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Presseinformation Konzernkommunikation Bernhard Kleinermann [email protected] Fax: +49(0)5341-212302 Telefon: +49(0)5341-212300 24. Mai 2012 Seite 1/22 ordentliche Hauptversammlung der SALZGITTER AG Stahl und Technologie am 24. Mai 2012 Stadthalle, Braunschweig Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann Vorsitzender des Vorstandes SALZGITTER AG - Es gilt das gesprochene Wort -

110524 Rede VV - Salzgitter AG...Aber: Der Trend zeigt aufwärts und es erweist sich, dass unsere Verbesserungs- und Restrukturierungs-maßnahmen Wirkung zeigen! Die Jahresabschlüsse

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  • Presseinformation Konzernkommunikation Bernhard Kleinermann [email protected] Fax: +49(0)5341-212302 Telefon: +49(0)5341-212300 24. Mai 2012

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    ordentliche Hauptversammlung

    der SALZGITTER AG

    Stahl und Technologie

    am 24. Mai 2012

    Stadthalle, Braunschweig

    Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann

    Vorsitzender des Vorstandes

    SALZGITTER AG

    - Es gilt das gesprochene Wort -

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    Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, meine Damen und Herren, ich heiße Sie im Namen des Vorstands sowie aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Salzgitter AG zur heutigen ordentlichen Hauptversammlung in Braunschweig herzlich will-kommen. Wir freuen uns, dass Sie auch diesmal wieder in so großer Anzahl erschienen sind und dadurch Ihr lebendiges Interesse an Ihrem, an unserem Unternehmen zum Aus-druck bringen! Zunächst möchte ich Sie gerne über die wichtigsten Ereignisse des vergangenen und des laufenden Geschäftsjahres informieren. Zusammenfassend darf ich feststellen: der Salzgitter-Konzern hat im Geschäftsjahr 2011 eine erfreulich solide Geschäftsentwicklung verzeichnet. Wir können mit dem Geschäfts-verlauf insbesondere deswegen relativ zufrieden sein, weil die vergangenen Monate von dramatischen Nachrichten und großer wirtschaftlicher wie politischer Verunsicherung be-gleitet waren. Ich erwähne nur die Fukushima-Katastrophe und die tiefgreifende Vertrau-enskrise rund um den Euro. Auch das globale wirtschaftliche Umfeld war für die Stahlin-dustrie somit nicht durchgängig positiv, was man aufgrund der vergleichsweise guten Nachrichten einiger deutscher Industrieunternehmen – insbesondere der meisten Automo-biler– leicht vergisst! Dennoch haben wir im Geschäftsjahr 2011 unseren Konzernumsatz um 18 Prozent stei-gern und den Vorsteuergewinn gegenüber dem Vorjahr sogar vervierfachen können. Ne-ben den über weite Abschnitte des Jahres recht günstigen Rahmenbedingungen für Walzstahl- und Röhrenprodukte trugen auch die implementierten Maßnahmen zur Kosten-optimierung und Performance-Steigerung dazu bei – hierzu nachher mehr. Im vergangenen Jahr haben wir zudem unser seit 2007 laufendes, rund zwei Milliarden Euro umfassendes Investitionsprogramm weitgehend abgeschlossen. Die wirtschaftliche Substanz unseres Konzerns ist weiterhin außerordentlich solide: wir verfügen über eine hohe Eigenkapitalquote und eine positive Nettogeldanlage. Das bedeu-tet: per Saldo keine Schulden gegenüber Banken, sondern ein Guthaben in der Höhe von aktuell mehr als 600 Millionen Euro. Wir sind überzeugt, dass eine so feste wirtschaftliche Basis gerade in krisenhaften Zeiten von hoher Wichtigkeit ist. Der Start in die ersten Monate des laufenden Jahres 2012 vollzog sich wegen der schwa-chen Verfassung des Stahlmarktes zum Ende 2011 eher herausfordernd. Aber: Der Trend zeigt aufwärts und es erweist sich, dass unsere Verbesserungs- und Restrukturierungs-maßnahmen Wirkung zeigen! Die Jahresabschlüsse zum 31. Dezember 2011 sowohl der Salzgitter AG als auch des Konzerns wurden von dem von Ihnen gewählten Abschlussprüfer jeweils mit einem unein-geschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Wir haben den Geschäftsbericht 2011 als Onlineversion und zum Download ins Internet gestellt, außerdem liegt er auch in gedruckter Fassung im Foyer aus.

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    In der Bildgeschichte des diesjährigen Geschäftsberichts stellen wir Ihnen mit einem Au-genzwinkern dar, welche vielfältigen und bisweilen extremen Anforderungen das tägliche Geschäft an ein Unternehmen wie die Salzgitter AG stellt. Man wünscht sich zuweilen übernatürliche Fähigkeiten, um zum Beispiel zu jeder Zeit rund um den Globus den Kun-den zur Verfügung zu stehen, fortlaufend immer anspruchsvollere und gleichzeitig billigere technische Lösungen erfinden zu können, oder prophetische Gaben zu besitzen, um dank treffsicherer Prognosen selbst in extrem wechselhaften Märkten bestehen zu können. Und das ganze womöglich noch ohne Verbrauch von Energie und unter völliger Vermeidung von Emissionen. Da niemand – auch wir leider nicht – über solche Fähigkeiten verfügt und man nicht auf Wunder oder die Offenbarung der Glaskugel hoffen sollte, sichern wir mit ganz und gar irdischen Mitteln zielgerichtet und systematisch die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit unseres Konzerns. Wir setzen auf professionelles Engagement, die effiziente Nutzung von Ressourcen sowie die Kreativität und das wohlüberlegte Handeln der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konzerns. Meine Damen und Herren, neben detaillierten Informationen zum vergangenen Geschäfts-jahr 2011 sowie über das erste Quartal 2012 werde ich Ihnen unter Punkt 3 über die aktu-elle Lage der Märkte, unsere Investitionsprojekte und unterwegs befindliche Strukturmaß-nahmen berichten. Anschließend präsentiere ich Ihnen einen Ausblick auf die voraussicht-liche weitere Geschäftsentwicklung des laufenden Jahres. Danach stelle ich mit Bezugnahme auf unsere Konzernstrategie auch einige zusätzliche Programme und Maßnahmen vor, mit denen wir den aktuellen Herausforderungen begeg-nen, bevor ich mich dem Kursverlauf der Salzgitter Aktie widme. Abschließen werde ich mit den gesetzlich vorgeschriebenen mündlichen Erläuterungen zur Tagesordnung. Ich möchte den Bericht über das Geschäftsjahr 2011 mit einigen Eckdaten einleiten. Die Rohstahlproduktion des Salzgitter-Konzerns erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr auf 7,3 Mio. Tonnen. Dieser Wert beinhaltet unseren 30 Prozent Anteil an den Hüttenwerken Krupp Mannesmann. Neben den über weite Teile des Jahres recht ordentlichen Rahmen-bedingungen des Stahlmarktes, hatte auch die ab März 2011 erfolgte Aufnahme des Pa-rallelbetriebs der beiden Elektrolichtbogenöfen in Peine daran Anteil. Der konsolidierte Umsatz des Konzerns steigerte sich infolge der höheren durchschnittli-chen Erlöse vieler Stahlprodukte um 18 Prozent auf 9,8 Mrd. Euro. Mit 202 Mio. Euro Gewinn vor Steuern haben wir das Konzernergebnis gegenüber dem Vorjahr vervierfacht. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass wir in diesem Resultat knapp 40 Mio. Euro an einmaligen Ergebnisbelastungen für Restrukturierungen verkraftet haben.

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    Ende vergangenen Jahres ordneten wir unsere gesellschaftsrechtliche Konzernstruktur neu, da in der bisherigen die Verrechnung von Gewinnen mit vorgetragenen Verlusten der inländischen Tochtergesellschaften nur eingeschränkt möglich war. Dadurch hätten sich in den nächsten Jahren steuerliche Nachteile ergeben, die wir durch die Neuordnung ver-mieden haben. Den internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS folgend haben wir einen Teil des aus dieser Umstrukturierung abgeleiteten Vorteils aktiviert. Daraus ergab sich ein 2011 nicht zahlungswirksamer, latenter Steuerertrag, der dazu führte, dass der Gewinn nach Steuern des Konzerns mit 236 Mio. Euro über dem Vorsteuerergebnis auskommt. Das unverwässerte Ergebnis je Aktie beträgt 4,31 Euro. Vorstand und Aufsichtsrat schla-gen Ihnen gemeinsam vor, eine Dividende von 0,45 Euro je dividendenberechtigte Aktie auszuschütten. Bei der Bewertung dieses Dividendenvorschlags ist zu berücksichtigen, dass der eben erwähnte Steuerertrag und auch die 74 Mio. Euro Ergebnisbeitrag unserer Beteiligung an der Aurubis erst in den Folgejahren cashwirksam werden und somit erst dann für eine Ausschüttung zur Verfügung stehen. Die Stammbelegschaft des Salzgitter-Konzerns stieg zum Bilanzstichtag verglichen mit dem 31. Dezember 2010 um 419 Personen. Den wesentlichen Anteil an dieser Entwick-lung hatte die Erstkonsolidierung von sechs ausländischen Tochtergesellschaften. Nun komme ich zur Umsatzentwicklung in den fünf Unternehmensbereichen. Der Unternehmensbereich Stahl trug mit 2,7 Mrd. Euro 28 Prozent zum Konzernumsatz bei. Sowohl Versandmengen als auch Durchschnittserlöse lagen über dem Vorjahreswert. Die meisten Kundenbranchen verzeichneten eine rege Geschäftstätigkeit, entsprechend entwickelten sich Mengen und Erlöse vor allem im ersten Halbjahr positiv. Nach der Som-merpause trübte sich der Stahlmarkt spürbar ein. Im Unternehmensbereich Handel sorgten höhere Erlöse und Absatzmengen für eine Aus-weitung des konsolidierten Umsatzes um fast ein Drittel auf 3,9 Mrd. Euro. Mit 40 Prozent hatte die Handelsdivision den höchsten Anteil am Konzernumsatz. Der Unternehmensbereich Röhren war im vergangenen Geschäftsjahr mit der Abarbeitung mehrerer Großprojekte, einer guten Auftragslage bei Präzisrohren sowie der Belebung der Edelstahlrohraktivitäten ordentlich ausgelastet. Der Außenumsatz blieb mit 1,7 Mrd. Euro, entsprechend 17 Prozent des Konzernwertes, annähernd konstant. Der Außenumsatz des Unternehmensbereiches Dienstleistungen stieg vor allem wegen der höheren Schrottpreise auf 457 Mio. Euro, das sind 5 Prozent vom Konzernumsatz. Der Unternehmensbereich Technologie knüpfte mit rund 1 Mrd. Euro Außenumsatz fast an die Werte der Vorkrisenjahre 2007 und 2008 an. Dieses Wachstum wurde vom Geschäft mit Getränkeabfüllanlagen in Deutschland, den USA sowie von den Sondermaschinenher-stellern getragen. Der Konzernanteil betrug 10 Prozent.

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    Damit komme ich zu den Vorsteuerergebnissen der Unternehmensbereiche im Ge-schäftsjahr 2011. Im Unternehmensbereich Stahl sorgte die überwiegend zufriedenstellende Auslastung – vor allem in den ersten drei Quartalen – in Verbindung mit der Erlösverbesserung und der zunehmenden Wirkung der eingeleiteten Strukturmaßnahmen für einen eindrucksvollen Ergebnisswing von 126 Mio. Euro. Der Gewinn vor Steuern belief sich auf 26 Mio. Euro. Der Unternehmensbereich Handel verzeichnete erneut ein erfreuliches Resultat. Die 61 Mio. Euro Vorsteuergewinn erreichten wegen der im Vergleich zum Vorjahr geringeren Windfall-Effekte des lagerhaltenden Handels den Vergleichswert des Vorjahres nicht ganz. Im Unternehmensbereich Röhren verbesserte sich das Vorsteuerergebnis auf 67 Mio. Eu-ro. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung war der erfolgreiche Turnaround der Präzisrohrsparte. Der Unternehmensbereich Dienstleistungen profitierte von der guten Auslastung der Stahlgesellschaften und erzielte mit 20 Mio. Euro wieder ein sehr zufriedenstellendes Er-gebnis. Im Unternehmensbereich Technologie belastete die Abrechnung zumeist aus Vorjahren stammender Projekte das Jahresergebnis im Segment Getränkeabfüllanlagen. Darüber hinaus beinhalten die -79 Mio. Euro Vorsteuerresultat Restrukturierungsaufwand sowie einmalige Risikovorsorgen im Beteiligungsbereich von in Summe 28 Mio. Euro. Unter Sonstiges / Konsolidierung verbuchten wir 107 Mio. Euro Vorsteuergewinn. Hierin sind sehr erfreuliche 74 Mio. Euro Nachsteuerertrag aus unserer Beteiligung an der Aurubis AG enthalten. Der Zinseffekt aus der Geldanlage des Konzerns wirkte sich eben-falls positiv aus. Insgesamt erhöhte sich das Konzernergebnis vor Steuern um 152 Mio. auf 202 Mio. Euro. Die im März 2011 präsentierte Prognose, die 49 Mio. Euro Ergebnis des Geschäftsjahres 2010 zu verdoppeln, haben wir also mehr als erfüllt. Damit möchte ich mich jetzt der Bilanz zuwenden. Das Gesamtvermögen unseres Konzerns stieg per 31. Dezember 2011 um 13 Prozent auf 8,8 Mrd. Euro, verglichen mit dem Bilanzstichtag 2010. Auf der Aktivseite nahmen die langfristigen Vermögenswerte um 228 Mio. Euro zu. Dies resultierte aus dem Anstieg der finanziellen Vermögenswerte sowie latenter Ertragsteueransprüche und dem höheren Wertansatz für die Beteiligung an assoziierten Unternehmen. Letzteres betrifft in erster Linie die Aurubis. Innerhalb der kurzfristigen Vermögenswerte erhöhten sich die Forderungen um immerhin eine halbe Milliarde Euro. Auch das Vorratsvermögen stieg vor allem wegen der höheren Rohstoffpreise. Dies bedingte eine Verminderung der finanziellen Mittel inklusive Wertpa-piere auf 1.023 Mio. Euro.

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    Das Working Capital erhöhte sich um ein Viertel auf 2,7 Mrd. Euro. Haupttreiber hierfür war der erwähnte Anstieg der Vorräte. In Summe blieben die kurzfristigen Vermögenswer-te knapp unter dem Wert des Vorjahres. Auf der Passivseite stieg das Eigenkapital um 200 Millionen auf vier Milliarden Euro. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich geringfügig auf 45 Prozent. Der Zinssatz zur Berechnung der Pensionsrückstellungen blieb mit 4,25 Prozent unverän-dert. Die Position „langfristige Schulden“ beinhaltet knapp 600 Mio. Euro aus der Umtauschan-leihe Aurubis aus dem Jahre 2010 und unserer 2009 auf eigene Aktien ausgegebenen Wandelanleihe. Sie veränderte sich nur unwesentlich. Die kurzfristigen Schulden verminderten sich um 52 Mio. Euro. Während sich die sonstigen kurzfristigen Rückstellungen reduzierten, wirkte ein der Geschäftsbelebung geschuldeter Anstieg der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen gegenläufig. Die Nettoposition gegenüber Kreditinstituten verringerte sich vor allem wegen des Wor-king-Capital-Aufbaus auf 508 Mio. Euro. Sie ist immer noch als „akzeptabel“ zu bewerten und verdeutlicht unsere nach wie vor außerordentlich hohe bilanzielle und finanzielle Soli-dität. Dies ist am besten an der Eigenkapitalentwicklung erkennbar. Seit dem Beginn des Ge-schäftsjahres 1999/2000 haben wir das Eigenkapital des Konzerns inklusive ausgeschütte-ter Dividenden um insgesamt 3,7 Mrd. Euro gesteigert. Das entspricht nicht weniger als11 Prozent pro Jahr! Wir kamen hierbei ohne Kapitalspritzen von Ihnen, verehrte Aktionäre, aus, und das, ob-wohl die vergangenen 12 Jahre von zwei Weltfinanzkrisen, mehreren größeren politischen Umbrüchen, Kriegen, Terrorismus und weiteren Herausforderungen gekennzeichnet wa-ren. Ich finde, darauf können wir alle zusammen ein klein wenig stolz sein. Zu den besonderen Herausforderungen zählen sicherlich die seit Jahren massiv steigen-den Rohstoffpreise. Sie schlagen sich im kurzfristig gebundenen Nettovermögen, dem eben schon erwähnten Working Capital, nieder. Der mengen- und preisbasierte Vorratsaufbau im Zuge der Ausweitung der Geschäftsakti-vitäten war der Haupttreiber für das Anschwellen des Working Capitals auf in absoluten Werten 2,7 Mrd. zum Jahresende 2011. Die davon unabhängige Umschlagskennziffer – die Reichweite in Tagen – blieb hingegen weitgehend konstant. Wir haben also nicht Mate-rial „gebunkert“, sondern das schon in den vergangenen Jahren bewiesene effektive Wor-king-Capital-Management auch im Jahr 2011 konsequent fortgesetzt.

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    Nun zur Entwicklung des Konzerns im ersten Quartal 2012. Der Start in das neue Geschäftsjahr gestaltete sich ziemlich herausfordernd: Im Unter-nehmensbereich Stahl wirkten die unbefriedigenden Durchschnittserlöse der im vierten Quartal 2011 gebuchten Mengen nach, während eine temporäre Beschäftigungslücke im Großrohrgeschäft die Ertragslage der Röhrendivision beeinträchtigte. Die Rohstahlproduktion erhöhte sich geringfügig. Dies ist vor allem eine Folge des Paral-lelbetriebs der beiden Elektrolichtbogenöfen in Peine. Innerhalb der letzten Monate steiger-ten sie ihre Erzeugung nahezu kontinuierlich. Bedauerlicherweise traf uns Anfang dieses Monats ein Transformatordefekt; das ist ungewöhnlich bei einer Neuanlage. Ich denke, dass wir den guten eingeschlagenen Weg im Juni fortsetzen werden. Der Außenumsatz stieg um rund 300 Mio. Euro, vor allem wegen des höheren Geschäfts-volumens im Unternehmensbereich Handel. Die Ergebnisse vor und nach Steuern sowie die Verzinsung des eingesetzten Kapitals – der sogenannte Return on Capital Employed – des ersten Vierteljahres waren aus den ge-rade genannten Gründen leicht negativ. Das Vorsteuerresultat lag bei -20 Mio. Euro. Hierin enthalten sind 28 Mio. Euro Nachsteuer-Ergebnisbeitrag aus der at equity einbezogenen Beteiligung an der Aurubis AG sowie ein positives Zinsergebnis der Salzgitter Klöckner-Werke GmbH. Insgesamt kein voll gelungener Start. Aber der Trend zeigt nach oben: Die Peiner Träger haben ihr Resultat verbessert und wei-sen einen geringeren Verlust als im Vorjahr aus. Die Technologiesparte schloss mit Ge-winn ab. Die in beiden Fällen ergriffenen Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung zeigen also Wirkung. Lassen Sie mich Überleiten zur Entwicklung der einzelnen Unternehmensbereiche im ersten Quartal 2012: Angefangen mit dem Unternehmensbereich Stahl. Hier erfreuten sich die meisten Gesell-schaften angesichts der guten Auftragslage ihrer Abnehmerindustrien sowie eines stüt-zend wirkenden Lageraufbaus bei Stahlhändlern und -verbrauchern einer hohen Auslas-tung. Der Außenumsatz stieg geringfügig auf 728 Mio. Euro. Das internationale Trading des Unternehmensbereichs Handel setzte seine Erholung fort und ließ den konsolidierten Umsatz der Division um rund 300 Mio. auf nunmehr etwa 1,1 Mrd. Euro anwachsen. Der lagerhaltende Handel blieb demgegenüber stabil. Im Unternehmensbereich Röhren verlief die Mengenentwicklung sowohl für Präzisrohre wie auch die zwei kleineren Sparten – HFI-geschweißte Rohre sowie Edelstahlrohre – auf gutem Niveau, während der Großrohrbereich, wie anfangs erwähnt, einen gravierenden Beschäftigungsausfall wegen des Stopps eines voluminösen Auftrags verzeichnete. Hie-raus resultiert die Verminderung des Außenumsatzes auf knapp 390 Mio. Euro.

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    Der Außenumsatz des Unternehmensbereiches Dienstleistungen blieb mit 108 Mio. Euro weitgehend konstant. Der für diese Division bedeutendere Segmentumsatz erhöhte sich im Zuge der guten Auslastung der Stahlgesellschaften um 12 Prozent auf 336 Mio. Euro. Für den Unternehmensbereich Technologie verbesserte sich die Geschäftslage in den ers-ten drei Monaten 2012. Die Ordereingänge der KHS-Gruppe partizipierten überdurch-schnittlich am Wachstumstrend der Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinenbranche. Der Außenumsatz der Technologiesparte stieg dementsprechend auf 280 Mio. Euro. Auf der Ergebnisseite litt der Unternehmensbereich Stahl an der schwachen Verfassung des Flachstahlmarktes im vierten Quartal 2011. Die damals gebuchten Aufträge mit unauskömmlichen Margen schlugen sich bei deren Auslieferung im ersten Quartal in den Resultaten dieses Produktsegments nieder. Die Ergebnisverbesserung der Peiner Träger wurde hiervon überlagert; das Vorsteuerresultat war mit -50 Mio. Euro negativ. Der Unternehmensbereich Handel verzeichnete im vergangenen Quartal nicht so starke Windfall-Effekte wie im Jahr zuvor. Dennoch erwirtschaftete die Division mit 11 Mio. Euro Gewinn vor Steuern ein gutes Ergebnis. Die temporäre Unterauslastung des Großrohrsegments hinterließ naturgemäß auch im Ergebnis des Unternehmensbereichs Röhren ihre Spuren und war der Hauptgrund für das negative Vorsteuerergebnis von - 9 Mio. Euro. Wir haben mit der Buchung eines Großauf-trages für Australien über 410.000 Tonnen sowie weiterer Orders die Beschäftigungslücke inzwischen wieder schließen können. Die Ergebnisse der übrigen Gesellschaften der Röh-rensparte sind zufriedenstellend. Der Unternehmensbereich Dienstleistungen erwirtschaftete zufriedenstellende 6 Mio. Vor-steuergewinn. Im Unternehmensbereich Technologie wirkten sich die gute Beschäftigung, steigende Pro-jektmargen sowie erste Erfolge des „Fit4Future“-Programms positiv aus. Das Ergebnis vor Steuern verbesserte sich substanziell auf 2,5 Mio. Euro und überschritt damit erstmals wieder die Gewinnschwelle. Soweit zum ersten Quartal 2012; ich komme nun zur aktuellen Geschäftslage. Meine Damen und Herren, wenn wir uns die Konjunkturprognose des Internationalen Wäh-rungsfonds vom April 2012 ansehen, so fällt zuerst der große Unterschied zwischen den Industrienationen des Westens und den aufstrebenden Volkswirtschaften Chinas, Brasili-ens und Russlands auf: In diesen Ländern wird sich auch in diesem Jahr der Schwerpunkt des Weltwirtschafts-wachstums befinden. Erfreulicherweise sehen wir mittlerweile auch ein solides Wirtschaftswachstum in den Ver-einigten Staaten sowie in Japan. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass einerseits die wirtschaftliche Erholung in den USA noch relativ fragil ist, und anderseits die japanische

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    Prognose einen gewissen Basiseffekt enthält, da die Erdbebenkatastrophe im vergange-nen Jahr eine erhebliche Kontraktion der Wirtschaftsleistung verursachte. Nun zu Europa: Sie sehen, dass für die Eurozone im Jahr 2012 sogar ein Abschwung von 0,3 Prozent vorhergesagt wird. Dies ist vor allem den Rezessionen in den südeuropäi-schen Ländern geschuldet – wie am Beispiel Spaniens zu erkennen ist. Deutschland ist von einem derart unerfreulichen Ausblick bisher verschont geblieben. Zwar wirkte sich die Entwicklung in der Eurozone – dem wichtigsten Exportmarkt Deutschland – natürlich auch bei uns dämpfend aus; die auf den gesamten Euroraum ausgerichtete Zins-politik sollte jedoch kurzfristig belebend wirken. Nicht zuletzt erhöht die derzeitige Entwick-lung des Euro-Wechselkurses die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte im Ausland. Das deutsche Wachstum wird nach wie vor sowohl vom Export, als auch von einer stabilen Binnennachfrage getragen. Wenn wir die deutschen Konjunkturerwartungen einmal genauer betrachten, so wird eine große Unsicherheit deutlich: Auf der linken Seite sehen Sie das ifo-Geschäftsklima und die ZEW-Konjunkturerwartungen. Beide Indices verbesserten sich im laufenden Jahr nach einer Schwächeperiode im zweiten Halbjahr 2011. Auf der rechten Seite spiegeln der Einkaufsmanagerindex sowie die tatsächlichen Auf-tragseingänge die von ifo und ZEW verzeichneten Stimmungsverbesserungen nicht wider. Beide Kennwerte haben sich in den vergangenen Monaten verschlechtert. Die Frühindikatoren zeigen also unterschiedliche Signale, sodass sich eine verlässliche Prognose der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung nicht nur für Unternehmen, sondern auch für die Volkswirtschaft als Ganzes nahezu bis zur Unmöglichkeit erschwert. Auch deswegen legen Aufsichtsrat und Vorstand der Salzgitter AG weiterhin äußersten Wert auf eine solide und nachhaltige Geschäftspolitik. Das ist bisweilen wenig spektakulär, erhält aber Werte, Arbeitsplätze und Manövrierfähigkeit. Ein etwas klareres Bild zeigt ein Vergleich der Marktversorgung mit Walzstahl in der Euro-päischen Union und in Deutschland: In Deutschland ist die Marktversorgung seit 2010 wieder auf dem hohen Niveau der Jahre 2006 bis 2008 angekommen. Die deutsche stahlverarbeitende Industrie hat sich also von den Folgen der Weltfinanzkrise wieder erholt. Im laufenden Jahr sollte die Marktversor-gung gegenüber 2011 stabil bleiben. Der Rest der Europäischen Union kann derartige Erfolge nicht vorweisen: Hier lag die Marktversorgung im Jahr 2011 immer noch rund 18 Prozent, nimmt man Deutschland her-aus, sogar 25 Prozent unterhalb des Durchschnittswertes der Vorkrisenjahre – wie Sie an den orangen Säulen erkennen können. Die Konsequenz ist, dass die Kapazitäten einiger europäischer Stahlhersteller nicht voll ausgelastet sind und auf dem Markt ein gewisser Wettbewerbsdruck lastet.

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    Wenden wir uns nun den europäischen Stahlpreisen zu. Die Erlöse von Warmband, feuerverzinktem Feinblech sowie Grobblech erodierten über nahezu das gesamte zweite Halbjahr 2011. Sie erreichten um den Jahreswechsel die Tal-sohle. Im Verlauf der ersten Monate dieses Jahres stiegen sie wieder an. Der Aufwärtstrend mündete allerdings schon Ende März in eine Stagnation ein. Die immer noch unbefriedi-gende Erlösentwicklung dürfte eine Reflektion der konjunkturellen Unsicherheit sein, die Stahlverbraucher und lagerhaltenden Händler dazu veranlasste, vorerst nur auf Sicht zu disponieren. Die Trägerpreise blieben hingegen in den vergangenen acht Monaten weitgehend stabil, obwohl sich der für diese Produkte maßgebliche Schrottpreis bisweilen volatil zeigte. Im Erzmarkt wurde den Stahlherstellern in den letzten Jahren eine Verschärfung der Vola-tilität aufgezwungen, die uns im eigentlichen Sinne des Wortes an die Grenze zur Unbere-chenbarkeit und damit Unplanbarkeit von Ergebnissen bringt. Erst vor gut zwei Jahren wurden die seit Dekaden bewährten Jahreskontrakte durch ein neues Preisfindungsmodell abgelöst, welches die zu entrichtenden Marktpreise vierteljähr-lich aus den Durchschnittspreisen eines vergangenen Dreimonatszeitraums ermittelt. Da-mit konnte man so gerade noch leben, weil Kurzfristaufträge jedenfalls kalkulierbar blie-ben. Nun hat man auch dieses System angepasst. Ich möchte Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, die beiden Preisoptionen für Erze am Beispiel der Preisbasis für das vierte Quartal 2011 vorstellen. Unter dem bisherigen Modell – hier in Orange – errechnet sich die Preisbasis der Refe-renzsorte, brasilianisches Feinerz der Sorte Carajas, anhand der Entwicklung des Platt’s IODEX Index, einem Preisindex für Erz mit 62 Prozent Eisenanteil angelandet in Nordchi-na. Dabei wird der Durchschnitt des IODEX Index des um einen Monat nach hinten geschobe-nen Vorquartals verwendet. Für die Bepreisung der Liefermengen des vierten Quartal 2011 bedeutet dies, dass der Durchschnittswert der Monate Juni bis August 2011 herangezogen wird. Im konkreten Fall betrug der errechnete Wert 175,63 US-Dollar je Tonne. Dies ist die Preisbasis, die nach Anpassung hinsichtlich Lieferübergabe, Transport etc. dann den Erzpreis für das vierte Quartal 2011 ergibt. Wir haben also Anfang September eine Kalkulationsbasis für die Verhandlungen mit unse-ren eigenen Kunden für im vierten Quartal zu buchende Aufträge, die dann zumeist ab dem ersten Quartal 2012 zur Auslieferung kommen.

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    Das neue System – blau dargestellt – würde uns dieser Kostentransparenz berauben. Die Berechnungsbasis ist nicht mehr eine Vorperiode, sondern der Durchschnittswert des Aus-lieferungszeitraums der Erze selbst! Tatsächlich lag der Durchschnitt Oktober bis Dezem-ber 2011 bei 141,80 US-Dollar je Tonne. Ein Stahlhersteller, der das neue Preismodell verwendet, wusste also erst Ende Dezember – als er die Aufträge im vierten Quartal 2011 längst gebucht hatte, mit welchen Erzkosten er kalkulieren kann, und damit, wie kostendeckend oder gar profitabel die im ersten Quar-tal 2012 auszuliefernden Aufträge sein werden! Meine Damen und Herren, wir halten dieses neue Modell für nicht vereinbar mit unserem Verständnis von konservativer Geschäftsführung und haben deshalb von der irreversiblen Option zum Wechsel des Preissystems keinen Gebrauch gemacht. Dadurch haben wir – zugegebenermaßen – im ersten Quartal bei fallenden Erzpreisen einen Nachteil im mittle-ren zweistelligen Millionenbereich hinzunehmen gehabt. Dieser Nachteil wird sich aller-dings in zukünftigen Perioden bei steigenden Erzpreisen ausgleichen. Was bleibt – zu unseren Gunsten – ist die Kalkulierbarkeit unseres Geschäfts. Warum wir eine verlässliche Kalkulationsbasis bei Rohstoffen für so wichtig erachten, se-hen Sie hier: Dieses Chart zeigt – indiziert – die Kostenstruktur für Warmbreitband im Vergleich 2004 zu 2011. Man erkennt, dass sich die Erzkosten in diesem überschaubaren Zeitraum mehr als verdreifacht haben. Kohle verdoppelte sich ebenso wie Brennstoffe und Energien. Im Sonstigen, dessen Kostenvolumen sich ebenfalls spürbar erhöht hat, zeichnen Schrott und Legierungen für diese Entwicklung verantwortlich. Rohstoffe und Energie machen nunmehr knapp 60 Prozent der Werksselbstkosten je Tonne Warmbreitband aus, unter Einbeziehung der weiteren Betriebsstoffe – Legie-rungsmittel, Kalk, etc. – betragen diese variablen Kosten sogar 75 Prozent! Die Gesamtkosten stiegen seit 2004 insgesamt um sage und schreibe 84 Prozent. Der einzig positive Aspekt an diesem Trend ist, dass die Bedeutung der Personalkosten im internationalen Wettbewerb zurückgegangen ist. Lassen Sie mich noch zwei Dinge anmerken: Erstens, diese Entwicklung verdeutlicht einmal mehr die zwingende Notwendigkeit, so sparsam und effizient wie möglich zur wirtschaften. Der schonende Umgang mit den Res-sourcen ist daher für uns schon lange ein wichtiger Handlungsgrundsatz. Verschwendung konnten und können wir uns nicht leisten! Daher benötigen wir auch kei-ne Aufforderungen bis hin zu existenzbedrohenden Daumenschrauben von der Politik oder von selbsternannten Weltenrettern. Zweitens sehen wir uns in unserem Bestreben bestätigt, eine möglichst hohe Kongruenz der Vertragslaufzeiten auf der Einkaufs- und der Absatzseite zu erreichen. Angesichts der

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    geänderten Rohstoffpreismodelle haben wir hier in den vergangenen zwei Jahren eine steile Lernkurve erzielt. Lassen Sie uns abschließend einen Blick auf die Lage der Nahrungs- und Verpackungs-maschinenbranche werfen. Seit dem dritten Quartal 2011 befinden sich die Auftragseingänge des Sektors im Aufwind. Die großen Nahrungsmittel- und Getränkehersteller investieren weiterhin in ihre Produkti-onsanlagen, was durchaus als positives Signal für die gesamtkonjunkturelle Entwicklung zu werten ist. Im Frühjahr 2012 wurde erstmals wieder das Niveau vom Sommer 2008 er-reicht. Vor diesem Hintergrund und trotz des unverändert harten Wettbewerbs haben sich die Produktangebote unserer KHS mehr als bewährt; die Marktposition des Unternehmens wurde gestärkt. Die KHS buchte daher nach längerer Durststrecke mehr Aufträge als der Branchenschnitt und gewann verlorene Marktanteile zurück. Ich denke, Sie freuen sich mit mir, dass dieses Umfeld die erheblichen Restrukturierungs-anstrengungen unserer Kollegen und Mitarbeiter der KHS unterstützt! Vielleicht winkt ih-nen ja das Glück des Tüchtigen. Fassen wir das erste Quartal und die aktuelle Lage mit den Erwartungen im Ausblick für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2012 zusammen. Unsere Prognose für 2012 hat sich im Kern gegenüber der im März veröffentlichten kaum geändert. Für den deutschen Stahlmarkt wird wie soeben gezeigt mit einer Seitwärtsbewegung ge-rechnet. Die Erholung der europäischen Walzstahlerlöse hat sich ab März verlangsamt; und die Rohstoffpreise zeigen keine Tendenz, die zuverlässig auf den weiteren Jahresver-lauf schließen ließe. Sofern das Marktumfeld unterstützend wirkt, halten wir für unseren Unternehmensbereich Stahl im Gesamtjahr einen mindestens konstanten Umsatz sowie ein knapp positives Er-gebnis vor Steuern noch für erreichbar. Für den Unternehmensbereich Röhren sollte sich die wiederhergestellte Beschäftigung der Großrohrgesellschaften in den Ergebnissen der kommenden Quartale positiv niederschla-gen. Die übrigen Produktsegmente werden voraussichtlich eine insgesamt zufriedenstellende Auslastungs- und Margensituation verzeichnen. Daher erwarten wir ein positives Vor-steuerergebnis dieser Sparte. Die relativ beständige Nachfrage aus den internationalen Märkten sollte das internationale Trading des Unternehmensbereiches Handel günstig beeinflussen. Im lagerhaltenden Handel rechnen wir mit einer stabilen Situation.

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    Die Umsätze der Handelsdivision sollten sich entsprechend positiv entwickeln. Aus heuti-ger Sicht erscheint ein mittlerer zweistelliger Millionengewinn abermals realisierbar. Der Dienstleistungsbereich wird von der zu erwartenden guten Auslastung der Stahlgesell-schaften profitieren. Umsatz und Ergebnis dürften in etwa auf Vorjahresniveau auskom-men. Die KHS-Gruppe hat den Fortschritt der Restrukturierungmaßnahmen unter Beweis ge-stellt. Die erwartete substanzielle Verbesserung des Vorsteuerresultats des Unterneh-mensbereiches Technologie deutet sich nach dem erfreulichen ersten Quartal an. Die im Sondermaschinenbau tätigen DESMA-Gesellschaften sollten den positiven Trend fortset-zen. Damit kommen wir zum Ausblick für den Gesamtkonzern. Sollte es im weiteren Verlauf dieses Jahres nicht zu einem Einbruch der Konjunktur kommen, gehen wir für den Salzgit-ter-Konzern nach wie vor von einem mindestens stabilen Umsatz sowie einem positiven Ergebnis vor Steuern im Jahr 2012 aus. Allerdings stellt es sich angesichts des schwieri-gen ersten Quartals als herausfordernd dar, das Vorjahresresultat erneut zu erreichen. Meine Damen und Herren, lassen Sie mich nun einige Ausführungen zu unserer Un-ternehmenspolitik und Konzernstrategie machen. Weil es sich im Zuge des Wechsels im Vorstandsvorsitz und nach erfolgter Erörterung zwischen Aufsichtsrat und Vorstand anbot, hatte ich Ihnen in der vergangenen Hauptver-sammlung unsere Gedanken zu den globalen Megatrends und den Wachstumsmärkten außerhalb Europas sowie unsere Positionierung in diesem Kontext ausführlich dargestellt. Diese Feststellungen gelten weiterhin. Wir wechseln Grundüberzeugungen, Unternehmenspolitik und Strategie sowieso nicht wie das tägliche Hemd. Aus diesem Grunde möchte ich mich heute anderen Handlungsfeldern widmen. Zunächst gestatte ich mir, an dieser Stelle noch einmal auf unser seit 2007 laufendes und rund 2 Mrd. Euro umfassendes Investitionsprogramm einzugehen, das wir nunmehr weit-gehend abgeschlossen haben. Wir haben 2011 etwa 360 Mio. Euro für Investitionen in Sachanlagen aufgewendet. Sie sehen, dass sich der Finanzmittelbedarf allmählich wieder den Abschreibungen annähert. 2012 beträgt unser Budget für neue Investitionen 300 Mio. Euro. Damit sind wir dann wie-der auf einem normalen Niveau angelangt, das wir in den kommenden Jahren beibehalten wollen. Als Beispiele für unsere Investitionsprojekte möchte ich Ihnen heute unser Kraftwerk in Salzgitter sowie den zweiten Elektrolichtbogenofen in Peine vorstellen. Als wir vor fünf Jahren die Ertüchtigung des Kraftwerks in Salzgitter beschlossen, war die vor Kurzem verkündete Energiewende im Eiltempo noch kein Thema. Heute ist wohl si-cher, dass sie – in welcher Schrittfolge auch immer – kommen wird und dass dadurch die

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    – in Deutschland ohnehin schon vergleichsweise sehr hohen – Kosten der Energieversor-gung nochmals erheblich steigen werden. Für die Stahlerzeugung mit ihren Fertigungsprozessen und -anlagen ist eine kontinuierli-che und zuverlässige Stromversorgung unerlässlich. Angesichts der in den letzten Mona-ten oft thematisierten Frage hinsichtlich der Grundlastfähigkeit einer Energie-Infrastruktur, die primär auf erneuerbaren Energien basieren soll, sind die rund 260 Mio. Euro für die Modernisierung des Kraftwerks wirklich gut angelegtes Geld. Daran besteht kein Zweifel! Die auch von Ihnen, meine Damen und Herren, sicherlich schmerzhaft bemerkten Ener-giekostensteigerungen betreffen halt auch uns. Wegen des höheren Wirkungsgrades un-serer Eigenstromerzeugung konnten wir – nach Modernisierung des Kraftwerkes – den Fremdstrombezug der Werke Salzgitter und Peine um immerhin 30 Prozent verringern. Dies entspricht einem Ergebnispotenzial von bis zu 25 Mio. Euro pro Jahr, da der Strom aus ohnehin den anfallenden Kuppelgasen der Stahlerzeugung gewonnen wird. Wir springen von Salzgitter nach Peine. Hier haben wir die Rohstahlkapazität durch einen zweiten Elektrolichtbogenofen um rund 900 tausend Tonnen erhöht. Seit Ende März 2011 befinden sich die beiden Aggregate in der Hochlaufphase des Parallelbetriebs. Wenn wir die Nennleistung erreicht haben – eine für die Vollauslastung adäquate Marktla-ge vorausgesetzt – werden wir bis zu 600 tausend Tonnen bezogene Fremdbrammen durch eigene Produktion ersetzen. Das Stahlwerk hat bereits erste Vormaterialmengen zu HSP nach Dortmund geliefert – dem künftigen Hauptabnehmer von Peiner Brammen, aber auch mit guter Qualität nach Salzgitter und Ilsenburg. Wir sehen das konjunkturabhängige Kostensparpotenzial aus der höheren Eigenversorgung mit Rohstahl bei bis zu 60 Mio. Euro pro Jahr. Wir haben unser Investitionsprogramm nach den ersten Markterfahrungen mit den neuen Anlagen nochmals angepasst. So erfreuen sich zum Beispiel vor allem Grobbleche mit größerer Blechdicke inzwischen einer so hohen Nachfrage, dass wir bei der Ilsenburger Grobblech einige zusätzliche Ertüchtigungen vornehmen wollen. Deswegen sehen Sie hier unser Investitionsbudget für die Jahre 2007 bis 2014. Insgesamt wollen wir bis dahin rund 2,5 Mrd. Euro investieren. Wir verwenden knapp die Hälfte davon für Erweiterungen wie den zweiten Elektrolichtbogenofen in Peine oder die vierte Strang-gussanlage in Salzgitter, auf der 350 Millimeter dicke Brammen als Vormaterial für die er-wähnten dickeren Grobbleche abgegossen werden. Auf der rechten Seite sehen Sie das erwartete Ergebnispotenzial der zwischen 2007 und 2014 angelaufenen Erweiterungsinvestitionen. Die ersten Resultate haben wir bereits rea-lisiert, der größere Teil folgt noch. Wir investieren aber nicht nur dort, wo es sinnvoll ist; wir sind auch an ebensolchen Akqui-sitionen interessiert. Im Herbst vergangenen Jahres haben wir das Stahl-Service-Center-Geschäft des Unternehmensbereiches Handel mit der Übernahme der SMS Stahl-Metall-Service GmbH verstärkt.

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    SMS ist eines von vier großen Stahl-Service-Centern in Süddeutschland. Das Unterneh-men in Karlsruhe betreibt effiziente Konfektionierung und Lagerung mit einer Kapazität von bis zu 300 tausend Tonnen jährlich. Im Jahr 2011 erwirtschaftete es einen Umsatz von 159 Mio. Euro bei rund 230 tausend Tonnen Stahlabsatz. Die Kunden von SMS kommen aus der Automobilzulieferbranche, dem Maschinenbau so-wie der Haustechnik. Dieses Akquisitionsprojekt ist exemplarisch für unsere Art des Konzernwachstums. Wir ziehen es vor, in kleinen Schritten mit überschaubarem Finanzmitteleinsatz selektiv zu wachsen anstatt fernab der Heimat und unter Inkaufnahme bisweilen unkalkulierbarer Ri-siken Großprojekte zu errichten oder gigantische Akquisitionen durchzuführen. Deren Er-folg ist – offensichtlich – in Anbetracht der nie gekannten Volatilität der Märkte nicht mehr sicher kalkulierbar. Es gibt genügend Beispiele dafür, dass solche Megavorhaben zwar gut für kurzfristige Schlagzeilen und Publicity sind, aber seltener zum Wohle der Company und der Aktionäre, meine Damen und Herren. Selbstverständlich entwickeln auch wir unseren Konzern permanent weiter, aber möglichst ohne große Aufmerksamkeit in der Presse. Wir haben hierfür Handlungsfelder identifiziert, die wir konsequent und geräuscharm bearbeiten. Das Ergebnisverbesserungsprogramm EVP sowie die 2011 gestartete Sachkosteninitiative kennen Sie bereits. Sie befinden sich ebenso wie die Strukturmaßnahmen für Peine, KHS und die Präzisrohrsparte bereits in Umsetzung. Wir haben 2012 mehrere neue Initiativen gestartet, mit denen wir den Ressourceneinsatz, die Energieeffizienz und den administrativen Aufwand im Konzern weiteroptimieren wer-den. Bitte lassen Sie mich zuerst über das Erreichte berichten. Die im Zuge der Weltwirtschaftskrise von 2008 veränderten Rahmenbedingungen erforder-ten eine konsequente Neuorganisation einiger Tochtergesellschaften, um deren Wettbe-werbsfähigkeit wieder herzustellen. So bildete sich wegen des Einbruchs sowohl des öffentlichen wie auch des gewerblichen Baus eine strukturelle Überkapazität im europäischen Trägermarkt heraus. Fast alle Werke waren und sind teilweise bis heute nicht zufriedenstellend ausgelastet. Wir reagierten hierauf mit einem ambitionierten Strukturprogramm für die Peiner Träger GmbH, das sowohl eine Optimierung der Produkt- und Prozessstruktur, als auch Perso-nalanpassungen beinhaltete. Diese sind inzwischen weitestgehend realisiert. Im Resultat des ersten Quartals zeigt sich, dass die Maßnahmen zwar notwendig waren, wir aber auch Erfolge sehen.

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    Trotzdem kann ich nicht verhehlen, dass wir uns noch in der Verlustzone befinden. Wir werden daher den eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen. Die KHS bewegte sich ab 2008 ebenfalls in einem sehr herausfordernden Marktumfeld. Auch hier haben wir konsequent und umfassend, aber auch mit Augenmaß reagiert: Wir haben Werke zusammengelegt, auch Personal abbauen müssen und unsere Marktpo-sition mit neuen, innovativen Produkten gestärkt. Das „Fit4Future“-Programm ist durchaus vielversprechend angelaufen. Der Vorsteuergewinn in den ersten drei Monaten diesen Jahres bestätigt erste Erfolge unserer Maßnahmen. Das Präzisrohrgeschäft erlebte um die Jahreswende 2008/2009 einen dramatischen Ein-bruch. In den vergangenen zwei Jahren wurde dieser Bereich durch die Schließung zweier Werke in Frankreich sowie das modernisierte Warmwalzwerk in Zeithain entscheidend op-timiert. Der Turnaround dieses Segments manifestierte sich bereits in den Ergebnissen des Geschäftsjahres 2011. Meine Damen und Herren, in allen drei Bereichen zeigt der Trend inzwischen aufwärts. Meine Vorstandskollegen und ich finden, dass die Kollegen, Mitarbeiterinnen und Mitarbei-ter, die diese wirklich nicht leichten Herausforderungen angenommen haben, unseren Respekt und unsere Anerkennung verdienen. Noch sind wir nicht am Ziel, aber wir sind gut unterwegs. Ich komme nun zu den Optimierungsprogrammen, die den gesamten Konzern betreffen. Vergangenes Jahr haben wir mit dem EVP 4.0 eine neue Version unseres erfolgreichen Ergebnisverbesserungsprogramms aufgelegt. Bis jetzt haben wir bereits 465 Maßnahmen identifiziert, die nach Erreichen ihrer vollen Wirksamkeit einen Ergebniseffekt von zusam-men 363 Mio. Euro generieren sollen. Darüber hinaus haben wir mit der Sachkosten-Senkungsinitiative eine weitere Maßnahme implementiert, die ihrerseits 14 Mio. Euro sofortiges Einsparpotenzial freisetzt. Potenziale, die dauerhaft entlastend wirken können, übernehmen wir in das EVP. Ein weiteres konzernweites Projekt widmet sich der Steigerung der nachhaltigen Energie-effizienz. Es besteht aus vier Bausteinen: Erstes Element ist eine aktualisierte Verbrauchsanalyse für die relevanten Prozesse im Konzern, sozusagen die Basis für alle weiteren Überlegungen. Das zweite Feld der Initiative beschäftigt sich mit der Prüfung, inwieweit wir alternative Energien nutzen können und wie wir weiteres Potenzial aus unseren Prozessabwärmen für unsere eigenen Gesellschaften oder auch für Dritte noch umfassender bereitstellen können.

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    Eng damit verbunden ist drittens die Analyse der Energiebeschaffung. Hier prüfen wir Op-tionen, um uns noch kostengünstiger mit den notwendigen Energien, insbesondere Strom und Gas, zu versorgen. Die vierte Komponente ist der Aus- und Aufbau eines konzernübergreifenden Energiema-nagementsystems, um die kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz sicht- und messbar zu machen – sozusagen ein EVP für Energie. Meine Damen und Herren, Sie sehen, wir tun eine ganze Menge, um Potenziale im Kon-zern zu heben. Wir unterziehen uns der vergleichsweise unkonventionellen Mühe, das weitgehend selbst zu machen, das heißt ohne Unternehmensberater, wenn irgend möglich und sinnvoll. Aber es gibt auch eine Reihe von Dingen, die von außen an uns herangetragen werden und auf die wir nur begrenzten Einfluss haben; ein wichtiges Thema in diesem Zusam-menhang ist die von der EU verfolgte Energie- und Umweltpolitik. Sie präsentiert sich in Deutschland mit einer verschärften Variante. Die Salzgitter AG hat in zahlreichen Gesprächen mit politisch Verantwortlichen sowie mit Presseveröffentlichungen ihre Haltung zu den seitens der Bundesregierung und der EU-Kommission vorgesehen Regelungen des CO2-Zertifikate-Handels ab 2013 deutlich ge-macht. Ich möchte hier die wesentlichen zwei Facetten der Emissionshandelsproblematik ab 2013 nochmals in Kürze darstellen. Zum einen droht eine CO2-Zertifikate-Unterdeckung bezogen auf die eigenen Emissionen, insbesondere bei der Rohstahlerzeugung. Sie entsteht daraus, dass die Unternehmen we-niger Zertifikate kostenfrei zugeteilt bekommen, als wir für eine Vollauslastung der existie-renden – wohlgemerkt der existierenden – Kapazitäten benötigen. Da wir in Deutschland und auch gerade mit unseren Anlagen in Salzgitter nahe am theore-tischen, physikalisch- chemischen Minimum des Verbrauchs an fossilen Brennstoffen ope-rieren, ist eine weitere spürbare Minderung der CO2-Emissionen im Rahmen der weltweit eingesetzten, zweifelsfrei kostengünstigsten und produktivsten Prozesstechnik, schlicht nicht möglich. Und andere Prozesse befinden sich im Embryonalstadium; ob jemals daraus wettbewerbs-fähige Großtechnologien werden, ist zur Stunde mehr als zweifelhaft. Aber es wird für uns noch teurer: Die Energieversorgungsunternehmen werden ab 2013 überhaupt keine kostenfreien Zertifikate mehr erhalten und infolgedessen die vollständigen Zertifikatekosten auf die Strompreise überwälzen. Dies trifft stromintensive Industrien mit externem Strombezug besonders hart. Bei dem von der EU-Kommission ausgegebenen Klimaziel von -20 Prozent CO2-Ausstoß erwartet die deutsche Stahlindustrie in der 3. Handelsperiode eine Belastung von insge-samt 485 Mio. Euro pro Jahr.

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    Das von der Bundesregierung zwischenzeitlich anvisierte Klimaziel von -30 Prozent würde die Jahresbelastung auf 1,5 Mrd. Euro hochschrauben. Dividiert man diese Jahresmehrbelastungen durch die zu erwartende deutsche Jahrespro-duktion von 40 Mio. Tonnen Stahlerzeugnisse, so ergibt sich eine Mehrbelastung je produ-zierter Tonne zwischen 12 und 37 Euro. Das entspricht dem Gewinn, den ein Stahlunter-nehmen in einigermaßen ordentlichen Zeiten erzielen kann. Vorgestern Abend erreichte uns die Nachricht, dass die Europäische Kommission Leitli-nien zur Kompensation emissionshandelsbedingter Strompreissteigerungen für im interna-tionalen Wettbewerb stehende, stromintensive Industrieanlagen beschlossen hat. Erst, wenn dies in nationales Recht gefasst worden ist, können wir exaktere Angaben zu den Konsequenzen für die deutschen Stahlunternehmen, somit auch für die Salzgitter AG, machen. Tendenziell dürfte die minimale Belastung steigen, die maximale sinken – die Größenordnung bleibt, und damit auch das eigentliche Thema! Zusammengefasst kann also festgestellt werden, dass die deutsche Stahlindustrie – trotz der gerade beschlossenen Kompensationsregelungen – durch den EU-Emissionshandel im internationalen Wettbewerb einseitig benachteiligt wird; und dem Klima durch Verlage-rung der Stahlproduktion ins Ausland mit Sicherheit auch nicht geholfen wird. Ein wenig versöhnlich stimmt, dass unsere sachlich- klare Kommunikation ein wenig mit-geholfen hat, dass die industriepolitische Diskussion nicht mehr nur von verheißungsvollen Visionen, sondern auch von Differenzierung, Pragmatismus und wahrhaftiger Verantwor-tung gekennzeichnet ist. Das macht dann doch ein bisschen Mut. Denn: Stahl von europäischen Herstellern wie der Salzgitter AG hilft dem Klimaschutz sehr wohl; unser Stahl ist nicht die Ursache eines Klimaschutzproblems, sondern vielmehr un-verzichtbarer Teil der Lösung: Meine Damen und Herren, die Zukunft beginnt mit Stahl. Keinen anderen Werkstoff kann man so flexibel über alle Industriebranchen hinweg einsetzen und dabei gleichzeitig zu 100 Prozent recyceln. Ob Off- oder On-shore-Windturmanlagen, Pipelines oder modernste, effiziente Kraftwerke; ob leichte und sichere Automobilkarosserien, neuartige Gebäude oder Infrastrukturprojekte – für alle die Zukunft bestimmenden Megatrends stehen Salzgitter-Gesellschaften bereit, um unseren Kunden moderne und innovative Produkte anzubieten. Diese Erkenntnis, dass moderne Stahlprodukte dem Umweltschutz zuträglich sind, muss sich in der Öffentlichkeit und in der Politik aber noch weiter durchsetzen. Auch daran arbei-ten wir mit Nachdruck. Meine Damen und Herren, zum Kapitel „Unternehmenspolitik und Konzernstrategie“ halte ich zusammenfassend fest:

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    Wir sind den Herausforderungen in einigen Bereichen unseres Konzerns mit konsequent umgesetzten Strukturprogrammen begegnet, deren Erfolg jetzt zunehmend sichtbar wird. Wir haben dabei die permanente Ergebnisverbesserung nie aus den Augen verloren – sie ist Teil unserer „Salzgitter DNA". Wir haben uns nicht an wertvernichtenden Bieterschlachten beteiligt sondern sind verant-wortungsvoll mit den uns anvertrauten Mitteln umgegangen. Unsere vor der Krise geplan-ten Investitionen rechnen sich auch heute noch. Und wir haben neue Handlungsfelder identifiziert, die wir jetzt bearbeiten, um uns noch besser auf die kommenden Jahre vorzubereiten. Kurz: Salzgitter bleibt am Ball! Und das nicht nur, weil die Stadien der kommenden Fußball EM unter Verwendung unseres Stahls gebaut wurden und die Fußballschuhe der Stars auf den Maschinen von Klöckner DESMA gefertigt werden. Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, vor der Tagesordnung noch ein paar Anmerkungen zu unserer Aktie. Die Salzgitter-Aktie hat sich langfristig eindeutig besser entwickelt als die Leitindices DAX und MDAX sowie der europäische Stahlindex, in dem wir selbst auch vertreten sind. In den Jahren ab 2008 stimmte die Kursperformance unserer Aktie in absoluten Zahlen nicht sehr glücklich. Man kann nun uns für alles Mögliche verantwortlich machen, aber bit-te nicht für die Auslösung der Finanzmarktkrise und der nachfolgenden Verwerfungen in vielen Bereichen von Wirtschaft und Industrie. Hinzu kommt die Konjunktursensibilität un-seres Geschäfts, welche vom Kapitalmarkt gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten her-ausgestellt und manchmal auch überzeichnet wird. Dieses Los teilen alle börsennotierten Stahlhersteller. Ich möchten Ihnen daher heute eine Folie zeigen, die unsere Aktienkursbewegung seit Anfang 2011mit den Verläufen unserer Wettbewerber vergleicht. Über die vergangenen knapp 18 Monate war unsere Aktienkursentwicklung zum Teil deut-lich besser als diejenige anderer führender europäischer und international tätiger Stahlun-ternehmen. Deren Kurs ist teilweise wieder da angekommen, wo er vor zwölf Jahren war; das ist – bei aller Bescheidenheit – bei uns anders. Sie sehen, dass wir zwar keinen Grund zu übertriebener Freude haben, uns aber auch nicht gegenüber den Wettbewerbern schämen müssen. Im laufenden Jahr 2012 haben praktisch alle Stahlaktien Verluste verzeichnen müssen und auch hier sind wir nicht das Schlusslicht der Entwicklung.

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    Abschließend, meine Damen und Herren, die Erläuterungen zur Tagesordnung: Verehrte Aktionärinnen und Aktionäre, wir haben Ihnen in den vergangenen Jahren immer eine Dividende vorgeschlagen, selbst im Verlustjahr 2009, in dem wir Sie nicht aus dem Ergebnis, sondern aus den finanziellen Reserven bedienten. Wie schon eingangs erwähnt, sind im Konzernnachsteuerergebnis mit dem latenten Steu-erertrag und dem Gewinnanteil aus der Aurubis-Beteiligung wesentliche, im Geschäftsjahr 2011 und bis heute nicht-zahlungswirksame Bestandteile enthalten. Die eigentliche, realis-tische Bezugsgröße ist also eine andere, niedrigere als das – ich nenne es mal: artifiziell – hohe IFRS-Resultat. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen Ihnen heute eine Dividende von 0,45 Euro je dividen-denberechtigte Aktie vor. Dies entspricht somit 31 Prozent des zahlungswirksamen Kon-zernjahresüberschusses nach Steuern oder 100 Prozent des Bilanzgewinns der Salzgitter AG. Damit sind wir beim Tagesordnungspunkt 2: Es wird der Hauptversammlung die Aus-schüttung einer Dividende von 45 Cent je Aktie vorgeschlagen. Da die Gesellschaft zur Zeit von den insgesamt 60.097.000 ausgegebenen Aktien 10 Prozent, das heißt 6.009.700 Aktien, selbst hält und diese deshalb nicht dividendenberechtigt sind, verbleiben noch 54.087.300 dividendenberechtigte Aktien. In der Einladung zur Hauptversammlung hatten wir bereits angekündigt, dass der Be-schlussvorschlag heute an diese Zahl – bei unveränderter Ausschüttung je Aktie – ange-passt wird. Somit ergibt sich eine Ausschüttung von insgesamt 24.339.285 Euro. Demgemäß wird nunmehr von Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagen, den ausgewie-senen Bilanzgewinn des Geschäftsjahres 2011 in Höhe von 27.100.000 Euro wie folgt zu verwenden: Ausschüttung einer Dividende von insgesamt 24.339.285 Euro Der Rest, nämlich 2.760.715 Euro wird auf neue Rechnung vorgetragen. Auch wenn der Börsenkurs unserer Aktie infolge der Weltwirtschaftskrise zurückgegangen ist, hat sich ihr Wert im zurückliegenden Jahrzehnt vervielfacht und dabei den Durchschnitt des Wettbewerbs – wie gesehen – weit hinter sich gelassen. Dies sollten Sie bei Ihrer Be-wertung der 45 Cent Dividende pro Aktie, die wir ausschütten möchten, berücksichtigen. Die Vorschläge zu den Tagesordnungspunkten 3 und 4 – Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat – bedürfen keiner Erläuterung. Bei Punkt 5 der Tagesordnung schlägt der Aufsichtsrat vor, die Wirtschaftsprüfungsge-sellschaft PricewaterhouseCoopers AG zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2012 zu wählen. Die Gesellschaft hat sich aus der Sicht des Aufsichtsrates als kompetenter und kritischer Prüfer bewährt.

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    Nun zu den Tagesordnungspunkten 6 und 7: Ermächtigungen für Kapitalmaßnahmen Durch diese Beschlüsse kommt es nicht automatisch zu einer Kapitalerhöhung. Es handelt sich zunächst lediglich um eine Ermächtigung, das Kapital, wenn nötig, erhöhen zu kön-nen. Solche Beschlüsse sind nichts Außergewöhnliches, sondern bei sehr vielen Gesell-schaften üblich. In Punkt 6 geht es um die Möglichkeit, bei Bedarf das Grundkapital um bis zu 50 Prozent zu erhöhen. Eine konkrete Planung für eine solche Erhöhung besteht derzeit nicht. Es handelt sich also lediglich um einen Vorratsbeschluss. Dadurch soll der Vorstand in die Lage versetzt werden, bei Bedarf kurzfristig und flexibel zu handeln, was bei den sich immer schneller ändernden Marktbedingungen sehr vorteil-haft sein kann. Aktionärsrechte werden von einer Kapitalerhöhung nur dann beeinträchtigt, wenn ihr Recht zum Bezug von neuen Aktien ausgeschlossen wird. Dies ist im Falle einer Sacheinlage unvermeidbar. Der Gesellschaft wird dann jedoch ein entsprechender Vermögenswert zugeführt, an dem die Aktionäre anschließend über die Gesellschaft partizipieren. Im Falle einer Barkapitalerhöhung kann das Bezugsrecht der Aktionäre nach dem Be-schlussvorschlag nur maximal in Höhe von 10 Prozent des Grundkapitals ausgeschlossen werden. Selbst wenn von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht werden sollte, ist also der Verwässerungseffekt zu Lasten der bisherigen Aktionäre nur sehr begrenzt. Für alle Kapitalmaßnahmen zusammen enthält die vorgeschlagene Ermächtigung außer-dem eine Obergrenze für den Ausschluss des Bezugsrechts von 20 Prozent. Weitere Einzelheiten zu diesem Punkt sind in dem Beschlussvorschlag und dem Bericht des Vorstands zu diesem Tagesordnungspunkt ab Seite 4 der Einladung nachzulesen. In Punkt 7 geht es um eine Ermächtigung zur Ausgabe von Options- oder Wandelschuld-verschreibungen, Genussrechten oder Gewinnschuldverschreibungen verbunden mit einer Ermächtigung zur Erhöhung des Grundkapitals um bis zu 50 Prozent. Auch hier ist derzeit nicht geplant, diese Ermächtigung auszunutzen. Es ist jedoch empfeh-lenswert, dem Vorstand diese Handlungsoption zu ermöglichen. Die Rechte der Aktionäre werden auch hier nur insoweit beeinträchtigt, als ihr Recht zum Bezug evtl. neu ausgegebener Aktien beeinträchtigt wird. Dies soll nach dem Beschluss-vorschlag – abgesehen von Sonderfällen – nur maximal in Höhe von 10 Prozent möglich sein. Dadurch ist sichergestellt, dass ein Verwässerungseffekt nur in geringem Umfang eintreten kann.

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    Für alle Kapitalmaßnahmen zusammen gilt wieder eine Obergrenze für den Bezugsrechts-ausschluss von 20 Prozent. Ausführliche Erläuterungen dazu finden Sie in dem Bericht des Vorstands, abgedruckt in der Einladung ab Seite 13. Soweit meine Erläuterungen zu den Beschlussvorschlägen der Tagesordnung. Vorstand und Aufsichtsrat bitten Sie, allen Beschlussvorschlägen zuzustimmen. Selbstverständlich werden wir mit den uns erteilten Ermächtigungen verantwortungsbewusst umgehen. Vielen Dank und Glückauf!