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TU WIEN INSTITUT FÜR HOCHBAU UND TECHNOLOGIE PROF. A. KOLBITSCH HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN 1 1. EINLEITUNG Den Stoff sieht jedermann vor sich; den Gehalt findet nur der, der etwas dazu zu tun hat; und die Form ist ein Geheimnis den meisten Johann Wolfgang von Goethe 1.1. Zielsetzungen der Lehrveranstaltung Die Lehrveranstaltung Hochbaukonstruktionen 1 ist eingebettet in das Lehrangebot des Fachbereiches Hochbau- konstruktionen und Bauwerkserhaltung am Institut für Hochbau und Technologie. Tab. 1. 1: Lehrveranstaltungen im Bereich Hochbaukonstruktionen und Bauwerkserhaltung, gegliedert nach Schwerpunkten in Forschung und Lehre (Diplomanden- und Dissertantenseminar sowie Bachelor- und Diplomarbeiten nicht angeführt) Grundlagen und Tragwerkslehre Hochbaukonstruktionen Bauwerkserhaltung Formale Grundlagen des konstruktiven Ingenieurbaus Tragwerke-Baukonstruktionen Hochbaukonstruktionen 3 Glas und Glasbaustoffe (dt. und engl.) Bruchmechanisches Verhalten im Bau- wesen Formale Grundlagen des konstrukti- ven Ingenieurbaus Hochbaukonstruktionen 1 Hochbaukonstruktionen 2 Projektarbeiten E+E von Hochbauten div. Laborarbeiten Bautechnische Analysen und Statik historischer Baukonstruktionen Bei der Konzeption der LVA Hochbaukonstruktionen 1 wurden in erster Linie folgende Zielsetzungen verfolgt: Kompakte Darstellung der Grundlagen des konstruktiven Hochbaues mit Bemessung der tragenden Ele- mente nach aktuellem Sicherheitskonzept. Entwicklung von hochbauspezifischen Tragwerkskonzepten anhand exemplarisch behandelter Kon- struktionstypen. Kategorisierung und Bewertung von typischen Konstruktionen und Konstruktionselementen, um die Grundlagen für ein proaktives Herangehen an interdisziplinäre Aufgabenstellungen zu erarbeiten. Systematik der Detailentwicklung. Diesem Thema wird, wegen des hohen Anteils an Bauschäden durch unzureichende Detailkenntnisse besonderes Augenmerk geschenkt. 1.2. Themenbereiche Die behandelten Themenbereiche sind konsekutiv aufgebaut, jedoch als jeweils abgeschlossene Abschnitte kon- zipiert. Im ersten Teil der Vorlesung, der durch das vorliegende Skriptum „A“ abgedeckt wird, werden folgende Themenschwerpunkte behandelt: Einführung, Zusammenfassung der relevanten Bauvorschriften und notwendige Nachweise Grundlagen Sicherheitsphilosophie Baugrubensicherung (inkl. Baulückenverbauten) Gründungen Keller Übersicht zu den Tragstrukturen im Wohn- und Verwaltungsbau Tragstrukturen im Hallenbau Tragende und aussteifende Wände, Stützen Deckentragwerke Aussteifungen Steildachkonstruktionen Treppen

1.1. Zielsetzungen der Lehrveranstaltung€¦ · Tragwerkslehre Hochbaukonstruktionen Bauwerkserhaltung Formale Grundlagen des konstruktiven Ingenieurbaus Tragwerke-Baukonstruktionen

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN1

1.EINLEITUNGDenStoffsiehtjedermannvorsich;denGehaltfindetnurder,deretwasdazuzutunhat;unddieFormistein

GeheimnisdenmeistenJohannWolfgangvonGoethe

1.1. ZielsetzungenderLehrveranstaltung

DieLehrveranstaltungHochbaukonstruktionen1isteingebettetindasLehrangebotdesFachbereichesHochbau-konstruktionenundBauwerkserhaltungamInstitutfürHochbauundTechnologie.Tab.1.1:LehrveranstaltungenimBereichHochbaukonstruktionenundBauwerkserhaltung,gegliedertnachSchwerpunkteninForschungundLehre(Diplomanden-undDissertantenseminarsowieBachelor-undDiplomarbeitennichtangeführt)

GrundlagenundTragwerkslehre

Hochbaukonstruktionen Bauwerkserhaltung

FormaleGrundlagendeskonstruktivenIngenieurbausTragwerke-BaukonstruktionenHochbaukonstruktionen3GlasundGlasbaustoffe(dt.undengl.)BruchmechanischesVerhaltenimBau-wesen

FormaleGrundlagendeskonstrukti-venIngenieurbausHochbaukonstruktionen1Hochbaukonstruktionen2Projektarbeiten

E+EvonHochbautendiv.LaborarbeitenBautechnischeAnalysenundStatikhistorischerBaukonstruktionen

BeiderKonzeptionderLVAHochbaukonstruktionen1wurdeninersterLiniefolgendeZielsetzungenverfolgt:

• KompakteDarstellungderGrundlagendeskonstruktivenHochbauesmitBemessungdertragendenEle-mentenachaktuellemSicherheitskonzept.

• Entwicklung von hochbauspezifischen Tragwerkskonzepten anhand exemplarisch behandelter Kon-

struktionstypen.

• Kategorisierung undBewertung von typischen Konstruktionen und Konstruktionselementen, umdieGrundlagenfüreinproaktivesHerangehenaninterdisziplinäreAufgabenstellungenzuerarbeiten.

• SystematikderDetailentwicklung.DiesemThemawird,wegendeshohenAnteilsanBauschädendurchunzureichendeDetailkenntnissebesonderesAugenmerkgeschenkt.

1.2. Themenbereiche

DiebehandeltenThemenbereichesindkonsekutivaufgebaut,jedochalsjeweilsabgeschlosseneAbschnittekon-zipiert.ImerstenTeilderVorlesung,derdurchdasvorliegendeSkriptum„A“abgedecktwird,werdenfolgendeThemenschwerpunktebehandelt:

− Einführung,ZusammenfassungderrelevantenBauvorschriftenundnotwendigeNachweise− GrundlagenSicherheitsphilosophie− Baugrubensicherung(inkl.Baulückenverbauten)− Gründungen− Keller− ÜbersichtzudenTragstrukturenimWohn-undVerwaltungsbau− TragstrukturenimHallenbau− TragendeundaussteifendeWände,Stützen− Deckentragwerke− Aussteifungen− Steildachkonstruktionen− Treppen

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2PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

ImAnhangandiesenTeildesSkriptumsistzudemeineErklärungderwichtigstenBegriffeausdemHochbaueingefügt.ImzweitenTeilderVorlesungwerdendiewesentlichenAusbauelementeundBauteilaufbautenbehandelt,dieserAbschnittistinTeilBdesSkriptumserfasst.FolgendeKapitelwerdendabeigestreift:

− Flachdächer(Terrassen)undBalkone− Fassaden− Steildachaufbauten− NichttragendeInnenwandsysteme− FußbodenaufbautenundHallenböden− LeichteHallenwändeundDächer− Aufzüge

1.3. Definition„Hochbaukonstruktionen“DerHochbauistdasTeilgebietdesBauwesens,dassichmitderPlanung,derErrichtung,demUnterhaltunddemAbbruchbiszurBehandlungoderDeponiederBaurestmassenvonBauwerkenbefasst,diezumGroßteiloberhalbderGeländelinieliegen.1(z.B.:Wohn-undVerwaltungsbauten,Gewerbe-undIndustriebauten).DerarchitektonischeEntwurfvonHochbautenliegtimWesentlichenimAufgabenbereichderArchitekten.AuchBauingenieureundBauingenieurinnen(als„IngenieurkonsulentenfürBauwesen“inGesamteuropaundals„be-fugteBaumeister“inÖsterreich2)sindnachgeltenderGesetzeslagezurGesamtplanungvonHochbautenberech-tigt.Die imRahmendiesesAufgabengebiets zubehandelndenPlanungs-undBauleitungsaufgabenwerden inderVorlesungHochbaukonstruktionen1behandelt.Tragwerksplaner/innen(umgangssprachlich„Statiker“)übernehmenoftmalsauchAufgabenimBereichderBau-physik,wieWärme-,Schallschutz-undBrandschutznachweise3,weshalbderDetailausbildungundderFestlegungvonRegelaufbauteninderVorlesungnebenderkonstruktivenDurchbildungbesonderesAugenmerkgeschenktwird.GeradebeigrößerenBauvorhabenistheuteeinezunehmendeUnterteilungderPlanungsleistungenaufzahlrei-cheSpezialgebiete,wieProjektsteuerung,architektonische,konstruktiveundhaustechnischeEntwurfsplanung,zugehörigeAusführungsplanungenusfzubeobachten.DiewesentlichenhochbauspezifischenPlanungsleistungenbetreffendabeifolgendeProjekttypen4:

− Wohnbauten− Verwaltungsbauten− Freizeitbauten− BautendesGesundheitswesens− Verkehrshochbauten− Gewerbe-undIndustriebauten− SanierungenanallenobenstehendenObjekttypen

1 DietmarGrütze:Bau-Lexikon.CarlHanserVerlag,München2007,ISBN3-446-40472-4,S.126.

2UnterlagenzurAblegungderZiviltechnikerprüfungundzurBefähigungsprüfungBaumeistersindaufderHomepagedesStudiendekanatsfürBI-Wesenabrufbar.

3Siehe:„HonorarordnungBauwesenderBundeskammerfürArchitektenundIngenieurkonsulenten(mitdenTeilabschnit-tenHOB-IundHOB-S)“sowie„LeitfadenzurKostenabschätzungvonPlanungsleistungenBand1bis3,herausgegebenvonderWKO“indergeltendenFassung.

4 Quelle:Vergabe-WegweiserderKammerderArchitektenundIngenieurkonsulenten.

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN3

(Anmerkung:DasichderSanierungs-undAdaptierungsbereichindenletztenJahrzehntensowohlhinsichtlichdesUmsatzanteiles, als auch hinsichtlich der besonderen Problemstellungen zu einem eigenen Fachgebiet entwi-ckelte,werdendieentsprechendenGrundlagenauchineinereigenenLehrveranstaltungbehandelt.)1.4. BedeutungdesHochbauesinwirtschaftlicherHinsicht.DerHochbauhatseitjeherdenwesentlichenAnteilandergesamtenBauproduktioninÖsterreich.DieletztenGesamterhebungen(aus2008)zeigenfolgendeWerteundVeränderungengegenüber1999.

Abb.1.1:TechnischeBauproduktioninMio€indenBauspartennachStatistikAustriaDierelativhoheZunahmedesVerkehrswegebausimbetrachtetenZeitintervallistaufdieInfrastrukturinvestiti-onendesBundeszurückzuführen.ProzentuellergibtsichfolgendeAufteilung,wobeidieBereicheWohnbauundsonstigerHochbauzusammenge-fasstwerden(ÖSTAT,2008):

Abb.1.2:AufteilungnachBauspartennachÖSTATUnterBerücksichtigungderAdaptierungsarbeitenimHochbauistfolgendeAufteilungfestzuhalten:

010002000300040005000

InM

io€

Anteile

1999

2008

2014

4%

60%

36%

Bausparten

Baustelleneinrichtung Hochbau Tiefbau

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4PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

Abb.0.1 AufteilungnachBauspartennachÖSTATEs ist festzuhalten,dass vorallemdie SparteAdaptierung inden letztenbeiden Jahrzehnten signifikanteZu-wächseaufwiesundaktuellbereits35%desHochbauumsatzesausmachtunddabeizusätzlichsehrbeschäfti-gungsintensivist.BefragungenvonAbsolventenundAbsolventinnendesBauingenieurstudiumsderTUWienbestätigendieseZu-sammenhängeauchinBezugaufdiespäterenTätigkeitsbereiche.Mehrals60%derDiplomingenieur/innenfin-denineinemdemHochbauzuzurechnendenGebietdesBauwesensBeschäftigung.1.5. GeschichtederLehreimHochbau(fürBauingenieure)anderTUWien.DasFach„Hochbau“istpraktischseitGründungderTUWien,(zunächstalsPolytechnischesInstitut,späteralsTechnischeHochschule)inderLehrevertreten,wobeisichderBegriff„Hochbau“erstimVerlaufdes19.Jahr-hundertsausdenBegriffen„Zivilbau“und„Landbaukunde“entwickelte.DieEntwicklungderLehrkanzel5bisheute(siehefolgendeAbbildung)zeigtdiewechselvolleGeschichte.

5AusderGedenkschrift„DieK.K.TechnischeHochschuleinWien1815-1915“

4%

46%

14%

36%

AnteilemitAdaptierung

Baustelleneinrichtung Hochbau Adaptierung Tiefbau

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN5

Abb.1.3:EntwicklungenderLehrkanzelnfürHochbau(fürBauingenieure)von1815bisheute,dieJahreszahlenbezeichnendenZeitraumderBestellungderjeweiligenLehrstuhlinhaber.IndenerstenvierJahrzehntennachGründungderHochschulewurdedieLehredesgesamtenBauwesensdurchdieLehrkanzelfürLand-undWasserbaukunstabgedeckt.InderVerfassungdespolytechnischenInstitutesausdemJahre1818istdazuimDetailfestgehalten:„DieKenntnisderBaumaterialienundihrerBindungen;dieZimmermannskunst,inwiefernihreKenntnisdemBaumeisternötigist;dieLehrevonderFestigkeitimGebäude,fürGewölbe,Widerlagen;dieLehrevonderStärkederMaterialien;dieLehrevonderBequemlichkeitimGebäudeinÜbereinstimmungmitseinenZwecken;dieLehrevomÄsthetischenimArchitektonischenmitHinweisungaufdiebestenMuster.“ EinerdererstenLehrstuhlinhaber,JosefStummervonTraunfelszeichneteauchfürdiePlanungdesQuertraktesmitdemheutigenSchütte-Lihotzky-Hörsaal(HSVII)verantwortlich.

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6PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

Abb.1.4:OriginalplanJ.StummervonTraunfelszumheutigenSchütte-Lihotzky-Hörsaal. 1.6. TragwerksentwurfimHochbau

DiewesentlicheAufgabederTragwerksplanungimHochbauliegtineinemmehrstufigenProzess,dergemeinsammitdenanderenobjektspezifischenPlanungsaufgabeninterdisziplinärabgewickeltwird.VorallemisteineKo-operationundAbstimmungmitdenArchitekt/innenundGebäudetechniker/innenbereitsindenerstenEntwurf-sphasenvonbesondererBedeutung.DieGrundlagenzurhochbauspezifischenTragwerksplanungwurdenbereitsinderLehrveranstaltung„Tragwerke-Baukonstruktionen“behandelt,indergegenständlichenLehrveranstaltungsollvorallemdieUmsetzunginderPlanungs-undAusführungsphasebeleuchtetwerden.FürdiekonstruktiveBearbeitungdesTragwerks(beimassivenHochbauten imWesentlichendersogenannte„Rohbau“6)ergibtsichdabeistarkvereinfachteinAblaufnachfolgendemSchema.ZubeachtensinddieRück-KoppelungenzwischendenjeweilsaufeinanderfolgendenEntwurfsstufensowiezwi-schenStufe4mitallenvoranstehendenEntwurfsebenen.

6EsexistiertkeineallgemeingültigeDefinitionfürdenBegriff„Rohbau“.IndergängigenPraxisistdamitdieFertigstellungallerkonstruktiv-tragendenBauelementesowiedesäußerenUmrissesdesGebäudesgemeint(derDachstuhlgehörtdamitzumRohbau,nichtjedochdieDacheindeckung).

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN7

Abb.1.5:VorgangsweisebeiderkonstruktivenBearbeitungbiszumTragwerksentwurf.ImVordergrundderTragwerksplanungstehendabeiderstatischeVorentwurf(„Vorstatik“)unddiebauteilspe-zifischenTragsicherheits-undGebrauchstauglichkeitsnachweise7.1.7. UnterlagenzurLehrveranstaltungundwesentlichePlanungsgrundlagen

NebendemvorliegendenSkriptum–dasdiewesentlichenThemenbereicheabdecktundauchalsGrundlagefürdieVorbereitungaufdieschriftlichePrüfungdient,stehendievomInstitutherausgegebenenBemessungstafelnund Excel-basierten Bemessungshilfen zur Verfügung (eine jeweils aktualisierte Liste ist auf der Homepagewww.hochbau.tuwien.ac.atabrufbar).WeitereUnterlagenfindensichindenaktuellenNormen,dassindimkonstruktivenBereichdiesogenanntenEUROCODES,dievomTechnischenKomiteeCEN/TC250„StructuralEurocodes“erarbeitetwurden.AktuellwirdaneinerAdaptierungsämtlicherEUROCODESgearbeitet,die2019abgeschlossenwerdensoll

7DaszugrundeliegendeSicherheitskonzeptunddieGrundlagenzuTragsicherheits-undGebrauchstauglichkeitsnachweisenwurdenbereitsinderLVABaukonstruktionenbehandeltundwerdendaheralsbekanntvorausgesetzt.

Stufe1

•ModellabbildungdesGesamtsystems;•UnterteilunginbearbeitbarestatischeSubsysteme•OptimierungvonKräfteverlauf,VerformungsverhaltenundAusführbarkeit

Stufe2

•BeurteilungderkinematischenStandsicherheitdurchAusschaltenvonkinematischenBewegungsmöglichkeitendesGesamtsystemsundderSubstrukturen•OptimierungderModellabbildung

Stufe3

•TragsicherheitsnachweiseundGebrauchstauglichkeitsnachweise•Systeme,SubsystemeundVerbindungen- materialspezifischeNachweise

Stufe4

•BauphysikalischeBemessungundAuslegung•Bauteil-,raum-,undraumgruppenbezogeneBewertung•OptimierungderModellabbildungundGesamtkonzeption

•ErstellungderUnterlagenfürdieWeiterbearbeitung(durchFachkonsulenten)

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8PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

Tab.1.2:GliederungundBezeichnungderEurocodes(ohneBerücksichtigungdernationalenAnwendungsdokumente),Stand07/2015Bez. Inhalt Teile Seiten EnglischeBezeichnungEN1990 GrundlagenderTragwerksplanung 1 76 BasisofstructuraldesignEN1991 EinwirkungenaufTragwerke 10 779 ActionsonstructuresEN1992 Entwurf, BerechnungundBemessung von

Stahlbetonbauten4 477 Designofconcretestructures

EN1993 Entwurf, BerechnungundBemessung vonStahlbauten

20 1471 Designofsteelstructures

EN1994 Entwurf, BerechnungundBemessung vonStahl-Beton-Verbundbauten

3 339 Design of composite steel and concretestructures

EN1995 Entwurf, BerechnungundBemessung vonHolzbauteilen

3 247 Designoftimberstructures

EN1996 Entwurf, BerechnungundBemessung vonMauerwerksbauten

4 276 Designofmasonrystructures

EN1997 Entwurf, Berechnung und Bemessung inderGeotechnik

2 374 Geotechnicaldesign

EN1998 AuslegungvonBauwerkengegenErdbeben 6 595 Design of structures for earthquake re-sistance

EN1999 Entwurf, BerechnungundBemessung vonAluminiumkonstruktionen

5 585 Designofaluminiumstructures

Gesamt: 58 5219 DieseNormenwerdendurchdienationalenFestlegungenunddienationalenAnhängezudenEUROCODES(be-zeichnetmitÖNORMB199x-x-x)ergänzt,dieteilweiseeinevergleichbareSeitenzahlaufweisen.WeiterewesentlicheBestimmungensinddieRichtliniendesOIB8,dieimZugederHarmonisierungderBauord-nungenerstelltwurdenunddurcheineArt.15aB-VGVereinbarunginallenBundesländerneingeführtwerdensollen.InWientratendieOIB-Richtlinien9mitderTechniknovelle2007undderWienerBautechnikverordnung2008inKraft.AktuellgiltdieAusgabe2015.InderWienerBautechniknovelle2015WBTV–2015(mit02.10.2015inKraftgetreten)wirdunteranderemfest-gelegt:

Auf Grund der §§ 118 Abs. 5 und 122 der Bauordnung für Wien, LGBl. für Wien Nr. 11/1930, zuletzt geändert durch das Gesetz LGBl. für Wien Nr. 8/2015, wird verordnet:

§ 1. Den im 9. Teil der Bauordnung für Wien festgelegten bautechnischen Vorschriften wird entsprochen, wenn die in den Anlagen enthaltenen Richtlinien des Österreichischen Instituts für Bautechnik, soweit in ihnen bautechnische Anforderungen geregelt werden, eingehalten werden. Ausgenommen ist Punkt 2.1.5 der Anlage 11.

§ 2. Von den in den Anlagen enthaltenen Richtlinien kann abgewichen werden, wenn der Bauwerber nachweist, dass das gleiche Schutzniveau wie bei Anwendung der Richtlinien erreicht wird.

§ 3. Die Anlagen 13 und 14 dieser Verordnung dienen der Umsetzung der Richtlinie 2010/31/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 19. Mai 2010 über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, ABl. Nr. L 153 vom 18. Juni 2010. (Anmerkung:Anlagen13und14derVerordnungenthaltenOIB–Richtlinie6)FürdiekonstruktiveBearbeitung istvorallemOIB-RL1vonBedeutung.Sieverweist imWesentlichenaufdieBestimmungenderEurocodes.

8ÖsterreichischesInstitutfürBautechnik

9 DiejeweilsaktuellenFassungenderOIB-RichtlinienkönnenüberdieHomepagedesOIB:www.oib.atabgerufenwerden

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN9

InWiensindunter–auszugsweise–folgende(landesbezogene)RechtsvorschrifteninderjeweilsgeltendenFas-sungzubeachten:

− BauordnungfürWienNebengesetzezurBauordnung:o WienerKleingartengesetzo WienerGaragengesetzo WienerÖlfeuerungsgesetzo WienerBauprodukte-undAkkreditierungsgesetzo WienerGeodateninfrastrukturgesetzo WienerFeuerpolizei-,Luftreinhalte-undKlimaanlagengesetzo GesetzüberKanalanlagenundEinmündungsgebühreno WienerGasgesetzo WienerWohnbauförderungs-undWohnhaussanierungsgesetzo WienerBaumschutzgesetzo GesetzzumSchutzgegenBaulärmo VermeidungunnötigerStaubentwicklung(Verordnung)

− VerordnungenzurBauordnung:o WienerBautechnikverordnung-WBTV(OIB-Richtlinien)o Bauplanverordnungo Spielplatzverordnungo BeschlussüberdieVergabevonOrientierungsnummerno BeschlussüberdieeinheitlicheNummerierungderGebäude(Layout)o BeschaffenheitderGehsteige(Verordnung)o WienerNaturschutzgesetzo Bauplanverordnung

− ForstgesetzAnmerkung:DaindeneinzelnenAbschnittendesSkriptumsBegriffeausnachgereihtenAbschnittenverwendetwerdenmüssen,wurdefürStudierendeohnebautechnischerVorbildungimAnhangdeserstenTeilsdesSkrip-tumseinekurzeEnzyklopädiezuwesentlichenBegriffenderHochbaukonstruktionenangefügt,diejedochkeinenAnspruchaufVollständigkeiterhebenkann.DieAuswahlderFachbegriffeorientiertesichdabeiandeninPla-nungs-undBaubesprechungenunbedingtnotwendigentechnischenBezeichnungen.1.8. StatischeVorbemessung

InhaltundUmfangderstatischenVorbemessungsindderWienerBauordnungzuentnehmendabeiwirddurchdieBaupolizeiunteranderemfestgehalten:StatischeVorbemessung einschließlich Fundierungskonzept oder bei kleinerenBauvorhabenGutachten, dassaufgrundderGeringfügigkeitdesVorhabensausstatischenGründenkeinerleiGefährdunggegebenist(Sachver-ständigeoderSachverständiger).InAnlehnungandasfrühergültigeMerkblattzurstatischenVorbemessungkannfestgehaltenwerden,dasseinestatischeVorbemessungdannvollständigundschlüssigisteinestatischeVorbemessungist,wennsie

− dieLastaufstellung,− dievertikaleLastableitungbisindenUntergrund,− diehorizontaleLastableitung(auchErdbebenlasten)bisindenUntergrundundeinFundierungskonzept

desgeplantenBauvorhabensunterEinhaltungeinschlägigeraktuellerNormen(Sicherheitenusw.)undBeach-tungderörtlichenGegebenheiten(Bestand,Nachbarobjekte,Bodenverhältnisseusw.)beinhaltet.

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10PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

DieAufstellungenundBerechnungenmüssennachvollziehbarerstelltunddieLastableitungennachvollziehbarnachgewiesensein10.NachweiseaußerhalbvonÖNORMENsindgrundsätzlichauchzulässig;dieseNachweisesindallerdingsschlüssigzuführen,wobeidererforderlicheSicherheitsleveldurchdie(aktuellen)Normenvorgegebenwird.MaßgeblicheKenngröße–auchfürdieFragederErdbebensicherheit–istdieVersagenswahrscheinlichkeit;diesedarfnorm-gemäßnichtgrößerals10-6sein.Anmerkung:Esistfestzuhalten,dassfürBaumaßnahmenanBestandsobjektenunterbestimmtenGesichtspunk-tenErleichterungengelten,vorallemimZusammenhangmitdemNachweisderStandsicherheitunterErdbeben.BesondereBedeutungfürdiestatischeVorbemessunghatdemnachOIB-Richtlinie1,die(auszugsweise)fol-genderelevanteVorgabenenthält:• Tragwerkesindsozuplanenundherzustellen,dasssieeineausreichendeTragfähigkeit,Gebrauchstauglich-

keitundDauerhaftigkeitaufweisen,umdieEinwirkungen,denendasBauwerkausgesetztist,aufzunehmenundindenBodenabzutragen.

• FürdieNeuerrichtungvonTragwerkenoderTragwerksteilen istdies jedenfallserfüllt,wennderStandderTechnikeingehaltenwird.DieZuverlässigkeitderTragwerkehatdenAnforderungengemäßÖNORMEN1990zugenügen.ZurSicherstellungderZuverlässigkeitistesausreichend,nurfürBauwerke,dieimSchadensfallhoheFolgenfürMenschenlebenodersehrgroßesozialeoderumweltbeeinträchtigendeFolgenverursachen,beiderPla-nung,BerechnungundBemessungtragwerksspezifischeÜberwachungsmaßnahmendurchunabhängigeundbefugteDrittedurchzuführen.Jedenfallssinddies:• Bauwerke (oder eigenständige Bauwerksteile) mit einemwidmungsgemäßen Fassungsvermögen für

mehrals1000Personen(wiez.B.Krankenanstalten,Einkaufszentren,Stadien,Bildungseinrichtungen),• BauwerkefürlebenswichtigeInfrastrukturfunktionen,• BauwerkeundEinrichtungen,diedemKatastrophenschutzdienen,• Bauwerke,dieunterdieRichtlinie2012/18/EU(„Seveso-III-Richtlinie“)fallen,• Bauwerkemitmehrals16oberirdischenGeschoßen

• BeiÄnderungenanbestehendenBauwerkenmitAuswirkungenaufbestehendeTragwerkesindfürdiebeste-hendenTragwerksteileAbweichungenvomaktuellenStandderTechnikzulässig,soferndaserforderlicheSi-cherheitsniveaudesrechtmäßigenBestandesnichtverschlechtertwird11.

• Einwirkungen:BeiderPlanungvonTragwerkensindständige,veränderliche,seismischeundaußergewöhnli-cheEinwirkungenzuberücksichtigen.

DurchdenVerweisaufÖNORMEN1990sindjedenfallsdiesogenanntenEurocodes–zumindestimWirkungs-bereichderWienerBauordnungdefactoalsGrundlagefürdieErstellungvonstatischenVorbemessungenher-anzuziehen.ImRahmenderstatischenBearbeitungsind(sieheVorlesungsunterlagenzurLVABaukonstruktionen)folgendeGrenzzuständezuuntersuchen.

10 MitderstatischenVorbemessungeinschließlichFundierungskonzeptsollalsodiegrundlegendeBau-bzw.FührbarkeitdergeplantenMaßnahmenachgewiesenwerden;diesesDokumentsoll/mussallerdingskeineDetailstatiksein!

11 DazusindentsprechendeRegelungenvoralleminfolgendenUnterlagenzufinden:− ErläuterungenzuOIB-Richtlinie1− ONR24009− ÖNORMB1998-3

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN11

Tab.1.3:ImRahmenderstatischenBemessungzuuntersuchendeGrenzzustände

Gruppe Bez. Beschreibung

GrenzzustandderTragfä-higkeitULS(UltimaLimitState)

GZ1A GrenzzustanddesstatischenGleichgewichtes

GZ1B InnereStandsicherheitGrenzzustandderTragfähigkeitz.B.BruchinderKonstruktion

GZ1C ÄußereStandsicherheitGrenzzustandderTragfähigkeitz.B.BruchimUntergrund

GrenzzustandderGe-brauchstauglichkeitSLS(ServicabilityLimitState)

GZ2 GrenzzustandderGebrauchstauglichkeit

GrenzzustandderDauer-haftigkeitDLS(DurabilityLimitState)

GZ3 GrenzzustandderEinwirkungenderUmweltaufBewohner/innen,Inventar,Bau-stoffe

GZ4 GrenzzuständederEinwirkungenaufdieUmweltDiegeplanteNutzungsdauer (einesneuzuerrichtendenTragwerks) istnachdenKlassen fürdiePlanungderNutzungsdauervorzunehmenundanzugeben.DievorgegebenenWertedürfenauchfürDauerhaftigkeitsnach-weise(Ermüdungsnachweise)verwendetwerden.EinTragwerkistsozubemessen,dasszeitabhängigeVerände-rungenderEigenschaftendasVerhaltendesTragwerkswährenddergeplantenNutzungsdauernichtunvorher-gesehenverändern;UmweltbedingungenundgeplanteInstandhaltungsmaßnahmensinddabeizuberücksichti-gen.FüreinangemessendauerhaftesTragwerksindfolgendePunktezuberücksichtigen:

− DievorgeseheneodervorhersehbarezukünftigeNutzungdesTragwerks− DiegefordertenEntwurfskriterien− DieerwartetenUmweltbedingungen− DieZusammensetzung,EigenschaftenundVerhaltenderBaustoffeundBauprodukte− DieEigenschaftendesBaugrundes− DieWahldesTragsystems− DieGestaltungderBauteileundAnschlüsse− DieQualitätderBauausführungundderÜberwachungsaufwand− BesondereSchutzmaßnahmen− DiegeplanteInstandhaltungwährenddergeplantenNutzungszeit.

Tab.1.4:KlassifizierungdergeplantenNutzungsdauernachEN1990.KlassederNut-zungs-dauer

Planungs-größederNutzungs-dauer(a)

Beispiele

1 10 TragwerkemitbefristeterStandzeit(Ausnahme:NachDemontagewiederverwendbareTrag-werke)

2 10-25 AustauschbareTragwerksteilewieKranbahnträger,Lager3 15-30 LandwirtschaftlichgenutzteundähnlicheTragwerke4 50 GebäudeundanderegewöhnlicheTragwerke5 100 MonumentaleGebäude,BrückenundandereIngenieurbauwerke

DiezubeachtendenformalenGesichtspunktebeiErstellungeinerstatischen(Vor-)BemessungsindimSkriptum„Tragwerke–Baukonstruktionen“enthaltenundwerdenandieserStellenichtwiederholt.

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12PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

1.9. ImSkriptumverwendeteSymboleundAbkürzungen.

DieimvorliegendenSkriptumverwendetenUnterlagenorientierensichandenVorgabenvonÖNORMEN1990ff.undandieNomenklaturderOIB-Richtlinien.DaeineweitgehendevollständigeListederanzuwendendenSymbolebereitsimSkriptumzurLehrveranstaltungTragwerke-Baukonstruktionenenthaltenist,werdenimFolgendennurdieimZusammenhangmitdenbehan-deltenHochbaukonstruktionenbesondershäufigverwendetenAbkürzungenangeführt.AufeineAuflistungderEinheiten,Vorsätze,etc.wurdeüberhauptverzichtet.Tab.1.5:BeiderTragwerksplanunghäufigverwendeteallgemeineSymbolebzw.Abkürzungen

A Area–QuerschnittflächeE Modulusofelasticity–ElastizitätsmodulF Force–Einwirkung,KraftG Permanentaction–ständigeEinwirkungG Shearmodulus–SchubmodulI Secondmomentofarea–Flächenmoment2.Grades(Trägheitsmoment)L Length,Span,Systemlength–Länge,Spannweite,SystemlängeM moment,bendingmoment–Moment,BiegemomentN Axialforce–NormalkraftP Prestressingforce–VorspannkraftQ Variableaction–veränderlicheEinwirkungR Resistance,Reaction–Widerstand,TragfähigkeitS Internalforces–SchnittgrößenT Torsionalmoment–TorsionsmomentT Temperature–TemperaturV Shearforce–QuerkraftW Sectionmodulus–Flächenmoment1.Grades(Widerstandsmoment)X Valueofmaterialproperty–Werkstoffkennwerta distance–Abstandb width,breadth–Breited diameter–Durchmesserd depth;lengthofdiagonal–Nutzhöhe;LängeeinerDiagonalene eccentricity–Ausmittef strength–Festigkeitg widthofatensionfield–BreiteeinesZugfeldesh height–Höhe(Gesamthöhe)i radiusofgyration–Trägheitsradiusl lenght;Span–Länge;Spannweitet thickness–Dickeuu majoraxis–Hauptachsevv minoraxis–Nebenachsexx,yy,zz rectangularaxes–Koordinatenachsenα angle–Winkelα ratio–Verhältnisα thermalexpansioncoefficient–Wärmeausdehnungskoeffizientγ partialsafetyfactor–Teilsicherheitsbeiwertδ deflection,deformation–Durchbiegung,Verformungε strain–Dehnungλ slendernessratio–Schlankheitsverhältnisσ normalstress–Normalspannungτ shearstress–Schubspannung

Tab.1.6:Indizesa Baustahlc Beton;Druckcr kritisch,Verzweigungd Design,Bemessungeff effektiv,wirksamf Flansch

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN13

G,g ständigeEinwirkungint innenk charakteristischm Biegung;Baustoff;durchschnittlichM Werkstoff/Materialmax Maximalwertmin Minimalwertnom NominalwertP,p Vorspannkraftpl Plastisch/plastischerWertQ,q veränderlicheEinwirkungs Betonstahlt Zug;Torsionu Zugfestigkeitv Querkraftw Steg(blech)y Fließ-,Streck-

Tab.1.7:AusgewählteBezeichnungenzumAbschnittAussteifung–ErdbebeneinwirkungnachEN1998AEd BemessungswertderErdbebeneinwirkung

!" = $%&AEkEd

CharakteristischerWertderErdbebeneinwirkungfürdieReferenzwiederkehrperiodeBemessungswertderBeanspruchung

NSPT SchlagzahlbeimStandardPenetrationTest.PNCR Referenz-Überschreitungswahrscheinlichkeitin50JahrenderReferenz-ErdbebeneinwirkungfürdieStandsi-

cherheitsbedingung.SoweitkeineWidersprüchezuanderenVorgabenbestehenwurdendieAbkürzungennachAZR(2008)12beiderErstellungderUnterlagenherangezogen.1.10. AuswahlhochbauspezifischerAbkürzungen(nachEntwurfONA6240-2)Tab.1.8:AbkürzungenzurGeschoßbezeichnungE EbeneEG ErdgeschoßOG Obergeschoß(1.,2.,3.,…)ST Stockwerk(1.,2.,3.,…)UG UntergeschoßDG Dachgeschoß

Tab.1.9:AbkürzungenzuOrdnungsbezeichnungenEZ EinlagezahlGST GrundstücksnummerKG KatastralgemeindeON OrientierungsnummerPOS PositionsnummerTOP TopografischeNummer

Tab.1.10:AbkürzungenzurRaumwidmungAN AbstellnischeAR AbstellraumARR ArbeitsraumBAD BadezimmerDI DieleGA GarderobeGAR GarageKA Kabinett,KammerKN KochnischeKÜ KücheVR Vorraum

12Österreichischer Juristentag (Hrsg): Abkürzungs- und Zitierregeln der österreichischen Rechtssprache und europäischerRechtsquellen(AZR)samtAbkürzungsverzeichnis.6.Auflage,Wien:ManzscheVerlags-undUniversitätsbuchhandlung,2008.

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14PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

WC Abort(Wasserclosett)WF WindfangWK WaschkücheWR WaschraumDU DuscheFL FlurSP SpeisekammerSR SchrankraumSZ SchlafzimmerWZ WohnzimmerZI Zimmer

Tab.1.11:AbkürzungenzuHöhenbezugs-undMaßangabenDOK,DOS Deckenoberkante,Deckenoberseite(Rohbaumaß)DUK,DUS Deckenunterkante,Deckenunterseite(Rohbaumaß)DUF Deckenunterkante(fertigeUntersicht)FBOK,OFF Fußbodenoberkante,OberflächedesfertigenFußbodensFDOK,FDOS Fundamentoberkante,FundamentoberseiteFDUK,FDUS Fundamentunterkante,FundamentunterseiteRH LichteRaumhöheGH GeschoßhöheOK,OS Oberkante,OberseiteUK,US Unterkante,UnterseiteSTUK SturzunterkanteSTH Sturzhöhe,gemessenvonSTUKbisDUK(Rohbaumaß)RPH RohbauparapethöheFPH FertigeParapethöhe

Tab.1.12:ÖffnungenundderenAbschlüsseWD WanddurchbruchDD DeckendurchbruchFBD FußbodendurchbruchFDD FundamentdurchbruchWS WandschlitzWA WandaussparungDA DeckenaussparungFBA FußbodenaussparungBR BaurichtmaßRBL RohbaulichteAL ArchitekturlichteDL Durchgangslichte,nutzbareSTL StocklichteBE BodeneinstandbeiTürzargenSTAM StockaußenmaßGL GlaslichteOL OberlichteFIX FixverglasungDF DrehflügelDKF DrehkippflügelKIF KippflügelKLF KlappflügelSF SchiebeflügelfürFensterundTürenSWF SchwingflügelWF WendeflügelHT HebetüreHAST HebeschiebetüreGGT GanzglastüreEI230-C-EI260-C-EI290-C-

FeuerschutztürenmitAngabederFeuerwiderstandsklasse(gem.ONB3850undB3870)FeuerschutztürenmitAngabederFeuerwiderstandsklasse(gem.ONB3850undB3870)FeuerschutztürenmitAngabederFeuerwiderstandsklasse(gem.ONB3850undB3870)

GT GasdichteTürE30-C RauchabschlussDT Drucktüre

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN15

Tab.1.13:Rauch-,Abgas-undLuftfänge,schächteL LüftungsschachtPT PutztürchenKT KehrtürchenABL AbluftZUL Zuluft

Tab.1.14:FangzuordnungzumAnschlussgeschoßgemäßÖNORMB8208K Keller(1.,2.,…unterirdischesGeschoßE Erdgeschoß(1.OberirdischesGeschoß)1 1.Obergeschoß(1.Stockoder2.OberirdischesGeschoß)

2 2.Obergeschoß(2.Stockoder3.OberirdischesGeschoß)

D Dachgeschoß(oberstesoberirdischesGeschoß)

1.11. DarstellungenundZeichnungen.EinigederwichtigstenDarstellungenundSymbolesindindenfolgendenTabellenexemplarischzusammenge-stellt.Tab.1.15:AngabederHöhenlageinSchnittdarstellungenSkizze BedeutungderHöhenbezeichnung

Rohbaumaß(Deckenoberkante)

Rohbaumaß(Deckenunterkante)

Fertigmaß(Fußbodenoberkante)

Fertigmaß(UnterkantederuntergehängtenDecke)

DieAngabederMaßeüberdemFußbodenoderderDeckekannbeispielhaftfolgendermaßenaussehen:Tab.1.16:AngabederHöhenlagevonWandöffnungenAbkürzungundMaß

Bedeutung

RPH90 Rohbauparapethöhe90cmüberDOKFPH85 FertigeParapethöhe85cmüberFBOKSTH Sturzhöhe25cmbzw.Rohbausturz-UnterkantebisRohbaudecken-Un-

terkanteImGrundrisswerdendieHöhenlagenfolgendermaßenbezeichnet:

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16PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

Tab.1.17::AngabederHöhenlagevonWandöffnungenSymbol Bedeutung

HöhenlageeinesPunktesimGelände

HöhenlageeinesPunktesineinemBauwerk–Rohbaumaß

HöhenlageeinesPunktesineinemBauwerk–Fertigmaß

HöhenlageeinerwaagrechtenFläche,gegebenenfallsmitAngabeeinerAbkürzung

HöhenlageeinesPunktesaneinerLinie,z.B.Bruchkante,Grabensohle,LeitungjederArt,ins-besonderesindbeiKanalleitungendieHöhenvonGefällsbrüchen,Richtungsänderungen,Ab-zweigungenundVereinigungen,End-undAnfangspunktenanzugeben.

HöhenfestpunktanBauwerken(Mauerbolzen),eventuellmitAngabederPunktnummer

Höhenfestpunkt(auchNivellementstein);Nivellementpunkt,eventuellmitAngabederPunkt-nummer

1.11.1. BaupläneDieformalenundinhaltlichenErfordernissefürBauplänewerdeneinerseitsinNormenundRichtlinien,anderer-seitsinVerordnungenderLändergeregelt.Tab.1.18:AngabederHöhenlageinSchnittdarstellungenNorm/Richtlinie InhaltÖNORMA2261-5 ObjektschlüsselkatalogfürdigitalenAustauschvonGeo-Daten–Teil5:Grundstückskata-

sterÖNORMA6240-1 TechnischeZeichnungenfürdasBauwesen–Teil1:AllgemeinesundDarstellungsgrund-

lagenfürdenHochbauÖNORMA6240-2 TechnischeZeichnungenfürdasBauwesen–Teil2:Kennzeichnung,BemaßungundDar-

stellungÖNORMA6240-4 TechnischeZeichnungenfürdasBauwesen–Teil4:DigitaleDokumentationÖNORMA6250 BauaufnahmezeichnungenÖNORMA7010-1 Objektbewirtschaftung-Datenstrukturen–Teil1:InformationsrelevanteDatengruppenÖNORMA7010-2 Objektbewirtschaftung-Datenstrukturen–Teil2:DatenhaltungsordnungfürBauund

BewirtschaftungvonObjektenÖNORMA7010-3 Objektbewirtschaftung-Datenstrukturen–Teil3:BerechnungsregelnfürObjekthaupt-

nutzungenundKennzahlenzuordnungÖNORMA7010-1 Objektbewirtschaftung-Datenstrukturen–Teil4:StrategischesObjektmanagementÖNORMB1100 ToleranzenimBauwesen-AllgemeineBegriffeundGrundsätzeÖNORMB1600 BarrierefreiesBauen-PlanungsgrundlagenÖNORMB1800 ErmittlungvonFlächenundRauminhaltenvonBauwerkenÖNORMB1801-3 Bauprojekt-undObjektmanagement–Teil3:AllgemeinesundDarstellungsgrundlagen

fürdenHochbauÖNORMB2503 Kanalanlagen–ErgänzendeRichtlinienfürdiePlanung,AusführungundPrüfungÖNORMB2529 PlänefürFernwärmeleitungenÖNORMB2530-2 Wasserversorgung-Wasserverteilung–Teil2:GraphischeSymboleÖNORMEN15221-6 FacilityManagement–Teil6:FlächenbemessungimFacilityManagementÖNORMENISO128-20

TechnischeZeichnungen-AllgemeineGrundlagenderDarstellung–Teil20:Linien,Grundregeln

ÖNORMENISO128-21

TechnischeZeichnungen-AllgemeineGrundlagenderDarstellung–Teil21:AusführungvonLinienmitCAD-Systemen

ÖNORMENISO128-30

TechnischeZeichnungen-AllgemeineGrundlagenderDarstellung–Teil30GrundregelnfürAnsichten

ÖNORMENISO128-40

TechnischeZeichnungen-AllgemeineGrundlagenderDarstellung–Teil40:GrundregelnfürSchnittansichtenundSchnitte

ÖNORMENISO5455

TechnischeZeichnungen-Maßstäbe

TRVBO121 BrandschutzpläneBGBL.Nr.520/1981 Mietrechtsgesetz–MRGLGBL.1/1993 VerordnungderWienerLandesregierungüberBaupläne(Bauplanverordnung)

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN17

Esistfestzuhalten,dasssichdieeinzelnenVorgabenzumTeilwidersprechen;sowirdhinsichtlichderfarblichenKennzeichnungvonEinreichpläneninderWienerBauplanverordnungfestgehalten,dassStahlbetonschwarzein-zuzeichnenist,währendinÖNORMA6240-2dieseFarbefürStahlverwendetwirdundStahlbetondunkelgrün,inkleinemMaßstabjedochauchschwarzanzulegenist.FolgendeMaßstäbewerdeninÖNORMA6240-1angeführt(bevorzugteMaßstäbesindfettgedruckt):Tab.1.19:AngabederHöhenlageinSchnittdarstellungen(EP:Einreichplan,AP:Ausführungsplan)Inhalt M M M M MVorentwurfspläne 1:500 1:200 Entwurfspläne 1:200 1:100 EP,Lagepläne 1:1000 1:500 1:200 EP,Grundrisse,Schnitte 1:100 EP,Aufrisse,Ansichten 1:100 AP,Übersichtslagepläne 1:2000 1:1000 1:500 AP,Lagepläne 1:1000 1:500 1:200 AP,Erdaushubpläne 1:200 1:100 1:50 AP,Systemübersichtspläne 1:200 1:100 1:50 AP,Polierpläne 1:50 AP,Detailpläne 1:25 1:20 1:10 1:5 1:1AP,Einrichtungspläne 1:50 1:25 1:20 AP,Positionspläne 1:200 1:100 1:50 AP,Montagepläne 1:100 1:50 1:20 1:10 AP,Typen-undElementpläne 1:50 1:20 1:10 1:5 Bestandspläne 1:100

1.12. Planungsgrundlagen

WiebereitsindervoranstehendenEinleitungbeschrieben,verändertensichdiekonstruktivenPlanungsgrundla-genaufgrundformalerundnormativerÄnderungeninnerhalbderletztenJahremaßgebend.1.12.1. Bauordnungs-NovelleundBautechniknovellevomJuli2008

MitInkrafttretenderWienerBautechnikverordnungwurdenfürbewilligungspflichtigeBaumaßnahmenvoral-lemdiesogenanntenOIB-Richtlinienverbindlich.Tab.1.20:OIB-Richtlinien(nachNummerundInhalt):

OIB–RL Inhalt1 MechanischeFestigkeitundStandsicherheit2 Brandschutz3 Hygiene,GesundheitundUmweltschutz4 Nutzungssicherheit5 Schallschutz6 EnergieeinsparungundWärmeschutz

(Anmerkung:DiejeweilsletztgültigeFassungderOIB-RichtlinienistkostenlosalsDownloaderhältlich.)DieOIB-RichtlinienbehandelnimWesentlichendieindenaktuellenEN-NormenenthaltenenGrundlagen.DieOIB-Richtlinienentsprechen in InhaltundReihenfolgeden inAnhangAderBauproduktenverordnung13ange-führtenGrundanforderungen.Anmerkung: Voraussichtlich (spätestens) 2013 wird die in der Bauproduktenverordnung (BPV) angeführteGrundanforderung anBauwerkeNr. 7: „NachhaltigeNutzungnatürlicher Ressourcen“ ebenfalls anzuwendensein(wahrscheinlichineinereigenenOIB-Richtlinieerfasst).

13Verordnung(EU)Nr.305/2011deseuropäischenParlamentsunddesRatesvom9.März2011zurFestlegungharmonisier-terBedingungenfürdieVermarktungvonBauproduktenundzurAufhebungderRichtlinie89/106/EWGdesRates

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18PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

1.13. PlanungvonHochbauteninWien–formaleVorgangsweise1.13.1. ArtenvonBaubewilligungsverfahrenVorBeginneinerBauführungistfürdasjeweilsgeplanteVorhabenzuprüfen,welcheArtvonVerfahrenange-strebtwerdensoll.ArtundUmfangdesVorhabensbestimmendieFormderBewilligungbzw.desBewilligungs-verfahrenssowiediejeweilsnotwendigenUnterlagenundentstehendenKosten.Bauanzeigenach§62WBOBauanzeigensindbeidenmeisten(konstruktivnichtrelevanten)ÄnderungenimInnereneinesGebäudes,beiLoggienverglasungenundbeiFenstertauschanzuwenden.DerfrühestmöglicheBaubeginnistunmittelbarnachVorlagedervollständigenUnterlagenbeiderBaubehördeanzuzeigen;beiBauführungeninSchutzzonen,diedasäußereErscheinungsbildbetreffen:einMonatnachVor-lagedervollständigenUnterlagen.Der Bauwerber erhält keinen Bewilligungsbescheid und es erfolgt keine Bauverhandlung. Die BaubehördeschließtdiePrüfungderZulässigkeitbinnensechsWochennachVorlagederUnterlagenab.BiszudiesemZeit-punktkanneineUntersagungerfolgen.VereinfachtesBaubewilligungsverfahrennach§70aWBOAnzuwenden,wennkeinerderinderWBOgenanntenAusschließungsgründevorliegt14.Meistmöglich,wennalleBebauungsvorschriften eingehaltenwerdenunddieBauführungnicht in speziellenWidmungsgebietenstattfindet.FrühestmöglicherBaubeginn:einMonatnachVorlagedervollständigenUnterlagenbeiderBaubehörde.ManerhältkeinenBewilligungsbescheidundeserfolgtkeineBauverhandlung.DieBaubehördeschließtdiePrüfungderZulässigkeitinnerhalbvondreiMonaten(beziehungsweisevierMonaten)nachVorlagederUnterlagenab.BiszudiesemZeitpunktkanneineUntersagungerfolgen.NachbarinnenundNachbarnkönnenihresubjektiv-öffentlichenRechtebiszudreiMonatenachBaubeginngel-tendmachen.

Anmerkung:UntereinemsubjektivenRechtverstehtman(nachOlischar15)allgemein:„eineBefugnisodereinenAnsprucheinerEinzelperson.BestehenundAusmaßbestimmtgrundsätzlichderMateriengesetzgeber.Erlegtfest,obeinerangesprochenenPersoneinRechtsanspruch,oder(ledig-lich)einrechtlichesInteresseeingeräumtwirdDieBezeichnungöffentlichweistdaraufhin,dassessichumBerechtigungenimVerwaltungsrechthandelt.Alssubjektiv-öffentlichesRechtkannmandahereinematerielleBerechtigungeinerPersonsehen,dieimBereichderHoheitsverwaltungbesteht.“Diesubjektiv-öffentlichenRechtesindinderWienerBauordnungfolgendermaßengeregelt:

14AusschließungsgründebetreffenunteranderemfolgendeBauvorhaben:

− Bauvorhaben,fürdieeineBewilligunggemäߧ69erforderlichist;− Bauvorhaben,fürdieeineBewilligunggemäߧ71beantragtist;− BauvorhabeninSchutzgebieten,undzwaraufGrundflächenimWald-undWiesengürtelsowieinParkschutzgebie-

ten;

15 Olischar,J.:MangelnderRechtsschutzbeiderDurchsetzbarkeitsubjektiv-öffentlicherNachbarrechtederWienerBauord-nung,VortragFSOEGEBAU

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN19

(1) Subjektiv-öffentlicheNachbarrechte,derenVerletzungdieEigentümer(Miteigentümer)be-nachbarterLiegenschaften(§134Abs.3)imBaubewilligungsverfahrengeltendmachenkön-nen,werdendurchfolgendeBestimmungen,sofernsieihremSchutzedienen,begründet:

a. BestimmungenüberdenAbstandeinesBauwerkeszudenNachbargrundgrenzen,jedoch

nichtbeiBauführungenunterhalbderErdoberfläche;b. BestimmungenüberdieGebäudehöhe;c. BestimmungenüberdieflächenmäßigeAusnützbarkeitvonBauplätzen,BaulosenundKlein-

gärten;d. BestimmungendesBebauungsplaneshinsichtlichderFluchtlinien;e. Bestimmungen,diedenSchutzvorImmissionen,diesichausderwidmungsgemäßenBenüt-

zungeinesBauwerkesergebenkönnen,zumInhalthaben.DieBeeinträchtigungdurchImmis-sionen,diesichausderBenützungeinesBauwerkeszuWohnzwecken,fürSchulenoderKin-derbetreuungseinrichtungenoderfürStellplätzeimgesetzlichvorgeschriebenenAusmaßergibt,kannjedochnichtgeltendgemachtwerden;

f. Bestimmungen,diedenNachbarnzuEmissionenberechtigen.Baubewilligungnach§70BOAnzuwendenfürallebewilligungspflichtigenBauführungennach§60BO,wiezumBeispiel:Neu-,Zu-undUm-bauten,AbbrücheoderTeilabbrücheinSchutzzonen,ÄnderungenimInnerenundamErscheinungsbildderGe-bäude–sofernnichteineBauanzeigeausreicht.DerfrühestmöglicheBaubeginnistnachErteilungderBaubewilligung(Rechtskraft).ImRahmendesBewilligungsverfahrenswirdofteineBauverhandlungabgehalten.DieBaubewilligungwirdmitBescheiderteilt.UnterbestimmtenVoraussetzungenkönnenunwesentlicheAbweichungenvonBauvorschriftenbewilligtwerdenBewilligungfürBautenvorübergehendenBestandesnach§71BOWAnzuwendenfürBauten,dievorübergehendenZweckendienenodernichtdauerndbestehenbleiben.DerfrühestmöglicheBaubeginnistnachErteilungderBaubewilligung(Rechtskraft).Verfahren,wieBaubewilligunglaufennach§70BOab.DieBehördekanndieBewilligungaufeinebestimmteZeitodergegenjederzeitigenWiderruferteilen.BewilligungfürBautenlangenBestandesnach§71aBOWAnzuwendenfürGebäudeoderbaulicheAnlagen,diebereitsübereinenZeitraumvonmehrals30JahrenohneBewilligungbestehen.DieBestandsdauermussderBehördenachgewiesenwerden.DieBewilligungwirdgegenjederzeitigenWiderruferteilt.Sonderbaubewilligungennach§71bBOWAnzuwendenfürGebäudeohneBaubewilligung,dievordem1.5.1997bereitsbestandenhabenundfürdieeineBewilligungdurcheineandereVerfahrensartnichtmöglichist.DieBestandsdauermussderBehördenachgewiesenwerden.DieBewilligungkannaufhöchstens zehn Jahreerteiltwerden.BaubewilligungeninKleingärtennachdemWienerKleingartengesetzAnzuwendenfürBauführungeninKleingärten(Kleingartenhäuser,Kleingartenwohnhäuser)

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20PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

FrühestmöglicherBaubeginnnachErstattungdesvollständigbelegtenBauansuchens.ManerhältkeinenBewilligungsbescheidundeserfolgtkeineBauverhandlung.DieBaubehördeschließtdiePrü-fungderZulässigkeitbinnendreiMonatennachVorlagedervollständigenUnterlagenab.BiszudiesemZeitpunktkanneineUntersagungerfolgen.NachbarinnenundNachbarnkönnenihresubjektiv-öffentlichenRechtebiszudreiMonatenachBaubeginngeltendmachen.1.13.2. NotwendigeUnterlagenfüreineBaubewilligung

FolgendeUnterlagensindfürdieErteilungeinerBaubewilligungeinzureichen:

• AnsuchenumBaubewilligung• BauplänefürdasBauverfahren(sieheunten)• Zustimmungder imGrundbucheingetragenenGrundeigentümerinnenund -eigentümerbeziehungs-

weiseBaurechtseigentümerinnenund-eigentümerdurchUnterfertigungderBaupläne• AktuelleGrundbuchsabschrift(nichtälteralsdreiMonate)• Energieausweis(inelektronischerForm)undeinNachweisüberdenSchallschutz• BestätigungderPlanverfasserinoderdesPlanverfassers,dassdieGrundsätzedesbarrierefreienPlanens

undBauenseingehaltenwerden(auchbeiUmbauten)• NachvollziehbareBerechnungderAnliegerleistungen(PlanverfasserinoderPlanverfasser)• NachweisüberdieErfüllungderStellplatzverpflichtung(PlanverfasserinoderPlanverfasser)• StatischeVorbemessungeinschließlichFundierungskonzeptoderbeikleinerenBauvorhabenGutach-

ten,dassaufgrundderGeringfügigkeitdesVorhabensausstatischenGründenkeinerleiGefährdungge-gebenist(SachverständigeoderSachverständiger).

• GestaltungskonzeptfürGartenflächendesBauplatzes,fürNeubautenabderBauklasseIII(Planverfas-serinoderPlanverfasser)

• NachweisderVerfügbarkeiteinerausreichendenWassermengezurBrandbekämpfungimBauplan(Ent-fernungderHydrantenundderenFörderleistung)(PlanverfasserinoderPlanverfasser);

1.13.3. AnforderungenaneinenBauplan

DieeinzureichendenBauplänemüssendenVorschriftenderBOWentsprechenundsindgrundsätzlichindreifa-cherAusfertigungeinzureichen; in einigen Fällen (zumBeispiel BauanzeigeundVerfahrennachdemWienerKleingartengesetz)inzweifacherAusfertigung.1.13.4. InhaltundAusführungderEinreichpläne

• LageplanimMaßstab1:200oder1:500mito Nordpfeilo Grundstücksnummerno Einlagezahl(EZ)o KatastralgemeindederLiegenschaftundderNachbarliegenschafto FlächenausmaßendesBauplatzes(Baulose,Kleingarten,sonstigeGrundstücke)o Umrissender

§ bestehendenBaulichkeiten(grau),§ neuzuerrichtendenBaulichkeiten(rot),§ abzutragendenBaulichkeiten-fallsBewilligungnotwendig(gelb)

o Ausmaßender§ bebautenFläche§ desumbautenRaumes-AbständezudenNachbarinnenbeziehungsweiseNachbarn

o Abstandsflächen(Kleingärten:NachweisderErhaltungderGesamtkubatur)o HöhenlagendesGeländeso StützmauernundWegeno gärtnerischgestaltetenFlächenmitvorhandenemundkünftigemBaumbestando KFZ-Stellplätzen

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN21

o öffentlichenVerkehrsflächen,Gehsteigen,AlleebäumenundGleiseno NamenundAdressensämtlicherEigentümerinnenundEigentümersowieAnrainerinnenundAn-

rainer(undandererbevollmächtigterPersonen)o HinweisaufbestehendesWohnungseigentumunddieAnzahlderStiegenhäuser16(Reihenhäuser)

• Angabendarüber,obaufbenachbartenLiegenschaftenBetriebemitEmissionen,dieGefährdungenge-mäߧ134aAbs.3BOhervorrufenkönnen,bestehen

• NachweisderGebäudehöhe(Kleingärten:NachweisderEinhaltungdesoberstenAbschlussesdesKlein-gartenhausesvomverglichenenGelände)

• AngabenüberBaustoffe(entsprechenddemWärme-undSchallschutznachweis)• GrundrissesämtlicherGeschoße(Ausnahme:Kleingartenhäuser)imMaßstab1:100• Schnitte(diezurBeurteilungerforderlichsind)imMaßstab1:100

EinschubSchnittdarstellungen

Abb.1.6:ErmittlungderGeschoßzahlnachOIB-RL4DieStockwerksbezeichnungenkönnennachÖNORMA6240-2:2009unterschiedlicherfolgen:

Abb.1.7:EinderüblichenStockwerksbezeichnungennachÖNORMA6240-2

16 MitInkrafttretendereuropäischenvereinheitlichtenNormenwirdindendeutschenFassungenderEN-NormengenerellderBegriff„Treppe“verwendet.InzahlreichenGesetzenundVerordnungenwirdjedochnochdieBezeichnungStiegeange-führt.

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22PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

NebendeninobigerZeichnungangeführtenkönnennochfolgendeBezeichnungennachÖNORMA6240ver-wendetwerden:Tab.1.21:ÄquivalenteStockwerksbezeichnungen(nachONA6240):

ÄquivalenteStockwerksbezeichnungenEbenelt.Skizze

Geschoß Stock Stockwerk Geschoß

+4 Dachgeschoß 7 Oberstesoberirdisches+3 3.Obergeschoß 3.Stock 6 4.oberirdisches+2 2.Obergeschoß 2.Stock 5 3.oberirdisches+1 1.Obergeschoß 1.Stock 4 2.oberirdisches0 Erdgeschoß 3 1.oberirdisches-1 1.Untergeschoß 1.Keller 2 1.unterirdisches-2 2.Untergeschoß 2.Keller 1 2.unterirdisches

WichtigistdieUnterscheidungnachRaumhöheundGeschoßhöhe:

Abb.1.8:Raum-undGeschoßhöhenachONA6240-2Dabeibedeuten:RH RaumhöheGH Geschoßhöhe

FortsetzungPlänezurEinreichung:

• sämtlicheAnsichtenmitAnschlüssenandieNachbargebäudeimMaßstab1:100• LegendemitfarbigerBezeichnung

o BestehendeBauteile:grauo AbzutragendeBauteile:gelbo NeueBauteileausZiegelwerk:roto Beton:grüno Stahlbeton:schwarzo Stahl:blauo Holz:brauno andereBaustoffe:gesondertausweisen

• AngabeeindeutigerRaumwidmungen• Rauch-undAbgasfänge,Abluftfänge,Luftleitungen• …….

IndiesemZusammenhangistbesondersaufÖNORMA6241–DigitaleBauwerksdokumentationTeil1zuver-weisen.

DerLeitfadenzurUmsetzungderÖNORMA6241-DigitaleBauwerksdokumentation,Teil1-DatenstrukturenundBuildingInformationModeling(BIM)-Level2,Ausgabevom1.Juli2015,gibtHilfestellungenzurAnwen-dungdieserNormimBereichdesMagistratsderStadtWien.

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN23

DieserLeitfadengiltfürBestandsplänevonNeu-,Zu-undUmbauten,auchaufgrundvonGebäudeaufnahmen,sowiefürBrandschutz-undFluchtwegpläne.

1.13.5. SpezielleBauvorhaben

FürspezielleBauvorhabengeltenzumTeilbesondereVorschriftenundBestimmungen.IhreEinhaltungwirdvoneigenenFachgruppenderBaupolizei(MA37)überwacht.ZudenspeziellenBauvorhabenzählen:BesondereBauten,dassindBautenwieHochhäuser,Volksgaragen,Werbeanlagen,Mobilfunkanlagen,großeMesse-oderVeranstaltungsstätten,Kirchen,BautenderGemeindebeziehungsweisedesLandesWien,Kranken-häuserundSchulen.Bahnbauten:DieBewilligungenzurErrichtungoderAbänderungbaulicherAnlagenimRahmendesBahn-,Stra-ßenbahn-undU-BahnbausfallenindenAufgabenbereichderMA64.Tankstellen.1.13.6. StatischeVorbemessungbeiNeubautenDieAusführungderstatischenVorbemessungnach§63(1)WBOwarbis2015ineinemMerkblattderMA37-Sgeregelt,diefürNeubautenangeführtenRegelungenkönnenauchweiterhinundüberdenWirkungsbereichderWienerStadtverwaltunghinausalsReferenzherangezogenwerden.DerInhaltderstatischenVorbemessungistunter1.8detailliertangeführt.MitderstatischenVorbemessungeinschließlichFundierungskonzeptsollalsodiegrundlegendeBau-bzw.Führ-barkeitdergeplantenMaßnahmenachgewiesenwerden;diesesDokumentsoll/mussallerdingskeineDetailsta-tiksein!1.13.7. Prüfingenieur/innachWBODieAufgabenderPrüfingenieurin/desPrüfingenieursnachWienerBauordnungsind:

• ÜberwachungderBauführung• ÜberprüfungderBaulichkeitaufÜbereinstimmungmitdenBauplänen.• MeldungvonAbweichungenvondenbewilligtenBauplänenandieBaubehörde.

FolgendeÜberprüfungensindgegebenenfallswährendderBauführungvorzunehmen:

• UntergrundbeschauvorBeginnderFundierungs-oderBetonierungsarbeiten;dabeisollkontrolliertwer-den,obdieAnnahmeninderstatischenVorbemessungmitderRealitätübereinstimmen.

• dieBeschaujenerBauteile,dienachderenFertigstellungnichtmehrmöglichist(Fundamente,Stahlein-lagen,Träger,Stützen,Schweißverbindungenu.ä.);

• dieRohbaubeschau.PrüfingenieurinodereinenPrüfingenieurnachWBOkönnenZiviltechniker/innenodergerichtlichbeeideteSach-verständigesein.DieschriftlicheBekanntgabeeinerPrüfingenieurinodereinesPrüfingenieursandieBaubehörde istzwingenderforderlich,wennimBaubewilligungsverfahrennichtausdrücklichdaraufverzichtetwurde.1.14. Tragwerkspläne/PositionspläneInderheutenochüberwiegendenZahlderHochbauplanungenwirddasTragwerknachdenEntwürfen(Vorpro-jektdesPlaners/derPlanerin,meistdesArchitekten/derArchitektin)zeitversetztkonzipiert.Diesisthäufigmit

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ÄnderungendesEntwurfskonzeptsverbunden,daheristdiegleichzeitigeErstellungvonarchitektonischemEnt-wurfundTragwerkskonzeptunbedingtzubevorzugen.Im Zuge der TragwerkskonzeptionwerdenÜbersichtspläne/-skizzen, die so genannten Tragwerksstudien (ImHolz-undStahlbetonbauauchalsPositionsplanbezeichnet)erstellt.FürdiesegeltenfolgendeVorgaben:

• TragwerksstudiensindimMaßstab1:200bzw.wennesdieGenauigkeiterfordertauchgrößer(1:100)darzustellen.

• ImGegensatzzuderEinreich-undAusführungsplanunggibteshierfürkeinegenormteDarstellungsme-thodik.

• EswirdausschließlichdasTragwerk,alsodieÜbersichtüberalle tragendenBauteiledargestellt,d.h.Wände,Stützen,Unterzüge,Decken,Fundamente,Podeste,Laufplattenetc.NichttragendenBauteilewieleichteTrennwände,Türblätterund-stöcke,Fensterusf.werdennichterfasst.

• ImGrundrissistderSchnittetwa1,00müberFußbodenoberkanteanzusetzen,dieBlickrichtungweistvonderSchnittführungnachoben(Untersicht).D.h.eswirddiedarüberliegendeKonstruktiongezeich-net(z.B.DeckeüberEGimGrundrissEG).

• DieDarstellungdergeschnittenenBauteile(Stützen,Wände)erfolgtmiteinerVolllinie,jenederüberderSchnittebeneliegendenBauteile(Unterzüge,Deckenetc.)miteinerstrichliertenLinie.Ortbetonde-ckensindmiteinerdiagonalenLinieüberdementsprechendenBereich(sinnvollerweiseergänztdurchdieSpannrichtung),FertigteilelementejedenfallsmitihrerSpannrichtungzukennzeichnen.

Planinhalt:

• DarstellungsämtlichertragenderundaussteifenderElemente,dassindWände,Stützen,Unterzüge,De-cken,Fundamente,Podeste,Laufplattenetc.

• KotierungderBauteile.HierzukönnenauchBauteilachsenbemaßtwerden,wenneineentsprechendeDimensionsangabedesBauteils imPlanvorgenommenwird(kannauchmithilfeeinerLegendeerfol-gen).

• AngabederBaustoffgüte.• HöhenkotederRohdeckenunterkante(RDUK)undUnterzugsunterkante(UZUK)bzw.kotenmäßigeFest-

legungvongeneigtenFlächen.• Durchbrüche(fürInstallationen,Stiegenetc.)mitentsprechendemSymbol.Tür-undFensterdurchbrü-

cheinWändenwerdenalssolcheeingezeichnet,fallsdieScheibenwirkungderWandempfindlichge-störtist.

• TreppenläufeundRampenmitKennzeichnungderNeigungdurcheinenPfeilinaufsteigenderRichtung.• Trennfugen (Setzungs-,Dehnungsfugen)alsdünne, strichpunktierteoder strichlierteLinienmitSym-

bol/Beschriftung(AngabederFugenbreite).• AußenbegrenzungdesGebäudesalsdünne,durchgezogeneLinie.• Ein-undAusgangsbereichmitPfeilalssolchenkennzeichnen.• Geländesituationmarkieren(Geländekote),Nachbarbebauungeintragen.

DieBauteilnummerierungkannnachENISO4157-1erfolgen.DieVorgabendieserNormermöglicheneinesinn-volleVereinheitlichungderBezeichnungenundwerdendaherindenÜbungenzurVorlesungherangezogen(essindjedochinderPraxisauchabweichendeFestlegungenmöglich).ISO4157siehtfolgendeKurzbezeichnungenvor.Stützen,Deckenplatten,Wände,Trägeretc.erhalteneineHauptbezeichnungausvieralphanumerischenStellen,wenndieAnzahlderStockwerkeoderElementefürdieseBeschränkungnichteineErweiterungverlangt.DasBauteilwirddurcheinenentsprechendenBuchstabengekennzeichnet,wobeidieAbkürzungendenengli-schenBezeichnungenentsprechen:Stütze C (Column)Deckenplatte S (Slab)Wand W (Wall)Träger B (Beam)DieersteZifferderBezeichnunggibtdieStockwerknummeran,diebeidenletztenZiffernsindfortlaufendeNum-mern.

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN25

Beispiel:C201…StützeNr.1imStockwerk2

Abb.1.9:BezeichnungdertragendenTeileimSchnittnachÖNORMISO4157-1.DieZeichenarbeitundKommunikationaufderBaustellewirdimBauweseni.A.vereinfacht,wenndieLagederBauteile/EinbautenmithilfeeinesRastersfestgelegtwird.DieBezeichnungderRasterlinienerfolgtfürdie(imPlan)vertikalendurchNummern,dievonlinksnachrechtsansteigen,fürdie(imPlan)horizontalendurchBuch-staben,dievonuntennachobenansteigen.

Abb.1.10:RasterbezeichnungnachÖNORMENISO8560.EinBeispielfüreinenPositionsplanzeigtfolgendeDarstellung,wobeiderÜbersichtlichkeithalberdieKotierungnichtdargestelltist.

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26PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

Abb.1.11:Positionsplan(nurGeschoßdeckeüberdem2.Geschoßdargestellt)1.15. BauphysikalischeGrundlagenDiebauphysikalischenGrundlagenwerdeninderLehrveranstaltung„Bauphysik“17vermitteltunddaherandieserStellenichtwiederholt.FürdieBerücksichtigungderbauphysikalischenVorgabensindjedochfolgendepraktischeRegelnzubeachten.1.15.1. MinimalerfordernissenachOIB-Richtlinie6UnbeschadetderVorgabenzumEnergienachweissindnachstehendeU-WerteaufjedenFalleinzuhalten:Tab.1.22AllgemeineAnforderungenanwärmeübertragendeBauteilenachOIB-RL6Bauteil U-Wert

[W/m²K]WÄNDEgegenAußenluft 0,35WANDEgegenunbeheizteodernichtausgebauteDachräume 0,35WÄNDEgegenunbeheizte,frostfreizuhaltendeGebäudeteile(ausgenommenDachräume) 0,60WÄNDEerdberührt 0,40WÄNDE(Trennwände)zwischenWohn-oderBetriebseinheitenoderkonditioniertenTreppenhäusern 0,90WÄNDEgegenandereBauwerkeanGrundstücks-bzw.Bauplatzgrenzen 0,50WÄNDEkleinflächiggegenAußenluft(z.B.beiGaupen),die2%derWändedesgesamtenGebäudesgegenAußenluftnichtüberschreiten,soferndieÖNORMB8110-2(Kondensatfreiheit)eingehaltenwird

0,70

WÄNDE(Zwischenwände)innerhalbvonWohn-undBetriebseinheiten –FENSTERundFENSTERTÜRENinWohngebäuden(WG)gegenAußenluft(bezogenaufPrüfnormmaß) 1,40FENSTERundFENSTERTÜRENinNicht-Wohngebäuden(NWG)gegenAußenluft(bezogenaufPrüfnormmaß) 1,70SonstigeTRANSPARENTEBAUTEILEvertikalgegenAußenluft18 1,70SonstigeTRANSPARENTEBAUTEILEhorizontaloderinSchrägengegenAußenluft18 2,00SonstigeTRANSPARENTEBAUTEILEvertikalgegenunbeheizteGebäudeteile18 2,50DACHFLÄCHENFENSTERgegenAußenluft(bezogenaufPrüfnormmaß) 1,70TÜRENunverglast,gegenAußenluft(bezogenaufPrüfnormmaß) 1,70

17 EinÜberblickzumStoffgebietderVorlesungBauphysikistin:Riccabona,C.,Bednar,T.:Baukonstruktionslehre4;Bauphysik.Manz-Verlag.Wien,2008enthalten

18Fürgroßflächige,verglasteFassadenkonstruktionensinddieAbmessungendurchdieSymmetrieebenebegrenzt.

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN27

Bauteil U-Wert[W/m²K]

TÜRENunverglast,gegenunbeheizteGebäudeteile(bezogenaufPrüfnormmaß) 2,50TORERolltore,Sektionaltoreunddgl.gegenAußenluft(bezogenaufPrüfnormmaß) 2,50INNENTÜREN –DECKENundDACHSCHRÄGENjeweilsgegenAußenluftundgegenDachräume(durchlüftetoderunge-dämmt)19

0,20

DECKENgegenunbeheizteGebäudeteile19 0,40DECKENgegengetrennteWohn-undBetriebseinheiten19 0,90DECKENinnerhalbvonWohn-undBetriebseinheiten –DECKENüberAußenluft(z.B.überDurchfahrten,Parkdecks)18 0,20DECKENgegenGaragen 0,30BÖDENerdberührt 0,40

1.15.2. AnwendungderDämmstoffeEineZusammenstellungderArtenundAnwendungderwerkmäßighergestelltenDämmstoffefürdenWärme-undSchallschutzimHochbauistinÖNORMB6000enthalten.EinenAuszugausdenAngabendieserNormstelltdiefolgendeTabelledar.AndieserStelleistfestzuhalten,dassbeiderPlanungvonBauteilaufbauten(DetailschnitteundähnlicheVorga-ben)wennmöglichdieNormbezeichnungenderDämmstoffezuverwendensind.(Damitwirdsichergestellt,dassimLeistungsverzeichnismöglichstherstellerunabhängigeAngabenenthaltensind.)AufjedenFallistdieBezeichnungenmiteinemnichteindeutigenÜberbegriffwie„Wärmedämmung10cm“zuvermeiden!Tab.1.23:VerwendungsmöglichkeitenderhäufigstenDämmstofftypen[1)…nichtfürHochhäuserzugelassen;2)…AbdeckungmitnichtbrennbarenBaustoffenerforderlich]

LagederDämm-schicht

Gebu

nden

eMineralwolle

WW

Expa

ndiertes

PolystyrolEPS

Extrud

iertes

Polystyrol

XPS

DämmkorkDK

Scha

umglas

CG

Holzw

olle-

Dämmplatten

WW

Holzs

pan-

Dämmplatten

WS

1 Außendämmung Hinterlüftung 1) 1) 1) UnterDünnputz EPS-F XPS-R DK-F UnterDickputz MW-WD EPS-F DK-F Perimeterdäm-

mung XPS-G

2 Kerndämmung WW WS3 Hohlraumdämp-

fung

4 Dächer Warmdach MW-WD EPS-W Umkehrdach XPS-G Kaltdach 2) 2) 5 UnterEstrich ErhöhterDruck MW-WD EPS-W30 DK-D WW

WW-HWS

Trittschalldäm-mung

MW-T EPS-T WWH-MW-WWH

19FürDeckenundBödenkleinflächiggegenAußenluftdarffür2%derjeweiligenFlächederU-WertbiszumDoppeltendesAnforderungswertesbetragen,soferndieÖNORMB8110-2(Kondensatfreiheit)eingehaltenwird.

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DiedurchdieAbkürzungenbeschriebenenEigenschaftenderobenangeführtenDämmstoffelauten:Tab.1.24:Dämmstoffbezeichnungen:EigenschaftenBez. EigenschaftenMW-WD Druckbelastbar,fürWärmedämmungvonDächernundFassadenMW-T Belastbar,fürTrittschalldämmungEPS-F ExpandierterPolystyrol-PartikelschaumstofffürAußenwand-Wärmedämm-VerbundsystemeEPS-W ExpandierterPolystyrol-PartikelschaumstofffürWärmedämmung,jedochnichtfürWDVSEPS-T ExpandierterundelastifizierterPS-PartikelschaumfürTrittschalldämmungXPS-R Polystyrol-Extruderschaum,druckbelastbar,raueOberfläche,gutePutzhaftungXPS-G Polystyrol-Extruderschaum,glatteOberfläche,Belastbarkeitsstufen15-70,feuchtigkeitsbelast-

bar,druckbelastbar20DK-F WärmedämmplattenfürAußenwand–WDVSDK-D WärmedämmplattenmiterhöhterDruckbelastungWW Magnesit-oderzementgebundeneHolzwolle-DämmplattenWWH MantelbetonplattemithoherBiegezug-undDruckfestigkeitWWH-MW-WWH DreischichtverbundplatteWS ZementgebundenenHolzspan-Dämmplatte,bevorzugtverwendetbeiMantelbetonplatten.

DerWärmedurchgangkoeffizienthängtmitderWärmeleitfähigkeitundderWanddicke(monolithischeundqua-simonolithischeBauweisen)folgendermaßenzusammen:

Abb.1.12:ZusammenhangzwischenWärmeleitfähigkeitundWärmedurchgangskoeffizientUundWanddicke(Pauser).

1.15.3. WasserdampfdiffusionDieeinBauteilumgebendeLuftenthältimmereinenbestimmtenAnteilanWasserdampf,derjedochnurbiszueinerbestimmtenKonzentrationvorhandenseinkann.WirddieserMaximalwertüberschritten,fälltWasserinflüssigerFormandenumgebendenOberflächen(bzw.alsNebel)aus.MitzunehmenderLufttemperatursteigtdieAufnahmefähigkeitderLuftfürWasserdampf.DermaximalinLufteinerbestimmtenTemperaturerreichbareTeildruckdesWasserdampfsistdersogenannteSättigungsdampfdruckpdp.UnterrelativerFeuchteϕverstehtmandentatsächlichenGehaltanWasserdampfimVergleichzueinermaximalmöglichenKonzentrationbeieinerbestimmtenTemperatur.DerWasserdampfteil-druckistdaherdurchϕ.pdpbestimmt.WirddieLuftsoweitabgekühlt,dassdierelativeLuftfeuchtigkeitϕ=100%erreichtwird,trittKondensationauf.DiezugehörigeTemperaturwirdalsTaupunkttemperaturΘdpbezeichnet.DerNachweisvonKondensatbildungineinemBauteilwirdmeistmitdemsogenanntenGlaser-Diagrammge-führt.

20z.B.ParkdecksfürLKW,Feuerwehrfahrzeuge

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HOCHBAUKONSTRUKTIONEN PLANUNGSGRUNDLAGEN29

DiesesKondensat kannbei ungünstigenRandbedingungen zu einerVerringerungderWärmeleitfähigkeit derdurchfeuchtetenBauteilschichtenführen.AlsKriteriumfürdieGefahrvonSchimmelbildungimBereichvonWär-mebrückengiltbereitseinerelativeLuftfeuchtigkeitvon80%.

Abb.1.13:BeispielfüreinGlaserdiagramm

1.15.4. BaulicherSchallschutzImZusammenhangmitdembaulichenSchallschutzsollalsAnhaltspunktlediglichderZusammenhangvonflä-chenbezogenerBauteilmasseeinschaligerBauteileundbewertetemSchalldämm-Maßverdeutlichtwerden.

Abb.1.14:BewertetesSchalldämm-MaßvonmassiveneinschaligenBauteilenDurchbiegeweicheVorsatzschalenkanndasbewerteteSchalldämm-Maßsignifikantverändert(sowohlverbes-sert,alsauchverschlechtert)werden.

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30PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

Abb.1.15:Gipskarton-Vorsatzschale,nach(Tichelmann/2007)1.16. BaulicherBrandschutzEinederwichtigstenAufgabenbeimKonstruktionsentwurfimHochbauistdervorbeugendeBrandschutz.DabeisolldasObjektinAbstimmungaufSachwertundmöglichesRisikofürPersonensokonzipiertwerden,dassdiePrimärstrukturwährendeinesbestimmtenZeitraumes(derderwahrscheinlichenVerweildauervonPersonenentspricht)einemBrandstandhalten,dessenDauerundIntensitätderETK(internationalvereinbarteEinheits-Temperatur-Kurve)entspricht.

Abb.1.16:AusschnittausderETK(bis90Minuten)Grundsätzlichwerden inOIB-Richtlinie2,diegrundsätzlich fürGebäudegilt, folgendeFestlegungengetroffen(sinngemäß,auszugsweise):

− AnfreistehendeGebäudemiteinerGrundflächevonnichtmehrals15m²werdenhinsichtlichdesBrandschutzeskeineAnforderungengestellt.

− FürGebäudemitgemischterNutzunggeltendieAnforderungenhinsichtlichdesBrandschutzes fürdieeinzelnenNutzungsbereichealserfüllt,wenndiefürdiejeweiligenNutzungenanzuwendendenBestimmungenderRichtlinieneingehaltenwerden.

− VondenAnforderungendieserRichtliniekannabgewichenwerden,wennschlüssignachgewiesenwird,dassnachdemStandderTechnikbzw.WissenschaftengleichwertigwiebeiAnwendungderRichtlinie-derGefährdungvonLebenundGesundheitvonPersonendurchBrandvorgebeugtsowie-dieBrandausbreitungeingeschränktwird.

− SoferndasErreichenderSchutzziele (Anm.:derRichtlinie2)nichtzweifelsfreigewährleistet ist, istderNachweisdurcheinBrandschutzkonzeptzuerbringen.

− DieinderRichtliniegenanntenFlächensind-sofernimTextnichtsanderesbestimmtist-Netto-Grundflächen.− SofernindieserRichtlinieAnforderungenandenFeuerwiderstandvonBauteilenmitAnforderungenandasBrand-

verhaltenvonBaustoffenverknüpftwerden,beziehensichdieAnforderungenandasBrandverhaltennuraufjenenTeilderKonstruktion,derzurErreichungderFeuerwiderstandsklasseerforderlichist.

− FürallenfallszusätzlichangebrachteBekleidungen,BelägeunddergleichengeltenhinsichtlichdesBrandverhaltensvonBaustoffendieAnforderungenderÖNORMB3806.

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DiedurchdieBauteilezuerfüllendenFeuerwiderstandsklassensindinfolgenderTabelle(nachdenFestlegungeninOIB-Richtlinie2)zusammengestellt.DieverwendetenBezeichnungenbedeuten:R…WiderstandhinsichtlichderTragfähigkeitE…DichtigkeitdesRaumabschlussesI…DämmunggegenWärmeTab.1.25:BeispielezuBezeichnungendesbaulichenBrandschutzesBauteil BezeichnungTragkonstruktion R30…180TragendeWände REI30…180NichttragendeWände EI30…90Türen,Abschottungen,Brandschutzklappen EI30…60Türen E30…60

Tab.1.26:AnforderungenandieFeuerwiderstandsklassen(OIB-RL2)

Gebäudeklassen(GK) GK1 GK2(1) GK3(1) GK4(1) GK5

1 tragendeBauteile(ausgenommenDeckenundbrandabschnittsbildendeWände)

1.1 imoberstenGeschoß ohne R30 R30 R30 R60(2)1.2 insonstigenoberirdischen

GeschoßenR30(3) R30 R60 R60 R90(4)

1.3 inunterirdischenGeschoßen,wennnureinunterirdischesGeschoß

R60 R60 R90(4) R90(4) R90(4)

1.4 inunterirdischenGeschoßen,wennmehrereunterirdischeGeschoße

R90(4) R90(4) R90(4) R90(4) R90(4)

2 nichttragendeAußenwände,Außenwandteile

ohne ohne ohne ohne E30(4,5,6,7)

3 Trennwände(8) 3.1 imoberstenGeschoß ohne EI30 EI30 EI30 EI60(2)3.2 inoberirdischenGeschoßen ohne EI30 EI60 EI60 EI90(4)3.3 inunterirdischenGeschoßen ohne EI30 EI90(4) EI90(4) EI90(4)3.4 zwischenWohnungenbzw.

BetriebseinheiteninReihenhäusernnichtzutreffend

REI60(9) nichtzutreffend

nichtzutreffend

nichtzutreffend

4 brandabschnittsbildendeWändeundDecken

4.1 WändeanderGrund-bzw.Bauplatzgrenze

nichtzutreffend

REI90(4,10)

EI90(4,10)REI90(4)

EI90(4)REI90(4)EI90(4)

REI90(4)EI90(4)

4.2 sonstigebrandabschnittsbildendeWändeoderDecken

nichtzutreffend

REI90EI90

REI90

EI90REI90

EI90REI90(4)

EI90(4)5 Decken 5.1 Deckenüberdemobersten

Geschoß(11)ohne R30 R30 R30 R60(2)

5.2 TrenndeckenüberdemTreppenhaus(12)

ohne REI30 REI60 REI60 REI90(4)

5.3 TrenndeckenüberdemoberstenGe-schoß

ohne REI30 REI30 REI30 REI60(13)

5.4 Trenndeckenübersonstigenoberirdi-schenGeschoßen

ohne REI30 REI60 REI60 REI90(4)

5.5 DeckeninnerhalbvonWohnungenbzw.BetriebseinheiteninoberirdischenGeschoßen

R30(3) R30 R30 R30 R90(4)

5.6 DeckenüberdemunterirdischenGe-schoß,wennnureinunterirdischesGe-schoß

R60 REI60(4,14)

REI90(4) REI90(4) REI90(4)

5.7 DeckenüberunterirdischenGescho-ßen,wennmehrereunterirdischeGeschoße

REI90(4) REI90(4) REI90(4) REI90(4) REI90(4)

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32PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

Tab.1.27:AnforderungenandieFeuerwiderstandsklassen–zugehörigeFußnoten(OIB-RL2)(1) SoferndasAufenthaltsraumniveaunichtmehrals11mbeträgtundjederAufenthaltsraumzumindestaneinerStellenichtmehr

als7müberdemangrenzendenGeländeliegt, (a) habenGebäudederGK1,dielediglichaufGrundderHanglageinGK4fallen,nurdieBauteilanforderungenfürGK2zu

erfüllen, (b) habenGebäudederGK2oderGK3,dielediglichaufGrundderHanglageinGK4fallen,nurdieBauteilanforderungenfür

GK2oderGK3zuerfüllen;(2) GiltauchfürdiebeidenoberstenGeschoße,sofernnichtmehralssechsoberirdischeGeschoßevorhandensind;(3) NichterforderlichbeiGebäuden,dienurWohnzweckenoderbüroähnlicherNutzungdienen;(4) DiefürdieTragfähigkeitwesentlichenBestandteilederBauteilemüssenausBaustoffenderEuroklassedesBrandverhaltensmin-

destensA2,diesonstigenBestandteileausBaustoffenderEuroklassedesBrandverhaltensmindestensBbestehen;raumab-schließendeBauteilemüssenüberdiesbeidseitigmitBaustoffenderEuroklassedesBrandverhaltensmindestensA2dichtabge-decktsein;

(5) AusgenommenFensterübereinemdeckenübergreifendenöffnungslosenAußenwandstreifenvonmindestens1,2mHöhe;(6) Nichterforderlichbeimindestens0,8mauskragendenGesimsenbzw.BalkonplatteninderFeuerwiderstandsklassederanschlie-

ßendenDeckeoderbeiVorhandenseintechnischerBrandschutzeinrichtungenwieerweiterteautomatischeLöschhilfeanlageoderSprinkleranlage;

(7) Fußnote4giltnichtfürdiebeidenoberstenGeschoße,sofernnichtmehralssechsoberirdischeGeschoßevorhandensind;(8) FürtragendeTrennwändegeltenzusätzlichdieAnforderungenantragendeBauteilegemäßPunkt1derTabelle1;(9) BeiReihenhäusernsindjedochjedenfallsBrandabschnittegemäßdenAnforderungendesPunktes3.4.1derOIB-Richtlinie2

„Brandschutz“einzuhalten;(10) BeiReihenhäusernentfallendieAnforderungenandasBrandverhaltenderBaustoffebeidenWändenzwischendeneinzelnen

Wohnungenbzw.Betriebseinheiten;(11) Giltz.B.fürFlachdächerundDachschrägenvonausgebautenTeilendesDachbodens,jeweilsabernurfürBrandbeanspruchung

voninnennachaußen;(12) VondenAnforderungenkannabgewichenwerden,wenneineBrandübertragungvondenangrenzendenBauwerksteilenaufdas

TreppenhausdurchgeeigneteMaßnahmenverhindertwird;(13) GiltauchfürdieTrenndeckezwischendenbeidenoberstenGeschoßen,sofernnichtmehralssechsoberirdischeGeschoßevor-

handensind;(14) InReihenhäuserngenügtdieAnforderungR60,wobeidieFußnote4nichtgilt;

DieGebäudeklassensinddabeiwiefolgtdefiniert:

GebäudederGebäudeklasse1(GK1):Freistehende,anmindestensdreiSeitenaufeigenemGrundbzw.einerVerkehrsflächefürdieBrandbekämpfungvonaußenzugänglicheGebäudemitnichtmehralsdreioberirdischenGeschoßenundmiteinemAufenthaltsraumniveauvonnichtmehrals7msowiehöchstenseinerWohnungodereinerBetriebseinheitvonjeweilsnichtmehrals400m²Grundfläche.GebäudederGebäudeklasse2(GK2):GebäudemitnichtmehralsdreioberirdischenGeschoßenundmiteinemAufenthaltsraumniveauvonnichtmehrals7mundhöchstensdreiWohnungenbzw.Betriebseinheitenvonins-gesamtnichtmehrals400m²Grundfläche;desgleichenReihenhäusermitnichtmehralsdreioberirdischenGe-schoßenundmiteinemAufenthaltsraumniveauvonnichtmehrals7mundWohnungenbzw.Betriebseinheitenvonjeweilsnichtmehrals400m²Grundfläche.GebäudederGebäudeklasse3(GK3):SonstigeGebäudemitnichtmehralsdreioberirdischenGeschoßenundmiteinemAufenthaltsraumniveauvonnichtmehrals7m.GebäudederGebäudeklasse4(GK4):GebäudemitnichtmehralsvieroberirdischenGeschoßenundmiteinemAufenthaltsraumniveauvonnichtmehrals11mundnureinerBetriebseinheitohneBegrenzungderGrundflächeodermehrerenWohnungenbzw.mehrerenBetriebseinheitenvonjeweilsnichtmehrals400m²Grundfläche.GebäudederGebäudeklasse5(GK5):GebäudemiteinemAufenthaltsraumniveauvonnichtmehrals22m,dienichtunterdieGebäudeklassen1bis4fallen,sowieGebäude,dievorwiegendausunterirdischenGeschoßenbestehen.1.17. MaßordnungundToleranzenFragestellungenimZusammenhangmitMaßordnungundToleranzenbetreffenvorallemdasBauenmitvorge-fertigtenElementen.

DieseThemenstellungenwirdinderLehrveranstaltung„Hochbau2“abgedeckt.ImFolgendenwirddaherledig-licheinkurzerÜberblickgegeben.

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1.17.1. GrundsätzlicheFestlegungeninÖNORMDIN18202EineausführlicheZusammenstellungfindetsichinÖNORMDIN18202„ToleranzenimHochbau“.HiersindunteranderemfolgendenBereichegeregelt:

• Grenzabmaße• Winkeltoleranzenund• Ebenheitstoleranzen

fürdieAusführungvonBauwerkenundBauteilen.DiefolgendenzusammenfassendenDarstellungenbeziehensichimWesentlichenaufdasMerkblatt„ToleranzenimHochbau“21.DiefestgelegtenToleranzengeltenbaustoffunabhängigfürdieAusführungvonBauwerkenundBauteilensowohlimRohbaualsauchimAusbau.

Abb.1.17:BezeichnungderMaßenachÖNORMDIN18202BeijederBauführung(diesgiltfürdenHochbauaberauchfüralleanderenBauaufgaben)sindherstellungsbe-dingteAbweichungenvondeninderPlanunggefordertenNennmaßenunvermeidbar.DieAbweichungenvondenPlanmaßenmüssen jedochderartbegrenztwerden,dassdieFunktioneinesBau-werksoderBauteilsnichtbeeinträchtigtwird.DiezulässigenherstellungsbedingtenMaßabweichungen,diebeieinernormalenundsorgfältigenArbeiteinge-haltenwerdenkönnensindinderzitiertenNorminFormvonToleranzenfestgelegt.Gegenüber früherenNormfestlegungenwurden indenaktuell geltendenBestimmungendie (inder Literaturnochanzutreffenden)Begriffe„Größtmaß“in„Höchstmaß“und„Kleinstmaß“in„Mindestmaß“umgewandelt

NachÖNORMDIN18202sindzurPrüfungvonRaumhöhenundRaumbreitenzweiMessungen,jeweilsin10cmAbstandvondenEckenvorzunehmen.DiemaximalenEbenheitstoleranzen(siehenachstehendeTabellen)sindauchfürMesspunktabstände,dieober-halbderausgewiesenen15mliegenanzuwenden.Formänderungen,diesichdurchTemperatur-undFeuchtigkeitseinflüsse,elastischeVerformungen,zeitabhän-gigeundplastischeVerformungensowiekonstruktivbedingteÜberhöhungenergeben,könnendieMessergeb-nissebeiKontrollederToleranzmaßebeeinflussen.SolcheFormänderungensinddaherindenToleranzangabenderfolgendenTabellennachONDIN18202nichtenthalten.(Nachmessungensolltendahersofrühwiemöglicherfolgen.)

21 Merkblatt„ToleranzenimHochbau“,herausgegebenvomBaugewerbeverbandNiedersachsen,November 2000.

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DiebiszumZeitpunktderMessungeingetretenenVerformungensindingeeigneterWeisebeiderBewertungderMessergebnissezuberücksichtigen.

Abb.1.18:ToleranzmaßenachÖNORMDIN18202ZuobigerAbbildungsindfolgendeDefinitionenfestzuhalten:

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Tab.1.28:BegriffezuToleranzmaßenBezeichnung ErklärungNennmaß(Sollmaß)

DasMaß,dasdasBauwerkoderBauteilhabensoll.

Istmaß DastatsächlichamBauermittelteMaß.Istabmaß DieDifferenzzwischenNenn-undIstmaß.Höchstmaß DasgrößtezulässigeMaß(NennmaßplusGrenzabmaß).Mindestmaß DaskleinstezulässigeMaß(NennmaßminusGrenzabmaß).Grenzabmaß± DieDifferenzzwischenNenn-undHöchst-bzw.Mindestmaß.Toleranzmaß DieDifferenzzwischenMindest-undHöchstmaß.Winkeltoleranz DerzulässigeUnterschiedzwischenNennwinkelundIstwinkel;siewirdalsStichmaßangegeben.

GrenzabmaßegeltenfürLängen,Breiten,Höhen,Achs-undRastermaßeinGrundrissen,AufrissenundÖffnungenvonundinBauwerkenundBauteilen,wieDecken,WändeundBöden.IndenfolgendenTabellensindzulässigeGrenzabmaßeinmmbestimmtenNennmaßeninmzugeordnet.Tab.1.29:Grenzabmaße(AuszugausONDIN18202)Bezug GrenzmaßeinmmbeiNennmaßeninm

Bis3 >3und≤6 >6und≤15 >15und≤30 >30MaßeimGrundriss(Längen,Breiten,Achs-undRaster-maße)

±12 ±16 ±20 ±24 ±30

MasseimAufriss(Geschoßhö-hen,etc.)

±16 ±16 ±20 ±30 ±30

LichteMaßeimGrundriss ±16 ±20 ±24 ±30 -LichteMaßeimAufriss ±20 ±20 ±30 - -Öffnungen(Fensteretc.)

±12 ±16 - - -

Öffnungenmitoberflächenfer-tigenLeibungen

±10 ±12 - -

Tab.1.30:Winkeltoleranzen(AuszugausONDIN18202)Bezug StichmaßealsGrenzwerteinmmbeiNennmaßeninm

Bis1 >1und≤3 >3und≤6 >6und≤15 <30Vertikale,horizon-taleundgeneigteFlächen

6 8 12 16 20

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Tab.1.31:Ebenheitstoleranzen(AuszugausONDIN18202)Bezug StichmaßealsGrenzwerteinmmbeiMess-

punktabständeninmbis(Zwischenwertekön-nengerundetwerden)

0,1 1 4 10 15NichtflächenfertigeOberseitenvonDecken,UnterbetonundUnterböden

10 15 20 25 30

NichtflächenfertigeOberseitenvonDecken,UnterbetonundUnterbödenmiterhöhtenAnforderungen,z.B.zurAufnahmenvonschwimmendenEstrichen,Industrieb-öden,Fliesen-undPlattenbelägen,Verbundestrichen.FertigeOberflächenfüruntergeordneteZwecke,z.B.inLagerräumen,Kellern

5 8 12 15 20

FlächenfertigeBöden,z.B.EstrichealsNutzestriche,Est-riche24101215zurAufnahmevonBodenbelägen.Bo-denbeläge,Fliesenbeläge,gespachtelteundgeklebteBeläge

2 4 10 12 15

Wieoben,jedochmiterhöhtenAnforderungen 1 3 9 12 15NichtflächenfertigeWändeundUnterseitenvonRohde-cken

5 10 15 25 30

FlächenfertigeWändeundUnterseitenvonDecken,z.B.geputzteWände,Wandbekleidungen,untergehängteDecken

3 5 10 20 25

Wieoben,jedochmiterhöhtenAnforderungen 2 3 8 15 20

DieobenangeführtenEbenheitstoleranzengeltenfürFlächenvonDecken(Ober-undUnterseite),Unterböden,Estrichen,Bodenbelägen,Wänden,WandbekleidungenundUnterdecken.FürnichtflächenfertigeOberseitenvonDecken,UnterbetonundUnterböden,diezurAufnahmevonz.B.Verbun-destrichen,schwimmendenEstrichen,Industrieböden,Fliesen-undPlattenbelägenvorgesehensind,istessinn-voll,erhöhteAnforderungenzustellen.GleichesgiltfürnichtflächenfertigeWändeundUnterseitenvonRohdecken,diemitFliesen-undPlattenbelä-gen22versehenwerdensollen.AbsätzeundHöhensprüngezwischenbenachbartenBauteilensindgesondertzuregeln.InobigenTabellensindGrenzwertefür

− Stichmaßein mm− Messpunktabständein m

alszulässigeAbweichungvoneinerebenenFläche,dieauchgeneigtseinkannangegeben.BeiMesspunktabständenkleiner0,1mgeltenimmerdieWertedererstenSpalte.Ebenheitstoleranzensindunabhängig,vondenanderenToleranzwertenzubetrachten.ImGegensatzzuWinkeltoleranzenwerdenEbenheitstoleranzenwederaufeinehorizontalenochaufeineverti-kaleEbenebezogen.BeiderPlanungunddemEntwurfvonBauwerkenundBauteilenistzuberücksichtigen,dassbeiderAusführungMaßabweichungenauftretenkönnen.

22MaterialbedingteUnebenheitenbeiFliesen-undPlattenbelägenwerdendurchdieEbenheitstoleranzennichterfasst.

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BeiPassungsberechnungensinddieToleranzenallereinzubauendenBauteilezuberücksichtigen,z.B.ToleranzenfürFensteröffnungenundzugleichdiederFensterundFassadenelemente.Darüberhinaussindzeit-undlastab-hängigeVerformungen(SchwindenundKriechen)zuberücksichtigen.1.17.2. PrüfungundBeurteilungvonToleranzen-GrundsätzeDiedreiBereichevonToleranzen

− Grenzabmaße− Winkeltoleranzen− Ebenheitstoleranzen

sindunabhängigvoneinanderzuprüfenundzubeurteilen.

− GrenzabmaßedürfendurchAusnutzungderWinkeltoleranzenund− WinkeltoleranzendurchAusnutzungderGrenzabmaßenichtüberschrittenwerden.

BeiderPrüfungderToleranzenistvondemjeweilsvorhandenenBauzustandauszugehen.Problemekönnenauftreten,wenndurchdennachträglichenEinbauvonTrennwändenneueRaumabmessungenunddamitverkürzteMesslängenentstehen.(FüreinenachträglicheBeurteilungderVorleistungsinddiesejedochnichtmaßgebend.)DiePrüfungvonToleranzen sollte stetsprotokolliertwerden.Dabei solltenauchdasMessverfahrenunddieMessgeräteangegebenwerden.1.17.3. PrüfungderGrenzabmaßeimGrundrissAußen-undInnenabmessungen(Länge,Breite,Achsen-undRastermaße)werdenin10cmAbstandvomBodengemessen.MaßevonÖffnungenundlichteGrundrissmaßesindin10cmAbstandvondenEckenüberdieganzeBauteillängezumessen.ZusätzlichsollenMessungen10cmunterderDeckevorgenommenwerden.UnterUmständenkanneineÜberprüfungderMaßeinhalberRaumhöheoderunterderDeckebzw.unterdemSturzkannz.B.fürdieErmittlungderGrößevoninÖffnungeneinzubauenderBauteile,wieFensterundderglei-chenzweckmäßigsein.BeiPrüfungdesWinkelszwischenzweianeinandergrenzendenBauteilen(i.A.Wände)istdasStichmaßstetsamkürzerenBauteilzumessen.DiesessoermittelteStichmaßistaufdasNennmaßdeskürzerenBauteileszubeziehen.Winkeltoleranzensind,wieAbmaße,immernurüberdieganzeBauteillängezuprüfen.

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38PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

Abb.1.19:PrüfungderGrenzabmaßeimGrundrissBezeichnungenzuobenstehenderSkizze:

t1,t2 StichmaßalsGrenzwertfürWinkeltoleranzent1≤t2 t2istdermaßgebendeGrenzwertfürdieWinkeltoleranz,bezogenaufI2oderI4t1+t2 InderAdditionmaßgebenderGrenzwertfürdieBeurteilungdeszulässigenGrenzabmaßesfürdasNenn-

maßI1alsBezugslänge

1.17.4. PrüfungderGrenzabmaßeimGrundrissDieWinkeltoleranzenvonhorizontalenBauteilen(Bodenplatten,Decken,Estrichen,Bodenbelägen,Unterdeckenusw.)sindunabhängigvondenangrenzenden–z.B.vonvertikalen–Bauteilenzubestimmen.FürdieBeurteilungistdasStichmaßzurWaagrechten(Meterriss)andenEckeneinesBauteilesmaßgebend.DieStichmaßesind jeweils ineinemAbstandvon10cmvondenRändernzumessen.FürdasAnlegeneinesMeterrissesistderHöhenbezugspunktfürdasjeweiligeGeschoßmaßgebend.DieHöhendifferenz(Stichmaß)zwischenzweiMesspunktenistaufdasdemAbstandderMesspunktezugehörigeNennmaßzubeziehen.1.17.5. PrüfungderGrenzabmaßeimAufrissDieWinkeltoleranzenvonhorizontalenBauteilen,wieBodenplatten,Decken,Estrichen,Bodenbelägen,Unter-deckenusw.,sindunabhängigvondenangrenzenden–z.B.vonvertikalen–Bauteilenzubestimmen.FürdieBeurteilungistdasStichmaßzurWaagerechten(Meterriss)andenEckeneinesBauteilesmaßgebend.DieStichmaßesind jeweils ineinemAbstandvon10cmvondenRändernzumessen.FürdasAnlegeneinesMeterrissesistderHöhenbezugspunktfürdasjeweiligeGeschoßmaßgebend.DieHöhendifferenz(Stichmaß)zwischenzweiMesspunktenistaufdasdemAbstandderMesspunktezugehörigeNennmaßzubeziehen.DieWinkeltoleranzenvonvertikalenBauteilen,z.B.Wände,sindunabhängigvondenangrenzenden–z.B.vonhorizontalen–Bauteilenzubestimmen.FürdieBeurteilungistdasStichmaßzurSenkrechtenandenEckeneinesBauteilsmaßgebend.

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DieStichmaßesindjeweilsineinemAbstandvon10cmvondenRändernzumessen.DieAbweichungvonderSenkrechten(Stichmaß)istaufdasdemAbstandderMesspunktezugehörigeNennmaßzubeziehen.DieWinkeltoleranzenvongeneigtenFlächensindinderenEbenezumessen.DieBeurteilunghatwiebeihori-zontalenodervertikalenBauteilenandenEndpunktenmit10cmRandabstandzuerfolgen.

Abb.1.20:PrüfungderGrenzabmaßeimAufrissBezeichnungenzuobenstehenderSkizze:t1,t2,t3,t4 StichmaßefürdieErmittlungderWinkeltoleranzent1-t2=Δt maßgebenderGrenzwertfürdieWinkeltoleranzderDeckenoberflächemitI1alsBezugslänget1-t2=Δt maßgebenderGrenzwertfürdieWinkeltoleranzderDeckenunterseitemitI1alsBezugslänge

ZurPrüfungderEbenheitvonBauteiloberflächenistaufdieweiterführendeLiteraturzuverweisen.1.18. ModulordnungDieVerwendungmodularerPlanungsrasterhatsichimallgemeinenHochbaumitAusnahmevonTeilbereichen,wiederEinrichtungsplanungunddemFertigteilbaukaumdurchgesetzt.DasPrinzipberuhtdarauf,dassaufeinanderabgestimmteVorzugsmaßeverwendetwerdenundsoeineKombi-nationvonvorgefertigtenBauelementenerleichtertwird.Dabeiwerdeni.d.R.dieKoordinationsmaße(Achsenmaße)aufdemGrundmodul(M=10cm)aufgebaut.Diebe-vorzugtenMultimodulesindVielfachedesGrundmoduls,z.B.:

3M=30cm6M=60cm12M=120cm

ImVerwaltungsbaukannaufdieseWeisedieAbstimmungvonTragkonstruktion,Fassadenteilungundelemen-tierterEinbauten,wieuntergehängterDeckenvorgenommenwerden.

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40PLANUNGSGRUNDLAGEN HOCHBAUKONSTRUKTIONEN1

Abb.1.21:AbstimmungvonTragkonstruktion,RasterderuntergehängtenDeckeundFassadenteilungimBereicheinerMit-tel-undRandstütze(nachHeisel/2013).1.19. LiteraturhinweiseNebendenangeführtenSkriptendes Institutes,NormenundRichtliniensowieden, indenFolgekapitelnsindfolgendeweiterführendeLiteraturstellenbeiderErarbeitungdesStoffeshilfreich:[1.1]

Bachmann,H.:HochbaufürIngenieure.Stuttgart:Teubner,1994.

[1.2]

BaugewerbeverbandNiedersachsen(Hrsg.):Merkblatt„ToleranzenimHochbau“,BVN:November2000.

[1.3]

DeutscherBeton-undBautechnik-VereinE.V.BeispielezurBemessungnachDIN1045-1Band1:Hochbau.3.Auf-lage.Berlin:Ernst&Sohn,2009.

[1.4]

Dewitz,E.:Tönsing,J.:SchrittezurModellabbildung.Berlin:Ernst&Sohn,2003.

[1.5] DietmarGrütze:Bau-Lexikon.München:CarlHanserVerlag,2007.[1.6] Engel,H.:Tragsysteme–StructureSystems,Ostfildern-Ruit:VerlagGerdHatje,1997.[1.7]

Ertl,R.:ToleranzenImHochbau:KommentarZurDIN18202ZulässigeMaßabweichungenImRoh-undAusbau.2.Auflage,Köln:R.Müller,2009.

[1.8]

Heisel,J.P.:Planungsatlas,PraxishandbuchBauentwurf,Berlin:Beuth,2013.

[1.9]

Kolbitsch,A.:SkriptumBaukonstruktionen,Teil1bis3

[1.10] ÖsterreichischerJuristentag(Hrsg):Abkürzungs-undZitierregelnderösterreichischenRechtsspracheundeuro-päischerRechtsquellen (AZR)samtAbkürzungsverzeichnis.6.Auflage,Wien:ManzscheVerlags-undUniversi-tätsbuchhandlung,2008.

[1.11]

Pauser,A.:BetonimHochbau:HandbuchfürdenkonstruktivenVorentwurf.Düsseldorf:Bau+Technik,1998.

[1.12]

Pech,A.:Kolbitsch,K.,Zach,F.:Tragwerke;Wien:Springer-Verlag,2007.

[1.13]

Riccabona,C.,Bednar,T.:Baukonstruktionslehre4;Bauphysik.Manz-Verlag.Wien,2008.

[1.14]

Stöffler,J.,Samberg,S.:TragwerksentwurffürArchitektenundBauingenieureBerlin:Bauwerk,2002.

[1.15]

Teuber,A.,Maniecki,G.,Herrmann,H.:PrüffähigeHochbauberechnungeninZahlenbeispielen,7.Auflage.Düs-seldorf:Werner-Verlag,1996.

[1.16]

Tichelmann,K.,Pfau,J.:Trockenbau;Grundlagen,Details,Beispiele.München:InstitutfürinternationaleArchi-tektur-DokumentationGmbH&Co.KG.,2007.

[1.17]

Zilch,K.,Diederichs.C.J.,Katzenbach,R.:HandbuchfürBauingenieure:Technik,OrganisationundWirtschaftlich-keit–FachwissenineinerHand.NewYork,Barcelona,..:Springer,2001.