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1013 02 22 45 - Brandenburg · Reduktion des Grundwasser-Gefährdungspotenzials evaluiert. Schadenstyp II (Niedergörsdorf) ... Nitroaromaten Branchen Leitfaden TV 6 Sedimente Bergbau

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22 ALTLASTEN

2 Altlasten2 Altlasten2 Altlasten

2.1 Stand des BMBF-Förder-

schwerpunktes „KORA“ 23

2.2 Fachliche Aspekte zur Berück-

sichtigung natürlicher Abbau-

prozesse in der Altlasten-

bearbeitung 29

2.3 Handlungsempfehlung zur

Beurteilung der Gefahrenlage 31

2.4 Einführung einer neuen Soft-

ware für das Altlastenkataster 33

2.5 Schadstofftransfer Boden

(- Pflanze) - Tier auf ALVF

und VF 35

2.6 Altlasten des Lausitzer

Braunkohlebergbaus 43

Bohranlage Bullenwinkel Paulukat, 2004

Probenahme

Troebitz

Aktuelle rechtliche Grundlagen im Internet unter http://www.mluv.brandenburg.de/cms/detail.php?id=98181&_siteid=32

Autoren und Literaturhinweise auf Seite 209/210– 211

Tanklager

Fotos: Fotoarchiv LUA, T6

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23UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

Aufgaben- und Zielstellung des Projektes

• NA-Prozesse (natürliche Abbau- und Rückhalte-prozesse) im Untergrund zu charakterisieren,

• geeignete Schadstoffgruppen und notwendigeStandortanforderungen zu ermitteln,

• Randbedingungen für eine ökonomisch und ökolo-gisch sinnvolle Anwendung von ENA (Unterstüt-zung von NA-Prozessen) bzw. der Berücksichti-gung von NA-Prozessen zu definieren,

• Qualitätskriterien für das Monitoring von natürli-chen Abbau- und Rückhalteprozessen zu erarbei-ten,

• technische, methodische und rechtliche Rahmen-bedingungen vorzubereiten.

Arbeitsdefinition

NA: Natürliche Schadstoffminderungsprozes-se (Natural Attenuation - NA) im Sinne die-ses Papiers beinhalten - in Anlehnung andie OSWER-Directive der US-EPA - physi-kalische, chemische und biologische Pro-zesse, die ohne menschliches Eingreifenzu einer Reduzierung der Masse, der Toxi-zität, der Mobilität, des Volumens oder derKonzentration eines Stoffes im Boden oderGrundwasser führen. Zu diesen Prozessenzählen biologischer Abbau, chemischeTransformation, Sorption, Dispersion, Dif-fusion und Verflüchtigung der Stoffe.

MNA: Überwachung natürlicher Schadstoffmin-derungsprozesse (Monitored Natural At-tenuation - MNA) im Sinne dieses Papiersbezeichnete Überwachungsmaßnahmenzur Kontrolle der prognostizierten Wirk-samkeit von natürlichen Schadstoffminde-rungsprozessen. Im Folgenden wird derBegriff mit MNA abgekürzt.

ENA: Enhanced Natural Attenuation - ENA isteine "in situ"- Sanierungsmassnahme, weildurch die Initiierung, Stimulierung oder Un-terstützung von natürlichen Schadstoffmin-derungsprozessen mit dem Einbringen vonSubstanzen unter Nutzung naturgegebe-ner Reaktionsräume aktiv in das Prozess-geschehen eingegriffen wird.

QuelleOSWER-Direktive der US-EPA:Office of Solid Waste and Emergency Res-ponse: Use of Monitored Natural Attenuationat Superfund, RCRA Corrective Action, andUnderground Storage Tank Sites Nr. 9200.4-17P, 1999.

2.1 Stand des BMBF-Förderschwerpunktes„KORA“

KORA = KOntrollierter natürlicher Rückhalt und Abbau von Schadstoffen bei der Sanierung kontaminierter Grundwässer und Böden

www.natural-attenuation.de

Die Berücksichtigung von natürlichen Vorgängenbeim Abbau von Schadstoffen im Rahmen der Altlas-tenbearbeitung spielt bei der Gefahrenbeurteilungdurch die zuständige Behörde eine wichtige Rolle.

In der Vergangenheit sind jedoch qualifizierte Aussa-gen und Untersuchungen zum natürlichen Abbau undzum Rückhalt von Schadstoffen schwer möglich ge-wesen, da die Methodik zur Untersuchung, Beurtei-lung und zum Nachweis derartiger Vorgänge nochnicht ausreichend wissenschaftlich und technisch be-gründet waren und sind.

Aufgrund der sehr hohen Anzahl an altlastverdächti-gen Flächen und Altlasten und der Suche nach ver-meintlich günstigen Möglichkeiten der schutzgutbe-zogenen Sanierung geriet die fachliche Betrachtungder natürlichen Abbau- und Rückhalteprozesse mehrund mehr in den Mittelpunkt der aktuellen For-schungstätigkeiten im Altlastenbereich. Aber auch diePraxis ist an Alternativen bzw. Möglichkeiten zu lang-fristigen, kostenintensiven technischen Sanierungs-maßnahmen interessiert.

Wissenschaftler und Behördenvertreter diskutierendaher aktiv die rechtliche und vollzugstauglicheBerücksichtigung und Einordnung derartiger Vor-gänge im Rahmen der Altlastensanierung.

2002 wurde mit den Arbeiten im BMBF-Förder-schwerpunkt "Kontrollierter natürlicher Rückhalt undAbbau von Schadstoffen bei der Sanierung kontami-nierter Grundwässer und Böden" – KORA – begon-nen. Die Laufzeit des Projektes ist bis 2007 mit einemFörderumfang von derzeit 15 Mio. € zuzüglich ca. 5Mio. € aus Drittmitteln (andere Finanzierungen) fürüber 70 Einzelprojekte vorgesehen. Dazu wurdenüber 200 Projektskizzen ausgewertet.

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24 ALTLASTEN

– Forschungszentrum Jülich GmbH, Projektträgerdes BMBF und BMWA, Berlin

Projektübergreifende Begleitung:

– Dechema, Frankfurt/Main, Gesellschaft für Che-mische Technik und Biotechnologie e.V.

– Universität Stuttgart, Institut für Wasserbau, VE-GAS

Um die Schnittstelle zwischen Forschung und Praxiszu gestalten und behördliche Impulse in den Förder-schwerpunkt einzubringen, wurde ein projektbezoge-ner Lenkungsausschuss berufen. Er unterstützt auf-grund seiner Zusammensetzung von zwölf Vertreternaus Ministerien, Fachbehörden, Sonderordnungs-behörden, der Industrie und Interessenverbändendurch Hinweise und Empfehlungen die projekt- undthemenübergreifende Erfolgskontrolle und soll die ra-sche vollzugstaugliche Überführung der FuE-Ergeb-nisse in die Praxis sichern helfen.

Er ist damit ein wichtiges Steuerungsinstrument und kann bei der Vorbereitung von ggf. notwendi-gen rechtlichen Regelungen (BBodSchG bzw.BBodSchV) mitwirken. Vorsitzender ist Dir. Prof. Dr.Franzius, Abteilungsdirektor im UmweltbundesamtBerlin; das Land Brandenburg wird im Lenkungsaus-schuss durch Dr. Hahn aus dem Referat Altlasten desLandesumweltamtes vertreten:

Die Dokumentation der an zahlreichen Standortengesammelten Forschungsergebnisse erfolgt in Bran-chenleitfäden, Handlungsanweisungen und weiter-gehenden Handreichungen, wie zum Beispiel mitdem Methodenkatalog.

Zur Bearbeitung der Thematik ist es notwendig, diederzeit in der Praxis verbreiteten aber unterschiedlichverwendeten Begriffe Natural Attenuation (NA), Mo-nitored Natural Attenuation (MNA) und Enhanced Na-tural Attenuation (ENA) zu definieren und damit dieGrundlage für ein einheitliches Begriffsverständnis zuschaffen. Hierbei wurden für die aus den USA über-nommenen Begriffe eine deutsche Nomenklatur ein-geführt und für die zukünftige Verwendung in der Pra-xis vorgeschlagen. Der Lenkungsausschuss hat be-schlossen, die durch den NA-Fachunterausschussder Länderarbeitsgemeinschaft Boden eingebrach-ten Definitionen als Arbeitsdefinition im Forschungs-projekt zu verwenden (s. Arbeitsdefinition S. 23).

Standorte des BMBF- Vorhabens

Die Bearbeitung des Forschungsprojektes er-folgt in 8 Themenverbünden (TV):

• TV 1 Raffinerien, Tanklager, Kraftstoffe/Mineralöle,MTBE

• TV 2 Gaswerke, Kokereien, Teerverarbeitung,(Holz-)Imprägnierung

• TV 3 Chemische Industrie, Metallverarbeitung

• TV 4 Deponien, Altablagerungen

• TV 5 Rüstungsaltlasten

• TV 6 Bergbau, Sedimente

• TV 7 Querschnittsthemen: Prognose, Modellierung

• TV 8 Querschnittsthemen: Rechtliche Aspekte, be-hördliche und öffentliche Akzeptanz

Projektträger:

– Forschungszentrum Karlsruhe GmbH, Projektträ-ges des BMBF (Bundesministerium für Bildungund Forschung) und des BMWA (Bundesministe-rium für Wirtschaft und Arbeit) für Wassertechno-logie und Entsorgung (PtWt+E), Dresden

Dr. Sabine HahnLandesumweltamt BrandenburgAbt. Technischer UmweltschutzReferat AltlastenTel.: 0331/[email protected]

Literatur Seite 210

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25UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

Standortcharakteristik:Die ehemaligen Militärflughäfen Brand und Nieder-görsdorf, die sich durch umfangreiche Vorerkundun-gen auszeichnen, stehen mit ihren drei Schadens-falltypen stellvertretend für insgesamt rund 400 mi-litärische Liegenschaften in Brandenburg, auf denensich ca. 60 ehemalige Tanklager (TL) befinden:

Schadenstyp I (Niedergörsdorf) ist gekennzeichnetdurch einen Mineralöleintrag mit einer geringen Re-sidualsättigung in der ungesättigten Zone sowie einergeringen bis mittleren Verunreinigung im Kapillar-saum und im Grundwasser.NA-Prozesse werden quantifiziert und zusätzlicheENA-Maßnahmen wie BioVenting hinsichtlich einerReduktion des Grundwasser-Gefährdungspotenzialsevaluiert.

Schadenstyp II (Niedergörsdorf) ist gekennzeichnetdurch einen punktuellen Eintrag in die ungesättigteZone sowie mobiler, auf dem Grundwasserspiegelaufschwimmender Phase. Die Auswirkungen einerPhasenabschöpfung auf die Phasenmobilität sowie

Im September 2004 fand das 1. Statusseminar zumFörderschwerpunkt statt. In Vorträgen, Postern undDiskussionen durch und mit den KORA-Akteuren undexternen, auch internationalen Gutachtern/Teilneh-mern wurde der Stand der Arbeiten in den Teilver-bünden dargelegt. Trotz des hohen wissenschaftlichen Niveaus der Ver-anstaltung sind insbesondere die rechtliche Einord-nung, die Bearbeitung der Branchenleitfäden und derQuerschnittsthemen, die für die praktische Umset-zung Voraussetzung sind, noch nicht so weit fortge-schritten, dass der Vollzug bereits jetzt umfänglichvon den Ergebnissen partizipieren kann.

Aus den Ländern Brandenburg und Berlin werden fol-gende Projekte im Förderschwerpunkt "KORA" bear-beitet:

Im Themenverbund 1

• Teilprojekt 1.2Natural Attenuation (NA) und Enhanced NaturalAttenuation (ENA) an typischen Mineralölstand-orten

Ziel:An drei typischen Mineralölschadensfällen (Tanklager)der Standorte Brand und Niedergörsdorf werden NA-Prozesse exemplarisch quantifiziert und unterstüt-zende ENA-Maßnahmen eingesetzt und bewertet.

Projektträger

Organisationsstruktur des BMBF- Vorhabens KORA

Lenkungsausschuss

Projektübergreifende Begleitung

BranchenLeitfaden

TV 1Raffinerien Tanklager

MKW, BTEX, MTBE

BranchenLeitfaden

TV 2GaswerkeKokereien

PAK, BTEX, Teeröle, Heterozyklen

BranchenLeitfaden

TV 3Chem. Industrie

Metallverarb.

CKW, LCKW,Heterozyklen

HandlungsempfehlungenMethodenkatalog

Querschnittsthemen

TV 7Prognose, Modellierung

Prozesskontrolle

TV 8Recht, Akzeptanz, Ökonomie

BranchenLeitfaden

TV 4Deponien

Altablagerungen

Hausmüll,Chemie-abfälle, Ammoniak

MKW Mineralölkohlenwasserstoffe BTEX Benzol-Toluol-Ethylbenzol-XylolMTBE Methyl-tertiär-buthyl-ether PAK Polycyclische KohlenwasserstoffeCKW Chlorkohlenwasserstoffe LCKW Leichtflüchtige ChlorkohlenwasserstoffeDDT Dichlor-diphenyl-trichlorethan HCH Hexachlor-cyclo-hexan

BranchenLeitfaden

TV 5Rüstungsaltlasten

Nitroaromaten

BranchenLeitfaden

TV 6SedimenteBergbau

Sauerwasser, DDT,Schwermetalle, HCH

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26 ALTLASTEN

auf die Größe des NA-Reaktionsraumes werden un-tersucht.

Schadenstyp III (Brand) ist gekennzeichnet durch ei-nen massiven Mineralöleintrag in der ungesättigtenZone, großflächig aufschwimmender Phase sowie ei-ner Schadstofffahne im Abstrom. Das Ziel ist eine zu-verlässige Charakterisierung des im Abstrom derFahne liegenden Reaktionsraumes, die Quantifizie-rung der NA kontrollierenden Prozesse und die Ent-wicklung einer geeigneten Langzeit-Prognose undÜberwachung.

Antragsteller: Land Brandenburg, vertreten durch Brandenburgi-sche Boden Gesellschaft für Grundstücksverwaltungund -verwertung mbH

Laufzeit:08/02 – 07/05

• Teilprojekt 1.4Entwicklung eines in-situ Sanierungsverfah-rens von kohlenwasserstoffbelasteten Aquife-ren durch nitrat-gestützten mikrobiellen Abbauam Beispiel des Standortes Berlin-Spandau

Ziel:Im Projekt soll ein kostengünstiges, technologischeinfaches, praktisch umsetzbares und kontrollierba-res Verfahren zur unterstützten in-situ Selbstreini-gung MKW- und BTEX -belasteter Standorte am Bei-spiel des Standortes Vereinigte Molkereizentrale

GmbH und Co. KG in Berlin (VMZ) entwickelt und da-rauf aufbauend übertragbare Empfehlungen für an-dere Standorte erarbeitet werden. Im Ergebnis desVorhabens soll das natürliche Abbau- und Eliminie-rungspotenzial in einem mit Kohlenwasserstoffen be-lasteten Grundwasserleiter auf dem Gelände derVMZ in Berlin im Sinne einer nutzungsbezogenen Sa-nierung bestimmt werden.

Standortcharakteristik:Monoaromaten dominieren im Aquifer, wobei Benzolaber nicht die Hauptkontamination darstellt. Die gutwasserlöslichen Schadstoffe verfügen in dem Grund-wasserleiter mit hohen Durchlässigkeitsbeiwertenüber ein hohes Gefährdungspotenzial, so dass be-reits Sanierungskonzepte basierend auf klassischen"Pump and Treat-Technologien" vorliegen, die sichaber in einem Kostenrahmen um 2,5 Mio. € bewe-gen.

Antragsteller:Technische Universität DresdenInstitut für Abfallwirtschaft und Altlasten

Laufzeit: 2004 – 2007

• Teilprojekt 1.5Entwicklung und Konzipierung einer NA- undENA-gestützten Sanierungsstrategie und on-site Pilot-Implementierung am Standort derPCK-Raffinerie GmbH

Arbeitsschwerpunkte – Teilprojekt 1.2

Aufgabenstellung

In umfangreichen Geländearbeiten, wie u.a. Direct-Push-Technologien in Verbindung mit online-Analytik,werden je nach Schadenstyp und Fragestellung Be-probungen der Bodenluft, der Mineralölphase und desGrundwassers vorgenommen.

Prozessorientierte reaktive Transportmodellierungen,basierend auf den gemessenen Parametern, liefernAussagen über das NA-Potenzial.

3D-Charakterisierung des Reaktionsraums, Prognoseder Langzeitverfügbarkeit der Elektronenverfügbar-keit (Stationarität der Fahne). Ermittlung kosteneffek-tiver Langzeitüberwachung des NA- Raums.

Stand 09/2004

Durchgeführte Arbeiten:

TL1: Niedergörsdorf1. Erkundungs- und Geländearbeiten2. Quantifizierung der Schadensherdemissionen3. Quantifizierung des biologischen Abbaus4. Reaktive Transportmodellierung der gesättigten

und ungesättigten Zone5. BioVenting Versuch (in situ Injektion zur Stimulie-

rung des biologischen Abbaus im Kapillarsaum)

TL2: Niedergörsdorf1. Erkundungs- und Geländearbeiten2. Untersuchungen bzgl. Zusammenhang zw. schein-

barer und wahren Kerosinmächtigkeiten sowie zurMobilität der Leichtphase und deren Emissionen insGrundwasser

Flughafen BrandBeginn der Geländearbeiten

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27UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

Schutz der Beeinträchtigung des Grundwassers unddes nächsten Vorfluters seit rd. 30 Jahren durch einehydraulische Sicherungsmaßnahme gefasst. EineSanierung der Phasenbereiche auf dem Werks-gelände ist derzeit in der Planung.

Antragsteller 1: PCK- Raffinerie GmbH (BMBF-Förderung)

Antragsteller 2: GICON GmbH (Drittförderung durch Zukunftsagentur Brandenburg)

Laufzeit:2005 – 2007

Ziel:Entwicklung von methodischen Ansätzen zur Simula-tion des natürlichen Reinigungspotenzials (on-siteVersuche unter in-situ Bedingungen).Identifikation von relevanten Randbedingungen füreine erfolgreiche NA-/MNA-Nutzung im Bereich einesgroßflächig kontaminierten Geländes (Aufbau eineskontrollierten Reaktionsraumes).

Standortcharakteristik:Der Standort der Raffinerie PCK Schwedt ist durchmassive Benzol- und MKW-Belastungen im Grund-wasser, die zum Teil in Phase vorliegen, gekenn-zeichnet. Zusätzlich liegt eine Nitratbelastung vor.Der Abstrom der MKW- und Benzolfahne wird zum

Arbeitsschwerpunkte – Teilprojekt 1.4

Aufgabenstellung

Bei dem zu entwickelnden Verfahren soll bewusst aufklassische "Pump and Treat-Technologien" zugunstender Unterstützung der am Standort bereits nachgewie-senen biologischen Abbauvorgänge verzichtet werden.

Durch gezieltes Einleiten von am Standort fehlendenElektronenakzeptoren und ggf. Wachstumsfaktorenwie Phosphat werden die Abbauvorgänge stimuliert.In Laborexperimenten werden zunächst grundsätzlichdie Wirkungen zwischen den einzelnen Faktoren wis-senschaftlich untersucht.

Es wird angestrebt, später die Befunde auf dem Test-feld unter realen Bedingungen zu verifizieren. Das Vor-haben trägt somit zum besseren Verständnis der unter-suchten Zusammenhänge bei, wodurch auch eine fun-dierte Prognose der natürlichen Abbautätigkeitenmöglich wird. Damit wird der wissenschaftliche Vorlaufgeschaffen, der zur breiten Anerkennung des zu ent-wickelnden Verfahrens zwingend erforderlich ist.

Stand 09/2004

Durchgeführte Arbeiten:

1. Umfassendes GW-monitoring einschl. Laborunter-suchungen für mikrobiellen Abbau

2. Erstellung eines großräumigen Hydroisohypsen-planes

3. Erstellung eines 3D-geologischen Strukturmodells4. Charakterisierung des Bilanzraumes durch Druck-

sondierungen, Multilevelmessstellen5. Verifizieren der Laboruntersuchungen im Feld6. Ermittlung der Bioabbauraten unter aeroben und

anaeroben Bedingungen

Arbeitsschwerpunkte – Teilprojekt 1.5

Aufgabenstellung

– Identifikation der prozessbestimmenden Parame-ter und Quantifizierung der Wirksamkeit von NA-Prozessen (innovative Untersuchungsmethodenzur Bilanzierung des Stoffumsatzes),

– Reaktive Transportmodellierung, – On-site Versuch zum ENA unter in-situ Bedingungen, – Entwicklung eines nachhaltigen und zuverlässigen

Monitoring-Ansatzes für die Langzeitüberwachungvon NA- / ENA-Maßnahmen,

– Ableitung allgemeiner Bewertungskriterien und De-finition relevanter Randbedingungen für die An-wendbarkeit von NA und ENA auf vergleichbarenStandorten

Stand 09/2004

Beginn 2005

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28 ALTLASTEN

Im Themenverbund 3

• Teilprojekt 3.2aUntersuchungen zur Indikation von mikrobiel-lem LCKW-Abbau am Beispiel des StandortesPerlebergMolekulare Analysen zur strukturellen undfunktionalen Vielfalt von Mikroorganismen-Ge-meinschaften am Standort Perleberg

Ziel:Ziel der Untersuchungen ist es, die Zusammenset-zung der Bakteriengemeinschaften an einem mitLCKW z.T. hochgradig kontaminierten Standort zu er-kunden. Die Vielfalt der Gemeinschaften soll aufstruktureller und funktioneller Ebene erfasst werden.Die Ergebnisse sollen mit Standortfaktoren, insbe-sondere dem Gehalt an LCKW und Metaboliten kor-reliert werden. Es soll ermittelt werden, welche Para-meter die Gemeinschaften stark beeinflussen und obdie Ergebnisse zum Nachweis von natürlichem Ab-bau herangezogen werden können.

In Verbindung mit den Ergebnissen der anderen Teil-projekte und des Querschnittsverbundes "Mikrobio-logie" sollen allgemeine Empfehlungen für mikrobio-logische Untersuchungsmethoden und ihre Auswer-tung sowie für den Nachweis und die Stimulierungvon natürlichem Abbau gegeben werden.

Antragsteller:Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL),Institut für Agrarökologie Braunschweig

Laufzeit:08/02 – 07/06

Im Februar 2005 fand darüber hinaus das 1. Fach-gespräch zum Themenverbund 6: „Bergbau, Sedi-mente“ statt. In diesem Themenverbund werden dieTeilthemen:

6.1 Methoden der Erfassung, Bewertung und Prognoseder intrinsisch/zeitlich verstärkten Schadstoffrück-haltung in kontaminierten Sedimenten und

6.2 Bedeutung der reduktiven Prozesse für die Grund-wasserbeschaffenheitsentwicklung bearbeitet.

Für beide Themen hält es das Landesumweltamt fürnotwendig, dass auch Schadensfälle aus Branden-burg (Elbe-Überschwemmungsflächen, Braunkohle-kippen aus dem Lausitzer Gebiet) berücksichtigt wer-den.

Über den Rahmen der bisher vorgestellten Ergeb-nisse, die im Forschungsprojekt bereits erbracht wur-den und noch zu erbringen sind, sind die Behörden-vertreter des Lenkungsausschusses (LA) vor allemdaran interessiert, die Ergebnisse so schnell und sotransparent wie möglich in den Vollzug zu überführen.

Noch in diesem Jahr werden die Vertreter des Len-kungsausschusses über die Einbeziehung des 2004/2005 im Auftrag des ständigen Ausschuss 5 (Altlasten)der LABO erarbeiteten Positionspapiers „Berücksichti-gung natürlicher Schadstoffminderungsprozesse bei derAltlastenbearbeitung“ als Grundlagenpapier für diebehördlichen Anforderungen und deren Berücksichti-gung im Forschungsvorhaben diskutieren.

Unter maßgeblicher Initiative des LA-Ausschussmit-gliedes Herrn Odensass vom LandesumweltamtNordrhein-Westfalen wurde ein Fragebogen zur Un-tersuchungs- und Beurteilungsstrategie entwickelt.

Arbeitsschwerpunkte – Teilprojekt 3.2 a

Aufgabenstellung

Die Untersuchungen erfolgen an Nukleinsäuren, diedirekt aus Material der gesättigten Bodenzone undden Schadstoff-Fahnen entnommen werden. Zusätzlich wird die DNA aus Reinkulturen von deha-logenierenden Bakterien untersucht. Die Detektion und Differenzierung erfolgt in erster Li-nie auf der Ebene von PCR-amplifizierten rRNA- undDehalogenase-Genen. Die Vielfalt der Produkte wird über die SSCP-Methode(DNA Einzelstrang-Konformationspolymorphismus)dargestellt und durch Sequenzierung charakterisiert,wobei ein Vergleich zu homologen Genen in Daten-banken erfolgt.

Stand 09/2004

Durchgeführte Arbeiten:– Untersuchungen an mehr als 20 Grundwasser-

messstellen– Erkundungs- und Geländearbeiten unter Nutzung

Geoprobe– Zur Charakterisierung der Mikrobiologie: Batch,

Säule, PCR-SSCP, Gensonden, In-situ Inkubation

Literatur Seite 210

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29UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

behörde US-EPA physikalische, chemische und bio-logische Prozesse, die ohne menschliches Eingreifenzu einer Reduzierung der Masse, der Toxizität, derMobilität, des Volumens oder der Konzentration einesStoffes im Boden oder Grundwasser führen, verstan-den. Zu diesen Prozessen zählen

– biologischer Abbau, – chemische Transformation, – Sorption, – Dispersion, – Diffusion und – Verflüchtigung der Stoffe.

Hier wird der für die Altlastenbearbeitung beson-ders relevante Prozess des mikrobiellen Abbausbeschrieben.

Neben dem mikrobiellen Abbau sind auch Sorptions-prozesse und die Verdünnung relevanter Prozesse,die zu einer Reduzierung der Konzentrationenführen. Verdünnung wird jedoch nicht als maßgebli-cher Prozess zur Sanierung von Schäden in der ge-sättigten und ungesättigten Zone akzeptiert, da siekeine Reduktion der Schadstofffrachten sondern le-diglich eine großräumige Verteilung der Schadstoffebewirkt, und Sorptionsprozesse sind darauf zu prü-fen, ob sie in Abhängigkeit der Milieubedingungenggf. reversibel sind.

Der mikrobielle Abbau steht im Regelfall im Zentrumder Betrachtung, da er der wesentliche Prozess ist,bei dem die Schadstoffe unter günstigen Bedingun-gen bis hin zu unschädlichen Endprodukten umge-wandelt werden können. Beim Vorliegen von organi-schen Schadstoffen wie MKW, BTEX, LCKW undPAK, kann im Regelfall sowohl in der ungesättigtenals auch in der gesättigten Zone davon ausgegangenwerden, dass grundsätzlich Mikroorganismen vor-handen sind, durch die diese Schadstoffe zumindestteilweise abgebaut werden können. Inwieweit dieserAbbau jedoch einen relevanten Anteil an der Schad-stoffreduzierung leisten kann, die zur Gefahrenab-wehr erforderlich ist, ist in jedem Einzelfall aufwändigzu ermitteln. Diese Untersuchungen werden i.d.R.erst ab der Detailuntersuchung durchgeführt.

Er soll für die zuständigen Behörden eine wichtigeEntscheidungshilfe bei der Beantwortung ihrer Fra-gen zur möglichen Nutzung von natürlichen Abbau-und Rückhalteprozessen und deren Überwachung imRahmen der Altlastenbearbeitung in Auswertung derim Projekt realisierten Fördervorhaben darstellen.

Das 2. Statusseminar findet im November 2005 statt.Die Verantwortlichen arbeiten zurzeit an einer Konzep-tion, wie die Vollzugsbehörden auch bei angespannterfinanzieller Lage noch aktiver an der Vorstellung der Er-gebnisse und der Diskussion teilhaben können.

Für die bisherigen vier und evtl. weiter hinzukom-menden Teilprojekte aus dem Land Brandenburg istdeshalb beabsichtigt, im Herbst eine regionale Ver-anstaltung in Potsdam durchzuführen, bei der dieLandesprojekte im Mittelpunkt der Vorträge stehenwerden. Darüber hinaus soll insbesondere zu denQuerschnittsthemen, den Branchenleitfäden, demStand der Arbeiten am Fragebogen und zur rechtli-chen Einordnung berichtet werden.

2.2 Fachliche Aspekte zurBerücksichtigung natürli-cher Abbauprozesse in derAltlastenbearbeitung

Die Diskussion über die Möglichkeiten, Chancen undRisiken der Berücksichtigung von natürlichen Schad-stoffabbauprozessen in der Altlastenbearbeitung wirdderzeit in vielen Fällen kontrovers zwischen den zu-ständigen Behörden und den Sanierungspflichtigengeführt. Das Referat Altlasten des Landesumweltam-tes Brandenburg berät hierzu die Unteren Boden-schutzbehörden zu den fachlichen Fragestellungen,arbeitet am BMBF-Forschungsvorhaben „KORA“ (s.Kap. 2.1) mit und ist auch an der Erarbeitung einesbundesweiten Positionspapiers zur Berücksichtigungvon natürlichen Abbauprozessen in der Altlastenbe-arbeitung aus Sicht der Behörden beteiligt.

Als Natürliche Schadstoffminderungsprozesse (Na-tural Attenuation – NA) werden in Anlehnung an dieOSWER-Directive [1] der amerikanischen Umwelt-

Literatur Seite 210

Die Bedeutung des mikrobiellen Abbaus für unterschiedliche Schadstoffe

Schadstoff MKW BTEX LCKW PAK MTBE PAK Schwermetalle,(max. (ab Arsen

3 Ringe) 4 Ringe)

Prozess:✗✗ ✗✗ ✗✗ /✗ ✗ ✗ /✔ ✔ ✔

Mikrobieller Abbau

✗✗ relevanter Prozess ✗ untergeordneter Prozess ✔ weitgehend irrelevantMKW Mineralölkohlenwasserstoffe BTEX Benzol/Toluol/Ethylbenzol/Xylol MTBE Methyltertiärbutylether PAK Polycycli-sche Aromatische Kohlenwasserstoffe

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30 ALTLASTEN

Der Abbau variiert dabei auch innerhalb der Schad-stoffgruppen. Laut hessischem Landesamt [2] sindlangkettige MKW (> C17) aufgrund ihrer geringenWasserlöslichkeit kaum abbaubar, kurzkettige (<C10) sind leicht membrangängig und können daherfür Mikroorganismen toxisch wirken. Gut abbaubarsind dagegen MKW mit Kettenlängen zwischen C10und C17.

Der Schadstoff dient beim Abbau dem Mikroorganis-mus als Energie- oder Kohlenstoffquelle. Bei diesemProzess werden Elektronen freigesetzt, für die eineentsprechende Elektronensenke vorhanden seinmuss. Das Redoxpotenzial ist dabei das Maß für dieFähigkeit einer Lösung, Elektronen aufzunehmen.

Unter aeroben (sauerstoffhaltigen) Bedingungen fun-giert Sauerstoff als Elektronenakzeptor. Unter anae-roben Bedingungen übernehmen andere Akzeptoren(z.B. Nitrat, Sulfat oder Eisen (III)) die Funktion vonSauerstoff. Die Elektronenakzeptoren werden in fol-gender Reihenfolge verbraucht:

Sauerstoff ➾ Nitrat ➾ Mangan (IV) ➾ Eisen(III)➾ Sulfat ➾ Carbonat

Dieser sukzessive Verbrauch führt im Idealfall zu derschematisiert dargestellten Redoxzonierung im Un-tergrund. Dabei sind die am stärksten reduzierten Mi-lieubedingungen nahe des Schadstoffherdes anzu-treffen, hier läuft die Methanogenese, d.h. die Re-duktion von Carbonat unter Bildung von Methan ab.Am weitesten entfernt von der Quelle ist der Sauer-stoffgehalt noch so hoch, dass dieser als Elektro-nenakzeptor dienen kann. Dazwischen liegen diesich aus dem Verbrauch der o.g. Elektronenakzepto-ren herausbildenden Zonen der Sulfat-, Eisen(III)-und der Nitratreduktion.

Anhand stöchiometrischer Berechnungen kann durchReaktionsgleichungen für den Einzelstoff die für denSchadstoffabbau erforderliche Menge an Elektronen-akzeptoren (Elektronenakzeptor [mg]/Schadstoff [mg])ermittelt werden.

Für den Abbau von 1 mg BTEX im Grundwasser sindz.B. beim aeroben Abbau 3,1 mg Sauerstoff, beimanaeroben Abbau z.B. 4,6 mg Sulfat oder 21,8 mg Ei-sen (III), erforderlich [4]. Dies sind jedoch nur theore-tische Berechnungen, die aufgrund der Abhängigkeitvon den jeweiligen Standortgegebenheiten keines-falls mit dem tatsächlichen Abbaupotenzial gleichge-setzt werden können. Zu hohe Schadstoffkonzentra-tionen, toxische Abbauprodukte, hohe Salzgehalteoder ungünstige pH-Werte können trotz prinzipiellerAbbaubarkeit des Schadstoffes den Abbau am jewei-ligen Standort entweder verzögern oder hemmen. DieVersorgung mit Nähr- und Mineralstoffen sowie dieBioverfügbarkeit des Schadstoffes (z.B. Wasserlös-lichkeit) sind weitere entscheidende Faktoren für dentatsächlichen Abbau vor Ort.

Manche Substanzen, wie z.B. cis-1,2-Dichlorethen(cDCE), werden nur gemeinsam mit gut nutzbarenSubstanzen (Co-Substrate), wie z.B. Methan oder To-luol, durch Mikroorganismen umgesetzt [2]. Dabeidient der Schadstoff nicht als Nahrung, sondern wirddurch Enzyme angegriffen, die bei dem Umsetzen derCo-Substrate entstehen (Co-Metabolismus).

Idealisierte Redoxzonenverteilung beim mikrobi-ellen Schadstoffabbau im UntergrundQuelle: MARTUS, 2003 [3]

Milieuabhängiger Abbau von Schadstoffen, verändert nach Bayerischem Landesamt für Wasserwirtschaft, 2004 [5]

Milieubedingungen Benzol Toluol Ethyl- Xylen Alkane PAK PCE TCE VCbenzol

Aerob ✗ ✗ ✗ ✗ ✗ ✗ ✗ ✗

Nitratreduzierend ✗ ✗ ✗ ✗ ✗ ✗ ✗

Eisen(III)reduzierend ✗ ✗ ✗ ✗ ✗

Sulfatreduzierend ✗ ✗ ✗ ✗ ✗ ✗ ✗ ✗ ✗

Methanogen ✗ ✗ ✗ ✗ ✗ ✗ ✗

PAK Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe PCE Tetrachlorethen TCE Trichlorethen VC Vinylchlorid

✗ Abbau ist in diesem Milieu nachgewiesen

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In der Erforschung sind derzeit weitere Verfahren, wiez.B. die sogenannten Bactraps, bei denen die Mengeeiner radioaktiv markierten Verbindung bestimmtwird, die beim mikrobiellen Abbau in die entstehendeBiomasse eingebaut wird und als Maß für den mikro-biellen in-situ Schadstoffabbau genutzt werden soll.

Ausblick

An vielen Standorten, die mit organischen Schad-stoffen belastet sind, erfolgt ein natürlicher Abbau vonSchadstoffen. Diese Aktivitäten sind als natürlicheStandortgegebenheiten bei der Bewertung von Ge-fahrenlagen und bei der Konzeptionierung von Sa-nierungsmaßnahmen zu berücksichtigen. Diese grund-sätzliche Anforderung ist seit vielen Jahren Bestand-teil der Brandenburger Altlastenmethodik. Davon zuunterscheiden sind jedoch die aktuell häufig disku-tierten Ansätze, allein auf die Selbstreinigungskraftder Natur zu setzen und selbst massive Schäden mitdem Hinweis auf den natürlichen Schadstoffabbausich selbst zu überlassen. Vor einer solchen Ent-scheidung stehen derzeit noch in der Mehrzahl derFälle erhebliche ungeklärte Probleme insbesonderebei der Qualifizierung und Quantifizierung der Pro-zesse, so dass bis auf weiteres der natürliche Schad-stoffabbau eher als Ergänzung denn als Ersatz für technische Sanierungsmaßnahmen zu betrach-ten sein wird. Eine eigenständige Sanierungs-maßnahme im Sinne von § 2 (7) BBodSchG stellt dieBerücksichtigung von NA-Prozessen in keinem Falldar.

2.3 Handlungsempfehlung zurBeurteilung der Gefahren-lage

Anliegen dieser Handlungsempfehlung ist es, einenpraxisnahen Weg aufzuzeigen, wie die Vorgaben von Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) undBundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung(BBodSchV) hinsichtlich der Anwendung von Prüf-und Maßnahmenwerten sowie sonstiger Erkennt-nisse zur Beurteilung der Gefahrenlage im Verwal-tungsvollzug Brandenburgs umgesetzt werden kön-nen. Berücksichtigung finden hierbei aber auch Wir-kungspfade und Schutzgüter, welche nicht demRegelungsbereich des BBodSchG/BBodSchV unter-liegen, aber im Rahmen der Altlastenbearbeitung re-levant sind.

Diese Handlungsempfehlung steht im Internet zurVerfügung als Fachinformation des Landesumwelt-amtes Nr. 5: Handlungsempfehlung - zur Beurteilung

Die Qualifizierung der Abbauprozesse, d.h. dieKenntnis über die einzelnen Abbauprozesse, ist nichtnur erforderlich, um zwischen frachtreduzierenden(z.B. Abbau) und lediglich konzentrationsreduzieren-den (z.B. Verdünnung, Verflüchtigung) Prozessen zuunterscheiden. Durch toxische Nebenprodukte desAbbaus oder einen unvollständigen Abbau kann auchder mikrobiologische Abbau zu einer Verschärfungder Gefahrenlage beitragen, z.B. wenn beim unvoll-ständigen Abbau von LCKW kanzerogenes Vinylchlo-rid entsteht. Die detaillierte Kenntnis der im Unter-grund ablaufenden Abbauprozesse ist daher zwin-gende Voraussetzung für eine Berücksichtigung imRahmen der Gefahrenbeurteilung und ggf. von Sa-nierungsmaßnahmen.

Für die Berücksichtigung dieser Abbauprozesse imRahmen des ordnungsbehördlichen Handelns ist ne-ben der Qualifizierung auch die Quantifizierung die-ser Prozesse von entscheidender Bedeutung. OhneAussagen zur Abbauleistung ist keine Prognose überdie Wirksamkeit der natürlichen Abbauprozesse fürdie Zukunft und damit über die in einer bestimmtenZeiteinheit erreichbare Schadstoffminderung mög-lich.

Zur überschlägigen Abschätzung kann das Verfah-ren EBC (Expressed Biodegradation Capacity) an-gewendet werden [4]. Dabei werden für den jeweili-gen Elektronenakzeptor anhand des aus der stö-chiometrischen Gleichung abzuleitenden Abbau-potenzials und der Differenz der Gehalte des Elek-tronenakzeptors im An- und Abstrom standortbezo-gene theoretische Abbauleistungen pro Akzeptor ab-geschätzt.

Das gebräuchlichste analytische Verfahren für eineQuantifizierung ist die Isotopenfraktionierung.

Der Nachweis basiert auf dem Verhältnis der Koh-lenstoffisotope C12 und C13 zueinander. Das IsotopC12 kommt in der Natur häufiger vor als C13. Da Bak-terien aber in der Regel die "leichten" C12 Isotope vor-rangig abbauen, kommt es zu einer Verschiebungdes Isotopenverhältnisses während des Abbaus:Nach dem Abbau sind im Vergleich zum Ausgangs-substrat (Schadstoffmasse im Grundwasser-An-strom) weniger C12 und mehr C13-Isotope vorhanden.Durch Bestimmung des C12/C13-Verhältnisses unddie Analyse seiner Entwicklung entlang der Schad-stofffahne kann die mikrobiologische Abbaurate(µg/l/Tag) festgestellt werden. Darüber hinaus kanndurch die Isotopenfraktionierung auch der Kontami-nationsbeginn eines Schadensfalls bestimmt wer-den.

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der Gefahrenlage anhand von Prüf- und Maßnah-menwerten sowie sonstiger Erkenntnisse im Rahmender Altlastenbearbeitung und der Bearbeitung von an-lagenbezogenen schädlichen Bodenveränderungensowie dadurch verursachter Gewässerverunreinigun-gen. Potsdam, Februar 2004:http://www.mluv.brandenburg.de/oe_a/b_luapub.htm

Inhalt der Handlungsempfehlung

Die Informationsschrift gliedert sich in folgende Kapi-tel:

Kapitel 1 - Zielsetzung und AnwendungsbereichIm einleitenden Kapitel werden die Zielstellung undder Anwendungsbereich der Handlungsempfehlungvorgestellt.

Kapitel 2 - Kriterien zur Beurteilung der GefahrenlageInhaltlich beziehen sich die Ausführungen u.a. aufdas Beurteilungsprozedere bei der Gefahrenbeurtei-lung und deren rechtlichen Bezug zum BBod-SchG/BBodSchV. Im Weiteren erfolgt eine Aufzäh-lung der relevanten Schutzgüter/Wirkungspfade, wel-che sich primär aus der BBodSchV ableiten lassenbzw. sich aus den jeweiligen Umständen des Einzel-falles ergeben können. Abschließend wird auf das all-gemeine Prozedere bzgl. der Ableitung von Prüfwer-ten nach BBodSchV auf Bundesebene eingegangen.

Kapitel 3 - Handlungsempfehlung Dieses Kapitel gibt Empfehlungen für die in der Altlas-tenbearbeitung anzuwendenden wirkungspfad- undschutzgutspezifischen Prüf- und Maßnahmenwertebzw. soweit diese nicht festgesetzt und ableitbar sind, entsprechende Hinweise auf weiterführende Er-kenntnisquellen und Entscheidungshilfen. Das An-wendungsprozedere von Prüf-, Maßnahmenwertenund Prüfwertvorschlägen sowie Orientierungswertenzur Untersuchung von altlastverdächtigen Flächen,Verdachtsflächen, schädlichen Bodenveränderungenund Altlasten für die „Orientierende Untersuchung“und „Detailuntersuchung" wird schematisch darge-stellt (Abb. S. 35). Die hier beschriebene Herange-hensweise ist aber kein formalisiertes Verfahren.

Kapitel 4 - Weitere Informations- und Erkenntnis-quellenIn diesem Kapitel erfolgt eine Aufzählung weiterer alt-lastenrelevanter Informations- und Erkenntnisquel-len.

Der Anlagenteil umfasst folgende Veröffentlichungenund Dokumentationen:

• Anwendungsprozedere von Prüf- und Maßnah-menwerten (BBodSchV), Prüfwertvorschlägen undOrientierungswerten „Orientierende Untersuchungund Detailuntersuchung”,

• Maßnahmen-, Prüf- und Vorsorgewerte derBBodSchV (16.07.1999),

• Bewertungsgrundlagen für Schadstoffe in Altlasten-LABO – Informationsblatt für den Vollzug- derLABO, neu: aktueller Stand vom 09.09.2004 alsFachinformationen zur Altlastenbearbeitung imLand Brandenburg“ Nr. 3 (überarbeitete Version2005) im Internet publiziert: http://www.mluv.bran-denburg.de/oe_a/b_luapub.htm,

• Bodenwerte für den Wirkungspfad Boden-Mensch(direkter Kontakt); Zusammenstellung der Fund-stellen Umweltbundesamt 2003,

• Geringfügigkeitsschwellen zur Beurteilung vonGrundwasserverunreinigungen. LAWA 1998. Neu:aktueller Stand vom 30.09.2004 als Fachinforma-tionen zur Altlastenbearbeitung Nr. 7 im Internet pu-bliziert:http://www.mluv.brandenburg.de/oe_a/b_luapub.htm,

• Anlage 1 – 6 der Trinkwasserverordnung 2001.Bundesgesetzblatt Jahrgang 2001 Teil I Nr. 24,ausgegeben zu Bonn am 28. Mai 2001,

• Richtlinie des Rates vom 16. Juni 1975 über dieQualitätsanforderungen für die Trinkwassergewin-nung in den Mitgliedsstaaten (75/440/EWG). Abl.vom 25. Juli 1975 Nr. L 194 S. 34 zuletzt geändertdurch Richtlinie 91/692/EWG vom 23.12.1991,

• Regelverfahren vor Veröffentlichung eines Prüf-wertvorschlages.

Hinweis: Mit dem Erscheinen dieser Handlungsemp-fehlung werden die in den bisher erschienenen Doku-mentationen „Handbuch zur Altlastenbearbeitung imLand Brandenburg, 1998“ und „Materialien zur Altlas-tenbearbeitung Land Brandenburg, Band 8 (2000)“zu dieser Thematik veröffentlichten Orientierungshil-fen aktualisiert.

2.4 Einführung einer neuenSoftware für das Altlasten-kataster

In 2004 erfolgte eine grundlegende Überarbeitungund Anpassung der Software für das Altlastenkatas-ter an den Stand der in den Landkreisen/kreisfreienStädte und im Landesumweltamt vorhandenen DV-technischen Gegebenheiten sowie den fachlichenNotwendigkeiten. Auf der Grundlage einer 2002durchgeführten Studie zum Multi-User-Einsatz derbisherigen Software WinISAL wurde mit dem generi-schen Programmsystem RISA- GEN der Firma RISASicherheitsanalysen GmbH mit Sitz in Berlin eineneue Software für das Altlastenkataster, als wesent-licher Bestandteil des FachinformationssystemsAltlasten, entwickelt (Abb. S. 34).

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34 ALTLASTEN

Ziele der Entwicklung waren die:

• Realisierung der Multi-User-Fähigkeit,

• Unterstützung verschiedener Datenbanksysteme,

• Modernisierung der Programmoberfläche zur ver-besserten Datenerfassung- und pflege,

• Anbindung an das GIS ArcView und

• Implementierung der Regelungen der BBodSchVin das Fachdatenmodell.

Die Arbeiten begannen im November 2003 und wur-den mit Übergabe der neuen Software an die Land-kreise und kreisfreien Städte im Oktober 2004 abge-schlossen. Ein unter Leitung des Landesumweltam-tes eingerichteter Arbeitskreis koordinierte dieWeiterentwicklung. Im Arbeitskreis wirkten nebendem LUA und der Entwicklungsfirma fünf Landkreiseund eine kreisfreie Stadt mit. Dank der sehr kon-struktiven und kooperativen Zusammenarbeit allerBeteiligten war es möglich, die Software nach diesemsehr kurzen Bearbeitungszeitraum einzuführen.

Die neue Software erhielt den Namen „ALKAT“.

ALKAT unterscheidet sich wesentlich vom bisherigenProgramm „WINISAL“. Im Folgenden werden einige Neuerungen genannt:

• Realisierung einer Multi-User-Nutzung,

• verbesserte Nutzerverwaltung,

• bessere Form der Flächenarchivierung,

• moderne Programmoberfläche (Abb.).

• Anbindung unterschiedlicher Datenbankplattfor-

men (ALKAT kann an ORACLE oder an MicrosoftSQL- Server angebunden werden. Für den stand-alone-Betrieb ist die lizenzfreie Nutzung von Accessvorgesehen).

• Übernahme von größeren Datenmengen durch Im-portfunktionen aus Excel,

• Anknüpfung unterschiedlicher digitaler Daten(Textdateien, Bilder, Lagepläne, Tabellen etc.) überPfadeinträge,

• Hinterlegung umfangreicher Auswahllisten (z.B.Abfallartenkatalog, Flussgebietskennzahlen, Ge-meindeschlüssel),

• Einmalige Erfassung von Daten, die mehrereFlächen betreffen (z.B. Adressen, Gutachten),

• Umfangreiche Auswertungs- und Recherchemög-lichkeiten.

Im Zusammenhang mit der Überarbeitung des Fach-datenmodells zur Umsetzung der Anforderungen desBundes-Bodenschutzgesetzes und der -Verordnungwurden auch die früheren Erfassungsbögen ange-passt. In den neuen Erfassungskatalogen sind Artund Umfang der zu erfassenden Daten, Tatsachenund Erkenntnisse, wie z.B. allgemeine Standortan-gaben, Informationen zu vorhandenen Gutachten,Analysenergebnissen und Grundwassermessstellenzu altlastverdächtigen Flächen und Altlasten sowie für Verdachtsflächen und stofflichen schädlichen Bodenveränderungen abgebildet. Sie unterteilen sichin:

• einen Erfassungskatalog für Altablagerungen undAltstandorte,

• einen Erfassungskatalog für stoffliche schädlicheBodenveränderungen und

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35UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

2.5 Schadstofftransfer Boden(-Pflanze)-Tier auf altlast-verdächtigen Flächen undVerdachtsflächen

Zur Unterstützung der Vollzugsaufgaben der unterenBodenschutzbehörden im Land Brandenburg wurdevom LUA ein Leitfaden „Untersuchung und Bewer-tung von altlastverdächtigen Flächen und Verdachts-flächen – Wirkungspfade Boden(-Pflanze)-Tier“ er-stellt. Er beinhaltet Vorgaben zur Untersuchung undBewertung von altlastverdächtigen Flächen und Verdachtsflächen in der Untersuchungsphase. DerSchwerpunkt wird auf den nach Bundes-Boden-schutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) gere-gelten Untersuchungsablauf gelegt. PraxisrelevanteMaßnahmen zur Gefahrenabwehr sowie Handlungs-empfehlungen bei Böden mit erhöhten Schadstoffge-halten werden aufgeführt.

Für die Vollzugspraxis wird darauf hingewiesen, dassbei der Bearbeitung von schädlichen Bodenverände-rungen und Altlasten der Wirkungspfad Boden(-Pflanze)-Tier zumeist eine unterschiedliche Relevanzhat. So wird dieser Wirkungspfad im Gegensatz zuden Wirkungspfaden Boden-Mensch und Boden-Grundwasser bei Altlastenuntersuchungen in der Re-gel nicht bewertungsrelevant sein, da auf Altlastennur selten Nutzpflanzen angebaut werden. Lediglichbei Kleingärten auf Altablagerungen, landwirtschaftli-chen Nutzungen auf Rieselfeldern oder ähnlichenFlächennutzungen kann er bewertungsrelevant wer-den. Im Gegensatz dazu hat der Wirkungspfad Bo-den(-Pflanze)-Tier bei schädlichen Bodenverände-rungen aufgrund stofflicher Einwirkungen eine ge-wichtige Bedeutung.

• einen Erfassungskatalog für noch nicht zuorden-bare Flächen sowie

• in Zusatzkataloge für Flächen:- der Altlasten- Haftungsfreistellung, - auf ehemaligen WGT- Liegenschaften und - auf ehemaligen Rüstungsaltlastverdachtsstand-

orten.

Für den Fall, dass im Rahmen der Ersterfassung ei-ner Fläche aufgrund der geringen Datenlage eine ein-deutige Zuordnung zu einer Kategorie (altlastver-dächtige Fläche oder stoffliche schädliche Bodenver-änderung) noch nicht möglich ist, kann für diese derErfassungskatalog für sogenannte „noch nicht zuor-denbare Flächen“ verwendet werden. Bei der weite-ren Vervollständigung der Erkenntnislage, ist einespätere Einstufung als altlastverdächtige Fläche oderVerdachtsfläche einer stofflichen schädlichen Boden-veränderung unbedingt vorzunehmen.

Zur Visualisierung der in ALKAT erfassten Flächen istnach wie vor eine Anbindung an das GIS ArcViewüber eine entsprechende Schnittstelle beibehaltenworden. Neu ist, dass zur Visualisierung auch ein Arc-IMS genutzt werden kann. Dazu werden für die in AL-KAT selektierten Flächen entsprechende URL er-zeugt und an den ArcIMS übergeben

Das Fachverfahren „Bewertung“ befindet sich derzeitnoch in der Bearbeitungsphase. Bei dem Bewer-tungsverfahren handelt es sich um ein Verfahren zurDV- gestützten vergleichenden und Einzellfallbewer-tung sowie Prioritätensetzung. Letztere setzt jedochvoraus, dass die für die Bewertung verwendeten Da-tensätze im Altlastenkataster beantwortet und ge-pflegt sind. Da hier im Landesmaßstab noch erhebli-che Lücken sind, kommt der Pflege der Datenbe-stände in Verbindung mit einer Plausibilitätsprüfungdurch die unteren Bodenschutzbehörden eineenorme Bedeutung zu.

Durch das Landesumweltamt wird angestrebt, dasProgramm ALKAT auch für Ingenieurbüros, die mitder Datenerfassung bzw. -pflege von den zuständi-gen Behörden beauftragt wurden, für einen Unkos-tenbeitrag in einer geringen Höhe bereitzustellen. DieVorbereitungen dazu sind jedoch noch nicht abge-schlossen. Darüber hinaus ist geplant, die Erfas-sungskataloge sowie das Benutzerhandbuch überdas Internet bereitzustellen.

Weitere Informationen können beim Landesum-welt, Referat Altlasten unter der Telefonnummer0331/2776-142 bzw.-145 eingeholt werden.

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36 ALTLASTEN

Zur sachgerechten Untersuchung und Bewertung dergenannten Wirkungspfade sind vertiefte Kenntnissedes Schadstofftransfers vom Boden zur Pflanze bzw.zum Tier notwendig. Grundsätzlich ist dabei zur Be-urteilung der Pflanzenbelastungen zu differenzierenhinsichtlich des Schadstofftransfers über die Wurzelnin die Pflanze (systemischer Pfad), über die Spaltöff-nungen bzw. Kutikula der Blätter (Luftpfad) und überäußerliche Verschmutzungen der Pflanzen mit Bo-denmaterial (Verschmutzungspfad). Spezifische As-pekte der Belastung von Nahrungs- und Futterpflan-zen sind zu berücksichtigen.

2.5.1 Untersuchungsumfang

Für die Wirkungspfade Boden-Pflanze und Boden(-Pflanze)-Tier folgen die Arbeitsschritte der Unter-suchungen und Bewertungen dem Ablaufschema(Abb.). Zu unterscheiden sind lt. Gesetz zum Schutzvor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sa-nierung von Altlasten (BBodSchG) die ArbeitsschritteErfassung, orientierende Untersuchung, Detailunter-suchung und Ableitung notwendiger Maßnahmen derGefahrenabwehr. Spezifisch für den WirkungspfadBoden(-Pflanze)-Tier erfolgt im Rahmen der Detail-untersuchung eine Bewertung der Pflanzengehalteanhand der Beurteilungswerte nach Futtermittelrechtfür das Schutzgut Tier.

• Erfassung

Liegen der unteren Bodenschutzbehörde Anhalts-punkte für das Vorliegen einer schädlichen Boden-veränderung oder Altlast vor, so hat sie zur Ermittlungdes Sachverhalts die geeigneten Maßnahmen zu er-greifen. Die Verdachtsfläche oder altlastverdächtigeFläche soll zunächst einer historischen Rechercheund anschließend ggf. einer orientierenden Untersu-chung unterzogen werden. Im Rahmen der Erhebungund der historischen Recherche ist auf bereits vorlie-gende Untersuchungen, Gutachten und andere Un-terlagen zurückzugreifen.

In vielen Fällen können Anhaltspunkte schon alleinanhand der Nutzungsgeschichte und der geografi-schen Lage einer Fläche gewonnen werden. Für denWirkungspfad Boden(-Pflanze)-Tier sind als Ver-dachtsflächen schädlicher Bodenveränderungen ty-pische Fallgestaltungen heranzuziehen, wie z.B. Alt-standorte, Altablagerungen, Immissionsgebiete, Über-schwemmungsgebiete, Rieselfelder, Güllehochlast-flächen und mit belasteten Materialien beaufschlagteFlächen. Auf der Grundlage der Erhebung und derhistorischen Recherche schließt die Erfassung mitder Erstbewertung als 1. Schritt der Gefährdungsab-schätzung ab:

– Entlassen der Fläche aus dem Verdacht einerschädlichen Bodenveränderung oder Altlast für

aktuelle Nutzungen und alle planungsrechtlichzulässige Nutzungsalternativen, soweit die An-haltspunkte nicht bestätigt wurden. Damit schließtdie Untersuchung und Bewertung der Fläche un-mittelbar ab, es sind keine weitergehenden Arbei-ten notwendig.

– Werden die Anhaltspunkte in Bezug auf die aktu-ellen oder die planungsrechtlich zulässigen Nut-zungen bestätigt, dann ist die orientierende Un-tersuchung zu veranlassen.

• Orientierende Untersuchung

Die orientierende Untersuchung zielt darauf ab, denVerdacht im Hinblick auf das Vorliegen schädlicherBodenveränderungen oder einer Altlast hinreichendgenau zu bestätigen oder zu verwerfen. Die orientie-rende Untersuchung ist von der unteren Boden-schutzbehörde durchzuführen.

Im Rahmen der orientierenden Untersuchungensind alle am Standort vorkommenden Wirkungs-pfade zu berücksichtigen. Die methodischen Rah-menbedingungen zur probennahmetechnischen undlaboranalytischen Vorgehensweise bei der Durch-führung dieser Untersuchungen sind in derBBodSchV weitestgehend vorgegeben, müssenaber an die standortspezifischen Gegebenheiten an-gepasst werden.

Es sind möglichst flächenrepräsentative Bodenunter-suchungen durchzuführen, die zumeist auf einer Rasterbeprobung basieren. Liegen ausreichend ge-naue Kenntnisse zu Belastungsdifferenzierungenvor, dann sind Belastungsschwerpunkte gezielt zubeproben. Die Festlegung des Parameterumfangs er-folgt auf Grundlage der Ergebnisse der Erfassung(vermutendes Schadstoffinventar).

Die Bewertung der Untersuchungsergebnisse er-folgt auf Grundlage der Prüf- und Maßnahmenwerteder BBodSchV. Zu berücksichtigen sind auch Para-meter, für die aktuell noch keine (wirkungspfad-bezogenen) Prüf- oder Maßnahmenwerte verfügbarsind.

Das Ziel orientierender Untersuchungen ist es letzt-lich, konkrete Anhaltspunkte für das Vorliegen einerschädlichen Bodenveränderung oder einer Altlast zuermitteln. Dazu sind Flächen mit Überschreitung vonPrüf- bzw. Maßnahmenwerten von denen mit Unter-schreitung zu unterscheiden, wobei die Gegebenhei-ten des Einzelfalles zu berücksichtigen sind. Im Fallefehlender Bodenwerte können auch andere Beurtei-lungshilfen herangezogen werden.

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37UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

Ablaufschema der Erfassung, Untersuchung und Bewertung von Verdachtsflächen sowie altlastver-dächtigen Flächen aufgrund stofflicher Einwirkungen für die WirkungspfadeBoden-Pflanze und Boden(-Pflanze)-Tier

BODENSCHUTZRECHT FUTTERMITTELRECHTErfassung

Erhebung und historische Recherche auf Verdachtsflächenund altlastverdächtigen Flächen

Vorliegende Anhaltspunkte

bestätigt?

Orientierende Untersuchung• Repräsentative Bodenuntersu-chungen, ggf. inkl. Bodenkartie-

rung• Nutzungskartierung

Prüf- oder Maßnahmenwerte über-

schritten oder andere konkreteAnhaltspunkte liegen vor?Gefahren-

verdacht aus-geräumt

➾Keine

Maßnahmenerforderlich

Gefahr nach § 3 (5) BBodSchV einfach

abzuwehren?

Detailuntersuchung• Transferverhalten

• Expositionsbetrachtung• Abgrenzen der Fläche nach

Außen und Innen• Einzelfallbezogene Bewertung

Schädliche Boden-veränderung oder Altlast?

Maßnahmen zur Gefahrenabwehr, ggf.abstimmen mit Maßnahmen nach Fut-

termittelrecht.Bei landwirtschaftlicher Nutzung im Ein-vernehmen mit der landwirtschaftlichen

Fachbehörde.

Maßnahmen nach Fut-termittelrecht,

ggf. abstimmen mit Bo-denschutzmaß-

nahmen

Überschreiten der Beurteilungswerte für

Schutzgut Tiere?

Einschalten des zuständigenstaatlichen Lebensmittelüber-wachungs- und Veterinäram-tes; ggf. ergänzende, reprä-

sentative Untersuchungen vonFutterpflanzen

Keine Maßnahmen nach Futtermittelrecht

notwendig

Einfache Mittel sind zuergreifen,

ggf. abstimmen mitMaßnahmen nach Futtermittelrecht

ja ja

ja

ja

nein

nein

nein

nein

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38 ALTLASTEN

Konkrete Anhaltspunkte für das Vorliegen einerschädlichen Bodenveränderung oder Altlast sind:

– Prüf- bzw. Maßnahmenwertüberschreitung nachBBodSchV am Beurteilungsort,

– bei fehlenden Prüf- bzw. Maßnahmenwerten: an-dere Beurteilungswerte, insbes. gem. Bundesan-zeiger (1999) abgeleitete Werte,

– bekannte Bodenbelastungen an vergleichbarenStandorten, z.B. bekannte schädliche stofflicheBodenveränderungen in anderen Auenabschnit-ten des gleichen Gewässersystems,

– Nahrungspflanzen und tierische Nahrungsmittel,deren Belastungen auf stoffliche Bodenbelastun-gen zurückzuführen sind, mit Überschreitungender zulässigen Höchstgehalte nach EU-Kontami-nanten-Verordnung *,

– Futterpflanzen, deren Belastungen auf stofflicheBodenbelastungen zurückzuführen sind, mit Über-schreitungen der zulässigen Höchstgehalte nachFMV *.

* sofern Untersuchungsergebnisse vorliegen, können diese

zur Bewertung mit herangezogen werden

Zum Abschluss der orientierenden Untersuchungensind folgende Bewertungsergebnisse möglich:– Der Verdacht auf schädliche Bodenveränderun-

gen ist insbesondere dann als ausgeräumt anzu-sehen, wenn Prüfwerte für aktuelle Nutzungenund alle planungsrechtlich zulässige Nutzungsal-ternativen unterschritten werden. Daraus folgt,dass die Fläche aus dem Verdacht entlassen wer-den kann. Damit schließt die Untersuchung undBewertung der Fläche unmittelbar ab, es sindkeine weitergehenden Arbeiten notwendig.

– Wird der Verdacht im Hinblick auf die aktuellenoder die planungsrechtlich zulässigen Nutzungendurch Prüf- oder Maßnahmenwertüberschreitun-gen oder sonstiger konkreter Anhaltspunkte er-härtet, dann ist nach § 3 Abs. 5 Satz 2 BBodSchVzuerst zu überprüfen, ob von einer Detailuntersu-chung abgesehen werden kann. Dies ist der Fall,wenn die von einer schädlichen Bodenverände-rung oder einer Altlast ausgehenden Gefahren, er-heblichen Nachteile oder erheblichen Belästigun-gen nach Feststellung durch die untere Boden-schutzbehörde mit einfachen Mitteln abgewehrtoder sonst beseitigt werden können (z.B. durchAuswahl geeigneter Ernteverfahren, Umstellungvon Weiden- auf Wiesennutzung, Ausgrenzungvon belasteten Bereichen). Ist dies nicht der Fall,dann sind Detailuntersuchungen zu veranlassen.

• Detailuntersuchung

Das Ziel der Detailuntersuchung besteht in erster Li-nie darin, das Ausmaß der Bodenbelastung festzu-stellen sowie eine Abschätzung des Schadstoffge-

haltes in der Pflanze bzw. in Pflanzenteilen vorzu-nehmen. Darauf aufbauend kann die Größenordnungder Exposition des Menschen beim Verzehr schad-stoffbelasteter Nahrungspflanzen bzw. des Tieres beider Aufnahme schadstoffbelasteter Futterpflanzen(inklusive Bodenaufnahme) abgeschätzt werden.

Nach § 9 Abs. 2 BBodSchG kann die Bodenschutz-behörde beim Vorliegen konkreter Anhaltspunkte dienotwendigen Untersuchungen zur Gefährdungsab-schätzung anordnen. Sieht die Behörde von dieserMöglichkeit ab, dann hat sie selbst die Detailuntersu-chung vorzunehmen oder kann sie an Gutachter bzw.Sachverständige als Auftragsarbeit vergeben.

Die konkret in diesem Kontext durchzuführenden Un-tersuchungsschritte sind in der BBodSchV nicht ex-plizit aufgeführt. In den Anforderungen an die Detail-untersuchungen werden jedoch die folgenden zweiAspekte betrachtet:

– Das Ausmaß und die räumliche Verteilung derSchadstoffgehalte sind abschließend zu ermitteln.

– Art und Ausmaß der von einer schädlichen Bo-denveränderung oder Altlast ausgehenden Schutz-gutgefährdung sind in bezug auf die Wirkungs-pfade Boden-Pflanze bzw. Boden(-Pflanze)-Tierabschließend festzustellen, wobei auch Aussagenüber pflanzenverfügbare Schadstoffanteile ermög-licht werden sollen.

Als grundsätzliche Zielsetzung der Detailuntersu-chung kann somit festgehalten werden, dass jeweilsdie in den Standardszenarien der Prüfwertableitungverwendeten Annahmen und Kriterien auf den Ein-zelfall zu beziehen und gegebenenfalls anzupassensind. Hierbei ist zu differenzieren in:

– Untersuchungen am Boden (Donator). Diese um-fassen boden- und stoffbezogene Untersuchun-gen, wie beispielsweise die Ermittlung der Mobi-lität bzw. Mobilisierbarkeit von Schadstoffen zurBestimmung des pflanzenverfügbaren Anteils.

– Untersuchungen zum Stoffübergang (Transmis-sion). Hierbei sind Transferabschätzungen in be-zug auf den Übergang Boden-Pflanze vorzuneh-men, die auf Grundlage der physikalisch-chemi-schen Gegebenheiten des Bodens, des Schad-stoffinventars und der jeweils bewertungsrelevan-ten Pflanzenarten bzw. Pflanzenteile durchzu-führen sind.

– Untersuchungen an der Pflanze (Akzeptor). AlsZiel wird hierbei die direkte Bestimmung derSchadstoffbelastung am Schutzgut verfolgt. Umzu verallgemeinerbaren und in der Prognose ver-lässlichen Daten zu kommen, sind u.a. pflanzen-physiologische, anbaubedingte und vegetations-zeitbedingte Aspekte zu berücksichtigen.

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39UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

Wirkungspfade Boden-Pflanze und Boden(-Pflan-ze)-Tier keine Gefahren, erheblichen Nachteileoder erheblichen Belästigungen ergeben. Darausfolgt, dass die Fläche hinsichtlich der bewertetenNutzung aus dem Verdacht entlassen werdenkann. Damit schließen die Untersuchung und Be-wertung der Fläche ab. Gegebenenfalls sindFlächen mit erhöhten Schadstoffgehalten einemMonitoring zu unterstellen.

– Wird der Verdacht für die Wirkungspfade Boden-Pflanze und Boden(-Pflanze)-Tier bestätigt, dannsind Maßnahmen zur Gefahrenabwehr hinsicht-lich ihrer Notwendigkeit und Angemessenheit zuprüfen und ggf. zu ergreifen. Im Falle landwirt-schaftlich genutzter Flächen ist mit der landwirt-schaftlichen Fachbehörde Einvernehmen herbei-zuführen.

• Nicht nach BBodSchV geregelte Parameter

In der BBodSchV sind nur für die Parameter Arsenund ausgewählte Schwermetalle (Blei, Cadmium,Kupfer, Nickel, Quecksilber, Thallium, Zink) sowieBenzo(a)pyren als Vertreter der PAK und PCB fürGrünlandnutzung Prüf- und Maßnahmenwerte fixiert.

Nach § 4 Abs. 5 BBodSchV gilt, dass für die erforderli-che Bewertung der bislang nicht geregelten Parameterdie bei der Prüf- und Maßnahmenwertableitung ver-wendeten Methoden und Maßstäbe zu berücksichtigensind, wobei auf die entsprechende Bekanntmachungim Bundesanzeiger (BMJ 1999) verwiesen wird.

2.5.2 Maßnahmen zur Gefahren-abwehr sowie Handlungsempfehlungen

Sofern sich im Rahmen der standörtlichen Untersu-chungen und Bewertungen herausstellt, dass überden Wirkungspfad Boden-Pflanze erhebliche Schad-stoffaufnahmen beim Verzehr (Haus- und Kleingär-ten, Ackerbau) bzw. beim Verfüttern (Grünland, Fut-teranbau)

• zu besorgen sind (➾ Vorsorgebereich)bzw.

• zu erwarten sind oder auftreten (➾ Gefahrenbe-reich),

sind geeignete Maßnahmen zur Vorsorge oder Ge-fahrenabwehr zu ergreifen, die den standörtlichenGegebenheiten Rechnung tragen. Dabei ist das Prin-zip der Verhältnismäßigkeit der Mittel zu wahren.

Nach BBodSchV sind zur Gefahrenabwehr Schutz-und Beschränkungsmaßnahmen sowie Sanierungs-maßnahmen zu differenzieren. In diesem Zusam-

Die Untersuchungs- und Bewertungsschritte für denWirkungspfad Boden-Pflanze gelten auch für denWirkungspfad Boden(-Pflanze)-Tier. Jedoch müssendie Arbeitsschritte auf die spezifischen Bedingungendes Schadstofftransfers vom Boden über die Pflanzebis zum Tier abgestimmt werden. Neben dem Schad-stofftransfer über den systemischen Pfad und denLuftpfad ist der Verschmutzungspfad von besondererRelevanz. So wird die Schadstoffaufnahme der Nutz-tiere weitgehend durch den Verschmutzungspfadverursacht. Praxisuntersuchungen haben gezeigt,dass Futtermittel in Abhängigkeit vom Tierhaltungs-und Fütterungsverfahren sowie der eingesetzten Ern-tetechnik mit Bodenbeimengungen von bis zu 10Gew.-% verschmutzt sein können.

Im Rahmen der Detailuntersuchung sind unter ande-rem folgende Aspekte beim Wirkungspfad Boden(-Pflanze)-Tier zu berücksichtigen:

– Nutztierarten: Nutztierarten reagieren unterschied-lich empfindlich auf Schadstoffbelastungen (z.B.Empfindlichkeit von Schafen gegenüber erhöhtenCu-Gehalten im Futter).

– Haltungssysteme: Die verschiedenen Nutztierar-ten werden zumeist auch unterschiedlich gehal-ten. Das Haltungssystem hat Einfluss auf dieSchadstoffaufnahme. Alle Freilandhaltungssys-teme bewirken höhere Aufnahmeraten von Bodenmit dem Futter, so dass der Verschmutzungspfadim Vergleich zu Stallhaltungssystemen eine grö-ßere Rolle spielt. Weidehaltung ist v.a. für Rinderund Schafe relevant.

– Fütterungsverfahren und Futterzusammenset-zung: Futtermittel unterscheiden sich hinsichtlichihrer Schadstoffgehalte zum Teil sehr deutlich.Wiesenaufwuchs und Ackerfutter sind grundsätz-lich geringer verschmutzt als Weidenaufwuchs.Mais ist aufgrund seiner Wuchseigenschaften ge-ringer verschmutzt als bodennah wachsende Fut-termittel (z.B. Gras, Luzerne, Futterrüben).

– Verschmutzungsgrad des Futters: Bei Gründland-futter sollte im Regelfall bei der Abschätzung derSchadstoffbelastung von Nutztieren mit einemmittleren Verschmutzungsanteil von 3 % des KW-extrahierbaren Bodengehaltes ausgegangen wer-den. Nur bei konkreten Hinweisen auf deutlich an-dere Bedingungen können bei der Bewertung ab-weichende Verschmutzungsanteile zur Gefah-renbeurteilung herangezogen werden.

Folgende Bewertungsergebnisse stehen am Endeder Detailuntersuchung:

– Der Verdacht auf schädliche Bodenveränderun-gen ist als ausgeräumt anzusehen, wenn dieTransfer- und Expositionsbetrachtungen für die

Literatur Seite 211

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40 ALTLASTEN

menhang sind auch Nutzungs- und Handlungsemp-fehlungen zu berücksichtigen, die insbesondere fürden Bereich der Klein- und Hausgärten praktischeRelevanz haben können.

• Maßnahmen zur Gefahrenabwehr

o Schutz- und BeschränkungsmaßnahmenSchutz- und Beschränkungsmaßnahmen verhindernoder vermindern die Gefahren, erheblichen Nachteileoder erheblichen Belästigungen aufgrund schädli-cher Bodenveränderungen oder Altlasten, beseitigensie jedoch nicht.

Bei landwirtschaftlich genutzten Flächen kommennach BBodSchV vor allem Schutz- und Beschrän-kungsmaßnahmen in Betracht. Für die Auswahl vonSchutz- und Beschränkungsmaßnahmen anstelle vonSanierungsmaßnahmen sprechen vor allem Kosten-und Praktikabilitätsüberlegungen. Folgende Maß-nahmenkomplexe sind insbesondere möglich:

– Anpassungen der Nutzung (Auswahl der An-baufrüchte oder Wiesen- statt Weidennutzung),

– Anpassungen der Bewirtschaftung von Böden(Bearbeitungsintensität oder Saatverfahren, z.B.Mulchsaat statt Blanksaat),

– Veränderungen der Bodenbeschaffenheiten (z.B.Kalkungen zur pH-Wert Anhebung).

Mit der zuständigen landwirtschaftlichen Fach-behörde ist Einvernehmen herbeizuführen. Für dennicht landwirtschaftlichen Nutzpflanzenanbau sindprinzipiell die gleichen Schutz- und Beschränkungs-maßnahmen möglich wie für die Landwirtschaft.

o SanierungsmaßnahmenIm Zusammenhang mit den Wirkungspfaden Boden-Pflanze und Boden(-Pflanze)-Tier sind Sanierungs-maßnahmen in Dekontaminations- und Sicherungs-maßnahmen aufzuteilen. Dabei zielen Dekontamina-tionsmaßnahmen auf die Beseitigung oder Ver-ringerung der Schadstoffe ab, wohingegen Siche-rungsmaßnahmen eine Ausbreitung bzw. einen un-erwünschten Transfer der Schadstoffe langfristig ver-hindern oder vermindern.

Bei nicht landwirtschaftlichen Nutzungen wie Klein-und Wohngärten sind bevorzugt Dekontaminierungs-und Sicherungsmaßnahmen anzuwenden. Insbeson-dere folgende Maßnahmenkomplexe bieten sich an:

– Anlegen einer dauerhaften bodendeckenden Ve-getationsdecke,

– Bodenauftrag,– Bodenaustausch und– Versiegelung.

Zur Wahrung der Verhältnismäßigkeit sind auf nichtlandwirtschaftlichen Nutzflächen beim Vorliegenschädlicher Bodenveränderungen oder Altlasten ne-ben den aufgeführten Sanierungsmaßnahmen häufigauch Schutz- und Beschränkungsmaßnahmen aus-reichend.

• Handlungs- und Nutzungsempfehlungen

Bei der Betrachtung des Nutzpflanzenanbaus für denEigenverzehr sind bei erhöhten Schadstoffgehaltenim Boden unterhalb der Gefahrenschwelle aus Vor-sorgegründen auch Handlungs- und Nutzungsemp-fehlungen zu erwägen:

– Empfehlungen in Bezug auf bodenspezifischeEinflussgrößen (z.B. pH-Wert; organische Sub-stanz),

– Empfehlungen zur Bodenbewirtschaftung (z.B.Mulchen),

– Empfehlungen zur küchentechnischen Aufberei-tung (Reduzieren des Schadstofftransfers zumMenschen),

– Anbauempfehlungen (nach Arten und Sorten),– Empfehlungen zur Anlage von Hochbeeten mit ge-

eignetem Substrat sowie– Information und Kommunikation mit den Nutzern.

Beim Rückgriff auf vorgenannte Empfehlungen mussjedoch bedacht werden, dass sie 1. einen hohennachsorgenden Aufwand bedingen, dass sie 2.schwer zu kontrollieren sind und 3. selbst bei an-fänglich erfolgreicher Umsetzung der Empfehlungenim Laufe der Zeit durch Gewöhnungsprozesse undProblemverdrängung von den Empfehlungen immerweiter abgewichen wird (LUA 2000).

• Übersicht praxisrelevanter Maßnahmen

In der folgenden Übersicht sind praxisrelevante Maß-nahmen nutzungsbezogen zusammengestellt. DieMaßnahmen wurden auf ihre Anwendbarkeit über-prüft, ergänzt und hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit be-wertet.

Zur besseren Handhabung sind die aufgeführtenMaßnahmen nach Nutzungsunterschieden und Wirk-samkeit für die beiden Schadstoffgruppen Schwer-metalle und Organika unterteilt.

Es werden nur gut bis sehr gut umsetzbare einge-stufte Maßnahmen aufgeführt und kurz beschrieben.

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Maßnahmen für die Wirkungspfade Boden-Pflanze (B-P) und Boden(-Pflanze)-Tier (B-P-T)

I. Gärtnerische Nutzung (Nutzgarten)

41UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

Nutzung Schadstoffe Maßnahmen Bewertung Pfad

I. Schutz- und BeschränkungsmaßnahmenBewirtschaftungsanpassung- Einschränkung des Anbaus mäßig bis stark

schadstoffanreichernder Nahrungspflanzenartenund -sorten

- Schutzmaßnahmen gegen Verschmutzung(Lochmatten, Mulch, Stroh, Folien für bodennahwachsendes Gemüse und Früchte)

Nutzungsanpassung- Verringerung der Anbaufläche für Gemüse und

Früchte- Umstellung auf Anbau von bodenfern wachsen-

dem Obst- Umstellung Nutzgarten in Ziergarten- Anlage von Hochbeeten

II. SanierungsmaßnahmenDekontaminationsmaßnahmen- Bodenaustausch

Sicherungsmaßnahmen- Verringern der Pflanzenverfügbarkeit durch:* Optimierung des pH-Wertes (z.B. Kalkung) * Zugabe von Sorptionsträgern (z.B. Kalk, Eisen-

oxide, tonhaltige Substrate, organische Sub-stanz)

- Bodenauftrag

III. Nutzungs- und Handlungsempfehlungen- Anweisung zur küchentechnischen Auf- und Zu-

bereitung (Waschen, Putzen, Schälen etc.)

sehr gut

sehr gut

gut

gut

gutsehr gut

sehr gut

gut bis sehr gut

sehr gut

gut

B-P

B-P

B-P

B-P

B-PB-P

B-P

B-P

B-P

B-P

vor allem SM; Organika

vor allem nicht flüch-tige Organika; SM

SM; OrganikaSM; OrganikaSM; OrganikaSM; Organika

SM; Organika

vor allem SM; Organika

SM; Organika

SM; Organika

Anbau von Nutzungs-pflanzen

II. Ackernutzung

Nutzung Schadstoffe Maßnahmen Bewertung Pfad

I. Schutz- und BeschränkungsmaßnahmenBewirtschaftungsanpassung- Einschränkung des Anbaus mäßig bis stark

schadstoffanreichernder Nahrungspflanzenartenund -sorten

- Anpassen der Erntetechnik um Verunreinigun-gen des Erntegutes mit Bodenmaterial zu redu-zieren (kein zu tiefer Schnitt etc.)

- Anpassen des Erntezeitpunktes: Keine Ernte un-mittelbar nach aktuellen (Staub-)Immissions-oder Überschwemmungsereignissen, sondernnach Niederschlägen oder Beregnungen, welcheeine ausreichende Reinigung der Pflanzenober-fläche gewährleisten

- Verminderung der Schadstoffgehalte im Tierfut-ter durch Verfütterung von Maiskolbenschrotsi-lage statt Silomais

- Keine Gabe von belasteten Futtermitteln anTiere mit hoher Schadstoffempfindlichkeit (z.B.bei einer Cu-Belastung nicht an Schafe)

- Zur Unterbrechung der Nahrungskette: Anbau-verbot für Futterpflanzen und Anbau von Nach-wachsenden Rohstoffen oder anderer Nicht-Fut-terpflanzen

II. SanierungsmaßnahmenSicherungsmaßnahmen- Verringern der Pflanzenverfügbarkeit der Schad-

stoffe durch:* Überprüfen und ggf. Erhöhen des pH-Wertes(Kalkung)

vor allem SM; Organika

SM; Organika;

SM; Organika

SM; Organika

SM; Organika

SM; Organika

SM

SM

Anbau von Nutzpflanzen(Nahrungs- undFutterpflanzen)

sehr gut

sehr gut

sehr gut

sehr gut

gut

gut

sehr gut

gut

B-P

B-P-T

B-P; B-P-T

B-P-T

B-P-T

B-P-T

B-P, B-P-T

B-P, B-P-T

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42 ALTLASTEN

III. Grünlandnutzung

Nutzung Schadstoffe Maßnahmen Bewertung Pfad

Weidenutzung

SM; Organika

SM; Organika

SM; Organika

SM; Organika

SM; Organika

SM; Organika

I. Schutz- und BeschränkungsmaßnahmenBewirtschaftungsanpassung- Anpassen der Beweidung: Keine Beweidung un-

mittelbar nach aktuellen (Staub-)Immissions-oder Überschwemmungsereignissen, sondernnach Niederschlägen oder Beregnungen, welcheeine ausreichende Reinigung der Pflanzenober-fläche gewährleisten

- Produktionsanpassung: z.B. Umstellung vonMilchproduktion auf ausschließliche (Muskel-)Fleischproduktion

- Keine Dauerbeweidung, statt dessen Zukauf undVerschnitt betriebsfremder, unbelasteter Futter-mittel mit den betriebseigenen, belasteten Futter-mitteln

- Wiesen- statt Weidenutzung um den Verschmut-zungspfad zu reduzieren

- Vermeiden von Grasnarbenschäden durch* Beweidung nur bei ausreichendem Aufwuchs* kein zu hoher Viehbesatz* kurze Beweidungszeiten bei nasser Witterung

- Ausgrenzen/Abzäunen von Senken (Schadstoff-akkumulationsbereichen)

sehr gut

sehr gut

gut

sehr gut

sehr gutsehr gutsehr gutsehr gut

B-P-T

B-P-T

B-P-T

B-P-T

B-P-TB-P-TB-P-TB-P-T

SM; Organika

SM; Organika

* Zugabe von Sorptionsträgern (z.B. Kalk,Eisenoxide oder tonhaltige Substrate)

- Vermeiden des Abbaus organischer Bodensub-stanz und von Mineralisationsschüben durch:* Ausreichende Humusversorgung (Humusbi-lanz)* Konservierende Bodenbearbeitung

gut

gut

B-P, B-P-T

B-P, B-P-T

II. Ackernutzung (Fortsetzung)

Nutzung Schadstoffe Maßnahmen Bewertung Pfad

Wiesen-/Schnitt-nutzung

SM; Organika

SM; Organika

SM; Organika

SM

I. Schutz- und BeschränkungsmaßnahmenBewirtschaftungsanpassung- Anpassen der Erntetechnik um Verunreinigun-

gen des Erntegutes mit Bodenmaterial zu redu-zieren (kein zu tiefer Schnitt etc.)

- Anpassen des Erntezeitpunktes: Keine Ernte un-mittelbar nach aktuellen (Staub-)Immissions-oder Überschwemmungsereignissen, sondernnach Niederschlägen oder Beregnungen, welcheeine ausreichende Reinigung der Pflanzenober-fläche gewährleisten

- Zur Unterbrechung der Nahrungskette: Nut-zungsaufgabe

II. SanierungsmaßnahmenSicherungsmaßnahmen- Verringern der Pflanzenverfügbarkeit der SM

durch Überprüfen und ggf. Erhöhen des pH-Wer-tes (Kalkung) (Wegen besonderer Relevanz desVerschmutzungsrisikos nur eingeschränkt wirk-sam.)

sehr gut

sehr gut

gut

mittel - gut

B-P-T

B-P-T

B-P-T

B-P-T

SM; Organika

SM; Organika

SM

- Ausgrenzen/Abzäunen von Wasserlöchern /Viehtränken an Gewässern zur Vermeidung di-rekter Bodenaufnahme

- Zur Unterbrechung der Nahrungskette: Nut-zungsaufgabe

II. SanierungsmaßnahmenSicherungsmaßnahmen- Verringern der Pflanzenverfügbarkeit der SM durch

Überprüfen und ggf. Erhöhen des pH-Wertes (Kal-kung) (Wegen besonderer Relevanz des Ver-schmutzungsrisikos nur eingeschränkt wirksam.)

sehr gut

gut

mittel - gut

B-P-T

B-P-T

B-P-T

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43UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

Literatur Seite 211

Überblick über die vonRückbau- und Altlas-tensanierung betroffe-nen Standorte der Braunkohlenveredlungin der brandenburgi-schen Lausitz (Quelle:LMBV, LänderbereichBrandenburg)

2.6 Altlasten des LausitzerBraunkohlenbergbaus

Im Rahmen des „Ökologischen Großprojektes zurBraunkohlensanierung“ werden Altlasten und schäd-liche Bodenverunreinigungen, die im Bergbau und inVeredlungsanlagen der ehemaligen Braunkohlen-kombinate der DDR entstanden sind, saniert und de-ren Flächen wieder nutzbar gemacht.

Die Rechtsgrundlage für die Finanzierung wurde imzweiten ergänzenden Verwaltungsabkommen überdie Finanzierung der Braunkohlensanierung (VA IIIBraunkohlensanierung) geregelt [1]. Inhalt der Maß-nahmen des Verwaltungsabkommens III sind:

• die Planung und Durchführung von Maßnahmenzur Abwehr von Gefährdungen im Zusammenhangmit dem Wiederanstieg des Grundwassers,

• die Erhöhung des Folgenutzungsstandards sowie

• Regelungen für den Risikofall, dass nach ord-nungsgemäßer Stilllegung nochmals Gefahrenauftreten.

Altlasten i.S. des Bundes-Bodenschutzgesetzes(BBodSchG) sind stillgelegte Abfallbeseitigungsanla-gen, sonstige Grundstücke auf denen Abfall abgela-gert wurde (Altablagerungen) und Grundstücke still-gelegter Anlagen sowie sonstige Grundstücke, aufdenen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen

worden ist (Altstandorte), durch die schädliche Bo-denveränderungen oder sonstige Gefahren für denEinzelnen oder die Allgemeinheit hervorgerufen wer-den.

Im Rahmen der Sanierung und der Wiedernutzbar-machung der ehemaligen Standorte der Braunkohle-veredlung und Braunkohlegewinnung in der Lausitzund Mitteldeutschland wird der Altlastbegriff mit an-deren, umfassenderen Inhalten belegt, die im Zu-sammenhang mit dem Bundesberggesetz gesehenwerden müssen. Danach ist der Bergbautreibendeverpflichtet, u. a. gemäß § 55 BBergG, Vorsorge fürdie Wiedernutzbarmachung und die Abwehr von Ge-fahren aus bergbaulicher Tätigkeit zu treffen.

Die Braunkohlesanierung i.S.d. Verwaltungsabkom-mens III Braunkohlesanierung umfasst dabei u.a. fol-gendes Aufgaben- und Leistungsspektrum:

• berg- und geotechnische Sicherung und Gestal-tung der Tagebaue und Restlöcher (einschließlichzugehöriger Rekultivierungen und Renaturierun-gen),

• Standortsanierung von Veredlungsanlagen (Brikett-fabriken, Kraftwerke und Kesselhäuser, Schwele-reien, Kokereien, Gaswerke und Deponien),

• Behandlung von Altlasten i.S. des Bundes-Boden-schutzgesetzes und

• wasserhaushaltliche Sanierung mit dem Schwer-punkt der Restlochflutungen

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44 ALTLASTEN

Quelle: Dr. Beerbalk, Ingenieur-Technische Projekte für Umwelt, Altlasten und Entsorgung im Auftrage der LMBV

Entwässerung eines Umlagerungsbauwerkes: Ringgrabensystem in der Bauphase, Großprojekt KokereiLauchhammer, Foto: Archiv TZ

Sanierungsgelände des Industriestandortes SchwarzePumpe, grenzüberschreitend Brandenburg und Sach-sen, Foto: LMBV, P. Radke

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45UMWELTDATEN BRANDENBURG 2005

Fremdgutachter bei der Prüfung einer Oberflächenabdichtung, Versuchsfeld

Abproduktenhalde Terpe, Foto: Archiv TZ

Flächenhaft ausgedehnte bzw. inhaltlich vielschich-tige Projekte werden in der Regel in örtlich, sachlichund zeitlich getrennte Teilprojekte gegliedert. Für Teil-projekte ist es üblich, auch Teil-Betriebspläne zu er-stellen. Ungeachtet dessen ist bei der fachtechni-schen Bewertung von Teilprojekten die Kenntnis dermeist über mehrere Jahre hinweg laufenden Planun-gen des Gesamtprojektes notwendig, um die zeitlicheReihenfolge, fachliche Einbindung u.a. Abhängigkei-ten berücksichtigen zu können.

Durch den Steuerungs- und Budgetausschuss wirdeingeschätzt, dass gegenwärtig etwa 40 % der berg-baulichen Altlasten im Sinne des BBodSchG saniertworden sind. Einen Überblick über die bisher geleis-teten Arbeitsumfänge, die Arbeitsmethodiken, dieauftretenden Probleme und künftigen Arbeitsschwer-punkte wird in [5, 6] gegeben.

Schwerpunkte der gegenwärtigen Tätigkeit sind ne-ben den permanent anfallenden Themen wie Altlas-tenbewertung und der Bewertung von Sanierungs-maßnahmen in zunehmendem Maße die Beurteilungvon worst-case-Szenarien, die Auswirkungen desflächenhaften Grundwasserwiederanstiegs auf dieAltlasten und die Entlassung von sanierten Flächenaus der Bergaufsicht.

Die Braunkohlesanierung wird durch wissenschaft-lich-technische und forschungsseitige Arbeiten derLMBV und des BMBF unterstützt.

Die Planung der Braunkohlensanierung erfolgt inBrandenburg durch die gemeinsame LandesplanungBerlin-Brandenburg ( GL) [2]. Die Projektträgerschaftund das Management liegen in den Händen der Lau-sitzer- und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsge-sellschaft mbH (LMBV). Diese ist Eigentümerin dernicht privatisierungsfähigen Braunkohlenbetriebeund von Bund und Ländern mit der bergrechtlichenPflicht zur Wiedernutzbarmachung der ehemals berg-baulich genutzten Flächen beauftragt [3]. Die Zulas-sung der erforderlichen Maßnahmen erfolgt in Formvon Bergbaubetriebsplänen gemäß BBergG [4].

Durch das Landesumweltamt werden dazu Fachstel-lungnahmen abgegeben. Für den Bereich Boden-schutz/Altlasten werden pro Jahr für ca. 40 – 50 Ein-zelprojekte Stellungnahmen erarbeitet:

Jahr 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

bear-

beitete 42 32 26 34 83 49 35

Projekte