burg im Hohenfelser Hinterland. Die vergangenen Monate hatten es in sich, die noch vor uns liegenden Wochen bis zum Umzug werden nicht ruhiger. Im fol-genden Hohenfelser Epochen-Potpourri zeigen sich die Vielfalt und die Intensität im Leben mit den Kleinen: Die außerordentliche Kinoveranstaltung im März, eine tolle Zirkusaufführung am Tag der offenen Tür in Salem am 1. April, das Hohenfelser Ladenteam backt Burger, die Ostereiersuche, der wechselseitige Frankreichaustausch mit Colmar, die Landwirtschafts- und Naturprojekte der Klassen 5 und 6, das Seifenkistenrennen und die vielen kleinen Begebenhei-ten zwischendurch.

Einzig einer hat sich nicht zum Interview gezeigt und auch auf kei-ne Einladung reagiert: unser Burggeist, das Schlossgespenst Spuki. Er ist wahrscheinlich beleidigt, weil wir immer noch nicht wissen, wie er nun eigentlich heißt. Sagen wir doch einfach „Eure Nich-tigkeit Spuki vom Hohenfels“, er soll ja nicht eingebildet werden. Oder vielleicht doch eher „Euer Unwesenheitstreiber Spuki vom Hohenfelse“? Oder „Euer heimlicher Glockenschwinger“, Türöffner, Pulloververknoter, Schuhklauschreck. Tja, wie nennen wir ihn jetzt?

Wir bleiben einfach bei Spuki. Und weil ich ihn tatsächlich schon mal an mir vorbeihuschen gespürt habe, also stolz behaupten kann, dass ich ihn kenne, erlaube ich mir, ihm für die Zukunft ein paar ruhige Tage zu wünschen. Nach all der Umzugsunruhe wird er sich das verdient haben. Und dann möge er sein geisterhaftes Gespensterleben, sozusagen als Gesamtleiter des Hohenfelses, genussvoll ausleben, bis ans Ende seiner unzähligen Tage. Denn: Wenn er nicht gestorben ist, dann spukt er morgen noch!

Pia Tiggeler

Die Geschichte vom kleinen Lamm und dem großen Traktor

Drei Tage Landwirtschaftsprojekt gab den Fünftklässlern spannen-de Einblicke in verschiedene Arbeitsbereiche in der Landwirtschaft.Beim Besuch eines Bio-Bauernhofes und der dortigen Biogasanla-ge waren viele Informationen wie Erfahrungen zu sammeln, eben-so wie beim Ausflug mit dem Förster auf einer Wanderung durch den Wald. Auf dem Hof kamen wir mit extremen Unterschieden in Kontakt. Einmal das kleine, schutzbedürftige Lämmchen, das die Herzen der Kinder berührte. Und auf der anderen Seite die mäch-tige, riesige Maschine, die viele Pferdestärken ersetzt und Arbeit erleichtert. Für jede Menge Arbeitsschritte, die man gar nicht so

Auf dem linken Bild nochmal ein Eindruck vom Landwirtschaftsprojekt, rechts daneben hält Silas Zucker Ausschau – aber nicht nach Popcorn, sondern nach besonderen Vögeln. Die beliebten Knuspereien gab es beim Ausflug ins Überlinger Kino, wo die Schülerinnen und Schüler Bilder aus 16 von 199 Ländern der Erde zu sehen bekamen. Lecker waren auch die selbst gebackenen Burger, die Rebecca Hull (links) und Luca Hurezeanu vor der Schulküche verkauften.

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Internatsleben

Märchenhafte Momente in der Natur, im Kino und bei der rasanten Talfahrt in klapprigen KistenIn der Hauptrolle: Vögel, ein Lamm, Eier, Traktoren und natürlich Schlossgeist Spuki – Die Unterstufenschülerinnen und -schüler berichten von ihren Erlebnissen rund um die Burg Hohenfels

13 Sechstklässler entdeckten beim Vogelprojekt (links oben) klappernde Störche, Blesshühner und Goldammern, während Elisa Seitz (links) und Amelié Ruff mit dem niedlichen Lamm Brownie kuschelten. Bei der lustigen Eiersuche strömten die Unterstufenschülerinnen und -schüler aus, um begehrte Trophäen zu jagen. Fündig wurde unter anderem Carlotta Tiggeler, mit ihr freut sich Bettina Leibfried-Met-schl. Auch immer wieder beliebter Programmpunkt im Jahreslauf: Die Zirkusvorführungen wie hier (Bild rechts oben) beim Tag der offenen Tür am 1. April in Salem. Ihr Können zeigten Jonas Kottmann (links) und Silas Zucker beim Hütewerfen. Die Hohenfelser Aaron Huber, Amelié Ruff und Elisa Seitz schauten zu. Bilder: Pia Tiggeler, Nicola Reiter, Ricarda Weiler, Ilja Mess

im Kopf hat, wird dieser Traktor eingesetzt, wie Ben Jagasia (Klas-se 5) erzählt: Der Bauer erklärte uns, dass man im ersten Schritt Gülle (mit dem Traktor), Speisereste und (mit dem Traktor) geern-tetes Getreide wie Roggen, Mais und Weizen zusammen mischt. Ein bisschen später wird die Mischung erhitzt. Nachdem es eine bestimmte Temperatur erreicht hat, steigt das Gas nach oben an die Decke. Die übrige Mischung (ohne Gas) sammelt sich in einem großen Becken und wird später als Dünger auf Felder gegeben (mit dem Traktor). Das Gas dagegen geht durch eine Leitung zum Generator und wird zu Strom. Die Energie wird entweder als Strom in die Leitung eingespeist oder als Wärme in die Häuser geleitet. Es gibt aber auch einen zweiten Weg. Dabei wird das Gas in eine Gas-anlage gepumpt. Dort wird es zu Bio-Benzin (unter anderem für den Traktor) verarbeitet. Von dort geht es dann zur Tankstelle oder zu den Häusern. Es waren sehr schöne und interessante Eindrücke!

Die Geschichte vom versilberten goldenen Ei

An einem Samstag im Jahre 2017, es war herrliches Frühlingswet-ter, gingen viele Kinder in blauen Pullovern und gestreiften Hem-den in ihren letzten Unterricht vor den Osterferien. Kurz darauf sah man einige erwachsene Personen hektisch über das Gelände

rennen. Sie machten seltsame Sachen, krochen unter Büsche, foto-grafierten mit ihren Handys und nahmen, bedächtig und dennoch entschlossen, die nächste Nische in einer Mauer in Augenschein. So vergingen 15 Minuten, und die erwachsenen Personen trafen sich wieder zu einer letzten Besprechung. Dann wurden alle Kin-der aus dem Unterricht geholt und versammelten sich auf dem Scheunenvorplatz. Nach einer kurzen Ansage glaubten ab diesem Augenblick alle Unterstufenschüler wieder an den Osterhasen – es war die heiß ersehnte Ostereiersuche angesagt. Und los ging es, jeder hegte die innige Hoffnung, neben Schokohasen und -eiern auch Sondereier zu finden. Am heißesten begehrt ist das goldene Ei, denn dieses beinhaltet einen Doppel-Ex-Gutschein! Glückliche Eierfinder meldeten sich bei unserer Oberhäsin Caroline Schlick, und unsere technikaffinen Assistentinnen löschten die für die Erinnerung geschossenen Fotos der Sondereier-Fundorte auf ihren Handys, sodass auch bestimmt alle Gutscheine entdeckt wurden. Das goldene Ei fand ein Schüler, der noch nie ein Ex hatte und wohl auch eher keines bekommen würde. Was tun? Einfach sein goldenes Ei versilbern und an denjenigen abgeben, der dafür das höchste Angebot in Form von Schokolade macht. Das hat geklappt, und beide waren zufriedengestellt!

Pia Tiggeler

Auf dem linken Bild nochmal ein Eindruck vom Landwirtschaftsprojekt, rechts daneben hält Silas Zucker Ausschau – aber nicht nach Popcorn, sondern nach besonderen Vögeln. Die beliebten Knuspereien gab es beim Ausflug ins Überlinger Kino, wo die Schülerinnen und Schüler Bilder aus 16 von 199 Ländern der Erde zu sehen bekamen. Lecker waren auch die selbst gebackenen Burger, die Rebecca Hull (links) und Luca Hurezeanu vor der Schulküche verkauften.

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Internatsleben

Mit Schwung den Hügel hinab: Beim dritten großen Hohenfelser Seifenkistenrennen ging es rasant zu. Glücklicherweise gab es bei diesem Wettkampf keine Blessuren.

Die Geschichte vom Rausch der Geschwindigkeit

Die Sonne stand noch nicht weit oben am Himmel, da ratterte und knatterte schon der mit Strohballen beladene Traktor von Familie Nickles auf die Burg. Kurvenabsicherung auf dem Renngelände war angesagt. Der Vormittag nahm seinen Lauf, das Wettbüro öffnete, Streckenposten bezogen mit ihren rot-grünen Flaggen ihre Posi-tion, Walkie-Talkies knisterten, letzte Anweisungen an die Fahrer – und los ging das Qualifying. Die drei besten Rennfahrer aus den Mentoraten kamen ins Finale.

Aus den Lautsprechern klang fetzige Musik, als das dritte große Seifenkistenrennen begann. Man spürte eine beherrschte Aufge-regtheit, der Adrenalinspiegel stieg, alles klappte wie am Schnür-chen. Nicht nur Hohenfelserinnen und Hohenfelser nahmen am Rennen teil, sondern auch (Alt-)Schüler, Eltern und Lehrer. In den Pausen gab es leckere Waffeln und Paradiesäpfel zu kaufen. Das Rennen verlief ohne Pannen und Unfälle, am Nachmittag folgte die Siegerehrung. Das in der Gesamtwertung schnellste Mädchenmen-torat war der 7. Himmel, selig schwebten die Siegerinnen in selbi-gem. Bei den Jungs gewann der Neubau. Schnellster Einzelfahrer in der Jungsriege war Aaron Huber mit 34 Sekunden und bei den Fahrerinnen Nicky Herrmann mit 36 Sekunden.

Stefanie Gräfe und ihr Partner Hardy Grimm führten souverän durch das Großereignis, das Publikum wurde gut über den Renn-verlauf auf der Strecke informiert. Stolz und zufrieden konnten wir alle, Schüler, Helfer und Mentoren, auf einen erfolgreichen Tag zurückblicken. Das letzte Seifenkistenrennen auf dem Hohenfels wird somit allen Beteiligten und Gästen in guter Erinnerung blei-ben. Aber warum trägt das Seifenkistenrennen eigentlich seinen Namen? Natürlich weil es läuft wie geschmiert!

Rebecca Hull, Klasse 7, und Pia Tiggeler

Die Geschichte vom 3000-Weiher-Projekt

Klappernde Störche, kicksende Blesshühner, die Goldammer im Baum mit ihrem „wie-wie-wie-wie-habichdich-lieeb!“-Gesang, und, im Schilf versteckt, der geschwätzig käckernde Teichrohr-

sänger. Das waren nur einige der Eindrücke, die die 13 Sechst-klässler unter der Leitung von Nicola Reiter und Dr. Dorothee Seydel von ihren diesjährigen Projekttagen mitnehmen konnten. Der Heinz-Sielmann-Weiher in Billafingen (eines von rund 45 beeindruckenden Biotop-Projekten der Heinz-Sielmann-Stiftung in Baden-Württemberg) war das Thema des diesjährigen Natur-projektes der Unterstufe. Die Kinder erfuhren einiges über die Bedeutung von geschützten Biotopen als Refugien für seltene Tier- und Pflanzenarten, sie lernten Vögel an ihrem Gesang erken-nen, sie beobachteten die Wasserbüffel in ihren Schlammlöchern und belauschten die versteckt lebenden Biber im Ringgraben des Weihers, bauten Nistkästen für Höhlenbrüter und versuchten sich schließlich selbst am Bau eines Vogelnests.

Ein Höhepunkt war dabei sicher die Übernachtung im Freien unter sternenklarem Himmel auf dem Hüttenplatz, die hin und wieder vom beunruhigend lauten Ruf eines nahen Käuzchens gestört wurde. Schläfer oder Nichtschläfer, wie auch immer – frühmorgens um kurz vor halb fünf endete die Nacht für alle, und die Gruppe brach leise zum Weiher auf, um dort dem Erwachen der Vögel zu lauschen. Jeder für sich an seinem Platz, mit einer Decke gegen die morgendliche Kühle gerüstet und mit Stift und Papier, um die Eindrücke festzuhalten. Als Erinnerung entstand ein kleiner Wei-herführer, mit gemalten Bildern und Berichten über die Vögel und das Biotop, von dem die Schüler sich wünschen, dass er in Zukunft beim Spendensammeln helfen möge. Denn der Leitspruch von Prof. Dr. Peter Berthold, dem Mitbegründer der Stiftung, lautet: „Jeder Gemeinde ihren Weiher“. Das Ziel ist es, dass ein Netz von Biotopen über ganz Deutschland verteilt wird, zum Schutz von bedrohten Tieren und Pflanzen und zur Freude der Bevölkerung. Der Klasse und den Lehrern hat’s jedenfalls gefallen!

Nicola Reiter

Es war einmal eine sechste Klasse. Die hatte ein Vogelprojekt und übernachtete still und brav, so wie Frau Reiter und Frau Seydel es ihnen befohlen hatten, auf dem Hüttenplatz, und war um viertel nach vier Uhr nachts ausgeschlafen, um Vögel zu beobachten zu gehen. Und wenn sie nicht geschlafen haben? Hier beginnt das echte Märchen: Am Montag wanderten wir zum Sielmann-Weiher in Billafingen und bekamen dort eine Führung. Später wurden wir

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Internatsleben

Aaron Huber war der schnellste Junge und nahm stolz den Pokal von Mentorin Stefanie Gräfe entgegen. Timofey Gayduk machte sich als Streckenposten verdient. Bilder: Pia Tiggeler

mit den Schulbussen zurückgefahren und arbeiteten an einem Heft über den Weiher. Am Dienstagabend folgte endlich die heiß ersehnte Nacht auf dem Hüttenplatz. Nach dem Abendessen brachten wir die Zelte, Schlafsäcke und Isomatten auf den Platz. Möglicherweise hatten wir ein bisschen mehr Gepäck dabei als nötig. Am Abend spielten wir im Wald Räuber und Gendarm, danach erzählten die Jungs uns Horrorgeschichten, während wir Marshmallows grillten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten waren auch die Zelte aufgebaut, dann legten sich alle brav schlafen.

Nachdem Frau Reiter und Frau Seydel sich in die Blockhütte verkro-chen hatten, wollten wir den Jungs einen Besuch abstatten (unsere Schlafsäcke hatten wir präpariert und sie sahen wirklich so aus als würde jemand darin schlafen), aber die Lehrer ließen die Tür offen. Als wir vorsichtig am Eingang vorbeigingen, fing Frau Seydels Hund Tomte an zu bellen. „Wir wollten nur auf die Toilette!“ Okay, eine Verzögerung. Aber jetzt! Wir gingen hinter der Hütte herum, und schon saßen wir im Vorraum des Jungenzeltes. Irgendwann muss-ten wir wirklich auf Toilette, trauten uns aber nicht allein bis zum Zeiserhof, also mussten die Jungs mit. Der Zeiserhof war abge-schlossen, na toll! Dann eben zum Josenberg. Auf dem Rückweg: „Was war das?“ „Das war nur ein Vogel!“ „Sicher, dass es nicht der Psycho aus der Geschichte war?“ „Todsicher“ „Warum Tod?“

Zurück im Zelt der Jungs, wunderten wir uns über einige Geräu-sche. Es schien, als würde draußen ein wildes Wildschwein herum-laufen. Aber nein, es war Benedict aus dem Nachbarzelt, der genau wusste, dass unsere Nerven nicht sehr stabil waren. Ein Schrei, bis Frau Reiter plötzlich vor dem Zelt stand. „Jetzt schlaft aber mal!“ Ich war noch nie so angespannt, und wir schliefen nicht wirklich viel. Irgendwann fanden wir mit allen Monstern doch ins Reich der Träume und wachten erst auf, als Frau Seydel uns weckte. Beim Beobachten der Vögel nickten unsere Köpfe immer wieder unter das Fernglas und wir bemerkten, dass zwei Stunden Schlaf nicht viel sind. Aber es hat sich gelohnt, weil Aaron, der an jenem Tag Geburtstag hatte, einen Biber gesehen hat. Und die Moral von der Geschicht: wer viel schläft, nickt mit dem Kopfe nicht.

Carlotta Tiggeler, 6a

Die Geschichte von 199 kleinen Helden

Es war einmal eine Salemer Kollegin, Sigrid Klausmann, die nach ihrem Lehrerdasein in die Filmbranche wechselte. Ihrem engen Bezug zu Kindern blieb sie treu und es entstand, zusammen mit ihrem Mann Walter Sittler (Altsalemer und Schauspieler) die Idee, in allen Ländern dieser Erde ein Kind auf seinem Schulweg zu begleiten und zu porträtieren. Um unseren Kindern, die keinen täg-lichen Schulweg haben (aber nicht nur deswegen), diese Lebenssi-tuation näher zu bringen, unternahmen wir als echte Hohenfelser Gemeinschaftsaktion einen Ausflug ins Überlinger Kino. Die Finan-zierung war möglich durch eine großzügige Spende.

Im Kino erwarteten uns Popcorn und ein Film mit wunderbaren Bildern aus 16 von 199 Ländern dieser Erde. Der Film beschreibt anschaulich die Wünsche und Sehnsüchte, Ideen und Visionen dieser Kinder. 199 kleine Helden auf dem Weg zur Schule – auf dem Weg zur Bildung – auf ihrem Weg in die Zukunft. Wir alle, die wir mit dem goldenen Löffel essen dürfen, lernten Kinder in Lebenssituation kennen, die uns absolut fremd sind. So sagte Anish aus Nepal: „Wenn ich König wäre, würde ich zuerst alle an den Strom anschließen und Wasserleitungen bauen.“ Jaffer aus dem Irak möchte „Polizist werden und die Terroristen in meinem Land bekämpfen“. Luniko aus Südafrika beeindruckt auch mit sei-nem selbstlosen Wunsch: „Bei uns im Township sind viele Kinder HIV-positiv. Ich würde gerne Arzt werden. Dann kann ich auch viel Geld verdienen und meiner Mama ein schönes Haus kaufen.“

Grundsätzlich ist der Ansatz von Filmkind Finya („Ich wünsche mir, dass wir nicht einfach in den Supermarkt gehen und sagen, was wir haben wollen, sondern dass wir etwas tun müssen, um Essen zu haben“) nicht weit weg von den Hahn‘schen Idealen wie „Erziehung zur Verantwortung“, die wir an unserer Schule formu-liert haben. Viele unserer Schüler engagieren sich für andere, zum Beispiel bei Diensten, dem Peterhofprojekt, in Kutumb oder bei „Jugend rettet“. Ganz im Hahn‘schen Sinne hat dieser Film unseren Kindern den Blick für die Situation anderer Menschen geöffnet. Das Projekt wird fortgeführt: www.199kleinehelden.org

Pia Tiggeler

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22 SalemMagazin 76, 07/2017

Internatsleben

Ade, Burg Hohenfels!Neun Jahrzehnte zweite Heimat: Impressionen zum Abschied vom bisherigen Standort der Unterstufe

Zum Schuljahr 2017/2018 werden die Unter- und Mittelstufe der Schule Schloss Salem am Gründungsstandort Schloss Salem zusammengeführt, und so gilt es, sich zum Ende des aktuellen Schuljahres von der Burg Hohenfels zu verabschie-den. Sie bot Salems jüngsten Schülerinnen und Schülern über fast neun Jahrzehnte eine zweite Heimat und ist für viele (Alt-)Schüler, Eltern und Mitarbeiter mit ebenso schönen wie prägenden Erinnerungen verknüpft.Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch alle (Alt-)Schülerinnen und (Alt-)Schüler sowie alle Eltern, die dazu bei-getragen haben, den Hohenfels zu diesem besonderen Ort zu machen, verdienen großen Respekt, und ich sage im Namen unserer gesamten Schule ein herzliches Dankeschön!

Bernd Westermeyer

Märchenhaft, aber auch trubelig und lehrreich: Das Leben auf Burg Hohenfels war voller Abwechslung. Nun findet die Unterstufe in Salem eine neue Heimat. Bilder: Pia Tiggeler

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Internatsleben

Runde für Runde im RegenÜber 3000 Kilometer liefen die Teilnehmer des Benefizlaufs – Das Geld wird nach Russland gespendet

Auf die Plätze, fertig, los! Vom schlechten Wetter ließen sich die Sportlerinnen und Sportler des Benefizlaufs nicht abhalten. Die absolvierten Runden markierten Helfer auf dem T-Shirt.

„Schon acht Runden, das reicht doch erstmal. Oder sollte ich noch weiterlaufen? Ja, das geht – aber es ist doch anstrengend“, führ-te ich ein Selbstgespräch im Kopf und sah dann, dass ganz viele andere Schülerinnen und Schüler immer noch versuchten, mehr Runden zu laufen oder zumindest nicht langsamer zu werden. So machte auch ich mich wieder motiviert auf den Weg.

Am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, fand in der Schule Schloss Salem ein wichtiges Ereignis statt, der Benefizlauf. Er ist mittlerweile eine Tradition Salems, und dauerte dieses Mal zwei Stunden. Mit Hilfe einiger engagierter Schüler lief alles insgesamt wirklich wie am Schnürchen – trotz des „leichten“ Regens oder besser gesagt des wirklich schlechten Wetters. Nach meiner Ansicht lief jeder einige Runden, was ziemlich gut war. Allerdings gab es auch besonders motivierte Sportlerinnen und Sportler, die sich große Mühe gaben und sensationell die zwei Stunden durchliefen. Für die sollte man wirklich „Daumen hoch!“ sagen. Die meisten Kilometer lief der Zehntklässler Marc Streit, er schaffte 29 Runden. Eine Runde war etwa einen Kilometer lang.

Hintergrund für den leidenschaftlichen Lauf ist das Peterhofpro-jekt. Es zielt darauf ab, Menschen mit Behinderung im Peterhof in Sankt Petersburg zu helfen. Beim Benefizlauf sammeln die Schule Schloss Salem und jeder einzelne Läufer Geld, das dazu beiträgt, die Bedingungen in dem Behindertenheim zu verbessern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Benefizlauf ein großer Erfolg war, denn so viele Schüler, Lehrer, Mentoren und Kollegiaten brachten sich passioniert ein und erliefen Beträge für das Projekt. Auch in diesem Jahr fuhr eine Salemer Delegation zum Peterhof nach St. Petersburg, um zu helfen. Was die Gruppe vor Ort erlebte, lesen Sie auf Seite 34.

Yanyi Cui, 10D4

In diesem Jahr gingen 391 Sportlerinnen und Sportler an den Start, sie legten gemeinsam 3317 Kilometer zurück. Im Durchschnitt absolvierte jeder Teilnehmer knapp 8,5 Kilometer. Somit kommt eine Gesamtsumme von 10.542 Euro zusam-men, die dem Peterhofprojekt gespendet wird. (kis)

Der Benefizlauf 2017

Marc Streit (vorne rechts) lief mit 29 Runden die größte Strecke.

Start und Ziel waren vor dem Rentamt in der Mittelstufe. Bilder: Schule Schloss Salem

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24 SalemMagazin 76, 07/2017

Internatsleben

Feiern und Lernen in schöner UmgebungDas Spetzgarter Clubhaus erstrahlt nach umfangreicher Renovierung in neuem Glanz

Saniertes Umfeld für fröhliche Partys: Im Spetzgarter Clubhaus legten fleißige Helfer Hand an. Dazu gehören Max Tauß (links) und Jan Schumacher. Bilder: Niklas Will/Andreas Jäger

Das Spetzgarter Clubhaus ist seit jeher ein beliebter Ort zum Zusammenkommen und Feiern. Durch den jahrelangen intensiven Betrieb wurden jedoch langsam Gebrauchsspuren sichtbar, und das Clubhaus fing an auseinanderzufallen. Daher hatten wir irgend-wann vor Weihnachten beschlossen, eine umfassende Renovierung vorzunehmen.

Diese Renovierung umfasste mehrere große Teilbereiche. Die wich-tigsten Projekte waren die Sanierung des Gebäudes, die Verlegung der Bar ins erste Stockwerk, eine Standard-Ausrüstung für die DJs und die Erneuerung der Lichttechnik und Effekte. Damit wir alles reibungslos umsetzen konnten, war eine ausgiebige Planungsphase vonnöten, die mit der Bewilligung des Antrags im Parlament abge-schlossen wurde (das alles kostet ja auch etwas). Dann waren wir endlich bereit, mit den tatsächlichen Arbeiten anzufangen.

Hierfür hatten wir eine Gruppe von motivierten Schülern versam-melt, die uns helfen sollten. Obwohl es trotz der umfassenden Planung länger dauerte als gedacht, wurden wir mithilfe der Helfer doch endlich fertig. Das Ergebnis war umwerfend! Die Neuerun-gen entpuppten sich als sichtliche Verbesserungen: Löcher an den Wänden waren repariert, die Wände frisch gestrichen, eine nagel-neue Bar in den ersten Stock gebaut, für die DJs kauften wir einen Laptop mit entsprechendem Programm und reparierten außerdem mehrere alte Lichter, brachten Laser an und installierten sogar einen Nebelwerfer.

Mit diesen Neuerungen am Clubhaus verabschiedete sich auch die alte Mannschaft, das neue Clubhaus-Team übernahm. Jetzt kann dort wieder krasser und kräftiger gefeiert werden als je zuvor!

Max Tauß, Abi2, Clubhaus-Kapitän bis März 2017

Das Clubhaus öffnet weiterhin jeden Dienstag-, Freitag- und Sams-tagabend und stellt für uns Schüler des Salem College, also für die Salemer Oberstufe, einen Höhepunkt im Wochenablauf am Internat dar. Eine funktionierende Organisation und ein gutes Arbeitsklima innerhalb des Teams sind der Schlüssel zum Erfolg für ein Konzept wie das Clubhaus.

„musikalische Vielfalt im Alltag"

Wir, das Clubhaus-Team 2017/18, möchten nicht nur musikalische Vielfalt in den Alltag der Schülerinnen und Schüler bringen, son-dern uns auch durch besondere Veranstaltungen und ein erweiter-tes Angebot einbringen: Geplant sind zum Beispiel die Anschaffung einer Kaffeemaschine und die Eröffnung eines Tagescafés, um den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, sich in einem gemütlichen, der Oberstufe gerechten Ambiente, zu treffen und vielleicht auch dort zu lernen. Ebenfalls geplant ist der Verkauf von Snacks wärend den regulären Öffnungszeiten. Außerdem steht gerade zur Diskussion, ob es wieder an der Zeit wäre, die Technik neu und sinnvoll zu verkabeln. Hier ist es im Laufe der Jahre zu einem regelrechten Wildwuchs gekommen, was das Beheben eines elektrischen Fehlers sehr schwer macht und dem einen oder anderen Clubhausstammgast einen ziemlich traurigen Abend bescheren kann.

Dies sind natürlich nicht unsere einzigen Ideen, jedoch legen wir den Fokus erstmal auf die am besten umzusetzenden Konzepte und versuchen diese zu realisieren. Und dann sehen wir weiter!

Tjark Hennings-Huep, Ab1, Clubhaus-Kapitän seit März 2017

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Internatsleben

Cha Cha Cha, Jive und Discofox auf dem SchlossSehen und gesehen werden: Der Spetzgarter Maiball lockte viele junge Menschen auf die Tanzfläche

In jeder Epoche wird in der Oberstufe eine große Party gefeiert, die unter einem bestimmten Motto steht und zu der die 11. und 12. Jahrgangsstufe sowie das Kolleg eingeladen sind. Diese Partys werden von so genannten Festwirten organisiert; und scheint der Titel Festwirtin oder Festwirt auch etwas irreführend zu sein, so rechtfertigt allein die Feier im Mai die Bezeichnung absolut. Denn die große Party in der Epoche vor Pfingsten ist ein wahres Fest voll Prunk und Glanz. Maiball nennt sich das Ganze. Bereits Tage zuvor wurde der gesamte Speiseraum im Spetzgart umgebaut. Bei verhangenem Himmel und Nieselregen räumten fleißige Helfer die Tische beiseite, legten den Boden mit Parkett aus, holten Stehtische und frische Tischdecken und rollten einen roten Teppich aus.

Schminke, Frisur und Ballkleid

Die Vorfreude nahm angesichts dieser Vorbereitungen bei allen Teilnehmenden zu und stieg am Nachmittag des Ballabends ins Unermessliche. Letzte Tanzschritte wurden geübt, danach nutzten wir den Vorteil eines Internats: Dadurch, dass wir alle zusammenle-ben, machten wir uns auch alle zusammen fertig. Deine Schminke ist meine Schminke, dein Lockenwickler ist mein Lockenwickler. Endlich waren alle in ihren Anzügen und Ballkleidern: schön und aufgeregt genug, um zum Sektempfang zu schreiten. Was für ein Glück, dass es im Spetzgart so viele Treppen gibt, die man als Mäd-chen hollywoodmäßig herabschreiten kann, eine Hand auf dem Treppengeländer und das lange Kleid auf den Stufen, während alle Blicke auf einen gerichtet sind. Ein absolutes Klischee? Ja, total, aber beim Maiball darf so etwas sein.

Über den roten Teppich wurden die Teilnehmenden eingelassen in den Speiseraum, der nun ein wahrhaftiger Ballsaal war, mit Buffet, Kerzen und Luftballons. Jeweils eine junge Frau, schöner als die andere, und ein junger Mann, besser aussehend als der andere, verteilten sich im ganzen Ballsaal – aber nicht auf der Tanzfläche, denn diese sollte erst eröffnet werden. Bis dahin genossen wir das erste oder auch zweite, dritte Glas Sekt, sprachen viele Kom-plimente aus, lästerten über zu große Ausschnitte und posierten auf der Terrasse für wunderschöne Fotos. Dann endlich bezog die Band ihren Posten, und die Festwirtinnen und Festwirte hielten ihre Eröffnungsrede, während draußen die Sonne langsam unterging. Der Sonnenuntergang tauchte den sowieso schon magisch aus-sehenden Saal in ein glänzendes Licht. In genau diesem Moment wurde der Ball mit einem Wiener Walzer eröffnet, traditionell von den beiden Schulsprechern mit ihren Begleitungen, dem Helfer-sprecher und der Parlamentsvorsitzenden. Nach dem Eröffnungs-tanz füllte sich die Tanzfläche erst nur zögerlich, doch im Verlauf des Abends trauten sich immer mehr Paare aufs Parkett. Zu aktu-ellen, aber auch älteren Liedern der Band wurde Cha Cha Cha, Jive, Discofox, Rumba und langsamer Walzer getanzt. Die Tanzpaare wechselten immer wieder, und auch beste Freundinnen oder beste

Freunde tanzten zusammen. Wohin man auch blickte, die Gesichter waren strahlend, lachend, manche verliebt, aber alle hauptsächlich eines: glücklich. Einige Schülerinnen und Schüler entpuppten sich als wahre Meistertanzende, ebenso wie einige Lehrpersonen. Der Saal wurde von Begeisterungsstürmen geschüttelt, als ein Mit-schüler sich das Mikrofon schnappte und mit der Band zusammen „Can you feel the love tonight“ sang. Je weiter der Abend voran-schritt, desto ausgelassener wurde die Stimmung. Mittlerweile machte es auch nichts mehr aus, ob man tanzen konnte oder nicht. So lange man sich einigermaßen im Takt der Musik bewegte, Spaß hatte und dabei nicht allzu vielen Mädchen auf die langen Kleider trat, war alles gut. Leider ging der Abend des Maiballs viel zu schnell zu Ende, bereits um halb eins mussten alle zurück auf ihre Flügel. Doch die fünf Stunden, die der Maiball dauerte, werden allen, die dabei waren, als unvergesslich in Erinnerung bleiben.

Helena Uthoff, Abi1

In Schale geworfen für den Maiball (von links): Christina Sünderhauf, Caroline Godon, Petra Wodtke, Cynthia Funk, Zoe Achterberg. Bilder: Maria Tishkina

Auch sie genossen den Abend: Paul Hansen, Helena Uthoff, Natalina Fischer, Niklas Will.

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Internatsleben

“A Brief Visit to the Planet We Call Home“Schule Schloss Salem Opened Its Doors for One Day in April – Exciting Service Presentations

Salem is a world unto itself. A small planet orbiting through an ever-changing galaxy. For the most part we remain secluded in our corner of the world. However, every once in a while, our doors are thrown open, and other worlds are granted permission to descend upon ours. These are the so-called "Open Door” days. While the Nutella waffles from the Round Square group were a big hit, it was the service presentation that really drew in the crowds. On the third floor of the Langbau, in one of the chemistry rooms, something had gone terribly awry. With flames spewing from the windows, and alarms blaring, the THW makes an entrance. They rush in, a blur of blue and white, and quickly assess the situation. Not far behind them comes the Red Cross, ready to take care of any emergency cases. And following hot on their heels, the Fire Brigade, hydro-shield and all. As the crowd gathered, the different services sprang into action, cutting down walls, putting out fires, doing chest compressions and carrying away the injured. Inside the Red Cross tent patients received preliminary check-ups, and were stabilized. The THW Service shuttled the injured from the first floor window, while the Red Cross stood by, ready to help in any way needed. While rescues and heroic deeds were taking place, classical music took centre stage in the sport hall. Violins, pianos and clarinets

danced around one another in acrobatic movements to match the elegant music which reached our ears. Hohenfels children listened intently, while the older generation let themselves recall memories from long ago. From classical music we move on to classical future, a 3D printer. It was on display in all its technological glory, bringing those lost to the past back to the future. Wedged between the past and future were exhibitions about Salem Kolleg and how to get a scholarship at Salem, along with general tours around the school.

When all was well again in the little world of Salem, the different services took a bow. The crowd dissipated, having obtained a short but positive view of this place we students call home. The visitors went back to waffles and coffee, and as the day drew to a close, they left our small planet to return to their own worlds and galaxies far away, with visions of a blazing Salem dancing in their heads.

Charlotte Roessel Evans, 10E2

Save the Date: Der nächste Tag der offenen Tür „Salem erle-ben“ findet am Samstag, 14. April 2018, statt.

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Internatsleben

Den Besuchern war beim Tag der offenen Tür einiges geboten: Zirkusvorführungen von Anastasia Yampolskaya und Elisa Seitz (links oben) sowie Silas Zucker und Jonas Kottmann (mit Hüten), Theater und Dienstepräsentationen. Bei einer Großübung zeigten Sanitätsdienst (hier Elizabeth Dercum und Tianze Huang), Feuerwehr und Technisches Hilfswerk ihr Können.

Die vielen Interessierten warfen einen Blick hinter die Kulissen der Schule Schloss Salem und verfolgten die sicheren Handgriffe von Noah Neby von der Schulfeuerwehr.

Im Kapitelsaal begrüßte Geschäftsführer Christian Niederhofer die Gäste. Der Musikdienst mit Sarah Bachhofer, und Sophia Hecht und Muyun Qui umrahmte das Pogramm. Bilder: Ilja Mess

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28 SalemMagazin 76, 07/2017

Internatsleben

Von Tonleitern, Dreiklängen und ganz viel FleißEin Erfolgsmodell: Zum vierten Mal fanden die ABRSM-Prüfungen auf dem Härlen statt

30 Schülerinnen und Schüler schlendern in den Musiksaal auf dem Härlen, quasseln durcheinander, nur Musiklehrer Tiloudin Anjarwalla verliert weder die Nerven noch den Überblick – ganz im Gegenteil: Irgendwie schafft er es, an jeden von uns einen Prü-fungsbogen auszuteilen sowie all unsere Fragen zu den Aufgaben zu beantworten. So verliefen unsere entspannten Übungsstunden samstagmittags. Jeder musste sich am Ende der Schulwoche und nach dem Mittagessen ein wenig aufraffen. Hut ab, Herr Anjarwal-la, dass Sie uns trotz dieser Widrigkeiten gebändigt haben.

Das war die Vorbereitung auf den theoretischen Teil der Musik-prüfung namens ABRSM (Associated Board of the Royal Schools of Music), die zum vierten Mal im Salem College stattfand. Dieses Jahr nahmen sogar 60 Schülerinnen und Schüler teil. Doch war-um schreibt man freiwillig eine Prüfung in Musiktheorie und übt für die praktische Prüfung stundenlang auf seinem Instrument oder bereitet Gesangsstücke vor? ABRSM ist eine besonders im englischsprachigen Raum anerkannte Prüfung. An englischen Uni-versitäten wird sie auf den Notendurchschnitt angerechnet, auch an den Unis in anderen Ländern wird dieses Zertifikat sehr gern gesehen. Es gibt die Schwierigkeitsgrade (Grades) eins bis acht; als höchste Stufe kann ein Vollblutmusiker sogar das „Diploma“ erwer-ben. Mein Co-Kapitän Shuqian Xu wäre der erste Salemer Schüler, der diese kleine Sensation schaffen könnte, denn dieses anspruchs-volle Niveau ist eigentlich erst für Musikstudenten gedacht.

Im Vorfeld bedeutete die Teilnahme, dass jeder mit seinem Instru-mentallehrer aus einer Liste von Musikstücken für die praktische Prüfung drei heraussucht und bestmöglich einübt. Auch die Theo-rieprüfung hat es in sich. Unsere fand Mitte März im Härlen statt: eineinhalb Stunden konzentriertes Abarbeiten von Aufgaben wie „Schreibe passende Akkorde unter die Melodiestimme!“, „Trans-poniere um eine Quart nach oben!“, „Suche in diesem Musikstück

eine chromatische Linie!“ Drei Wochen nach der Theorie waren die praktischen Prüfungen anberaumt. Ich stürzte mich als Kapitänin des Musikdienstes gemeinsam mit Frau Sigg in die Vorbereitungen. Aus England kam extra eine Prüferin zu uns, die jeden Schüler vor-spielen ließ und anschließend dessen musikalische Fähigkeiten tes-tete: Sie ließ vom Blatt spielen, eine Melodie nachsingen und einen Rhythmus klatschen. Ich selbst absolvierte mit der Querflöte Grade sechs. Vor der theoretischen Prüfung hatte ich weniger Beden-ken. Am schwersten fiel es mir, die für die praktischen Prüfungen geforderten Dur-, Moll- und chromatischen Tonleitern sowie all die Dreiklänge und Dominantseptakkorde auswendig zu lernen. Zu Beginn schien mir dies nahezu unmöglich, erschwerend kam hinzu: Meine Familie beklagte sich schon über meine stupiden Übungen. Nur gut, dass es im Internat Überäume gibt! In meiner Prüfung klappten die Tonleitern mit kleinen Ausnahmen immerhin. Für mich war die Prüfung ein guter Anreiz, mich mehr mit meinem Instru-ment zu beschäftigen – und ein Ansporn, die geforderten Stücke so intensiv zu üben, dass ich sie fast auswendig spielen konnte.

Sarah Bachhofer, Abi1, Kapitänin Musikdienst

Sie verbindet die Musik (von links): Sophia Haupt, Susanne Sigg, Elena Orlova, Leonardo Padrini, Ken Lander, englische Prüferin, Arzum Baysal, Maria-Louisa Görlitz. Bilder: Susanne Sigg

Jaimie Lee Barban und Shuqian Xu gaben bei der Musikprüfung ihr Bestes.

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Unterricht

Harte Zeiten für Europa und die Welt Zwei Schüler stellten sich bei politischen Landeswettbewerben die Frage nach der Zukunft der Menschheit

Welches Europa wünschen wir uns, in welchem Europa möchten wir in Zukunft leben? Um diese zentrale politische Frage drehte sich die Preisverleihung zum Aufsatzwettbewerb „Rede über Euro-pa“ im Ministerium für Justiz und Europa in Stuttgart. Der Aufsatz-wettbewerb gehört zum Europäischen Wettbewerb. Letzterer ist mit verschiedenen Aufgabenstellungen für alle Schulklassen und Schularten geöffnet und lässt auch die Art der Bearbeitung offen. Insgesamt zeichnete der Minister für Justiz und Europa, Guido Wolf, bei der Preisverleihung zehn außergewöhnliche Reden aus, die alle als Grundlage folgendes Zitat von Konrad Adenauer hatten: „Die Einheit Europas war ein Traum Weniger. Sie wurde eine Hoff-nung für viele. Sie ist heute eine Notwendigkeit für uns alle.“

Auch ich nahm am Europäischen Wettbewerb teil und wählte aus vielen möglichen Beitragsformen die Rede. Beim Hauptwettbewerb wurde ich mit einem Landespreis ausgezeichnet und für einen Bundespreis nominiert. Zudem belegte ich den vierten Platz beim Aufsatzwettbewerb. Die Zukunft der Institution Europa, die für uns so selbstverständlich ist, wird durch politische Aktionen wie den Brexit oder Parteien wie die AfD immer häufiger gefährdet. Genau deshalb fand ich es sehr passend vom Landesminister, die Aufgabe nun an unsere Generation zu übertragen, denn wir sind es, die im Europa der Zukunft leben werden. Letztendlich sollte sich aber jeder Einzelne fragen, was ihm diese selbstverständliche Notwen-digkeit unseres politischen Kosmos eigentlich wert ist.

Meine zentrale These ist, dass Europa in einer Sinnkrise steckt, die daraus entstanden ist, dass der bürokratischen Institution, die den Zusammenhalt stärkt und somit den Frieden in Europa durch Ver-brüderung sichert, nur noch eine normierende Last gegeben wird. Wenn wir diesen vergessenen Sinn uns jedoch wieder ins Gedächt-nis rufen, so ist die scheinbare Sinnkrise, ob wir Europa überhaupt brauchen, gelöst. Denn man erkennt, dass die EU der beste Schutz gegen Kriege ist und dass sie trotz einiger Beulen in der Rüstung diesen Schutz immer noch bietet.

David Danin, Abi1

Brigitte Mergenthaler-Walter und Ken Lander (rechts) gratulierten Kadir Altan und David Danin (von links) zu ihrem Erfolg bei zwei Landeswettbewerben. Bild: Andreas Jäger

Warum wird die Politik in vielen Nationen zunehmend rechtsorien-tierter? Diese Fragestellung wählte ich, um am Landeswettbewerb Baden-Württemberg teilzunehmen und mich der politischen Situa-tion auf der ganzen Welt oder auf nationaler Ebene zu widmen. Ich war mir bewusst, dass mein Ansatz eine der wichtigsten Fragestel-lungen der heutigen Zeit beinhaltet und dass ich viel persönliche Erfahrung einfließen lassen konnte. Das Ziel war es, Antworten zu finden auf eine Frage, die beim besten Willen nicht monokausal erklärt werden konnte. Also suchte ich und merkte schnell, dass es viele mögliche Erklärungen gibt. Am Ende kam ich zu dem Schluss, dass alle Gründe für vermehrten Rechtspopulismus demselben Umstand geschuldet sind: Menschen sind keine perfekten Wesen und lernen viel zu oft nicht aus ihren Fehlern.

Letztlich musste ich für meinen Wettbewerbsbeitrag noch eine Darstellungsart wählen. Ich entschied mich bewusst für einen Brief, der einen Appell beinhalten sollte: Geschichte wiederholt sich, wenn wir nichts unternehmen! Der Empfänger dieses Briefs war die Menschheit mit dem Wohnort „einzige Erde“. Der Brief ging an die Rechtspopulistenabteilung mit der Bitte, ein besonderes Augenmerk auf Europa und Nordamerika zu setzen. Mein Fazit: Wenn jeder sich auch nur ein bisschen gewissenhaft mit dieser Fragestellung auseinandersetzt, wäre dies genug, um eine ganze Gesellschaft von Fremdenhass zu befreien. Für meine Arbeit wurde ich mit dem dritten Platz ausgezeichnet.

Kadir Altan, Abi1

Ein Auszug aus Kadirs Brief an die Menschheit:

„Ich muss seit mehreren Monaten erschreckt feststellen, dass immer mehr Menschen einen Weg einschlagen, der den demo-kratischen, menschenrechtlichen und moralischen Werten der heutigen Zeit überhaupt nicht entspricht. Europa steht für die neue Weltanschauung, für Zusammenhalt, für Menschlichkeit, für Hilfe, wann auch immer man sie braucht. Doch warum genau fängt der Rechtskurs hier wieder an? (...) Zufall wird es kaum sein, dass viele Länder zur selben Zeit von dieser Plage befallen wurden. (...) Geehr-te Menschen, (...) erzieht eure Kinder so, dass sie keinen Hass gegen Fremde, gegen andere Kulturen pflegen. Erzieht sie in Toleranz, in menschlicher Moral, im Glauben, dass Frieden das höchste Ziel ist. Wie könnt ihr eure Kinder abends ins Bett bringen und ihnen sagen, dass alles gut ist, wenn am nächsten Morgen feststeht, dass Donald Trump der neue Präsident ist? Ein Mann, der rassistisch, politisch unerfahren, frauenfeindlich und homophob ist, schafft es, die Position des mächtigsten Mannes der Welt zu besetzen. (...) All dies schreibe ich, weil ich mich um unsere Zukunft sorge. Wir ste-hen in Konfrontation mit üblen Dingen. Doch gemeinsam ist auch das größte Übel besiegbar. Wir sind alle Menschen, egal ob Kurde, Türke, Schwarzer oder Weißer. Ich wünsche euch eine friedliche Zukunft und passt auf euch auf!“

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30 SalemMagazin 76, 07/2017

Salem unterwegs

Von der Flaute bis zur steifen Brise Salemer Segler erreichten bei der Kieler Woche einen Platz im vorderen Drittel

Vom Bodensee auf die große See: Salemer Nautiker fuhren Mitte Juni wieder zur Kieler Woche, dem großen Segelereignis. Am Mon-tagmorgen standen die neue Besatzung und der Kapitän der Krik Vig um sieben Uhr auf, um das Schiff bis neun Uhr klar zu machen. Dann startete unser Skipper Rudolf den 280 PS starken Motor der Krik Vig, damit wir die Travemündung hinaus auf die Ostsee passie-ren konnten. Bis hierhin entsprach dies nicht dem Segelgefühl, das sich einige von der Reise versprachen. Doch sobald wir die Mün-dung verließen, lautete die Anweisung des Kapitäns „Segel setzen!“ Wir hissten ein Segel nach dem anderen – ein echter Kraftakt, da es sich um enorm große Gaffelsegel und um sehr dickes Tauwerk handelte. Wir benötigten vier bis sechs Leute, um das Großsegel zu hissen. Bei bis zu sieben Windstärken segelten wir nach Neustadt.

Den zweiten Tag musste unser Schiff wegen der starken Winde im Hafen verbringen. Wir schauten uns derweil die Stadt an und besichtigten auch die Zentrale der Seenotretter in Neustadt. Am dritten Tag hieß es glücklicherweise wieder „Segel setzen!“, mit Kurs Heiligenhafen. Dieses Mal hatten wir etwas weniger Wind als am ersten Tag, was den Seekranken sehr gut tat. Insgesamt war dieser Tag sehr entspannt mit wenig Aufregung auf dem Wasser.

Am nächsten Morgen jedoch verließen wir schon um sieben Uhr den Hafen. Dies geschah mit Hilfe der Maschine, da der Wind zu diesem Zeitpunkt sehr schwach bis kaum vorhanden war. So konn-ten wir um acht Uhr auf Deck frühstücken, was wir sehr genossen. An diesem Tag mussten wir eine weite Strecke zurücklegen, bevor wir den Kieler Hafen erreichten. Noch an demselben Abend schlu-gen wir am Marinestützpunkt die Zelte auf. Am Freitag übten wir auf dem Kutter. Der Wind hatte in Böen bis zu sieben Windstärken,

und auch hier war wieder echte Muskelkraft gefragt, um die Segel halten und füh-ren zu können. Am Samstag trat unser Team zur ersten Regatta an. Der Wind war etwas schwächer als am ver-gangenen Tag, was uns einen Vorteil verschaffte, da wir schwache Winde gewohnt sind. Dies zeigte sich auch bei den folgenden beiden Regat-ten dieses Tages. Bei der ers-ten erreichten wir Platz vier von 17 angetretenen Teams und landeten bei der zweiten Regatta sogar auf Platz zwei.

Am Sonntag fielen die Wettfahrten nicht ganz so

gut aus. Wir wurden zweimal Zehnter und einmal Zwölfter. Am Montag fiel die Regatta wegen des schwachen Windes aus. Unsere fünf Ergebnisse brachten uns auf den siebten Platz in der Gesamt-wertung. Ein Ergebnis, das sich in Anbetracht der eingespielten Konkurrenz sehen lassen kann. An diesem Abend gingen wir noch alle zusammen Essen und ließen diese wunderbare Woche mit den vielen neuen Eindrücken ausklingen. Die Kieler Woche und das Vor-programm auf der Krik Vig stärkten den Zusammenhalt innerhalb unserer Gruppe.

Niklas Will, Abi1

Sie kamen mit allen Windverhältnissen zurecht (von links): Vladimir Timakov, Tobias Haubold, Lion Sanguinette, Jan Sun, Cassian Zarrabi, Niklas Will und Tim Jasny. Bilder: Christoph Widmann/Niklas Will

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Salem unterwegs

Die Rolle der Dienste als Teil des AbitursSalemer referierten beim Kongress „Oberstufe neu gestalten“ der Deutschen Schulakademie in Berlin

Über die Redefreiheit Eine Salemer Delegation nahm an der Verleihung des Theodor-Heuss-Preises in Stuttgart teil

Ein Tag der besonderen Persönlichkeiten: Am 1. April begleitete ich Brigitte Mergenthaler-Walter, unseren ehemaligen Schularzt Hans Fark und seine Tochter Steffi nach Stuttgart zur Verleihung des Theodor-Heuss-Preises. Der Preis wird an Persönlichkeiten verliehen, welche sich in besonderem Maße für demokratische Prinzipien einsetzen. Für diese engagierte sich auch der diesjährige Hauptpreisträger Timothy Garton Ash über viele Jahre. Er ist ein Wissenschaftler aus England und veröffentlichte erst vor kurzem sein Buch über Redefreiheit. Laut Timothy Garton Ash ist die Rede-freiheit die Grundlage aller anderen Freiheiten. Die Redner dieses Tages verwendeten immer wieder aktuelle Kon-flikte in der Welt als Beispiele, um auf die Bedeutung gut geführter Auseinandersetzungen hinzuweisen. Für die Lösung eines Kon-

flikts sei es wichtig, dass sich die Streitenden mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen. Dies gilt nicht nur zwischen Ländern und Politikern, sondern auch zwischen uns Menschen im Alltag. Nach meiner Rückkehr nach Salem und einer Ansage in der Schulversammlung kam ich mit Sophie Weidlich ins Gespräch. Sie sagte mir: „Die Welt ist ein Dorf“, und machte mich auf folgenden Zusammenhang aufmerksam: Der Preisträger Timothy Garton Ash ist Professor an der Universität St Antony in Oxford. Der Gründer dieser Universität ist Antonin Besse, ein Freund unseres Internats-gründers Kurt Hahn. Unser Schulmotto „Plus est en vous“ stammt von Besse und ist auch das Motto der St Antony-Universität.

Fynn Peters, Abi2

Selma Heining und Luca Ünlü in Berlin. Bild: Brigitte Mergenthaler-Walter

Für zwei Tage durften wir den Schulalltag verlassen, um Brigitte Mergenthaler-Walter zum Kongress „Oberstufe neu gestalten“ der Deutschen Schulakademie nach Berlin zu begleiten. Ziel war es, Impulse für eine Implementation eines Dienstewesens in das deut-sche Abitursystem anzuregen.

Im Pfefferwerk in Berlin hatten wir die Möglichkeit, uns mit Schü-lerinnen und Schülern, Pädagogen und Persönlichkeiten des Bil-dungswesens auszutauschen und einen Workshop zu veranstalten.Der befasste sich mit dem Thema „Dienste an Gesellschaft und Gemeinschaft”. Wir hatten Bilder und Beispiele der beiden vergan-genen Epochen aus den Salemer Diensten gesammelt und in einer Präsentation zusammengefasst. Nach einer Einführung durch Frau Mergenthaler-Walter stellten wir die Salemer Dienste vor und sam-melten Impulse von anderen Schulen. Im weiteren Gespräch brach-ten wir auch unsere Erfahrungen als ehemalige Kapitänin und amtierender Kapitän des Sanitätsdienstes und als Dienstesprecher ein. Unterstützung bekamen wir von Jakob Schoen, Altsalmer und ehemaliger Nautiker. Mit seiner Organisation Jugend Rettet hilft er in Seenot geratenen Geflüchteten und zeigt damit, welch großarti-ge Projekte aus den Salemer Diensten entstehen können.

Am zweiten Workshoptag stand die Umsetzung eines Dienste-Kon-zeptes für die Oberstufe im Vordergrund. Aus den Gesprächen vom Vortag nahmen wir drei Fragen mit: Sollen Dienste Pflicht oder freiwillig sein? Wie motiviert man Schülerinnen, Schüler und Lehrer, engagiert teilzunehmen? Und wie kann man Dienste in den Schulalltag implementieren? Zur Debatte stand nach dem Vorbild

des IB auch die Einführung eines „CAS-Systems”, welches für Cre-ativity, Action, Service steht, einen verpflichteten Dienst verlangt sowie dessen ständige Reflexion. In der Gruppe kamen wir zu einem unerwartetem Fazit: Dienste sollten Pflicht sein! Denn um Schülerinnen und Schüler mit sozialem Engagement vertraut zu machen, muss anfänglich ein fester Rahmen gegeben sein. In den zwei Tagen wurde uns klar, dass die Salemer Dienste nicht selbst-verständlich sind, sondern Ergebnis langjähriger Entwicklung und lokaler Vernetzung sowie einer engagierten Lehrer- und Schüler-schaft. Unsere Ideen zur Anpassung des Abiturs an die Ansprüche der modernen Gesellschaft werden durch ein Projektteam der Deutschen Schulakademie weiterverfolgt und möglicherweise der Kultusministerkonferenz vorgestellt.

Selma Heining, Abi2, und Luca Ünlü, IB1

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Salem unterwegs

Gemischtes Wetter und gemischte GefühleDas Outdoor-Wochenende der Oberstufe brachte so manchen Teilnehmer an seine Grenzen

Das traditionelle Outdoor-Wochenende des Salem International College setzt einen feierlichen Endpunkt nach einer Reihe von jährlichen Outdoor-Events der Salemer Schülerinnen und Schüler. Den Anfang machen die Outdoortage der Hohenfelser Fünftklässler rund um die Burg. Es folgen die Donautalwoche der Sechser, die Hundsteinhütte der Siebener, die Skiwoche der Achter, Outward Bound der Neuner in Norwegen und die Ökofahrten der Zehner. Das Outdoor-Wochendende vom 5. bis 7. Mai brachte eine Mixtur aus allen Wettern und führte bei den Gruppen zu allen Stim-mungslagen, von euphorisch bis trübsinnig. Aber gerade diese Wechsel von Wetter und Stimmung, von der Anstrengung bis zur Zufriedenheit am Ziel, führen zu unvergesslichen Gruppenerlebnis-sen und zu Erfahrungen, die jedem Einzelnen zeigen, was man alles schaffen kann.

Dieses Jahr gab es einen Segeltörn auf dem Bodensee, eine Wan-derung zum Hohenfels und nach Salem, einen Donautal-Triathlon, eine Schwarzwaldwanderung, eine Mountainbike-Tour über die Kämme des Schwarzwaldes und Tagestouren mit historischem Rahmen für diejenigen, die durch Prüfungen und Theaterproben nicht die ganze Zeit weg konnten. Auch die zweite Probe-Expediti-on des Duke of Edinburgh's Award fand statt.

Andreas Jäger

So sahen einzelne Teilnehmer die Aktivitäten an der frischen Luft:

2nd Duke Expedition (Dongchen Dai, IB1): The aim of this project was to hike outdoors along self-defined routes, with tents for the night and also food for three days. I think I can speak for everyone in saying that we developed new skills and had an extraordinary experience. All the groups started from Spetzgart, walking three days (20 kilometers per day) through the sparsely settled country-side before reaching our final destination, Birnau. Each group had its own research topics to work on during the expedition. We had to find the farms we had contacted in advance, asking if we could stay on their land overnight, and then we put up our tents there. Unfortunately, it rained time and again during the last two days so that walking in the forests became difficult because of the mud.

But on the whole it was a fairly pleasant journey where everybody joined in discussing the route and also talked with each other along the way. In addition, the beautiful scenery of the countryside created a joyful atmosphere which we appreciated because it was different from our busy everyday lives at school.

Segeln (Fynn Peters und Matti Däbritz, Abi1): Gemeinsam mit Christoph Widmann und Laura Lühnenschloss erlebten wir (14 Schülerinnen und Schüler) ein unvergessliches Abenteuer. Mit vier schwer beladenen Segelbooten (ein „Kudda“ und drei Jollen) waren wir drei Tage auf dem Bodensee unterwegs. Am ersten Tag paddelten wir aufgrund der schlechten Windverhältnisse bis nach Unteruhldingen und ließen dort den langen Tag mit einem sehr amüsanten und leckeren Essen ausklingen. Diese Nacht sowie die nächste verbrachten wir unter Planen auf den Booten. Am zweiten Tag ging es um acht Uhr wieder los, diesmal in Richtung Westen, bis nach Ludwigshafen ans Ende des Bodensees. Das Wetter hatte sich zwar gegenüber dem Vortag verschlechtert, jedoch hatten wir dadurch endlich Wind zum Segeln. So ging es schnell voran, und wir erreichten unser Ziel am späteren Nachmittag. Am dritten Tag war es nasskalt – zum Glück war es nicht allzu weit zurück zum Spetzgarter Hafen. Als Krönung ging Jan im Hafen baden, nicht ganz freiwillig allerdings.

„jeden Tag 1000 Meter Aufstieg"

Mountainbike (Jasper Tiggeler, Abi1): Wir nahmen die Abwechs-lung vom Schulalltag bei gemischtem Wetter mit Freude an. Ich war mit meiner Gruppe, begleitet von Eugen Balzer und Gesa Meyer-Wiefhausen, im Schwarzwald beim Mountainbiken. Wir absolvierten ein Tagespensum von durchschnittlich 40 Kilometern, doch das Beeindruckende daran ist, dass wir auch jeden Tag 1000 Meter Aufstieg bewältigten. Die meisten motivierte das Wissen, dass man alles, was man hinaufstrampelt, auch wieder auf spaßi-gen Wegen hinunter fährt. Am zweiten von drei Tagen hatten wir unsere Königsetappe und erklommen den Feldberggipfel. Am Ende

Gut gelaunt bei der zweiten Duke-Probeexpedition (von links): Niklas Will, Jennifer Ferenschütz, Petra Wodtke, Caroline Godon und Paul sowie Iskander Rauanov (kleines Bild). Gina Felber fand die richtige Antwort auf den Regen. Den Schwarzwald erkundeten (vorne v.l.): Lycke, Nicholas Conrad, Sukhrob Mannapov, Ze Guang Fu. Hinten: Emma Hyde, Daniel Jeong, Mikhail Grigoryev, Dongli Zhang, Zidain.

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Salem unterwegs

des Tages waren alle nass, aber zufrieden. Trotz aller Nässe war es ein gelungenes und sehr schönes Wochenende, auf dem wir den Schwarzwald mit dem Mountainbike kennen lernten.

Triathlon (Frederic Roth, IB1): One of the outdoor trips organized by the school for the outdoor weekend was an excursion to the Upper Danube valley. Both IB and Abitur students made up the group which was supervised by two teachers, Heike Samerski and Ulrich Heuschert. We began our small expedition by taking the train to the beginnings of the Danube River valley and then hi-king on small mountain paths over several steep mountains, lead by fellow students, into the valley. We spent two nights in an old fortified castle, which stands on a cliff overlooking the valley. Our rooms, though small, were situated in the highest tower of the castle. On the second day we biked into the Danube valley, and rented canoes and kayaks with which we boated down the Danube river. This was a lot of fun and relaxing as the current did much of the work. However the weather did not give us much support – all in all many of us got very wet, either from the rain or by falling into the river. This was particularly problematic when we had to bike back up the mountain to get to our rooms. On the last day we biked around 60 kilometers back to Spetzgart. Sadly it was very rainy and quite cold, yet no one gave up and, although it was exhausting at times, everyone made it back.

Schwarzwaldwanderung (Dongli Zhang, Abi1): Unsere Gruppe verbrachte mit Frau Schwarz und Mr. Corbett eine richtig schöne Zeit im Schwarzwald. Am Freitag fuhren wir mit dem Zug zum Titi-see und wollten zur Jugendherberge laufen. Da die Straße gesperrt war, fuhren wir mit einer kleinen Fähre direkt zur Jugendherberge. Wir lagerten unser Gepäck und wanderten schon am Nachmittag 14 Kilometer auf den Hochfirst (1190 Meter). Von dort hatten wir bei sonnigem Wetter eine schöne Aussicht auf unser nächstes Ziel, den Feldberg. Am Samstag wanderten wir acht Stunden lang auf den Feldberg, den mit 1493 Metern höchsten Berg Baden-Würt-tembergs. Insgesamt gingen wir 21,4 Kilometer zu Fuß. Direkt auf dem Berg machten wir Pause. Nach dem Abstieg liefen wir zum Feldsee und kehrten in einem Berggasthof ein. Als es danach reg-nete, waren wir froh, dass wir den Bus zurück nehmen konnten. In der Jugendherberge war es sehr gemütlich, und es gab leckeres Essen. Am letzten Abend aßen wir als Gruppe zusammen und rede-ten gemütlich miteinander. Am Sonntag fuhren wir dann wieder per Fähre und Zug zurück. Wir hatten ein eindrucksvolles Wochen-ende, und ich würde mich auf ein zweites Mal freuen.

Flautenantwort: Es ruderten (von links) Matti Däbritz, Mentorin Laura Lühnenschloss, Maximilian Knauer und Jan Sun. Bild: Christoph Widmann

Christian Ballerscheff, Ivan Frolov, Fynn Frickmann, Vincent Nusmeier, Jasper Tiggeler, Gesa Meyer-Wiefhausen, Andreas Wallberg (v.l.) im Schwarzwald. Bild: Eugen Balzer

Tigran, Klara Harmsen, Lisa Liu, Victor Ruth, Isabel Schwaiger und Tara Habsburg-Lothrin-genen erobern das Wasser im Donautal. Bild: Heike Samerski

Gut gelaunt bei der zweiten Duke-Probeexpedition (von links): Niklas Will, Jennifer Ferenschütz, Petra Wodtke, Caroline Godon und Paul sowie Iskander Rauanov (kleines Bild). Gina Felber fand die richtige Antwort auf den Regen. Den Schwarzwald erkundeten (vorne v.l.): Lycke, Nicholas Conrad, Sukhrob Mannapov, Ze Guang Fu. Hinten: Emma Hyde, Daniel Jeong, Mikhail Grigoryev, Dongli Zhang, Zidain.

Bilder obere Reihe: Andreas Jäger/Jason Corbett

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Salem unterwegs

Traurige und tolle MomenteSechs Schülerinnen und Schüler helfen im Kinderheim Pavlovsk und dem Internat Peterhof

Sie sammelten unterschiedliche Erfahrungen im Peterhof (von links): Victor Boldyrev, Renata Jaworska, Eric Stahl, Natalia Gorbunova, Yanyi Cui, Tara Habsburg. Bild: Heinrich von Wrede

Sonntag, 28. Mai: Sechs Salemer Schülerinnen und Schüler bre-chen in Begleitung der beiden Lehrerinnen Renata Jaworska und Simone Maurer nach St. Petersburg auf. Im Zentrum der Stadt, nahe der Nevsky Prospect, der prächtigsten Straße St. Petersburgs, beziehen wir Quartier in einer großen Vier-Zimmer-Wohnung. Am Montagmorgen werden wir das „Internat“ Peterhof kennen lernen, das sich etwa 90 Minuten entfernt im Stadtteil Peterhof befindet, berühmt für eines der majestätischsten Schlösser der Zarenzeit.

Empfang durch Lena, die Deutsch spricht, und uns Teile des Heims zeigt: Abteilung 3 und 10 mit je 70 Bewohnern, Therapieräume für Kunst, Keramik, Malen, Musik, Theater. Später erhalten wir eine Ein-weisung in die hygienischen Regeln und die richtige Benutzung der Rollstühle, da wir mit Bewohnern spazieren gehen werden. Nach-mittags werden wir das erste Mal aufgeteilt, um in verschiedenen Gruppen und Therapien mitzuhelfen. Später fährt uns der Zug wieder zurück ins Zentrum, alle sind erschöpft und voller erster Eindrücke. Abends wird uns in einem traditionellen armenischen Restaurant bewusst, welches einzigartige Privileg wir haben: einen klaren Kopf, zwei gesunde Beine und die Freiheit zu entscheiden, wohin wir gehen. So verlief über eine Woche Alltag im Heim, in der wir Erfahrungen sammelten, Bewohner lieb gewannen, Kontakte knüpften und unsere eigenen Grenzen erkannten.

Simone Maurer

Obwohl es für mich bereits das zweite Mal am Peterhof war, kos-tete es mich wieder Überwindung, mich auf die Arbeit einzulassen. Wenn man die Gerüche, das Aussehen und die Behinderungen aus-blendet, lernt man am Peterhof sehr interessante Persönlichkeiten

kennen. Bedrückend für mich war es zu sehen, dass viele Bewohner genauso gut ein normales Leben ohne Heim leben könnten. Sascha zum Beispiel ist blind, aber geistig gesund, was in anderen Ländern nicht bedeutet, eingesperrt leben zu müssen.

Tara Habsburg, Abi1

Ich empfinde den Umgang mit den Menschen im Peterhof als eine sehr gravierende Erfahrung, die mich emotional teils erschüttert und auch positiv bildet. Deshalb wollte ich in diesem Jahr auch gerne ein zweites Mal mithelfen.

Eric Stahl, Abi1

Kiril, ein junger Mann, malt mit Acryl Motive aus berühmten, russi-schen Märchenbüchern, die er auf seine Weise neu interpretiert. Im Art Studio hat er die Möglichkeit, seine künstlerische Begabung zu entfalten. Die Stunden dort versetzen ihn in eine bunte Welt, trotz trister Umgebung.

Natalia Gorbunova, Klasse 10

“Life begins at the end of your comfort zone.“ Ich denke, mit die-sem Satz kann man die Erfahrung im Peterhof umfassen. Vor dieser Woche hatte ich Scheu, mich mit Behinderten zu umgeben, weil ihr Verhalten anders und unerwartet ist und sie aufgrund ihres Handicaps ein anderes Leben führen. Ähnlich, wie wenn man in ein fremdes Land kommt und sich mit den Einheimischen auf-grund fehlender Sprachkenntnisse auf eine andere Art und Weise verständigen muss, habe ich hier gelernt, mit offenem Verhalten und dem Versuch, den Menschen hinter diesen Behinderungen zu sehen, eine ähnliche Integration zu erreichen wie man sie in einer

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Salem unterwegs

neuen Umgebung mit gesunden Menschen erreichen kann. So erweiterte ich meine Komfortzone deutlich.

Heinrich von Wrede, Abi1

Vor dem Projekt dachte ich, dass die Bewohner einfach behindert sind und Hilfe brauchen. Allerdings bemerkte ich vor Ort, dass sie einzigartig sind und sich so natürlich verhalten, was meines Erach-tens eine Schönheit ist. Sie sind in gewisser Weise normale Men-schen wie wir, da das, was einen Menschen ausmacht, die Suche nach schönen Dingen ist wie Musik, Blumen und Natur, Begeiste-rung. Und das zeigten sie in ihrem Verhalten deutlich.

Yanyi Cui, Klasse 10

Wir schreiben Geschichte: Unterschiedliche Nationalitäten, mehre-re Sprachen, eine Idee – helfen. Ob aus Deutschland, China, Russ-land, Österreich oder Polen, wir alle fuhren zum Peterhof, um den Menschen zu helfen, miteinander Zeit zu verbringen, mitzufühlen und den anderen zu respektieren. Das sind unsere Aufgaben. Es klingt sehr einfach, lässt sich aber nicht immer sofort umsetzen. Als ich in ein Zimmer komme, liegt Kostja im Bett. Wir wollen gemeinsam spazieren gehen, Kostja freut sich darauf. Ich helfe Lukas, einem freiwilligen Helfer aus Deutschland, Kostja anzuzie-hen und ihn in den Rollstuhl zu setzen. Um ein Hemd, Socken und Schuhe anzuziehen, brauchen wir über 15 Minuten. Kostjas Wir-

belsäule ist stark verkrümmt. Ich nehme noch eine Decke mit, da es an diesem Tag ziemlich kalt ist. Ich erzähle Kostja in einer Mixtur aus Russisch und Polnisch, dass ich hier mit einer Schülergruppe aus Deutschland bin. Schnell sind wir im Park. Kostja sagt jedes Mal „Danke“, wenn ich seine Hände mit meinen wärme. Sie sind so dünn und kalt. Lukas sagt mir, wir können Deutsch sprechen, denn Kostja versteht mehrere Sprachen. Doch leider verstehe ich seine Aussprache schlecht. Es frustriert mich kurz, aber Lukas sagt mir, mit der Zeit verstehe man ihn gut. Diese Zeit habe ich leider nicht. Wir sollen wieder zurück: Das Mittagsessen wartet auf Kostja. Ich begleite ihn ins Zimmer, noch ein fester Händedruck und ein „Thank you“. Ich antworte: „Dowidzenia. See you. Bis bald.“

Renata Jaworska

Auszeichnung und Bereicherung zugleichSchulleiter Bernd Westermeyer vertrat Salem bei der Konferenz des G20-Schulverbunds in Nairobi

Am Rand von Nairobi liegt das wohl größte Slum Afrikas, Kibera. Bild: Bernd Westermeyer

Der 2006 gegründete G20-Schulverbund wählt seine maximal 30 Mitgliedsschulen nach strengsten Kriterien aus, um einen ver-traulichen Austausch zwischen den Leiterinnen und Leitern der interessantesten „Leuchtturm-Schulen“ der Welt zu ermöglichen; Bewerbungen sind nicht möglich. Nachdem die Schule Schloss Salem im Spätherbst 2016 eingeladen worden war, diesem außer-gewöhnlichen Netzwerk beizutreten, vertrat ich Salem Ende März bis Anfang April auf der G20 Kenya Conference in Nairobi.

Dass die Gruppe der G20-Schulen international tatsächlich eine herausragende Reputation genießt, erschloss sich in beeindrucken-der Weise dadurch, dass die Ehefrau des Staatspräsidenten, First Lady Margaret Kenyatta, die Konferenz feierlich eröffnete. Gespie-gelt wurde diese Wertschätzung im Anschluss durch die besondere Qualität der Schulleiter-Arbeitstreffen, an denen auch anwesende Ehepartner als „Insider“ teilnahmen. Im Fokus stand der intensive Austausch zur Digitalisierung unserer Welt und unserer Schulen, zur Arbeit mit schulischen Gremien und zur Sicherstellung der Gesundheit leitender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Niemand maßte sich dabei an zu behaupten, eine der besten Schulen der Welt zu leiten. Deutlich wurde vielmehr der Wille, wertvolle Erfah-rungen zu teilen und voneinander zu lernen, um dem sehr hohen Anspruch der eigenen Schule sowie der ebenso interessierten wie kritischen Öffentlichkeit besser gerecht werden zu können.Aufgelockert wurde die von der Brookhouse School exzellent orga-nisierte Konferenz durch mehrere Exkursionen. Am nachhaltigsten

in Erinnerung ist mir der mehrstündige Aufenthalt in Kibera, dem wohl größten Slum des afrikanischen Kontinents. Die Höflichkeit, der Stolz und die Fröhlichkeit der Menschen, die dort unter pri-mitivsten Bedingungen jeden Tag neu um ihr Überleben kämpfen müssen, beeindruckte, beschämte und macht(e) nachdenklich: Können wir Mitmenschen, die in größtem Elend leben, beispiels-weise vorwerfen, dass sie sich auf den Weg nach Europa machen, um an unserem Wohlstand teilzuhaben? Was gilt es zu tun, um ihnen alternativ ein menschenwürdiges Leben in ihrer Heimat zu ermöglichen? Nur zwei, aber doch existentielle Fragen, welche die eigenen Probleme relativieren und Welten verbinden. Fazit: Die Mitgliedschaft im handverlesenen G20-Schulverbund ist für Salem Ritterschlag und Bereicherung zugleich.

Bernd Westermeyer

Der Peterhof ist mit 1.200 Bewohnern das größte Behinder-tenheim Russlands. Rund 300 Säuglinge leben zunächst im Kinderheim Pavlovsk, mit 18 Jahren werden sie im Peterhof untergebracht. Salemer Eltern und Schüler engagieren sich seit zehn Jahren für das Internat Peterhof, indem sie durch Benefizveranstaltungen Geld einsammeln und Schüler vor Ort mithelfen. Simone Maurer

Das Kinderheim und der Peterhof

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Salem unterwegs

Pol Torras, Igor Jakovlevs, Jakob Nonnenmacher, Azzan Comis and Rafi Harake in Dachau. Bild: Ulrich Heuschert

It is easy to reason about moral values, if you are studying at a prestigious school. It is easy to write about the mistakes of histo-ry while sitting in the classroom. It is easy to talk about Dachau when you have a roof over your head and bread in your hands. We, our generation, will never fully understand the suffering of those 200,000 people who made their way from the entrance gate, with the inscription “Arbeit Macht Frei“, to the crematorium. We, stu-dents of Salem, decided not to miss the opportunity offered in our 9th grade curriculum to learn more about the history and horrors of the Second World War by visitingt the first concentration camp in Germany.

Individuals can became accustomed to the fact that a concentrati-on camp is something appalling from the black and white films. In light of this, I was very surprised to discover that Dachau today is a beautiful, colourful place. Cozy houses with red tiles, as if it was an illustration from a German fairy tale book. Initially, Dachau was the “City of Artists“, however the history of this city was comple-tely crossed out with the coming to power of the Nazis. The most terrible thing to wrap our minds around is that in those years, everything was just as vivid and deep in colour, that people in the camp saw the same green trees, and the smoke from the crema-torium pipe dissolved in the same blue sky. Here, the last hopes crumbled to dust. Here, the prisoners became absolutely disenfran-chised. Here, the Nazis took away their dreams, future and lives. Here, each of them apperceived the feeling of hopelessness and

experienced a cruel reality. Here, in a poisonous fog of pain and deprivation, some said goodbye to their loved ones, others to their own lives. Here is where the triumph of blind cruelty, with millions of deaths and silent human grief, took place day after day. The Second World War is the greatest lesson for all humankind, and showing our potential for inhumanity, cruelty and senselessness. The storages with the corpses, the chimney covered with the grime of the crematorium, the room for torture. The horrors of Dachau cannot be described. This place is a warning of what consequences human actions can have. Dachau will remain forever in the memo-ry of each of us, as the worst disaster in human history.

Mishelle Scerbinschi, 9E2

The Greatest Lesson for all HumankindPupils of the 9th Grade visited the Concentration Camp in Dachau and were Deeply Impressed

Getting Very Close to Hundreds of BeesSalem International College Services' Excursion to the “Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle“

Beekeeper Norbert Poeplau showed the pupils how to work with bees. Picture: Salem

The sustainable service, botanical service and global action network had an excursion to a sustainable bee breeding and researching farm where we were able to experience professional bee keeping. We were first introduced into the topic with a presentation. This involved interesting facts, such as the process of developing honey and how independent honey bees are. We learned a lot more about bees and their very important role in nature's food chain and thus for our way of life. After the presentation, we were taken to the bee feeding area. This was definitely the most fascinating part, as one rarely sees so many bees all at work at the same time. We even were able to try the honey fresh from the bee hive! Overall, the experience was informative and enjoyable.

Sabrina Engelmaier, IB1

I thought the trip was fascinating because we got to know a lot about the bees and how to properly take care of them. Since our

botanical service is planning to place our own beehive next to our greenhouse on Spetzgart, it was a meaningful trip and I am very much looking forward to beekeeping in the summer.

Keito Shimada, IB1

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Geschichte

Eine Lawine der Hilfs- und SpendenbereitschaftZurückgeblättert (2): Vor 35 Jahren fuhr der erste Hilfstransport der Schule Schloss Salem nach Polen

Die Mitarbeiterin des Kurt-Hahn-Archivs berät und betreut gerne die Benutzer, die die Bestände einsehen wollen, nach Terminvereinbarung. Nach Absprache übernehmen wir gerne Dokumente in den Archivbestand, zum Beispiel Korrespon-denz, Fotos oder persönliche Erinnerungsstücke. Kontakt: Brigitte Mohn, Telefon: 07541/204-64 19, E-Mail:[email protected]

Kurt-Hahn-Archiv

„1200 standardisierte Lebensmittelpakete à 50,- DM, von Schülern gepackt aus Geldspenden der Bevölkerung im Salemer Tal und von Eltern der Schule Schloß Salem, sowie von Altsalemern – ca. DM 60.000“ und weitere Hilfsgüter mit einem Gewicht von über 20 Tonnen und einem Wert von rund 160.000 DM: So lautet die beeindruckende Bilanz des ersten Hilfstransports 1982 ins polni-sche Łódz, nachzulesen in einem Archivdokument. Bis Anfang der 1990er-Jahre folgten viele weitere Transporte. Wie kam es dazu?

Den Anstoß gab Götz Plessing, damals Internatsleiter in Salem. Durch persönliche Kontakte zu zwei polnischen Akademikern aus Łódz, die sich 1980 und 1981 während ihres Jahresurlaubs als Landarbeiter in Salem verdingt hatten, wusste er um die mangel-hafte Versorgung mit praktisch allen Gegenständen des täglichen Bedarfs in dem Ostblock-Land. Am 13. Dezember 1981 verhängte die polnische Regierung als Reaktion auf die erstarkende Solidar-nosc-Bewegung das Kriegsrecht, was die Lage der Bevölkerung zusätzlich erschwerte.

Plessing hatte daher die Idee, Hilfsgüter für die notleidende polni-sche Bevölkerung und insbesondere die Angehörigen Inhaftierter zu sammeln und selbst nach Polen zu bringen. Nicht nur Schullei-ter Dr. Bernhard Bueb unterstützte das Vorhaben sofort; tatkräftige Mitstreiter fand Plessing auch in Rektor Stumpf vom Bildungs-zentrum Salem sowie Pfarrer Schatz von der Kirchengemeinde Neufrach. Im Weihnachtsbrief vom 16. Dezember bat Plessing erst-mals Eltern der Salemer Schülerinnen und Schüler vor allem um Kleiderspenden, weitere Aufrufe richtete er an Firmen. Die ganze Aktion fand bei den Schülern sofort freiwillige Unterstützung: Sie organisierten einen Flohmarkt und verkauften die Kleiderspenden, um mit dem Erlös Nahrungsmittel zu kaufen. Eine Woche lang verzichteten sie auf ihren Nachtisch, um das eingesparte Geld zu spenden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule wurden in der internen „Hauspostille“ zu Spenden und organisatorischer Unterstützung aufgerufen. Und die Sammelaktion zog Kreise: Spendenaufrufe erschienen auch in den Mitteilungsblättern der Gemeinden Salem und Uhldingen-Mühlhofen und stießen bei der Bevölkerung auf große Resonanz. Zusätzlich kamen Spenden von Altsalemern, eine Pharmafirma stellte Medikamente zur Verfügung.

Im Februar 1982 sollte der Transport nach Polen aufbrechen – aber mit welchem Fahrzeug? Am 31. Dezember kam der Anruf eines Schülervaters: Er stellte ein Firmenfahrzeug mit Fahrer für eine Woche zur Verfügung – für Götz Plessing „die schönste Nachricht des Jahres 1981“, wie er sich im Bericht über die erste Fahrt erin-nert. Um die strengen Kontrollen vor allem an der innerdeutschen Grenze zu erleichtern, mussten die Lebensmittel in so genannte Standardpakete gepackt werden – auch dafür wurden 1.500 Kartons gespendet. In einer gemeinsamen Aktion von Schülerin-nen und Schülern des Bildungszentrums und der Schule Schloss

Salem wurden die Pakete gepackt: Je ein Kilogramm Mehl und Zucker, zwei Kilo Nudeln, 250 Gramm Dosenwurst, 600 Gramm Dosenfleisch, 500 Gramm Margarine sowie Pflanzenöl, Grieß, Reis, Haferflocken und Schokolade; außerdem Kindernahrung, Wasch-mittel und Seife, Kleidung und Schuhe sowie Arzneimittel. Parallel mussten beim polnischen Generalkonsulat Visa beantragt werden, amtstierärztliche Bescheinigungen über die Unbedenklichkeit der Fleischkonserven waren zu beschaffen, und nicht zuletzt brauchte man vor Ort verlässliche Partner beim Verteilen der Hilfsgüter.

„Schikanen der DDR-Grenzbeamten"

Nach einer zweitägigen Sammel-, Pack- und Verladeaktion im Bil-dungszentrum Salem starteten am 8. Februar 1982 der 32-Tonner sowie ein 7,5-Tonnen-Transporter nach Łódz. Neben den Fahrern waren Götz Plessing sowie ein Lehrer des Bildungszentrums an Bord. In seinem Bericht über diesen ersten Hilfstransport erwähnt Plessing Schikanen der DDR-Grenzbeamten. So mussten die Fahrer ihre Fotos von der Reise an der innerdeutschen Grenze aus den Kameras nehmen und die Aufnahmen damit zerstören. In Polen begegneten sie dagegen überall freundlichen Menschen.

Die Not war groß: Schlangen vor den wenigen Geschäften, in denen es etwas zu kaufen gab, im Kaufhaus waren 90 Prozent aller Regale leer, Schuhe (wenn es überhaupt welche gab) „kosten ebensoviel wie eine Flasche Shampoo, die für 1000 Zloty zu haben ist“ – etwa 20 Prozent des Monatsgehalts eines Akademikers. Bedrückend der Alltag unter Kriegsrecht: Restaurants und Cafés waren fast alle geschlossen, nächtliche Ausgangssperren, Telefone wurden überwacht. Tief betroffen von der Not, berührt von der Dankbarkeit und Gastfreundschaft der Polen, kehrt die Gruppe eine Woche später nach Salem zurück. Hier warten weitere Hilfsgüter und Spenden auf den nächsten Transport, der im April aufbricht. Und viele weitere sollten folgen. Beim Rückblick nach 35 Jahren resümiert Götz Plessing: „Was hat sich in Mittelosteuropa in diesen Jahrzehnten alles entwickelt!“

Brigitte Mohn

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Personal

Erfolg geht durch den MagenDas Küchenteam um Wolfgang Schober und Hermann Müller bereitet täglich Köstlichkeiten zu

Gabriela-Maria Jakubczyk, Wolfgang Schober und Hermann Müller (von links) und das Küchenteam verköstigen die Oberstufenschülerinnen und -schüler. Bilder: Niklas Will/Julian Remy

Nach zwei anstrengenden, ereignisreichen und erfolgreichen Jah-ren in der Oberstufe ist es nun Zeit für einen Blick zurück, um end-lich auch mal den guten Geistern in der Küche zu danken, die sich stets für unser leibliches Wohl einsetzen! Der Alltag eines Salemers ist wirklich anstrengend und erfordert viel Energie. Ohne eine gute und nahrhafte Ernährung würden wir die uns gestellten Heraus-forderungen wohl nicht bewältigen können. Für uns wird aber sehr gut gesorgt, denn es stehen uns täglich fünf Mahlzeiten zur Verfügung. Koordiniert wird das 17-köpfige Küchenteam von Herrn Anhorn, der selbst an beiden Standorten als Koch mit anpackt.

Zweigeteilt wie die Oberstufe, befinden sich auch zwei Küchen an den Standorten Härlen und Spetzgart. Hier ist das Küchenteam gefordert, Essen in gleichwertiger Qualität zuzubereiten. Schon früh um 6.30 Uhr gehen in den Küchen die ersten Lichter an und das Team bereitet uns das Frühstück vor; für einen guten Start in den Schultag. Ein zweites Frühstück folgt um 9.15 Uhr, und nach einem anstrengenden Schulmorgen bietet das Mittagessen von 13 bis 14 Uhr eine willkommene Pause. Wir Schüler, also vor allem wir männlichen Schüler, freuen uns ganz besonders, wenn Fleisch angeboten wird und wir zudem mit einem Eisdessert überrascht werden. Hier ist das Küchenteam nun wirklich gefordert, denn täg-lich müssen zwischen 220 und 250 Portionen zubereitet werden.

Nachdem wir nachmittags zum Beispiel im Spetzgarter Hafen waren, freuen wir uns sehr auf das Vesperangebot um 16 Uhr. Dort steht uns immer Obst und Kuchen zur Verfügung. Unsere letzte Mahlzeit beginnt um 18.30 Uhr. Wenn ich das jetzt so betrachte, ist es eigentlich erstaunlich, dass wir noch Zeit finden für Sport, Lernen und Freizeitakitivitäten!

Das Küchenteam ist aber nicht nur zuständig für unsere normalen Mahlzeiten, sondern auch für zahlreiche Veranstaltungen während des Schuljahres. Höhepunkte sind zum Beispiel die Formal Dinners, das Weihnachtsessen für die Eltern in Salem, das Examensfest und die große ASV-Tagung.

Seit 38 Jahren für Salem tätig: Wolfgang Schober

Herr Schober, Koch am Standort Spetzgart, ist seit 38 Jahren für Salem tätig und gehört somit schon fast zum Inventar! Er hat eine besondere Beziehung zu Salem, da er mit seinen Eltern 1956 auf den Hohenfels kam und dort aufwuchs. Bevor er in die Küche Spetzgart wechselte, arbeitete er viele Jahre auf dem Hohenfels und leitete eine Werk-AG, Jagd-AG und eine Natur-AG. Eine große Freude war für ihn das mit den Schülern gemeinsam gestaltete Hohenfels-Kochbuch.

Herr Müller, Koch am Standort Härlen, hat immer ein offenes Ohr, ist für kleine Späßchen zu haben und lässt sich von uns gerne mit Sprüchen zu seinem Lieblingsfußballverein necken. Beide Köche betonen, wie wichtig ihnen und dem gesamten Küchenteam ein gutes Verhältnis zu den Lehrern und Schülern ist. Sie freuen sich sehr über Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Ein großes Dan-keschön an das ganze Küchenteam, das sich so hervorragend um uns kümmert und immer für uns da ist! In diesem Zusammenhang möchte ich aber auch das gesamte Hausmeister- und Reinigungs-team hervorheben und mich im Namen aller Schülerinnen und Schüler bei ihnen bedanken! Denn ohne sie würde Salem nicht so funktionieren wie es funktioniert.

Julian Remy, Abi2

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Namen und Nachrichten

22.07. - 06.08. Salem International Summer Schools

16.09. Gesamtschulversammlung

24.09. - 28.09. Round Square World Conference

29.09. Mitgliederversammlung Friends of Salem

29.09. - 02.10. Duke Gold Expedition

21.10. - 05.11. Herbstferien (Ab- und Anreise)

22.11. Buß- und Bettaglauf

14.12. Festliches Abendessen Unterstufe

14.12. Salemer Abschlussball

15.12. Weihnachtskonzert und -essen der Eltern

16.12. - 07.01.18 Weihnachtsferien (Ab- und Anreise)

28.01. - 02.02. Model United Nations Den Haag

03.02. - 18.02. Fasnachtsferien (Ab- und Anreise)

16.03. Stipendiatenauswahltagung

Termine (in Auswahl)Impressum

Herausgeber:Schule Schloss Salem, 88682 Salemwww.schule-schloss-salem.de

Verantwortlich:Bernd Westermeyer, Gesamtleiter

Redaktion:Kirsten Schlüter (Leitung und Layout)Gesa Meyer-Wiefhausen, Sabrina Müller

Druck: Bodensee Medienzentrum, eine Marke der ASTOV-Gruppe

Auflage:5.600, drei Ausgaben jährlich

Anzeigenpreise (4c):Doppelseite € 1.900,-, ganze Seite € 1.000,-halbe Seite € 600,-, viertel Seite € 400,-

Sie lebte Barmherzigkeit und GüteZum Tod der Altsalemerin und Gönnerin Veronika Keller

Veronika Keller und ihr Mann Alfred, beide Altsalemer, zählten zu den großzügigsten Unterstützern der Schule Schloss Salem. Sie stifteten eine der Wohnschlangen auf dem Härlen, und sie füllten immer wieder auch den Stipendienfonds. An Veronika Kellers Beisetzung am 24. Mai in Siegburg nahmen die Schulleitung, Vertreter der Kurt-Hahn-Stiftung und viele Altsalemerinnen und Altsalemer teil. An ihrem Grab sagte Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn (in Auszügen):

„Wenn wir einen Menschen glücklicher und heiterer machen können, so sollten wir es in jedem Fall tun, mag er uns darum bitten oder nicht.“ Dieser Satz aus Hermann Hesses Buch „Glas-perlenspiel“ kam mir in den Sinn, als ich an Veronika Keller dachte, die wir uns so sehr in unsere Mitte zurückwünschen. Menschen glücklicher zu machen, das hat Veronika Keller wahrlich vermocht. Auch und gerade durch ihr großes soziales Engagement. Und sie hat Menschen heiterer, also unbeschwerter gemacht, das heißt, ihnen drückende Lasten genommen, dringende Hilfen gegeben und Chancen des Lebens eröffnet. Und all dies so oft, ohne ausdrück-lich gebeten worden zu sein.

Ein anderer Abschnitt aus jenem Buch kommt mir in den Sinn: „Die Gottheit ist in dir, nicht in den Begriffen und Büchern. Die Wahr-heit wird gelebt, nicht doziert.“ Veronika Keller hat die Wahrheit gelebt. Die Wahrheit des Glaubens. Die Wahrheit der Barmherzig-keit. Die Wahrheit der Nächstenliebe. Als die Zahl der Flüchtlinge

auch in unserer Stadt schnell und deutlich stieg, war sie da. Sie hat geholfen. Ungerufen und doch irgendwie ersehnt, fast erwartet. (...)

Ein Bild der Verstorbenen kommt mir in den Sinn. Es war beim Frühlingsfest der Alexander-Humboldt-Realschule, großer Trubel – viele Kinder, junge Mütter, Lärm und Hallo, Kuchen und Kopf-tücher. Und dazwischen saß Veronika Keller. Scheinbar ungerührt vom äußeren Geschehen und doch auf ihre Weise ein zentraler, leuchtender Mittelpunkt. Güte und Würde ausstrahlend, Hoff-nung und Haltung vermittelnd – und das mit einem Lächeln, das am stärksten aus den Augen strahlte. Ich glaube, sie hat sich in diesem Moment auf eine ganz besondere Weise glücklich gefühlt. Ein Bild, das zu Veronika passt, denn in diesem Namen stecken das lateinische Vera, wahr, und das altgriechische eikon, Bild. Eine Bedeutungserklärung, die historisch auf die Veronika der Passions-geschichte zielt. Und die andere Namensdeutung, die auf das alte makedonische Berenike zielt, trägt auch: Siegbringerin bedeutet dies. Veronika Keller ließ Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit siegen. Im Stillen, tagtäglich. Schwache konnten sich stets auf sie verlassen, Kinder und Jugendliche lagen ihr besonders am Herzen. Bei uns in Siegburg und später auch in ihrer früheren Heimat. (...) Sie, unsere Ehrenbürgerin, hat mit ihrem mildtätigen Einsatz zahl-reiche Projekte der Kindertagesstätten- und Schularbeit unterstützt und erst ermöglicht. Siegburg trauert um seine herausragende Ehrenbürgerin. Wir alle trauern um einen außergewöhnlichen, ein-drucksvollen Menschen.

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