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1 Evidenznachweis zur Faktenbox Kombinationsbehandlung (Antidepressiva und Psychotherapie) bei schweren Depressionen Wie wurde die Literatur recherchiert und bewertet? Alle Informationen entsprechen dem aktuellen Stand der Forschung und wurden aus der aktuellen Versorgungsleitlinie ( http://www.depression.versorgungsleitlinien.de) entnommen, die von Vertretern vieler Fachgesellschaften erarbeitet wurde [1,2]. Ergänzend wurden weitere aktuelle wissenschaftliche Arbeiten einbezogen, die nach dem Erscheinen der Leitlinie veröffentlicht wurden. Dabei erfolgte eine Zusammenarbeit mit dem Team, welches derzeit mit der Aktualisierung der Leitlinie befasst ist. Es wurden Arbeiten ausgewählt, in denen verwertbare Zahlen zu den bearbeiteten Fragestellungen dargestellt wurden. Lagen mehrere Quellen vor, so wurden die aktuellsten bzw. umfassendsten berücksichtigt. Auf welchen Quellen beruhen die Hauptaussagen? Die Hauptaussagen beruhen auf den aktuellen Versorgungsleitlinien. Auf welchen Quellen beruhen die angegeben Zahlen? • Die Daten zum Vergleich von Kombinationsbehandlung und Psychotherapie stammen aus einer Arbeit von Thase et al. [3], in der die Daten von sechs Studien kombiniert wurden. Die Patienten wurden 16 Wochen lang mit Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie oder Interpersonelle Psychotherapie) oder mit Kombinationsbehandlung (Interpersonelle Psychotherapie plus Antide- pressiva) behandelt. Es sind die Recovery-Raten angegeben (definiert als vier-wöchiger Zeitabschnitt mit Werten unter 7 auf der Hamilton-Depressions-Rating-Skala (HDRS), beibehalten bis zur Woche 16). Dargestellt wurden hier nur die Daten für die schwerer depressiven Patienten (HDRS ≥ 20 zu Behandlungsbeginn). • Die Daten zum Vergleich von Kombinationsbehandlung stammen aus einer Studie von Schramm et al. [4], in welcher die Wirksamkeit einer Kombinationsbehandlung von Interpersoneller Psychothe- rapie plus Antidepressiva mit Antidepressiva plus Clinical Management verglichen wurde. Das ein- gesetzte Antidepressivum war Sertralin (1. Wahl) oder Amitriptylin (2. Wahl). Die Patienten wurden fünf Wochen stationär behandelt. Hier wurden Remissionsraten (HRSD ≤ 7) nach der fünfwöchigen Behandlung für die Intention-to-treat-Stichprobe angegeben. Ein Rückfall (hier angegeben für das 12monatige Follow-up-Intervall für diejenigen Patienten, die zu Behandlungsende remittiert waren) wurde definiert als HRSD-Werte von ≥15 in Kombination mit einer Einschätzung des psychiatrischen Status von ≥ 5 (Skala von 1 = keine Symptome bis 6 = Kriterien für eine Major Depression voll erfüllt) für mindestens zwei Wochen. Diese beiden Arbeiten wurden ausgewählt, da sie in der aktuellen Versorgungsleitlinie als Beleg für die Überlegenheit von Kombinationsbehandlung bei schweren Depressionen zitiert wurden. Aktuelle Metaanalysen [5-9] beziehen sich nicht explizit auf Patienten mit schweren Depressionen bzw. haben keine Arbeiten eingeschlossen, in denen Patienten mit schweren Depressionen untersucht wurden.

150721 Evidenznachweis Faktenbox ......mit Werten unter 7 auf der Hamilton-Depressions-Rating-Skala (HDRS), beibehalten bis zur Woche 16). Dargestellt wurden hier nur die Daten für

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Page 1: 150721 Evidenznachweis Faktenbox ......mit Werten unter 7 auf der Hamilton-Depressions-Rating-Skala (HDRS), beibehalten bis zur Woche 16). Dargestellt wurden hier nur die Daten für

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Evidenznachweis zur Faktenbox Kombinationsbehandlung (Antidepressiva und Psychotherapie) bei schweren DepressionenWie wurde die Literatur recherchiert und bewertet?

Alle Informationen entsprechen dem aktuellen Stand der Forschung und wurden aus der aktuellen Versorgungsleitlinie (http://www.depression.versorgungsleitlinien.de) entnommen, die von Vertretern vieler Fachgesellschaften erarbeitet wurde [1,2]. Ergänzend wurden weitere aktuelle wissenschaftliche Arbeiten einbezogen, die nach dem Erscheinen der Leitlinie veröffentlicht wurden. Dabei erfolgte eine Zusammenarbeit mit dem Team, welches derzeit mit der Aktualisierung der Leitlinie befasst ist.

Es wurden Arbeiten ausgewählt, in denen verwertbare Zahlen zu den bearbeiteten Fragestellungen dargestellt wurden. Lagen mehrere Quellen vor, so wurden die aktuellsten bzw. umfassendsten berücksichtigt.

Auf welchen Quellen beruhen die Hauptaussagen?

Die Hauptaussagen beruhen auf den aktuellen Versorgungsleitlinien.

Auf welchen Quellen beruhen die angegeben Zahlen?

• Die Daten zum Vergleich von Kombinationsbehandlung und Psychotherapie stammen aus einer Arbeit von Thase et al. [3], in der die Daten von sechs Studien kombiniert wurden. Die Patienten wurden 16 Wochen lang mit Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie oder Interpersonelle Psychotherapie) oder mit Kombinationsbehandlung (Interpersonelle Psychotherapie plus Antide-pressiva) behandelt. Es sind die Recovery-Raten angegeben (definiert als vier-wöchiger Zeitabschnitt mit Werten unter 7 auf der Hamilton-Depressions-Rating-Skala (HDRS), beibehalten bis zur Woche 16). Dargestellt wurden hier nur die Daten für die schwerer depressiven Patienten (HDRS ≥ 20 zu Behandlungsbeginn).

• Die Daten zum Vergleich von Kombinationsbehandlung stammen aus einer Studie von Schramm et al. [4], in welcher die Wirksamkeit einer Kombinationsbehandlung von Interpersoneller Psychothe-rapie plus Antidepressiva mit Antidepressiva plus Clinical Management verglichen wurde. Das ein-gesetzte Antidepressivum war Sertralin (1. Wahl) oder Amitriptylin (2. Wahl). Die Patienten wurden fünf Wochen stationär behandelt. Hier wurden Remissionsraten (HRSD ≤ 7) nach der fünfwöchigen Behandlung für die Intention-to-treat-Stichprobe angegeben. Ein Rückfall (hier angegeben für das 12monatige Follow-up-Intervall für diejenigen Patienten, die zu Behandlungsende remittiert waren) wurde definiert als HRSD-Werte von ≥15 in Kombination mit einer Einschätzung des psychiatrischen Status von ≥ 5 (Skala von 1 = keine Symptome bis 6 = Kriterien für eine Major Depression voll erfüllt) für mindestens zwei Wochen.

Diese beiden Arbeiten wurden ausgewählt, da sie in der aktuellen Versorgungsleitlinie als Beleg für die Überlegenheit von Kombinationsbehandlung bei schweren Depressionen zitiert wurden. Aktuelle Metaanalysen [5-9] beziehen sich nicht explizit auf Patienten mit schweren Depressionen bzw. haben keine Arbeiten eingeschlossen, in denen Patienten mit schweren Depressionen untersucht wurden.

Page 2: 150721 Evidenznachweis Faktenbox ......mit Werten unter 7 auf der Hamilton-Depressions-Rating-Skala (HDRS), beibehalten bis zur Woche 16). Dargestellt wurden hier nur die Daten für

Referenzen

[1] DGPPN, BÄK, KBV et al. S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression - Kurzfassung. 1. Auflage 2009. Berlin, Düsseldorf: DGPPN, ÄZQ, AWMF

[2] DGPPN, BÄK, KBV et al. PatientenLeitlinie zur Nationalen VersorgungsLeitli-nie Unipolare Depression, Version 1.0 24. August 2011

[3] Thase ME, Greenhouse JB, Frank E et al. Treatment of Major Depression With Psychotherapy or Psychotherapy-Pharmacotherapy Combinations. Archives of General Psychiatry 1997; 54: 1009-1015

[4] Schramm E, van Calker D, Dykierek P et al. An Intensive Treatment Program of Interpersonal Psychotherapy Plus Pharmacotherapy for Depressed Inpatients: Acute and Long-Term Results. American Journal of Psychiatry 2007; 164: 768-777

[5] Cuijpers P, Geraedts AS, van Oppen P et al. Interpersonal psychotherapy for depression: a meta-analysis. The American Journal of Psychiatry 2011; 168: 581-592

[6] Cuijpers P, van Straten A, Hollon SD et al. The contribution of active medi-cation to combined treatments of psychotherapy and pharmacotherapy for adult depression: a meta-analysis. Acta Psychiatrica Scandinavica 2010; 121: 415-423

[7] Cuijpers P, van Straten A, Warmerdam L et al. Psychotherapy versus the combination of psychotherapy and pharmacotherapy in the treatment of depression: A meta-analysis. Depression and Axiety 2009; 26: 279-288

[8] De Maat S, Dekker J, Schoevers R et al. Relative efficacy of psychotherapy and combined therapy in the treatment of depression: A meta-analysis. European Psychiatry 2007; 22: 1-8

[9] Pampallona S, Bollini P, Tibaldi G et al. Combined pharmacotherapy and psychological treatment for depression. A systematic review. Archives of General Psychiatry 2004; 61: 714-719

Weitere Informationen unter:

www.faktencheck-gesundheit.de und www.faktencheck-depression.de Dieses Dokument wird zur Verfügung gestellt vom „Faktencheck Gesundheit“ der Bertelsmann Stiftung. © Juni 2015 Bertelsmann Stiftung

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