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116 MEDICAL NETWORK 2017 ÄRZTE SPECIAL p www.medical-network.at D em internationalen Trend folgend war damals das Ziel, die Kata- raktchirurgie als umsatzstärksten Sektor der Augenchirurgie vom stationären in den ambulanten Bereich überzuführen und durch Effizienzoptimie- rung dem stetig wachsenden Kosten- druck und Patientenaufkommen gerecht zu werden. Möglich geworden war dies durch die Entwicklung der minimal- invasiven „instant-vision“-Kleinstschnitt- technik in Tropfanästhesie mit praktisch immediater Rehabilitation. Das Konzept hat sich außerordentlich bewährt und wurde mittlerweile von anderen Augen- abteilungen übernommen. Kostendruck und Patientenaufkommen wie auch der technische Standard in den anderen Bereichen der Augenchirurgie sind in den Jahren zunehmend angestie- gen. Es ist logische Konsequenz, auch die Glaukom-, Hornhaut und Netzhaut- chirurgie in ein ambulantes Setting über- zuführen und damit dem Ziel einer betten- losen Augenchirurgie näher zu kommen. Die erzielten Einsparungen werden auch dringend für die Finanzierung der immer stärker technik-basierten und damit im- mer teureren Chirurgie benötigt. Moderne mikrochirurgische und lasergestützte Technologien haben einerseits die ambu- lante Durchführung vieler komplexer Chirurgien ermöglicht, andererseits die apparativen und Verbrauchsmaterial- Kosten deutlich erhöht. AUSBAU DER TAGESKLINISCHEN STRUKTUR Das Führungsteam der Augenklinik am AKH hat daher 2015 einen Strukturplan ausgearbeitet mit dem Ziel, die gesamte, insbesondere elektive Augenchirurgie auf eine ambulante Schiene zu setzen. Durch die errechneten Einsparungen konnte trotz der angespannten finanziellen Situ- ation eine Finanzierung des Ausbaus der bestehenden Augentagesklinikräumlich- keiten durch das AKH erwirkt werden. Am 3. Oktober 2016 nahm die „Ta- gesklinik für die gesamte Augenchirurgie“ den Betrieb auf: Im tagesklinischen Be- reich stehen jetzt zwei Operationssäle mit modernster Ausstattung zur Verfügung. Hier wird neben Katarakt- nun auch Glau- kom- und Hornhautchirurgie von den ein- zelnen Operationsteams in zugewiesenen Halbtagesblöcken durchgeführt. Auch die Netzhautchirurgie wird tagesklinisch abgewickelt, wobei diese in der Regel in Sedoanalgesie oder Narkose durch- geführten Operationen selbst aufgrund 10 Jahre Augentagesklinik und bettenlose Augenklinik am AKH Wien Ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Georgopoulos Ao. Univ.-Prof. Dr. Rupert-Michael Menapace Vor 10 Jahren wurde an der Univer- sitätsaugenklinik am AKH die erste Augentagesklinik in Wien als eine in sich geschlossene und adminis- trativ autarke Einheit eröffnet. Univ.-Prof. Dr. Ursula Schmidt-Erfurth KLINIK

10 Jahre Augentagesklinik und bettenlose Augenklinik am ...€¦ · Dr. Gülhan Stefan Sacu Pflegeleitung: DGKP Christine Mann Tel. 404 00-79900, Fax 404 00-79920. Created Date: 5/9/2017

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116 MEDICAL NETWORK 2017 ÄRZTE SPECIAL pwww.medical-network.at

Dem internationalen Trend folgend war damals das Ziel, die Kata-raktchirurgie als umsatzstärksten Sektor der Augenchirurgie vom

stationären in den ambulanten Bereich überzuführen und durch Effizienzoptimie-rung dem stetig wachsenden Kosten-druck und Patientenaufkommen gerecht

zu werden. Möglich geworden war dies durch die Entwicklung der minimal- invasiven „instant-vision“-Kleinstschnitt-technik in Tropfanästhesie mit praktisch immediater Rehabilitation. Das Konzept hat sich außer ordentlich bewährt und wurde mittler weile von anderen Augen-abteilungen übernommen. Kostendruck und Patientenaufkommen wie auch der technische Standard in den anderen Bereichen der Augenchirurgie sind in den Jahren zunehmend angestie-gen. Es ist logische Konsequenz, auch die Glaukom-, Hornhaut und Netzhaut-chirurgie in ein ambulantes Setting über-zuführen und damit dem Ziel einer betten-losen Augenchirurgie näher zu kommen. Die erzielten Einsparungen werden auch dringend für die Finanzierung der immer stärker technik-basierten und damit im-mer teureren Chirurgie benötigt. Moderne mikro chirurgische und lasergestützte Technologien haben einerseits die ambu-lante Durchführung vieler komplexer Chirurgien ermöglicht, andererseits die apparativen und Verbrauchsmaterial- Kosten deutlich erhöht.

AUSBAU DER TAGESKLINISCHEN STRUKTURDas Führungsteam der Augenklinik am AKH hat daher 2015 einen Strukturplan ausgearbeitet mit dem Ziel, die gesamte,

insbesondere elektive Augenchirurgie auf eine ambulante Schiene zu setzen. Durch die errechneten Einsparungen konnte trotz der angespannten finanziellen Situ-ation eine Finanzierung des Ausbaus der bestehenden Augentagesklinikräumlich-keiten durch das AKH erwirkt werden. Am 3. Oktober 2016 nahm die „Ta-gesklinik für die gesamte Augenchirurgie“ den Betrieb auf: Im tagesklinischen Be-reich stehen jetzt zwei Operationssäle mit modernster Ausstattung zur Verfügung. Hier wird neben Katarakt- nun auch Glau-kom- und Hornhautchirurgie von den ein-zelnen Operationsteams in zugewiesenen Halbtagesblöcken durchgeführt. Auch die Netzhautchirurgie wird tagesklinisch abge wickelt, wobei diese in der Regel in Sedoanalgesie oder Narkose durch-geführten Operationen selbst aufgrund

10 Jahre Augentagesklinik undbettenlose Augenklinik am AKH Wien

Ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Georgopoulos

Ao. Univ.-Prof. Dr. Rupert-Michael Menapace

Vor 10 Jahren wurde an der Univer-sitäts augenklinik am AKH die erste Augentagesklinik in Wien als eine in sich geschlossene und adminis-trativ autarke Einheit eröffnet.

Univ.-Prof. Dr. Ursula Schmidt-Erfurth

KLINIK

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geräte- und platztechnischer sowie inten-sivmedizinischer Anforderungen weiterhin im Zentral-Operationssaal erfolgen.

MODERNSTE TECHNIKDie Ausstattung der Operationssäle ist auf dem letzten Stand einschließlich mo-dernster Mikroskopeinspiegelungs- und Lasertechnik. Das AKH verfügt über einen mobilen Niedrigenergie-Femtosekunden-laser modernster Bauart für die Vorder-abschnittschirurgie. Dieser optimiert die Ergebnisse mit Speziallinsen zur Astigma-tismus- und Presbyopiekorrektur und wird in Kürze auch zur Korrektur niedriger und mittlerer Astigmatismen einsetzbar sein. In der Hornhautchirurgie wird er für die hochpräzise Durchführung penetrierender und lamellierender Transplantationen in-klusive der ultradünnen DSAEK und die Implantation von kornealen Ringen zur Korrektur auch asymmetrischer Astigma-tismen bei Keratokonus oder nach Horn-hautverpflanzungen verwendet. Im räum-lich angeschlossen refraktiven Zentrum werden damit hochpräzise Lasik-Horn-hautlappen geschnitten. In der Glaukomchirurgie werden neben der herkömmlichen Filtrationschirurgie auch MICS-Implantate, kombiniert mit

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Kataraktchirurgie mit dem Femtosekundenlaser Seit 2015 steht der Universitätsklinik Wien ein mobiler Femtosekundenlaser modernster Bauart (Ziemer Z8) zur Ver-fügung. Einsatzgebiete sind spezielle Katarakte (Zonulopathien mit instabiler oder dezentrierter Linse, Marfan-Syn-drom) sowie Kataraktstudien zur Evalu-ierung und Weiterentwicklung der Tech-nologie. Eine solche Studie beispiels-weise untersuchte den Einfluss der FSL-Anwendung auf die Freisetzung von Ent-zündungsmediatoren im Vordersegment.

Eine laufende Studie befasst sich mit der Korrektur niedriger und mittlerer Hornhautastigmatismen durch laser-gestützte Bogeninzisionen in der peri-pheren Hornhaut. Ein weiteres Thema ist die Optimierung der Zugänge für die Kataraktoperation. Hier sind Schnitt-qualität und -architektur mittlerweile so weit entwickelt, dass auch bilaterale Kataraktoperationen mit dem FS-Laser durchgeführt werden können.

Die FSL-Technologie liefert zwar keine klinisch relevante Verbesserung gegen-über einer adäquaten manuellen Chirur-gie, garantiert jedoch einen gleichblei-benden Standard und vermeidet quali-tative Abweichungen nach unten. Damit können in Zukunft auch weniger erfah-rene ChirurgInnen standardisierte Er-gebnisse erzielen und Komplikationen vermieden werden. Für die bilaterale Kataraktchirurgie, wie sie in der Augen-tagesklinik bei Studienpatienten grund-sätzlich, aber auch Routinepatienten an-geboten wird, wurden Einstellungen und Verortung des FSL-Gerätes so optimiert, dass der Patientenfluss ebenso zügig wie bei manueller Durchführung ist.

Neben den Katarakt- werden in der Augentagesklinik auch Hornhaut-operationen mit dem FSL durchgeführt.

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Kataraktchirurgie bei inzipienten Glauko-men und Drainageimplantate bei komple-xen Glaukomen gesetzt. In der Netzhaut-chirurgie umfasst das Spektrum neben Vitrektomien bei epiretinalen Membranen, Makulaforamina oder Glaskörperblutungen auch die Versorgung von Netzhautabhe-bungen. Für komplexe Hinterabschnitts-Operationen mit Kombinationen aus ein-dellenden Maßnahmen und Vitrektomien mit Endotamponaden (z. B. bei diabe-tischen Patienten, Revisions-Operationen) oder für Operationen bei Frühgeborenen bzw. Kleinkindern steht nach wie vor die Möglichkeit einer vollstationären Versor-gung auf einer Augenstation (16H) bereit. Trotz des in sich geschlossenen und administrativ autarken Charakters der Augentagesklinik sind die Abläufe in den wissenschaftlichen Betrieb der MUW inte-griert, sodass die dort tätigen Forschungs-teams der Vielzahl laufender Studien un-gestört nachgehen können. Mit der neuen „Augentagesklinik für die gesamte Augenchirurgie“ liefert die Universitätsklinik am AKH ihren Beitrag auf dem allgemeinen Weg zur „betten-losen Augenchirurgie“ und zu einer kos teneffizienten und hochqualitativen Patientenversorgung der Zukunft.

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MAKULA-AMBULANZ MIT ANGE SCHLOSSENER IVOM-TAGESKLINIK IM BEREICH DER EHEMALIGEN AUGEN STATION 16K Um die Abläufe der stark gewachsenen Makula-Ambulanz zu optimieren, wurde im Jahr 2016 eine Umstrukturierung vorgenommen. Sie wurde zudem aus dem Bereich der allgemeinen Augenambulanz in die frei werdenden Räumlichkeiten einer Augenstation übersiedelt. Die Patienten können jetzt auf der Fläche der ehemaligen Augenstation 16K ambulant auf dem letzten Stand der Technik betreut werden. Die Ausstattung besteht aus modernsten OCT-Geräten (Cirrus, Spectralis, Topcon, Optovue), „Angio-OCTs“ (Optovue, Topcon, Cirrus), OCT-Prototypen (PS-OCT, AO-OCT), aber auch konventionelle Fluoresceinangio-graphie, Fundus- und Spaltlampenfoto-graphie sowie das neueste Optos-Weit-winkel-Fundusaufnahmegerät stehen zur Verfügung. Durch die räumliche Nähe zur „IVOM-Tagesklinik“ auf 16K können die ambulanten Patienten umgehend tages-klinisch mit intravitrealen Injektionen (IVOM) versorgt werden. Dieses neue „Netzhaut-Zentrum“ ist auch mit einem Studienzentrum (CSC, Clinical Study Center) verbunden und

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10 JAHRE AUGENTAGESKLINIK UND BETTENLOSE AUGENKLINIK AM AKH WIEN

ermöglicht so die integrierte Versorgung von Patienten im Rahmen von klinischen Studien. Dadurch wird im Bereich der Makula-Ambulanz der Universitätsaugen-klinik eine enge Verbindung der Routine-versorgung mit dem wissenschaftlichen Betrieb der Medizinischen Universität Wien erreicht. Auf diese Weise können den Patienten die jeweils neuesten Therapie optionen (z. B. „modified treat & extend“) angeboten werden.w

Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Gülhan Stefan Sacu

UNIVERSITÄTSAUGENKLINIK FÜR AUGENHEILKUNDE UND OPTOMETRIELeitung: Univ.-Prof. Dr. Ursula Schmidt-ErfurthTel. 404 00-79310, Fax 404 00-79320

TAGESKLINIK 8i Leitung: Ao. Univ.-Prof. Dr. Rupert- Michael Menapace, Ao. Univ.-Prof. Dr. Michael GeorgopoulosPflegeleitung: DGKP Edeltraud SchmelzenbartTel. 404 00-79800, Fax 404 00-79820

TAGESKLINIK 16KLeitung: Ao. Univ.-Prof. Dr. Michael Georgopoulos, Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Gülhan Stefan SacuPflegeleitung: DGKP Christine MannTel. 404 00-79900, Fax 404 00-79920