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Kommunalwahl am 24. März 1974 15 Wahlkreise 1 Kandidierender pro Partei 1 Stimme pro Wähler 28 Abgeordnete 15 Direkt: 1 SPD, 14 CDU 13 über Liste: 8 SPD, 5 FDP Die CDU errang 1 Überhangmandat Somit erhöhte sich die Anzahl der Mitglieder der Ratsversammlung von 27 auf 28 Wolf-Bodo Weber bis 3.3.1977 Rolf Steinfeldt Fraktionsvorsitzender (ab 3.3.1977) Horst Fürstenau bis 3.3.1977 Stadtrat (bis 3.3.1977) Hermann Schwartz 1. stv. Bürgervorsteher Edwin Jungblut Udo Gillandt bis 10.6.1976 Elke Jungblut Walter Teichert Harro Strecker Fraktionsvorsitzender (bis 3.3.1977) Stadtrat (ab 3.3.1977) Helmut Hülsmeyer ab 10.6.1976 Horst Bode ab 3.3.1977 Dieter Krohn ab 3.3.1977 SPD-Abgeordnete in der Ratsversammlung Wahlsystem Stimmen Prozente Sitze SPD 2.626 31,9 % 9 CDU 3.978 48,3 % 14 FDP 1.444 17,5 % 5 Sch.B.B. 191 2,3 % Sch.B.B.: Schenefelder Bürgerblock (rechte bürgerliche Liste, auf der auch Mitglieder der NPD kandidierten) 1 Rolf Steinfeldt, 2 Wolf-Bodo Weber, 3 Harro Strecker, 4 Walter Teichert, 5 Edwin Jungblut, 6 Hermann Schwartz, 7 Elke Jungblut, 8 Horst Fürstenau 1 6 7 8 5 2 3 4 1974 – 1978 Vom Busverkehr nach Altona bis zur PVG Die Reizfigur Horst Fürstenau * 1926 – † 1988 Horst Fürstenau war ein Vollblutpolitiker mit Ecken und Kanten und seine Reden im Ortsparlament waren berühmt, berüchtigt, beim Gegner gefürchtet und nie langweilig. Er war eine charismatische Führungsfigur und die beeindruckende Liste seiner Ämter und Funktionen weist den SPD-Ortsvereinsvorsitz, Fraktionsvorsitz, Stadtrat, Kreistagsabgeordneter, stellvertretender Landrat und Mitglied des SPD-Kreisvorstandes aus. Die Schenefelder SPD setzte ihn schon bei seiner zwei- ten Kandidatur 1966 auf den zweiten Platz ihrer Liste und erkor ihn 1970 zu ihrem Spitzenkandidaten. Horst Fürstenau war „ein Sozi und Gewerkschafter alter Schule“ wie er sich selbst nannte. Gleich nach dem 2. Weltkrieg trat er 1946 in Elmshorn in die SPD ein und zwei Jahre später wurde er Mitglied der Gewerk- schaft ÖTV und 1951 stellvertretender Ortskartell- vorsitzender und stellvertretender ÖTV-Kreisvorsit- zender. 1953 ging er nach Itzehoe, war ÖTV-Kreis- sekretär und kam dann ein Jahr später nach Schles- wig, wo er die erste gewerkschaftliche Landesrechts- schutzstelle aufbaute. Als aktives SPD-Mitglied gehörte er dort der Ratsversammlung an. Im Jahr 1961 kam Fürstenau zum DGB nach Ham- burg und stieg zum Leiter der DGB-Rechtstelle in der Hansestadt auf. Ab der Kommunalwahl 1962 prägte er die Schenefelder Politik maßgeblich mit. Den größten Einfluss auf die Geschicke der Kommune hatte er vom 1. Juli 1972 bis zum 30. November 1973. Damals nahm er als Erster Stadtrat Bürgermeisterpflichten für den nach einem Autounfall arbeitsunfähigen Amtsinhaber Karl-Heinz Thron wahr. Um Beruf und Ehrenamt koordinieren zu können, rief er den Magistrat mindestens dreimal in der Woche um 7 Uhr morgens zusammen. Er galt als ideenreich, akribischer Arbeiter und sicher in den Details. Schenefeld hat ihm viele umgesetzte Ideen, die Stärkung des Infrastruktur nach dem stür- mischen Bevölkerungswachstum der 60’ger Jahre, den Bau des Schulzentrums Achter de Weiden und nicht zu- letzt auch die Erlangung der Stadtwürde zu verdanken. In Zeiten von patriarchalischen Führungspersönlich- keiten entsprach er dem Zeitgeist. Aber sein Führungs- stil und seine mitunter selbstherrliche Art machten ihn zur Zielscheibe wütender Attacken des politischen Gegners. Auch innerparteilich war er alles andere als unumstritten, und so entspann sich um die Nominie- rung der Liste für die Wahl 1974 ein Wahlmarathon von drei Sitzungen des Ortsvereins, als sich zuerst keine Mehrheit der eigenen Leute für Fürstenau fand. Nach dem Debakel bei der Kommunalwahl sollte er per Mit- gliedervotum keine Spitzenposition mehr bekleiden, konnte aber die Fraktion wieder hinter sich vereinigen und blieb SPD-Stadtrat im neuen Magistrat. Nach seinem Rückzug aus der Politik 1977 blieb er Schenefeld aber weiter verbunden und wurde als Hei- matforscher und Hobbyhistoriker der Ortschronist und publizierte eine Reihe von Artikeln und zwei Bü- cher. Für diese Verdienste verlieh ihm die Stadt Sche- nefeld ihren Kulturpreis 1987. Sein politischer Opponent Cord Ellerbrock reagierte auf sein Ableben 1988 betroffen und resümierte ihre gemeinsame politische Zeit mit den Worten: „Wir ha- ben über die Parteigrenzen hinweg eine echte Zusam- menarbeit entwickelt und wirklich etwas zustandege- bracht. Er brachte Leben in Gemeindevertretung und Ratsversammlung und war eine echte Bereicherung. Durch ihn wurden auch wir Christdemokraten zu mehr Arbeit angetrieben.“ Am 11. Juli 1914 traf in Schenefeld der erste Bus ein, der den Ort zukünftig mit Altona verbinden sollte. „Das Besondere an diesem Ereignis war, dass der nächs- te Autobus am 28. November 1920 eintraf.“, schrieb Ortschronist Horst Fürstenau über dieses Ereignis. Von diesem Tag an fuhr er dann allerdings regel- mäßig viermal täglich. Eine weitere Verbesserung gab es seit dem 4. April 1926, als die Verkehrsgesellschaft Altona (VAGA) mit ihrer Linie 4 Schenefeld anschloss. Zum Teil in halbstündigen Rhythmus fuhren nun die Busse, die den Anschluss an die Straßenbahn her- stellten. Bereits 1898 war die erste Straßenbahn von Billstedt bis zum Bahrenfelder Marktplatz gefahren. 1923 war sie bis zur Trabrennbahn und 1925 bis zum Altonaer Hauptfriedhof verlängert worden. Am 29. Oktober 1955 wurde die Verlängerung der Linie 1 bis zum Schenefelder Platz feierlich eröffnet. Bis zum 3. Juni 1973 fuhren die Straßenbahnen der Linie 1 und Linie 11 bis zur Endstation Schenefelder Platz. Danach übernahmen die Busse den Verkehr, die Linie 188 vom Altonaer Bahnhof bis Schenefelder Platz. Ebenfalls der Nachtbus 602 vom Hamburger Rathausplatz bis Osdorf. Heute fahren drei Metrobuslinien über den Sche- nefelder Platz. Darüber hinaus eine Linie nach Pinneberg. Ebenfalls jahrelang geplant war der Bau einer U-Bahnlinie vom Hamburger Hauptbahnhof über Altona und Osdorf mit einem Endbahnhof in Schenefeld. Das Gelände wurde noch jahrelang für diesen Zweck vorgehalten, fiel dann aber zuerst dem Rotstift des Hamburger Senates zum Opfer als die Planung und der Bau neuer Untergrundbahnen nicht weiter verfolgt wurden und das Gelände schließlich für eine Erweiterung der SPAR verwendet wurde. Die Pinneberger Verkehrsgesellschaft mbH weihte am 1. Juni 1975 im Osterbrooksweg 73 einen neuen Betriebshof ein. Seit dieser Zeit wird von hier aus der Busverkehr in Teilen des Kreises Pinneberg und im Westen Hamburgs betrieben. Die Geschichte der Firma begann 1925 in Marne in Dithmarschen mit der Gründung der August & Heinz Reimers Kraftver- kehrs-KG. Erste Busverbindungen wurden zwischen Brunsbüttelkoog und Burg hergestellt. Es folgten bald regelmäßige Linien nach Wilster, Brockdorf, Itzehoe, Hademarschen, Friedrichskoog, Meldorf und Heide. Der Sprung von Dithmarschen in den Kreis Pinneberg erfolgte 1927 mit der Strecke Itzehoe- Hörnerkirchen, der bis 1939 die Überlandlinien Marne-Elmshorn, Elmshorn-Hamburg, Pinneberg- Eidelstedt, Kummerfeld und Appen folgten. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Busse von der Wehr- macht beschlagnahmt, die Linien an der Westküste gingen an die Reichspost und die Reichsbahn über. 1949 verlagerte Heinz Reimers, Sohn des Firmen- gründers, den Betrieb nach Rellingen und konzent- rierte sich auf den Nahverkehr. 1955 wurde der Stadt- verkehr in Wedel geschaffen, 1971 die Mehrheit der Gesellschaft an die Hamburger Hochbahn AG ver- kauft. Noch 1989 wurde das Betriebsgelände erheblich erweitert und modernisiert, um den Anforderungen an den zeitgemäßen Busverkehr gerecht zu werden. Nach dem Rücktritt von Willy Brandt übernahm Helmut Schmidt den Posten des Bundeskanzlers. Lag das Augenmerk der Regierung Brandt noch in der Außen- und Deutschlandpolitik, musste sich sein Nachfolger einer Reihe innenpolitischer Krisen stel- len. Hinzu kamen wirtschaftliche Probleme. Diese begannen bereits 1973 mit der Ölkrise. Die ara- bischen Länder verhängten aufgrund der Unterstüt- zung des Westens für Israel im Jom-Kippur-Krieg ei- nen Ölboykott. Durch das Wegbrechen des Öls von der Arabischen Halbinsel stieg der Ölpreis in nie ge- kannte Höhen, was zu einer Wirtschaftskrise führ- te. Hinzu kam 1975 der Zusammenbruch der auf dem Dollar basierenden Währungsordnung. Durch diese Ereignisse wurde erstmals die inzwischen enge Ver- flechtung der Weltwirtschaft deutlich. Als Reaktion darauf trafen sich 1975 auf Initiative Helmut Schmidts die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigs- ten Industrienationen zum Weltwirtschaftsgipfel. Diese Institution hat sich nachhaltig bewährt und tagt bis heute, ergänzt um Russland, als G 8. Innenpolitisch waren die Jahre vom Terror der Rote Armee Fraktion (RAF) geprägt. Zwar gelang bereits 1972 die Verhaftung der Gründer Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin, doch die Terroranschläge gehen weiter. Dazu gehörten Geisel- nahmen, Bombenanschläge und Entführungen. Die Bundesrepublik sah sich einer großen Herausforde- rung gegenüber. Die Feinde der Demokratie sollten bekämpft werden, dazu mussten aber Bürgerrechte eingeschränkt werden. Seinen Höhepunkt erreichte der Terror im „Deutschen Herbst“ 1977 mit der Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried Buback und Jürgen Ponto, dem Vorstandsvorsitzenden der Dresdner Bank sowie der Entführung und späteren Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Mar- tin Schleyer. Parallel zur Entführung Schleyers kaper- ten palästinensische Terroristen ein Flugzeug der Luft- hansa. Sie forderten die Freilassung der inhaftierten RAF-Mitglieder. Nach einem tagelangen Irrflug lan- dete die Maschine am 17.Oktober 1977 in Mogadischu. Die Bundesregierung war fest entschlossen, nicht mit den Entführern zu verhandeln. Als die Genehmi- gung der somalischen Regierung vorlag, stürmte am 18. Oktober eine Sondereinheit des Bundesgrenz- schutz, die GSG 9, das Flugzeug und befreite die Geiseln lebend. Dabei wurden drei der vier Terroris- ten getötet. Nach dem Tod der RAF-Spitze wurde Hans-Martin Schleyer von seinen Entführern hinge- richtet. Die in Stuttgart-Stammheim inhaftierten Jan- Carl Raspe, Gudrun Ensslin und Andreas Baader be- gingen noch in derselben Nacht Selbstmord. Das Logo der Roten Armee Fraktion (RAF) Roter Stern und eine Heckler & Koch MP5 Angriff auf den Rechtsstaat SPD-Spitzen 1974: Hermann Schwartz, Rolf Steinfeld, Horst Fürstenau, Edwin Jungblut (v.l.n.r. )

1974 – 1978 - spdschenefeld.comspdschenefeld.com/wp-content/uploads/2012/10/T9_01_070925.pdf · Kommunalwahl am 24. März 1974 15 Wahlkreise 1 Kandidierender pro Partei 1 Stimme

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Kommunalwahl am 24. März 1974

15Wahlkreise

1KandidierenderproPartei

1StimmeproWähler

28Abgeordnete

15Direkt:1SPD,14CDU

13überListe:8SPD,5FDP

Die CDU errang 1 ÜberhangmandatSomit erhöhte sich die Anzahl der Mitglieder der Ratsversammlung von 27 auf 28

Wolf-BodoWeber bis3.3.1977

RolfSteinfeldt Fraktionsvorsitzender

(ab3.3.1977)

HorstFürstenau bis3.3.1977

Stadtrat(bis3.3.1977)

HermannSchwartz 1.stv.Bürgervorsteher

EdwinJungblut

UdoGillandt bis10.6.1976

ElkeJungblut

WalterTeichert

HarroStrecker Fraktionsvorsitzender

(bis3.3.1977)

Stadtrat(ab3.3.1977)

HelmutHülsmeyer ab10.6.1976

HorstBode ab3.3.1977

DieterKrohn ab3.3.1977

SPD-Abgeordnete in der Ratsversammlung

Wahlsystem

Stimmen Prozente Sitze

SPD 2.626 31,9% 9

CDU 3.978 48,3% 14

FDP 1.444 17,5% 5

Sch.B.B. 191 2,3%

Sch.B.B.: Schenefelder Bürgerblock (rechte bürgerliche Liste, auf der auch Mitglieder der NPD kandidierten)

1 Rolf Steinfeldt, 2 Wolf-Bodo Weber, 3 Harro Strecker, 4 Walter Teichert, 5 Edwin Jungblut, 6 Hermann Schwartz, 7 Elke Jungblut, 8 Horst Fürstenau

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1974 – 1978

Vom Busverkehr nach Altona bis zur PVG

DieReizfigur

Horst Fürstenau* 1926 – † 1988 HorstFürstenauwareinVollblutpolitikermitEcken

und Kanten und seine Reden im Ortsparlament

warenberühmt,berüchtigt,beimGegnergefürchtet

undnielangweilig.

Er war eine charismatische Führungsfigur und die

beeindruckendeListeseinerÄmterundFunktionen

weistdenSPD-Ortsvereinsvorsitz,Fraktionsvorsitz,

Stadtrat, Kreistagsabgeordneter, stellvertretender

LandratundMitglieddesSPD-Kreisvorstandesaus.

DieSchenefelderSPDsetzteihnschonbeiseinerzwei-

tenKandidatur1966aufdenzweitenPlatzihrerListe

underkorihn1970zuihremSpitzenkandidaten.

HorstFürstenauwar„einSoziundGewerkschafter

alterSchule“wieersichselbstnannte.Gleichnachdem

2.Weltkriegtrater1946inElmshornindieSPDein

undzweiJahrespäterwurdeerMitgliedderGewerk-

schaft ÖTV und 1951 stellvertretender Ortskartell-

vorsitzenderundstellvertretenderÖTV-Kreisvorsit-

zender.1953gingernachItzehoe,warÖTV-Kreis-

sekretärundkamdanneinJahrspäternachSchles-

wig,woerdieerstegewerkschaftlicheLandesrechts-

schutzstelle aufbaute. Als aktives SPD-Mitglied

gehörteerdortderRatsversammlungan.

ImJahr1961kamFürstenauzumDGBnachHam-

burgundstiegzumLeiterderDGB-Rechtstelleinder

Hansestadtauf.

AbderKommunalwahl1962prägteerdieSchenefelder

Politikmaßgeblichmit.DengrößtenEinflussaufdie

GeschickederKommunehatteervom1.Juli1972bis

zum30.November1973.DamalsnahmeralsErster

Stadtrat Bürgermeisterpflichten für den nach einem

AutounfallarbeitsunfähigenAmtsinhaberKarl-Heinz

Thronwahr.UmBerufundEhrenamtkoordinieren

zukönnen,rieferdenMagistratmindestensdreimalin

derWocheum7Uhrmorgenszusammen.

Ergalt als ideenreich, akribischerArbeiterund sicher

in den Details. Schenefeld hat ihm viele umgesetzte

Ideen,dieStärkungdes Infrastrukturnachdemstür-

mischenBevölkerungswachstumder60’ger Jahre,den

BaudesSchulzentrumsAchterdeWeidenundnichtzu-

letztauchdieErlangungderStadtwürdezuverdanken.

InZeitenvonpatriarchalischenFührungspersönlich-

keitenentspracherdemZeitgeist.AberseinFührungs-

stil und seine mitunter selbstherrliche Art machten

ihnzurZielscheibewütenderAttackendespolitischen

Gegners.Auchinnerparteilichwarerallesandereals

unumstritten,undsoentspannsichumdieNominie-

rungderListe fürdieWahl1974einWahlmarathon

vondreiSitzungendesOrtsvereins,alssichzuerstkeine

MehrheitdereigenenLeutefürFürstenaufand.Nach

demDebakelbeiderKommunalwahlsollteerperMit-

gliedervotum keine Spitzenposition mehr bekleiden,

konnteaberdieFraktionwiederhintersichvereinigen

undbliebSPD-StadtratimneuenMagistrat.

Nach seinemRückzugausderPolitik1977blieber

SchenefeldaberweiterverbundenundwurdealsHei-

matforscher und Hobbyhistoriker der Ortschronist

undpublizierteeineReihevonArtikelnundzweiBü-

cher.FürdieseVerdiensteverliehihmdieStadtSche-

nefeldihrenKulturpreis1987.

SeinpolitischerOpponentCordEllerbrockreagierte

aufseinAbleben1988betroffenundresümierteihre

gemeinsamepolitischeZeitmitdenWorten:„Wirha-

benüberdieParteigrenzenhinwegeineechteZusam-

menarbeitentwickeltundwirklichetwaszustandege-

bracht.ErbrachteLebeninGemeindevertretungund

RatsversammlungundwareineechteBereicherung.

Durch ihn wurden auch wir Christdemokraten zu

mehrArbeitangetrieben.“

Am11.Juli1914trafinSchenefeldderersteBusein,der

denOrtzukünftigmitAltonaverbindensollte.„Das

Besondere an diesem Ereignis war, dass der nächs-

teAutobusam28.November1920eintraf.“,schrieb

Ortschronist Horst Fürstenau über dieses Ereignis.

Von diesem Tag an fuhr er dann allerdings regel-

mäßigviermaltäglich.EineweitereVerbesserunggab

esseitdem4.April1926,alsdieVerkehrsgesellschaft

Altona(VAGA)mitihrerLinie4Schenefeldanschloss.

ZumTeilinhalbstündigenRhythmusfuhrennundie

Busse, die den Anschluss an die Straßenbahn her-

stellten.Bereits1898wardieersteStraßenbahnvon

BillstedtbiszumBahrenfelderMarktplatzgefahren.

1923warsiebiszurTrabrennbahnund1925biszum

AltonaerHauptfriedhofverlängertworden.

Am 29. Oktober 1955 wurde die Verlängerung der

Linie1biszumSchenefelderPlatzfeierlicheröffnet.

Biszum3. Juni1973 fuhrendieStraßenbahnender

Linie1undLinie11biszurEndstationSchenefelder

Platz. Danach übernahmen die Busse den Verkehr,

dieLinie188vomAltonaerBahnhofbisSchenefelder

Platz. Ebenfalls der Nachtbus 602 vom Hamburger

RathausplatzbisOsdorf.

Heute fahren drei Metrobuslinien über den Sche-

nefelder Platz. Darüber hinaus eine Linie nach

Pinneberg.

Ebenfalls jahrelang geplant war der Bau einer

U-Bahnlinie vom Hamburger Hauptbahnhof über

Altona und Osdorf mit einem Endbahnhof in

Schenefeld. Das Gelände wurde noch jahrelang für

diesenZweckvorgehalten,fieldannaberzuerstdem

Rotstift des Hamburger Senates zum Opfer als die

PlanungundderBauneuerUntergrundbahnennicht

weiterverfolgtwurdenunddasGeländeschließlich

füreineErweiterungderSPARverwendetwurde.

Die Pinneberger Verkehrsgesellschaft mbH weihte

am1.Juni1975imOsterbrooksweg73einenneuen

Betriebshof ein. Seit dieser Zeit wird von hier aus

derBusverkehrinTeilendesKreisesPinnebergund

imWestenHamburgsbetrieben.DieGeschichteder

Firmabegann1925inMarneinDithmarschenmitder

Gründung der August & Heinz Reimers Kraftver-

kehrs-KG.ErsteBusverbindungenwurdenzwischen

Brunsbüttelkoog und Burg hergestellt. Es folgten

bald regelmäßige Linien nach Wilster, Brockdorf,

Itzehoe, Hademarschen, Friedrichskoog, Meldorf

und Heide. Der Sprung von Dithmarschen in den

KreisPinnebergerfolgte1927mitderStreckeItzehoe-

Hörnerkirchen, der bis 1939 die Überlandlinien

Marne-Elmshorn, Elmshorn-Hamburg, Pinneberg-

Eidelstedt, Kummerfeld und Appen folgten. Im

ZweitenWeltkriegwurdendieBussevonderWehr-

macht beschlagnahmt, die Linien an der Westküste

gingen an die Reichspost und die Reichsbahn über.

1949 verlagerte Heinz Reimers, Sohn des Firmen-

gründers, den Betrieb nach Rellingen und konzent-

riertesichaufdenNahverkehr.1955wurdederStadt-

verkehr in Wedel geschaffen, 1971 die Mehrheit der

Gesellschaft an die Hamburger Hochbahn AG ver-

kauft.Noch1989wurdedasBetriebsgeländeerheblich

erweitert und modernisiert, um den Anforderungen

andenzeitgemäßenBusverkehrgerechtzuwerden.

Nach dem Rücktritt von Willy Brandt übernahm

HelmutSchmidtdenPostendesBundeskanzlers.Lag

das Augenmerk der Regierung Brandt noch in der

Außen- und Deutschlandpolitik, musste sich sein

NachfolgereinerReihe innenpolitischerKrisenstel-

len. Hinzu kamen wirtschaftliche Probleme. Diese

begannen bereits 1973 mit der Ölkrise. Die ara-

bischenLänderverhängten aufgrundderUnterstüt-

zungdesWestensfürIsraelimJom-Kippur-Kriegei-

nenÖlboykott.DurchdasWegbrechendesÖlsvon

derArabischenHalbinselstiegderÖlpreisinniege-

kannte Höhen, was zu einer Wirtschaftskrise führ-

te.Hinzukam1975derZusammenbruchderaufdem

Dollar basierenden Währungsordnung. Durch diese

Ereignissewurdeerstmalsdie inzwischenengeVer-

flechtungderWeltwirtschaftdeutlich.AlsReaktion

darauftrafensich1975aufInitiativeHelmutSchmidts

dieStaats-undRegierungschefsdersiebenwichtigs-

ten Industrienationen zum Weltwirtschaftsgipfel.

DieseInstitutionhatsichnachhaltigbewährtundtagt

bisheute,ergänztumRussland,alsG8.

InnenpolitischwarendieJahrevomTerrorderRote

ArmeeFraktion(RAF)geprägt.Zwargelangbereits

1972 die Verhaftung der Gründer Andreas Baader,

Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin, doch die

Terroranschlägegehenweiter.DazugehörtenGeisel-

nahmen, Bombenanschläge und Entführungen. Die

Bundesrepublik sah sich einer großen Herausforde-

rung gegenüber. Die Feinde der Demokratie sollten

bekämpft werden, dazu mussten aber Bürgerrechte

eingeschränkt werden. Seinen Höhepunkt erreichte

der Terror im „Deutschen Herbst“ 1977 mit der

Ermordung von Generalbundesanwalt Siegfried

BubackundJürgenPonto,demVorstandsvorsitzenden

derDresdnerBanksowiederEntführungundspäteren

ErmordungdesArbeitgeberpräsidentenHanns-Mar-

tinSchleyer.ParallelzurEntführungSchleyerskaper-

tenpalästinensischeTerroristeneinFlugzeugderLuft-

hansa. Sie fordertendieFreilassungder inhaftierten

RAF-Mitglieder.NacheinemtagelangenIrrfluglan-

detedieMaschineam17.Oktober1977inMogadischu.

DieBundesregierungwarfestentschlossen,nichtmit

den Entführern zu verhandeln. Als die Genehmi-

gungdersomalischenRegierungvorlag,stürmteam

18. Oktober eine Sondereinheit des Bundesgrenz-

schutz, die GSG 9, das Flugzeug und befreite die

Geiselnlebend.DabeiwurdendreidervierTerroris-

ten getötet. Nach dem Tod der RAF-Spitze wurde

Hans-MartinSchleyervonseinenEntführernhinge-

richtet.DieinStuttgart-StammheiminhaftiertenJan-

CarlRaspe,GudrunEnsslinundAndreasBaaderbe-

gingennochinderselbenNachtSelbstmord.

Das Logo der Roten Armee Fraktion (RAF)

Roter Stern und eine Heckler & Koch MP5

Angriff auf den Rechtsstaat

SPD-Spitzen 1974: Hermann Schwartz, Rolf Steinfeld,

Horst Fürstenau, Edwin Jungblut (v.l.n.r. )