68
JULI 2010 BERLIN #18 MOBILEE FIVE YEARS, FIVE BOTTLES? HUNDREDS OPTIMISTIC MELANCHOLY WOOSTER COLLECTIVE STREETART BLOG #1 + ITAY SHREM SANDRUSHKA BECK IN THE FAST LANE INSA ELLEPARAMOUR DEADLY FROM UK BERLIN ISSUE #18 MOBILEE HUNDREDS WOOSTER COLLECTIVE JULI 2010

#18 proud magazine Berlin

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Page 1: #18 proud magazine Berlin

JULI 2010BERLIN #18

MOBILEEFIVE YEARS, FIVE BOTTLES?

HUNDREDSOPTIMISTIC MELANCHOLY

WOOSTER COLLECTIVESTREETART BLOG #1

+ITAY SHREMSANDRUSHKA BECKIN THE FAST LANEINSAELLEPARAMOURDEADLY FROM UK

BER

LINISSU

E #18 • M

OB

ILEE • HU

ND

RED

S • WO

OSTER

CO

LLECTIVE

JULI 2010

Page 2: #18 proud magazine Berlin

Ganz neu in unseremSortiment: die Zukunft.

AuthorisedReseller

Beratung inklusive. Wenn es um Apple & Co. geht, sind Sie bei uns an der richtigen Adresse. Wir analysieren Ihre Bedürfnisse genau und verkaufen Ihnen nur das, was Sie auch wirklich brauchen. Digitale Ideen erleben.

GRAVIS Flagshipstore Berlin, Ernst-Reuter-Platz 9, 10587 Berlin

27x in Deutschland und im Internet: www.gravis.de

proud_magazine_07.10.indd 1 24.06.2010 17:33:10 Uhr

3EDITORIAL

ewinnen oder verlieren. Vor dem inneren Auge spielen sich

beide Szenarien blitzschnell ab, durchdacht, bis in's Detail.

Du musst eine Entscheidung treffen.

Diesen Monat habe ich entschieden. Die Münze einfach fal-

len lassen, mir die Hände gewaschen und unter meine Kar-

ten geschaut. All-in, so schlimm wird's nicht sein.

Mein Drang, Fahrradfahrer zu schubsen, lässt nicht nach. Die fühlen sich so elegant

und unangreifbar. Man muss aufzeigen, dass Gleichgewicht gestört werden kann,

sonst wird's vergessen. So wie bei den Katzen, die sich beim Sprung verrechnen und

abstürzen. Realitätsbewusstsein zurückgewonnen. Harte Tatsachen.

Ein Ausflug auf die Sonnenseite rettet Dein Leben. Durchatmen. Zeit dehnen. Luft

anhalten. Augen schließen. Yoga für Anfänger – erste Schritte leicht gemacht. Au-

gen öffnen. Alles ist gut: Blumenwiesen, Brathähnchen mit Pommes, 'ne Spritzpis-

tole wo nur Glück rauskommt, Meeressand, Korallenriffe, Fliegen können, Capri-

sonne und 'nen Eis am Stiel.

Genau so. Nicht anders. Sommerferien. Es ist geschafft. Der erste Urlaub. Die

lässt die Füße baumeln. Natürlich die Zehen im Wasser. Die Hände als Kopfkissen.

Blick in die Wolken. Vogelperspektive.

Fokus: Trade Show. Wer ist schon noch ein Styleleader. Die Stilprägenden müssen

heute ihren Stil immer schneller ändern oder ins radikale gehen, weil die Masse von

der sie sich abzuheben suchen immer schneller ihre Stile assimiliert. Kann man

das mit dem sich abheben dann nicht einfach lassen?

Alles wird gut.

Richard Kirschstein

Page 3: #18 proud magazine Berlin

Ganz neu in unseremSortiment: die Zukunft.

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proud_magazine_07.10.indd 1 24.06.2010 17:33:10 Uhr

3EDITORIAL

ewinnen oder verlieren. Vor dem inneren Auge spielen sich

beide Szenarien blitzschnell ab, durchdacht, bis in's Detail.

Du musst eine Entscheidung treffen.

Diesen Monat habe ich entschieden. Die Münze einfach fal-

len lassen, mir die Hände gewaschen und unter meine Kar-

ten geschaut. All-in, so schlimm wird's nicht sein.

Mein Drang, Fahrradfahrer zu schubsen, lässt nicht nach. Die fühlen sich so elegant

und unangreifbar. Man muss aufzeigen, dass Gleichgewicht gestört werden kann,

sonst wird's vergessen. So wie bei den Katzen, die sich beim Sprung verrechnen und

abstürzen. Realitätsbewusstsein zurückgewonnen. Harte Tatsachen.

Ein Ausflug auf die Sonnenseite rettet Dein Leben. Durchatmen. Zeit dehnen. Luft

anhalten. Augen schließen. Yoga für Anfänger – erste Schritte leicht gemacht. Au-

gen öffnen. Alles ist gut: Blumenwiesen, Brathähnchen mit Pommes, 'ne Spritzpis-

tole wo nur Glück rauskommt, Meeressand, Korallenriffe, Fliegen können, Capri-

sonne und 'nen Eis am Stiel.

Genau so. Nicht anders. Sommerferien. Es ist geschafft. Der erste Urlaub. Die

lässt die Füße baumeln. Natürlich die Zehen im Wasser. Die Hände als Kopfkissen.

Blick in die Wolken. Vogelperspektive.

Fokus: Trade Show. Wer ist schon noch ein Styleleader. Die Stilprägenden müssen

heute ihren Stil immer schneller ändern oder ins radikale gehen, weil die Masse von

der sie sich abzuheben suchen immer schneller ihre Stile assimiliert. Kann man

das mit dem sich abheben dann nicht einfach lassen?

Alles wird gut.

Richard Kirschstein

Page 4: #18 proud magazine Berlin

KontaKtKirschstein & Mahrt GbR

Naunynstraße 2710997 Berlin Kreuzberg

+49 (0) 30 78 08 80 97hq@ .de

Fashion DiRECtoR

Haniball Saliba

aDvERtising ManagER

Emin Henri Mahrt

Kirsten Toft Nagel

Richard Kirschstein

MusiC EDitoR

Lev Nordstrom

Uwe Krass

CovER

Haniball Saliba

Marcus Witte

EDitoRiaL tEaM

Anne Behrndt

Andrej Rüb

Benjamin Gruber

Cim Topal

Ida Westheuser

Josephine Müller

Lukas Kampfmann

Miron Tenenberg

Moritz Stellmacher

Pelen Boramir

Ron Wilson

Ronny Schröder

Sophie Senoner

Willi Zägenhagen

EvEnt ManagER

Cim Topal

Ricardo Kramer

PubLishER

Emin Henri Mahrt

Richard Kirschstein

EDitoR in ChiEF

Emin Henri Mahrt

Richard Kirschstein

aRt DiRECtoR

Vinzent Britz

CREativE DiRECtoR

Moritz Stellmacher

ContRibutoRs

Eugenio Perazzo

Gesa Hollender

Konstantin Arnold

Laura Wiese

Lisa Zeitler

Lukasz Woljeko

Mai Weiss

Marcus Witte

Philip Holke

Tobias Schult

Tülay

sPECiaL thanKs

Ariane Kirschstein

Eva und Lale Mahrt

Karl-Heinz Kirschstein

Nuri Sezer

Oliver Keresztes

Sünje von Ahn

Klaus Mabel Aschenneller

Cim gehört seit Jahren zur Familie,

weil er immer die heißesten Tussis mit

zur Party bringt. Sein Charme schlägt

aber nicht nur bei den Weibern an,

auch das Team ist verzaubert. In

den letzten vier Monaten hat er ohne

zu mosern oder aufzumucken jede

Aufgabe durchgeboxt, immer selbstlos

das Optimum für alle im Blick.

Lieber Cim, schön das 36 Dich wieder

hat. PS: Wenn Du nochmal versucht

hier abzuhaun gibt's Stress.

Text Richard Kirschstein

CiMtoPaL

EMPLOYEE OF THE MONTH

4 staRt

Page 5: #18 proud magazine Berlin

KontaKtKirschstein & Mahrt GbR

Naunynstraße 2710997 Berlin Kreuzberg

+49 (0) 30 78 08 80 97hq@ .de

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Haniball Saliba

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Richard Kirschstein

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Ariane Kirschstein

Eva und Lale Mahrt

Karl-Heinz Kirschstein

Nuri Sezer

Oliver Keresztes

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Klaus Mabel Aschenneller

Cim gehört seit Jahren zur Familie,

weil er immer die heißesten Tussis mit

zur Party bringt. Sein Charme schlägt

aber nicht nur bei den Weibern an,

auch das Team ist verzaubert. In

den letzten vier Monaten hat er ohne

zu mosern oder aufzumucken jede

Aufgabe durchgeboxt, immer selbstlos

das Optimum für alle im Blick.

Lieber Cim, schön das 36 Dich wieder

hat. PS: Wenn Du nochmal versucht

hier abzuhaun gibt's Stress.

Text Richard Kirschstein

CiMtoPaL

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YOU’LL EAT BETTER.

Shop online at Diesel.com

BE STUPID

Page 6: #18 proud magazine Berlin

zu|frie|den - Adj. - [zusger. aus älteren Wendungen wie zu Frieden setzen = zur Ruhe bringen]

INTRO

BERLIN

FASHION

MUSIC

ART

OUTRO

08

10

12

14

30

34

38

40

48

50

66

Flash Moritz Stellmacher

Flash Miron Tenenberg

Report Firetrap Deadly

Report Vöslauer Amber Stix

Fashion Flash Haniball Saliba

Fashion Chat Sandrushka Beck

7Days Eugenio und Tülay

Shoot In The Fast Lane

Chat Dream

Report Rentafloss

Last Word Pelén Boramir

Editorial

Imprint

Content

strasserauf Report

VDWS und Axe Report

PlayStation Report

Miron Tenenberg Soberdose

Graf Oskar Report

Hundreds Artist Shoot

Anne Behrndt & Lev Nordstrom Sounds

Mobilee Bottled

Elleparamour Open Word

Wooster Collective Streets

Insa Last Look

03

04

06

16

18

19

20

22

24

52

54

58

60

62

darf nicht ohne das Einverständnis von Richard Kirschstein oder Emin Mahrt, beziehungsweise den Leuten die deren Unterschriften perfekt fälschen können, verkauft, verliehen oder geknickt werden. respektiert die Unterschiedlichkeit der Menschen und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. liebt Dich doch! Die publizierten Artikel entsprechen dennoch ausschließlich der Meinung der Autoren und nicht zwangsläufig der Redaktion. Diese müssen auch nicht intelligent oder gut durchdacht sein. Dafür machen wir mal wieder eine schöne Seite zum Angucken. Wenn Ihr uns die Grafik klaut, holen wir unsere Freunde und Ihr seid dran. Ansonsten, alles Roger. Verantwortlicher im Sinne des Presserechts ist Emin Mahrt oder Richard.

ist eine freie, monatliche Publikation von Liebhabern und Legenden.

Foto: Sonntagnachmittag auf dem Weg

vom Barfuss Open Air zurück in's Büro.

CONTENT

6 CONTENT

nie rüf ,tlaheG mehcielg ieb sad dnU .bojsgatblaH muz boJ nenied thcam 82 ESOD EZRAWHCS egnal nohcs ud sad ,tkejorP evitaerk sad rüf rhem nednutS reiv gaT nedej ud tsah timaD .rhaJ seblah hcid briweB .0102 bojsgatblaH ned rüf tadidnaK edrew dnu tztej hcid ereimrofnI .tsbeihcsreh rid rov -íaçA red sisaB fua sknirdygrenE nehcilrütan netsre sed eigrenE red tim nneD .eedI renied tim hcafnie

.stkejorP nevitaerk senied gnureisilaeR eid rüf rhem nednutS reiv – nednutS 82 gaT red tah ereeB

)w/m( evitaerK :neteib riW

gaT/h4 mu tiezstiebrA renied gnureizudeR stlaheG nednellaftne sed hcielgsuA tkejorP sevitaerk nied rüf gnuztütsretnU dnu tieZ

nehcus riW menie tim )w/m( rebreweB nenie :sua tkejorP

ngiseD tsnuK efiargotoF kisuM rutaretiL hciereB nevitaerk neredna menie redo

ud tsednfi sliateD ella dnu negnugnidebemhanlieT retnu ed.0102bojsgatblah.www

Page 7: #18 proud magazine Berlin

zu|frie|den - Adj. - [zusger. aus älteren Wendungen wie zu Frieden setzen = zur Ruhe bringen]

INTRO

BERLIN

FASHION

MUSIC

ART

OUTRO

08

10

12

14

30

34

38

40

48

50

66

Flash Moritz Stellmacher

Flash Miron Tenenberg

Report Firetrap Deadly

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Fashion Flash Haniball Saliba

Fashion Chat Sandrushka Beck

7Days Eugenio und Tülay

Shoot In The Fast Lane

Chat Dream

Report Rentafloss

Last Word Pelén Boramir

Editorial

Imprint

Content

strasserauf Report

VDWS und Axe Report

PlayStation Report

Miron Tenenberg Soberdose

Graf Oskar Report

Hundreds Artist Shoot

Anne Behrndt & Lev Nordstrom Sounds

Mobilee Bottled

Elleparamour Open Word

Wooster Collective Streets

Insa Last Look

03

04

06

16

18

19

20

22

24

52

54

58

60

62

darf nicht ohne das Einverständnis von Richard Kirschstein oder Emin Mahrt, beziehungsweise den Leuten die deren Unterschriften perfekt fälschen können, verkauft, verliehen oder geknickt werden. respektiert die Unterschiedlichkeit der Menschen und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. liebt Dich doch! Die publizierten Artikel entsprechen dennoch ausschließlich der Meinung der Autoren und nicht zwangsläufig der Redaktion. Diese müssen auch nicht intelligent oder gut durchdacht sein. Dafür machen wir mal wieder eine schöne Seite zum Angucken. Wenn Ihr uns die Grafik klaut, holen wir unsere Freunde und Ihr seid dran. Ansonsten, alles Roger. Verantwortlicher im Sinne des Presserechts ist Emin Mahrt oder Richard.

ist eine freie, monatliche Publikation von Liebhabern und Legenden.

Foto: Sonntagnachmittag auf dem Weg

vom Barfuss Open Air zurück in's Büro.

CONTENT

6 CONTENT

nie rüf ,tlaheG mehcielg ieb sad dnU .bojsgatblaH muz boJ nenied thcam 82 ESOD EZRAWHCS egnal nohcs ud sad ,tkejorP evitaerk sad rüf rhem nednutS reiv gaT nedej ud tsah timaD .rhaJ seblah hcid briweB .0102 bojsgatblaH ned rüf tadidnaK edrew dnu tztej hcid ereimrofnI .tsbeihcsreh rid rov -íaçA red sisaB fua sknirdygrenE nehcilrütan netsre sed eigrenE red tim nneD .eedI renied tim hcafnie

.stkejorP nevitaerk senied gnureisilaeR eid rüf rhem nednutS reiv – nednutS 82 gaT red tah ereeB

)w/m( evitaerK :neteib riW

gaT/h4 mu tiezstiebrA renied gnureizudeR stlaheG nednellaftne sed hcielgsuA tkejorP sevitaerk nied rüf gnuztütsretnU dnu tieZ

nehcus riW menie tim )w/m( rebreweB nenie :sua tkejorP

ngiseD tsnuK efiargotoF kisuM rutaretiL hciereB nevitaerk neredna menie redo

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Page 8: #18 proud magazine Berlin

im bayrischen Allershausen hat ein

26-Jähriger Student einen Hundewel-

pen auf Hells Angels-Mitglieder gewor-

fen und ist anschließend mit einem

Bulldozer auf die Autobahn getürmt.

Nach einem Kilometer ließ sich der

Flüchtige in einem LKW mit nehmen.

Inzwischen ist er in psychiatrischer Be-

handlung und der Welpe im Tierheim.

“Ich schick dir schwarze Wolken und

Blitze die dich begleiten”, King of Kings

die 19 Meter hohe Jesus Statue in Ohio

wurde von einem Blitz zerstört. In den

christlichen Medien wird gerätselt wie

dieses göttliche Signal interpretiert

werden soll, eine kleine Variation des

Theodizeeproblems.

Ein fussball begeistertes asiatisches

Model ist es leid alleine Fussball zu

schauen. Da ihre Freundinen nicht

Fussball interessiert sind und der Sport

in China nicht besonders populär ist,

hat sie eine Anzeige im Internet ge-

schaltet in der sie einen Mann zum

Fussball schauen sucht. Bezahlen will

sie dafür rund 120 Euros. “Ich habe

Geld aber Fussball ist nicht sehr popu-

lär in China, die Leute sind zu sehr mit

ihrer Arbeit beschäftig.”

Für Wetten auf Fussball Spiele schwö-

ren afrikanische Spieler auf die tradi-

tionelle Mutimagie für die getrocknete

Kapgeiergehirne gebraucht werden.

In zwischen werden die Tiere rar, “Im

schlimmsten Fall”, sagt Steve McKean,

von KwaZulu-Natal Wildlife, “könnte

der Kapgeier in den nächsten zwölf Jah-

ren ausgestorben sein.”

Laut Polizei wurde ein 61-jähriger, süd-

afrikanischer Mann, der das WM-Spiel

anstatt einer religiösen Sendung sehen

wollte von seiner Familie nach einem

Kampf um die Fernbedienung erschla-

gen. Der Polizeisprecher Mothemane

Malefo sagte er sei nicht sicher, womit

die Famile Makoeya tötete "Es scheint,

sie haben seinen Kopf gegen die Wand

geschlagen".

Text und Design Moritz Stellmacher

flash

student be­schmeisst hells angels­RockeR mit hunde welpen

gott lÄsst Jesus abblitZen

spieleR Rauchen geieRhiRne um fussball eRgeb­nisse Zu sehen

model kauft mann fÜR fuss­ball

mann Von seineR fRau und kindeR eRschlagen weil eR deutschland austRalien sehen wollte

In Bali wurde der 18-Jährige Ngurah

Alit in einem Reisfeld nackt hinter ei-

ner Kuh erwischt. Der nackige Tier-

freund beteuerte, dass er die Kuh für

ein reizendes Mädchen hielt, das ihn

mit Komplimenten verführte.

Um sein Dorf Yeh Embang von dieser

Sünde rein zuwaschen wurde er zur

Heirat mit der Sirene gezwungen. Wäh-

rend der Zeremonie verlor Ngurah Alit

das Bewusstsein. “Armer Junge” sag-

te eine Dorfbewohnerin “er ist sonst

eigentlich sehr ruhig.” Letzten Endes

wurde die Kuh im Wasser versenkt und

die Ehre des Dorfes wieder hergestellt.

teenageR VeRlieRt das bewusstsein bei ZwangsheiRat mit kuh

8 flash

Every door hides a story, discover them all at onitsukatiger.com

MEXICO 66 BRG FABRE DC-SMEXICO MIDRUNNER SUE

Onitsuka-Proud.indd 1 25.06.10 13:08

Page 9: #18 proud magazine Berlin

im bayrischen Allershausen hat ein

26-Jähriger Student einen Hundewel-

pen auf Hells Angels-Mitglieder gewor-

fen und ist anschließend mit einem

Bulldozer auf die Autobahn getürmt.

Nach einem Kilometer ließ sich der

Flüchtige in einem LKW mit nehmen.

Inzwischen ist er in psychiatrischer Be-

handlung und der Welpe im Tierheim.

“Ich schick dir schwarze Wolken und

Blitze die dich begleiten”, King of Kings

die 19 Meter hohe Jesus Statue in Ohio

wurde von einem Blitz zerstört. In den

christlichen Medien wird gerätselt wie

dieses göttliche Signal interpretiert

werden soll, eine kleine Variation des

Theodizeeproblems.

Ein fussball begeistertes asiatisches

Model ist es leid alleine Fussball zu

schauen. Da ihre Freundinen nicht

Fussball interessiert sind und der Sport

in China nicht besonders populär ist,

hat sie eine Anzeige im Internet ge-

schaltet in der sie einen Mann zum

Fussball schauen sucht. Bezahlen will

sie dafür rund 120 Euros. “Ich habe

Geld aber Fussball ist nicht sehr popu-

lär in China, die Leute sind zu sehr mit

ihrer Arbeit beschäftig.”

Für Wetten auf Fussball Spiele schwö-

ren afrikanische Spieler auf die tradi-

tionelle Mutimagie für die getrocknete

Kapgeiergehirne gebraucht werden.

In zwischen werden die Tiere rar, “Im

schlimmsten Fall”, sagt Steve McKean,

von KwaZulu-Natal Wildlife, “könnte

der Kapgeier in den nächsten zwölf Jah-

ren ausgestorben sein.”

Laut Polizei wurde ein 61-jähriger, süd-

afrikanischer Mann, der das WM-Spiel

anstatt einer religiösen Sendung sehen

wollte von seiner Familie nach einem

Kampf um die Fernbedienung erschla-

gen. Der Polizeisprecher Mothemane

Malefo sagte er sei nicht sicher, womit

die Famile Makoeya tötete "Es scheint,

sie haben seinen Kopf gegen die Wand

geschlagen".

Text und Design Moritz Stellmacher

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student be­schmeisst hells angels­RockeR mit hunde welpen

gott lÄsst Jesus abblitZen

spieleR Rauchen geieRhiRne um fussball eRgeb­nisse Zu sehen

model kauft mann fÜR fuss­ball

mann Von seineR fRau und kindeR eRschlagen weil eR deutschland austRalien sehen wollte

In Bali wurde der 18-Jährige Ngurah

Alit in einem Reisfeld nackt hinter ei-

ner Kuh erwischt. Der nackige Tier-

freund beteuerte, dass er die Kuh für

ein reizendes Mädchen hielt, das ihn

mit Komplimenten verführte.

Um sein Dorf Yeh Embang von dieser

Sünde rein zuwaschen wurde er zur

Heirat mit der Sirene gezwungen. Wäh-

rend der Zeremonie verlor Ngurah Alit

das Bewusstsein. “Armer Junge” sag-

te eine Dorfbewohnerin “er ist sonst

eigentlich sehr ruhig.” Letzten Endes

wurde die Kuh im Wasser versenkt und

die Ehre des Dorfes wieder hergestellt.

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MEXICO 66 BRG FABRE DC-SMEXICO MIDRUNNER SUE

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Page 10: #18 proud magazine Berlin

blenden und deren Haut und Klei-

dung ebenso schnell in Brand setzen.

Alle Hobby-Obi-Wans müssen dafür

aber nach England, da es dafür – zum

Glück – in Deutschland keine Einfuhr-

genehmigung gibt.

Wolltet Ihr schon einmal ein echtes

Laserschwert haben? Ein Hongkonger

Produzent vertreibt nun Laserschwer-

ter, die 1000 mal stärker sein sollen

als ein Sonnenstrahl. Damit könnt

Ihr eins, zwei, drei Menschen im Nu

Text Miron Tenenberg

Layout Vinzent Britz

flash

lasern statt schneiden

Der russische Astrophysiker Chabibullo

Abdusamatow sieht im Jahr 2014 eine

neue Eiszeit über die Erde brechen.

Zwar hat er damit keine große Anhän-

gerschaft, aber der Leiter des Observa-

toriums von Pulkowo begründet das

Schlechte Nachricht für Bahnräder:

Das Verwaltungsgericht Berlin bestä-

tigte die sofortige Sicherstellung durch

die Polizei, sobald diese im Straßen-

verkehr benutzt würden. Ein verkehrs-

sicheres Fahrrad benötige vorne und

mit der Abnahme der Sonnenflecken.

"Wenn der Planet abkühlt, geschehen

viel schlimmere Katastrophen als bei

einer Klimaerwärmung", sagt Abdu-

samatow. Frohen Sommer.

hinten eine Bremse. Kurz und klar und

ohne Kompromiss. Gut für Hipster,

schade für Biker, die Bahnräder wirk-

lich fahren können!

extreme climating

Break it up

10 flash

Page 11: #18 proud magazine Berlin

blenden und deren Haut und Klei-

dung ebenso schnell in Brand setzen.

Alle Hobby-Obi-Wans müssen dafür

aber nach England, da es dafür – zum

Glück – in Deutschland keine Einfuhr-

genehmigung gibt.

Wolltet Ihr schon einmal ein echtes

Laserschwert haben? Ein Hongkonger

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ter, die 1000 mal stärker sein sollen

als ein Sonnenstrahl. Damit könnt

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Text Miron Tenenberg

Layout Vinzent Britz

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Der russische Astrophysiker Chabibullo

Abdusamatow sieht im Jahr 2014 eine

neue Eiszeit über die Erde brechen.

Zwar hat er damit keine große Anhän-

gerschaft, aber der Leiter des Observa-

toriums von Pulkowo begründet das

Schlechte Nachricht für Bahnräder:

Das Verwaltungsgericht Berlin bestä-

tigte die sofortige Sicherstellung durch

die Polizei, sobald diese im Straßen-

verkehr benutzt würden. Ein verkehrs-

sicheres Fahrrad benötige vorne und

mit der Abnahme der Sonnenflecken.

"Wenn der Planet abkühlt, geschehen

viel schlimmere Katastrophen als bei

einer Klimaerwärmung", sagt Abdu-

samatow. Frohen Sommer.

hinten eine Bremse. Kurz und klar und

ohne Kompromiss. Gut für Hipster,

schade für Biker, die Bahnräder wirk-

lich fahren können!

extreme climating

Break it up

10 flash

Page 12: #18 proud magazine Berlin

A PARTY

C

M

Y

CM

MY

CY

CMY

K

ADS_proudmag.pdf 2 23/06/10 09:49

DEADLY RETURNS

About Firetrap

Firetrap, geboren und designt in Lon-

don, ist bekannt für unkonventionel-

le und kreative Fashion und Jeans-

wear mit britischer Prägung. So findet

Firetrap die Inspiration für seine Kol-

lektionen in der vielseitigen Subkultur

Londons. In einer bunten Mischung aus

Architektur, Streetart, Musik und futu-

ristischem Design entsteht ein Style,

der das Lebensgefühl und die Popkul-

tur Londons widerspiegelt.

facebook.com/firetrapofficial

Deadly, das Icon der Londoner Fa-

shion- und Jeanswear Brand Firetrap,

steht für den typischen Firetrap Twist,

die dunkle und zugleich kreative Seite

der Brand. Urbaner als seines gleichen

treibt er sich seit 2004 vornehmlich in

der inspirierenden, vielseitigen Sub-

kultur seiner britischen Heimatstadt

London herum. Nicht böse, aber immer

unverschämt und schadenfroh. Aber

auch in anderen Gefilden, außerhalb

Londons, wurde der schelmische Gnom

hin und wieder gesichtet. Und eines

steht in jedem Falle fest: Deadly taucht

immer dann auf, wenn man es am we-

nigsten erwartet.

Doch seit 451 Tagen ist Deadly nun

schon verschollen. Mit einem Nagel

„bewaffnet“ markierte er jeden einzel-

nen Tag seiner langen und aufregen-

den Reise. Nun ist endlich die Zeit für

seine Rückkehr gekommen.

Wo war er, was hat er erlebt oder ge-

macht? Das weiß noch niemand, aber

schon bald wird alles ans Tageslicht

kommen...

Stay tuned and check out for more in-

fos on deadly:

deadlythegnome.com

Deadly’s Rückkehr muss gefeiert wer-

den! Zu gewinnen gibt’s ne schicke

Reise nach „Deadly“ London, sowie ein

paar nette Firetrap Gutscheine.

Schaut zwischen dem 07. – 31. Juli

2010 einfach mal vorbei:

fettebeute, Grünberger Str. 83

(Friedrichshain)

Moment, Oranienburger Str. 90 (Mitte)

12 REPORT

Page 13: #18 proud magazine Berlin

A PARTY

C

M

Y

CM

MY

CY

CMY

K

ADS_proudmag.pdf 2 23/06/10 09:49

DEADLY RETURNS

About Firetrap

Firetrap, geboren und designt in Lon-

don, ist bekannt für unkonventionel-

le und kreative Fashion und Jeans-

wear mit britischer Prägung. So findet

Firetrap die Inspiration für seine Kol-

lektionen in der vielseitigen Subkultur

Londons. In einer bunten Mischung aus

Architektur, Streetart, Musik und futu-

ristischem Design entsteht ein Style,

der das Lebensgefühl und die Popkul-

tur Londons widerspiegelt.

facebook.com/firetrapofficial

Deadly, das Icon der Londoner Fa-

shion- und Jeanswear Brand Firetrap,

steht für den typischen Firetrap Twist,

die dunkle und zugleich kreative Seite

der Brand. Urbaner als seines gleichen

treibt er sich seit 2004 vornehmlich in

der inspirierenden, vielseitigen Sub-

kultur seiner britischen Heimatstadt

London herum. Nicht böse, aber immer

unverschämt und schadenfroh. Aber

auch in anderen Gefilden, außerhalb

Londons, wurde der schelmische Gnom

hin und wieder gesichtet. Und eines

steht in jedem Falle fest: Deadly taucht

immer dann auf, wenn man es am we-

nigsten erwartet.

Doch seit 451 Tagen ist Deadly nun

schon verschollen. Mit einem Nagel

„bewaffnet“ markierte er jeden einzel-

nen Tag seiner langen und aufregen-

den Reise. Nun ist endlich die Zeit für

seine Rückkehr gekommen.

Wo war er, was hat er erlebt oder ge-

macht? Das weiß noch niemand, aber

schon bald wird alles ans Tageslicht

kommen...

Stay tuned and check out for more in-

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Deadly’s Rückkehr muss gefeiert wer-

den! Zu gewinnen gibt’s ne schicke

Reise nach „Deadly“ London, sowie ein

paar nette Firetrap Gutscheine.

Schaut zwischen dem 07. – 31. Juli

2010 einfach mal vorbei:

fettebeute, Grünberger Str. 83

(Friedrichshain)

Moment, Oranienburger Str. 90 (Mitte)

12 REPORT

Page 14: #18 proud magazine Berlin

Ausgelutschte Marketing-Kampagnen

adé! Anfang diesen Jahres haben sich

die Leute von der österreichischen Mi-

neralwasser-Marke Vöslauer zusam-

men mit der Ambermedia GmbH was

ganz besonderes einfallen lassen. Im

Rahmen einer Werbeaktion schmück-

ten zahlreiche gestanzte amber STIX,

elektrostatische Plakatfolien, das nahe

Umfeld der beiden Veranstaltungsorte

von Fashion Week und Bread & Butter

in Berlin. Somit hatten die Besucher

eine nette Begleitung auf dem Weg zu

beiden Modeveranstaltungen in Form

von gestanzten Flaschenmotiven. Na-

türlich nicht einfach so! Auf eine kre-

ative Umsetzung und Inszenierung

des innovativen Henkels am Flaschen-

deckel wurde großer Wert gelegt. Von

behängten Fahrradlenkern bis hin

zur Verschönerung Dieter Bohlens

auf nem DSDS Plakat. Geil! Alles war

dabei! Das macht auf alle Fälle Vor-

freude auf mehr. Mit eurer Hilfe kann

das Ganze diesen Sommer noch viel

größer, bunter und krasser werden.

Schnappt euch einfach den amber

STIX aus dieser und schon kann

das fleißige an die Wand klatschen

losgehen. Die witzigste Idee wird in

der nächsten Ausgabe veröffentlicht

und gewinnt außerdem eine Tasche

von BREE! Auf ein feuchtfröhliches

Bestixen!

Text: Josefine Müller

PRÊT À PORTER

VöslauER ambER sTIX

14 REPORT

Page 15: #18 proud magazine Berlin
Page 16: #18 proud magazine Berlin

Die schönsten stanDorte Der strasserauf LaDebox

ViDeoDrom shoPVIDEOS, DVDS, plattEn

Videodrom Videos, DVDs, PlattenOranienstr. 19510999 Berlinvideodrom.com

16 rePort

Page 17: #18 proud magazine Berlin

Die schönsten stanDorte Der strasserauf LaDebox

ViDeoDrom shoPVIDEOS, DVDS, plattEn

Videodrom Videos, DVDs, PlattenOranienstr. 19510999 Berlinvideodrom.com

16 rePort

Das Videodrom sollte allen Berlinern

ein Begriff sein. Back in the days, als

Video World noch das Quasi-Monopol

über sämtliche VHS besaß, pilger-

ten wir alle nach Kreuzberg um uns

mit OT-Fassungen, Kunstfilmen und

kompletten Filmografien einzelner

Regisseure einzudecken. Und noch

schnell einen Blick in den Videodrom

Shop, das gehörte dazu. Mittlerweile

kaufen wir unsere DVDs online, die

Originalfassung gibt es de facto als

Gratisbeilage und wir wohnen selbst

in Kreuzberg. Und doch behält der

Videodrom Shop, mittlerweile von 61

nach 36 gezogen, seinen Reiz.

Auf den kniehohen Tischen liegen die

Bücher eng an eng. In den Wandregalen

drängen sich die verschieden hohen

Bücherrücken. Neben dem Eingang

befindet sich ein Posterdisplay und ein

Regal neben der Kasse beherbergt die

DVDs. Die Schallplatten befinden sich

eine Treppe aufwärts auf der offenen

Galerie. Ein übersichtliches Geschäft,

es könnte ein ganz normaler Buchla-

den sein.

Hier zählt jedoch der zweite Blick.

Entspannt sitzt Ines, die Besitzerin,

vor ihrem Laden und erklärt was es

mit ihrem Geschäft auf sich hat: „Wir

haben aber hauptsächlich Nerdma-

terial, wie DVDs, Bücher und Schall-

platten, wovon die Leute gar nicht

wissen, dass es das gibt. Wir suchen

schon ganz spezielle Sachen aus. Bei

den DVDs und den Filmen müssen wir

das mittlerweile, weil Amazon Markt-

führer ist und all die Media Märkte

einfach schweinegünstig sind. Da sind

wir nicht mehr konkurrenzfähig. Wir

gehen deshalb nach wie vor in dieses

Nischenprogramm, was wir eigentlich

auch schon immer gemacht haben.“

Hier kommt der zweite Blick ins Spiel.

Neben den Musik-DVDs stehen Horror-

filme aus den 70ern, Trash-Sexfilme

aus den 60ern und am anderen Ende

des Regals Trashfilme aus der Türkei.

Ines findet, dass dies den Leuten zu-

gänglich gemacht werden müsse. Und

die Bücher?

„Bei den Büchern geht das eben in die

Schiene… Also unsere Kunden müs-

sen auch nicht lesen können, die kön-

nen einfach Bilder angucken, das ist ja

auch ganz schön.“ Dabei lacht sie herz-

lich. „Romane können sie auch woan-

ders kaufen.“ Es stimmt, das Buch über

den Haarkult von Hard Rock-Sängern

würde man in jeder Sprache verste-

hen. Nur ihre Stammkunden möchte

Ines nicht preisgeben. „Über unsere

ganzen Supernerds würde ich nie

reden! Das mache ich nicht.“ Sie schaut

resolut, fängt letztendlich aber wieder

an zu lachen. „Naja, du hast ja schon

Vorstellungen und die sind natürlich

richtig! Ich muss dir ja nichts erzählen,

was du schon weißt. Wobei Nerdtum

ja mittlerweile modern ist, aber wenn

das dann jemand von denen liest

fühlen sie sich vielleicht noch vorge-

führt. Du kannst dir also den Nerd als

solches ausdenken, das passt immer!“

Ines grüßt viele Leute, die an ihr

vorbei gehen. Man kennt sich hier

auf der Straße. Der Altachtund-

sechziger nickt ihr ebenso wohlwollend

zu wie der zerfeierte Hip Hopper, der

anständig fragt, ob er einen Sticker auf

ihre Bank kleben darf. Ja, er darf.

Seit 23 Jahren lebt sie nun in Kreuz-

berg. Sie grinst schelmisch, als sie das

sagt. „Meine Biografie ist ganz kons-

tant. Also ich mache den Laden seit

21 Jahren. Aber aufregend ist es sicher

immer gewesen.“ Sie schaut sich um

und begutachtet die Gegend. „Naja,

es ist ja toll, dass Berlin nicht mehr

so verschnarcht ist. Ich mag das ja ei-

gentlich ganz gerne. Es verändert sich

ja vieles und doch bleibt es hier in 36

schon viele Jahre relativ konstant. Die

Stadt hat sich schon ein bisschen ge-

funden. Die Oranienstraße wird zwar

schon ein bisschen zur Simon-Dach-

Straße – es ist hier abends schon

bisschen rumpel-pumpel – aber das ist

eben die Großstadt.“ Ein Fahrradkurier

hält an und pausiert kurz in ihrem La-

den. Natürlich grüßt sie ihn.

Ines ist heute ebenfalls mit ihrem

Rennrad unterwegs gewesen. Sie fuhr

am Morgen nach Schönefeld. Es macht

ihr Spaß und für Autos interessiert sie

sich einfach nicht. Das habe nichts

mit Umweltbewusstsein zu tun, das

ist eben ihre Art des Ausgleiches. Der

Ökotrend kam in ihrem Laden noch

nicht an. Bei Büchern gibt es zwar be-

reits diese Tendenz, aber DVDs ökolo-

gischer zu produzieren, davon wisse

sie nichts. Dass sie ihr Tütensuppen-

faible beim Biosupermarkt pflegt ist

purer Zufall, denn der liegt nun einmal

direkt gegenüber. „Außerdem haben

wir im Laden eine Nachtspeicherhei-

zung. Die ist vor allem gar nicht teuer,

billiger als Gas!“

Die strasserauf Ladebox wird im

Videodrom Shop vor allem von Touristen

benutzt – und natürlich von den Mitar-

beitern. Ines würde sich freuen, wenn

auch mal jemand kommt, der nur sein

Handy aufladen möchte. "Die Ladebox

müsste einfach noch etwas populärer

sein, damit man weiß, dass man da

einfach hingehen kann, um sein Handy

aufzuladen.“ Sie findet die Idee jeden-

falls gut und erhofft sich insgeheim,

neue Menschen kennen zu lernen, die sie

dann später grüßen wird.

Mehr Standorte der strasserauf Lade-

box und Infos auf strasserauf.de

Text Miron Tenenberg

Layout Josefine Müller

»Über unsere ganzen Supernerds würde ich nie reden! Das mache ich nicht.«

17rePort

Page 18: #18 proud magazine Berlin

Neu voN AXe: Rise Up

Die DUsche mit „extRa viel Wach“!

Dieses Showergel hat es in sich! Das

neue AXE Rise Up macht Jungs hell-

wach und sorgt dafür, dass sie garan-

tiert keine Flirtchance mehr verpas-

sen. Endlich kann man(n) sich alles

merken, was IHR wichtig ist und be-

kommt garantiert nie wieder eine kal-

te Dusche.

Das knallgelbe AXE Rise Up enthält

vitalisierende Limettenextrakte und

Himalaya-Mineralien mit „extra viel

Wach“ von morgens bis abends – die

Formel für den ultimativen Frische-

kick, der Körper und Sinne startklar

für die Herausforderungen des Tages

macht. Um Euer Gehirn auf Vorder-

mann zu bringen und fit für die wich-

tigen Details zu machen, verlost AXE

eine PSP 3000 mit dem Spiel Hot Brain.

Und für die extra Portion „Wach“ gibt

es das neue AXE Rise Up als Showergel

und Bodyspray gleich mit dazu.

Schreib uns an win@ .de und

schnapp Dir den Spaß.

DeR veRbanD DeUtscheR WasseRs-poRt schUlen e.v. staRtet mit jeD-eR menge jobs in Die neUe saison

1.500 fReie stellen

zwei bis acht Wochen einen ausführli-

chen Einblick in die Arbeitsabläufe ei-

ner Wassersportschule gewinnen und

sich ein kleines Taschengeld für den

Sommer sichern. Das Ausbildungspro-

gramm beinhaltet eine gezielte Vor-

bereitung für den Instructorlehrgang

und umfasst Themen wie Schulorga-

nisation, Materialkunde und Kunden-

beratung – die perfekte Vorbereitung,

um später an einer Wassersportschule

als Lehrer arbeiten zu können.

Wer jetzt auf den Geschmack gekom-

men ist, findet auf vdws.de alle Schu-

len, bei denen man sich per E-Mail be-

werben kann.

Beim Verband Deutscher Wassersport

Schulen e.V. (VDWS) jagt ein Hoch das

nächste. Nach dem Rekordjahr 2009

mit über 800 Ausbildungsteilneh-

mern und Beachfeeling pur auf der

boot Düsseldorf haben Funsportfans

jetzt die Möglichkeit, sich die besten

Jobs für den Sommer 2010 zu sichern.

Windsurfen, Kitesurfen oder Segeln

– wer Kenntnisse in den jeweiligen

Sportarten mitbringt, kann sich für ei-

nen von 1.500 Jobs an den schönsten

Destinationen dieser Erde bewerben.

„Zum Start der aktuellen Saison brau-

chen wir wieder tatkräftige Unter-

stützung. In den weltweit über 500

angeschlossenen Schulen werden

Wassersportlehrer en masse gesucht“,

so VDWS-Vorsitzender Thomas Wein-

hardt.

Wer bis jetzt noch kein Experte in

Sachen Wende und Halse ist, muss

aber nicht auf einen Arbeitsplatz mit

Strandatmosphäre und Sonnenunter-

gang verzichten. Der Job des Wasser-

sportassistenten ist der perfekte Ein-

stieg für alle, die sich mit ihrem Hobby

etwas dazu verdienen möchten. In al-

len praktikumsberechtigten Schulen

können Interessierte innerhalb von

18 RepoRt

Einige von Euch werden mit der

Headline wahrscheinlich in erster

Linie den gleichnamigen Dance-Hit

von „Reel 2 Real“ bzw. Erick Morillo aus

den 90er Jahren verbinden. Warum

der Ausruf „I like to Move it” trotzdem

eine Wiedergeburt feiert und warum

der Zusammenhang zwischen dem

Partysong und dem Thema „Video-

spiele“ gar nicht so weit hergeholt ist,

möchten wir aus gegebenem Anlass

gerne erklären! Der Song „I like to

Move it“ hat wie kaum ein anderer,

Spaß und gute Laune verbreitet.

Und genau dieses Gefühl wird

sich auch bei allen Spiele-Fans

ab September 2010 einstellen,

wenn PlayStation seinen neuen

PlayStation Move Controller für

PS3 auf den Markt bringt. Wir ha-

ben das schicke Spielgerät schon vor

dem offiziellen Erscheinungs-

termin unter die Lupe nehmen

können. Ganz objektiv betrachtet, ist

der Move Controller zunächst einmal

eine sinnvolle Komplettierung der

PlayStation 3, die dem Spieler

noch mehr Möglichkeiten gibt.

Und gleichzeitig auch eine logische

Weiterentwicklung von Spielen wie

EyeToy & Co. Vor allem aber ist die

Präzision der Steuerung beeindru-

ckend: Die PS3 zeichnet mit Hilfe der

PlayStation Eye Kamera jede Bewe-

gung mit dem Controller haargenau

auf und überträgt sie direkt ins Spiel.

Wichtig dabei: Die Bewegungen wer-

den nicht nur im zwei-, sondern kom-

plett im dreidimensionalen Raum

aufgezeichnet. Damit ist zum Bei-

spiel bei einem Schlag beim virtuellen

Tischtennis nicht nur die Beschleuni-

gung wichtig, sondern der komplette

Bewegungsablauf, inklusive Spin

und Ausschwingen. Absolut genial!

Willkommen in der echten Virtual

Reality! Noch nie hatte der Spieler

ein so intensives „Mittendrin-Gefühl“

wie auf PS3 mit Move. Zum kompletten

PlayStation Move Set, gehören der Mo-

tion Con troller, ein Navigations-Cont-

roller und die PlayStation Eye-Kamera.

Dazu wird es bereits in den ersten

Wochen nach dem Launch des

neuen Controllers ein umfang-

reiches Spieleportfolio geben. Zu

diesem gehören dann sowohl

Action-Spiele wie „SOCOM Special

Forces" als auch klassische Party- und

Familygames wie „EyePet Move Editi-

on" oder „Start the Party". Hier sind für

jeden, egal ob Vielspieler oder Einstei-

ger, die passenden Games dabei. Der

erste Eindruck von Move hat uns schon

richtig überzeugt. Darum blicken wir

mit Vorfreude und Spannung in den

Herbst. Und spätestens dann wer-

den uns Erick Morillo’s Worte wieder

einfallen: „I like to move it, move it!“

www.de.playstation.com

I lIke to MoVe It MOVE it

PLAYStAtiON MOVE iSt DA – NOCH NiE WAR DER SPiELER SO tiEF iM GESCHEHEN

»Willkommen in der echten Virtual Reality – noch nie hatte der Spie-ler ein so intensives „Mittendrin-Gefühl“ wie auf PS3 mit Move«

19REPORt

Page 19: #18 proud magazine Berlin

Neu voN AXe: Rise Up

Die DUsche mit „extRa viel Wach“!

Dieses Showergel hat es in sich! Das

neue AXE Rise Up macht Jungs hell-

wach und sorgt dafür, dass sie garan-

tiert keine Flirtchance mehr verpas-

sen. Endlich kann man(n) sich alles

merken, was IHR wichtig ist und be-

kommt garantiert nie wieder eine kal-

te Dusche.

Das knallgelbe AXE Rise Up enthält

vitalisierende Limettenextrakte und

Himalaya-Mineralien mit „extra viel

Wach“ von morgens bis abends – die

Formel für den ultimativen Frische-

kick, der Körper und Sinne startklar

für die Herausforderungen des Tages

macht. Um Euer Gehirn auf Vorder-

mann zu bringen und fit für die wich-

tigen Details zu machen, verlost AXE

eine PSP 3000 mit dem Spiel Hot Brain.

Und für die extra Portion „Wach“ gibt

es das neue AXE Rise Up als Showergel

und Bodyspray gleich mit dazu.

Schreib uns an win@ .de und

schnapp Dir den Spaß.

DeR veRbanD DeUtscheR WasseRs-poRt schUlen e.v. staRtet mit jeD-eR menge jobs in Die neUe saison

1.500 fReie stellen

zwei bis acht Wochen einen ausführli-

chen Einblick in die Arbeitsabläufe ei-

ner Wassersportschule gewinnen und

sich ein kleines Taschengeld für den

Sommer sichern. Das Ausbildungspro-

gramm beinhaltet eine gezielte Vor-

bereitung für den Instructorlehrgang

und umfasst Themen wie Schulorga-

nisation, Materialkunde und Kunden-

beratung – die perfekte Vorbereitung,

um später an einer Wassersportschule

als Lehrer arbeiten zu können.

Wer jetzt auf den Geschmack gekom-

men ist, findet auf vdws.de alle Schu-

len, bei denen man sich per E-Mail be-

werben kann.

Beim Verband Deutscher Wassersport

Schulen e.V. (VDWS) jagt ein Hoch das

nächste. Nach dem Rekordjahr 2009

mit über 800 Ausbildungsteilneh-

mern und Beachfeeling pur auf der

boot Düsseldorf haben Funsportfans

jetzt die Möglichkeit, sich die besten

Jobs für den Sommer 2010 zu sichern.

Windsurfen, Kitesurfen oder Segeln

– wer Kenntnisse in den jeweiligen

Sportarten mitbringt, kann sich für ei-

nen von 1.500 Jobs an den schönsten

Destinationen dieser Erde bewerben.

„Zum Start der aktuellen Saison brau-

chen wir wieder tatkräftige Unter-

stützung. In den weltweit über 500

angeschlossenen Schulen werden

Wassersportlehrer en masse gesucht“,

so VDWS-Vorsitzender Thomas Wein-

hardt.

Wer bis jetzt noch kein Experte in

Sachen Wende und Halse ist, muss

aber nicht auf einen Arbeitsplatz mit

Strandatmosphäre und Sonnenunter-

gang verzichten. Der Job des Wasser-

sportassistenten ist der perfekte Ein-

stieg für alle, die sich mit ihrem Hobby

etwas dazu verdienen möchten. In al-

len praktikumsberechtigten Schulen

können Interessierte innerhalb von

18 RepoRt

Einige von Euch werden mit der

Headline wahrscheinlich in erster

Linie den gleichnamigen Dance-Hit

von „Reel 2 Real“ bzw. Erick Morillo aus

den 90er Jahren verbinden. Warum

der Ausruf „I like to Move it” trotzdem

eine Wiedergeburt feiert und warum

der Zusammenhang zwischen dem

Partysong und dem Thema „Video-

spiele“ gar nicht so weit hergeholt ist,

möchten wir aus gegebenem Anlass

gerne erklären! Der Song „I like to

Move it“ hat wie kaum ein anderer,

Spaß und gute Laune verbreitet.

Und genau dieses Gefühl wird

sich auch bei allen Spiele-Fans

ab September 2010 einstellen,

wenn PlayStation seinen neuen

PlayStation Move Controller für

PS3 auf den Markt bringt. Wir ha-

ben das schicke Spielgerät schon vor

dem offiziellen Erscheinungs-

termin unter die Lupe nehmen

können. Ganz objektiv betrachtet, ist

der Move Controller zunächst einmal

eine sinnvolle Komplettierung der

PlayStation 3, die dem Spieler

noch mehr Möglichkeiten gibt.

Und gleichzeitig auch eine logische

Weiterentwicklung von Spielen wie

EyeToy & Co. Vor allem aber ist die

Präzision der Steuerung beeindru-

ckend: Die PS3 zeichnet mit Hilfe der

PlayStation Eye Kamera jede Bewe-

gung mit dem Controller haargenau

auf und überträgt sie direkt ins Spiel.

Wichtig dabei: Die Bewegungen wer-

den nicht nur im zwei-, sondern kom-

plett im dreidimensionalen Raum

aufgezeichnet. Damit ist zum Bei-

spiel bei einem Schlag beim virtuellen

Tischtennis nicht nur die Beschleuni-

gung wichtig, sondern der komplette

Bewegungsablauf, inklusive Spin

und Ausschwingen. Absolut genial!

Willkommen in der echten Virtual

Reality! Noch nie hatte der Spieler

ein so intensives „Mittendrin-Gefühl“

wie auf PS3 mit Move. Zum kompletten

PlayStation Move Set, gehören der Mo-

tion Con troller, ein Navigations-Cont-

roller und die PlayStation Eye-Kamera.

Dazu wird es bereits in den ersten

Wochen nach dem Launch des

neuen Controllers ein umfang-

reiches Spieleportfolio geben. Zu

diesem gehören dann sowohl

Action-Spiele wie „SOCOM Special

Forces" als auch klassische Party- und

Familygames wie „EyePet Move Editi-

on" oder „Start the Party". Hier sind für

jeden, egal ob Vielspieler oder Einstei-

ger, die passenden Games dabei. Der

erste Eindruck von Move hat uns schon

richtig überzeugt. Darum blicken wir

mit Vorfreude und Spannung in den

Herbst. Und spätestens dann wer-

den uns Erick Morillo’s Worte wieder

einfallen: „I like to move it, move it!“

www.de.playstation.com

I lIke to MoVe It MOVE it

PLAYStAtiON MOVE iSt DA – NOCH NiE WAR DER SPiELER SO tiEF iM GESCHEHEN

»Willkommen in der echten Virtual Reality – noch nie hatte der Spie-ler ein so intensives „Mittendrin-Gefühl“ wie auf PS3 mit Move«

19REPORt

Page 20: #18 proud magazine Berlin

Große Augen, ein zustimmendes

Nicken. Ich werde bald auch zum Club

gehören. Die Clubmarke stets am Ohr.

„Ein iPhone ist kein Telefon, es ist ein

iPhone!“ Obwohl ich den ganzen Rum­

mel noch nicht ganz verstehe, weiß

ich, dass ich mich jetzt korrigieren

muss: Das iPhone trage ich natürlich

nicht die ganze Zeit am Ohr, ich wische

die ganze Zeit mit meinen Fingern auf

dem Display herum, lasse es lässig in

meiner Hand liegen, auch wenn ich

gerade vom Wocheneinkauf mit sechs

vollen Tüten vom Discounter komme.

Bald schaue auch ich die ganze Zeit

auf mein Telefon, weil es ja kein Tele­

fon ist, sondern ein iPhone.

Ehrlich gesagt will ich diesen Hype

nicht verstehen. Ich bin wohl der

letzte Mensch, der neue Erfindungen

nicht am liebsten gleich ausprobie­

ren und besitzen möchte, aber das

iPhone ist mir bis heute egal. Nerdtum

hat eben nichts mit iPhones zu tun,

die sind Mainstream. Mich hat diese

riesige Telefonflunder nie sonderlich

angelacht. Die Kamera ist schlecht,

die Menüs wirklich kein Stück intuitiv

und die Tasten treffe ich beim Nach­

richtenschreiben auch nicht korrekt.

Zudem werde ich auch ohne das Ding

ständig mit den neuen tollen und vor

allem nutzlosen Apps in Gesprächen

zugemüllt. Gespräche, die ich nie füh­

ren wollte und die ich mir auch bei al­

ler positiver Betrachtung lieber hätte

sparen wollen. Im iPhone bündelt sich

das deutsche Kleingärtnertum der

elektronischen Gadgets.

iphonesoberdose with the

apple iphone repair kid

20 SoBerdoSe

sind nummeriert und Schrauben nach

Zahlen ist nun wirklich keine Hürde.

Erst, als ich mit einem Föhn die Klebe­

verbindung des Plastikrahmens mit

dem Touchpanel lösen soll, wird es

problematisch. Immerhin habe ich

das noch nie gemacht und ich schei­

ne zu viel Kraft und zu wenig Wär­

me zu transferieren. Ich ziehe, biege

und zerre. Der Frame sieht aus wie

ein Beißring. Egal, neue Klebestreifen

anbringen und das neue Panel lang­

sam, aber fest andrücken. Jetzt geht

es in umgekehrter Reihenfolge mit

den Schrauben los. 3, 2, 1 – meins. Alle

Verbindungen stehen, alle Schrauben

sind drin und…

…rien ne va plus. Das Touchpanel

funktioniert immer noch nicht und

zusätzlich habe ich bei den Reparatur­

arbeiten das LED­Display zerhauen.

Traumhaft. Das war’s also mit mei­

nem Wunsch ein funktionierendes

Handy zu erhalten und gleichzeitig die

Eintrittskarte zur Welt des Zeitgeis­

tes in der Hand zu haben. Nun werde

ich nicht wissen, ob es vielleicht das

iPhone wäre, dass mir zeigt, dass Com­

puter das machen was ich will. Das

iPhone hätte mich auf die Enterprise

beamen können. Jetzt wird mich mein

kaputtes Nokia einfach weiter durch

die Welt schleifen. Durch eine Welt in

der ich mich fragen muss, ob mir das

nötige Zeug fehlt, um das Musthave

der heutigen Zeit mein Eigen nennen

zu dürfen. Ich bleibe einfach der Typ,

der mit angestrengtem Blick seine Tü­

ten vom Wocheneinkauf nach Hause

trägt. Die anderen schweben leicht an

mir vorbei und haben eine App, die

sich um den Rest kümmert.

Text Miron Tenenberg

Mir geht der gesamte Apple­Hype oh­

nehin auf den Keks. Apple hat einen

miserablen Kundendienst, die Produk­

te waren in letzter Zeit Schrott und die

ersten Generationen der Geräte sind

so fehlerbeladen, dass mir klar wird,

warum die Leute anfangen zu heulen,

sobald sie ihr Apple­Gerät am Tag des

Releases in der Hand halten. Trotzdem

tippe ich diesen Text gerade in mein

MacBook. Es gibt einfach keine Alter­

native zur Alternative. Windows geht

nicht. Punkt. Linux versteht kein nor­

maler Mensch und wenn man sich

dennoch darauf einlässt, dann funk­

tioniert es nicht. Wie sehr sehne ich

mich nach der Zeit, dass Computer

wie auf dem Raumschiff Enterprise

funktionieren. Du verlangst etwas

vom dem und er gibt Dir auf Anhieb

was Du wolltest. Kein Suchen, Laden,

Scrollen, Haken, nochmals Suchen.

Der Computer als verlängerter Arm

des Menschen. Homo iSapiens.

Und genau so soll das iPhone angeb­

lich wirken. Ich komme dazu, wie die

Jungfrau zum Kind. Meine Ex kümmert

sich nämlich nicht um die Pflege ihrer

Technik. So kam ich schon relativ oft

zu Apple­Produkten ohne etwas dafür

tun zu müssen, außer höchstens die

Garantie einzufordern. Sie bekommt

ihrerseits von ihrem Ex seine alten

Apple­Sachen geschenkt, weil er gerne

up to date bleibt. Die moderne Version

des Auftragens der Nietenhose also.

Dieses Mal fällt ihr das 3G in die To­

ilette. Keine vier Wochen besitzt sie

das Gerät und keiner weiß, wie sie

das schaffen konnte, aber seitdem ist

der Touchsensor hin. Gerät kaputt,

ihr egal. Es soll nun in ihrer Ecke ver­

rotten. Da mein Handy blöder weise

nach Jahren der intensiven Nutzung

auch langsam den Geist aufgibt, neh­

me ich mich der Wasserleiche an. Erst

beim Kundendienst einen auf hilflos

gemacht, aber die Feuchtigkeitssti­

cker im Gerät entlarven meinen Plan.

Reparatur macht etwa 200 Euro aus.

Schade, aber dann eben Plan B: Selber

reparieren!

Die Ersatzteile bestelle ich mir

für schlappe 30 Euro im Internet,

Werkzeug inklusive. Die Reparatur­

anleitung gibt es auf youtube. Hätte

ich früher gewusst, dass es sogar die

Garantiesticker und Feuchtigkeits­

sensoren zum Nachkaufen gibt, dann

wäre das Telefon erfolgreicher vom

Kundenservice zurück gekommen. So

geht’s also ans lustige Basteln. Ich ge­

höre jetzt wenigstens dem geheimen

Kreis derer an, die autonom am iPho­

ne herumdoktern. Es gibt ja immerhin

eine riesige Szene von Leuten, die sich

unendlich Gedanken machen, wie sie

die Netzsperren umgehen können und

diese jailbreaken und blackrainen was

das Zeug hält. Ich halte es aber nicht

so sehr mit Softwaremodulierung,

sondern schraube lieber am Metall

herum. Her mit dem magnetischen

Schraubendreher!

Das Reparaturvideo beginnt auch

gleich mit einer bildschirmfüllenden

Warnung, dass bei Befolgung dieser

Anleitung die Garantie gefährdet wird.

Das wird sie auch mit Ablage des Tele­

fons in der Toilette. Dieses Video gelte

einzig und alleine der Unterhaltung.

Ich sehe bildlich die iPhoneonistas,

wie sie sich zum Spaß anschauen, was

in ihrem Gerät steckt.

Das erste Problem für mich besteht

jedoch darin, das iPhone zu öffnen.

Das Hebelwerkzeug passt zwar, nur so

einfach lässt sich mein Telefon nicht

öffnen, wie es im Online­Stream vor­

geführt wird. Ich ziehe das Tool an

mehreren Stellen am vorderen, un­

teren Rand hin und her, bis ich die

Gummi abdichtung herauspopele. Nur

sollte das eben nicht passieren. Ir­

gendwie schaffe ich es doch das Teil

zu öffnen und jetzt geht es ans Einge­

machte.

Aber es ist ziemlich easy. Die Stecker

21SoBerdoSe

Page 21: #18 proud magazine Berlin

Große Augen, ein zustimmendes

Nicken. Ich werde bald auch zum Club

gehören. Die Clubmarke stets am Ohr.

„Ein iPhone ist kein Telefon, es ist ein

iPhone!“ Obwohl ich den ganzen Rum­

mel noch nicht ganz verstehe, weiß

ich, dass ich mich jetzt korrigieren

muss: Das iPhone trage ich natürlich

nicht die ganze Zeit am Ohr, ich wische

die ganze Zeit mit meinen Fingern auf

dem Display herum, lasse es lässig in

meiner Hand liegen, auch wenn ich

gerade vom Wocheneinkauf mit sechs

vollen Tüten vom Discounter komme.

Bald schaue auch ich die ganze Zeit

auf mein Telefon, weil es ja kein Tele­

fon ist, sondern ein iPhone.

Ehrlich gesagt will ich diesen Hype

nicht verstehen. Ich bin wohl der

letzte Mensch, der neue Erfindungen

nicht am liebsten gleich ausprobie­

ren und besitzen möchte, aber das

iPhone ist mir bis heute egal. Nerdtum

hat eben nichts mit iPhones zu tun,

die sind Mainstream. Mich hat diese

riesige Telefonflunder nie sonderlich

angelacht. Die Kamera ist schlecht,

die Menüs wirklich kein Stück intuitiv

und die Tasten treffe ich beim Nach­

richtenschreiben auch nicht korrekt.

Zudem werde ich auch ohne das Ding

ständig mit den neuen tollen und vor

allem nutzlosen Apps in Gesprächen

zugemüllt. Gespräche, die ich nie füh­

ren wollte und die ich mir auch bei al­

ler positiver Betrachtung lieber hätte

sparen wollen. Im iPhone bündelt sich

das deutsche Kleingärtnertum der

elektronischen Gadgets.

iphonesoberdose with the

apple iphone repair kid

20 SoBerdoSe

sind nummeriert und Schrauben nach

Zahlen ist nun wirklich keine Hürde.

Erst, als ich mit einem Föhn die Klebe­

verbindung des Plastikrahmens mit

dem Touchpanel lösen soll, wird es

problematisch. Immerhin habe ich

das noch nie gemacht und ich schei­

ne zu viel Kraft und zu wenig Wär­

me zu transferieren. Ich ziehe, biege

und zerre. Der Frame sieht aus wie

ein Beißring. Egal, neue Klebestreifen

anbringen und das neue Panel lang­

sam, aber fest andrücken. Jetzt geht

es in umgekehrter Reihenfolge mit

den Schrauben los. 3, 2, 1 – meins. Alle

Verbindungen stehen, alle Schrauben

sind drin und…

…rien ne va plus. Das Touchpanel

funktioniert immer noch nicht und

zusätzlich habe ich bei den Reparatur­

arbeiten das LED­Display zerhauen.

Traumhaft. Das war’s also mit mei­

nem Wunsch ein funktionierendes

Handy zu erhalten und gleichzeitig die

Eintrittskarte zur Welt des Zeitgeis­

tes in der Hand zu haben. Nun werde

ich nicht wissen, ob es vielleicht das

iPhone wäre, dass mir zeigt, dass Com­

puter das machen was ich will. Das

iPhone hätte mich auf die Enterprise

beamen können. Jetzt wird mich mein

kaputtes Nokia einfach weiter durch

die Welt schleifen. Durch eine Welt in

der ich mich fragen muss, ob mir das

nötige Zeug fehlt, um das Musthave

der heutigen Zeit mein Eigen nennen

zu dürfen. Ich bleibe einfach der Typ,

der mit angestrengtem Blick seine Tü­

ten vom Wocheneinkauf nach Hause

trägt. Die anderen schweben leicht an

mir vorbei und haben eine App, die

sich um den Rest kümmert.

Text Miron Tenenberg

Mir geht der gesamte Apple­Hype oh­

nehin auf den Keks. Apple hat einen

miserablen Kundendienst, die Produk­

te waren in letzter Zeit Schrott und die

ersten Generationen der Geräte sind

so fehlerbeladen, dass mir klar wird,

warum die Leute anfangen zu heulen,

sobald sie ihr Apple­Gerät am Tag des

Releases in der Hand halten. Trotzdem

tippe ich diesen Text gerade in mein

MacBook. Es gibt einfach keine Alter­

native zur Alternative. Windows geht

nicht. Punkt. Linux versteht kein nor­

maler Mensch und wenn man sich

dennoch darauf einlässt, dann funk­

tioniert es nicht. Wie sehr sehne ich

mich nach der Zeit, dass Computer

wie auf dem Raumschiff Enterprise

funktionieren. Du verlangst etwas

vom dem und er gibt Dir auf Anhieb

was Du wolltest. Kein Suchen, Laden,

Scrollen, Haken, nochmals Suchen.

Der Computer als verlängerter Arm

des Menschen. Homo iSapiens.

Und genau so soll das iPhone angeb­

lich wirken. Ich komme dazu, wie die

Jungfrau zum Kind. Meine Ex kümmert

sich nämlich nicht um die Pflege ihrer

Technik. So kam ich schon relativ oft

zu Apple­Produkten ohne etwas dafür

tun zu müssen, außer höchstens die

Garantie einzufordern. Sie bekommt

ihrerseits von ihrem Ex seine alten

Apple­Sachen geschenkt, weil er gerne

up to date bleibt. Die moderne Version

des Auftragens der Nietenhose also.

Dieses Mal fällt ihr das 3G in die To­

ilette. Keine vier Wochen besitzt sie

das Gerät und keiner weiß, wie sie

das schaffen konnte, aber seitdem ist

der Touchsensor hin. Gerät kaputt,

ihr egal. Es soll nun in ihrer Ecke ver­

rotten. Da mein Handy blöder weise

nach Jahren der intensiven Nutzung

auch langsam den Geist aufgibt, neh­

me ich mich der Wasserleiche an. Erst

beim Kundendienst einen auf hilflos

gemacht, aber die Feuchtigkeitssti­

cker im Gerät entlarven meinen Plan.

Reparatur macht etwa 200 Euro aus.

Schade, aber dann eben Plan B: Selber

reparieren!

Die Ersatzteile bestelle ich mir

für schlappe 30 Euro im Internet,

Werkzeug inklusive. Die Reparatur­

anleitung gibt es auf youtube. Hätte

ich früher gewusst, dass es sogar die

Garantiesticker und Feuchtigkeits­

sensoren zum Nachkaufen gibt, dann

wäre das Telefon erfolgreicher vom

Kundenservice zurück gekommen. So

geht’s also ans lustige Basteln. Ich ge­

höre jetzt wenigstens dem geheimen

Kreis derer an, die autonom am iPho­

ne herumdoktern. Es gibt ja immerhin

eine riesige Szene von Leuten, die sich

unendlich Gedanken machen, wie sie

die Netzsperren umgehen können und

diese jailbreaken und blackrainen was

das Zeug hält. Ich halte es aber nicht

so sehr mit Softwaremodulierung,

sondern schraube lieber am Metall

herum. Her mit dem magnetischen

Schraubendreher!

Das Reparaturvideo beginnt auch

gleich mit einer bildschirmfüllenden

Warnung, dass bei Befolgung dieser

Anleitung die Garantie gefährdet wird.

Das wird sie auch mit Ablage des Tele­

fons in der Toilette. Dieses Video gelte

einzig und alleine der Unterhaltung.

Ich sehe bildlich die iPhoneonistas,

wie sie sich zum Spaß anschauen, was

in ihrem Gerät steckt.

Das erste Problem für mich besteht

jedoch darin, das iPhone zu öffnen.

Das Hebelwerkzeug passt zwar, nur so

einfach lässt sich mein Telefon nicht

öffnen, wie es im Online­Stream vor­

geführt wird. Ich ziehe das Tool an

mehreren Stellen am vorderen, un­

teren Rand hin und her, bis ich die

Gummi abdichtung herauspopele. Nur

sollte das eben nicht passieren. Ir­

gendwie schaffe ich es doch das Teil

zu öffnen und jetzt geht es ans Einge­

machte.

Aber es ist ziemlich easy. Die Stecker

21SoBerdoSe

Page 22: #18 proud magazine Berlin

Images Maxim Rosenbauer

MIT DEN STRASSERAUF DJ POLYGONEN, PARLIAMENT SCHWARZE DOSE 28, VÖSLAUER UND VELTINS

GRAF OSKARIM FESTSAAL KREUZBERG

22 REPORT

DREAM!Wir verlosen 2 VIP Tickets zu dem Happening des Jahres:

Check www.heineken.de

proud.indd 1 25.06.10 12:47

Page 23: #18 proud magazine Berlin

Images Maxim Rosenbauer

MIT DEN STRASSERAUF DJ POLYGONEN, PARLIAMENT SCHWARZE DOSE 28, VÖSLAUER UND VELTINS

GRAF OSKARIM FESTSAAL KREUZBERG

22 REPORT

DREAM!Wir verlosen 2 VIP Tickets zu dem Happening des Jahres:

Check www.heineken.de

proud.indd 1 25.06.10 12:47

Page 24: #18 proud magazine Berlin

Philipp

shirt Tiger of Sweden

trousers Hiltl

leather jacket adidas Originals Vespa

shoes adidas Originals A.039

Eva

dress Clarissa Labin

shoes adidas Originals Nizza Low sleek

sunglasses Rayban

ARTIST SHOOT24

Die wenigen Pressebilder, die von

euch im Umlauf sind, sind leicht enig-

matisch. Wieso?

Warum das so versteckt ist, ist weil wir

über unsere Musik an die Leute heran-

treten möchten. Die Musik soll den Mit-

telpunkt von allem bilden. Dafür muss

man nicht unbedingt sein Gesicht her-

geben. Trotzdem ist uns das Visuelle

sehr wichtig, was man dann auch bei

unseren Liveshows mitbekommt. Da

wir nur zu zweit auf der Bühne stehen

kann das sonst schnell statisch wirken.

Ihr seid Geschwister. Wie ist die

Rollen aufteilung bei der Musik?

Wir haben durch die Musik einfach

verschiedene, neue Rollen dazu be-

kommen. Als wir noch Kinder waren,

gab es eine klare Rollenaufteilung. Ich

war die kleine Schwester, Philipp sechs

Jahre älter. Philipp ist aber relativ früh

von zuhause weggezogen. Es war re-

lativ klar, dass Philipp sozusagen ein

Genie auf seinem Gebiet ist, also Kom-

position und Musik, also brach er die

Schule früh ab und fing an Musik zu

studieren. Daraus entstand dann mehr

eine Freundschaft, wo ich ihn oft be-

sucht habe. Im Prinzip haben wir über

15 Jahre nicht in der gleichen Stadt ge-

lebt. Wir leben erst seit einem Jahr wie-

der per Zufall in der gleichen Straße in

Hamburg. Ich selber bin erst sehr spät

zur Musik gekommen. Ich habe schon

immer viel in Chören gesungen und

auch Lieder und Texte geschrieben.

Philipp hat mich auch oft gefragt, ob

wir nicht mal etwas zusammen ma-

chen wollen, aber ich war einfach noch

nicht so weit.

Wie schreibt ihr eure Songs?

Unsere Songs sind schon ein Spiegel-

bild dessen, was in uns vorgeht. Die

Grundstruktur lässt sich Philipp am

Klavier einfallen. Ich denke mir dazu

eine Gesangsmelodie aus und dann

entwickeln wir das zusammen weiter.

Ich schreibe auch die Texte und die

sind sehr nah an mir dran. Das Elekt-

ronische machen wir zusammen. Wir

stecken da beide sehr viel rein und die

Hauptarbeit besteht im Nachhinein

darin das alles aufzuräumen und he-

rauszufinden, was dieses Lied jetzt ei-

gentlich von der Welt will. Wir suchen

immer nach Klarheit.

Wovon handeln deine Texte?

Das Hauptthema ist Reisen, aber eher

auf einer Meta-Ebene. Der Versuch

anzukommen, etwas zu finden, zu-

rückzuschauen. Ich nehme auch oft

Geschichten von Leuten, die ich gut

kenne, oder Themen die mich beschäf-

tigen. Ich bin aber eher jemand der ein

Buch dabei hat, wo ich etwas im gege-

benen Moment reinschreibe und dann

später etwas daraus bastele. Ich arbeite

auch viel mit Metaphern und Bildern.

Und wieso Englisch?

Ich glaube Deutsch wäre mir einfach

zu plakativ. Ich mag Englisch sehr, lese

auch viel auf Englisch von Paul Auster

oder Virginia Woolf. The Waves habe

ich zum Beispiel immer dabei. Da gibt

es auch wunderschöne Wörter drin, die

mich auf neue Gedanken bringen.

Wo würdet ihr eure Musik einordnen?

Als größtes übergreifendes Genre,

Elektro-Pop. Vielleicht melancholischer

Elektro-Pop mit großer Tanzbarkeit.

Seid ihr Optimisten?

Ja. Melancholie ist aber auch ein Geis-

teszustand, der beide Seiten vereint.

Nicht ganz traurig und auch nicht kom-

plett euphorisch, eher ein hinschauen,

eine Art innehalten und das kann man

auch fröhlich tun.

Welche Rolle spielt die Natur in eu-

rer Musik und vor allem das Element

Wasser?

Wasser ist auch für uns eine Art Ruhe-

pol, ein mit Sehnsucht belegter Ort.

In Hamburg gibt’s den Hafen, daher

kommt dann auch der Titel I Love My

Harbour, weil ich da oft hinfahre, um

Texte zu schreiben. Ansonsten sind wir

mitten im Wald groß geworden. Das

beeinflusst einen dann schon, denke

ich.

Wo kommt der Name Hundreds her?

Der Name basiert auf einen Traum, den

ich mal hatte. Philipp und ich waren

auf einer Wiese. Wir haben ein Spiel

gespielt, dessen Regeln ich nicht kann-

te. Es war wie bei einer Art Zellteilung,

wo wir jeweils immer mehr wurden.

Irgendwann waren es dann ganz viele

Philipps und Evas, die alle durcheinan-

der gerannt sind. Und dann meinte ich

zu Philipp am nächsten Tag, „das war

echt krass, wir waren Hunderte!“

In Berlin: Hundreds spielen im Rah-

men der Fashion Week am 08.07. im

Roten Salon.

myspace.com/hundreds

Interview Lev Nordstrom

PROud TRIffT HuNdREdS

OPTImISTIC mELANCHOLy

25ARTIST SHOOT

Page 25: #18 proud magazine Berlin

Philipp

shirt Tiger of Sweden

trousers Hiltl

leather jacket adidas Originals Vespa

shoes adidas Originals A.039

Eva

dress Clarissa Labin

shoes adidas Originals Nizza Low sleek

sunglasses Rayban

ARTIST SHOOT24

Die wenigen Pressebilder, die von

euch im Umlauf sind, sind leicht enig-

matisch. Wieso?

Warum das so versteckt ist, ist weil wir

über unsere Musik an die Leute heran-

treten möchten. Die Musik soll den Mit-

telpunkt von allem bilden. Dafür muss

man nicht unbedingt sein Gesicht her-

geben. Trotzdem ist uns das Visuelle

sehr wichtig, was man dann auch bei

unseren Liveshows mitbekommt. Da

wir nur zu zweit auf der Bühne stehen

kann das sonst schnell statisch wirken.

Ihr seid Geschwister. Wie ist die

Rollen aufteilung bei der Musik?

Wir haben durch die Musik einfach

verschiedene, neue Rollen dazu be-

kommen. Als wir noch Kinder waren,

gab es eine klare Rollenaufteilung. Ich

war die kleine Schwester, Philipp sechs

Jahre älter. Philipp ist aber relativ früh

von zuhause weggezogen. Es war re-

lativ klar, dass Philipp sozusagen ein

Genie auf seinem Gebiet ist, also Kom-

position und Musik, also brach er die

Schule früh ab und fing an Musik zu

studieren. Daraus entstand dann mehr

eine Freundschaft, wo ich ihn oft be-

sucht habe. Im Prinzip haben wir über

15 Jahre nicht in der gleichen Stadt ge-

lebt. Wir leben erst seit einem Jahr wie-

der per Zufall in der gleichen Straße in

Hamburg. Ich selber bin erst sehr spät

zur Musik gekommen. Ich habe schon

immer viel in Chören gesungen und

auch Lieder und Texte geschrieben.

Philipp hat mich auch oft gefragt, ob

wir nicht mal etwas zusammen ma-

chen wollen, aber ich war einfach noch

nicht so weit.

Wie schreibt ihr eure Songs?

Unsere Songs sind schon ein Spiegel-

bild dessen, was in uns vorgeht. Die

Grundstruktur lässt sich Philipp am

Klavier einfallen. Ich denke mir dazu

eine Gesangsmelodie aus und dann

entwickeln wir das zusammen weiter.

Ich schreibe auch die Texte und die

sind sehr nah an mir dran. Das Elekt-

ronische machen wir zusammen. Wir

stecken da beide sehr viel rein und die

Hauptarbeit besteht im Nachhinein

darin das alles aufzuräumen und he-

rauszufinden, was dieses Lied jetzt ei-

gentlich von der Welt will. Wir suchen

immer nach Klarheit.

Wovon handeln deine Texte?

Das Hauptthema ist Reisen, aber eher

auf einer Meta-Ebene. Der Versuch

anzukommen, etwas zu finden, zu-

rückzuschauen. Ich nehme auch oft

Geschichten von Leuten, die ich gut

kenne, oder Themen die mich beschäf-

tigen. Ich bin aber eher jemand der ein

Buch dabei hat, wo ich etwas im gege-

benen Moment reinschreibe und dann

später etwas daraus bastele. Ich arbeite

auch viel mit Metaphern und Bildern.

Und wieso Englisch?

Ich glaube Deutsch wäre mir einfach

zu plakativ. Ich mag Englisch sehr, lese

auch viel auf Englisch von Paul Auster

oder Virginia Woolf. The Waves habe

ich zum Beispiel immer dabei. Da gibt

es auch wunderschöne Wörter drin, die

mich auf neue Gedanken bringen.

Wo würdet ihr eure Musik einordnen?

Als größtes übergreifendes Genre,

Elektro-Pop. Vielleicht melancholischer

Elektro-Pop mit großer Tanzbarkeit.

Seid ihr Optimisten?

Ja. Melancholie ist aber auch ein Geis-

teszustand, der beide Seiten vereint.

Nicht ganz traurig und auch nicht kom-

plett euphorisch, eher ein hinschauen,

eine Art innehalten und das kann man

auch fröhlich tun.

Welche Rolle spielt die Natur in eu-

rer Musik und vor allem das Element

Wasser?

Wasser ist auch für uns eine Art Ruhe-

pol, ein mit Sehnsucht belegter Ort.

In Hamburg gibt’s den Hafen, daher

kommt dann auch der Titel I Love My

Harbour, weil ich da oft hinfahre, um

Texte zu schreiben. Ansonsten sind wir

mitten im Wald groß geworden. Das

beeinflusst einen dann schon, denke

ich.

Wo kommt der Name Hundreds her?

Der Name basiert auf einen Traum, den

ich mal hatte. Philipp und ich waren

auf einer Wiese. Wir haben ein Spiel

gespielt, dessen Regeln ich nicht kann-

te. Es war wie bei einer Art Zellteilung,

wo wir jeweils immer mehr wurden.

Irgendwann waren es dann ganz viele

Philipps und Evas, die alle durcheinan-

der gerannt sind. Und dann meinte ich

zu Philipp am nächsten Tag, „das war

echt krass, wir waren Hunderte!“

In Berlin: Hundreds spielen im Rah-

men der Fashion Week am 08.07. im

Roten Salon.

myspace.com/hundreds

Interview Lev Nordstrom

PROud TRIffT HuNdREdS

OPTImISTIC mELANCHOLy

25ARTIST SHOOT

Page 26: #18 proud magazine Berlin

Eva

jeans jacket Tiger of Sweden

chino pant adidas Originals A.039

tank top monki

shoes adidas Originals Top Ten Low Sleek

26 ARTIST SHOOT

Eva

cardigan adidas Originals

shirt monki

Philipp

shirt adidas Originals

27ARTIST SHOOT

Page 27: #18 proud magazine Berlin

Eva

jeans jacket Tiger of Sweden

chino pant adidas Originals A.039

tank top monki

shoes adidas Originals Top Ten Low Sleek

26 ARTIST SHOOT

Eva

cardigan adidas Originals

shirt monki

Philipp

shirt adidas Originals

27ARTIST SHOOT

Page 28: #18 proud magazine Berlin

Philipp

pant adidas Originals

shirt fred Perry

sacco Tiger of Sweden

shoes adidas Originals ZX 700

ARTIST SHOOT28

Eva

jacket malene Birger

shirt adidas Originals A.039

pant adidas Originals A.039 Slim Chino

shoes adidas Originals Nizza Low sleek

sunglasses Ray Ban

Philipp

cardigan adidas Originals A.039

t-shirt adidas Originals A.039

trousers HiltlEva

dress adidas Originals A.039

Haniball Saliba

haniballsaliba.de

Tobias Schult

tobiasschult.com

Lisa Zeitler @ Basics

using Mac Products

Philip Holke

Studio 67

studio-67.com

Styling • Concept • Production

Photographer

Hair • Make-up

Photographer's Assistant

Special Thanks

29ARTIST SHOOT

Page 29: #18 proud magazine Berlin

Philipp

pant adidas Originals

shirt fred Perry

sacco Tiger of Sweden

shoes adidas Originals ZX 700

ARTIST SHOOT28

Eva

jacket malene Birger

shirt adidas Originals A.039

pant adidas Originals A.039 Slim Chino

shoes adidas Originals Nizza Low sleek

sunglasses Ray Ban

Philipp

cardigan adidas Originals A.039

t-shirt adidas Originals A.039

trousers HiltlEva

dress adidas Originals A.039

Haniball Saliba

haniballsaliba.de

Tobias Schult

tobiasschult.com

Lisa Zeitler @ Basics

using Mac Products

Philip Holke

Studio 67

studio-67.com

Styling • Concept • Production

Photographer

Hair • Make-up

Photographer's Assistant

Special Thanks

29ARTIST SHOOT

Page 30: #18 proud magazine Berlin

shoes Reebok cap New Era

shoes Puma

shoes Nike

watches Triwa

headphoes Urban Ears

shirt adidas Originals

30 FASHION FLASH30 FASHION FLASH

Page 31: #18 proud magazine Berlin

shoes Reebok cap New Era

shoes Puma

shoes Nike

watches Triwa

headphoes Urban Ears

shirt adidas Originals

30 FASHION FLASH30 FASHION FLASH

shoes Sperry

shoes Ceds

shirt Orgnlfe

shoes Lise Lindvig

shoes Vans jeans Levi's jeans Wrangler jeans Ripcurl

Haniball Saliba

haniballsaliba.de

Lukasz Wolejko

wolejko-wolejszo.com

Konstantin Arnold

Herzmann Postproduction

Concept • Production

Photographer

Set

Post Production

31FASHION FLASH 31FASHION FLASH

Page 32: #18 proud magazine Berlin

boots Camel Active

dress adidas Originals

cap adidas ObyO

jeans jacket Wrangler

vest Drykorn

headphones Urban Ears

32 FASHION FLASH32 FASHION FLASH

Page 33: #18 proud magazine Berlin

boots Camel Active

dress adidas Originals

cap adidas ObyO

jeans jacket Wrangler

vest Drykorn

headphones Urban Ears

32 FASHION FLASH32 FASHION FLASH

Jeans adidas Originals

Jeans Levi's

pullover Hugo

Jeans Gas

jacket adidas Originals Vespa

shirt Mexx

shoes Vans

bag Mango

33FASHION FLASH 33FASHION FLASH

Page 34: #18 proud magazine Berlin

34 FOCUSED ARTIST

A CHAT WITHSAnDRUShkA BECk

35FOCUSED ARTIST

Geplant war eigentlich, Hüte für das

Shoot meiner Wünsche abzuholen.

Entdeckt hatte ich die auf einem

Flohmarkt in Neukölln, wonach ich

mich hin und weg zeigte. Nach einem

flüchtigen Gespräch in ihrem Atelier-

und Projektraum merkte ich schon,

wie interessant die Person hinter

dem Flohmarkttisch ist: Sandruschka

Beck. Ich musste mehr wissen und

kam wieder.

Erzähl mir was zu den Hüten.

Die Hüte waren ein erster konkreter

Entwurf, der als Grundlage zur Kon­

zeption eines Modelabels dienen soll­

te, das Nike Schröder und ich grün­

den wollten. „german tradition meets

american trash" war unser Schlagwort.

Letztendlich haben wir uns gegen die

Gründung eines Labels entschieden,

da unsere Arbeit keine Passung mit

Mechanismen der Mode hat und wir

sie auch nicht passend machen wol­

len. Die Hüte bleiben als – für uns äs­

thetisch sehr überzeugende – Objek­

te bestehen, deren Potenzial wir für

Projekte nutzen wollen, die in einem

Kunstkontext angesiedelt sind. Außer­

dem ist für uns denkbar, die Hüte zu

verleihen – beispielsweise für Musik­

videoproduktionen oder Fotostrecken.

Und was machst du hier?

Im April habe ich mich selbstständig

gemacht mit dem Raum für textile

Anliegen, der für mich eine Plattform

bietet alle meine Projekte und Vorha­

ben zu vereinen.

Zum Beispiel werde ich eine offene

Textilwerkstatt in meinem Atelier an­

bieten. Hier können Leute zum Nä­

hen einfach vorbei kommen und von

mir bei ihrem Nähprojekt unterstützt

werden. Das soll ein bisschen anders

aussehen als in einem gewöhnlichen

Nähcafe, da das hier ein Atelier mit

deutlichem Kunstbezug ist – allein

schon durch meine Atelierpartner­

innen, die sich mit Zeichnungen, Per­

formances, Installationen und Malerei

beschäftigen. Für die Zukunft sind

konkrete Events geplant, wie zum

Beispiel ein Nähmarathon. Bei einem

Nähmarathon wird 12 Stunden ge­

näht. Jeder Teilnehmer erhält alle zwei

Stunden ein neues Thema zu dem er

Kleidung, Kostüme oder textile Objek­

te gestalten kann. Am Abend werden

die Ergebnisse in Form einer Ausstel­

lung mit Modenschau präsentiert. Die

beste Arbeitsserie wird prämiert.

Außerdem fertige ich Kostümbilder

für freie Theaterprojekte an. Oft über­

nehme ich dann auch das Bühnenbild

– meist hat es dann einen deutlichen

textilen Ursprung. Wir sitzen gerade

auf Kissen des Bühnenbilds für ein

Stück mit Schülern in der Gropius­

stadt. Es heißt „Von Kartoffeln und

Kanaken“ und behandelt Vorurteile

zwischen Deutschen und Ausländern.

Sehr freue ich mich auf ein Theater­

projekt der Spreeagenten in Koope­

ration mit dem Deutschen Theater

in einem kleinen Dorf in Rumänien,

das nun zum dritten Mal stattfindet.

Zusammen mit den Einwohnern und

Teilnehmern aus Deutschland wird

ein Theaterstück entwickelt. Dieses

Mal wird es um virtuelle Figuren wie

z.B.. Superhelden gehen – und ich wer­

de die komplette Ausstattung gemein­

sam mit den Teilnehmern anfertigen.

Es wird eine Aufführung in Rumänien

geben und im Herbst werden einige

Teilnehmer für eine zweite nach Ber­

lin kommen.

2008 habe ich das Projekt „Cirqules“

in Kooperation mit Nike Schröder und

dem Lucent Dossier Vaudeville Cirque

in Pasedana/U.S.A realisiert. Wir ha­

ben für sozial benachteiligte Kinder

einen Kostümworkshop angeboten,

der von einem Performanceworkshop

ergänzt wurde. Da die Kinder zum

Teil erst 5 Jahre alt waren, war unse­

re Überlegung zunächst die einfachste

Möglichkeit der Schnittkonstruktion

anzuwenden – und so kamen wir zum

Kreis als Grundlage. Damit kann man

alles machen: Ein Loch reingeschnit­

ten und man hat sofort einen Rock,

Ärmel oder einen Hut. Die Kinder ka­

men auch sehr gut mit den Nähma­

schinen klar. Ich habe echt gestaunt,

da Nähen für mich ein komplexer Pro­

zess ist, denn aus einer planen Fläche

entsteht plötzlich etwas Dreidimensi­

onales. Das erfordert eine sehr hohe

Transferleistung des Gehirns.

Das längste Projekt an dem ich seit

2007 arbeite heißt "babel ­ identity and

community as material" – und beruht

auf dem Wunsch der Vernetzung. Ich

brauchte einen Input in Form eines

Austausches. So schickte ich an jede

E­mail­Adresse und jeden Myspace­

und Facebookfreund die Bitte, mir

ein persönliches Kleidungsstück zu

schicken und mir dessen Geschichte

zu erzählen. Ich habe Pakete aus der

ganzen Welt erhalten ­ von bekann­

ten und unbekannten Personen. Die

Kontakte spannen sich wie ein Gewe­

be über die Welt – dem zur folge auch

etwas Textiles.

Eines der ersten Pakete war ein weißes

Hemd, ohne Namen und Absender

– und ohne Geschichte! Ein anderes

Extrem war ein Paket von einer Ameri­

kanerin, die in Japan lebt. Es war sehr

liebevoll gestaltet und sehr persönlich.

Als ich es aufgemacht habe, dachte

ich fast, ich hätte es selbst gepackt, so

ähnelten sich ihr und mein Sinn für

Ästhetik. Basierend auf diesen Einsen­

dungen entstanden Objekte, Zeich­

nungen, Aktionen und Performances,

in denen kulturelle und biografische

Spuren des ehemaligen Trägers sicht­

bar werden und die Entdeckung und

Absorbierung märchen­ und mythen­

hafter Strukturen ins Zentrum rückt.

Für meine Diplomarbeit habe ich dann

fünf Pakete ausgewählt und daraus

Performance­Sequenzen entwickelt.

Jede wurde in einem von fünf Zelten

Page 35: #18 proud magazine Berlin

34 FOCUSED ARTIST

A CHAT WITHSAnDRUShkA BECk

35FOCUSED ARTIST

Geplant war eigentlich, Hüte für das

Shoot meiner Wünsche abzuholen.

Entdeckt hatte ich die auf einem

Flohmarkt in Neukölln, wonach ich

mich hin und weg zeigte. Nach einem

flüchtigen Gespräch in ihrem Atelier-

und Projektraum merkte ich schon,

wie interessant die Person hinter

dem Flohmarkttisch ist: Sandruschka

Beck. Ich musste mehr wissen und

kam wieder.

Erzähl mir was zu den Hüten.

Die Hüte waren ein erster konkreter

Entwurf, der als Grundlage zur Kon­

zeption eines Modelabels dienen soll­

te, das Nike Schröder und ich grün­

den wollten. „german tradition meets

american trash" war unser Schlagwort.

Letztendlich haben wir uns gegen die

Gründung eines Labels entschieden,

da unsere Arbeit keine Passung mit

Mechanismen der Mode hat und wir

sie auch nicht passend machen wol­

len. Die Hüte bleiben als – für uns äs­

thetisch sehr überzeugende – Objek­

te bestehen, deren Potenzial wir für

Projekte nutzen wollen, die in einem

Kunstkontext angesiedelt sind. Außer­

dem ist für uns denkbar, die Hüte zu

verleihen – beispielsweise für Musik­

videoproduktionen oder Fotostrecken.

Und was machst du hier?

Im April habe ich mich selbstständig

gemacht mit dem Raum für textile

Anliegen, der für mich eine Plattform

bietet alle meine Projekte und Vorha­

ben zu vereinen.

Zum Beispiel werde ich eine offene

Textilwerkstatt in meinem Atelier an­

bieten. Hier können Leute zum Nä­

hen einfach vorbei kommen und von

mir bei ihrem Nähprojekt unterstützt

werden. Das soll ein bisschen anders

aussehen als in einem gewöhnlichen

Nähcafe, da das hier ein Atelier mit

deutlichem Kunstbezug ist – allein

schon durch meine Atelierpartner­

innen, die sich mit Zeichnungen, Per­

formances, Installationen und Malerei

beschäftigen. Für die Zukunft sind

konkrete Events geplant, wie zum

Beispiel ein Nähmarathon. Bei einem

Nähmarathon wird 12 Stunden ge­

näht. Jeder Teilnehmer erhält alle zwei

Stunden ein neues Thema zu dem er

Kleidung, Kostüme oder textile Objek­

te gestalten kann. Am Abend werden

die Ergebnisse in Form einer Ausstel­

lung mit Modenschau präsentiert. Die

beste Arbeitsserie wird prämiert.

Außerdem fertige ich Kostümbilder

für freie Theaterprojekte an. Oft über­

nehme ich dann auch das Bühnenbild

– meist hat es dann einen deutlichen

textilen Ursprung. Wir sitzen gerade

auf Kissen des Bühnenbilds für ein

Stück mit Schülern in der Gropius­

stadt. Es heißt „Von Kartoffeln und

Kanaken“ und behandelt Vorurteile

zwischen Deutschen und Ausländern.

Sehr freue ich mich auf ein Theater­

projekt der Spreeagenten in Koope­

ration mit dem Deutschen Theater

in einem kleinen Dorf in Rumänien,

das nun zum dritten Mal stattfindet.

Zusammen mit den Einwohnern und

Teilnehmern aus Deutschland wird

ein Theaterstück entwickelt. Dieses

Mal wird es um virtuelle Figuren wie

z.B.. Superhelden gehen – und ich wer­

de die komplette Ausstattung gemein­

sam mit den Teilnehmern anfertigen.

Es wird eine Aufführung in Rumänien

geben und im Herbst werden einige

Teilnehmer für eine zweite nach Ber­

lin kommen.

2008 habe ich das Projekt „Cirqules“

in Kooperation mit Nike Schröder und

dem Lucent Dossier Vaudeville Cirque

in Pasedana/U.S.A realisiert. Wir ha­

ben für sozial benachteiligte Kinder

einen Kostümworkshop angeboten,

der von einem Performanceworkshop

ergänzt wurde. Da die Kinder zum

Teil erst 5 Jahre alt waren, war unse­

re Überlegung zunächst die einfachste

Möglichkeit der Schnittkonstruktion

anzuwenden – und so kamen wir zum

Kreis als Grundlage. Damit kann man

alles machen: Ein Loch reingeschnit­

ten und man hat sofort einen Rock,

Ärmel oder einen Hut. Die Kinder ka­

men auch sehr gut mit den Nähma­

schinen klar. Ich habe echt gestaunt,

da Nähen für mich ein komplexer Pro­

zess ist, denn aus einer planen Fläche

entsteht plötzlich etwas Dreidimensi­

onales. Das erfordert eine sehr hohe

Transferleistung des Gehirns.

Das längste Projekt an dem ich seit

2007 arbeite heißt "babel ­ identity and

community as material" – und beruht

auf dem Wunsch der Vernetzung. Ich

brauchte einen Input in Form eines

Austausches. So schickte ich an jede

E­mail­Adresse und jeden Myspace­

und Facebookfreund die Bitte, mir

ein persönliches Kleidungsstück zu

schicken und mir dessen Geschichte

zu erzählen. Ich habe Pakete aus der

ganzen Welt erhalten ­ von bekann­

ten und unbekannten Personen. Die

Kontakte spannen sich wie ein Gewe­

be über die Welt – dem zur folge auch

etwas Textiles.

Eines der ersten Pakete war ein weißes

Hemd, ohne Namen und Absender

– und ohne Geschichte! Ein anderes

Extrem war ein Paket von einer Ameri­

kanerin, die in Japan lebt. Es war sehr

liebevoll gestaltet und sehr persönlich.

Als ich es aufgemacht habe, dachte

ich fast, ich hätte es selbst gepackt, so

ähnelten sich ihr und mein Sinn für

Ästhetik. Basierend auf diesen Einsen­

dungen entstanden Objekte, Zeich­

nungen, Aktionen und Performances,

in denen kulturelle und biografische

Spuren des ehemaligen Trägers sicht­

bar werden und die Entdeckung und

Absorbierung märchen­ und mythen­

hafter Strukturen ins Zentrum rückt.

Für meine Diplomarbeit habe ich dann

fünf Pakete ausgewählt und daraus

Performance­Sequenzen entwickelt.

Jede wurde in einem von fünf Zelten

Page 36: #18 proud magazine Berlin

36 FOCUSED ARTIST

gezeigt. In die Zelte hatte jeweils im­

mer nur ein Zuschauer zur gleichen

Zeit Zutritt. Die Sequenzen wurden

für jeden Zuschauer einzeln wieder­

holt. So entstand eine sehr intime Auf­

führungssituation. Eine Frau kam z.B.

total heulend und schluchzend raus,

die Nächste – aus dem gleichen Zelt –

musste laut lachen. Da im restlichen

Raum nicht gesprochen werden durf­

te, provozierte das die Frage: Geh ich

da rein oder nicht? Allgemein ist es

eine tolle Erfahrung, zu sehen wie viel

Vertrauen mir entgegengebracht wur­

de – so viele Zusendungen ohne dass

der Absender mich oder meine Arbeit

kannte! Einer Frau habe ich zwei Jah­

re nach ihrer Zusendung geantwortet

und ihr die Dokumentation meiner

Arbeit zu ihrem Kleidungsstück ge­

schickt. Da sie mich schon fast verges­

sen hatte, war ihre Rührung sehr groß.

Performances sind mein drittes Anlie­

gen für den ich diesen Raum nutzen

möchte. Am Anfang jeder Entwicklung

einer Performance stand die Gestal­

tung eines Kostüms. Mit einem Kos­

tüm kann ich mich in alles verwan­

deln, was ich will. Die Kostümierung

ist dennoch keine Verhüllung oder

Maskierung. Sie wird von den Betrach­

tern insofern als Realität erlebt, als die

Fiktion der Performance nicht als Un­

wahrheit angegriffen wird – für einen

kurzen Moment bin ich etwas Anderes.

Ich war eine Braut, eine Ehefrau, ein

Wal, eine Superheldin. Ich war die hei­

lige Jungfrau Maria, Sankt Martin, der

Fisch an der Angel, Rotkäppchen, ein

Schaf, Goldmarie, Sterntalermädchen,

ein Zirkuszelt und vieles andere. Ich

verschmolz mit anderen Menschen

oder Gegenständen zu einem Körper,

breitete mich zu Architektur aus und

gewährte Anderen Unterschlupf. Ich

war Viele.

An Performances allgemein fasziniert

mich die Flüchtigkeit und Unmittel­

barkeit des Mediums. Eine Perfor­

mance – das geht nur hier und jetzt.

Ein Bild kann ich mir auch morgen

anschauen.

Sandruska Beck hat „Kunsttherapie/-

pädagogik“ studiert. Nähen wurde ihr

nie gezeigt, sie ist Autodidaktin und

hat sich Vieles selbst überlegt oder

die Informationen aufgeschnappt. Ab

Juli kann man sich anstecken lassen,

von den kreativen Vibes in ihrer Näh-

werkstatt.

raumfuertextileanliegen.de

Weichselstr. 59

Projektraum 59/3i

37FOCUSED ARTIST

Ida Westheuser

Mai Weiss

behance.net/maiweiss

Laura Wiese

Styling • Concept • Production • Photography

Hair • Make-up

Model

Page 37: #18 proud magazine Berlin

36 FOCUSED ARTIST

gezeigt. In die Zelte hatte jeweils im­

mer nur ein Zuschauer zur gleichen

Zeit Zutritt. Die Sequenzen wurden

für jeden Zuschauer einzeln wieder­

holt. So entstand eine sehr intime Auf­

führungssituation. Eine Frau kam z.B.

total heulend und schluchzend raus,

die Nächste – aus dem gleichen Zelt –

musste laut lachen. Da im restlichen

Raum nicht gesprochen werden durf­

te, provozierte das die Frage: Geh ich

da rein oder nicht? Allgemein ist es

eine tolle Erfahrung, zu sehen wie viel

Vertrauen mir entgegengebracht wur­

de – so viele Zusendungen ohne dass

der Absender mich oder meine Arbeit

kannte! Einer Frau habe ich zwei Jah­

re nach ihrer Zusendung geantwortet

und ihr die Dokumentation meiner

Arbeit zu ihrem Kleidungsstück ge­

schickt. Da sie mich schon fast verges­

sen hatte, war ihre Rührung sehr groß.

Performances sind mein drittes Anlie­

gen für den ich diesen Raum nutzen

möchte. Am Anfang jeder Entwicklung

einer Performance stand die Gestal­

tung eines Kostüms. Mit einem Kos­

tüm kann ich mich in alles verwan­

deln, was ich will. Die Kostümierung

ist dennoch keine Verhüllung oder

Maskierung. Sie wird von den Betrach­

tern insofern als Realität erlebt, als die

Fiktion der Performance nicht als Un­

wahrheit angegriffen wird – für einen

kurzen Moment bin ich etwas Anderes.

Ich war eine Braut, eine Ehefrau, ein

Wal, eine Superheldin. Ich war die hei­

lige Jungfrau Maria, Sankt Martin, der

Fisch an der Angel, Rotkäppchen, ein

Schaf, Goldmarie, Sterntalermädchen,

ein Zirkuszelt und vieles andere. Ich

verschmolz mit anderen Menschen

oder Gegenständen zu einem Körper,

breitete mich zu Architektur aus und

gewährte Anderen Unterschlupf. Ich

war Viele.

An Performances allgemein fasziniert

mich die Flüchtigkeit und Unmittel­

barkeit des Mediums. Eine Perfor­

mance – das geht nur hier und jetzt.

Ein Bild kann ich mir auch morgen

anschauen.

Sandruska Beck hat „Kunsttherapie/-

pädagogik“ studiert. Nähen wurde ihr

nie gezeigt, sie ist Autodidaktin und

hat sich Vieles selbst überlegt oder

die Informationen aufgeschnappt. Ab

Juli kann man sich anstecken lassen,

von den kreativen Vibes in ihrer Näh-

werkstatt.

raumfuertextileanliegen.de

Weichselstr. 59

Projektraum 59/3i

37FOCUSED ARTIST

Ida Westheuser

Mai Weiss

behance.net/maiweiss

Laura Wiese

Styling • Concept • Production • Photography

Hair • Make-up

Model

Page 38: #18 proud magazine Berlin

t-shirt Wasted German Youth

jeans Mexx

shoes adidas Originals

shirt Lee

leggins H&M

shoes Nike Air Max

jeans Los Jeans de Felix

t-shirt Urban Outfitters

shoes Kawasaki

jacket adidas Originals A.O39

leggings Monki

shoes Nike Air Jordan

trousers Lee

t-shirt Levi's

jacket Los Jeans de Felix

hot pants Levi's

shoes H&M

watch Casio

jacket Fred Perry

trousers Levi's

shoes adidas Originals

jacket adidas Originals

dress Zara

shoes Nike Air Max

38 7 DAYS

tHUrSDAYWEDNESDAYtUESDAYMONDAY

Page 39: #18 proud magazine Berlin

t-shirt Wasted German Youth

jeans Mexx

shoes adidas Originals

shirt Lee

leggins H&M

shoes Nike Air Max

jeans Los Jeans de Felix

t-shirt Urban Outfitters

shoes Kawasaki

jacket adidas Originals A.O39

leggings Monki

shoes Nike Air Jordan

trousers Lee

t-shirt Levi's

jacket Los Jeans de Felix

hot pants Levi's

shoes H&M

watch Casio

jacket Fred Perry

trousers Levi's

shoes adidas Originals

jacket adidas Originals

dress Zara

shoes Nike Air Max

38 7 DAYS

tHUrSDAYWEDNESDAYtUESDAYMONDAY

t-shirt Wasted German Youth

jeans Levi's

shoes adidas Originals

t-shirt Looky Looky

hot pants Levi´s

watch G-Shock

sacco tiger of Sweden

trousers Mexx

shirt Schiesser

short Monki

jacket Nike

shoes H&M

jeans Mads Nordgaard

pullover Acne

jacket Bench

skirt Monki

shoes Zara

top H&M

t-shirt Wasted German Youth

jeans Mexx

shoes adidas Originals

shirt Lee

leggins H&M

shoes Nike Air Max

Styling • Concept • Production

Haniball Saliba • haniballsaliba.de

Photographer

Marcus Witte • marcuswitte.com

Models

tülay, Eugenio397 DAYS

SAtUrDAYFriDAYtHUrSDAY SUNDAY

Page 40: #18 proud magazine Berlin

Haniball Saliba

haniballsaliba.de

Marcus Witte

marcuswitte.com

Wiebke Olschewski @ Basics

Using Mac Products

Philip Winkelmeier

Monique @ Pearl Management

Guesthouse 21

Guesthouse21.de

Styling • Concept • Production

Photographer

Hair • Make-up

Photographer's Assistant

Models

Special thanks to

In tHe faSt lane

40 SHOOt

Page 41: #18 proud magazine Berlin

Haniball Saliba

haniballsaliba.de

Marcus Witte

marcuswitte.com

Wiebke Olschewski @ Basics

Using Mac Products

Philip Winkelmeier

Monique @ Pearl Management

Guesthouse 21

Guesthouse21.de

Styling • Concept • Production

Photographer

Hair • Make-up

Photographer's Assistant

Models

Special thanks to

In tHe faSt lane

40 SHOOt

dress Malene Birger

shoes Michael Michalsky

41SHOOt

Page 42: #18 proud magazine Berlin

42 SHOOt

jacket Drykorn

trousers Goldesign by amorph Berlin

Page 43: #18 proud magazine Berlin

42 SHOOt

jacket Drykorn

trousers Goldesign by amorph Berlin

43SHOOt

fur Stola Gucci

skirt firetrap

sunglasses Malene Birger

bottle Vöslauer

Page 44: #18 proud magazine Berlin

44 SHOOt

Page 45: #18 proud magazine Berlin

44 SHOOt 45SHOOt

jacket Gas

skirt Kilian Kerner

shoes Michael Michalsky

Page 46: #18 proud magazine Berlin

46 SHOOt

dress Majaco

jewelery by amorph Berlin

Page 47: #18 proud magazine Berlin

46 SHOOt

dress Majaco

jewelery by amorph Berlin

47SHOOt

cape Michael Michalsky

troussers Malene Birger

jewelery by amorph Berlin

sunglasses Malene Birger

shoes Chanel

Page 48: #18 proud magazine Berlin

Partyveranstalter. nächstes event: dream 31. Juli – messe Berlin

AN INTERVIEW WITH itay shrem

chat48

Page 49: #18 proud magazine Berlin

Partyveranstalter. nächstes event: dream 31. Juli – messe Berlin

AN INTERVIEW WITH itay shrem

chat48

When you think back to the many

events and partys you've been to,

which one was your favorite? And

why?

Millennium, the beginning of the end

- at least everybody believed so! Some-

how it was the after party of a new era,

a party of 4000 people, many of them

in costumes.

How did you come to organize events?

My team and I have been organizing

events for about ten years now. But

especially in the last few years we've

changed a lot. We felt that things can be

done better. We believe that party hosts

should invest more in the production

as well as the line up. In the end we

decided to create DREAM, something

gigantic which touches everybody.

In which way do you differ from other

event organizers?

Our expertise is luxury events. We be-

lieve in the art of being special and

making things different than others in

our branche. The idea of the DREAM

brand is that each and every guest,

who decides to join our fantasy, will

feel his or her personal dream coming

true ... hearing and feeling the best DJs

in the world with an on-sight produc-

tion never seen like that before.

Which were the biggest clients you've

been working with in your career?

The prime minister of Italy, Silvio Ber-

lusconi, and the president of France,

Nicolas Sarkozy.

What was the maximum number of

party people you ever had on one of

your events?

50,000 in Tokyo.

Did you ever have problems with the

police?

Any funny stories to tell .. Just once, a

birthday party we organized in Monte

Carlo. The party took place in two loca-

tions, the Monte Carlo terrace and a VIP

yacht, where we had organized a mas-

sive firework installed under water. The

firework was located in a specific area

which all legal authorities knew about

weeks before the event. Then on the

day of the celebration one police boat

didn't check the instructions notified

by the city. It got directly into the mas-

sive massive firework zone. So when

we started the firework the police offic-

ers on board were convinced of being

under attack, which led to a lot more

police cars, a chopper ... and for us to

one of the best productions ever, with-

out paying anything for special effects!

Who is your favorite musician you

would love to constantly book?

Actually it is the DREAM Berlin line-up.

Every act represents our way of dream-

ing. We would love to book each and

everyone of them for all our shows.

Which promotional tools do you use

for pushing your events?

We use many promotional channels,

personal as well as commercial.

Can you tell us something about the

development in your branche? What

did change in the time you've been

dealing with that business?

I think - aside from one or two excep-

tions - it is massive, but high quality

indoor productions which have slowly

disappeared from the party branche.

Event organizers have just more and

more been settling with low budget

DJs and low budget productions and by

that disappointing the crowd and los-

ing the most of it.

DREAM is all about getting it back,

showing the world's best DJs Tiesto

and David Guetta along with the best

upcoming DJs like Mark Knight, Oxia,

Claude Von Stroke, Jessy and many

more and combining that with a mas-

sive, unforgettable production, bring-

ing back an era but with a clear sight

for the future.

What was the greatest challenge for

the DREAM event?

To make each and everyone for one

night dream the same DREAM with us.

And what are you most proud of when

thinking about it?

Come to our DREAM on July 31st and

you'll see for yourself!

How many guests do you expect on

the 31st July?

10,000-15,000 depending on the city

approval, we hope we'll get approval

for 15,000.

Do you party yourself on events you

organized?

Unfortunately somebody has to stay

awake while everybody else is dream-

ing ,but sure I'd like too.

dreamwandering.com

Interview Kirsten Toft Nagel

Layout Vinzent Britz

49chat

Page 50: #18 proud magazine Berlin

BrandenBurg and the rentafloss experience

50 report

zur Anlegestelle unter einer Straßen­

brücke navigiert. Dort ließ sich der

einsetzende Starkregen mit etwas Mu­

sik und ner Buddel voll Rum tanzend

abwarten.

Schon nach kurzer Zeit entschied sich

das Wetter endlich doch zu unseren

Gunsten und die Sonne brach sich

über die bezaubernden, wilden Schilf­

ufer des nördlichen Wentowsees. Wir

navigierten um Seerosenfelder und

tanzten auf den Dächern der Flösse

in die Abendsonne während sich der

Nebel und die Nacht über unseren

Ankerplatz legte. Wir tranken und fei­

erten noch etwas im Schein der Petro­

leumlampen, dabei bauten wir den In­

nenraum der Hütten bereits zu großen

zusammenhängenden Liegeflächen

um. Als die Nacht mit ihren 8 Grad

hereinbrach beschlossen wir schlafen

zu gehen, doch die geschlossenen Ka­

binen und die jeweils vier Leute pro

Boot beherbergte machte es kuschelig

warm. Am Sonntag morgen wurden

wir sehr früh von einer erwachen­

den Naturkulisse geweckt. Die Sonne

strahlte die Frühaufsteher kochten

Kaffee während wir gemütlich über

den See glitten.

Kein Wunder das rentafloss mit die­

ser wunderschönen Kurzurlaubs­

idee den Tourismuspreis des Landes

Brandenburg 2009 gewonnen hat

dachte ich und sah nur noch zufrie­

den strahlende Berliner Gesichter im

Nirgendwo Brandenburgs auf einem

Floss ihr Frühstück verschlingen. Es

war genau das wonach wir uns alle

gesehnt hatten, einfach mal raus und

die Seele treiben lassen. Absolut ge­

eignet für Paare, Freunde, Familien

und das durchaus auch länger als nur

eine Nacht. Reservieren ist allerdings

Pflicht, alles weitere findet ihr unter

rentafloss.de

Text Benjamin Gruber

Fotos Miron Tenenberg

Es bedarf schon einiger Überzeugungs­

kraft um Berliner aus ihrer Großstadt

zu locken. Doch ab und zu muss man

einfach raus, gerade jetzt im Sommer,

denn auch da gibt es Arbeit, Studium,

Stress, volle Bahnen, die ganze Litanei

des Alltags. Nur weil jemand die Sonne

eingeschaltet hat und die Tage etwas

länger werden, so scheinen trotzdem

die Wochen bis zum Urlaub endlos. Ich

hatte seit Februar keine richtige Aus­

zeit mehr genommen, ich wollte mal

einfach mal wieder was mit Freunden

machen.

In meiner bayerischen Heimat war ich

oft Segeln, ein Freund hatte Schein

und Boot, aber niemand den ich hier

kannte, hatte eines von beidem. Bei so

viel Wasser in und um Berlin musste

man aber doch zumindest das Boot

mieten können, allerdings sollte es

nicht gerade ne Spreekanalfahrt wer­

den, ich wollte raus aus der Stadt.

Die Lösung steht vor der Tür. In der

Redaktion wird eine Testfahrt

von rentafloss angeboten. Ich schlage

zu.

So nehme ich mir eine kurze Auszeit

am Busen der Natur. Die Flösse und

die Landschaft, die Assoziation an

Huckelberry Finn lag auf der Hand.

Mit dem Unterschied das die Flösse im

nördlichen Brandenburg liegen und

deutlich komfortabler ausgestattet

sind. Man kann sogar darauf schlafen

wind­ und wettergeschützt in einem

Häuschen in dem liegend kuschelig

vier Personen Platz finden. Es ist prak­

tisch alles an Bord bis auf Verpflegung

Isomatte und Schlafsack. Es gibt eine

Kochmöglichkeit, Taschen, Petroleum­

lampen und Tassen, Besteck und dem

erstaunlich starken, trotzdem aber

führerscheinfreien Außenborder.

Auch wegen dieses rundum sorg­

los Pakets waren sehr schnell sechs

Freunde gefunden die dieses Abenteu­

er mit uns Teilen wollten. Das nächste

Wochenende sollte es sein, wir reser­

vierten zwei Flösse für Samstag und

Sonntag, doch wetter.de war alles an­

dere als optimistisch. Trotz der ange­

kündigter Regengüsse und nächtlicher

acht Grad Celsius, ließen wir uns nicht

beirren und reisten an.

Zwei von uns wurden noch eben zum

Kaptain befördert und vom Hafen­

meister in der Bedienung und Steu­

erung des Antriebs unterrichtet und

schon stachen wir in See – um genau

zu sein in den Wentowsee. Nun hätten

wir theoretisch bis in die Müritz und

weiter bin in die Ostsee fahren kön­

nen. Kaptain Miron befahl jedoch auf

Grund der unsicheren Witterung zu­

nächst die Weiten des Wentowsees zu

erkunden. Als sich die erste vor Freude

grinsende Euphorie gelegt hatte, war­

fen wir in der Mitte des Sees den An­

ker. Trotz der nicht so hoch sommer­

lichen Außentemperaturen hatte

zumindest der weibliche Teil unserer

Gruppe schnell seine Badesachen an

und versuchte durch allerlei Überre­

dungskünste auch wenigstens einen

der Männer ins Wasser zu locken. Wir

blieben jedoch skeptisch, trotzdem

das Wasser wohl auf Grund der gerin­

gen Tiefe des Sees relativ warm war.

Doch kaum waren alle wieder aus dem

Wasser sollten die Flösse auch schon

auf ihre Schlechtwettereigenschaften

hin, auf die Probe gestellt werden.

Die eben noch hoch gerollte Persen­

ning wurde wieder runter gelassen

und wir beobachten wie die Sonne

hinter einer dunkelgrauen Regenfront

verschwand. Während die Mannschaft

sich den Regen erwartend verkroch,

hatte Kaptain Miron die rettende

Idee schon unter Volldampf ins Visier

genommen. Wir brausten über den

See gen Norden und gerade als die

Mannschaft begann ihre Angst mit

Branntwein zu bekämpfen und die Re­

genmenge zunahm, rief der Kapitän

seinen Leichtmatrosen zum Anlegen

aus der Hütte. Er hatte uns zielsicher

51report

Page 51: #18 proud magazine Berlin

BrandenBurg and the rentafloss experience

50 report

zur Anlegestelle unter einer Straßen­

brücke navigiert. Dort ließ sich der

einsetzende Starkregen mit etwas Mu­

sik und ner Buddel voll Rum tanzend

abwarten.

Schon nach kurzer Zeit entschied sich

das Wetter endlich doch zu unseren

Gunsten und die Sonne brach sich

über die bezaubernden, wilden Schilf­

ufer des nördlichen Wentowsees. Wir

navigierten um Seerosenfelder und

tanzten auf den Dächern der Flösse

in die Abendsonne während sich der

Nebel und die Nacht über unseren

Ankerplatz legte. Wir tranken und fei­

erten noch etwas im Schein der Petro­

leumlampen, dabei bauten wir den In­

nenraum der Hütten bereits zu großen

zusammenhängenden Liegeflächen

um. Als die Nacht mit ihren 8 Grad

hereinbrach beschlossen wir schlafen

zu gehen, doch die geschlossenen Ka­

binen und die jeweils vier Leute pro

Boot beherbergte machte es kuschelig

warm. Am Sonntag morgen wurden

wir sehr früh von einer erwachen­

den Naturkulisse geweckt. Die Sonne

strahlte die Frühaufsteher kochten

Kaffee während wir gemütlich über

den See glitten.

Kein Wunder das rentafloss mit die­

ser wunderschönen Kurzurlaubs­

idee den Tourismuspreis des Landes

Brandenburg 2009 gewonnen hat

dachte ich und sah nur noch zufrie­

den strahlende Berliner Gesichter im

Nirgendwo Brandenburgs auf einem

Floss ihr Frühstück verschlingen. Es

war genau das wonach wir uns alle

gesehnt hatten, einfach mal raus und

die Seele treiben lassen. Absolut ge­

eignet für Paare, Freunde, Familien

und das durchaus auch länger als nur

eine Nacht. Reservieren ist allerdings

Pflicht, alles weitere findet ihr unter

rentafloss.de

Text Benjamin Gruber

Fotos Miron Tenenberg

Es bedarf schon einiger Überzeugungs­

kraft um Berliner aus ihrer Großstadt

zu locken. Doch ab und zu muss man

einfach raus, gerade jetzt im Sommer,

denn auch da gibt es Arbeit, Studium,

Stress, volle Bahnen, die ganze Litanei

des Alltags. Nur weil jemand die Sonne

eingeschaltet hat und die Tage etwas

länger werden, so scheinen trotzdem

die Wochen bis zum Urlaub endlos. Ich

hatte seit Februar keine richtige Aus­

zeit mehr genommen, ich wollte mal

einfach mal wieder was mit Freunden

machen.

In meiner bayerischen Heimat war ich

oft Segeln, ein Freund hatte Schein

und Boot, aber niemand den ich hier

kannte, hatte eines von beidem. Bei so

viel Wasser in und um Berlin musste

man aber doch zumindest das Boot

mieten können, allerdings sollte es

nicht gerade ne Spreekanalfahrt wer­

den, ich wollte raus aus der Stadt.

Die Lösung steht vor der Tür. In der

Redaktion wird eine Testfahrt

von rentafloss angeboten. Ich schlage

zu.

So nehme ich mir eine kurze Auszeit

am Busen der Natur. Die Flösse und

die Landschaft, die Assoziation an

Huckelberry Finn lag auf der Hand.

Mit dem Unterschied das die Flösse im

nördlichen Brandenburg liegen und

deutlich komfortabler ausgestattet

sind. Man kann sogar darauf schlafen

wind­ und wettergeschützt in einem

Häuschen in dem liegend kuschelig

vier Personen Platz finden. Es ist prak­

tisch alles an Bord bis auf Verpflegung

Isomatte und Schlafsack. Es gibt eine

Kochmöglichkeit, Taschen, Petroleum­

lampen und Tassen, Besteck und dem

erstaunlich starken, trotzdem aber

führerscheinfreien Außenborder.

Auch wegen dieses rundum sorg­

los Pakets waren sehr schnell sechs

Freunde gefunden die dieses Abenteu­

er mit uns Teilen wollten. Das nächste

Wochenende sollte es sein, wir reser­

vierten zwei Flösse für Samstag und

Sonntag, doch wetter.de war alles an­

dere als optimistisch. Trotz der ange­

kündigter Regengüsse und nächtlicher

acht Grad Celsius, ließen wir uns nicht

beirren und reisten an.

Zwei von uns wurden noch eben zum

Kaptain befördert und vom Hafen­

meister in der Bedienung und Steu­

erung des Antriebs unterrichtet und

schon stachen wir in See – um genau

zu sein in den Wentowsee. Nun hätten

wir theoretisch bis in die Müritz und

weiter bin in die Ostsee fahren kön­

nen. Kaptain Miron befahl jedoch auf

Grund der unsicheren Witterung zu­

nächst die Weiten des Wentowsees zu

erkunden. Als sich die erste vor Freude

grinsende Euphorie gelegt hatte, war­

fen wir in der Mitte des Sees den An­

ker. Trotz der nicht so hoch sommer­

lichen Außentemperaturen hatte

zumindest der weibliche Teil unserer

Gruppe schnell seine Badesachen an

und versuchte durch allerlei Überre­

dungskünste auch wenigstens einen

der Männer ins Wasser zu locken. Wir

blieben jedoch skeptisch, trotzdem

das Wasser wohl auf Grund der gerin­

gen Tiefe des Sees relativ warm war.

Doch kaum waren alle wieder aus dem

Wasser sollten die Flösse auch schon

auf ihre Schlechtwettereigenschaften

hin, auf die Probe gestellt werden.

Die eben noch hoch gerollte Persen­

ning wurde wieder runter gelassen

und wir beobachten wie die Sonne

hinter einer dunkelgrauen Regenfront

verschwand. Während die Mannschaft

sich den Regen erwartend verkroch,

hatte Kaptain Miron die rettende

Idee schon unter Volldampf ins Visier

genommen. Wir brausten über den

See gen Norden und gerade als die

Mannschaft begann ihre Angst mit

Branntwein zu bekämpfen und die Re­

genmenge zunahm, rief der Kapitän

seinen Leichtmatrosen zum Anlegen

aus der Hütte. Er hatte uns zielsicher

51report

Page 52: #18 proud magazine Berlin

Es bereitet einem ja schon Freude zu

sehen, wie manche Labels ihre Schütz-

linge lieben und dies auch ohne die

geringste Scheu in die Welt hinaus po-

saunen. Im Hause City Slang zum Bei-

spiel habe man in Menomena „mit die

kreativste, talentierteste und wichtigste

Band überhaupt“ gefunden. Obendrein

sei man gar stolzgeschwellt, da sie mit

„Mines“ diesen Sommer das vielleicht

großartigste Album abliefere. Solch eine

Euphorie teilt man als geneigter Hörer

gerne. Schon alleine aus dem Grunde, da

es sich hier um drei der absolut sympa-

thischsten Menschen im Musikgeschäft

handelt und sie diese Tatsache unheim-

lich gekonnt in ihre Musik zu übertragen

wissen. Dazu addiert sich ihr zauberhaf-

ter Gesang, die treibend und doch locker

wirkende Instrumentierung. Es ist schon

schwierig, sich von derart viel positiver

Ausstrahlung nicht anstecken zu lassen.

Und das Großartige daran: es wird bei

jedem Hören schöner. Immer und im-

mer wieder. Ob „Mines“ nun aber wirk-

lich das beste Album des Jahres ist, lässt

sich noch ausdiskutieren, wenn bald die

Labelkollegen von Arcade Fire ihr neu-

estes Werk präsentieren. Oder nein, wir

pfeifen gerne auf die Diskussion und

freuen uns so.

Während manche Bands besser damit

bedient sind, einzelne Hits durchs Radio

zu ballern, da überzeugen andere durch

die Ballung ihres Musikguts im Album.

Kraków Loves Adana zum Beispiel fielen

schon vor längerer Zeit auf Myspace auf.

Allerdings eher durch ihre einnehmen-

de und schlichte Ästhetik im visuellen

Bereich, nicht durch ihre vereinzelten

Songbeispiele. Mit dem Erscheinen des

Debuts „Beauty“ soll sich das nun än-

dern. Denn in der Tat, der Titel ist gar

zu bezeichnend, es handelt sich hier-

bei um die pure Ballung von Schönheit.

Schlicht und einnehmend. Recht ruhig,

fragil anmutend und doch donnernd,

beizeiten ein wenig düster. Die dezen-

te Instrumentierung legt breite, dichte

Klang teppiche und schichtet sich mit

der tiefen Stimme von Sängerin Deniz

Ciceks untrennbar übereinander. Man

muss sich darauf schon einlassen um

es mögen zu können. Tut man das, hat

man wohl einen der schönsten Sound-

tracks für seine Abende gefunden. Für

Autofahrten durch den Wald. Für die

Einsamkeit und die Zweisamkeit. Das

ist, ja, die Verbindung von Nähe und Fer-

ne in Musik. Durchweg intensiv, schon

fast körperlich spürbar. Ein wenig wie

schmerzliche Streicheleinheiten. Ein

Schmuckstück.

Den Albumopener „There Is XXXX

(Within My Heart)“ als Single auszukop-

peln, war wohl der geschickteste Schritt,

den You Say Party! We Say Die! machen

konnten. Denn es handelt sich dabei

nicht nur um den besten Song der Platte,

sondern auch um einen der derzeitigen

Lichtblicke der Radioplaylisten. Ziem-

lich eingängig, ein Hit für die Tanzfläche

oder auch einfach nur zu Hause beim

Putzen. Beim Rest des Albums verhält

es sich leider etwas anders, man fühlt

sich allzu schnell wie bei einer Achter-

bahnfahrt. Stetig wechselnd zwischen

positiven Aha-Momenten und jenen, in

denen man genervt abschalten möchte.

Viele Songs werden mit einem nervig

anmutenden Gitarren-Keyboard-Ge-

dudel eingeleitet, welches einen schon

mal von der Tanzfläche treiben würde.

Im Versuch, den hüpfenden Teenagern

zu entkommen. Ist man allerdings dem

Mainstreamindie zugetan, haben sie

noch eine Chance verdient. Denn je

mehr man auf die Songs im Gesamten

achtet, umso besser werden sie. Letzt-

endlich befindet sich „XXXX“ vielleicht

doch im höheren Bereich der Achter-

bahn. Und sonst hat man hier einfach

ein paar Lieder, die gut im Radio laufen.

Text: Anne Behrndt

SnowhiteSnowhite City Slang

KraKów loveS adanaBeauty

MenoMenaMines

you Say Party! we Say die!XXXX

52 SoundS

Was haben wir denn hier? Eine Musi-

kindustrie die in ihrer eigens zuberei-

teten Suppe verebbt und ein Künstler

der sagt, Tout Va Bien. Ob man Sid Le

Rock die besagten Worte nun abkauft

oder nicht, man muss eingestehen,

dass hier wieder jemand einen kon-

struktiven, elekronisch-frickelhaften

Lösungsansatz in 11 Kapiteln bietet,

oder zumindest etwas Salz, um die

fade Soundbrühe zu verfeinern und

das Love-Boot Namens La Musica wie-

der in fahrtüchtige Gewässer zu ma-

növrieren. Auch wenn die Bassline bei

Still Life stark an TokTok und Soffy O.'s

Days Of Mine erinnert, diese Scheibe

heißt nicht Alles Neu und auch nicht

Alles Perfekt. Hauptsache die Musik

macht Spaß, Hauptsache der Spaß

macht die Musik – Durch Dick Und

Dünn. Ein Album für eine technoid-

dahin-rockende Kreuzfahrt, ob im

heimischen Teich, auf dem Müggelsee

oder über den Atlantik. Wir umsegeln

die Sinnkrise. Greif Dir eine Paddel und

ruder mit in Richtung Tanz küste. Rock

the boat! Sind wir nicht alle ein biss-

chen optimistisch? Ach was, schwipp-

schwapp. Alles Gut.

Es ist das alte Spiel zwischen Löwe

und Gazelle. Nur wird das rasante

Dub-Steppenduell diesmal eine Etage

tiefer ausgetragen – digitaler Dance-

hall in einer Tetris-Savanne. Die Track-

namen bilden den Plot, ein Bass-Battle

in sieben Akten. Bei How Does It Make

You Feel wird erstmal das komplette

akustische Arsenal aufgefahren, sozu-

sagen die Punch-Paarung präsentiert:

In der linken Ringecke das grazile

Sprungvieh, in der rechten die behäbi-

ge Bestie blauen Blutes. Said Speed ist

der Startschuss, die fulminante Verfol-

gungsjagd, wuchtiges Klopfen gepaart

mit feinstem Gehüpfe, kosmische Zeit-

raffer inklusive. Lash Out sind die ers-

ten tiefschlagenden Elektroklatschen.

Boingy dann die Retourkutsche dy-

namisch-federnder Huftritte aus der

Hüfte. One Two ist die plötzliche Ein-

blendung des Riddim-Ringrichters mit

anschließendem Instrumental-Replay

und dem schließlich viel zu früh ein-

tretenden Ende. Too Late. Wenn einer

gewinnt, muss einer verlieren. Darwin

und so. Und das war erst die Vorrunde.

Bassboxen 2.0. Bereit?

Text: Lev Nordstrom

Sieben abwechselnd in schwarz und

weiß gekleidete Männer, fernab des

gewöhnlich gestriegelten Starstylings,

mit übergroßen Baumgemälden in

einem Raststätten-ähnlichen Umfeld

abgelichtet. Hätte auch noch „aus

Jena“ drauf gestanden, hätte meine Ur-

Berliner Arroganz mir wahrscheinlich

nicht einmal erlaubt, die CD von ih-

rer Hülle zu befreien. Dann aber sehe

ich, dass dieses Werk von Soulphiction

produziert wurde – in meiner Welt

ein Indiz für Jazzanova-eske Produk-

tionen, hochgradig raffinierten und

seelennahen Melodienreichtum so-

wie grund geniale Musikalität. Hap-

py Hour! Eigentlich als Live-Kollektiv

konzipiert, vereint Feindrehstar meh-

rere Klangkosmen in einem ritterli-

chen Schlag: Trompete, Saxophon,

Scratch & Samples, Bass, Percussions,

Drums, Rhodes & Keys ergeben eine

bühnenreife Klangästhetik, Elemente

aus Funk, Jazz, HipHop, House, Ethno-

vibes und Soul vereinend. Ein Produkt

mit reichlich Potenzial zum Hintern

schwingen und der notwendigen Prise

herzerwärmenden Feingefühls. Musik

die sich dreht und wendet. Am 25.07.

lebendig in der Bar 25. Herrlich vulgär!

ShitKataPult warPMuSiK KrauSe

Sid le roCKtout Va Bien

afriCa hiteChHitecHerous eP

feindrehStarVulgarian KnigHts

53SoundS

Page 53: #18 proud magazine Berlin

Es bereitet einem ja schon Freude zu

sehen, wie manche Labels ihre Schütz-

linge lieben und dies auch ohne die

geringste Scheu in die Welt hinaus po-

saunen. Im Hause City Slang zum Bei-

spiel habe man in Menomena „mit die

kreativste, talentierteste und wichtigste

Band überhaupt“ gefunden. Obendrein

sei man gar stolzgeschwellt, da sie mit

„Mines“ diesen Sommer das vielleicht

großartigste Album abliefere. Solch eine

Euphorie teilt man als geneigter Hörer

gerne. Schon alleine aus dem Grunde, da

es sich hier um drei der absolut sympa-

thischsten Menschen im Musikgeschäft

handelt und sie diese Tatsache unheim-

lich gekonnt in ihre Musik zu übertragen

wissen. Dazu addiert sich ihr zauberhaf-

ter Gesang, die treibend und doch locker

wirkende Instrumentierung. Es ist schon

schwierig, sich von derart viel positiver

Ausstrahlung nicht anstecken zu lassen.

Und das Großartige daran: es wird bei

jedem Hören schöner. Immer und im-

mer wieder. Ob „Mines“ nun aber wirk-

lich das beste Album des Jahres ist, lässt

sich noch ausdiskutieren, wenn bald die

Labelkollegen von Arcade Fire ihr neu-

estes Werk präsentieren. Oder nein, wir

pfeifen gerne auf die Diskussion und

freuen uns so.

Während manche Bands besser damit

bedient sind, einzelne Hits durchs Radio

zu ballern, da überzeugen andere durch

die Ballung ihres Musikguts im Album.

Kraków Loves Adana zum Beispiel fielen

schon vor längerer Zeit auf Myspace auf.

Allerdings eher durch ihre einnehmen-

de und schlichte Ästhetik im visuellen

Bereich, nicht durch ihre vereinzelten

Songbeispiele. Mit dem Erscheinen des

Debuts „Beauty“ soll sich das nun än-

dern. Denn in der Tat, der Titel ist gar

zu bezeichnend, es handelt sich hier-

bei um die pure Ballung von Schönheit.

Schlicht und einnehmend. Recht ruhig,

fragil anmutend und doch donnernd,

beizeiten ein wenig düster. Die dezen-

te Instrumentierung legt breite, dichte

Klang teppiche und schichtet sich mit

der tiefen Stimme von Sängerin Deniz

Ciceks untrennbar übereinander. Man

muss sich darauf schon einlassen um

es mögen zu können. Tut man das, hat

man wohl einen der schönsten Sound-

tracks für seine Abende gefunden. Für

Autofahrten durch den Wald. Für die

Einsamkeit und die Zweisamkeit. Das

ist, ja, die Verbindung von Nähe und Fer-

ne in Musik. Durchweg intensiv, schon

fast körperlich spürbar. Ein wenig wie

schmerzliche Streicheleinheiten. Ein

Schmuckstück.

Den Albumopener „There Is XXXX

(Within My Heart)“ als Single auszukop-

peln, war wohl der geschickteste Schritt,

den You Say Party! We Say Die! machen

konnten. Denn es handelt sich dabei

nicht nur um den besten Song der Platte,

sondern auch um einen der derzeitigen

Lichtblicke der Radioplaylisten. Ziem-

lich eingängig, ein Hit für die Tanzfläche

oder auch einfach nur zu Hause beim

Putzen. Beim Rest des Albums verhält

es sich leider etwas anders, man fühlt

sich allzu schnell wie bei einer Achter-

bahnfahrt. Stetig wechselnd zwischen

positiven Aha-Momenten und jenen, in

denen man genervt abschalten möchte.

Viele Songs werden mit einem nervig

anmutenden Gitarren-Keyboard-Ge-

dudel eingeleitet, welches einen schon

mal von der Tanzfläche treiben würde.

Im Versuch, den hüpfenden Teenagern

zu entkommen. Ist man allerdings dem

Mainstreamindie zugetan, haben sie

noch eine Chance verdient. Denn je

mehr man auf die Songs im Gesamten

achtet, umso besser werden sie. Letzt-

endlich befindet sich „XXXX“ vielleicht

doch im höheren Bereich der Achter-

bahn. Und sonst hat man hier einfach

ein paar Lieder, die gut im Radio laufen.

Text: Anne Behrndt

SnowhiteSnowhite City Slang

KraKów loveS adanaBeauty

MenoMenaMines

you Say Party! we Say die!XXXX

52 SoundS

Was haben wir denn hier? Eine Musi-

kindustrie die in ihrer eigens zuberei-

teten Suppe verebbt und ein Künstler

der sagt, Tout Va Bien. Ob man Sid Le

Rock die besagten Worte nun abkauft

oder nicht, man muss eingestehen,

dass hier wieder jemand einen kon-

struktiven, elekronisch-frickelhaften

Lösungsansatz in 11 Kapiteln bietet,

oder zumindest etwas Salz, um die

fade Soundbrühe zu verfeinern und

das Love-Boot Namens La Musica wie-

der in fahrtüchtige Gewässer zu ma-

növrieren. Auch wenn die Bassline bei

Still Life stark an TokTok und Soffy O.'s

Days Of Mine erinnert, diese Scheibe

heißt nicht Alles Neu und auch nicht

Alles Perfekt. Hauptsache die Musik

macht Spaß, Hauptsache der Spaß

macht die Musik – Durch Dick Und

Dünn. Ein Album für eine technoid-

dahin-rockende Kreuzfahrt, ob im

heimischen Teich, auf dem Müggelsee

oder über den Atlantik. Wir umsegeln

die Sinnkrise. Greif Dir eine Paddel und

ruder mit in Richtung Tanz küste. Rock

the boat! Sind wir nicht alle ein biss-

chen optimistisch? Ach was, schwipp-

schwapp. Alles Gut.

Es ist das alte Spiel zwischen Löwe

und Gazelle. Nur wird das rasante

Dub-Steppenduell diesmal eine Etage

tiefer ausgetragen – digitaler Dance-

hall in einer Tetris-Savanne. Die Track-

namen bilden den Plot, ein Bass-Battle

in sieben Akten. Bei How Does It Make

You Feel wird erstmal das komplette

akustische Arsenal aufgefahren, sozu-

sagen die Punch-Paarung präsentiert:

In der linken Ringecke das grazile

Sprungvieh, in der rechten die behäbi-

ge Bestie blauen Blutes. Said Speed ist

der Startschuss, die fulminante Verfol-

gungsjagd, wuchtiges Klopfen gepaart

mit feinstem Gehüpfe, kosmische Zeit-

raffer inklusive. Lash Out sind die ers-

ten tiefschlagenden Elektroklatschen.

Boingy dann die Retourkutsche dy-

namisch-federnder Huftritte aus der

Hüfte. One Two ist die plötzliche Ein-

blendung des Riddim-Ringrichters mit

anschließendem Instrumental-Replay

und dem schließlich viel zu früh ein-

tretenden Ende. Too Late. Wenn einer

gewinnt, muss einer verlieren. Darwin

und so. Und das war erst die Vorrunde.

Bassboxen 2.0. Bereit?

Text: Lev Nordstrom

Sieben abwechselnd in schwarz und

weiß gekleidete Männer, fernab des

gewöhnlich gestriegelten Starstylings,

mit übergroßen Baumgemälden in

einem Raststätten-ähnlichen Umfeld

abgelichtet. Hätte auch noch „aus

Jena“ drauf gestanden, hätte meine Ur-

Berliner Arroganz mir wahrscheinlich

nicht einmal erlaubt, die CD von ih-

rer Hülle zu befreien. Dann aber sehe

ich, dass dieses Werk von Soulphiction

produziert wurde – in meiner Welt

ein Indiz für Jazzanova-eske Produk-

tionen, hochgradig raffinierten und

seelennahen Melodienreichtum so-

wie grund geniale Musikalität. Hap-

py Hour! Eigentlich als Live-Kollektiv

konzipiert, vereint Feindrehstar meh-

rere Klangkosmen in einem ritterli-

chen Schlag: Trompete, Saxophon,

Scratch & Samples, Bass, Percussions,

Drums, Rhodes & Keys ergeben eine

bühnenreife Klangästhetik, Elemente

aus Funk, Jazz, HipHop, House, Ethno-

vibes und Soul vereinend. Ein Produkt

mit reichlich Potenzial zum Hintern

schwingen und der notwendigen Prise

herzerwärmenden Feingefühls. Musik

die sich dreht und wendet. Am 25.07.

lebendig in der Bar 25. Herrlich vulgär!

ShitKataPult warPMuSiK KrauSe

Sid le roCKtout Va Bien

afriCa hiteChHitecHerous eP

feindrehStarVulgarian KnigHts

53SoundS

Page 54: #18 proud magazine Berlin

A BOTTLE OF HELD VODKA WITH MOBILEE RECORDS

54 BOTTLED

Feierabendstimmung und Feierstim-

mung zugleich. Eine unüblich große

Runde für eine Flasche Held Vodka er-

wartet uns auf einem sommerlichen

Hinterhof in Mitte. Das Berliner Label

Mobilee Records feiert in diesem Jahr

sein fünfjähriges Bestehen. Mit von

der Partie, bzw. von der Party, sind

die Labeleltern Anja Schneider und

fünf Minuten später auch Ralf Koll-

mann, sowie die Label-Künstler Miss

Jools und Pan-Pot. Und ich. Sicher-

heitshalber, haben wir fünf Flaschen

mitgebracht, damit sich niemand be-

nachteiligt fühlt. Denn was wären wir,

wenn nicht vorbereitet? Ready, steady,

go! Happy Birthday Mobilee Records,

Hi-Five und Cheers!

Vodka, Shotgläser, ein silbernes Tab-

lett. This is how we do it. Warten wir

noch kurz auf Ralf.

PP: Wie viele Shots müssen wir denn

trinken?

Bis die Flasche leer ist.

AS: Nein!

Das sind die Regeln. Sonst gibt es kei-

ne. Und noch könnt ihr euch glücklich

schätzen, da wir das hier sonst immer

mit einer Person durchziehen.

PP: Ihr habt ja auch fünf Flaschen mit-

gebracht.

Ihr habt ja auch fünf-jähriges Jubilä-

um. Mal schauen, wie weit wir kom-

men.

AS: Ach du schei**e. Es ist auch noch so

heiss hier.

Aber der Vodka ist kalt.

AS: Ralf! Komm doch mal runter und

hilf uns. Wir müssen fünf Flaschen trin-

ken. Das kriegen wir alleine nicht hin.

RK: Vielen Dank für die nette Einladung.

Auf geht’s. Cheers! Wer ist denn jetzt

schon seit 2005 dabei?

RK: Hauptsächlich Anja und ich, und

die Jungs [Pan-Pot] sind auch einen Mo-

nat später dazu gestoßen.

AS: Jools war auch relativ früh da. Six or

seven months later I guess.

You just showed up out of nowhere?

MJ: Well, from London actually.

AS: Jools booked me in London and we

met and directly fell in love. She played

a track that caught my attention and it

was actually one of hers. She said she

didn't have a label, so I said, „you need

to join ours“.

Aber das war nicht die Party, die kom-

plett schief gelaufen ist.

PP: Nein, das war unsere Party im Pa-

villon im Volkspark Friedrichshain. Das

war bevor wir Ralf und Anja kannten

und wir unsere ersten Gehversuche als

Veranstalter gemacht haben.

RK: Eure ersten und letzten, ne?

PP: Mehr oder weniger, ja. Aber es

kommt wieder. Wir haben uns überlegt,

wen wir dafür buchen könnten. Das

war zu einer Zeit, wo auch Anja, was

das DJ'ing anging, noch nicht so extrem

bekannt war. Da haben wir damals bei

Ralf Anja angefragt – der war damals

nämlich ihr Booker – und dann haben

wir gemeinsam aufgelegt vor ungefähr

zehn Leuten. Also haben wir das als

Anlass genommen, um mal über Veröf-

fentlichungen zu sprechen.

Seid ihr alle aus Berlin? Außer Jools

natürlich.

Alle: Jooaah.

AS: Naja, nicht wirklich. Ich komme aus

der Nähe von Köln, Ralf aus dem Wes-

terwald, Jools aus England, Tassilo vom

Chiemsee und Thomas aus Templin.

Ging ein Aufruf durchs Büro, wer mit-

trinken möchte, oder wie ist diese

Runde zustande gekommen?

AS: Wir wussten schon, wer die besten

sind.

Cheers! Ralf, du hast noch gar nichts

produziert.

RK: Nee.

Obwohl du auch auflegst und wohl

eine riesige Plattensammlung hast.

(Gelächter bricht aus)

RK: Das liegt einfach daran, dass ich

kein Produzent bin und auch nicht die-

se Ambitionen habe.

AS: Und dass ein richtiges Label eben

auch einen Labelmanager braucht, der

sich von Montag bis Freitag um alle

Dinge kümmert.

PP: Es wär ja auch komisch, wenn der

Labelmanager etwas besseres raus-

haut, als die Künstler.

RK: Das Hauptproblem ist natürlich,

dass die alle jetzt seit fünf Jahren auf

so einem hohen Niveau produzieren.

Wenn ich da jetzt ankommen würde,

ich meine, was soll denn der Quatsch?!

Dann mischt du dich also auch nicht

unbedingt in die Produktion ein?

AS: Das ist eher mein Job. Obwohl ich

mir auch regelmäßig von allen Feed-

back einhole.

Seht ihr euch als eine Familie?

AS: Familie hört sich immer so be-

scheuert an.

Ist das zu viel Friede, Freude, Eierku-

chen?

AS: Bei uns geht es auch mal heftig zu.

RK: Wobei, das ist dann doch wieder,

wie in einer Familie.

PP: Früher haben wir das schon als eine

Art Familie gesehen. Da war dann die

Mami (Anja Schneider) und der Papi

(Ralf Kollmann) und wir waren dann

die Kiddies.

RK: Aber genau das wollten wir dann

irgendwann nicht mehr. Eigentlich ver-

stehen wir uns eher als Team.

Womit wir auch den Übergang zur WM

hätten. Cheers! Hat sich euer Sound in

fünf Jahren weiterentwickelt?

AS: Klar. Allein schon weil sich die

Künstler weiterentwickelt haben. Wir

haben uns von vornherein nur auf

Künstler eingelassen, wo wir wussten,

da ist Potenzial, die wollen auch einen

55BOTTLED

Page 55: #18 proud magazine Berlin

A BOTTLE OF HELD VODKA WITH MOBILEE RECORDS

54 BOTTLED

Feierabendstimmung und Feierstim-

mung zugleich. Eine unüblich große

Runde für eine Flasche Held Vodka er-

wartet uns auf einem sommerlichen

Hinterhof in Mitte. Das Berliner Label

Mobilee Records feiert in diesem Jahr

sein fünfjähriges Bestehen. Mit von

der Partie, bzw. von der Party, sind

die Labeleltern Anja Schneider und

fünf Minuten später auch Ralf Koll-

mann, sowie die Label-Künstler Miss

Jools und Pan-Pot. Und ich. Sicher-

heitshalber, haben wir fünf Flaschen

mitgebracht, damit sich niemand be-

nachteiligt fühlt. Denn was wären wir,

wenn nicht vorbereitet? Ready, steady,

go! Happy Birthday Mobilee Records,

Hi-Five und Cheers!

Vodka, Shotgläser, ein silbernes Tab-

lett. This is how we do it. Warten wir

noch kurz auf Ralf.

PP: Wie viele Shots müssen wir denn

trinken?

Bis die Flasche leer ist.

AS: Nein!

Das sind die Regeln. Sonst gibt es kei-

ne. Und noch könnt ihr euch glücklich

schätzen, da wir das hier sonst immer

mit einer Person durchziehen.

PP: Ihr habt ja auch fünf Flaschen mit-

gebracht.

Ihr habt ja auch fünf-jähriges Jubilä-

um. Mal schauen, wie weit wir kom-

men.

AS: Ach du schei**e. Es ist auch noch so

heiss hier.

Aber der Vodka ist kalt.

AS: Ralf! Komm doch mal runter und

hilf uns. Wir müssen fünf Flaschen trin-

ken. Das kriegen wir alleine nicht hin.

RK: Vielen Dank für die nette Einladung.

Auf geht’s. Cheers! Wer ist denn jetzt

schon seit 2005 dabei?

RK: Hauptsächlich Anja und ich, und

die Jungs [Pan-Pot] sind auch einen Mo-

nat später dazu gestoßen.

AS: Jools war auch relativ früh da. Six or

seven months later I guess.

You just showed up out of nowhere?

MJ: Well, from London actually.

AS: Jools booked me in London and we

met and directly fell in love. She played

a track that caught my attention and it

was actually one of hers. She said she

didn't have a label, so I said, „you need

to join ours“.

Aber das war nicht die Party, die kom-

plett schief gelaufen ist.

PP: Nein, das war unsere Party im Pa-

villon im Volkspark Friedrichshain. Das

war bevor wir Ralf und Anja kannten

und wir unsere ersten Gehversuche als

Veranstalter gemacht haben.

RK: Eure ersten und letzten, ne?

PP: Mehr oder weniger, ja. Aber es

kommt wieder. Wir haben uns überlegt,

wen wir dafür buchen könnten. Das

war zu einer Zeit, wo auch Anja, was

das DJ'ing anging, noch nicht so extrem

bekannt war. Da haben wir damals bei

Ralf Anja angefragt – der war damals

nämlich ihr Booker – und dann haben

wir gemeinsam aufgelegt vor ungefähr

zehn Leuten. Also haben wir das als

Anlass genommen, um mal über Veröf-

fentlichungen zu sprechen.

Seid ihr alle aus Berlin? Außer Jools

natürlich.

Alle: Jooaah.

AS: Naja, nicht wirklich. Ich komme aus

der Nähe von Köln, Ralf aus dem Wes-

terwald, Jools aus England, Tassilo vom

Chiemsee und Thomas aus Templin.

Ging ein Aufruf durchs Büro, wer mit-

trinken möchte, oder wie ist diese

Runde zustande gekommen?

AS: Wir wussten schon, wer die besten

sind.

Cheers! Ralf, du hast noch gar nichts

produziert.

RK: Nee.

Obwohl du auch auflegst und wohl

eine riesige Plattensammlung hast.

(Gelächter bricht aus)

RK: Das liegt einfach daran, dass ich

kein Produzent bin und auch nicht die-

se Ambitionen habe.

AS: Und dass ein richtiges Label eben

auch einen Labelmanager braucht, der

sich von Montag bis Freitag um alle

Dinge kümmert.

PP: Es wär ja auch komisch, wenn der

Labelmanager etwas besseres raus-

haut, als die Künstler.

RK: Das Hauptproblem ist natürlich,

dass die alle jetzt seit fünf Jahren auf

so einem hohen Niveau produzieren.

Wenn ich da jetzt ankommen würde,

ich meine, was soll denn der Quatsch?!

Dann mischt du dich also auch nicht

unbedingt in die Produktion ein?

AS: Das ist eher mein Job. Obwohl ich

mir auch regelmäßig von allen Feed-

back einhole.

Seht ihr euch als eine Familie?

AS: Familie hört sich immer so be-

scheuert an.

Ist das zu viel Friede, Freude, Eierku-

chen?

AS: Bei uns geht es auch mal heftig zu.

RK: Wobei, das ist dann doch wieder,

wie in einer Familie.

PP: Früher haben wir das schon als eine

Art Familie gesehen. Da war dann die

Mami (Anja Schneider) und der Papi

(Ralf Kollmann) und wir waren dann

die Kiddies.

RK: Aber genau das wollten wir dann

irgendwann nicht mehr. Eigentlich ver-

stehen wir uns eher als Team.

Womit wir auch den Übergang zur WM

hätten. Cheers! Hat sich euer Sound in

fünf Jahren weiterentwickelt?

AS: Klar. Allein schon weil sich die

Künstler weiterentwickelt haben. Wir

haben uns von vornherein nur auf

Künstler eingelassen, wo wir wussten,

da ist Potenzial, die wollen auch einen

55BOTTLED

Page 56: #18 proud magazine Berlin

PP: Wir haben auch die Showcases.

RK: Nächste Woche fliegen wir alle ge-

meinsam zum Sónar Festival nach Bar-

celona. Das ist für uns ein großes Fest

über zwei-drei Tage, wo wir dann alles

was wir so machen und gemacht haben

auch zelebrieren. Das ist unsere eigene

Party, die wir auch selbst organisieren,

wo wir nur unsere Freunde einladen,

was also wirklich etwas exklusives ist.

Ich habe heute auch eine Einladung

bekommen.

RK: Von wem hast du die denn bekom-

men?

Von Sarah natürlich, die eure Presse

macht.

RK: Ja, alles klar. Sehr gut. Funktioniert.

Will noch jemand Vodka? Ich gebe

heute einen aus. Cheers! Habt ihr re-

gelmäßige Meetings?

AS: Wir haben natürlich auch Meetings

mit Künstlern, wenn wir etwas zu be-

sprechen haben, aber das sind dann

meistens separate Meetings und nicht

immer alle zusammen. Jeder hat be-

stimmte Vorlieben, Wünsche und Vi-

sionen. Da muss man auch auf jeden

einzeln eingehen.

RK: Zu viel Demokratie ist manchmal

auch nicht gut. Es ist schon wichtig,

wenn einer oder zwei am Ende bestim-

men, wo die Reise hingeht.

PP: Du machst das öfters, oder? Du ver-

änderst dich gar nicht.

Ich konzentriere mich. Jools, what was

your experience like, moving to Berlin

and joining the Mobilee team?

MJ: I've experienced a lot of things in

the past years, but to me Mobilee is like

an extended family.

RK: Süß.

Was it hard for you to leave London?

MJ: Yeah, I was settled there, but I really

needed a change, a new perspective.

Musically, personally, everything to be

honest.

längeren Weg gehen und haben Lust

daran zu arbeiten, haben bestimmte

Visionen mit ihrem eigenen Sound.

PP: Die ganze Szene hat sich auch ent-

wickelt. Du kannst nicht das, was du

vor einem Jahr gemacht hast auch

heute noch bringen. Wir hatten damals

noch so einen Klick-Klack Sound, der

super funktioniert hat, aber das können

wir heute nicht mehr machen.

In eurer Bio steht etwas von SAE. Was

ist das?

PP: Das ist die School of Audio Enginee-

ring. Da haben wir uns damals ken-

nengelernt an der Schule. Wir saßen

gemeinsam im Tonstudio und haben

irgendwann gesagt, „ey, lass uns mal so

einen Track wie Ricardo Villalobos ma-

chen“. Das war so ein kleines Studio mit

fetten Boxen, mit einem Fenster zum

Gang, wo du immer sehen konntest,

wer gerade drin saß. Nebenan lief eine

Übung die Golden Ears heisst, womit du

dein Gehör trainierst und schaust, dass

du verschiedene Frequenzen hörst und

so weiter. Und wir saßen daneben und

'bruoachhh', bis dann der Supervisor

reinschaute. Ich finde das übrigens sehr

sympathisch, dass du auch mittrinkst.

Danke. Was ist denn jetzt der Mobilee

Sound?

AS: Der Sound entwickelt sich wie ge-

sagt mit den Künstlern weiter. Wir sind

mittlerweile 13 Künstler und man kann

keinen mit dem anderen vergleichen.

Jeder ist ganz eigen und steht für eine

gewisse Originalität und Qualität. Jeder

hat die Freiheit, das zu machen, was er

machen möchte, solange es gut ist, so-

lange es rockt, solange es zum tanzen

bringt. Ich möchte auf Mobilee keine

Kopien haben. Das ist bei vielen Labels

so – da möchte ich jetzt keine Namen

nennen – da gibt es einen Guru und alle

laufen hinterher. Das ist bei Mobilee

nicht so. Da gibt es dreizehn Gurus.

Dreizehn Helden. Cheers! Anja, du

hast ja Radio.

AS: Ich habe Radio, ja das habe ich.

Ich habe das Verb noch gesucht, be-

gonnen.

AS: Ja, also mit Radio hat es angefangen.

So hat eigentlich auch die Labelidee be-

gonnen, da mir Leute ständig Sachen

geschickt haben und wollten, dass ich

die im Radio spiele. Da entstand eben

die Idee des Labels, um mit dem Na-

men und der Plattform den Leuten ein

Forum zu bieten, um ihre Musik zu ver-

öffentlichen.

PP: Damals habe ich auch immer

Anja gehört. Ich war ja selber ein Fan

von Anja und bin es heute sozusagen

immer noch. Damals war das mit dem

Internet noch nicht so und ich habe mir

da immer die Informationen zur Musik

geholt. Das neuste Zeug hast du halt

im Radio gehört. Bei Anja gab es immer

viel Background-Wissen dazu.

Wo kam das her?

AS: Ich habe mich immer schon dafür

interessiert und habe mich da auch

eingelesen. Ich habe immer schon mit

elektronischer Musik gearbeitet.

PP: Anja war auch mal ein Raver.

RK: Immer noch Raver. Ich habe neu-

lich bei mir ein altes Tape gefunden, da

steht Gott Väth drauf. Da war ich 17.

Cheers!

RK: Junge, Junge. Der Sven ist mittler-

weile ein großer Fan von Pan-Pot und

von Sebo K und von Anja.

Vielleicht hat er ja ein Tape mit Gott

Pan-Pot zu Hause rumliegen. Da ihr

euch als Team seht, habt ihr auch

Teambuilding-Maßnahmen?

AS: Ja, wir planen demnächst ein

Beach-Volleyball Turnier, spielen mal

Fußball oder gehen laufen.

PP: Hier, guck dir mal meinen Finger an.

RK: Wir machen auch immer ganz net-

te Weihnachtsfeiern zusammen.

Wer legt dann auf?

AS: CD.

56 BOTTLED

What did you find special about Berlin

compared to London?

MJ: Space to breathe.

You were working in a record store in

London.

RK: By the way, the best DJs in the world

started with their own radio show or

working in a record store. It's true.

Did you work in a record store?

RK: I am not the greatest DJ in the

world.

(Lautes Gelächter) Yet. But you have an

extensive record collection.

RK: The only reason why I maybe have

more records than others is because I

started buying records 18 years ago. I

think it's the same as Jools. I am sure

you also have a huge record collection.

MJ: I do.

Did you move all of those records to

Berlin?

MJ: Unfortunately not all.

(Wieder lautes Gelächter) Was ist

denn los?

MJ: Oh shit. We've lost one.

PP: Ich bin gerade aufgestanden und

auf dem Weg zur Toilette hat's auf ein-

mal 'tschk' gemacht. Also nicht aufste-

hen. Ist echt krass.

Jetzt kommen wir mal zum drum-

herum. Was macht ihr sonst so? Wer

hat denn von euch das gefährlichste

Hobby?

PP: Naja. Ich war mit Tassilo mal in der

Dominikanischen Republik und ich bin

ja der tiefste Ossi. Ich war noch nie in

der Karibik gewesen und kannte das

nur aus dem Katalog, so mit Palmen,

weißem Strand und hellblauem Was-

ser. Wir sind also runter zum Strand,

und ich direkt rein ins Wasser, um die

zwanzig Schritte gemacht und merke

auf einmal, da stimmt etwas nicht. Ich

also raus aus dem Wasser und sehe,

dass ich auf zwei Seeigel gelatscht bin,

aber links und rechts. Solche Dinge

passieren mir immer. Letztes Jahr bei

einem Fußball-Turnier gegen M-nus

habe ich mir den Finger ausgekugelt.

War das neulich?

PP: Nein, letztes Jahr.

Und der sieht immer noch so aus?

Warst du schon beim Arzt?

PP: Hast du schon mal Torwarthände

gesehen? Die haben alle solche Finger.

Einmal ausgekugelt, dann fängt das an

sich zu verknorpeln.

RK: Aber das ist eine gute Frage. Was

machen wir sonst so? Wir machen

schon eine ganze Menge. Man sieht viel

von der Welt, trifft interessante Leute,

isst und trinkt gerne. Man reist.

PP: Ich und Tassilo haben zur Zeit, wo

wir das letzte Album gemacht haben

immer Need For Speed gespielt. Einer

hat immer Musik gemacht und der

andere hat versucht Rennen zu fah-

ren. Das haben wir knapp zwei Monate

durchgezogen, bis wir das Endrennen

geschafft haben.

Cheers! Apropos Endrennen, das war

jetzt die erste Flasche. Trinken wir

noch eine?

RK: Ich glaube wir sind schon gut ver-

sorgt gerade.

Out now: Hi Five Mobilee Compilation

+ drei limitierte Vinyl Releases

Außerdem: Augen auf, denn es steht

eine T-Shirt Kollaboration zwischen

Mobilee Records und German zur

Berlin Fashion Week bevor

mobilee-records.de

Interview Lev Nordstrom

Assistance Uwe Krass

Images Richard Kirschstein

57BOTTLED

Page 57: #18 proud magazine Berlin

PP: Wir haben auch die Showcases.

RK: Nächste Woche fliegen wir alle ge-

meinsam zum Sónar Festival nach Bar-

celona. Das ist für uns ein großes Fest

über zwei-drei Tage, wo wir dann alles

was wir so machen und gemacht haben

auch zelebrieren. Das ist unsere eigene

Party, die wir auch selbst organisieren,

wo wir nur unsere Freunde einladen,

was also wirklich etwas exklusives ist.

Ich habe heute auch eine Einladung

bekommen.

RK: Von wem hast du die denn bekom-

men?

Von Sarah natürlich, die eure Presse

macht.

RK: Ja, alles klar. Sehr gut. Funktioniert.

Will noch jemand Vodka? Ich gebe

heute einen aus. Cheers! Habt ihr re-

gelmäßige Meetings?

AS: Wir haben natürlich auch Meetings

mit Künstlern, wenn wir etwas zu be-

sprechen haben, aber das sind dann

meistens separate Meetings und nicht

immer alle zusammen. Jeder hat be-

stimmte Vorlieben, Wünsche und Vi-

sionen. Da muss man auch auf jeden

einzeln eingehen.

RK: Zu viel Demokratie ist manchmal

auch nicht gut. Es ist schon wichtig,

wenn einer oder zwei am Ende bestim-

men, wo die Reise hingeht.

PP: Du machst das öfters, oder? Du ver-

änderst dich gar nicht.

Ich konzentriere mich. Jools, what was

your experience like, moving to Berlin

and joining the Mobilee team?

MJ: I've experienced a lot of things in

the past years, but to me Mobilee is like

an extended family.

RK: Süß.

Was it hard for you to leave London?

MJ: Yeah, I was settled there, but I really

needed a change, a new perspective.

Musically, personally, everything to be

honest.

längeren Weg gehen und haben Lust

daran zu arbeiten, haben bestimmte

Visionen mit ihrem eigenen Sound.

PP: Die ganze Szene hat sich auch ent-

wickelt. Du kannst nicht das, was du

vor einem Jahr gemacht hast auch

heute noch bringen. Wir hatten damals

noch so einen Klick-Klack Sound, der

super funktioniert hat, aber das können

wir heute nicht mehr machen.

In eurer Bio steht etwas von SAE. Was

ist das?

PP: Das ist die School of Audio Enginee-

ring. Da haben wir uns damals ken-

nengelernt an der Schule. Wir saßen

gemeinsam im Tonstudio und haben

irgendwann gesagt, „ey, lass uns mal so

einen Track wie Ricardo Villalobos ma-

chen“. Das war so ein kleines Studio mit

fetten Boxen, mit einem Fenster zum

Gang, wo du immer sehen konntest,

wer gerade drin saß. Nebenan lief eine

Übung die Golden Ears heisst, womit du

dein Gehör trainierst und schaust, dass

du verschiedene Frequenzen hörst und

so weiter. Und wir saßen daneben und

'bruoachhh', bis dann der Supervisor

reinschaute. Ich finde das übrigens sehr

sympathisch, dass du auch mittrinkst.

Danke. Was ist denn jetzt der Mobilee

Sound?

AS: Der Sound entwickelt sich wie ge-

sagt mit den Künstlern weiter. Wir sind

mittlerweile 13 Künstler und man kann

keinen mit dem anderen vergleichen.

Jeder ist ganz eigen und steht für eine

gewisse Originalität und Qualität. Jeder

hat die Freiheit, das zu machen, was er

machen möchte, solange es gut ist, so-

lange es rockt, solange es zum tanzen

bringt. Ich möchte auf Mobilee keine

Kopien haben. Das ist bei vielen Labels

so – da möchte ich jetzt keine Namen

nennen – da gibt es einen Guru und alle

laufen hinterher. Das ist bei Mobilee

nicht so. Da gibt es dreizehn Gurus.

Dreizehn Helden. Cheers! Anja, du

hast ja Radio.

AS: Ich habe Radio, ja das habe ich.

Ich habe das Verb noch gesucht, be-

gonnen.

AS: Ja, also mit Radio hat es angefangen.

So hat eigentlich auch die Labelidee be-

gonnen, da mir Leute ständig Sachen

geschickt haben und wollten, dass ich

die im Radio spiele. Da entstand eben

die Idee des Labels, um mit dem Na-

men und der Plattform den Leuten ein

Forum zu bieten, um ihre Musik zu ver-

öffentlichen.

PP: Damals habe ich auch immer

Anja gehört. Ich war ja selber ein Fan

von Anja und bin es heute sozusagen

immer noch. Damals war das mit dem

Internet noch nicht so und ich habe mir

da immer die Informationen zur Musik

geholt. Das neuste Zeug hast du halt

im Radio gehört. Bei Anja gab es immer

viel Background-Wissen dazu.

Wo kam das her?

AS: Ich habe mich immer schon dafür

interessiert und habe mich da auch

eingelesen. Ich habe immer schon mit

elektronischer Musik gearbeitet.

PP: Anja war auch mal ein Raver.

RK: Immer noch Raver. Ich habe neu-

lich bei mir ein altes Tape gefunden, da

steht Gott Väth drauf. Da war ich 17.

Cheers!

RK: Junge, Junge. Der Sven ist mittler-

weile ein großer Fan von Pan-Pot und

von Sebo K und von Anja.

Vielleicht hat er ja ein Tape mit Gott

Pan-Pot zu Hause rumliegen. Da ihr

euch als Team seht, habt ihr auch

Teambuilding-Maßnahmen?

AS: Ja, wir planen demnächst ein

Beach-Volleyball Turnier, spielen mal

Fußball oder gehen laufen.

PP: Hier, guck dir mal meinen Finger an.

RK: Wir machen auch immer ganz net-

te Weihnachtsfeiern zusammen.

Wer legt dann auf?

AS: CD.

56 BOTTLED

What did you find special about Berlin

compared to London?

MJ: Space to breathe.

You were working in a record store in

London.

RK: By the way, the best DJs in the world

started with their own radio show or

working in a record store. It's true.

Did you work in a record store?

RK: I am not the greatest DJ in the

world.

(Lautes Gelächter) Yet. But you have an

extensive record collection.

RK: The only reason why I maybe have

more records than others is because I

started buying records 18 years ago. I

think it's the same as Jools. I am sure

you also have a huge record collection.

MJ: I do.

Did you move all of those records to

Berlin?

MJ: Unfortunately not all.

(Wieder lautes Gelächter) Was ist

denn los?

MJ: Oh shit. We've lost one.

PP: Ich bin gerade aufgestanden und

auf dem Weg zur Toilette hat's auf ein-

mal 'tschk' gemacht. Also nicht aufste-

hen. Ist echt krass.

Jetzt kommen wir mal zum drum-

herum. Was macht ihr sonst so? Wer

hat denn von euch das gefährlichste

Hobby?

PP: Naja. Ich war mit Tassilo mal in der

Dominikanischen Republik und ich bin

ja der tiefste Ossi. Ich war noch nie in

der Karibik gewesen und kannte das

nur aus dem Katalog, so mit Palmen,

weißem Strand und hellblauem Was-

ser. Wir sind also runter zum Strand,

und ich direkt rein ins Wasser, um die

zwanzig Schritte gemacht und merke

auf einmal, da stimmt etwas nicht. Ich

also raus aus dem Wasser und sehe,

dass ich auf zwei Seeigel gelatscht bin,

aber links und rechts. Solche Dinge

passieren mir immer. Letztes Jahr bei

einem Fußball-Turnier gegen M-nus

habe ich mir den Finger ausgekugelt.

War das neulich?

PP: Nein, letztes Jahr.

Und der sieht immer noch so aus?

Warst du schon beim Arzt?

PP: Hast du schon mal Torwarthände

gesehen? Die haben alle solche Finger.

Einmal ausgekugelt, dann fängt das an

sich zu verknorpeln.

RK: Aber das ist eine gute Frage. Was

machen wir sonst so? Wir machen

schon eine ganze Menge. Man sieht viel

von der Welt, trifft interessante Leute,

isst und trinkt gerne. Man reist.

PP: Ich und Tassilo haben zur Zeit, wo

wir das letzte Album gemacht haben

immer Need For Speed gespielt. Einer

hat immer Musik gemacht und der

andere hat versucht Rennen zu fah-

ren. Das haben wir knapp zwei Monate

durchgezogen, bis wir das Endrennen

geschafft haben.

Cheers! Apropos Endrennen, das war

jetzt die erste Flasche. Trinken wir

noch eine?

RK: Ich glaube wir sind schon gut ver-

sorgt gerade.

Out now: Hi Five Mobilee Compilation

+ drei limitierte Vinyl Releases

Außerdem: Augen auf, denn es steht

eine T-Shirt Kollaboration zwischen

Mobilee Records und German zur

Berlin Fashion Week bevor

mobilee-records.de

Interview Lev Nordstrom

Assistance Uwe Krass

Images Richard Kirschstein

57BOTTLED

Page 58: #18 proud magazine Berlin

Also ich möchte wirklich keinen kon-tAkt mehr – diesmAl

58 oPen word58

lich fällt uns die Trennung nicht so

leicht und ein bisschen Kampf hätten

wir schon von ihm erwartet. Doch was

wir bis dato immer noch nicht begrif-

fen haben – der Mann verliert nichts,

was ihm lieb und teuer ist.

Man schließt ab und hält das Ganze

ungefähr zwei bis vier Wochen durch.

Und der Mist fängt von vorne an. Und

dann sagt man nach ein paar Wochen

wieder Stop und dann wieder Go und

so weiter und so fort.

Und nun frage ich mich: Verliert man

als Frau den Respekt des Mannes nicht

eher durch das ständige Nicht-Einhal-

ten der selbst gesetzten Grenzen, als

durch „Ich habe trotzdem mit dir Sex,

auch wenn du keine Beziehung mit

mir willst“? Wir machen uns durch die

On- und Off-Beziehung zum Hampel-

mann. Und weil wir schwach sind und

selbst für uns nicht entscheiden kön-

nen, machen wir den Mann zu unse-

rem Vormund, der leider nicht zu un-

serem Wohle handelt sondern seinen

Trieb und seinen eigenen Spaß und

Vorteil sieht und demnach anbeißt,

sobald wir uns wieder melden.

Der schlimmste Feind einer verliebten

Frau ist sie selbst. Und so löschen wir

die Handynummern, um im besoffe-

nen Zustand nicht anzurufen, obwohl

wir noch eine Woche zuvor damit

prahlten, keinen Kontakt mehr zu wol-

len, löschen den Facebook-Kontakt,

um neueste Bilder und Statusmeldun-

gen nicht sehen und lesen zu müssen.

Wir schützen uns im Grunde, weil wir

von unserer Schwäche wissen.

Doch was wir nie bedenken: Geht es

einem ohne den Mann wirklich immer

besser als mit? Vielleicht geht es uns

mit dem Mann primär so schlecht,

weil unsere Erwartungen an dem

Mann zu hoch sind, die er nie vor hat-

te zu erfüllen? Weil wir immer mehr

und mehr wollen und nicht damit zu-

frieden sind mit dem, was er uns gibt,

Wenn man auf einen Mann keinen

Bock mehr hat, er einem nicht gut tut

und man Abstand gewinnen möchte,

könnte man ja einfach den Kontakt

einschlafen lassen. Wenn er sich mel-

det, nicht reagieren, wenn er einen

sehen will, absagen. Doch was viele

nicht können: es dem Mann nicht zu

sagen. Ihm nicht sagen, dass sie kei-

nen Kontakt mehr haben möchten,

fällt der Frau oft sehr schwer. Als wür-

de das ausgesprochene Wort es deutli-

cher machen und eine Grenze klar de-

finieren. „Nur wenn ich es sage, halte

ich es durch.“

Dass man sich in solch einer Situation

zum eigentlichen Deppen macht, wird

später erst deutlich. Denn oft ist die

Tatsache an sich nicht das tragische

sondern die Wiederholung. Würden

wir Frauen dem Mann unsere Gren-

ze nicht deutlich machen, so könnte

er diese auch nicht absichtlich über-

schreiten.

Beispiel: Wir mögen einen Mann mehr

als uns lieb ist. Wir wissen, dass eine

Beziehung aus unverständlichen

Gründen nicht machbar ist und wol-

len im Grunde nur eines: ihn ganz

oder gar nicht. Das lassen wir ihn auch

immer wieder spüren. Und nun haben

wir unsere Phase und denken, dass

es so nicht mehr weitergehen kann,

nehmen die Klugscheisser Ratschläge

unserer Freunde zu Herzen und been-

den den Kontakt mit dem Auserwähl-

ten. Wir beenden ihn nicht einfach

so, indem wir nicht mehr auf stand

by sind – wir schreiben theatralische

SMS, e-mails oder gehen noch mal

schön Essen und berichten lang und

ausführlich, warum wir keinen Kon-

takt mehr haben können. Immer so,

als hätte er danach gefragt. Wir stel-

len uns über die Dinge, geben zwar zu

Opfer der Misere gewesen zu sein, sind

jetzt aber stark genug es zu beenden.

Der Mann sagt ok, was uns an für sich

noch wütender macht, denn schließ-

obwohl es eigentlich völlig in Ordnung

ist? Weil wir immer an andere denken,

was die tun und machen und vor al-

lem was normal ist, anstatt auf sich

selbst zu schauen und zu sehen, was

man braucht?

Und so ist es meist: Zu Hause am Te-

lefon mit dem Mann oder mit diesem

auf der eigenen Couch – da sind wir

zufrieden und glücklich – zu zweit,

nur er und ich. Doch sobald man drau-

ßen ist, Leute, vermeintliche Konkur-

renten und den Alltag um sich herum

hat, fangen Frauen an zu zweifeln und

bekommen Angst. Denn die Sicher-

heit, die sie brauchen, können diese

Männer nicht geben. Zu Hause viel-

leicht, aber nicht draußen, nicht wo

andere Frauen es schaffen würden,

ihn zu bekommen. Und plötzlich wird

alles Schöne, was auf der heimischen

Couch passierte, am Telefon war oder

per SMS ausgetauscht wurde, hinfällig

und Frau bekommt Panik.

Sie kann und will nicht mehr. „Ich

habe doch Besseres verdient als nur

die zweite Geige zu spielen“ oder „Ich

finde ihn viel zu attraktiv als nur mit

ihm befreundet zu sein und es nicht

ausleben zu können“ sind Sätze, die

hochkommen und dann in die Tat

umgesetzt werden. Nicht, weil man

keinen Kontakt mehr zu diesen Män-

nern möchte sondern um sich selbst

zu schützen. Und weil die Gefühle ver-

rückt spielen und man nicht weiß, ob

das Herz oder der Verstand nun Recht

haben oder wie viel man sich zutraut,

springt man mal von A nach B.

Text Elleparamour

elleparamour.blogspot.com

Grafik Vinzent Britz

59oPen wörd 59

Page 59: #18 proud magazine Berlin

Also ich möchte wirklich keinen kon-tAkt mehr – diesmAl

58 oPen word58

lich fällt uns die Trennung nicht so

leicht und ein bisschen Kampf hätten

wir schon von ihm erwartet. Doch was

wir bis dato immer noch nicht begrif-

fen haben – der Mann verliert nichts,

was ihm lieb und teuer ist.

Man schließt ab und hält das Ganze

ungefähr zwei bis vier Wochen durch.

Und der Mist fängt von vorne an. Und

dann sagt man nach ein paar Wochen

wieder Stop und dann wieder Go und

so weiter und so fort.

Und nun frage ich mich: Verliert man

als Frau den Respekt des Mannes nicht

eher durch das ständige Nicht-Einhal-

ten der selbst gesetzten Grenzen, als

durch „Ich habe trotzdem mit dir Sex,

auch wenn du keine Beziehung mit

mir willst“? Wir machen uns durch die

On- und Off-Beziehung zum Hampel-

mann. Und weil wir schwach sind und

selbst für uns nicht entscheiden kön-

nen, machen wir den Mann zu unse-

rem Vormund, der leider nicht zu un-

serem Wohle handelt sondern seinen

Trieb und seinen eigenen Spaß und

Vorteil sieht und demnach anbeißt,

sobald wir uns wieder melden.

Der schlimmste Feind einer verliebten

Frau ist sie selbst. Und so löschen wir

die Handynummern, um im besoffe-

nen Zustand nicht anzurufen, obwohl

wir noch eine Woche zuvor damit

prahlten, keinen Kontakt mehr zu wol-

len, löschen den Facebook-Kontakt,

um neueste Bilder und Statusmeldun-

gen nicht sehen und lesen zu müssen.

Wir schützen uns im Grunde, weil wir

von unserer Schwäche wissen.

Doch was wir nie bedenken: Geht es

einem ohne den Mann wirklich immer

besser als mit? Vielleicht geht es uns

mit dem Mann primär so schlecht,

weil unsere Erwartungen an dem

Mann zu hoch sind, die er nie vor hat-

te zu erfüllen? Weil wir immer mehr

und mehr wollen und nicht damit zu-

frieden sind mit dem, was er uns gibt,

Wenn man auf einen Mann keinen

Bock mehr hat, er einem nicht gut tut

und man Abstand gewinnen möchte,

könnte man ja einfach den Kontakt

einschlafen lassen. Wenn er sich mel-

det, nicht reagieren, wenn er einen

sehen will, absagen. Doch was viele

nicht können: es dem Mann nicht zu

sagen. Ihm nicht sagen, dass sie kei-

nen Kontakt mehr haben möchten,

fällt der Frau oft sehr schwer. Als wür-

de das ausgesprochene Wort es deutli-

cher machen und eine Grenze klar de-

finieren. „Nur wenn ich es sage, halte

ich es durch.“

Dass man sich in solch einer Situation

zum eigentlichen Deppen macht, wird

später erst deutlich. Denn oft ist die

Tatsache an sich nicht das tragische

sondern die Wiederholung. Würden

wir Frauen dem Mann unsere Gren-

ze nicht deutlich machen, so könnte

er diese auch nicht absichtlich über-

schreiten.

Beispiel: Wir mögen einen Mann mehr

als uns lieb ist. Wir wissen, dass eine

Beziehung aus unverständlichen

Gründen nicht machbar ist und wol-

len im Grunde nur eines: ihn ganz

oder gar nicht. Das lassen wir ihn auch

immer wieder spüren. Und nun haben

wir unsere Phase und denken, dass

es so nicht mehr weitergehen kann,

nehmen die Klugscheisser Ratschläge

unserer Freunde zu Herzen und been-

den den Kontakt mit dem Auserwähl-

ten. Wir beenden ihn nicht einfach

so, indem wir nicht mehr auf stand

by sind – wir schreiben theatralische

SMS, e-mails oder gehen noch mal

schön Essen und berichten lang und

ausführlich, warum wir keinen Kon-

takt mehr haben können. Immer so,

als hätte er danach gefragt. Wir stel-

len uns über die Dinge, geben zwar zu

Opfer der Misere gewesen zu sein, sind

jetzt aber stark genug es zu beenden.

Der Mann sagt ok, was uns an für sich

noch wütender macht, denn schließ-

obwohl es eigentlich völlig in Ordnung

ist? Weil wir immer an andere denken,

was die tun und machen und vor al-

lem was normal ist, anstatt auf sich

selbst zu schauen und zu sehen, was

man braucht?

Und so ist es meist: Zu Hause am Te-

lefon mit dem Mann oder mit diesem

auf der eigenen Couch – da sind wir

zufrieden und glücklich – zu zweit,

nur er und ich. Doch sobald man drau-

ßen ist, Leute, vermeintliche Konkur-

renten und den Alltag um sich herum

hat, fangen Frauen an zu zweifeln und

bekommen Angst. Denn die Sicher-

heit, die sie brauchen, können diese

Männer nicht geben. Zu Hause viel-

leicht, aber nicht draußen, nicht wo

andere Frauen es schaffen würden,

ihn zu bekommen. Und plötzlich wird

alles Schöne, was auf der heimischen

Couch passierte, am Telefon war oder

per SMS ausgetauscht wurde, hinfällig

und Frau bekommt Panik.

Sie kann und will nicht mehr. „Ich

habe doch Besseres verdient als nur

die zweite Geige zu spielen“ oder „Ich

finde ihn viel zu attraktiv als nur mit

ihm befreundet zu sein und es nicht

ausleben zu können“ sind Sätze, die

hochkommen und dann in die Tat

umgesetzt werden. Nicht, weil man

keinen Kontakt mehr zu diesen Män-

nern möchte sondern um sich selbst

zu schützen. Und weil die Gefühle ver-

rückt spielen und man nicht weiß, ob

das Herz oder der Verstand nun Recht

haben oder wie viel man sich zutraut,

springt man mal von A nach B.

Text Elleparamour

elleparamour.blogspot.com

Grafik Vinzent Britz

59oPen wörd 59

Page 60: #18 proud magazine Berlin

Vor etwa zehn Jahren gingen zwei

Dinge so richtig los: Street Art und das

Internet. Wooster Collective verbindet

beides, denn es ist der erste und wich-

tigste Street Art Blog der Welt. Seit

2001 kümmern sich Marc und Sara

Schiller aus New York liebevoll um

ihre Website, deren erklärtes Ziel es

ist, kurzlebige Kunst aus der ganzen

Welt zu zeigen und zu feiern. Damit

haben sie Erfolg, Wooster Collective

gilt in der Szene seit Jahren als Ins-

tanz. Wer hier erwähnt wird, hat es

geschafft. traf die beiden Blogger traf die beiden Blogger

während ihrer Berlinreise zu einem

Interview im Hatch Stickermuseum.

You started Wooster Collective almost

ten years ago in 2001. Where did you

get the idea? Were you artists your-

self?

Marc: Around 2001, we moved to

Wooster Street in the SoHo neighbor-

hood of Manhattan. I was walking our

dog Hudson, when I noticed all this

street art. At the time, the area was

exploding with street art; new stickers

and posters and stencils went up every

day. I had just been to Japan and bought

a digital camera, which was new at the

time, and so I started taking pictures of

the pieces I saw while walking the dog.

After a while, there were so many pic-

tures that they started clogging up my

hard drive, so I wanted to delete them.

STREETS606060

Page 61: #18 proud magazine Berlin

Vor etwa zehn Jahren gingen zwei

Dinge so richtig los: Street Art und das

Internet. Wooster Collective verbindet

beides, denn es ist der erste und wich-

tigste Street Art Blog der Welt. Seit

2001 kümmern sich Marc und Sara

Schiller aus New York liebevoll um

ihre Website, deren erklärtes Ziel es

ist, kurzlebige Kunst aus der ganzen

Welt zu zeigen und zu feiern. Damit

haben sie Erfolg, Wooster Collective

gilt in der Szene seit Jahren als Ins-

tanz. Wer hier erwähnt wird, hat es

geschafft. traf die beiden Blogger traf die beiden Blogger

während ihrer Berlinreise zu einem

Interview im Hatch Stickermuseum.

You started Wooster Collective almost

ten years ago in 2001. Where did you

get the idea? Were you artists your-

self?

Marc: Around 2001, we moved to

Wooster Street in the SoHo neighbor-

hood of Manhattan. I was walking our

dog Hudson, when I noticed all this

street art. At the time, the area was

exploding with street art; new stickers

and posters and stencils went up every

day. I had just been to Japan and bought

a digital camera, which was new at the

time, and so I started taking pictures of

the pieces I saw while walking the dog.

After a while, there were so many pic-

tures that they started clogging up my

hard drive, so I wanted to delete them.

STREETS606060

Sara intervened and suggested we post

them online in order to preserve them

while still saving space, and this is how

Wooster Collective started.

Sara: Back in 2001, Flickr didn’t exist

yet, so this was a fairly new thing to

do. In 2003, we got our hands on some

blogging software, and thus started

one of the first blogs on the Internet.

Around that time, we reviewed a show,

and the curator sent our link to about

200 artists. That was the tipping point

and from then on, Wooster Collective

snowballed to what it is today.

You must get a lot of submissions.

Have you ever felt a sense of being

overwhelmed by the blog?

Marc: It’s not so much the blog, but all

the e-mails we get. We struggle to re-

spond to all of them. This is a very per-

sonal project, it’s just Sara and I and we

do as much as we can.

In your personal taste, when do you

consider a piece of street art to be

good?

Marc: We don’t have any specific cri-

teria. When something makes an im-

pression on us, when it’s passionate or

clever or humorous, that’s what we like.

Sara: In general we are fans of things

that are site specific, of pieces that

work only in the one place they are dis-

played in. We like pieces that include

the architecture and the context of the

surroundings, which corresponds to

the earlier questions about legal vs. il-

legal art. For a piece to be site specific,

it usually has to be illegal.

Recently, we have become much more

focused on public space. Especially in

New York there’s a lot of bad adver-

tising, a lot of illegal advertising bill-

boards. As members of a community,

as parents of a daughter, we focus on

the balance of art and advertising in an

area. That’s what we love about Berlin:

There’s so much art here in such small

areas, for example the huge BLU murals

near “Club der Visionäre” in Kreuzberg.

A while ago, you have been invited to

the White House. Can you tell us more

about that experience?

Marc: When the Obama administration

took office, they invited 30 national

art organizations to talk about the im-

portance of art for America. We were

thrilled to be invited and it was a great

session. Aside from Upper Playground,

we were the only urban art focused

party.

What was the result of the meeting?

Marc: That’s hard to say. In fact, the

administration got quite some heat for

that meeting. The opposition was upset

that art was used in a political context,

and by now, many of the people behind

the organization of the event have re-

signed.

From a European standpoint, anti-

graffiti legislation in the United States

seems particularly harsh. How do you

view anti-graffiti legislation and if you

were the lawmaker, what would you

propose?

Marc: In the beginning, we were very

skeptical of legal graffiti walls, as it

was too expected for our taste. But over

time, we developed an understanding

for the legal side of things. I believe

that to display its full power, street art

or graffiti needs to be illegal. But then

again, for artists to work, to make a liv-

ing and to do bigger projects, they rely

on cooperation with the law for permis-

sions and such.

I believe the Papergirl project could

serve as a prototype for street art to

come: Flash mobs meeting urban art.

Where do you see the development

going? What’s the future of the scene

in your eyes?

Sara: That’s the great thing about street

art: Anyone can participate. The rules

are the same for everyone. The exciting

thing for me is the use of technology.

The young people of today have a deep

understanding of technology; they

know how to use and what to make of

new programs, techniques and materi-

als. I think we will see more use of tech-

nology in Street Art.

Just like many subcultures before,

street art has been subjected to com-

mercialization. As someone who

knows both sides, how do you feel

about this?

Marc: We don’t want to judge artists

decisions. Artists have to pay rent, too,

and we get frustrated by the discussion

about whether or not someone is sell-

ing out. When anything has power, peo-

ple want to steal it. Obviously brands

are always looking for fresh ideas, but

there will always be young artist who

are one step ahead.

Sara: We believe there are two forms

of commercialization, one we resent

and one we understand. One the one

hand, you have artists who are willing

to adapt their style to a brand, which

is their decision and okay. On the other

hand, you have brands who just steal

the work or style of other people with-

out consent, which is not okay.

We believe artists evolve and grow, and

decisions differ whether you are 18 or

28. In New York, there’s also a legal side

to this discussion. When artists go to

jail for a few days, are persecuted by

police, have to pay fines and so on, they

sometimes want to take a break from

illegality while still doing art. I respect

that.

What three websites do you browse

regularly that you would recommend?

Marc: That’s tough, there are so many. I

would say swiss-miss.com, notcot.com

and ekosystem.org.

woostercollective.com

Interview Lukas Kampfmann

Grafik Moritz Stellmacher

61STREETS 61

Page 62: #18 proud magazine Berlin

62 LAST LOOK

INSA WONderfuL WOrLd

HOHe AbSäTze vS. HOHe KuNST

Entlang der andauernden Kontrover-

se zwischen Graffiti, Streetart, Urban

Art und der hohen Kunst hält sich

unser dies monatlicher Cover-Artist

INSA gekonnt zurück und lässt lie-

ber seine Kunst für sich sprechen.

Sei es eine legale Wand im Yaam,

eine illegale Wand irgendwo anders,

eine Arbeit für das TATE Britain,

eine Leinwand im eigenen Atelier,

eine Marken-Kollaboration mit Nike,

oder einfach nur hohe Absätze, INSA

weiß, wie es läuft.

The heels seem to have become your

trademark. Why heels?

I got into heels a long time ago. I was

holding a pair and saw a fantastic

„S“-shape in them. At the time I was

writing my name a lot and was get-

ting bored of traditional graffiti. So I

thought I could just start painting the

heels instead. I also see it as an iconic

symbol of different things like con-

sumerism and sexuality, the kinds of

things I am interested in, in my work.

For a long time, people thought the

heels were being painted by a girl. So I

also like the play on gender and iden-

tity, even though by now most people

realize the heels are me.

What got you into writing in the first

place?

Actually it was my mum. She got me

the book „Subway Art“ for Christmas

in 1989. Basically I was a kid, who was

into art, but also into being a rebel and

wanting to break the law.

How do you define yourself in be-

tween being a genuine artist, a graf-

fiti writer or even a street artist?

I don't think it's necessary to define,

though I would much rather be called

an artist. I kind of hate being called

a street artist because I think street

art is a term that evolved from graf-

fiti art rather than something graffiti

artist have evolved into. I would prefer

not being defined or having rules. You

shouldn't have any rules in what you

create. You should open your creative

horizon to anything that you want to

create. But people like to categorize. So

in the art world they usually see me

as a street or graffiti artist, whereas

graffiti artists usually see me as the

art guy. It's kind of treading the line

between both and not being accepted

by either.

You're on the Fool's Gold Tour right

now. Is that something you just do

for fun?

It's kindly being paid for by corporate

money (laughs). It's difficult to say. I do

it for a job and I do it for fun because

this is clearly a fun trip, but we are

also doing an exhibition in Warsaw. We

could have easily just flown to Warsaw

and put up the exhibition, but instead

we decided to paint in a new country

every day leading up to the final show.

We're not being paid any extra money

for this.

Do you get tired?

Every wall is a new challenge, but

yeah, you do get tired. I'm exhausted.

I'm nackered. (laughs) Plus, my girl

just had a baby. I would actually say

this is easier than the baby. This is the

sixth day in a row painting. Another

five days and we're done.

Do you still paint illegal spots?

We're going to be doing some less au-

thorized stuff, while we are around

because that's the way I feel graffiti

always should be or has been. It's why

I paint. It's the ownership of space and

questioning control and stuff like that,

but also a domination of space and

making it come alive with color.

Where are you living right now?

In London. South London.

Do you value remaining anonymous?

I prefer to remain anonymous, but

people can obviously work out who I

am. That's not the end of the world. It's

not my sole mission to remain anony-

mous. But I prefer people not having

a face to make judgements on. I think

the imagination is greater than reality.

Is fame an aspiriation of yours?

Obviously the aspiration always chag-

es, but yeah, I want to make that name

as famous as I can. I want my art to

be as famous as it can be. That's why

I prefer to remain anonymous. It's not

me. I don't want the fame. I don't want

to be recognized. I don't need to get

into the VIP section.

Has anything bad happened on the

trip so far?

Not really. Well, we did get a speeding

ticket on our way to Berlin.

insaland.com

foolsgoldtour.com

Interview Lev Nordstrom

63LAST LOOK

Page 63: #18 proud magazine Berlin

62 LAST LOOK

INSA WONderfuL WOrLd

HOHe AbSäTze vS. HOHe KuNST

Entlang der andauernden Kontrover-

se zwischen Graffiti, Streetart, Urban

Art und der hohen Kunst hält sich

unser dies monatlicher Cover-Artist

INSA gekonnt zurück und lässt lie-

ber seine Kunst für sich sprechen.

Sei es eine legale Wand im Yaam,

eine illegale Wand irgendwo anders,

eine Arbeit für das TATE Britain,

eine Leinwand im eigenen Atelier,

eine Marken-Kollaboration mit Nike,

oder einfach nur hohe Absätze, INSA

weiß, wie es läuft.

The heels seem to have become your

trademark. Why heels?

I got into heels a long time ago. I was

holding a pair and saw a fantastic

„S“-shape in them. At the time I was

writing my name a lot and was get-

ting bored of traditional graffiti. So I

thought I could just start painting the

heels instead. I also see it as an iconic

symbol of different things like con-

sumerism and sexuality, the kinds of

things I am interested in, in my work.

For a long time, people thought the

heels were being painted by a girl. So I

also like the play on gender and iden-

tity, even though by now most people

realize the heels are me.

What got you into writing in the first

place?

Actually it was my mum. She got me

the book „Subway Art“ for Christmas

in 1989. Basically I was a kid, who was

into art, but also into being a rebel and

wanting to break the law.

How do you define yourself in be-

tween being a genuine artist, a graf-

fiti writer or even a street artist?

I don't think it's necessary to define,

though I would much rather be called

an artist. I kind of hate being called

a street artist because I think street

art is a term that evolved from graf-

fiti art rather than something graffiti

artist have evolved into. I would prefer

not being defined or having rules. You

shouldn't have any rules in what you

create. You should open your creative

horizon to anything that you want to

create. But people like to categorize. So

in the art world they usually see me

as a street or graffiti artist, whereas

graffiti artists usually see me as the

art guy. It's kind of treading the line

between both and not being accepted

by either.

You're on the Fool's Gold Tour right

now. Is that something you just do

for fun?

It's kindly being paid for by corporate

money (laughs). It's difficult to say. I do

it for a job and I do it for fun because

this is clearly a fun trip, but we are

also doing an exhibition in Warsaw. We

could have easily just flown to Warsaw

and put up the exhibition, but instead

we decided to paint in a new country

every day leading up to the final show.

We're not being paid any extra money

for this.

Do you get tired?

Every wall is a new challenge, but

yeah, you do get tired. I'm exhausted.

I'm nackered. (laughs) Plus, my girl

just had a baby. I would actually say

this is easier than the baby. This is the

sixth day in a row painting. Another

five days and we're done.

Do you still paint illegal spots?

We're going to be doing some less au-

thorized stuff, while we are around

because that's the way I feel graffiti

always should be or has been. It's why

I paint. It's the ownership of space and

questioning control and stuff like that,

but also a domination of space and

making it come alive with color.

Where are you living right now?

In London. South London.

Do you value remaining anonymous?

I prefer to remain anonymous, but

people can obviously work out who I

am. That's not the end of the world. It's

not my sole mission to remain anony-

mous. But I prefer people not having

a face to make judgements on. I think

the imagination is greater than reality.

Is fame an aspiriation of yours?

Obviously the aspiration always chag-

es, but yeah, I want to make that name

as famous as I can. I want my art to

be as famous as it can be. That's why

I prefer to remain anonymous. It's not

me. I don't want the fame. I don't want

to be recognized. I don't need to get

into the VIP section.

Has anything bad happened on the

trip so far?

Not really. Well, we did get a speeding

ticket on our way to Berlin.

insaland.com

foolsgoldtour.com

Interview Lev Nordstrom

63LAST LOOK

Page 64: #18 proud magazine Berlin

Wall piece, London 2009

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‘Sneaker Fetish 90s1’ Spray paint and marker on canvas

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Page 65: #18 proud magazine Berlin

Wall piece, London 2009

64 LAST LOOK

‘Sneaker Fetish 90s1’ Spray paint and marker on canvas

65LAST LOOK

Page 66: #18 proud magazine Berlin

66 LAST WORD

ntegration, Zugzwang oder doch nur möchte gern Coolness?

Man kann es sich kaum vorstellen, zuckt auch gerne mal zu-

sammen, wenn von ihnen Aussagen fallen, die sie auswendig

gelernt oder aufgeschnappt haben. Sonst so verhasst gegen all

das, fühlen sie sich plötzlich verbunden und möchten mitre-

den. Sie rufen Worte und Namen raus, in der Hoffnung, dass

man sie nach der Definition fragt, die sie auswendig gelernt

haben, dass man sie am Besten dafür lobt. Eigentlich haben sie keine Ahnung, ka-

schieren dies auch vier Jahr lang, versuchen dann aber mitzureden, um cool zu sein,

um Eindruck zu machen und Props dafür zu bekommen.

Frauen, die sich eine Flagge auf die Backe malen und behaupten, sie seien Fußball-

Fans.

„Ähh, kannst du bitte mal den Fernseher ausmachen und dich fertig machen? Wir

müssen los. Ist mir egal, ob die jetzt spielen oder nicht.“ Nur selten ist in einer Be-

ziehung Bundesliga schauen mit vollstem Verständnis erlaubt, nur selten sitzt die

Frau mit einem Bier und Gejubel daneben. Ist ja nur die Bundesliga, da kann man eh

nicht Partei ergreifen. Frauen kennen Ribéry nur aus der Klatschpresse durch seinen

Fehlgriff an einer Minderjährigen, dass er einer der besten französischen Spieler ist,

wissen sie nicht. Wer sieht gut aus? Wer besser? Das sind die Kriterien. Die Spieler-

frauen sind ihnen am vertrautesten.

Was früher noch zur allgemeinen Belustigung führte und ständig als Maßstab für

Fußballwissen eingesetzt wurde, ist heute jeder Frau bekannt. Abseits kann man er-

klären und warum die Rote Karte Konsequenten hat auch. Mehr Regeln braucht man

nicht zu wissen. Der Begriff ‚Schwalbe’ fällt selten, ein Begriff, den sie entweder nicht

oft hören oder pro Italien sind. Ist ja auch ein schönes Land.

Und nun sitzt man da, an einem Spieltag und vermisst das Testosteron um sich he-

rum. Ich denke keine Frau möchte Germany’s Next Topmodel nur mit Männern an-

schauen oder wie würden wir das finden, wenn ein Mann alle Namen der Mitstreiter

kennt? Schwul? Warum also denken Frauen, sie seien coole Bräute, wenn sie Fuß-

ballregeln aufsagen können? Gehört das nicht zur Allgemeinbildung?

Dass wir Frauen Fußball schauen, erst recht, wenn es um die Weltmeisterschaft geht,

ist verständlich. Dass wir patriotisch sind, ok. Dass wir jubeln, uns freuen und Bier

aus der Flasche trinken, auch in Ordnung. Aber können wir schweigen und unser

Semi-Fachwissen für uns behalten?

Es gibt nichts Schlimmeres als neben einer Frau zu sitzen, die während eines Fußball-

spiels ständig Béla Réthy in schlecht kopieren möchte und denkt, damit die Männer-

herzen auf ihre Seite zu bekommen. Man zuckt förmlich zusammen, wenn sie gut

gemeinte Vorschläge, gar Witze in den Raum werfen: „Poldi soll raus, Gomez rein.“

Frauen, die bei einem Deutschlandspiel ein Wir-Gefühl bekommen a la „Haben wir

gut gemacht“ und bei einem für sie unwichtigen Spiel Promi-Dinner schauen, sind

keine Fußball-Fans, sondern Deutschland-Fans.

Irre ich mich und Männer finden das toll, dann lade ich demnächst Männer zum

Public-Viewing ein: Popstars mit D!.

Pelén Boramir

Page 67: #18 proud magazine Berlin

66 LAST WORD

ntegration, Zugzwang oder doch nur möchte gern Coolness?

Man kann es sich kaum vorstellen, zuckt auch gerne mal zu-

sammen, wenn von ihnen Aussagen fallen, die sie auswendig

gelernt oder aufgeschnappt haben. Sonst so verhasst gegen all

das, fühlen sie sich plötzlich verbunden und möchten mitre-

den. Sie rufen Worte und Namen raus, in der Hoffnung, dass

man sie nach der Definition fragt, die sie auswendig gelernt

haben, dass man sie am Besten dafür lobt. Eigentlich haben sie keine Ahnung, ka-

schieren dies auch vier Jahr lang, versuchen dann aber mitzureden, um cool zu sein,

um Eindruck zu machen und Props dafür zu bekommen.

Frauen, die sich eine Flagge auf die Backe malen und behaupten, sie seien Fußball-

Fans.

„Ähh, kannst du bitte mal den Fernseher ausmachen und dich fertig machen? Wir

müssen los. Ist mir egal, ob die jetzt spielen oder nicht.“ Nur selten ist in einer Be-

ziehung Bundesliga schauen mit vollstem Verständnis erlaubt, nur selten sitzt die

Frau mit einem Bier und Gejubel daneben. Ist ja nur die Bundesliga, da kann man eh

nicht Partei ergreifen. Frauen kennen Ribéry nur aus der Klatschpresse durch seinen

Fehlgriff an einer Minderjährigen, dass er einer der besten französischen Spieler ist,

wissen sie nicht. Wer sieht gut aus? Wer besser? Das sind die Kriterien. Die Spieler-

frauen sind ihnen am vertrautesten.

Was früher noch zur allgemeinen Belustigung führte und ständig als Maßstab für

Fußballwissen eingesetzt wurde, ist heute jeder Frau bekannt. Abseits kann man er-

klären und warum die Rote Karte Konsequenten hat auch. Mehr Regeln braucht man

nicht zu wissen. Der Begriff ‚Schwalbe’ fällt selten, ein Begriff, den sie entweder nicht

oft hören oder pro Italien sind. Ist ja auch ein schönes Land.

Und nun sitzt man da, an einem Spieltag und vermisst das Testosteron um sich he-

rum. Ich denke keine Frau möchte Germany’s Next Topmodel nur mit Männern an-

schauen oder wie würden wir das finden, wenn ein Mann alle Namen der Mitstreiter

kennt? Schwul? Warum also denken Frauen, sie seien coole Bräute, wenn sie Fuß-

ballregeln aufsagen können? Gehört das nicht zur Allgemeinbildung?

Dass wir Frauen Fußball schauen, erst recht, wenn es um die Weltmeisterschaft geht,

ist verständlich. Dass wir patriotisch sind, ok. Dass wir jubeln, uns freuen und Bier

aus der Flasche trinken, auch in Ordnung. Aber können wir schweigen und unser

Semi-Fachwissen für uns behalten?

Es gibt nichts Schlimmeres als neben einer Frau zu sitzen, die während eines Fußball-

spiels ständig Béla Réthy in schlecht kopieren möchte und denkt, damit die Männer-

herzen auf ihre Seite zu bekommen. Man zuckt förmlich zusammen, wenn sie gut

gemeinte Vorschläge, gar Witze in den Raum werfen: „Poldi soll raus, Gomez rein.“

Frauen, die bei einem Deutschlandspiel ein Wir-Gefühl bekommen a la „Haben wir

gut gemacht“ und bei einem für sie unwichtigen Spiel Promi-Dinner schauen, sind

keine Fußball-Fans, sondern Deutschland-Fans.

Irre ich mich und Männer finden das toll, dann lade ich demnächst Männer zum

Public-Viewing ein: Popstars mit D!.

Pelén Boramir

Page 68: #18 proud magazine Berlin

BER

LINISSU

E #18 • M

OB

ILEE • HU

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CO

LLECTIVE

JULI 2010