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10/2011 60. Jahrgang Kirchenbote der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen www.kirchenbote-sg.ch Bäume Bäumiges Leben Die Schule der Bäume Der Kantonsförster «Wer Gott vertraut, ist wie ein Baum, gepflanzt am frischen Wasser, und seine Blätter verwelken nicht.» Psalm 1

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10/2011 60. Jahrgang

Kirchenboteder Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St.Gallen www.kirchenbote-sg.ch

Bäume

Bäumiges LebenDie Schule derBäumeDerKantonsförster

«Wer Gott vertraut, ist wie ein Baum,gepflanzt am frischenWasser,und seine Blätter verwelken nicht.»Psalm 1

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Liebe Leserin,lieber Leser

Wie in der Mitte des Dorfes eine Kircheoder inmitten der Stadt eine Grossbanksteht – quasi als Bezugspunkt, so stan-den inmitten des Paradieses zwei Bäu-me, je verschiedene Lebensentwürfemarkierend: der Baum des Lebens undder Baum der Erkenntnis von Gut undBöse – wobei die Früchte des einen zumLeben, die des andern zum Tode führensollten, so die Warnung Gottes.Doch die Schlange wusste es besser:«Mitnichten werdet ihr sterben. Son-dern Gott weiss, dass euch die Augenaufgehen werden und dass ihr wie Gottsein und Gut und Böse erkennen werdet,sobald ihr davon esst.» Der Fortgangder Geschichte ist bekannt. Adam undEva kosteten die verbotene Frucht undwurden aus demParadies vertrieben.

Damals reagierte Gott etwas ungehalten:«Sieh, derMensch ist gewordenwie un-sereiner, dass er Gut und Böse erkennt.Dass er nun aber nicht seine Hand aus-strecke und auch noch vomBaumdesLebens nehme und esse und ewig lebe!»Zur Sicherheit liess Gott den EingangzumParadies von einemKerubimmitflammendemSchwert bewachen –wohlzu Recht, denn zuerst sollte derMenschlernen,mit demWissen umGut undBöseumzugehen, es nicht zur Arroganz undgegen die Schöpfung zu nutzen.

Im Laufe derWeltgeschichtemuss Gottaber seine Pläne geändert haben. Jesuszeigt uns ein anderes Gottesbild. Heim-kehr zu Gott ist möglich. Der verloreneSohn, der sein Erbe verprasst hat undbei den Schweinen landet, erinnert sichan seinen Vater und kehrt um. Mit einemFest wird er freudig aufgenommen.«Heut schliesst er wieder auf die Türzum schönen Paradeis …» heisst es imAdventslied, und in Apokalypse 2, 7verheisst der Auferstandene: «Wer denSieg erringt, demwerde ich zu essengeben vomBaum des Lebens, der imParadies Gottes steht.»So werden uns die beiden Bäume inneuerWeise zumBezugspunkt, indemsich «Leben» und «Wissen» nicht mehrausschliessen, sondern heilsam durch-dringen – Gott sei Dank. AS

Im Anfang

Bäumiges LebenBesinnung zu Psalm 1

«Der ist wie ein Baum, anWasserbächen

gepflanzt: Er bringt seine Frucht zu seiner

Zeit, und seine Blätter welken nicht. Alles,

was er tut, gerät ihm wohl.» Psalm 1, 3

Das Schweizerdeutsche kennt bemerkens-

werte Sprachblüten. Eine ist das Wort

bäumig.Wenn etwas bäumig ist, dann ist

es wunderbar. Und dass das Leben auf

Bäumen etwas Wunderbares ist, weiss je-

des Kind.

Wie ein BaumIn Psalm 1 dient der Baum als Symbol für

eine reichlich gesegnete Person. Das ist

nicht überraschend.Die Dauerhaftigkeit,

Majestät und Fruchtbarkeit von Bäumen

laden dazu ein. Folglich finden wir auch

in der Bibel manch detailgetreuen Ver-

gleich zwischen Baum und Mensch. So

imHohelied,demalttestamentlichenLie-

besgedicht, wo eine junge Frau ihren Ge-

liebten mit den Worten beschreibt: «Wie

der Apfelbaum unter den Bäumen des

Waldes, so ist mein Geliebter unter den

anderen Burschen.» Hld 2, 3

Demgegenüber gestaltet Psalm 1 seine

Baumpoesie nüchtern. Der Vergleich

Mensch-Baum ist hier sehr offen gestaltet.

Was der Psalmdichter dagegennicht offen,

sondern mit aller Unmissverständlichkeit

formuliert, ist die Unterscheidung zwi-

schen Gedeihen und Verderben, die den

Rahmen des Vergleiches von Mensch und

Baum bildet. «Wohl dem, der nicht dem

Rat der Frevler folgt, und nicht auf den

Weg der Sünder tritt, noch sitzt im Kreis

der Spötter, sondern seine Lust hat am

Gesetz des Herrn und sinnt über seinem

Gesetz Tag undNacht.» (Psalm 1, 1–2)

Die beiden WegeKurz unddeutlichwird hier festgestellt: Es

gibt Dinge, die sind lebensfeindlich, und

Dinge, die sind lebensfreundlich. «Die

beiden Wege» lautet daher treffend die

Überschrift über dem 1. Psalm.

Die Beschäftigung mit demWort Got-

tes betrachtet der Psalmdichter als Segen.

«Nimmund lies – es tutDir gut», so könn-

te man prägnant seinen Rat an die Leser

zusammenfassen. AlsEinleitungswort am

Anfang des Psalmenbuches fasst er zu-

sammen, was für die 149 folgenden Psal-

men gelten soll: dass Gottes Wort und

Weisungen unser Gedeihen fördern und

Menschen auf diesemWeg die Robustheit

und dieWürde eines Baumes erlangen.

Doch auch eine andere Realität führt

uns Psalm 1 schonungslos vor Augen: die

Tatsächlichkeit des Verderbens und der

Verfehlung. Die Warnung vor dem Kreis

der Spötter berührt mich vor demHinter-

grund meiner Tätigkeit an der Universität

besonders. Schnöden und Spotten sind

wohl die ältesten akademischen Fächer,

eine Art Kräftemessen des aufgeweckten

Geistes und auch eine intellektuelle Frust-

bewältigung.DemPsalmdichter ist die zer-

setzendeWirkungdes Spottes bekannt,der

keine tragfähige Lebensgrundlage bildet.

Enorme RegenerationskraftDeutlich nimmt der Psalm die Unter-

scheidung des gelingenden und des miss-

lingendenWeges vor. Zu deutlich,wiemir

scheint.UmimBildder zweiWege zublei-

ben: In menschlichen Lebensläufen ver-

laufen diese Wege nicht scharf getrennt,

Gelingendes undMisslingendes wechseln

sich ab und überkreuzen sich. Das ver-

sinnbildlicht gerade der Baumals Lebens-

symbol. Bäumen undMenschen gemein-

sam ist ihre enorme Regenerations- und

Wandlungsfähigkeit. Abgeschlagene Äste

und umgehauene Bäume schlagen Wur-

zeln und spriessen von Neuem, wie auch

Menschen aus tiefenKrisen herausfinden,

neue Lebenskraft finden und aufblühen.

Bäume verkörpern die permanente Neu-

werdung des Lebens unddieNeuwerdung

imLeben.Unddamit symbolisieren sie ei-

ne der wichtigsten christlichen Heilsvor-

stellungen: dass uns Gott immer wieder

den Neuanfang ermöglicht. Bäume und

Menschen haben ihre Wandelbarkeiten

und damit ihre Geschichten. Der eine

Baum amWasserlauf steht daher für viele

Bäume. Er kann eine knorrige Eiche oder

eine elegante Zypresse sein. Er kann mal

im kargenHerbst-,mal im üppigen Früh-

lingsgewand dastehen. Und nun ergibt

sich auch ein Sinn dafür, warum Psalm 1

seine Vorstellung eines Baumes so unspe-

zifisch, so offen gestaltet hat: Es gibt viele

Möglichkeiten des Baumseins. Und somit

viele Möglichkeiten des segensreichen,

bäumigen Lebens.MARKUS ANKER

Editorial

Titelbild: alter BergahornDas Titelbild wie auch die Fotos auf Seiten 3und 4 stammen von der Alp Obergössigen beiEnnetbüel. Fotos: Peter Müller, St.Gallen.

«Bäume verkörpern diepermanente Neuwer-dung des Lebens und dieNeuwerdung im Leben.»

2 Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011

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Thema

Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011 3

Bäume könnenmit spannenden Geschichten verbunden sein

– auch in der Ostschweiz. Da gibt es z.B. die Edelkastanie in

Buriet,die 1847 gepflanztwurde,anlässlich derGründungder

modernen Schweiz. Oder den japanischen Korkbaum an der

St.GallerMuseumsstrasse, einÜberbleibsel des ersten botani-

schen Gartens der Stadt. Oder die alten Bergahorne auf der

Alp Obergössigen im Toggenburg – sie stabilisieren ein Berg-

sturz-Gelände. Wenn man solchen Geschichten nachgeht,

merkt man bald: Bäume haben noch eine tiefere Dimension.

Warum z.B. ist die mächtige Atlas-Zeder auf SchlossWarten-

see so beliebt?Warumbleiben viele Gäste kurz vor ihr stehen?

Ein Antwort könnte sein: Sie spüren, dass der Baum auf den

Punkt bringt, worum es bei den meisten Seminaren und An-

lässen auf Wartensee letztlich geht. Wachsen – blühen –

Früchte tragen.

Den Dingen ihre Zeit lassenDen wohl grössten Eindruck machen alte Bäume. Ein Lebe-

wesen, das 200 Jahre oder noch älter ist und immer am selben

Ort steht – das fasziniert unsMenschen. Bäume, die älter sind

als die moderne Schweiz, die barocke St.Galler Stiftsbiblio-

thek oder die EntdeckungAmerikas.Oft beschränkt sich diese

Faszination allerdings auf die blosse Anzahl Jahre.Dabei gäbe

Die Schule der BäumeBetrachtungen eines Baumgeschichten-SammlersWeltenbaum, Lebensbaum,Paradiesbaum–überBäumegibt es eineFülle vonBildernundGeschichten,MythenundTheorien.Was erzählenkonkreteBäume inunsererRegion?

es noch viel mehr zu staunen. Schon einmässig alter Baum ist

wie eine Insel in der Hektik der Menschenwelt. Stunden? Mi-

nuten? Ein Mausklick? Das ist hier alles belanglos. Der Baum

hat seine eigene Zeit, seine eigenen Rhythmen: Morgen, Mit-

tag undAbend.Frühling, Sommer,Herbst undWinter.Bei ur-

alten Bäumen,mit einemAlter von 600, 1000 oder nochmehr

Jahren, liegt der Fall wieder anders. Sie wirken vielfach wie

bizarre Holzskulpturen, haben etwas Poetisches und Ehr-

furchtgebietendes – und oft auch etwas Unheimliches.

Allgemein könnte man sagen: Vor allem bei den Laubbäu-

men und erst recht im Wald begegnet man den elementaren

Abläufen des Lebens:Wachsen,Blühen,Zerfallen.Abläufe,die

auch für uns Menschen in vielen Bereichen immer noch gel-

ten. Die grosse Krise unserer Gegenwart besteht nicht zuletzt

darin, dass immer weniger Menschen eine Beziehung zu

diesenAbläufen haben. Sie nehmen denDingen ihre Zeit, ver-

fallen der Illusion der totalen Machbarkeit und sofortigen

Realisierbarkeit. Die Dinge können nicht mehr wachsen und

reifen. Das führt dazu, dass immer mehr entgleist: Projekte,

Beziehungen, Menschen … Wie oft wird heute versucht,

sozusagen einen Baum aus demBoden zu stampfen.Oder gar

einen ganzenWald.

Arvenholz und LärchenlichtSpirituelle Erlebnisse und Einsichten sind da nicht weit.

Bäume – und erst rechtWälder – können sie in reichemMas-

se vermitteln. Etwas vom Eindrücklichsten und Anrührends-

ten ist die Sache mit den Knospen. Nebel? Kälte? Winter? Im

Herbst, wenn die Blätter abfallen, sterben die Laubbäume

nicht ab. Sie halten die neuenKnospen schon bereit.Mit einer

Lampe könnte man sie zum Ausschlagen bringen. Das ist

nicht nur botanisch faszinierend.Es kannunsMenschen auch

in schwierigen Lebenssituationen helfen: zu vertrauen, dass

«Schon einmässig alter Baum ist wie eineInsel in der Hektik derMenschenwelt.»

Herbstzauber im Toggenburg. Die alten Bergahorne auf der Alp Obergössigen oberhalb Ennetbüel.

Foto:P

eter

Müller

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4 Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011

etwas Neues kommt – und durchzuhalten, bis es da ist.

Physisch spürbar wird das spirituelle Moment, wenn man

einen Bergwald mit Arven besichtigt, z.B. den Tamangur im

Val S-charl, südlich von Scuol imUnterengadin. Je mehr man

sich zur Baumgrenze hinaufarbeitet, um so abenteuerlicher

sehen die Arven aus.Der Kampf mit der rauen Umwelt – Käl-

te, Sturm,Winter, Steinschlag – hat seine Spuren hinterlassen.

DieWiderstandskraft der Bäume ist fast unheimlich.Manche

halten sich schon ein paar Hundert Jahre hier oben. Das

Besichtigen dieser Bäume tut gut. Ein Ort, der Kraft gibt. Ein

Kraftort. Ein Erlebnis eigener Art ist auch das goldige Herbst-

licht der Lärchen imOberengadin.Als obmandas Labor eines

Alchemisten betritt, der die «Quintessenz des Lebens» destil-

lieren will und dem Ziel schon sehr nahe gekommen ist.Man

spürt es geradezu im Raum, das Leben.

Spiritualität und ÖkologieErahnbar ist die ungeheure Lebenskraft der Natur selbst im

Flachland, mitten im tiefsten Winter. Man steht vor einem

eingeschneiten Kirschbaum und sagt sich: «In einigenMona-

ten hängen hier wieder Kirschen – eigentlich unfassbar.» Das

«grosseNaturtheater der Jahreszeiten»,das in unseren Breiten

Jahr für Jahr über die Bühne geht, ist ein gewaltiges Ereignis.

Es trifft viele Menschen tief, bis ins Innerste. Man wundert

sich nicht, dass sich die Kirche früh bemühte, dieses «Natur-

theater» unter ihre Kontrolle zu bringen und in ihr eigenes

Konzept einzubauen. Bekannte Stichworte sind hier Ostern

undWeihnachten. Im einen Fall geht es um dasWiedererwa-

chen der Natur im Frühling, im andern um die dunkelsten

Wochen des Jahres.

In der Moderne ist zu dieser spirituellen Dimension der

Natur die ökologische gekommen. Wir wissen, dass unsere

Zivilisation der Umwelt nicht guttut. Auch hier spielen die

Bäume eine wichtige Rolle: als Opfer, als Indikator, als

Mahner. Sie relativieren sogar dieGrandiosität und Einmalig-

keit unserer Hightech-Zivilisation. Forstleute weisen z.B.

darauf hin,dass ohneunsMenschenheuteweiteTeile Europas

von Buchenwäldern bedeckt wären – reinen oder gemischten.

Wir leben letztlich in einer grossenWaldlichtung.

Erlebnisse und BegegnungenWie weit man all diese Dinge in Worte fassen soll, ist eine

schwierige Frage.Vielleicht verbaut man sich den Zugang da-

zu, wennman zu schnell mit fertigen Begriffen und Theorien

bei der Hand ist. Vielleicht ist es besser, wenn man sich das

alles in konkreten Erlebnissen und Begegnungen «erarbeitet»

– ohne immer gleich ans keltische Baumhoroskop zu denken

oder ein Fachbuch über die «Mythologie der Bäume» zu kon-

sultieren. Wenn man das über Jahre macht, werden die Bäu-

me,wird dieNaturmit der Zeit zu einerArt «Resonanzraum»,

ja fast zu einer Art Gesprächspartner.

Ergänzungen dazu bieten Kunstwerke, Bücher oder Filme.

Man kann hier spannende Entdeckungen machen, z.B. in

John Fords Sozialdrama «Die Früchte des Zorns» (1940), der

Verfilmung von John Steinbecks berühmtemRoman. In einer

Szene erklärt dort der Prediger Casey der Hauptfigur, wie er

seinen Glauben verloren und den Job an den Nagel gehängt

hat. Während seiner Erzählung steht er die ganze Zeit vor

einem Baum, in dessen Blättern ein sanfter Wind weht.

Irgendwann merkt man als Zuschauer: Nein, dieser Prediger

ist nicht von Gott verlassen – im Gegenteil. Der sanfte Wind

deutet das ganz beiläufig an.Da «weht der Geist».

Das wirklich Essenzielle an dieser ganzen Sache ist über-

haupt sehr einfach – und gleichzeitig sehr schwer. Ein Blatt

löst sich vom Ast und segelt langsam zu Boden. Schau ihm

genau zu, ruhig und aufmerksam.Es ist das «Nû»dermittelal-

terlichenMystiker.Das Hier und Jetzt. Der Augenblick.

PETER MÜLLER, ST.GALLEN

Peter Müller, Historiker und Journalist, arbeitet im Historischen und Völ-kerkundemuseum St.Gallen, beschäftigt sich seit 1996mit Bäumen, pub-lizierte 2002 zusammenmit Hanspeter Schumacher und Chris Mansfielddas Buch «Rogghalmlinde, Harfentanne – Baumgeschichten aus der Ost-schweiz» (vergriffen).

«Ein Blatt löst sich vom Ast und segeltlangsam zu Boden. Schau ihm genau zu,ruhig und aufmerksam.»

Foto:P

eter

Müller

Die alten Bergahorne gehören zu den eindrücklichsten Baumgruppen des Kantons St.Gallen.

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Beim Baum angekommen, klopfen wir

auf den Stamm, streicheln wir über die

raue Rinde. Dann wieder mein Blick

nach vorne. «Schau, Magdalena, dort

steht noch ein ganz grosserBaum!»,und

beim nächsten «Schau, vorne ist einer

mit grünen Blättern» und «OhWunder,

der dort hat auch grüne Blätter». Lang-

sam kommen wir vorwärts von Baum

zu Baum. Und ich habe alle Zeit der

Welt,mich zu fragen,welchenWegmar-

ken ich eigentlich folge.Wasbringtmich

dazu, den nächsten Schritt zu tun? Von

welchen Banalitäten lasse ich mich ver-

leiten? Führen die vielen kleinen Schrit-

te zum Ziel oder stolpere ich orientie-

rungslos mal hierhin,mal dorthin?Was

ist überhauptmein Ziel?

Ich denke zurück, an meine eigene

Gotte unddenkleinenKirschbaum,den

sie mir zur Taufe geschenkt hat. Meine

Eltern haben ihn in die Mitte des Gar-

tens gepflanzt. Er hat seine Äste gegen

den Himmel ausgestreckt und ist jedes

Jahr etwas grösser geworden. Aber

Kirschen trug er keine. Und dann, in

dem Jahr, als er zum ersten Mal richtig

blühte, sind wir weggezogen. Unsere

ehemaligen Nachbarn haben mir er-

zählt, dass er im Sommer tatsächlich

Früchte trug – aber ich, ich habe nie von

den Kirschen meines kleinen Kirsch-

baums gegessen.

Welche Früchte konnte ich sonst

nicht geniessen, auf die ichmich gefreut

hatte? Was sehe ich wachsen, was muss

ich zurücklassen? Wonach strecke ich

mich aus? Kann ichmich entfalten oder

habe ich nur ein düsteres Plätzchen in-

mitten viel stärkerer Bäume? Warum

stünde ich eigentlich,wenn ich dann ein

Baumwäre, gerne in einer Allee?

Wurzeln schlagenEiner derBäume,diemich in letzterZeit

am meisten beeindruckt haben, wuchs

aber weder entlang einer Prachtstrasse,

noch säumte er einen lauschigen Spa-

zierweg. Vielmehr handelte es sich um

eine unscheinbare Arve. Diese Nadel-

bäume sehen ähnlich aus wie Föhren,

wachsen in den Bergen und können

Hunderte von Jahren alt werden. Ich

kam also beim Wandern an einem ver-

waschenen Felsblock vorbei, ungefähr

einen Meter hoch. Darauf wuchs diese

Arve in die Höhe, obwohl es dort kaum

Erde gab. Um Halt und Nahrung zu

finden, hatte sie armdicke Wurzeln am

Felsen hinuntergeschlungen. Ich war

verblüfft, dass der Baum überhaupt so

lange überlebt hatte, bis seine Wurzeln

lang und stark genug geworden waren,

umdas Erdreich rundumdenFelsblock

zu erreichen. Aber ein Baum wächst

wohl einfach, während einMensch eine

scheinbar unmögliche Situation be-

wusst wahrnimmt. Entweder keimt in

ihm Hoffnung auf oder er verzweifelt.

Was gibt mir die Kraft, zu hoffen? Wo-

ran klammere ich mich? Was brauche

ich, umWurzeln zu schlagen undwach-

sen zu können?

Ich denke an eine der wenigen Bibel-

passagen, die mir überhaupt zu Bäu-

men in den Sinn kommen. An das win-

Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011 5

Thema zige Senfkorn, das sich zum stattlichen

Baum entwickelt, der den Vögeln des

Himmels Unterkunft bietet. Aus Klei-

nem kann ganz Grosses werden, uner-

wartet, unverhofft. Eine Freundschaft

kann mit einem Lächeln, einem guten

Wort beginnen.EinBaby, in einemärm-

lichen Stall geboren, wird zum Erlöser.

Aber wie schnell wächst auch Unheil,

Leid.Während die eine Aussaat gedeiht

undFrüchte trägt, geht die andere kaum

auf oder muss ersticken. Angesichts des

Weltgeschehens fühle ichmich oft hoff-

nungslos, machtlos und vergesse gerne,

dass auch hier im Kleinen eine grosse

Veränderung beginnen kann. Warum

versuche ich nicht mehr, in meinem

Umfeld das Gute zu nähren und darauf

zu vertrauen, dass Gott die Saat aufge-

hen lässt?

Der Herr ist mein HirteUnd während ich mich noch hintersin-

ne, kommen mir Teile des bekannten

Psalm 23 in den Sinn. «Der Herr ist

mein Hirte, er führet mich auf rechten

Pfaden.Muss ich auch wandern in fins-

terer Schlucht, ich fürchte kein Unheil,

denn du bist bei mir, dein Stock und

dein Stab geben mir Zuversicht.» Das

Gottesvertrauen ist auch ein wichtiger

Punkt beim Unterwegssein und ebenso

das Loslassen, das Sich-Leitenlassen.

Und manchmal gibt der Stab nicht nur

Zuversicht, sondern er prügelt uns mal

mehr oder weniger sanft vorwärts,

wenn wir unterwegs zaudern oder ein-

zuschlafen drohen.

Sind Bäume eigentlich darum zu

beneiden, dass sie sich nicht bewegen

müssen und sich keine Gedanken über

den zurückliegenden und zukünftigen

Weg zu machen brauchen? Ich finde

nicht, denn sie können entsprechend

auch nichts beeinflussen oder nicht auf

eineWendung zumBesseren hoffen.

Doch noch bin ich unterwegs mit

meinem Gottenkind. Von Baum zu

Baum. «Schau, Magdalena, der hat eine

ganz grobe Rinde.» Und wir betasten

zusammen die Rinde und gehen weiter.

Von Baum zu Baum, von Fixpunkt zu

Fixpunkt und mit vielen kleinen Schrit-

ten kommenwir schliesslichwohlbehal-

ten zuHause an. LOTTI GERBER, ST.GALLENVon Baum zu Baum unterwegs …

MitkleinenSchrittenzumZiel

Wenn Bäume zumDenken anregen«Chumm,Magdalena, da vorne isch no änBaum.» Ich binmitmeinemgut zweijährigenGottenkind auf demHeimwegeines Spaziergangs. Das heisst, ichmöchte heim, sie tippeltmal hierhin,mal dahin. Deswegen versuche ich, siemit demjeweils nächstenBaumwieder ein Stück in die gewünschteRichtung zu locken. Ein paarGedanken vonunterwegs.

«Was ist überhaupt mein Ziel?»

Foto:as

«Aus Kleinem kannganz Grosses wer-den, unerwartet,unverhofft.»

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Foto:Stefan

Rohner

Bäume spielen im Leben des Menschen

eine spezielle Rolle. Oft überleben sie

ihn an Jahren. Sie spenden Schatten in

der Hitze, bringen Früchte zumVerzehr

und sind Heimat für Tiere aus der Vo-

gel- und Insektenwelt.Auch beschützen

sie Landschaften vor Wind- und Was-

serschäden, produzieren Sauerstoff und

liefern Holz für die Wärme und den

Hausbau. Bei gekonnter Pflege sind die

Bäume ein Rohstoff, der immer wieder

nachwachsen kann.

Vegetation im alten IsraelIn der Bibel werden Bäume oft im Detail

beschrieben, so in Gleichnissen, Erzäh-

lungen, oder in den Text einer Biografie

verwoben–manchmal amRand,manch-

mal im Zentrum, da ausführlich geschil-

dert, dort wieder nur skizzenhaft er-

wähnt. Eine zentraleRolle spielenBäume

in den Schöpfungsberichten, dem Sint-

flutbericht und beim Bau des Tempels.

ImBuch Exodus,wo derAuszug der Isra-

eliten aus Ägypten beschrieben wird, be-

gegnen wir dem Astholz, das ins bittere

Gewässer gelegtwirdund es reinigt.Oder

es ist voneinemEichenhein inMamredie

BäumederBibelEine kleine Hilfe zur SpurensucheÜber 130 Pflanzen- undBaumnamen finden sichin denUrtexten der Bibel, etwa 100 davon sindbis heute identifiziert.

Rede.Total findenwir etwa130Pflanzen-

namen in der Bibel, wovon etwa 100

schon nach demLinné-System verifiziert

sind, dem lateinischen Namenssystem

vonArt,Gattung und Familie.Da dieUr-

texte der Bibel hebräisch, teils aramäisch

und altgriechisch geschrieben sind, ist es

nicht ganz einfach, die damalige Pflan-

zenwelt exakt zu bestimmen. Es wird

noch einige Zeit brauchen, um die Pflan-

zen der damaligen Zeit zu rekonstru-

ieren. Denn manchmal haben sich die

Bäume durch das Klima in ihrem Habi-

tus und Wuchs auch verändert oder sie

sind nur noch in alten, fast nicht auffind-

baren Samenanlagen zu finden.Doch er-

wiesen ist, dass es im ganzen Gebiet Isra-

els zur Zeit der Landnahme eine reiche

Pflanzen- und Baumvegetation gab.

Es wurden ja auch aus «vorsintflutli-

cher» Zeit versteinerte Bäume im Gebiet

des Maghreb in Nordafrika nachgewie-

sen. Und auch die fossilen Brennstoffe

wie Steinkohle und Erdöl zeugen von ei-

ner grandiosen Pflanzen- und Baumwelt

in der fernen Vergangenheit. Selbst im

heute kalten und grauenGrönland gab es

in frühen Zeiten eine schöneVegetation.

Vom Einfluss der MenschenDie Pflanzenwelt ist stets von vielen Ein-

wirkungen abhängig, so von Wind, Re-

gen, Temperatur, Holz- und Rindenge-

sundheit, Nährstoffaufnahme und Son-

neneinstrahlung. Vor allem die Blüten-

und Knospenbildung ist sehr sensibel

und von teils noch unbekannten Fakto-

ren bestimmt.

Aber nicht nur die Natur selbst be-

einflusst das Leben der Pflanzenwelt.

Auch die menschlichen Interessen spie-

len eine zentrale Rolle. Und da wird die

Bibel immer recht offen erzählen, wenn

man genau hinhört und wir der Schrift

Zeit und Respekt entgegenbringen.

Bäume sind lebensnotwendig für

uns Menschen. Verstehen wir sie zu

wenig, so verlieren wir sie und können

uns nicht an ihnen und ihren Blüten,

Blättern und Früchten erfreuen.

Im alten England gab es die Tradition

des biblischen Themengartens, der reich

gefüllt war mit den sogenannt verifi-

zierten Pflanzen der Bibel. Auch im

sankt-gallischen Gossau gibt es seit

September 2005 einen solchen «Bibel-

garten», ebenso in der Nähe von Basel

auf Schloss Beuggen in Rheinfelden (D).

ImnahenDeutschlandgibt es gegen zehn

solcher Bibelgärten, die öffentlich sind.

Persönlich kann ich den Besuch eines

Bibelgartens nur empfehlen, denn er

leitet hinein in die biblische Welt der

Heiligen Schrift. ALFRED F. TOBLER, ROR-SCHACHERBERG

Thema

6 Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011

Foto:as

Besuch im Bibelgarten bei der katholi-

schen Kirche in Gossau SG.

Die meistgenannten BäumeZu den bekanntesten Bäumen gehören:Ulme, Morgenländische Platane, Weide,Silberpappel/Weisspappel, Weinrebe,Ölbaum/Olive, Dattelpalme, Granatap-fel, Johannisbrotbaum,Walnussbaum,Terebinthenbaum/Pistazie, Mandel-baum,Wilder Feigenbaum/Sykomore,Apfelbaum,Maulbeerbaum, Amber-baum, Balsambaum, Zimtbaum, Adler-holzbaum, Libanonzeder, Zypresse,HoherWacholder, Feigenbaum, Tanne,Eiche, Pinie, Aleppokiefer, BlattloseTamariske, Akazie, PhönizischerWach-older, Styroxbaum, Lorbeer, Apfel vonSodom, Zedratzitrone, Ebenholzbaum,Roter Sandelbaum/Roter Almag.

Die Rotbuchen beim Bibelgarten in Gossau wurden vor über 100 Jahren gepflanzt:

als Schattenspender während der Einsegnung der Särge im ehemaligen Friedhof.

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Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011 7

Fokus

TopdiplomatundMystiker

Vor 50 Jahren starb Dag HammarskjöldVerantwortung für andere und die ungerechten Zuständein derWelt zumGuten zuwenden – nichts Geringeres hattesich der erste UNO-Generalsekretär DagHammarskjöldzur persönlichenAufgabe gemacht. Durch seinen auf-opferungsvollen Einsatz gab er derWeltorganisation seineganz eigenePrägung. Dieser bedingungslose Einsatz kos-tete ihn letztlich vor 50 Jahren das Leben. Hammarskjöldstarb am18. September 1961 auf demWeg zu einer Frie-densmission imKongo bei einemFlugzeugabsturz.

Dag Hammarskjöld gilt als kühler, ver-

handlungsstarker Politiker und Frie-

densstifter imAuftrag derVereintenNa-

tionen. Bis man nach dem Tod des

UNO-Generalsekretärs eine Art geistli-

ches Tagebuch findet. Darin offenbart

er eine ganz andere Dimension seiner

Persönlichkeit: eine tiefreligiöse Hal-

tung, die mehr einem christlichenMys-

tiker als einem Topdiplomaten ent-

spricht. «Das einzig richtige Profil, das

man von mir zeichnen könnte, ergeben

diese Notizen», schreibt er darin.

Als jüngster von vier Söhnen des

schwedischen Premierministers Hjal-

mar Hammarskjöld wird er am 29. Juli

1905 in eine religiöse Familie hineinge-

boren, die bereits viele herausragende

Staatsbeamte, Bischöfe und Künstler

hervorgebracht hat. Auch Dag Ham-

marskjöld setzt die Familientradition

fort, schliesst sein Studium der Rechts-

undWirtschaftswissenschaftenmit her-

vorragendem Examen ab und wird

zunächst Staatssekretär im Finanz-

ministerium. Nach 1945 übernimmt er

zunehmend diplomatische Aufgaben

und wird 1951 stellvertretender schwe-

discher Aussenminister. Schon jetzt ist

er einVerfechter der schwedischenNeu-

tralitätspolitik.

Neutral und vorausschauendZwei Jahre später wird der nur Insidern

bekannte Schwede zumUNO-General-

sekretär gewählt. Bald verleiht er der

schwerfälligen Weltorganisation durch

seine neutrale LiniemehrAutorität.Der

neue UNO-Generalsekretär engagiert

sich für die Menschen in der Dritten

Welt und für den Erhalt des Friedens –

die Friedenstruppenmit denBlauhelm-

Soldaten gehen auch auf ihn zurück.

Statt zu warten, bis ein Konflikt eska-

liert, setzt er auf vorausschauende

Diplomatie und unblutige Lösungen.

Verschiedene Krisenherde derWelt for-

dern den Einsatz des pflichttreuen und

aufopferungsvollen Beamten: der Suez-

Krieg 1956 sowie die Konflikte im Liba-

non 1958 und in Laos 1959.

In seinen knapp acht Amtsjahren

macht er sich durch seine undogmati-

sche Politik nicht nur Freunde. In der

Kongo-Krise schickt Hammarskjöld

UNO-Truppen ins Land und versucht

auch persönlich zwischen den kämp-

fenden Parteien zu vermitteln. Im Sep-

tember 1961 reist der Diplomat zu er-

neuten Friedensgesprächen nachNord-

rhodesien. Bei einem Nachtflug stürzt

sein Flugzeug ab, Hammarskjöld

kommt um. Die Umstände werden nie

genau geklärt, ein Mordkomplott west-

licher Geheimdienste wird angenom-

men. Wenige Monate später erhält er

posthum den Friedensnobelpreis.

«Gebrauchtund verbraucht werden»Beim Sortieren des Nachlasses findet

ein Freund das Manuskript mit den

tagebuchartigenAufzeichnungenHam-

marskjölds, das 1963 unter dem Titel

«Zeichen am Weg» veröffentlicht wird.

Nun wird deutlich, wie sehr sich der

Politiker mit Gott verbunden wusste.

«In seiner Hand hat jede Stunde einen

Sinn», meditiert Hammarskjöld seine

persönliche Gotteserfahrung.

Dag Hammarskjöld, UNO-Generalsekretär von 1953 bis 1961

In mystischer Selbstversenkung

glaubt er zu erkennen, was Gott mit ihm

vorhat: «Mein Geschick ist es, gebraucht

und verbraucht zu werden nach deinem

Willen.» Als Sinn seines Lebens erkennt

er denDienst an derGemeinschaft.Auch

dieUNO ist für ihn in erster LinieDiene-

rin der Menschheit und dürfe sich nicht

vonEinzelinteressen beeinflussen lassen.

Diesen Gedanken hatte er in den

Schriften der mittelalterlichenMystiker

gefunden – bei Meister Eckhart, Johan-

nes vom Kreuz, Thomas von Kempen

und Blaise Pascal. Weitere Inspiration

gaben ihm der Religionsphilosoph

Martin Buber und Albert Schweitzer,

mit denen er befreundet war.

Gleichwohl wird deutlich, dass sich

Hammarskjöld seit seiner Kindheit ein-

sam fühlte, was ihn offensichtlich sensi-

bel für Gott machte und zu einer tiefen

Spiritualität führte. «Dienen» und «Op-

fer» sind zwei Begriffe, die in Hammar-

skjölds Aufzeichnungen immer wieder

auftauchen.Gerade zwischen den Fron-

ten politischer Ideologien wusste sich

der Diplomat in der bewussten Chris-

tus-Nachfolge. Zu Recht gilt der Welt-

politiker als eineder bedeutendstenPer-

sönlichkeiten des 20. Jahrhunderts.

KIPA/ANGELIKA PRAUSS

Foto:pd

«Statt zu warten, bis einKonflikt eskaliert, setzt er aufvorausschauende Diplomatieund unblutige Lösungen.»

«Gerade zwischenden Fronten…wusste er sich in derbewussten Christus-Nachfolge.»

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Panorama: Gemeinden

Altstätten: Pfr. GregorWeber gewähltAm letzten August-Sonntag istPfarrer GregorWeber nach Alt-stätten gewählt worden. Er wirdseine 75-Prozent-Stelle am1. Februar 2012 antreten. Er er-gänzt das bestehende Team, wel-ches heute aus Gemeindepfarrer,

Diakon und Jugendarbeiterin besteht. PfarrerGregorWeber hat an der Universität Basel und ander STH in Basel studiert. Nach seinem Vikariat inLausenwurde er am 21. August ordiniert. MS

Neuer Pfarrer für Bad RagazDemRhein verbunden bleibt EricHub-Hauser. Am 1. August hat erdas Pfarramt in Bad Ragaz ange-treten. Zuvor studierte er in Baselund absolvierte dort auch sein Vi-kariat. Vor seinem Theologiestudi-um unterrichtete Hub als Germa-

nist an einemGymnasium. Er ist verheiratet undVater von zwei Kindern. ACK

Walenstadt mit PfarrerinAnne Dietrich heisst die neuePfarrerin in der KirchgemeindeWalenstadt, Flums, Quarten. Diet-rich ist in der Pfalz in Deutschlandaufgewachsen, hat in Bethel,Heidelberg undMadurai (Indien)studiert und war als Seelsorgerin

in der Psychiatrie tätig. Im St.Galler Oberland wirdsie vorwiegend für die Arbeit mit Kindern, Familienund Jugendlichen zuständig sein. ACK

Pfarrehepaar für St.PeterzellObwohl Ursula undHannes Langeneggeraus demSolothurni-schen nach St.Peterzellkommen, ist ihnen der

Kanton St.Gallen nicht fremd. Früher wirkten sie inder Gemeinde St.Gallen-Tablat, Kindheitserinne-rungen verbinden siemit dem Toggenburg. SeitJahren teilen sich Langeneggers Pfarrstelle, Haus-und Familienarbeit. Inzwischen sind alle fünf Kinderausgeflogen und die beiden können sich ihre Arbeitganz nach Interessen und Stärken teilen. ACK

Karin Bredull Gerschwiler in AzmoosIm April hat die neue Pfarrerin vonAzmoos, Karin Bredull Gerschwiler,ihre Arbeit aufgenommen. Bereitsvon 1981–1987war sie an der ökum.Kirche Halden für die St.Galler Kir-che tätig. Nach Einsätzen imOeME-Pfarramt Zürich, inWagenhausen,

bei denDiakonissen inBraunwald, der zentralschwei-zer Katechetenausbildung und imPfarramt in Chamkehrte sie nun in den Kanton St.Gallen zurück. AS

heute für Flüchtlinge einsetze. Für die

Ostschweizer Muslime sprach Hisham

Maizar.Die St.Galler Erklärung, an der er

mitgearbeitet hat, sieht er noch heute als

WegweisungundGrundlage fürToleranz

undVerständigung in unserem Land.

Gemeinsam beten und essenUnterbrochen durch einen Gong waren

dann 25 Gebete vernehmbar: rezitiert

von den Baha’i und den Juden, in kunst-

vollem Sprechgesang durch Muslime,

mantrisch gesprochen von Buddhisten,

von Perkussion und Harmonien beglei-

tet bei den Hindus und Siks, mit Gesten

und Körperhaltungen verstärkt bei

christlichen Kindern, die mit ihren Kate-

chetinnen aus Gemeinden im Kanton

angereist waren. Überhaupt haben Kin-

der aller Religionen gezeigt, dass Gebets-

traditionenauch indernächstenGenera-

tion weiterlebenwerden.

Hatten vor zwei Jahren die Muslime

zumFastenbrechen in den Pfalzkeller ge-

laden, so kochten in diesem Jahr dieHin-

dus und Siks für 700 Personen. In der Tat

kamen gegen tausend Leute. Sie erhielten

eine kleine Einführung in den Glauben

der Siks und der Hindus und fanden

Gelegenheit, sich mit Menschen anderer

Religionen bei einem gut gewürzten

Menü zu unterhalten. A. SCHWENDENER

8 Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011

Ich höre Dein GebetZumAbschluss der 4. kantonalen IDA(Interreligiöse Dialog- undGebets-woche) haben amVorabend zumBettag auf demSt.Galler KlosterplatzMenschen ausmehrerenReligions-gemeinschaften zusammengebetetund imPfalzkeller indisch gegessen.RegierungspräsidentinKarinKeller- Sut-

ter gab ihrer FreudeAusdruck,dassGäste

aus dem ganzen Kanton zur zentralen

Gebetsfeier angereist waren. Speziell

dankte sie allen, die auch im Alltag dazu

beitragen, Barrieren zwischen den Reli-

gionen abzutragen. StadtratNinoCozzio

erinnerte daran, dass in St.Gallen Men-

schen aus 120 Nationen und 60 Religi-

onsgemeinschaften leben. Sodann liess

Pfarrer Andreas Nufer, Mitinitiant der

Interreligiösen Feier, die St.Galler Er-

klärung von 2005 von Regierungs- und

Religionsvertretern vorlesen. Dabei zeig-

te sich Bischof Markus Büchel berührt

vonder grossenSorgfalt,mitder auchan-

dere Religionen ihrer Kultur Ausdruck

verleihen. Wie Kirchen sich für Men-

schenrechte einsetzen, erläuterte Kir-

chenrat Heinz Fäh, seinerseits Pfarrer in

Rapperswil-Jona. Er berichtete von einer

Partnergemeinde in Südafrika, welche

keine Apartheid toleriert habe und sich

Musik und Gesang gaben den Gebeten der Religionen Tiefe undWohlklang –

Abschluss der 4. Interreligiösen Dialog- und Aktionswoche auf demKlosterplatz.

Bilder:as

Vertreter der Sik-Religion lauschen demGebet ihrer Kinder und Frauen auf der Bühne.

Page 9: 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang · 2017-12-20 · 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang derEvangelisch-reformiertenKirchedesKantonsSt.Gallen Bäume BäumigesLeben DieSchulederBäume DerKantonsförster

Kirchenbote Kanton St.Gallen 6-7/2002 9

dem Quellgebiet des Hinterrheins. Seit

vierzig Jahren versucht er auf den seit

Jahrhunderten abgeholzten Hängen Ar-

ven zu pflanzen und den ursprünglichen

Wald zurückzubringen. Eine Sisyphus-

arbeit, die er trotz aller Rückschläge mit

ansteckender Begeisterung verrichtet. Er

lebt von der Erfahrung, mit der Natur

zusammen einen Prozess in Gang zu

bringen, bei dem sich die Schöpfungs-

wirklichkeit unmittelbar erleben lässt.

Der Leiter des Botanischen Gartens,

Hanspeter Schumacher, führte in die

Vegetation desWaldes ein; ein erstaunli-

ches Biotop, zu dem nicht nur Bäume

gehören, sondern auch eine ganz beson-

derePflanzenwelt,Farne,die alsGemüse,

Pflanzen,die alsHeil- oder Süssungsmit-

tel dienen können. Die anschliessende

Führung zu merkwürdigen Bäumen des

Gartens, zu einheimischen und Exoten,

schloss den informativen Teil ab.

Informative HilfsmittelZum Thema «Schöpfungszeit» gibt es

wertvolle Materialien für Gottesdienst,

Katechese, Erwachsenenbildung. Erar-

beitet wurden sie vom «Verein oeku Kir-

che und Umwelt», der 1986 gegründet

wurde und von 600 Kirchgemeinden,

kirchlichen Organisationen und Einzel-

personen getragenwird.

Jedes JahrwirdeinanderesThemaaus

der Umwelt in denVordergrund gestellt.

Dieses Mal deckt es sich mit dem UNO-

Jahr des Waldes. Offizielles Ende der

Schöpfungszeit ist der 4. Oktober, das

Fest des Heiligen Franz von Assisi. Die

«Schöpfungszeit» endet so mit dessen

«Sonnengesang», dem grossen Lob auf

Schwester Sonne, Bruder Mond und die

Geschwisterschar der Sterne. JO

Hinweis: www.oeku.ch

ZwischenWipfelnundWurzelnDerHerbst soll denChristendieAugenöffnen fürdieWunderderSchöpfungundgleichzeitig fürdieVerantwor-tung, die sie ihrgegenüberhaben.Dieses Jahr steht derWald imVorder-grund.EinAnlass imBotanischenGar-ten inSt.GallenbildetedenAuftaktzurökumenischgetragenen«Schöp-fungszeit».Die ökumenisch getragene Aktion geht

auf eine Anregung der orthodoxen Kir-

chen zurück. Diese beginnen am 1. Sep-

tember ihr Kirchenjahr und widmen

dessenersteWochenbesondersderFreu-

de an der und derVerantwortung für die

Schöpfung. In diesem Zusammenhang

steht auch das ökologische Engagement

von Bartholomaios I., dem Patriarchen

von Konstantinopel, der 2002 den Bin-

ding-Preis, einen der renommiertesten

Umweltpreise, erhalten hatte.

In St.Gallen ist es die Arbeitsgruppe

Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung der

Schöpfung, die zur Feier der Schöp-

fungszeit eingeladen hat; eine Gruppe,

die im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft

ChristlicherKirchenarbeitet.Beteiligt ist

eineVielzahl vonKirchen,wasbesonders

auch in den unterschiedlich formulier-

ten Fürbitten erfahrbar war.

Der ArvenpflanzerBei der Feier ging es darum, sich infor-

mativ, erlebnismässig undmeditativ mit

demThemaBaum zu befassen. In einem

erstenZeugnis berichteteder gut achtzig-

jährige St.Galler Arzt Theo Gerber von

seiner Baumpflanzaktion imRheinwald,

Zu besonderem Dienst berufenEstherMarchlewitz undKarinBaumgartner-BosedürfennundenTitel «Verbi DiviniMinistra» tra-gen. Die beidenTheologinnenwurden anlässlicheinesFestgottesdienstes in der reformiertenKir-che inRorschach vonPfarrerHeinz Fäh, Kirchen-rat der Evangelisch-reformiertenKirchedesKan-tonsSt.Gallen, ordiniert.Als Predigttext haben sich die beiden jungenTheologinnen die «Aussendung der 72» ausge-sucht. Darin schickt Jesus 72 «Arbeiter» ohneGeldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe los –mit dem Auftrag, das Reich Gottes zu verkünden.Im Gegensatz zu den 72 habe sie während ihrerzweijährigen Praktikumszeit als Vikarin stets ei-nen Rucksack bei sich gehabt, sagt Karin Baum-gartner-Bose. Darin enthalten waren Pflästerlioder Spiele, das Gesangbuch oder die Bibel, dieUnterlagen für die Sitzung oder die Vorbereitun-gen für den Altersnachmittag. Als Pfarrerinschlüpfeman von einer Rolle in die nächste: vonder Seelsorgerin zur Liturgin, von der Spielleiterinzur Lied-Anstimmerin. Zwar trageman nichtschwer, wennman nichts dabeihabe – auch imübertragenen Sinn. Doch auf gewisse Unterstüt-zung könne und wolle sie nicht ganz verzichten –besonders auf menschliche. Darum habe der Herrwohl die 72 je zu zweit losgeschickt.Jesus habe zur Nachfolge gerufen, sagt Kirchen-rat Heinz Fäh. Mit der Ordination erhielten die bei-den Theologinnen nach abgeschlossenem Studi-um und anschliessendem Vikariat nun einen be-sonderen Auftrag in dieser Nachfolge. «Verbi Divi-ni Ministra», zu Deutsch «Dienerinnen amWortGottes», dürften sie sich fortan nennen. Mit derOrdination stellten sie sich in den Dienst der Kir-che, in diesem seien sie aber nicht auf sich alleinegestellt. «Die Kirche – undmit ihr die Menschendarin – stützt und begleitet euch.»Esther Marchlewitz leistet ihren ersten Dienst inRorschach. Zusammenmit ihremMann PatrickMarchlewitz und Pius Helfenstein wirkt sie dortals Pfarrerin. Karin Baumgartner-Bose bleibtvorerst im Kanton Zürich. Sie übernimmt einePfarrstellvertretung in Fehraltorf. KID/ACK

10 000 Franken gegen den HungerMit 10 000 Franken unterstützt die Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St.GallenMen-schen amHorn von Afrika, die von der Dürre-katastrophe betroffen sind. Dies hat der Kirchen-rat kürzlich an seiner Sitzung beschlossen. DasGeld überweist die St.Galler Kirche an das HEKS,das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz.Das HEKS setzt das Geld für Nahrungsmittelhilfein Äthiopien ein. Bis mindestens Ende Jahr verteiltOromo, eine lokale Partnerorganisation des HEKS,Nahrungsmittelpakete an die Not leidende Bevöl-kerung. Tritt die Regenzeit ein, sollen dann ineiner zweiten Phase Saatgut und landwirtschaft-liches Gerät abgegeben werden. KID/ACK

Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011 9

Panorama: Kanton Kantonalkirche

Theo Gerber erklärt die Verbreitung der Arvensamen durchVögel: schweizerischer

ökumenischer Auftakt zur «Schöpfungszeit» im Botanischen Garten in St.Gallen.

Foto:as

Page 10: 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang · 2017-12-20 · 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang derEvangelisch-reformiertenKirchedesKantonsSt.Gallen Bäume BäumigesLeben DieSchulederBäume DerKantonsförster

Panorama:Welt aus christlicher Sicht zumZeitgeschehen

vortragen. Tania Oldenhage ist refor-

mierte Pfarrerin in Zürich Fluntern,

Christina Eppler in Opfikon. Andreas

Köhler ist reformierter Pfarrer in Zürich

Saatlen. Regula Grünenfelder ist Bil-

dungsbeauftragte beim Schweizerischen

Katholischen Frauenbund,Florian Flohr

ist Kommunikationsbeauftragter der

Katholischen Kirche Luzern und And-

reas Rellstab ist katholischer Pfarrer in

Zizers. Rellstab demissionierte aufgrund

von Differenzen mit Bischof Vitus

Huonder als regionaler Generalvikar für

Graubünden. Das neue Team zeichne

sich durch Persönlichkeiten aus, die sich

bisher auf ihrem Lebensweg nicht ge-

scheut haben, zu ihren Überzeugungen

zu stehen, und Schwierigkeiten nicht aus

demWeggingen, schreibt das Fernsehen.

Mit dem «Schichtwechsel» Ende Sep-

tember verabschiedet sich das bisherige

Team von «Wort zum Sonntag»: Rebek-

ka Grogg,Madeleine Kronig sowie And-

reas Peter, Lars Simpson und Christoph

Schmitt.

Das neue Teamwurde von der SF-Re-

daktorin IreneGysel inZusammenarbeit

mit den Medienverantwortlichen der

Kirchen, Willi Bühler und Martin Peier,

dem Redaktionsleiter Sternstunden,

Norbert Bischofberger, und der Ausbil-

dungsabteilung von Schweizer Radio

und Fernsehen bestimmt.

Die Sendung, die jeden Samstag-

abend um 19.55 Uhr auf SF 1 ausge-

strahlt wird, ist eines der letzten Formate

am Fernsehen, in denen ausdrücklich

und vordringlich eine prägnante Mei-

nung und Haltung der Sprecherinnen

und Sprecher gefordert wird. KIPA

13,6 Prozent der gedruckten Bibelnerscheinen auf ChinesischDie Bibelgesellschaften haben 2010 weltweit rund365Millionen Bibeln, Neue Testamente und ande-re biblische Schriften verbreitet. Unter diesenSchriften waren rund 29Millionen Bibeln und9,9 Millionen Neue Testamente. Dies teilt derWeltverband der Bibelgesellschaftenmit.Das «Buch der Bücher» ist in gedruckter Formaber international weniger gefragt. Denn immermehr biblische Texte werden elektronisch verbrei-tet oder in Form von Hörbüchern, Software oderFilmen abgegeben. Die Sprachenstatistik führePortugiesischmit 22,1 Prozent an. 13,6 Prozentder gedruckten Ausgaben erschienen in Chine-sisch und rund zwei Prozent in deutscher Sprache.DerWeltverband der Bibelgesellschaften ist eininternationaler Zusammenschluss von nationalenBibelgesellschaften, zu der auch die Schweizeri-sche Bibelgesellschaft mit Sitz in Biel gehört. Mit-glieder der Schweizerischen Bibelgesellschaftsind unter anderen die einzelnen evangelisch-re-formierten Kantonalkirchen. REF.CH/KIPA

«G2W»wechselt ihren NamenDie in Zürich erscheinende Fachzeitschrift «G2W»(Glaube 2. Welt) heisst ab September neu «Religionund Gesellschaft in Ost undWest» (RGOW). Diesteilte das herausgebende Institut «G2W» auf sei-ner Homepagemit. DieMonatszeitschrift beschäf-tigt sich seit 1972mit der Entwicklung der Kirchenund Religionsgemeinschaften in Osteuropa. KIPA

Moskau: Orthodoxie klagt überschleppende Rückgabe von KirchenDie russisch-orthodoxe Nichtregierungsorganisa-tion «Association of Orthodox Experts» hat dieschleppende Rückgabe von zweckentfremdetenGotteshäusern in der russischen Hauptstadt kriti-siert. Obwohl es eindeutige gesetzliche Grundla-gen gebe, seien längst nicht alle von den Kommu-nisten beschlagnahmten Gotteshäuser wieder andie rechtmässigen Eigentümer übergeben wor-den, heisst es vonseiten der NGO. KIPA

Türkei: Wiedereröffnung desorthodoxen Seminars auf Chalki?In Istanbul verdichten sich die Erwartungen, dassdie Wiedereröffnung des orthodoxen Priester-seminars auf der Prinzeninsel Chalki unmittelbarbevorsteht. Patriarch Bartholomaios I. hatte nacheinem Festgottesdienst über eine kürzliche Be-gegnungmit Ministerpräsident Recep T. Erdoganberichtet. Dabei habe der Regierungschef dieRückgabe des ab 1936 beschlagnahmten Immobi-lienvermögens der christlichen «frommen Stif-tungen» angekündigt und geantwortet: «Das istnur der Anfang.»Wenn die Türkei ein Rechtsstaatsei, müsse alles im Rahmen des Rechts und«nicht der Illegalität» vor sich gehen, unterstrichder Ökumenische Patriarch. KIPA

50 Jahre Brot für alleDerGründungdesevangelischenHilfswerkesBrot für alle vor50Jahrenwurdeam11.Septembermit einer Ju-biläumsveranstaltung inBerngedacht.Das Jubiläumsfest begannmit einemGottesdienst imBernerMünster.In einem zweiten Teil der Feier in der

Eglise Française führten zwei Chöre un-

ter anderem die Misa Criolla auf, eine

spanische Messe des argentinischen

KomponistenAriel Ramirez.

Seit 50 Jahren setzt sich Brot für alle

für eine gerechtere Welt ein. 1961 be-

schloss die Abgeordnetenversammlung

des Schweizerischen Evangelischen Kir-

chenbunds den Start einer mehrjähri-

gen Aktion Brot für Brüder. Heute

heisst der entwicklungspolitische

Dienst der Evangelischen Kirchen der

Schweiz Brot für alle. Gemeinsam mit

dem katholischen Fastenopfer und dem

christkatholischen Werk Partner sein

gestaltet Brot für alle die jährliche öku-

menische Fastenkampagne der Kir-

chen, diewährendder Fastenzeit durch-

geführt wird. KIPA/REF.CH/GS

Wort zumSonntag:neuesSprecherteamAbOktober 2011 geht beim«Wort zumSonntag»desSchweizer Fernsehensein neuesSprecherteamauf Sendung.Anderthalb Jahre lang werden drei ka-

tholische und drei protestantische Theo-

loginnen und Theologen ihre Gedanken

10 Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011

Foto:pd

Panorama: Schweiz

Das neue Team ab Oktober (vordere Reihe): Andreas Rellstab und Tania Oldenhage,

(hintere Reihe): Regula Grünenfelder, Christina Eppler, Florian Flohr, Andreas Köhler.

Page 11: 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang · 2017-12-20 · 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang derEvangelisch-reformiertenKirchedesKantonsSt.Gallen Bäume BäumigesLeben DieSchulederBäume DerKantonsförster

Liebe Kirchenbote-Redaktion

Schön, dass Sie eine Rubrik für Glau-

bensfragen zur Verfügung stellen. Das

wusste ich bis heute nicht. Die letzte

Nummer des Kirchenboten habe ich

nämlich immer noch vor mir liegen –

zumThema «Beten».

Ich habe tatsächlich eine Glaubens-

frage, die sich geradezu zu einemeigent-

lichenProblementwickelt hat.Es istmir

allerdings bewusst, dass mir kein

Mensch diese Glaubensfragen beant-

worten, geschweige denn abnehmen

kann, denn Glaubensfragen sind keine

Wissensfragen.Aber vielleicht kannmir

jemand aus der Theologie darauf ant-

worten, wie er oder sie selber umgeht,

womit ich mich seit einiger Zeit be-

schäftige und wasmich umtreibt.

Ich habe im Zusammenhang mit der

Hunger-Katastrophe in Somalia ein

Bild im Fernsehen gesehen, das mich

seither nicht mehr loslässt. Es war ein

Bild eines halb verhungerten Säuglings,

das genaue Alter war schwer zu schät-

zen, im Gesicht lag ein irgendwie alter

Ausdruck unsagbaren Leidens, fürmich

in diesem Moment stellvertretend für

das zeitlose Leiden der ganzen Mensch-

heit. Man (ich) kann über solche Bilder

nur weinen. Seither fällt es mir schwer,

zu danken für das Geschenk des Lebens.

Die Dankbarkeit ist in meinem zufrie-

denen Leben ein vorherrschendes Ge-

fühl und auch Bedürfnis, es im Gebet

täglich auszudrücken. Meine zur Zeit

jedoch unlösbare und wohl einge-

schränkte menschliche Logik:Wenn ich

Gott danke für etwas, so doch deshalb,

weil ich das, wofür ich ihm danke, von

ihm zu bekommen glaube. Aber, nach

dieser Logik bliebe jenem Kind und

allen Hungernden und Sterbenden in

Afrika das versagt, was mir unverdient

zuteilwird.

Mein Sohn, der kein Theologe ist,

regte an, dass ich mal im Internet unter

den Stichworten Theodizee bzw. de-

istisch vs. theistisch nachschauen soll.

Die Frage der Gottesanklage und der

vonMenschen versuchten Definitionen

Gottes sind so alt wie die Menschheit

selbst, ich weiss. Aber was würde das

schwarze sterbende Kind zu Gott sagen,

während ich und wir Privilegierten ihm

danken für all das Gute?

Ich kann nicht mehr danken, ohne

mich überheblich und ungerecht zu

fühlen.Wie gehen wohl andere mit die-

semDilemma um? –Vielleicht gestalten

Sie einmal als Fortsetzung zum Thema

Kirchgemeinde und Fleischkonsum«Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung»– schöneWorte.Mit diesenWorten imHinterkopf flaniere ich durchdie jüngste Ausgabe des Kirchenboten: «Hände zuGott», «Sammeln, bitten, empfangen, danken», «Be-tenmitMut undDemut», «Gibmir Kraft» – da istausgiebig die Rede vonBeten, und zwischen all denHinweisen zu Lobpreisgottesdienst, «Abendlob»,«Gottesdienst» hier, «Velogottesdienst» da, «Glaub-würdig Religion unterrichten», undwieder Beten…schliesslich der Hinweis auf einen «ökumenischenFamiliensonntag» – «Sich vonGott die Augen öffnenlassen».Mit anschliessendemBratwurstverkauf.«Nacht der 1000 Kerzen»:… «Spiritueller Kurzbei-trag» – «Würste vomGrill».Durch all das Beten hindurch flaniert, lande ichalso bei der «Wurst». «Mit offenen Händen sindwir bereit zu empfangen.»In der Tat überkommtmich Zynismus, wenn ich im-mer wieder lesenmuss, dass sogar bei kirchlichenAnlässen Fleisch angebotenwird. UndwelchSchlachtorgien finden jeweils gerade vor religiösenFeiertagen statt, je höher der Feiertag, umso hoch-touriger läuft diese Tötungsmaschinerie. Meinte, imChristentumhätteman Tieropfer längstens abge-schafft – Mensch isst das Fleisch lieber selber.Was würde Jesus zu unseren Schlachthöfen sa-gen, zur ganzen raffiniert ausgetüftelten Tötungs-maschinerie, überhaupt zu diesem vorsätzlichenMassenmorden (inkl. Fischen, Jagen) in einer Zeitdes Überflusses an Fleischalternativen? Undlediglich, umMensch einige Minuten Gaumenge-nuss zu ermöglichen. WelchWahnsinn, dassdieser tägliche Schlacht-Wahnsinn vom fleisch-essenden Normalbürger gar nicht mehr alsWahnsinn wahrgenommenwird.«Sich von Gott die Augen öffnen lassen»: für alldas Tierleid, das hinter dem Verzehr vonWurst,Weihnachtsgans/-ente, Osterlamm, Freitagsfischsteckt. Wieso enden Ethik, christliche Grundsätzeoft am Tellerrand? Die Ausbeutung unserer Mitge-schöpfe steht im krassen Gegensatz zur BotschaftJesu. Wann endlich überwindet Mensch seinenegoistischen Anthropozentrismus? SolangeMensch Tiere isst, bleibt Nächstenliebe letztlichein Lippenbekenntnis. Sicher schmerzt esmichals Vegetarierin auch, dass ich Leben zerstörenmuss, um zu überleben. Auch liegt esmir fern,Tierleben als werteres Leben einzustufen alsPflanzenleben. Der Mensch kann aber jeneEssensformwählen, die weniger Leben tötet.Fleischesser zerstören bedeutendmehr Pflanzen-leben als Vegetarier: Um 90 g Fleisch zu erzeugen,werden 2 kg Getreide oder Sojabohnen benötigt.In den USA fressen ca. 8 Milliarden Schlachttiere80 Prozent der Getreideernte. Bei den Sojabohnendienen weltweit 90 Prozent als Futtermittel.«Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung»,schöneWorte. ANDREA M. GRAF, ST.GALLEN

Weitere Infos: www.aktion-kirche-und-tiere.ch

Glaubensfrage Forum der Leserschaft

Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011 11

Beten eine Kirchenbote-Nummer zu

solchen Themen? Oder eine Nummer

für uns Suchende, Zweifelnde, die wir

auch Christen und Christinnen sind –

irgendwie, und immer noch der Kirche

angehören. Wir sind viele, und wir

fühlen uns manchmal ausgeschlossen

angesichts der tiefen Frömmigkeit und

fraglosen Überzeugung vieler Kirchen-

treuen und Repräsentanten der Kirche.

Freundliche Grüsse, S. E.

Liebe Frau E.

In der Bibel gibt es die Frage der Jünger

zum Blindgeborenen. Ob er oder seine

Eltern gesündigt haben,dass er blindge-

boren sei. Jesus blickt nach vorne, nicht

nach hinten. Er sagt, dass er blind gebo-

ren sei, damit dieHerrlichkeit Gottes an

ihm offenbar werde, und er heilt den

Blinden. So müssten uns die leidge-

plagten Augen dieser hungernden Kin-

der, die das ganze Elend unsererWelt in

Erinnerung rufen, zumAnstoss werden,

die Welt besser und gerechter zu ma-

chen –mitGottesHilfe undKraft.Na ja,

fromme Worte, schönes Wunschden-

ken, ich weiss. – Nur, die Fähigkeit, für

das eigene Leben Dank zu empfinden,

sollten wir uns darum nicht nehmen

lassen. Doch die Selbstgerechtigkeit ist

da immernaheundwirmüssenaucher-

schrecken über die Unverdientheit un-

seres Wohlergehens und sehen, zu was

uns diese Fülle verpflichtet undberuft ...

Schon wieder kommt der Pfarrer ins

Predigen. Ich gebs auf und widmemich

wieder der Arbeit, die ruft. So gehts

wohl vielen, wenn solche Fragen auf-

kommen – wir bedecken sie mit Arbeit

und Erholung ...Mit Grüssen, as

Lieber Herr Schwendener

Ich werde über Ihren Gedankenansatz

weiter nachdenken, jetzt, und wenn ich

wieder ratlos bin. Auf jeden Fall fühle

ichmich verstanden,und Ihr Satz «…zu

was uns diese Fülle verpflichtet und be-

ruft…»kanndemeigenenOhnmachts-

gefühl konkret entgegenwirken. Hoffen

wir also weiterhin, dass Jesus hüben wie

drüben Blinde heilt und uns Menschen

davor schützt, sehenden Auges blind zu

sein –nicht nur angesichts derHerrlich-

keitGottes, sondern auch angesichts des

menschlichen Leidens in derWelt.

Freundliche Grüsse S. E.

«Seither fällt esmirschwer, zu danken für dasGeschenk des Lebens.»

Page 12: 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang · 2017-12-20 · 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang derEvangelisch-reformiertenKirchedesKantonsSt.Gallen Bäume BäumigesLeben DieSchulederBäume DerKantonsförster

SpiritualitätSitzen in der StilleJedenDi, 12 – 13.15UhrEinführung ins Ritual: 12 UhrVeranstalter: Forum SOSOSOrt: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

1. und 3. Montag imMonat, 20 UhrSchweigemeditation im SitzenundGehenOrt: Evangelische Kirche Balgach

Jeden Freitag, 7 – 7.30 UhrOrt: Evang. Kirche Heiligkreuz, St.Gallen

Jeden Freitag, 12.15 – 13.15UhrOrt: Ökumenische Kirche Halden

Kirche tanzt – spiritueller5-Rhythmen-Tanz6./13.Okt., 19.30 – 21.30UhrOrt: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

StimmVolk12. Oktober, 19.30 UhrSingend Brücken bauen. Liederaus der Schweiz und anderenKulturen singen.Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

OffenesKreistanzen18. Oktober, 20 – 22UhrMit Cornel Rimle. Eintritt Fr. 20.–Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

Heilmeditation19. Oktober, 14.30 UhrMitHedda Schurig,Homöopathinund spirituelle HeilerinInfos: Tel. 071 333 30 28, KollekteOrt: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

DerRömerbrief ganz26. Oktober, 19.30 UhrThomas Joller liest aus der Bibel ingerechter Sprache.KollekteOrt: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

Reihe: Konzentration verbessern27. Oktober, 19.30 UhrVortrag undMeditationmitKeslang Lachpa,BuddhistischesVairochana-Zentrum,Sitterdorf.Eintritt: Fr. 15.–Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

Mantras,Meditation,Konzentration29. Oktober, 19 UhrMantras,Meditation,Trommel-reise.Mit SabineOttenbacher,DominikNils,Heinz Lieb.www.flyingyogateacher.com, Eintritt Fr. 28.–Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2

Über sich hinauswachsen30. Oktober, 10 bis 17 UhrTagesseminar zumUmgangmitVeränderungen;mit ElisabethWeishaupt und Elisabeth TröndleOrt: Raum Dreipunkt, Bühler AR, Haupt-strasse 239Veranstalter: www.sosos.org

12 Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011

Palette 19.10.:Von Barock zu Klezmer in30Minuten; Yuko Ishikawa undIlaria Sieber-Pedrotti,Violinen26.10.:Grenzuberschreitungen,Vergiss deine Grenze, wandreaus…;mit ChristianHettkamp2.11.:Markus Bischof Trio; Mar-kus Bischof,Dietmar Kirchner,AndreasWettstein, Piano, BassundDrums

Latino-Konzert15. Oktober, 21 UhrMit Liveband.Ort: Offene Kirche St.Gallen, Böcklinstr. 2Siehe Tagespresse. Eintritt Fr. 20.–

RetraitenKlängeder Leichtigkeit undFreude2. bis 8. OktoberHeilfastenwochemit E.Tröndle,Esther Salzgeber, Theo JanhsenOrt: Haus zum Weg in HembergVeranstalter: www.sosos.org

Lismi- undHöggli-Woche16. bis 22. OktoberStricken undHäkeln in gemütli-cher, froher Gemeinschaft.Anmeldung: Tel. 071 994 18 87

Kontemplation28.10., 18 Uhr, bis 3.11., 13 Uhr«Beginne bei dir, aber höre nichtdort auf.» Tiefe Selbstbegegnungin Zen undMystik: Schweigeme-ditation,Vortrag,Gottesdienste,persönliche Begleitung.Fernblick, Teufen, Tel. 071 335 09 19M.+ C. Wenk, Kontemplationslehre-rin/Theologe,www.meditation.margritwenk.ch.

FührungenReligions- undkulturgeschichtlicheFührungenWalter Frei, Theologe, Tel. 071 278 12 64www.stgaller-geschichten.org

4.Okt., 18–19.30Uhr:AlteSt.GallerPilgerwegeundPilgerzieleTreff bei der Busstation Schützengarten.Stadtwanderung bis zur Kathedrale.

7. Okt., 18–19.30Uhr: Frauen undKinder im alten St.GallenTreff beim Rathaus am Bahnhofplatz.

8.Okt.,13.45–15.45Uhr:Rund-gang inKonstanzMit Geschichten von KonstanzerOriginalen: Franz AntonMesmer,Magier vomBodensee –Minne-sänger Oswald vonWolkenstein –Provokationen des Künstlers PeterLenk u.a.Start beim Ausgang SchweizerbahnhofKonstanz. Möglicher Treff in St.Gallen12.10 Uhr in der Bahnhof-Schalterhalle(Abfahrt 12.31).

AusklangaufSchlossWartensee:«DieHandelnden zumTräumen,die Träumenden zumHandelnbringen»31. Oktober, 17 bis 21Uhr

Mystik undWeltverantwortungbei Dorothee Sölle;mit Dr. IngridRiedel undChristineWieland.Rückblick auf 54 Jahre Bildungs-arbeit und Seminartätigkeit mitArne Engeli, Elisabeth Tröndle u.a.Ort: Schloss Wartensee; RorschacherbergVeranstalter: www.sosos.org,Tel. 071 790 03 71

Unterwegs zur schwarzenMadonna5. November, Treffpunkt:Bahnhof Rapperswil um 9 UhrPilgertag von Rapperswil nachEinsiedelnmit Elisabeth Tröndleund Esther SalzgeberVeranstalter: www.sosos.org,Tel. 071 790 03 71

BildungVorlesung Jesus vonNazarethMi., bis 2.11., 20.15 bis 21.30 Uhr,HSG St.Gallen, mit Pfr. MarkusAnkerIn den letzten Jahren hat sich dastraditionelle Jesus-Bild stark ver-ändert.Vermehrt berücksichtigtwurde der jüdische Kontext seinesWirkens. Zudemhatman durchzahlreicheAusgrabungsfunde eindetailliertes Bild des Lebens im an-tiken Palästina gewonnen.Nachwie vor intensiv diskutiert wird dieFrage,wie Jesus und das Urchris-tentummiteinander verbundensind:Wie wurde aus demZimmer-mann der Gottessohn undWun-dertäter? Ob Religionsstifter oderProjektionsfigur – Jesus vonNaza-reth ist eine dermassgeblichen Ins-pirationsquellen für Glaube,Kul-tur undGeisteswissenschaften.5. Oktober:Menschensohn,Got-tessohn,Messias: das Selbstver-ständnis Jesu12. Oktober: Jesus und derAufrufzur Nachfolge:Wanderradikalis-mus und Tischgemeinschaft19. Oktober: Jesus als Therapeut:Krankenheilungen und Exorzis-men26. Oktober: Jesus und die Gleich-nisse: Poesie oder Propaganda?2.November:Das leere Grab: TodJesu undAuferstehungsglaube

Einführungstagund IntensivkursKontemplationvia integralis22. Okt. und 10 MittwochabendeEinüben eines persönlichen spiri-tuellenWeges,mitWerner FreiOrt: Haus zur Perle/Kirche Riethüsliwww.ref-sg.ch/v/kontemplationintensiv

ZwischenHimmel und Erde22. Oktober, ganzer TagBulgarische Tänzemit GerganaPanova undMeditation inBewegungmit Krisztina SachsOrt: Fernblick, Teufen, Veranstalter: AkEBInfo: www.ref-sg.ch/v/tanzen

2. Flawiler Gospeltag23. Oktober, 9.30 – 16.30 UhrMit Urs Leuenberger, Chorleiter,Sänger, Coach,Moderator,Auf-tritt mit Begleitband im «Gos-pelchurch»-Gottesdienst, 19 Uhr,Kirche Feld Flawil (Kleidung fürden Gottesdienst: Schwarz/Rot)Kosten: Fr. 45.– (Kinder bis 16: Fr. 15.–).Willkommen sind alle Singfreudigen von10–99 Jahren.Anmeldung bis 18. Oktober an: Urs Leu-enberger, Brunnhalden 7, 9104 WaldstattE-Mail an: [email protected]: Kirche Feld Flawil (Turmeingang)

Enneagramm–Einführungskurs27.10.2011 bis 8.3.2012EinWeg,mich und dich auf tole-rante und bewussteArt kennenzu-lernen; mit demEnneagramm-Team St.Gallen-Appenzell.Ort: Gehörlosenzentrum Habsburg,Burggraben 26, 9000 St.Gallen.Veranstalter: AkEBInfos: www.ref-sg.ch/v/enneagramm

Evangelischer TheologiekursEinstieg ins 3. Kursjahr 2011/12möglich. Beginnmit demWo-chenende vom 22./23.Oktober2011.Veranstalter: AkEB.Info: www.theologiekurs.ch

«Forever young» oder«When I get older»5. NovemberEmpfehlungen für die Alters-arbeit in den Kirchgemeinden –ImpulstagungOrt: Kirchgemeindehaus Lachen,Burgstrasse 104, 9000 St.Gallen.Veranstalter: AkEB und tecumInfo: www.ref-sg.ch/v/alter

KunstmittwochmittagKulturSt. Laurenzenkirche St.Gallenjeweils Mi., 12.15–12.455.10.:Arpecello, Schuberts Ar-peggione-Sonate, Sabine Bärtschi,Cello; PhilippMestrinel, Klavier12.10.:Unser tägliches Brot, vondem,was satt macht; mitMat-thias Fluckiger

Page 13: 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang · 2017-12-20 · 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang derEvangelisch-reformiertenKirchedesKantonsSt.Gallen Bäume BäumigesLeben DieSchulederBäume DerKantonsförster

12.Okt.,18–20Uhr:ParacelsusimSchicksalsjahr1531 inSt.GallenDerMediziner und Laientheolo-ge, Alchemist und Reformer,Hei-ler und Prognostiker, ein halbesJahr Privatarzt imHaus des Bür-germeisters Studer.Treff: Vadian-Denkmal am Marktplatz.Altstadtwanderung zum Klosterplatz.

25. Okt., 18–19.30Uhr: St.GallerBeziehungen zuMünchenTreff beim Vadian-Denkmal am Markt-platz. Altstadt-Rundgang.

29.Okt.,15–16.30Uhr:Radika-litätderReformationinSt.GallenTreff beim Vadian-Denkmal am Markt-platz. Altstadt-Rundgang.

JungeErwachseneFaszination Jakobsweg15. Oktober (ganztags)Junge Erwachsenewanderngemeinsam ein Stuck auf demJakobsweg imKanton St.Gallen.Mitwandernwerden junge Leute,die von ihrer Pilgererfahrung aufdem Jakobsweg erzählen.Kontakt: Volontariat des NetzwerksTel. 071 227 05 63, [email protected]

Stadtgebet für junge Leute13./27. Oktober, 19.30 UhrEine halbe Stunde der Besinnungund SpiritualitätOrt: Chorraum der Kathedrale St.GallenVeranstalter: ein ökumenisches Teamaus jungen Leuten

GottesdiensteEglise françaiseEglise de Saint-Mangen.Culte 10 heures. Renseignementsauprès de Simone Brandt, pasteur:Tel. 071 277 08 56

Encuentro en español, Gottes-dienst in spanischer SpracheDomingo, 23.10.2011, a partir delas 5 pm, EZJ (EvangelischesKirchenzentrum Jona), Zwingli-strasse 30, 8645 Jona.

BRASCRI-Sonntag, BadRagaz30. Oktober, 9.40 UhrDasHilfswerk BRASCRI gestaltetden evang.Gottesdienst um9.40 Uhr und lädt bis 17 Uhr imevang. Kirchgemeindehaus BadRagaz zumBRASCRI-Sonntagein.Nebst brasilianischen Speisen(Feijoada) und Getränken wer-den Kaffee und Kuchen, brasili-anischeMusik (Bossa nova),Bazar mit brasilianischemKunst-handwerk, Kinderhort und Gele-

genheit zumAustausch und fürInformationen angeboten.Der ge-samte Erlös kommt den Projektenin Brasilien zugute.

Kapelle Schwägalpjeweils 9.45 Uhr2. Okt.:Regula Gamp9. Okt.:Hans Jörg Fehle16. Okt.:Carl Haegler23. Okt.:Margrith Eggenberger

BeratungWort zumTag: Tel. 071 222 33 33Täglich eine Kurzbotschaft

DieDargeboteneHandTelefonseelsorge, Telefon 143, www.143.ch

Telefon 147 –Help-o-fonNottelefon für Kinder und Jugendliche

SOS per SMS: 767Internetseelsorge:www.seelsorge.ch

Evangelisch-reformierte Paar-und Familienberatung St.GallenOberer Graben 31, St.GallenPfarrer Walter Feurer, PsychotherapeutSPV/ASP, Tel. 071 220 88 00Heidi Paulsen, Dipl. Psych./Psycho-therapeutin SBAP, Tel. 071 220 88 02

Evangelische FrauenhilfeBeratungsstelle für FrauenTellstr. 4, 9000 St.GallenTel. 071 220 81 80, Fax 071 220 81 84

Bürgschaften undDarlehenFür Familien und Alleinerziehende,Landwirte und Selbstständige. Gesuchesind zu richten an: Evang. Bürgschafts-und Darlehensgenossenschaftdes Kantons St.Gallen, Postfach 24,9004 St.Gallen, Tel. 071 226 91 91,E-Mail: [email protected]: www.ebdg-sg.ch

BlauesKreuz SG-AppenzellFachstelle für AlkoholproblemeOberer Graben 12, 9000 St.GallenBrigitte Knaus, Vitus Hug,Gabriele Heiz, Tel. 071 278 16 [email protected]äche nach Vereinbarung

UnterwegszumDuDie Stellenleiterin, Frau Ursula Mettler,Bahnhofstr. 3, 9326 Horn, ist erreichbar:Di, Fr, 13.30–19.30 Uhr. Tel.: 071 640 00 80;E-Mail: [email protected] Eheanbahnungsstelle ist getragenvon Ostschweizer Kantonalkirchen.

Persönlichkeitsschutz inderKircheFühlen Sie sich im Rahmen des kirchli-chen Lebens diskriminiert oder in IhrerIntegrität verletzt, seelisch oder körper-lich ausgenutzt, sexuell bedrängt, ge-mobbt, oder belastet Sie ein Abhängig-keitsverhältnis?Dann können Sie sich von einer neutralenFachperson (unter Schweigepflicht)kostenlos beraten lassen. Adressen derKontaktpersonen finden Sie unter:www.ref-sg.ch/persoenlichkeitsschutzZentrale Nummer: Tel. 071 222 04 55

Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011 13

Adressänderungenan die Kirchgemeinde

ImpressumHerausgegeben imAuftrag der Synodeder Evangelisch-reformierten Kirchedes Kantons St.Gallen

Redaktions-kommissionHans-Paul Candrian,PräsidentAlfred Ritz, KassierPfrn. Andrea AnkerPfr. Daniel KlingenbergPfr. Martin BöhringerJürg SteinmannKatharina EnzAnna ZoggKatharina Marquart

RedaktionPfarrer AndreasSchwendener (as)Rehweidstrasse 29010 St.GallenTel. 071 244 34 [email protected]

LokalredaktionRetoNeurauter (nr),Grabs,Tel.0817716516KatharinaMeier (meka),LütisburgStationTel. 0719800601ClaudiaSchmid (cis),St.GallenTel. 0712235860

Nächste NummerThema: Leben nachdem TodErscheint am 4. Nov.Redaktionsschluss:17. Okt. 2011

DruckRheintaler Druckereiund Verlag AG9442 BerneckAltpapieranteil: mind.50%, Auflage: 71 000

GestaltungskonzeptTGG Hafen Senn Stieger

Abonnementspreis11 Ausgaben: Fr. 12.–(wird von den Kirch-gemeinden bezahlt)

VeranstalterVeranstaltungsübersicht auf: www.ref-sg.ch

AkEB Arbeitsstelle kirchliche Erwachsenenbildung, ObererGraben 31, 9000 St.Gallen, T 071 227 05 30, F 071 227 05 39,www.lebengestalten.ch, E-Mail: [email protected]

SOSOS: Solidarität und Spiritualität Ostschweiz(ehemals Verein Wartensee) Programmleitung: ElisabethTröndle, Rösslistrasse 5, 9056 Gais, Tel. 071 790 03 71,www.sosos.org, [email protected]

Netzwerk Junge ErwachseneVolontariat: Mirjam Noser, Tel. 071 227 05 63,[email protected]; www.junge-erwachsene.ch

OffeneKirche St.Gallen Tel. 071 278 49 69, www.okl.ch

SonneblickWalzenhausen 9428 Walzenhausen,Tel. 071 886 72 72, [email protected]

Arbeitsstellen Jugendfragen undDiakonieMarlise Schiltknecht, Oberer Graben 31, 9000 St.Gallen,Tel. 071 227 05 60, E-Mail: [email protected]

SchlossWartensee 9404 Rorschacherberg,Tel. 071 858 73 73, www.wartensee.ch; [email protected]

HeimetliBlaukreuz-Ferienheim, 9650 Nesslau,Leitung: René und Vreni Jäggi, Tel. 071 994 18 87E-Mail: [email protected]

Tipps desMonatsKunst in der Kirche St. MangenErnst Thoma: «Selbst mit Maske»

Vernissage: 30. September, 18 UhrEinführung: Hans Thomann imGesprächmitErnst Thoma, danach Lesung: Peter Schweiger«Der Klang dahinter», anschliessendApéroKunstgottesdienst: 5. November, 17.30 Uhrmit Pfr.Hansruedi Felix, Rudolf Lutz,OrgelAusstellungsdauer: bis 24. November 2011

Un-glaublich!? – ökum. Glaubens-kurs für gehörlose Menschen22. Oktober, 19. November, 10 bis 13 UhrIch glaube, du glaubst, er glaubt, wir glauben ...JederMensch glaubt. JederMensch glaubt anders.Was aber ist christlicher Glaube? Und wie lebenwir unseren Glauben? – Das Kirchenjahrmit sei-nen Festen und Bräuchen zeigt mit allen Sinnenauf, was christlicher Glaube beinhaltet.Als refor-mierte und katholische ChristInnenmachen wiruns darum gemeinsam auf denWeg durchs Jahr.22. Oktober, 10–13Uhr:Typisch reformiert – ty-pisch katholisch, Beginn: Laurenzenkirchturm19. November, 10–13Uhr: Thema: Tod – Endeoder Anfang?Organisation: reformierte und katholische Gehörlosen-seelsorge der Ostschweiz (Andrea Leupp-Meierhofer undDorothee Buschor Brunner) www.gehoerlosengemeinde.ch

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BuchWeg einesWeltpriesters

Der katholischen Kirche gehenlangsam die Priester aus, zumin-dest inMitteleuropa. Ein alarmie-rendes Zeichen?Oder ist es geradeumgekehrt? Zeigt dieAbkehr vomtraditionellen Priesterberuf, dasssich ein neues Bild der Kirche ent-wickelt? Eines, in dem sich die Lai-en auf das allgemeine Priestertumdes getauften Christen besinnen?Auf demHintergrund solcherFragen findet ein kürzlich er-schienenes Buch ein besonderesInteresse. Es handelt sich um die«AutobiografischenNotizen», dieder St.Galler DiözesanpriesterHermannHungerbühler ge-schrieben hat. Er gibt in seinenLebenserinnerungen Einblick ineine Existenzform, die man oftnur von aussen kennt. Ein Leben,das in früheren Priesterromanenmythisch verbrämt oder böswil-lig karikiert wurde.Hunger-bühlers Buch zeigt dagegen inehrlicher, erzählerischer Formauf, wie sich ein jungerMann fürdas Priestertum entscheidet, wieer in die Aufgabe hineinwächstund eine Lebensform sucht, diefür ihn stimmt.

LebensstationenWas zuerst auffällt: wie bewegtein solches Leben ist, an wie vie-len Orten es sich abspielt; fastdenkt man an die Biografie einesWandermönchs. 1932 inArnegggeboren, ist Hungerbühler 1965geweiht worden, hat Seelsorge-stellen inWil,Herisau,Heiden,Niederbüren versehen, dazwi-schen auch fünf Jahre als Pfarrerder deutschsprachigen Gemeindein Lissabon gewirkt; er lebt heutein Bolligen,wo er als Priester inder Seelsorgeeinheit mitwirkt.Kennzeichnend ist für ihn auch,dass er nicht auf direktemWegdie Theologie gewählt hat.Zunächst absolvierte er eine kauf-männische Lehre, arbeitete in ei-nem Industriebetrieb, um einesTages dann doch plötzlich zumerken, dass es ihn zum Priester-tum hinzieht. Ein Entscheid, derihn selber überrascht hat und zu-dem einem überraschendenMo-

14 Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011

Link 16.10. Prophetin imeigenen Land– Helen Schüngel-StraumannSie war die erste Schweizer Katholi-kin, die in Theologie promovierte,aber Karriere konnte sie zunächstnur in Deutschlandmachen: HelenSchüngel-Straumann. In ihrerneuenAutobiografie erzählt diefeministische Theologin, wie auseinem «Mädchen aus sehr ein-fachenVerhältnissen» schliesslicheine anerkannte Professorin inbiblischer Theologie wurde.DochdieserWeg war steinig!23.10. Sufi-MusikSufis sind dieMystiker im Islam.IhreMusik und ihr Tanz führenzu einem spirituellen Rausch.Berühmt sind die tanzendenDer-wische, die sich zuMusik imKrei-se drehen, bis zur Ekstase.DieMusik berühre das innersteWesendesMenschen, die Seele, so dieSufisten.DieMusik sei vom Satangeschickt – dieseMeinung hin-gegen vertreten Strenggläubigeund Fundamentalisten.Die Sufi-Musik wurde auch vomWestenbeeinflusst undmischt sich heuteschonmalmit Popmusik.30.10. «Weltreligion Afrika» –Gesprächmit Al ImfeldAfrikanische Spiritualität gilt inEuropa bloss als Folklore, diefasziniert oder befremdet.DerAfrika-Experte und TheologeAl Imfeld kritisiert, dass sie nichtals gleichwertigeWeltreligion wieIslam und Christentumwahrge-nommenwird. «Afrikas Religionist pluralistisch und tolerant –Afrikas Gottheiten sind vieldeutigund kontrastreich wie eine Sym-phonie», sagt Al Imfeld.

RadioFM1«Gott und d’Welt»Sonntagmorgen, 9–10 UhrWiederholung: Sonntag, 22–23 UhrAuf FM-Melodie: Sonntag, 12–13 Uhr

Radio Zürisee«Über Gott und d’Wält»jeden Sonntag, 8.25 Uhr

TVSF1Wort zumSonntag: Sa, 19.55 Uhr

Sternstunden: 10 Uhr: Religion11 Uhr: Philosophie, 12 Uhr: Kunst

SF2«Fenster zumSonntag»Samstag, 17.15 und Sonntag, 11.30 Uhrauf sf info: Sa, 18.30 und So, 17.45 Uhr

Tele Ostschweiz (TVO)«Gedanken zur Zeit»Sa, 18.55 Uhr, bis So, 7.55 Uhr,stündlich wiederholt

RadioDRS1Zwischenhalt Sa, 18.30–19UhrGlocken um 18.50 Uhr aus:1.10. ev.-ref. Pontresina GR8.10. röm.-kath. Immensee SZ15.10. ev.-ref. Pratteln BL22.10. röm.-kath. Jona SG29.10. ev.-ref. Dornach SO«Glocken der Heimat»wird Sa, 17.30 Uhrauch auf DRSMusikwelle ausgestrahlt.

EinWort aus der Bibeljeden Sonntag, 6.42 Uhr und 8.50 Uhr(DRS2 7.05 Uhr, Musikwelle 8.30 Uhr)

Texte zumSonntagjeden Sonntag, 9.30 Uhr

DRS2Religionsthemen imKontextvorwiegend amDonnerstag,9 und 18.30 Uhr (Zweitausstrahlung)

Blickpunkt Religionjeden Sonntag, 8.10–8.30 Uhr

Predigten, GottesdiensteSo, 9.30 Uhr: röm.-kath. PredigtSo, 9.45 Uhr: evang.-ref. Predigt

2.10.Pfr.Hanspeter Betschart,Ol-ten; RalphKunz,Theologe,Zürich9.10. LiHangartner, Luzern; LuziaSutter Rehmann,Binningen16.10.Direktübertragung desröm.-kath.Gottesdienstes ausAlt-dorf: «Gebt demKaiser,was demKaiser gehört, undGott,wasGottgehört!» So antwortete Jesus lautEvangelium einemPharisäer.Spricht Jesus damit vomVerhältnisvonKirche und Staat?23.10. ThomasMarkusMeier,Obergösgen; Pfr.MartinDürr,Basel30.10.Matthias Loretan,Diakon,Kreuzlingen;Manuela Liechti-Gen-ge, Theologin,Münchenbuchsee

Perspektivenjeweils So, 8.30 Uhr und Do, 15.00 Uhr

2.10. Islamwissenschaft(Siehe Tipp desMonats)9.10. Gott auf der CouchVor über 30 Jahren hat der Psy-choanalytiker TilmannMoserin seinemBestseller «Gottesver-giftung»mit dem düsteren undstrafenden Richtergott seinerKindheit abgerechnet.Heute ister überzeugt, dass die Religionnicht nur Gift, sondern auch einHeilmittel sein kann. In seinertherapeutischenArbeit begegneter oftMenschenmit religiösenFragestellungen. Behutsam ver-sucht er, ihnen denWeg zu einemerträglichen, freundlichenGottes-bild zu zeigen.Die Fähigkeit zurAndacht kann nach ihm zur seeli-schenGesundheit beitragen.

TippdesMonatsPerspektiven, DRS22. Oktober, 8.30 bis 9 UhrDas Fach Islamwissenschaft:Religion imNamen, Politik imProgramm.Vor 2001 interessierten sich nurwenige Studierende für Koran undMohammed. Islamwissenschaftwar einOrchideenfach für Philolo-gen, die sichmeistmitmittelalter-lichen Texten beschäftigten.Der11. September änderte alles: Öf-fentlichkeit undMedien suchtenhänderingend nach sogenanntenIslamexperten. Sie sollen nun raschundmassentauglich aktuelle poli-tische und gesellschaftlicheVor-gänge erklären.Dochwelche Rollespielt dabei überhaupt noch dieReligion? Es scheint schier unmög-lich, dass ein Studienfach all dieseInteressen abdecken kann.Der IslamwissenschaftlerMaurusReinkowski von der UniversitätBasel gibt Auskunft.

Zweitsendung: 6. Okt.,15 bis 15.30 Uhr

tiv entspricht: «Als jungerMannkamenmir immermehr Zweifelan dem,was der Prediger sagte; dasreizte mich, genauer hinzuschau-en, selber Theologie zu studieren.»

Umsetzung desKonzilsSein Studium führte ihn über dasErzbischöfliche Seminar vonMai-land nach Innsbruck,wo er denoffenen Konzilsgeist eines Profes-sor Karl Rahner atmete. SeineWeihe fiel auch ins Abschlussjahrdes ZweitenVatikanischen Kon-zils. Doch was die von den Bischö-fen damals beschlossene Öffnungder Kirche bedeutet, wurde ihmerst in der praktischen Seelsorge-erfahrung so richtig bewusst.Nunwar derWeg frei zum ökumeni-schenMiteinander, zur Begeg-nungmit anderen Religionen,mitdemGespräch auf Augenhöhe.Und die Konsequenz daraus? FürHungerbühler besteht sie darin,dass das Entscheidende in derReligion die eigene, innere Erfah-rung ist. Riten, Formen,Kirchenkönnen zwar sinnvoll, nützlichsein, doch im Zentrum stehtder eigene, persönlicheWeg, un-wichtig, welcher Religionmanangehört.Damit ist der Diözesan-priester im besten Sinne desWor-tes zumWeltpriester geworden.JOSEF OSTERWALDER

Hermann Hungerbühler, «Erinnern»,554 Seiten, tanneggverlag

Page 15: 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang · 2017-12-20 · 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang derEvangelisch-reformiertenKirchedesKantonsSt.Gallen Bäume BäumigesLeben DieSchulederBäume DerKantonsförster

Wald als SchöpfungwahrnehmenWald hält jung. Dieser Eindruck drängtsich geradezu auf bei Jürg Trümpler,demOberförster desKantons. In dergrünenOase rund umdie Terrasse sei-nesHeims in Sevelen sitzt ein vitalerMann in den besten Jahren und erzähltbegeistert vonBäumenundWäldern,vonÖkologie undÖkonomie, von Fami-lie undBeruf, vonAfrika und St.Gallen.Dabei tritt Trümpler nächstes Jahrmit63 in denRuhestand – nach einer Lauf-bahn,dieerselbstalssehrbefriedigenderlebt hat.«Es fasziniert mich, in Gottes Schöpfung

zu wirken», bekennt er. Und das ist viel-

leicht das Geheimnis: den Wald nicht

bloss als Sammlung von Bäumen wahr-

nehmen, als Rohstoff oder Produkt, son-

dern als lebendiges Geschenk, als kom-

plexe Schöpfung. Auch wenn er als

oberster Förster viele Führungs- und

Administrativaufgaben hat, so liebt er

darum noch heute «Begehungen», also

den Augenschein vor Ort. Wenn es sein

darf, nimmt er sich nach Feierabend

schon mal einen Cervelat mit und ein

Bier unddanngeht er hinausundnimmt

auf dem Hochsitz Platz. «Nur beobach-

ten», schwärmt er, das sei ein wahrer Ge-

nuss. Und vielleicht kommt ihm dabei

jener Bibelvers in den Sinn, der ihm viel

bedeutet: «Wer Gott vertraut, ist wie ein

Baum,gepflanzt am frischenWasser und

seine Blätter verwelken nicht.»

Der Weg zum FörsterDabei war der Weg zum Förster nicht

von Anfang an vorgezeichnet. An der

ETH hat Trümpler Forstwirtschaft stu-

diert, später in Australien noch ein

Nachdiplom abgelegt. Sein erster Job

führte ihn 1977 nachGams.Als Forstin-

genieur war er hier zuständig für Wild-

bach- und Hangverbauungen. Doch als

dann 1982die Stelle als Kreisoberförster

im Werdenberg frei wurde, bewarb er

sich und hat das Amt 23 Jahremit Freu-

de ausgefüllt. Für die EVP war er

während 14 Jahren als Kantonsrat tätig.

Weitere Schwerpunkte waren der Ein-

satz für die ARGE Alp, jene internati-

onale Arbeitsgemeinschaft, welche die

Zusammenarbeit im Alpenraum stär-

ken will. Bayern, Graubünden, Salz-

burg, St.Gallen, Südtirol, Tessin, Tirol,

Trentino undVorarlberg sind dabei.

Ausserdem hat er forstwirtschaftli-

chenUnterricht in der Landwirtschafts-

schule Rheinhof erteilt. Neben dem Be-

ruf engagierte er sich mit Aufbaupro-

jekten inAfrika. So hat ermit FrauMar-

grit – verheiratet seit 1974, sie haben

vier erwachseneKinder –nachdemStu-

dium mitgeholfen, ein Kirchengebäude

inder Elfenbeinküste aufzubauen.Ähn-

liche Projekte, auch in der Aids- und

Hygieneaufklärung, hat er seitdem

fünfmal in Malawi wiederholt und er

plant, im Ruhestand womöglich erneut

nachAfrika zu gehen.

«Bebauen und Bewahren»Bei so viel Weltläufigkeit schätzt er Bo-

denhaftung – die Familie, die Jagd,

Ski- und Velofahren, aber auch die

Naturnähe jener Menschen, mit denen

er imBeruf so oft zu tunhat. «Das ist ein

angenehmer Schlag, sehr ortsverbun-

den», hebt er hervor. Und fügt an: «Ich

bin dem Wald emotional verbunden.»

Die Leidenschaft für das grosse Zusam-

menspiel von Pflanzen, Tieren und

Menschen ist ihm geblieben. Naturnah

soll der Wald darum sein, aber auch

Freizeitort, Lawinenschutz und Roh-

stoff. Ein Stück Schöpfung eben. Mit

dem haushalterisch umzugehen ist.

«Bebauen und Bewahren» heisst das in

der biblischen Schöpfungsgeschichte.

Er nimmt diesen Auftrag durchaus per-

sönlich. REINHOLD MEIER, WANGS

«Wir setzen auf Erkenntnis»Herr Trümpler, wofür brauchen wir den St.GallerWald?Im Kanton sind 29 Prozent der Fläche bewaldet.Die Hälfte davon ist Schutzwald, der vor Lawinen,Hochwasser und Steinschlag bewahrt. Natürlichdient der Wald auch der Erholung. Und er schafftArbeitsplätze, weil er Holz produziert, den einzi-gen nennenswerten nachwachsenden Rohstoffder Schweiz.

Wo stösst die Waldnutzung an Grenzen?Wir nutzen heute rund 300000 Kubikmeter Holzim St.Galler Wald. Wir könnten aber 400000 nut-zen, weil mehr nachwächst. Da spielt jedoch dertiefe Holzpreis hinein. ZumNutzen gehören auchdie Schutzfunktion, die Biodiversität und die Erho-lung. DerWald ist ein vielseitiger Lebensraummitunterschiedlichsten Nutzungsansprüchen.

Wo liegt ihr persönlicher Lieblingswald?Ichmöchte drei nennen, diemir extrem gefallen.Zunächst inmeinem Jagdrevier, das Heuland inSevelen, wo ich gerne hingehe und das Gefühl vonRuhe empfinde. Dann gibt es imMurgtal einArvenwaldreservat, das ich in seiner Schönheitabsolut faszinierend finde, das aber viele St.Gallerzumeinem Erstaunen nicht kennen. Und dann gibtes ein sehr schönesWaldgebiet auf der AmdenerHöhe, wo es Hochmoore und sogar Auerwild gibt.Aber auch an anderen Orten des St.Galler Waldesgibt es wunderschöne Gebiete.

Welches ist das wichtigste Problem im St.GallerWald?Es gibt leider diverse Probleme.Wirmüssen unsaktuell zunehmendmit der Klimaveränderungbefassen. Ein Thema sind aber auch die enger wer-denden Lebensräume, verursacht durch die Zer-siedelung der Landschaft. Oder die zunehmendeBeanspruchung desWaldes – vomSchneeschuh-läufer über den Biker bis zumOL-Läufer und ande-ren Freizeitvergnügen. Sie haben alle das Recht, denWald zu nutzen, aber nicht zu übernutzen. Wir sindimmer Gäste imWald und sollten uns dementspre-chend gegenüber Pflanzen und Tieren verhalten.

Was kann der Einzelne konkret tun, um demWaldSorge zu tragen?Wasman persönlich kennt, ist man auch bereit zuschützen. Wir sind daher froh, wenn etwa Lehrerund Schüler sichmit demWald befassen undlernen, Rücksicht zu nehmen. Man sollte insbe-sondere imWinter nicht von denWegen abgehenund ins Dickicht gehen. Natürlich soll man auchnichts kaputt machen. Wichtig ist auch, dassmansich imWald diskret bemerkbarmacht, damit dasWild einen orten kann. Kurz: Es ist gut, denWaldzu kennen, damit man sich bewusst wird, wasmandarf und was nicht. Wir setzen auf Erkenntnis undweniger auf Vorschriften. INTERVIEW: REM

Interview

Kirchenbote Kanton St.Gallen 10/2011 15

«Nur beobachten» – das liebt Kantons-

förster Jürg Trümpler bei seinen

Begehungen, aber auch am Feierabend.

Foto:remMonatsporträt

«Ich bin demWaldemotional verbunden.»

Page 16: 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang · 2017-12-20 · 10/2011 Kirchenbote 60.Jahrgang derEvangelisch-reformiertenKirchedesKantonsSt.Gallen Bäume BäumigesLeben DieSchulederBäume DerKantonsförster

Fundstücke Kurz befragt

«Und Gott sprach: Die Erde lasse jun-ges Grün sprossen: Kraut, das Samenträgt, und Fruchtbäume, die Früchtetragen auf der Erde nach ihrer Art, indenen ihr Same ist. Und so geschahes.» 1. BuchMose (Genesis) 1, 11

«An ihren Früchten werdet ihr sieerkennen. Lassen sich etwa Traubenernten von Dornen oder Feigen vonDisteln? So trägt jeder gute Baumgute Früchte, jeder faule Baum aberträgt schlechte Früchte.»

Matthäus 7, 16–17

«Einen alten Baum verpflanzt mannicht.» Lateinische Lebensweisheiten

«Thue deine Augen auf und gehe zueinemBaum, und siehe denselbenan, und besinne dich.» Jakob Böhme

«Ein junger Baum biegt sich,ein alter bricht.» Jiddisches Sprichwort

«Erntest du Früchte vomBaum,so gedenke auch dessen,der ihn gepflanzt hat.» Aus Russland

10/2011 | 60. JahrgangKirchenboteGemeindenachrichten imMittelbund

Theo Gerber, St.GallenChirurg und «Arvenvater»Der auferweckte Jesus Christus ist auch

unter uns aktiv. Und wir haben ihn nöti-

ger als die Menschen vor 2000 Jahren,

denn damals blieb die Natur unangetas-

tet. Mittels gewaltiger Technologie und

unvorstellbarer Überheblichkeit sind

Eingriffe in die Schöpfung möglich ge-

worden, die schliesslich unsere Lebens-

räume zerstören können. Hoffnung auf

noch rechtzeitiges Gegensteuer liefert

unter anderemdie Beschäftigungmit der

Ökologie des Waldes, die lehrt, dass die

Natur stärker ist als wir. Jeder Fehler wird

da geahndet.Wennwir uns aber beschei-

den unterordnen und uns in Liebe üben,

fallen uns beglückend viele Früchte zu.

Hanspeter Schuhmacher,Leiter Botanischer GartenVon der Pflanzenwelt interessierten

mich als Kind nur die Bäume; erst als

Kletterparadies, später auch als Lebewe-

sen. Nach und nach kamen alle anderen

Pflanzen dazu. Die Bäume waren somit

meineEinstiegsdroge indieBotanik,ein

beglückender Teil in meinem Leben.

Nach wie vor bewundere ich die Bäume

als stolze Lebewesen, die ganze Land-

schaften prägen, Zeit ihres Lebens

wachsen und uralt werden können;

trotz ihrer Bodenständigkeit aber sehr

verletzlich sind. Obwohl ich nicht im-

mer darum herumkomme, widerstrebt

es mir, Bäume zu fällen. Bäume zu

pflanzen und sie wachsen zu sehen,

stimmt zuversichtlich.

Was sagen Ihnendie Bäume?

Marianne Wirz, BrunnadernKirchgemeindepräsidentinBäume lehrenmich das Staunen: wie je-

der einzigartig wächst, duftet, Früchte

schenkt und im Lauf der Jahreszeiten

sich verändert. Vor allem aber beein-

drucktmich,wieBäumesichnicht leicht

verdrängen lassen. Sie wachsen vorerst

unterBedingungen,welchenicht immer

optimal sind. Mit erstaunlichen Tricks

wachsen sie nach oben, lassen ihreWur-

zeln geschickt in die verschiedensten

Richtungen wachsen, um sich zu veran-

kern. Ja, dasmachtmir Eindruck und ist

mir ein Vorbild, wenn meine Lebensbe-

dingungen mir gerade nicht so passen.

Da spüre ich eine Verbundenheit mit

dem Baum;meineWurzeln machen das

schon, ich habVertrauen.