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Vollrath-Hermisson-Haus Arbeitsprojekt EinsA Jahresbericht 2014

14 - bezirksverein-freiburg.de · Jahresbericht 2014 5 Die besondere Wohnsituation ... Freiburger Stadtbau geforderte Schufa-Auskunft steht dann einem neuen Mietverhältnis entgegen

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Vollrath-Hermisson-Haus Arbeitsprojekt EinsA

Jahresbericht 2014

Bezirksverein für soziale Rechtspflege Freiburgwww.bezirksverein-freiburg.de

Vollrath-Hermisson-Haus Anlaufstelle für Haftentlassene Telefon 07 61 / 7 55 87 und 7 35 72 Brombergstraße 6 Fax 07 61 / 7 07 33 55 79102 Freiburg E-Mail [email protected]

Öffnungszeiten Montag bis Freitag 9 – 14 Uhr Dienstag 9 – 13 Uhr Mittwoch 19 – 23 Uhr

Arbeitsprojekt Brombergstraße 6 Telefon 07 61 / 7011 32 79102 Freiburg Fax 07 61 / 7 56 02 E-Mail [email protected]

Sprechzeiten Montag bis Freitag 7.30 – 8.30 Uhr und nach Vereinbarung

EINS A Sedanstraße 4 Telefon 07 61 / 2 17 19 81 79098 Freiburg Fax 07 61 / 13 75 98 67 E-Mail [email protected]

Öffnungszeiten Montag bis Donnerstag 9.00 – 13 Uhr und nach Vereinbarung

Bankverbindungen des Bezirksvereins

Sparkasse Freiburg IBAN DE 43 6805 0101 0002 2868 22 BIC FRSPDE66XXX Postbank Karlsruhe IBAN DE 36 6601 0075 0065 1997 51 BIC PBNKDEFF

Impressum

Redaktion Dorothee Hercher-Köpcke Dr. Katharina Oswald

Satz Büro für angewandte Reklame, Freiburg

Druck schwarz auf weiss, Freiburg

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Freunde und Mitglieder des Bezirksvereins,

das vergangene Jahr begann verheißungsvoll, konnte es doch ohne die in den früheren Jahren üblichen Sorgen um eine auskömmliche Finanzierung uns wieder in Ruhe inhaltlich arbeiten lassen. Zur Verbesserung des Managements Haftentlassener fanden Treffen mit dem neuen Leiter der Vollzugsanstalt, Herrn Egerer und seinen Mitarbeiter/innen statt. Angehörige der Richter- und Staatsanwaltschaft wurden zum Erfah-rungsaustausch eingeladen. Öffentlichkeitswirksam haben wir für den Erhalt des Lebensraums des Auerwildes gesorgt und die Miniermotte bekämpft, in-dem wir mit unseren Klienten bei der Aktion „Freiburg packt an“ das Kasta-nienlaub in unserem Wohnviertel zusammengekehrt und entsorgt haben. Allerdings war die Hoffnung, dass uns das vergangene Jahr weiter eine ent-spannte Zeit bescheren würde, im Sommer verflogen, als die Überprüfung des Brandschutzes in unserem Hinterhaus dessen sofortige Schließung und Räu-mung zur Folge hatte. Nur mit viel Verständnis der betroffenen Klienten und großem persönlichen Einsatz unserer Mitarbeiter/innen bei der Beschaffung von Ersatzwohnraum konnte die schwierige Situation gemeistert werden. Der Wegfall der Räume, insbesondere des Hafturlauberzimmers, führte in der Folge zu einem deutlichen Nachfragerückgang bei den Strafgefangenen. Dadurch wurde die konzeptionelle Notwendigkeit der engen räumlichen Anbindung der im Hinterhaus Wohnenden, bzw. sich im Rahmen eines Haft-urlaubes aufhaltenden Klienten an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Vorderhaus deutlich.Bei der notwendigen Instandsetzung des Hinterhauses haben wir von allen Seiten erfreuliche Unterstützung erfahren. Die Feuerwehr als Brandschutzbe-hörde, die Stadt und die Rechtsaufsicht haben keine unerfüllbaren oder kosten-intensiven Auflagen erteilt. Bei der Finanzierung der Renovierungskosten greifen uns dankenswerter Weise der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg sowie unser Landesverband unter die Arme, so-dass der noch zu erbringende Eigenanteil für uns erträglich ist. Mittlerweile haben die Umbauarbeiten begonnen und werden unter der Leitung eines Architekten zügig vorangetrieben, weshalb wir zuversichtlich sind, das Hinter-haus spätestens im Herbst wieder nutzen zu können. Irene Groschopf, die sich als Beirätin seit vielen Jahren für unseren Verein engagiert hat, ist aus dem Gremium ausgeschieden. Sie hat sich in den letzten Jahren vor allem um EinsA verdient gemacht. Für ihren großen Einsatz und ihr Engagement danken wir ihr ganz herzlich. Ihren Platz hat Vanessa Roitsch eingenommen und damit den Beirat erfreulicherweise deutlich verjüngt. Alexander Maier hat seine in Neuseeland von Januar bis November verbrachte Elternzeit – um viele Erfahrungen bereichert – beendet und ist ins Vollrath-Hermisson-Haus zurückgekehrt. Er wurde in dieser Zeit von Martin Lyssenko gut vertreten.Wir bedanken uns bei allen, die uns im vergangenen Jahr durch Rat und Tat, ideelle und praktische, durch Spenden und Geldbußenzuweisung finanzielle Unterstützung geleistet haben. Wir hoffen, Sie weiter von unserer Arbeit überzeugen zu können und zählen auch in Zukunft auf Ihre Förderung.

Georg Royen, Vorsitzender

Seite

Vorwort 1

Unser Jahr 2014 3

Unsere Arbeit im Vollrath-Hermisson-Haus 4

Bericht aus dem Arbeitsprojekt 10

Aktion Freiburg packt an: Motte in den Sack 14

Bericht vom Projekt EinsA 15

Kassenbericht 2014 18

Ehrenamtlich im Bezirksverein Dr. Katharina Oswald 22

Neu im Beirat Vanessa Roitsch 23

Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt 23

Organigramm des Bezirksvereins 25

Inhaltsverzeichnis

24. Januar Informationsveranstaltung für Richter und Staatsanwälte

1. April Dankeschön-Essen der Mitarbeiter für den ehrenamtlichen Vorstand

7. April Mitgliederversammlung des Bezirksvereins

11. April Kulturabend im VHH mit der Band Jazz-tice

15. Mai Fortbildungsveranstaltung für Ehrenamtliche

17. Mai Fahrt nach Heidelberg mit Schlossbesichtigung

21. Mai Ausflug zum Europapark

24. Mai Brombergstraßenfest

4. Juni Helfergrillfest

28. bis 29. Juni 24-Stundenlauf für Kinderrechte

28. Juni Teilnahme am Habsburgerstraßenflohmarkt

2. Juli Fußballspiel: VHH gegen die Justiz

4. bis 6. Juli Kanufreizeit des Arbeitsprojekts am Ognon

24. Juli Ferienaktion: Ausflug ins Elsass zur Hochkönigsburg

7. August Ferienaktion: Ausflug nach Mulhouse ins Automuseum

Juli bis Oktober Auerhahnprojekt im Schwarzwald

6. September Haus- und Hofflohmarkt des Arbeitsprojekts im VHH

26. Oktober Betriebsausflug nach Endingen

15. November Arbeitstreffen Vorstand/Mitarbeiter zur Wohnsituation

29. November Verkaufsstand auf dem Weihnachtsmarkt in Herdern

13. Dezember Fahrt zum Weihnachtsmarkt nach Neuf-Brisach

19. Dezember Jahresabschlussfeier im Vollrath-Hermisson-Haus

19./20. Dezember Weihnachtsbaumverkauf und Flohmarkt des Arbeitsprojekts

24. Dezember Weihnachtskaffee

25. Dezember Weihnachtsfeier mit Festessen und Bescherung

Unser Jahr 2014

4

Unsere Arbeit im Vollrath-Hermisson-Haus

Zahlen – Daten – Fakten 2014

Das Vollrath-Hermisson-Haus (VHH) ist eine An -lauf- und Beratungsstelle für Gefangene und Haftentlassene, hauptsächlich aus der Justizvoll-zugsanstalt (JVA) Freiburg. Ziel unserer Arbeit ist es, diesen Personenkreis durch ein umfassendes Angebot von Integrationshilfen auf dem Weg zu einem selbstständigen und eigenverantwortli-chen Leben ohne Straftaten zu unterstützen. Im Rahmen eines bewusst niederschwelligen und freiwilligen Angebots, beraten und begleiten wir unsere Klienten bei der Wohnungs- und Arbeits-suche, bei der Abklärung von Ansprüchen gegen-über Behörden und stellen übergangsweise 22 Wohnplätze zur Verfügung. Diese Wohnplätze wurden leider ab September 2014 reduziert, da aus brandschutztechnischen Gründen unser Hin-terhaus komplett geräumt werden musste.

Bei Bedarf bieten wir unseren Klienten außerdem Geldverwaltung und Schuldenregulierung an und beraten sie bei Suchtproblemen. Dabei vermitteln wir sie gegebenenfalls an Therapieeinrichtungen. In unseren Räumen können die Klienten in einem alkoholfreien Rahmen auch ihre Freizeit verbrin-gen; sowohl vormittags in unserer Cafeteria, als auch an zwei Abenden, zum Essen und gemütli-chen Beisammensein sowie anderen Freizeitange-boten.

Die Vorbereitung der Entlassung beginnt bereits in unserer wöchentlichen Sprechstunde in der JVA Freiburg sowie durch Ausgänge und Hafturlaube zu unserer Einrichtung.

Wir arbeiten in einem Team von fünf hauptamtli-chen Sozialarbeiter/innen (3,85 Stellen) und wer-den unterstützt von Praktikanten/innen sowie ei -ner großen Anzahl Ehrenamtlicher.

Wer kam im Jahr 2014 ins VHH?

Klienten 2014 insgesamt 167

davon:

Klienten in Haft 48

Haftentlassene 119

Dauer der Betreuung:

bis zu 3 Monaten 34

3–18 Monate 25

über 18 Monate 60

Beratung und Betreuung im VHH

Bei der differenzierten Betrachtung unserer Hilfs-angebote beziehen wir uns ausschließlich auf die 119 Haftentlassenen, die wir 2014 im VHH bera-ten und betreut haben. Unsere Angebote richten sich nach den Problemlagen unserer Klienten, die um fassende Hilfestellung bei der Bewältigung ihres Alltags benötigen.

Dorothee Hercher-Köpcke, Rüdiger Kipp, Christoph Wagenbrenner, Heike Langer, Alexander Maier

Alter: älter als 40 Jahre (66%)

Geschlecht: männlich (96%)

Wohnsituation: alleine lebend (89,2%)

Hafterfahrung: mehr als vier Jahre (56%)

Berufliche Erfahrung: ungelernter Arbeiter (62%)

Art des Einkommens: Arbeitslosengeld oder Grundsicherung (88%)

KliENtENprOFil

0

Beratung 119

60

43

83

52

43

38

Wohnen

Arbeit /Ausbildung

Freizeit

Geldverwaltung

Drogenberatung/Therapievorbereitung

Schuldenberatung

50 100 150 200

Jahresbericht 2014 5

Die besondere Wohnsituation

Ein eigener Wohnbereich ist die Basis einer aus-sichtsreichen Entwicklung nach der Haft, sodass die Wohnraumversorgung das wichtigste Ange-bot der Anlaufstelle darstellt. Die Wohndauer unserer 22 Wohnplätze ist konzeptionell auf sechs Monate im Hinterhaus, auf 12 Monate in den Wohnungen in Freiburg-Haslach und auf maximal 18 Monate in der sozialpädagogisch intensiver betreuten Wohngemeinschaft in der Schwarz-waldstraße befristet. Während dieser Zeit unter-stützen wir unsere Klienten bei der Suche nach adäquatem Anschlusswohnraum. Auf dem ange-spannten Wohnungsmarkt in Freiburg ist dies eine Herausforderung mit zunehmend geringe-ren Erfolgsaussichten.

Eine Wohnung für einen Haftentlassenen zu fin-den heißt nicht nur mit Studenten und erwerbstä-tigen Singles zu konkurrieren, sondern auch die Mietobergrenze des Jobcenters zu berücksichti-gen. Zudem fehlt die Vermittlungsmöglichkeit durch einen Makler und statt einer möglichen Bürgschaft sind oftmals viele Schulden vorhanden. Die von Vermietern und inzwischen auch von der Freiburger Stadtbau geforderte Schufa-Auskunft steht dann einem neuen Mietverhältnis entgegen. Auch die Möglichkeiten auf dem sozialen Woh-nungsmarkt sind wenig aussichtsreich, zumal wir im letzten Jahr kaum Unterstützung der Freiburger Stadtbau erfahren konnten. Diese Veränderungen werden anhand folgender Zahlen deutlich:

Im Juli 2014 mussten wir auf Grund eines Brand-schutzgutachtens den Wohnbereich im Hinter-haus mit den dortigen fünf Zimmern umgehend schließen. Die zeitnahe Wohnraumversorgung für die Bewohner des Hinterhauses, als auch die Ein-haltung bereits erfolgter fester Zusagen für Neu-aufnahmen, bedeuteten einen Kraftakt für die Mitarbeiter/innen, zumal dies in die Urlaubszeit fiel. In der Folge konnten wir neuen Klienten kei-ne Wohnmöglichkeit mehr anbieten.

Auf Grund der genannten Schwierigkeiten An -schlusswohnraum zu finden, ließ es sich nicht ver-meiden, dass einige Klienten länger als vorgesehen unsere Wohnbereiche belegten. Dabei machten wir die Erfahrung, dass sich gerade Klienten mit langer Hafterfahrung dadurch auffallend stabili-sieren und positiv entwickeln konnten. Durch die längere Wohndauer erleben diese ein Zugewinn an Sicherheit und Verbundenheit.

Zusammenarbeit mit der JVA Freiburg

Wir bieten wöchentlich eine Sprechstunde in der Straf- und Untersuchungshaft der JVA Frei-burg an, um Entlassungen möglichst frühzeitig vorzubereiten. So können die Inhaftierten aktiv an der Klärung ihrer Entlassungssituation mitar-beiten und einen ersten Kontakt zur Anlaufstelle knüpfen. In weiteren Gesprächen gilt es zu klären, ob die Anlaufstelle mit ihrem freiwilligen nieder-schwelligen Angebot tatsächlich die passende Einrichtung darstellt. Hierzu erfassen wir gemein-sam mit den Klienten deren Hilfebedarf und ver-mitteln gegebenenfalls Kontakte zu anderen Ein-richtungen. Dabei arbeiten wir eng mit dem So zialdienst der JVA Freiburg zusammen.

Für die Entlassungsvorbereitung haben Vollzugs-lockerungen eine wichtige Funktion. Über Aus-gänge und Hafturlaube werden Hemmschwellen abgebaut und für beide Seiten die Möglichkeit ge -schaffen, eine vertrauensvolle Beziehung aufzu -bauen. Dadurch wird in der Entlassungssituation eine durchgehende Betreuung gewährleistet.

Die besonderen Herausforderungen im Bereich Wohnen im Jahr 2014 wirkten sich auch auf un sere Sprechstunde aus. Durch die vorübergehende Schließung des Hinterhauses fehlten uns ab der zweiten Jahreshälfte vier Wohnplätze in räumli-cher Nähe, die vor allem für Klienten direkt nach der Haftentlassung wichtig sind. Darüber hi naus fiel auch unser Urlauberzimmer weg, so dass wir Inhaftierten keine Angebote zum Probewohnen in der Lockerungsphase mehr machen konnten.

Sprechstunde in der JVA 2012 2013 2014

Klienten in der Sprechstunde 62 62 48

Davon Entlassungen 28 31 13

Davon Betreuungen im VHH 16 17 8

Davon mit Wohnplatz 8 10 6

Die Neuigkeit, dass wir ab August keinen Wohn-raum mehr zur Verfügung stellen konnten, ver-breitete sich sehr schnell in der JVA. Folglich ver-minderte sich die Zahl der Inhaftierten, die uns in der Sprechstunde kontaktierten auf 48 personen.

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2012 2013 2014

Wohnungsvermittlung

Freiburger Stadtbau

Freier Wohnungsmarkt

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Judith Mühlan

• geb. 1972 in Achern • Magisterstudium der

Erziehungswissenschaft und Kinder- und Jugendpsychiatrie in Heidelberg; Aufbau studium der Kriminologie in Hamburg

• seit Mai 2009 bei Neustart in Freiburg als Abteilungs leiterin im Bereich der Bewährungs hilfe, der Gerichtshilfe und dem Täter-Opfer-Ausgleich tätig

Liebe Judith, welches sind Deine wichtigsten Aufgabengebiete bei Neustart?

Der Schwerpunkt meiner Arbeit als Abteilungslei-terin liegt eigentlich in der Fachaufsicht über die Fallbearbeitung und über die interne Qualitäts-sicherung. Diese umfasst auch die Verteilung der Klienten und die interne Auslastungssteuerung der Abteilung.

Wir haben derzeit ca. 850 Bewährungshilfekli-enten und bearbeiten jährlich ca. 90 Täter- Opfer-Ausgleiche und 200 Gerichtshilfe-Fälle.

Ebenfalls zuständig bin ich für das sogenannte Entlassmanagement. Durch enge Kooperationen mit den Kollegen und Kolleginnen der verschie-denen Justizvollzugsanstalten versuchen wir für die Gefangenen den Übergang in die Freiheit möglichst nahtlos zu gestalten und nehmen zu ihnen bereits vor der Entlassung Kontakt auf.

Die Arbeit in der Bewährungshilfe erlebe ich als gute Ergänzung zu den anderen eher administra-tiven Tätigkeiten. Sie erlaubt ständig einen aktu-ellen Einblick in die sozialen wie juristischen The-menstellungen in Freiburg und bereitet mir auch viel Freude. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel Engagement und auch Humor die Klienten trotz ihrer oft misslichen Lebenslagen aufbringen können. Derzeit betreue ich ca. 35 Klienten.

Wie hast Du die Anlaufstelle kennengelernt und gab es Erlebnisse, an die Du Dich besonders erinnerst?

Gleich zu Beginn meiner Tätigkeit in Freiburg habe ich mit einem Kollegen, der ehemals im Bezirksverein als Vorstand fungiert hat, die Anlaufstelle besucht. Bei diesem Besuch war ich erfreut über die Offenheit und das Interesse, welche mir entgegengebracht wurden. So erhielt ich einen guten Einblick in die Arbeit sowohl der Anlaufstelle als auch von EinsA und dem Arbeitsprojekt. Aufgefallen ist mir dabei, wie hier mit doch relativ wenigen Mitteln sehr viel auf die Beine gestellt wird. Viele wichtige Aktivitäten, vor allem im Freizeitbereich, sind hier zusätzlich zu der Beratung möglich. Relativ bald hatte ich auch dann den ersten gemeinsamen Klienten mit der Anlaufstelle.

Besonders eindrücklich erinnere ich mich an das Engagement der Anlaufstelle im Umgang mit den Sicherungsverwahrten, die in Folge des Urteils-spruchs des EGMR entlassen wurden. Die Anlauf-stelle war eine der wenigen sozialen Institutionen in Freiburg, die sich ihrer Verantwortung bewusst waren und nicht in die allgemeine Angst- und Panikstimmung verfielen. Zwar konnte auch sie den Entlassenen aufgrund der Rund-um-die- Uhr- Überwachung keinen Wohnraum anbieten, immerhin aber sozialarbeiterische Beratung und Begleitung. Im Sinne der Prävention fand ich diese Zusammenarbeit mit der Anlaufstelle sehr hilfreich. Heute sehen wir, dass durchweg alle ehemaligen Entlassenen gut in Freiburg integriert und strafrechtlich nicht wieder in Erscheinung getreten sind.

Ansonsten bin ich natürlich gerne regelmäßiger Gast des Brombergstraßenfestes und passionierte Loskäuferin.

Welche Angebote der Anlaufstelle sind aus Deiner Sicht für die Klienten besonders wichtig? Welche Probleme siehst Du gegebenenfalls?

Die Anlaufstelle bietet den Klienten die absolut notwendige erste Hilfe in den existenziellen lebenspraktischen Bereichen Wohnen, Arbeit und Finanzverwaltung an. Und dies in einem nieder-schwelligen und toleranten Setting, das den Ent-lassenen den Anschluss an eine weitergehende Beratung erleichtert. Durch die langjährige Erfahrung sind die Sozialarbeiter/innen gerade bei behördlichen Angelegenheiten besonders kompetent und vernetzt.

Trotz Entlassungsmanagement werden viele Gefangene noch ad hoc entlassen und benötigen dann in besonderer Weise das Betreuungsange-bot der Anlaufstelle.

Interview mit einem Kooperationspartner aus der BewährungshilfeGeführt von Dorothee Hercher-Köpcke

Jahresbericht 2014 7

Für die meist alleinstehenden Entlassenen, die über kein soziales Netzwerk verfügen, bietet die Anlaufstelle ein Gemeinschaftsgefühl und Sozialleben an, das für sie in Freiheit ansonsten erst einmal nicht vorhanden wäre. In diesem betreuten Rahmen können sich die Entlassenen an die neue Situation gewöhnen und dann schrittweise in die Selbständigkeit wechseln.

Probleme sehe ich in der finanziell unsicheren Situation der Anlaufstelle. Auch würde ich mich freuen, wenn die Stadt Freiburg über die Stadt-bau für unsere Klienten mehr Wohnraum zur Verfügung stellen könnte und von Seiten der Gerichte und der Staatsanwaltschaft vermehrt Geldbußen zugewiesen werden.

Wie erlebst Du die Zusammenarbeit mit der Anlaufstelle und worin siehst Du die markan­testen Unterschiede zu Deiner Tätigkeit?

Die Zusammenarbeit ist seit Jahren sehr gut routiniert und gewachsen. Es herrscht eine ver-trauensvolle und positiv geprägte Kooperation. Gemeinsame Termine finden zeitnah statt und die örtliche Nähe ermöglicht auch spontane Treffen. Nicht selten gibt es Telefonate wie „ich komme schnell vorbei“ oder „schick ihn rüber“, wenn Klienten gerade bei der Anlaufstelle oder der Bewährungshilfe sind. Grundsätzlich denke ich, dass wir uns in der Arbeit sehr gut ergänzen. Im Unterschied zur Anlaufstelle haben wir eine Berichtspflicht gegenüber dem auftragsgebenden Gericht und somit eine quasi eingeschränkte

Schweigepflicht. Bei Verstößen gegen gerichtliche Weisungen und Auflagen sind wir mitteilungs-pflichtig. Auch arbeiten wir methodisch zur Rück-fallverhinderung mit verschieden Instrumenten im Bereich der Deliktaufarbeitung.

Daraus ergibt sich eine unterschiedliche Rollen-verteilung, die zu Beginn der Betreuung mit den Klienten klar kommuniziert wird. Die Anlaufstelle ist oft näher an den Klienten dran und besser informiert, da eben diese Berichtspflicht nicht besteht. Dieses Konstrukt sehe ich für die Kli-enten als hilfreich an.

Was wünschst Du Dir in der Zukunft für die Zusammenarbeit mit der Anlaufstelle?

Ich finde, dass grundsätzlich alles sehr gut läuft. Vielleicht könnten wir noch mehr gemeinsame Öffentlichkeitsveranstaltungen zu relevanten Themen organisieren, wie beispielsweise im Jahr 2013 die Podiumsdiskussion zum Thema Täter-Opfer-Ausgleich.

Auch im Bereich des Ehrenamtes könnte ich mir mehr gemeinsame Aktivitäten vorstellen, um weitere Synergieeffekte zu erreichen;

Ähnliches gilt beim Thema Entlassmanagement: beide Institutionen haben das Ziel, keine Klienten mehr unvorbereitet zu entlassen.

Vielen Dank für das Interview.

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Besondere Aktivitäten 2014 im Vollrath-Hermisson-Haus

Für einen kulturellen Höhepunkt im Vollrath-Hermisson-Haus sorgte am 11. April unser Vorsitzender Georg Royen, der mit seiner Band „Jazz tice“ das Publikum begeisterte.

Am 21. Mai waren wir wieder einmal im Europapark zu Besuch. Wie in den Jahren zuvor konnten wir eine Einladung im Rahmen der Aktion „Frohe Herzen“ zu einem kosten-losen Eintritt in den Park nutzen. Wir hatten ein Traumwetter und entsprechend fantasti-sche Stimmung. In verschiedenen Gruppen waren wir im Park unterwegs und trafen uns mittags zu einem Picknick.

Das von uns organisierte Brombergstraßen-fest am 24. Mai ist einer der wichtigsten Bausteine unserer Öffentlichkeitsarbeit. Auch dieses Jahr hatten wir mit dem Wetter ein Riesenglück. Viele Geschäftsleute aus der Wiehre unterstützten uns erneut mit Sach-spenden für unsere Tombola. Der Erlös trug mit dazu bei, das Fest ohne finanzielle Verlus-te ausrichten zu können. Zusätzlich steuerte der Flohmarkt stand unseres Arbeitsprojektes, an dem es wieder viel „Nützliches und Über-flüssiges“ aus Haushaltsauflösungen zu kaufen gab, seinen Anteil bei.

Für die großen und kleinen Kinder war die Spielkarre in Aktion und „le Filou“ begeisterte mit seinem Programm aus Comedy und Artistik.

Danach trat das „Cool & Classik Salon-orchester“ auf. Tango und Musik aus früheren Tagen erklangen und eine Stan -dard formation der Tanzschule Gutmann trat dazu auf.

Den musikalischen Abschluss bildete die „Caffé-Bicicletta-Houseband“ mit sehr professionell vorgetragenem Soul-Jazz.

Es war ein fröhliches, harmonisches und sehr gut besuchtes Fest, bei dem wir unsere Arbeit präsentieren und auch die Akzeptanz unserer Einrichtung in der Straße erleben konnten. Ein Straßenfest, das zeigte, dass man auch ohne Alkoholausschank viel Spaß haben kann und das in dieser Größenordnung nur mit einer Vielzahl von engagierten, „festerfahre-nen“ und ehrenamtlichen Helfern zu bewälti-gen ist. Zum Dank dafür fand am 4. Juni das obligatorische Helfergrillfest statt.

Jahresbericht 2014 9

Beim 10-jährigen Jubiläum des 24h-laufs für Kinderrechte am 28. und 29. Juni 2014 konnten wir trotz des schlechten Wetters ein lauffreudiges Team zusammenstellen und mit 678 Runden ein sehr gutes Ergebnis erzielen, das uns auf den 23. Platz im Run-denranking führte. Bei 44 teilnehmenden Teams ist das für uns ein außerordentlich gutes Ergebnis. Auch in der Spendentabelle stehen wir mit 738 € auf einem der mittleren Plätze.

Seit Beginn des 24h-Laufs für Kinderrechte am 10. Juli 2005 sind wir jedes Jahr mit unse-rem Team Vollrath-Hermisson-Haus (VHH) dabei gewesen. Los ging es damals mit einer rund 20-köpfigen Mannschaft, bestehend aus Vorstandsmitgliedern, Mitarbeitern, Praktikanten, Klienten und Ehrenamtlichen. Insgesamt liefen wir bei unserem ersten Lauf 311 Runden im Seeparkstadion und spendeten 661 € für Kinderprojekte.

Unser Team besteht mittlerweile aus ca. 40 Läufern und vielen Helfern, die uns mit leckerem Essen versorgen und uns beim Auf- und Abbau unterstützen.

So konnten wir uns über die Jahre steigern.

Der Reiz dieser Veranstaltung liegt für uns darin, dass wir ein sportliches Freizeitprojekt mit einer positiven Öffentlichkeitsarbeit ver-knüpfen können, bei der unsere Klienten die Möglichkeit haben, selbst einen Beitrag zu einem sozialen Zweck zu leisten. Außerdem stellt der 24h-Lauf für alle Beteiligten ein Highlight im VHH- Alltag dar.

Zum krönenden Abschluss haben wir 2014 bei der Verlosung einen Gutschein für eine VAG-partywagenfahrt gewonnen. Am 18. Februar 15 sind wir dann mit knapp 30 Leuten, ausgestattet mit Häppchen, alkoholfreien Getränken und bester Laune zwei Stunden feiernd durch die Freiburger Innenstadt gefahren.

Dank des großen Engagements unserer Team-mitglieder konnten wir in den letzten zehn Jahren insgesamt stolze 6137 runden laufen und insgesamt 5360 € an Spenden für die Kinderprojekte einbringen. Insbesondere die Wilhelm-Oberle-Stiftung, aber auch viele Ein-zelhandelsbetriebe und Privatpersonen haben uns dabei finanziell unterstützt. Allen Unter-stützern sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.

Am 2. Juli fand das traditionelle Fußballspiel „Anlaufstelle gegen Mitarbeiter der Justiz“ statt. In diesem Jahr war es besonders spannend, da es nach der regulären Spielzeit unentschieden stand, sodass der Sieger im Elfmeterschießen ermittelt werden musste. Und der hieß dieses Mal Anlaufstelle. Nach dem sehr engagiert und fair geführten Duell saßen wir wie immer noch bei Würstchen und Getränken zusammen.

Am 24. Juli unternahmen wir einen Ausflug ins Elsass zur Hochkönigsburg. Auf dem Weg dort hin legten wir einen Zwischenstopp in Marckolsheim ein und besichtigten die Bunkeranlage aus dem 2. Weltkrieg. Ein Veteran zeigte uns die Anlage und erklärte uns die bedrückenden geschichtlichen Zusam-menhänge. Wir fuhren weiter und stärkten uns mit einem Picknick, bevor wir zur Hoch-königsburg gingen. Auch diese Besichtigung war ein ganz besonderes Erlebnis, das wir mit einem Spaziergang in Riquewihr und einer gemütlichen Kaffeerunde abschlossen.

10

Unsere nächste Ferienaktion führte uns am 7. August wieder ins Elsass, dieses Mal nach Mulhouse ins Automuseum.

Rund um Weihnachten wird es bei uns im VHH sehr umtriebig. Wie jedes Jahr waren wir am ersten Adventssamstag mit einem Stand auf dem Herdermer Weihnachts-markt vertreten, für den im Vorfeld viele Helfer eifrig gebacken und Adventskränze gebastelt haben. Der Erlös vom Verkauf der Weihnachtsartikel kam wieder unserer Weihnachtsfeier in der Anlaufstelle zu Gute.

Am 13. Dezember besuchte eine kleine Gruppe des VHH den Weihnachtsmarkt in Neuf-Brisach.

Unsere Jahresabschlussfeier fand am 19. Dezember statt. Nachdem unser Vorsit-zender Georg Royen in seiner Rede das ver-gangene Jahr Revue passieren ließ und die

zahlreichen ehrenamtliche Helfer gewürdigt hatte folgte eine unterhaltsame musikalische Darbietung unseres Englischkurses sowie eini-ge nachdenkliche und satirische Lieder von Eberhard Kienbaum.

Danach begann „die große Schlacht am kalten Buffet“, das von vielen Helfern optisch wie kulinarisch hervorragend vorbereitet worden war. Der Ausklang unserer Feier bildete eine Powerpoint-Präsentation, die allen eindrucks-voll vor allem die Vielfalt unserer Freizeit-angebote und Ereignisse des letzten Jahres vor Augen führte.

Am 24. Dezember haben wir uns zum Weihnachtskaffee getroffen, bevor am ersten Weihnachtsfeiertag unsere eigentliche Weihnachtsfeier stattfand mit einem Festessen und einer kleinen Bescherung. Dankenswerterweise hat uns dabei wieder die Wilhelm-Oberle-Stiftung unterstützt.

Bericht aus dem Arbeitsprojekt

Bereits seit 29 Jahren gehört das Arbeitsprojekt zu den elementaren Hilfsangeboten des Bezirks-vereins. Die Teilnahme an einem wirklichkeitsna-hen Beschäftigungsprojekt bewahrt, stärkt und er weitert die Ressourcen unserer Klienten, die sie für eine spätere Rückkehr in sozialversicherungs-pflichtige Beschäftigungsverhältnisse nutzen kön-nen. Dabei erfordern die speziellen Problemlagen unserer Zielgruppe ein besonders niederschwelli-ges Angebot mit einer hohen Dichte an sozialpäd-agogischer und arbeitserzieherischer Betreuung.

Das Arbeitsprojekt ist dabei eng mit der ebenfalls vom Bezirksverein unterhaltenen Anlauf- und Be -ratungsstelle sowie anderen Institutionen, wie z.B. der Freiburger Schwerpunktpraxis für Drogen-abhängige, dem Jobcenter, der Arbeitsagentur und dem Sozialamt der Stadt Freiburg, vernetzt.

In 2014 unterhielt das Arbeitsprojekt insgesamt 24 Maßnahmeplätze. Zehn dieser Plätze entfielen auf unsere „eigenen“ Praktikumsstellen. Diese konnten wir aufrechterhalten, da wir in 2014 wie-der durch einen direkten städtischen Projektzu-schuss unterstützt wurden. Unsere Praktikums-plätze sind sinnvoll und notwendig, da das Angebot des Jobcenters ausschließlich Arbeitslo-sengeld-II-Empfängern zur Verfügung steht und somit nicht alle unsere Klienten erreicht werden können. Denn viele unserer Klienten beziehen nach ihrer Haftentlassung zunächst Arbeitslosen-geld I. Zusätzlich stehen die Praktikumsplätze auch all den Klienten zur Verfügung, die nach Ablauf der Jobcentermaßnahmen hilfebedürftig bleiben oder sich nicht ohne weiteres in das vor-gegebene Angebot des Jobcenters einfügen. Das Praktikum im Arbeitsprojekt integriert so auch

Jahresbericht 2014 11

KliENtENprOFil

Alter: älter als 40 Jahre (60%)

Geschlecht: männlich (100%)

Wohnsituation: alleine lebend (87,5%)

Hafterfahrung: mehr als vier Jahre (57,5%)

Berufliche Erfahrung: ungelernter Arbeiter (55%)

Art des Einkommens: Arbeitslosengeld I oder II (95%)

Menschen, die vom bestehenden System nicht erfasst werden und verhindert damit soziale Aus-grenzung und Verelendung durch Tagesstruktur innerhalb einer sozialpädagogischen Beschäfti-gungsmaßnahme.

So konnten im Arbeitsprojekt im Jahr 2014 weiter-hin drei hauptamtliche Mitarbeiter (2,31 Stellen) beschäftigt werden. Auch die Stelle des Jahres-praktikanten, die zuvor aus finanziellen Gründen ein Jahr lang nicht besetzt werden konnte, wurde mit einem neuen Praktikanten der Fachschule für Arbeitserziehung im Anerkennungsjahr wieder-belebt.

Zahlen – Daten – Fakten 2014

Wer kam im Jahr 2014 ins Arbeitsprojekt?

Im Laufe des Jahres 2014 wurden insges. 40 Klien- ten im Arbeitsprojekt betreut und beschäftigt.

Folgende 24 Maßnahmeplätze standen zur Verfügung:

• 10 vom Jobcenter genehmigte Maßnahmen für ALG II-Bezieher, davon:

6 Arbeitsgelegenheiten mit Betreuungspauschale nach § 165 SGB II

1 Arbeitsgelegenheit (ohne besondere Anleitung)

3 Arbeitsgelegenheiten ohne Betreuungspauschale

• 4 Plätze zur Ableistung der Ersatzfreiheitsstrafe

• 10 Praktikumsplätze

Haushaltsauflösungen und Vermarktung sind unsere wichtigsten Beschäftigungsmöglichkeiten. Die dabei anfallenden Arbeiten können von fast jedem bewältigt werden. Der Bereich Umzüge und Transporte musste weiter reduziert werden, weil unsere Klienten weniger belastungsfähig sind als früher.

Da wir uns vor allem auf Wohnungsauflösungen spezialisiert haben, fällt uns vieles in die Hände, was noch gut zu gebrauchen und verwertbar ist: Haushaltsbedarf, Töpfe, Geschirr, Stoffe, Bücher, manchmal Schallplatten und vieles mehr. Im Rah-men unserer Arbeit bemühen wir uns, diese Dinge vor der Vernichtung zu bewahren. Die zur Ver-wertung bestimmten Artikel werden zunächst in unser Lager gebracht, wo sie von uns gereinigt und auf Funktionalität geprüft und sortiert wer-den. Danach wird über die weitere Verwendung entschieden: Eigenbedarf für unsere Klienten, Aus stattung unserer Wohnbereiche, Verkauf an Gebrauchtwarenkaufhäuser, über Ebay oder auf dem Flohmarkt. Ergänzend zu den traditionellen Flohmarktterminen am Alten Wiehrebahnhof von Frühjahr bis Herbst bieten wir seit Oktober viertel-jährlich noch einen „Haus- und Hofflohmarkt"

0

10

Entsorgung &Vermarktung

Renovierungen Umzüge Habitatsp�ege/Naturschutz

20

30

40

50

60

2014

2013Beschäftigungsangebote

Horst Berg, Boris Doll, Andreas Aloisi und Rainer Großhans

12

an, direkt im VHH in der Brombergstraße 6. Bei angebotenem Kaffee und Kuchen ergibt sich eine entspannte Atmosphäre zum Kruschteln. Außer-dem lassen sich Elektrogeräte direkt vor Ort auf ihre Funktionstüchtigkeit testen.

Der „Heimvorteil” bietet einen komfortablen Rahmen zur Präsentation auch größerer Artikel und ermöglicht, wetterunabhängig zu planen (Innenräume oder Hofeinfahrt) und nebenbei Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, indem wir Kun-den unsere Arbeit vorstellen.

Leider haben wir Ende 2014 die Kündigung unse-res Lagers wegen Eigenbedarf erhalten. Wir hof-fen sehr, baldmöglichst einen adäquaten Ersatz zu finden, um die Vermarktung weiter aufrecht erhalten zu können.

Die Arbeiten im Naturschutz und in der Habi-tatspflege konnten im Jahr 2014 erfreulicherwei-se deutlich ausgeweitet werden. Im Auftrag der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) waren wir im Bereich Notschrei, Kandel, Schluch-see und Furtwangen tätig. Dort haben wir Wald-flächen, entsprechend den Bedürfnissen des Auerwilds bearbeitet. Wie im letzten Jahr haben wir bei den Arbeiten auch teilweise in einer Hütte übernachtet und uns selbst versorgt – nicht nur um uns Fahrwege zu ersparen, sondern um den erlebnispädagogischen Bereich der Aktionen zu unterstreichen. Wir freuen uns, dass die FVA eine Zusammenarbeit mit uns auch für die Zukunft fest einplant.

Unser Betriebsausflug fand am Wochenen-de vom 4. bis 6. Juli statt und führte uns wieder nach Burgund an den Ognon. Diesmal ist er buchstäblich ins Wasser gefallen. Wenn sonst Kanufahren auf dem Fluss im Vorder-grund stand, waren es diesmal Befestigungs-maßnahmen für die Zelte, die durch ein Unwetter stark in Mitleidenschaft gezogen wurden. Trotzdem hatten wir unseren Spaß, zumal solche Erlebnisse immer geeignet sind, das Gruppenerleben zu festigen. Jenseits des Wassersports haben wir uns gut verköstigt und natürlich gab es die Fußballweltmeister-schaft und Spiele auf dem Platz.

Über den Christbaumverkauf und Weih-nachtsflohmarkt am 19. und 20. Dezember haben wir nicht nur das Weihnachtsessen des Arbeitsprojektes mit unseren Klienten in der Hasenlaube finanziert, sondern zudem auch

gute Öffentlichkeitsarbeit für die Anlaufstelle in unserem Stadtteil Wiehre betrieben.

Besondere Aktivitäten 2014 im Arbeitsprojekt

Jahresbericht 2014 13

Florian Fricker

• geb. 1986 in Freiburg • Studium im Bereich

Erziehung und Bildung an der PH Freiburg

• seit November 2012 im Jobcenter Freiburg als Fallmanager tätig

Lieber Herr Fricker, welches sind die wichtigsten Aufgabengebiete bei Ihrer Arbeit im Jobcenter Freiburg?

Aufgrund der Komplexität der Aufgabengebiete im beschäftigungsorientierten Fallmanagement ist es nicht einfach, das Wichtigste hervorzuheben. Grundsätzlich haben wir mit Menschen zu tun, die dem ersten Arbeitsmarkt nicht mehr in vollem Umfang zur Verfügung stehen. Das bedeutet, dass es uns hier vorrangig um die Heranführung an den Arbeitsmarkt und erst in zweiter Line um die Vermittlung in Arbeit geht. Deshalb arbeiten wir in engem Austausch mit Beratungsstellen und anderen Netzwerkpartnern wie z.B. der Betreuungsbehörde, Suchtberatungsstellen o.ä. und natürlich auch dem Arbeitsprojekt der Anlaufstelle zusammen.

Wir sind momentan fünf Fallmanager/innen im Jobcenter Freiburg mit unterschiedlichen Schwer-punkten, zuständig für die über 25-Jährigen. Zum 1. April 2015 werden wir durch vier weitere Fallmanager/innen verstärkt. Zusätzlich haben wir im Fallmanagement noch eine Koordinatorin für die Netzwerkarbeit und eine Teamleiterin. Mein Schwerpunkt sind die Haftentlassenen mit besonderem Betreuungsbedarf.

Wie haben Sie das Arbeitsprojekt der Anlauf­stelle kennengelernt und welche Erfahrungen waren für Sie besonders einprägsam?

Das erste Mal habe ich die Anlaufstelle bzw. das Arbeitsprojekt im Rahmen einer Rundfahrt zu den Einsatzstellen für die verschiedenen Arbeits-gelegenheiten kennengelernt. Das Arbeitsprojekt wurde uns damals von Herrn Berg vorgestellt.

Mittlerweile bin ich schon häufig zu Fallkonfe-renzen in der Brombergstraße gewesen. Ich erlebe dort meine Kunden mir gegenüber sehr offen, gerade auch in den Gesprächen mit den betreu-enden Sozialarbeiter/innen, was mir dazu verhilft, die Lebenssituation dieser Menschen besser ein-schätzen zu können.

Ich erinnere mich noch an eine Situation, als ich zu einer der ersten Fallkonferenzen in die Anlauf-stelle kam und von einem Kunden überrascht angesprochen wurde, dass er es kaum für möglich gehalten hat, hier an seiner Arbeitsstelle von mir besucht zu werden.

Was bedeutet aus Ihrer Sicht das Arbeitsprojekt für die Klienten der Anlaufstelle?

Ich finde es gut, dass die Klienten dort die Mög-lichkeit haben in einem geschützten Rahmen ihre Fähigkeiten auszutesten. Ich habe auch das Gefühl, dass es einen positiven Effekt hat, wenn die Menschen ihre eigene Leistung sehen wie z.B. beim Waldprojekt, für das ich bei Einzelnen eine besondere Begeisterung erlebe.

Das zweite ist die Unterstützung durch die Sozial-arbeiter, die auch bei unzuverlässigem Verhalten den oft mit Suchtproblemen belasteten Men-schen zur Seite stehen. Diese Kombination von sinnvoller Beschäftigung einerseits und der Betreuung durch die Sozialarbeiter andererseits empfinde ich als sehr hilfreich.

Durch die begrenzte Teilnehmerzahl im Arbeits -projekt entsteht ein vertrautes fast schon familiäres Verhältnis, was sich, meines Erachtens, stabilisierend auf die Menschen auswirken kann.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsprojekt?

Für mich ist die Zusammenarbeit sehr gewinn-bringend, weil die Mitarbeiter des Arbeitspro-jekts die Klienten gut kennen. Ich kann so den Hintergrund der Probleme des Einzelnen besser erfassen, was mir in diesem Umfang allein durch Gespräche nur schwer möglich wäre, z.B. wenn Termine oder Vereinbarungen nicht eingehalten werden.

Was wünschen Sie sich in der Zukunft für die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsprojekt?

Generell wünsche ich mir, dass das gemeinsame Ziel, die Menschen zu unterstützen, diese schritt-weise in ein eigenständiges Leben führt. Wir vom Jobcenter haben ja das Prinzip „Fördern und Fordern“. Deshalb wünsche ich mir auch zukünftig eine enge Zusammenarbeit mit dem Arbeitsprojekt.

Ich bedanke mich für das Interview.

INTERVIEW mit einem Kooperationspartner

Geführt von Dorothee Hercher-Köpcke

14

Mit Beginn meines Ruhe -stands hatte ich auf einmal viel Zeit. Morgens später aufstehen, beim Frühstück die ganze BZ lesen und dann meine Interessen auf Smart-phone und PC pflegen. Das füllte mich jedoch nicht aus. Ich habe zwar noch einen kleinen Verwaltungsjob und

bekomme als Bausachverständiger noch einige Gerichtsaufträge, aber das war mir nicht genug. Deshalb habe ich bei der Freiburger Freiwilligen-agentur einen Ordner mit 250 Möglichkeiten bür-gerschaftlichen Engagements durchgelesen, beim Bezirksverein für soziale Rechtspflege angerufen und mich erkundigt, ob es eine Einsatzmöglich-keit für mich gibt.

Horst Berg hat mir das Arbeitsprojekt vorgestellt und meinte, ich solle erst mal die Mitarbeiter ken-nen lernen, beispielsweise beim Grillen oder auf dem Flohmarkt. Er hatte in meinem Lebenslauf gelesen, dass ich Bauingenieur bin und Flugmo-delle baue und fliege. Für einen Bastler hätte er eine Aufgabe im Arbeitsprojekt, sagte er.

Das war Ende Juli 2014. Seitdem bin ich der „Elek-triker” im Lager in der Siemensstraße. Alle Elek-trogeräte aus Haushaltsauflösungen und knifflige

Bastelaufgaben landen seitdem auf meinem Ar -beitstisch in der Küche bei Manni und Horst. Dort prüfe und beurteile ich, ob Geräte repariert wer-den können oder entsorgt werden müssen. Die guten Geräte repariere ich und dokumentiere das auf einem Begleitzettel. Die geprüften Geräte werden dann von Manni gereinigt, von Nils bei Ebay versteigert oder von Boris, Fritz und Michael auf Flohmärkten verkauft. 

Nach anfänglichem Fremdeln bin ich im Lager-team „angekommen”. Der Ton ist rau aber herz-lich. Das kenne ich aus meiner Baustellenzeit und aus dem Modellbauverein. Michael hatte mich gleich auserkoren, seine fünf Modellhubschrau-ber zu untersuchen und wenigstens einen zum Fliegen zu bringen. Keiner der fünf Hubschrauber war zu reparieren. Deshalb habe ich einen kleinen Quadrocopter aus meinem Vorrat hergerichtet, flugfertig mit Fernsteuersender und Ladegerät. Seitdem bin ich im Lager wohl gelitten. Die Arbeit und die Unterhaltungen mit Horst, Fritz, Manni, Nils und Michael machen mir viel Spaß. Ich habe bei ihnen eine neue Welt kennengelernt und ich bin noch dankbarer dafür, wie viel Glück ich im Leben gehabt habe. 

„Glück ist das Einzige was sich verdoppelt, wenn man es teilt.“ (Albert Schweitzer)

Unser Bezirksverein beteiligte sich erstmals 2014 an der Aktion der Stadt „Freiburg packt an“. Dabei können sich Freiburger Bürger sowohl als Einzelperson als auch in Gruppen durch Projekte oder durch Patenschaften bürgerschaftlich enga-gieren. In Zusammenarbeit mit dem Garten- und Tiefbauamt können sie auf öffentlichen Flächen z.B. Straßenbäume, Blumenbeete oder Obst- und Gemüsegärten pflegen, beschädigte Parkbänke oder Spielgeräte wieder in Ordnung bringen, Müll sammeln, Nistkästen bauen oder sich sonst bei der Pflege und Instandhaltung öffentlicher Grün-flächen einbringen.

Mit unseren Klienten und unseren im Verein ehren- und hauptamtlich Engagierten hatten wir Gelegenheit, am Freitagvormittag des 26. Sep-tember 2014 unsere Verbundenheit mit der Stadt Freiburg unter Beweis zu stellen. In einer mehr-stündigen Aktion sammelten wir von der Minier-motte befallenes Laub der Kastanienbäume am neuen Wiehrebahnhof ein, um damit etwas gegen die Kastanienschädlinge zu unternehmen. Zuvor

informierte uns die Vertreterin des Freiburger Gartenamtes über die Gefahren der Cameraria ohridella (Miniermotte), die den Bestand der Kas-tanienbäume in Freiburg bedroht.

Mit 22 Personen war die Mannschaft unseres Ver-eins nicht nur erfreulich stark, sondern auch so leistungsfähig, dass in der vorgesehenen Zeit zur sichtbaren Freude nicht nur der anliegenden An -wohner auch das Kastanienlaub vor dem Alten Wiehrebahnhof gesammelt werden konnte. Dem prächtigen Herbstwetter entsprach die Laune aller Beteiligten.

Wie auch bei den Bewohnern eines gewissen Dor-fes in Gallien üblich, endete der Einsatz in der Brombergstraße mit einem Grillfest, dessen kuli-narische Zutaten das frühere Vorstandsmitglied Werner Ehinger gespendet hatte. Es war im Übri-gen auch seine Idee, sich bei „Freiburg packt an“ zu engagieren. Ihm ist die erfolgreiche und sicher nicht letzte Aktion zu verdanken.

Georg Royen, Vorsitzender

Motte in den Sack! Schutz der Kastanien vor der Miniermotte

Neu bei uns im Ehrenamt: Frank Dyllick Brenzinger

Jahresbericht 2014 15

Bericht vom projekt EinsA

EinsA – Einsatzvermittlung gemeinnütziger Arbeit – ist eine Beratungsstelle zur Haftvermei-dung. Wer zu einer Geldstrafe verurteilt wird, die-se aber nicht zahlen kann, muss mit der Vollstre-ckung der sogenannten Ersatzfreiheitsstrafe (Haft!) rechnen. Die Vollstreckung lässt sich durch die Ableistung von gemeinnütziger Arbeit abwen-den. Ebenso spielt die gemeinnützige Arbeit bei gerichtlichen Arbeits- und Bewährungsauflagen eine große Rolle sowie bei Verfahrenseinstellun-gen mit Arbeitsauflage.

EinsA wird dabei von den zuständigen Justizbehör-den wie den Staatsanwaltschaften, den Ge richten oder der Bewährungshilfe mit der Vermittlung, Überwachung und Abwicklung der Ab leistung von gemeinnütziger Arbeit für den gesamten Gerichts-bezirk Freiburg beauftragt. Zum Gerichtsbezirk gehören neben dem Amts- und Landgericht Frei-burg auch die zuständigen Amtsgerichte in Brei-sach, Emmendingen, Kenzingen, Müllheim, Stau-fen, Titisee-Neustadt und Waldkirch.

Das Projekt EinsA besteht aus einem Team von drei Mitarbeiterinnen: zwei Sozialpädagoginnen und eine Verwaltungsfachkraft.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Ableistung und damit für die Vermeidung von Haft ist die aktive Zusammenarbeit von Klienten, gemeinnüt-zigen Einsatzstellen, Justizbehörden und EinsA. Es wird den Auftraggebern regelmäßig Bericht über bisherige Entwicklungen erstattet. Während der gesamten Dauer der abzuleistenden Arbeit und bei Fragen oder Schwierigkeiten sind die Mitar-beiterinnen von EinsA die Ansprechpartner sowohl für die Klienten als auch für die Beschäfti-gungsgeber. Die Klienten erledigen üblicherweise Helfertätigkeiten und werden beispielsweise im Hausmeisterbereich, in der Gartenpflege oder in der Küche/Hauswirtschaft eingesetzt. Vorausset-zung ist, dass es sich bei einer Einsatzstelle um eine gemeinnützige, kirchliche oder kommunale Institution handelt.

im Jahr 2014 konnten insgesamt 6.922 Haft-tage vermieden werden:

Neu erhaltene Aufträge 578

Insgesamt bearbeitete Fälle 873

Insgesamt erledigte Fälle 593

Davon Erledigung durch gemeinnützige Arbeit, u.U. auch in Verbindung mit Restgeldzahlungen

393

Davon sonstige Erledigung (Raten-zahlung, Umzug, Arbeitsunfähigkeit, Kontaktabbruch etc.)

200

Geleistete Arbeitsstunden 32.307

Durch die Abwendung einer Haftstrafe wer-den neben dem Freiheitsentzug auch weitere negative Folgen für den Verurteilten und für sei-ne Angehörigen vermieden. Beispielsweise kann der Verurteilte weiterhin einer hauptberuflichen Arbeit nachgehen und soziale Kontakte aufrecht erhalten. Die Ableistung von gemeinnütziger Arbeit ermöglicht straffällig gewordenen arbeits-losen Menschen ebenfalls eine Wiedereingliede-rung in Arbeitsstrukturen und damit in gesell-schaftliche Bezüge. Durch die Ableistung von un entgeltlicher gemeinnütziger Arbeit wird eine sogenannte „Sanktionsgerechtigkeit“ hergestellt und zudem der Justizhaushalt entlastet. Die ge -meinnützige Arbeit unserer Klienten kommt damit auch dem Gemeinwohl zu Gute.

Im Jahr 2014 befanden sich 649 Klienten mit ins-gesamt 873 Fällen in unserer Beratung. Wir konn-ten in den letzten Jahren beobachten, dass immer häufiger ein Klient zwei und mehr Verfahren mit Arbeitsstunden zu erledigen hat - unter Umstän-den sind hierbei auch verschiedene Justizbehör-den zuständig. So war 2014 ein Klient mit durchschnittlich 1,4 Fäl-len bei EinsA. Hierbei wird deutlich, dass im Ver-gleich zu den Anfangsjahren die Qualität der Beziehungsarbeit an Bedeutung gewinnt und die Dauer der Betreuungszeit zu nimmt.

Wer kam im Jahr 2014 zu EinsA?

Die Klienten von EinsA haben im Vergleich zum VHH und zum Arbeitsprojekt nicht nur ein etwas anderes Profil – auch die Delikte sind überwie-gend der „leichteren Kriminalität“ zuzuordnen wie bspw. Beleidigung oder Leistungserschlei-chung. Jedoch konnten wir auch weiterhin im letzten Jahr eine Zunahme von Klienten mit Haft-erfahrung beobachten. Außerdem betreuen wir

Silvia Bilharz Kathrin Hartwich und Nina Schneider

16

zunehmend Klienten, die aufgrund schwerer De -likte in der Vergangenheit eine oder auch mehre-re lange Haftstrafen zu verbüßen hatten.

KliENtENprOFil

Alter: 36 Jahre im Durchschnitt

Altersspanne: 16–79 Jahre

Geschlecht: männlich (82,5%)

Familiäre Bezüge: ledig (59%)

Hafterfahrung: noch nie in Haft (59%)

Berufliche Qualifikation: Berufsabschluss (26%)

Art des Einkommens: Arbeitslosengeld II (41,5%)

Anzahl zu leistender Arbeitsstunden pro Verfahren: Mittelwert: 137 Stunden 10 bis max. 840 Stunden

Auch 2014 beschäftigten uns die vermehrt auftre-tenden Vermittlungshemmnisse unserer Klienten. Häufig sind unsere Klienten mit Problemen belas-tet und nicht selten gesundheitlich stark einge-schränkt. Eine ausreichende Stabilisierung der Lebenssituation der Klienten ist jedoch Vorausset-zung für eine erfolgreiche Ableistung gemeinnüt-ziger Arbeit. Wir versuchen die Klienten hierbei weitestgehend zu unterstützen und bieten ihnen soziale Hilfen an oder vermitteln in andere soziale Hilfesysteme.

Zum Gelingen der erfolgreichen Ableistung von gemeinnütziger Arbeit tragen im hohen Maße die mit uns zusammenarbeitenden Einsatzstellen bei. Somit ist die gute und unkomplizierte Zusammen-arbeit von EinsA mit den Einsatzstellen äußerst wichtig.

Im letzten Jahr konnten wir wieder einige neue Einsatzstellen begrüßen oder bereits bekannte Stellen wieder aktivieren. Aber auch sehr viele Stellen, die bereits zu Beginn des Projekts EinsA dabei sind, halten uns seither die Treue. Daher interessiert es uns sehr, wie die Zu sammenarbeit von den Einrichtungen mit EinsA gesehen wird. Wir haben daher einen Mitarbeiter von einer Ein-satzstelle befragt (siehe Interview rechts).

Im Jahr 2014 haben wir mit dem Netzwerk der freien Straffälligenhilfe Baden-Württemberg GbR zusammengearbeitet und an mehreren Qualitätswerkstätten / Netzwerktreffen und Fachtagungen in Stuttgart teilgenommen.

Wir besuchten im Juni 2014 die Bewährungs-hilfe NEUStArt gGmbH, um unsere Arbeit noch besser aufeinander abzustimmen. Mit NEUSTART arbeiten wir bereits seit Beginn des Projekts sehr eng zusammen.

Weiter hat das Team von EinsA die OASE (Zentrum für wohnungslose Menschen) besucht, die sowohl ein Kooperationspartner bzgl. der sozialen Hilfen ist als auch Einsatz-stelle.

Ebenso nahmen wir an den Freiburger Vernetzungstreffen „Straffälligenhilfe mit Ju gendlichen und Heranwachsenden“ teil.

Außerdem beteiligen wir uns an den Konzeptionstreffen des Bezirksvereins, an dem Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit sowie an den vielen Veranstaltungen im Vollrath-Hermissson-Haus.

Auch freuten wir uns immer gerne über die zahlreichen Besuche bei EinsA von den Kollegen aus Bewährungshilfe, von den Mitarbeitern der Einsatzstellen und Vertretern aus dem Netzwerk der sozialen Hilfen aus Freiburg.

Besondere Aktivitäten 2014 bei EinsA

Sollten Sie weitere Fragen zur Arbeit von EinsA haben, Beratung bei der Erledigung von gemein-nützigen Arbeitsstunden bzw. Geldstrafen benö-tigen oder sich als soziale Einrichtung dafür inter-essieren, als Einsatzstelle aufgenommen zu werden, gibt Ihnen das Team von EinsA gerne

Auskunft. Für weitere Informationen zum Projekt EinsA wenden Sie sich bitte an die Mitarbeiterin-nen unter:

EinsA Freiburg, Sedanstraße 4, 79098 Freiburg, Telefon 07 61 - 217 19 81, [email protected]

Jahresbericht 2014 17

INTERVIEW mit einem Kooperationspartner einer Einsatzstelle

Geführt von Nina Schneider

August Beuter

• Geboren 1963 in Tübingen

• Ausbildung zum Maurer

• Studium der Sozialen Arbeit an der KH Freiburg

• Seit 1994 tätig bei der f.q.b.gGmbH (gemein­nützige Freiburger Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaft mbH), bis 2014 bekannt als VABE (Verein für kommunale Arbeits- und Beschäftigungsmaßnahmen).

• War zuständig für die Holzproduktion und Gebäudedienstleistung

• seit Sommer 2014 gewechselt zur Jugend agentur Freiburg des f.q.b.

Wie lange sind Sie schon bei der Einsatzstelle tätig?

Seit 22 Jahren in verschiedenen Funktionen.

Wie haben Sie EinsA kennengelernt und gab es Erfahrungen, die besonders einprägsam waren?

Kennengelernt habe ich EinsA durch langjährige Zusammenarbeit mit der Anlaufstelle in der Brombergstraße und in Folge durch engagierte und kommunikative Mitarbeiterinnen bei der

Etablierung von EinsA. Besonders einprägsam ist die stets konfliktfreie, zielorientierte und menschlich angenehme Zusammenarbeit über einen jetzt doch schon längeren Zeitraum.

Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit dem Projekt EinsA?

In Ergänzung zu der in Punkt 2 bereits erfolgten Aussage ist grundsätzlich bemerkenswert, dass sich bisher keine Übertragungen der zuweilen doch recht „problematischen“ Klienten auf die Beteiligten und ihre gemeinsame Arbeit gezeigt haben. Insbesondere, wenn Klienten vor Ort dieses und an der Einsatzstelle jenes äußern, gäbe es sicher genügend Konfliktpotentiale. Es spricht für sich, dass sich diese Potentiale im Arbeitsalltag bisher nicht zeigen konnten.

Was bedeutet die Ableistung von gemeinnüt­zigen Arbeitsstunden in Ihrer Einrichtung aus Ihrer Sicht für die Klienten von EinsA?

Da sich unsere Einrichtung mit der Qualifizierung und Beschäftigung sowie der sozialpädagogischen Begleitung von langzeitarbeitslosen Menschen beschäftigt, ergeben sich viele gemeinsame Schnittmengen mit den entsprechenden „Syner-gieeffekten“, insbesondere für die Klienten. Der Einstieg in die bei uns angebotenen Projekte ist nahezu „barrierefrei“ und durch die langjährige Zusammenarbeit wissen die Klienten bereits über die geltenden Regelungen und den Handlungs-rahmen gut Bescheid.

Was wünschen Sie sich in der Zukunft für die Zusammenarbeit mit Eins A?

Wir wünschen uns in erster Linie, dass die Zusammenarbeit noch lange andauert, EinsA die erfolgreiche Arbeit langfristig weiter fortset-zen kann und die Zusammenarbeit so reibungslos, kompetent und menschlich angenehm wie bisher verläuft. Letztlich ist das der Nährboden für ein erfolgreiches „Durchhalten“ der Klienten.

Vielen Dank für das Interview!

Wir möchten uns an dieser Stelle einmal ganz herzlich bei „unseren“ Einsatzstellen für die gute Zusammenarbeit bedanken!

Vielen Dank auch dafür, dass Sie straffällig gewordenen Menschen ermöglichen, gemeinnützige Arbeitsstunden bei Ihnen abzuleisten und Haft zu vermeiden. Viele Verfahren konnten dadurch in der Vergangenheit schon erfolgreich erledigt werden.

Danke!

18

Der Kassenbericht für 2014

E i N N A H M E N 2 0 1 3 2 0 1 4

ErlÖSE

Bezirksverein allgemein

Mitgliedsbeiträge 3.747,00 3.545,00

Spenden 21.415,33 26.593,01

Geldauflagen 155.239,33 185.990,00

Zuschuss Justizministerium 9.528,24 9.447,26

Zuschuss Landesverb. Sonderfond 4.327,52 4.198,79

Belastungserprobung 5.213,33 199.470,75 608,11 230.382,17

Vollrath-Hermisson-Haus

Zuschuss Stadt Freiburg SGB XII 124.150,00 126.150,00

Zuschuss Stadt Freiburg 61.750,00 62.750,00

Mieten und allg. Bewirtschaftung 68.078,98 59.634,82

Sonstiges 11.015,32 264.994,30 16.755,81 265.290,63

Arbeitsprojekt

Regiekosten vom Jobcenter Freiburg /KBP 19.204,67 19.675,00

Zuschuss Stadt Freiburg 5.000,00 25.000,00

Mehrbedarf und Regiokarten für Klienten 9.181,00 6.703,50

Erlöse 116.854,41 150.240,08 134.391,77 185.770,27

EinsA

Zuschuss Netzwerk Straffälligenhilfe BW 83.523,00 83.523,00 87.570,00 87.570,00

Summe Erlöse: 698.228,13 769.013,07

SONStiGE ZUGÄNGE

Darlehen, Auslagen von Klienten 5.215,61 830,00

Fremdgelder für / von Klienten 360.039,65 364.773,68

Mieterkautionen 5.452,00 4.425,00

Eigener Geldverkehr / Umbuchungen 346.543,37 364.668,31

Dubiose Zahlungsvorgänge 2.083,41 1.305,55

Summe neutraler Zugänge: 719.334,04 736.002,54

Ergibt Einnahmen insgesamt: 1.417.562,17 1.505.015,61

Jahresbericht 2014 19

A U S G A B E N 2 0 1 3 2 0 1 4

KOStEN

Bezirksverein allgemein

Beitrag zum Sonderfond LV 3.370,57 5.886,57

Zuschuss Familienseminar JVA 1.800,00 0,00

Öffentlichkeitsarbeit 4.405,14 3.174,26

Buchhaltung 1.915,83 1.926,40

Honorare, Tagungen, Reisen 935,20 217,20

Uneinbringliches 0,00 12.426,73 5,00 11.209,42

Vollrath-Hermisson-Haus

Personalkosten 250.611,80 213.920,35

Buchhaltung 3.831,65 3.852,79

Wohn- und Hausbewirtschaftung 67.164,17 71.884,69

Allgemeine Betriebskosten 31.990,73 30.330,53

Sonstiges 1.635,87 355.234,22 1.042,69 321.031,06

Arbeitsprojekt

Personalkosten 126.705,93 128.522,90

Buchhaltung 3.400,16 3.400,16

Raumkosten 11.154,56 11.584,13

Allgemeine Betriebskosten 48.636,08 45.734,15

Overhead 7.665,59 7.552,71

Klienten-Praktikantenvergütung 6.159,65 6.998,39

Mehrbedarf an Klienten 10.329,50 214.051,47 7.474,11 211.266,55

EinsA

Personalkosten 71.454,12 77.632,89

Buchhaltung 1.915,83 1.926,40

Raumkosten 9.792,44 9.772,53

Allgemeine Betriebskosten 8.896,74 6.838,61

Overhead 3.458,84 95.517,97 3.165,94 99.336,36

Summe Kosten: 677.230,39 642.843,39

Sonstige Zahlungsausgänge:

Darlehen, Auslagen für Klienten 2.790,00 545,00

Fremdgelder für / an Klienten 360.905,54 358.450,76

Mieterkautionen 5.162,00 2.340,00

Eigener Geldverkehr / Umbuchungen 347.543,37 364.668,31

Dubiose Zahlungsvorgänge 2.082,95 3.099,98

Summe neutraler Zahlungsausgänge: 718.483,86 729.104,05

Ergibt Ausgaben insgesamt: 1.395.714,25 1.371.947,44

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1. Erläuterungen

Das Wirtschaftsjahr 2014 hat für den Bezirksver-ein von vornherein mit stabilen Rahmenbedin-gungen begonnen. Die Zuschüsse, die uns von der öffentlichen Hand in verschiedener Form für unsere unterschiedlichen Arbeitsbereiche ge -währt wurden, standen schon zum Jahresanfang zuverlässig fest, zumal die städtischen Zuschüsse bereits in den Beratungen zum Doppelhaushalt 2013/2014 im Frühjahr des Vorjahres beschlossen worden waren.Diese Ausgangssituation erlaubt es, den Rückblick auf das Wirtschaftsjahr 2014 grundsätzlich als Bei-spiel dafür anzusehen, wie sich die Finanzierungs-situation für den Bezirksverein insgesamt und ins-besondere für jeden unserer drei Arbeitsbereiche im Normalfall darstellt. Dieser Blick interessiert auch deshalb, weil sich an den finanziellen Rah-menbedingungen und den uns zufließenden Zuschüssen in den Jahren 2015 und 2016 vorher-sehbar nichts Entscheidendes ändern wird.

Verzerrt werden die Zahlen des Kassenberichts allerdings dadurch, dass dort die Personalkosten lediglich in Höhe von insgesamt 419.423,50 € aus-gewiesen sind, obwohl die Personalkosten in 2014 tatsächlich 473.297,62 € betragen haben. Der Dif-ferenzbetrag von rund 54.000 € beruht auf einem unglücklich abgewickelten Überweisungsauftrag – unser Ziel, auch diese restlichen Personalkosten tatsächlich noch vor dem Stichtag 31.12.2014 zur Auszahlung zu bringen, haben wir leider um we -nige Tage verfehlt. In den nachfolgenden Über-sichten zur Finanzlage unserer drei Arbeitsberei-che sind die Personalkosten jeweils mit den kor rekten Ganzjahreszahlen berücksichtigt.

Die Finanzierung unseres Anlaufstellenbetriebs im Vollrath-Hermisson-Haus einschließlich aller un serer Wohnbereiche stellte sich im Jahr 2014 wie folgt dar:

Kosten Anlaufstellenbetrieb insgesamt 348.508,71 €

• davon Personalkosten 245.250,79 € • Sachkosten insgesamt 103.257,92 €

finanziert durch

• Zuschüsse Stadt Freiburg 185.900,00 € • Zuschüsse Justizministerium/

Landesverband 13.855,76 €

ergibt Summe öffentliche Zuschüsse 199.755,76 €

Restfinanzierung durch Eigenmittel 148.752,95 €

Der Eigenmittelanteil, den der Bezirksverein jähr-lich für den Betrieb der Anlaufstelle und der Wohnbereiche einbringt, beläuft sich also auf rund 43%.

Einen sogar noch höheren Eigenmittelanteil kön-nen wir außerdem für die Finanzierung des Ar -beitsprojekts mitteilen, da das Arbeitsprojekt als wirtschaftlicher Zweckbetrieb ja die Möglichkeit eigener Erlöserzielung hat:

Kosten Arbeitsprojekt insgesamt: 226.484,47 €

• davon Personalkosten 147.140,98 € • Sachaufwand und sonstige

Kosten insgesamt 79.343,49 €

finanziert durch:

• Projektzuschuss Stadt Freiburg 25.000,00 € • Zuschüsse usw. Jobcenter 26.378,50 €

ergibt Summe öffentliche Zuschüsse: 51.378,50 €

Restfinanzierung durch: • Erlöse 134.391,77 € • Sonstige Eigenmittel Bezirksverein 40.714,20 €

Ergibt Summe Eigenmittel 175.105,97 €

Der Eigenmittelanteil, den der Bezirksverein jähr-lich für den Betrieb des Arbeitsprojekts einbringt, beläuft sich also sogar auf rund 77%.

Deutlich anders stellt sich die Finanzierung von EinsA dar, was jedoch strukturelle Gründe hat. Die Übertragung der landesweit flächendecken-den Vermittlung in gemeinnützige Arbeit zur Ver-meidung von Ersatzfreiheitsstrafen auf die freien

F i N A N Z B E S t Ä N D E 2 0 0 9 2 0 11 2 0 1 3 2 0 1 4

rechnerische Buchbestände

Saldovortrag Vorjahr 31.12. 197.866,96 246.561,90 133.330,90 155.178,82

zuzüglich Einnahmen insgesamt 1.455.906,74 1.369.371,74 1.417.562,17 1.505.015,61

abzüglich Ausgaben insgesamt 1.378.201,66 1.458.494,52 1.395.714,25 1.371.947,44

Bestand zum 31.12. Wirtschaftsjahr 275.572,04 157.439,12 155.178,82 288.246,99

Jahresbericht 2014 21

Träger der Straffälligenhilfe beruht schon nach den Bedingungen des im Landeshaushalt veran-kerten Projektzuschusses auf dem Prinzip, dass die einzelnen Projektträger grundsätzlich (min-destens bzw. nur) 10% der Projektkosten als Ei -genanteil zu tragen haben. Konkret sind für EinsA für das Jahr 2014 folgende Zahlen mitzuteilen:

Kosten EinsA insgesamt 110.514,91 €

• davon Personalkosten 90.737,84 €

• Sachaufwand und sonstige Kosten insgesamt 19.777,07 €

finanziert durch

• Zuschuss Justizminsterium/ Netzwerk 87.570,00 €

Restfinanzierung durch Eigenmittel 22.944,91 €

Der Eigenmittelanteil, den der Bezirksverein im Jahr 2014 für den Betrieb von EinsA eingebracht hat, belief sich also auf rund 21%.

All diese Eigenanteile konnten naturgemäß nur durch die Mitgliedsbeiträge, uns zugewandte Spenden und die Zuweisung von Geldauflagen durch die Staatsanwaltschaften und die Strafge-richte finanziert werden. Sehr dankbar und er -freut sind wir über das noch einmal angewachse-ne Spendenaufkommen, das auf großzügigen Zu wendungen einzelner Privatpersonen und ver-schiedener Wirtschaftsunternehmen beruht. Auch die Bußgeldzuweisungen sind im Jahr 2014 weiter angestiegen, was uns ebenfalls eine stabile und nachhaltige Finanzpolitik erlaubt. Die Ent-wicklung der Bußgeldzuweisungen in den vergan-genen Jahren ist vor allem deshalb sehr erfreulich für uns, weil in früheren Zeiten die Quote der Bußgeldzuweisungen an unseren Freiburger Be -zirksverein im landesweiten Vergleich sehr niedrig gelegen hatten.

2. turbulenzen in der zweiten Jahreshälfte und Ausblick

Trotz dieser guten Rahmenbedingungen bescher-te uns das zweite Halbjahr 2014 dann doch zwei neue und außerordentlich gewichtige finanzielle Herausforderungen:

Die notwendigen Maßnahmen zur Brandschutz-sanierung unseres Wohnbereiches im Hinterhaus der Anlaufstelle werden Kosten in Höhe von rund 100.000 € verursachen. Durch eine vom Netzwerk Straffälligenhilfe vermittelte und dann außeror-

dentlich konstruktive, sachbezogene und flexible Zusammenarbeit mit dem Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) und der tatkräftigen Mitwirkung auch des badi-schen Landesverbands für soziale Rechtspflege gelang es uns, noch im Kalenderjahr 2014 die zur Realisierung dieser Baumaßnahme notwendigen Finanzierungszusagen zu erhalten. Seitens des KVJS wurde uns ein Zuschuss i.H.v. 50% der Bau-kosten bzw. max. 50.000,00 € bewilligt. Der badi-sche Landesverband für soziale Rechtspflege, der Eigentümer des Vollrath-Hermisson-Hauses ist, beteiligt sich mit weiteren 25.000,00 € an der Maß nahme. Der Freiburger Bezirksverein hat also einen Eigenanteil von 25.000,00 € zu finanzieren. Das Bekanntwerden dieser unumgänglichen und sehr kostenträchtigen Sanierung hat unmittelbar zu der Erhöhung unseres Spendenaufkommens und auch der Geldbußenzuweisungen geführt. Wir fühlen uns dadurch einmal mehr im örtlichen Gemeinwesen gut verankert und sind für diese unproblematische und zeitnahe Unterstützung sehr dankbar. Die Finanzierung der baulichen Sanierung des Hinterhauses ist so gesichert.

Gleichzeitig wurde in der zweiten Jahreshälfte offenbar, dass eine grundsätzliche Erneuerung unserer gesamten EDV-Anlage sowohl hinsichtlich der Hardware wie auch der Software nicht länger hinausgeschoben werden konnte. Die damit ins-gesamt verbundenen Kosten werden sich voraus-sichtlich auf rund 40.000 € (vielleicht sogar noch mehr) belaufen.

Die zum Jahresende 2014 nach den reinen Bestandszahlen recht gute Kassenlage des Bezirks-vereins ist also durch die Rücklagen für die bauli-che Sanierung des Hinterhauses und für die Erneu-erung der EDV-Anlage ganz erheblich zu relativieren. Stellt man diese Rücklagen und auch die im eigentlichen Kassenbericht (wie erläutert) zu niedrig ausgewiesenen Personalkosten mit deren korrektem Betrag gedanklich in das Zahlen-werk ein, so erweist sich auch das Jahresergebnis 2014 letztlich kaum besser als eine erneute „schwarze Null“- immerhin. Und selbst der Kas-senwart würde bei ganz strenger Befragung eventuell einräumen, dass es sich bei diesem Jah-resergebnis 2014 tendenziell sogar um eine eher „tiefschwarze Null“ handeln könnte…

Ulf Köpcke Geschäfts­ und Kassenführer

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Dr. Katharina Oswald • geb. 1967 in Freiburg • Juristin am Uniklinikum Freiburg • seit 21 Jahren ehrenamtlich in der Anlaufstelle

tätig und seit 18 Jahren in der Vorstandsarbeit des Bezirksvereins aktiv

Liebe Tina, wenn ich auf unserer Weihnachts­feier während des Jahresüberblicks richtig aufgepasst habe, so fallen mir zahlreiche Aktivi­täten ein, wo du fast immer mit deiner gesamten Familie dabei bist. Zum Beispiel: Weihnachten feiern, beim Brombergstraßenfest kassieren, beim 24h­Lauf joggen.

Was macht Dein ehrenamtliches Engagement in unserem Verein für Dich so interessant? Was sind Deine Beweg gründe?

Ich finde soziales Engagement, gerade bei Rand-gruppen, die sonst wenig Toleranz und Akzep-tanz erfahren, wichtig. Der ungezwungene Kon-takt im Freizeitbereich und der Theatergruppe hat mir von Anfang an viel Spaß gemacht und bringt mir bis heute immer wieder viele wertvolle Erfahrungen. Mittlerweile ist die Anlaufstelle zum „Familienprojekt“ geworden: Bei Fußball-spielen entweder als Fußballer oder Fanclub, sowie bei Ausflügen in den Europapark und allen sonstigen Festen sind Christian, Lisa und Leon oft mit dabei.

Die Arbeit der Anlaufstelle finden wir alle sehr unterstützenswert, zumal die Wiedereingliede-rung von Haftentlassenen eine gesellschaftliche Aufgabe ist, die uns alle betrifft.

Erinnerst Du Dich noch an den ersten Kontakt zur Anlaufstelle?

Während meines Jurastudiums war ich im Rahmen eines Gerichtspraktikums Anfang der 90er Jahre zu einer Infoveranstaltung in der Anlaufstelle und in der JVA Freiburg und habe erstmals Kontakt zu den Menschen bekommen, über die wir uns als Studenten nur als theoretische „Fälle“ Gedanken gemacht haben. Ich war tief beeindruckt, dass die Anlaufstelle auf eine Initiative von Jurastudenten in den 70erJahren zurückging. Gleichzeitig war ich auch betroffen, dass ich bis dahin so wenig über den Tellerrand geschaut hatte.

In dieser Zeit bin ich auch zufällig bei einem der ersten Brombergstraßenfeste vorbeigekommen, bei dem mich vor allem die Musik der Knastband neugierig gemacht hat.

Welche Veränderungen hast Du in dieser Zeit bei dem Geschehen in der Anlaufstelle wahrnehmen können und wie haben sich diese auf Deine Motivation, sich hier zu engagieren ausgewirkt?

Es hat sich einiges geändert. Seit nunmehr über 10 Jahren ist die Anlaufstelle und auch das Stra-ßenfest alkoholfrei. Neue Wohnbereiche wurden geschaffen, EinsA kam als neues Projekt dazu, das Hinterhaus musste geräumt werden. Einige aus finanzieller Not drohende Veränderungen, wie z.B. Stellenabbau im Arbeitsprojekt und reduzierte Freizeitangebote, konnten zum Glück abgewendet werden. Das motiviert mich, gemein-sam mit den Mitarbeitern und den vielen anderen Ehrenamtlichen, sich weiterhin im Verein zu engagieren.

Inwieweit ist Deine berufliche Tätigkeit als Justiziarin ein Gegensatz oder eine Ergänzung zu Deiner ehrenamtlichen Aktivität? Gibt es Gemeinsamkeiten?

Meine berufliche Tätigkeit hat kaum Berührungs-punkte zu der Arbeit im Verein. Das ist auch gut so. Ich sehe es als Bereicherung an, neben meiner eher abstrakten juristischen Tätigkeit im Beruf in der Anlaufstelle eine ganz andere Lebenswirklich-keit zu erfahren.

Tina, wenn Du drei Wünsche für den Verein frei hättest, wie würden diese lauten?

Genügend bezahlbaren Wohnraum, den wir unseren Klienten auch mal längerfristig vermie-ten können. Ausreichend Geld, um die soziale Arbeit und genügend Beschäftigungsmöglich-keiten für unsere Klienten finanzieren zu können. Außerdem wünsche ich mir engagierten Nach-wuchs für die Vorstandsarbeit.

Liebe Tina, ich bedanke mich für das Interview.

Ein Gespräch mit unserem Vorstandsmitglied Dr. Katharina Oswald

Geführt von Doris Oelhaf-Bollin

Ehrenamtlich im Bezirksverein für soziale Rechtspflege

Jahresbericht 2014 23

Vanessa roitsch

Bereits seit 2009 bin ich für das Vollrath-Hermis-son-Haus als ehrenamtliche Mitarbeiterin tätig. Mein ehrenamtliches Engagement bringe ich hauptsächlich im Freizeitbereich im direkten Kon-takt mit den „Anläufern“ ein. Immer im Hinblick auf die Belange der Haftentlassenen habe ich gemeinsam mit ihnen neue Ideen entwickelt und Projekte verwirklicht. Auch für die Verpflegung unserer Läufer beim 24-h-Lauf bin ich mit einem festen Team Jahr für Jahr verantwortlich. Von Juli 2013 bis Mai 2014 war ich als Sozialarbeiterin in der JVA Freiburg tätig. Dadurch hatte ich zusätz-lich zu meinem Ehrenamt im Freizeitbereich eine professionelle Verbindung aus einer ganz ande-ren Perspektive zu den Mitarbeitern des Vollrath-Hermisson-Hauses. Werner Ehinger, ehemaliges Vorstandsmitglied, legte mir bereits 2013 bei der Mitgliederversammlung eine Mitarbeit im Beirat

Neu bei uns im Beirat nahe. Da ich zu dieser Zeit vor einem beruflichen Umbruch stand, war dies schwierig zu verwirkli-chen.

Nachdem ich im Frühjahr 2014 von den Vorstands-mitgliedern Katharina Oswald und Christina Gröb-mayr als Nachwuchs im Beirat vorgeschlagen wur-de und Irene Groschopf ihren Posten als Beirätin beenden wollte, entschloss ich mich im Sommer 2014 für die ehrenamtliche Unterstützung des Beirates, um die Belange des Vereins aus einer weiteren Perspektive mit zu gestalten.

Im Juni 2014 bin ich als Sozialarbeiterin von der JVA Freiburg in die JVA Offenburg gewechselt. Meine ehrenamtliche Tätigkeit im Vollrath-Her-misson-Haus empfinde ich als eine gute Ergän-zung zum beruflichen Alltag, um die vielschichti-gen Problemlagen der (Ex-) Häftlinge aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten zu kön-nen und um den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren.

Die Einblicke, die ich nun in die Vorstands- und Beiratstätigkeit des Bezirksvereins erhalten habe, sind wichtige Erfahrungen, die mir verdeutlicht haben wie viel Engagement und Entscheidungs-freude hinter dem gut funktionierenden Verein stecken. Meine bisherige Mitarbeit im Vollrath-Hermisson-Haus hat mir immer viel Freude berei-tet. Nun freue ich mich auf die vielen neuen und spannenden Herausforderungen als Beirätin beim Bezirksverein für Soziale Rechtspflege.

In Fortführung der Tradition des badischen Gefan-genenfürsorgevereins, in dem sich schon Ende des 19.  Jahrhunderts engagierte Bürger um Strafge-fangene im Freiburger Gefängnis gekümmert und sich für deren Resozialisierung eingesetzt haben, ist die Arbeit des Bezirksvereins auch heute ge -prägt vom Einsatz und Engagement der Ehren-amtlichen, nicht nur bei der täglichen Arbeit mit den Klienten sondern auch auf der Führungsebe-ne. Ohne den vorbildlichen Einsatz engagierter Bürger in der Vergangenheit wie heute gäbe es unseren Verein in der jetzigen Form nicht. Seit den Resozialisierungsbemühungen zu Zeiten der Fürsorgevereine durch Ausstattung der Strafge-fangenen mit „erbaulicher Literatur“ haben sich allerdings die Aufgaben und Anforderungen an eine nachhaltige freie Straffälligenhilfe entschie-den verändert und verlangen mittlerweile profes-sionelles Handeln auf allen Ebenen.

Der Bezirksverein mit seinen heute elf Mitarbeite-rinnen und Mitarbeitern im Beratungsbereich, im Arbeitsprojekt und bei EinsA ist über die Jahre zu einem kleinen Unternehmen geworden, das eine verantwortungsvolle und kompetente Führung verlangt.

Wir sind stolz darauf, dass wir unsere auf dem Prinzip des bürgerschaftlichen Engagements be -ruhende Arbeit im Bereich der Vorstands- und Beiratstätigkeit bewahrt und – was bei der Größe des Vereins, der Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der vielfältigen Aufgaben nahe ge legen hätte – auf die Beschäftigung eines hauptamtlichen Geschäftsführers verzichtet ha ben.

Für unsere ehrenamtlich Tätigen eröffnen sich damit vielfältige Möglichkeiten des Engagements nicht nur im Bereich der unmittelbaren Begeg-nung mit unseren Klienten, bei der Freizeitgestal-

Bürgerschaftliches Engagement und Ehrenamt

24

tung aber auch bei der Öffentlichkeitsarbeit durch die Beteiligung an vielfältigen Veranstal-tungen mit informellem Charakter. Die ehrenamt-lich tätigen Mitglieder von Beirat und Vorstand gestalten bei in der Regel ca. zehn mal jährlich stattfindenden Sitzungen die Geschicke des Ver-eins. Dabei sind unsere Beiratsmitglieder in ihrer beratenden Funktion in alle Informationen und Entscheidungsvorgänge des Vorstands eingebun-den ohne indes seine Beschlüsse verantwortlich mittragen zu müssen.

Die seit fünf Jahren eingeführte Aufteilung der Zuständigkeit von je zwei Mitgliedern von Vor-stand oder Beirat als mittlere Führungsebene für jeweils einen unserer drei Be reiche hat sich als sinnvoll erwiesen, denn sie grenzt Verantwort-lichkeiten ein, bündelt persönliche Kompetenz und gibt viel Raum für eigene, kreative Ideen. Für alle im Bezirksverein engagierte Ehrenamtliche ist uns besonders wichtig, dass sie sich zum einen in einem Bereich engagieren können, der ihren Fähigkeiten und Neigungen entspricht und zum anderen, dass die zeitliche Inanspruchnahme durch das Ehrenamt sich in den vorgesehen Gren-zen hält.

Die gewählten Strukturen belassen unseren Mit-arbeiterinnen und Mitarbeitern ein großes Maß an Selbständigkeit und Eigenverantwortung, sie fordern daher viel Transparenz und offene Kom-munikation auf gleicher Augenhöhe. Gleiches gilt für unsere Ehrenamtlichen. Um unsere gemein-samen Ziele zu erreichen ist daher unser Umgang miteinander offen, freundschaftlich und getra-gen vom Respekt vor der Meinung des anderen.

Wie alle Vereine sind auch wir an Menschen inte-ressiert, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Die Arbeit mit Haftentlassenen ist nicht alltäglich, sie ist in jeder Hinsicht spannend, abwechslungs-reich und weitet den eigenen Erfahrungshorizont, sie ist befriedigend weil sie Erfolgserlebnisse ver-mittelt, sie ist bereichernd, weil wir unseren Ehrenamtlichen ein freundschaftliches Umfeld bieten, in dem sie sich mit ihren Stärken und Fähigkeiten einbringen können.

Wir würden es sehr begrüßen und uns freuen, wenn der eine oder die andere sich uns und unserem Verein anschließen würde.

Georg Royen, Vorsitzender

Bitte ausfüllen und einsenden oder per Fax an 0761 / 7 07 33 55

An den Bezirksverein für soziale Rechtspflege Vollrath-Hermisson-Haus Brombergstraße 6

79102 Freiburg

Beitrittserklärung

Ich werde Mitglied (Jahresbeitrag min. 15,– Euro) Mein Jahresbeitrag beträgt: Euro _______________________

Ich spende dem Bezirksverein für soziale Rechtspflege: Euro _______________________ und bitte um Übersendung einer Spendenbescheinigung

Ich bin mit dem Bankeinzugsverfahren einverstanden. Bitte buchen Sie meinen Beitrag von folgendem Konto ab:

Name ________________________________________________________________________________________

Straße ________________________________________________________________________________________

PLZ/Ort _______________________________________________________________________________________

Telefon _______________________________________________________________________________________

IBAN _________________________________________________________________________________________

BIC ___________________________________________________________________________________________

Kreditinstitut _________________________________________________________________________________

Ort, Datum ___________________________________ Unterschrift __________________________________

Vorsitzender: Georg Royen; Stellvertreterin: Brigitte Kanisch Geschäfts- und Kassenführer: Ulf KöpckeVorstandsmitglieder: Christina Gröbmayr, Doris Oelhaf-Bollin, Dr. Katharina OswaldBeiratsmitglieder: Julia Geeb, Vanessa Roitsch, Rolf Steiner

5 Mitarbeiter (3,85 Stellen)

2 Praktikanten ca. 15 Ehrenamtliche

Beratung in der JVA Freiburg

Beratung in der Anlaufstelle

Bereitstellung von ca. 20 Wohnplätzen

Geldverwaltung und Schuldenregulierung

Freizeitangebote

Integration von Haft-entlassenen in die Gesellschaft

Aufzeigen alternativer Wege um Straffällig-keit zu verhindern

Stärkung des Einzelnen bei seiner Lebensgestaltung

Anlauf- und Beratungsstelle im Vollrath-Hermisson-Haus (VHH)

Der Bezirksverein finanziert sich im wesentlichen durch:

Zuschüsse / Zuwendungen der Stadt Freiburg, des Justizministeriums und des Landesverbandes Zuweisung von Geldbußen durch die Justiz Mitgliedsbeiträge und Spenden Betreuungspauschalen des Jobcenter Freiburg für AGHs (Arbeitsgelegenheiten)

im Arbeitsprojekt Erlöse aus Dienstleistungen des Arbeitsprojekts

Wir sind eine gemeinnützige Einrichtung der freien Straffälligenhilfe, die von einem ehrenamtlichen Vorstand geleitet wird. Unsere Arbeit gilt der Unterstützung von Gefangenen und aus der Haft entlassenen Menschen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft sowie der Haftvermeidung.

3 Mitarbeiter (2,31 Stellen)

1 Praktikant

Beschäftigung mit: Entsorgungsarbeiten Umzügen Renovierungen  Montagearbeiten Vermarktung aus

Haushaltsauflösungen Reinigungsarbeiten Naturschutzarbeiten

Vermittlung von hand-werklichen Kenntnis-sen und Fähigkeiten

Vermittlung von Umgangsformen mit Kunden und Arbeitskollegen

Einübung von reali-tätsorientiertem Arbeitsverhalten

Arbeitsprojekt

3 Mitarbeiterinnen (1,6 Stellen)

Vermittlung in geeig-nete Einsatzstellen

Unterstützung bei der Antragsstellung bei beabsichtigter Ratenzahlung

Beratung hinsichtlich weiterer sozialer Hilfen

Die Vollstreckung einer Ersatzfreiheits-strafe bei Geldstrafen-schuldnern zu vermeiden

Gerichtliche Arbeits-auflagen zu realisieren

Gemeinnützige Arbeit bei Verfahrenseinstel-lungen nach § 153a StPO umzusetzen

EinsA – Einsatzvermittlung gemeinnützige Arbeit Freiburg

Bezirksverein für soziale Rechtspflege

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Vollrath-Hermisson-Haus · Brombergstraße 6 · 79102 Freiburg