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AZA 3000 Bern 6 PP Journal Mutationen: Postfach, 3000 Bern 6 Nr. 09 28. Juni 2018 Tel: 031 357 57 57, Fax 031 357 57 58, E-Mail: [email protected], Internet: www.sev-online.ch Die Zeitung der Gewerkschaft des Verkehrspersonals Ein Bedienpunkte-Sterben im Berner Oberland und im Jura bringt Tausende Lkw-Fahrten mehr, trifft die Jurabahn CJ und die Waldwirtschaft. Seite 5 Abbau bei SBB Cargo wird konkret Der Soziologe Bernard Friot und der Ökonom Silvano Toppi zeigen auf, warum Marx aktuell bleibt. Dossier Seiten 6 bis 8 200. Geburtstag Vorstösse auf Bundes- und Kantonsebene sollen weitere Geisterbahnhöfe verhindern. Fokus Seite 16 SBB-Verkaufsstellen Keystone/Olivier Maire In Bern waren es rund 150, in Olten 300 und in Zürich 350 Bähnler/innen, die mit Ballon-Postkarten an die SBB-Füh- rung appellierten, nicht länger auf ihren überzogenen Forderungen zu beharren und beim zu erneuernden GAV auf Kos- ten des Personals sparen zu wollen. In Bellinzona, Genf und Lausanne folgten weitere 600 dem Aufruf des SEV. Die Hauptbotschaft an die Führung der SBB war klar: Sozialabbau ist nicht ver- handelbar. Das Bahnpersonal hat in den letzten Jahren bereits enorme Op- fer gebracht. Es fordert Respekt und Wertschätzung statt Verachtung. Darum kämpft es für seinen GAV. Da CEO Andreas Meyer unerreichbar auf einem andern Planeten zu sein scheint, wurden die an ihn gerichteten Postkar- ten mit Ballonen auf dem Luftweg ver- schickt. Auf den Karten stand: «Die GAV-Forderungen der SBB sind eine Kampfansage an die gesamte Beleg- schaft: Kürzungen, Abbau, Verschlech- terungen. Jetzt reicht’s! Das lassen wir uns nicht gefallen!» Die Symbolik war klar: Die Führung, die abgehoben von den Mitarbeitenden in einer anderen Welt lebt, soll zu diesen zurückfinden. Seiten 2 und 3 1400 Eisenbahner/innen auf der Strasse «Haalloo ...? Erde an Meyer …» Rund 1400 Eisenbahner/innen demonstrierten am 18. Juni an sechs Orten in der Schweiz für ihren GAV SBB / SBB Cargo. Patrick Luethy In Olten nahmen rund 300 Eisenbahner/innen an der Protestaktion des SEV teil. Ein schöner Erfolg, den auch die Medien aufnahmen.

1400 Eisenbahner/innen auf der Strasse «Haalloo ? Erde an ......Hause bei Mama in Ber-lin und wollte den Urlaub gleich mit der Ostsee verbinden. Also bin ich für ein paar Tage nach

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Page 1: 1400 Eisenbahner/innen auf der Strasse «Haalloo ? Erde an ......Hause bei Mama in Ber-lin und wollte den Urlaub gleich mit der Ostsee verbinden. Also bin ich für ein paar Tage nach

AZA 3000 Bern 6PP Journal

Mutationen:Postfach, 3000 Bern 6

Nr. 09

28. Juni2018

Tel: 031 357 57 57, Fax 031 357 57 58, E-Mail: [email protected], Internet: www.sev-online.ch

Die Zeitung der Gewerkschaft des Verkehrspersonals

Ein Bedienpunkte-Sterben im Berner Oberlandund im Jura bringt Tausende Lkw-Fahrten mehr,trifft die Jurabahn CJ und die Waldwirtschaft.

Seite 5

Abbau bei SBB Cargo wird konkretDer Soziologe Bernard Friot undder Ökonom Silvano Toppi zeigenauf, warum Marx aktuell bleibt.

Dossier Seiten 6 bis 8

200. GeburtstagVorstösse auf Bundes- undKantonsebene sollen weitereGeisterbahnhöfe verhindern.

Fokus Seite 16

SBB-Verkaufsstellen

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In Bern waren es rund 150, in Olten 300und in Zürich 350 Bähnler/innen, diemit Ballon-Postkarten an die SBB-Füh-rung appellierten, nicht länger auf ihren

überzogenen Forderungen zu beharrenund beim zu erneuernden GAV auf Kos-ten des Personals sparen zu wollen. InBellinzona, Genf und Lausanne folgtenweitere 600 dem Aufruf des SEV.Die Hauptbotschaft an die Führung derSBB war klar: Sozialabbau ist nicht ver-handelbar. Das Bahnpersonal hat inden letzten Jahren bereits enorme Op-

fer gebracht. Es fordert Respekt undWertschätzung statt Verachtung. Darumkämpft es für seinen GAV.Da CEO Andreas Meyer unerreichbar aufeinem andern Planeten zu sein scheint,wurden die an ihn gerichteten Postkar-ten mit Ballonen auf dem Luftweg ver-schickt. Auf den Karten stand: «DieGAV-Forderungen der SBB sind eine

Kampfansage an die gesamte Beleg-schaft: Kürzungen, Abbau, Verschlech-terungen. Jetzt reicht’s! Das lassen wiruns nicht gefallen!» Die Symbolik warklar: Die Führung, die abgehoben vonden Mitarbeitenden in einer anderenWelt lebt, soll zu diesen zurückfinden.

Seiten 2 und 3

1400 Eisenbahner/innen auf der Strasse

«Haalloo ...? Erde an Meyer …»

Rund 1400 Eisenbahner/innendemonstrierten am 18. Juni ansechs Orten in der Schweiz fürihren GAV SBB / SBB Cargo.

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In Olten nahmen rund 300 Eisenbahner/innen an der Protestaktion des SEV teil. Ein schöner Erfolg, den auch die Medien aufnahmen.

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2 AKTUELL AKTUELL

........ 2kontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

kontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

Ein Meer von roten Ballonen, rote SEV-Warnwestenso weit das Auge reicht, Jubel und lautes Pfeifen –unsere Protestaktion vom 18. Juni (siehe links)setzte gleich mehrere Zeichen: ein Zeichen, dasswir uns Verschlechterungen des GAV SBB / SBBCargo nicht gefallen lassen; ein Zeichen, dass wirbereit sind, für einen gleichwertigen GAV zu kämp-fen; ein Zeichen, dass wir gemeinsam einstehenfür gute Arbeitsbedingungen und einen guten Ser-vice public.

Im Verlauf dieses Jah-res sollen neun SBB-Verkaufsstellen ge-schlossen werden(siehe Fokus Seite 16).Das Verkaufspersonalist bereits heute ange-wiesen, die Kundschaftmöglichst für die Billett-Automaten und die digita-len Verkaufskanäle fit zu machen und sie so –ganz unauffällig – langsam umzuerziehen. Schrittfür Schritt verschwinden die Menschen von denBahnhöfen in unserem Land, und mit ihnen dieDienstleistungen.

Bei SBB Cargo sieht es nicht besser aus: Per Fahr-planwechsel 2018/19 sind auch dort Schliessun-gen geplant. Mehrere Bedienpunkte stehen vordem Aus (siehe Seite 5), die Kundschaft springtteilweise jetzt schon ab vom teuren Cargo-Zug, derauf dem falschen Gleis unterwegs ist. Sie steigenlieber auf die Strasse um … Auch hier lautet dasSchlagwort «Serviceabbau». Ohne die staatlichenSubventionen geht es, wie es scheint, wohl dochnicht.

Die SBB ist ein Unternehmen mit Service-public-Auftrag. Verladebahnhöfe, Verkaufsstellen, Zugbe-gleitung – all das ist Service public. Doch was wirzurzeit von ihr bekommen, ist Abbau, Ausdünnungund Enthumanisierung. Langsam regt sich auch inder Politik Widerstand gegen diese Entwicklungen.

Unsere Mobilisierung am 18. Juni war ein Erfolg,und nicht ohne Grund war das mediale Interessederart gross. Denn am Ende kämpfen die Kollegin-nen und Kollegen bei der SBB nicht nur um ihrenGAV, sondern auch für einen starken Service public– und das geht uns alle etwas an.

EDITO

«Wir stehengemeinsam ein füreinen guten GAV undden Service public.» Manuel Avallone, Vizepräsident SEV

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«Eure Führung behauptet, dassihr SBB-Mitarbeitenden zu vielkostet und dass ihr darum beieuern Löhnen, Zulagen, Ferienund der Arbeitszeit Opfer brin-gen müsst», erklärte SEV-Prä-sident Giorgio Tuti vor 350 De-monstrierenden auf demVorplatz des Landesmuseumsin Zürich. «Zugleich abernimmt sich euer CEO mit sei-nem Millionenlohn ein zwei-monatiges Sabbatical auf Kos-ten der Unternehmung. Sogeht das nicht!» Darauf tat dasPublikum lautstark kund, dasses diese Verschlechterungennicht brav schlucken will. Undsandte Ballonpostkarten mitdieser klaren Botschaft an denCEO im Irgendwo.Auch am SBB-Sitz in Bern-Wankdorf liessen 150 Bähn-ler/innen Ballonkarten stei-gen, und in Olten gut 300. «Wirkämpfen um unsere Arbeitsbe-dingungen – um unsere Ferien,Zeitregelungen, Löhne, Schicht-und anderen Zulagen», riefendort SEV-Gewerkschaftssekre-tär Urs Huber und eine Zugbe-gleiterin den Demonstrant/in-nen zu. «Wir kämpfen für einenKündigungsschutz, der davorschützt, dass man bei jeder Re-organisations-Wahnidee raus-fliegt. Bei der Infrastruktur z. B.betrug die Halbwertzeit einerReorganisation in den letztenJahren etwa drei Jahre. Wirkämpfen dafür, dass Treue be-lohnt bleibt. Eure Chefs erzäh-len überall herum, wie toll eureLöhne und Arbeitsbedingun-gen seien: Wieso dann findensie in vielen Bereichen kaummehr gute Leute, oder dieselaufen ihnen sogar davon? DieSBB-Forderungen waren undsind inakzeptabel!» Fi

Gut besuchte, bunte SEV-Kundgebungen in Bern, Olten, Zürich, Bellinzona, Genf und Lausanne

1400 Bähnler/innen machen für den GAV mobilDie sechs SEV-Demosgegen die inakzeptab-len Forderungen derSBB-Führung nach Ein-sparungen auf Kostendes Personals waren inallen drei Landesteilenein voller Erfolg. Am26./27. Juni wurde wei-terverhandelt.

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kontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

Ein Meer von roten Ballonen, rote SEV-Warnwestenso weit das Auge reicht, Jubel und lautes Pfeifen –unsere Protestaktion vom 18. Juni (siehe links)setzte gleich mehrere Zeichen: ein Zeichen, dasswir uns Verschlechterungen des GAV SBB / SBBCargo nicht gefallen lassen; ein Zeichen, dass wirbereit sind, für einen gleichwertigen GAV zu kämp-fen; ein Zeichen, dass wir gemeinsam einstehenfür gute Arbeitsbedingungen und einen guten Ser-vice public.

Im Verlauf dieses Jah-res sollen neun SBB-Verkaufsstellen ge-schlossen werden(siehe Fokus Seite 16).Das Verkaufspersonalist bereits heute ange-wiesen, die Kundschaftmöglichst für die Billett-Automaten und die digita-len Verkaufskanäle fit zu machen und sie so –ganz unauffällig – langsam umzuerziehen. Schrittfür Schritt verschwinden die Menschen von denBahnhöfen in unserem Land, und mit ihnen dieDienstleistungen.

Bei SBB Cargo sieht es nicht besser aus: Per Fahr-planwechsel 2018/19 sind auch dort Schliessun-gen geplant. Mehrere Bedienpunkte stehen vordem Aus (siehe Seite 5), die Kundschaft springtteilweise jetzt schon ab vom teuren Cargo-Zug, derauf dem falschen Gleis unterwegs ist. Sie steigenlieber auf die Strasse um … Auch hier lautet dasSchlagwort «Serviceabbau». Ohne die staatlichenSubventionen geht es, wie es scheint, wohl dochnicht.

Die SBB ist ein Unternehmen mit Service-public-Auftrag. Verladebahnhöfe, Verkaufsstellen, Zugbe-gleitung – all das ist Service public. Doch was wirzurzeit von ihr bekommen, ist Abbau, Ausdünnungund Enthumanisierung. Langsam regt sich auch inder Politik Widerstand gegen diese Entwicklungen.

Unsere Mobilisierung am 18. Juni war ein Erfolg,und nicht ohne Grund war das mediale Interessederart gross. Denn am Ende kämpfen die Kollegin-nen und Kollegen bei der SBB nicht nur um ihrenGAV, sondern auch für einen starken Service public– und das geht uns alle etwas an.

EDITO

«Wir stehengemeinsam ein füreinen guten GAV undden Service public.» Manuel Avallone, Vizepräsident SEV

Alex

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«Eure Führung behauptet, dassihr SBB-Mitarbeitenden zu vielkostet und dass ihr darum beieuern Löhnen, Zulagen, Ferienund der Arbeitszeit Opfer brin-gen müsst», erklärte SEV-Prä-sident Giorgio Tuti vor 350 De-monstrierenden auf demVorplatz des Landesmuseumsin Zürich. «Zugleich abernimmt sich euer CEO mit sei-nem Millionenlohn ein zwei-monatiges Sabbatical auf Kos-ten der Unternehmung. Sogeht das nicht!» Darauf tat dasPublikum lautstark kund, dasses diese Verschlechterungennicht brav schlucken will. Undsandte Ballonpostkarten mitdieser klaren Botschaft an denCEO im Irgendwo.Auch am SBB-Sitz in Bern-Wankdorf liessen 150 Bähn-ler/innen Ballonkarten stei-gen, und in Olten gut 300. «Wirkämpfen um unsere Arbeitsbe-dingungen – um unsere Ferien,Zeitregelungen, Löhne, Schicht-und anderen Zulagen», riefendort SEV-Gewerkschaftssekre-tär Urs Huber und eine Zugbe-gleiterin den Demonstrant/in-nen zu. «Wir kämpfen für einenKündigungsschutz, der davorschützt, dass man bei jeder Re-organisations-Wahnidee raus-fliegt. Bei der Infrastruktur z. B.betrug die Halbwertzeit einerReorganisation in den letztenJahren etwa drei Jahre. Wirkämpfen dafür, dass Treue be-lohnt bleibt. Eure Chefs erzäh-len überall herum, wie toll eureLöhne und Arbeitsbedingun-gen seien: Wieso dann findensie in vielen Bereichen kaummehr gute Leute, oder dieselaufen ihnen sogar davon? DieSBB-Forderungen waren undsind inakzeptabel!» Fi

Gut besuchte, bunte SEV-Kundgebungen in Bern, Olten, Zürich, Bellinzona, Genf und Lausanne

1400 Bähnler/innen machen für den GAV mobilDie sechs SEV-Demosgegen die inakzeptab-len Forderungen derSBB-Führung nach Ein-sparungen auf Kostendes Personals waren inallen drei Landesteilenein voller Erfolg. Am26./27. Juni wurde wei-terverhandelt.

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4kontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

Ich bin mal wieder zuHause bei Mama in Ber-lin und wollte den Urlaubgleich mit der Ostseeverbinden. Also bin ichfür ein paar Tage nachUsedom gefahren. Esheisst, keine andere In-sel an der deutschenOstseeküste zähle soviele Sonnenstunden.Mit Usedom verbinde ichviele Eindrücke meinerKindheit, mit der Ostseesowieso. Wenn ich hier-herkomme, dann fühleich mich regelrecht in dieVergangenheit zurück-versetzt. Die deutscheOstsee bedeutet für michHeimat. Manchmal wun-dere ich mich, dass esmich nicht dorthin ver-

schlagen hat, sondern indie entgegengesetzteRichtung in die Berge.Als Kinder waren wir imFerienlager auf Usedom,womit ich viele Erinne-rungen verbinde, dochauch später als Familiesind wir oft hierherge-kommen. Überall gibt esdie Ostseebäder, meistmit einer langen Seebrü-cke , auch Mole genannt,verbunden durch kleineherzige Bäderbahnen.Die Ostsee ist im Gegen-satz zur Nordsee nicht sosehr von den Gezeitengeprägt. Das heisst, dasWasser ist immer da. ImWinter wie im Sommer istdie Ostsee einfach nurschön, wüst mit Sturm

oder kühl mit einer hefti-gen Brise. Die Leute sindein wenig mürrisch, dochdas liegt meist nur an ih-rem strengen norddeut-schen Dialekt. Und dieWälder duften so ver-traut. Hier bin ich oft ge-wesen, es war sozusagenmeine zweite Heimat ne-ben Berlin und demBrandenburger Land.Weisse, malerische Vil-len, endlose Promena-den und weisser, weicherSand. Ich liebe die Ost-see und kein Meer imVergleich kann es meinerMeinung nach mit ihraufnehmen. Der Atlantikund das Mittelmeer sindauch schön, wüst undwild, doch die Ostsee ist,

wahrscheinlich auch weilsie mich so sehr an mei-ne Kindheit erinnert, bis-her für mich der schönstePlatz der Welt. Egal obWismar, Kühlungsborn,Rostock- Warnemünde,Rügen oder Usedom, diedeutsche Ostseeküste isteinfach traumhaft. Dortkann ich abschalten vonallem um mich herum,ob wohl es doch nichtganz so weit weg ist.Softeis und Fischbröt-chen dürfen nicht fehlen.

Dieser Urlaub war fürmich einfach einmalig,mit unglaublich vielen,neuen Eindrücken. Undwieder habe ich ein we-nig mehr erfahren überdiese mir so vertrauteund doch immer wiederneu zu entdeckende Ost-seelandschaft.

MEINE MEINUNG

Zurück in die Vergangenheit

«Die Leute sind einwenig mürrisch, dochdas liegt meist nur anihrem strengen nord-deutschen Dialekt.» Sabrina Tessmer

Die zunehmenden Beitritte inden SEV haben den Vorstanddazu bewogen, die Werbeakti-on für Neumitglieder von derSBB zu verlängern. Diese profi-tieren von drei Monaten Gratis-mitgliedschaft, wenn sie demSEV bis Ende September bei-treten. Eine Geste, die Nicht-mitglieder dazu motivierensoll, sich in der Zeit der sehrschwierigen GAV-Verhandlun-gen mit der SBB gewerkschaft-lich zu organisieren.Dem Vorstand ist klar, dass dieGratismitgliedschaft nur ein

Element für die Stärkung unse-rer Gewerkschaft darstellt. DiePositionierung des SEV in denVerhandlungen ist der wesent-liche Faktor für die Steigerungder Mitgliederzahlen.

Auch andere Themen bewegenDer Vorstand kam auch auf dieFernbusse zu sprechen. Im Fo-kus stand insbesondere dasEintreten von Flixbus in denSchweizer Markt durch eineKooperation mit dem Schwei-zer Unternehmen Eurobus, dasseit dem 10. Juni nationaleFernbusse betreibt. SEV-Vize-präsidentin Barbara Spalingerinformierte über die wichtigs-ten Schritte des SEV in diesemDossier: «Wir haben zweiSchreiben verschickt: Einesans Bundesamt für Verkehr,worin wir Zugang zu den Unter-lagen fordern, die bei der Kon-zessionsvergabe für die drei

neuen Fernbus-Linien als Basisdienten. Damit wollen wir Ein-sicht in die Bedingungen derBranche gewinnen, die Euro-bus beim Betrieb der Linienbeachten muss. Der zweiteBrief ging an die Leitung vonEurobus Swiss Express zur Ver-einbarung eines Treffens mitdem Ziel, einen GAV zu verhan-deln.»Wer sich wunderte, wieso sichder SEV hier engagiert, nach-dem er sich grundsätzlich ge-gen Fernbusse ausgesprochenhatte, erhielt eine logische Er-klärung von Präsident GiorgioTuti: «Die vergebenen Konzes-sionen sind eine Tatsache. Esist jetzt unsere Aufgabe, dasFahrpersonal zu organisierenund dessen Arbeitsbedingun-gen und Löhne zu verteidigen– auch im Interesse der ge-samten öV-Branche.»

Vivian Bologna / chf

Vorstand SEV

Gratisbeitritte bis SeptemberDrei Monate Gratismit-gliedschaft! Zusammenmit den Verhandlungendes GAV SBB wurdeauch die Aktion für Neu-mitglieder von der SBBbis zum 30. Septemberverlängert.

Bei uns spielt die Solidarität On y joue la carte da la solidarité Solidarietà: la nostra carta vincente

Der SEV verteidigt deinen GAV mit Klauen und Zähnen. Hilf auch du mit, ihn zu verteidigen!

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SBB-Mitarbeitenden, die bis spätestens Ende September 2018 beim SEV Mitglied werden, schenken wir die ersten 3 Monatsbeiträge.

Jetzt profitieren und sofort Mitglied werden! sev-online.ch/beitreten©

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5kontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

Schon auf Ende 2017 hat SBBCargo in Emmenmatt und Inter-laken Ost einen wichtigen Kun-den verloren: die Abfallverwer-tungs-AG Avag mit Sitz in Thun.Für diese führte SBB Cargoletztes Jahr noch 250 Bahnwa-gen der Abroll-Container-Trans-port-Service AG (ACTS) mit Müllvon Emmenmatt nach Thun,und etwa gleich viele ACTS-Wa-gen von Interlaken Ost nachThun. Auf jedem Wagen fuhrenje drei Abroll-Container mit ei-nem Fassungsvermögen von jerund 13–14 Tonnen mit. 500 x40 = 20 000 Tonnen Müll: Etwadiese Jahresmenge wird seit2018 von den Avag-Annahme-stellen Interlaken Ost und Em-menmatt per Lkw direkt zurKehrichtverbrennungsanlageThun gefahren. Etwa 500 x 3 =1500 Lkw fahren somit wesent-lich weiter als bisher.

Bahn für Mülltransport zu teuer?Markus Jenni, der den Avag-Be-reich Entsorgungszentralen lei-

tet, begründet den Bahnver-zicht damit, dass zweimaligesUmladen auf relativ kurzer Di-stanz keinen Sinn mehr mache,vor allem preislich, «bei ökolo-gischer Gleichwertigkeit» (?). DieFrage bleibt offen, warum sichSBB Cargo und Avag nicht mehrgefunden haben. Hat man allesversucht? Hätten Subventionenden Bahntransport gerettet?

Salz weiter auf der Bahn – aberwie lange noch?Von der Schliessung der Ober-länder Bedienpunkte betroffensind auch die Schweizer Sali-nen. Die rund 60–70 Ucs-Silo-wagen à 25 Tonnen Auftausalzpro Jahr, die sie bisher nach In-terlaken Ost lieferten, würdenkünftig über den BedienpunktThun geführt, sagt ihr LeiterLogistik Jörg Dietiker. Ob diebisher über Emmenmatt gelie-ferten ca. 12 Wagen pro Jahrfür Grünenmatt und ca. 14 Wa-gen für Schüpbach weiterhin

mit der Bahn transportiert wer-den (über Hasle bei Burgdorfoder Konolfingen), werde nochverhandelt. Betroffen sind dieSalinen auch von der Schlies-sung des Bedienpunkts LaChaux-de-Fonds: Für diesen seiDelémont kein valabler Ersatz,da zu weit weg, bedauert JörgDietiker. Darum würden diese80–90 Wagen pro Jahr künftigmit dem Lkw transportiert.Offen sei auch, ob die Salinender Bahn treu bleiben können,wenn in zwei Jahren die Ucs-Si-lowagen lärmsaniert werdenmüssen. Als Ersatz sind ACTS-Abroll-Container gedacht. «DieBahn wird immer teurer, derLastwagen jedoch nicht», stelltJörg Dietiker fest. «Deshalb tutuns die Schliessung der Be-dienpunkte wirtschaftlich nichtweh. Doch aus ökologischenGründen würden wir gerne wei-terhin auf die Bahn setzen.»Weitere Kunden gab es in letz-ter Zeit in Interlaken Ost kaum

mehr, und auch nicht in Em-menmatt, abgesehen von ein-zelnen Bahnwagen für einenHolzhändler und für die Armee.

Alles nur halb so schlimm?Dass SBB Cargo nach dem Ver-lust eines grossen Kunden mitden übrigen Kunden effizienteLösungen sucht, ist verständ-lich. Wenn Bahnlösungen überandere Bedienpunkte gefundenwerden, ist das zwar gut, dochweil sich der Weg zwischenBahnhof und Kunde verlängert,verliert die Bahn trotzdem Ver-kehr an die Strasse. Und erstrecht dann, wenn Güter ganzauf den Lkw wechseln, wie dasSalz für La Chaux-de-Fonds.So bewirkt SBB Cargo letztlichmehrere Verkehrsverlagerun-gen auf die Strasse, und auchwenn diese im Einzelfall kaumrelevant scheinen, schaden sieder Umwelt und senken das Gü-tervolumen der Bahn.

Markus Fischer

SBB Cargo schliesst Bedienpunkte

Verlagerung auf die StrassePer Fahrplanwechsel2018/2019 schliesstSBB Cargo zwei Bedien-punkte im Berner Ober-land und elf im Jura. Wirhaben bei betroffenenKunden nachgefragt,was das für sie heisst.

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Der Mülltransport mit ACTS-Wagen von Interlaken Ost und Emmenmatt nach Thun ist leider vorbei.

Im Rahmen des geplantenAbbaus von Bedienpunktenund Arbeitsplätzen hat SBBCargo im Berner Oberland in-zwischen 14 Bedienpunkteüberprüft und will die zwei inEmmenmatt und InterlakenOst auf den Fahrplanwechsel2018/2019 schliessen, wie esim «Cargo Flash» vom 5. Junigeschrieben stand. Zudemseien im Jura 16 Bedien-punkte überprüft worden, da-von zwei im Kanton Neuen-burg und 14 im Kanton Jura.Hier soll «im Regelangebotauf den Bedienpunkt Delé-mont fokussiert werden». ImRahmen von Kundenverein-barungen sollen zudem flexi-ble Transporte nach Alle, Bu-re, Glovelier und Porrentruyerfolgen. Obwohl somit vonden überprüften 16 Bedien-punkten im Jura nur nochfünf bedient würden, könnten80 % der Verkehrsmenge aufder Schiene gehalten wer-den, schreibt SBB Cargo. Mitden Kunden würden nun bisEnde Juni die Details verhan-delt, und ab Juli bis im Winterdann ein zweiter Überprü-fungsschritt per Fahrplan-wechsel Ende 2019, da dieLösung noch immer nichtrentabel sei. In den zwei Re-gionen fallen durch den Ab-bau im Rangierbereich 7,5Stellen weg. Mit den betrof-fenen Mitarbeitenden wür-den Lösungen gesucht. Fi

ABBAUPLAN

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Markus Brunner, der Direktor vonWaldSchweiz, dem Verband derSchweizer Waldeigentümer, istsehr besorgt über die auf Ende2018 geplante Schliessung vonVerladebahnhöfen für lange Gü-ter (= Holz) im Jura. Betroffensind nach einer ihm vorliegendenListe La Chaux-de-Fonds und LeLocle Col-des-Roches. Pruntrutund Alle werden nur noch punk-tuell gemäss Kundenvereinba-rung bedient. Glovelier bleibtanscheinend (noch) offen, dochist eine zweite Überprüfung imHinblick auf weitere Schliessun-gen geplant. Geschlossen wer-den sollen laut Liste auch drei

Verladebahnhöfe der Chemins defer du Jura (CJ): Le Noirmont,Les Breuleux und Les Reussilles.«Immer längere Zu- und Abfuhr-strecken zu den Verladeorten ma-chen es unattraktiver, überhauptnoch auf die Bahn umzuladen»,warnt Markus Brunner.Er kritisiert auch, dass es im Ber-ner Oberland, im Emmental, inden Freiburger (Vor-)Alpen und inden Kantonen OW und NW heuteschon zu wenig Verlademöglich-keiten gibt, sodass Holzlastwa-gen aus diesen nadelholzreichenRegionen bis zu 50 km und wei-ter fahren müssen, um Holz aufdie Bahn zu verladen. Fi

Waldwirtschaft braucht Verladebahnhöfe

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Die von SBB Cargo geplanteSchliessung von Bedienpunktenim Jura gab an der Aktionärsver-sammlung der Chemins de fer duJura (CJ) vom 20. Juni viel zureden. CJ-Verwaltungsratsprä-sident Maxime Jeanbourquinsprach von einer Katastrophe fürdas Unternehmen. Betroffen sindu. a. die Bedienpunkte La Chaux-de-Fonds (NE), Tavannes (BE)sowie im Kanton Jura Glovelierund Pruntrut. Diese Bedienpunktesind für den Güterverkehr der CJals Anknüpfpunkte ans SBB-Netzunverzichtbar.

«Wir versuchen zusammen mitunseren Kunden und den Kanto-

nen Jura, Bern und Neuenburg alsBesteller an allen Fronten Druckzu machen, damit SBB Cargo dieSchliessung der Bedienpunkteaufschiebt», erklärte CJ-DirektorFrédéric Bolliger. «Wir prüfenauch, die Tätigkeit von SBB Cargoin unserer Region zu übernehmen.Das werden wir tun, falls dieKosten gedeckt sind. Wir habensoeben beschlossen, zusammenmit dem Kanton Jura eine Studiezur Entwicklung des Güterver-kehrs in der Region zu lancieren.»

Am Schluss der Versammlung batVR-Präsident Maxime Jeanbour-quin alle Aktionäre, in ihrem Um-feld auf die Risiken der Cargo-

Strategie der SBB für die CJhinzuweisen und ihren politischenEinfluss geltend zu machen.

SEV-GewerkschaftssekretärJean-Pierre Etique begrüsst denWiderstand der CJ gegen dieSchliessung der Bedienpunkte.«SBB Cargo will den Einzel-Wa-genladungsverkehr aufgeben undnur noch Ganzzüge fahren. DieFolge wären mehr Lastwagen,obwohl das Volk stets für dieVerlagerung auf die Schienegestimmt hat.» 2017 haben dieCJ auf ihrem Schmalspurnetz92 000 Nettotonnen Güter trans-portiert. Das entspricht etwa3000 Lastwagen. vbo / Fi

«Der Rückzug von SBB Cargo wäre für die CJ eine Katastrophe»

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6kontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

kontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

Wieso Karl Marx heu-te so relevant ist wienie zuvor.» Aus dem

Munde eines Marxisten würdeuns diese Behauptung wohlzum Schmunzeln bringen. Indiesem Fall stammt sie jedochvon Historiker Adam Tooze. Siestand als Titel über seinem Ar-tikel in der «Financial Times»vom 4. Mai, einen Tag vor dem200. Geburtstag von Marx.Die Finanzkrise im 2007, dienur knapp nicht in einem US-Staatsbankrott endete, erklärtzweifellos das Zurückkommenauf Marx als Denker der Krisenund der Ungleichheit. Die briti-

« sche Wirtschaftszeitung verlieh2014 ihren Preis für das Wirt-schaftsbuch des Jahres demBeststeller «Das Kapital im 21.Jahrhundert». Der französischeÖkonom Thomas Piketty doku-mentiert darin die Geschichteder Ungleichheit zwischen denSuperreichen und dem Restder Bevölkerung. Der Titelspielt natürlich auf das be-kannteste Werk von Marx an:«Das Kapital».

Nach Marx wie Marx denken?Der 200. Geburtstag von KarlMarx bietet Gelegenheit, andiesen radikalen Denker zu er-

innern und über die Aktualitätund Relevanz seines Werksnachzudenken. Vielleicht trägtdies zu einem besseren Ver-ständnis des Zeitgeistes unse-rer heutigen Welt bei, in der dieGlobalisierung allgegenwärtigist. Marx’ Schriften sind natür-lich stark vom 19. Jahrhundertgeprägt, als das Proletariat auf-kam und sich als soziale Klassezu organisieren begann, undals der Sozialstaat noch in denAnfängen stand.Erlaubt uns Marx’ wirtschaftli-ches, soziales und revolutionä-res Denken, den weltweitenKapitalismus des 21. Jahrhun-derts zu verstehen und Wege zueiner besseren Wirtschaftsord-nung zu finden? Kann man nachMarx noch wie Marx denken?Genau das war das Thema derdreitägigen Veranstaltung«Marx 2018», die Anfang Maivon der «Waadtländer Philo-sophiegruppe» im «Maison deQuartier sous-gare» in Lau-sanne organisiert wurde.

Der Anlass begann mit einer an-regenden Auslegung von Marx’Werk durch Bernard Friot, Ar-beitsökonom, emeritierter So-ziologieprofessor der Universi-tät Paris Nanterre und Autorvon «Emanciper le travail». Ba-sierend auf Marx’ Denken hin-terfragte Friot die Vorstellung,dass der Kapitalismus unüber-

windbar sei. Das Bürgertum seinicht die einzige organisiertesoziale Klasse. Kritisches Den-ken dürfe sich nicht nur daraufbeschränken, sich mit den Op-fern des weltweiten Kapitalis-mus zu solidarisieren und die-sen zwar zu kritisieren, abernicht infrage zu stellen. Im Na-men von Marx lehnt Friot dieseHaltung der kritischen Sozial-wissenschaften ab, denn dieseverunmöglichten damit einNachdenken über Alternativenzum Kapitalismus.Friot forderte dazu, die Gegen-wart mit andern Augen zu be-trachten: Der Übergang vom Ka-pitalismus zum Kommunismuslaufe bereits. Er erinnerte andie Definition des Kommunis-mus von Karl Marx und Fried-rich Engels in ihrem Werk «Diedeutsche Ideologie»: «DerKommunismus ist die wirklicheBewegung, die den jetzigen Zu-stand aufhebt.» Für Friot ist«die Bewegung, die den Kapita-lismus durch den Kommunis-

mus ersetzen will, in unserenGesellschaften schon vorhan-den».

Denker des KlassenkampfesHeute, wo man meint, dass derNeoliberalismus alles auf die-sem Planeten wegfegt, erstauntdie Behauptung von Friot. Siemacht aber auch Hoffnung.

«Mehr noch als ein Denker derHerrschaft war Marx ein Denkerdes Gegensatzes», betont Friot.«Was erlaubt, dass wir überden Wandel nachdenken, übereine Alternative zum Kapitalis-mus. Es bedeutet auch, dasswir von zwei Klassen ausgehen,die sich ihrer Interessen be-wusst sind und diese auchdurchsetzen können, und nichtvon einer einzigen dominieren-den Klasse. Mit Marx denkenbedeutet auch, an der Schuleder Sieger zu sein, den Kommu-nismus in seiner Entstehung zubeobachten und den sozialenAspekt einer Alternative zumKapitalismus zu erkennen. Dasist es, was die Lektüre von Marxungemein spannend macht. Erhält uns ständig vor Augen,dass die Revolution möglichist.»

Kampf um die Herrschaftüber die ArbeitGemäss Marx liege der funda-mentale (Klassen-)Gegensatzim Kapitalismus darin, wie dieArbeit als Produzentin von wirt-schaftlichem Wert definiertwird, erklärte Friot weiter. DerKapitalismus habe die Macht-position zu definieren, was Ar-beit ist und was nicht – undfolglich auch, welche Art vonAktivität wertvoll ist und welchenicht. «Um die Definition derArbeit und deren Kontrollestreiten sich zwei Klassen.»Friot präzisiert, «dass nicht dasGeld im Zentrum des Klassen-kampfes steht, sondern die Ar-beit. Das Bürgertum ist nicht

die vorherrschende Klasse, weiles das Geld dominiert, sondernweil es bestimmt, was Arbeit istund was nicht. Es zieht seineMacht aus der Beherrschungder Arbeit und aus seiner Fähig-keit, diese zu nutzen. SeineMacht über das Geld ergibt sichdaraus. Das Bürgertum als er-folgreiche revolutionäre Klassehat dem Adel gesagt: ‹Ich arbei-te nicht mehr für dich, ich ände-re die Definition und Praxis derArbeit.› Das ist Revolution!»Das politische Regime zu stür-zen ist also noch keine Revolu-tion. Dazu gehört auch eineÄnderung der Produktionsver-hältnisse. Die Produktionsmit-tel wechseln den Besitzer, unddie Produzenten erhalten einenneuen Status. Das ist es, wasdas Bürgertum zwischen dem14. und dem 18. Jahrhundertgemacht hat.»Für Friot kann eine Revolutionmehrere Jahrhunderte dauern.In diesem Sinne sei die Franzö-sische Revolution nur die Kir-sche auf dem Kuchen eines lan-gen Transformationsprozessesder Wirtschaft über fünf Jahr-hunderte. Und die UdSSR habeden Umsturz teuer bezahlt.

Der Lohn – eine kommunistischeErrungenschaftFriot schlägt denn auch nicht ei-nen Sturm auf den Zarenpalastvor, sondern die Förderung undWeiterentwicklung jener Institu-tionen, die nicht im Dienst derKapitalerwirtschaftung stehen,beginnend beim öffentlichenDienst und der Altersvorsorge.Denn das Kapital beraube dieArbeitenden ihrer Entschei-dungsfreiheit über ihre eigeneProduktion: Wer was, wo undwie produziert, werde alleinvom Kapital bestimmt.«Je mehrwir von der Gewinnmaximie-rung wegkommen, desto mehrwird die Bevölkerung über ihreProduktion bestimmen könnenund die Hoheit über die Arbeitgewinnen.»Dieser Fortschritt habe bereitsEnde des 19. Jahrhunderts be-gonnen, als die ersten Gewerk-schaftskämpfe den Arbeiternerlaubten, sich aus der Unter-akkordanz zu befreien und Ar-beitsverträge zu erhalten. Letz-tere institutionalisierten denLohn, «eine wahrhafte Errun-genschaft des Kommunismus»,betont Friot.So sei der Kommunismus keinHirngespinst, sondern existiere

schon lange ansatzweise in denGegensätzen im Kapitalismus,erklärt Friot. Die kommunisti-sche Revolution der Arbeit müs-se nicht neu erfunden werden,sondern habe schon zu Beginndes 20. Jahrhunderts und vorallem am Ende des 2. Welt-kriegs einiges erreicht, auf demman aufbauen könne.So sei damals in der Schweizdie AHV eingeführt worden, diedank ihrer klaren sozialen Aus-richtung der Rechten und denVersicherern ein Dorn im Augesei. Während vieler Jahre seienauch die PTT und die SBB alsService-public-Betriebe imDienste der Bevölkerung ge-standen, ohne eine Rendite ab-werfen zu müssen.Diese verloren gegangene Dy-namik gelte es wieder zu akti-vieren, fordert Friot. Um die Ar-beit aus den Fängen desKapitals zu befreien, müssefortgesetzt werden, was die Ar-beiterbewegung im 20. Jahr-hundert erreicht hat. Friot denktan ein bedingungsloses Grund-einkommen, an die Teilhabeder Arbeitenden an den Unter-nehmen und an die Subventio-nierung von Investitionen.

Raus aus dem erpresserischenArbeitsmarktIn Frankreich waren die kom-munistische Partei und diekommunistische GewerkschaftCGT nach dem Krieg in einerPhase des sozialen Fortschrittsin der Lage, das Beamtenrechtzu schaffen (Loi Thorez vom Ok-tober 1946). Auch zu jener Zeitwurde auf Anstoss des aus derCGT hervorgegangenen und vonGeneral de Gaulle ernanntenMinisters Ambroise Croizat einSystem der sozialen Sicherheitfür alle eingeführt. Dazu gehör-ten neben der Krankenversiche-rung das Recht auf Lohn bei El-ternschaft (Familienzulagen)und nach der Pensionierung(Renten). So wurde erkämpft,dass Arbeit als solche aner-kannt wurde und nicht nur imkapitalistischen Bereich des Ar-beitsmarktes.Die Angestellten des öffentli-chen Dienstes wurden von denRisiken des Arbeitsmarkts be-freit, indem ihnen der Arbeit-geber nicht mehr kündigenkonnte und indem ihre Löhneaus dem Arbeitsmarkt ausge-klammert wurden. «Das istKommunismus», sagt Friot,«der Arbeiter wird Inhaber sei-

nes Lohnes. Er ist nicht mehrein Individuum auf dem Markt,das ist vorbei. Von da kommtder Hass des Bürgertums aufden öffentlichen Dienst. Dieführende Klasse ist besessendavon, die Macht über Arbeitund Lohn zu haben – nichtüber das Geld an sich.» DieseMacht wolle das Bürgertum inFrankreich im aktuellen Streitum das Eisenbahnerstatut zu-rückgewinnen.Die Lausanner Veranstaltungzeigte, dass Marx’ Analyse desKapitalismus und der Klassen-gegensätze noch immer aktuellist und helfen könnte, Wegeaus dem Kapitalismus zu fin-den. Sie zeigte auch, wie wich-tig es ist, die öffentlichenDienste aus der Logik des Pro-fits herauszunehmen und denStatus der Service-public-Ange-stellten zu verbessern – stattKündigungen zu erleichtern,wie dies die SBB aktuell vor-sieht. Yves Sancey / chf / Fi

200. Geburtstag von Karl Marx

Kapitaler Denker für das 21. JahrhundertVor 200 Jahren, nämlich am 5. Mai 1818, wurde Karl Marx geboren, der das philosophische und sozialeDenken seiner Zeit auf den Kopf stellte, insbesondere mit seinem Hauptwerk «Das Kapital». Was bleibtvon seinem Gedankengut heute übrig? Soziologe Bernard Friot sieht darin viel Aktualität.

«Die Emanzipation der Arbeiter muss aus ihremeigenen Antrieb erfolgen.»

Provisorische Statuten der internationalen Arbeiterassoziation,

verfasst von Karl Marx im Oktober 1864

Raph

aël S

chne

ider

Für Soziologe Bernard Friot haben die Werke von Marx nichts anAktualität eingebüsst.

Karl Marx.

Wik

iped

ia

Karl Marx 1875 mit 57 Jahren.

«Das Bürgertum ist nicht die herrschende Klasse,weil es über das Geld regiert, sondern weil es

bestimmt, was Arbeit ist und was nicht.»Bernard Friot, Ökonom und Soziologe

Karl Marx wird am 5. Mai1818 in Trier (Preussen) gebo-ren. Er studiert in Bonn undBerlin und doktoriert 1841 ander Universität von Jena inPhilosophie. Als engagierterJournalist bei der «Rheini-schen Zeitung» flieht er 1843vor der preussischen Zensur,als diese die Publikation ver-bietet. Im gleichen Jahr hei-ratet er Jenny von Westpha-len nach fünf Jahren Briefbe-ziehung. Er bereist ganz Euro-pa, mit längeren Aufenthaltenin Paris, Brüssel und Köln undzahlreichen Ausweisungen.1848 publiziert er mit Fried-rich Engels das «Manifest derkommunistischen Partei» mitdem berühmten Satz: «DieGeschichte aller Gesellschaf-ten bis heute ist die Geschich-te von Klassenkämpfen».1849lässt sich Marx in London nie-

der. Von seiner Heirat bis zumTod reichen seine Einkünftenur selten, um seine fünfköp-fige, zeitweilig sechsköpfigeFamilie zu ernähren. Die Jah-re in Brüssel und London sindbesonders hart. Sein Haupt-werk ist «Das Kapital», wofürer 20 Jahre seines Lebensaufwendete. Marx ist bekanntfür seine materialistische Ge-schichtsauffassung, in der dieÖkonomie eine zentrale Rollespielt. Ebenso für seine Ana-lyse des Kapitalismus, nachder den Arbeitern aus ihrerArbeitskraft ein Mehrwert ab-gepresst und für die Kapital-anhäufung missbraucht wird.Marx ist bekannt für seine re-volutionäre Tätigkeit in derArbeiterbewegung, insbeson-dere in der Internationalen Ar-beiter-Assoziation (IAA). Erstirbt 1883 in London. ysa / chf

BIO

DOSSIER DOSSIER

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7kontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

kontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

Wieso Karl Marx heu-te so relevant ist wienie zuvor.» Aus dem

Munde eines Marxisten würdeuns diese Behauptung wohlzum Schmunzeln bringen. Indiesem Fall stammt sie jedochvon Historiker Adam Tooze. Siestand als Titel über seinem Ar-tikel in der «Financial Times»vom 4. Mai, einen Tag vor dem200. Geburtstag von Marx.Die Finanzkrise im 2007, dienur knapp nicht in einem US-Staatsbankrott endete, erklärtzweifellos das Zurückkommenauf Marx als Denker der Krisenund der Ungleichheit. Die briti-

« sche Wirtschaftszeitung verlieh2014 ihren Preis für das Wirt-schaftsbuch des Jahres demBeststeller «Das Kapital im 21.Jahrhundert». Der französischeÖkonom Thomas Piketty doku-mentiert darin die Geschichteder Ungleichheit zwischen denSuperreichen und dem Restder Bevölkerung. Der Titelspielt natürlich auf das be-kannteste Werk von Marx an:«Das Kapital».

Nach Marx wie Marx denken?Der 200. Geburtstag von KarlMarx bietet Gelegenheit, andiesen radikalen Denker zu er-

innern und über die Aktualitätund Relevanz seines Werksnachzudenken. Vielleicht trägtdies zu einem besseren Ver-ständnis des Zeitgeistes unse-rer heutigen Welt bei, in der dieGlobalisierung allgegenwärtigist. Marx’ Schriften sind natür-lich stark vom 19. Jahrhundertgeprägt, als das Proletariat auf-kam und sich als soziale Klassezu organisieren begann, undals der Sozialstaat noch in denAnfängen stand.Erlaubt uns Marx’ wirtschaftli-ches, soziales und revolutionä-res Denken, den weltweitenKapitalismus des 21. Jahrhun-derts zu verstehen und Wege zueiner besseren Wirtschaftsord-nung zu finden? Kann man nachMarx noch wie Marx denken?Genau das war das Thema derdreitägigen Veranstaltung«Marx 2018», die Anfang Maivon der «Waadtländer Philo-sophiegruppe» im «Maison deQuartier sous-gare» in Lau-sanne organisiert wurde.

Der Anlass begann mit einer an-regenden Auslegung von Marx’Werk durch Bernard Friot, Ar-beitsökonom, emeritierter So-ziologieprofessor der Universi-tät Paris Nanterre und Autorvon «Emanciper le travail». Ba-sierend auf Marx’ Denken hin-terfragte Friot die Vorstellung,dass der Kapitalismus unüber-

windbar sei. Das Bürgertum seinicht die einzige organisiertesoziale Klasse. Kritisches Den-ken dürfe sich nicht nur daraufbeschränken, sich mit den Op-fern des weltweiten Kapitalis-mus zu solidarisieren und die-sen zwar zu kritisieren, abernicht infrage zu stellen. Im Na-men von Marx lehnt Friot dieseHaltung der kritischen Sozial-wissenschaften ab, denn dieseverunmöglichten damit einNachdenken über Alternativenzum Kapitalismus.Friot forderte dazu, die Gegen-wart mit andern Augen zu be-trachten: Der Übergang vom Ka-pitalismus zum Kommunismuslaufe bereits. Er erinnerte andie Definition des Kommunis-mus von Karl Marx und Fried-rich Engels in ihrem Werk «Diedeutsche Ideologie»: «DerKommunismus ist die wirklicheBewegung, die den jetzigen Zu-stand aufhebt.» Für Friot ist«die Bewegung, die den Kapita-lismus durch den Kommunis-

mus ersetzen will, in unserenGesellschaften schon vorhan-den».

Denker des KlassenkampfesHeute, wo man meint, dass derNeoliberalismus alles auf die-sem Planeten wegfegt, erstauntdie Behauptung von Friot. Siemacht aber auch Hoffnung.

«Mehr noch als ein Denker derHerrschaft war Marx ein Denkerdes Gegensatzes», betont Friot.«Was erlaubt, dass wir überden Wandel nachdenken, übereine Alternative zum Kapitalis-mus. Es bedeutet auch, dasswir von zwei Klassen ausgehen,die sich ihrer Interessen be-wusst sind und diese auchdurchsetzen können, und nichtvon einer einzigen dominieren-den Klasse. Mit Marx denkenbedeutet auch, an der Schuleder Sieger zu sein, den Kommu-nismus in seiner Entstehung zubeobachten und den sozialenAspekt einer Alternative zumKapitalismus zu erkennen. Dasist es, was die Lektüre von Marxungemein spannend macht. Erhält uns ständig vor Augen,dass die Revolution möglichist.»

Kampf um die Herrschaftüber die ArbeitGemäss Marx liege der funda-mentale (Klassen-)Gegensatzim Kapitalismus darin, wie dieArbeit als Produzentin von wirt-schaftlichem Wert definiertwird, erklärte Friot weiter. DerKapitalismus habe die Macht-position zu definieren, was Ar-beit ist und was nicht – undfolglich auch, welche Art vonAktivität wertvoll ist und welchenicht. «Um die Definition derArbeit und deren Kontrollestreiten sich zwei Klassen.»Friot präzisiert, «dass nicht dasGeld im Zentrum des Klassen-kampfes steht, sondern die Ar-beit. Das Bürgertum ist nicht

die vorherrschende Klasse, weiles das Geld dominiert, sondernweil es bestimmt, was Arbeit istund was nicht. Es zieht seineMacht aus der Beherrschungder Arbeit und aus seiner Fähig-keit, diese zu nutzen. SeineMacht über das Geld ergibt sichdaraus. Das Bürgertum als er-folgreiche revolutionäre Klassehat dem Adel gesagt: ‹Ich arbei-te nicht mehr für dich, ich ände-re die Definition und Praxis derArbeit.› Das ist Revolution!»Das politische Regime zu stür-zen ist also noch keine Revolu-tion. Dazu gehört auch eineÄnderung der Produktionsver-hältnisse. Die Produktionsmit-tel wechseln den Besitzer, unddie Produzenten erhalten einenneuen Status. Das ist es, wasdas Bürgertum zwischen dem14. und dem 18. Jahrhundertgemacht hat.»Für Friot kann eine Revolutionmehrere Jahrhunderte dauern.In diesem Sinne sei die Franzö-sische Revolution nur die Kir-sche auf dem Kuchen eines lan-gen Transformationsprozessesder Wirtschaft über fünf Jahr-hunderte. Und die UdSSR habeden Umsturz teuer bezahlt.

Der Lohn – eine kommunistischeErrungenschaftFriot schlägt denn auch nicht ei-nen Sturm auf den Zarenpalastvor, sondern die Förderung undWeiterentwicklung jener Institu-tionen, die nicht im Dienst derKapitalerwirtschaftung stehen,beginnend beim öffentlichenDienst und der Altersvorsorge.Denn das Kapital beraube dieArbeitenden ihrer Entschei-dungsfreiheit über ihre eigeneProduktion: Wer was, wo undwie produziert, werde alleinvom Kapital bestimmt.«Je mehrwir von der Gewinnmaximie-rung wegkommen, desto mehrwird die Bevölkerung über ihreProduktion bestimmen könnenund die Hoheit über die Arbeitgewinnen.»Dieser Fortschritt habe bereitsEnde des 19. Jahrhunderts be-gonnen, als die ersten Gewerk-schaftskämpfe den Arbeiternerlaubten, sich aus der Unter-akkordanz zu befreien und Ar-beitsverträge zu erhalten. Letz-tere institutionalisierten denLohn, «eine wahrhafte Errun-genschaft des Kommunismus»,betont Friot.So sei der Kommunismus keinHirngespinst, sondern existiere

schon lange ansatzweise in denGegensätzen im Kapitalismus,erklärt Friot. Die kommunisti-sche Revolution der Arbeit müs-se nicht neu erfunden werden,sondern habe schon zu Beginndes 20. Jahrhunderts und vorallem am Ende des 2. Welt-kriegs einiges erreicht, auf demman aufbauen könne.So sei damals in der Schweizdie AHV eingeführt worden, diedank ihrer klaren sozialen Aus-richtung der Rechten und denVersicherern ein Dorn im Augesei. Während vieler Jahre seienauch die PTT und die SBB alsService-public-Betriebe imDienste der Bevölkerung ge-standen, ohne eine Rendite ab-werfen zu müssen.Diese verloren gegangene Dy-namik gelte es wieder zu akti-vieren, fordert Friot. Um die Ar-beit aus den Fängen desKapitals zu befreien, müssefortgesetzt werden, was die Ar-beiterbewegung im 20. Jahr-hundert erreicht hat. Friot denktan ein bedingungsloses Grund-einkommen, an die Teilhabeder Arbeitenden an den Unter-nehmen und an die Subventio-nierung von Investitionen.

Raus aus dem erpresserischenArbeitsmarktIn Frankreich waren die kom-munistische Partei und diekommunistische GewerkschaftCGT nach dem Krieg in einerPhase des sozialen Fortschrittsin der Lage, das Beamtenrechtzu schaffen (Loi Thorez vom Ok-tober 1946). Auch zu jener Zeitwurde auf Anstoss des aus derCGT hervorgegangenen und vonGeneral de Gaulle ernanntenMinisters Ambroise Croizat einSystem der sozialen Sicherheitfür alle eingeführt. Dazu gehör-ten neben der Krankenversiche-rung das Recht auf Lohn bei El-ternschaft (Familienzulagen)und nach der Pensionierung(Renten). So wurde erkämpft,dass Arbeit als solche aner-kannt wurde und nicht nur imkapitalistischen Bereich des Ar-beitsmarktes.Die Angestellten des öffentli-chen Dienstes wurden von denRisiken des Arbeitsmarkts be-freit, indem ihnen der Arbeit-geber nicht mehr kündigenkonnte und indem ihre Löhneaus dem Arbeitsmarkt ausge-klammert wurden. «Das istKommunismus», sagt Friot,«der Arbeiter wird Inhaber sei-

nes Lohnes. Er ist nicht mehrein Individuum auf dem Markt,das ist vorbei. Von da kommtder Hass des Bürgertums aufden öffentlichen Dienst. Dieführende Klasse ist besessendavon, die Macht über Arbeitund Lohn zu haben – nichtüber das Geld an sich.» DieseMacht wolle das Bürgertum inFrankreich im aktuellen Streitum das Eisenbahnerstatut zu-rückgewinnen.Die Lausanner Veranstaltungzeigte, dass Marx’ Analyse desKapitalismus und der Klassen-gegensätze noch immer aktuellist und helfen könnte, Wegeaus dem Kapitalismus zu fin-den. Sie zeigte auch, wie wich-tig es ist, die öffentlichenDienste aus der Logik des Pro-fits herauszunehmen und denStatus der Service-public-Ange-stellten zu verbessern – stattKündigungen zu erleichtern,wie dies die SBB aktuell vor-sieht. Yves Sancey / chf / Fi

200. Geburtstag von Karl Marx

Kapitaler Denker für das 21. JahrhundertVor 200 Jahren, nämlich am 5. Mai 1818, wurde Karl Marx geboren, der das philosophische und sozialeDenken seiner Zeit auf den Kopf stellte, insbesondere mit seinem Hauptwerk «Das Kapital». Was bleibtvon seinem Gedankengut heute übrig? Soziologe Bernard Friot sieht darin viel Aktualität.

«Die Emanzipation der Arbeiter muss aus ihremeigenen Antrieb erfolgen.»

Provisorische Statuten der internationalen Arbeiterassoziation,

verfasst von Karl Marx im Oktober 1864

Raph

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Für Soziologe Bernard Friot haben die Werke von Marx nichts anAktualität eingebüsst.

Karl Marx.

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Karl Marx 1875 mit 57 Jahren.

«Das Bürgertum ist nicht die herrschende Klasse,weil es über das Geld regiert, sondern weil es

bestimmt, was Arbeit ist und was nicht.»Bernard Friot, Ökonom und Soziologe

Karl Marx wird am 5. Mai1818 in Trier (Preussen) gebo-ren. Er studiert in Bonn undBerlin und doktoriert 1841 ander Universität von Jena inPhilosophie. Als engagierterJournalist bei der «Rheini-schen Zeitung» flieht er 1843vor der preussischen Zensur,als diese die Publikation ver-bietet. Im gleichen Jahr hei-ratet er Jenny von Westpha-len nach fünf Jahren Briefbe-ziehung. Er bereist ganz Euro-pa, mit längeren Aufenthaltenin Paris, Brüssel und Köln undzahlreichen Ausweisungen.1848 publiziert er mit Fried-rich Engels das «Manifest derkommunistischen Partei» mitdem berühmten Satz: «DieGeschichte aller Gesellschaf-ten bis heute ist die Geschich-te von Klassenkämpfen».1849lässt sich Marx in London nie-

der. Von seiner Heirat bis zumTod reichen seine Einkünftenur selten, um seine fünfköp-fige, zeitweilig sechsköpfigeFamilie zu ernähren. Die Jah-re in Brüssel und London sindbesonders hart. Sein Haupt-werk ist «Das Kapital», wofürer 20 Jahre seines Lebensaufwendete. Marx ist bekanntfür seine materialistische Ge-schichtsauffassung, in der dieÖkonomie eine zentrale Rollespielt. Ebenso für seine Ana-lyse des Kapitalismus, nachder den Arbeitern aus ihrerArbeitskraft ein Mehrwert ab-gepresst und für die Kapital-anhäufung missbraucht wird.Marx ist bekannt für seine re-volutionäre Tätigkeit in derArbeiterbewegung, insbeson-dere in der Internationalen Ar-beiter-Assoziation (IAA). Erstirbt 1883 in London. ysa / chf

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8kontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

«Der Weltmarkt bildet selbstdie Basis dieser [kapitalisti-schen] Produktionsweise»,lautet eine der Leitideen imdritten Band von Marx’ Werk«Das Kapital». Er hatte recht;eine starke Intuition – ausge-nutzt von Theoretikern undPraktikern des ökonomischenImperialismus. Die Freiheit derWaren und des Kapitals sindwesentliche Merkmale des glo-balisierten Marktes, der einstvon den Amerikanern angetrie-ben und heute von ebendiesengebremst und beschädigt wird.Der Präsident der schweize-risch-schwedischen GruppeABB (Asea Brown Boveri) be-schreibt die Globalisierung ge-radeheraus als die unterneh-merische Freiheit, in das zuinvestieren, was man will, daszu produzieren, was man will,zu kaufen und verkaufen, woman will und sich dabei so we-nig wie möglich vom Arbeits-recht und der Sozialgesetzge-bung einschränken zu lassen(aus «Le Devoir», 5. Mai 2001).Was Marx vorausgesagt hat, isteingetreten. In der Konsequenzwurde alles in Waren umgewan-delt, auch das, was keine Wareist und es auch nicht sein soll-te, wie zum Beispiel öffentliche

Dienstleistungen, soziale Si-cherheit und – vor allem – dieArbeit. Die Sozialabzüge aufdem Lohn wurden minimiertund die Versicherung für denFall von Invalidität, Arbeitslo-sigkeit, Mutterschaft oderKrankheit auf die öffentlicheHand abgewälzt, um dieserdann Verschwendung vorzu-werfen. Die Ersparnisse der Ar-beitenden, ihre Renten und ihreKrankenversicherung wurdendem Markt bzw. Privatversiche-rern anvertraut.Am Ende des «Kapitals» zeigtMarx die Perspektive auf, dassdie Arbeit dank dem Fortschrittund der dadurch gesteigertenProduktivität nicht länger alsWare zu gelten habe und dassdie sozialen Bedürfnisse derMenschen vom Profit losgelöstsein müssen. Doch dies ist bisheute nicht eingetreten.

Ungerecht und instabilMarx hat aufgezeigt, dass derKapitalismus ein ungerechtesund instabiles System ist, wasanhand der Ausbeutung derArbeiter/innen sowie der stän-digen Krisen sichtbar wird. Abeinem gewissen Punkt wirddas System irrational – geradewegen des Erfolgs, den ihmseine eigene Effizienz bringt.In wenigen Worten zusammen-gefasst, macht Marx’ Werk fol-gende Aussage: Die Krise istuns gewiss, doch die Katastro-phe nicht. Die Tricks, die sichdie Kapitalisten ausgedachthaben oder die das Systemvorschreibt, vermögen seineWidersprüchlichkeit und Un-ausgewogenheit nicht dauer-haft aus der Welt zu schaffen.Dies beweist die aktuelle Krise,die bisher ungelöst ist, wäh-rend wir schon auf die nächste

zusteuern. Eine Krise löst dieandere ab, doch niemals lässtuns dies das Ende des Kapita-lismus erahnen, auch wenn essich ankündigt. Vielleicht er-fährt der Kapitalismus eineWiedergeburt in einer antide-mokratischen, gewalttätigenForm wie dem Krieg oder Fa-schismus, oder er präsentiertsich wie in den letzten Jahr-zehnten in einem regressive-ren Gewand, zum Beispiel indem des Neoliberalismus, derrasanten Marktprivatisierungoder der Zerschlagung sozialerErrungenschaften.

Kritik der politischen ÖkonomieMit den Werkzeugen von Marxist man stets gut ausgerüstet.Das Besondere an seiner Analy-se ist die «Kritik der politischenÖkonomie» (so lautet der Un-tertitel von «Das Kapital»).

Marx schlägt eine alternativewirtschaftliche Berechnung vor:Die Menschheit sollte danachstreben, ihr kollektives Wohlbe-finden zu steigern, anstatt sichauf die private Profitmaximie-rung zu konzentrieren. Ist dasnicht das eigentliche Problem?Der Kapitalismus ist ein kom-paktes, nicht reformierbaresSystem. Heute versucht mansogar, die Bedingungen fürsein reibungsloses Funktionie-ren wiederherzustellen, unddies im Namen der totalen Frei-heit – ohne Rücksicht auf dieBedürfnisse von Mensch undUmwelt. Was tun? Halten wiruns an Marx, das könnte unsauch heute noch weiterhelfen.

Silvano Toppi, Ökonom / kt

Dieser Artikel wurde mitfreundlicher Genehmigungvon «Area» übernommen.

Vor 200 Jahren wurde Karl Marx geboren

Das zeitlose Rüstzeug von Marx«Ich bin überzeugt,dass Marx als Denkerhier und heute lebt, unddass sich dies im aktu-ellen Jahrtausend er-neut bestätigen wird»,schreibt Franco Cavalliin «Area», der TessinerZeitung der Unia. Kurzgesagt: Marx hatterecht und er wird rechtbehalten.

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Der deutsche Denker und Ökonom Karl Marx war, ist und bleibt für die linke Politik wichtig.

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9AKTUELLkontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

Seit Beginn der Streitereienum die Konzession für denSchienenfernverkehr hat derSEV immer wieder betont, wiewichtig Kooperation für eingutes Zusammenspiel des

Schweizer Fernverkehrs ist.«Jetzt befinden wir uns in einerunsicheren Situation. Man hät-te diese Diskussion gut amVerhandlungstisch führen kön-nen, stattdessen droht sie nunvor Gericht zu landen», ärgertsich SEV-Präsident Giorgio Tuti.

Gegen- statt Miteinanderschadet dem System BahnDer SEV ist weiterhin über-zeugt: Der Wettbewerb bringtim ganzen öV-System nur Ver-lierer. «Das BAV will unserLand unbedingt mittel- bislangfristig in einen Wettbe-werbsmodus drängen, ohne

dass eine politische Grundlagebesteht. Und dies, obwohl un-ser aktuelles Bahnsystem aus-gezeichnet funktioniert und inganz Europa ein hohes Anse-hen geniesst», erklärt GiorgioTuti. Er befürchtet, dass mittel-fristig der Fernverkehr durchverschiedene Akteure zerstü-ckelt wird, die alle nur die ren-tablen Linien bedienen wollen.Und dass die Akteure künftignicht wie bisher miteinanderarbeiten werden, sondern ge-geneinander. «Davon hat unsin den letzten Monaten dieStreiterei zwischen der SBBund der BLS um die Konzessi-

on schon einen Vorgeschmackgegeben. Am Ende leidet dieQualität des gesamten Eisen-bahnsystems», warnt Tuti.

Grosser Aufwand mitfragwürdigem NutzenDaneben hat der Wechsel vonLinien von einem Unternehmenzum andern auch Auswirkun-gen auf Personal, Rollmaterialund Infrastruktur. Weil diesmalnur zwei kürzere Linien von derSBB zur BLS wechseln, wo esnur Stichkontrollen gibt, haltensich die Personalverschiebun-gen per Ende 2019 vorerst inGrenzen. Doch noch viel wei-

tergehende Personalwechseldrohen bei der nächsten Kon-zessionsvergabe in zehn Jah-ren, falls das BAV dann weite-re, längere Linien mit Zug-begleitung nicht mehr an dieSBB vergibt.Bei solchen Personalverschie-bungen sind viele Fragen zuklären, von den Anstellungsbe-dingungen über die Pensions-kasse bis zum Arbeitsort undzur Übergabe von Räumlichkei-ten und sonstiger Infrastruktur.Hinzu kommt die Verunsiche-rung des Personals.

SEV will Kostentransparenz«All diese Verschiebungen füralle Beteiligten zufriedenstel-lend zu gestalten, wird nichteinfach sein und viel Aufwandverursachen. Da kann man sichschon fragen, ob das Sinnmacht und wer das bezahlt»,gibt Giorgio Tuti zu bedenken.Das gelte auch für den ganzenadministrativen und sonstigenAufwand der Konzessionsaus-schreibung. «Dazu verlangenwir schon für das laufende Ver-fahren absolute Kostentrans-parenz!», fordert Tuti.

Fi

Fernverkehrskonzession: BAV zieht Aufteilung durch

Gefährliche Flucht nach vorneTrotz der vielen negati-ven Reaktionen in derAnhörung hat das Bun-desamt für Verkehr am12. Juni definitiv ent-schieden, den Schie-nenfernverkehr zwi-schen SBB und BLSaufzuteilen. Damit löstdas BAV einen juristi-schen Krieg aus. Dennanders als die BLS hatdie SBB triftige Gründe,den Entscheid anzu-fechten, was sie schonangekündigt hat. Soschafft das BAV mit sei-ner Wettbewerbsideolo-gie vor allem Unsicher-heit, die dem heutegut funktionierendenSchweizer Bahnsystemnur schaden kann.

BLS

Acht zusätzliche Doppelstockzüge «Mutz» will die BLS für den Fernverkehr auf Ende 2019 beschaffen.

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Sie werde ab Dezember 2019 dieFernverkehrslinien Bern–Biel undBern– Burgdorf–Olten bedienen,schrieb die BLS am 21. Juni. Siebestelle dafür kurzfristig acht Op-tionszüge aus der Beschaffungder «Mutz»-Dosto bei Stadler von2012. Weiter schreibt die Bahn:«Allerdings kann die BLS ihreIdeen eines verbesserten Servicefür die Fahrgäste nicht wiegeplant umsetzen. Das Fernver-kehrsgesuch um fünf Linien warso kalkuliert, dass die BLS eineReisebegleitung und den Billett-verkauf im Zug hätte anbietenkönnen. Durch die Reduktion aufzwei Linien ist dies nicht möglich,weil die beiden verfügten Liniendazu zu wenig ertragsstark sind.Die BLS beabsichtigt, bei dernächsten Konzessionsvergabeerneut ein Gesuch einzureichen,

um dann mehr Linien zugespro-chen zu bekommen. (...) Die BLS begrüsst, dass die vomBund durch das Modell ‹SBB plusX› initiierte Marktöffnung desFernverkehrs in der aktuellenVerfügung im Ansatz erkennbarist und nun weiterentwickeltwerden kann. In diesem Sinneunterstützt sie die Absicht desBAV, das Vergabeverfahren zuüberprüfen. Sie fordert insbeson-dere einen Vorlauf von mindes-tens fünf Jahren für Gesuchstel-ler, um Rollmaterial zu beschaf-fen. Ausserdem müssen alleGesuchsteller bei der Finanzie-rung von Rollmaterial gleichbe-handelt werden – nicht bundesei-gene Bahnen tragen heute deut-lich höhere Finanzierungskostenals die SBB, die von günstigenBundesdarlehen profitiert. (...)»

BLS akzeptiert BAV-Zuschlag halb zufrieden

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Sie sei nicht gegen Wettbewerb,schrieb die SBB am 12. Juni. «Miteiner aufgeteilten Fernverkehrs-konzession entsteht jedoch keinechter Wettbewerb. Denn ein-heitliche nationale Tarife, be-stehende Fahrplankonzepte undvergleichbares Rollmateriallassen kaum Spielraum für eineechte Differenzierung unter dennationalen Bahnbetreibern.

Gesetzliche Grundlagenunklar, Rahmenbedingungenwährend Verfahren geändert:Das bisherige System basiert aufeiner Einheitskonzession für denFernverkehr. Die Politik hat sichin der Vergangenheit dahinge-hend geäussert, dass eine Mehr-bahnenlösung im abgeltungsbe-rechtigten Regionalverkehranzustreben ist, nicht aber imFernverkehr. Die Vergabe von

Teilstrecken im Fernverkehr musssomit vom Gesetzgeber zuerstentschieden werden.Gleichzeitig mit der Verfügungerhöht das BAV die Deckungsbei-träge zur Finanzierung der Infra-struktur und begrenzt den Fern-verkehrsgewinn. Das BAV hat diegeplante Erhöhung der Deckungs-beiträge nach der Anhörung nachunten korrigiert. Trotzdem stellendiese Anpassungen eine Un-gleichbehandlung der Betreiberund einen grossen Eingriff insaktuelle öV-System dar. (...)

Ein neues Wettbewerbssystemmuss für Kunden, Besteller undBund mehr Qualität, Nutzen, undEffizienz bringen. Die SBB erach-tet einen politischen Dialog undrechtliche Klärung für notwendigund bereitet deshalb eine Be-schwerde vor. (...)»

SBB kündigt Beschwerde an

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Preisüberwacher Stefan Meier-hans kritisierte den BAV-Ent-scheid vom April, die Umsatz-rendite der Bahnen im Fernver-kehr auf 8 % zu beschränkenund darüber hinausgehende Ge-winne als Beitrag an die Infra-struktur abzuschöpfen: Das seieine weitere Trassenpreiserhö-hung, die die Tarife nach obendrücke. Dank dem Preisüberwa-chungsgesetz würden zu hoheSBB-Gewinne im Fernverkehrden Reisenden schon über Ver-günstigungen zurückerstattet.

Nun hat das BAV die neue Re-gelung so entschärft, dass dieSBB von den Fernverkehrsge-winnen nicht wie zuerst geplantrund 100 Mio. Franken pro Jahrzusätzlich abliefern muss, son-dern nur noch ca. 50 Mio. Fi

Preisüberwachererwirkt Änderung

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10 POLITIKkontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

Indem der Aussenminister Ig-nazio Cassis die Acht-Tage-Re-gel als «fast religiöse Frage» lä-cherlich machte, signalisierteer die Bereitschaft, den Schutzder Schweizer Löhne und Ar-beitsbedingungen insgesamtzur Disposition zu stellen. Dennbei der Diskussion um die 8-Ta-ge-Regel geht es schlicht umdie Frage, ob die Schweiz ihreeuropaweit höchsten Löhne ei-genständig schützen kann. Die-se Regeln und die Flankieren-den insgesamt müssen vomneuen Rahmenabkommen aus-genommen werden. Nur so istsichergestellt, dass trotz insti-tutionellen Verflechtungen die

Regelungen nicht durch EU-Ge-richtsbarkeiten oder einSchiedsgericht ausgehebeltwerden.Die Bilateralen müssen denBerufstätigen in der Schweiznützen. Deshalb müssen in derSchweiz Schweizer Löhne be-zahlt werden. Aus diesemGrund hat der Bundesrat be-reits bei der ersten Abstim-mung zu den Bilateralen «ei-nen umfassenden Schutz vorLohn- und Sozialdumping»

durch die FlaM versprochen.Auch das Freizügigkeitsabkom-men verlangt die «Einräumungder gleichen Lebens-, Beschäf-tigungs- und Arbeitsbedingun-gen wie für Inländer». Die Löh-ne der In- und Ausländermüssen vor Dumping ge-schützt sein.

Acht-Tage-Voranmeldung alszentrales SchutzelementDie Acht-Tage-Voranmeldungist ein zentrales Element des

Schweizer Lohnschutzes – zurPlanung der Kontrollen und zurDurchsetzung der Kautionen.Die Einsätze vieler Firmen sindvergleichsweise kurz. OhneVoranmeldung hätten die aus-ländischen Unternehmen invielen Fällen den Einsatz schonbeendet, bevor die Kontrollor-gane vom Einsatz wissen.In der Praxis stellt diese Voran-meldung kein wesentlichesHindernis dar. Bereits heutearbeiten in keinem anderen

europäischen Land so vieleausländische Firmen wie in derSchweiz (gemessen an derWohnbevölkerung). Die Firmenmüssen ihre Einsätze in derSchweiz planen, was in den al-lermeisten Fällen deutlich überacht Tage dauert. In Ausnah-mefällen wie Reparaturen usw.kann die Arbeit vor Ablauf derachttägigen Frist aufgenom-men werden.

Abstimmungen abwarten?Nach den Äusserungen vonBundesrat Cassis muss sich derGesamtbundesrat fragen, obdas Rahmenabkommen für dienächste Zeit überhaupt ange-strebt werden soll, oder obnicht zuerst die Abstimmungenüber die sogenannte «Selbst-bestimmungsinitiative» und dieKündigungsinitiative durchge-führt werden sollten. Denn einfunktionierender Lohnschutz istdie Voraussetzung dafür, dassdiese beiden Vorlagen abge-lehnt werden.

Schweizerischer

Gewerkschaftsbund (SGB)

Flankierende Massnahmen und Rahmenabkommen mit der EU

Lohnschutz steht nicht zur DispositionBundesrat Cassis hatsich bereit erklärt, die«rote Linie» der Flan-kierenden MassnahmenFlaM in den Verhand-lungen mit der EU-Kom-mission preiszugeben.Damit hat er die Unter-stützung der Gewerk-schaften verloren.

SGB

Von rechts: Daniel Lampart (Chefökonom SGB), Vania Alleva (Präsidentin Unia), Paul Rechsteiner(Präsident SGB), Adrian Wüthrich (Präsident Travail.Suisse) und Hans Maissen (Vizepräsident Syna)am 15. Juni an der Medienkonferenz der Gewerkschaften in Bern.

Der Bundesrat hat die Eidgenössi-sche Volksinitiative «Für einen ver-nünftigen Vaterschaftsurlaub – zumNutzen der ganzen Familie» (Vater-schaftsurlaubs-Initiative) den eidge-nössischen Räten bereits letzten Ok-tober zur Ablehnung empfohlen. Mitseiner Anfang Juni publizierten Bot-schaft bekräftigt er nun, dass er Vä-tern für die Geburt eines Kindes nichtmehr als einen Tag Urlaub zugeste-hen will. Der Bundesrat schreibt inseiner Botschaft, dass «der Ausbau

eines bedarfsgerechten familiener-gänzenden Kinderbetreuungsange-bots für ihn Priorität hat.» Zudem er-achtet er einen solchen Urlaub alsfinanzielle und organisatorische Be-lastung für die Wirtschaft. Der Bun-desrat ist deshalb der Meinung, dass«die Einführung eines Vaterschaftsur-laubs wie bis anhin in der Verantwor-tung der Arbeitgeber respektive derSozialpartner bleiben soll.»

Grosser HandlungsbedarfDie Initiative des Vereins «Vater-schaftsurlaub jetzt!» verlangt einengesetzlich geregelten und über dieErwerbsersatzordnung finanziertenVaterschaftsurlaub von mindestens20 Tagen (flexibel innert einem Jahrzu beziehen). Weiter geht derSchweizerische Gewerkschaftsbund:Er fordert einen achtwöchigen Vater-schaftsurlaub sowie eine 24-wöchi-ge Elternzeit, die sich die Eltern un-

tereinander aufteilen können. DieUmsetzung dessen würde ein we-sentlicher Schritt darstellen, damitdie Schweiz hinsichtlich Vereinbar-keit von Familie und Beruf nicht wei-terhin die Rolle des europäischenSchlusslichts spielt.Zur Verdeutlichung: In der Schweizbesteht heute kein im Bundesrechtgeregelter Anspruch auf einen Vater-schaftsurlaub. In der Regel werdendem Vater bei Geburt eines Kindesein bis zwei bezahlte Urlaubstagegewährt.

Hoffnung VolksabstimmungDa zu sein bei einem so wichtigen Er-eignis im Leben eines Mannes wird ineinem der reichsten Länder der Weltals zu teuer erachtet und als Luxusdargestellt. Das ist ein Armutszeug-nis. Der Ball liegt nun beim Parla-ment, das aber schon viele vergleich-bare Vorstösse abgelehnt hat. chf

Vaterschaftsurlaubs-Initiative

Veraltete Familienpolitik!Heutige Väter wollen Verant-wortung in der Familie über-nehmen und in der Zeit nachder Geburt ihres Kindes prä-sent sein. Der Bundesratzeigt sich wenig zeitgemässund beantragt die Ableh-nung der «Vaterschaftsur-laubs-Initiative».

Gleichstellung ist in der Schweiz eine langwierigeGeschichte: 100 Jahre bis zum Frauenstimmrecht,60 Jahre bis zur Mutterschaftsversicherung undbereits 37 Jahre für die Lohngleichheit, die nachwie vor zu wünschen übrig lässt.Am 14. Juni fanden deshalb vielfältige Aktionenin der ganzen Schweiz statt, initiiert von der Unia.In Bern gab es beispielsweise nebst demInformationsstand ein offenes Mikrofon, bei demFrauen anklagen konnten. Und auch das Tagszuvor lancierte Lohngleichheitsbier fand bereitsgrossen Anklang. chf

GLEICHSTELLUNG

Aktionstag Lohngleichheit

Thomas Fastermann, SGB

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11POLITIK/GEWERKSCHAFTENkontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

Die Arbeitnehmenden hattendie Möglichkeit, ihre Vertretun-gen der PK-Vorsorgekommissi-on für die kommende Amtspe-riode vom 1. Juli 2018 bis30. Juni 2022 zu wählen. DerSEV gab im kontakt Nr. 7 seineWahlempfehlung ab. Die Per-

sonalabteilung zählte die 1008gültigen Wahlzettel am 13. Juniunter Aufsicht von SEV-Ge-werkschaftssekretär MichaelBuletti aus. Alle vier vom SEVempfohlenen Kandidaten wur-den als Arbeitnehmervertretergewählt. Es sind dies:■ Wolfgang Kling (SEV, bisher)■ Beat Reichen (SEV, bisher)■ Markus Winkelmann (SEV,bisher)■ Rolf Siegenthaler (VSLF, neu)Der SEV gratuliert den vier undwünscht ihnen viel Erfolg beider Ausübung ihres Amtes.

SEV

BLS

Eine gute WahlDie aktuelle Amtsperio-de der Arbeitnehmer-vertreter in der Vorsor-gekommission BLSendet am 30. Juni 2018.Der SEV ist zufriedenmit den Neuwahlen.

Gewählt sind Heinz Ruf vomBereich Reparaturen (Arbeits-ort Zürich) mit 93 Stimmen undGilbert Pürro vom BereichHelpdesk (Arbeitsort Bern) mit73 Stimmen. Der dritte SEV-Kandidat Björn Schiemannvom Bereich Helpdesk in Bernerreichte 32 Stimmen. Die Be-

teiligung an den schriftlichenWahlen im Mai betrug 40,5 %.Der SEV gratuliert den beidenGewählten und wünscht ihnenviel Erfolg und Befriedigungbei der wichtigen Peko-Arbeit.Auch Björn Schiemann bestenDank für sein Interesse. Fi

Neu in der SBB-Peko Fläche P-OP-ZBS

Heinz Ruf & Gilbert PürroDie beiden offenen Sit-ze des Wahlkreises Re-paraturen und Helpdeskin der Personalkommis-sion Fläche P-OP-ZBSsind wieder besetzt.

zVg

Heinz Ruf. Gilbert Pürro.

Späte gute Einsicht■ «Wie kann SBB Cargo ohneWiderstand dulden, dass Abgel-tungen für Service-public-Leis-tungen wegfallen?», fragten dieRPV-Delegierten in ihrem offe-nen Brief an die SBB Cargo-Füh-rung (siehe kontakt.sev Nr. 7).In seiner Antwort schreibt Cargo-Chef Nicolas Perrin: «ZusätzlicheAbgeltungen sind ein politischesThema. Wir sind Ihnen dankbar,wenn Sie hier mithelfen, inno-vative und gangbare Lösungs-ansätze zu entwickeln und aufpolitischer Ebene einzubringen.»Das wird der SEV sicher tun undist froh, dass die Cargo-Spitzenicht mehr behauptet, keineAbgeltungen nötig zu haben.

Neuer VCS-Präsident■ Nachfolgervon Evi Alle-mann, die ihrAmt als Regie-rungsrätin desKantons BernAnfang Juniantrat, ist der St. Galler Kantons-rat Ruedi Blumer (61). Er wohntin Gossau und arbeitet noch bisEnde Juli als Lehrer und Schul-leiter. Kompetenz in Verkehrs-fragen bringt er als langjährigesVorstandsmitglied der VCS-Sek-tion St. Gallen/Appenzell undMitglied des Zentralvorstandesdes VCS Schweiz seit 2014 mit.

NEWS

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Datenschutz aufZBS-«Steuerboards»■ Die Leitung des BereichsZugbereitstellung (ZBS) beimPersonenverkehr SBB hat denLösungsvorschlag von Personal-kommission und SEV-Unterver-band TS akzeptiert, dass dieMitarbeitenden auf den halb-öffentlichen «Steuerboards»weder den Namen noch diePersonalnummer angeben müs-sen, sondern nur die Tourennum-mer. Damit ist der Datenschutzbei den von ZBS verlangten Ein-trägen zu unproduktiven Zeitennun gesichert – auch dank derResolution der Delegiertenver-sammlung TS vom 25. Mai. Fi

ZIEL ERREICHT

Bei den im Rahmen der Flamdurchgeführten Lohnkontrollensind letztes Jahr bei jeder fünf-ten der in der Schweiz tätigenFirmen aus dem In- und Aus-land zu tiefe Löhne festgestelltworden. Zwar wurden die Fir-men zum Teil auf Verdacht kon-trolliert. Doch gleichzeitig ha-ben verschiedene Kantone ihreRichtlöhne so tief angesetzt,dass Dumpingfirmen unbean-standet durch die Kontrollenkommen können. Zudem wei-gern sich Kantone wie ZG oderSG nach wie vor, ausreichendKontrollen bei Schweizer Fir-men zu machen.In Branchen ohne verbindlicheMindestlöhne in Gesamt- oderNormalarbeitsverträgen (GAVoder NAV) können die Kontrol-leure solche Dumpingfirmennicht sanktionieren. Besondersbetroffen sind die Sicherheits-branche (Firmen mit wenigerals zehn Beschäftigten), derDetailhandel oder das Sozial-wesen (u. a. Kindertagesstät-ten). In der Sicherheitsbranchemuss der Bund endlich denGAV allgemeinverbindlich er-klären, wie das die Sozialpart-ner fordern. Im Detailhandel

und bei den Kitas braucht eseinen GAV mit guten Mindest-löhnen.In Branchen mit verbindlichenGAV und Mindestlöhnen kön-nen Bussen und Dienstleis-tungssperren verhängt wer-den. Das Problem liegt hier beider Durchsetzung – vor allembei halbkriminellen Firmen. Insolchen Fällen sollen die Kan-tone von der Möglichkeit Ge-brauch machen, Arbeitsunter-brüche zu verfügen. Das machtleider nur eine Minderheit.Gift für den Lohnschutz in derSchweiz wäre die von der EU-Kommission geforderte Ab-schaffung eines Teils der Flam(Acht-Tage-Voranmeldung u. a.).Die Kontrolle der ausländi-schen Firmen in der Schweizwäre stark erschwert. Dumpingwäre dann Tür und Tor geöff-net. Eine Abschaffung kommtfür den SGB deshalb nicht inFrage. Die Schweiz hat höchsteLöhne in Europa. Deshalbbrauchen wir einen besonderswirksamen Lohnschutz. Kor-rekte ausländische Firmen wer-den dadurch nicht behindert.Gemessen an der Grösse desLandes gibt es neben derSchweiz nur noch in Belgien ei-ne ähnliche Zahl an Entsende-firmen. Sie machen hierzulan-de einen Umsatz von rund 2,5Mrd. Franken pro Jahr. SGB

Massnahmen gegen Lohndumping nötig

Lohndruck ist RealitätDer Bericht 2017 zu denFlankierenden Mass-nahmen (Flam) zeigt:Diese sind unabdingbar.

■ Die Weltwirtschaft ist aufErholungskurs. Auch in derSchweiz geht es sukzessiveaufwärts. Klar negativ ist je-doch die Aufwertung des Fran-kens in den letzten Wochenvon 1.20 auf 1.15 Franken/Eu-ro. Der Franken ist nach wie vorstark überbewertet. Schätzun-gen mit verschiedenen Model-len zeigen, dass der faire Fran-ken-Euro-Kurs im Bereich von1.25 bis 1.30 Franken pro Euroliegen dürfte.Die Überbewertung des Fran-kens führt u. a. dazu, dass diekonjunkturelle Erholung imAusland stärker ausfällt als inder Schweiz. Es droht die Ge-fahr, dass viele Firmen wenigerin der Schweiz und mehr imAusland investieren. Mit ent-sprechend negativen Auswir-

kungen auf die Beschäftigung– heute und morgen.Positiv ist, dass die Schweize-rische Nationalbank die Zinsennach wie vor tief hält und be-reit ist, am Devisenmarkt zu in-tervenieren. Der SGB erwartetvon der SNB aber, dass siestärker gegen die Überbewer-tung des Frankens vorgeht.Insbesondere wurde die Chan-ce verpasst, den Wert von 1.20Franken/Euro mit diversenMassnahmen (kommunikativund monetär) zu stabilisieren.Ziel muss nun sein, den Fran-kenkurs so rasch als möglichauf ein Niveau zu bringen, dasder Schweiz nicht schadet. DieSNB sollte sich klarere Zielevorgeben und diese durchset-zen – insbesondere in Bezugauf den Wechselkurs. SGB

Franken nach wie vor stark überbewertet

SNB muss handeln

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SGB zur Lagebeurteilung der Schweizerischen Nationalbank (SNB):Diese muss ein klares Wechselkursziel festlegen und durchsetzen.

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SEKTIONEN........

12kontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

Pro Litteris ist die schweizerische Ge-nossenschaft, die für ihre Mitglieder –Autor/innen, Journalist/innen, Foto-graf/innen, bildende Künstler/innenund Verlage – die Urheberrechte wahr-nimmt. Jährlich vergibt sie einen Preis,dieses Jahr in der Sparte Journalismus.Er soll die Ausgezeichneten in ihrer Ar-beit unterstützen. Für HauptpreisträgerAlain Campiotti aus Lausanne war mitdem Preis verbunden das Recht, einePerson für den Nachwuchspreis zu no-minieren. Er entschied sich für die Bünd-ner Journalistin Anja Conzett.«Graubünden zittert vor Anja Conzett»,erklärte Campiotti. Umsomehr freuensich ihre Leser/innen. Die in Schiers auf-gewachsene 30-Jährige machte ein Prak-tikum bei der Südostschweiz, als ihreVorgesetzten ihre Fähigkeiten erkanntenund ihr die Kolumne «Peter ohne Pan»anvertrauten. Seit Anfang dieses Jahres

arbeitet sie bei der Online-Zeitung «Re-publik» und schreibt weiterhin ihre Ko-lumne in kontakt.sev — für die SEV-Zei-tung «entdeckt» wurde sie damalsvom Bünder SEV-Sekretär und frischgewählten Regierungsrat Peter Peyer.Vom Preisgeld werde sie, «wie es sichgehört», 10 Prozent spenden, ver-spricht Anja Conzett. Der Rest werdeihr erlauben, einige Tage auszuspan-nen, ohne an neue Geschichten den-ken zu müssen. Wir sind überzeugt,dass sie ihr trotzdem einfallen wer-den. Peter Anliker

Pro-Litteris-Förderpreis für Anja Conzett

Ausgezeichnete ArbeitGuter Journalismus ist unver-zichtbar für die Demokratie.Anja Conzett, seit September2015 Kolumnistin für kon-takt.sev, erhielt dafür einenhochdotierten Förderpreis.

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Senn

Anja Conzett bei der Preisübergabe am23. Juni im Berner Zentrum Paul Klee.

An der Branchensitzung P vom 21. Junibehandelten die Teilnehmenden unteranderem nachfolgende Themen:SBB-Defect-App: Die schon angekündig-te Erweiterung der SBB-App, mit derFunktion zur Meldung von Schäden usw.wurde Mitte März 2018 aktiviert. DieBranche P wertet es als Erfolg, dass diein der internen Defect-App bemängelteFunktion zur Denunzierung von Mitarbei-tenden bei der SBB-App in der Spalte«Bahnhof» nicht übernommen wurde.Bedienter Vertrieb – droht die Mager-sucht? Die Schalteröffnungszeiten er-fahren eine «Harmonisierung» auf allenEbenen. Nächstes Jahr sollen gemäss ei-nem Zeitungsbericht 12 weitere Schaltergeschlossen werden. Damit verbleiben141 bediente Schalter in der ganzenSchweiz. Die Konzentration, respektiveder Kundenansturm in den Zentrennimmt permanent zu. Das alles bedeuteterheblich mehr Stress und Belastung für

die noch verbleibenden Kolleginnen undKollegen an der Front.Neue Besen kehren nicht immer besser– das neue Verkaufssystem Casa: FürErstattungen, vor allem von Online-Ti-ckets, und für Verbundabonnemente istCasa topp! Leider mag das jedoch dieMängel, welches das neue hoch geprie-sene Verkaufssystem hat, nicht wett ma-chen. Wir erwarten für die Zukunft nochdeutliche Verbesserungen der Perfor-mance und der Benutzerfreundlichkeit.GAV Verhandlungen – so nicht! DieForderungen der SBB haben definitivnichts mit einer Weiterentwicklung desGAV zu tun. In Wirklichkeit handelt essich um eine reine Sparübung, die aufdem Buckel des Personals erfolgen soll.Rund 1400 Eisenbahnerinnen und Ei-senbahner haben am 18. Juni für ihrenGAV in Bern, Olten und Zürich, Lausanneund Bellinzona demonstriert.

Clemens Cola

■ Unterverband AS, Branche P

Bedienter Vertrieb – droht dieMagersucht? Bei strahlendem Wetter fuh-

ren 137 Teilnehmende in dreiCars vom Sihlquai zumSchlossrestaurant Böttstein,wo es einen Kaffeehalt gab.Danach durften wir mit der«Sauschwänzle-Bahn»,selbstverständlich mit einerDampflok, von Weizen nachZollhaus Blumberg fahren.Mit den Cars ging es weiternach Grafenhausen. ImSchwarzwaldgasthof Tannen-mühle genossen wir das vor-zügliche Mittagessen. Es gabals Dessert wie üblich in die-ser Gegend SchwarzwälderKirschtorte. Rund um denGasthof gab es einiges anzu-schauen: die Forellenzucht, der Klein-tierzoo, die Mühle, der Kinderspielplatzsowie holzgeschnitzte grosse Figuren.Am Nachmittag gab es noch eine Füh-rung in der Brauerei Rothaus. Dort wur-den uns ein Tannenzäpfle-Bier und eine

Bretzel offeriert. Danach begaben wiruns via Waldshut-Baden auf die Rück-fahrt nach Zürich.Mit vielen Eindrücken von diesem schö-nen Ausflug verabschiedeten wir unsauf dem Carparkplatz Sihlquai. Fritz Abt

■ PV Zürich

Wetterglück auf der Sektionsreise

zVg

Der Schwarzwaldgasthof Tannenmühle war auchnebst dem guten Essen sehenswert.

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13SEKTIONENkontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

In Herisau begannen wir unsere Tour«SEV bi dä Lüt» in der Verwaltung derAppenzeller Bahnen (AB) und konntendie Mitarbeitenden in der Kaffeepausegleich mit den beliebten Munz-Schoggi-prügeli erfreuen. Nach dem Besuch inder Werkstätte der SOB ging es zusam-men mit SEV-Vizepräsidentin BarbaraSpalinger, SOB-Sektionspräsident Bru-no Gamper und GewerkschaftssekretärFelix Birchler sowie Anita Mattes vonder Administration am Nachmittag zu-erst in die Werkstätte der AB zu Johan-nes Nänny und Werner Bühler. Dortherrschte Hochbetrieb, da die neuenWagen sukzessive auf ihren Einsatz fer-tig ausgerüstet werden. Danach Besuchim Personalzimmer der Lokführendenund anschliessend in der Betriebszent-rale der SOB. Zum Schluss gab es einenGrillplausch beim SOB-Bautrupp, den

Vorstandsmitglied Markus Berger bes-tens organisiert hatte. Erfreulich vieleMitarbeitende kamen zum Grillplausch.Alle 50 Bratwürste waren schlussend-lich weg. Anita Mattes

■ SEV bi de Lüt

Tour Herisau

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Gute Stimmung am Grillplausch bei der SOB-Bautruppe. Hinten links dreht Vor-standsmitglied Markus Berger die feinen St.Galler Bratwürste auf dem Grill.

zVg

Felix Birchler, Bruno Gamper und BarbaraSpalinger begutachten den neuen Zugfür die Durchmesserlinie der AppenzellerBahnen. Aus dem Lokführerstand des«Walzers» guckt Johannes Nänny (v.l.).

Am Morgen des 13. Juni trafen sich 44Mitglieder bei garstigem Regenwetterzum Jahresausflug nach Dornbirn. DieReise ging mit dem Zug über Rorschachnach Heerbrugg und mit dem Bus überWidnau, Grenze Österreich, Lustenaunach Dornbirn. Dann weiter mit demStadtbus zur Karrenseilbahn und mitder Kabinenbahn hoch auf den Karren.Im Panoramarestaurant gab es ein fei-nes Mittagessen. Schade, wir waren nurim Nebel und konnten keine Rundsichtgeniessen. Nach dem Dessert ging die

Reise weiter über Dornbirn-Bregenznach Lindau mit Aufenthalt im schönenHafenstädtchen. Wir waren überrascht,dass wir diesen schönen Ort ohneSchirm und auf trockenen Strassen be-sichtigen konnten. Auf dem Kursschiffnach Rorschach durften wir einen Kaf-fee mit Kuchen geniessen. Schliesslichging es mit dem Zug nach Romanshorn.So ging diese Reise ohne Regen zu En-de. Der Dank von allen Teilnehmendenwar Organisator Albert Mazenauer si-cher. Toni Arnold

■ PV Thurgau

Reise mit Dauerregen im Vorarlberg

zVG

Am 6. Juni morgens begaben sich dieTeilnehmenden der Sektionsreise inden Zug. Dieser brachte uns über dieGäubahn (Olten–Solothurn) nach Oen-singen. Hier war umsteigen auf dieOEBB (Oensingen-Balsthalbahn) ange-sagt. Die Fahrt ging durch die Klus ne-

ben dem Alten Eisenwerk der Von Rollvorbei nach Balsthal.Im Rosensaal des Restaurants Kreuzwurde uns ein hervorragendes Essenserviert. Wir hörten zudem Lieder, ge-sungen vom PV-Chor. Mit dem Post-auto ging es über den Oberen Hauen-

stein nach Walden-burg. Das «Walden-burgeli» fuhr unsnach Liestal. InWinterthur nahmenwir Abschied – einschöner Tag unterFreunden wird unsin Erinnerung blei-ben. Ich hoffe wirsehen uns wiederim Jahr 2019.

René Bolzern

■ PV Winterthur-Schaffhausen

Sektionsreise 2018: Ein schöner Tagunter Freunden bleibt in Erinnerung

zVg

Zur Reise zu den Rheinhäfen konntePräsident Max Krieg am 13. Juni eineerfreulich grosse Anzahl von 25 Perso-nen begrüssen. Ab Bern reiste dieGruppe bei eher trübem Wetter nachBasel SBB. Von dort aus wurde mitTram Nummer 8 die Endstation Kleinhü-ningen erreicht. Im nahe liegenden Mu-seumsgebäude «VerkehrsdrehscheibeSchweiz» wurden wir vom zugeteiltenFührer mit Dias und Filmen in die Ge-schichte der Rheinschifffahrt einge-führt. Die Häfen gehörten zu Basel undzur Region und seien ein wichtiger Teilder Schweizer Landesversorgung, wur-de uns erklärt. Im Anschluss ging’s insFreie um einen Überblick über die weit-läufigen Anlagen zu erhalten. Mit Liftund teilweise zu Fuss stiegen wir aufdie Terrasse des hohen Bernouli-Silos.Von dieser luftigen Stelle aus hatte maneinen wunderbaren Überblick über diegesamten Hafenanlagen und ihre Um-gebung. Wir erfuhren den Zweck derverschiedenartigen Hafengebäude und

konnten auch den Betrieb der riesigenHebekräne und das emsige Treiben imHafengelände beobachten. Vor demMittagessen besuchten wir nun nochdie Ausstellung im Museum. In ein-drücklichen Bildern war zu sehen, wiemühsam zu Beginn die Erstellung derHafenanlagen geschah, musste damalsdoch alles in Handarbeit erledigt wer-den. Neben vielen Modellschiffen undBildern aus früheren Zeiten sind in derMuseumshalle auch eine Modellanlageder Rheinhäfen und natürlich vieleSchiffsgegenstände aus früherer undder jetzigen Zeit ausgestellt und säu-berlich beschriftet. In einem Schiffssi-mulator ist es sogar möglich, ein gros-ses Schiff selbst zu steuern und dabeidie vorbeiziehende Landschaft zu be-trachten. Mit vielen neuen Eindrückenund nach einem guten Mittagessen imRestaurant Schiff wurde die Rückfahrtin Angriff genommen.Besten Dank an Max Krieg für die vor-zügliche Organisation. Andreas Lüthi

■ PV Bern

Ausflug zu den Rheinhäfen in Basel

Bildungstagung SEV-Frauen:«Veränderung – Digitalisierung – Flexibilisierung»

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SEKTIONEN / AGENDA........

14kontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

Zum vierten Mal fand am 20. Juni nach-mittags ein Treffen mit dem Ziel der ge-genseitigen Unterstützung statt. FünfMitglieder nahmen der Hitze zum Trotz(1. Sommertag 30°C) daran teil. Zahl-reiche Fragestellungen und Problemeim Excel, beim Übertrag von Fotos ausdem Smartphone auf den PC (Apple zuMicrosoft) etc. konnten beantwortet und

gelöst werden. Für ein Problem fandenwir keine Lösung: die Übernahme vonTeilnehmenden ins WhatsApp aus denKontakten. Ob es am System des Gerä-tes lag oder an der Hitze ist unbekannt,wir suchen jedoch weiter nach einer Lö-sung. Fazit des Nachmittags: Es war einlehrreicher und geselliger Anlass mitWiederholungsgelüsten. Walti Merz

■ PV Basel

PC-, Tablets- und Smartphones-Treff

Präsident Marco Blaser freute sich, dasser 67 Kolleginnen und Kollegen zurSommerversammlung begrüssen durfte.Dann gab er die wichtigsten Punkte derDelegiertenversammlung in Basel be-kannt und verwies auf die ausführlichenBerichterstattungen in kontakt.sev. Mu-tationsführer Jan Sterma meldete,dass sich der Sektionsbestand seit derletzten Versammlung um 9 auf 391Mitglieder verringert hat. Die Ver-sammlung gedachte der 14 Verstorbe-nen in einer stillen Minute. An Stelleder Hauptversammlung fand diesesJahr unsere Jubiläumsfeier in Sargansstatt. Deshalb wurden die Jahresrech-nung 2017 und der Bericht der GPKerst heute einstimmig genehmigt. Dievon Bruno Tanner organisierte Sekti-onsreise führt am 22. August mit demZug nach Rheinfelden. Nach einemkleinen Spaziergang durch die Alt-stadt kehren wir zum Mittagessen insRestaurant Feldschlösschen am Rheinein. Am Nachmittag freuen wir uns aufeine interessante Schleusenfahrt aufdem Rhein nach Basel. Im direkten IC-

Zug nach Chur offerieren wir einenkleinen Zvieri. Bis Mitte Juli erhaltenalle das Detailprogramm mit Einzah-lungsschein für die Teilnahme. MarcoBlaser weist in seinen Mitteilungenauf die 100-Jahr-Jubiläen vom SEV alsGesamtverband und vom PV-SEV hin.Dazu wird ab Juni 2019 speziell ein Ex-po-Bus an verschiedenen Orten Haltmachen. Peter Peyer, Gewerkschafts-sekretär SEV, Chur wurde zum Regie-rungsrat des Kantons Graubünden ge-wählt – herzliche Gratulation. Fürlangjährige SEV-Mitgliedschaft wur-den Paul Broder, Hansjürg Vetsch (50Jahre) und Walter Thalmann (60 Jahre)geehrt. Marco Blaser gratulierte allenJubilaren, dankte ihnen für die lang-jährige Treue und überreichte ihnendie Ehrenurkunde. Der Präsident hieltkurz Vorschau auf die Sommer-Nach-mittagswanderung von Felsberg nachChur, die Herbstwanderung ins ValLumnezia und die Herbstversammlungin Chur. Er dankte allen fürs Erschei-nen und wünschte guten Appetit beimofferierten Buchserteller. August Mettler

■ PV Buchs-Chur

Nach der unvergesslichen Jubiläumsfeierfolgte die ruhige Sommerversammlung

Amstutz Otto; JG 1934; Schienentrak-torführer, Courchavon. PV Jura.

Bosshard Elsa; JG 1922; Witwe desRudolf, Zürich. PV Zürich.

Cotting Josef; JG 1927; Bezirksmeister,Ins. PV Bern.

Ebnöther Anton; JG 1932; Bahnhof-vorstand, Glattbrugg. PV Zürich.

Eichelberger Hansruedi; JG 1929;Lokomotivführer, Aarburg. PV Oltenund Umgebung.

Krebs Frieda; JG 1943; Witwe desWalter, Bern. PV Bern.

Lanz Fritz; JG 1923; Zugführer, Zuchwil.PV Olten und Umgebung.

Lottenbach Isidor; JG 1944; Bahnhofs-assistent, Goldau. PV Luzern.

Marti Werner; JG 1929; Handwerk-meister, Sursee. PV Luzern.

Mumenthaler Willy; JG 1923; Stell-werkbeamter, Muttenz. PV Basel.

Roos Pia; JG 1920; Witwe des Hans,Luzern. PV Luzern.

Rossi Giacomo; JG 1928; Stellwerk-beamter, Turgi. PV Aargau.

Schenk Alois; JG 1940; Spezialhand-werker, Lauwil. PV Basel.

Seibold Dieter; JG 1940; Aesch BL.VPT Deutsche Bahn.

Sigrist Sophie; JG 1916; Witwe desMax, Olten. PV Olten und Umgebung.

Stalder Heinz; JG 1933; Lokomotiv-führer, Unterentfelden. PV Aargau.

Straub Eduard; JG 1940; Bereichs-leiter, Twann. PV Biel.

Tresch Dora; JG 1925; Witwe desEdwin, Olten. PV Olten und Umgebung.

Unsere Verstorbenen

IMPRESSUMkontakt.sev ist die Mitgliederzeitung der Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV und erscheintvierzehntäglich

ISSN 1662-8454

Auflage: 27 193 Ex. (Gesamtauflage 40 995 Ex.), WEMF-beglaubigt 20.10. 2017

Herausgeber: SEV, www.sev-online.ch

Redaktion: Vivian Bologna (Chefredaktor), Pascal Fiscalini, Chantal Fischer, Markus Fischer,Françoise Gehring, Jörg Matter, Anita Merz, Patrizia Pellandini Minotti, Yves Sancey, Karin Taglang

Redaktionsadresse: kontakt.sev, Steinerstrasse 35, Postfach, 3000 Bern 6; [email protected];Telefon 031 357 57 57, Telefax 031 357 57 58

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Inserate: Fachmedien, Zürichsee Werbe AG, Laubisrüti 44, 8712 Stäfa; Telefon 044 928 56 11,Telefax 044 928 56 00; [email protected], www.fachmedien.ch

Produktion: AZ Medien, Aarau; www.azmedien.ch

Druck: Mittelland Zeitungsdruck AG, Neumattstrasse 1, 5001 Aarau, www.mittellandzeitungsdruck.ch

Die nächste Ausgabe von kontakt.sev erscheint am 12. Juli 2018

Redaktionsschluss für den Sektionsteil: 5. Juli, 8 Uhr

Inserateschluss: 2. Juli, 10 Uhr

11. Juli7.54 ab Spiez, 8.34ab Bern, 8.21 abBurgdorf, 8.41 abLangenthal, 9.19Uhr ab Aarau

■ VPT BLS, Pensionierte

Wanderung auf demAargauer Jura-Höhenweg

Wanderung Salhöhe – Wasserfluh – Staffelegg;ca. 3 Stunden, 8,1 km, +306 / –471 m. Rucksack-verpflegung. Staffelegg ab 15.35 Uhr, Aarau ab16.01 Uhr. Anmeldung bitte bis 8. Juli an ErwinLüthi, 033 654 10 90 oder [email protected].

5. Juli14 Uhr, Olten,Restaurant Bahn-hof (Gleis 13)

■ Pensioniertes Zug-personal Olten

Stammtisch

Gemütliches Beisammensein. Auch Kollegen vonauswärtigen Depots sind herzlich willkommen.

5. JuliAb 14 Uhr, Basel,RestaurantBundesbahn

■ Pensioniertes Rangier-personal Basel

Höck

Wir treffen uns jeden ersten Donnerstag imMonat zu einem Höck. Kollegen von anderenAbteilungen sind auch herzlich willkommen.

4. Juli10 Uhr, Zürich,Restaurant Rhein-felder Bierhalle

■ PV Zürichwww.sev-pv.ch/zuerich

Stamm

Wir treffen uns zum monatlichen Stamm.

3. JuliBasel,RestaurantBundesbahn

■ Pensioniertes Zug-personal Basel

Stammtisch

Wir treffen uns jeden ersten Dienstag im Monat.Kollegen auswärtiger Depots sind herzlichwillkommen.

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Pensionierte SBB

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Sektionen VPT

3. JuliTreffpunkt:Bahnhof Chur,Gleis 13

■ PV Buchs-Churwww.sev-pv/bu-ch

Sommerwanderungdem Rhein entlang

Abfahrt um 13.48 Uhr mit der RhB S 2 von Churnach Felsberg Bahnhof. Leichte Wanderung zuerstauf der linken und später auf der rechten Seitedem jungen Rhein entlang von Felsberg nachChur. Wanderzeit 1½ Stunden. Anmeldung bittebis 28. Juni an Agnes Richli, 081 284 22 43.

8. AugustTreffpunkt: 9.15Uhr, Basel SBBPB, Schalterhalle(Ankunft BaselSBB vor 18 Uhr)

■ PV Baselwww.sev-pv.ch/basel

Fahrt ins Blaue

Alle Mitglieder samt Partner/in sind zur gemütli-chen Sektionsreise mit dem öV eingeladen (GA,Halbtax mit TK 2.Klasse). Kosten CHF 60 p. P., inkl.Apéro, Mittagessen, Getränke (bis und mit Kaf-fee). Anmeldung bis 27. Juli durch Einzahlung aufPC 40-6925-4. Weitere Infos bei Reiseleiter AlfredLüthi, 061 361 28 81, Rolf Deller, 079 619 51 58,Walti Merz, 077 438 03 54 oder auf der Website.

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15SERVICEkontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

§Link zum Recht

Sprachkurse: Was wird bezahlt?Ein aktuelles Beispiel bei der BLS.

Sprachkenntnisse kann manimmer brauchen, auch alsLokführer/in. Deshalb solldas Lokpersonal der BLS imDepot Basel (Cargo) einenItalienischkurs (Niveau A1)besuchen. Wir schreiben be-wusst «soll», denn laut BLSsei der Kurs freiwillig, dochdürfen diejenigen ohneItalienischkenntnisse nichtmehr gegen Süden fahrenund können somit ihren Jobgar nicht mehr richtig aus-üben. De facto ist derSprachkurs also durchausangeordnet.Dennoch versteckt sich dieBLS unter dem Deckmantelder Freiwilligkeit und will

deshalb nur den Kurs, nichtaber die dafür benötigteZeit bezahlen (mit Ausnah-me der Prüfung). Der LeiterLokpersonal des Depots hatauch bereits alle für denKurs angemeldet. Fünf Kol-legen, zwei davon SEV-Mit-glieder, wollen aber nichtakzeptieren, dass sie die-sen in ihrer Freizeit absol-vieren müssen, und wen-den sich ans SEV-Rechts-schutzteam.

Erste Verhandlung erfolglosFür den SEV ist klar: Ordnetder Arbeitgeber den Besucheines Sprachkurses an, sohat er sowohl die Kurskos-ten als auch die benötigteZeit als Arbeitszeit zu be-zahlen. Mit dem Anwalt Bru-no Habegger, den der SEVden fünf Klägern zur Seitestellt, gehen die Betroffenenmit dem Arbeitgeber vor dieSchlichtungsbehörde Bern-Mittelland. In den erstenVerhandlungen lässt sichdie BLS jedoch nicht erwei-chen. Sie beharrt auf ihrem

Standpunkt, dass der Italie-nischkurs in der Freizeit ab-solviert werden müsse.In einer zweiten Verhand-lung beruft sich Anwalt Ha-begger auf die Stellenbe-schreibung vom 9. Novem-ber 2016, der die «Sprach-anforderung D/F/I TELC oderDELF Abschluss» voraus-setzt. Habegger schliesstdaraus, dass die Kurse an-geordnet sind und diese,wie auch die daraus resul-tierenden Reisezeiten, wäh-rend der Arbeitszeit durch-geführt werden müssen.

Ein Kompromiss muss herIm März findet eine zweiteVerhandlung vor derSchlichtungsbehörde statt.Der SEV-Anwalt Habeggerargumentiert mit der obengenannten Stellenbeschrei-bung, und es gelingt ihm,einen Kompromiss zu ver-handeln. Die Parteien un-terzeichnen eine Vereinba-rung mit einem Vergleich,der folgende Eckpunkte de-finiert:

Kein PräzedenzfallMit dieser Vereinbarungsind die Betroffenen undder SEV sehr zufrieden. Dereinzige Wermutstropfen: Daes sich um einen Vergleichzwischen den Parteien undnicht um ein Urteil handelt,kann der Erfolg unserer fünfLokführer nicht zu einemPräzedenzfall werden. Mandarf also nicht davon ausge-hen, dass künftig in ähnli-chen Fällen der gleiche Er-folg erzielt werden kann.Trotzdem bestätigt der Aus-gang dieses Verfahrens dieGrundhaltung des SEV: Diefür angeordnete Sprachkur-se aufgewendete Zeit hat alsArbeitszeit zu gelten. Dankdem SEV-Rechtsschutzteamund dessen Anwalt konntendie Basler BLS-Lokführer er-reichen, dass ihnen zumin-dest die Hälfte der Unter-richtszeiten für den Italie-nischkurs als Arbeitszeit an-gerechnet wird und sie eineEntschädigung von je 500Franken erhalten.

Rechtsschutzteam SEV

45 Lokführer der BLSsollen einen Italienisch-kurs machen. Der Kurswird vom Arbeitgeberbezahlt, die Arbeitszeitjedoch nicht. Mit demSEV-Rechtsschutz weh-ren sich fünf Kollegendagegen – mit Erfolg.

■ Die Sprachprüfung inkl.daraus entstehende Weg-zeiten gelten als Arbeits-zeit (max. 3,5 Stunden).

■ Die Spracherhaltung aufNiveau A1 wird dem jähr-lichen Weiterbildungskon-to als Zeitgutschrift ange-rechnet.

■ Die Präsenzzeiten für denItalienischkurs A1 werdenim Ausmass von 50 Pro-zent dem Konto «diverseZeitgutschriften» vergü-tet, ebenfalls in Form ei-ner Zeitgutschrift, dienach Beendigung des Kur-ses erfolgt.

■ Die Arbeitgeberin ge-währt den Mitarbeitendenden Wunsch, den Kurs anArbeitstagen und mög-lichst direkt vor oder nachdem Dienst besuchen zukönnen.

■ Die Kläger erhalten eineEntschädigung von je 500Franken.

Für unsere Sommerferien mitder Familie überlegen wiruns, ob es sinnvoll ist, eineReiseversicherung abzu-schliessen. Worauf sollenwir dabei achten?

Immer wieder kann esvorkommen, dass eine Reiseabgebrochen werden mussoder gar nicht erst angetretenwerden kann. Ohne Versiche-rung fallen die Kosten in derRegel trotzdem an, und dasFerienbudget ist hin. Beson-ders für Familien kann darumeine solche Versicherungdurchaus sinnvoll sein, kommtes doch immer wieder vor,dass ein Kind oder ein Eltern-teil kurz vor oder während des

Urlaubs verunfallt oder krankim Bett liegt.Das Angebot an Versiche-rungsmöglichkeiten ist breit.Es reicht von der Versicherungeiner einzelnen Reise bis hinzu einer Paketlösung, etwa alsErgänzung zur Hausratversi-cherung.Die Versicherung kommt fürdie Annullierungskosten oderReisemehrkosten auf, wenndie versicherten Personen, dieReisebegleitung, eine nahe-stehende Person oder auch dieStellvertretung am Arbeits-platz durch Krankheit oderUnfall ausfällt und die Reisedarum nicht angetretenwerden kann oder abgebro-chen werden muss.

Auch bei Elementarereignis-sen wie Überschwemmungen,bei Streiks oder bei Einbruchsowie bei Diebstahl der Reise-dokumente am Wohn- oderam Ferienort steht die Reise-versicherung bei.Nicht aber, wenn bei derBuchung bereits eine Krank-heit oder Operation bekanntwar, welche zur Annullationder Ferien führt.Wichtig ist, dass der Versiche-rung Belege, offizielle Bestäti-gungen oder die Kopie einerAnzeige eingereicht werdenund möglichst rasch mit demKundendienst Kontakt aufge-nommen wird, um zusammendas weitere Vorgehen zubesprechen.

Im Unterschied zu einerVersicherung einer einzelnenReise bietet eine Paketlösungnoch weitere Leistungen. Sosind nebst Reisen etwaKonzerttickets versichert,ebenso Saisonkarten oderKurse.Mit einer Personen-Assistan-ce-Versicherung sind schliess-lich die Kosten für Transportein ein Krankenhaus, Bergungs-und Suchkosten oder auch dieMehrkosten für eine unfreiwil-lige Verlängerung der Ferien –zum Beispiel wegen Über-schwemmungen oder gar ei-nem Vulkanausbruch – versi-chert. Fahren Sie mit demAuto in die Ferien, ist eineAuto-Assistance-Versicherung

empfehlenswert, da diese dieKosten für den Abschlepp-dienst oder für einen Miet-wagen und anderes mehrübernimmt.Für Ihr Reisegepäck sollten Siezudem Ihre Hausratversiche-rung mit dem Zusatz «Dieb-stahl auswärts» sowie miteiner «All risks»-Versicherung,die zum Beispiel für beschä-digtes oder verlorenes Reise-gepäck aufkommt, erweitern.

Bei Helvetia profitierenSEV-Mitglieder von Sonder-konditionen. Für weitereFragen steht Ihnen dasSEV-Beratungsteam vonHelvetia gerne zur Verfügung:www.helvetia.ch/sev

HELVETIA

Sorglos reisen mit einer Reiseversicherung

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FOKUS.SEV........

16kontakt.sevNr. 09/1828. Juni 2018

Im laufenden Jahr sind es neun– vermeintlich unrentable –Verkaufsstellen, welche dieSBB schliessen will. Interes-sant dabei: Diejenige in Palé-zieux wird von den FreiburgerVerkehrsbetrieben TPF über-nommen. So unrentabel kannsie also wohl nicht sein. Für diebetroffenen Angestellten an al-len Standorten konnten im-merhin akzeptable Lösungengefunden werden, was der SEVsehr begrüsst.

Fragen an den BundesratNun widmet sich die Politikdieser Problematik. SP-Natio-nalrat Mathias Reynard (VS)hat in der Sommersession eineInterpellation eingereicht, wel-che die Schliessungen thema-tisiert. Unter dem Titel«Schliessung von Bahnhofs-

schaltern: Abbaustrategie derSBB?» fragt Reynard unter an-derem danach, welche Stand-orte im 2019 und später ge-schlossen werden sollen undnach welchen Kriterien dieseausgewählt werden. Reynardmerkt an, dass viele Kampa-gnen der SBB darauf abzielen,die Kundinnen und Kunden aufdie Online-Dienste zu bringen,statt an den Schalter. Dies zumBeispiel dadurch, dass gewis-se Dienstleistungen am Schal-

ter kostenpflichtig sind, im In-ternet oder in der App hinge-gen nicht. Die Interpellationzielt auch darauf ab, dass derService-public-Auftrag der SBBdurch den Abbau der Verkaufs-punkte gefährdet wird.

SEV unterstützt den VorstossWie Mathias Reynard ver-schliesst sich auch der SEVnicht vor neuen Technologien.Sinnvoll eingesetzt, können sieuns wertvolle Dienste leisten.

Es kann aber nicht sein, dassdie physischen Verkaufsstellenmit verkürzten Schalteröff-nungszeiten und langen Warte-schlangen unattraktiv gemachtund schliesslich geschlossenwerden, zumal auch die On-line-Dienste der SBB nicht ta-dellos funktionieren.Wenn das Verkaufspersonalangewiesen ist, Kundinnenund Kunden beim Ticketkaufam Billettautomaten oder überdie App zu unterstützen, statt

ihnen die gewünschten Diens-te am Schalter zu erbringen,dann ist die Enthumanisierungbereits in vollem Gange. Esdrohen Bahnhöfe ohne Ge-sichter, unpersönliche Orte,die das subjektive Sicher-heitsgefühl massiv beein-trächtigen. Und einmal mehrtreibt die SBB den Service-Ab-bau voran.Auch verschiedene kantonaleInterpellationen (bisher in denKantonen Jura, Neuenburg,Genf und Waadt) haben dasThema aufgenommen. Der SEVwird den politischen Verlaufdieser Vorstösse weiterhin ge-spannt verfolgen.

Chantal Fischer

Schliessung von SBB-Verkaufsstellen

Enthumanisierung der Bahn geht weiterDer Service public inder Schweiz leidet.Auch wegen derSchliessung von SBB-Schaltern an diversenStandorten in der gan-zen Schweiz. Der Bun-desrat wird nun einigeFragen dazu beantwor-ten müssen.

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Flugblattaktion vom 27. März gegen die Schliessung des SBB-Schalters in St-Maurice. V.l.n.r.: NRMathias Reynard, Blaise Carron (Präsident/Vize Gewerkschaftsbund Wallis) und René Zürcher, SEV.

Die SBB schliesst 2018 neunihrer Verkaufsstellen. FolgendeStandorte sind betroffen:

■ Deutschschweiz: BaselEuroairport, Turgi, Erlenbach ZH,Zürich Tiefenbrunnen, München-buchsee und Küssnacht am Rigi.

■ Romandie: St-Maurice,Renens EPFL, Palézieux (wirdvon den TPF übernommen).

STANDORTE

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Das Bild in der letzten Ausgabezeigte ein Detail des BahnhofsVevey (VD). Ein weiteres Foto istunter www.sev-online.ch zufinden.

Das Caran d’Ache-Schreibsetgewonnen hatValérie Gorgerat aus St-Légier-La Chiésaz, Sektion AS Ouest.

Heute fragen wir erneut: Woentstand dieses Bild?

Unter den Teilnehmenden mit derrichtigen Antwort verlosen wirReka-Checks im Wert von40 Franken. Wer gewonnen hatund die Lösung verraten wir imnächsten kontakt.sev. Über denWettbewerb wird keine Korres-pondenz geführt.

So nehmen Sie teil:

Per Postkarte: Sie schreiben die Lösung, IhrenNamen und Ihre Adresse auf einePostkarte und schicken diese

bis Mittwoch 4. Juli an:

SEVPhotomystèrePostfach3000 Bern 6

Per E-Mail:Schicken Sie die Lösung, IhrenNamen und Ihre Adresse perE-Mail an [email protected]

Im Internet:Unter www.sev-online.chklicken Sie auf die Box Photomys-tère rechts unterhalb der Agendaund füllen alle Felder aus.

Photomystère: «Wo ist das?»

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