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316 © 2008 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Geomechanik und Tunnelbau 1 (2008), Heft 5 Heuer jährt sich der Ge- burtstag von Prof. Leopold Müller zum hundertsten Mal. Gleichzeitig wird die Österreichische Gesellschaft für Geomechanik vierzig Jahre. Wahrlich zwei Anlässe zum Feiern! Das 57. Geo- mechanik Kolloquium am 9. und 10. Oktober 2008 in Salzburg steht daher im Zeichen „100 Jahre Leopold Müller – 40 Jahre ÖGG“. Die ÖGG hat dies zum An- lass genommen, die zahlrei- chen Publikationen von Prof. Müller in einer Art Sammelband zusammenzu- stellen und diesen allen Teil- nehmern des Kolloquiums zu übergeben. Besonderer Dank gilt Herrn Prof. Fecker für die Unterstützung beim Zustandekommen dieses Werks und dem Verlag Ernst und Sohn, namentlich Frau Lang und Herrn Dr. Richter, die es uns, der ÖGG, ermög- licht haben, den Sammel- band für unser Festkollo- quium fertigzustellen. Leopold Müller initiierte 1951 ein Kolloquium über Grenzfragen des Felsbaus und der mechanischen Techno- logien in Salzburg. 1962 wurde die Internationale Gesell- schaft für Felsmechanik (ISRM) in Salzburg gegründet, und schließlich wurde 1968 die ÖGG als nationale Ge- sellschaft der ISRM aus der Taufe gehoben, deren Auf- gaben die Förderung der wissenschaftlichen Erforschung des Baugrundes und dessen Verhalten, die Pflege der Be- ziehungen zu verwandten Institutionen, der Erfahrungs- austausch aller mit Aufgaben des Tief- und Tunnelbaus beschäftigten Personen, Institutionen und Behörden so- wie die Förderung der Verbesserung von Bau- und Ent- wurfsmethoden und letztlich die Erarbeitung und Veröf- fentlichung von einschlägigen Schriften waren und sind. Auf dem Gebiet der geomechanischen Wissenschaften ist die Welt unter anderem dank der Aktivitäten von Prof. Müller zusammengewachsen. Wir danken Herrn Prof. Pacher für die Laudatio und die schriftliche Fassung der Darstellung des Lebenswerks zu Ehren von Prof. Müller. Im Anschluss an die Laudatio soll mit dem ersten Halbtag des Kolloquiums, der den Titel „Entwicklungen in der Geotechnik“ trägt, versucht werden, beginnend von der Wirkenszeit Müllers über den gegenwärtigen Stand des Wissens auch in die Zukunft des spannenden Tätigkeitsbereichs der Geotechnik zu bli- cken. So wird in den Beiträgen dieses Halbtags über die Entwicklung neuer Modelle für die geomechanische Cha- rakterisierung, über die Entwicklung von Stoffgesetzen, Entwicklungen der Ankertechnik in Theorie und Praxis, die Beobachtungsmethode von einst und jetzt, die rechne- rische Modellierung von Bergstürzen und die Anwendung neuer Entwicklungen der Felsmechanik in der Erdbeben- dynamik berichtet. Wir hoffen, dass es gelingt einerseits mit dem Buch der Publikationen von Müller und anderer- seits mit den Beiträgen des ersten Halbtags des Kollo- quiums die Spuren der Vergangenheit etwas aufzufrischen und den Blick in die Zukunft der Geotechnik zu schärfen. Der zweite Halbtag widmet sich dem Druckstollen- und Kavernenbau. Felsmechanische Aspekte einer weit ge- spannten Kaverne in Schottland, Entwurfsmethoden zur Bemessung vorgespannter Druckstollenauskleidungen so- wie Erfahrungen am Bau werden behandelt. Konkrete Ausführungsbeispiele, wie die Planung und Ausführung der Venaus Kaverne in Italien sowie Erfahrungsberichte zum hochdruckseitigen Wasserschloss und zur Maschinen- kaverne des Kopswerks II geben einen guten Überblick über den aktuellen Wissensstand in diesem Fachgebiet. Der dritte Halbtag beschäftigt sich mit dem Thema baubegleitende Erkundungsmaßnahmen und Prognose- modelle. Dabei werden sowohl die technischen Möglich- keiten und praktischen Erfahrungen für tiefe Erkundungs- bohrungen als auch die Detektionseffizienz von Voraus- bohrungen im Tunnelbau diskutiert. Theoretische und angewandte Studien seismischer sowie die Effizienz geo- elektrischer Vorauserkundungen für TBM-Vortriebe sol- len die Möglichkeiten an baubegleitenden Erkundungs- maßnahmen abrunden. Komplexe Bauwerke bedürfen be- sonderer Beobachtung – unter diesem Titel wird versucht den möglichen Erfahrungsgewinn durch innovatives Monitoring anhand des Beispiels Lainzer Tunnel LT 31zu verifizieren. Die Analyse der Tunnelverschiebungen als Instrument für die geotechnische Prognose schließlich vervollständigt die Möglichkeiten zur Erstellung von Prog- nosemodellen. Der vierte und damit letzte Halbtag des Kolloquiums behandelt das Thema Vortriebe unter Druckluft oder Ver- eisung. In diesem sehr international besetzten Halbtag werden Beispiele von Druckluftvortrieben in Österreich, wie sie derzeit vor allem entlang der Unterinntalstrecke der BEG ausgeführt werden bis hin zu Beispielen aus der USA aber auch praktische Beispiele von Baugrundverei- sungen in Deutschland und Schweden besprochen. Die Diskussion numerischer Simulationen zur Ermittlung des Luftbedarfs bei Druckluftvortrieben soll das Bild der bau- praktischen Ausführungsbeispiele abrunden. Das Kolloquium der ÖGG hat sich zum Fixpunkt aller zentraleuropäischen Geotechniker und Tunnelbauer entwickelt. Beeindruckende Teilnehmerzahlen und ein reger Gedankenaustausch sind Kennzeichen dieser Veran- staltung. Die Österreichische Gesellschaft für Geomecha- nikwünscht allen Teilnehmern des 57. Geomechanik-Kol- loquiums einmal mehr eine interessante Tagung, einen re- gen Erfahrungsaustausch sowie die Auffrischung alter und Knüpfung vieler neuer Kontakte. Robert Galler & Wulf Schubert Topics 100 Jahre Leopold Müller – 40 Jahre ÖGG Editorial Robert Galler Wulf Schubert

100 Jahre Leopold Müller – 40 Jahre ÖGG

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316 © 2008 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG, Berlin · Geomechanik und Tunnelbau 1 (2008), Heft 5

Heuer jährt sich der Ge-burtstag von Prof. LeopoldMüller zum hundertstenMal. Gleichzeitig wird dieÖsterreichische Gesellschaftfür Geomechanik vierzigJahre. Wahrlich zwei Anlässezum Feiern! Das 57. Geo-mechanik Kolloquium am 9.und 10. Oktober 2008 inSalzburg steht daher imZeichen „100 Jahre LeopoldMüller – 40 Jahre ÖGG“.Die ÖGG hat dies zum An-lass genommen, die zahlrei-chen Publikationen vonProf. Müller in einer ArtSammelband zusammenzu-stellen und diesen allen Teil-nehmern des Kolloquiumszu übergeben. BesondererDank gilt Herrn Prof. Feckerfür die Unterstützung beimZustandekommen diesesWerks und dem Verlag Ernstund Sohn, namentlich FrauLang und Herrn Dr. Richter,die es uns, der ÖGG, ermög-licht haben, den Sammel-band für unser Festkollo-quium fertigzustellen.

Leopold Müller initiierte 1951 ein Kolloquium überGrenzfragen des Felsbaus und der mechanischen Techno-logien in Salzburg. 1962 wurde die Internationale Gesell-schaft für Felsmechanik (ISRM) in Salzburg gegründet,und schließlich wurde 1968 die ÖGG als nationale Ge-sellschaft der ISRM aus der Taufe gehoben, deren Auf-gaben die Förderung der wissenschaftlichen Erforschungdes Baugrundes und dessen Verhalten, die Pflege der Be-ziehungen zu verwandten Institutionen, der Erfahrungs-austausch aller mit Aufgaben des Tief- und Tunnelbausbeschäftigten Personen, Institutionen und Behörden so-wie die Förderung der Verbesserung von Bau- und Ent-wurfsmethoden und letztlich die Erarbeitung und Veröf-fentlichung von einschlägigen Schriften waren und sind.Auf dem Gebiet der geomechanischen Wissenschaften istdie Welt unter anderem dank der Aktivitäten von Prof.Müller zusammengewachsen.

Wir danken Herrn Prof. Pacher für die Laudatio unddie schriftliche Fassung der Darstellung des Lebenswerkszu Ehren von Prof. Müller. Im Anschluss an die Laudatiosoll mit dem ersten Halbtag des Kolloquiums, der denTitel „Entwicklungen in der Geotechnik“ trägt, versuchtwerden, beginnend von der Wirkenszeit Müllers über dengegenwärtigen Stand des Wissens auch in die Zukunft desspannenden Tätigkeitsbereichs der Geotechnik zu bli-cken. So wird in den Beiträgen dieses Halbtags über dieEntwicklung neuer Modelle für die geomechanische Cha-rakterisierung, über die Entwicklung von Stoffgesetzen,

Entwicklungen der Ankertechnik in Theorie und Praxis,die Beobachtungsmethode von einst und jetzt, die rechne-rische Modellierung von Bergstürzen und die Anwendungneuer Entwicklungen der Felsmechanik in der Erdbeben-dynamik berichtet. Wir hoffen, dass es gelingt einerseitsmit dem Buch der Publikationen von Müller und anderer-seits mit den Beiträgen des ersten Halbtags des Kollo-quiums die Spuren der Vergangenheit etwas aufzufrischenund den Blick in die Zukunft der Geotechnik zu schärfen.

Der zweite Halbtag widmet sich dem Druckstollen-und Kavernenbau. Felsmechanische Aspekte einer weit ge-spannten Kaverne in Schottland, Entwurfsmethoden zurBemessung vorgespannter Druckstollenauskleidungen so-wie Erfahrungen am Bau werden behandelt. KonkreteAusführungsbeispiele, wie die Planung und Ausführungder Venaus Kaverne in Italien sowie Erfahrungsberichtezum hochdruckseitigen Wasserschloss und zur Maschinen-kaverne des Kopswerks II geben einen guten Überblicküber den aktuellen Wissensstand in diesem Fachgebiet.

Der dritte Halbtag beschäftigt sich mit dem Themabaubegleitende Erkundungsmaßnahmen und Prognose-modelle. Dabei werden sowohl die technischen Möglich-keiten und praktischen Erfahrungen für tiefe Erkundungs-bohrungen als auch die Detektionseffizienz von Voraus-bohrungen im Tunnelbau diskutiert. Theoretische undangewandte Studien seismischer sowie die Effizienz geo-elektrischer Vorauserkundungen für TBM-Vortriebe sol-len die Möglichkeiten an baubegleitenden Erkundungs-maßnahmen abrunden. Komplexe Bauwerke bedürfen be-sonderer Beobachtung – unter diesem Titel wird versuchtden möglichen Erfahrungsgewinn durch innovativesMonitoring anhand des Beispiels Lainzer Tunnel LT 31 zuverifizieren. Die Analyse der Tunnelverschiebungen alsInstrument für die geotechnische Prognose schließlichvervollständigt die Möglichkeiten zur Erstellung von Prog-nosemodellen.

Der vierte und damit letzte Halbtag des Kolloquiumsbehandelt das Thema Vortriebe unter Druckluft oder Ver-eisung. In diesem sehr international besetzten Halbtagwerden Beispiele von Druckluftvortrieben in Österreich,wie sie derzeit vor allem entlang der Unterinntalstreckeder BEG ausgeführt werden bis hin zu Beispielen aus derUSA aber auch praktische Beispiele von Baugrundverei-sungen in Deutschland und Schweden besprochen. DieDiskussion numerischer Simulationen zur Ermittlung desLuftbedarfs bei Druckluftvortrieben soll das Bild der bau-praktischen Ausführungsbeispiele abrunden.

Das Kolloquium der ÖGG hat sich zum Fixpunktaller zentraleuropäischen Geotechniker und Tunnelbauerentwickelt. Beeindruckende Teilnehmerzahlen und einreger Gedankenaustausch sind Kennzeichen dieser Veran-staltung. Die Österreichische Gesellschaft für Geomecha-nik wünscht allen Teilnehmern des 57. Geomechanik-Kol-loquiums einmal mehr eine interessante Tagung, einen re-gen Erfahrungsaustausch sowie die Auffrischung alter undKnüpfung vieler neuer Kontakte.

Robert Galler & Wulf Schubert

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Robert Galler

Wulf Schubert

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