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4. Dezember 1992 Deutscher . Herbst 1992 Seite 15 POLil -_.·'.·,.= ..• · ·) 1. 1 betrifft menschliches ·wolle. n: Ernst Tugendhats gesanimelte Aufsätz€ . . . '··:t Abschied v()m: ,; ideutschen ,: .. - . . ! , .: . '.:';-·· " seinen Protest in der taz gegen das in der öffeiit- Uμd Welterf$.rung mit neuen methodischen Mit- ' /,X8ri : Otto _ von zu bestimmen. El hat die in. Heideg- . die. . ftlr Geld aut, illeg!l· Sprachmagie. wortreich verdunkelten Grund- :(damals n.och: der „Seinsfrage'.' kritisiert - im griechi· . briAgen!. 'f:ugendhats· f amifie hatte es. solchen . von krinein: das heißt , er hat zu verd!tnken, daß sie recht· ijlre dlverie!J unterschieden, ihre ·E · mst Tugeiidhat , bis Anfang . · ·· fiir: Philosophie an der Freien ·· .B. erfui, · hat vor dem- Erseh'eföen seiiier lei- der Ziemlich unvollst!li:tdjgeji · ;;Collected · Papers" diese8 Land ' Et'hat sich · mif tWei un· seheiiibi!reri TÜ<:lienbllcherii .:. als FachphiloSO_ph und Bürger ,- vdit zwei _ uriterschicälichen Of- verabs"chiedet. . . ' ' "Im November · 1949 biil ieh mit 19 Jahreii aus per jQdi5cli.en . Emigration iii Veneiuefa und den . USA ' zwtf nach gek'oriiJnen. DäB das ein fragwürdiger Schritt war" - heißt 'es m·„Eihilt _ iind Politik". -. ,; ist inir eist Viel spllter Fragwürdig isi Tu· estuS eines · , ·"' .'· · . : . . 1 :;iiPu'i. % ,. ot::. 't2 . en ll:it ssen. . ,. . . Tugeiidhat . üni Philo- Ztl _ iji 'ter- . 11. Pfilt:i>soplien J. :M,e · · Oründen :- DoCli er fllot 'hiiiZU: ·,Jetzt. nacli ' dem· AnschluB · t1itdeüticbfufds-tlnd massiven ·Riicldsll:inden F.Ierildenhaß,! wird es rur· - liberalen:GeisihieiZuhinde schwerer werden. mag ein·Stück poli- .tischet Feigheit :liegen; . . ,: „. Was einer der am: i'ücksichtslösesten .liberalen Mensdieiti ifeifeil ich je bin, sich selbst miiß für politjseh Deutsche-ein . :Vorwurf ari unser Gemeinwesen, sehe Kultur, Uns . Herbst; 199.1 •. Im Herbst 1992; m : Rostock deri Vor5itzenden des ZCnfrajrfts der Ju- · :h1rn: seihe H_eimat . !!i_c:ht viellei_c:ht ber Uni v ersalismus in d. er Ethik gehörte zum Kostbarsten des modernen boeralen Judentums , und Wir liberalen Juden meinen auch, daß er die wahre jüdische Tradition vertritt, für uns war er der einzige Stolz", schrieb Tugendhat in einer Kritik am amerikanischen politischen Theoretiker Michael Walzer. Man muß sie leider in den bei- . den Suhrkamp-Bändchen ebenso vermissen wie zeitig aus Südfiank.reicli auf . das rettinde Scl:llff E.inlieit.fu Krise versetzt. . nach Südamerika kam. . . . f:!ll ersteii seiner Auf· Die deutschen Universitäten μiUssen einen lei· die ganz denschaftlich Lelttenderi iihli frägertden denen Ve . rwendungsweisen des Verbums seii;i" - sen. Bei Ernst Tugendhat !iahen Uild Prädikation, ldentitätsbehaup- Forschende leroen, '' können, .. und _veritatives „ist" (Wahrheitsbehauptung: was ' es heißt; sich im Deliken " (tind Reden) ori- „es ist der Faμ , daß") .:. mit Heideggers Funda- entieren. Und: Was es bedeutet: bütgerliche Ver· mentalontologie. Daß das zu verstehende Sein antwortung ernst zu nehmen. Im Rückblick nämlich wejterhip_ das „Sein des Seienden" ist , . schreibt der als Philosophieprofessor „gut assimi- hatte Heidegger linbefragt v on eben jener lierte Ausländer" über seine . phys. ischeri Tradition übernommen, als deren In· flikte : .1Gerad_e diese Auseinllndersetzilngen führ. fr,agestetlung doch seine Existentialontologie sich ten dazu, daß ich inicli. " ·' • · zum ersten Mal in Sprachanalyse macht nun diesem Land voU W.ones, Da em Ar· - gument .für- · richtig hielt,- nichi scherte. ei: sic.h l1!B Atiketteil, wenn in der Asyli:echt.Sftage ver· bei der ;Qqerle!ien •. J1Slμert Wli.t'de. Tugendliat hat in auch keine philosophische Chefdiploritatie mit Buhr getrieben, sondern mit seinem „Arbeitskreis Atomwaffenfreies Europa" Pfaith Eppelmann geknüpft . Und er ,hat den Dissens mit deni Staate : nicht ge- scheut: Sein Attikel . Zlln1 ·in der ZEIT im Fbbruar. 1991 war .. <fei: '" · azifistische . Diskus- sionsbeitrag; .der auch ' (wie ich) anderer. Meinung wiμ- , · die. allergrößten Gewis- sensprobleme bereiten muß\C<„· · ,:' /_· '·''. - ;1: Die Frage nach . !IM y q;i.Jugendhats pntologisch - als was. ,I st, dem Sein des ;,Seien . den Seienden" - gestellt worden, sonlfem als Fra$e nach der EinhCit unseres sprachlich vermittelten Seinsve"rstehens. Hierin nun liegt - so Tugendhat bereits in seiner An· trittsv orlesung (1966) - eine Gemeinsamkeit mit der im .angelsächsischen Raum betriebenen sprachanalytischen Kritik der Ontologie. Seine (Martin· Heidegger gewidmeten!) "Vorlesungen zur Einfühning in die spracbanalytische Philoso- phie" (1976) stellen den Versuch dar , die klassi- schen Fragen nach dem Sein, nach Bewußtsein Ernst. . 193 _o in Bronn, Tschechoslowakei ; war Professor für ·; an d_ er Universität Berlin fragWurdig und . die' Voraussetzung, daß wir es bei der Suche i>.acli dem Sinn des Ausdrucks „Sein" ilberliaup( tPjt einheitli. chen "Frage· stellung zu tun haben, in sich zusammenbrechen. . llll .zuletzt (1991) erit.standenen des . fst . auch f5ereits die schontirigslöse Kri_ tik die Tugendhat dann · 41 seiner Ab· scJriedsvoclesung - .im Februar 199.2 vor einem hoffnungsl.Qs ,ilberfüiiten Auditorium· der Berliner Fre. ien Unive.rSita.t - ausgeführt hat: Heideggers i3eh· auptung in Sein und Zeit", aus einer irgend· · Wie U!Sprünglicheren" Zeitauffassting gleichzeitig unsere . natürliche Zeiterfahrung (von endlichen, eine Abfolge von ,,früher und später" erfahrenden Bewußtseinswesen) und den Sinn des Seins" ver· stehen zu können , llißt sich nicht halten. „Fünf Minuten Nachdenkens" hätten genügt , um zu bemerken·, -daß der angeblich ursprüngli· cber ,e öd!lr . tiefere Zeitbegriff immer schon auf un· sere Vulgäre , natürliche zeit angewiesen sei. Hei· •. :_{!, '

1992 Kallscheuer_Abschied Vom Deutschen Sein_DieZeit

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Texte sur Tugendhat

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  • 4. Dezember 1992

    Deutscher . Herbst 1992

    Seite 15 POLil

    -_.'.,.= .. ) 1. 1

    Mr~l. betrifft menschliches wolle.n: Ernst Tugendhats gesanimelte Aufstz . . . .

    ':t /~'

    Abschied v()m:,;ideutschen ,: .. - . . ! , .: . :~~~ < ~,, '.:';- " ----------~--~-- seinen Protest in der taz gegen das in der ffeiit- Ud Welterf$.rung mit neuen methodischen Mit-' /,X8ri :Otto -~-~scheuer,, ' .~chk.eit gezei~hnete !Ili~ .ij~d _von Scl!leppe~

  • ?ISCHES BUCH Diskursethik. Moral betrifft vielmehr menschli-ches Wollen. fu mbral~hen Forde~gen se~en wir,'lmS in:utren eigenen Handlungsm~tiven ~t

    iht~rsubjeJr,tiv'en Anspitlchen konfrontiert, denen wir gengen mssen, wenn wir uns selbst als Per-son achten wollen.

    Nach Probleme der Ethik" (1984) hat Tugend-hat diverse Anl.fe zu einer Ethikbegrndung un-ternommen, die ohne religise, metaphysi~che oder transzendentale (Vernunft- oder diskursethi-5che) Netie und doppelte Bden auskommen soll; ,e groe, systemati~he Lsung - wenn es sie denn-gibt - steht b,isher ~us. Auf Tugendha~ ve~sprochenes Buch zur Moralphilosophie warten wir noch. . : -, . .-... . . .

    Doch die systematische ,;Hilflqsigkeit d_er Philo-Soph~n ~gesic~ts _cier;;'1!0ralischen Schwierigkei-

    . ten von heute" (1989) .m._acht den Philosophen Tu-gendhat ,nicht . . ori.entierungslos. ~r bleibt unbe-dingter Parteignge~ fUr die Aufklrimg offener

    .Fragen (zuletzt etw.a.iQ der sogenannten ,,Eutha-nasiedebat~" zu ,d~ ;Thesen Peter Singers) l,Uld kqmpromi~r . Verteidiger des . universalis~schen Anspruqhs, .der. M~henre~hte. Datu!II wird die editorische A~eihmg ~che11 Tugend-J ltats philosophi$l=hen und e~~-poli~ischen . Auf-

    1 $J!~n den Wegen, nic)lt W:erken" dieses beken-nenden Auf)tlrers nicht.gerecht . _ . ,. So ist - um nur ein Beispiel zu;nennen - der hn 1 stw-Banst-Yer-halten .. Allerdings nur .unter der VorausselI.!lg. die5e Frage mich dem Dasein als . eine praktische Frage (nach_ unserem Haitd~ln. pach ':111~ere~ . Leben im ganzen) zu "'.erst.eben; und diis unpl,iZiert, das ~ontologisehe Kapital", das Heidegger a9s der fhil9menolQgie des: IDc.\)S~l)Ji~~I} , .. J?p5t/~S ,iu

    5';hla_s~,n ,versuc!>t, als ~heclt:'Oliil.e _TI~~ung Z!l-iilekiuweisen-:-;- --- -- - --:-:- - ---:--- --

    ,,DUn.kle Gedllnken. siitd i,mme~ reaktio~" -sagte,_Tugepdhat ~an~~al in .s~en ,Ver~~tal

    tu,ng~n. ~och in de~ Ke~e" ~es spten He1o~g. ger)n ,zur Gelassenpe1t" s1pht er; daher . ~me

    FluCb~ xor der Freiheit" . So mu eme Pos1tio~, die Verantwortlichkeit, Freiheit und Wahrheit nicht nur auslt, ' sondern durch etwas anderes ersetzt; .imniei.fllSchismus-anfllig bleiben" . . _ . .. Dir .~ptriiy~~ati